Amiaz Habtu und Nina Bott setzen sich gemeinsam mit der Arche Kinderstiftung und der Bepanthen-Kinderförderung für Kinder ein (Quelle: Bayer Vital GmbH)
Leverkusen. Zunächst einmal die ernüchternde Bilanz zum heutigen Weltkindertag: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, wirtschaftliche Belastungen durch hohe Inflationsraten und Ängste vor der Zukunft haben dazu geführt, dass das Grundvertrauen von Kindern und Jugendlichen in sich und in andere Menschen in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Nach Ergebnissen der Vertrauensstudie 2022 der Bepanthen-Kinderförderung besitzt ein Viertel der Jugendlichen nur geringes Selbstvertrauen. Außerdem vertrauen zwei Drittel der Jugendlichen ihrer Umwelt nicht.
Anlässlich des Weltkindertags hat das Projekt Arche gemeinsam mit der Bepanthen-Stiftung heute das digitale Förderprogramm „TRUST – Super-Power für Dein (Selbst-)Vertrauen!“ vorgestellt. Dessen Mission: Kinder befähigen, ihr Vertrauen in sich und andere zu stärken. Der bekannte Moderator Amiaz Habtu und die beliebte Schauspielerin und Moderatorin Nina Bott führen darin gemeinsam durch didaktische Videos. „Mit den TRUST-Videos wollen wir wichtige Schlüsselkompetenzen vermitteln, wie zum Beispiel die eigenen Grenzen aufzuzeigen oder andere um Hilfe zu bitten,“ so Habtu. Wir haben mit Melanie Gräßer, psychotherapeutische Expertin der Bepanthen-Kinderförderung und Kindertherapeutin über das Thema Selbstvertrauen bei Kindern gesprochen.
Wie kann dieses gestärkt werden – und welche Rolle spielen Eltern und Lehrkräfte dabei?
Eltern beeinflussen nach Ergebnissen der Bepanthen-Kinderförderung oft unbewusst das Selbstvertrauen ihrer Kinder. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen (57,1 Prozent), deren Eltern sich nach eigener Einschätzung nur selten für ihre Stimmung oder Gefühle interessieren, haben ein geringes Selbstvertrauen. Melanie Gräßer erzählt uns, dass Lehrer:innen und Eltern eine wichtige Modell- und Vorbildfunktion haben. „Kinder sollten in der Schule gefördert und gefordert werden. Das gelingt am besten, wenn Eltern und Lehrer:innen Hand in Hand arbeiten und auch zuhause solche Aspekte aufgegriffen werden.“ Eltern sowie die Lehrkraft sollten jedes Kind individuell beurteilen und es auch für das Probieren einer Sache loben, sagt uns Gräßer.
Das Förderprogramm soll den Arche-Kindern Antworten auf Fragen geben, wie man anderen und sich selbst Neues zutrauen kann. Diese Antworten werden mit Tipps und spielerischen Übungen vermittelt, die Kinder zuhause nachmachen können. Auf den Wissensseiten können Eltern und Kinder die Tipps und Übungen aus den Videos noch einmal gemeinsam nachlesen und besprechen. Dabei wird oft ein spielerischer Ansatz verfolgt: „Schon Platon wusste: Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als im Gespräch in einem Jahr”, sagt Gräßler. Kinder und Jugendliche müssen motiviert sein, etwas zu tun, und „es ist am leichtesten, Kinder in ihrem Element, dem Spiel abzuholen,“ berichtet Gräßer. Wissensvermittlung sollte aber nicht nur ein Spiel sein, sondern „es komme auf eine gute Mischung an“. Gräßer sagt uns, dass im Programm „TRUST“ diese Aspekte sehr schön aufgegriffen werden, indem Tipps und Anleitungen mit spielerischen Elementen verknüpft werden. „Auch ein Brettspiel statt TV- oder Internetkonsum kann wahre Wunder vollbringen”, so Gräßler.
Generell können Lehrkräfte und Eltern, wenn sie den Kindern Vertrauen vorleben, durch ihre Vorbildfunktion auch das Vertrauen der Kinder in eine funktionierende Gesellschaft vorleben, sagt uns Gräßer. Erfahrung von Selbstwirksamkeit und das Erleben der eigenen Handlungsfähigkeit seien hierbei sehr wichtig. Insbesondere in der Familie sei das gemeinsame Gespräch eine gute Grundlage für die Weiterentwicklung von Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Wenn sich jede Familie täglich fünf oder zehn Minuten gemeinsam über den Tag, die Nachrichtenlage in der Welt sowie das Erlebte unterhalten, hat dies sicherlich sehr viele positive Effekte für das Selbstvertrauen des Kindes, so die Therapeutin im Gespräch mit Lehrer News.