Wiesbaden. Es steht bekanntermaßen nicht sonderlich gut um die Leistungsentwicklungen der Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen. Der letzte IQB-Bildungstrend kam zu dem Ergebnis, dass fast ein Viertel der Schülerschaft die Mindeststandards in den Kernkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen nicht erfüllt (23,8 Prozent). Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die eine Klasse wiederholen müssen, ist bundesweit im vergangenen Schuljahr um 67 Prozent gestiegen. In 15 der 16 Bundesländer nahm der Anteil der Wiederholerinnen und Wiederholer der Schülerschaft im Vergleich zum Schuljahr 2020/2021 zu. Das geht aus den neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor, die am Montag veröffentlicht wurden.
Die Nachricht lässt aufhorchen: "Nach veränderten Versetzungsregelungen im ersten Schuljahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie haben im Schuljahr 2021/2022 wieder deutlich mehr Kinder und Jugendliche eine Klassenstufe wiederholt", teilte das Statistische Bundesamt mit. Bundesweit hätten insgesamt rund 155.800 Schülerinnen und Schüler, das Schuljahr entweder freiwillig wiederholt oder seien nicht versetzt worden. Das waren insgesamt 67 Prozent mehr als noch im Schuljahr 2020/2021 und acht Prozent mehr als im vorpandemischen Schuljahr 2019/2020. In Nordrhein-Westfalen betrug der Anstieg sogar 126 Prozent – von 15.417 auf 34.790. Damit stieg die Quote der Sitzengebliebenen, den Angaben zufolge bundesweit von 1,4 Prozent im Schuljahr 2020/2021 auf 2,4 Prozent im vergangenen Schuljahr und pendelte sich damit wieder auf dem Vor-Corona-Niveau ein (2,3 Prozent). Dieser Anstieg konnte in nahezu allen Bundesländern beobachtet werden. Der Stadtstaat Bremen bildet die einzige Ausnahme, mit einem Rückgang der Quote von 1,7 Prozent auf 1,5 Prozent. Am höchsten war der Anteil der Wiederholerinnen und Wiederholer mit 5 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern – 5.800 Kinder und Jugendliche wiederholten hier die Klasse. Am niedrigsten war die Quote in Berlin mit 1,2 Prozent (3.700 Wiederholerinnen und Wiederholer). Außerdem lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede erkennen. Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen, die 2021/2022 eine Klassenstufe wiederholten, waren männlich (58 Prozent). 42 Prozent waren demnach weiblich.
Im Zuge der Pandemie war in Schulen vielfach der Unterricht ausgefallen. Wechsel- und Distanzunterricht sorgten dafür, dass besondere Regeln in Hinblick auf die Versetzung von Schülerinnen und Schülern eingeführt wurden. "So wurde die Versetzung vielfach nicht mehr an die schulischen Leistungen geknüpft", erklärten die Statistiker. Die Abweichungen in den Wiederholerquoten liegen zudem in der unterschiedlichen Bildungspolitik der Bundesländer. Diese führen dazu, dass die Versetzung unterschiedlich geregelt wird.
Habt ihr in eurem Umfeld selbst wahrgenommen, dass insbesondere im Vergleich zum ersten Schuljahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie, jetzt wieder deutlich mehr Kinder und Jugendliche Schwierigkeiten in der Schule haben und ihre Versetzung dadurch gefährdet ist? Schreibt es uns in die Kommentare!