Berliner Schulbauoffensive unter Druck: Wo Bausenator Gaebler Einsparpotenzial sieht

Ein Foto des Berliner Bausenators Christian Gaebler

Bausenator Christian Gaebler (SPD) kritisiert hohe Kosten beim Schulbau und fordert flexiblere Standards, um Berlins Haushalt zu entlasten. (Quelle: Commons / Steffen Prößdorf)

Berlin. Angesichts der angespannten Haushaltslage fordert Berlins Bausenator Christian Gaebler (SPD) mehr Sparsamkeit beim Bau neuer Schulen. Mit flexibleren Standards und einer Überprüfung der bisherigen Vorgaben könnten laut ihm Kosten gesenkt werden, ohne die pädagogische Qualität zu gefährden. Besonders das Konzept der sogenannten Compartmentschulen rückt er in den Fokus der Debatte.

Gaeblers Vorschlag: Weniger Anforderungen und flexiblere Konzepte

Christian Gaebler argumentiert, dass die Standards beim Schulbau zu hoch angesetzt seien. Insbesondere “überbordende Standards” bei Raumhöhen, Bewegungsflächen und Mensagrößen könnten reduziert werden, ohne die Unterrichtsqualität zu beeinträchtigen. Laut Gaebler sei diesbezüglich mehr Anpassungsfähigkeit notwendig, um angesichts der angespannten Berliner Haushaltssituation effizienter zu planen. 

Gaebler kritisiert außerdem die Vorgabe, pro Schüler:in eine feste Quadratmeterzahl einzuhalten, da sich ansonsten manchmal um einen einzigen Quadratmeter gestritten werde, der in der Summe jedoch eine Menge ausmache, vor allem finanziell. “Schon bei einer geringen Unterschreitung hat die Bildungsverwaltung gesagt, das geht nicht, das sind alles Mindestwerte, davon darf man nicht einen Quadratzentimeter abweichen”, sagte er im vergangenen Jahr gegenüber der Berliner Morgenpost (Bezahlinhalt). Er fordert deshalb mehr Anpassungsfähigkeit, vor allem mehr Flexibilität bei der Festlegung und Umsetzung von beispielsweise Mindestmaßen. 

Streitpunkt Compartmentschule: Zu viel Geld für zu wenig Mehrwert?

Die Compartmentschulen stehen im Mittelpunkt der Debatte um die Schulbaukosten. Dieses Konzept sieht vor, mehrere kleine “Schulen in der Schule” in einem großen Gebäude unterzubringen, die in mehrere kleinere Einheiten, sogenannte Compartments, unterteilt sind. Jedes Compartment umfasst Klassenräume, Teilungsräume, einen Ruheraum und einen Teamraum für das pädagogische Personal. Im Zentrum befindet sich ein Forum, das als flexibel nutzbarer Bereich für Arbeit, Pausen und Besprechungen dient. Ergänzt werden die Compartments durch zentrale, gemeinsam genutzte Einrichtungen wie Fachräume, eine Mensa und Mehrzweckräume. 

Landeselternsprecher Norman Heise betonte bereits im Juli 2024 gegenüber dem Tagesspiegel die pädagogischen Vorteile der Compartmentschulen, darunter flexible Nutzungsmöglichkeiten und moderne Lernumgebungen. Laut Heise seien solche Lernumgebungen notwendig, um den Bedürfnissen der Schüler:innen gerecht zu werden. Zudem erklärte er, dass Vorschriften für nachhaltige Materialien und Barrierefreiheit nicht verhandelbar seien.

Kritiker:innen der Bauform sehen hingegen die hohen Baukosten als Problem. So kostete die Compartmentschule an der Allee der Kosmonauten, eine der größten ihrer Art, über 100.000 Euro pro Schulplatz – ein Spitzenwert im bundesweiten Vergleich. Während Befürworter:innen die höheren Kosten durch Energieeffizienz und Nachhaltigkeit rechtfertigen, betont Gaebler, dass kleinere und einfachere Lösungen oft ausreichend seien. “Da stellt sich die Frage, ob man wirklich in einem Gebäude vier Lehrerzimmer braucht oder sechs, oder ob ich doch zu anderen Lösungen kommen kann, die das pädagogische Konzept nicht völlig über den Haufen werfen”, sagte Gaebler. Gegner:innen der Einsparungen warnen jedoch, dass eine Abkehr vom Compartmentsystem pädagogische Nachteile mit sich bringen könnte, insbesondere für Ganztagsschulen und inklusiven Unterricht.

Marode Schulgebäude und Sanierungsstau verschärfen die Lage

Parallel zur Debatte um neue Schulbauten bleibt der Zustand vieler bestehender Schulgebäude problematisch. Seit Jahren herrscht in Berlin ein erheblicher Sanierungsstau, der nur langsam abgebaut wird. Laut Bestandsaufnahmen der letzten Jahre konzentrieren sich viele Renovierungsprojekte auf kleinere Maßnahmen wie Malerarbeiten oder Toilettensanierungen, während größere Sanierungen aus Budgetgründen zurückgestellt werden. Im vergangenen Jahr wurden in den Sommerferien an nur 46 Schulen Bauprojekte realisiert – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu früheren Jahren​.

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