Studie zu Fake News: Mehrheit der Deutschen fordert mehr Maßnahmen

Neue Studie der TU München zeigt: Die Mehrheit der Deutschen sieht in Fake News eine Gefahr für Demokratie und Gesellschaft. (Quelle: Canva)

München. Fake News verbreiten sich schnell im Netz — und mit ihnen wächst die Verunsicherung. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt: 84 Prozent der befragten Deutschen empfinden die Verbreitung von Fake News im Internet als große bis sehr große Gefahr für die Gesellschaft, 81 Prozent betrachten sie als reale Bedrohung für Demokratie und Zusammenhalt. Über die Hälfte der Befragten wünscht sich, dass diesem Thema mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. 

Auch Daniela Schwarzer, Vorständin der Bertelsmann Stiftung, betont, dass durchaus ein Problembewusstsein für die Gefahren von Desinformationen in der Gesellschaft vorhanden sei. Dennoch warnt Studienleiter Prof. Yannis Theocharis vor den Risiken, die Fake News in den sozialen Medien mit sich bringen: “Inzwischen gibt es jedoch Belege dafür, dass diese Plattformen ein besorgniserregendes Ausmaß an Hassreden, Falsch- und Desinformationen und gesellschaftlicher Spaltung ermöglichen.” 

Im Auftrag der Bertelsmannstiftung hat Theocharis mit seinem Team im Oktober 2024 eine repräsentative Umfrage mit Menschen in Deutschland und den USA durchgeführt. Davon stammen etwa 5000 aus Deutschland, in den USA nahmen 2000 Personen an der Befragung teil. 

Ein Überblick der Ergebnisse 

Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass das Bewusstsein für die Verbreitung von Falschinformationen besonders vor den anstehenden Bundestagswahlen relevant ist. Gerade jetzt sollten Lehrkräfte umso mehr mit ihren Schüler:innen daran arbeiten, Falschmeldungen zu erkennen  (Lehrer News berichtete). Wie ernst das Problem eingeschätzt wird, zeigen die folgenden Zahlen: Mehr als 90 Prozent sehen in Fake News in erster Linie den Versuch der Manipulation politischer Meinungen, zu großen Teilen auch des Wahlausgangs (86 Prozent) und der gesellschaftlichen Spaltung (84 Prozent). Dabei schätzen Teilnehmende den Erfolg der gezielten Desinformationen auf den Wahlausgang auf 67 Prozent ein.

Des Weiteren wird die Häufigkeit der wahrgenommenen Desinformationen bei kontroversen Themen wie Einwanderung, Gesundheit, Krieg und Wahlen als hoch eingestuft. Die Ergebnisse zeigen auch, dass Deutsche die eigenen Kompetenzen zur Erkennung von Fake News weitaus höher Einschätzen als die ihrer Mitmenschen: Nur 16 Prozent halten sich selbst für gefährdet, durch Desinformationen beeinflusst zu werden, während sie das Risiko der Anderen mit 70 Prozent als eher hoch einschätzen. Die rund 2.000 Befragten aus den USA sind mit 39 Prozent deutlich kritischer mit sich, aber auch grundsätzlich verunsicherter über den Wahrheitsgehalt von Informationen im Netz. 

Wie soll mit Falschinformationen umgegangen werden und wer ist in der Pflicht?

Das Wissen um die Gefahren der Falschmeldungen wirft aber auch Wünsche und Fragen auf: Wie können Menschen besser geschützt werden und wer ist dafür verantwortlich? Von der Bertelsmann Stiftung wurden Forderungen an die Netzbetreiber:innen in den Raum gestellt, “die sozialen Netzwerke sollten verpflichtet sein, Faktenchecks und Vertrauensbewertungen einzubinden", äußerte sich Cathleen Berger. Diese Forderung deckt sich mit den 39 Prozent der deutschen Befragten, die Betreibende der Plattformen als Hauptverantwortliche für die Verbreitung von Fake News betrachten und auch der Regierung mit 37 Prozent eine Mitverantwortung zusprechen. Konkrete Handlungsanweisungen und Gegenmaßnahmen liefert die Studie jedoch nicht.

Hierzu empfiehlt sich ein Blick in unsere Themenwoche Fake News, die weitere Informationen rund um das Thema Falschmeldungen und den praktischen Umgang mit selbigen in Schule und Unterricht bietet.  

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