Im Dienste der Schülerschaft: Als Verbindungslehrkraft Schüler positiv beeinflussen

Schüler klatscht bei Lehrerin in ein High-Five ein.

Als Verbindungslehrkraft stehst du in besonders engem Austausch mit deinen Schüler:innen. (Quelle: Canva)

Du hast ein gutes Verhältnis zu deiner Schülerschaft, einen ausgeprägten Sinn für Kommunikations- und Konfliktmanagement oder einfach Lust, dich für ein freundliches und demokratisches Schulklima stark zu machen? Dann könnten deine Schüler:innen dich gut als Vertrauens- beziehungsweise Verbindungslehrkraft gebrauchen. Wir haben für euch zusammengefasst, was ein Amt als Verbindungslehrkraft bedeutet, welche Pflichten es mit sich bringt und welche Türen es dir im Schulalltag öffnen kann.

Vertrauens-, Verbindungs- oder Beratungslehrkraft – Wer ist wer?

Eine Verbindungslehrkraft ist eine Lehrperson an einer Schule, die, wie der Name schon sagt, als Bindeglied zwischen Schulleitung, Schüler- und Lehrerschaft und manchmal auch Eltern fungiert. Die Person steht im engen Austausch mit der Schülervertretung (SV), berät sie bei ihren Projekten und Vorhaben, und unterstützt sie auch wenn Unstimmigkeiten oder Konflikte mit der Schulleitung oder gar der Schulaufsichtsbehörde auftreten. Verbindungslehrkräfte werden häufig auch als Vertrauenslehrer:innen bezeichnet, weil sie, besonders der Schülervertretung gegenüber, beratend und vertraulich agieren, nicht aber, weil sie bei persönlichen oder schulischen Problemen einzelner Schüler:innen eine Anlaufstelle bieten.

Die unterschiedlichen Bezeichnungen bieten viel Interpretationsspielraum, zusätzlich trägt die uneinheitliche Verwendung dieser Begriffe durch die Bundesländer wohl kaum zur Entwirrung des Begriffschaos bei. Eine Beratungslehrkraft bietet meist auch eine Anlaufstelle für Schüler:innen mit Problemen privater oder unterrichtlicher Natur. Diese Lehrkraft kümmert sich um Fragen der Schüler:innen bezüglich ihrer weiteren Schullaufbahn oder persönlichen sowie schulischen Problemen und verfügt meist über eine zusätzliche pädagogisch-psychologische Qualifikation. Nicht zu verwechseln ist dieser Begriff mit denen der Verbindungs- oder der Vertrauenslehrkraft, die in verschiedenen Bundesländern den oben beschriebenen Tätigkeitsbereich bezeichnen; also in erster Linie, die Anlaufstelle für die Schülervertreter:innen.

Bedeutung und Aufgaben einer Vertrauenslehrkraft

Einer Verbindungslehrkraft kommt mit dieser Position eine Art Schlüsselrolle an der Schule zu, die weit über den regulären Unterricht hinausgeht. Ihre Aufgaben sind im Schulgesetz des jeweiligen Bundeslandes genau definiert und können sich demnach im Detail unterscheiden, im Groben kommen ihr aber folgende Aufgaben zu:

Die Unterstützung der SV nimmt einen großen Teil des Verantwortungsbereiches einer Vertrauenslehrperson ein. Die Schülervertretung wird bei einer Versammlung der Klassensprecher:innen gewählt und stellt ein Gremium der Schülerschaft dar. Besonders bei den ersten Gremien-Treffen der neu gewählten Schülervertretung sollte die Vertrauenslehrerkraft den Schüler:innen bei der Organisation und dem Abhalten von Sitzungen unterstützend zur Seite stehen. Auch bei der Umsetzung von Projekten berät und – je nach Kapazitäten – hilft sie der SV.

Darüber hinaus kommt der Verbindungslehrkraft die beschriebene Vermittlerrolle zu. So nimmt sie an gemeinsamen Gesprächen mit der SV und der Schulleitung teil, die an einigen Schulen regelmäßig angesetzt werden, um für einen kontinuierlichen Austausch zwischen den verschiedenen Instanzen zu sorgen. Auch wenn es Konflikte mit der Schulleitung oder der Schulaufsichtsbehörde gibt, soll die Vertrauenslehrkraft als möglichst neutrale:r Vermittler:in fungieren. Ihre Aufgabe ist es dann, den entsprechenden Parteien offen gegenüber zu sein, ihre Anliegen zu verstehen und den Dialog über ihre Interessen zu moderieren.

Eine tatkräftige Arbeit der SV hängt also nicht nur von dem Engagement der Schüler:innen selbst ab, sondern wird stark von der Hilfsbereitschaft der Vertrauenslehrkraft beeinflusst. Eine enge Zusammenarbeit mit den Schüler:innen und die regelmäßige Teilnahme an ihren Gremien-Sitzungen helfen dabei, potenzielle Konflikte mit anderen Instanzen frühzeitig zu erkennen und zu lösen, und tragen so wesentlich zu einem harmonischen Miteinander an der Schule bei. Außerdem legt dies den Grundstein für erfolgreiche Projektumsetzungen der SV.

Bist du geeignet? – Hilfreiche Eigenschaften und Motivationen

Eine Vertrauenslehrperson nimmt eine bedeutende Rolle innerhalb der Schulgemeinschaft ein, die sowohl Verantwortungsbewusstsein als auch spezifische Fähigkeiten und Motivationen erfordert. Um diese Rolle erfolgreich auszufüllen, bedarf es bestimmter Eigenschaften und intrinsischer Motivationen.

1. Selbstorganisation

Als Vertrauenslehrer:in ist es notwendig, sich gut selbst organisieren zu können. Die Aufgaben in dieser Position sind vielfältig und bieten viel Spielraum für Projekte und somit auch die Möglichkeit, viel Engagement zu zeigen. Da die durchschnittliche Arbeitsbelastung einer Lehrkraft außerdem auch ohne zusätzliches Amt schon hoch ist, ist ein gutes Zeitmanagement und ein hohes Maß an Selbstorganisation wichtig, um die verschiedenen Verantwortungsbereiche und Aufgaben effektiv zu koordinieren.

2. Fachliche Kenntnisse und Beratungsfähigkeit

Vertrauenslehrer:innen sollten über umfassende Kenntnisse in den Bereichen Schulrecht und den Rechten der SV verfügen, um sie fundiert beraten zu können. Die Lehrkraft sollte der ihr außerdem nicht nur Informationen vermitteln, sondern sie auch in der Reflexion von Situationen unterstützen und zu eigenverantwortlichem Handeln ermutigen.

3. Motivation – und die Fähigkeit zum Nein-Sagen

Die intrinsische Motivation, sich für die Belange der Schüler:innen einzusetzen, ist für das Amt einer Vertrauenslehrkraft von zentraler Bedeutung. Diese Motivation kann aus dem Wunsch resultieren, die demokratische Mitbestimmung innerhalb der Schule zu fördern und Schüler:innen zu empowern. Ein echtes Interesse an der Entwicklung und Unterstützung der Jugendlichen sorgt dafür, dass sie sich gehört fühlen und fördert die Fähigkeit, den Schüler:innen bei der Durchsetzung ihrer Interessen empathisch zur Seite zu stehen. Durch den vielen Spielraum bei dem möglichen Annehmen vieler Aufgaben ist genauso wichtig aber auch die Begrenzung der eigenen Arbeit, um Überarbeitung und Erschöpfung aus dem Weg zu gehen.

4. Kommunikations- und Vermittlungsfähigkeiten

Die Fähigkeit, unterschiedliche Interessen zu verstehen und auszugleichen, ist in diesem Amt besonders gefragt. Hierbei ist es wichtig, klar zu definieren, dass die Vertrauenslehrkraft die Kommunikation in Konfliktsituationen fördert, die Verantwortung für die Lösung jedoch bei den beteiligten Parteien bleibt.

5. Flexibilität

Die Ausgestaltung der Unterstützungsaufgaben hängt stark von den individuellen Bedürfnissen der Schüler:innen und der Schulkultur ab. Flexibilität und die Fähigkeit, sich auf unterschiedliche Situationen einzustellen, lässt Spaß an dem Amt erst zu. Eine Vertrauenslehrkraft sollte bereit sein, ihre Methoden und Ansätze je nach den aktuellen Anforderungen der SV und der Schulgemeinschaft anzupassen.

6. Fortbildungsbereitschaft

Auch wenn viele der genannten Fähigkeiten erlernt oder verbessert werden können, sollte die Neugierde oder zumindest die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung bereits mit ins Amt gebracht werden. Austausch mit anderen Vertrauenslehrer:innen und die Teilnahme an Fortbildungen helfen, sich kontinuierlich in dieser Rolle weiterzuentwickeln und neue Impulse zu erhalten, die die eigene Arbeit und die der SV bereichern. Außerdem fordert die Position je nach Projekt möglicherweise die Einarbeitung in neue Themenbereiche, wie beispielsweise spezielle geltende rechtliche Grundlagen.

Von Schüler:innen ins Amt gehoben: Der Weg zur Vertrauenslehrkraft

Wenn diese Beschreibung dein Interesse geweckt hat, kannst du dich zwar um das Amt bewerben, ob du dafür wirklich in Frage kommst und in die Position der Vertrauenslehrkraft hineingehoben wirst, bestimmen aber die Schüler:innen. Denn grundsätzlich erfolgt die Ernennung der Vertrauenslehrkraft durch eine Wahl der SV.

In der Regel läuft der Prozess folgendermaßen ab: Zu Beginn des Schuljahres findet eine Wahl innerhalb der SV statt. Die Schüler:innen schlagen Lehrkräfte vor, von denen sie glauben, dass sie ihre Interessen am besten vertreten können. Lehrkräfte können sich nicht selbst zur Wahl aufstellen, allerdings können sie ihr Interesse an dem Amt bekunden. Die SV wählt dann eine zur Wahl aufgestellte Lehrkraft, die je nach Bundesland mit einer absoluten oder einfachen Mehrheit gewählt werden – und das Amt zum Schluss nur noch annehmen muss.

In einigen Bundesländern gibt es spezifische Regelungen zur Wahl, die im jeweiligen Schulgesetz festgeschrieben sind. In Niedersachsen ist die Wahl einer Vertrauenslehrkraft beispielsweise nicht zwingend vorgeschrieben. Hier kann die Schülervertretung selbst entscheiden, ob diese Position besetzt werden soll. In Brandenburg muss die Wahl zusätzlich durch die Schulkonferenz bestätigt werden. 

Neben Überstunden und Stress noch ein zusätzliches Amt übernehmen?

Vertrauenslehrer:innen übernehmen neben ihrem regulären Unterricht eine Vielzahl zusätzlicher Aufgaben. Eine materielle Vergütung ist dafür nicht immer vorgesehen. In vielen Bundesländern wird diese Tätigkeit als Ehrenamt betrachtet. Manche Schulen bieten jedoch Entlastungsstunden, die den zusätzlichen Aufwand teilweise kompensieren. Solche Regelungen variieren jedoch stark zwischen den Bundesländern und sogar innerhalb einzelner Schulen. Insgesamt bleibt die Tätigkeit oft eine zusätzliche Verantwortung, die aus persönlichem Engagement getragen wird.

Finanzielle oder zeitliche Vorteile bietet solch ein Amt also eher weniger. Gründe dafür sind eher intrinsischer Art. Zum einen ermöglicht das Amt für lernwillige Lehrpersonen ständige persönliche Weiterentwicklung. Durch die Arbeit als Vertrauenslehrer:in können sie an verschiedenen Projekten und so auch Themenbereichen mitarbeiten. Außerdem bietet das Amt Lehrkräften die Möglichkeit, eine tiefere Verbindung zu den Schüler:innen aufzubauen und in einer vertrauensvollen Rolle direkt Einfluss auf die Entwicklung der Schüler:innenschaft zu nehmen. Vertrauenslehrer:innen können außerdem maßgeblich zur Entwicklung einer demokratischen und partizipativen Schulkultur beitragen,Werte wie Mitbestimmung, Gerechtigkeit und Fairness vermitteln und über den normalen Unterricht hinaus einen positiven Unterschied im Leben der Jugendlichen zu machen.

Ist dein Interesse frisch geweckt, hast du schon länger darüber nachgedacht, dein Interesse an einem solchen Amt zu bekunden oder schon Erfahrungen als Verbindungslehrer:in machen dürfen? Schreib uns in die Kommentare, was dich antreibt, dich für deine Schüler:innen stark zu machen.

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