Union führt und AfD legt zu: Vorläufiges Ergebnis der Bundestagswahl 2025

Von
Marie-Theres Carl
|
24
.
February 2025
|
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Das vorläufige Endergebnis der Bundestagswahl 2025, Stand 24.02 4:10 Uhr (Quelle: Eigene Darstellung)

Wiesbaden. In den frühen Morgenstunden gab die Bundeswahlleiterin das vorläufige Endergebnis der gestrigen Bundestagswahl bekannt. Demnach ist die Union stärkste Kraft mit 28,52  Prozent der Zweitstimmen, gefolgt von der Alternative für Deutschland (AfD), die ihr Ergebnis auf 20,8  Prozent verdoppeln konnte. Die SPD erleidet mit 16,4  Prozent eine deutliche Schlappe, während die Grünen mit 11,6  Prozent nur leichte Verluste hinnehmen mussten. Die Linke schneidet mit knapp neun Prozent deutlich besser ab als 2021. Die FDP scheitert mit 4,3  Prozent ebenso am Einzug in den 21. Deutschen Bundestag wie das Bündnis Sahra Wagenknecht – Vernunft und Gerechtigkeit, das mit 4,97  Prozent nur knapp unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde lag. Die Wahlbeteiligung lag bei 82,5 Prozent. 

Hinweis: Das Ergebnis der Union basiert auf den kombinierten Zweitstimmen der CDU und CSU. Während die CDU mit 22,6 Prozent und die CSU mit 6,0 Prozent separat ausgewiesen werden, ergeben sich daraus 28,52 Prozent der gesamten Zweitstimmen (14.158.432 von 49.642.087 gültigen Stimmen). 

Wie schnitten die Kanzlerkandidaten als Direktkandidaten ab?

Friedrich Merz (CDU) gewann sein Direktmandat im Hochsauerlandkreis in Nordrhein-Westfalen mit 47,72 Prozent und lag deutlich vor dem SPD-Kandidaten Dirk Wiese, der 21,39 Prozent erzielte. Im Wahlkreis 61 in Potsdam setzte sich Olaf Scholz (SPD) knapp mit 21,8 Prozent der Erststimmen durch – er hatte angekündigt, dem Bundestag die gesamte Legislaturperiode anzugehören, sollte er das Direktmandat gewinnen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erreichte im gleichen Wahlkreis lediglich 15,9 Prozent und landete damit auf Rang vier. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) konnte seinen Wahlkreis in Flensburg-Schleswig, Schleswig-Holstein, nicht verteidigen und erreichte 22,6 Prozent, während CDU-Kandidatin Petra Nicolaisen 26,5 Prozent der Stimmen erhielt. Alice Weidel (AfD) verfehlte im Bodenseekreis in Baden-Württemberg das Direktmandat – sie erreichte 20,36 Prozent der Stimmen, während der CDU-Kandidat Volker Mayer-Lay 40,03 Prozent holte. Weidel steht allerdings auf Platz eins der Landesliste und ist somit nicht auf das Direktmandat angewiesen.

Ein Blick in die Bundesländer und Wahlkreise

Im Osten dominiert die AfD weiterhin deutlich. In vielen ostdeutschen Regionen erreichte die AfD in der Vergangenheit bereits hohe Ergebnisse – ein klarer Beleg dafür, dass sich die Partei dort als feste politische Kraft etabliert hat. Zudem streckt die AfD weiterhin die Hand in Richtung der Union aus, obwohl Friedrich Merz bereits mehrfach betonte, dass eine Regierungsbeteiligung der AfD nicht infrage komme. Im Süden Deutschlands zeigt sich großer Rückhalt für die CSU. Die Schwesterpartei der CDU holte dort ausnahmslos alle Wahlkreise – ein Zeichen für den anhaltenden konservativen Kurs in der Region. 

Reaktionen der Parteien und Politiker

Nachdem Christian Lindner gestern Abend bekannt gab, sich aus der aktiven Politik zurückzuziehen und damit den Weg für einen Neustart der FDP freimachen zu wollen, zeigte sich Marie-Agnes Strack-Zimmermann offen für den Parteivorsitz der FDP. Sie sagte der Bild-Zeitung: “Ich stehe voll und ganz hinter der FDP und werde dort in der Partei Verantwortung übernehmen, wo es notwendig ist und wo es gewünscht wird.” Sie ergänzte: “Wir müssen geschlossen und mit klarem Kurs auftreten.” Strack-Zimmermann betonte zugleich, dass sie mit ihren “wichtigen Aufgaben in Europa” und als Mitglied des FDP-Präsidiums bisher allerdings “mehr als ausgelastet” sei.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) will das Bundestagswahlergebnis juristisch überprüfen lassen und gegebenenfalls vor Gericht anfechten. Spitzenkandidatin Sahra Wagenknecht erklärte, “nur ein Bruchteil der Auslandsdeutschen habe an der Abstimmung teilnehmen können”, und stellte die Rechtmäßigkeit des Ergebnisses infrage. Das BSW scheiterte mit 4,972 Prozent nur sehr knapp an der Fünf-Prozent-Hürde – ihrer Partei fehlten laut Wagenknecht rund 13.400 Stimmen, um in den Bundestag einzuziehen.

Die SPD-Führung schlägt Parteichef Lars Klingbeil als neuen Vorsitzenden der Bundestagsfraktion vor. Der derzeitige Fraktionschef Rolf Mützenich teilte dies in einem Schreiben an die SPD-Abgeordneten mit. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch erwartet schwierige Verhandlungen mit der Union über die Bildung einer neuen Bundesregierung und kündigte einen Mitgliederentscheid an. Im ARD-Morgenmagazin erklärte er: “Es gibt keinen Automatismus, aber die demokratische Mitte muss natürlich versuchen, in diesen Zeiten auch zusammenzuarbeiten.” Er fügte hinzu: “Dann werden wir das davon abhängig machen, ob es tatsächlich zusammengeht, ja oder nein. Am Ende, das steht fest, steht eine Mitgliederentscheidung der SPD.” 

Unions-Fraktionsvize Jens Spahn erklärte im ARD-Morgenmagazin, dass die erste Botschaft des Abends sei, dass die Ampel abgewählt wurde. Er betonte: “Die zweite Botschaft ist, es ist ziemlich viel Vertrauen verloren gegangen” – ein Umstand, den er an den starken Ergebnissen von AfD und Linken ablese. Um das verlorene Vertrauen wiederzugewinnen, müssten Themen wie die Begrenzung illegaler Migration, Wirtschaftswachstum und Reformen beim Bürgergeld in Angriff genommen werden. “Mein Eindruck ist, dass auch sozialdemokratische Wähler das genauso sehen”, merkte Spahn an. Er forderte, dass die SPD ein gemeinsames Verständnis über die drängenden Probleme entwickeln müsse – nicht primär auf Basis des Wahlprogramms der Union, sondern orientiert an den Anliegen der Bevölkerung.

Die Grünen mussten bei der Bundestagswahl Verluste hinnehmen. Spitzenkandidat Robert Habeck hat nun angekündigt, sich aus der Parteiführung zurückzuziehen. In einer Bundespressekonferenz erklärte er: “Ich werde keine führende Rolle in dem Personaltableau der Grünen mehr beanspruchen oder anstreben.” Er bewertete das Wahlergebnis von 11,6 Prozent als “kein gutes Ergebnis” und merkte an, dass die Kampagne zu stark auf ihn als Person zugeschnitten gewesen sei – weshalb er sich nun zurückziehen wolle. Trotzdem bedankte sich Habeck bei seiner Partei: “Das war der Wahlkampf, den ich führen wollte. Das war das politische Angebot, das ich unterbreiten wollte. Ich bin sehr zufrieden und sehr eins mit dem, was passiert ist.” Die Grünen würden sich jetzt in ihrer neuen Rolle in der Opposition neu aufstellen. Zuvor hatten die Parteichefs Franziska Brantner und Felix Banaszak angekündigt, weiter Parteispitze bleiben zu wollen.  

Welche Koalitionen jetzt möglich sind

Die Union benötigt mindestens einen Koalitionspartner für die Regierungsbildung. Zwar bleibt offen, wer dies letztlich sein wird, doch eine Zusammenarbeit mit der SPD erscheint als sehr wahrscheinlich. Erste Einschätzungen deuten darauf hin, dass sich entweder eine Schwarz-Rote Koalition oder eine sogenannte Kenia-Koalition – also Union, SPD und Bündnis 90/Die Grünen – formieren könnte. Eine Zusammenarbeit der Union mit der AfD würde zwar ebenfalls für eine Mehrheit im Bundestag reichen, aber eine solche Option wird von allen anderen Parteien abgelehnt, weshalb sie politisch nicht realisierbar erscheint.

Wie weiter in Sachen Bildungspolitik?

Bisher hat sich keine der Parteien, die im 21. Bundestag vertreten sein werden, zur Bildungspolitik geäußert. Für eine klare Positionierung werden die anstehenden Koalitionsgespräche ausschlaggebend sein. Hier finden sich alle Analysen der bildungspolitischen Teile der Wahlprogramme der im 21. Deutschen Bundestag vertretenen Parteien: Union, AfD, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke.

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