Sozialer Status spielt gewichtige Rolle bei Gymnasialempfehlung

Ein Kind sitzt an einem Tisch voller Farben

Der soziale Status spielt unabhängig von der Leistung eine gewichtige Rolle, ob Kinder eine Gymasialempfehlung bekommen oder nicht (Quelle: Christopher Ryan/Unsplash)

Dortmund. Der soziale Status eines Kindes spielt in Deutschland weiterhin eine gewichtige Rolle bei der Gymnasialempfehlung. Dies geht aus neuen Daten einer Sonderauswertung der IGLU-Studie durch das Dortmunder Institut für Schulentwicklung hervor. Demnach erhalten Kinder aus sozial besser gestellten Familien mit 62,5 Prozent fast doppelt so häufig eine Empfehlung für den Besuch des Gymnasiums wie Kinder mit unterdurchschnittlichem sozialen Status (27 Prozent). Wird die Leistungsdifferenz beider Gruppen herausgerechnet, gibt es noch immer einen statistisch signifikanten Unterschied von 13,2 Prozent.

Darüber hinaus bestimmt auch der sozioökonomische Status des gesamten Klassenverbands die Wahrscheinlichkeit einer Gymnasialempfehlung: Die Wahrscheinlichkeit einer Gymnasialempfehlung steigt für Kinder beider Gruppen, wenn sie eine Klasse mit im Mittel höherem sozioökonomischen Status besuchen.

“Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien werden also unabhängig von der erbrachten Leistung benachteiligt”, sagt IGLU-Mitarbeiter Dr. Ruben Kleinkorres über die Ergebnisse der Untersuchung. “Unsere Analysen zeigen, dass auch bei vergleichbarer Leistung mit Blick auf Lesekompetenz, kognitive Fähigkeiten, Schulnoten sowie das Arbeits- und Sozialverhalten, Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien weit seltener eine Gymnasialempfehlung erhalten als Kinder aus sozioökonomisch privilegierten Familien.”

Eine zentrale Erkenntnis der letzten IGLU-Studie waren die mangelnden Lese- und Rechtschreibkompetenzen von Schülern (Lehrer-News berichtete). Im Vergleich zu anderen EU-Teilnehmerländern schneiden die Lese- und Schreibkompetenzen unterdurchschnittlich ab. „Wir stellen fest, dass in keinem anderen Land in der EU Kinder so schlecht vorbereitet in die Schule starten wie in Deutschland“, sagt Dr. Rahim Schaufelberger, Mitarbeiter der IGLU-Studie.

Die Forscher empfehlen, Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien frühzeitig durch den Zugang zu wirksamen Bildungsangeboten zu fördern, damit sich diese Leistungsunterschiede nicht manifestieren. “Weiterhin erscheint es sinnvoll, Lehrkräfte dafür zu sensibilisieren, dass systematische Unterschiede hinsichtlich der Übergangsempfehlung für ein Gymnasium vorliegen, die auch bei gleichen Leistungen noch persistent sind”, heißt es im Fazit der Studie.

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