„Du solltest, musst du Lehrgeld zahlen, nicht knirschend mit den Zähnen mahlen: Es ist doch das auf dieser Welt am besten angelegte Geld.“ (Karl-Heinz-Söhler)
Ohne Bildung geht es nicht – und das war schon immer so. Die Menschheit mitsamt ihrer Errungenschaften wäre nicht dieselbe ohne Bildung, denn ohne Bildung gibt es kein Wissen und ohne Wissen keinen Fortschritt. Wissen will vermittelt werden und dazu bedurfte es zu allen Zeiten Menschen, die sich dieser wichtigen Aufgabe annahmen. Lehrer:innen sind ein unverzichtbarer Teil unserer Gesellschaft – damals wie heute – und während sie in anderen Teilen der Welt einen hohen Stellenwert genießen, gelten Lehrkräfte in der deutschen Bevölkerung häufig als jammernde, überbezahlte Beamte mit (zu) viel Freizeit. Der Global Teacher Status Index ergab, dass in kaum einem anderen Land, in dem Lehrer:innen so viel verdienen wie hier, dem Berufsbild ein dermaßen schlechtes Image anhängt. In dem heutigen Artikel wollen wir diesem Phänomen auf den Grund gehen und das Image des Lehrerberufs in Deutschland mit dem Lehrerimage anderer Länder vergleichen.
Lehre und Bildung funktionieren überall auf der Welt ein bisschen anders, logisch, schließlich gibt es viele unterschiedliche Bildungssysteme und noch unterschiedlichere Arbeitsbedingungen. Auch die Vergütung des Lehrerberufs variiert von Land zu Land. Deutschland lag im Jahr 2020/21 auf dem dritten Platz der monatlichen Bruttoanfangsgehälter von Lehrer:innen in Europa. Während der deutsche Berufsanfänger im Schnitt 4511 Euro brutto verdiente, wurden Lehrer:innen in Albanien mit 353 Euro pro Monat vergütet. Ist also doch etwas dran an dem Vorurteil vom überbezahlten Lehrer? Bevor man voreilige Schlüsse zieht, sollte bedacht werden, dass die Bruttolöhne in Deutschland allgemein recht hoch ausfallen. Laut Bundesfinanzministerium blieben im Jahr 2022 nach allen Abzügen vom Bruttogehalt netto 66,1 Prozent übrig. Zudem müssen die entsprechenden Lebenshaltungskosten der unterschiedlichen Länder berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass deutsche Lehrer:innen im Laufe ihrer Berufsjahre lediglich im Mittelfeld landen, was die Bezahlung im internationalen Vergleich angeht. Laut der Teaching and Learning International Survey (TALIS) von 2018 waren 39 Prozent der rund 260 000 befragten Lehrkräfte aus 48 teilnehmenden OECD-Ländern und Volkswirtschaften mit ihrer Bezahlung zufrieden. Im Rahmen dieser Studie wurde zudem abgefragt, ob die Lehrer:innen sich von der Gesellschaft geschätzt fühlen. Nur 26 Prozent beantworteten diese Frage mit ja.
Bevor wir die Ursachen für dieses deprimierende Ergebnis ergründen, reisen wir auf einen Kontinent, der Lehrer:innen einen ganz anderen Stellenwert einräumt: In Asien - vor allem in den Ländern China, Südkorea und Singapur gehört der Lehrerberuf zu den ehrenwertesten und erstrebenswertesten Professionen.
Das zeigt auch der Global Teacher Status Index aus dem Jahr 2018, der die gesellschaftliche Wertschätzung von Lehrer:innen in 21 Ländern der Welt verglich. In der Volksrepublik China gelten Lehrkräfte als genauso qualifiziert wie Mediziner. Professor Peter Dolton, Autor des Global Teacher Status Index, sieht in der Bewertung des Lehrerberufs einen Spiegel der jeweiligen Geschichte, Werte und Sitten der entsprechenden Kulturen. China beispielsweise wird seit vielen Jahrhunderten vom Konfuzianismus geprägt. Konfuzius predigte den Respekt vor Älteren und so wird diesen und somit den Lehrkräften auch heute noch ein hoher Status zuerkannt – auch wenn sie kein hohes Gehalt beziehen. Das zeigt: Der Status von Lehrer:innen ist nicht unbedingt dort am höchsten, wo sie am besten bezahlt werden.
Ein gutes Beispiel ist Finnland, das Vorzeigeland in Sachen Bildungsfragen. Mister Pisa, wie Andreas Schleicher, der Chef der PISA-Studie häufig genannt wird, äußerte sich in einem Interview mit der Berliner Zeitung folgendermaßen über das „Geheimrezept“ der Finnen in puncto Bildung:
„Sie schaffen es, hervorragende Lehrer für die Schule zu gewinnen – trotz mittelmäßiger Gehälter. Schulen in Finnland haben ein professionelles Management, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Die Lehrer haben vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch die Verantwortung für die Lernergebnisse. Ein Drittel der Unterrichtszeit findet außerhalb der Schule statt. Die Atmosphäre ist kreativ, die Arbeit macht Spaß, auch den Schülern.“
Schleicher sieht bei den Ländern, die in der PISA-Studie 2022 die ersten 10 Plätze belegten vor allem eine Gemeinsamkeit: Der Status des Lehrerberufs orientiert sich nicht am Gehalt, vielmehr ist er die Anerkennung für einen intellektuellen und anspruchsvollen Beruf.
In Finnland bedeutet bereits die Aufnahme in das Lehramtsstudium eine große Wertschätzung. Laut dem Nationalen Zentrum für Bildung und Wirtschaft (NCEE) nehmen die Universitäten nur einen von zehn Lehramtsbewerbern auf und gelten damit als sehr selektiv.
Unter den nordamerikanischen Ländern ist Kanada das Land, welches seit Jahren Spitzenplätze bei der PISA-Studie belegt. Die TALIS von 2018 zeigte, dass 63 Prozent der Befragten kanadischen Lehrer:innen sich von der Gesellschaft geschätzt fühlten. Das sind mehr als doppelt so viele Prozent wie beim befragten Durchschnitt. Im Nachbarland, den USA, waren es nur 36 Prozent. Auch hier hängt dem Lehrerberuf – wie in Deutschland – ein eher schlechter Ruf an. Und auch in den Vereinigten Staaten resultiert das schlechte Image in einem drastischen Lehrkräftemangel.
Aber worin liegt dieser schlechte Ruf begründet? In einer Studie der Vodafone Stiftung Deutschland, die im Spiegel aufgegriffen wurde, wurden die Deutschen unter anderem zu ihren Vorstellungen vom Berufsstand des Lehrers befragt. Dabei zeigte sich, dass 59 Prozent glauben, dass Lehrer:innen eine große Verantwortung tragen. 73 Prozent waren der Überzeugung, dass dies in der Gesellschaft auch ausreichend honoriert wird. Außerdem empfand ein Großteil der Befragten, dass Lehrer:innen sich nicht ausreichend bemühen würden, den Unterricht möglichst interessant zu gestalten. Dafür meinten 54 Prozent, dass Lehrkräfte häufig über ihre berufliche Belastung klagen würden, und nur 12 Prozent waren der Meinung, dass Lehrer:innen ihren Beruf lieben.
Auch wenn das Schulbarometer 2022 die letzte Aussage nicht ganz unterstreicht, kann es den Lehrkräften nicht verübelt werden, wenn sie angesichts der aktuellen Probleme im deutschen Bildungssystem nicht vollends für ihren Beruf brennen. Zwar ist der Lehrerberuf finanziell – auch im internationalen Vergleich – recht attraktiv, „aber auch ein gut bezahlter, sicherer Beamtenjob lockt die Menschen heute nicht mehr, wenn die Arbeitsbedingungen sonst nicht stimmen“, meint auch Andreas Schleicher. Weiter resümiert er:
"Der Lehrerberuf ist in Deutschland intellektuell zu unattraktiv, und die Lehrer haben viel zu wenig die Gelegenheit, das zu tun, wofür sie eigentlich in den Beruf gegangen sind: nämlich jungen Menschen zu helfen, ihren Weg zu finden, und sie auf diesem Weg zu begleiten."
Wir haben gesehen, dass andere Länder wie beispielsweise Finnland mit einem Konzept, bei dem Lehrer:innen mehr Freiräume besitzen, um eigenständige Unterrichtskonzepte zu entwickeln und zu erproben, sehr erfolgreich sind. Es besteht die Hoffnung, dass Reformen im deutschen Schulsystem auch hierzulande die Attraktivität des Lehrerberufs wieder steigern. Und unsere Reise hat gezeigt: Ein intellektuell attraktiver und anspruchsvoller Beruf geht in den meisten Fällen auch mit einem guten Image in der Gesellschaft einher.
Was sind eure Ansichten zu diesem Thema? Habt ihr das Gefühl, dass euch von der Gesellschaft genügend Wertschätzung entgegengebracht wird? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Im Schwarzwald am Gymnasium Schönau gibt es innerhalb der Woche etwas für Autofahrer:innen auf der Talstraße zu sehen. Wie eingepfercht in einem “Zoogehege”, verbringen Schulkinder ihre Pausen auf engem Raum direkt neben der Straße. Gerade aus der Zelle des Klassenzimmers entlassen, sind die Schüler:innen auch in den Pausen wieder hinter einem Zaun eingekerkert. “Die Pause ist dafür da, dass wir uns austoben können und entspannen können, aber hier ist es viel zu eng", sagt eine der Schülerinnen. Der Vergleich zum Gehege wird sogar von den Schüler:innen selbst gezogen. “Man fühlt sich hier wie im Streichelzoo.”
Bilfried Schwaab, Elternbeiratsvorsitzender am Gymnasium Schönau, zeigt sich empört. “Die die zu schützen sind werden eingesperrt auf einem minimalen Raum anstatt, dass man die Gefahr und den Verkehr aussperrt.”
Solche “Freiluftgehege”, auch wenn sie wie im Falle des Schönauer Gymnasiums nur als temporäre Verkehrsmaßnahme entstanden sind, haben psychologische Auswirkungen auf die Schüler:innen und das Lernklima. Dabei stellt sich die grundsätzliche Frage: Was macht einen guten Pausenhof heute aus?
Der Sinn eines Bildungssystems und von Schulen ist, Kinder und Jugendliche auf die Welt vorzubereiten, mit all ihren Tücken und Herausforderungen. Nicht nur in dem Sinne, dass sie sich in einem Arbeitsumfeld zurechtfinden müssen und Aufgaben zugeteilt bekommen, sondern auch in der zwischenmenschlichen Dimension.
Die Schule ist ihr eigenes Ökosystem. Manche blühen in diesem Umfeld auf, andere wiederum gehen unter und wollen, dass die Schulzeit so schnell wie möglich vorbei ist. Im Idealfall soll konstruktive soziale Interaktion vorgelebt werden, aber in der Schule ist das nicht immer so einfach.
Es hat sich herausgestellt, dass abrupte Änderungen im Schulalltag oft negative Konsequenzen für die mentale Gesundheit von Schüler:innen tragen. Das aktuellste und prägnanteste Beispiel war die Corona-Pandemie und ihr Einfluss auf das Bildungswesen und die Schüler:innen.
Die Royal Society of Canada (RSC) hat in ihrer Veröffentlichung “The Royal Society of Canada’s report on Children and Schools During COVID-19 and Beyond: Engagement and Connection Through Opportunity”festgehalten, dass die Pause ein wichtiger Bestandteil der sozialen Entwicklung ist. Isolation war einer der Hauptursachen für die schlechter werdende mentale Gesundheit von kanadischen Kindern während Corona. Zur selben Zeit bewies die World Health Organization, dass die Erfahrungen von Schüler:innen in der Schulumgebung deren Gesundheit stark beeinflusst. Besonders Essensräume und Pausenhöfe stechen als wichtige Sozialräume heraus, unter anderem weil in diesen Räumen die Jugend unabhängig und freiwillig miteinander in Kontakt treten kann. ”Aus Sicht der Kinder und Jugendlichen kann das, was in den Pausen passiert, enormes soziales und emotionales Gewicht besitzen. Es sind Räume, die viel mehr als eine Pause darstellen von der Schule […] oder der Abwesenheit vom Unterricht: Sie sind ein Teil des Tages, welcher ihre grundlegenden sozialen und emotionalen Bedürfnisse widerspiegelt”, heißt es in der Studie.
In Anbetracht der immensen Bedeutung des Pausenhofs für die Entwicklung von Heranwachsenden stellt sich die Frage: Was könnte getan werden, um den sozialen Raum Pausenhof angenehmer zu gestalten?
Kreativo, ein Netzwerk für innovative und nachhaltige Bildungs- und Kulturangebote, hat einige Ideen für die Gestaltung eines lebendigen Pausenhofs entwickelt. Das Netzwerk versteht unter dem idealen Pausenhof eine Mischung aus Ruhe- und Sinnesoasen, Bewegungs- und Geschicklichkeitsecken, Spiel- und Sportplätze und Treffpunkten. Im besten Fall ist ein Pausenhof nicht nur Schülergerecht, sondern bietet auch andere Nutzen, wie zum Beispiel als Freiluftklassenzimmer oder als ein Ort für eine Garten AG.
Die Ideen des Netzwerks stehen unter dem Motto „Wir gestalten unseren Schulhof!“ und erfordern auch Beteiligung der Schüler:innen an der Umgestaltung ihres Pausenhofs, sodass sie sich auch gern dort aufhalten wollen.
Einige Elemente für eine kreativere Gestaltung von Pausenhöfen, die sich je nach baulichem Kontext vielleicht auch an eurer Schule umsetzen lassen:
Viele der Ideen lassen sich in Form von Schulprojekten umsetzen, die Teamarbeit und Kooperation fördern und somit das Zusammengehörigkeitsgefühl der Schüler:innen stärken. Dabei entsteht auch ein höherer Grad an Identifikation mit der Schule. Innerhalb eines Projektes oder einer Projektwoche kann der Pausenhof demnach nicht nur zu einem attraktiven sozialen Platz werden, sondern auch zu einem positiven sozialen Umgang beitragen. Nicht zuletzt ermöglichen solche praktischen Arbeiten an “Pausenhof- Attraktionen” den Lehrkräften einen Einblick in die soziale Interaktion der Schüler:innen außerhalb des Klassenraums.
Oft bedarf es jedoch mehr als nur einer Projektwoche, um einen kleinen Pausenhof – wie den der Schüler:innen im Schwarzwald – in einen Wohlfühlort mit Mehrwert zu verwandeln. Dafür sind wie so häufig systematische Mehrinvestitionen in unser Bildungssystem notwendig.
Was sind eure Vorstellungen und Ideen für einen gelungenen Pausenhof? Teilt sie uns gerne in den Kommentaren mit!
Berlin. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin setzt ihren Kampf für kleinere Klassen und einen neuen Tarifvertrag fort. In einer aktuellen Ankündigung rief die GEW die tariflich Beschäftigten an den Schulen dazu auf, vom 6. bis 8. Juni einen dreitägigen Warnstreik einzulegen. Dieser Schritt erfolgt, da weder der neue Finanzsenator Stefan Evers (CDU) noch sein Vorgänger Daniel Wesener (Grüne) auf die Forderungen nach Tarifverhandlungen reagiert haben. Etwa 30.000 Lehrkräfte in Berlin sind Mitglieder der GEW.
Neben Lehrkräften werden auch tarifbeschäftigte Sozialpädagogen und Schulpsychologen aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Der GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann erklärte, dass die Gewerkschaft den Druck erhöhen werde, um ihre Forderungen durchzusetzen. Die GEW strebt an, das Verhältnis zwischen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften sowie die Klassengröße an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen durch einen "Tarifvertrag Gesundheitsschutz" unter dem Motto “Kleinere Klassen: weniger Stress für alle” verbindlich zu regeln. Seit Juni 2021 hat die GEW immer wieder zu Warnstreiks aufgerufen,, um dieses Anliegen zu unterstreichen.
Die Senatsverwaltung für Finanzen erklärte in Bezug auf die Forderung, dass Berlin Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder sei und daher einem "Sondertarifvertrag" nicht zustimmen könne. Dennoch begrüße man das Angebot der GEW zu Gesprächen und sei bereit, gemeinsam mit der Bildungsverwaltung nach Lösungen für bessere Lehr- und Lernbedingungen zu suchen. Es wird darauf hingewiesen, dass Berlin – wie alle anderen Bundesländer außer Hessen – der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) angehört und ohne deren Zustimmung keine Tarifverhandlungen über die Klassengröße möglich sind. Die TdL lehnt solche Verhandlungen ab.
Der Warnstreik am 6. Juni wird dezentral organisiert, mit Streikversammlungen in allen Berliner Bezirken. Am 7. Juni findet um 10 Uhr eine zentrale Demonstration der GEW Berlin vor der Senatsverwaltung für Bildung im Roten Rathaus statt. Am darauffolgenden Tag gibt es um 10:30 Uhr eine Versammlung im Mauerpark.
Umfragen belegen, dass es im Bereich der Menstruationsaufklärung an Schulen große Probleme gibt. Anlässlich des Menstrual Hygiene Day (MH Day, Weltmenstruationstag) am 28. Mai launchen WASH United, einhorn, Kora Mikino, ooia, finance, baby!, The Female Company und Pontis Social Impact mit “Ellas Welt” deshalb eine neue Lösung, mit der sie die Menstruationsaufklärung in Deutschland revolutionieren wollen. “Ellas Welt” versetzt Lehrer:innen in die Lage, ohne große Vorbereitung zeitgemäße und garantiert nicht peinliche Aufklärungsworkshops für Mädchen im Alter von 9-14 Jahren durchzuführen. “Ellas Welt” ist seit dem 22.5. auf www.ellas-welt.org kostenlos verfügbar.
Umfragen belegen, dass es bei der Menstruationsaufklärung an Schulen in Deutschland große Probleme gibt:
• 21% der befragten Frauen wussten gar nicht, was mit ihnen geschah, als sie ihre erste Periode hatten;
22% fühlten sich überfordert und hilflos (Plan International & WASH United, 2022).
• 24% hatten kein Hygieneprodukt, und 11% kannten sich damit auch nicht aus (Plan International & WASH United, 2022)
• 57,6% empfanden die Aufklärung in der Schule als peinlich, nur 17% empfanden die Aufklärung als effektiv (einhorn & WASH United, 2019)
• Über 78% der Lehrer*innen wünschten sich neue/andere Materialien für die Vermittlung des Themas (einhorn & WASH United, 2019)
Das wollen wir mithilfe von “Ellas Welt” nun ändern. “Ellas Welt” wurde von der Berliner NGO WASH United in Zusammenarbeit mit einhorn entwickelt. Kora Mikino, ooia, finance, baby!, The Female Company und Pontis Social Impact kommen nun dazu und helfen mit, “Ellas Welt” deutschlandweit zu verbreiten.
Was unterscheidet “Ellas Welt” von bestehenden Aufklärungslösungen?
• “Ellas Welt” vermittelt auf zeitgemäße und spielerische Weise nicht nur Basiswissen über die Periode, sondern stärkt vor allem auch das Selbstvertrauen der teilnehmenden Mädchen und schafft ein Gemeinschaftsgefühl, das die Mädchen ermutigt, sich auch über den Aufklärungsworkshop hinaus gegenseitig zu unterstützen.
• “Ellas Welt” ist kostenlos (unter ellaswelt.org) verfügbar, kompakt und kann ohne große Vorbereitung von Lehrer*innen und Pädagog*innen, o.ä. wirksam eingesetzt werden.
• “Ellas Welt” kombiniert eine Geschichte mit interaktiven, spielerischen Elementen. “Ellas Welt” macht Spaß und ist garantiert nicht peinlich.
• “Ellas Welt” ist marken- und produktneutral.
Lena Frank, Projektleiterin bei WASH United sagt dazu: “Es kann nicht sein, dass Mädchen in Deutschland mit ihrer Periode noch immer allein gelassen werden und dadurch an Selbstvertrauen verlieren, Unterricht verpassen oder mit dem Sport aufhören. Wir finden es großartig, dass nun so viele impactorientierte Unternehmen an einem Strang ziehen, um dieses Problem endlich anzugehen, damit künftig alle Mädchen in Deutschland Zugang zu zeitgemäßer Menstruationsaufklärung haben können.”
Berlin. Deutsche Viertklässler:innen lesen laut den Ergebnissen der vergangene Woche erschienenen IGLU-Studie 2021 immer schlechter. Die Internationale Grundschul-Leseuntersuchung ergab, dass 25 Prozent der partizipierenden Kinder aus Deutschland nicht den international festgelegten Mindeststandard erreichten. Die Gründe dafür entstammen nicht ausschließlich der Corona-Pandemie.
Hierzulande nahmen 4611 Kinder, aufgeteilt auf 250 Schulen, an dem Test im Frühjahr vor zwei Jahren teil und erreichten ein durchschnittliches Ergebnis von 524 Punkten. Verglichen mit den anderen 64 teilnehmenden Staaten und Regionen befindet sich Deutschland damit nur im internationalen Mittelfeld. Am besten konnte der Stadtstaat Singapur mit einem durchschnittlichen Ergebnis von 587 Punkten abschneiden, während die Republik Südafrika mit 288 Punkten das schlechteste Ergebnis verzeichnete.
524 Punkte sind außerdem ein Beleg für den bereits bekannten Trend, dass die Lesekompetenz in der Bundesrepublik seit der Ersterhebung 2001 sinkt. Mit Unterschreitung der 537 Punkte aus der Studie 2016 hat sich das deutsche Resultat nun das dritte Mal in Folge verschlechtert und ist damit auf einem historischen Tief. Auffällig bei der Betrachtung des deutschen Ergebnisses im Vergleich zur Ersterhebung der Studie im Jahr 2001 ist, dass es große Abweichungen zwischen den einzelnen Schüler:innen gibt. So liegen teilweise bis zu 77 Punkte zwischen den einzelnen Kindern. 2001 waren es maximal 67 Punkte. Konkret heißt das, dass ein Viertel der Kinder in Deutschland den international festgelegten Lesemindeststandard verfehlt. Dabei ist besonders der Unterschied zu 2016 frappierend, als nur 18,9 – und nicht 25,4 – Prozent dieses Mindestniveau nicht erreichen konnten. Nele McElvany, Studienleiterin für Deutschland, begründet diesen Rückgang nicht mit der gestiegenen ethnischen Heterogenität der Klassen per se, sondern mit dem sozialen Status der Familien. Indikatoren wie Buchbesitz, Bildungsabschluss und Beruf der Eltern sind von größerer Bedeutung. Bei dem deutschen Testergebnis wirkt es sich zwar auf die Leistungen der Kinder aus, wenn die zuhause gesprochene Sprache nicht Deutsch ist, jedoch ist diese Bedingung nicht zwangsläufig ursächlich für ein schwächeres Ergebnis. Italien und Polen zeigen beispielsweise, dass die Ergebnisse bei Kindern, auf die das zutrifft, bedeutend dichter an denen sein können, die monolingual mit der Testsprache aufwachsen.
Trendwende gefordert: Reaktion aus Politik und Verbänden
Aufgrund des ernüchternden Ergebnisses meldeten sich in den vergangenen Tagen viele Stimmen aus Politik und dem erweiterten Bildungssektor zu Wort.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sprach davon, dass „eine bildungspolitische Trendwende benötigt wird, damit es mit den Leistungen unserer Kinder und Jugendlichen wieder bergauf geht.“ „Gut lesen zu können, ist eine der wichtigsten Grundkompetenzen und das Fundament für Bildungserfolg“, ergänzte sie.
Und auch die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und neue Bildungssenatorin von Berlin, Katharina Günther-Wünsch (CDU), bereitet das Ergebnis große Sorge. Es geht um „gesellschaftliche Teilhabe“ und darum „Kindern und Jugendlichen einen erfolgreichen Bildungsabschluss und somit einen erfolgreichen Start in das berufliche Leben zu ermöglichen.“ Daher sei es jetzt wichtig „gemeinsam nach schnellen, wirksamen und nachhaltigen Lösungen zu suchen“.
Susanne Lin-Kitzing, Bundesvorsitzende des deutschen Philologenverbandes, reagiert ebenfalls alarmiert auf die Ergebnisse der IGLU-Studie und fordert „durchgängig konsequent zu fördern und zu fordern“, um nicht langfristig auch den „Wirtschaftsstandort Deutschland zu gefährden“.
Der Grundschulverband sieht die Probleme beim Lehrkräftemangel und wünscht sich eine bessere Personalsituation, orientiert am Vorbild vergleichbarer, westlicher Industrienationen.
weitklick – Das Netzwerk für digitale Medien- und Meinungsbildung veröffentlicht einen neuen Online-Selbstlernkurs zum Thema „Desinformation und Hate Speech“. Lehrkräfte können in zwei Kursmodulen lernen, wie Desinformation und Hate Speech im Internet zusammenhängen und wie sie den Umgang mit diesen Online-Risiken in den Unterricht einbringen können. Bereits seit 2020 hilft das Blended Learning-Fortbildungsprogramm von weitklick Lehrkräften bundesweit dabei, sich zum Thema Desinformation online fortzubilden. Der Kurs richtet sich an Lehrkräfte der Sekundarstufe I und II sowie an Berufsschulen und entstand in Kooperation mit dem Projekt „firewall – Hass im Netz begegnen“ der Amadeu Antonio Stiftung.
In der Schule gegen Desinformation und Hate Speech stark machen
In einer Demokratie darf und sollte jeder seine Meinung äußern, auch im Internet. Problematisch wird es allerdings, wenn diese Meinungsfreiheit durch die Verbreitung von Desinformation und Hate Speech missbraucht wird. Antidemokratische Gruppierungen streuen Desinformationen und greifen bewusst Personen oder Gruppen im Netz mit menschenfeindlichen Beleidigungen und Aussagen an. „Sie wollen durch Hate Speech die öffentliche Meinung beeinflussen, um so ihre Ziele durchzusetzen. Auch im digitalen Raum ist also Zivilcourage und Engagement gefragt“, weiß Charlotte Lohmann von der Amadeu Antonio Stiftung.
Desinformation und Hate Speech sind keine neuen Phänomene, aber in digitaler Form erreichen sie neue Dimensionen – besonders in Krisenzeiten. Auch Kinder und Jugendliche begegnen diesen bei ihrer Mediennutzung, wie zuletzt der Jugendmedienschutzindex 2022[1] zeigte. „Der Lernort Schule ist zentral, um für die Themen Desinformation und Hate Speech zu sensibilisieren – Lehrkräfte haben hier eine wichtige Schlüsselrolle. weitklick unterstützt Lehrende deshalb auf vielfältige Weise dabei, den Umgang mit Hass und Falschinformationen im Netz in den Unterricht zu integrieren.“, so Armin Himmelrath, weitklick-Beiratsvorsitzender und Bildungsredakteur beim SPIEGEL.
Desinformation und Hate Speech verstehen – interaktiv und abwechslungsreich
Der neue Online-Kurs besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Modulen mit fundierten Inputs, Übungen und Reflexionsfragen. Lehrkräfte lernen, Desinformation und Hate Speech zu erkennen und einzuordnen. Außerdem finden sie im Kurs-Bereich „Werkstatt“ Anregungen und Materialien, die ihnen den Transfer in den Unterricht erleichtern.
Themen in Modul 1
Themen in Modul 2
Der Kurs „Desinformation und Hate Speech“ ist ab sofort kostenfrei unter www.weitklick.de/kurse verfügbar. Insgesamt bietet weitklick sechs Online-Kurse für Lehrende an.
Informationen zum Projekt firewall der Amadeu Antonio Stiftung gibt es unter www.amadeu-antonio-stiftung.de/projekte/firewall/.
Über weitklick
weitklick ist ein multiperspektivisches Blended Learning-Fortbildungsprogramm und unterstützt Lehrende dabei, das Thema Desinformation im digitalen Raum nachhaltig in den Unterricht zu integrieren. Das Projekt bietet Online-Kurse, Unterrichtsmaterialien, Webinare und Fortbildungen an, in denen ein Austausch zwischen Lehrkräften und Medienschaffenden ermöglicht wird. Zielgruppe sind vor allem Lehrkräfte der Sekundarstufe I und II sowie in der Berufsbildung.
Begleitet wird weitklick von einem interdisziplinären Fachbeirat mit Expertinnen und Experten aus Journalismus, Politik, Wissenschaft und Bildungspraxis. Beiratsvorsitzender ist der Bildungsredakteur Armin Himmelrath. Die Schirmherrin von weitklick ist Prof. Dr. Gesine Schwan.
Berlin. In der Debatte um die Bildungskrise in Deutschland offenbaren sich immer mehr Missstände des deutschen Bildungssystems. Forderungen nach mehr Chancengleichheit, einer Verbesserung der Zustände von Schulgebäuden und mehr Personal werden zunehmend lauter. Dem möchte die Regierung mit einem "Startchancen-Programm" entgegenwirken, um "Kindern und Jugendlichen bessere Bildungschancen unabhängig von der sozialen Lage ihrer Eltern" zu ermöglichen. In einem elfseitigen Eckpunktepapier des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) werden nun die Pläne für die Ziele, Umsetzung und Finanzierung des Programms konkretisiert.
Das Programm startet demnach im Schuljahr 2024/2025 und soll anschließend über 10 Jahre laufen. Jährlich soll in diesem Zeitraum vom Bund ein Betrag von einer Milliarde Euro zur Verfügung gestellt werden, die von Seiten der Ministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) schon lange zuvor angekündigte “Bildungsmilliarde”. Von den Bundesländern wird erwartet, ebenfalls eine Milliarde zu investieren. Die Hälfte dieses Geldes soll in Baumaßnahmen, vor allem einer besseren Ausstattung der Räume, Verwendung finden. Im Eckpunktepapier ist die Rede von Kreativlaboren, Räumlichkeiten für inklusives Lernen und Multifunktionsräumen. Wichtig ist, dass “ohnehin notwendige Sanierungsmaßnahmen", wie z.B. ein Austausch maroder Fenster, nicht unter diese Kategorie fallen und somit nicht vom Programm übernommen werden. Ein sogenanntes “Chancenbudget”, welches auf jede der ausgewählten Schulen individuell zugeschnitten ist, gibt den Einrichtungen außerdem die Möglichkeit, eigenverantwortlich in die verbesserungsbedürftigen Bereiche der Schule zu investieren und eigene Ideen umzusetzen. Geplant ist, für dieses Budget 300 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung zu stellen, allerdings vorerst befristet bis 2028. Die dritte große Veränderung für Schulen wird eine vermehrte Unterstützung von Sozialarbeiter:innen sein, ebenfalls finanziert vom Startchancen-Programm. Durch Sozialarbeit könne man Schüler:innen individuell besser fördern und auch die Familien beraten und unterstützen, heißt es vom BMBF. Deshalb sollen ab 2025 jährlich 200 Millionen Euro investiert werden.
Insgesamt wird das Startchancen-Programm eine Förderung von 4000 Schulen umfassen. 60 Prozent davon sollen Grundschulen sein, um dort die sogenannten “Basiskompetenzen” Lesen, Schreiben und Rechnen zu verbessern. Weitere 20% sollen berufsbildende Schulen ausmachen.
Wie viele Schulen in den einzelnen Bundesländern Geld erhalten, hängt vor allem von Herkunft und Armutsrisiko der Schüler:innen ab, da es laut dem Papier einen großen Zusammenhang zwischen diesen Faktoren und dem Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen gibt. Besonders die Sprache wird als maßgeblicher Faktor gesehen, da Kinder mit einer anderen Muttersprache als deutsch schlechtere Grundvoraussetzungen in der Schule haben und besonders unterstützt werden müssen. Um sicherzustellen, dass tatsächlich bedürftige Kinder vom Startchancen-Programm profitieren, soll die Milliarde nicht nach dem von Seiten der Länder vorgeschlagenen "Königsteiner Schlüssel" auf die Bundesländer verteilt werden, sondern durch einen vom BMBF neu entwickelten Index. Dieser setzt sich wie folgt zusammen:
Die Auswahl der einzelnen Schulen soll hingegen nicht entlang eines bundesweiten Sozialindex erfolgen. Stattdessen soll jedes Bundesland einen Kriterienkatalog entwickeln, welcher zwingend die Zahl der Schüler:innen mit Migrationshintergrund umfassen muss. Jedes Bundesland muss sich anschließend das Einverständnis des Bundes für die entwickelten Kriterien holen, bevor die Schulen ausgewählt werden dürfen.
Das Eckpunktepapier ist allerdings noch lange nicht beschlossen, der Bund muss zuvor noch in Verhandlungen mit den Ländern gehen. Da die Bundesländer selbst zuständig für Bildung und Schulen sind und das Programm darüber hinaus finanziell zu gleichen Teilen wie der Bund mittragen sollen, muss vor dem Start Einigung in allen vorgestellten Punkten herrschen. "Es ist nun entscheidend, dass sich Bund und Länder zügig auf gemeinsame Eckpunkte einigen, damit das Programm rechtzeitig an den Start gehen kann”, äußerte die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion Nina Stahr.
Was ist eure Meinung zum Eckpunktepapier? Denkt ihr, die Maßnahmen werden ausreichen, um die momentanen Probleme zu lösen? Lasst uns das gerne in den Kommentaren wissen!
Das Gehirn von Schüler:innen will trainiert werden, wobei Abwechslung sehr hilfreich ist. Die Bundeshauptstadt Berlin eignet sich als ein wahres Museumsparadies, mit einer Vielzahl an verschiedenen Ausstellungsorten für allerlei verschiedene Thematiken. In diesem Artikel stellen wir euch einige der besten Museen vor, bei denen euch eure Schüler:innen danken werden, wenn ihr sie bei eurer Klassenfahrt in der Hauptstadt berücksichtigt.
Die Museumsinsel bedarf wohl keiner Vorstellung. Gelegen in der Bodestr. 3 10178 Berlin und leicht mit der U5 zu erreichen, beherbergt sie eine Vielzahl von Museen. Im Neuen Museum, der Alten Nationalgalerie, dem Bode-Museums und das Pergamonmuseums können Besucher:innen den aufklärerischen und humanistischen Idealen des frühen 19. Jahrhunderts näher kommen. 1999 wurde die Museumsinsel von der UNESCO als Welterbe erklärt als “ein einzigartiges Ensemble von Museumsbauten das die Entwicklung modernen Museums-Designs über mehr als ein Jahrhundert illustriert".
Ein Besuch des Pergamonmuseums mit seiner Sammlung von Artefakten und imposanten Rekonstruktionen aus dem Altertum ist besonders empfehlenswert, da es im Oktober 2023 seine Pforten für die nächsten vier Jahre schließt.
Museen müssen Besucher:innen allerdings nicht ausschließlich zum Schwelgen in der Vergangenheit animieren: Vor allem, wenn es auch innovative Ideen wie das Futurium in Berlin gibt. Wöchentlich, mit Ausnahme des Dienstags, von 10 bis 18 Uhr geöffnet, ist das Museum am Alexanderufer 2, 10117 Berlin eine spannende Adresse. Das Museum selbst ist kostenlos und wird vom Bundesforschungsministerium finanziert.
Das Ziel des Futurium ist, bereits heute als ein Haus der Zukünfte zu agieren und der Öffentlichkeit viele neue, futuristische Ideen näherzubringen. Dies erfolgt durch “eine Ausstellung mit lebendigen Szenarien, ein Lab zum Ausprobieren und ein Forum für den gemeinschaftlichen Dialog. Absehbare, denkbare und wünschbare Zukunftsentwürfe werden im Futurium vorgestellt und diskutiert.”
Ihr erreicht das Futurium am einfachsten mit der S3 und der U5. Beide Linien bringen euch und eure Schüler:innen von Berlin Mitte aus innerhalb von weniger als einer Viertelstunde ans Ziel. Vielleicht werden sie ja dazu inspiriert, selbst Ideen zu entwerfen, die eines Tages im Futurium ausgestellt werden.
Die Geschichte des Judentums in Deutschland hat eine Vielzahl von Schattenseiten. Belehrung über jene Zeiten ist der beste Weg zur Vorbeugung. Aus diesem Grund kann sich ein Besuch im Jüdischen Museum Berlin (JMB) für eine Geschichtsstunde zum Thema “Zweiter Weltkrieg” lohnen. Mit einem Schwerpunkt auf der Bildungsarbeit dient das Museum der Reflexion und Aufklärung der Geschichte des Judentums in der Bundesrepublik.
Der Eintritt in die Dauerausstellung ist kostenlos. Der Zugang zur Wechselausstellung ist mit 3 bis 8 Euro bepreist,Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zahlen auch dort keinen Eintritt. Des Weiteren werden spezielle Angebote für Schulklassen angeboten in der Form von 60 bis 90 minütigen Touren, die sich intensiv mit der Materie auseinandersetzen.
Das JMB befindet sich in der Lindenstraße 9–14 10969 Berlin und ist leicht zu erreichen mit Öffentlichen Verkehrsmitteln wie der U1 oder U6 bis Hallesches Tor oder der Buslinien 248, M29 oder M41.
“Deutschland ist eine Republik - dachte ich. Deutschland will den Frieden - dachte ich. In einer Republik des Friedens muss es doch auch ein Friedens-Museum geben - dachte ich.” Diese Worte stammen von Ernst Friedrich, einem Schriftsteller und Pazifist dessen Fotodokumentationen im Buch “Krieg dem Kriege” abschreckende Bilder des ersten Weltkrieg zeigten und zur damaligen Zeit das am weitesten verbreitete pazifistische Werk in Europa waren. Jenes Buch war auch der Anlass zur Gründung des Anti-Kriegs-Museums.
Friedrich eröffnete das Museum 1925 mit dem Ziel, Kriegsverherrlichung zu trotzen und besonders der Jugend die brutale Realität des Krieges nahezubringen und zur Toleranz und Verständigung anzuregen. Dabei sollen auch Einblicke in die Geschichte und Wirkungen des Militarismus und Pazifismus vermittelt werden, mit einem Augenmerk auf die Friedensbewegungen der letzten 2500 Jahre.
Platziert ist das Anti-Kriegs-Museum in der Brüsseler Str. 21 13353 Berlin. Geöffnet ist es jeden Tag von 16 bis 20 Uhr, der Eintritt ist frei. Zur Anreise empfehlen wir die U5 mit einem Umstieg in die U6 an der Haltestelle Unter den Linden.
Die DDR war eines der wohl prägendsten Kapitel Deutscher Geschichte. Um die Geschichte dieser Ära zu vermitteln, gibt es das DDR Museum in Berlin, das mit der größten interaktiven DDR-Ausstellung in Deutschland glänzt. In den drei Bereichen “Öffentliches Leben”, “Staat und Ideologie” und “Leben im Plattenbau” können Besucher:innen eine Trabi-Fahrsimulation in einem originalen Trabant P601 erleben oder auch an interaktiven Spielen teilnehmen.
Vom Alltag eines normalen Bürgers oder einer normalen Bürgerin bis hinter die Kulissen der Stasi ist hier alles in Bezug auf die DDR zu finden. Dabei werden hunderte von alltäglichen Objekten zur Schau gestellt, aber auch Highlights wie ein sechs Meter langes Originalteil der Berliner Mauer.
Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 12,50 Euro, für angemeldete Schulgruppen allerdings pro Person nur 5,00 Euro (ab zehn Personen).
Gelegen ist das Museum in der Karl-Liebknecht-Str. 1 10178 Berlin-Mitte. Zahlreiche Möglichkeiten zur Anfahrt werden auf der Museumsseite empfohlen.
Auch für Lehrkräfte im Fach Biologie bietet Berlin eine Möglichkeit zur Exkursion: das Museum für Naturkunde in der Invalidenstraße 43, 10115 Berlin, zentral gelegen in Berlin Mitte und somit bequem mit der U6 oder M5 zu erreichen. Es ist Teil der Leibniz-Gemeinschaft und gehört zu einer der weltweit bedeutendsten Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der biologischen und geowissenschaftlichen Evolution und Biodiversität. In der Dauerausstellung werden aktuelle Forschungen vorgestellt, sowie mehr als 30 Millionen Objekte aus den Bereichen Zoologie, Paläontologie, Geologie und Mineralogie.
Das Museum bietet eine Vielzahl an digitalen Angeboten, Führungen, Workshops und Materialien für Schul- und Kitagruppen an. Alle Formate, Angebote und Informationen sind auf den folgenden Seiten zu finden.
Des Weiteren bietet das Museum eine Vielzahl an Angeboten für Schulen und Kitas. Unter anderem werden digitale Angebote, Führungen zu verschiedenen Themen und Mikroskopierkurse sowie andere Workshops angeboten.
Preise zu den verschiedenen Angeboten sind hier zu finden.
Vielleicht haben eure Schüler:innen schon mal von einer Karriere als Geheimagent:in geträumt. Falls ihr diesen Traum für eure Schüler:innen etwas erreichbarer machen wollt, ist das Deutsche Spionagemuseum der richtige Ort für eine Exkursion, die vielleicht nicht unbedingt Klausurrelevant ist, aber dennoch Einblicke in ein turbulentes Zeitalter Deutschlands gibt. Das Museum am Leipziger Platz 9, 10117 Berlin ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der Entwicklung des Kalten Krieges wurde Berlin zu einer Art Hauptstadt der Spione in der die Großmächte aufeinander trafen. Multimedial und interaktiv können Besucher:innen mit den Mitteln der damaligen Spione interagieren, aber auch einen Blick hinter die Kulissen von anderen Geheimdiensten aus der Vergangenheit werfen, mit einem weiteren Ausblick auf die aktuelle Schattenwelt der Spionage.
Vom Museum selbst wird es empfohlen anzureisen mit der S-Bahn, U-Bahn oder dem Bus vom Potsdamer Platz bis zum Leipziger Platz. Des Weiteren bietet das Museum bestimmte Klassenfahrtsangebote an.
Wer sagt, dass ein Museum sich nur mit den Ereignissen auf der Erde befassen muss? Für eine Exkursion im Fach Astrologie eignet sich das Zeiss-Grossplanetarium in der Prenzlauer Allee 80 10405 Berlin. Als Europas modernstes Wissenschaftstheater bietet der große Planetariumssaal genug platz für 307 Besucher:innen und der integrierte Kinosaal ermöglicht es 160 Teilnehmer:innen an der Reise in die Astronomie teilzunehmen. Das Planetarium selbst ist dabei eins von drei der traditionsreichsten Volkssternwarten Deutschlands und Teil der Stiftung Planetarium Berlin.
Für Schulklassen kostet der Eintritt vier Euro pro Person und zur Anfahrt eignet sich unter anderem der Bus 156 zur Prenzlauer Allee. Weitere Informationen zum Thema Ankunft, Kosten und Öffnungszeiten befinden sich hier.
Gibt es Museen die euch besonders in ihren Bann gezogen haben? Geniale Museen, die nicht auf unserer Liste zu finden sind? Teilt eure Erfahrungen gern in den Kommentaren!
In der digitalisierten Welt hat die Künstliche Intelligenz (KI) einen bemerkenswerten Aufstieg erlebt, der unser tägliches Leben verändert hat. Eine der prominentesten Anwendungen dieser Technologie ist ChatGPT, ein leistungsstarker Chatbot, der auf OpenAI's GPT-3.5 basiert. Während ChatGPT im Alltag als hilfreiches Werkzeug angesehen wird, stellt es Schulen und Universitäten vor eine große Herausforderung: Wie können sie sicherstellen, dass bei Prüfungen und Bewertungen klar zwischen menschlichen und KI-generierten Texten unterschieden wird? Unklarheiten wie diese werfen wichtige Fragen über die Zukunft von Prüfungsverfahren und den Umgang mit dieser Technologie in Bildungseinrichtungen auf.
Zunehmend wird der Einsatz von ChatGPT durch Schüler:innen für Hausaufgaben beobachtet. Es gibt durchaus positive Anwendungen im Bildungsbereich, wie Lese-, Sprach- und Mathe-Lernprogramme, aber die (teilweise) Übernahme der Hausaufgaben oder Fach- und Seminararbeiten durch den Chatbot wird als problematisch angesehen. In Hamburg reagiert die Schulbehörde auf den Trend und plant, mündliche Prüfungen stärker zu gewichten, um die individuelle Leistung der Schüler:innen besser berücksichtigen. Zudem wurde die Kompetenzstelle KI eingerichtet, um den gezielten Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT zu fördern. Es wird betont, dass die Verwendung von KI im Unterricht sorgfältig geplant und umgesetzt werden muss, um Schüler:innen zu unterstützen und datenschutzrechtliche Aspekte zu berücksichtigen. Es gibt weiterhin eine internationale Debatte über die Kontrolle und den Jugendschutz von ChatGPT und ähnlichen KI-Systemen.
Der Einsatz von ChatGPT in Schulen führt zu einer intensiven Debatte über den Umgang damit. Es gibt Vorbehalte, da der Chatbot keine Quellen angibt, Fehler machen kann oder Anweisungen missinterpretiert. Ethische Bedenken beziehen sich auf Reproduktion bestimmter Werte und Normen. Es ist schwierig zu erkennen, ob ein Text von Schüler:innen oder von ChatGPT geschrieben wurde, da der Chatbot in der Lage ist, wie ein Mensch Texte zu formulieren. Ein Verbot von ChatGPT an Schulen ist fraglich, es sei wichtiger, einen sinnvollen Umgang zu finden und darüber intensiv zu diskutieren, argumentiert Felicitas Macgilchrist. OpenAI hat inzwischen ein Tool veröffentlicht, das, ebenfalls mithilfe einer KI, Texte daraufhin untersucht, ob sie von einer Künstlichen Intelligenz oder einem Mensch geschrieben wurden.
Der Gastbeitrag von Sebastian Zachrau in ZeitCampus beleuchtet die Auswirkungen von ChatGPT auf Prüfungen an Hochschulen. Die Verfügbarkeit des Sprachmodells stellt die herkömmlichen Prüfungsformen in Frage und ermöglicht Studierenden, mithilfe der KI Texte und Antworten zu generieren. Die Leistungen zu bewerten und Missbrauch zu verhindern stellt deshalb eine große Herausforderung für Hochschulen dar. Bisher gibt es dazu keine einheitlichen Vorgaben. Der Artikel argumentiert, dass die aktuelle Prüfungspraxis überdacht und auf kompetenzorientierte Prüfungen umgestellt werden sollte, um den Bedürfnissen der Studierenden besser gerecht zu werden.
Schulen und Universitäten stehen vor der großen Herausforderung, bei Prüfungen den Unterschied zwischen menschlichen und KI-generierten Texten klar zu erkennen. Der Einsatz von ChatGPT für Prüfungen bringt viele Unsicherheiten mit sich, Schulbehörden und Universitäten müssen deshalb angemessen auf diesen Trend reagieren. Erste Lösungsansätze wurden bereits erarbeitet, allerdings bleiben weitere Entwicklungen und eine einheitliche Handhabe abzuwarten, da die Zukunft von Prüfungsverfahren und der Umgang mit KI-Technologie auch weiterhin herausfordernd bleiben wird.
Berlin. Die neue Berliner Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Katharina Günther-Wünsch (CDU), wurde am 5. Mai auf der außerordentlichen Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) zu deren neuen Präsidentin gewählt. Sie tritt damit die Nachfolge von Astrid-Sabine Busse an, die wegen des Regierungswechsels ihr Amt als Bildungssenatorin verlor.
Wie ihre Vorgängerin, ist auch Günther-Wünsch studierte Pädagogin. Sie studierte Chemie, Geschichte und Politik auf Lehramt an der TU Dresden. Von 2007 bis 2021 war sie als Lehrkraft, später als Studienrätin, stellvertretende Schulleiterin und Studiendirektorin tätig. Katharina Günther-Wünsch ist seit 2021 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Zuvor war sie von 2016 bis 2021 Bezirksverordnete in Marzahn-Hellersdorf für die CDU-Fraktion, wo sie verschiedene Funktionen innehatte, darunter stellvertretende Fraktionsvorsitzende, bildungspolitische Sprecherin und Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses. Im Jahr 2021 wurde sie außerdem stellvertretende Kreisvorsitzende der CDU Wuhletal. Ihr Eintritt in die CDU Wuhletal erfolgte bereits 2014.
Günther-Wünsch betonte nach der Wahl, dass sie gemeinsam mit den Kolleg:innen der Länder die wichtigsten bildungspolitischen Themen vorantreiben möchte. Besonders im Fokus steht die Bekämpfung des Lehrkräftemangels, für den sie gute und praktikable Lösungen entwickeln möchte. Als Präsidentin strebt sie eine innovative und ideenreiche KMK an, die in schwierigen Zeiten Verantwortung übernimmt. Sie sprach von einer “Bildungskrise” und forderte ein bundeseinheitliches Vorgehen. Darüber hinaus beabsichtigt sie, den Schwerpunkt ihrer Amtsvorgängerin, die Weiterentwicklung der Qualität der Ganztagsschulen, fortzusetzen, da diese von großer Bedeutung sei.
Die Übernahme dieses Amts erfolgt zu einer äußerst herausfordernden Zeit, da Bund und Länder vor großen Herausforderungen stehen. Die neue KMK-Präsidentin hat die Aufgabe, die beiden Parteien wieder näher zusammenzubringen und verlorenes Vertrauen wiederherzustellen. Günther-Wünsch betonte die Dringlichkeit der Situation und die Notwendigkeit der Unterstützung des Bundes, um laufende Digitalisierungsprojekte fortzuführen. Ebenso müsse das Startchancen-Programm für mehr Bildungsgerechtigkeit 2024 tatsächlich umgesetzt werden, wobei eine rasche Einigung zwischen Bund und Ländern essentiell wäre.
Es ist früh am Morgen und du wurdest unerwartet mit einer Vertretungsstunde überrascht? Keine Sorge! Mit unserer Sammlung von Themen im Rahmen unserer neuen Reihe “Die Vertretungsstunde” gestaltest Du ab sofort lebendige Vertretungsstunden, die sowohl den Schülerinnen und Schülern als auch Dir Spaß machen werden. Den Anfang machen wir mit einem – zugegebenermaßen gewagten – Thema, mit dem ihr entweder als Alleskönner triumphiert oder der Klasse eine ruhige Schlafpause beschert.
Während die eine Hälfte des Lehrerkollegiums mit Erkältungen und Grippe kämpft, versucht die andere Hälfte, den Unterrichtsausfall zu bewältigen. Das bedeutet oft, dass man kurzfristig eine (fach)fremde Klasse übernehmen muss. Wir haben praktische Ideen für Vertretungsstunden in einer Themenreihe gesammelt, die nicht nur Spaß machen sollen, sondern bei denen am Ende auch Lernziele erreicht werden. Wie das funktioniert zeigen wir euch am trockenstmöglichen Beispiel, nämlich den AGBs. Hier erfahrt ihr, wie ihr dieses komplexe Thema euren Schüler:innen spielerisch vermitteln könnt.
Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) sind vorformulierte und standardisierte Vertragsbedingungen, die in verschiedenen Geschäftsbeziehungen Anwendung finden. Sie regeln die rechtlichen Rahmenbedingungen zwischen Anbietern und Kunden. Während Privatpersonen ausdrücklich auf die AGB hingewiesen werden müssen, gelten sie bei Kaufleuten und juristischen Personen stillschweigend als anerkannt. AGB dienen dazu, die Rechte und Pflichten beider Vertragsparteien festzulegen, beispielsweise Zahlungsbedingungen, Lieferzeiten, Haftungsausschlüsse und Rückgaberegelungen. Sie gewährleisten Transparenz und Rechtssicherheit, indem sie potenzielle Streitpunkte vorab klären. Wir klären, weshalb die Vertretungsstunde perfekt dafür geschaffen ist, um über dieses Thema zu reden und warum gerade junge Menschen mehr darauf achten sollten, AGB's zu lesen.
Durch die Verwendung allgemeiner Geschäftsbedingungen (AGB) aus der Produktwelt, die junge Menschen ansprechen, werden die Schüler:innen dazu angeregt, genauer auf das "Kleingedruckte" zu achten. Diese Herangehensweise ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, ein Bewusstsein für die Bedeutung und Auswirkungen von AGB zu entwickeln. Sie werden ermutigt, die Vertragsbedingungen kritisch zu hinterfragen, um zu verstehen, welche Rechte sie als Kunden haben und welche Verpflichtungen damit einhergehen. Dies fördert ihr Rechtsverständnis und ihre Fähigkeit, informierte Entscheidungen zu treffen.
Zusätzlich werden das kritische Denken und die Fähigkeit Verträge und deren Implikationen besser zu verstehen angeregt. All das sind Qualifikationen, die sich später in der Geschäftswelt als praktisch erweisen können.
Ein Fakt, auf den ihr eure Schüler direkt hinweisen könnt: Die Mehrheit der jugendlichen Menschen akzeptiert die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) oft, ohne sie tatsächlich gelesen zu haben (siehe Grafik). Dies führt dazu, dass viele nicht wissen, was eigentlich in den AGB steht. Frei nach dem Motto: "Wird schon nichts Schlimmes drin stehen"
In diesem Video des Youtubers “sevDesk” wird genau erklärt, was AGB's sind, welche Funktion sie erfüllen und wie du vorgehen kannst, um deine eigenen AGB's zu verfassen.
Auf den Zugang kommt es an: Unterrichtsmaterial zum Thema
Die EU-Initiative klicksafe setzt sich dafür ein, die Online-Kompetenz der Menschen zu stärken und ihnen vielfältige Angebote bereitzustellen, um einen kompetenten und kritischen Umgang mit dem Internet zu fördern. Die Initiative agiert politisch und wirtschaftlich unabhängig und wird in Deutschland von der Medienanstalt Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Medien NRW koordiniert und umgesetzt.
Die Unterrichtseinheit erweitert das Material "Nutzungsbedingungen kurzgefasst" und analysiert genauer die Vertragsbedingungen beliebter Onlinedienste wie WhatsApp, Instagram, Snapchat, TikTok und Spotify sowie das Online-Spiel Fortnite. Dabei wird die Unterrichtsmethode des "Gruppenpuzzles" eingesetzt, um sicherzustellen, dass am Ende der Einheit alle Schülerinnen und Schüler ein Verständnis für die Nutzungsbedingungen digitaler Angebote entwickeln.
Die gesamte Unterrichtseinheit steht exklusiv als Download zur Verfügung.
Um den täglichen Geschäftsverkehr effizienter zu gestalten und Zeit einzusparen, werden häufig Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) verwendet. So erklärt euch auch das Material des Landesbildungsservers Brandenburg, was genau ABG bedeutet und wie sie funktionieren.
Dieses geniale Lernquiz, der learningapps.org, führt junge Schülerinnen und Schüler auf spielerische Art und Weise in die Welt der AGBs ein. Ein weiteres Quiz stellt LTO zum Recht der AGBs zur Verfügung. Beide Quiz können bequem über das Smartphone im Unterricht aufgerufen werden. Falls verfügbar, kann auch der Computerraum der Schule genutzt werden. Wenn es darum geht, Fragen aus einem AGB-Quiz spielerisch an die Klasse zu vermitteln, können Sie verschiedene Ansätze verwenden, um das Lernen unterhaltsam und interaktiv zu gestalten. Hier sind einige Vorschläge:
Gruppenwettbewerb: Teile die Klasse in Teams auf und lassen Sie sie gegeneinander antreten. Jedes Team erhält eine Reihe von Fragen aus dem AGB-Quiz. Durch das Wettbewerbselement werden die Schüler:innen motiviert, ihr Wissen anzuwenden und die richtigen Antworten zu finden.
Kreative Projekte: Bitte die Schülerinnen und Schüler, eigene Fragen aus dem AGB-Quiz zu erstellen und diese in kreativen Projekten zu präsentieren. Dies kann in Form von Plakaten, Präsentationen oder sogar kurzen Skits geschehen. Durch das aktive Erstellen und Teilen von Fragen vertiefen die Schüler:innen ihr Verständnis der AGB-Themen.
Kahoot oder Quizlet Live: Nutze Online-Plattformen wie Kahoot oder Quizlet Live, um das AGB-Quiz interaktiv zu gestalten. Diese Plattformen ermöglichen es Ihnen, die Fragen digital zu präsentieren und die Schülerinnen und Schüler in Echtzeit antworten zu lassen. Durch den spielerischen Charakter und die Punktevergabe werden die Schülerinnen und Schüler aktiv in den Lernprozess einbezogen.
Mit solch humorvollen Fragen und schlagfertigen Antworten nehmen wir das Thema AGBs auf die leichte Schulter. Denn warum sollte Lernen (auch und gerade in Vertretungsstunden) immer trocken und langweilig sein? Wir glauben, dass ein Lächeln auf den Lippen den Lernprozess viel angenehmer macht.
Inklusion in der Bildung ist, wie bereits in den letzten Artikeln unserer Themenwoche dargelegt wurde, ein ebenso wichtiges wie polarisierendes Thema. Die Diskussionen um mehr Inklusion in der Bildung sind jedoch längst nicht nur in Deutschland zu finden. Die fehlenden inklusiven Bildungsangebote sind ein Problem mit internationaler Relevanz: Auf der ganzen Welt hoffen Kinder darauf, dass sie in Zukunft mehr und besser am normalen Schulalltag teilnehmen können. Der Kern von Inklusion ist, dass Kinder nicht nur in eine reguläre Klasse gesetzt und somit “integriert” werden, sich aber dem gegebenen System anpassen müssen, sondern, dass auch Schulen, Lehrer und Mitschüler auf die Kinder eingehen und diese gesehen und verstanden werden. Darüber hinaus sollte es natürlich immer das Ziel sein, die Kinder in der Schule so umfangreich ausbilden zu können, dass sie einen Abschluss erreichen und nach der Schule qualifiziert in eine Ausbildung oder einen Beruf einsteigen können. Doch dies ist längst noch nicht in allen Ländern Realität. Stattdessen sind viele Bildungssysteme noch immer geprägt von der Exklusion und Separation von Kindern mit Behinderung. Auch die in Deutschland vielfach zu findenden Förderschulen gerieten als Teil dieser Abgrenzung in den letzten Jahrzehnten vermehrt in die Kritik. Um die heutige Lage integrativer Beschulung in Deutschland sowie im internationalen Kontext verstehen zu können, ist es notwendig, einen Blick auf die geschichtliche Entwicklung dieser zu werfen.
Der UN-Ausschuss stellte dabei klar, dass „die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen in Regelklassen ohne begleitende strukturelle Veränderungen an beispielsweise Organisation, Curriculum und Lehr- und Lernstrategien keine Inklusion darstellt.“ In dieser Hinsicht „muss das Unterrichtssystem eine personalisierte Bildungsantwort liefern statt zu erwarten, dass sich der/die Schüler(in) an das System anpasst"
Auch Deutschland hat sich im Rahmen der UN Behindertenrechtskonvention grundsätzlich zu einer Umstellung auf ein inklusives Schulsystem verpflichtet und stellt seit einigen Jahren Bemühungen zur Umsetzung dieses Zieles an. Jedoch setzt man hierzulande oftmals noch auf das Konzept der Förderschule, auch wenn dieses vor allem in den letzten Jahren zunehmend in der Kritik steht. Im Schuljahr 2021/22 gab es in Deutschland von 32.206 allgemeinbildenden Schulen noch 2.792 Förderschulen mit einer Schülerzahl von 327.486 Schüler:innen. 2020 besuchten nur insgesamt 254.000 Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine Regelschule. Bei einer vollständigen Umsetzung der Inklusion würden Förderschulen hierzulande gar nicht mehr oder nur in geringer Anzahl für besonders bedürftige Kinder fortbestehen.
Europa hat im Vergleich zu anderen Kontinenten in großen Teilen bereits recht umfangreiche inklusive Strukturen geschaffen, nicht zuletzt auch aufgrund der Bemühungen von EU und UNO. Prinzipiell finden sich in Europa, laut Martine Caraglio vom Pariser Bildungsministerium, drei verschiedene Ansätze, um inklusive Bildung umzusetzen:
„Da ist zum einen die Politik ‚all-inclusive‘ – alle behinderten Kinder besuchen die Regelschule. Als Vorbild gilt Italien. Beim zweiten Ansatz stehen spezielle Einrichtungen, Förderschulen, im Vordergrund. Dies ist noch Alltag in Deutschland. Und der dritte Ansatz ist eine Mischform, wie bei uns in Frankreich.”
Allerdings zeigt sich bei der Inklusion von Kindern mit Behinderung an vielen anderen Orten der Welt noch ein weit größerer Handlungsbedarf. Tendenziell ist in den meisten Ländern die Wahrscheinlichkeit eines Schulbesuchs bei Menschen mit Behinderung geringer, als bei jenen ohne Beeinträchtigung. Aus kulturellen, religiösen oder finanziellen Gründen werden Kinder mit Behinderung aus den Schulen vieler, vor allem ärmerer Länder, ausgeschlossen. Oftmals finden sich hier auch keine alternativen Angebote wie Förderschulen, sondern Bildung bleibt den Kindern vollends verwehrt. In Entwicklungsländern besuchen etwa 90% der Kinder mit Behinderungen keine Schule, weltweit sind es 32 Millionen. Nicht nur hat das Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und Entwicklung der Kinder, sie haben außerdem fast gar keine Aussichten auf einen späteren Arbeitsplatz. Um einen solchen zu bekommen, ist neben der Grundschule auch die nachfolgende Ausbildung der Kinder und Jugendlichen, etwa in Form von weiterführenden Schulen, sehr relevant. Die größten Disparitäten zwischen Jugendlichen mit und ohne Behinderung lassen sich in Vietnam, Indonesien und Ägypten feststellen. Von den 15 bis 19 Jährigen besuchten folgende keine Bildungseinrichtung mehr:
Doch es gibt auch Beispiele, die zeigen, dass es möglich ist, eine inklusive Beschulung zu entwickeln. Viele Länder haben durch tiefgreifende Reformen bereits neue Strukturen geschaffen, um Kindern mit Behinderung ein inklusives Bildungssystem zur Verfügung stellen zu können. Nachfolgend möchten wir drei Länder vorstellen, in denen Inklusion bereits Alltag ist.
Italien zeigt sich in der Eigeninitiative der Umsetzung inklusiven Unterrichts dem Rest der Welt als Vorreiter. Bereits 1977 schaffte es mit einer gesetzlich festgelegten Abschaffung von Sonderschulen und Sonderklassen den Absprung hin zu inklusiver Beschulung. Diese Reform war allerdings eine notwendige Reaktion auf einen langen Kampf für eine Verbesserung des nicht mehr tragbaren Bildungsnotstandes der Bevölkerung. Bis in die späten 60er Jahre besuchten viele Kinder lediglich die fünf Klassen umfassende Grundschule und ergriffen danach oft sofort eine Arbeit. Den meisten Kindern mit Behinderung wurde Schulbildung vollends verwehrt. Doch die Stimmen nach einer Bildung für alle, mit mehr Zusammenhalt und weniger Trennung, wurden immer lauter. Als Antwort folgte die erste große Reform: Eine verpflichtende Beschulung aller Kinder zwischen 6 und 14 Jahren, welche erstmals auch Kindern mit Behinderung Zugang zu Bildung und damit eine Zukunftsperspektive bot. Als Inklusion 1977 gesetzlich verankert wurde, wurden automatisch sowohl Grund-, Mittel- und Oberstufen als auch Berufsschulen zu inklusiven Bildungseinrichtungen. Seitdem hat Italien den Inklusionsbegriff, welcher zuvor vor allem auf Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen bezogen war, noch erweitert. Heute werden auch der kulturelle Hintergrund, die Sprache und die emotionale und soziale Entwicklung des Kindes mit berücksichtigt und als inklusionsbedürftig anerkannt.
Über 99% der italienischen Kinder werden mittlerweile gemeinsam beschult. Die Schüler:innen mit einem erhöhten Hilfebedarf folgen dem regulären Unterricht, so gut es ihnen möglich ist. Bei Bedarf können sie jedoch außerdem auf eine spezifisch angepasste Betreuung in einzelnen Fächern zurückgreifen. Jeder Schüler Italiens hat außerdem die Möglichkeit, einen individuell auf seine Lernvoraussetzungen ausgelegten Bildungsplan zu nutzen, welchen Schüler:innen, Lehrkräfte, Eltern und geschulte Fachkräfte gemeinsam ausarbeiten. Kinder und Jugendliche mit Inklusionsbedarf haben zusätzlich ein Recht auf eine angepasste und differenzierte Bewertung ihrer Leistungen sowie auf alle benötigten zusätzlichen Lernmaterialien, damit sie dem Unterricht bestmöglich folgen können. Außerdem wird ein kostenloser Schultransport für alle Schüler:innen mit Beeinträchtigungen zur Verfügung gestellt.
Doch auch in dieser lang erprobten inklusiven Struktur zeigen sich nach wie vor Probleme. Denn für die Umsetzung dieses Systems benötigt es viele Fachkräfte. Den Lehrer:innen an Italienischen Schulen sollten diese eigentlich zusätzlich zur Seite stehen, doch viele notwendigen Stellen bleiben aufgrund des herrschenden Fachkräftemangels unbesetzt. Auch die Eingliederung von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt zeigt sich in Italien nach wie vor als eine noch zu meisternde Herausforderung. Nach ihrem Schulabschluss haben sie weniger Chancen auf einen Arbeitsplatz als in den meisten anderen Ländern Europas.
Auch Frankreich verfügt mittlerweile über eine inklusive Bildungsstruktur. Hier beschreibt man das herrschende Bildungssystem allerdings nicht als Inklusion, sondern spricht lieber von der “Schule für alle”. Das Ziel dieser ist es einen Bildungsraum für alle Kinder zu schaffen, ohne Ausgrenzung und Diskriminierung. Dem liegt das 2005 beschlossene “Gesetz über die Rechts-und Chancengleichheit” zugrunde, welches alle schulischen Einrichtungen dazu verpflichtet bei Bedarf Menschen mit Behinderung aufzunehmen. 2018 besuchten dadurch bereits drei mal mehr Schüler:innen mit Behinderungen eine Regelschule als 2006, ein Jahr nach Gesetzesbeschluss.
Die individuelle Schullaufbahn wird anhand des Behinderungsgrades und der individuellen Fähigkeiten des Kindes ausgewählt. Bei leichten Beeinträchtigungen können die Kinder meist komplett in den Regelunterricht eingebunden werden. Bei größerem Hilfebedarf kann das Kind auch von einer zusätzlichen begleitenden Kraft unterstützt werden. Für Schüler:innen mit schwereren Beeinträchtigungen, welche dem regulären Unterricht so nicht folgen können, werden in den gleichen Schulen gesonderte Klassen eingerichtet, um dort intensiver auf ihre Bedürfnisse und Schwierigkeiten eingehen zu können. Außerdem wurden in bereits über 8.000 Schulen des Landes sogenannte Ulis (unités localisées pour l'inclusion scolaire) also “lokale Einheiten zur schulischen Inklusion” eingerichtet. Dies sind separate Räume der Schule, die den Kindern, die eine Pause vom normalen Unterricht benötigen, als Zufluchtsort dienen sollen. Dort werden sie vom “Ulis Koordinator” betreut und erhalten von ihm gegebenenfalls Unterstützung und Nachhilfe.
Erst wenn der Behinderungsgrad zu hoch ist und die Kinder dem Unterricht trotz dieser Angebote nicht folgen können, kommt eine Förderschule als Alternative in Frage. Entschieden wird dieser Schritt von Eltern gemeinsam mit einer außerschulischen Kommission. Die Förderschulen gelten jedoch als medizinisch-soziale Institutionen und nicht als Bildungseinrichtungen.
Zwar sind die inklusiven Strukturen geschaffen, in der Umsetzung mangelt es vielen Schulen jedoch an materieller und personeller Unterstützung, denn auch hier hinterlässt der Fachkräftemangel seine Spuren in den Klassenräumen. Viele der benötigten Sonderpädagogen fehlen und die Hilfskräfte für den Regelunterricht sind meist nicht ausreichend ausgebildet und extrem unterbezahlt.
Als letztes positives Beispiel für Inklusion im Unterricht verlassen wir Europa und blicken nach Nordamerika. Kanada gilt als Vorzeigeland, was eine gut funktionierende und fair umgesetzte Inklusionspolitik in Sachen Bildung angeht. Die Rahmenbedingungen für die Entstehung inklusiver Strukturen wurden hier bereits vor Jahrzehnten geschaffen. So ist ein barrierefreier Zugang und eine entsprechende Ausstattung der Schule Pflicht. Seit 1986 Jahren werden in Kanada Kinder mit und ohne Behinderung bis zur neunten Klasse gemeinsam unterrichtet. Um das umsetzen zu können, wird jede Klasse nicht nur von einer Lehrkraft, sondern zusätzlich auch von Therapeuten und Sonderpädagogen betreut. In vielen Klassen finden sich außerdem “educational assistants", welche den Kindern mit Unterstützungsbedarf im Unterricht helfen können. Durch sie gibt es die Möglichkeit, dass Kinder bei Schwierigkeiten oder benötigter Hilfe den Unterricht verlassen und mit den Assistenten in externe Räume gehen können, ohne dass der Unterricht für den Rest der Klasse unterbrochen werden muss.
Leider kann trotz der vielen Bemühungen eine inklusive Bildung nicht in jeder Region Kanadas umgesetzt werden. Wie sehr sich die Schule an die Kinder mit Behinderung anpassen und sich gegebenenfalls erneuern kann, hängt von den Möglichkeiten der jeweiligen Regionen ab, welche die Finanzierung der Neuerungen stellen müssen. Vor allem Schulen in einkommensschwachen Gegenden haben deshalb oft nicht die Möglichkeit, alle notwendigen Schritte zur vollständigen Eingliederung der Kinder mit Behinderung in ihren Unterricht gehen zu können.
Obwohl diese Länder als Vorzeigebeispiele für besonders gute Lösungsansätze in puncto inklusive Bildung gelten, zeigen sich auch hier noch Herausforderungen, die es in der Zukunft zu meistern gilt. Die Frage, wie Inklusion im Unterricht am besten umzusetzen ist, bleibt also weiter ungelöst. Trotzdem können Italien, Frankreich und Kanada für viele Länder, auch Deutschland, mit ihren Konzepten ein Beispiel für die Ausführung des Übereinkommens der UN Behindertenrechtskonvention sein. Denn bis die Inklusion von Schüler:innen mit Behinderung in allen Teilen der Welt zur Realität werden kann, ist es noch ein langer Weg.
Im nächsten Artikel unserer Themenwoche widmen wir uns der Marie-Pettenbeck Schule, welche zeigt, dass Inklusion auch in Deutschland gelingen kann.
Wie seht ihr die Inklusionsstrategien der vorgestellten Länder? Denkt ihr, Deutschland sollte sich ein Beispiel an ihnen nehmen? Schreibt es in die Kommentare!
Kein Mensch ist wie der andere. Unterschiede wird es immer geben und das ist gut so – sie tragen zur Diversität und Heterogenität der Gesellschaft bei. Die Bedeutsamkeit von Inklusion ist heutzutage bei einem großen Teil der Bevölkerung im Bewusstsein angekommen und auch die aktuelle Entwicklung verläuft laut Einschätzung von Expert:innen relativ positiv. Das war jedoch nicht immer so: Insbesondere die deutsche Geschichte ist in Bezug auf Inklusion und Akzeptanz von düsteren Kapiteln gezeichnet.
Die erreichten Fortschritte in Bezug auf die Inklusionen wären nie möglich gewesen, ohne Individuen, die sich dafür stark gemacht haben. Es braucht Personen, die für dieses Thema einstehen und aktiv daran arbeiten. Im Jahr 2009 hat die Bundesrepublik mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention einen großen, längst überfälligen Schritt gemacht. Doch auch normale Bürger:innen können große Beiträge leisten.
Im Rahmen unserer Themenwoche Inklusion stellen wir euch zwei Projekte vor, die einen besonderen Beitrag zur Integration leisten, Barrieren abbauen und Schüler:innen unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Hintergründen eine Chance geben.
“Der Ausdruck der Persönlichkeit erreicht seine Erfüllung nur durch Kommunikation.” sagte einst die mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete Schriftstellerin Pearl S. Buck. Kommunikation ist ein wichtiger Schritt zum Verständnis und damit auch zu Akzeptanz – genau da will das Startup Talking Hands ansetzen.
Talking Hands begann ihre Geschichte mit dem Auftritt der Gründerinnen Maria Möller und Laura Mohn Auftritt bei Die Höhle der Löwen. Die Idee der Kommunikationsdesign-Studentinnen war simpel: spielerisch das Erlernen von Gebärdensprachen mit der Hilfe von farbenfrohen Daumenkinos zu vereinfachen.
“Wir sind damals mit der Mission gestartet, den Einstieg in die Gebärden-Welt für alle so leicht wie möglich zu machen”, erzählt Möller über den Beginn des Projekts. Die mit Down-Syndrom geborene Jami, Schwester von Laura, bot den Anstoß und Motivation. Jami selbst war aufgrund der Einwirkungen des Down-Syndroms jahrelang auf Gebärden angewiesen für ihre Sprachentwicklung. Die Sprache zu erlernen hatte allerdings seine Schwierigkeiten, weswegen die Gründerinnen sich entschlossen, selbst aktiv zu werden und einen Gamification-Ansatz zu versuchen.
Das Lernen von Gebärden soll Kindern von Grund auf Inklusion als Lebensweise heranführen, Umgang mit Behinderten weniger fremd machen und Spracherwerb fördern. Das Startup arbeitet stetig daran, den Wortschatz zu vergrößern und bietet auch eine App abseits der Daumenkinos zum Unterwegslernen an. Zusammen mit Andreas Costrau von Gebaerdenservice.de arbeiten sie stetig an neuen Illustrationen.
“Viele Pädagog:innen kommen auf uns zu und erzählen uns, wie toll sie die Idee finden, aber hätten in ihrer Einrichtung momentan keine Kinder mit Behinderung und deshalb keinen Bedarf. Dabei geht es aber um so viel mehr. Kinder in der frühkindlichen Erziehung für das Thema Inklusion und bspw. Gebärden zu sensibilisieren, hilft uns, unsere Gesellschaft nachhaltig inklusiver zu gestalten”, sagt Möller
Das Prinzip zeigt bereits Wirkung. In einer wissenschaftlichen Arbeit von Saskia Wiesner, Lehramtsanwärterin im förderpädagogischen Bereich, wurde nicht nur bewiesen dass sich Kommunikation, Partizipation und Behinderung wechselseitig bedingen und sich kommunikative Partizipation von Kindern mit Down-Syndrom durch die Nutzung von Talking Hands erhöht, sowie zur sensibilisierung beiträgt. “Wir bekommen regelmäßig Feedback von KiTas, wieviel Spaß es allen Kindern macht, mit den Daumenkinos zu spielen und zu lernen.” teilt uns Möller mit. Ein kleiner Erfolg für die Integration.
"Die Kinder von heute sind die Gesellschaft von morgen." Mit diesen Worten wirbt Friedo Scharf, Sonderpädagoge und Mitgründer von Inklusion Digital und der Web App SPLINT für die Chancengerechtigkeit in der Bildung.
2020 haben sich Scharf und Software Entwickler Sebastian Trapp das Ziel gesetzt, die inklusive Schule erreichbarer zu machen. Dieses Ziel soll durch die direkte Unterstützung der Pädagog:innen, in Form der App SPLINT, erreicht werden. Von der Diagnostik über die Förderplanerstellung bis zur Begleitung. Das multiprofessionelle Tool soll ein Mittel für Lehrkräfte sein, Schüler:innen effektiver zu unterstützen. Konkret geschieht dies mithilfe einer Bibliothek von Fördermaßnahmen und Umsetzungsbeispielen, angepasst an bestimmte Situationen. Die App beinhaltet Beobachtungshilfen zu Schwerpunkten wie Lernen, Sprache, Emotionale, soziale und geistige Entwicklung sowie Hören und Kommunikation.
Für Friedo Scharf ist bei allem die Unterstützung von Lehrkräften auch persönlich von großer Bedeutung, da er aufgrund eines Burnouts selbst früh in seiner Laufbahn, den Beruf pausieren musste. “Ich wollte jedem einzelnen Kind gerecht werden, es mit den Ressourcen, die es bereits in sich trägt, individuell fördern. Das ist ein hoher Anspruch und war extrem zeitintensiv.” Nachdem er sich erholt hat, tat er sich mit Trapp zusammen, um die Inklusion Digital GmbH zu gründen, aus der später auch SPLINT hervorging. “Heute, im Jahr 2022 steht ein Team aus über 20 Personen hinter SPLINT. In 1000 Schulen wird SPLINT tatkräftig genutzt. Das freut mich ganz besonders und hätte ich mir nie erträumen lassen!”, so Scharf.
Als Sonderpädagoge hat Scharf ein besonderes Interesse an einer inklusive Gesellschaft und möchte das SPLINT ein positives Statement setzen.
Das bemühen um Inklusion in Deutschland ist lange nicht vorbei, aber die Ressourcen sind auch noch lange nicht aufgebraucht. Jedes neue Problem des Bildungswesen kann von einem inklusionsfokussierten Standpunkt angegangen werden. Aktuelles Beispiel: KI. Künstliche Intelligenz bietet einige Möglichkeiten für Lehrkräfte, die auch im Rahmen der Inklusion hilfreich sein können. Ähnlich wie SPLINT, kann KI Lehrkräfte hier unterstützen durch beispielsweise Anpassung von Unterrichtsmaterialien in andere Sprachen für geflüchtete Kinder oder Text zu Sprache Anwendungen für neurodiverse Schüler:innen.
Bildungswissenschaftlerin Katharina Hamisch sieht ebenfalls Möglichkeiten beim Einsatz von KI in der digitalen Bildung und Inklusion. “KI bietet für den Abbau von Barrieren viele Einsatzmöglichkeiten: KI-Assistenzsysteme können individualisierte Lernmaterialien bereitstellen, sprachliche oder andere kompensatorische Unterstützung leisten und bieten außerdem die Möglichkeit von permanentem Feedback”, sagt Hamisch.
Zwar kann die KI nicht zwischenmenschlichen Kontakt ersetzen, jedoch ist dies hierbei auch nicht ihr Zweck. Stattdessen kann sie den zwischenmenschlichen Kontakt unterstützen, auf ähnliche Art und Weise wie Talking Hands und SPLINT.
Was sind eure Ideen für mehr Inklusion? Haben euch die genannten Projekte inspiriert? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit und falls euch das Thema interessiert, bleibt gespannt auf unseren morgigen Artikel: Förderschulkonzepte weltweit.
Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesfinanzminister Christian Lindner (beide FDP) haben Ende März diesen Jahres eine neue „Initiative zur Finanzielle Bildung“ angekündigt. Die Barrieren sich mit Themen, wie Steuererklärung oder Altersvorsorge auseinanderzusetzen, sollen demnach früh abgebaut und vor allem durch Studien nachgewiesene Defizite aufgearbeitet werden. Damit dies gelingt wollen das Bundesministerium der Finanzen (BMF) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Zusammenarbeit mit der OECD die finanzielle Bildung in Deutschland entlang dreier Eckpunkte stärken und hierfür eine eigene Plattform ins Leben rufen.
Bundesfinanzminister Christian Lindner erklärt: „Finanzielle Bildung ist ein Instrument zur Selbstermächtigung. Zur vollen gesellschaftlichen und ökonomischen Teilhabe gehört es, dass jede und jeder individuell für sich kompetente finanzielle Entscheidungen treffen kann.” Die Funktionsweisen von wirtschaftlichen Systemen zu verstehen und damit Chancen und Risiken richtig abzuwägen, sollte daher als ein Bestandteil der individuellen Lebensführung durch die geplante Initiative in den Vordergrund rücken. Auf einer Finanzbildungsplattform sollen die wichtigsten Angebote und Akteure in verschiedenen Formaten gebündelt und vernetzt werden, um Nutzer:innen als erste informative Anlaufstelle zu dienen.
Stark-Watzinger sieht in der Zusammenarbeit die Möglichkeit “Lernangebote zur finanziellen Bildung” zu schaffen, “die über Verbraucherinformationen hinausgehen", um des Weiteren entsprechende Herausforderungen und Handlungsempfehlungen abzuleiten. Insgesamt soll eine Verbesserung der Forschungs- und Datengrundlage die zukünftige Maßnahmenentwicklung evidenzbasiert lenken.
Wie die „Nationale Finanzbildungsstrategie“ konkret umgesetzt wird oder wie viel darin investiert wird ist bislang noch unklar. Eine Konferenz, wo die Bildungsstrategie gemeinsam erarbeitet wird, soll noch in diesem Jahr stattfinden. Das Eckpunktepapier könnt ihr hier in voller Länge lesen.
In regelmäßigen Abständen kocht in Deutschland immer wieder die Debatte um eine Kleiderordnung, gar einer einheitlichen Uniform an Schulen heiß auf. Der Auslöser dafür sind die immergleichen Aufreger: Schüler:innen, die in den heißen Sommermonaten in unklimatisierten Klassenräumen sitzen und durch ihre oftmals luftig, lockere und vor allem leichte Bekleidung ablenken und damit die sonst einwandfreie Arbeitsatmosphäre mit ihren sockenfreien Füßen treten. Sechs Monate später sind es Schüler:innen, die in unbeheizten Klassenräumen ihre Winterjacken anbehalten und damit eine “Aufbruchsstimmung“ und ein Gefühl “des nie angekommen sein“ suggerieren. Ständiges Diskussionspotential bietet auch nach wie vor die Jogginghose. Das führt sogar so weit, dass eine Schule in Wermelskirchen (Nordrhein-Westfalen) nun ihre Schüler:innen nach Hause zitiert, wenn sie in der „zum chillen verleitenden“ Jogginghose zum Unterricht erscheinen.
Da scheint eine Schuluniform doch das perfekte Mittel zu sein, um diese gravierenden Missstände zu beheben.
Denn auch Mobbing – ein Problem, das wirklich jede Schule kennt – würde die Einführung einer Schuluniform sicherlich zugutekommen. Dass Schüler:innen aufgrund ihrer Klamotten, geschweige denn sichtbarer sozialer Ungleichheiten drangsaliert werden, ist unleugbar.
Aber: In keinem dieser Beispiele sind Kleidungsstücke das wirkliche Problem.
Wenn der für am besten gehaltene Weg, Kinder vor Mobbing aufgrund ihrer Kleidung oder sozialen Herkunft zu schützen, der ist, die Kleidung zu ändern, dann wird nicht nur ein komplett falsches Bild an die Opfer, sondern auch an die Täter:innen gesendet. Gehänselten Kindern wird der Eindruck vermittelt, sie hätten Schuld an ihrer „schlechten Kleidung“ und auf der anderen Seite wird das eigentliche Problem verdrängt und ignoriert. Vielmehr bedarf es in diesem Fall einer vernünftigen Aufklärung, einer konstruktiven Kommunikation mit Einbindung beider Parteien. Wie sollen Probleme gelöst werden, wenn man sie nicht anspricht? Nachhaltige Besserung wird nicht mit Veränderung der Oberfläche, also der Kleidung, sondern mit Veränderung der Wurzel, also der Einstellung der mobbenden Kinder erreicht. Außerdem, wie oft sind Kleidungsstücke der wirkliche Ursprung von Mobbing. Mobbing hat andere Gründe, tiefergreifende. Und es wird nicht enden, nur weil Mobber:in und Gemobbte:r plötzlich die gleichen Textilien tragen, denn wer quälen will, der quält.
Und mal ganz ehrlich, ergibt es Sinn, soziale Ungleichheiten zu verdecken? Die Schule spiegelt nun mal unsere Gesellschaft wider – mit all ihren Ungerechtigkeiten. Diese Problematiken mit einer Schuluniform zu verschleiern, sendet das falsche Signal, erst recht über den schulischen Kosmos hinaus.
Die Behauptung, dass eine Schuluniform Zusammenhalt, Gruppengefüge und Identifikation zur Schule stärkt, ist auch nur bedingt sinnhaft. Gerade in einem Lebensabschnitt, indem noch immer stark die Geburtenlotterie über die gegebenen Lebensumstände, wie eben die Schule, entscheidet, ist eine gezwungene Identifikation eher hinderlich, um gerade bei pubertären aufbegehrenden Schüler:innen, eine wahrhafte, intrinsische Identifikation mit der Schule zu schaffen. Dazu gibt es auch gegenwärtig Schüler:innen, für die es wichtig ist, dass sie sich an einem Ort, an dem sie sich womöglich nicht immer wohlfühlen, durch einen individuellen Kleidungsstil von den Menschen, in denen sie sich nicht wiedererkennen, unterscheiden können. Die selbstständige Wahl der Kleidung ist Teil der Meinungsfreiheit und in dem Alter, Teil der Selbstfindung. Sie hilft Schüler:innen, Lebensphasen auszudrücken und schließlich das eigene Selbstbild zu festigen.
Schüler:innen sollten also zu keiner Schuluniform gedrängt werden. Und auch in kein willkürliches Kleiderordnungssystem.
Denn es ist nur ein kleiner Blick auf die Gesetzeslage nötig und es wird deutlich: Schüler:innen normale Kleidungsstücke zu verbieten, ist nicht rechtens. Es ist der Ausgleich zwischen dem staatlichen Erziehungsauftrag und dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht der Schüler:innen, der den Schulen deutschlandweit nur den Ausspruch einer Handlungsempfehlung bezüglich einer Bekleidungsregel ermöglicht.
Deswegen ist es auch illegal, dass die Schule in Wermelskirchen ihre Schüler:innen nach Hause schickt, wenn sie Jogginghosen tragen. Und ob legal oder nicht. Sollten Schüler:innen nicht zur Schule gehen, um dort zu lernen, mit Gleichaltrigen zusammen zu sein und dann bestenfalls den Unterricht mit eigenen Beiträgen zu bereichern? Die Jogginghose hindert daran auf keinen Fall. Im Gegenteil, “Die Jogginghose spielt einen Gemütlichkeitsfaktor. Je gemütlicher es ist, desto wohler fühle ich mich und desto besser kann ich mich konzentrieren”, sagt ein Schüler des Willi-Graf-Gymnasiums in München. In die gleiche Kerbe schlägt Ronja Hartmann, die stellvertretende Landesschülersprecherin Bayerns: “Schule nimmt einen unglaublich großen Zeitraum ein, man sitzt den ganzen Tag, deswegen möchte man nicht unbedingt in engen Klamotten da sein.“ Wenn es also – mal ganz von der Gesetzeslage abgesehen – auch nur ein bisschen darum geht, was sich die Schüler wünschen – um die es ja am Ende des Tages geht – ist eine Kleiderordnung, die die Jogginghose verbietet, in niemandes Interesse.
Auch für Lehrkräfte würde das eine zusätzliche Belastung bedeuten. In einem sonst schon überstrapazieren Schulalltag noch dutzende Schüler:innen auf einen regelkonformen Dresscode zu überprüfen und die Energie aufzuwenden, diese bei Bruch der Ordnung zu maßregeln, ist doch einfach verschwendete Kraft.
Aber darüber hinaus: Was ist das für eine Art und Weise, Kinder und Jugendliche der Schulpflicht, dem demokratischen Grundpfeiler unseres Bildungssystems, zu entheben, weil sie nicht dem gesellschaftlich anerkannten Kleidungsideal entsprechen?
Wenn es darum geht, wie viel Haut Schüler:innen in der Schule zeigen sollten, wird stets gefragt, wie kurz die Röcke, Hotpants und Oberteile, wie tief die Ausschnitte und wie frei die Rücken sein dürfen. Willkürliche Regularien sollen für Kleidungsstücke gelten, die in den meisten Fällen von Frauen getragen werden. In dieser Debatte lenken Schülerinnen mit ihrem Aussehen ab. Es fällt jetzt schwer, sich zu konzentrieren. Das Problem ist dann aber nicht die freie Haut, sondern die Sexualisierung der Frau und dafür ist eine Kleiderordnung wirklich der falsche Lösungsweg.
“Mädchen sollten sich fragen, welche Rolle sie als Frau spielen möchten.“ Der Meinung ist der Schulleiter eines Gymnasiums in Dachau. Die sommerliche Kleidung einer Schülerin gibt aber keine Auskunft über irgendeine Rolle und legitimiert erst recht keine Sexualisierung. Ein Verbot von Haut erzeugt das ganz falsche Bild. Dass Frauen mit der Wahl ihrer Kleidung selbst dafür verantwortlich sind, wie sie teilweise – besonders von Männern – gesehen werden.
Statt Schüler:innen einfach Kleidungsstücke zu verbieten und nach Hause zu schicken, wäre es sinnvoller, im Unterricht über Schönheitsideale und gesellschaftliche Kleidungsnormen zu sprechen, damit Schüler:innen ein eigenes Empfinden dafür entwickeln können und stets in allen Belangen einen respektvollen Umgang untereinander wahren.
Meinungen gibt es zu diesem Thema sehr viele, schreibt sie uns deswegen unbedingt in die Kommentare und lasst uns an euren Gedanken zu diesem Artikel teilhaben.
Ein Kommentar von unserem Autor Theo Westphal.
Menschen mit Behinderungen stehen vor zahlreichen Herausforderungen, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt. Auch bei guter Ausbildung sind sie im Vergleich zu anderen Arbeitssuchenden überproportional häufig von Arbeitslosigkeit betroffen. Um eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen gleichwertig arbeiten können, bedarf es grundlegender Veränderungen. Diese kann nur dann verwirklicht werden, wenn auch Menschen mit Behinderungen die gleichen Chancen erhalten, sich am Arbeitsleben zu beteiligen. Im heutigen Artikel unserer Themenwoche rücken wir die Probleme der Inklusion in Deutschland in den Fokus und erläutern, wie diese auch nach der Schule gelingen kann. Inklusion auf dem Arbeitsmarkt bedeutet nicht nur eine positive Entwicklung für Einzelpersonen, sondern eröffnet auch Unternehmen die Chance, von einer vielfältigen Belegschaft zu profitieren. Wie das funktionieren kann, erfahrt ihr später. Als erstes werfen wir nachfolgend einen Blick auf den Status quo.
Theorie und Praxis der Behindertenrechtskonvention
Im März 2009 verabschiedete der Deutsche Bundestag die UN-Behindertenrechtskonvention und ebnete damit den Weg für die Umsetzung der Inklusion auf allen staatlichen Ebenen. Die Konvention stellt eine verbindliche Grundlage für politische Entscheidungsträger auf allen Ebenen dar. Bei allen Entscheidungsprozessen ist es zudem zwingend erforderlich, Menschen mit Behinderungen einzubeziehen und anzuhören („nichts über uns ohne uns“). Sie haben das Recht auf aktive und selbstbestimmte Teilhabe in der Gesellschaft („participation“). Der Staat ist wiederum verpflichtet, zeitnah und ohne Ausnahme die bestehenden Sondersysteme in den Bereichen Schule, Ausbildung, Arbeit, Wohnen, Freizeit usw. in ein inklusives System umzuwandeln, in dem niemand mehr ausgegrenzt oder aufgrund seiner Behinderung benachteiligt wird. Gleichzeitig haben alle Betroffenen das Recht auf angemessene Vorkehrungen, um Teilhabe zu ermöglichen. Die Konvention hat zu einer grundlegenden Neuauffassung des Begriffs Behinderung geführt. Behinderung wird nicht nur aus medizinischer Sicht als individuelle körperliche oder seelische Beeinträchtigung betrachtet, sondern auch als gesellschaftliches Phänomen. Das bedeutet, dass ein Mensch nicht nur behindert ist, sondern auch durch sein soziales Umfeld behindert wird. Und dieser soziale Aspekt kann verändert werden!
Durch die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention soll die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit so gestaltet werden, dass sie für alle Menschen offen und inklusiv ist. Das erfordert Veränderung beim Denkens und der Strukturen in allen Bereichen des Lebens. Eine inklusive Gesellschaft erkennt die Vielfalt der Menschen an, schafft Barrieren ab und ermöglicht es jedem Einzelnen, seine Fähigkeiten und Potenziale zu entfalten. Es ist ein Weg, der eine gemeinsame Anstrengung von Regierungen, Institutionen, Arbeitgebern und der gesamten Gesellschaft erfordert, um ein gerechtes Miteinander zu erreichen.
Die Förderung der Inklusion darf nicht mit Schulabschlüssen enden, sondern muss auch auf dem Arbeitsmarkt vorangetrieben werden. Die Politik betont häufig die Bedeutung von Inklusion auf allen Ebenen, einschließlich des Arbeitsplatzes. Das Ziel einer inklusiven Arbeitsgesellschaft besteht darin, allen Arbeitnehmern die volle gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, indem sie wirtschaftliche Sicherheit erlangen und sich durch Qualifizierung und berufliche Tätigkeit persönlich weiterentwickeln können.
In der Realität arbeiten Menschen mit Beeinträchtigungen oft in Behindertenwerkstätten für einen Hungerlohn oder absolvieren Praktika, da es einfacher ist, solche Optionen anzubieten, anstatt individuell angepasste Arbeitsplätze zu schaffen, die ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechen – ein informatives Youtube Video aus der Sicht eines Betroffenen zum Thema Arbeitsgerechtigkeit für Menschen mit Behinderung findet ihr hier. Etwa ein Drittel der Arbeitgeber in Deutschland zahlt lieber eine Ausgleichsabgabe, anstatt die gesetzlich vorgeschriebene 5-Prozent-Quote für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen einzuhalten. Ein weiteres Drittel der Unternehmen beschäftigt überhaupt keine Menschen mit Behinderung. Eine verstärkte individuelle Förderung würde bedeuten, Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, was ihnen gleichzeitig eine höhere Wertschätzung als Menschen in der Gesellschaft zukommen lassen würde. Die Ausübung eines anerkannten Berufs spielt hierbei eine wichtige Rolle.
Um Menschen mit Behinderungen eine Alternative zur Arbeit in Werkstätten zu bieten, wurde das Projekt "Kompass" vom Kompetenzzentrum für passgenaue Assistenzangebote beruflicher Teilhabe ins Leben gerufen. Dieses Projekt wird von der Lebenshilfe Südschwarzwald in Zusammenarbeit mit zwei weiteren Institutionen durchgeführt. Es begleitet und unterstützt Menschen mit Beeinträchtigungen, die eine Beschäftigung im regulären Arbeitsmarkt anstreben. Dabei werden die Interessen und Qualifikationen der Bewerberinnen und Bewerber berücksichtigt, und es werden geeignete Stellen in der freien Wirtschaft gesucht. Wenn sich Arbeitgeber bereit erklären, die Bewerber einzustellen, erhalten diese eine spezielle Schulung und werden am Arbeitsplatz von einem „Joblotsen” begleitet. Im Idealfall vermittelt das Projekt die Bewerberinnen und Bewerber in dauerhafte Arbeitsverhältnisse. Auch nach der Einstellung wird weiterhin Unterstützung und Betreuung angeboten.
In einem Gespräch mit Raul Krauthausen, einem renommierten Aktivisten für Inklusion und Gründer von JOBinklusive, brachte er die verschiedenen Herausforderungen zur Sprache, mit denen Arbeitgeber bei der Integration von Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind. Er betonte: "Es gibt viele Berührungsängste bei den Arbeitgebern. Oft wissen sie nicht, wie sie mit Menschen mit Behinderungen umgehen sollen. Es fehlt an Informationen, und das führt zu Vorurteilen und falschen Annahmen”, so Krauthausen Diese Vorurteile, wie zum Beispiel die Annahme, dass Menschen mit Behinderungen häufiger krank seien oder weniger leistungsfähig, erschwerten den Unternehmen die Anerkennung der vielfältigen Fähigkeiten und Talente dieser Menschen.
Ein weiteres Problem, das Krauthausen ansprach, sind die starren Strukturen in vielen Unternehmen. Er erklärt: "Unternehmen stoßen oft auf Schwierigkeiten, wenn sie die erforderlichen Unterstützungen für Menschen mit Behinderungen bereitstellen möchten. Die Wege sind lang und kompliziert." Zudem fällt es Unternehmen schwer, ihre Arbeitsplätze und Tätigkeiten flexibel anzupassen. Krauthausen bemerkte kritisch: "Es gibt eine Stellenbeschreibung, und wenn jemand mit Behinderung darauf passt, ist es gut. Doch häufig fehlt es an dem Willen und auch an der Vorstellung, Arbeitsplätze oder Tätigkeiten neu zu strukturieren oder anzupassen."
Außerdem wies Krauthausen darauf hin, dass der Wille zur Inklusion und Vielfalt oft auf Führungsebene vorhanden sei, jedoch die Umsetzung an den Mitarbeitenden scheitere: "Wir beobachten bei JOBinklusive, dass die Führungsetage zwar Inklusion und Diversity umsetzen möchte, doch scheitert es dann daran, dass die Mitarbeitenden bei dieser Entscheidung nicht mitgenommen werden oder nicht wissen, wie es gemeinsam geht."
Isabelle Joswig, Inklusionsbeauftragte bei Google Deutschland, betont in einem Gespräch mit der Braunschweiger Zeitung: "Es ergeben sich erhebliche Chancen für die Wirtschaft. Unternehmen können von der Vielfalt der Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten profitieren, die Menschen mit Behinderungen mitbringen. Durch eine inklusive Personalpolitik können wir eine breitere Talentbasis erschließen und den Bedarf an qualifizierten Fachkräften decken."
Joswig betont, dass Unternehmen verstärkt in barrierefreie Arbeitsumgebungen investieren und Maßnahmen ergreifen sollten, um Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Beschäftigungsmöglichkeiten zu erleichtern. Dazu gehören beispielsweise barrierefreie Bewerbungsverfahren, flexible Arbeitsmodelle und angemessene Anpassungen am Arbeitsplatz. Die Förderung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt wäre ein Gewinn für alle Beteiligten. Es gehe nicht nur um soziale Gerechtigkeit, sondern auch um die Stärkung der Wirtschaft durch die Nutzung des vollen Potenzials der Gesellschaft. Wenn wir eine inklusive Arbeitswelt schaffen würden, könnten wir eine positive Veränderung bewirken und eine Gesellschaft aufbauen, in der jeder Mensch gleiche Chancen hätte, sein volles Potenzial zu entfalten.
Der Werdegang eines Kochs in einem Mainzer Hotel zeigt, wie gelungene Arbeitsmarktintegration aussehen kann: . Julian Stockhausen beginnt seinen Arbeitstag um 8 Uhr morgens in der Küche. Mit Leichtigkeit erledigt der 24-jährige Julian seine Aufgaben, die für andere möglicherweise eine Herausforderung darstellen würden. Dabei spricht voller Begeisterung über seine Arbeit und betont, dass er alles daran liebt – insbesondere die Möglichkeit, sein eigenes Geld zu verdienen. Trotz seines Down-Syndroms ist Julian nahtlos in das Unternehmen integriert. Nach einem Praktikum im Hotel im Jahr 2018 absolvierte er eine berufliche Bildungsmaßnahme in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Julian hat es geschafft, sich seinen Platz in der Hotelbranche zu erobern und sich erfolgreich zu integrieren.
Auch die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten und Chancen für Menschen mit Behinderungen. Im Arbeitsumfeld sind digitale Technologien und Hilfsmittel heute wichtiger denn je. Im Rahmen des Inklusionsbarometers 2022 wurde eine Zusatzbefragung zur Digitalisierung durchgeführt, deren Ergebnisse zeigen, dass theoretisch das große Potenzial an Arbeitskräften von Menschen mit Behinderungen besser mobilisiert werden könnte als je zuvor.
Durch assistierende Technologien, digitale Barrierefreiheit und flexible Arbeitsmodelle wie Home-Office oder mobiles Arbeiten können die Rahmenbedingungen für Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt verbessert werden. Diese Entwicklungen tragen dazu bei, ihre Teilhabe am Arbeitsleben zu steigern. Es ist jedoch wichtig, arbeitslose Menschen mit Behinderungen zu qualifizieren und weiterzubilden, um sicherzustellen, dass sie nicht von den raschen Entwicklungen der Gesellschaft abgeschnitten werden, insbesondere während längerer Phasen der Erwerbslosigkeit.
Mehr als eine Dekade nach der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention steckt die Inklusion in Deutschland immer noch in den Anfängen fest. Sowohl in der schulischen als auch in der beruflichen Bildung und der Integration von Menschen mit Behinderungen auf dem ersten Arbeitsmarkt gibt es noch viel zu tun. Es besteht ein dringender Bedarf an einer Überarbeitung des bestehenden Systems, um den individuellen Fähigkeiten und Potenzialen dieser Menschen gerecht zu werden. Statt sie auf dauerhafte Beschäftigung in Werkstätten zu beschränken, sollten Maßnahmen ergriffen werden, um ihre Integration in den regulären Arbeitsmarkt zu fördern – womit auch ein Schritt zur Bekämpfung des Fachkräftemangel getan wäre Dies könnte beispielsweise durch gezielte Unterstützung, spezialisierte Ausbildungsprogramme und angemessene Anpassungen am Arbeitsplatz erfolgen, darin scheinen sich die Expert:innen einig. Um die Inklusion am Arbeitsplatz zu fördern, können sich Arbeitgeber anhand dieses Leitfadens orientieren, der wertvolle Empfehlungen und praxisorientierte Tipps bietet.
Der nächste Artikel unserer Themenwoche Inklusion beschäftigt sich mit dem Thema "Inklusion und Digitalisierung”, in dem wir erfolgreiche Projekte vorstellen, die den Weg in eine inklusive Gesellschaft ebnen – und die auch bei der Integration in den Arbeitsmarkt helfen können.
Welche Maßnahmen fallen euch ein, um Inklusion für den Arbeitsmarkt attraktiver zu machen? Welche Chancen oder vielleicht auch Risiken seht ihr für die Zukunft? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare!
Ob in Politik, Medien oder Wissenschaft: Desinformationen, Deepfakes und fragwürdige Verlässlichkeit von KI-generiertem Wissen prägen den Diskurs. Die Hertie School und die Vodafone Stiftung Deutschland laden aus diesem Anlass Pädagog:innen und Bildungsakteure herzlich zur Teilnahme an der Seminarreihe „Desinformation, Fake News und Meinungsbildung im Schulkontext“ ein. Die Seminarreihe bietet eine inhaltliche Einführung, praxisorientierte Workshops und Vorträge zu Themen wie dem Erkennen und Bekämpfen von Desinformation oder Pseudowissenschaften sowie KünstlicherIntelligenz, Deepfakes und deren Konsequenzen. Dabei liegt der Fokus stets auf der Verknüpfung mit praktischen Erfahrungen aus der Schule. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich mit Akteur:innen aus der deutschen Bildungslandschaft auszutauschen und Ihren Horizont zu erweitern!
Wo? Vor Ort in der Hertie School in Berlin sowie online
Wann? 5. Juni 2023 (vor Ort), 19. Juni 2023 (online), 10. Juli 2023 (vor Ort)
Die Teilnahme ist kostenlos. Gerne lassen wir Ihnen unser Programm zukommen.
Bei Interesse melden Sie sich bitte bis zum 26. Mai 2023 bitte per E-Mail bei sarah.sommer@vodafone-stiftung.de
Cottbus/Hannover/Leisnig. An deutschen Schulen sind zuletzt vermehrt rechtsextreme Vorfälle und Übergriffe bekannt geworden. In einem besorgten Brief haben zwei Lehrer aus dem brandenburgischen Burg (Spree-Neiße)von rechter Gewalt, Diskriminierung und dem Versagen der Schulleitung berichtet. Sie schildern von Hakenkreuzen auf Möbeln, rechtsextremer Musik im Unterricht und demokratiefeindlichen Parolen in den Schulfluren. Die Lehrer haben angegeben, dass sie selbst Opfer von Angriffen aufgrund ihres politischen Engagements wurden. Auch andernorts gaben jüngste Vorfälle Anlass zur Sorge.
Herr Teske, der bereits in seiner Schulzeit in Spremberg (Spree-Neiße) "sehr stark" von rechter Gewalt betroffen war, berichtete gegenüber dem Münchner Merkur: "Es gab tagtäglich Konfrontationen und sogar körperliche Übergriffe. Das hat mich stark sensibilisiert." Seine Kollegin Nickel äußerte ihr Unverständnis und fügte hinzu: "Ich kann einfach nicht begreifen, warum Teile des Kollegiums das Problem nicht öffentlich machen wollen." Beide Lehrer versicherten, dass sie sich weiterhin für Vielfalt und gegen Diskriminierung an ihrer Schule einsetzen werden. Eine Kundgebung des Netzwerks Mehr Demokratie an Schulen fand indes vor dem Schulamt in Cottbus statt und markierte den Beginn einer Kampagne. Damit soll ein Netzwerk in Südbrandenburg und möglicherweise ganz Brandenburg geschaffen werden, in dem sich Lehrkräfte, Eltern und Schüler über diese Probleme austauschen können. Es wurde bereits Kontakt zu Schulen in Spremberg, Cottbus und Forts aufgenommen.
Die Lehrer kündigten an, den Finger in die Wunde zu legen und weiterhin auf Missstände hinzuweisen, bis alle aufgewacht sind.
"Wie kann es sein, dass Neonazi-Propaganda von größeren Schülergruppen offen zur Schau gestellt wird und das so lange kaum Konsequenzen hat?" bezog Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit Blick auf die jüngsten Vorfälle an einer Schule in Burg Stellung
Der 99-jährige Holocaust-Überlebende Walter Bingham verurteilte bei einem Besuch in Cottbus die rechtsextremen Vorfälle an der Oberschule in Burg. Im Gespräch mit Schülern sagte Bingham: "Rechte Gewalt muss sofort bekämpft werden. Wenn das jetzt nicht gestoppt wird, sind die Jugendlichen reif für die rechtsradikalen Parteien. Die sind das Futter für die."
In einem weiteren Vorfall im Zusammenhang mit Rechtsextremismus an Schulen wurde jüngst eine Berliner Schulklasse rassistisch beleidigt.
In der Nacht zum Sonntag, den 7. Mai , wurden Berliner Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse in einer Ferienanlage in Heidesee, Brandenburg, von alkoholisierten und teils vermummten Jugendlichen bedroht. Die Jugendlichen, die größtenteils Migrationshintergrund haben, darunter einige als muslimisch erkennbare Schülerinnen mit Kopftüchern, wurden während einer Geburtstagsfeier rassistisch beleidigt. In der Nacht darauf versuchten die Angreifer, in die Unterkunft der Schülerinnen und Schüler einzudringen und drohten Gewalt an. Die Polizei wurde alarmiert und konnte eine körperliche Auseinandersetzung verhindern. Die Schülerinnen und Schüler wurden in der Folgezeit von Beamten begleitet und geschützt. Einige Eltern holten ihre Kinder aus der Unterkunft ab. Die restlichen Schülerinnen und Schüler wurden am nächsten Morgen zum Bahnhof Königs Wusterhausen gebracht. Die Polizei hat die Identität von 28 Personen festgestellt. Laut Polizeiangaben handelt es sich um 17- bis 19-jährige Jugendliche aus einem benachbarten Ort, die in derselben Ferienanlage einen Geburtstag feierten. Die Ermittlungen hinsichtlich der Tatverdächtigen dauern an.
Der Vorfall hat Empörung und Verurteilung von Politikern und der Leiterin der Unterkunft ausgelöst. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bezeichnete die Ereignisse als "abstoßend und erschreckend". Rechtsextremismus und Rassismus werde man in Brandenburg nicht dulden, sagte Woidke am Montag dem rbb. "Und wir werden alle Möglichkeiten nutzen, die uns eine starke Demokratie bietet, um gegen solche Übergriffe vorzugehen".
Frank-Walter Steinmeier äußerte seine Besorgnis und sagte: "Mit noch größerer Besorgnis sehe ich die rassistischen Anfeindungen gegen eine Berliner Schulklasse in einem Feriencamp am Frauensee." Er betonte weiterhin: "Die Menschenwürde ist der Kern unserer Demokratie. Die Verherrlichung der Nazi-Verbrechen, rassistischer Hass, Mobbing und Gewalt - all das darf niemals Normalität sein."
Ein weiterer Vorfall sorgte indes in der Holocaust-Gedenkstätte Auschwitz für Aufregung.
Die Suspendierung von sechs Schülern einer neunten Klasse in Leisnig, Sachsen, wurde nach einem Vorfall in der Jugendbegegnungsstätte des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau aufgehoben. Zwei der Schüler hatten während einer Bildungsreise den Hitlergruß gezeigt und das Foto anschließend in sozialen Netzwerken geteilt. Es wird angenommen, dass auch die anderen Schüler an der Aktion beteiligt waren.
Gemäß Paragraph 39 des Sächsischen Schulgesetzes hat die Schule Ordnungsmaßnahmen ergriffen und den betroffenen Schülern einen schriftlichen "Schulverweis auf Bewährung" erteilt. Dies bedeutet, dass sie am Unterricht teilnehmen, jedoch keinerlei weiteres Fehlverhalten zeigen dürfen. Die Schule behält sich weitere Maßnahmen vor, wie beispielsweise die Überweisung in eine andere Klasse, einen Unterrichtsausschluss von bis zu vier Wochen oder sogar den Schulausschluss. Zusätzlich plant die Schule, den Vorfall intern zu bearbeiten und dabei die Unterstützung eines Schulsozialarbeiters in Anspruch zu nehmen.
Die Polizei wurde von den Lehrern informiert, die den Vorfall angezeigt haben. Die Lehrer forderten die Schüler außerdem auf, den geposteten Beitrag zu löschen. Die beiden Hauptbeschuldigten, die zum Zeitpunkt des Vorfalls 15 Jahre alt waren, werden vom Staatsschutz strafrechtlich wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt. Die Schüler befanden sich auf einer Bildungsreise, bei der sie das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz besuchten.
Die jüngsten Vorfälle an Schulen, wie der Hitlergruß-Vorfall in Leisnig und die rassistischen Übergriffe in Heidesee, werfen erneut ein bedenkliches Licht auf rechtsextreme Tendenzen im schulischen Umfeld. Diese Vorfälle zeigen, dass rechtsextremistisches Gedankengut und Gewalt offenbar zunehmend in den Schulalltag eindringen. Es wird deutlich, dass solche Ereignisse keine Einzelfälle mehr sind, sondern ein alarmierendes Phänomen darstellen.
Diese Ereignisse unterstreichen die Bedeutung für verstärkte Sensibilisierung und Prävention an Schulen, um Schülerinnen und Schüler vor rechtsextremem Gedankengut zu schützen. Alfred Roos, Geschäftsführer der Regionalen Arbeitsstellen für Bildung, Integration und Demokratie (RAA), sagte: "In Regionen wie in Süd-Brandenburg, in denen Rechtsextreme in der Gesellschaft stark vertreten sind, spiegelt sich dies auch in den Schulen wider." Günther Fuchs, Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sieht eine Zunahme solcher Tendenzen. Lehrkräfte würden aufgrund derartiger Zwischenfälle in jüngster Zeit verstärkt den Rat der Bildungsgewerkschaft suchen. "Es ist noch kein Flächenbrand, aber es nimmt zu”, stellte Fuchs fest.
Gute Kommunikation zwischen Lehrkräften und Schüler:innen ist eine der wichtigsten Grundlagen für erfolgreiches Lernen. Eine effektive Kommunikation trägt dazu bei, dass Schüler:innen besser verstehen, was von ihnen erwartet wird, und sich im Klassenzimmer wohlfühlen. Lehrkräfte, die ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern, können nicht nur eine positive Lernumgebung schaffen, sondern auch das Vertrauen der Schüler:innen gewinnen und so eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Klassenzimmer erreichen. In diesem Interview steht uns Kommunikationsprofi Silvia Schanze Rede und Antwort darüber, wie Lehrkräfte ihre Kommunikationsfähigkeiten verbessern und eine effektive Kommunikation im Klassenzimmer aufbauen können. Wir beleuchten auch, welche Techniken und Strategien Lehrkräfte anwenden können, um erfolgreicher zu kommunizieren und wie sie eine positive Lernumgebung schaffen können, die Schüler:innen unterstützt und motiviert. Mehr zu Silvia Schanzes Arbeit als Coach erfahrt ihr in diesem Artikel.
Lehrer News: Kannst du dich kurz unseren Leser:innen vorstellen und beschreiben, was genau du beruflich machst, wo genau setzen deine Beratungen und Seminare an, und für wen kann ein Kommunikationscoaching sinnvoll sein?
Schanze: Ich begleite und inspiriere Menschen dabei, sich selbst besser kennenzulernen, zu reflektieren und auch Wege zu finden, in die Umsetzung zu kommen. Als Coach & Trainerin arbeite ich mit Lehrkräften und Führungskräften. Ich bilde aber auch Trainer und Trainerinnen für eine Akademie aus.
Ein Kommunikationstraining kann grundsätzlich für jeden sinnvoll sein. Viele Menschen kennen die gängigen Modelle, aber kennen und gehört haben, heißt nicht auch anwenden können. Sprache hat sehr viel mit Haltung und Achtsamkeit zu tun.
Lehrer News: Welche Techniken und Strategien kannst du Lehrkräften empfehlen, um ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern?
Schanze: Natürlich ist es immer hilfreich, sich regelmäßig mit Gewaltfreier Kommunikation auseinanderzusetzen und auch das Kommunikationsquadrat nach Schultz von Thun zu beherrschen.
Dennoch ist mir persönlich die Haltung wichtig. Zwei amerikanische Wissenschaftler haben ein Buch publiziert mit dem Titel „Words can change your brain“. Das sagt schon viel aus. Es ist sehr sinnvoll, sich mit den Worten, die ich im alltäglichen Sprachgebrauch verwende, auseinanderzusetzen. Was machen diese Worte mit mir und anderen?
Ich sprach von Haltung. Wie bin ich Menschen gegenüber eingestellt? Speziell denen, die ich vielleicht nicht so gern mag. Für mich ist jeder Mensch wertvoll. Das heißt nicht, dass ich jeden mögen muss, aber jeder Mensch hat Talente und Fähigkeiten. Im Stress des Alltags geben wir oft dem Negativen zu viel Raum und können das Wertvolle am Anderen nicht mehr richtig wahrnehmen. Ein erster Schritt könnte sein, sich selbst zu beobachten. Was für Gedankenmuster habe ich? Wie ist die Gewichtung? Denke ich eher neutral über Menschen / meine Arbeit oder negativ oder positiv. Wenn es eher negativ ist, woran liegt das?
Lehrer News: Wie können Lehrkräfte ihre Autorität und ihr Ansehen vor der Klasse stärken und eine positive Beziehung zu den Schülern aufbauen?
Schanze: Autorität? Dieses Wort hätte ich persönlich gar nicht mit Lehrkräften in Verbindung gebracht. Mir gefällt es besser, wenn die jungen Menschen, die von Lehrkräften begleitet werden, Respekt haben. Mit Autorität verbinde ich Druck. Ist es nicht besser, wenn die Lehrkraft es schafft Sog zu erzeugen, so dass die jungen Menschen gerne dabei sind?
Hier verweise ich gerne auf die Werke von Prof. Hartmut Rosa zur Resonanzpädagogik. Und natürlich auch an Prof. Joachim Bauer.
Lehrer News: Eine weitere Frage, die viele unser Leser:innen beschäftigt: Was tun, wenn's brennt? Welche Schritte können Lehrkräfte unternehmen, um auch in schwierigen Situationen zu ihrer Klasse vorzudringen, also gerade dann, wenn schon Probleme bei der Kommunikation vorhanden sind?
Schanze: In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, systemisch zu denken und zu versuchen Muster zu erkennen, die Einzelereignisse bedingen. Mit Mustern sind z.B. Verhaltens- und Denkmuster gemeint. So kann erkannt werden, was den Schwierigkeiten zugrunde liegt.
Lehrer News: Wie können Lehrkräfte Feedback und Selbstreflexion nutzen, um ihre Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern und welche konkreten Schritte empfiehlst du, um diese Methoden erfolgreich in die Praxis umzusetzen?
Feedback einholen von Kollegen und Kolleginnen, sowie den jungen Menschen, mit denen man arbeitet, kann sehr hilfreich sein. Dafür darf man sich allerdings erst einmal öffnen, denn Feedback kann natürlich auch negativ (bzw. sollte konstruktiv) sein. Daran zu denken, dass wir alle über einen „blinden Fleck“ verfügen und das Feedback von anderen daher sehr gute Hinweise liefern kann, was wie wahrgenommen wird. Selbst- und Fremdbild gehen manchmal unterschiedliche Wege.
Selbstreflexion - bedeutet Haltung zeigen. Mich und meine Verhaltens-, Denk- und Handlungsmuster wahrnehmen, überprüfen und ggf. verändern.
Lehrer News: Unsere Leserschaft fragt sich, wie Lehrkräfte am besten auf unterschiedliche Lernstile und Persönlichkeiten der Schüler:innen eingehen können, um effektiver zu kommunizieren?
Schanze: Ich persönlich empfinde es als wichtig, die unterschiedlichen Lernbedarfe wahrzunehmen und im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten zu handeln. Vor allem sollten die jungen Menschen vermittelt bekommen, dass sie „ok“ sind. Jeder Mensch ist individuell und lernt auf unterschiedlichen Kanälen, der eine schneller, der andere langsamer. Solange Schule leistungsorientiert funktioniert, ist es natürlich ratsam, den jungen Menschen aufzuzeigen, wie sie Unterstützung - auch außerhalb des Unterrichts - finden können. Natürlich ist es auch hier möglich, den eigenen Lehrstil zu reflektieren und neue Wege auszuprobieren, um noch mehr junge Menschen für das entsprechende Thema zu faszinieren.
Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!
Schreibt uns gerne in die Kommentare, wie ihr die Ratschläge findet und welche ihr anderen Lehrkräften gerne mit auf den Weg geben würdet!
Ende letzten Monat stimmten die Mitglieder der Berliner SPD mit knapper Mehrheit (54,3 Prozent) für den ausgehandelten Koalitionsvertrag. Einen Tag später winkten auch die Delegierten des CDU-Landesparteitages diesen einstimmig durch. Nach 25 Tagen Verhandlung und drei Wahlanläufen für das Bürgermeisteramt steht das Endergebnis fest: Eine Hauptstadt-GroKo für die nächsten dreieinhalb Jahre unter dem selbstgewählten Motto „Das Beste für Berlin“ mit Kai Wegner (CDU) als Bürgermeister und einigen neuen Senator:innen.
Der Koalitionsvertrag des neuen schwarz-roten Senats adressiert auf insgesamt 135 Seiten und 24 Kapiteln mehr als 1.000 Einzelpunkte. Formulierungen zu Vorhaben im Bereich Bildung, Jugend und Familie nehmen davon neun Seiten ein. In diesem Artikel erklären wir euch, was sich die Berliner GroKo auf dem Gebiet der Bildung vorgenommen hat – und wie die Reaktionen auf die Pläne bislang ausfielen.
Ein neues Team für den Berliner Senat
Neben den Berliner Schwerpunktthemen Klimapolitik, bezahlbares Wohnen, Infrastruktur und Verwaltung fragen sich viele Menschen, wie die neuen Amtsinhaberinnen und -inhaber die Herausforderungen im Bildungsbereich in Angriff nehmen werden.
Nachdem die Abgeordnetenwahl im September 2021 laut Gerichtsurteil (Urteil 21/154) des Berliner Landesverfassungsgerichts für ungültig erklärt wurde, fand sie erneut am 12. Februar 2023 statt. Die CDU wurde bei der Wiederholungswahl mit 28,2 Prozent zur stärksten Partei gewählt, gefolgt von der SPD und den Grünen (18,4 Prozent). Die SPD hatte die Bildungsverwaltung in Berlin in den letzten 27 Jahren inne, doch nun soll Katharina Günther-Wünsch (CDU) das Amt der Berliner Bildungssenatorin übernehmen – welche zuvor noch „mangelndes Verantwortungsbewusstsein, Engagement und Visionen“ ihrer Vorgängerin und ehemaligen Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse stark kritisiert hatte.
In der Pressekonferenz mit Kai Wegner äußerte sich Franziska Giffey zur Schulsanierung und der Berliner Schulbauoffensive, die weiterhin fortgeführt und ausgebaut werden soll. Zudem sollen bis 2025 2.000 zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden, um den beklagten Fachkräftemangel zu beheben. Ein Bündnis mit der Wirtschaft und gegebenenfalls Ausbildungsumlagen sollen dabei helfen. Auch der neue Berliner Bürgermeister, Kai Wegner, betonte die Bedeutung von Bildung als Grundlage für eine chancengerechte Zukunft der Kinder in Berlin und seine Bemühungen dazu.
Voraussichtlich werden die CDU die Ressorts Finanzen, Justiz, Umwelt, Bildung, Familie und Kultur übernehmen und die SPD demnach Stadtentwicklung, Wirtschaft, Innenverwaltung, Wissenschaft und Gesundheit sowie Integration, Arbeit und Soziales.
Bildungskrise und Pläne gegen Lehrermangel: Was steht dazu im Koalitionsvertrag?
Das Berliner Bildungssystem steht vor einer Reihe von Herausforderungen:
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert den Koalitionsvertrag von CDU und SPD im Bildungsbereich für den Mangel an konkreten Aussagen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften und Erzieher:innen, der Förderung von Chancengleichheit und Inklusion sowie der Digitalisierung. Obwohl es einige „positive Aspekte“ gibt, wie die „Fokussierung auf Sprachförderung“ und die Unterstützung des Kita-Personals durch Extra-Budget, zeigt sich die GEW BERLIN insgesamt von den Plänen der Regierung enttäuscht.
Der Koalitionsvertrag bleibe hinter den Erwartungen zurück, wenig weise darauf hin, dass es echte Verbesserungen für die Bildungseinrichtungen Berlins geben werde, so die Martina Regulin in einer Stellungnahme.
Es fehle an Ideen zur Entlastungsmaßnahmen für Schulen, Kitas, im Ganztag und in der Sozialarbeit, sowie Aussagen zu einem Nachteilsausgleich für nicht verbeamtete Lehrkräfte und dem Ziel kleinerer Klassen. “Angesichts des akuten Lehrkräftemangels sind die Aussagen im Koalitionsvertrag zu vage. Wir brauchen eine Ausbildungsoffensive und zwar jetzt”, heißt es in der Aufforderung der Gewerkschaft.
Darüber hinaus sieht die GEW in der Abschaffung der MSA-Prüfungen (Prüfung des Mittleren Schulabschlusses) an Gymnasien eine Gefährdung der Schulformen-Gleichwertigkeit. Die geplante Abschaffung des Probejahrs am Gymnasium wird von der GEW wiederum begrüßt. Die Einführung des Wahlpflichtfachs „Weltanschauungen/Religionen“ als festen Bestandteil des Curriculums wird kritisch betrachtet, da das Fach Ethik erhalten bleiben sollte und der Lehrkräftemangel ein Ausweiten der Stundentafel verhindern würde. Auch die Einführung von Vergleichsarbeiten in allen Jahrgangsstufen wird skeptisch betrachtet, da diese bislang als unwirksam im Zusammenhang mit „inklusiver und sozial gerechter“ Gestaltung bewertet wurden. Der Koalitionsvertrag enthält außerdem laut GEW keine ausreichenden Aussagen zur Verbesserung der Lehrkräftebildung. Stattdessen plant die Regierung “Experimente” mit neuen Lehrkräfteausbildungen wie mit den „Ein-Fach-Lehrkräften“, dem „Bachelor of Education“ oder der dualen Lehramtsausbildung, was Kapazitäten bindet und Unruhe in den Hochschulen verursachen würde.
Eine erste Einschätzung der Ansätze aus dem Koalitionsvertrag lässt zumindest seitens der GEW noch viel zu wünschen übrig. Es bleibt abzuwarten, wie die Vorhaben der neuen Hauptstadt-GroKo mit Kai Wegner als Bürgermeister sich in der Praxis zeigen werden. Was denkt ihr über die Pläne und das Regierungsprogramm? Teilt es uns in den Kommentaren mit!
Inklusion – vor allem an Schulen – ist ein ambivalentes Thema. Obwohl Konsens darüber herrscht, dass Inklusion gefördert werden muss und die Politik sich mit Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention offiziell dazu verpflichtet hat, sieht die Realität an deutschen Schulen häufig anders aus. Lehrer- News zeigt euch, welche Chancen und Schwierigkeiten es beim Unterfangen der Etablierung von Inklusion in den Schulalltag gibt.
Inklusion ist in erster Linie ein sozialpolitisches Konzept, das die Diversität und Heterogenität der Gesellschaft anerkennt und fördert. Alle Menschen – auch Menschen mit Behinderung – sollten als gleichwertige Mitglieder an der Gesellschaft partizipieren können. Damit eine solche umfassende Teilhabe stattfinden kann, ist die Eliminierung von Barrieren aller Art essenziell. Inklusion verlangt nach Strukturen, die sich an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung anpassen. Für einen behinderten Menschen kann schon eine Treppe eine unüberwindbare Barriere darstellen. Abhilfe schaffen hier inklusive Strukturen wie Rampen und Aufzüge. Jedoch gibt es Umgebungen, für die die Lösung weniger intuitiv ist: Die deutsche Bildungslandschaft kämpft seit Jahren mit der Etablierung von Inklusion im Schulwesen. Lange Zeit galten Förderschulen als das Äquivalent zu den Rampen und Aufzügen in puncto Bildung. Förderschulen bieten sonderpädagogischen Unterricht in Kleingruppen für Kinder und Jugendliche mit Behinderung an. Die Kultusministerkonferenz (KMK) unterscheidet dabei zwischen acht Förderschwerpunkten, die beispielsweise das Lernen, die Sprache und die soziale und emotionale Entwicklung betreffen. Spätestens mit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention am 26. März 2009 in Deutschland geriet das Konzept „Förderschule“ jedoch stark in die Kritik.
„Inklusion ist ein Recht” (Yetnebersh Nigussie, Trägerin des alternativen Nobelpreises 2017, im Interview mit Raul Aguayo-Krauthausen )
Der Artikel 24 der UN-Behindertenrechtskonvention, der spezifisch den Aspekt der Bildung behandelt, besagt:
„Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderungen auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives Bildungssystem auf allen Ebenen (…).“ Weiter heißt es: „Menschen mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen werden und dass Kinder mit Behinderungen nicht aufgrund von Behinderung vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführender Schulen ausgeschlossen werden (…).“
In den Augen vieler Förderschulen-Gegner liest sich der Artikel wie ein Plädoyer gegen Förderschulen: Der Tenor „Alle lernen gemeinsam“ scheint schwer mit dem Erhalt dieser Schulform vereinbar zu sein. Verstärkt wird der Eindruck mit einem Blick in die englische Originalfassung. Hier ist nämlich nicht von Integration – wie die deutsche Version es vermuten lässt – sondern von „inclusive education“, also Inklusion die Rede. Tatsächlich bezeichnen Integration und Inklusion zwei grundlegend unterschiedliche Konzepte und damit verbundene Sichtweisen auf die Gesellschaft. Während die Integration auf die Anpassung einer „kleinen Außengruppe“ an die homogene Mehrheit abzielt, geht es bei der Inklusion darum, dass das System so gestaltet wird, dass es jedem zugänglich ist. Verfechter der Inklusion kritisieren diese unpräzise Übersetzung scharf, während sie Inklusionsgegnern als Legitimationsgrund für ihren Standpunkt dient.
Darüber hinaus sehen viele Gegner der Inklusion, wie der Gymnasiallehrer und Aktivist Michael Felten, in der Auflösung von Förderschulen das Ende der individuellen Pädagogik. In seinem Buch „Die Inklusionsfalle“ argumentiert er, dass Förderschulen ein „Schon- und Schutzraum” für behinderte Kinder seien und deshalb auch erhalten bleiben sollten. Auch auf seiner Website „Inklusion als Problem“ vertritt der Pädagoge den Standpunkt, dass nicht jedes Kind an jeder Schule gut unterrichtet werden könne. Dieser Ansicht liegt die Akzeptanz eines mehrgliedrigen deutschen Schulsystems zugrunde. Eine Akzeptanz, die viele Inklusionsbefürworter nicht aufbringen können. Sie argumentieren, dass Inklusion und ein strukturell selektives Schulsystem einen klaren Widerspruch darstellen. Das selektive Schulsystem ist die Grundlage für die Existenz von Förderschulen. Insofern könnte man die Aussage dahingehend verändern, dass Inklusion und Förderschulen unvereinbar sind.
Eine Aussage, die auch der Inklusions-Aktivist Raúl Aguayo-Krauthausen unterschreiben würde. Krauthausen, der Osteogenesis imperfecta („Glasknochen“) hat, kleinwüchsig ist und im Rollstuhl sitzt, hat in den achtziger Jahren selbst eine der ersten inklusiven deutschen Schulen besucht. In seinen drei veröffentlichten Büchern spricht er sich für Inklusion und gegen die „Ghettoisierung bei Menschen mit Behinderung“ aus. Diese sogenannte Ghettoisierung beginne laut Krauthausen in den Bildungseinrichtungen und ziehe sich über Behindertenwohnheime bis zur Behindertenwerkstätte fort. Sein im März dieses Jahres erschienenes Buch mit dem eindeutigen Namen „Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.“ ist eine Replik auf das Buch Michael Feltens, in dem er hart mit dem von Felten postulierten „Schonraum“ ins Gericht geht. Dieser sei letztlich kontraproduktiv. Dabei zieht Krauthausen Parallelen zur Fremdenfeindlichkeit.
„Wir sehen ja auch - anderes Beispiel -, dass die Fremdenfeindlichkeit genau dort am größten ist, wo der Ausländeranteil besonders gering ist”, sagt Krauthausen.
Michael Felten und Raúl Krauthausen sind zwei Extreme einer Medaille. Die Inklusions- Debatte ist emotional stark aufgeladen. Um einer Diskursverschiebung entgegenzuwirken und die Wissenschaftlichkeit der Diskussion zu gewährleisten hat Klaus Klemm – Professor für Bildungsforschung – vier Bereiche der Inklusion definiert:
„Förderquote: Sie gibt den Anteil der Schüler und Schülerinnen mit Förderbedarf an allen Schülerinnen und Schülern mit Vollzeitschulpflicht in allgemeinbildenden Schulen der Primär- und Sekundarstufe I an – unabhängig von ihrem Förderort.
Exklusionsquote: Diese Quote gibt den Anteil der Schüler und Schülerinnen mit Förderbedarf, die separiert in Förderschulen unterrichten werden, an allen Schülerinnen und Schülern mit Vollzeitschulpflicht in allgemeinbildenden Schulen der Primär- und Sekundarstufe I an.
Inklusionsquote: Sie gibt den Anteil der Schüler und Schülerinnen mit Förderbedarf, die inklusiv in allgemeinen Schulen unterrichtet werden, an allen Schülerinnen und Schülern mit Vollzeitschulpflicht in allgemeinbildenden Schulen der Primär- und Sekundarstufe I an.
Inklusionsanteil: Er gibt den Anteil der Schüler und Schülerinnen mit Förderbedarf, die inklusiv unterrichtet werden, an allen Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf an.“
Klemm selbst veröffentlichte 2015 im Auftrag der Bertelsmann Stiftung eine Studie zum Thema „Inklusion in Deutschland", in der er auf 40 Seiten zu dem Schluss kommt, dass der Lernerfolg behinderter Kinder an Förderschulen deutlich geringer ausfällt. In Anlehnung an Michael Feltens Schonraum degradiert er diesen zur „Schonraumfalle“. Der Tenor, den Wissenschaft und UN-Behindertenrechtskonvention vorgeben, lautet also: weniger Förderschulen, mehr inklusiver Unterricht. Aber wo steht Deutschland heute 14 Jahre nach dem Beitritt zur UN-Konvention bei deren Umsetzung wirklich?
Eine 2020 veröffentlichte repräsentative Forsa-Umfrage zur Inklusion ergab, dass inklusiver Unterricht nicht ausreichend realisiert wird. Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) von 2009 bis 2022 resümierte, dass „die Diskrepanz zwischen dem Stellenwert, den Politik der schulischen Inklusion in Sonntagsreden einräumt, und den Ressourcen, die sie tatsächlich bereit ist, für eine gelingende Inklusive zur Verfügung zu stellen“ groß sei. Damit reagierte er direkt auf die KMK für das Schuljahr 2019/20. Auch die Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) betonte, dass Inklusion kein Sparmodell sein dürfe. Die BLLV veröffentlichte am 30. Mai 2022 eine Befragung, bei der 97% der 695 befragten Lehrkräfte Inklusion unter den derzeitigen Rahmenbedingungen für nicht realisierbar hielten. Die Hauptsorge war hier der Lehrkräftemangel. Auch von Seiten der Elternverbände wird Kritik, vor allem an der Politik geäußert: „Es ist unter Schulpolitikern inzwischen ein Trend, sich verbal zu Inklusion und der UN-Konvention zu bekennen, wenn man das Kleingedruckte liest, bleibt davon nicht viel übrig“, so Maria Thoms vom Elternverein mittendrin e.V gegenüber der taz. Mit dem „Kleingedruckten“ spielt sie auf die Praktik an, dass Kinder vor dem Besuch einer Regelschule auf ihre „Integrationsfähigkeit“ untersucht werden. Der Erziehungswissenschaftler und Sonderpädagoge Hans Wocken sieht genau darin einen „Etikettenschwindel“. Die Inklusionquote an Regelschulen sei zwar deutschlandweit erhöht worden, dennoch habe sich der Anteil an Schüler:innen in Förderschulen kaum verändert, kritisierte er gegenüber dem deutschen Schulportal der Robert Bosch Stiftung. Wocken macht dafür die Klassifizierung verantwortlich: Kinder, die früher als Risikoschüler:innen eingestuft wurden, werden heute „mit dem Etikett des sonderpädagogischen Förderbedarfs versehen“, so Wocken in dem Interview.
„Die Inklusionsquote ist daher kein verlässlicher Indikator für den Erfolg der Reform, wenn man nicht gleichzeitig auch die Exklusionsquote mitbetrachtet.“ (Hans Wocken)
In der bereits erwähnten Studie „Inklusion in Deutschland“ betont auch Klaus Klemm: „Die in der vorgelegten Studie präsentierten bildungsstatistischen Analysen haben gezeigt, dass für die Erreichung dieses Ziels ein aussagefähiger Indikator nicht der jeweils realisierte Inklusionsanteil, sondern die Exklusionsquote ist. Allein dieser Indikator „Exklusionsquote“ ist geeignet, Aufschluss darüber zu geben, wie viele junge Menschen aufgrund ihrer Behinderung von allgemeinen Schulen ausgeschlossen bleiben. Die Konzentration auf Exklusionsquoten ist auch deshalb zwingend, weil schon heute in einigen Bundesländern in den allgemeinen Schulen ein sonderpädagogischer Förderbedarf statistisch nicht mehr erfasst wird.“
Wie ihr seht, ist die Debatte sehr komplex und eine Positionierung nicht einfach. Lehrer-News hat für euch nachfolgend die am häufigsten genannten Vor- und Nachteile der Inklusion an Schulen noch einmal zusammengefasst. Zusätzlich findet ihr hier den aktuellen Policy Brief Inklusion mit Handlungsempfehlungen zum Thema Inklusion im Lehramtsstudium.
Nachteile von Inklusionsschulen:
Vorteile von Inklusionsschulen:
Resümierend ist festzustellen, dass die Politik bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention hinterherhinkt. Kern der Debatte ist schon lange nicht mehr, ob Inklusion an deutschen Schulen stattfinden sollte, sondern wie sie am besten umgesetzt werden kann. Es geht darum Wege der Finanzierung und nachhaltige Lösungen für den Lehrermangel zu finden. Vor allem aber muss das inklusive Selbstverständnis der Schulen geschärft werden. Erst ein Umdenken der Schulkulturen in Bezug auf Inklusion wird den Weg für inklusive Strukturen ebnen. Die Debatte darf nicht weiterhin auf den Schultern der behinderten Kinder ausgetragen werden. Im Rahmen unserer Themenwoche werden wir euch ein Schulbeispiel vorstellen, bei dem dieser Umschwung im vollen Gange ist. Zudem werden wir uns anschauen, wie Inklusion in anderen Teilen der Welt umgesetzt wird.
Wie hat euch der Artikel gefallen? Was ist eure Position in der Debatte? Habt ihr selber schon Erfahrungen mit inklusivem Unterricht machen können? Schreibt es gerne in den Kommentare.
Nachdem wir euch neulich Vorschläge gemacht haben, wie ihr Podcasts am besten in euren Unterricht integrieren könnt, soll es in diesem Artikel um Podcasts als wertvolle und vielfältige Bereicherung für Lehrkräfte gehen. Sie können euch dabei helfen, euer Wissen zu erweitern und neue pädagogische Ansätze zu entdecken, die ihr dann in eurem Unterricht anwenden könnt. Darüber hinaus bieten Podcasts eine großartige Möglichkeit, sich mit anderen Fachleuten zu vernetzen und Erfahrungen und Ideen auszutauschen. Viele Podcasts werden von erfahrenen Pädagogen und Wissenschaftlern moderiert und bieten daher wertvolle Einblicke in Bildungspolitik, Forschungsergebnisse und bewährte Praktiken.
Nicole Schweiß und Christina Schreck veröffentlichen ein- bis zweimal pro Monat eine neue Folge von “Kleine Pause - Begegnungen in der Teeküche”. Die beiden sind Freundinnen, Lehrerinnen und Kolleginnen und haben in ihren Folgen immer wieder spannende Gäste mit dabei. In Anlehnung an Gespräche unter Kollegen im Lehrerzimmer oder in der schuleigenen Teeküche werden hier viele gewichtige Themen wie Rassismus, Gewalt, Diversität und Diskrimierung sowie die Sensibilisierung für diese besprochen. Der Podcast besteht seit 2021 und hat es sich zum Ziel gesetzt, einen Raum zu schaffen, um miteinander zu sprechen, zu (ver)lernen, einander zuzuhören, zu diskutieren und Schule ein Stück weit neu zu denken. Stand heute gibt es 57 Folgen, die ihr auf Spotify, Apple Podcasts, Deezer, Podigee und Podcaste.de findet.
Gerade ist die zweite Staffel von Bildungsbuffet angelaufen, der Podcast wird seit 2021 von Pia und Dominik produziert. Staffel eins ist während ihrer Referendariatszeit entstanden, Staffel zwei beginnt mit ihrem Start ins Lehrerdasein. Zusammen mit Gästen oder auch nur zu zweit, nehmen sie euch mit in ihren Schulalltag. Mit einer Prise Humor, persönlichen Eindrücken und Fachwissen gibt es hier einen gesunden Mix an Themen. Sie selbst bezeichnen ihr Projekt als den “Podcast für alle Bildungsinteressierte, Lehramtsmenschen, Schulnostalgiker:innen und all jene, die Lust auf schulischen Humor haben”. Zu hören ist “Bildungsbuffet” auf Spotify, Apple Podcasts, Deezer, Podigee, Podcast.de und Pocket Casts.
Locker Lehrer! ist ein Podcast von und mit Lydia Clahes, der im Juli 2017 gestartet ist. In dem Podcast werden verschiedenste Themen rund um den Lehreralltag behandelt, von Referendariat über Lehrergesundheit bis hin zu Fachwissen und Kollegium. Lydia Clahes, die inzwischen als Lehrercoach tätig ist, möchte dabei vor allem aufzeigen, was hinter den Klassenzimmertüren passiert und wie Unterricht auf natürlichere und "lockere" Art und Weise gestaltet werden kann. Ihr Motto lautet: "Mit mehr Humor und Herzlichkeit den Lehreralltag bestreiten". In Interviews mit Lehrern und Experten gibt sie Tipps und Anregungen, wie man den Alltag als Lehrer entspannter gestalten kann und dabei trotzdem den Ansprüchen gerecht wird. Der Podcast richtet sich an alle Lehrer und solche, die es werden wollen, die sich für einen positiven und entspannten Lehreralltag interessieren. Wer also Lust hat, mitzulachen und dabei über den eigenen Lehreralltag zu sinnieren, sollte unbedingt in den Podcast reinhören! Zu finden ist er auf der Locker Lehrer Website, Spotify, Apple Podcasts, Podtail, Podcast.de, DeutschePodcasts.de und ListenNotes.com.
"Träume von deiner Schule der Zukunft - der inspirierende Podcast für Lehrerinnen und Lehrer!" - Mit "Zukunft macht Schule" haben Katharina Skala und Judith Matern einen Podcast geschaffen, der Lehrerinnen und Lehrer dazu ermutigt, ihre Visionen und Träume von einer besseren Schule zu verfolgen und umzusetzen. Die beiden Lehrerinnen kennen die alltägliche Gratwanderung zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Schule nur zu gut und möchten mit ihrem Podcast eine Perspektive bieten. In "Zukunft macht Schule" geht es darum, Fragen zu stellen, Haltungen zu hinterfragen und Mut zu machen. Die Themen reichen von der Lehrergesundheit bis hin zur Gestaltung des Schulalltags. Wenn du deine Berufung als Lehrkraft oder Lernbegleiter:in verwirklichen möchtest, dann ist dieser Podcast genau das Richtige für dich! Zu finden ist er auf der Zukunft macht Schule Website, Google Podcasts, Spotify, Apple Podcasts, Podtail, Podcast.de, DeutschePodcasts.de und ListenNotes.com.
Wollt ihr euren Horizont erweitern und euch mit neuen Perspektiven auf das Thema Bildung auseinandersetzen? Dann ist der Podcast "Bildungsblick" genau richtig für euch. Präsentiert vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband, bietet dieser Podcast erfrischende Gespräche mit Expertinnen und Experten aus der Bildungslandschaft. Gerrit und Laura führen durch den Podcast und diskutieren mit ihren Gästen Themen wie den Deutschen Schulpreis, den Umgang mit geflüchteten Schülerinnen und Schülern und die Bedeutung von Digitalisierung. "Bildungsblick" fordert seine Hörerinnen und Hörer auf, über den Tellerrand zu schauen und neue Ideen zu entdecken. In der neuen Staffel “München, wir haben ein Problem!” geht es um Probleme und Lösungen für Schulpolitik und -alltag sowie konstruktive Vorschläge zur Verbesserung des veralteten Bildungssystems. Lass dich inspirieren und entdecke neue Wege in der Bildung! Finden könnt ihr “Bildungsblick” auf der Website des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Spotify, Apple Podcasts, Deezer, Podigee, Podcast.de und ListenNotes.com.
Tauche ein in die Welt der Bildungsforschung mit dem Podcast "Bildungsplausch". Er wird seit 2020 von Max Wetterauer produziert und ist gerade in die zweite Staffel gestartet. Jetzt moderiert er an der Seite von Antonia Schnura. Die beiden arbeiten für die Pädagogische Hochschule Heidelberg und sprechen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über ihre Arbeit, ihre Forschung und ihre Motivation. Dabei geht es um Themen wie die Bildungsforschung, Pädagogik- und Forschungskonzepte sowie die Vermittlung von Erkenntnissen mit tagesaktuellem Bezug. Der Podcast gibt spannende Einblicke in die Welt der Bildungsforschung und zeigt, wie alltagsnah und praxisrelevant Wissenschaft sein kann. Zu finden ist “Bildungsplausch” auf der Website der PH, Spotify, Apple Podcasts, Podcast.de und Wissenschaftspodcasts.de.
Du suchst nach einem kurzweiligen und inspirierenden Podcast, der sich mit den Themen Digitalisierung und Bildung auseinandersetzt? Dann solltest du unbedingt mal in “EduCouch” reinhören! Seit 2017 produziert das Institut für digitales Lernen alle paar Wochen eine neue Folge, die dich mit interessanten Gästen, spannenden Projekten und beachtenswerten Erfahrungen auf die Couch einlädt. Ob Digital-Experten wie Sascha Lobo, Webvideoproduzent Mirko Drotschmann oder andere Persönlichkeiten aus Bildung und Politik - hier kommen Menschen aus der Bildungspolitik, Wissenschaft, Digitalwirtschaft und Schulen zu Wort. Aber keine Angst vor endlosem Gelaber, jede Folge dauert im Schnitt nur 20 bis 30 Minuten. Ob Lehrkraft oder einfach an Bildungsthemen Interessierte: der EduCouch-Podcast ist für jeden etwas, der sich für den digitalen Wandel in der Schule, künstliche Intelligenz im Unterricht oder die veränderte Rolle der Lehrkraft in der digitalen Welt interessiert. Also, lass dich inspirieren und horch mal rein: auf der Website des Institut für digitales Lernen, Spotify, Podigee, Podtail, Podcast.de, DeutschePodcasts.de und Soundcloud.
Schreibt uns gerne in die Kommentare, wie ihr die Podcasts findet und welche ihr uns und anderen Leser:innen noch empfehlen könnt!
Nachrichten für Kinder und Jugendliche haben schon seit langem einen festen Platz in der Medienlandschaft. Serien wie „Löwenzahn“ oder „Mittendrin“ von Peter Lustig haben uns die Welt erklärt und eine ganze Generationen geprägt. Auch heute erfreuen sich solche Wissenssendungen großer Beliebtheit. Denn Kinder wollen informiert sein und haben Fragen zu dem, was um sie herum geschieht. Sie fordern Antworten, auch von euch als Lehrer. Und das zurecht: nach Artikel 17 der UN-Konvention für die Rechte der Kinder ist der ,,Zugang zu Informationen" ein Grundrecht eurer Schüler:innen. Konventionelle Nachrichten sind aufgrund der Komplexität der Sprache und der beschriebenen Sachverhalte jedoch meist nicht geeignet. Kinder können die dort gegebenen Informationen weder verstehen, noch emotional verkraften. Auch fehlt ihnen oft die Kompetenz, seriöse Quellen und Informationen von Fake-News zu unterscheiden. Umso wichtiger ist es, Schüler:innen die Möglichkeiten und Fähigkeiten zu geben, die Welt um sie herum zu verstehen und sich ihre eigene Meinung zum momentanen Geschehen bilden zu können. Dabei kann die Integration von Nachrichten in den Unterricht helfen, aber wie ist das zu schaffen? Vor allem bei unteren Klassen kann es manchmal eine ganz schöne Herausforderung sein, in der Flut an immer neuen Nachrichten kindgerechte, leicht verständliche und unterhaltsame Optionen zu finden, die gut in den Unterricht eingebunden werden können. Genau aus diesem Grund haben wir für euch hier die besten Angebote zusammengestellt, mit denen ihr euren Schüler:innen aktuelle Nachrichten näher bringen könnt.
Bereits seit 1989 versorgt die Kindernachrichtensendung logo! vom ZDF ihre jungen Zuschauer:innen mit leicht verständlichen und interessanten Berichten zu Ereignissen aus aller Welt. Ausgestrahlt wird die Sendung jeden Abend im Kindersender KIKA. Laut eigenen Angaben richten sich die Angebote von logo! an Kinder von 8 bis 12 Jahren. Für euren Unterricht könnt ihr über die Website ganz einfach sowohl auf Artikel zu aktuellen Nachrichten, als auch auf die Videos der täglich veröffentlichten Sendung zugreifen. In dieser werden in etwa 10 Minuten aktuelle, und für die Zielgruppe interessante Nachrichten vorgestellt und diskutiert. Neben den Berichten werden auf logo! außerdem verschiedene Themenseiten angeboten, die gezielt Oberbegriffe wie „Energie und Energiekrise” oder „Politik und Wahlen” in erklärenden Videos und Artikeln aufarbeiten. Sucht ihr nach einer Sendung, die statt vieler kleiner Geschehnisse nur ein Thema ausführlicher vorstellt? Dann könnte das nächste Angebot euch weiterbringen.
Neuneinhalb ist eine Kindernachrichtensendung des WDR, die dort wöchentlich ausgestrahlt wird und sich an Kinder zwischen 7 und 13 Jahren richtet. In jeder Folge wird ein besonders interessantes Thema der vergangenen Woche vertieft betrachtet und dabei unterhaltsam, in der Regel in Form einer Reportage, vorgestellt. Auf der neuneinhalb Website könnt ihr unter dem Menüpunkt Sendungen in verschiedenen Kategorien wie „Politik und Weltgeschehen” oder „Gesellschaft und Medien” übersichtlich die für euch relevanten Sendungen finden. Durch den Menüpunkt Extra gelangt ihr darüber hinaus zu einzelnen Stichwörtern wie „Demokratie”, „Religion” oder „Energie”, unter welchen alle Reportagen zum ausgewählten Begriff und zusätzlich wichtige Informationen in zusammenfassenden Beschreibungen, die sogenannten „Lexikonbeiträge” zu finden sind.
Wer kennt sie nicht? Das Urgestein des öffentlich-rechtlichen Bildungsfernsehens ist bereits seit März 1971 auf Sendung. Die Formate der Maus richten sich an Kinder von 6 bis 10 Jahren und sind damit eher für die jüngeren Klassen geeignet. Vor allem in dieser Altersgruppe benötigt es viel Feingefühl beim Vermitteln von aktuellen Sachverhalten. Mit viel Witz und Kreativität erklären die Maus und der Elefant kindgerecht das aktuelle Weltgeschehen, spannende Wissensthemen und beantworten die Fragen, die ihren jungen Zuschauern wichtig sind.
Das Format Maus Zoom bietet in diesem Rahmen Nachrichten zum Hören an und ist deshalb besonders relevant für die Integration aktueller Themen in euren Unterricht. In jeder der täglich veröffentlichten Folgen wird den Zuhörer:innen in meist unter 5 Minuten ein neues Thema vorgestellt und erläutert.
Auch die MAUS Seite vom WDR hat tolle Angebote rund um die bekannte Serie. Täglich findet man hier eine neue 60 minütige Folge des Podcasts Maus zum Hören, in der immer neue, spannende Themen besprochen werden. Über die Seite habt ihr außerdem Zugriff auf die tagesaktuelle Sendung mit der Maus. Oft werden auch hier, vor allem bei den ,,Sachgeschichten“, wichtige Ereignisse aus aller Welt unter die Lupe genommen. Wollt ihr lieber zeitlose Unterrichtsmaterialien, findet ihr unter dem Menüpunkt „Themen” auch kindgerechte Beiträge zu Begriffen wie „Demokratie“, „Forschen im Eis“ oder „Ideen zum Umweltschutz“.
Natürlich können auch die klassischen Printmedien eine große Bereicherung für euren Unterricht sein. Allerdings wirken Zeitungen auf Kinder, vor allem in der Zeit der Alternativmöglichkeiten durch digitale Medien, oft zu langweilig und uninteressant. Schüler:innen zu zeigen, dass es Spaß machen kann, über spannende Themen und Neuigkeiten zu lesen, erscheint deshalb etwas schwieriger, als sie für Fernsehnachrichten und Podcasts zu begeistern. Doch mit der richtigen Zeitung kann auch das gelingen. Die Kinderzeitung Kruschel ist ein Projekt des Medienhauses VRM und richtet sich an Kinder zwischen 7 und 11 Jahren. Sie stellt jede Woche spannende Wissensthemen und aktuelle Nachrichten auf unterhaltsam und einfach erklärte Weise vor. Auf zwölf Seiten werden hier neben den Kindernachrichten und Wissensseiten auch Tipps zu Büchern oder Bastelideen, Rätsel und Ratespiele zur Verfügung gestellt. Die Zeitung kann im Jahresabo für einen monatlichen Preis von 8,99 Euro bestellt werden, um wöchentlich eine neue Ausgabe zu erhalten. Es gibt auf der Website von Kruschel jedoch auch genug kostenlose Angebote, die ihr in euren Unterricht einbringen könnt. Dort findet ihr eine große Anzahl kurzer Artikel zu tagesaktuellen Neuigkeiten aus den verschiedensten Bereichen wie Sport, Politik, Wissenschaft oder Schule. Dabei werden eure Schüler:innen stets begleitet vom ,,Nachrichtenmonster“, welches gemeinsam mit Kinderreportern auch in der Rubrik Monster-TV in kleinen Video-Reportagen immer wieder interessanten Wissensthemen entdeckt und spannenden Fragen auf den Grund geht.
Doch was sind Nachrichten eigentlich? Und wie entstehen sie? Um diese Fragen zu beantworten, könnt ihr mithilfe unseres nächsten Vorschlags mit euren Schülern noch tiefer in die Welt der Medien eintauchen. „So geht Medien“ ist eine gemeinsame Initiative der ARD, des ZDFs und des Deutschlandradios, federführend koordiniert vom Bayerischen Rundfunk, welche Unterrichtsmaterialien rund um das Thema Medien und Medienkompetenz zur Verfügung stellt. Von Grundschule über Förderschule bis hin zum Alter von 16 Jahren ist hier für jede Klassenstufe etwas dabei. Die Materialien könnt ihr aus über 30 verschiedenen Kategorien wählen, wie zum Beispiel „Fake-News”, „Meinung vs. Nachricht”, „Radio” und vieles mehr. Neben einem Vorschlag für die Gestaltung eures Unterrichts finden sich in jeder dieser Einheiten Videos, Arbeitsblätter und Quizze zu den behandelten Themen, welche ihr mit eurer Klasse erarbeiten könnt. Dabei dienen die Materialien als Leitfaden, um den Schüler:innen ein Grundverständnis für Nachrichten und Journalismus zu vermitteln und sie für Probleme wie Fake News oder Urheberrecht zu sensibilisieren.
Diese Aufklärung durch Medienbildung hat in den letzten Jahren mit der immer größer werdenden Vielfalt an Medien deutlich an Relevanz gewonnen. Denn trotz der hier vorgestellten tollen Angebote nutzt sicher ein Großteil eurer Schüler:innen selbst das Internet, um sich zu informieren, wobei sie auf falsche Informationen oder für sie verstörende Inhalte stoßen können. Ein Verständnis für seriöse Quellen und die eigene Verantwortung für sich selbst und für andere im Umgang mit Medien ist deshalb maßgeblich, um eine sichere Nutzung des Internets für eure Schüler und Schülerinnen zu gewährleisten.
Auch das nächste Angebot kann euch bei dieser Aufklärung eine Hilfe sein:
Sucht ihr eine Möglichkeit, euch auch Anbieterübergreifend über Nachrichten für eure Klasse zu informieren, welche gleichzeitig für die Schüler:innen einfach und verständlich zu bedienen ist? Dann könnte euch dieses Angebot weiterhelfen. Die Seite Blinde Kuh ist definitiv die beste Anlaufstelle, wenn ihr nach einer kinderfreundlichen Suchmaschine Ausschau haltet. Dabei funktioniert sie ähnlich wie Google und co: man gibt den gesuchten Begriff ein und erhält anschließend alle für Kinder erstellten Artikel zum gesuchten Thema. Hierbei greift die Seite jedoch nur auf sichere Quellen und Anbieter wie beispielsweise Kindernachrichten der Öffentlich-Rechtlichen zurück. Um die Information bestmöglich auf die Anforderungen der jungen Nutzer abzustimmen, wird bei jedem Artikel zusätzlich ein empfohlenes Lesealter angegeben. Mit all dem kann die blinde Kuh helfen, sowohl euch, als auch eurer Klasse einen Überblick über die verschiedenen Kindermedienangebote zu verschaffen. Auch außerhalb eures Unterrichts ist sie ein guter Tipp für eure Schüler:innen. Diese können die blinde Kuh privat nutzen und so sicher und unkompliziert die Themen recherchieren, die sie interessieren, denn mit Sicherheit hat euer Unterricht nun ihre Freude an Nachrichten geweckt.
Wie baut ihr Nachrichten in euren Unterricht ein? Habt ihr bereits Erfahrungen mit den vorgestellten Angeboten gemacht oder noch andere Tipps für eure Kolleg:innen? Dann schreibt es in die Kommentare!
“Viele Blumen ergeben einen Strauß.” Wir alle kennen dieses Sprichwort, das eine schöne Metapher für den Wert der Vielfalt und der Inklusion für unser soziales Miteinander ist. Inklusion ist mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft. Sie ist die Grundlage für Vielfalt und Heterogenität. Sie schafft neue Perspektiven, schafft Verbesserungen, wo man bereits von erschöpften Potenzialen ausgeht. In der Praxis ist Inklusion in der Schule jedoch kein einfacher Prozess und ist auch eine Frage von Personal und Finanzierung. In unserer neuesten Themenwoche Inklusion wollen wir einen umfassenden Blick auf das Thema werfen. Dabei soll der Fokus auf der Schule als inklusiven Ort für Menschen mit Behinderung liegen. Bevor wir aber anfangen, über die gegenwärtige Situation zu berichten, ist es sinnvoll, die Geschichte zu betrachten. Denn ohne historisches Hintergrundwissen ist ein differenziertes Bild und eine ausführliche Einordnung der heutigen Lage kaum möglich.
Erste Schritte: Inklusion im 19. Jahrhundert
Bis ins späte 19. Jahrhundert blieb Menschen mit Behinderung der Zugang zu Bildung in der Regel komplett verwehrt, und auch Personen ohne Behinderung, aber mit tiefergreifenden sonderpädagogischen Bedürfnissen wurde die Teilnahme am regulären Schulbetrieb verweigert. Diese Ausgrenzung erstreckte sich auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und war mehr eine logische Konsequenz des damaligen gesellschaftlichen Denkens, als eine punktuelle Ausgrenzung einer Minderheit. Ein erster Lichtblick sollte 1880 geschehen. Es kam zur Einführung der ersten Sonderschule für Schüler:innen mit Lernbehinderung. Derartige Schulen blieben jedoch eher eine Seltenheit und waren sie zwar ein probates Mittel gegen Exklusion, führten sie doch zu Separation.
“Aktion T4”: Genozid in der NS-Zeit
Während sich die Situation für Schüler:innen mit Behinderung in den Folgejahren, zu Beginn des 20. Jahrhunderts und in der Weimarer Republik nicht wirklich besserte, kam es mit der Machtergreifung Hitlers zu der menschenverachtenden und schrecklichen Verfolgung. Das NS-Regime verabschiedete 1933 das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“. Zwei Jahre später folgte das „Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes“. Diese Gesetze waren die „rechtliche Legitimation“ für das später startende Euthanasieprogramm, das für die fürchterliche Ermordung unzähliger Menschen mit Behinderung sorgte. In Krankenhäusern und Pflegeanstalten wurden „Kinderfachabteilungen“ installiert, in denen grausame medizinische Experimente durchgeführt worden sind, die immer im Mord endeten. Die heute unter dem Begriff “Aktion T4” bekannten Morde fanden unter der Begründung der „Reinigung des deutschen Volkskörpers“ statt. Insgesamt wurden in diesem Rahmen 200.000 Menschen ermordet.
Von den Sonderschulen bis zur UN-Behindertenrechtskonvention
In den 1960er-Jahren wurden Sonderschulen wieder verstärkt ausgebaut. Kinder mit Behinderung oder sonderpädagogischen Bedürfnissen sollten unterrichtet werden, wurden aber – wie im 19. Jahrhundert – getrennt von Schüler:innen ohne Behinderung betreut und unterrichtet. Nachdem sich zwischen 1960 und 1973 die Zahl der Sonderschulen verdoppelt hat, sollten die Kinder wieder zusammengeführt werden, da die schulische Trennung auch immer wieder die Unterschiedlichkeit der Schüler:innen hervorhob. Nach der Separation sollte jetzt ein integrativer Kurs im Umgang mit Schüler:innen mit Behinderung gefahren werden. Das bedeutet, dass die Kinder nun an den gleichen Schulen unterrichtet wurden, sich jedoch an das bestehende System anpassen mussten. Die individuellen Bedürfnisse der Kinder wurden toleriert, aber in der Gestaltung des Schulalltags nicht berücksichtigt.
1994 fand daraufhin in Salamanca – einer spanischen Stadt – eine UNESCO-Konferenz zum Thema „Pädagogik für besondere Bedürfnisse: Zugang und Qualität“ statt. Hier wurde Inklusion erstmals als zentrales Thema der internationalen Bildungspolitik deklariert.
Der nächste große Schritt zur inklusiven Schule in Deutschland fand 2009 statt, als die Bundesrepublik die UN-Behindertenrechtskonvention unterschrieb. Sie verlangt von den Mitgliedstaaten, ein inklusives Schulsystem zu etablieren, indem Menschen mit Behinderung „gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem inklusiven, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen haben.“
Seit dem 19. Jahrhundert vollzog sich also eine Entwicklung von einer Schule, die Menschen mit Behinderung systematisch exkludiert, zu einem Status quo, der Menschen mit Behinderung auf dem Papier inkludiert und teilhaben lässt. Wie es sich derzeit mit dem Thema im Detail verhält, erörtern wir morgen in einem weiteren Artikel im Rahmen unserer Themenwoche.
ChatGPT hat sich in den vergangenen Monaten rasant verbreitet. Die vom Unternehmen OpenAI entwickelte künstliche Intelligenz ist, seit sie zum ersten Mal im November 2022 zur öffentlichen Nutzung freigegeben wurde, schon von über 100 Millionen Nutzern angewendet worden. Die Software dient in den richtigen Händen nicht nur zur Unterhaltung, sondern kann auch den eigenen Arbeitstag vereinfachen. Auch wenn der Mehrwert von Kritikern heiß diskutiert wird, können Lehrkräfte einiges an Nutzen aus der Anwendung ziehen. So kann die KI Rechtschreibkorrektur übernehmen, bei Unterrichtsvorbereitungen behilflich sein, Themen generieren, zur Individualisierung des Unterrichts beitragen und als Hilfsmittel für Schüler:innen vermittelt werden.
In diesem Artikel stellt euch die Lehrer-News Redaktion einige Prompts vor, mit denen Ihr das volle Potenzial der KI für den Unterricht bzw. dessen Vorbereitung nutzen könnt.
Bei der Nutzung von Technologie in jeder Form gilt es zu Bedenken, dass sie für einen bestimmten Grund entwickelt wurde. Sie macht genau diese Aufgabe, wie sie ihr beigebracht wurde und wie sie es gesagt bekommen hat. Das heißt allerdings auch, dass Technik nicht immer macht, was man von ihr will. Um die KI optimal zu nutzen, gilt es zuerst herauszufinden, wie mit ihr zu reden ist. Andernfalls kommt es zu irreführenden Ergebnissen oder im Fall von ChatGPT zu sinnlosen oder nicht hilfreichen Aussagen. Klar formulierte und verstandene Aufgabenstellungen bringen die besten Ergebnisse.
Glücklicherweise führte der Boom rund um die KI auch zu der Entstehung von Communities, die sich genau mit diesen Facetten beschäftigen. OpenAI hat selbst Empfehlungen für den Nutzen ihrer KI im Bildungsbereich. Auch die ChatGPT Community auf reddit ist ebenfalls leidenschaftlich im Umgang mit der KI und bietet viele hilfreiche Ratschläge. Letztere Communities können außerdem bei der Prompt-Entwicklung helfen. Ebenfalls gibt es ein kostenloses E-Book von Monica Burns mit 60 empfohlenen ChatGPT Prompts für Lehrkräfte.
Folgende Tipps solltet Ihr beim Umgang mit ChatGPT beachten:
Eigene Prompts zu erstellen kann aber auch zeitaufwändig sein. Aus diesem Grund haben wir hier einige hilfreiche Prompts aufgelistet, die euch eine Idee für verschiedene konkrete Anwendungsszenarien geben können:
Es ist gut möglich, dass die KI zu viel oder zu wenig zu bestimmten Themen liefert. In diesem Fall lohnt es sich, die Prompt auf bestimmte Art und Weise anzupassen.
Was sind eure Erfahrungen mit ChatGPT? Wobei könntet Ihr Hilfe gebrauchen und was sind eure besten Prompts? Teilt uns diese doch gerne in den Kommentaren mit!
Langsam lockt das Wetter mit frühlingshaften Temperaturen. Eine Exkursion klingt da nach einer attraktiven Abwechslung vom alltäglichen Frontalunterricht im Klassenzimmer. Damit die Exkursion für Schüler und Lehrer gleichermaßen zum Erfolg wird, ist die Wahl des Exkursionsziels maßgeblich. Wie wäre es beispielsweise mit einem Ausflug nach NRW? Nordrhein-Westfalen, das einwohnerstärkste Bundesland ist über seine Grenzen hinaus vor allem als Industriestandort bekannt. Lehrer-News hat für euch vier abwechslungsreiche Exkursionsziele zusammengestellt, die beweisen: Das Land hat mehr zu bieten als Tagebau und Kohle.
Wer sich durch Nordrhein-Westfalen bewegt, der kommt am Ruhrgebiet nicht vorbei. Als industrielles Herz Deutschlands war das Ruhrgebiet eine der treibenden Kräfte des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit der Kohlekrise von 1957 begann der Niedergang der sogenannten Montanindustrie. Im Jahr 2018 wurde das letzte aktive Steinkohlebergwerk im Ruhrgebiet offiziell geschlossen. Die Montanindustrie hat die Infrastruktur des Ruhrgebiets 150 Jahre lang geprägt. Heute verbindet die Route Industriekultur, auf einer 400 Kilometer langen Themenstraße, die wichtigsten Industriedenkmäler und Ankerpunkte.
Ein bedeutender Ankerpunkt ist, unumstritten, die Zeche Zollverein in Essen. Die UNESCO nahm sie 2001 als „Industriekomplex Zeche Zollverein“ in ihre Welterbeliste auf. 2010 wurde Essen zur Kulturhauptstadt Europas gewählt. Seither zählt die Zeche Zollverein jährlich rund 1,5 Millionen internationale Besucher. Wollt auch ihr der Zeche Zollverein einen Besuch abstatten? Dann gibt es schonmal eine gute Nachricht: Das Freigelände ist an 365 Tagen im Jahr kostenlos zugänglich. Auf dem Freigelände stehen der charakteristische Förderturm, Kohlebunker, Kühltürme uvm. Der Eisenbahnverladebereich wurde zum Fußgängerweg umfunktioniert und lädt dazu ein, über die Schienen durch die beeindruckende Industriekulisse zu flanieren. Weiterführende Informationen gibt es im Besucherzentrum. Auch hier ist der Eintritt frei.
Auch bei schlechter Wetterprognose ist die Zeche einen Besuch wert. Hier lockt das Ruhr Museum. Die Dauerausstellung nimmt ihre Besucher mit in die Entstehungszeit der Kohle vor über 300 Millionen Jahren und schlägt von dort aus den Weg, über die Natur- und Kulturgeschichte, in die Gegenwart ein. Die Ausstellung ist gespickt mit tausenden faszinierenden Details und Exponaten. Zusätzlich gibt es wechselnde Sonderausstellungen. Das Ruhr Museum ist für Schüler (und Studenten) bis 25 Jahren kostenfrei. Die Begleitpersonen zahlen 10 Euro pro Ticket.
Eine Besichtigung der Zeche lässt sich vor allem gut in den Geschichtsunterricht einbauen, aber auch interessierte Naturwissenschaftler kommen auf ihre Kosten. Das Phänomania Erfahrungsfeld eröffnet auf interaktive Weise die Welt der menschlichen Sinne und physikalischer Phänomene, auch für Physikmuffel. Schulklassen können die Ausstellung für eine Pauschale von 200 Euro für bis zu 20 TeilnehmerInnen (jeder weitere Person + 10 Euro) besuchen. Weitere Informationen, auch zu den Öffnungszeiten, sind der Website zu entnehmen.
Die DASA in Dortmund ist ein weiterer Ankerpunkt der Route Industriekultur. Unter dem Motto „Erlebe Maloche von früher, heute und morgen!“, führt die Ausstellung die Besucher durch die Entwicklung der Arbeitslandschaft. Hier können Techniken der Vergangenheit und der Zukunft bestaunt werden. Highlight ist ein A320-Flugsimulator. In der Arbeitswelt Ausstellung steht das Edutainment im Vordergrund. Die Ausstellung ist interaktiv gestaltet und vermittelt spielerisch die kulturellen, sozialen und geistigen Hintergründe der Arbeitswelt. Dementsprechend bietet sich ein Ausflug in die DASA, vor allem im Rahmen der Sozialwissenschaften und des Politikunterrichts an. Schulklassen dürfen die DASA kostenfrei besuchen. Zusätzlich können interessante Führungen, beispielsweise zu den Themen Industrie oder Medizinische Berufe, gebucht werden. Preislich liegen diese zwischen 50 und 70 Euro. Außerdem gibt es spannende Workshops, die sich im gleichen Preisrahmen bewegen. Vom Dortmunder Hauptbahnhof ist die Ausstellung in unter 10 Minuten mit der Linie S1 erreichbar. Von der Haltestelle Dortmund- Dorstfeld Süd sind es nur etwa 100 Meter zu Fuß.
Politisch geht es auch in Bonn zu. Bonn war von 1949 bis 1990 die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Heute haben noch sechs Bundesministerien ihren Sitz in der Bundesstadt, u.a. das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das ehemalige Parlaments- und Regierungsviertel ist immer einen Besuch wert. Hier gibt es den Bundesrat, die Villa Hammerschmidt (Amtssitz des Bundespräsidenten), den Plenarsaal, den Kanzlerbungalow und das Bundeskanzleramt zu entdecken. Geführte Besichtigungen der Villa Hammerschmidt und des Plenarsaals gibt es auf Anfrage, wobei für Schulklassen Sonderkonditionen gelten.
Auf dem Tagesplan sollte zudem unbedingt das Haus der Geschichte stehen. Die Schüler können hier interaktiv an unterschiedlichen Stationen die deutsche Politik-, Wirtschafts-, und Kulturgeschichte verfolgen. Das Ganze ist kostenlos und auch ein AudioGuide ist inkludiert, der durch die Ausstellung begleitet. Ein Kino aus den 1950er Jahren und der Mercedes Konrad Adenauers sind nur zwei von zahlreichen Ausstellungs-Highlights. Zusätzlich vermittelt das Haus der Geschichte, auf Anfrage, Führungen durch das Kanzlerarbeitszimmer und den Kabinettssaal. Hier können u.a. die Originalmöbel von Helmut Schmidt bestaunt werden.
In Xanten befindet sich das größte archäologische Freilichtmuseum Deutschlands. Und das nicht ohne Grund: 2021 hat das UNESCO- Welterbekomitee das Gebiet der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana als Glied der „Grenzen des Römischen Reichs - Niedergermanische Limes“ in die Welterbeliste aufgenommen. Colonia Ulpia Traiana (CUT) war, von 100 bis 275. n. Chr., eine römische Stadt auf der Fläche des heutigen Xanten. Ein Rundgang und die Besichtigung der zahlreichen Rekonstruktionsbauten und Themenpavillons empfiehlt sich vor allem für den Geschichtsunterricht. Zusätzlich gibt es im Römermuseum viele spannende Exponate vergangener Tage zu bestaunen. Für Schulklassen werden spezielle Führungen angeboten. Hier können auch weitere Unterrichtsfächer eingebunden werden. Beispielsweise werden die Programme Mathematik oder Kunst in der Antike angeboten. Die Führungen und Mitmachprogramme können telefonisch reserviert werden. Für den Eintritt empfiehlt sich eine Gruppenkarte. Diese gilt ab 10 Personen. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie eine Begleitperson pro 10 Personen-Gruppe erhalten freien Eintritt.
Sollten die Exkursionsziele in NRW euch überzeugt haben und ihr einen längeren Aufenthalt planen, versorgt Lehrer-News euch hier noch mit einer Auswahl an Unterkünften in den entsprechenden Städten. Disclaimer: Wir arbeiten nicht mit dem Deutschen Jugendherbergswerk zusammen, sind jedoch von deren Konzept und Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.
Preis pro Kind und Nacht (HS): 28,40€ (inkl. Frühstück), 45,40 € (inkl. Vollverpflegung)
Preis pro Kind und Nacht (NS): 35,40€ (inkl. Frühstück), 52,40 € (inkl. Vollverpflegung)
Von der JHB ist der Essener HBF mit der Linie SB19 zu erreichen. Von dort aus sind es mit der Linie 107 rund 20 Minuten bis zur Zeche Zollverein. Da die Zeche an der Stadtgrenze zu Bochum liegt, bietet sich die JHB Bochum ebenfalls als Unterkunft an. Auch die DASA in Dortmund ist von dort aus in knapp 30 Minuten mit der Linie S1 zu erreichen.
Preis pro Kind und Nacht: 35€ (inkl. Frühstück), 49,50€ (inkl. Vollverpflegung)
Bietet zwei Freiplätze für Klassenfahrten, und zwar pro Schulklasse und ohne Mindestteilnehmerzahl oder Mindestaufenthalt. Die DASA ist in 15 Minuten mit der S1 erreichbar.
Preis pro Kind und Nacht (NS): 31,40 € (inkl. Frühstück), 48,40 € (inkl. Vollverpflegung)
Preis pro Kind und Nacht (HS): 37,40€ (inkl. Frühstück), 54,90 € (inkl. Vollverpflegung)
Idyllisch gelegen, ganz in der Nähe des Wildparks und Naturerlebnisparks Waldau. Das Haus der Geschichte ist mit der Linie 600 in weniger als einer halben Stunde erreichbar.
Preise pro Kind und Nacht (NS): 28,40€ (inkl. Frühstück), 41,40 € (inkl. Vollverpflegung)
Preise pro Kind und Nacht (HS): 34,40€ (inkl. Frühstück), 47,40 € (inkl. Vollverpflegung)
Es sind auch Pauschalangebote, inklusive Führung durch den Archäologischen Park Xanten, buchbar.
Wir hoffen, dass wir euch von der Vielfalt des Bundeslandes NRW und den ausgewählten Exkursionszielen überzeugen konnten. Fehlt etwas in unserer Auswahl oder habt ihr weitere Anmerkungen? Schreibt es gerne in die Kommentare!
Hannover. In Niedersachsen wurden Schülerinnen und Schüler im Fach Politikwissenschaft im Abitur dazu aufgefordert, einen Essay von Luisa Neubauer zu analysieren. Die Verantwortung für die Auswahl der Prüfungsaufgaben liegt bei der Grünen-Ministerin Julia Willie Hamburg. Kritische Stimmen stellten eine mögliche politische Einflussnahme durch die Ministerin in den Raum. Die Diskussion dreht sich um die Unabhängigkeit des Bildungssystems und die Frage, ob politische Interessen eine Rolle bei der Gestaltung von Abiturprüfungen spielen sollten.
Im Fach Politik-Wirtschaft wurden den Schülern drei verschiedene Aufgaben zur Auswahl gestellt. Eine dieser Aufgaben bezog sich auf den Essay von Luisa Neubauer mit dem Thema "Politische Partizipation und soziale Marktwirtschaft", so Michael Math, der für die Prüfungsentwicklung im Kultusministerium zuständig ist. Eine weitere Aufgabe drehte sich um das Thema "Soziale Marktwirtschaft in Schwellenländern" und basierte auf einem Interview mit dem deutschen Wirtschaftswissenschaftler Dominik Enste. Die dritte Aufgabe war ein Text der Körber-Stiftung zur Außen- und Sicherheitspolitik.
Christian Fühner, CDU-Landtagsabgeordneter, äußerte Kritik an der Auswahl des Essays von Luisa Neubauer. Fühner kündigte an, dass seine Fraktion prüfen werde, ob Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) Einfluss auf die Auswahl genommen hat und warum ausgerechnet ein Text von einer Klimaaktivistin ausgewählt wurde. Die Ministerin wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass das Verfahren „klar und apolitisch" sei. Die Aufgaben werden von einer Fachkommission entwickelt, die unabhängig von der Ministerin arbeitet. Das Einbeziehen aktueller Themen in Abiturprüfungen sei nichts Ungewöhnliches.
Martin Huber, Generalsekretär der CSU, zeigte sich auf Twitter entrüstet und äußerte Kritik an der Verwendung des Essays von Luisa Neubauer als Teil des Abiturs. Auf Twitter schrieb er: "Aktivistenaufsätze gehören nicht ins Abitur! Es ist nicht akzeptabel, dass unter der grünen Bildungsministerin in Niedersachsen ein Essay von Luisa Neubauer behandelt wird. Was kommt als nächstes? Auf der Straße festkleben als Sportunterricht?"
Von anderer Seite erhielt die Auswahl des Neubauer-Textes indes Zuspruch. Ein Twitter-Nutzer weist darauf hin, dass Kritiker etwas von Neubauer lernen könnten, und ein anderer Nutzer lobt die Wahl des Textes als "toll und dringend benötigt". Neubauer selbst teilte in ihrer Instagram-Story begeisterte Nachrichten von Abiturienten, die ihren Essay als Prüfungsaufgabe ausgewählt hatten.
Das niedersächsische Kultusministerium hat die Bedenken der CDU bezüglich der Auswahl des Essays von Luisa Neubauer als Prüfungsmaterial im Politikabitur indes als unbegründet zurückgewiesen. Ein Sprecher des Ministeriums gab in einer Pressekonferenz bekannt, dass die Ministerin Julia Willie Hamburg weder Mitglied der Auswahlkommission noch involviert in die Freigabe oder Vorlage der Aufgaben sei. Die Kommission bestehe aus unabhängigen Lehrkräften und anderen Fachleuten, die bereits im Sommer 2022 die Aufgaben für das diesjährige Abitur erarbeitet hätten, als Hamburg noch nicht im Amt war.
Eines unserer zentralen Anliegen bei Lehrer-News ist es, Lehrkräfte dabei zu unterstützen, den digitalen Wandel an Schulen bestmöglich zu vollziehen. Dabei legen wir den Fokus auf die Gestaltung eines zukunftsgerechten, fairen und innovativen Bildungssystems, dass alle Lehrer:innen und Schüler:innen nicht nur inkludiert, sondern gezielt fördert. Diese Mission teil auch Andreas Hofmann, Geschäftsführer des Netzwerks „mobile.schule“. Das Netzwerk unterstützt Schulen dabei, den digitalen Wandel zu meistern. Hofmann ist seit mehr als zehn Jahren als medienpädagogischer Berater tätig und hat verschiedene Coaching- und Beratungsprogramme entwickelt, mit denen bundesweit eine Vielzahl an Schulen beim digitalen Entwicklungsprozess begleitet werden . In diesem Artikel stellen wir euch das Netzwerk im Rahmen eines exklusiven Interviews mit dem Initiator etwas genauer vor:
Lehrer News: Welchen Herausforderungen müssen Lehrkräfte zukünftig gewachsen sein? In welche Richtung wird sich zeitgemäßer Unterricht entwickeln?
Andreas Hofmann: Tatsache ist, dass sich das gesamte Drumherum der Schule verändert hat, dass sich die Schule dementsprechend anpassen muss. Das geht von Informationsbeschaffung, bis zu Kommunikation, bis zu den Kompetenzen, die wirklich – wenn wir auf die Zeit nach der Schule gucken – benötigt werden. Wird es noch benötigt, irgendwas auswendig zu lernen und dann auszuspucken? Es sind Softskills, die in eine ganz andere Richtung gehen und dennoch müssen wir uns fragen, wenn alles über eine künstliche Intelligenz oder Suchmaschinen läuft, wie tief ist dann noch das Wissen der Kinder? Wir wissen alle, wo wir Wissen herkriegen, aber wie können wir Wissen verknüpfen? Wie können wir einen Transfer leisten? Das ist eine Riesenherausforderung und Schulen müssen sich erstmal der Herausforderung stellen, zu akzeptieren, dass sich Dinge verändert haben. Dass Informationsbeschaffung und Informationsverarbeitung auf anderen Wegen funktioniert, als wir sie gelernt haben. Dass Kommunikation und kreative Ansprüche anders sind, als im Vergleich mit dem, wie wir früher sozialisiert wurden, ist die große Herausforderung. Wir schauen durch unsere „Sozialisationsbrille“ und leider ist das nicht übertragbar auf die heutige Welt. Wir müssen akzeptieren, dass es einfach anders ist und sich zeitgemäßer Unterricht öffnen muss. Wir müssen aufhören in 90 Minuten, Schulabschluss, Noten und Zwang zu denken. Unterricht, Schule und Bildung müssen sich dahingehend öffnen, dass eigentlich alle Zöpfe, die Bildung ausmachen, abgeschnitten werden müssten. Das beginnt beim Kernstück, den Prüfungen. Warum sollte jemand intrinsisch motiviert auf eine Prüfung zulaufen? Es geht um die Note und nicht darum, Wissen zu behalten. Das sind die großen, globalen Fragen.
Lehrer News: Was hat Sie persönlich dazu veranlasst, das Projekt „mobile.schule“ ins Leben zu rufen?
Hofmann: Mobile.schule ist gestartet, als ich vor etwa 14 Jahren noch selbst Lehrer war. Es war zunächst eine kleine Veranstaltung, die ich mit Schüler:innen meiner Schule durchgeführt habe, als wir das erste Mal Notebooks eingeführt haben und wir den Nachbarschulen zeigen wollten, wie wir arbeiten und was wir können und nicht können. Daraus wurde eine große Veranstaltung – auch in Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen – und es entstand eine Firma mit verschiedenen Formaten, Anbindungen an Ministerien, an Firmen und jetzt bieten wir Fortbildungen und Beratungen mit einem Netzwerk aus 300-400 Lehrer:innen an, die als Honorarkräfte für mich arbeiten. Das macht es authentisch, weil wir alle wissen, wovon wir reden.
Lehrer News: Was sind die Kernelemente ihrer Fortbildungsangebote und was hebt sie von der Konkurrenz ab?
Hofmann: Wir bauen gerade eine Plattform mit Fördermitteln. Es wird eine Plattform für Fortbilder:innen, wo auch andere ihre Fortbildungen anbieten können, Firmen und verschiedene Partner. In Präsenz gehen wir in das Messegeschäft. Zum Beispiel auf der Didacta oder auf der LEARNTEC. Überall, wo Lehrer:innen Fortbildungen im Bereich der Digitalität brauchen, sind wir vertreten. Mich heben Authentizität und Agilität von der Konkurrenz ab. Ich bin an wenig gebunden und kann Projekte umsetzen, weil ein paar hundert Leute hinter mir stehen, die in keinem Anstellungsverhältnis sind, aber die einfach enthusiastisch und motiviert sind. So kriege ich auch große Projekte kurzfristig gestemmt.
Lehrer News: Was ist gegenwärtig notwendig, um den Unterricht an die Bedürfnisse der Zeit anzupassen?
Hofmann: Die Politik, der Schulträger und die Schule können nur in einem Rahmen agieren, der ihnen zur Verfügung steht. Neben der Erweiterung von Geldern ist vor allem wichtig, dass die Schulen auch Zeit haben, einen digitalen Wandel zu durchlaufen. Das bedarf einer neuen Fehlerkultur, der Muße, aber vor allem auch – und das ist ein ganz individuelles Ding – der Offenheit. Jede:r kann in seinem Bereich Dinge ändern und wenn mein Bereich meine Klasse ist, dann nimm deine Klasse und ändere da Dinge!
Lehrer-News: Was sind die wesentlichen Probleme von Lehrkräften, digitalisierten Unterricht zu realisieren und wo liegen die Probleme bei der Umsetzung?
Hofmann: Im Moment ist die Stimmung sehr negativ. Wir sollten die drei Coronajahre nutzen und evaluieren, wo wir wirklich hinwollen, aber leider fehlen den Schulen da sowohl die Zeit, als auch die personellen Möglichkeiten. So sind die drei Jahre voller Experimentieren leider nicht so positiv behaftet, wie sie sein könnten. Natürlich geht ein Apparat, der sich in einem uralten System bewegt, nicht so schnell zu verändern. Das ist bei Unis, Instituten und Ministerien aber genauso. Wir sollten uns daher ein bisschen entspannen, das Thema positiv belegen und mit ein bisschen mehr Freude und Neugierde handeln. Jede:r kann für sich einen Teil beitragen und dabei möchte ich unterstützen.
Lehrer-News: Vielen Dank für das Gespräch!
Wo seht ihr derzeit die großen Herausforderungen eures Schulalltags? Wie digitalisiert ist eure Schule bereits und habt ihr schon von mobile.schule gehört oder gar die Dienste in Anspruch genommen? Schreibt es uns bitte in die Kommentare!
Seit dem 4. Mai läuft das deutsche Drama “Das Lehrerzimmer“ in den Kinosälen der Republik. Der Film von İlker Çatak erzählt die Geschichte der jungen Lehrerin Carla Nowak (gespielt von Leonie Benesch), die sich nach Antritt einer Stelle an einer neuen Schule inmitten einer Verkettung von geheimnisvollen Diebstählen wiederfindet. Getrieben von ihren der Schulleitung gegensätzlichen Idealen versucht sie diese aufzuklären und gerät dabei nicht nur in eine moralische Zwickmühle, sondern wird auch von den Folgen ihrer gutwilligen Taten übermannt.
Aus der Sichtweise der eigentlich fähigen und motivierten Lehrerin erfährt das Publikum, dass ein Schüler türkischer Herkunft bei einer „Klassenrazzia“ von der Schulleitung fälschlicherweise beschuldigt wird, verantwortlich für die vielen Diebstähle zu sein. Empört von dem auf rassistischen Stereotypen basierenden Urteil und der denunzierenden Vorgehensweise der anderen Lehrkräfte, entschließt sich Carla, die Suche nach der schuldigen Person selbst in die Hand zu nehmen. Dazu lässt sie unbeaufsichtigt Geld vor ihrer laufenden Laptopkamera liegen und erwischt eine Kollegin dabei, wie sie das Geld an sich nimmt . Die mutmaßliche Diebin streitet zunächst alles ab und Carla Nowak und dem Publikum stellt sich die Frage, was skandalöser ist: Der Diebstahl oder das heimliche Spitzeln der Mathelehrerin?
Die Protagonistin gerät schnell in einen immer tragischer werdenden Strudel, indem sie trotz guter Absicht und Deeskalationsversuchen nach und nach die Kontrolle verliert und selber Ausgrenzung schafft und erlebt.
DAS LEHRERZIMMER Trailer German Deutsch (2023)
Der ausschließlich in der Schule spielende und bereits auf der Berlinale ausgezeichnete Film kann aus zweierlei Perspektiven gedeutet werden. Zuerst als klassischer Milieufilm, bei dem die Diebstahlserie als Mittel zu sehen ist, um die „fragile Schulgemeinschaft“ zu kennzeichnen und die vielen verschiedenen Emotionen und Probleme der Eltern und Lehrkräfte darzustellen. Dazu werden innerschulische Machtkämpfe und Konflikte illustriert und es wird gezeigt, dass Lehrkräfte oft in lobenswerter Absicht handeln, aber nicht immer alles richtig machen können.
Gleichwohl kann das Drama auch aus einer höheren Dimension betrachtet werden. Hierbei dient der Ort Schule als Mikrokosmos für die gesamte Gesellschaft und offenbart allgegenwärtige Probleme wie unsere Debattenkultur, Hierarchiestrukturen, die Verbreitung von Fake-News und rassistische Vorurteile.
„Das Lehrerzimmer“ erntete nach der Berlinale durchweg positive Kritik und wurde bereits in sieben Kategorien für den Deutschen Fernsehpreis nominiert.
Das Zentralabitur ist seit vielen Jahren ein kontrovers diskutiertes Thema in Deutschland. In der Bildungspolitik gibt es Befürworter und Gegner, die sich leidenschaftlich über die Vor- und Nachteile des Zentralabiturs streiten. Angesichts der immer wiederkehrenden Debatten und der sich verändernden politischen Landschaft ist es an der Zeit, einen genauen Blick auf das Zentralabitur zu werfen. In der vergangenen KMK wurden weitere Schritte zur Vereinheitlichung beschlossen, mehr dazu in unserer Kurzmeldung. Dieser Artikel wird die aktuellen Entwicklungen in der Bildungspolitik und Pro- und Kontra-Argumente beleuchten. Wir werden darauf eingehen, welche Herausforderungen eine Einführung mit sich bringen würde und wie sich das Zentralabitur auf die Bildungschancen und die Zukunft der Schülerinnen und Schüler auswirken könnte.
Derzeit gibt es in Deutschland kein einheitliches Abitur. Jedes Bundesland ist für die Organisation und Durchführung seiner eigenen Abiturprüfungen verantwortlich. Es gibt seit längerem Bestrebungen, ein einheitliches Zentralabitur in ganz Deutschland einzuführen. So haben die Bundesländer bereits damit begonnen, bestimmte Teile ihrer Abiturprüfungen zu zentralisieren, wie zum Beispiel die schriftlichen Prüfungen in einigen Fächern (Deutsch, Mathematik, fortgeführte Fremdsprache). Für mehr Vergleichbarkeit soll ein zentraler Aufgabenpool der Länder sorgen, der sich in den letzten Jahren durchaus bereits bewährt hat. Die Aufgaben werden vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) gestellt und die meisten Länder einigten sich auch auf zentrale Prüfungstermine. Das Thema Zentralabitur sorgt aber immer wieder für Streit. Nachdem sich 2019 Abiturient:innen aus einzelnen Bundesländern über aus ihrer Sicht zu anspruchsvolle Abiturprüfungen in Mathematik beschwert hatten, flammte die Diskussion immer wieder auf. Die Uneinigkeit führte im Dezember 2019 sogar zum Ausstieg Bayerns und Baden-Württembergs aus dem Nationalen Bildungsrat.
Im Rahmen dieser Debatte sprachen sich einige hochrangige Bundes- und Landespolitiker gegen die Einführung eines bundesweiten Zentralabiturs aus. Ihnen zufolge würde ein einheitliches Zentralabitur insgesamt zu niedrigeren Standards führen und die Bildungshoheit der Länder angreifen. Zumindest in der Bevölkerung scheint in den letzten Jahren die Idee eines deutschlandweiten Zentralabiturs mehrheitlich auf Zustimmung zu stoßen, wie aus dem Ifo-Bildungsbarometer von 2020 und einer Umfrage im Auftrag der Süddeutschen Zeitung aus 2019 hervorgeht: "Sind Sie für die Einführung eines bundesweiten Zentralabiturs mit einheitlichen Prüfungen und Bewertungsrichtlinien in ganz Deutschland?" 80 Prozent der Befragten sprachen sich für zentrale Prüfungen aus.
Ein einheitliches Zentralabitur birgt zahlreiche potentielle Vorteile. Einer der nennenswertesten ist die höhere Vergleichbarkeit der Abiturabschlüsse zwischen den verschiedenen Bundesländern und Schulformen. Durch die Standardisierung der Prüfungen werden die Leistungen der Schülerinnen und Schüler besser vergleichbar, was zu einer höheren Chancengleichheit führen könnte. Ein weiterer Vorteil wäre die Möglichkeit, die Qualität der Abiturprüfungen zu erhöhen. Durch ein einheitliches Zentralabitur könnten die Lehrkräfte besser auf die Prüfungsvorbereitung der Schülerinnen und Schüler eingehen und die Prüfungen in den verschiedenen Fächern auf einem höheren Qualitätsniveau gestalten. Darüber hinaus würde ein zentrales System auch eine bessere Überwachung und Evaluierung der Prüfungsprozesse ermöglichen.
Ein einheitliches Zentralabitur könnte zudem dazu beitragen, den Verwaltungsaufwand für Schulen und Lehrkräfte zu verringern. Derzeit müssen die Schulen in jedem Bundesland unterschiedliche Prüfungsstandards einhalten und die Prüfungen eigenständig organisieren. Ein einheitliches Zentralabitur würde es den Schulen ermöglichen, sich auf die tatsächliche Prüfungsvorbereitung der Schülerinnen und Schüler zu konzentrieren, anstatt sich mit der Organisation der Prüfungen auseinandersetzen zu müssen. Insgesamt könnte ein einheitliches Zentralabitur in Deutschland zu einer besseren Bildungslandschaft und einer höheren Chancengleichheit für Schülerinnen und Schülern führen.
Erste Schritte in Richtung Zentralabitur sind bereits gemacht: Einheitliche Prüfungsstandards für das Abitur wurden schon beschlossen, aber bislang nur teilweise in die Realität umgesetzt. In erster Linie haben immer noch die Bundesländer die Hoheit über die Bildungspolitik. Mit einem Beschluss der Kultusministerkonferenz aus dem Jahr 2012 haben sich mittlerweile alle Bundesländer auf einheitliche Bildungsstandards für die allgemeine Hochschulreife geeinigt. Als zentrales Instrument zur Umsetzung dieser Standards wurde ein gemeinsamer Aufgabenpool beschlossen. Dieser soll den Ländern auf den vereinbarten Standards basierende Prüfungsaufgaben in Mathematik, Deutsch, Englisch und Französisch zur Verfügung stellen. Seit 2017 können die Länder auf Prüfungsaufgaben aus dem gemeinsamen Pool zugreifen.
Der Deutsche Philologenverband (DPhV) spricht sich für deutlich mehr Vergleichbarkeit bei den Abiturprüfungen der Bundesländer aus. Bundesvorsitzende Lin-Klitzing sagte dazu im Februar: „Wir treten ein für mehr Bildungsgerechtigkeit beim Abitur, so wie das Bundesverfassungsgericht es fordert. Dazu gehört mehr einheitliche Vergleichbarkeit auf höherem Niveau bei den Rahmenbedingungen für die in die Abiturwertung einzubringenden Leistungen. Wir treten deshalb gegen Bestrebungen ein, die Schulzeit in der gymnasialen Oberstufe individuell weiter auszudehnen, außerschulisch erbrachte Leistungen anzuerkennen oder die Abiturprüfungen individuell ,additiv‘ zu gestalten. Gerade außerschulisch erbrachte Leistungsnachweise benachteiligen vor allem Schüler aus sogenannten ,bildungsfernen‘ Elternhäusern. Es muss hingegen gerade um die Sicherung des Rechtsanspruchs auf den schulischen Fachunterricht für alle Schülerinnen und Schüler gehen!“
Die Einführung eines einheitlichen Zentralabiturs in Deutschland wird von Kritikern als problematisch angesehen. Einer der Hauptkritikpunkte ist die Gefahr einer Standardisierung der Bildung und einer Einschränkung der Autonomie der Schulen und Lehrkräfte. Durch die Einführung eines zentralen Prüfungssystems könnte die Vielfalt der Lehrpläne und pädagogischen Ansätze in den verschiedenen Bundesländern eingeschränkt werden, was in einer Verarmung des Bildungsangebots resultieren könnte.
Ein weiteres Argument gegen ein Zentralabitur ist die Befürchtung, dass ein einheitliches Prüfungssystem nicht den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler in den verschiedenen Bundesländern gerecht werden würde. Die Lernenden in den verschiedenen Bundesländern haben unterschiedliche Lernvoraussetzungen und Erfahrungen, die sich auf die Prüfungsleistungen auswirken können. Ein einheitliches Zentralabitur könnte dazu führen, dass die Schülerinnen und Schüler in den benachteiligten Bundesländern schlechter abschneiden und somit eine weitere Benachteiligung erfahren.
Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach sich 2007 und erneut 2017 deutlich gegen ein Zentralabitur aus. In einem Beschluss fordern sie, dass das Abitur berufsorientiert gestaltet und methodisch ein allgemeinbildender Abschluss sein muss, der die Zulassung zu Universitäten ohne anschließende Hochschulaufnahmeprüfungen ermöglicht. Die Vergleichbarkeit sollte auf KMK Anforderungsniveaus, Kompetenzen und zugehörigen Operatoren basieren. Im Fokus des Unterrichts sollen Allgemeinbildung, Wissenschaftspropädeutik und Studierfähigkeit stehen. Prüfungen sollten Wahlmöglichkeiten und Schwerpunktsetzungen beinhalten und Korrekturverfahren sollten vollständig in der Schule bleiben. Außerdem müssten die Korrekturprozesse Lehrkräfte entlasten, besonders zeitlich.
Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt gegen ein Zentralabitur ist der damit verbundene administrative Aufwand. Die Einführung eines einheitlichen Prüfungssystems würde eine umfassende Überarbeitung und Anpassung der Lehrpläne und Prüfungsstandards in allen Bundesländern erfordern. Dies würde nicht nur viel Zeit und Ressourcen in Anspruch nehmen, sondern auch eine Vielzahl von logistischen und organisatorischen Problemen mit sich bringen. Die Diskussion über die Vor- und Nachteile eines solchen Systems wird weiterhin kontrovers geführt, und es bleibt abzuwarten, ob und wann ein einheitliches Zentralabitur tatsächlich eingeführt wird.
Eine der größten Herausforderungen wäre die Koordination der unterschiedlichen Lehrpläne und Prüfungsstandards in den verschiedenen Bundesländern. Dies würde umfangreiche Anpassungen und Änderungen in den Lehrplänen und Prüfungsverfahren erfordern. Eine weitere Herausforderung wäre die Organisation und Durchführung der Prüfungen selbst. Ein zentrales Prüfungssystem würde einen erheblichen logistischen und administrativen Aufwand erfordern, um sicherzustellen, dass alle Schülerinnen und Schüler die Prüfungen unter gleichen Bedingungen ablegen können. Darüber hinaus müssten auch geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um sicherzustellen, dass die Prüfungen weiterhin fair und objektiv bewertet werden.
Schließlich müssten auch geeignete Mechanismen für die Überwachung und Evaluierung des Zentralabiturs geschaffen werden. Ein zentrales Prüfungssystem erfordert eine angemessene Überwachung und Kontrolle, um sicherzustellen, dass die Prüfungen effektiv und fair durchgeführt werden. Eine unabhängige Überprüfung des Systems und der Ergebnisse würde auch dazu beitragen, das Vertrauen in das Zentralabitur zu stärken und sicherzustellen, dass es seine beabsichtigten Ziele erreicht.
Die Debatte um das Zentralabitur in Deutschland ist noch lange nicht beendet. Befürworter argumentieren, dass ein einheitliches Prüfungssystem für gerechtere Bildungschancen sorgen und die Vergleichbarkeit der Ergebnisse verbessern würde. Kritiker befürchten jedoch eine Standardisierung der Bildung und eine Einschränkung der Autonomie der Schulen und Lehrkräfte sowie eine Benachteiligung von Schülerinnen und Schülern in benachteiligten Bundesländern. Die Einführung eines Zentralabiturs würde zahlreiche Herausforderungen mit sich bringen, darunter die Vereinheitlichung der Lehrpläne und Prüfungsstandards in den verschiedenen Bundesländern, die Organisation und Durchführung der Prüfungen selbst sowie die Schaffung geeigneter Mechanismen zur Überwachung und Evaluierung des Systems. Trotz dieser Herausforderungen wird die Debatte über das Zentralabitur in Deutschland weitergehen. Es bleibt abzuwarten, ob und wann ein einheitliches Prüfungssystem tatsächlich eingeführt wird und wie es sich auf das deutsche Bildungssystem auswirken wird.
Schreibt uns gerne in die Kommentare, was ihr von der Idee des Zentralabiturs haltet und welche Maßnahmen ihr für sinnvoll erachtet!
In einer miteinander verbundenen und globalisierten Welt, wie der des 21. Jahrhunderts, wird die Fähigkeit, wirtschaftliche Zusammenhänge zu verstehen, immer wichtiger. Ökonomische Kompetenzen didaktisch sinnvoll zu vermitteln, rückt zudem immer mehr in den Fokus der Bildungspolitik. Einen Teil dazu beitragen will die Initiative Business@school, die bereits seit 1998 besteht.
Business@school ist trotz des @ in der Mitte nicht die Domain einer E-Mail-Adresse, sondern eine Bildungsinitiative der internationalen Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Die BCG wurde im Jahr 1963 von dem Amerikaner Bruce Henderson gegründet und ist seitdem vertreten in über 100 Ländern mit über 30.000 Arbeitnehmer:innen. Unter dem Motto “unlocking the potential of those who advance the world”, zu deutsch Erschließung des Potenzials derjenigen, die die Welt voranbringen, unterstützen sie als Firmenberatungsfirma Partner auf der ganzen Welt dabei, Chancen zu nutzen und Herausforderungen anzugehen. Teil dieser Partner sind Microsoft, Meta, die WFF und Google Cloud.
Die Firma organisiert das Business@school Projekt mittlerweile schon seit 25 Jahren und feiert 2023 ihr Jubiläum.
Das Ziel des Projektes ist es, Wirtschaftswissen, Schlüsselqualifikationen und Erfahrungen zur eigenen Gründung an junge Generationen zu vermitteln und diese auf die Welt jenseits der Schule vorzubereiten. Leiterin des Projekts ist Dr. Babette Claas.
So läuft der Wettbewerb ab
Jedes Jahr nehmen ca. 1000 Schüler:innen teil, begleitet von ungefähr 150 Lehrkräften und rund 400 Coaches. Bei dem jährlichen Wettbewerb werden in drei Phasen Projekte geprüft auf einer Reichweite, die alle Länder betrifft.
In der ersten Phase wird zuerst das nötige Basiswissen erworben mit Hilfe der Coaches und Lehrkräfte, anhand der Analyse eines bereits etablierten Großunternehmens. Der Fokus besteht hierbei auf Aspekten wie dem Unternehmensaufbau, Markt und Wettbewerb.
Nach der erfolgreichen Analyse folgt Phase Zwei. Mit einem Fokus auf die Details wird ein Kleinunternehmen im Schulumfeld untersucht und analysiert. Diesmal mit einem Schwerpunkt auf Strategie und Positionierung auf dem Markt.
In der letzten der drei Phasen entwickeln Schüler:innen und Schüler eine eigene Geschäftsidee inklusive Businessplan. Der Kreativität und dem Erfindergeist sind hierbei keine Grenzen gesetzt. In diesem Jahr kam es zu innovativen Konzepten wie “reAppled”, einer Initiative, mit der biologisch abbaubare Flaschendeckel aus Apfeltrester als Ersatz für Plastikbehältnisse genutzt werden sollen. Erdacht wurde das Projekt von Schüler:innen des Gymnasiums Eppendorf. Eine weitere vorgestellte Idee ist “CO2Y” ein universeller und automatischer Fensteröffner zur Lüftungsregulierung. Dieser wurde von Schüler:innen der Anton-Philipp-Reclam-Schule aus Leipzig entworfen und triumphierte gegenüber Teams aus Potsdam und Görlitz.
Ergebnisse aller drei Phasen werden zuerst in schulinternen Entscheiden ausgewertet, woraufhin die besten Teams aller individuellen Schulen bei den Landesentscheidungen antreten. Im großen Finale werden daraufhin die deutschlandweit besten Projekte verglichen und ein Sieger ermittelt.
Für den Berliner Landesentscheid saßen in der Jury: Dr. Martina Berninger, Geschäftsführerin von EVA Studios Germany GmbH, Fredrik Harkort, CEO von cleverly, Dr. Dr. André Heeg, Managing Director und Partner von BCG X, Thomas Jebsen, Geschäftsführer von DKB Immobilien GmbH, Achim Oelgarth, Vorstand Geschäftsführender vom Ostdeutschen Bankenverband und Niklas Wirminghaus, Leiter im Digital von Capital.
Natürlich sind die Schüler:innen dabei nicht alleine, sondern werden bei der Umsetzung begleitet, , “Unterstützt werden Schüler:innen und Lehrkräfte vor Ort durch Mitarbeiter:innen unserer Partnerunternehmen, die sich als Coaches intensiv um die Schülerteams kümmern” erläutert Claas. “Dabei versuchen wir auch zu vermitteln, wie man sich folgenden Fragen nähert: Wie liest man einen Geschäftsbericht? Welche Informationen sind relevant und müssen kritisch hinterfragt werden? Was heißt Unternehmertum? Was muss ein Unternehmer leisten? Wie muss das Marktumfeld beschaffen sein? Was sind Erfolgsfaktoren? Wie findet man überhaupt die Idee für ein eigenes Unternehmen? Und wenn man sie gefunden hat, was gehört alles in einen fundierten Businessplan?” Die Zeit, in der das Projekt stattfindet, erstreckt sich dabei über ein ganzes Schuljahr.
Claas führt den Erfolg des Projekts vor allem auf die enge persönliche Zusammenarbeit und das Engagement der Beteiligten zurück. “Dabei wird eins immer wieder klar: Für die Beteiligten ist business@school weit mehr als nur ein besonderes Projektjahr. Die Schüler:innen, Alumni, Lehrkräfte, Schulen, Betreuer:innen, Partnerunternehmen, das business@school-Team und der Beirat – sie alle bilden ein Netzwerk fürs Leben”, so Claas
Doch auch die Modernisierung, neue Technologien und Digitalisierung bieten reichlich Gelegenheiten für das Projekt und die teilnehmenden Schüler:innen. “Spannend ist dabei auch die Entwicklung über die Jahre hinweg. Die digitale Revolution bietet den Schülerinnen und Schülern viele Chancen, wirft jedoch auch Fragen auf. Wie beeinflusst die Digitalisierung die Wirtschaft? Wo liegt noch Potenzial? Welche Hürden müssen wir in einem digitalisierten Alltag überwinden?” Und das ist das Schöne beim Wettbewerb für Claas. Kein Jahr ist wie das vorherige. Sogar aus der Corona-Pandemie konnten hierbei Lehren gezogen werden. Innerhalb von zwei Wochen während 2020 wurde das Projekt digitalisiert.
Als jüngster Zuwachs kam die b@s videochallenge zuletzt hinzu. Sie wurde schon vor den Zeiten der Pandemie rein digital organisiert und richtet sich an Schüler:innen zwischen 14 und 20 Jahren. Teilnahme kann im Team aber auch alleine erfolgen sowie im Rahmen des Unterrichts und von AGs mithilfe von Lehrkräften, als auch unabhängig von der Schule. Das Ziel hierbei ist innerhalb von vier Minuten, eines von vier Unternehmen anhand von vier Fragen zu analysieren, in einem vierminütigen Video. Bis zum Einsendeschluss am 1. August können diese Videos hochgeladen werden zu eines der Firmen von Flix, Fressnapf, SOS-Kinderdorf e.V. oder Würth.
Auf die Sieger:innen dieser Challenge warten unter anderem ein Teilnahmezertifikat für alle teilnehmer:innen aber auch einige Erlebnispreise. Schirmherrin ist die Juristin und Ehefrau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, Elke Büdenbender.
Ein bleibender Eindruck
Über die Jahre hat business@school über 28.000 Schüler:innen zum Gründen animiert Unter den entwickelten Projekten haben sich auch einige bewährt, wie beispielsweise der Krisenchat, heutzutage ein von der Bundesregierung gefördertes Projekt für Jugendliche, mit dem junge Menschen in Not unterstützt werden.
Nicolas Colsman, Bildungsexperte und Gründer der Initiative Zukunft Digitale Bildung gGmbH, ist ebenfalls ein Befürworter des Projektes und hat seine Zeit als Teil der Jury genossen. “Business@School macht tolle Projekte. Sie haben erkannt, dass in der Schule der Bezug zur Praxis, Unternehmertum und Gründergeist fehlt und genau da angesetzt. Es hat mir großen Spaß gemacht, in der Jury zu sein und die kreativen Projekte der Schüler:innen aus erster Hand vorgestellt zu bekommen.”
Und da soll laut Class der Mehrwert bei der Business@school Projekt Initiative liegen. Jeder nimmt etwas fürs Leben mit, manche, die schon während des Projekts den Grundstein für ihre Zukunft legen, aber alle lernen etwas Praktisches. “Manche setzen diese ersten Gründerideen noch während der Schulzeit um, andere kommen nach dem Studium oder der abgeschlossenen Berufsausbildung auf das Gründerthema zurück. Aber sie alle sagen klar, dass sie das Handwerkszeug bei business@school gelernt haben”
Was haltet Ihr vom Projekt Business@school? Habt Ihr auch Ideen, die es Wert sind, begutachtet zu werden oder Erfahrungen in der Wirtschaftswelt? Teilt es uns doch in den Kommentaren mit!
Magdeburg. In Sachsen-Anhalt kam es kurz vor Beginn der diesjährigen Abiturprüfungen zu einer Panne. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet, wurden die Themen im Fach Geschichte vorab in diversen WhatsApp-Gruppen geleaked, weswegen es zu Verzögerungen bei der Durchführung der Prüfung kam. Eine entsprechende Meldung ist am Sonntag beim Landesschulamt eingegangen.
Die genaue Ursache für das Informationsleck ist noch unklar. Laut dem Sprecher versuchen das Bildungsministerium und die Staatsanwaltschaft allerdings "alles rauszukriegen, was rauszukriegen ist". Gegenwärtig wird ein Hackerangriff allerdings ausgeschlossen und menschliches Versagen verantwortlich gemacht. Wie das Ministerium klarstellte, handle es sich bei dem Leak nicht um eine Panne der Behörden sondern die “Straftat eines Einzelnen”.
Der Leak war allerdings nicht so verheerend wie vermutet. Es wurden nicht alle Aufgaben veröffentlicht, wie es zunächst den Anschein hatte. Wie ein Ministeriumssprecher erklärte , seien nicht komplette Aufgaben, sondern nur die Überschriften, geteilt worden.
Die Behörden waren auf eine solche Situation vorbereitet und riefen einen Notfallplan auf. Die Reserveaufgaben wurden am Montag bereitgestellt. Als Resultat begannen die Prüfungen erst eine Stunde später um 9 Uhr statt der üblichen 8 Uhr.
Die letzte Hürde des Abiturs so maßgeblich zu beeinflussen, bleibt nicht ohne Reaktion. Obwohl der Täter noch nicht bekannt ist, wurde bereits Anzeige gegen den mysteriösen Whistleblower erstattet.
Die jetzige Panne ist bislang nicht die einzige bei den diesjährigen Abiturprüfungen. In Nordrhein-Westfalen kam es jüngst zu zahlreichen technischen Problemen beim Download der ersten Prüfung, sodass auf einen Nachholtermin zurückgegriffen werden musste, bei dem die Aufgaben allerdings fehlerhaft waren.
Unter den gegenwärtigen Umständen ist das deutsche Bildungssystem vielerlei Kritik ausgesetzt und es gibt schon seit geraumer Zeit Gespräche darüber, was sich ändern sollte. Im Angesicht der erneuten Probleme bei den Abiturklausuren scheint es lohnenswert, die Themen Qualitätssicherung und Diskretion in den Fokus dieser Gespräche zu rücken.
Am Samstag, den 17. und Sonntag, den 18. Juni 2023 werden das Berliner FEZ und die Parkbühne Wuhlheide zum größten und coolsten Klassenzimmer Europas. Beim „P×P Festival2023 – Schule feiert Zukunft“ werden musikalische Top-Acts,innovative Changemaker:innen und bis zu 17.000 Menschen zusammen laut und aktiv – für ein gerechteres und zukunftsorientiertes Bildungssystem. Das PxPFESTIVAL (sprich: Peace by Peace) findet in diesem Jahr zum vierten Mal statt. Die Initiatoren, Teddy Tewelde & Fetsum Sebhat wurden für Ihr Engagement mit dem Verdienstorden des Landes Berlin, dem ECHO, LEA - Life Entertainment Award & Preis für Popkultur ausgezeichnet.
Höhepunkt des Events wird das Konzert am 18. Juni 2023 ab 14 Uhr in der Parkbühne Wuhlheide, bei dem sich Top-Acts wie SCOOTER, BOSSE, BAUSA, MINE, DARDAN, ESTHER GRAF, LOI und viele mehr mit ihren Hits für ein Upgrade unserer Schulen stark machen. Zuvor teilen inspirierende Speaker:innen wie Verena Pausder, Sami Khedira, Andreas Schleicher, BobBlume oder Laura Malina Seiler in verschiedenen Locations auf dem 130.000 Quadratmeter großen Festivalgelände ihre spannenden Visionen, wie dieses Upgrade aussehen kann.
Mehr als 100 Changemaker:innen, darunter Bildungsexpert:innen, Initiativen, Organisationen und Schulprojekte u.v.m., präsentieren an zwei Tagen vielversprechende Ideen, zeigen interaktive Ausstellungen und kreative Performances oder laden in innovativen Workshops zum Mitmachen und Mitdenken ein.
Zugleich gibt das „P×P Festival 2023 – Schule feiert Zukunft“ das Startsignal für die Future Skills Alliance, die sich in Zukunft aktiv für Chancengleichheit in einem zeitgemäß und zukunftsfähig gestalteten Bildungssystem in ganz Deutschland einsetzt. Diese Bewegung engagiert sich langfristig dafür, dass eine ganze Generation die Fähigkeiten erlangt, die sie braucht, um ihre Potenziale nutzen und ihre Zukunft erfolgreich gestalten zu können.
Du willst Teil der Bewegung werden, die sich für ein Update unserer Schulen und Chancengleichheit in der Bildung einsetzt? Komm zum Festival, gestalte die Welt von morgen und feiere mit uns Schule, die Zukunft verspricht.
Tickets gibt es hier:
www.pxpfestival.com/tickets
Als junge:r Lehrer:in, direkt nach dem Referendariat, kann die Durchführung von Elterngesprächen eine besonders herausfordernde und sogar beängstigende Erfahrung sein. Die Verantwortung für das Wohl der Schüler und das Gelingen des Unterrichts lastet schwer auf den Schultern der Lehrkräfte und es besteht oft Unsicherheit und Nervosität, wie man sich in schwierigen Situationen verhalten soll. Junge Lehrer:innen können das Gefühl haben, dass sie von den Eltern beobachtet und bewertet werden und dass ein falsches Wort oder eine ungeschickte Formulierung negative Konsequenzen für sie und ihre Arbeit haben kann. Da Eltern oft hohe Erwartungen an die Leistungen ihres Kindes haben und schnell verunsichert und aufgebracht reagieren können, kann es schwer sein, ruhig und gelassen zu bleiben, wenn man von den Emotionen der Eltern mitgerissen oder von unerwarteten Fragen und Vorwürfen überrascht wird. Generell erfordert die Durchführung von Elterngesprächen als Lehrer viel Mut, Fingerspitzengefühl und Professionalität. Aber es ist auch wichtig zu wissen, dass man als junge Lehrkraft nicht alle Antworten parat haben muss und dass es in Ordnung ist, um Unterstützung und Hilfe zu bitten, um schwierige Gespräche zu meistern. Mit der Zeit und zunehmender Erfahrung werden auch Elterngespräche einfacher und erfolgreicher. In diesem Artikel bieten wir jungen Lehrern nützliche Tipps und Tricks sowie einen Leitfaden, mit dem ihr euer erstes Elterngespräch erfolgreich meistern könnt.
Ein Elternsprechtag bietet eine Gelegenheit für Eltern, sich über die schulischen Leistungen ihres Kindes zu informieren. Hierbei geht es um Fragen wie:
Darüber hinaus können spezielle Fragen zum Zeugnis gestellt werden, da die darin enthaltenen Informationen oft unklar sind. Zum Beispiel kann geklärt werden, was es bedeutet, wenn das Kind als "zeitweise abgelenkt" oder "stets bemüht" beschrieben wird. Auch die körperliche Entwicklung wird möglicherweise besprochen, insbesondere die motorischen Fähigkeiten und die Lernfähigkeit des Kindes durch Sehen, Hören und Lesen. Das Verhalten des Kindes im Unterricht wird ebenfalls diskutiert, besonders wenn es auffällige Verhaltensweisen zeigt, wie zum Beispiel Aufmerksamkeitsdefizite oder Konflikte mit anderen Schülern. In solchen Fällen können Lehrer und Eltern gemeinsam nach Lösungen suchen. Wenn das Kind bald in eine weiterführende Schule wechselt, können auch die bevorstehenden Herausforderungen besprochen werden.
Es geht beim Elternsprechtag zusammengefasst also um folgende Punkte:
Wichtig: Positives Gesprächsklima herstellen
Neben einer gezielten Fragestellung trägt auch eine offene und ausgewogene Stimmung maßgeblich zu einem wertvollen und konstruktiven Elterngespräch bei. Um eine solche positive Atmosphäre zu schaffen, können verschiedene psychologische Tricks angewendet werden. Es kann natürlich vorkommen, dass du als Lehrer:in manche Eltern noch nicht persönlich, sondern nur aus Erzählungen des Kindes kennst. Um das Eis zu brechen, kann es helfen, die Eltern persönlich am Eingang des Schulgebäudes zu empfangen. Dies bietet dir die Gelegenheit, einen Smalltalk über harmlose Themen wie die Parkplatzsuche oder die eigenen Erfahrungen in der Schulzeit zu führen, was die Atmosphäre auflockern und einen positiven Konsens herstellen kann. Mit einem freundlichen Lächeln und einer kurzen Vorstellung können Sie das Elterngespräch locker beginnen und auf eine angenehme Art und Weise weiterführen.
Es ist wichtig, im Elterngespräch auch durch die Wahl des Sitzplatzes eine offene und gleichberechtigte Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Versucht, darauf zu achten, dass sich Eltern und Lehrer:innen auf Augenhöhe begegnen. Es ist dabei empfehlenswert, auf gleicher Höhe mit den Eltern zu sitzen, um eine unangenehme Hierarchie zu vermeiden. Daher sollten Sie einen neutralen Raum auswählen, in dem sich Eltern und Lehrer:innen auf der gleichen Ebene befinden. Dazu eignet sich ein runder Tisch besonders gut, da er eine offene und kooperative Atmosphäre schafft. Es ist ratsam, während des Gesprächs eine unnötig formelle und distanzierte Sprache zu vermeiden, da dies die Gesprächsatmosphäre negativ beeinflussen kann. Verständliche und zugängliche Ausdrucksweise erleichtert es, ein produktives und offenes Gespräch zu führen. Bei so manchem Klassenzimmer ist es vielleicht etwas vermessen, von „Ambiente“ zu sprechen, also muss sozusagen das „Drumherum" passen!
Um das Beste aus diesem wichtigen Ereignis herauszuholen, sind hier sieben Tipps für einen erfolgreichen Elternsprechtag:
Der 7. und wohl wichtigste Tipp von allen: Abschalten!
Gönnt euch auf jeden Fall Zeit zum Abschalten und Entspannen nach dem Elternsprechtag. Das kann bedeuten, dass ihr am nächsten Tag etwas später zur Arbeit geht oder euch einen Tag frei nehmt, um euch zu erholen. Plant eine Aktivität ein, die euch Freude bereitet und euch hilft, Stress abzubauen. Das kann ein Spaziergang in der Natur, eine Massage, ein gutes Buch oder ein Abendessen mit Freunden sein. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um wieder aufzutanken und sich auf die kommenden Herausforderungen vorzubereiten..
Gerade für junge Lehrer:innen ist das erste Mal auf einem Elternsprechtag den Eltern Rede und Antwort zu stehen, unangenehm. In diesem Vlog berichtet die YouTuberin “teacher's diary” von ihren Erlebnissen und wie sie damit umgegangen ist.
Elterngespräche - so klappen sie! //GMS GYM BW
Bist du Lehrer oder Lehrerin und steht vor deinem ersten Elterngespräch? Lass dich nicht von Unsicherheiten und Nervosität überwältigen! Schreibt uns eure Erfahrungen, Tipps und Tricks in die Kommentare und helfe so den Kollegen:innen, die zum ersten Mal vor dieser Herausforderung stehen.
Berlin. Die Preisträgerinnen und Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs “Deutscher Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ“ 2022 stehen fest. Ausgezeichnet wurden zehn Lehrkräfte, vier Teams und vier Schulleitungen aus insgesamt elf Bundesländern. Die Preisträger:innen haben mit ihren innovativen Ansätzen und Unterrichtskonzepten nicht nur Schülerinnen und Schüler begeistert, sondern auch bewiesen, dass gute Lehrkräfte immer wieder neue Wege finden, um ihre Schützlinge zu fördern und ihnen dabei zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Der Preis soll zeigen, “wie wichtig guter Unterricht ist, der niemanden zurücklässt”, erklärte Bundesbildungsministerin und Schirmherrin Bettina-Stark Watzinger (FDP), in einer Videobotschaft auf der Festveranstaltung in Berlin.
Der Lehrberuf ist einer der herausforderndsten und bedeutendsten Profession unserer Gesellschaft. Deutsche Lehrerinnen und Lehrer arbeiten sehr engagiert, kreativ und innovativ für die Schule der Zukunft. Der Einsatz von Schulleitungen und Lehrkräften ist unverzichtbar und prägt das Leben der Schülerinnen und Schüler. Nachrichten über innovative Unterrichtskonzepte dringen leider nur selten nach außen, weshalb Positivbeispiele nicht ausreichend in die Breite wirken. Der "Deutsche Lehrkräftepreis - Unterricht innovativ" hat zum Ziel, “die öffentliche Wertschätzung sowie das Image des Lehrberufs und der Arbeit der Schulleitungen zu steigern und wirkungsvolle Anstöße zur Verbesserung des Unterrichts an Schulen zu geben, so der Veranstalter”.
Der “Deutsche Lehrerpreis - Unterricht innovativ” entstammt einer gemeinsamen Initiative des Deutschen Philologenverbands (DPhV) und der Vodafone Stiftung Deutschland aus dem Jahr 2008. Der Wettbewerb kombiniert die Auszeichnungen für “Unterricht innovativ”, welche von 2003 bis 2008 vom Deutschen Philologenverband, dem Bundesverband der Deutschen Industrie und der Stiftung Industrieforschung durchgeführt wurde, und “Pisagoras - Deutscher Lehrerpreis”, welches von Prof. Susanne Porsche initiiert wurde. Seit 2020 wird der “Deutsche Lehrkräftepreis - Unterricht innovativ” von der Heraeus Bildungsstiftung und dem Deutschen Philologenverband (DPhV) gemeinsam getragen und durchgeführt.
Die Bundesvorsitzende des Philologenverbands, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, wies zu Beginn der Veranstaltung auf die “außergewöhnlich vielen Einreichungen” hin. “Unsere Lehrkräfte arbeiten unermüdlich daran, Schule und Unterricht innovativ zu denken und dabei das Lernen für ihre Schülerinnen und Schüler so abwechslungsreich wie wirksam zu machen”, sagte Lin-Klitzing. Insgesamt haben sich dieses Jahr mehr als 8.500 Lehrkräfte und Schüler:innen an dem Preis beteiligt.
In der Kategorie “Ausgezeichnete Lehrkräfte” wurden Marc-Andree Hennekes aus Bayern, Tatjana Inkin und Sebastian Telschow aus Berlin, Karl Voßkühler aus Hessen, Dirk Erkelenz, Georg Kussel und Dennis Münstermann aus Nordrhein-Westfalen sowie Raphael Büttner aus dem Saarland, Andreas Börstler aus Sachsen und Maria-Magdalena Lessat aus Thüringen mit einem Preis geehrt.
Spitzenleistungen als “Vorbildliche Schulleitung” haben folgende Personen erreicht:
Der Sonderpreis „Kulturelle Bildung” der PwC-Stiftung ging an Schulleiterin Andrea Probst und Hortleiterin Monika Heinemann von der Freien Grundschule Wernigerode (Sachsen-Anhalt) für ihr ganztägiges und musisch-ästhetisches Schulkonzept.
Aufs Siegertreppchen in der Kategorie “Unterricht innovativ” schafften es:
Den Cornelsen-Sonderpreis „Umwelt und Nachhaltigkeit“ sicherte sich das „Tiny House Projekt“ aus Schleswig-Holstein. Das Projektteam bestand aus Kathrin Peters und dem Kollegium der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark Norderstedt, das ein Tiny House auf dem Schulgelände verwirklichte.
Dr. Menrath und Schulleiter Lüttenberg von der Gaußschule in Braunschweig stellten im Gespräch mit Lehrer-News die Entstehung ihres 3D-Lernspiels vor. im. So hätten für die Entwicklung die Lehrkräfte und Schüler:innen in verschiedenen Arbeitsgruppen miteinander mit voller Rückendeckung der Schulleitung zusammengearbeitet, die das Projekt selbst mit initiiert hatte. Kosten und Arbeitsumfang hätten sich in Grenzen gehalten, da die Umsetzung sehr effektiv verlaufen sei, nicht zuletzt wegen guter Kommunikation, Spaß am Projekt und Ehrgeiz. Lüttenberg gibt interessierten Schulen mit auf den Weg, dass man für ein solches Projekt “die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen muss” und natürlich als wichtigste Ressource entsprechend engagierte Kolleg:innen braucht.
Zu seinem Projekt Robotik sagte Paul Heiming gegenüber Lehrer-News: “Die Idee ist das ganze möglichst Fächerübergreifend zu gestalten, so haben wir uns z.B. im Geschichtsunterricht über die industrielle Revolution unterhalten und geschaut welche Arbeitskräfte da weggefallen sind, und was das in Bezug auf KI heute bedeuten kann. Im Religionsunterricht ging es dann um das Thema, ob Maschinen eine Seele haben können und was das überhaupt ist”. Damit gelang es dem Projektteam, das Thema interdisziplinär darzustellen und Schüler:innen durch die Herstellung von vielschichtigen Bezügen besser zu motivieren.
Habt ihr auch besonders engagierte Kollegen an eurer Schule oder tolle Projekte, die ihr vorstellen möchtet? Weitere Infos zum Preis und zur Bewerbung findet ihr hier: www.lehrkraeftepreis.de
Jedes Schulkind ist eine Kollektion aus Muskeln. Das Gehirn wird stimuliert durch den Unterricht, während der Körper durch Bewegung gefördert wird. Beide Facetten sind hierbei wichtig und sollten nicht vernachlässigt werden, weder von den Schüler:innen selbst noch von den Lehrkräften. Tatsächlich profitiert die geistige Förderung von ebenfalls ausgiebigen körperlichen Aktivitäten. Das Gehirn wird aktiviert durch Bewegung und Information wird besser verarbeitet und gespeichert. Kinder lernen ausdauernder, gründlicher und begeisterter, wenn sie ihren Körper mit allen seinen Sinnen dabei einsetzen können. In Anbetracht von langwieriger Kritik am Schulsport, wäre es für das Beste, neue Ideen in Betracht zu ziehen, damit jede:r Schüler:in ihr volles Potenzial ausschöpfen kann. Im folgenden Artikel erfahrt ihr mehr über Instagram-Channel, die sich mit dem Thema Bewegung und Sport in der Schule befassen. Vielleicht findet ihr dort auch den nächsten Schritt für euren Sport(im)unterricht.
Wer wäre besser geeignet Lehrkräfte im Sportunterricht zu unterstützen, als eine andere Lehrerin? Bewegungserna ist ein Instagram-Kanal von einer Grundschullehrerin, spezialisiert auf die Fächer Sport, Mathe und Deutsch. In ihrem Instagram Account gibt sie Ideen für den Sportunterricht weiter, sowie kleine Spiele und andere Fakten rund um das Thema Bewegung in der Schule. Des Weiteren bietet sie über 30 verschiedene Lern- und Übungsmaterialien auf Eduki an, von Würfel basierten Erwärmungsübungen, bis hin zu Seilsprung lernhilfen. Besonders relevant ist Bewegungsernas content für Grundschüler:innen und entsprechende Lehrkräfte in den Klassenstufen 3 bis 4.
Schulsport+ wird geführt von Maria Hoffstädter und Benny Schön. In ihrem Projekt “AktivPassiv” wollen sie Schüler:innen die nicht mitturnen können in eigenen Worten: “aus der Zuschauerrolle holen.” Sie sollten im Umgang mit Themen rund um Bewegung, Sport und Gesundheit sinnvoll beschäftigt werden, in einer Form, die ansprechend für Schüler:innen ist und einfach für das Lehrpersonal.
Tipps und Inputs aus der Unterrichtspraxis sind aber nicht das einzige, was für Bewegungserzieher:innen geboten wird. Auch Podcasts mit extraordinären Persönlichkeiten im Bereich des Sports werden geliefert.
“AktivPassiv” wird außerdem selbst veröffentlicht im Schuljahr 2023/2024 in Kooperation mit SimplyStrong.
Wimasu steht für “Wir machen Sportunterricht”.Bunt, erprobt und digital, so das Motto der Content-Creator von Wimasu. Vertreten sind sie mit ihrem Angebot auch auf Instagram, dort geben sie Tipps weiter, bieten Unterrichtsmaterialien rund ums Thema Sport an und befassen sich mit Debatten rund um das Thema Bewegung in der Schule, wie beispielsweise Mobbingpotenzial im Völkerball. Auf ihrer Website bieten sie Ratgeber und Material zu vielerlei Spielen.
Kein Sport mehr in der Halle, Verein oder Lehrplan. Das war über ein Jahr die Realität für Deutschland, als die Corona-Pandemie alle in ihrem Bann hielt.
Im Rahmen des Corona-Lockdowns haben sich die beiden Sportlehrer Schradi und Steini zusammengetan, um die.sport.show ins Leben zu rufen und ‘Homesporting’ der eingekerkerten deutschen Quarantäne Gesellschaft vorzustellen. Mit dem Verlangen, endlich wieder Sport machen zu können, stellen Schradi und Steini vielerlei Übungen vor, die jeder Zuhause für sich machen kann und in Bewegung bleiben, auch abseits des Sportunterrichts.
Der letzte Beitrag des Instagram Kanals wurde allerdings im Juni 2021 online gestellt und auch der Youtube Kanal ist seit langem inaktiv – doch die Übungen sind noch immer gut geeignet, um eure Schüler:innen zum Sport zu animieren.
Was sind eure Lieblingskanäle rund um das Thema Sport und Bewegung? Teilt uns eure Favoriten gerne in den Kommentaren mit!
Tausende von Schüler:innen an deutschen Schulen verlassen das Bildungssystem ohne einen Abschluss. Allein im Jahr 2021 gab es über 50.000 junge Schulabbrecher:innen. Menschen, deren berufliche Zukunft stark in Gefahr ist. Glücklicherweise gibt es Wege und Mittel, dem Schulabbruch vorzubeugen. Eine Hamburger Schule hat bereits Projekte entwickelt mit denen erfolgreich gegen Absentismus vorgegangen wird, aber was ist mit Schulabbrecher:innen, die aus dem System raus sind und eventuell unter Problemen wie Sucht oder psychischen Erkrankungen leiden? Für diese gibt es das Bildungszentrum Hermann Hesse: Die Schule der neuen Chancen.
Das Hermann Hesse Bildungszentrum (BZH) gilt als die letzte Chance für Schulabbrecher:innen. Angehende Schüler:innen von 15 bis 35 Jahren können hier ihren Hauptschulabschluss, den Realschulabschluss, die Fachhochschulreife oder auch das Abitur nachholen. In staatlich anerkannten, aber auch kleinen Klassen verspricht die BZH einen respektvollen Unterricht auf Augenhöhe.
Es ist ein etwas anderer Bildungsort, der "nirgendwo richtig reinpasst”, in diesem Fall ist sie einzigartig, dem ist sich ihr Schulleiter Jan Große bewusst. Auch die Schüler:innen der BZH sind einzigartig. Die Studierendenschaft bildet sich aus denjenigen, die an anderen Schulen untergingen. Um jeden der von anderen Schulen als ‘Problemfälle’ abgestempelten Schüler:innen gerecht zu werden, hat das BZH einiges an Maßnahmen eingerichtet. Jede Schülerin und jeder Schüler wird von einem Sozialarbeiter begleitet und es kommt zu regelmäßigen Perspektivgesprächen. Mobbingopfer, Schulabbrecher, insbesondere auch ‘seelisch behinderte’ wie Menschen mit psychischen Erkrankungen (darunter Depression, ADHS, bipolare Persönlichkeitsstörung und Posttraumatische Belastungsstörung) aber auch diagnostizierte Sucht- und Drogenabhängige bekommen so die Hilfe die sie verdienen und benötigen, wie Große Lehrer-News gegenüber verständigt.
Gegründet wurde das BZH 1971 als Resultat des verstärkten Drogenkonsums der 1970er Jahre. Jugendliche, die einen Ausweg fern von der Sucht wollten und Unterstützung erbitten, wurden vom Haus der Volksarbeit E.V. gemerkt, die die Initiative ergriff und das Konzept ins erarbeitete.
Schulabschlüsse sollen, neben Entgiftung und therapeutischen Maßnahmen, eine Rehabilitation ermöglichen. Die ersten Stunden wurden in einer Wohnung in Bockenheim vollzogen, familiär und provisorisch. Ihren namen ‘Hermann Hesse Schule’, benannt nach einem Nobelpreis Winnenden Dichter dessen Schulzeit geprägt von Unterbrechungen, Abbrüchen und „Umwegen“, bekam sie von ihren ersten Schüler:innen. 1973 wurde sie staatlich genehmigt und im Jahr darauf schon als Rheaeinrichtung anerkannt. 1984 wird die Jugend und Suchtberatungsstelle eingerichtet, um für psychosoziale Betreuung während der Schulzeit zu sorgen. Der Ansturm an neuen Applikant:innen wächst stark, bis letztendliche 1986 eine ehemalige Druckerei im Hainer Weg 98 zum Schulgelände umfunktioniert wird, als welches sie noch heute dient. 1992 wird die BZH offiziell staatlich anerkannt und umbenannt in das Bildungszentrum Hermann Hesse. Seit der Gründung vor über 50 Jahren hat sich viel verändert, besonders die Schulabgänger:innen. “Bis 2022 haben 1.584 Menschen, die aus dem regulären Schulsystem herausgefallen sind, ihren Abschluss.” teilt uns Große erfreut mit. Über 1500 Schüler:innen die freiwillig ihre Chance wahrgenommen, ihren Abschluss gemacht und erfolgreich rehabilitiert wurden. “Ungefähr 30 Abschlüsse pro Jahr”. 30 Schüler:innen mit einer besseren Zukunft.
Doch auch wenn das damalige Hauptaugenmerk auf Suchtabhängige lag, so will das BZH alle Schüler:innen mit ihren unterschiedlichen Problemen willkommen heißen und ihnen eine letzte Chance geben. Dabei trügt die Aussage ‘letzte Chance’. Auch wer mal durchfällt oder rückfällig wird, kann es nochmal versuchen. Ein zweites, drittes oder auch zehntes Mal. Das BZH gibt seine Schüler nicht auf. Nur bei Gewalttaten, Dealing oder Drogenkonsum auf den Schulgeländen folgt der Rauswurf.
Allerdings ist auch diese Bildungseinrichtung vom Lehrermangel nicht verschont. So erklärt Schulleiter Jan Große gegenüber Lehrer-News: “Als Privatschule haben wir es da noch etwas schwerer, da wir keine Lehrkräfte aus dem Schulamt zugeteilt bekommen und natürlich auch nicht mit einer Beamtenstelle ‘locken’ können.” Dabei ist das Kollegium selbst schon sehr alt, viele schon seit über zwanzig Jahren tätig, einige sogar seit drei Jahrzehnten. “Im nächsten dreiviertel Jahr gehen vier Lehrkräfte, davon eine Funktionsstelle (stellvertretende Schulleitung) in den Ruhestand.”
Die daraufhin folgenden offenen Stellenangebote zur BZH befinden sich auf der Homepage, aber auch in Print- und Digitalmedien. Medienpräsenz, so hofft die Schule, soll ebenfalls Interessenten locken. Ungefähr ein Drittel des Lehrkörpers besteht aus Quereinsteigern ohne abgeschlossenes Staatsexamen.
Auch im Bezug auf Digitalisierung gibt es noch einiges zu tun, was Große Lehrer-News mitteilt und präzise erklärt warum es besonders für ihre Bildungsstätte aufwendig ist: “Schwierigkeiten sehe ich darin, dass diese ‘Entdeckungsreise’ in eine digitale Zukunft parallel zu allen anderen Herausforderungen abläuft und so auf Grund der begrenzten Ressourcen mitunter nur recht bedingt aktiv gestaltet und vorangetrieben werden kann.” Dennoch setzt auch das BZH auf eine Schulverwaltungssoftware, über die der Stundenplan, der Vertretungsplan und auch Klassenbücher digital erstellt und bearbeitet werden, was auch der Schülerschaft sehr gelegen kommt. Unter anderem sieht Große weiterhin Potenzial in der Unterrichtsvorbereitung und Gestaltung.
Aber die größte Herausforderung sind die Schüler:innen selbst, das ist sich auch Große bewusst. “Diese ‘Mischung’ bringt besondere Herausforderungen mit sich.” meint er in Bezug auf die ‘seelisch behinderte' Schülerschaft. Gerade aus diesen Gründen sind er und das BZH so erpicht, die Schülerschaft zu unterstützen, “Dem begegnen wir mit kleinen Klassen von acht bis zwölf Schüler:innen pro Klasse, einem engen sozialpädagogischen Betreuungssetting in dem jeder/jede Schüler:in einer Person aus der Sozialarbeit zugeordnet ist, enge interdisziplinäre Kooperation zwischen den beiden Berufsgruppen und ein respektvoller, wertschätzender Umgang miteinander.” Kommunikation, Respekt und Unterstützung sind der Kern des BZH. Regelmäßig werden intensive Perspektivgespräche geführt, um frühzeitig auf das Wohl der Schüler:in reagieren zu können.
Das Personal des BZH ist dabei besonders bedeutsam. Kontakt mit den Sozialarbeiter:innen erfolgt gleich bei der Einschulung und sie unterstützen die Schüler:innen in vielen Bereichen. Darunter hauptsächlich als Problem Anlaufstelle, aber auch bei Anträgen zur Kostenzusage, etwaigen Fragen, Freizeitgestaltung, Wohnungssuche, berufliche Orientierung oder einfach mal so.
Einen Fokus auf respektvollen Umgang und Kooperation gibt es auf allen Ebenen der Schule. Alle vier Wochen kommt es zu Fehlquotenkonferenzen bei der Anwesenheit oder Abwesenheit besprochen werden und über unterstützende Maßnahmen diskutiert wird, alles urteilsfrei.
Des Weiteren wird ein betreutes Wohnen angeboten, entweder in einem der zwölf Plätze im Nebengebäude oder als eine von zehn Fällen des Betreuten Einzelwohnens.
Finanziert wird das Bildungszentrum durch eine Mischfinanzierung. Zum Teil bekommen die Lehrkräfte ihr Gehalt durch das Ersatzschulfinanzierungsgesetz. Der Rest wird vom Landeswohlfahrtsverband gestemmt. Andernfalls wird die Sozialarbeit der Schüler:innen finanziert durch das Jugendamt, abhängig vom Alter der Schüler:innen. Einen Preis, der seinen Wert schon hunderte Male bewiesen hat. Die Schüler:innen bekommen hier, was sie an anderen Bildungseinrichtungen nie erhalten. Wie zum Beispiel Kevin, selbst Schüler des Bildungszentrums, hat selbst Erfahrungen mit Mobbing gemacht: “Mobbing war früher ein sehr heftiges Thema bei mir. Schon bei der Einschulung ging es los. Ich hatte früher auch Selbstmordgedanken gehabt.” Cora Hübsch, eine von Kevins Mitschüler:innen, teilt seine Erfahrungen als Mobbingopfer. “Ich habs ganz stark versucht… aber trotzdem.”
Abseits des Systems, das sie verstoßen oder aufgegeben hat, haben diese Schüler:innen ein Umfeld, in dem sie Kontakte mit Gleichgesinnten machen können und auf ein besseres Leben hinarbeiten können.
Doch verglichen mit den 50.000 tausend Jugendlichen, die jedes Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen, ist das in Deutschland einzigartige Angebot, welches schon über tausend Schüler:innen neue Perspektiven eröffnet hat, ein Tropfen im Fass der deutschen Bildung. Dennoch wurde das Leben vieler vom Bildungszentrum Hermann Hesse verbessert, weil ihnen eine Chance ermöglicht wurde.
Der Wille ist da, das System muss nur bereit sein. Wie Hermann Hesse selbst schon sagte: “Wenn […] ein Mensch seine ganze Aufmerksamkeit und seinen ganzen Willen auf eine bestimmte Sache richtet, dann erreicht er sie auch.”
Ist euer Interesse geweckt? Mehr Informationen zum BZH findet Ihr z.B. in diesem Kurzfilm. Habt ihr Fragen zum pädagogischen Konzept oder könnt Ihr euch vielleicht sogar vorstellen, selbst am BZH zu unterrichten? Dann erreicht ihr die Schule unter 069 680909-0 oder per Kontaktformular.
Was sind eure Meinungen zum Bildungszentrum Hermann Hesse? Teilt eure Meinungen gerne in den Kommentaren!
Kaum ein deutsches Bundesland ist von einer solch diversen Landschaftsstruktur geprägt wie Baden-Württemberg. Alpenvorland, Bodensee, Schwarzwald und die Schwäbische Alb sind nur wenige der vielen Naturräume, die die Region über die Jahrtausende hinweg geformt und bestimmt haben. Sie sind ursächlich dafür, dass noch heute 40 Prozent der Gesamtfläche des drittgrößten deutschen Flächenstaats bewaldet sind. Aufgrund der weitreichenden landschaftlichen Unberührtheit konnten viele Überreste aus vergangenen Zeiten erhalten bleiben. Dies gewährt uns einmalige Einblicke in unsere Frühgeschichte oder in ganze Höhlensysteme, die sich losgelöst von menschlichen Einflüssen entwickelt haben. Es ist also der Kombination aus naturgeografischen Phänomenen und einzigartigen Artefakten anderer Zeiten zu verdanken, dass Baden-Württemberg eine Fülle an wertvollen Zielen schulischer Exkursionen sein eigen nennt und sich mittels Ausflügen bestens dafür eignet das Verständnis der Schüler:innen für Natur- und Frühgeschichte, also Thematiken, die möglicherweise zu den Unterrichtsfächern Geschichte, Geografie und Biologie passe, zu stärken. Daher stellt euch Lehrer-News in diesem Artikel zwei tolle Orte vor, die sich definitiv für einen Schulexkurs in Baden-Württemberg lohnen.
1. Das Geheimnis der Höhlen in Blaubeuren
Die erste Exkursion führt uns nach Blaubeuren – eine 12.000 Einwohner-Stadt auf der Schwäbischen Alb– 16 Kilometer westlich von Ulm. Interessant für eine Fahrt in den staatlich anerkannten Erholungsort ist der sogenannte Blautopf. Das Erscheinungsbild des Blautopfs lässt vermuten, dass es sich schlicht um einen hellblau leuchtenden Teich im Norden der Stadt handelt. Dahinter steckt jedoch, dass der Blautopf die Quelle eines über elf Kilometerlangen, unterirdischen Höhlensystems ist, an dem im Umland versickertes Regenwasser zu Tage tritt. Innerhalb des Höhlensystems befinden sich riesige „Höhlenhallen“, die bis zu 100.000 Kubikmeter groß sind.
Ein Spaziergang um die Quelle dauert etwa eine halbe Stunde und bietet nicht nur besondere Perspektiven auf das Gewässer, sondern auch auf die vielen romantischen Fachwerkhäuser, die den Blautopf umgeben. In einem dieser Fachwerkhäuser befindet sich auch die Blaubeurer Hammerschmiede, die an ausgewählten Tagen ein „Schauschmieden“ veranstaltet. Hier könnt ihr dem lokalen Schmied dabei zusehen, wie er nach 200 Jahre alter Tradition Stahl verarbeitet und dabei nicht nur Muskelkraft, sondern auch feinmotorisches Geschick unter Beweis stellt. Für Kinder ab sechs Jahren kostet das Vergnügen, das dazu noch eine Präsentation zur Geschichte der Hammerschmiede und eine Führung durch die Werkstatt enthält, drei Euro, Erwachsene zahlen vier Euro.
Ein Muss ist auch das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren (urmu). Es konzentriert sich auf die historische Periode der Ursteinzeit und ist ein Zweigmuseum des archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg. Das urmu stellt die wesentlichen Fundstücke der Altsteinzeit aus der schwäbischen Alb aus, die selbst weltweit einzigartig sind. Darüber hinaus gibt es hier auch einiges über Neandertaler und den frühmodernen Menschen aus der Eiszeit zu erfahren. Das Museum bietet auch Führungen mit erfahrenen Museumspädagogen an, bei denen auch praktische Erfahrungen mit steinzeitlichem Werkzeug gesammelt werden können. Die Touren kosten, je nach zeitlichem Umfang, 100-200 Euro zuzüglich zwei Euro pro Kind und eignen sich speziell für die Fächer Biologie, Geschichte und Geografie.
Falls der Aufenthalt in Blaubeuren von längerer Dauer sein soll, gibt es mit der Jugendherberge Blaubeuren eine Unterkunft mit mehreren Zimmern für Betreuer:innen und zumeist 4-Bettzimmern für Schüler:innen. Die Jugendherberge ist 700 Meter vom Bahnhof und 400 Meter vom Busbahnhof der Stadt entfernt und kostet etwa 30 Euro pro Nacht pro Person .
2. Die Entdeckung prähistorischer Bauten am Federsee
Nicht weit von Blaubeuren, etwa 50 Kilometer weiter südlich, liegt der Federsee. Der zweitgrößte See Baden-Württembergs ist umgeben vom größten Moorgebiet Südwestdeutschlands. Mehr als zwei Drittel des 33 Quadratkilometer großen Areals stehen unter Naturschutz und fallen unter die Kategorie „Europareservat“. Grund dafür sind Kulturerzeugnisse, die sich über die Jahrtausende in den Mooren konserviert haben und nach der Senkung des Wasserspiegels der Moore im 19. Jahrhundert entdeckt worden sind. Exemplarisch dafür sind die kulturhistorisch relevanten Überreste von Pfahlbauten, die unter dem UNESCO-Weltkulturerbe stehen. Betreut wird die einzigartige Landschaft vom Naturschutzzentrum Federsee, das Teil des Naturschutzbundes (NABU) ist.
Das Naturschutzzentrum verfügt über ein Sortiment an zahlreichen Exkursionsmöglichkeiten, die speziell für Schulklassen konzipiert sind und sowohl indoor als auch outdoor stattfinden können. Das breitgefächerte Angebot bietet lehrreich-unterhaltsame Expeditionen für Schüler:innen aller Altersklassen und kostet (je nach zeitlichem Umfang) vier bis maximal zehn Euro pro Person. Während sich die Angebote teilweise in der praktischen Teilhabe der Schüler:innen unterscheiden, steht bei allen Exkursionen und Workshops die Vermittlung des erhabenen Ökosystems, der naturhistorischen Relevanz und der Wichtigkeit für den Klimaschutz des Europareservats im Vordergrund.
Das Naturschutzzentrum liegt zwischen der Moorlandschaft und der angrenzenden Kleinstadt Bad Buchau. Diese ist bestens mit der Deutschen Bahn zu erreichen und bietet in fußläufiger Entfernung vom Naturschutzzentrum auch noch das absolut sehenswerte Federseemuseum. Das Museum offeriert eine seltene Kombination aus lokalen Originalfunden und detailgetreuen Nachbauten keltischer Dörfer. Das Federseemuseum ist ebenfalls Zweigmuseum des archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg und bietet auch Halb- und Ganztagsprogramme für Schulklassen. Ein Workshop konzentriert sich beispielsweise auf die prähistorische Ernährung und enthält das Kochen eines steinzeitlichen Eintopfs. Das ganztägliche Projekt kostet 22,50 Euro pro Schüler:in.
Baden-Württemberg bietet viele Exkursionsmöglichkeiten. Hier haben wir euch eine kleine Auswahl unter dem Motto „Auf den Spuren der Frühgeschichte“ zusammengestellt, die sich perfekt in den Geschichts-, Geografie- und Biologieunterricht einfügen. Wir hoffen, dass ihr eine dieser Ideen aufgreifen könnt und sie möglicherweise zu einer unvergesslichen und lehrreichen Klassenfahrt wird.
Wenn ihr nach Ideen für Klassenfahrten oder Exkurse in andere Bundesländer sucht, dann schaut gerne mal hier vorbei, da haben wir euch bereits Ideen für Berlin und Brandenburg vorgestellt.
München. Anlässlich des Internationalen Tags der Arbeit hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Montag ihre Forderung nach einem neuen Sozial-Investitionspaket erneuert, mit dem auch die Bildung auf eine solidere Grundlage gestellt werden soll. Ein 100-Milliarden-Paket sei notwendig “um die Krisen in Deutschland zu bewältigen und für alle Menschen gute Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schaffen”, so die Gewerkschaft in einer Stellungnahme.
„Programme für die Bildung, die Pflege, den sozialen Wohnungsbau und die öffentliche Infrastruktur sind Gegenwarts- und Zukunftsinvestitionen. Dabei sind gleiche Bildungschancen für alle Menschen entscheidend für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Sie ermöglichen oder verhindern Teilhabe, sie ermöglichen oder verhindern ein selbstbestimmtes Leben“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern während der DGB-Kundgebung zum „Tag der Arbeit“ in München. „Bildung ist das Fundament unserer demokratischen Gesellschaft. Jeder Mensch hat ein Recht auf qualitativ hochwertige Bildung – unabhängig vom sozialen Hintergrund. Bildung ist ein Menschenrecht, Chancengleichheit ist im Grundgesetz über das Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse festgeschrieben”, so Finnern.
Der akute Lehrkräftemangel in Deutschland, der auch andere pädagogische Berufe betreffe, sei “ein Skandal”, erklärte die GEW-Vorsitzende. Sie forderte unter anderem bessere Kita-Betreuung, die Inklusion von gehandicapten und geflüchteten Kindern und Jugendlichen sowie Maßnahmen gegen die hohe Abbrecherquote an Schulen. Die GEW-Vorsitzende kündigte an, dass sich die Gewerkschaft weiter für bessere Arbeitsbedingungen in allen Bildungseinrichtungen stark machen werde, „hier in München, in Bayern und im ganzen Land. Wir lassen nicht zu, dass die Misere, in die die Bildungspolitik das Land in den vergangenen Jahrzehnten gesteuert hat, als Begründung dafür herhalten soll, die Arbeitsbedingungen der Lehrenden massiv zu verschlechtern“. Künftig wird zu diesem Zweck mit weiteren Streiks der Gewerkschaft zu rechnen sein. Das Streikrecht sei ein „zentrales Instrument“, um für die Beschäftigten gute Gehälter und gute Arbeitsbedingungen durchzusetzen, erklärte Finnern.
Berlin. Die körperliche und seelische Belastung während der Pandemie war für viele groß, darunter besonders für Kinder und Jugendliche. Aktivitäten, seien es schulische oder in der Freizeit, wurden vernachlässigt oder fielen flächendeckend aus. Im Jahr 2023 soll daher die Partizipation von jungen Menschen wieder gestärkt werden, indem ihnen die Chance geboten wird, eigene Ideen zu entwickeln und diese mithilfe von Fördergeldern und professionellen Akteur:innen umzusetzen.
Laut Ergebnissen der Forsa-Umfrage, der Trendstudie "Jugend in Deutschland" und des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung können Rückstände in Bewegung (um 44 Prozent) und Gesundheit (Zunahme in Stress, Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Langeweile und Depression/Niedergeschlagenheit) festgestellt werden, während die Nutzung von Onlinespielen (75 Prozent) und sozialen Medien (66 Prozent) gestiegen ist. Auch das Gefühl „zurückstecken zu müssen“ oder „nicht berücksichtigt zu werden“ kann aus den Erhebungen der JuCo III und der Bertelsmann-Studie herausgelesen werden. Vor diesem Hintergrund wurde vom Bundesfamilienministerium das Zukunftspaket entwickelt. Grundidee ist es, in den Bereichen Bewegung, Kultur und Gesundheit die Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen (wieder) aufzubauen, auszubauen und weiterzuentwickeln.
Mit einer Förderlaufzeit von einem Jahr startete das Programm am 1. Januar 2023 mit drei unterschiedlichen Umsetzungsfeldern: 1a) Einzelprojekte, die Jugendliche selbst planen und umsetzen und mithilfe von Trägern beantragen, 1b) Einzelprojekte, die von freien Trägern unter Beteiligung von Kindern und Jugendlichen geplant und umgesetzt werden und 2) Lokaler Zukunftsplan, in dessen Rahmen Angebote unter Beteiligung von Kindern und Jugendliche über kommunale Strukturen umgesetzt werden.
Aktuell steht die Antragsfrist der 3. Runde für Feld 1b kurz bevor (8. bis 26. Mai 2023), wohingegen eine Antragstellung für Feld 1a noch bis Mitte September möglich ist. Beide sind mit einem Budget von 1 Mio. Euro und einer Fördersumme von maximal 100.000 Euro pro Vorhaben gesetzt. Falls die Fördermittel für 1b noch nicht verausgabt wurden, erfolgt ein weiterer Antragszeitraum zwischen dem 15. und 30. September 2023. Die Förderentscheidung wird dann spätestens 4 Wochen nach Ende der Antragsfrist mitgeteilt. Laut Angaben der Bundesregierung haben sich mittlerweile Jugendliche aus mehr als 300 Vereinen in etwa 450 Programmen aktiv gemacht, um Angebote für andere junge Leute zu schaffen, darunter beispielsweise auch die Deutsche Gehörlosen-Jugend e.V.
Bei Interesse an einer Förderung müssen inhaltliche sowie formale Voraussetzungen des jeweiligen Förderfeldes (1a oder 1b) beachtet werden. Zum einen werden nur außerunterrichtliche Projekte berücksichtigt, diese können jedoch in Kooperation mit formalen Bildungseinrichtungen stattfinden. Zu den antragsberechtigten Trägern zählen jene der freien und öffentlichen Jugendhilfe oder juristische Personen des öffentlichen und privaten Rechts mit Sitz in Deutschland. Dazu müssen die antragstellenden Träger für Feld 1b über qualifiziertes und geeignetes (Fach-)Personal verfügen, welche die Projekte begleiten können. Ebenfalls muss nachgewiesen werden, dass Kinder und Jugendliche, insbesondere diejenigen, die in Risikolagen aufgewachsen sind, maßgeblich an Planung und Umsetzung beteiligt werden. Wenn alle Bedingungen erfüllt werden können, ist bei Antragstellung eine Registrierung über auf ProDaBa mit Angaben zur Organisation erforderlich.
Weitere Informationen zu den geförderten Projekten, Antragsverfahren und Antworten auf häufig gestellte Fragen findet ihr hier oder per Anruf an die kostenlose Hotline 0800-6647766.
Die Pressefreiheit ist eines der wichtigsten Grundrechte der Demokratie. Sie ermöglicht es allen Medien, ihre Meinungen frei zu äußern und über die Themen zu berichten, die sie wollen. Jedoch gibt es im Journalismus gesetzlich festgelegte Grenzen. Zum Beispiel ist es wichtig zu wissen, welche Fotos veröffentlicht werden dürfen, wo die Privatsphäre beginnt und wie das Urheberrecht geregelt ist. In diesem Zusammenhang ist es auch von großer Bedeutung, dass Meinungs-, Informations- und Pressefreiheit im Grundgesetz verankert sind. Allerdings können diese Freiheiten eingeschränkt werden, um andere wichtige Rechte wie das Persönlichkeitsrecht zu schützen. Anlässlich des Tags der Pressefreiheit möchten wir euch die Grenzen der Pressefreiheit aufzeigen und erklären, wie euren Schülern im Unterricht den Unterschied zwischen seriösen und unseriösen Journalismus vermitteln können. Dabei wird erläutert, wo die Pressefreiheit beginnt und endet und welche rechtlichen Rahmenbedingungen für die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten gelten. Zudem werden Wege aufgezeigt, wie jeder einzelne seine Medienkompetenz verbessern und Schülerinnen und Schüler für einen kritischen Umgang mit Medien sensibilisiert werden können. Denn ein fundiertes Verständnis von Medienkompetenz ist eine wichtige Voraussetzung für eine demokratische Teilhabe und den Schutz vor Falschinformationen.
Pressefreiheit: ohne Grenzen?
Die Antwort lautet also: Ja, es gibt Grenzen. Die Pressefreiheit ist in der Verfassung verankert, aber auch sie hat ihre Grenzen. Die Grenzen der Pressefreiheit liegen vor allem im Schutz der Privatsphäre, der Persönlichkeitsrechte und der Wahrung der öffentlichen Ordnung. Journalisten müssen sich also an ethische und rechtliche Rahmenbedingungen halten. Die Verantwortung der Journalisten ist es, Informationen wahrheitsgemäß und sachlich zu berichten. Es darf kein Interessenkonflikt zwischen Journalisten und dem Thema bestehen. Auch müssen Journalisten bei der Berichterstattung darauf achten, keine Vorurteile oder Diskriminierungen zu vermitteln. Es geht darum, die Leser objektiv zu informieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich ihre eigene Meinung zu bilden.
Journalisten sind also auf Informationen angewiesen, um ihre öffentliche Aufgabe zu erfüllen. Sie sprechen mit Informanten, recherchieren und müssen die Informationen bewerten, um schließlich einen wahren, verständlichen und informativen Bericht zu veröffentlichen. Um ihre Arbeit ungestört zu erledigen, stehen Journalisten spezielle Rechte zur Verfügung. So haben sie beispielsweise das Recht auf Auskunft und Zeugnisverweigerung, wenn es um die Beschaffung von Informationen geht. Der Auskunftsanspruch verpflichtet Behörden dazu, Anfragen von Journalisten wahrheitsgemäß und vollständig zu beantworten, sofern keine berechtigten Interessen wie Staats- oder Geschäftsgeheimnisse oder die Privatsphäre betroffener Personen entgegenstehen. Auch das Recht auf Schutz der Identität ihrer Informanten ist wichtig, um sicherzustellen, dass Journalisten weiterhin Zugang zu wichtigen Informationen haben.
Grundsätzlich ist es die Verantwortung einer Zeitung, nur Informationen zu verbreiten, die vorher gründlich auf ihre Wahrheit geprüft wurden. Ein Bericht gilt als wahr, wenn die darin enthaltenen Fakten korrekt sind und die Darstellung keinen falschen Eindruck erweckt. Dies bedeutet, dass keine wichtigen Informationen weggelassen werden dürfen, die erforderlich sind, um den Sachverhalt korrekt zu verstehen. Wenn jemand in einem Zeitungsbericht fälschlicherweise diffamiert oder falsch dargestellt wird, hat diese Person das Recht, von dem Autor und der Zeitung zu verlangen, dass diese Behauptung korrigiert wird. Wenn die Redaktion ihre Sorgfaltspflicht vernachlässigt hat, indem sie beispielsweise nicht überprüft hat, ob Informationen von Informanten korrekt sind, können Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche geltend gemacht werden.
Wenn das Ansehen einer Person durch einen falschen Zeitungsbericht beschädigt wird, kann dies auch als Straftat angesehen werden. Das Vergehen wird als "üble Nachrede" bezeichnet und wird nur auf Antrag des Verletzten verfolgt. Es kann mit einer Geld- oder sogar einer Freiheitsstrafe bestraft werden, wenn der Fall besonders schwerwiegend ist.
Die Beziehung zwischen Journalisten, Medienunternehmen und Rezipienten wird derzeit neu bewertet. Durch die Verbreitung von E-Mails, Blogs und sozialen Medien sind niedrigschwellige Kommunikationsmittel entstanden und nahezu kein Medienhaus oder Journalist kann es sich leisten, diese zu ignorieren. Diese Entwicklungen bieten konstruktive Möglichkeiten für den Austausch zwischen professionellen Medien und Bürgern, reduzieren jedoch auch das Vertrauen in etablierte Medien und könnten zu einer neuen "Fünften Gewalt" ohne handwerkliche Regeln der professionellen Presse führen.
In der heutigen digitalen Welt sind Medien ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und beeinflussen uns in vielerlei Hinsicht. Daher ist es unerlässlich, dass Schülerinnen und Schüler frühzeitig lernen, wie sie Medien kompetent nutzen und bewerten können. Medienkompetenz im Unterricht vermittelt den Schülerinnen und Schülern nicht nur grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit Medien, sondern fördert auch ihre kritische Denkfähigkeit und ihr Urteilsvermögen. Ein solides Verständnis von Medienkompetenz ist somit eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche und selbstbestimmte Teilhabe an unserer digitalen Gesellschaft. Wir haben euch dazu passendes Unterrichtsmaterial rausgesucht:
"So geht MEDIEN" stellt kostenlose Unterrichtsmaterialien zum Download bereit, die Lehrer*innen dabei unterstützen, Medienkompetenz im Unterricht zu vermitteln. Die Materialien sind multimedial,einfach und verständlich aufgebaut und enthalten Videos sowie Arbeitsblätter und eine Gestaltungsvorschlag für die Schulstunde. Sie sind speziell für den Einsatz in der Grund- oder weiterführenden Schule konzipiert.
In der heutigen Zeit spielen Medien eine wichtige Rolle in Politik und Gesellschaft. Jeder hat Zugang zu verschiedenen Informationsquellen wie Zeitungen, Zeitschriften, Radio, Fernsehen oder Internet, um sich über aktuelle Ereignisse, Diskussionen und Entscheidungen auf dem Laufenden zu halten. Die Medien tragen Verantwortung für die Auswahl und Aufbereitung von Themen und haben dadurch einen großen Einfluss auf den politischen Prozess. Dazu hat die Bundeszentrale für politische Bildung Themenblätter herausgegeben, die sich mit der Macht der Medien auseinandersetzen.
Die Vermittlung von Medienkompetenz an Schüler:innen umfasst auch das Verständnis für die Pressefreiheit in Deutschland und die Notwendigkeit, dass Journalistinnen sich an Regeln und Gesetze halten müssen. Es ist wichtig, dass Schüler:innen erkennen, dass diese Regeln entscheidend für die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in einer Demokratie sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Fähigkeit, seriösen Journalismus von anderen Inhalten zu unterscheiden, die im Internet und anderen Medien verfügbar sind.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Pressefreiheit eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Demokratie ist. Sie schützt die Meinungsfreiheit und ermöglicht eine offene und kritische Berichterstattung. Gleichzeitig ist es jedoch wichtig, sich bewusst zu machen, dass mit der Pressefreiheit auch Verantwortung einhergeht. Journalistinnen und Journalisten müssen sich an bestimmte ethische Grundsätze halten und ihre Arbeit sorgfältig und gewissenhaft ausführen. In der Schule können Lehrer:innen eine wichtige Rolle dabei spielen, Schüler:innen beizubringen, wie man kritisch mit den Inhalten umgeht, die sie in den Medien konsumieren. Es ist wichtig, dass Schüler:innen lernen, zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden und wie sie Falschinformationen erkennen können. Lehrer:innen können auch dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedeutung einer freien und unabhängigen Berichterstattung zu schärfen und die Schüler:innen dazu zu ermutigen, sich aktiv an Debatten zu beteiligen und ihre Meinungen auszudrücken. Auch die Medienkonsument:innen sind gefragt, ein kritisches Bewusstsein zu entwickeln und sich aktiv mit den Inhalten auseinanderzusetzen, um Falschinformationen zu erkennen und zu vermeiden. Letztlich tragen wir alle Verantwortung dafür, dass die Pressefreiheit und eine vielfältige, unabhängige Berichterstattung auch in Zukunft erhalten bleiben.
Der Journalismus steht vor neuen Herausforderungen und die Meinungen und Feedbacks von Lesern sind wichtiger denn je. Schreibt gerne eure Gedanken in die Kommentare. Wir freuen uns darauf, von euch zu hören!
Berlin. Im Jahr 2022 wurden bei der Beschwerdestelle der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) 12.956 Beschwerden über illegale oder jugendgefährdende Online-Inhalte eingereicht – etwas weniger als im Vorjahr (14.205), dennoch ist dies das zweithöchste Meldeaufkommen, dass die Beschwerdestelle jemals verzeichnet hat. 8.757 Meldungen (68%) wurden als begründet eingestuft und verstießen gegen deutsche Jugendmedienschutzgesetze.
Laut Martin Drechsler, Geschäftsführer der FSM, zeigt die hohe Anzahl an Meldungen im vergangenen Jahr die starke Nachfrage nach der Entfernung von jugendgefährdenden Inhalten im Internet. Die FSM-Beschwerdestelle arbeitet mit Hochdruck daran, Hinweise auf rechtswidriges Material zu prüfen und zu entfernen. Darstellungen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger machten nach pornografischen Inhalten den zweitgrößten Anteil der begründeten Beschwerden aus, wobei es 2022 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang gab. Dennoch bearbeitete die FSM-Beschwerdestelle fast dreimal so viele Hinweise auf Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger wie noch 2020. Die gemeldeten Fälle gehen auch auf Meldungen anderer Beschwerdestellen des internationalen Netzwerks INHOPE zurück, die im Rahmen einer weltweiten Kooperation Fälle an die FSM melden.
Schon im Jahr 2018 verzeichnete die Beschwerdestelle der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter den damaligen Höchststand von 6.733 Meldungen über illegale oder jugendgefährdende Online-Inhalte, was einem Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2017 entsprach. Die meisten Beschwerden betrafen pornografische Inhalte, während die Zahl der Meldungen über Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen leicht zurückging. Etwa ein Drittel der Beschwerden wurden als unbegründet eingestuft. Wenn die gemeldeten Inhalte auf deutschen Servern gespeichert waren, leitete die FSM diese Fälle an das BKA weiter, wobei eine hundertprozentige Erfolgsquote erreicht wurde. Bei im Ausland gehosteten Inhalten stammten die meisten aus den USA, gefolgt von den Niederlanden, Russland und Frankreich. 77 Prozent dieser Inhalte konnten innerhalb von vier Wochen nach der Erstmeldung entfernt werden, was im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Verbesserung darstellt.
Die meisten Meldungen bei der Beschwerdestelle betrafen im Jahr 2018 noch pornografische Inhalte. Es gab insgesamt 2381 berechtigte Fälle in diesem Bereich, was auch den größten Anteil an den Meldungen ausmachte. Einige der gemeldeten Fälle wurden zunächst dem sexuellen Missbrauch von Minderjährigen zugeordnet. Von den insgesamt 2597 gemeldeten Fällen konnten im Jahr 2018 1069 Fälle als sexueller Missbrauch von Minderjährigen bestätigt werden.
Die FSM ist ein gemeinnütziger Verein, der sich gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen und -verbänden aus der Telekommunikations- und Online-Branche für den Schutz von Jugendlichen vor illegalen, jugendgefährdenden und entwicklungsbeeinträchtigenden Online-Inhalten einsetzt. Mit mehr als 25 Jahren Erfahrung betreibt die FSM eine kostenlose Beschwerdestelle für die Meldung von strafbaren und jugendgefährdenden Inhalten und engagiert sich auch in der medienpädagogischen Arbeit. In Zusammenarbeit oder mit Unterstützung der FSM wurden bereits erfolgreiche Projekte umgesetzt, die als Best Cases vorgestellt werden können.
"Jugendliche online. Zwischen Information, Interaktion und Unterhaltung" ist ein kostenloses Unterrichtsmaterial, das im Rahmen des "Medien in die Schule"-Angebots der FSM und Google Zukunftswerkstatt zur Verfügung gestellt wird. Das Projekt besteht seit 2013 und bietet Lehrkräften eine Vielzahl von offenen Unterrichtsmaterialien zu aktuellen Medienthemen für die Sekundarstufen I und II an. Dabei geht es um Themen wie sicheres Surfen im Internet, Smartphones, künstliche Intelligenz, Hate Speech oder Fake News. "Medien in die Schule" unterstützt Lehrkräfte bei der Vermittlung digitaler Bildung und erhielt bereits mehrere positive Bewertungen durch den Materialkompass Verbraucherbildung des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
Die Unterrichtsmaterialien von "Medien in die Schule" können kostenfrei heruntergeladen oder als gedruckte Version bestellt werden. So haben Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit, die Materialien flexibel und individuell im Unterricht einzusetzen.
In einer Welt, die von digitalen Technologien geprägt ist, stellt sich die Frage, ob Informatik als Schulfach flächendeckend eingeführt werden sollte. Die Forderung nach einer umfassenden Informatikausbildung in Schulen wird immer lauter, da digitale Kompetenzen heutzutage zu den Schlüsselqualifikationen gehören und in vielen Bereichen des Lebens unerlässlich sind. In diesem Artikel werden wir uns mit den Argumenten auseinandersetzen, die für und gegen die flächendeckende Einführung von Informatik als Schulfach in Deutschland sprechen, und welche Herausforderungen eine Einführung mit sich bringen würde.
Wie so oft, wird das Thema Informatik in jedem Bundesland anders gehandhabt. Seit 2019 hat Mecklenburg-Vorpommern als einziges Bundesland eine Pflicht für Informatikunterricht für alle Jahrgänge ab Klasse 5 eingeführt. In Sachsen gibt es diese Pflicht in den meisten Jahrgängen, in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern nur in einzelnen ... In den restlichen Bundesländern gibt es nur freiwillige Angebote, die je nach Jahrgangsstufe und Schulform sehr variieren (Sek I, Stand März 2022, Gesellschaft für Informatik). Hessen und Bremen bieten gar keinen Informatikunterricht an, wobei Hessen seit letztem Jahr ein Schulfach namens “Digitale Welt“ eingeführt hat. Wie es sonst um die Digitalisierung in deutschen Schulen bestellt ist und wo es bei der Umsetzung besonders hakt, erfahrt ihr in unserem Artikel zur Digitalisierung.
Verschiedene Akteure, so auch die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK), fordern die Einführung von Informatik als Schulfach. In ihrem Jahresbericht 2021-2022 fordert die Gesellschaft für Informatik ein durchgängig verpflichtendes Fach Informatik für alle Schüler:innen in der Sekundarstufe I und eine Gleichstellung mit den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und Physik in der Sekundarstufe II. Zu den Forderungen gehört auch die professionelle Administration der IT-Infrastruktur durch ausgebildete Fachkräfte in Schulen und die konsequente Umsetzung der KMK-Strategie zur Bildung in der digitalen Welt (insb. ergänzender Beschluss vom 09.12.2021). Eine wichtige Voraussetzung dafür ist auch die qualifizierte Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften für den Informatikunterricht, da momentan zu wenige und nicht ausreichend geschulte Lehrer:innen zur Verfügung stünden. Sie knüpft an die Stärkung der Nachwuchsförderung in der Fachdidaktik Informatik und an die Erhöhung der Lehrkapazitäten an den Schulen sowie im Lehramtsstudium selbst an.
Informatikunterricht kann dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler digitale Kompetenzen entwickeln, die sie im Alltag und im Berufsleben benötigen. Die Themen Digitalisierung und IT gewinnen immer mehr an Relevanz für die Arbeitswelt: Informatikkenntnisse sind schon heute in vielen Berufsfeldern unverzichtbar und ein grundlegendes Verständnis von Technologie wird in der heutigen Arbeitswelt immer wichtiger. Hierbei geht es nicht nur um das Programmieren, sondern auch um den sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Technologien und Medien. Auch die Geschlechter- und Chancengleichheit spielen eine wichtige Rolle, denn durch die flächendeckende Einführung von Informatikunterricht können alle Lernenden unabhängig von Faktoren wie Geschlecht, Wohnort, Schule oder Ausstattung Zugang zu Fähigkeiten und Kenntnissen erhalten. Nicht zuletzt geht es auch um Schülermotivation, der Informatikunterricht kann interessant sein, da er oft einen praktischen Bezug hat und die Möglichkeit bietet, eigene Ideen umzusetzen. Außerdem können die Schülerinnen wichtige Fähigkeiten wie Cyber Security Management, Privacy Management und Critical Thinking erlernen, wie aus einem Papier von Informatik macht Schule hervorgeht.
Neben den vielen Chancen, die die Einführung bieten kann, gibt es selbstverständlich auch Contra-Argumente. Als erstes kommt einem vermutlich die Überforderung der Lehrkräfte und der allgemeine Lehrermangel in den Sinn: viele Lehrkräfte haben selbst nur begrenzte Informatikkenntnisse und es könnte schwierig sein, genügend qualifizierte Lehrkräfte für den Informatikunterricht zu finden. Das nächste Problem sind mangelnde Ressourcen, denn die flächendeckende Einführung von Informatikunterricht würde zusätzliche Mittel erfordern, z.B. Computer, Software und Schulungsmaterialien, die nicht in allen Schulen vorhanden sind. In diesem Bezug stellt sich auch die Frage von Finanzierung und Beschaffung, sowie Einrichtung der Infrastruktur. Immerhin fehlen jetzt schon IT-Fachkräfte in Deutschland. Kritiker stellen den Nutzen des Informatikunterrichts in Frage und argumentieren außerdem, dass Informatikkenntnisse nur für bestimmte Berufe relevant sind und dass die Vermittlung anderer Kompetenzen wie Sprachkenntnisse oder Sozialkompetenz wichtiger seien. Vor Lehrkräften und Schülerschaft liegt ein weiteres Problem: die Überlastung des Stundenplans. Schülerinnen und Schüler haben bereits einen vollen Stundenplan und die Einführung eines neuen Faches könnte dazu führen, dass andere Fächer vernachlässigt werden.
Eine flächendeckende Einführung von Informatik als Schulfach würde auch eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft erfordern. Eltern, Schüler und Lehrkräfte über die Bedeutung von Informatik als Schlüsselkompetenz für die Zukunft zu informieren und sie für das Thema zu sensibilisieren ist dafür ein erster wichtiger Schritt.. Grundlage für den Unterricht wären gut geschulte Lehrer:innen und entsprechend angepasste Lehrpläne. Es wäre auch wichtig, sicherzustellen, dass die Lehrpläne für Informatik in den Kontext anderer Fächer integriert werden, um die Verbindung zwischen den verschiedenen Disziplinen zu stärken. Schulen müssten über ausreichend qualifizierte Lehrkräfte mit Informatikkenntnissen verfügen, um den Unterricht zu gestalten. Wenn nicht genügend Lehrkräfte vorhanden sind, müssten Schulen Maßnahmen ergreifen, um Lehrkräfte auszubilden oder zu rekrutieren, was in Zeiten von großem Lehrermangel eine riesige Herausforderung darstellt. Spätestens hier stellt sich auch die Frage der Finanzierung. Schulen müssen über ausreichende technische Infrastruktur verfügen, um den Unterricht in Informatik abhalten zu können. Dazu gehören ein leistungsstarker und dauerhafter Internetzugang und Hardware wie Computer, Laptops, Tablets, und weitere technische Geräte und Programme. Es ist auch wichtig zu bedenken, dass die Einführung von Informatikunterricht nicht zwangsläufig zu einer umfassenden Lösung für die Digitalisierung in Schulen führt.
Andere europäische Länder haben den Stellenwert der Informatik als Pflichtfach bereits erhöht, auch in vielen anderen Ländern der Welt ist es bereits seit Jahren etabliert. In Estland ist Informatik schon in der Grundschule ein Pflichtfach und wird bis zum Abitur unterrichtet. Großbritannien hat Informatik 2014 ein Pflichtfach für alle Schülerinnen und Schüler von 5 bis 14 Jahren eingeführt. Zuvor gab es schon das Fach ICT (Information and Communications Technology). In Israel ist Informatik ein Pflichtfach in der Mittelstufe und wird auch auf der Hochschulebene unterrichtet. Es gibt auch viele Länder, in denen Informatik noch nicht flächendeckend verpflichtend ist, aber die Einführung eines solchen Unterrichtsfachs diskutiert wird. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Einführung von Informatik als Pflichtfach ein globaler Trend ist und immer mehr Länder dies als notwendig erachten, um die Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen der digitalen Welt vorzubereiten.
Die Diskussion um Informatik als Pflichtfach zeigt, dass diese Entwicklung in vielen Ländern bereits stattgefunden hat oder noch diskutiert wird. Die Vorteile einer breiten Vermittlung von Informatikkenntnissen in der Schule liegen auf der Hand und werden von Experten und Politikern gleichermaßen betont. Eine flächendeckende Einführung des Schulfachs stellt jedoch auch eine Herausforderung dar, da es einerseits qualifizierte Lehrkräfte, geeignete Lehrpläne und eine ausreichende technische Infrastruktur erfordert. Andererseits kann eine solche Einführung dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler besser auf die Anforderungen der digitalen Welt vorbereitet sind und damit auch auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen haben. Ein Blick in andere Länder zeigt, dass die Einführung von Informatik als Pflichtfach ein globaler Trend ist. Länder wie Estland, Großbritannien und Israel haben die Bedeutung der Informatik als Schlüsselkompetenz für die Zukunft erkannt und bereits entsprechende Schritte unternommen. Auch in Deutschland wird die Einführung des Schulfachs diskutiert und erste Bundesländer haben bereits damit begonnen, Informatik als Pflichtfach einzuführen.
Um eine erfolgreiche Einführung von Informatik als Pflichtfach zu gewährleisten, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Es ist wichtig, die breite Akzeptanz in der Gesellschaft zu fördern und die Bedeutung der Informatik als Schlüsselkompetenz zu vermitteln. Schulen müssen über ausreichend qualifizierte Lehrkräfte verfügen und eine technische Infrastruktur aufweisen, um den Unterricht abzuhalten. Auch die Integration von Informatik in den Kontext anderer Fächer ist von Bedeutung, um die Verbindung zwischen den verschiedenen Disziplinen zu stärken. Insgesamt kann die Einführung von Informatik als Pflichtfach in der Schule dazu beitragen, Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen der digitalen Welt vorzubereiten und ihre Kompetenzen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie zu stärken. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft und Wirtschaft.
Kunst und Musik gehören zu den wichtigsten Fächern in der Schule, da sie die kreativen Fähigkeiten der Schüler:innen fördern und ihre Persönlichkeitsentwicklung unterstützen. Wenn ihr auf der Suche nach neuen Ideen und Materialien seid, um eure Schüler zu motivieren und ihnen die Grundlagen der Kunst und Musik zu vermitteln, seid ihr hier genau richtig. Glücklicherweise bieten soziale Medien wie Instagram eine Fülle von Ressourcen und Kanälen, die sich auf Kunst- und Musikunterricht spezialisiert haben (werft gerne einen Blick auf die anderen Teile unserer Serie). In diesem Artikel stellen wir Ihnen einige der besten Instagram-Kanäle für Kunst- und Musikunterricht vor, die Unterrichtsmaterialien, Projekte und Inspirationen für Lehrkräfte und Schüler:innen bieten.
Stina zeigt auf ihrem Instagram Profil viele Ideen und Projekte, die sie bereits mit ihren Klassen umgesetzt hat. Sie ist Künstlerin mit einem Master of Fine Arts (M.F.A.) und unterrichtet als Quereinsteigerin in der Sekundarstufe 1 das Fach Kunst, auch im Rahmen von DaZ. Ihr Kanal "kunst.unterricht" bietet eine Vielzahl von Kunstprojekten und kreativen Ideen für den Kunstunterricht bis zur 10. Klasse. Die Beiträge enthalten detaillierte Anleitungen und Tipps für verschiedene Techniken und Materialien, sodass hier für jeden etwas dabei ist. Besonders toll ist die große Vielfalt, jedes Projekt ist auf seine eigene Weise neu und individuell.
Der Instagram-Kanal "kunstunterricht.ideen" ist eine ausgezeichnete Ressource für Lehrkräfte, die kreative und inspirierende Kunstprojekte suchen. Der Kanal bietet zahlreiche Ideen, didaktische Ansätze und Anleitungen für die Gestaltung des Kunstunterrichts. Dabei werden verschiedene Techniken, Materialien und Wissenssammlungen vorgestellt, die für Schüler älterer Altersgruppen geeignet sind. Der Kanal gehört zu einer Webseite, auf der Werkzeuge, Anschaffungen und weitere Ideen und Konzepte präsentiert werden, um den Kunstunterricht noch interessanter und abwechslungsreicher zu gestalten. Insgesamt bietet der Kanal "kunstunterricht.ideen" eine Fülle von kreativen Ideen und Konzepten, die Lehrer und Schüler unterstützen können, ihre künstlerischen Fähigkeiten zu verbessern und den Kunstunterricht spannender und unterhaltsamer zu gestalten. Dieser Kanal gehört zur Bildungswebseite kunstunterricht-ideen.de.
“kunstunterrichten” stellt vor allem die Didaktik in den Mittelpunkt. Neben spannenden Ansätzen und Beispielen findet ihr hier auch ansprechend gestaltete Posts, die ihr sehr leicht mit in euren Unterricht integrieren könnt. Die Person hinter dem Instagram Kanal ist Fachleiterin am ZfsL Gelsenkirchen und stellt euch über Eduki weiteres Material zur Verfügung. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der künstlerischen Fähigkeiten und die Förderung der Kreativität der Schüler:innen gelegt. Der Kanal ist sehr praxisorientiert und bietet Lehrkräften zahlreiche Werkzeuge und Techniken, um den Unterricht interessanter und abwechslungsreicher zu gestalten. Insgesamt ist "kunstunterrichten" ein ausgezeichneter Kanal für alle, die ihren didaktischen Fähigkeiten den letzten Schliff verpassen möchten.
Theresa betreibt den Instagram Kanal “resis.grundschulliebe” mit viel Liebe zum Detail. Sie ist Lehramtsanwärterin in Rheinland-Pfalz und teilt fleißig Unterrichtsideen für den Grundschulbereich. Neben Ideen für den Kunstunterricht gibt es hier auch viele weitere Inspirationen, auch für weitere Fächer. Besonders gut zum Nachmachen eignen sich Ideen wie der “Künstlerkoffer” oder die “Künstler der Woche”. Ihr Profil bietet viel Abwechslung und gibt auch immer wieder neue didaktische Impulse.
Weitere Beiträge zu künstlerischen Themen findet ihr unter #kunstunterricht, #arteducation, #artteacher und #artteachersofinstagram.
Hier ist der Name Programm: Ly Dia will mit ihrem Instagram Kanal die “schule.rocken”. Egal ob Arbeitsmaterial, Ideen, Spiele oder Anleitungen, hier gibt es alles, was man sich als Musiklehrer:in nur wünschen kann. Anschaulich aufbereitet und immer mit aktuellem Bezug, zum Beispiel zu Jahreszeiten oder Feiertagen. Die Inhalte richten sich vor allem an Grundschullehrer, denn Musikalisches wird hier mit viel Spaß und Farben vermittelt. Neben Instagram bespielt Ly Dia auch noch Eduki, hier bietet sie eine große Auswahl an Unterrichtsmaterial und Arbeitsblättern an.
Ein ähnliches Konzept findet sich auch bei dem Profil “frau.laundla”, auch hier geht es primär um die musikalische Bildung in der Grundschule. Abwechslungsreich werden verschiedene Themen, Übungen und didaktische Ansätze aufbereitet. Der Kanal wird von Daniela und Anna-Lena geführt, die beiden Schwestern zeigen viel Leidenschaft für Bildung und Musik. Auch hier gibt es thematische Beiträge zu Jahreszeiten und Feiertagen und einen Eduki Account, der euch mit Unterrichtsmaterial zur Seite steht.
Reicht euch nicht? Unter den Hashtags #musicteachersofinstagram, #musikunterricht,#musikpädagogik, #musiceducation und #musiceducators könnt ihr weitere spannende Beiträge und Kanäle finden!
Schreibt uns gerne in die Kommentare, wie ihr die vorgestellten Kanäle findet und ob ihr noch andere kennt, die ihr mit uns teilen wollt!
Magdeburg. Künftig soll es in Sachsen-Anhalt möglich sein, auch ohne allgemeine Hochschulreife den Lehrerberuf zu ergreifen. Wie der MDR berichtet, wird aktuell darüber nachgedacht, über ein duales Pädagogik-Studium an der Hochschule Anhalt den Mangel an Lehrpersonal zu minimieren.
Die Initiatoren des Modells sind die Dessauer Abgeordnete Anja Schneider (CDU) und die Hochschule Anhalt. Das “Dessau-Roßlauer Modell” sieht vor, Bewerber:innen unabhängig vom Abi-Schnitt und mit Realschulabschluss das duale Studium an der Fachhochschule zu ermöglichen. Während der Ausbildung sollen die Student:innen mit ausgewählten Partner-Schulen von Beginn an in Kontakt treten, um im Anschluss die Lehrberechtigung für Grund- und Sekundarschulen zu erlangen. Die Einsatzfächer sollen sich vorerst auf die Bereiche Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft und künstlerisch-musische Themengebiete beschränken.
"Es geht darum, Menschen für den Beruf zuzulassen, die dafür brennen. Und dazu gehören auch Menschen mit Realschulabschluss", so Anja Schneider über die Pläne.
Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) sowie Bildungs-Experte und Programmdirektor von “Bildung und Next Generation” der Bertelsmann-Stiftung Dirk Zorn sehen in dem Modell die Möglichkeit, die Abbrecherquote zu senken, da der Praxiszugang bereits in frühen Studienphasen ermöglicht wird. “Der Vorschlag ist es wert, ihn auszuprobieren”, so Zorn.
Bedenken hinsichtlich des Vorhabens äußerte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Für GEW-Landeschefin Eva Gerth ist das Modell ohne ein zusätzlich verpflichtendes Fortbildungs-Programm unerlässlich. Auch das SPD-geführte Wissenschaftsministerium lehnt das Modell ab mit Begründung: „zu teuer“, „unausgereift“ und „nicht praktikabel“.
Potsdam. Die Verhandlungsrunden zwischen Arbeitgeber und Gewerkschaften im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes sind zu Ende. Nachdem drei Versuche im Jahr 2023 bereits gescheitert waren, eine Serie von bundesweiten Warnstreiks von Kitas, Verwaltungen und öffentlichen Nahverkehr folgten und die Schlichtungskommission Empfehlungen abgab, kam am Sonntag eine Einigung zustande.
Die Ergebnisse der Verhandlungen sehen einen Inflationsausgleich in der Höhe von 3.000 Euro vor. Dieser wird unterteilt in eine einmalige Sonderzahlung von 1.240 Euro mit dem Entgelt für Juni dieses Jahres, sowie monatliche Sonderzahlungen in Höhe von 220 Euro vom Juli 2023 bis Februar 2024. Alle Beiträge sind steuer- und abgabenfrei, Auszubildende bekommen allerdings nur die Hälfte aller Zahlungen. Des Weiteren sollen die Tabellenentgelte zum 1. März 2024 um 200 Euro erhöht werden und daraufhin linear um 5,5 Prozent steigen. Die Laufzeit beträgt 24 Monate.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser äußert sich zufrieden über die Einigung: “Wir tragen eine große Verantwortung für die Beschäftigten, für die öffentlichen Haushalte, für die soziale Gerechtigkeit – und für einen starken, zukunftsfähigen Staat”, erklärte die SPD-Politikerin. Insgesamt profitieren 2,5 Millionen Beschäftigte in Bund und Kommunen von der Einigung, darunter Beamte wie Lehrkräfte, Richter, Soldaten und Pensionäre des Bundes.
Der Tarifabschluss selbst wird von Kommunen und auch vom Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds Gerd Landsberg als “Teuerster Tarifabschluss aller Zeiten” bezeichnet. Dem Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge stehen den Kommunen massive finanzielle Belastungen vor. DIW Präsident Marcel Fratscher prophezeit dass es zu “weiteren Einschränkungen der Daseinsvorsorge” kommen wird und appelliert an die Politik: “Die Krise der Kommunen wird sich solange weiter verschärfen, bis die Politik eine dringend notwendige Reform des Bund-Länder-Finanzausgleichs und eine bessere finanzielle Ausstattung und eine Entschuldung der Kommunen umsetzt".
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wiederum sieht das Ergebnis als einen “guten Kompromiss”. GEW-Vorsitzende Maike Finnern zeigte sich erfreut darüber, dass Beschäftigte mehr Finanzen zur Verfügung haben, um mit den aktuellen Preissteigerungen umgehen zu können. Auch steht sie positiv zu den Schlichtungsempfehlungen. „Die Schlichtungsempfehlung vom 15. April war – trotz Lichts und Schattens – eine gute Verhandlungsgrundlage für die vierte Runde. Sie hat Bewegung in die Verhandlungen und gegenüber den letzten Vorschlägen der Arbeitgeber substanzielle Verbesserungen gebracht”, so Finnern.
Der GEW-Tarifchef Daniel Merbitz ist ebenfalls zufrieden und betont den positiven Einfluss der Streiks. „Die Streiks waren erfolgreich! Gegenüber den Angeboten der Arbeitgeber in drei Verhandlungsrunden haben wir kräftig zulegen können und Gegenforderungen der Arbeitgeberseite abgewehrt.“
Der Girls’ Day, auch bekannt als "Mädchen-Zukunftstag", findet jedes Jahr im April statt. Dieser Tag bietet Mädchen und Frauen die Möglichkeit, technische, naturwissenschaftliche und handwerkliche Berufe kennenzulernen, die derzeit hauptsächlich von Männern ausgeübt werden. Der Boys' Day ist das Pendant zum Girls' Day und gibt Jungen die Chance, Berufe im sozialen Bereich und in der Pflege auszuprobieren. Beide Aktionstage werden vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. organisiert und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Am Girls' Day können Mädchen nicht nur Einblicke in die Arbeit von Unternehmen, Hochschulen oder Handwerksbetrieben gewinnen, sondern auch an praktischen Workshops in Laboren, Werkstätten oder Büros teilnehmen. Sie haben die Möglichkeit, Fragen zur Ausbildung, zum Studium und zu Berufschancen zu stellen und wichtige Kontakte zu knüpfen, die ihnen auf ihrem Karriereweg helfen können. Laut Projektinformationen des Girls Day stellen etwa jedes vierte Unternehmen ehemalige Teilnehmerinnen des Aktionstages als Praktikantinnen oder Auszubildende ein. Seit seiner Einführung im Jahr 2001 haben etwa 2 Millionen Schülerinnen am Girls' Day teilgenommen. Der Aktionstag hat sich mittlerweile nicht nur national, sondern auch international etabliert und wird in 20 verschiedenen Ländern in Europa, Asien und Afrika abgehalten.
Das Hauptziel des Girls Day ist es, das Interesse von jungen Frauen an Berufsfeldern zu wecken, in denen sie bisher unterrepräsentiert sind. Insbesondere im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich gibt es noch immer eine große geschlechtsspezifische Kluft. Der Aktionstag soll Mädchen und Frauen ermutigen, ihre Berufswahl unabhängig von gesellschaftlichen Normen zu treffen und ihre Talente und Interessen zu verfolgen. Dadurch soll die Chancengleichheit von Männern und Frauen im Berufsleben gestärkt werden.
Trotz Fortschritte bei der Geschlechtergleichstellung sind die traditionellen Geschlechterrollen nach wie vor ein wichtiger Faktor bei der Berufswahl. Aktuelle Studien zeigen, dass Frauen in MINT-Berufen, -Ausbildungen und -Studiengängen weiterhin unterrepräsentiert sind.
So gibt ein Bericht zur Gleichstellung Ein Bericht der Hans-Böckler-Stiftung Auskunft über die unterschiedliche Geschlechterverteilung verschiedener Berufsfelder:
Wie sich zum Beispiel in Baden-Württemberg zeigt, hat der Girls' Day einen neuen Rekord verzeichnet. Laut der Industrie- und Handelskammer haben sich rund 13.400 Schülerinnen angemeldet, im Vergleich zu knapp über 8.000 im Vorjahr. Der Girls' Day ermöglicht es Schülerinnen, typische Männerberufe kennenzulernen und soll das Bewusstsein für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern stärken. Zahlreiche Unternehmen in der Region Heilbronn und im Kreis Schwäbisch Hall beteiligen sich an diesem Tag und bieten Schülerinnen Einblicke in technische und naturwissenschaftliche Berufe. Audi in Neckarsulm und die Polizei in Heilbronn gehören zu den teilnehmenden Unternehmen. Im Kreis Schwäbisch Hall können Schülerinnen Berufe im Landratsamt oder im Forstamt kennenlernen.
Der Girls' Day verliert seinen Einfluss auch nicht lokal. So wurde in Halle (Saale) die Ausbildung im Betrieb BS-LINE Werbung & Design in Halle von Bahya Alma, eine Lehrling für Schilder und Lichtreklameherstellung zusammen mit Markus Behrens, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, und Thomas Keindorf, dem Präsidenten der Handwerkskammer Halle vorgestellt. Dabei wurde betont, dass junge Frauen in vielen Handwerksberufen beste Entwicklungschancen haben und im Kammerbezirk Halle bereits jeder fünfte Ausbildungsvertrag von einer Schülerin unterzeichnet wurde.
Keindorf ermutigte Mädchen und Jungen, Berufe kennenzulernen und sich für einen Ausbildungsberuf zu entscheiden, auch wenn sie damit Klischees brechen. Behrens betonte, dass es faktisch keine Grenzen bei der Berufswahl für Mädchen gibt und dass sie in vielen Ausbildungsberufen erfolgreich sind.
So wurde auch in Leipzig beim Fußballverein RB Leipzig im Jahr 2023 der Fokus darauf gelegt, Mädchen Einblicke in Bereiche zu geben, in denen Frauen traditionell unterrepräsentiert sind. Inspiriert durch den Girls' Day wurden insbesondere IT, Sport, Workplaces und Greenkeeping vorgestellt - alles Bereiche, in denen der Frauenanteil vergleichsweise gering ist. Um den Mädchen die verschiedenen Arbeitsprozesse in diesen Bereichen näherzubringen, wurden Workshops, Gesprächsrunden und praktische Übungen angeboten. Die Teilnehmerinnen hatten die Gelegenheit, die verschiedenen Arbeitsorte wie das Stadion, die Akademie und die Geschäftsstelle zu besuchen und konnten sogar ein Heimspiel in der Red Bull Arena erleben. Besonders interessant war für die Mädchen auch die Trainingseinheit mit den Trainern aus dem Frauen- und Mädchenbereich des Vereins.
Möchtest du dazu beitragen, die Zukunft von Mädchen und Frauen zu gestalten? Dann nimm am Girls' Day teil! Schreibe uns auch gerne deine Meinung und dein Feedback in die Kommentare!
Hannover. Nicht nur in Schulen gibt es einen Mangel an qualifizierten Lehrkräften. Auch in den Kindertagesstätten gibt es Probleme. Kitas in Niedersachsen haben nicht mehr genug Personal. Das niedersächsische Kultusministerium kündigte jetzt an, am 25. Mai einen “Kita-Gipfel” zu veranstalten, um die “Überbrückung personeller Engpässe” zu erörtern, berichtet der NDR.
Zuletzt wurden die Betreuungszeiten in dem Land wegen Personalmangels gekürzt. Das Problem ist nicht neu, bereits vergangenes Jahr wurde prognostiziert, dass bis zu 12.000 zusätzliche Erzieher:innen benötigt werden, im selben Jahr mussten die Hälfte aller Kitas Gruppen schließen. Laut Hamelns Oberbürgermeister Claudio Griese von der CDU, sei in Niedersachsen der Mangel soweit ausgebreitet, dass inzwischen beinahe jede Kommune betroffen ist. "Wir fordern daher eine längerfristige Anpassung und Flexibilisierung der Standards in den Kindertagesstätten, bis dieses Fachkräfteproblem gelöst ist", sagte Griese.
Auch Kultusministerin Julia Willie Hamburg hat in der Vergangenheit die Komplexität des Problems betont. Es sei eine riesige Herausforderung, so sagt sie, aber auch eine, für die es “leider keine einfache oder schnelle Antwort gibt.”
Der Kita-Fachkräfteverband ist entschlossen, keine Einbußen bei der Betreuungsqualität hinzunehmen und sich weiterhin dafür einzusetzen, dass eine anspruchsvolle Betreuung für eine möglichst große Anzahl von Kindern gewährleistet wird. Am 25. Mai soll nach mehreren Wochen des Forderns nun ein Dialog über die Problemlage des Kitapersonals stattfinden. Im “Forum Frühkindlich Bildung" soll besprochen werden, wie gegen den Fachkräftemangel vorgegangen wird. Was sich aus diesem Kita-Gipfel ergeben wird und welche Lösungen implementiert werden können, bleibt abzuwarten.
Ein wachsender Diskussionsbedarf ist im Bereich der Anwendung von Chatbots und KI-Systemen in Schulen zu beobachten. Unterschiedliche Meinungen und erste Bestrebungen zu Regularien, Ethik, Datenschutz und Einsatz häufen sich seit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende letzten Jahres. Für das Bildungssystem heißt dies momentan vor allem, Vorgaben rund um die Prüfungskultur zu überdenken.
Doris Weßels – Wirtschaftsinformatikern der Fachhochschule Kiel hat ChatGPT bereits im vergangenen Wintersemester 22/23 in der Arbeit mit ihren Studierenden erfolgreich einbetten können. Das KI-System konnte von ihren Studierenden als ein mögliches Werkzeug herangezogen werden und floss somit auch in die Bewertung mit ein. Sie schlägt vor, final zu schauen, ob die Studierenden sich bei der Auswahl der Werkzeuge geschickt angestellt haben und zusammen mit dem Forschungsdesign und dem Konzept, den gesamten Produktionsprozess zu bewerten, anstatt nur das Endergebnis.
Laut der KI-Expertin sollen zukünftige Aufgabenstellungen so konzipiert sein, dass sie nicht “mit einem Klick durch digitale Systeme” gelöst werden können. Aufgaben, die einen höheren Praxistransfer haben und an den Lebensrealitäten von Schüler:innen und Studierenden anknüpfen können, sind demnach gefragt. Weiterhin müssten Prüfungsmethoden und Bewertungen neu durchdacht und überarbeitet werden, ein Verbot ist laut Weßels allerdings kein Weg. Sie argumentiert, dass mit dem Taschenrechner und dem Internet damals ebenfalls große Umstellungen auf die Menschheit zukamen und es notwendig geworden war, sich “neu zu arrangieren”. Dazu betont Weßels, dass wir sicherlich “in einigen Jahren darüber schmunzeln werden”, dass wir jetzt im Jahr 2023 noch tatsächlich über ein Verbot von diesen generativen KI-Modellen gesprochen haben. Eine gemeinsame Abstimmung über die Verwendung und Verhaltenskodizes sieht sie für maßgebend auf den Ebenen von Schulen und Universitäten.
Währenddessen haben bereits 27.567 Menschen den offenen Brief zur sechsmonatigen Pausierung von weiteren großen KI-Experimenten unterzeichnet, darunter auch namhafte Personen, wie Twitter-Chef Elon Musk, Apple-Mitgründer Steve Wozniak, Historiker Yuval Noah Harari sowie zahlreiche andere Wissenschaftler:innen und KI-Pioniere. Hintergrund des Briefes sei ebenfalls die notwendige Auseinandersetzung und Erarbeitung eines Regelwerks und Sicherheitsstandards. Andererseits werden dem Brief und seinen Unterzeichnenden “KI-Hype” und “PR” vorgeworfen, da dieser nicht die echten KI-Probleme adressieren würde, sondern mit “Weltuntergangsszenarien” und “beängstigender Rhetorik” für Chaos sorge.
Ein gesunder Rücken ist eine wichtige Voraussetzung für den Lehrerberuf. Lehrkräfte verbringen viel Zeit im Stehen, Sitzen und Gehen, was auf Dauer zu Verspannungen und Schmerzen im Rücken führen kann. Eine Möglichkeit, um dem entgegenzuwirken, sind regelmäßige Bewegung und gezielte Rückenübungen. Bewegung in den Unterricht zu integrieren kann dazu beitragen, die Konzentration und Aufmerksamkeit der Schüler:innen zu steigern und gleichzeitig die Lehrer:innen körperlich zu entlasten. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel kurze Bewegungspausen oder sportliche Aktivitäten im Rahmen des Unterrichts, die wir euch hier vorstellen wollen.
Bewegung im Unterricht? Aber klar doch! Schon mal dran gedacht, dass auch eure Schülerinnen und Schüler schon zu viel (still) sitzen? Ganz genau: Kinder und Jugendliche brauchen Bewegung, um fit und konzentriert zu bleiben. Auch ihr profitiert von mehr Bewegung im Schulalltag. Eine Möglichkeit sind z.B. Bewegungspausen in längere Unterrichtseinheiten einzubauen:
Auch könnt ihr Lernen mit Bewegung ausprobieren, was insbesondere bei ermüdendem Nachmittagsunterricht eine hilfreiche Auflockerung sein kann. Eine beliebte Möglichkeit ist z.B. ein Lesespaziergang: Dabei wird einem einem Partner ein Text vorgelesen oder beide rekapitulieren gegenseitig den Inhalt eines zuvor gelesenen Textes, während dabei durch den Raum oder die Schule gegangen wird.
Egal ob in der letzten Unterrichtsstunde des Tages oder früh am Morgen, wenn noch nicht alle richtig wach sind – Bewegung schadet nie. Probiert gerne einige der Übungen mit euren Schüler:innen aus. Mit etwas Musik funktioniert das Ganze noch ein bisschen besser. Mehr Infos und Material dazu findet ihr bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und beim Deutschen Schulportal.
Eine ergonomische Arbeitsumgebung ist von entscheidender Bedeutung, um Rückenbeschwerden und anderen körperlichen Beschwerden vorzubeugen. Eine Möglichkeit, um dies zu erreichen, ist die Schaffung eines ergonomischen Arbeitsplatzes. Hierfür können beispielsweise höhenverstellbare Tische und Stühle eingesetzt werden, um eine individuelle Anpassung an die Körpergröße und -haltung zu ermöglichen. Auch die Platzierung von Bildschirmen und anderen Arbeitsmitteln in einem optimalen Abstand und Winkel zum Körper kann helfen, Nacken- und Rückenschmerzen vorzubeugen. Eine gute Beleuchtung und ausreichende Belüftung tragen ebenfalls zu einem angenehmen Arbeitsumfeld bei. Wenn ihr darauf achtet, euren Arbeitsplatz ergonomisch zu gestalten, kommt ihr nicht nur entspannter durch die Woche, sondern tragt auch zum langfristigen Erhalt eurer Gesundheit bei.
Laut Umfrage der DAK gaben etwa ein Viertel der befragten Lehrkräfte an, häufig unter starken Nacken- und Rückenschmerzen zu leiden. Um diesen vorzubeugen oder sie zu lindern, können euch gezielte Übungen helfen. Sie tragen dazu bei, die Muskulatur im Rücken zu kräftigen und zu dehnen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit der Wirbelsäule zu verbessern. Für die meisten Übungen braucht ihr kein Fitnesstudio, ihr könnt sie auch ganz einfach in eure Pause integrieren. Hier sind ein paar Beispiele, die euch zeigen, wie ihr euch mit einfachen Übungen im Alltag fit und frei von Verspannungen haltet:
Regelmäßige Bewegung im Alltag kann eure körperliche Fitness verbessern sowie Rückenschmerzen und Herz-Kreislaufproblemen vorbeugen. Dazu kann beispielsweise das regelmäßige Betreiben von Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen beitragen. Krafttraining und Yoga können helfen, Muskulatur und Beweglichkeit zu erhalten und Verspannungen zu lösen. Es ist jedoch wichtig, dass die körperliche Belastung entsprechend der individuellen Fitness und Gesundheit angepasst wird. Zu viel Anstrengung kann sich sonst negativ auswirken. In jedem Fall ist es hilfreich, sich von einem Arzt oder Physiotherapeuten beraten und schulen zu lassen.
Wie bindet ihr Bewegung in euren Schulalltag ein? Welche Spiele und Übungen kommen bei euren Klassen gut an? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Hannover. Da der Lehrkräftemangel in Niedersachsen ein noch nie dagewesenes Ausmaß annimmt, hat Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) vergangenen Monat zum Bildungsgipfel geladen. Die gesammelten Erkenntnisse, wie das schlechte Abschneiden von Grundschüler:innen beim Lesen und Rechnen oder die mangelhafte Unterrichtsversorgung sind erschreckend, die Hoffnung auf Besserung jedoch besteht noch.
Die Unterrichtsversorgung liegt in Niedersachsen bei 96,3 Prozent. Dieser Wert erscheint zunächst nicht wirklich besorgniserregend, ist jedoch bei weitem nicht ausreichend, um ständigen Unterricht zu gewährleisten. Er gibt Auskunft über das Verhältnis von Schüler:innen zu Unterrichtsstunden der Lehrkräfte und sollte nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie Angelika Meyer vom niedersächsischen Schulleitungsverband (SLVN) bei 107 Prozent liegen, um die Unterrichtsversorgung auch bei Ausfall von Lehrkräften zu sichern. Die Auswirkungen dieser fehlenden Kapazitäten machen sich bereits bemerkbar, denn niedersächsischen Grundschüler:innen fehlt es – Ergebnissen einer IQB-Studie zufolge – an notwendigen Kompetenzen in grundlegenden Bereichen wie Lesen, Schreiben und Rechnen.
Ministerin Hamburg sieht die Ursachen des Problems in der steigenden Zahl an Schüler:innen, während gleichzeitig viele Lehrkräfte aufgrund einer Schwangerschaft oder Teilzeitbeschäftigung nicht wie benötigt zur Verfügung stünden. Hamburg geht davon aus, dass das Bundesland noch länger vor schwierigen Zeiten steht: “Mindestens zehn Jahre werden wir durch eine Talsohle gehen, wo wir nicht ausreichend Lehrkräfte haben werden.” Diese drastische Aussage hat Hamburg, die erst seit Herbst 2022 Ministerin ist, Lob seitens des niedersächsischen Philologenverbandes und der GEW eingeheimst, die den Umgang “mit echten Zahlen” anerkannten.
Hamburgs Mittel gegen Lehrkräftemangel
Um den Lehrkräftemangel wenigstens kurzfristig bestmöglich zu hemmen, will Hamburg nun auf multiprofessionelle Teams, die Lehrkräfte abseits des klassischen Unterrichts entlasten können, Quereinsteiger:innen, Fachkräfte mit ausländischem Abschluss und auf die Besoldungsstufe A13 setzen. Letztere soll die Attraktivität des Berufs stärken und vor Abgang in andere Bundesländer schützen. In der gegenwärtigen Debatte steht auch die “Kraftanstrengung”. Ein Projekt, das bestehende Lehrkräfte dazu veranlasst, jetzt mehr zu arbeiten, um als Gegenleistung früher in den Ruhestand oder Altersteilzeit gehen zu können.
Außerdem macht es Hoffnung, dass im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern das Klima zwischen Kultusministerium und Lehrerverbänden in Niedersachsen offenbar deutlich besser ist. Es ist eine klare, ergebnisorientierte Kooperation zu erkennen, die früher oder später ein fruchtbares Fundament im Kampf gegen den Lehrkräftemangel legen könnte. So sagt Torsten Neumann vom Verband niedersächsischer Lehrkräfte, dass es einen “wirklichen Willen” gibt, etwas zu verändern. Und auch Franz-Josef Meyer vom Verband Bildung und Erziehung umschreibt den Schulgipfel als gewinnbringendes Treffen.
Stuttgart. Das Baden-Württembergische Kultusministerium um Ministerin Theresa Schopper (Grüne) hat ein „Sofortprogramm für verlässliche Unterrichtsversorgung“ durchgesetzt, um den akuten Lehrkräftemangel – mehr dazu hier – im Bundesland die Stirn zu bieten. Geplant sind 18 kurz- und langfristige Maßnahmen, mit denen der Südwesten das Thema angehen will.
Dabei setzt die Landesregierung drei inhaltliche Schwerpunkte: So soll mit dem Themenfeld “Personalbasis vergrößern” der Direkteinstieg für Grundschulen und die Sekundarstufe 1 ausgeweitet werden. Es ist geplant, dass Personen, die ein nicht-Lehramtsbezogenes Studium abgeschlossen haben, ihr entsprechendes Fach bei Bachelorabschluss in der Grundschule und bei Masterabschluss in der Sekundarstufe 1 lehren können. Die fehlenden pädagogischen Kenntnisse sollen in parallel laufenden Seminaren vermittelt werden. Die Landesregierung kündigt ebenfalls an, dass Fachkräften mit einer ausländischen Lehramtsausbildung eine klare Perspektive aufgezeigt und ihnen der Einstieg in die Schule erleichtert wird.
Des Weiteren sollen Schulleitungen durch die Erhöhung der Leitungszeit entlastet werden und Lehrkräfte beispielsweise durch die erhöhte Bereitstellung pädagogischer Assistenz. Außerdem werden 250 weitere Plätze für ein freiwilliges soziales Jahr im pädagogischen Bereich zur Verfügung gestellt.
Das Angebot zur Teilzeit aus „sonstigen Gründen“ soll eingeschränkt werden. Das bedeutet, dass Lehrkräfte ab dem Schuljahr 2024/2025 – wenn sie sich nicht der privaten Kinder- oder Angehörigenpflege widmen müssen – ihre Unterrichtszeit um maximal 25 Prozent einschränken können. Diese Regelung kann für Lehrkräfte mit schwerer Behinderung ausgesetzt werden. Auch Referendare und Referendarinnen sollen mehr Verantwortung übernehmen und im Rahmen ihres Vorbereitungsdienstes eine Wochenstunde mehr unterrichten, dafür aber an anderen Stellen entlastet werden.
Einschränkung der Teilzeit in der Kritik
Der Entwurf der Landesregierung traf insbesondere bezüglich der Teilzeiteinschränkung auf Kritik von Lehrerverbänden und Opposition. Der SPD-Fraktionschef und ehemalige Kultusminister Andreas Stoch bemängelt, dass die Einschränkung der Teilzeit zukünftig dafür sorgen könnte, “dass sich Lehrkräfte aus dem Beruf verabschieden” und es so zu noch mehr Unterrichtsausfall kommt. Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), schlägt in eine ähnliche Kerbe und fürchtet, “dass sich am Ende weniger junge Leute für den Lehrerberuf entscheiden.” GEW-Landesvorsitzende Monika Stein ist der gleichen Meinung und begründet, dass viele Teilzeitkräfte aus gesundheitlichen Gründen nicht länger unterrichten könnten, das aber nicht als offizielle Erklärung anführen wollen. Ergänzend kritisiert sie, dass Referendarinnen und Referendare eine Wochenstunde mehr unterrichten sollen, da die Belastung der Auszubildenden zu dieser Phase bereits enorm hoch ist.
Das vollständige Entlastungspaket der Landesregierung findet ihr hier.
Podcasts gibt es bereits seit über 20 Jahren. In den letzten Jahren erfreuen sie sich jedoch immer größerer Beliebtheit. Handys und mobile Abspielgeräte machten es möglich. Doch nicht nur für Jugendliche und Schüler:innen können Podcasts nützlich sein, um Sachverhalte greifbarer zu machen, auch für Lehrkräfte bieten sie reichlich Potenzial und Unterhaltung. Beispielsweise, um auf dem Laufenden zu sein, was die aktuelle Bildungspolitik angeht. Im folgenden Artikel stellen wir euch einige Podcasts zum Thema vor:
Bildung mal anders wurde von Laura Natasha, Mutter, Sonderpädagogin und seit 2017 Montessori-Pädagogin, im Juli 2019 unter dem Namen “Schulbildung mal anders” gestartet. Seitdem hat er sich um das Frauenteam Laura, Jacqueline, Vera und Mia weiterentwickelt. Das Quartett befasst sich mit allen Dingen rund um Unterricht, Schule und Bildung. In bisher über 200 Folgen setzen sie ihren Fokus auf selbstbestimmte Bildung, gewaltfreie Kommunikation, Inklusion, Bildungsgerechtigkeit und Achtsamkeit, gemischt mit einer Vielfalt von Sichtweisen.
Als Teil ihres selbst gewählten Bildungsauftrags haben sie zuletzt unter anderem eine Reihe gestartet, in der sie besprechen, wie Spiritualität von rechtsextremistischen Gruppierungen ausgenutzt werden.
Für alle, die einen gebündelten Überblick über die wichtigsten Nachrichten im Bereich Schule und Hochschule wollen, gibt es den Podcast Campus & Karriere. Neue Beiträge erscheinen an Wochentagen regelmäßig um 14:35 Uhr und sind sofort zum Anhören bereit mit Themen wie Kultusministerkonferenzen, Umgang mit KI und Ratschläge für den Schul- und Arbeitsalltag. Gesponsert von der ARD, ist das Ziel des Bildungsmagazins die aktuelle Entwicklung der Bildung zu Verfolgen und zu Vermitteln
Bei dem Podcast mit dem treffendsten Namen zum Artikel, Bildungspolitik Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, handelt es sich um ein digitales Kolloquium. Koordiniert wird der Podcast von Johanna Behr, die auch für den Blog und die Podcast Publikation zuständig war. Inhaltlich werden vielerlei Fragen in Bezug auf Gegenwart und Zukunft der Bildung und Bildungspolitik besprochen, mit dem Ziel, den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis anzuregen.
Alle archivierten Beiträge des Podcasts könnt ihr hier finden.
Daniel Jung hat eine gewisse Reputation im deutschen Bildungswesen. Als Bildungsinfluencer und Online-Mathe Tutor, erreichen seine Lektionen über 60 Millionen Aufrufe pro Jahr. Aber Jung erreicht nicht nur seine Leute über seine Mathevideos oder seinen Instagram Kanal. In seiner Podcast Serie In Bild & Ton, redet er mit den Vordenkern unserer Zeit über das Thema Bildung. Unter anderem über Themen wie Digitalisierung, zusammen mit dem Gründer der Schulkommunikationsplattform Sdui Daniel Zacharias, oder mit dem Physiklehrer & Produzent Max Metelmann über sein Projekt Physik mit c.
Physische und besonders mentale Gesundheit ist notwendig in allen Lebensbereichen, auch der Bildung. Martina Schmidt, Expertin für Burnout-Prävention und Ex-Lehrerin, führt aus diesem Grund den Podcast die kleine Pause. Die Idee zu dem Podcast kam ihr aus eigener Erfahrung in ihrem ehemaligen Beruf “Ohne Gesundheit ist alles nichts. Wenn ich mich nicht wohlfühle, dann kann ich mein Leben nicht genießen und kann auch nicht für andere da sein – weder in der Familie noch im Job”, sagt Schmidt über sich. Mit ihren Podcasts zu will sie Menschen helfen gelassener, gesünder und besser gelaunter im Schulalltag zu bleiben und hat dafür Themen wie Belastbarkeit unter die Lupe genommen, als auch den Präsident des deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger befragt zur stärkung von Lehrkräften.
Seit 2017 wird der EduCouch-Podcast vom Institut für digitales Lernen betrieben. In Form von Interviews mit zahlreichen Persönlichkeiten, wie dem ehemaligen Verbrecher Philip Schlaffer und der Bildungspolitikerin Sandra Gockel (CDU), fokussiert der Podcast sich auf Digitalisierung und Bildung und deckt dabei ein breites Feld an Themen und Interviewpartnern ab.
Neue Folgen erscheinen regelmäßig, jede zweite Woche mit einer Länge von ungefähr 20 Minuten.
Bildungsplausch ist der Forschungspodcast der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Wissenschaftler:innen tauschen sich in den Folgen des Podcasts alltagsnah über den aktuellen Stand der Bildung aus und geben Einblick, woran die Wissenschaft gerade arbeitet.
Außerdem bietet Bildungsplausch eine interaktive Option für Zuhörer:innen in der Form von “Ihre Frage des Monats”. Jeder kann seine eigenen Fragen dem Team senden, woraufhin die Hochschule Heidelberg sich auf die Suche nach Expert:innen macht, um die Frage in der nächsten Folge zu beantworten. Die zweite Staffel begann am 16. Februar mit dem Thema Horrorfilme und Theologie, aber auch politische Themen werden angeboten, wie beispielsweise der Stand der Migration.
Was sind eure Lieblingspodcasts rund um das Thema Bildung und Bildungspolitik? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit!
Damit Lehrer:innen ihren Unterricht effektiv gestalten können, benötigen sie eine Vielzahl von Materialien, von Lehrbüchern und Arbeitsblätter bis hin zu Computer und Software. Den Erfahrungswerten vieler Lehrkräfte zufolge kommt es dabei nicht selten vor, dass sie für bestimmte Ausgaben im Zusammenhang mit ihrem Beruf aus eigener Tasche aufkommen müssen. Die Beschaffung von Lehrmaterialien und Ressourcen kann im Laufe eines Schuljahres erheblich anwachsen und eine finanzielle Belastung für Lehrer:innen darstellen. Wie die (Rechts-)Lage ist und was Lehrkräfte von der Schule erstattet bekommen, erfahrt ihr im folgenden Artikel.
Grundsätzlich hat jede Schule einen festen Schuletat zur Verfügung. Gemäß der Erhebung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zu Ausgaben für öffentliche, allgemeinbildende Schulen im Haushaltsjahr 2021 gaben beispielsweise die Bundesländer Berlin (14.200 Euro) und Hamburg (12.900 Euro) am meisten und Nordrhein-Westfalen (9.000) am wenigsten pro Schüler:in aus. Der Durchschnitt der Ausgaben aller Schularten lag bei 9.200 Euro.
Das Budget der Bundesländer variiert und es kommt vor, dass die Haushaltsmittel einiger Schulen im Hinblick beispielsweise auf geplante Veranstaltungen oder Ausflüge nicht mehr ausreichen. In der Vergangenheit haben daher einige Lehrkräfte eine Verzichtserklärung unterschrieben und eingewilligt, ihren Anteil für Unterkunft oder Reisekosten bei Exkursionen zu zahlen und nicht rückerstattet zu bekommen. Ein ungewöhnliches Phänomen, denn wo sonst würde man für die finanziellen Lücken seiner Arbeitgeber einstehen?
Auf die Klage eines Realschullehrers hin entschied im Oktober 2018 das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig in seinem Urteil (BVerwG 5 C9.17), dass Lehrkräften ein Anspruch auf Erstattung der vollen Reisekosten für Klassenfahrten zustehen. Selbst dann, wenn sie zuvor eine (Teil-)Verzichtserklärung unterschrieben haben. Die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Susanne Lin-Klitzing sagte dazu: „Die Praxis, die Genehmigung einer Klassenfahrt an den freiwilligen Verzicht der Lehrkräfte auf die Rückerstattung von Reisekosten durch die Schule zu koppeln, ist nicht rechtens! Lehrkräfte werden damit in unzulässiger Weise vor die Wahl gestellt, ihre berechtigten Interessen einer Reisekostenerstattung gegen ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag abwägen zu müssen, weil der Dienstherr hier sparen will.“
In zwei weiteren Gerichtsurteilen wurde ebenfalls Klarheit bezüglich der Kostenübernahme geschaffen. Schulbücher gehören seit März 2013 gemäß dem Urteil (BAG 9 AZR 455/11) des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt ebenfalls zu jenen Ausgaben, für die Lehrer und Lehrerinnen nicht aufkommen müssen. Anders sieht es bei privaten Arbeitszimmern aus. Obwohl Lehrkräfte oft als Teil der Unterrichtsvorbereitung von Zuhause aus arbeiten, wurde die Klage eines Gymnasiallehrers aus Niedersachen mit dem Urteil vom 24.01.2013 abgelehnt.
Bei allen anderen Anschaffungen, sei es Dienstlaptop, Laminierfolie oder Büromaterial, kommt es jedoch sehr auf die individuellen Budgetgrößen der jeweiligen Schule an. Laut Stimmen aus dem Twitter-Lehrerzimmer summieren sich die Kosten für einige Lehrer:innen schnell auf eine dreistellige und bei manchen sogar einer vierstelligen Zahl. Arbeitsmittel und ähnliches können oft steuerlich geltend gemacht werden. Doch wenn die Bemühungen den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten fruchten sollen, gilt es an dieser Stelle auch durch Finanzierungskonzepte und Verwaltung, die Lehrkräfte von zusätzlichem Papieraufwand zu entlasten.
Wie viel Geld gebt Ihr für die Unterrichtsmaterialien, Utensilien, Spiele, Einrichtung und Co. aus und wie sieht die Lage bei euch an der Schule aus? Schreibt uns eure Erfahrung gern in die Kommentare!
Berlin. Wie im Rahmen der Recherche "Verschlusssache Prüfung" durch “Frag den Staat” ans Licht kam, können Eltern und Schüler in vielen Bundesländern die mit Steuergeldern erstellten Abiturprüfungen in vielen Fällen nicht nutzen. Stattdessen müssen sie teure Übungshefte beim Stark Verlag kaufen, die bis zu 15 Euro pro Heft kosten – der Verlag selbst kommt dabei günstig an die Klausuren. Das Recherchematerial wurde exklusiv von Table.Media und der Süddeutschen Zeitung ausgewertet.
Der Stark Verlag ist die bekannteste Quelle für die vergangenen Abiturprüfungen. In seinen roten Heften druckt das Unternehmen, das zur britischen Pearson-Gruppe gehört, die Originalprüfungen vergangener Jahre mit Lösungsvorschlägen ab. Der Staat erhält für den Ankauf der Altklausuren nur einen verhältnismäßig geringen Betrag. Die Bundesländer verlangen im Schnitt zwischen 100 und 200 Euro pro Fach und Jahrgang. Hamburg stellt die Nutzungsrechte sogar kostenlos zur Verfügung.
Für das Unternehmen ist das ein großer Erfolg: 2021 erzielte der Stark Verlag laut Bundesanzeiger einen Umsatz von rund 13 Millionen Euro, wobei die roten Hefte für die Prüfungsvorbereitung ganze 82 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachten. Mit 15 Euro pro Fach für die Sammlung vergangener Prüfungen können sich die Kosten bei mehreren Fächern schnell summieren – ein Problem mit Blick auf die Bildungsgerechtigkeit.
Die Pisa-Studien zeigen regelmäßig, dass der Bildungserfolg in Deutschland maßgeblich vom Einkommen der Eltern abhängt. Schülerinnen, deren Familien es sich nicht leisten können, vergangene Prüfungen von privaten Anbietern zu kaufen, sind somit bei der Vorbereitung benachteiligt.
In neun von 16 Bundesländern haben Schüler keinen flächendeckenden Zugriff auf alte Prüfungen. Weder werden die Aufgaben veröffentlicht, noch erhalten Schüler einen geschützten Zugang. Nur Lehrer haben Zugriff darauf, um ihren Unterricht vorzubereiten. In vier Bundesländern können Schüler über ein Portal mit Passwort auf die Aufgaben zugreifen. Zum Beispiel können Schüler in Mecklenburg-Vorpommern über itslearning darauf zugreifen. In Niedersachsen und Schleswig-Holstein werden die Aufgaben aller Schulformen und Fächer niedrigschwellig online veröffentlicht, um allen Schülern die gleiche Chance zu geben, sich anhand dieser Aufgaben auf Abschlussprüfungen vorzubereiten.
Die Ministerien scheinen die Entscheidung den Eltern zu überlassen, ob sie alte Abiturklausuren für ihre Kinder kaufen möchten oder nicht. Einige Ministerien argumentieren, dass der Kauf bei privaten Verlagen nicht notwendig sei und alte Abiturklausuren auch über den Aufgabenpool der Länder zugänglich seien. Das Bildungsministerium in Rheinland-Pfalz betont, dass der Kauf bei privaten Verlagen eine private Kaufentscheidung sei, die von ihnen nicht bewertet werde.
“Die Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er”, sagte einst der Theologe und Reformator Martin Luther. Obwohl er in den Zeiten des 15 Jahrhunderts lebte, sind seine Worte immer noch relevant.
Über soziale Medien können sich falsche Informationen auch in den Klassenräumen viel weiter verbreiten, was sie zu einem beliebten Mittel für extremistische Bewegungen macht. 82 Prozent der Befragten schätzen Fake News als Gefahr für die Demokratie ein, eine berechtigte Sorge, unter anderem weil 76 Prozent der 14-24 Jährigen mindestens einmal pro Woche auf Fake News stoßen. Laut einer Studie des Oxford Internet Institute generieren solche Nachrichten sogar eine sechsmal höhere Anzahl an Klicks und allein 2019 verursachten sie Schäden in Höhe von 78 Milliarden US-Dollar.
Durch Fake News werden Wahrheiten verzerrt, Feindbilder aufgebaut und Meinungen manipuliert, weshalb es zunehmend wichtig wird, Medienkompetenzen schon im frühen Alter zu fördern. 85 Prozent von 14-24 Jährigen sind laut Umfrage der Ansicht, dass Falschnachrichten zu einem Pflichtthema im Unterricht werden sollten, wobei nur 28 Prozent von Lehrkräften diese auch als Unterrichtseinheit vornehmen. Dabei ist die Thematik, unter anderem durch den Zuwachs an Künstlicher Intelligenz, die auch benutzt werden kann, um falsche Tatsachen darzustellen, relevanter denn je.
Ein Mittel den Wahrheitsgehalt von digitalen Informationen zu prüfen ist das Tool Codetect, welches unter anderem von der Digital Democracy Alliance unterstützt wird und dessen Möglichkeiten wir euch im Folgenden vorstellen möchten.
Codetect ist ein gemeinnütziger Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, allen die Möglichkeit zu bieten, selbst gegen Falschinformationen aktiv zu werden und sich für eine gut informierte Gesellschaft und resiliente Demokratie einzusetzen. Sie wollen diese Mission erfüllen, indem sie Falschinformationen eindämmen und Strategien zum Erkennen entwickeln. Als Teil dieses Zieles bietet die Plattform selbst einen Bewertungsdienst zur Erfassung davon, wie vertrauenswürdig Online-Artikel und Nachrichten aus Sozialen Medien sind. Diese Nachrichten können selbst geprüft oder von der Community geprüft werden lassen, in der Hoffnung, die Medienkompetenzen der Nutzer zu stärken.
Seine Ursprünge hat der Verein im Hackathon WirVsVirus im März 2020, wo die Seite konzipiert und kurz darauf von einem ehrenamtlichen Team aus ganz Deutschland umgesetzt wurde. Im November desselben Jahres folgte die Gründung als gemeinnütziger Verein. Finanziert wird Codetect durch Spendenaktionen und Förderungen, unter anderem von Update Deutschland, Digital Democracy Alliance und Mimikama.
Codetect hat ein spielerisches System implementiert, um Teilnehmer:innen zu motivieren Onlinequellen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Nachforschungen anzustellen gibt den “Online-Detektiv:innen” Punkte, wodurch sie in Levels aufsteigen können, vom Lupenhalter bis hin zum Superintendenten. Um selbst teilzunehmen, wird lediglich ein Accountname, ein Passwort und eine E-Mail Adresse benötigt. Fälle einreichen kann aber jeder über das Portal.
Die Analyse von Quellen selbst erfolgt in einem mehrstufigen Bewertungs- und Peer Review verfahren.
Der Kern von Codetects Methodik ist das Trust-Checking Prinzip. Anders als beim Fact-Checking, dem Überprüfen von Behauptungen über Fakten, welches Zeit, Expertise und idealerweise eine journalistische Ausbildung benötigt, befasst sich das Trust-Checking eher mit dem Prüfen der Vertrauenswürdigkeit. Diese Herangehensweise ist für eine breitere Öffentlichkeit, schneller möglich und nutzt als Basis bewährte journalistische Qualitätskriterien.
Faktoren, die einen Artikel weniger vertrauenswürdig machen, sind beispielsweise fehlende Quellenangaben, falsche Zitate und unpassende Bilder.
Der Prozess von Codetect unterteilt sich in fünf verschiedene Phasen.
Eine Übersicht aller bearbeiteten Fälle findet Ihr im Archiv.
Das Prinzip kann im Unterricht auf vielfältige Art und Weise eingesetzt werden. Innerhalb von einer Doppelstunde in Informatik könnte der Wert von Vertrauenswürdigkeit vermittelt werden, unter anderem im Kontext von ChatGPT und deren Nutzen sowie Schwächen, wie unsere Redaktion bereits erfasst hat. Im Rahmen eines Kursübergreifenden Projektes, könnten Schüler:innen an der Website angemeldet werden, um nach einer Woche einen kleinen Preis zu überreichen für den Detektiv:in mit den meisten Fällen. Des Weiteren kann auch ein Spiel daraus gemacht werden, in der Klasse Artikel zu erstellen und sie untereinander auf den Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Zur Unterstützung von Lehrkräfte die ihre Schüler:innen auf die Gefahren von Fake-News vorbereiten wollen, hat codetekt ein Set von Unterrichtsmaterialien entwickelt, die als “Trust-Checking-Kit” betitelt sind. In diesem werden Qualitätskriterien zur Vertrauenswürdigkeit von Informationen behandelt mit einer Skala, die von “wenig” bis “sehr vertrauenswürdig” geht. Das Kit besteht aus einer Präsentation mit Sprechernotizen, Videos, ein Handbuch für Lehrkräfte mitsamt Hintergrundinformationen und Arbeitsblättern, sowie den Trust-O-Mat, ein Online-Quiz bei dem die Schüler:innen spielerisch selbst Falschinformationen prüfen können. Das Kit kann in der Form eines Pakets erworben werden mit dem Basis-Preis in der Höhe von 39 Euro.
Wie vermittelt ihr das Thema Fake-News im Unterricht? Kennt ihr weitere praktische Tools und Materialien ? Teilt eure Erfahrungen gerne in den Kommentaren!
Die Lehrerausbildung steht vor einer neuen Ära: Angesichts der Herausforderungen, die mit Digitalisierung und Lehrermangel einhergehen, müssen Lehrerinnen und Lehrer künftig über neue Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen. Neben der Fachkompetenz sind dabei nicht zuletzt auch Soft Skills gefragt, um Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern und den Lernprozess zu unterstützen. In diesem Artikel, der Teil unserer Themenwoche “Zukunft der Bildung“ ist, möchten wir deshalb die wichtigsten Skills, die die Lehrkräfte der Zukunft benötigen, etwas genauer aufschlüsseln. Darüber sprachen wir auch mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE).
Natürlich ist eine fundierte Fachkompetenz nach wie vor unverzichtbar für Lehrkräfte. In Zeiten von Digitalisierung und sich wandelnden Lehrmethoden muss diese jedoch um eine interdisziplinäre Perspektive und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit erweitert werden. Nur wer über ein fundiertes Wissen in seinem Fachgebiet verfügt, kann den Unterrichtsstoff angemessen vermitteln und auf individuelle Fragen und Bedürfnisse eingehen. Zudem trägt eine solide Fachkompetenz dazu bei, die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler zu stärken und ein professionelles Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden aufzubauen.
Die Wissensvermittlung und die Auswahl geeigneter Vermittlungsmethoden sind von großer Bedeutung für eine erfolgreiche Lehrpraxis. Lehrerinnen und Lehrer müssen in der Lage sein, komplexe Zusammenhänge verständlich zu erklären und den Unterrichtsstoff an die Bedürfnisse und das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler anzupassen. Gleichzeitig sollten sie verschiedene Methoden beherrschen, um unterschiedliche Lernstile und -bedürfnisse abzudecken und eine vielfältige Lernumgebung zu schaffen. Durch die Anwendung von unterschiedlichen Wissensvermittlungsmethoden können Lehrkräfte nicht nur den Lernprozess unterstützen, sondern auch die Motivation und das Interesse der Schüler:innen am Unterricht fördern.
Die Lehrerausbildung sollte ausreichend Praxisphasen enthalten, um angehende Lehrerinnen und Lehrer auf die Anforderungen des Lehrberufs vorzubereiten. Nur wer im Studium die Möglichkeit hat, seine fachlichen und didaktischen Kenntnisse in der Praxis anzuwenden, kann sich ein fundiertes Verständnis für die Anforderungen des Berufs aneignen. Praktische Erfahrungen ermöglichen es den Studierenden, ihre Fähigkeiten und Kompetenzen zu erproben, Feedback von erfahrenen Lehrkräften zu erhalten und ihre Unterrichtspraxis kontinuierlich zu verbessern. Eine enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis in der Lehrerausbildung ist daher von großer Bedeutung, um angehende Lehrerinnen und Lehrer optimal auf die Herausforderungen der Berufspraxis vorzubereiten. Kritik an der Einheitlichkeit der Lehramtsausbildung übte auch Bob Blume, hier geht es zum Artikel.
Angesichts von Lernrückständen durch Corona und Lehrermangel müssen Lehrerinnen und Lehrer in der Lage sein, Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern. Dazu sind Empathie, Kommunikationsfähigkeit und Konfliktlösungskompetenz unverzichtbar. Durch die Fähigkeit, sich in die Perspektive der Schüler:innen hineinzuversetzen und ihre Bedürfnisse und Sorgen zu verstehen, können Lehrkräfte ein Vertrauensverhältnis aufbauen und eine positive Lernatmosphäre schaffen. Empathie trägt dazu bei, dass sich Schüler sicher und verstanden fühlen, was wiederum zu einer höheren Motivation und einem besseren Lernerfolg beitragen kann. Lehrkräfte, die empathisch sind, können auf individuelle Bedürfnisse und Unterschiede ihrer Lernenden besser eingehen und so für eine inklusive Lernumgebung sorgen.
Lehrer sollten ihre eigenen Methoden und Ansätze kritisch hinterfragen und regelmäßig reflektieren, um ihre Unterrichtsgestaltung kontinuierlich zu verbessern. Reflexions- und Kritikfähigkeit sind wichtige Kompetenzen, die Lehrkräfte benötigen, um ihre Unterrichtspraxis kontinuierlich zu verbessern. Lehrer sollten in der Lage sein, ihr eigenes Handeln kritisch zu hinterfragen und auf Basis von Feedback und Erfahrungen gezielt Anpassungen vorzunehmen. Durch die Fähigkeit zur Selbstreflexion können Lehrkräfte ihre Stärken und Schwächen erkennen und ihre Kompetenzen zielgerichtet ausbauen. Eine offene Haltung gegenüber konstruktiver Kritik und Feedback ermöglicht es, Unterrichtskonzepte zu optimieren und auf die Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schüler abzustimmen. Reflexions- und Kritikfähigkeit sind somit entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Unterrichtspraxis und eine kontinuierliche professionelle Weiterentwicklung.
Lehrkräfte müssen in der Lage sein, auf individuelle Bedürfnisse und Stärken aller Schüler:innen einzugehen und inklusive Lehrmethoden anzuwenden. Angesichts der zunehmenden Diversität in den Klassen ist interkulturelle Kompetenz gefragt, um ein respektvolles und tolerantes Miteinander zu ermöglichen. “Dabei ist es besonders im Bildungsbereich notwendig kulturelle Hintergründe zu kennen und sich den verschiedenen kulturellen Kontexten angemessen zu verhalten”, antwortete der Verband für Bildung und Erziehung (VBE) auf die Frage, wie wichtig interkulturelle Kompetenz für Lehrerinnen und Lehrer ist. Für die Erarbeitung dieser Fähigkeiten seien Konzepte und Workshops und besonders praktische Erfahrungen essentiell, Austauschprogramme würden Möglichkeiten der Vertiefung bilden. “Insgesamt ist aber auch eine Anpassung der Lehrpläne notwendig, sodass die Herausforderungen im Schulalltag abgebildet sind.” Interkulturelle Kompetenz bezeichnet die Fähigkeit, die kulturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Schülerinnen und Schülern zu erkennen, zu respektieren und zu erhalten. Lehrkräfte, die inklusiv und interkulturell kompetent sind, können eine Lernumgebung schaffen, in der sich alle Schülerinnen und Schüler sicher und wertgeschätzt fühlen. Dadurch wird ein positiver Lernprozess und eine höhere Motivation der Schüler:innen gefördert. “Inklusion und Diversität spielen eine sehr wichtige Rolle in der Lehramtsausbildung. Dabei ist die Vermittlung von unterschiedlichen Behinderungen, Beeinträchtigungen, kulturellen und sprachlichen Hintergründen essentiell. Dazu gehört ebenso, dass Lehrkräfte in ihrer Ausbildung lernen, wie der Unterricht auch in diesen Zusammenhängen gestaltet werden können, sodass er zugänglich für alle Schüler:innen ist”, so der VBE.
Lehrkräfte müssen in der Lage sein, digitale Technologien und Tools sinnvoll in den Unterricht zu integrieren, um den Lernprozess zu unterstützen und zu verbessern. Im Hinblick auf die Digitalisierung muss das Lehrpersonal geübt im Umgang mit digitalen Medien um dem Einsatz digitaler Technologien und Tools im Unterricht sein. Nur so ist eine sinnvolle und interaktive Einbindung in den Unterricht möglich. Dabei müssen Lehrkräfte auch in der Lage sein, Schüler:innen in Bezug auf Datenschutz, Urheberrecht und Cybermobbing zu begleiten und zu unterstützen. Im Hinblick darauf gibt es großen Schulungsbedarf, nicht zuletzt durch die Schnelllebigkeit der technischen Innovationen. Laut VBE benötigt man um das Lehrkräfteprofil in der Ausbildung zu fördern u.a. E-Learning-Plattformen, angemessene Online-Kommunikation, digitale Lehrmaterialien, Online-Schulungen sowie die Vermittlung von Kenntnissen zur Nutzung von Online-Tools (z.B. Statistiktools, Kollaborationstools). Weitere Infos, warum die Digitalisierung im Bildungssektor nicht richtig in Schwung kommt, gibt es hier.
Medienkompetenz ist in Zeiten von Social Media, Digitalisierung und Fakenews eine unverzichtbare Fähigkeit, die Lehrer beherrschen sollten. Schüler:innen benötigen das Wissen und die Fähigkeiten, um digitale Medien sinnvoll zu nutzen, Informationen und deren Quellen kritisch zu hinterfragen und sich gegen Falschmeldungen und Desinformation zu schützen. Darüber hinaus ist ein Bewusstsein für Urheberrecht und Datenschutz erforderlich. Lehrkräfte, die Medienkompetenz vermitteln, helfen ihren Schülerinnen und Schülern, sich in einer immer stärker digitalisierten Welt zurechtzufinden und sicheres Handeln im Internet zu erlernen. Eine solide Medienkompetenz fördert nicht nur die digitale Bildung der Schülerinnen und Schüler, sondern trägt auch zur aktiven Teilhabe an einer demokratischen Gesellschaft bei. Schwerpunkte sollten auch auf kritische Denkweisen gelegt werden, so ist eine Einbeziehung bzw. Herstellung von Lebensbezug möglich und nachvollziehbar, besonders bei der Handhabe von Fake News, so der VBE.
Lehrkräfte sind im Schulalltag täglich hohen Anforderungen ausgesetzt und müssen sich auf unterschiedliche Situationen und Schüler:innen einstellen. Eine gesunde Psyche und eine gute psychische Belastbarkeit sind daher für Lehrkräfte von großer Bedeutung, um den Herausforderungen im Schulalltag gewachsen zu sein. Lehrerinnen und Lehrer, die über eine ausgeglichene Psyche und eine hohe Belastbarkeit verfügen, können ihre Aufgaben im Schulalltag besser bewältigen und haben auch eine höhere Frustrationstoleranz. Physisch wie psychisch ist der Job sehr fordernd, weshalb Lehrkräfte besonders auf ihre Gesundheit achten müssen. Auch Strategien zur Stressbewältigung und Entspannung sollten daher ein wichtiger Bestandteil einer guten Lehramtsausbildung sein.
In Zukunft wird es wichtig sein, dass die Lehrerausbildung noch stärker auf die Anforderungen des Lehrerberufs ausgerichtet wird. Dazu gehört auch eine stärkere Einbindung digitaler Medien und die Vermittlung von Medienkompetenz. Angehende Lehrkräfte müssen zudem verstärkt auf interkulturelle Kompetenzen und Inklusion vorbereitet werden. Die praktische Ausbildung kann durch Hospitationen und Praktika noch besser auf den späteren Schulalltag vorbereiten. Darüber hinaus sollten auch die physische und psychische Belastbarkeit sowie die Reflexions- und Kritikfähigkeit angehender Lehrkräfte weiter gestärkt werden. Durch eine verbesserte Ausbildung und die Vermittlung dieser Kompetenzen kann die Lehrerausbildung dazu beitragen, dass angehende Lehrkräfte bestmöglich auf ihre Aufgaben im Schulalltag vorbereitet sind und ihren Schülerinnen und Schülern eine optimale Bildung und Förderung ermöglichen können.
Unterricht ist Kooperation. Schüler:innen lassen sich für einen bestmöglich funktionierenden Unterricht auf ihre Lehrkräfte ein und andersherum lassen sich Lehrkräfte auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ein. Diese beiden Bedingungen unterscheiden sich jedoch insofern, dass die Schüler:innen mit einer Lehrkraft zu einer Zeit kooperieren müssen und Lehrkräfte auf die verschiedenen Bedürfnisse und Eigenschaften von oftmals deutlich mehr als 20 Schüler:innen gleichzeitig eingehen müssen. Kommen dann Demotivation und Undiszipliniertheit mancher Schüler:innen hinzu, scheint selbst die Vermittlung grundlegender Unterrichtsinhalte am Rande des Unmöglichen zu liegen. Berücksichtigt man jetzt noch weitere Faktoren, wie beispielsweise den im Klassenzimmer herrschenden Lärm, zeigt sich, wie viel Stress der Lehrerberuf birgt. Daher ist es leider auch nur wenig überraschend, dass sich etwa ein Drittel aller Lehrkräfte zu hohen Belastungen ausgesetzt fühlt, wie ein Gutachten des Aktionsrats Bildung ergeben hat. Die dadurch gefährdete Berufsgesundheit veranlasst uns dazu, im Folgenden über eine häufig auftretende Lehrerkrankheit – das Burn-Out – zu informieren und darüber, was ihr möglicherweise machen könnt, um euch davor zu schützen.
Vorab: Besonders bei psychischen Krankheiten und Burn-Out-Erscheinungen können die Symptomatiken und Erscheinungsbilder von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfallen und auch nachfolgend aufgelistete Präventiv- und Interventivmaßnahmen müssen nicht immer wirken. Wenn ihr euch also ausgebrannt oder dauerhaft überlastet, erschöpft oder antriebslos fühlt, ist es wichtig und empfehlenswert, professionelle Hilfe aufzusuchen.
Das Phänomen Burnout
Ein Burnout ist zwar aus wissenschaftlicher Perspektive keine eigenständige Krankheit, sondern ein Zustand tiefer physischer oder psychischer Erschöpfung, trotzdem können die Konsequenzen verheerend sein. Besonders, weil die ersten (meist körperlichen) Symptome oftmals übersehen werden. Indizien für ein Burn-Out-Syndrom können beispielsweise Müdigkeit, Schlafstörungen oder ein geschwächtes Immunsystem, also Infektanfälligkeit, sein. Wenn diese körperlichen Äußerungen übersehen oder ignoriert werden, kann sich das Burn-Out auch in der Psyche bemerkbar machen. Innere Unausgeglichenheit, vermehrte Wut oder nicht zu stillende Unzufriedenheit alarmieren das berufliche Verhalten umzustellen und möglicherweise die Arbeitszeiten zu drosseln. Die markantesten und meist am spätesten eintretenden Symptome: Empathielosigkeit, abnehmende Leistungsfähigkeit oder sich verschlechternde körperliche Symptome, sind zugleich die gefährlichsten. Außerdem verstetigt sich jetzt auch das Gefühl, dass Wochenenden oder Ferien nicht ausreichen, um sich vollständig zu regenerieren und zu entspannen. Sollte dieser Zustand über einen längeren Zeitraum bestehen, könnte es gar der Fall sein, dass man sich auf der Vorstufe einer Depression befindet.
Deswegen ist es ratsam, bereits bei ersten Anzeichen eines Burnouts entsprechende Vorkehrungen zu treffen und Verhaltensweisen zu überprüfen.
Anzeichen von Burnout: Das könnt ihr tun
Natürlich, vor einem Burn-Out schützt, dass man sich nicht überarbeitet oder stets zu erfüllenden Pflichten hinterher eilt. Konkret hilft im Alltag als erstes oft das Gespräch. Transparenz mit euren Schüler:innen schützt und hilft, dass die Erwartungshaltungen realistisch bleiben. Kommuniziert zum Beispiel, wenn ihr manche Forderungen oder Wünsche nicht umsetzen könnt oder wollt, begründet diese Entscheidungen und die Schüler:innen werden ihre Ansprüche mildern und Verständnis zeigen.
Dazu gehört auch, dass Lehrkräfte viele Tätigkeitsfelder übernehmen, die die Grenzen der reinen Schulpädagogik oder den Inhalt ihrer Schulfächer überschreiten. Wenn ihr der Meinung seid, dass ihr manchen Aufgaben nicht gerecht werden könnt oder für eine Situation nicht qualifiziert genug seid, ist es – aus mehrerlei Gründen – nützlich, mit Personen aus eurem Kollegium zu sprechen. Zum einen können sie Hinweise und Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung geben und erleichtern es so, einen stets abwechslungsreichen und ansprechenden Unterricht zu gewährleisten, was wiederum den individuellen Arbeitsstress senkt. Zum anderen sind sie vergleichbaren Situationen ausgesetzt und können euren Zustand vielleicht nachvollziehen oder gar persönliche Erfahrungen teilen. In jedem Fall ist es nicht nur für mögliche Anregungen sinnvoll, sich auszusprechen, sondern auch dafür, um seine persönlichen Sorgen nicht alleine mit sich herumtragen zu müssen.
Ein guter Weg, um angebauten Stress darüber hinaus zu kanalisieren, ist es, Sport zu treiben. Bewegung in jeglicher Form hilft negative Energie, die durch einen Burnout regelmäßig entsteht, produktiv abzubauen. Außerdem passiert es häufig, dass man sich als Lehrkraft beim Arbeiten zu wenig bewegt. Sport ist dafür natürlich auch ein guter Ausgleich.
Achtet also auf eure körperlichen Ressourcen und trefft Vorkehrungen, um euch vor einem Burnout zu schützen. Wenn ihr merkt, dass die beschriebenen Symptome auf euch zutreffen, tauscht euch mit anderen Lehrkräften aus, vermittelt euren Schüler:innen, eure Grenzen, versucht Sport zu treiben oder sucht natürlich professionelle Hilfe auf.
Manchmal hat sich ein Burnout aber auch schon verstetigt, kann zur Depression werden. Dann ist es hilfreich, professionelle Unterstützung vom Fach zur Rate zu ziehen. Informationen zu Angeboten oder akuten Fragen und Problemen zur psychischen Gesundheit, bietet beispielsweise die Telefonseelsorge, die online, telefonisch oder vor Ort an 25 Standorten deutschlandweit 24 Stunden täglich anonym und kostenlos erreichbar ist. Der Patientenservice hilft unter der Telefonnummer 116 117 mit zusätzlichen Möglichkeiten, den passenden Arzt und Psychotherapeuten zu finden, auch der eigene Hausarzt kann Diagnosen stellen und beratend weitere Schritte empfehlen.
Wenn ihr eigene Erfahrungen mit Burnout habt, dann teilt sie gerne in den Kommentaren! Weitere Infos zum Thema Burnout und wie man einem solchen vorbeugen kann, findet ihr auch in unserem Artikel: “Wie der Phönix aus der Asche”.
Nordrhein-Westfalen. Für etwa 72.000 Abiturient:innen folgte in dieser Woche eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Erst Serverprobleme, dann Verschiebung, plötzlich Bahnstreik. Hier nochmal ein Hintergrundsatz, der weitere W-Fragen beantwortet
12:00 Uhr: Der Download der Abiturprüfungen für die Fächer Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik beginnt. An etwa 300 Schulen funktioniert er, es kommt bereits zu ersten technischen Schwierigkeiten. Wenig später kommt es dann zu ernsthaften Serverproblemen, bis schließlich gar nichts mehr geht. Etwa 600 Schulen hatten überhaupt keinen Zugriff auf Server und Aufgaben. Nach viel hin und her zieht das Ministerium am Abend die Notbremse: gegen halb neun wird mit einer E-Mail an die Schulen bekannt gegeben, dass die Prüfungen auf Freitag, den 21.04, verschoben werden.
Der zusätzliche Stress für die Prüflinge sowie die zeitliche Neuplanung könnten sich negativ auf das Prüfungsergebnis auswirken. Schließlich wurde monate- und wochenlang auf diesen einen Termin hingearbeitet. Für die Lehrerinnen und Lehrer bedeutet das Chaos ebenfalls mehr Belastung: Die Prüfungsverschiebung kann große logistische und organisatorische Schwierigkeiten verursachen. Raumbelegung, Prüfungsaufsicht und Materialbereitstellung müssen komplett neu geplant und umgesetzt werden.
Von allen Seiten hagelte es daraufhin Kritik für das Schulministerium NRW und die dortige Bildungsministerin Dorothee Feller. Schulleitungen sowie Schüler- und Lehrerverbände und einige Politiker:innen warfen dem Ministerium mangelnde Kommunikation vor. Durch die technischen Probleme könnten Rechtssicherheit und Geheimhaltung der Prüfungsaufgaben ebenfalls nicht gewährleistet werden. Die Opposition warf Feller vor, die Prüfungen auf den 21. April verschoben zu haben, an dem Tag begehen Muslimas und Muslime das Ende des Fastenmonats Ramadan mit dem Zuckerfest. Von den verschobenen Prüfungen betroffene Schüler:innen und Lehrkräfte machten ihrem Unmut in den sozialen Medien Luft, so zum Beispiel auf Twitter mit #nrwabi.
9:00 Uhr: Kurzfristig kündigte die EVG weitere Warnstreiks für den Bahnverkehr an, ausgerechnet am Freitag. “Wir setzen ein deutliches Zeichen, dass wir nicht die Fahrgäste, sondern die Unternehmen treffen wollen, indem wir diesmal zu einem zeitlich befristeten Warnstreik in den frühen Morgenstunden aufrufen”, sagte Cosima Ingenschay von der Bahngewerkschaft EVG gegenüber der Tagesschau. Viele der betroffenen Abiturient:innen dürften das anders sehen. Für sie ging es nun darum, ob und wie sie pünktlich zur Prüfung kommen sollten. Der Streik fiel in den Zeitraum von 3:00 bis 11:00 Uhr, also genau in den Zeitraum, zu dem die Prüflinge in die Prüfungen starten sollten.
Ca. 14:00 Uhr: Das nordrhein-westfälische Schulministerium gab bekannt, dass es diesmal neue Aufgaben geben würde, da die Geheimhaltung der alten Prüfungsaufgaben nicht mehr gewährleistet gewesen seien. Online habe man zwar keine geleakten Aufgaben finden können, sei aber lieber auf Nummer sicher gegangen, so der WDR. Sollten doch Aufgaben durchgesickert sein, sollten dennoch gleiche und rechtlich sichere Bedingungen für alle Abiturient:innen gelten. Für muslimische Schüler:innen wird es außerdem einen zentralen Nachschreibetermin am 09.05 geben, damit sie am Zuckerfest teilnehmen konnten.
Diesmal gab es keine technischen Schwierigkeiten beim Herunterladen der Aufgaben, dafür aber mehrere Fehler in den Aufgaben selbst. Wie der Westfälische Anzeiger meldete, handelte es sich dabei um kleinere Fehler wie vertauschte Abbildungen und fehlerhafte Links. Bis zum Start der Prüfungen am Folgetag konnten die Fehler erfolgreich behoben werden.
9:00 Uhr: Um diese Uhrzeit haben die zentralen Prüfungen für alle Abiturient:innen in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik begonnen. Trotz des Warnstreiks der EVG konnten die Prüfungen erfolgreich durchgeführt werden.
17:00 Uhr: Presse und sozialen Medien sind bisher keine Informationen über Verspätungen oder Nichterscheinen aufgrund des Bahnstreiks zu entnehmen. Der Bahnverkehr ist inzwischen wieder angelaufen und funktioniert in den meisten Regionen wieder zuverlässig.
Bereits am Dienstag kündigte Bildungsministerin Feller eine vollständige Aufklärung des technischen Fehlers an, damit bei weiteren Prüfungen keine weiteren Probleme auftreten würden. Am Donnerstag entschuldigte sie sich bei allen Schüler:innen, Eltern und Lehrkräften im WDR Fernsehen. Die Panne hätte nicht passieren dürfen und die dadurch entstandene Unruhe, Unsicherheit und Belastung würde sie sehr bedauern. Es habe im Vorfeld Tests der digitalen Infrastruktur gegeben, die alle erfolgreich verlaufen seien. Weiterhin stehen Ministerium und Ministerin in der Kritik. Ob die nächsten Prüfungen reibungslos stattfinden können, muss sich zeigen.
Berlin. Das Bündnis für Bildung hat bei den Koalitionsverhandlungen zehn Forderungen vorgelegt, die eine umfassende Verbesserung der Bildungspolitik in Berlin zum Ziel haben. Diese Forderungen beinhalten unter anderem die Stärkung der Inklusion und Antidiskriminierung, den Ausbau der Infrastruktur und Digitalisierung sowie den Neubau und die Sanierung von Bildungseinrichtungen. Weitere Forderungen betreffen die Stärkung des Personals in Kitas und im Ganztag, den Ausbau der Lehramtsstudienplätze sowie die Förderung von multiprofessionellen Teams, um die Arbeit in Schulen zu erleichtern.
Die GEW-Vorsitzende Martina Regulin betonte, dass es sich hierbei um eine Krise des gesamten Bildungssystems handelt und nicht um einzelne Probleme oder Versäumnisse. Allerdings gibt es Bedenken, dass es erneut an finanziellen Mitteln scheitern könnte. Landeselternsprecher Norman Heise kritisierte, dass einige Finanzpolitiker noch immer behaupten, dass es an den Schulen kein Geldproblem gäbe. Trotz der angeblich besten Pro-Schüler-Finanzierung in Deutschland fehle es jedoch an allen Ecken und Enden. Die Vermutung liegt nahe, dass die teuren kostenlosen Horte und das kostenlose Schulessen dazu beitragen, dass die finanziellen Mittel nicht ausreichen, um die dringend notwendigen Verbesserungen in der Bildungspolitik umzusetzen.
Die Probleme im Bildungssystem beschränken sich nicht nur auf Einzelfragen oder Versäumnisse, sondern haben inzwischen eine systemische Krise erreicht. Diese Ansicht teilt auch die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Martina Regulin, und sieht darin das Kernanliegen des Bündnisses für Bildung. Ein Beispiel dafür ist der Mangel an Personal in Kitas, insbesondere in den Krippen, wo laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung ein Drittel mehr Personal notwendig wäre. Auch die Erlassung der Kitagebühren hat nicht zur Verbesserung der Qualität der Kitas beigetragen.
Bündnis für Bildung wurde im Jahr 2011 als gemeinnütziger Verein gegründet und engagiert sich seitdem für den digitalen Wandel in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Es fungiert als Vermittler zwischen der Bildungsbranche und der öffentlichen Hand. Obwohl viele Themen, für die sich das Bündnis einsetzt, nicht neu sind, wurden sie durch die Corona-Pandemie gesamtgesellschaftlich stärker wahrgenommen und dringlicher.
Die Organisation setzt sich dafür ein, die Möglichkeiten digitaler Medien, Werkzeuge und Kommunikationsmittel für alle Beteiligten im Bildungsprozess zugänglicher und nutzbarer zu machen. Das Bündnis umfasst eine Vielzahl von Akteuren, darunter IT-Unternehmen, Verlage, Startups, Bildungsinstitute und Vertreter der öffentlichen Hand, die sich besonders für die Entwicklung und Umsetzung von Standards und Referenzlösungen für die Bildung und Infrastrukturen in Lehr- und Lernumgebungen engagieren. Als ideeller Träger dieser Mission ist das Bündnis für Bildung unabhängig von einzelnen Unternehmen und setzt sich dafür ein, dass die Digitalisierung in der Bildung zum Wohl aller Beteiligten gestaltet wird.
EdTech Lösungen und Startups im Bildungsbereich sind enorm wichtig, um frischen Wind in die durch Tradition geprägten Strukturen von Lehr- und Lernangeboten zu bringen und so die Entwicklung von innovativen Ansätzen in Bildungsinstitutionen voranzutreiben. Obwohl das Thema Bildung im Zusammenhang mit Digitalisierung häufig diskutiert wird, scheinen die zugehörigen Startups zumindest in der DACH-Region ein Nischenphänomen zu sein. Woran dies möglicherweise liegen könnte, möchten wir euch angesichts des heutigen Weltkreativitäts- und Innovationstages mit dem folgenden Artikel vorstellen.
Trotz dünner Datenlage zu Bildungsstartups in Deutschland lässt sich auf Basis einiger Zahlen aus vergangenen Jahren feststellen, dass der Gründungs- und Finanzierungsumfang von EdTechs hierzulande im internationalen Vergleich weitaus klein ist. 2018 wurden in Deutschland insgesamt 4,6 Mrd. Euro Venture Capital (Risikokapital) in Start-ups investiert, davon gingen nicht einmal 1 Prozent (43 Mio.) des gesamten Investitionsvolumens in EdTech-Unternehmen. Dabei wurden im vergangenen Jahr rund 3,5 Prozent der existierenden Startups dem Bildungssektor eingeordnet. Auch im Gründungsbereich liegt Deutschland laut einer Umfrage vom März 2020 mit 1,6 Prozent hinter Ungarn (4,3 %) und Bulgarien (3,6 %).
Auf Anfrage an das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zu aktuellen Daten hieß es, dass die Besonderheiten der EdTech-Startups und ihre spezifischen Geschäftsfelder (extended reality, personalized learning, blended learning, gamification, cloud services) im Geschäftsbereich des BMWK nicht gesondert adressiert werden. Die BMWK verwies uns zum Bundesbildungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Hinweis, dass diese möglicherweise über eigene statistische und andere Informationen aus diesem Bereich verfüge. Die BMBF allerdings gab uns keine Rückmeldung auf unsere schriftliche Anfrage bezüglich aktueller Entwicklungen im deutschen Bildungssektor und Edtech-Start-ups. Daher basieren die folgenden Informationen größtenteils auf den Ergebnissen des Diskussionspapiers, welches vom Stifterverband herausgegeben wurde.
Das Ökosystem der Bildungslandschaft dreht sich hauptsächlich um den Weiterbildungs- und Nachhilfemarkt (wie beispielsweise Sofatutor). Sehr beliebt ist das Angebot der Coding Bootcamps. „Online Lernen“ und „Tools & Support für das Lernen“ belegen die zweit- und drittgrößte Kategorie, gefolgt von Unternehmen, die eine Lösung für die Infrastruktur von Schulen anbieten. Viele fokussieren sich dabei auf das Begleiten und Unterstützen des Lernprozesses von Schule bis zum Universitätslevel mit verschiedenen Apps und Materialien. Geschäftsmodelle, welche Software-Lizenzen oder Buchung von Onlinekursen im Fokus haben, tauchen allerdings kaum im öffentlichen Bildungssektor auf. Es ist davon auszugehen, dass sich EdTechs in Deutschland vor allem in den Weiterbildungsbereich verlagern, da Abnehmer aus dem Unternehmens- und Privatkundensektor einfacher zu adressieren sind als staatliche Bildungsinstitutionen.
Im föderalistisch organisierten Bildungssystem Deutschlands gibt es zwar viele öffentliche, kostenfreie und qualitativ hochwertige Bildungsangebote, der Anteil der digitalen Lösungen ist allerdings recht klein und die Innovationsrate dementsprechend langsam. Mehrere Faktoren können gemäß der Analyse des Stifterverbandes hierbei eine Rolle spielen:
Demnach können Markteintrittsbarrieren, ein hoher administrativer Aufwand und staatliche Regulierung sowie Entscheidungsstrukturen, die dezentral auf Ebene von Bund und Länder existieren allesamt zu dem dünn besiedelten Bildungsstartup-Markt beitragen.
Um die Zusammenarbeit von Bildungsinstitutionen und Edtech-Startups zu stärken, haben sich in Deutschland mittlerweile einige Initiativen gebildet. Beispielsweise hat sich EDUvation als Anlaufstelle und Ratgeber für Startups auf die Bereiche Bildungsmanagement und -technologie spezialisiert. Das Beratungsunternehmen bietet Lösungen für Bildungsstartups an und unterstützt diese in der Umsetzungen von ihren Ideen.
Auch auf den Fachmessen didacta oder learntec – welche als die wichtigsten Veranstaltungen zur Förderung von EdTech-Startups gelten – gibt es für Akteurinnen und Akteure die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Bildungsinteressierten auszutauschen. Zudem bieten der EdTech-Kompass und der EdTech-Entwicklungszirkel des Hochschulforums Digitalisierung Einblicke in die Welt der Startups und fördert somit die Sichtbarkeit dieser.
Letztendlich sieht das Einführen von Produkten oder Dienstleistungen in Schulen und Klassenzimmern anders aus als in einem privatwirtschaftlichen Markt. Es muss nicht an einem Mangel an innovativen Ideen liegen, dass Lösungen oft nicht da ankommen, wo sie gebraucht werden, da häufig komplexe Implementierungsmechanismen dazwischen stehen. Gerade deshalb ist es wichtig, förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Welche Handlungsempfehlungen der Stifterverband diesbezüglich vorschlägt, könnt ihr hier in voller Länge lesen.
Wie beurteilt ihr die aktuelle Lage der Startup-Bildungslandschaft? Schreibt eure Meinung gerne in die Kommentare!
Als am 27. Januar 2020 die erste Corona-Infektion in Deutschland bestätigt wurde, war klar, dass das Virus auch bei uns angekommen ist. Jedoch hätte wohl kaum einer ahnen können, wie sehr das Virus dem Land und besonders dem Bildungswissen, allen voran Lehrkräften und Schüler:innen, zusetzen würde. Die Pandemie schuf einen Ausnahmefall, wie man ihn in Deutschland noch nicht gesehen hat. Schnelles Handeln und Innovation waren erforderlich, schließlich konnte der Unterricht nicht permanent stillstehen. Am 16. März desselben Jahres waren in den meisten Bundesländern schon Schulen und Kitas geschlossen, der Lockdown kam – der Rest ist mittlerweile Geschichte. Im Rahmen unserer Themenwoche “Zukunft der Bildung” wollen wir uns deshalb der Frage widmen, welche Lehren wir aus der Pandemie in Zukunft für unser Bildungssystem ziehen können.
Die psychosozialen Folgen der Pandemie kamen überraschend und trafen unser Bildungssystem ins Mark Die Zahl von Schüler:innen die eine Klasse wiederholen mussten, ist um 67 Prozent gestiegen, die Anzahl von psychischen Problemen bei Kindern hat sich verdoppelt von 15 auf 30 Prozent und die Bildungsungerechtigkeit in Deutschland wurde verstärkt.
Als Reaktion haben das Bundesfamilienministerium und das Bundesgesundheitsministerium, gemeinsam Anfang Februar 2023 Maßnahmen verabschiedet, um Kinder und Jugendliche langfristig und nachhaltig mental zu unterstützen. Das Programm „Aufholen nach Corona“, des Bundesbildungsministerium, sollte mit einem Betrag von insgesamt zwei Milliarden Euro die Bildungsprobleme lösen, brachte allerdings nur gemischte Erfolge.
Zur Corona Situation haben sich auch schon der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, und die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing geäußert. Die Kultusministerkonferenz war laut Meidinger schlichtweg nicht vorbereitet und Lin-Klitzing äußerte die Meinung, digital unterstützter Präsenzunterricht sollte zum Regelfall werden, mit Verweis auf den Mehrwert von persönlicher Interaktion zwischen Schüler:in und Lehrkraft.
John F. Kennedy sagte einst, “Das Wort Krise setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen – das eine bedeutet Gefahr und das andere Gelegenheit.” Mit der Pandemie war das nicht anders. Inmitten des Schocks kam es zu notgedrungener Kreativität und vielfältigen Lösungen, wobei der Kern dieser Lösungen im digitalen Raum lag.
“Es lässt sich ohne Zweifel von einem pandemiebedingten ‚Digitalisierungsschub‘ sprechen.“ behauptet Prof. Dr. Benjamin Fauth, Leiter der Empirische Bildungsforschung am Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW). Als Resultat mangelnder digitaler Infrastruktur kam es in wenigen Monaten zu nötigen Veränderungen.
Zwischen März 2020 und Dezember 2020 hat sich die Nutzung digitaler Medien von 37 Prozent bis hin zu 64 Prozent erhöht im Bezug auf den Austausch zwischen Lehrkräften und dasselbe Wachstum kam beim Austausch zwischen Schüler:innen mit 16 Prozent zu 49 Prozent. Seit Dezember 2020 besitzen 86 Prozent der Schulen eine digitale Plattform, 60 Prozent von Lehrkräften nutzen digitale Mittel im Unterricht und fast die Hälfte der Lehrkräften (44 Prozent) meinen einen langfristigen positiven Wandel in der Schule bemerkt zu haben als Folge der Schließungen.
Tatsächlich wäre es in bestimmten Bereichen vorteilhaft, Möglichkeiten für Digitalunterricht beizubehalten. Schritte wie der Digitalpakt sollen die Basis dafür setzen, dass wir auch in Zukunft auf derartige Situationen vorbereitet sind und die dringend notwendige Auf- und Umrüstung unseres Schulsystems in Tritt kommt. Neu geplante und nicht improvisierte Bildungsformen bieten ungenutztes Potenzial zur Wissensvermittlung. Flexible Zeiteinteilung, gesteigerte Motivation durch die Einbeziehung von Quiz-Elementen, Vermittlung tagesaktueller Inhalte und höherer Lernerfolg als Resultat von angepassten Inhalten sind einige der Vorteile. Prüfungen weiterhin remote abzulegen, etwas, das sich schon in der Vergangenheit viele Universitätstsudent:innen wünschten, wäre ebenfalls möglich. Nach der Pandemie wurden vielerorts die Voraussetzungen eines solchen hybriden Unterrichts geschaffen.
Das Goethe Institut hat zum Thema Remoteunterricht beispielsweise eine nützliche Broschüre erstellt, die Ihr hier lesen könnt.
Es bleibt zu hoffen, dass die letzte Pandemie vorerst die letzte war. Dennoch bleibt die Lektion, dass digitale Möglichkeiten und Kompetenzen an Schulen dringend ausgebaut werden müssen, nicht nur, um für derartige Ausnahmesituationen gerüstet zu sein. Die Notlösung von gestern könnte mit großer Wahrscheinlichkeit die Bildung von morgen bieten.
Wie gut gewappnet denkt Ihr, ist das deutsche Bildungssystem gegenüber einer weiteren Pandemie? Teilt eure Meinung gerne in den Kommentaren!
Berlin. Das Ergebnis der vergangenen Kultusministerkonferenz (KMK) greift die Debatte rund um eine Angleichung der Rahmenbedingungen für ein gerechteres Abitur auf. Drei Jahre nach der Einführung des bundesweiten Zentralabiturs mit gemeinsamen Aufgabenpool für Mathe, Deutsch, Englisch und Französisch sind noch immer große Unterschiede in der Leistung der Schüler:innen und in der Handhabung der Bundesländer zu verzeichnen. Daher sollen nun einige Neuerungen auch den Weg zum Abitur – und damit die Qualifikationsphase – vereinheitlichen.
Explizit geht es um die Anzahl der Leistungs- und Pflichtkurse sowie die Berechnung der Abiturnote. Künftig sollen zwei oder drei Leistungskurse gewählt werden, wo bisher bis zu vier möglich waren. Bei den Pflichtkursen einigte sich die KMK nun auf 40, statt wie bisher 32 bis 40. Davon sollen endgültig 36 in die Gesamtqualifikation mit einfließen. Die Neuerungen treten spätestens 2027 in Kraft und finden demnach Geltung für die heutigen Fünftklässler:innen, die 2030 ihr Abitur ablegen würden.
Die Reform der „Vereinbarung zur Gestaltung der gymnasialen Oberstufe“ und deren bundesweite Vorgaben zur Qualifikationsphase werden vom Philologenverband begrüßt. Vor allem die Chancengleichheit bei der Bewerbung auf Studienplätze an Universitäten wäre damit gefördert.
Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) begegnet den geplanten Änderungen der KMK allerdings skeptisch. Zusätzliche Regelungen gingen der GEW zufolge nur auf Kosten der Flexibilität. In der Potsdamer Erklärung auf die Stefan Edelman – Gymnasiallehrer und Mitglied der GEW Hessen – Bezug nimmt heißt es „Um der zunehmenden Heterogenität durch vielfältige Herkunftsgeschichten, sehr unterschiedliche Lernvoraussetzungen, Begabungen und Interessen gerecht zu werden, bedarf es einer Flexibilisierung von Raum-, Zeit- und Lerngruppenstrukturen. Heterogenität als Chance zu sehen und zu nutzen, führt zu mehr Bildungsgerechtigkeit.“. Diesem Standpunkt würden die Vorschläge der KMK zur weiteren Vereinheitlichung der Bedingungen entgegenstehen, da diese die freie Wahl bei Fächern in Oberstufen eingrenzen würden.
In einem kleinen Ort am südöstlichen Rand des Schwarzwaldes wird an der Alemannenschule Wutöschingen (ASW) das Konzept der Schule ganzheitlich anders gelebt, als es uns von klassischen Schulen in Deutschland bekannt ist. Wir möchten euch mit unserer aktuellen Themenwoche „Zukunft der Bildung“ eine Gemeinschaftsschule vorstellen, die als Vorreiter und Innovationstreiber der Bildungslandschaft seit über zehn Jahren zeigt, wie die Schule von Morgen länderübergreifend aussehen könnte.
Doch bevor wir uns der Genese dieser Schule widmen, hier zunächst ein kurzer Überblick, warum wir euch die ASW im Rahmen unserer Themenwoche “Zukunft der Bildung” vorstellen.
2005 kam Stefan Ruppaner als Rektor an die Alemannenschule, die zu der Zeit noch als Grund- und Hauptschule galt. Zwei Jahre später stoß Ruppaner durch Zufall auf die Dokumentation “́Treibhäuser der Zukunft” ́von Reinhard Kahl. Im Film wurde darüber berichtet, wie Achtklässler selbständig lernen. Ruppaner sagt, er habe diesem Konzept am Anfang nicht viel Glauben schenken wollen und musste sich erst einmal persönlich ein Bild verschaffen. So besuchte er mit zwei weiteren Kollegen die Bodenseeschule in Friedrichshafen. Dies gab ihm Anschub, eine Veränderung in Gang zu setzen und es selbst einmal – anfangs mit einer fünften und sechsten Klasse – auszuprobieren. Dazu überzeugte Ruppaner die Gemeinde, dass kooperative Lernbereiche notwendig seien, weshalb in der oberen Etage der Schule Wände rausgerissen wurden, um das jetzige Lernatelier zu schaffen. Zu Beginn – erzählt Ruppaner – gab es nur fünf bis sechs von 30 Kolleg:innen, die mit ihm zusammen bei der Neukonzeptionierung mitgingen. Gemeinsam mit ein paar engagierten Grundschullehrer:innen, die sich bereit erklärten die fünfte und sechste Klasse zu übernehmen, der externen Hilfe des Pädagogen und Schulgründer Peter Fratton, welcher das Konzept schrieb und der Zustimmung des Bürgermeisters, begann so eine Reise die mit vielen Strukturaufbrüchen. Mittlerweile begleitet die ASW rund 900 Schüler:innen und einige sogar bis zur gymnasialen Oberstufe.
Statt Lehrer:innen gibt es an der ASW sogenannte Lernbegleiter. Eine Umfrage ergab, dass sich zukünftig ca. 40 Prozent der Lehrer:innen in der Rolle eines Lernbegleiters sehen statt in der eines reinen Wissensvermittlers. Der Anspruch an die Lernbegleiter sind dementsprechend auch andere. Ein typischer Tagesablauf eines Lernbegleiters an der ASW könnte – laut Angaben von Herrn Ruppaner – demnach folgendermaßen aussehen:
Im Vergleich zu den Aufgaben, die einer klassischen Lehrrolle zukommt, unterrichtet ein Lernbegleiter in der ASW keine 27 Deputatsstunden, sondern nur noch 12 Unterrichtsstunden, berichtet uns Herr Ruppaner. Dafür ist der Lernbegleiter allerdings 35 Zeitstunden an der Schule anwesend. In dieser Zeit gibt er seine 12 Unterrichtsstunden als Input-Stunden für bestimmte Fächer oder steht als Fachcoach für Beratungen zur Verfügung. Außerhalb dieser 12 „Unterrichtsstunden“ (die eigentlich keine mehr sind) begleitet der Lernbegleiter eine Lerngruppe von 15 Lernpartnern aus drei unterschiedlichen Jahrgängen. Jeder Lernpartner bekommt dabei pro Woche mindestens 15 Minuten Lerncoaching.
Die Lernmaterialien sind im Materialnetzwerk (MNW) der Schule kostenlos als Open Educational Resources für das selbstorganisierte Lernen bereitgestellt. Lehrenden und Lernenden sind die Materialien frei zugänglich. Mit der Digitalen Lernumgebung (DiLer) können die Schüler:innen zudem jederzeit ihren Lernprozess dokumentieren. Bei Interesse an einer Mitgestaltung der Materialien als Autor:in, ist ein Zugang zu dem Editor nötig, für den sich alle Privatpersonen und Schulen registrieren können. Voraussetzung für das Erstellen von Materialpaketen und Einzeldokumenten ist das Bausteinprinzip, welcher die Struktur und das Layout bestimmen. Des Weiteren müssen Kriterien erfüllt werden, welche die Niveaustufen Mindest-, Regel- und Expertenstandard bedienen. Diese basieren auf der Theorie von Gerhard Ziener und gelten als Grundlage der von der ASW entwickelten Kompetenzraster.
Laut Ansprechpartnerin Isabel Budde – zuständig für Verwaltung, Kommunikation und Koordination des Materialnetzwerkes – arbeiten aktuell bereits 40 Schulen und 1000 Lehrpersonen mit dem MNW-Editor. Darunter sei von Grundschulen bis Montessorischulen, Realschulen, Gymnasien, Gemeinschaftsschulen und Berufsschulen alles dabei.
Auf die Frage wie lange es anfangs gedauert hat, bis sich die Entscheidungsträger auf ein Konzept geeinigt hatten und dieses final umsetzbar war antwortet Herr Ruppaner, dass dies in Wutöschingen kein Problem war, da er selbst seit fast 30 Jahren im Gemeinderat tätig ist. Auch die finanziellen Aspekte einer solchen Neustrukturierung sollten anderen Schulen nicht im Wege stehen, er sieht diese eher als „vorgeschobene Argumente“, da die ASW mit dem aktuellen System sogar Geld einspare und es insgesamt eindeutig günstiger ausfallen würde.
Ob es auch Tiefpunkte gab, beantwortet Ruppaner, damit dass es vor allem die Kritiker und „Angriffe von außen“ waren, die bezweifelten, ob die Ideen und Visionen alltagspraktikabel seien und ob es überhaupt funktioniere „wenn man Kinder alles machen lässt“. Er schildert, dass es an der ASW jedoch genauso Regeln und Vereinbarungen gibt, wie an jeder anderen Schule auch. Heute kann er sowohl mit der Unterstützung der Eltern als auch der Gemeinde fest rechnen. Den Erfolg reflektieren vor allem die überdurchschnittlichen Leistungen der Kinder sowie die Auszeichnung des Deutschen Schulpreises 2019.
Habt ihr schon mal von der Alemannenschule Wutöschingen gehört? Wie findet ihr das Konzept des selbstorganisierten Lernens? Lasst uns gerne einen Kommentar da.
Berlin. Mit dem kürzlich vorgestellten Koalitionsvertrag der CDU und SPD ist auf Ebene der Bundesländer das erste große bildungspolitische Versprechen nach dem enttäuschenden Bundesbildungsgipfel im März erfolgt. Noch bis zum 21. April ist es Berliner SPD-Mitgliedern möglich, über den Vertrag abzustimmen, der die zwischen Christ- und Sozialdemokraten vereinbarten Herangehensweisen über die akuten bildungspolitischen Fragen, wie den Lehrkräftemangel und die Digitalisierung der Schulen in Berlin, klärt.
Die Berliner GroKo will den landesweiten Stab an Lehrkräften in ihrer Legislaturperiode soweit vergrößern, dass es künftig nicht mehr zu Unterrichtsausfall kommen muss. Dazu “prüft die Koalition Möglichkeiten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Entlastung des pädagogischen Personals“. Auch der von der “Rot-Rot-Grünen-Regierung“ geforderte Quereinstieg für Lehrkräfte soll beibehalten und “verstetigt“ werden. In diesem Zusammenhang “wird der Quereinstieg von Ein-Fach-Lehrkräften in Mangelfächern geprüft.“ Andere Mittel zur Behebung des Berliner Lehrermangels sind die “Lehrkräfteverbeamtung“ und die “schnellstmögliche Umsetzung des Nachteilsausgleich für tarifbeschäftigte Lehrkräfte“. Internationale Fachkräfte sollen durch die “Entbürokratisierung und Beschleunigung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse“ ebenfalls schneller in Berliner Schulen integriert werden.
Um den Prozess der Digitalisierung voranzutreiben plant die Koalition “alle öffentlichen Schulen an das gigabitfähige Breitbandnetz anzuschließen und die Bezirke beim Abruf der Mittel aus dem Digitalpakt Schule und Ausbau der IT-Infrastruktur zu unterstützen“. Man wolle “sich auf Bundesebene für einen Digitalpakt 2.0 einsetzen“, heißt es weiterhin im Koalitionsvertrag. Ebenfalls wird als Ziel genannt, dass an allen Berliner Schulen eine permanente IT-Betreuung installiert wird.
Des Weiteren sprechen sich CDU und SPD im Koalitionsvertrag für das Vorantreiben der Berliner Schulbauoffensive aus und wollen diesbezüglich die finanziellen Mittel verdoppeln. Die Parteien bekennen sich darüber hinaus zum mehrgliedrigen Schulsystem, Schulen in freier Trägerschaft und dem Landesprogramm “Schulsozialarbeit“. Nicht zuletzt widmet sich der Koalitionsvertrag der Weiterentwicklung der Inklusion, der Förderung von Mehrsprachigkeit und der Integration geflüchteter Kinder in den Regelschulbetrieb.
Den ganzen Koalitionsvertrag findet Ihr hier.
Potsdam. Britta Ernst, seit 2017 Ministerin für Bildung, Jugend und Sport in Brandenburg, ist am Montag offiziell zurückgetreten. Als Grund nannte sie Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Landtagsfraktion ihrer Partei, deren “Geschlossenheit nicht mehr gegeben” sei.
Die SPD-Politikerin und Ehefrau von Bundeskanzler Olaf Scholz stand wegen ihrer Bildungspolitik seit langem in der Kritik von Fachverbänden, Schulen und Vertretern der Opposition im Landtag. Der Landeselternrat warf ihr im Dezember 2021 “Versäumnisse bei der Organisation des Unterrichts in Pandemiebedingungen” vor und forderte damals ihren Rücktritt. Zuletzt habe es jedoch konstruktive Gespräche gegeben. Als KMK-Präsidentin stand sie für einen lockeren Kurs in der Pandemiepolitik.
"Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir die anstehenden Herausforderungen nur mit maximaler Geschlossenheit bewältigen werden", erklärte Ernst ihren Schritt. "Diese Geschlossenheit ist nicht mehr gegeben" so Ernst in ihrer Rücktrittserklärung.
Ein Grund dafür könnte ihr Krisenmanagement beim Lehrermangel in Brandenburg gewesen sein, Ernsts Maßnahmenplan war höchst umstritten. Aktuell gibt es im Bundesland einen Bedarf an 1.800 Lehrer:innen. 600 von diesen Stellen werden wohl offen bleiben.
Ihre Pläne zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels im Bundesland sahen vor, 200 nicht besetzte Lehrerstellen in Arbeitsplätze für Verwaltungsfachkräfte und Schulsozialarbeiter umzuwandeln. Darüber hinaus sollten Lehrerwochenstunden gekürzt werden, die für Extra-Unterricht wie Förderunterricht und flexibles Lernen eingesetzt werden. Die Pläne stießen auf die scharfe Kritik von Seiten der Opposition, aber auch innerhalb der SPD selbst. Der Rücktritt habe “seine Gründe in der verfehlten Bildungspolitik", sagte die bildungspolitische Sprecherin der Linken im Brandenburger Landtag, Kathrin Dannenberg, gegenüber dem RBB. In den Augen der Opposition hat Ernst insbesondere in den Bereichen Lehrermangel und Digitalisierung zu wenig geliefert.
Vorschläge seien immer “von oben herab” gemacht worden und nicht auf den Konsens von Schulen und Kitas gestoßen, kritisierte Brandenburgs GEW-Landesvorstand Günther Fuchs.
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bedankte sich bei Ernst für “Weitsicht, Mut und Durchsetzungswillen" und überreichte ihre Entlassungsurkunde samt Blumenstrauß. Ihre Nachfolge tritt nun Bildungsstaatssekretär Steffen Freiberg an.
Wie es jetzt für die 62-jährige weitergeht und welche Maßnahmen stattdessen getroffen werden um Brandenburgs Lehrermangel in den Griff zu bekommen, bleibt abzuwarten. Auf ihren Nachfolger, Steffen Freiberg, der als Digitalisierungsaffin gilt, warten jedenfalls große Herausforderungen.
In einer zunehmend digitalen Welt wird die Rolle der Bildung immer wichtiger, um die nächste Generation auf die Herausforderungen von morgen vorzubereiten. Jacob Chammon ist ein Digitalisierungsexperte, der sich seit Jahren für die Digitalisierung der Schulen einsetzt. Er ist Vorstand im Forum Bildung Digitalisierung, einem Netzwerk von Experten, das sich für die Förderung digitaler Bildung einsetzt. In diesem Interview sprechen wir mit Jacob Chammon über die Bedeutung der Digitalisierung für die Bildung, den aktuellen Stand des Digitalpakts und die Rolle des Forum Bildung Digitalisierung bei der Umsetzung von digitalen Lernkonzepten in der Schule.
Jacob Chammon ist seit dem 1. April 2020 geschäftsführender Vorstand des Forum Bildung Digitalisierung. Er war Schulleiter der Deutsch Skandinavischen Gemeinschaftsschule in Berlin und hat dort gemeinsam mit dem Kollegium wichtige Entwicklungsprozesse hin zu einer digitalen Schule angestoßen sowie die Weichen für einen fächerübergreifenden und projektorientierten Unterricht in einer Kultur der Digitalität gestellt. Wir sprachen mit ihm über den Digitalisierungsstand der deutschen Schulen, dem Digitalpakt und dem Forum Bildung Digitalisierung.
Lehrer-News: Welche Rolle spielt die Vernetzung von Schulen und Bildungseinrichtungen bei der Digitalisierung der Bildung?
Chammon: Die Vernetzung und der Austausch der unterschiedlichen Akteur:innen sind entscheidend, damit die digitale Transformation des Systems Schule gelingen kann. Als Forum Bildung Digitalisierung wollen wir mit unseren Formaten aufzeigen, dass niemand allein ist und wir viel voneinander lernen können. Dazu haben wir zum Beispiel mit dem LabBD einen Dialog- und Experimentierraum für Schulleitungen, Schulträger und Schulaufsichten geschaffen, in dem wir die gemeinsame Zusammenarbeit und den ko-konstruktiven Austausch zwischen den Akteur:innen anregen und sie im Prozess bei der Gestaltung digitaler Bildung begleiten und unterstützen. Lehrkräfte und Schulleitungen müssen nicht jedes Mal wieder von Null anfangen. Es geht darum, Erfahrungen, gute Beispiele, Materialien oder Konzepte miteinander zu teilen und ko-konstruktiv an Lösungen zu arbeiten. Diese Kultur des Teilens und das gemeinsame Lernen sind für Transformationsprozesse unerlässlich. Am Ende müssen dann die einzelnen Aktivitäten der unterschiedlichen Akteur:innen im Austausch miteinander abgestimmt und die bestmögliche Lösung für die Schule vor Ort gefunden werden. Unserer Erfahrung nach gelingen die digitalen Transformationsprozesse dort am besten, wo Schulen in gutem Austausch mit ihrem Träger und der Schulaufsicht stehen.
Lehrer-News: Welche technischen Lösungen gibt es, um Schulen bei der Digitalisierung zu unterstützen, wie sieht es z.B. beim Thema Breitband im ländlichen Raum aus?
Chammon: Entscheidender als die Frage nach der technischen Infrastruktur ist die wirksame und lernförderliche Nutzung digitaler Potenziale in Lehr-Lern-Settings. Wie kann ich neue Möglichkeiten der Visualisierung in den Fächern nutzen? Wie kann ich Apps oder individualisierte Lernplattformen für Schüler:innen im Unterricht einbinden? Wie verzahne ich analoge und digitale Lernsituationen sinnvoll miteinander? Lehrkräfte müssen gut auf diese Fragen vorbereitet und bei der Umsetzung unterstützt werden, der Schlüssel dafür ist eine hochwertige Aus- und Weiterbildung unserer Lehrkräfte. Und natürlich müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen: Dazu gehört eine einheitliche Versorgung mit Breitband auch im ländlichen Raum, die Ausrüstung mit Endgeräten inklusive einer regelmäßigen Wartung sowie eindeutige Datenschutzregeln, welche Lehrkräfte und Schulleitungen eine sichere Nutzung digitaler Anwendungen ermöglichen.
Lehrer-News: Wie kann Digitalisierung als Mittel für mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung genutzt werden?
Chammon: Die Heterogenität der Lernenden stellt eine der größten Herausforderungen für das Bildungssystem dar. Im Sinne der Chancengerechtigkeit gilt es, die Potenziale der digitalen Technologien zu nutzen, um Lehr-Lern-Prozesse inhaltlich und methodisch individueller und kreativer zu gestalten und unterschiedliche Lernpfade für alle Schüler:innen zu ermöglichen. Neben diesen individualisierten Fördermöglichkeiten brauchen wir aber ein Umdenken im gesamten System, auch Leistungsbeurteilung oder Prüfungsformate müssen für mehr Chancengerechtigkeit an die individuellen Voraussetzungen von Schüler:innen angepasst werden. Bildungsteilhabe in einer digitalisierten Welt bedeutet zudem mehr als die Verfügbarkeit digitaler Infrastruktur für alle, sondern vor allem einen gleichwertigen Aufbau digitaler Kompetenzen unabhängig vom sozialen Hintergrund.
Lehrer-News: Welche konkreten Veränderungen können dank eurer Arbeit im Forum Bildung Digitalisierung für Schulen leichter erkenntlich gemacht werden, bzw. wie können Lehrer:innen und Schulen von eurer Arbeit profitieren?
Chammon: Als Forum Bildung Digitalisierung haben wir es uns zum Ziel gesetzt, ein vielfältiges Angebot zur Verfügung zu stellen. Wir wollen Lehrkräften und Schulen eine Plattform bieten, um miteinander in den Austausch zu gehen, sich mit anderen Akteur:innen im System Schule zu vernetzen und Good Practices sichtbar zu machen. Dazu setzen wir auf niedrigschwellige Angebote zum regelmäßigen Austausch wie unsere Community Calls oder veranstalten Fachtagungen und die Konferenz Bildung Digitalisierung, unsere große Jahreskonferenz, die sich mittlerweile zur Leitkonferenz für gute Schule in der digitalen Welt im deutschsprachigen Raum entwickelt hat. In Kooperation mit unseren Mitgliedsstiftungen haben wir zum Beispiel ein Konzept zur digitalisierungsbezogenen Schulleitungsqualifizierung entwickelt. In diesem Zusammenhang pilotieren wir in diesem Jahr eine mehrteilige Train-the Trainer-Qualifizierung, um den Transfer in staatliche Angebotsstrukturen zu unterstützen. Wir verstehen uns aber auch als Experte und Kurator für zukunftsweisende Konzepte und Strategien und informieren über unser Online-Magazin Plan BD über diverse Themen im Zusammenhang mit Schule in der Kultur der Digitalität.
Lehrer-News: Was muss beim Kompetenzerwerb von Lehrer:innen im Umgang mit digitalen Technologien getan werden?
Chammon: Wir leben in einer digital geprägten Gesellschaft. Schule muss Kinder und Jugendliche deshalb dazu befähigen, aktiv und selbstwirksam an dieser Gesellschaft teilzuhaben. Um das zu ermöglichen, brauchen Lehrkräften digitale Kompetenzen und vor allem auch die Kompetenz, die schnelllebigen Veränderungen akzeptieren und annehmen zu können. Dazu ist auf der einen Seite eine Weiterentwicklung der Fachdidaktik notwendig, welche die neuen Möglichkeiten in der Kultur der Digitalität des jeweiligen Faches berücksichtigt. Auf der anderen Seite sind aber auch neue Qualifizierungskonzepte erforderlich, damit Lehrkräfte bestmöglich auf den Job vorbereitet werden. Dabei sollten wir offen sein für neue Konzepte und Denkanstöße, sei es Design Thinking, Ko-Teaching oder Deeper Learning.
Lehrer-News: Wie können Schulen sicherstellen, dass digitale Technologien nicht dazu führen, dass Schüler:innen sich zu sehr von ihren eigenen Lernprozessen abhängig machen, Stichwort Digitalpakt: Was ist der aktuelle Stand und was muss noch getan werden?
Chammon: Bei allen bildungspolitischen Debatten sollten wir nicht vergessen, um wen es bei der Diskussion eigentlich geht: die Kinder und Jugendlichen. Anstatt abzuwarten und sich über Zuständigkeiten zu streiten, sollten wir endlich damit beginnen, Lösungen zu suchen! Das erfordert ein Kooperationsgebot und eine ernsthafte Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen sowie strukturelle Reformen. Vor allem sollten wir damit aufhören, immer nur über Kinder und Jugendliche zu sprechen, sondern die Perspektiven der Schüler:innen noch viel stärker in die Diskussion einzubeziehen.
Lehrer News: Vielen Dank für das Interview!
Was denkt ihr über den Stand der Digitalisierung und die Aussagen von Jacob Chammon? Schreibt uns eure Meinung oder eurer Feedback in die Kommentare!
Zu Beginn unserer Themenwoche "Zukunft der Bildung" haben wir uns die Frage gestellt, wie die Schule von morgen aussehen könnte, danach sind wir auf aktuelle Trends und Zukunft der Pädagogik eingegangen. Heute soll es ausführlich um die Thematik der Digitalisierung unseres Bildungswesens gehen.
In Deutschland schreitet die Digitalisierung weiter voran, auch in Schulen. Die jüngere Generation lernt bereits den Einsatz neuer Technologien und wie sie mit deren Hilfe Wissen erwerben kann. Einige Schulen haben bereits schulinterne Netzwerke eingerichtet und ihre Schüler mit Tablets oder Notebooks ausgestattet. Interaktive Whiteboards werden auch immer häufiger eingesetzt und ersetzen die herkömmlichen Schultafeln. Nicht selten müssen Lehrkräfte noch immer ihre eigenen Laptops zur Vorbereitung des Unterrichts nutzen, da sie nicht darauf warten können, dass die Schule ihnen diese Geräte bereitstellt. Wo steht die Digitalisierung unserer Schulen im Jahr 2023?
Digitale Medien haben viele Vorteile für Schüler und Lehrkräfte. Sie ermöglichen es beispielsweise, den Schulranzen zu entlasten, indem die Bücher auf Tablets oder Notebooks gespeichert werden. Apps erleichtern die Arbeit und Schüler können ihre Referate am eigenen Medium vorbereiten und präsentieren. Auch das gemeinsame Arbeiten an Projekten gelingt oft besser.
Es gibt jedoch noch einige Schwierigkeiten bei der Digitalisierung an Schulen, die unter anderem im Rahmen des von der Bundesregierung aufgelegten Digitalpakts angegangen werden sollen. Wo stehen wir hier bei der Umsetzung?
Der Digitalpakt Schule hat ein Budget von 6,5 Milliarden Euro. Ziel ist es, eine zeitgemäße digitale Bildungsinfrastruktur flächendeckend aufzubauen. Allerdings sind bis Ende 2021 nur etwa 1,2 Milliarden Euro abgeflossen und weitere 2,4 Milliarden Euro wurden bewilligt, aber noch nicht ausbezahlt. Ein weiteres Problem ist, dass die Schüler oft besser mit den digitalen Geräten umgehen können als die Lehrer. Die Forscher der mmb-Studie haben untersucht, wie Schulen, Politik und Verwaltung besser zusammenarbeiten können, aber laut den Recherchen des Handelsblatts.de verhalten sich alle Beteiligten bisher eher "eigensinnig" und es fehlt an vernetztem Denken und Handeln. Die Lehrenden denken eher an die Anschaffung von Geräten, die ihren didaktischen Vorstellungen entsprechen, während Schulträger darauf achten müssen, dass die Geldverteilung förderrechtskonform ist und Datenschutzbehörden die Vorgaben der DSGVO beachten müssen. Landesbehörden agieren oft auf einer höheren Ebene und berücksichtigen nicht unbedingt die konkreten Bedürfnisse der Schulen vor Ort. Einige Probleme können von den Schulen selbst nicht gelöst werden, wie zum Beispiel der Breitbandausbau oder der Fachkräftemangel im IT-Sektor, was die Digitalisierung der Schulen bremst.
Bevor Schulen von den Vorteilen des Digitalpakts profitieren können, müssen sie zuerst ein aufwendiges Antragsverfahren durchlaufen. Hierbei müssen Schulen ein Konzept erstellen, in dem sie angeben, welche digitale Ausstattung sie benötigen, wie die Schule bereits ausgestattet ist, was gebraucht wird, warum und wie Lehrerinnen und Lehrer für die Nutzung der Technologie qualifiziert werden sollen. Dieses Konzept muss dann an die Schulträger weitergeleitet werden, die in der Regel Städte, Gemeinden oder Landkreise für öffentliche Schulen oder Vereine oder Religionsgemeinschaften für Privatschulen sind. Die Schulträger stellen dann einen Förderantrag beim Land, indem sie die Anträge der Schulen bündeln und einen Gesamtantrag stellen. Das Land prüft dann den Antrag und bewilligt ihn gegebenenfalls, sodass die beantragten Geräte oder Software bestellt oder installiert werden können. Das Geld wird jedoch erst freigegeben, wenn der gesamte Prozess abgeschlossen ist.
Nach Ansicht der Bildungsgewerkschaft VBE sind die Antragsverfahren für Fördergelder aus dem Digitalpakt, die zwar im Zuge von Corona vereinfacht wurden, immer noch zu kompliziert. Der Vorsitzende des VBE, Udo Beckmann, schlug eine Vereinfachung und mehr Unterstützung der Schulen vor, damit das Geld schneller und einfacher dort ankommt.
Das Bundesbildungsministerium bietet hier eine Übersicht über Förderrichtlinien, zuständige Stellen und Beratungsmöglichkeiten in den jeweiligen Bundesländern an.
Obwohl die Zustimmung zum Digitalpakt hoch ist, kommt es drei Jahre nach der Einführung immer noch zu wenig in den Schulen an. Eine Umfrage unter Lehrkräften im Dezember 2020 und April 2022 ergab, dass 61% bzw. 66% der Befragten der Meinung sind, dass ihre Schule unzureichend auf die Ausstattung mit digitalen Medien vorbereitet ist. Auch Eltern schulpflichtiger Kinder sehen großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung der Schulen. Eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem April 2021 zeigt, dass 77% der Eltern der Meinung sind, dass die Digitalisierung der Schulen zu langsam voranschreitet. 83% sind der Ansicht, dass verstärkt in IT und Ausstattung mit digitalen Endgeräten investiert werden sollte. Die derzeitige digitale Ausstattung der Schulen wird nur mit einer 3- bewertet, während die Versorgung mit WLAN in Klassenräumen sogar nur mit einer 4+ bewertet wird.
In Deutschland gibt es derzeit einen großen Lehrermangel und zugleich sinken die Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Die Digitalisierung allein kann diese großen Herausforderungen nicht lösen, jedoch können digitale Anwendungen Lehrerinnen und Lehrern helfen, Zeit zu sparen bei der Korrektur von Tests und bei der Vorbereitung von Unterrichtsstunden und Übungen. Diese Zeit können sie stattdessen für einen intensiveren Austausch mit ihren Schülern und Schülerinnen nutzen. Außerdem können digitale Lernprogramme dazu beitragen, dass sich die Schule zu mehr Selbstständigkeit, Gerechtigkeit, Kreativität und Teamarbeit entwickelt. Trotzdem ist künstliche Intelligenz in deutschen Klassenzimmern noch selten und wird meist nur von Lehrkräften genutzt, die sich dafür begeistern. Es gibt nicht nur einen Grund, warum Deutschland in Bezug auf die Digitalisierung im Bildungsbereich zurückhaltend ist, sondern es ist eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Zum einen fehlen immer noch Geräte für Schüler und Lehrer, und es gibt zu wenig fachkundige Menschen, die Laptops und Tablets einrichten können. Digitale Angebote von freien Anbietern sind zwar vielfältig, aber oft nicht durchschaubar für technische Laien und entsprechen nicht den hohen Anforderungen des deutschen Datenschutzes. Hinzu kommt eine föderale Struktur, die dazu führt, dass jede Schule alles allein erarbeiten, beantragen, erlernen und einrichten muss.
Um diesen Zustand zu verbessern, hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission gefordert, wissenschaftlich überprüfte Lernmaterialien zentral zu entwickeln und allen zur Verfügung zu stellen. Zudem sollten alle Pädagogen und Pädagoginnen aus- und fortgebildet werden.
Allerdings gibt es auch eine große Skepsis vieler Lehrkräfte, die bis vor Corona eher auf die Gefahren der Digitalisierung fokussiert waren, als auf die Chancen. Oft verwechseln sie auch die wenig attraktiven Lösungen für den Corona-Fernunterricht, wie etwa den Frontalunterricht über eine Videokonferenz, mit pädagogisch wertvollem Digitalunterricht. Manchmal steckt hinter der Skepsis auch die alte Angst, dass Lehrkräfte dauerhaft durch Maschinen ersetzt werden könnten. Dabei haben Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen während der Schulschließungen deutlich gespürt, wie wichtig die echten Kontakte zwischen den Kindern, aber auch zu ihren Lehrer:innen und Erzieher:innen sind. Lernen ohne Beziehungen funktioniert nicht.
Wie bewerten Expert:innen den Stand der Digitalisierung an Schulen in Deutschland? Dazu lest ihr mehr in unserem Interview mit Jacob Chammon. Schreibt uns auch gerne eure Meinung zur Digitalisierung an deutschen Schulen in die Kommentare!
Im Jahr 2023 ist der Ramadan vom 23. März bis zum 21. April angesagt. Für Muslime auf der ganzen Welt hat damit die Fastenzeit begonnen. In muslimischen Ländern werden die Straßen mit Lichtern geschmückt und die Moscheen sind gefüllt, aber auch in Deutschland werden Millionen von Muslime den Ramadan begehen, darunter auch Schüler:innen. Was der Ramadan genau bedeutet und wie ihr als Lehrkraft am besten damit umgeht, wenn eure Schüler fasten, erklären wir euch in diesem Artikel.
An sich ist der Ramadan, übersetzt als ‘Brennendes Feuer' der neunte Monat im islamischen Kalender, welcher auf dem Mondzyklus basiert. Im Islam läutet der Ramadan die Fastenzeit ein, die allerdings laut dem herkömmlichen Kalender jedes Jahr zu anderen Zeiten ist. Der islamische Kalender hat nur 354 bis 355 Tage im Schaltjahr, weswegen sich die Fastenzeit immer um 10 Tage verschiebt. So erleben Muslime die Fastenzeit mit den Jahren in allen Jahreszeiten. Die Bedeutung der Fastenzeit im Glauben ist stark verankert als eine der fünf Säulen des Islams, zusammen mit dem Glaubensbekenntnis, dem Gebet, der sozialen Pflichtabgabe und der Pilgerfahrt nach Mekka.
Beim Fasten selbst werden alle körperlichen Bedürfnisse eingeschränkt. Es wird nicht gegessen oder getrunken, vom Morgengrauen (Imsak), bis zum Sonnenuntergang (Aksam). In derselben Zeit wird auch nicht geraucht und auch sexueller Kontakt soll vermieden werden. Nach Sonnenuntergang ist allerdings alles wieder erlaubt. Beim üppigen Fastenbrechen, auch Iftār genannt, wird reichlich aufgetischt. Der muslimische Prophet brach seins mit einer Dattel, was ihm bis heute einige Nachtun. Des Weiteren sollen während des gesamten Ramadan Lügen oder Streit vermieden werden. Der Religionsgründer Mohammed soll einst gesagt haben: “All diejenigen, die das Lügen nicht vermeiden, auf deren Fasten legt Allah keinen Wert”. In vielen islamischen Ländern ist außerdem das Zuckerfest (das Fastenbrechen am Ende des Ramadans) ein Feiertag wie in Deutschland Christi Himmelfahrt.
Die Wirkung von Fasten ist mittlerweile sogar Gegenstand der Neurowissenschaften. Die Idee dahinter ist, den Geist durch den körperlichen Entzug von Nahrung zu schärfen. Die spirituelle Weiterentwicklung soll durch innere Einkehr gefördert und Ablenkungen vermieden werden. Man kann daher Fasten statt Verzicht, auch als eine Art Fokussierung betrachten. Darüber hinaus soll durch das Hungern und Dursten Empathie für die Armen und Leidenden geweckt werden.
Es handelt sich um einen nicht ganz stressfreien Prozess, weshalb auch nicht alle mitmachen müssen. Jüngere Kinder unter 14, Kranke, Schwangere und Ältere sind vom Fasten freigestellt.
Der Ramadan stellt nicht nur für die Fastenden, sondern auch für die Lehrkräfte eine große Herausforderung dar. Eine Schulgemeinschaft kann nicht einfach Andersgläubige ausschließen, und die Religionsfreiheit ist im Grundgesetz verankert. Dennoch bietet das Fasten selbst interne Probleme an der Schule. Die Schüler:innen können, besonders bei Hitze, Schwächeanfälle oder sogar Kreislaufkollaps erleiden. Es gibt auch Fälle, bei denen muslimische Kinder ihre Medikamente zum Teil des Fastens machen. Daniela Töpfer, Sozialpädagogin an einer Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen, bemerkte dies bei einem Jungen mit ADHS. Seine Hibbeligkeit störte den Unterricht. Auch können fastende Schüler:innen allgemein nicht ihr Bestes im Unterricht oder bei Prüfungen geben.
Unter anderem gibt es deswegen Kompromisse. Bei der Deutschen Islam Konferenz 2009 wurde beispielsweise beschlossen dass Fasten verschoben werden kann sofern es den Noten schadet. "Im Islam ist es nicht erwünscht, dass wegen des Fastens die Leistungen in der Schule schlechter werden", heißt es in einer Erklärung der Konferenz.
Sofern man allerdings in der Lage ist, werden Muslime dazu ermutigt, den Ramadan anzutreten. In vielen Communities ist eine Teilnahme ab der fünften Klasse üblich. Dennoch geht der Alltag normal weiter, so auch in der Schule. Wie können fastende Schüler:innen also unterstützt werden, ohne dass der Lernerfolg leidet? Schließlich ist nicht jeder Pädagoge oder jede Pädagogin gleich Experte in Sachen Ramadan.
Zu Beginn ist es hilfreich, über die Tradition aufzuklären und die Eltern als auch die anderen Schüler:innen zu informieren und sensibilisieren. Ein Rundschreiben könnte rausgeschickt werden, in dem die wichtigsten Fakten genannt werden.
In diesem Kontext bietet der Ramadan eine gute Gelegenheit, die Religion und seine Mitmenschen besser kennenzulernen. Viele Moscheen bieten bei Sonnenuntergang sogar freie Mahlzeiten an. Lehrkräfte könnten dies als außerschulische Aktivität zur Förderung der interkulturellen Kompetenz in Erwägung ziehen.
Abgesehen davon gibt es einige Wege, die Situation angenehmer für die Fastenden zu machen. Konkret könnte man beispielsweise Möglichkeiten geben, die Schüler:innen während der Essenspausen zu beschäftigen, ohne dass Essen dabei ist und Schulfeste möglicherweise nach hinten verschieben. Gebetsräume zu separieren, in denen die muslimischen Schüler:innen ihre sechs Tagesgebete abhalten können, wäre ebenfalls eine mögliche Geste. Andere individuelle Lösungen mit Absprache der Eltern sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden, um eventuell dauerhafte Regelungen zu erstellen. Darunter fallen Kompromisse, wie eine Wasserflasche zum Sportunterricht mitzunehmen als Trinkmöglichkeitm und dagegen auf Süßigkeiten verzichten. Auch sollte das Gespräch mit muslimischen und nichtmuslimischen Jugendlichen gesucht werden, um Respekt zu schüren. Das Fasten ist eine Individuelle Sache zwischen einer Person und ihrem Glauben und sollte nicht zur herabwürdigung und disrkiminierung dienen. Bei Repressalien sollten Lehrkräfte einschreiten und ‘Kulturkämpfe’ vermeiden.
Der Psychologe und Muslim Ahmad Mansour hat auch einige Erfahrungen gemacht mit dem Fasten in Schulen. So wurde er einmal von einer Grundschullehrerin angesprochen, die ihm mitteilte, einer ihrer Schüler sei fast ohnmächtig geworden. Er mahnt dazu, den Ramadan nicht als Entschuldigung zu nutzen, um sich Prüfungen oder der Schulpflicht zu entziehen. "Ich erwarte von den Verbänden, dass sie den Eltern in den Gemeinden am Freitag in aller Deutlichkeit sagen: "Die Schule in Deutschland hat Vorrang, die Schulpflicht ist enorm wichtig”, so Mansour gegenüber dem NDR.Eine Berliner Schule hat zu dem Thema eine Infobroschüre herausgebracht, die ihr hier herunterladen könnt.
Was aber jeder tun kann, ist Respekt zu zeigen und die Bräuche anderer Religionen zu respektieren. Auch wenn das manchmal nur heißt, nicht demonstrativ vor fastenden Schüler:innen zu essen.
Habt ihr schon Erfahrungen mit dem Ramadan gesammelt, wie geht ihr in eurer Klasse damit um? Teilt es uns doch in den Kommentaren mit!
Die Digitalisierung hat den Pädagogik- und Bildungssektor nachhaltig verändert. Es gibt zahlreiche Trends, die sich in diesem Bereich abzeichnen, wie E-Learning, Mobile Learning oder Gamification. Diese Entwicklungen ermöglichen neue Formen des Lernens und fördern eine individualisierte und flexible Wissensvermittlung. Durch Einsatz digitaler Tools und Lernplattformen können Lehrende den Unterricht interaktiver und abwechslungsreicher gestalten. In Zukunft werden wir wahrscheinlich eine noch stärkere Integration von digitalen Technologien im Bildungssektor sehen, die es Schüler:innen ermöglicht, ihr Wissen noch individueller und praxisorientierter zu erwerben. Die Didaktik wird sich somit zunehmend auf die Förderung von Selbstständigkeit, Kreativität und kritischem Denken fokussieren, um den Anforderungen einer sich schnell verändernden Arbeitswelt gerecht zu werden. Diese und weitere Themen werden wir in unserer Themenwoche “Zukunft der Bildung” beleuchten.
Digitale Tools können den Alltag von Lehrkräften erheblich erleichtern. Sie ermöglichen nicht nur eine effiziente Organisation des Unterrichts, sondern fördern auch eine aktive Beteiligung der Klasse. Lehrer:innen können so Zeit sparen und sich auf das Wesentliche konzentrieren: die Vermittlung von Wissen und die individuelle Förderung.
Die Gruppeneinteilung im Unterricht kann eine schwierige Aufgabe für Lehrkräfte sein. Ein Zufallsgenerator kann helfen, indem er zufällige Gruppeneinteilungen erstellt. Dadurch wird sichergestellt, dass die Gruppen fair zusammengestellt werden und dass alle Schüler:innen die gleiche Chance haben, mit verschiedenen Klassenkamerad:innen zusammenzuarbeiten. Eine schnelle und unkomplizierte Gruppeneinteilung lässt sich zum Beispiel mit dem UltimateSolver.com Zufallsgenerator vornehmen.
Quizze sind eine beliebte Methode sowohl im digitalen als auch im Präsenzunterricht, um das Wissen von Schüler:innen zu testen und zu fördern. Durch ihre interaktive und unterhaltsame Gestaltung können Quizze die Lernmotivation der Schüler:innen steigern und helfen, den Unterrichtsstoff auf spielerische Weise zu vermitteln. Es gibt eine Vielzahl von Tools und Plattformen, die es Lehrkräften ermöglichen, digitale Quizze zu erstellen und durchzuführen. Einige der bekanntesten sind Kahoot!, Quizlet und Quizizz. Diese Tools bieten verschiedene Funktionen wie zum Beispiel das Erstellen von Multiple-Choice-Fragen, das Hinzufügen von Bildern und Videos oder die Möglichkeit, den Fortschritt der Schüler:innen in Echtzeit zu verfolgen. Sie bieten die Möglichkeit, Quizfragen zu erstellen, Fortschritte zu verfolgen und individuelle Rückmeldungen zu geben. Durch den Einsatz von digitalen Quizzen kann der Unterricht abwechslungsreicher und ansprechender gestaltet werden und Schülerinnen und Schüler werden motiviert, sich aktiv am Unterrichtsgeschehen zu beteiligen. Spielerischer Wettkampf kann außerdem den Ehrgeiz steigern.
Anschaulichkeit und Interaktivität sind wichtige Aspekte im modernen Unterricht. Ideensammlungen, wie MindMaps oder andere kreative Formen der Visualisierung, bieten Schüler:innen die Möglichkeit, ihr Wissen zu strukturieren und weiter zu vertiefen. In Fächern wie Biologie, Geschichte oder auch Mathematik können komplexe Zusammenhänge so auf eine übersichtliche und verständliche Weise dargestellt werden. Die Interaktivität von digitalen Tools wie Padlet, Mentimeter, Coogle oder Lucidchart erlaubt es den Lernenden, gemeinsam an der Erstellung von Ideensammlungen zu arbeiten und so ihr Wissen zu teilen und zu erweitern. Dadurch wird der Unterricht dynamischer und schafft Raum für eine aktive Beteiligung der Schüler:innen. Die Visualisierung kann später ebenfalls als Lerngrundlage genutzt werden.
E-Learning ermöglicht es, Wissen digital zu vermitteln und auf vielfältige Weise zugänglich zu machen. Dabei geht es nicht darum, analoge Wissensvermittlung zu ersetzen, sondern diese durch digitale Möglichkeiten zu ergänzen und zu erweitern. Digitale Tools und Plattformen können helfen, den Lernprozess individueller und abwechslungsreicher zu gestalten, ohne dabei den persönlichen Kontakt zwischen Lehrenden und Lernenden zu vernachlässigen. Wenn Digitalisierung und Wissensvermittlung im Einklang stehen, kann ein effektiver und erfolgreicher Lernprozess entstehen.
E-Learning-Plattformen bieten Lehrkräften die Möglichkeit, Lernmaterialien und Videos zur Verfügung zu stellen. Diese Plattformen erleichtern die Organisation des Unterrichts und ermöglichen eine flexible und individualisierte Wissensvermittlung. Ein Beispiel für eine solche Plattform ist Moodle, eine Open-Source-Plattform, auf der Lehrkräfte Lehrmaterialien hochladen, Diskussionsforen einrichten oder Aufgaben und Tests erstellen können. Moodle wird heute schon an vielen Hochschulen und Universitäten genutzt. Plattformen dieser Art können den Unterrichtsalltag erheblich erleichtern und Schüler:innen die Möglichkeit geben, selbstständig und in ihrem eigenen Tempo zu lernen, auch von zuhause aus. Wir ihr Moodle am besten nutzt, haben wir euch in einem Interview zusammengefasst.
Eine virtuelle Lernumgebung bietet Schüler:innen die Möglichkeit, in einer interaktiven und digitalen Welt zu lernen und zu experimentieren. Diese virtuellen Lernumgebungen reichen von virtuellen Laboren bis hin zu Simulationen von historischen Ereignissen oder wissenschaftlichen Experimenten. Ein Beispiel ist die PhET Interactive Simulations der University of Colorado Boulder, die interaktive Simulationen in Physik, Mathematik, Chemie und anderen Naturwissenschaften anbietet. Lehrer:innen können diese virtuellen Lernumgebungen nutzen, um das Verständnis der Schülerinnen und Schüler zu fördern, indem sie ihnen die Möglichkeit geben, selbstständig zu lernen und zu experimentieren sowie den Umgang mit IT zu schulen.
Die fortschreitende Digitalisierung hat dazu geführt, dass wir heute nahezu alle Informationen auf unserem Smartphone abrufen können. Die Bildung hat diesen Trend erkannt und es gibt zahlreiche Apps, die Wissen in Form von Videos, interaktiven Übungen oder Quizzen bereitstellen. Ein Beispiel für eine solche App ist Duolingo, mit der Sprachkurse absolviert werden können, oder StudySmarter, eine App, die Unterrichtsmaterialien in verschiedenen Fächern und Lernen mit Karteikarten anbietet. Lehrkräfte können solche Apps nutzen, um Lernenden auch außerhalb des Unterrichts Lernmaterialien zur Verfügung zu stellen. So können die Schüler:innen beispielsweise auf dem Schulweg oder in ihrer Freizeit Vokabeln üben oder ihr Wissen erweitern und vertiefen.
Die Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten für die analoge Wissensvermittlung durch digitale Didaktik. So können beispielsweise klassische Unterrichtsmethoden wie Frontalunterricht oder Gruppenarbeit durch den Einsatz von digitalen Tools und interaktiven Methoden erweitert werden. Der Einsatz digitaler Medien eröffnet Lehrkräften neue Perspektiven, um den Unterricht ansprechender und abwechslungsreicher zu gestalten und so den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler zu steigern.
Kooperatives Lernen im Kontext der analogen Wissensvermittlung ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, aktiv am Lernprozess teilzunehmen, Wissen auszutauschen und gemeinsam Probleme zu lösen. Hierbei kann die Digitalisierung einen Mehrwert bieten, indem sie beispielsweise den Einsatz von Online-Plattformen oder digitalen Tools zur gemeinsamen Erstellung von Präsentationen, Mindmaps oder Gruppenarbeiten erleichtert. Durch die Kombination von analogen und digitalen Methoden kann das kooperative Lernen im Unterricht optimiert werden und einen größeren Lernerfolg erzielen.
Die Planung von Unterricht und die Bereitstellung von Lernmaterial ist eine wichtige Aufgabe von Lehrkräften. Hierbei kann die Digitalisierung und digitale Didaktik helfen, den Arbeitsaufwand deutlich zu reduzieren und Lehrkräfte zu entlasten. Digitale Tools und Plattformen ermöglichen es, Unterrichtsmaterialien einfach zu erstellen, zu bearbeiten und zu teilen. Die Verwendung von Online-Plattformen und -Tools ermöglicht es Lehrer:innen, Unterrichtsmaterialien zentral zu speichern und schnell auf diese zuzugreifen. Dadurch können Materialien auch einfacher aktualisiert und angepasst werden.
Um die Potenziale der Digitalisierung und der digitalen Didaktik voll ausschöpfen zu können, bedarf es allerdings auch einer guten technischen Ausstattung der Schulen sowie teilweise eigener Endgeräte auf Seiten der Schüler. Lehrkräfte benötigen außerdem Schulungen, um digitale Tools und Plattformen effektiv in ihren Unterricht zu integrieren und Lernmaterialien bereitzustellen. Nur so können sie ihren Schüler:innen ein zeitgemäßes und zukunftsorientiertes Lernumfeld bieten, das den Anforderungen der modernen Arbeitswelt entspricht.
In diesem Artikel haben wir verschiedene Aspekte der digitalen Didaktik beleuchtet, wie z.B. digitale Tools für den Unterricht, E-Learning-Plattformen, virtuelle Lernumgebungen, kooperatives Lernen, Bildungs-Apps und die Entlastung von Lehrkräften durch die Digitalisierung. Schulungen für Lehrkräfte, eine gute technische Ausstattung der Schulen sind dabei unabdingbar. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Zukunft der digitalen Didaktik eine effektivere, kollaborative und individuelle Lernumgebung für Schülerinnen und Schüler schaffen kann.
Digitale Didaktik wird die Rolle der Lehrkräfte in der Zukunft verändern. Diese wird sich zunehmend auf die Förderung von Selbstständigkeit, Kreativität und kritischem Denken konzentrieren, um den Anforderungen einer sich schnell verändernden Arbeitswelt gerecht zu werden. Lehrkräfte werden vermehrt als Lernbegleiter fungieren und den Schüler:innen helfen, ihre individuellen Ziele zu erreichen. Die Zukunft der digitalen Didaktik wird somit stark davon abhängen, wie gut Schulen und Lehrkräfte auf Veränderungen vorbereitet sind.
Supervised Learning (überwachtes Lernen) ist ein Teilgebiet des maschinellen Lernens. In diesem Kontext meint Lernen die Fähigkeit einer künstlichen Intelligenz, Gesetzmäßigkeiten nachzubilden. Mit dem überwachten Lernen können Algorithmen aus historischen Daten lernen und sie auf unbekannte Eingaben anwenden, um die richtige Ausgabe abzuleiten. Ziel ist es, eine genaue Mapping-Funktion zu erzeugen, die es dem Algorithmus ermöglicht, die Lösung vorherzusagen, sobald eine neue Eingabe erfolgt. Supervised Learning wird häufig in Anwendungen wie Bild- und Spracherkennung oder Klassifizierung eingesetzt.
Das fischertechnik Modell „Qualitätssicherung mit KI“ stellt haptisch und begreifbar die Funktionsweise von Supervised Learning vor und macht Theorie erlebbar. Im Verstehen der Funktionsweise von Supervised Learning erlernen die jungen Nutzerinnen und Nutzer, wie intelligente Maschinen in der Industrie angewendet werden. Dadurch wird die Hürde vor dieser vielschichtigen Technologie abgebaut. Das Modell eignet sich als Schulungs-, Simulations- und Demonstrationsmodell für Bildung, Industrie und Forschung. Die fischertechnik Qualitätssicherung mit KI wird mit Werkstücken in verschiedenen Farben geliefert. Diese Werkstücke sind mit drei Bearbeitungsmerkmalen sowie verschiedenen Fehlerbildern versehen. Sie werden von der Kamera gescannt und mit Hilfe von Supervised Learning klassifiziert und einsortiert – je nach Farbe, Merkmal und Fehlerbild.
Die verwendete KI ist mit maschinellem Lernen in Tensorflow realisiert, bei dem ein künstliches neuronales Netz mit Bilddaten eintrainiert wurde. Die eingelernte KI wird auf dem fischertechnik TXT 4.0Controller ausgeführt, der für zahlreiche Anwendungen die passenden, kabellosen Schnittstellen bietet. Die Ablaufsteuerung des Modells ist in der Programmierumgebung ROBO Pro Coding und in Python implementiert.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, eigene KI-Anwendungen zu programmieren. Das Eintrainieren erfolgt über einen Algorithmus auf Basis von Python, einer universellen, höheren Programmiersprache. Für die Möglichkeit des Eintrainierens steht ein Beispielprojekt bereit.
„Mit dem Produkt möchten wir grundsätzlich sowohl problemlösendes als auch problemorientiertes Lernen fördern“, erklärt der Geschäftsführer von fischertechnik, Thomas Bußhart, den Hintergrund der Innovation. Die Stärkung von Technologiekompetenz sowie des Selbstbewusstseins, es anzuwenden, stehe dabei im Vordergrund:„Wir wollen so Einstiegshürden beim Thema Supervised Learning abbauen.“
Das Labor und Kompetenzzentrum für „Schwarmbasierte Logistik“ der Dualen Hochschule in Mosbach / Campus Bad Mergentheim fokussiert auf die Forschung im Kontext Künstliche Intelligenz mit den Schwerpunkten Schwarmintelligenz und Deep Learning. Der Campus Bad Mergentheim ist Teil der Dualen Hochschule in Mosbach und fokussiert die Lehre und Forschung zu Künstlicher Intelligenz. Prof. Carsten Müller erforscht dort die Anwendung von Schwarmintelligenz, insbesondere die Adaption von natur-inspirierten Algorithmen auf Anwendungsgebiete der Logistik. Bei seiner Forschung und Lehrtätigkeit zu Künstlicher Intelligenz mit dem Fokus auf Maschinelles Sehen wird die leistungsfähige Technologie von fischertechnik „Qualitätssicherung mit KI“ eingesetzt. „Das Zusammenspiel von Software und Haptik schafft Verständnis für Künstliche Intelligenz“,begründet Carsten Müller seine Entscheidung für fischertechnik. ImVerstehen der komplexen Vorgänge des Supervised Learning wirddeutlich, wie intelligente Maschinen in der Industrie funktionieren. „Das fischertechnik Modell ist leistungsfähig, smart und intuitiv zu bedienen und somit hervorragend dafür geeignet, Künstliche Intelligenzzu lehren“, erläutert Carsten Müller.
Weitere Informationen: http://www.fischertechnik.de
Schulabgänger:innen sehen die aktuelle Bildungslage und sind verblüfft, wie sehr sich unser Schulsystem in den letzten Jahren verändert hat. Die Corona-Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen, doch der Reformbedarf sitzt tief. In unserer Themenwoche “Zukunft der Bildung” möchten wir euch diese Woche einen Ein- und Ausblick auf die Schule von Morgen geben. Was braucht es, um die Schulen in Deutschland fit für die Zukunft zu machen? Der Präsident des deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, und die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, haben dazu einige Vorstellungen. “Lehrer News” hat zu diesem Thema mit beiden gesprochen.
Welche Ideale sollte die Bildung der Zukunft anstreben? Welche Vorstellungen sollten wir in die Zukunft tragen, um die Bildung in Deutschland für zukünftige Generationen zu verbessern?
Meidinger hat sein Ideal der Schule von Morgen bereits: “Eine gute und wertvolle Schule ist eine Bildungseinrichtung, die sehr gute Lernerfolge erzielt, an der individuelle Förderung nicht nur ein Schlagwort sondern gelebte Realität ist, an der für vielfältige Interessen und Begabungen Angebote vorhanden sind, an der ein gutes Schulklima herrscht, bei dem man sich auf Augenhöhe begegnet und wo man einen klar definierten Schulentwicklungsplan verfolgt.” Erfolg, Respekt, Vielfältigkeit und Klarheit sind seine Wünsche an die Schule. Lin-Klitzing fügt noch Sicherheit hinzu, dass die Schule ein geschützter Raum bleiben soll, “ein Ort der Ruhe, der Vertiefung, der Gründlichkeit, der realen Begegnung und der persönlichen Entwicklung”, besonders in einer sich stetig weiterentwickelnden, schnelllebigen und mental herausfordernden Welt.
Analoge und digitale Mittel sollen nutzbar gemacht werden, um die Welt auf eine Art und Weise zu erschließen, die Schüler:innen die Technik kontrollieren lässt und nicht selbst von der Technik kontrolliert werden.
Es ist absehbar, dass die Entwicklung der technischen Infrastruktur für die Digitalisierung weiterhin zu einem dominanten Feld in der Bildungspolitik entwickeln wird. Der Digitalpakt war laut Lin-Klitzing ein wichtiger Schritt, benötigt jedoch effektivere Wege um die Mittel zu vergeben und sei zu kompliziert. Eine Ressourcenverschwendung, so bemängelt sie:
“Bis heute haben viele Schulen noch gar kein Geld aus dem Digitalpakt erhalten – also fast vier Jahre nach Inkrafttreten und ein Jahr vor dem Auslaufen! Die Antragsverfahren sind viel zu kompliziert. Es kann nicht sein, dass sich Lehrkräfte vor Ort eigene Lösungen basteln müssen. Wir brauchen nicht nur eine Fortsetzung und Verstetigung des Digitalpaktes, sondern auch ein kräftiges Update, einen Digitalpakt 2.0!”
Auch Meidinger will Verbesserung, weg vom einen Digitalpakt zum nächsten, hin zu einem verlässlichen Fundament. Er merkt aber an, dass Deutschland besser dastehe, als noch vor der Pandemie, auch wenn sich der Rückstand von bis zu 10 Jahren nicht in drei Jahren leicht aufholen lasse.
Ein Zukunftsthema ist auch die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz, wie sie jüngst durch durch ChatGPT popularisiert wurde. Obwohl KI einen Nutzen für die Lehrkräfte selbst bietet, bleiben offene Fragen beispielsweise in Bezug auf das Betrugspotenzial und den Datenschutz. Laut Meidinger sei dies jedoch grundsätzlich nichts Neues. Sich “fremder” Hilfe zu bedienen sei auch in der Vergangenheit vorgekommen. Zwar ist die KI ein weitaus spezifisches Mittel, und in der Lage, komplette Texte zu erstellen, jedoch kommt es bei der Bildung nicht nur auf Hausaufgaben an. Der Erarbeitungsprozess, um sich dem Wissen zu erschließen und Verständnisfragen zu Detailwissen zu stellen, ist dabei viel bedeutsamer. Meidinger zufolge ist die KI kein Ersatz für Lehrkräfte. Stattdessen könnte sie bei der individuellen Förderung unterstützen. Auch Lin-Klitzing erkennt an, dass es eine Welt ohne KI nicht mehr geben wird. Stattdessen sollte der Prozess konstruktiv begleitet werden. Fortbildungen im Bereich ChatGPT im Unterricht sind bereits stark nachgefragt.
Die Corona-Pandemie hat deutliche Nachwirkungen und noch nie dagewesene Problematiken in der Bildung aufgezeigt, wie Isolation der Schüler:innen, psychische Probleme und Lernrückstände. Die Kultusministerkonferenz (KMK) war laut Meidinger schlichtweg nicht vorbereitet. Laut ihm ist eine Reform notwendig, mit einem unvermeidlichen Bildungsvertrag für die Vergleichbarkeit von Abschlüssen, auch wenn dies noch in der Ferne liegt. “Allein der Eiertanz um mehr Vergleichbarkeit beim Abitur ist ein Trauerspiel. Von einem bundesweit vergleichbaren Abitur in allen Bundesländern, so wie es das Bundesverfassungsgericht fordert, sind wir immer noch meilenweit entfernt”, sagt Meidinger.
Lin-Klitzing sieht auch einen weiterhin bewiesenen Mehrwert in der persönlichen Interaktion zwischen Lehrkräften und Schüler:innen. Der digital unterstützte Präsenzunterricht sollte zum Regelfall werden, in Verbindung mit qualifizierten Lehrkräften, praktischen Rechtsgrundlagen und psychologischer Unterstützung.
Ohne Lehrkräfte, keine Schule. Seit Monaten wird das Thema diskutiert, wobei auch bei uns zahlreiche Artikel Zeugnis ablegen, doch eine durchschlagende Lösung ist weiter nicht in Sicht.
Die bisherigen Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission sind dabei Lin-Klitzing zu Folge eher kontraproduktiv gewesen. Sie basierten auf falschen Daten und gingen an der Realität vorbei, so Lin-Klitzing. “Das Studium muss von Anfang an wieder klar auf den Beruf als Lehrkraft ausgerichtet sein, organisatorisch wie inhaltlich”, so Lin-Klitzing.
Meidinger weiß um die derzeit vorhandenen Notlösungen, mahnt allerdings die Politik, den Beruf langfristig nicht noch unattraktiver zu machen, zum Beispiel durch etwaige Arbeitszeiterhöhungen. Dennoch sieht er eine Lösung bei Rekrutierungsmaßnahmen.
“Ich denke dabei an die Nachqualifizierung von Quereinsteigern, an die Flexibilisierung der starren Pensionierungsgrenzen für diejenigen, die noch freiwillig weiterarbeiten würden, wenn die Rahmenbedingungen stimmten.”
Der Beruf selbst muss auch attraktiver werden, da sind sich beide Expert:innen einig. Laut Lin-Klitzing nicht nur finanziell sondern auch betreffend der Rahmenbedingungen. “Wie soll denn jemand Lehrkraft werden und bleiben wollen, wenn die Gebäude heruntergekommen sind, die IT aus dem letzten Jahrhundert stammt und sich das eine Lehrerzimmer Dutzende Kolleginnen und Kollegen gleichzeitig teilen müssen?“. Auch eine Fokussierung der Pflichten von Pädagog:innen sollte folgen, so meint Lin-Klitzing und hinterfragt, warum Lehrkräfte immer noch mit der Organisation von Klassenfahren und Abrechnungen beauftragt werden, wenn das Nichtpädagogen erledigen könnten.
Der Lehrkräftemangel wirkt sich laut Lin-Kitzing bereits auf Deutschlands Abschneiden im internationalen Vergleich z.B. im Rahmen der PISA-Erhebung aus. Langfristige Konzepte für kontinuierlich gute Absolventen sind besonders in MINT-Fächern gefordert – unter den aktuellen schulischen Rahmenbedingungen aber vielerorts nicht erreichbar. Auch ist ein disziplinierter Umgang zwischen Lehrkräften und Schüler:innen für sie wichtig und dessen Bedeutung muss bekannter sein.
Meidinger widerspricht allerdings komplett der Annahme, dass sich Deutschland so dramatisch verschlechtert hat in der PISA-Erhebung. Er bezieht sich dabei auf die stetigen Verbesserungen von Deutschlands Position im PISA-Vergleich von 2000 bis 2015 hinweg bis in die oberen Leistungsviertel. Zur selben Zeit haben die digital besser ausgerüsteten Länder wie Finnland ihren Vorsprung verloren. Seit einigen Jahren mag es einen Rückschlag geben, verstärkt durch Corona, unter anderem durch die wachsende Gruppe an leistungsschwachen Schüler:innen. Auch glaubt er, dass der Blick in andere Länder wenig hilft, mit der Bemerkung, dass nur asiatische Länder, definiert durch einen massiven Leistungsdruck und teure Privatschulen, sich verbessert haben. Stattdessen sollte Deutschland sich auf eine viel intensivere, umfassendere und verbindliche vorschulische Förderung fokussieren. “Kinder müssen, wenn sie eingeschult werden, dem Unterricht auch sprachlich folgen können”, so Meidinger.
Auch wenn das Notensystem einige Kritiker hat, so hält Meidinger nichts davon, die Noten selbst zu verurteilen. Laut Meidinger ist ein pädagogischer Umgang mit Zensuren unabdingbar, nicht ihre Abschaffung. Auch Hausaufgaben sieht er als prägend für die Halbtagsschulen Deutschlands und wünscht sich einen methodisch-didaktisch sinnvollen Umgang mit ihnen, mit dem Hintergedanken, Hausaufgaben als Mittel für Feedback über die Qualität des Unterrichts zu erhalten. Er verwies dabei auf die Ergebnisse einer Metatsudie von John Hattie, welche aufzeigen dass in der Sekundarstufe Hausaufgaben einen starken Effekt auf Lernerfolg haben (0,58) und zumindest einen mäßigen in der Grundschule (0,29). Den positiven Effekt sieht Lin-Klitzing ebenfalls als einen Teil der schulischen Erziehung und zur Förderung des selbstorganisierten Arbeitens.
Meidinger widerspricht der Annahme, Deutschlands Bildungssystem sei sozial ungerecht, auch wenn es sich international im Mittelfeld befindet. “Trotzdem haben wir aber natürlich einen starken Verbesserungsbedarf”, so Meidinger, der hierbei zwei Ansatzpunkte sieht: Den Ausbau der vorschulischen Förderung, da aus Studien entnommen wird, dass die Leistungsspanne während der Schulzeit eher zu- als abnimmt. Des Weiteren eine verstärkte Unterstützung von Schulen mit sozial benachteiligter Schülerschaft, was der Zweck des Startchancenprogramm der Bundesregierung sein soll, dessen Start allerdings auf das Ende der Legislaturperiode verschoben worden ist.
Deutschlands Position im internationalen Mittelfeld sieht auch Lin-Klitzing, schätzt die Chancen für sozial benachteiligte Kinder nicht gut, aber auch “nicht hoffnungslos” ein. Länderübergreifende Mindeststandards könnten dagegen wirken, mit dem Anspruch, keine Niveaus zu unterschreiten. Auch hier sieht sie wieder die Ursache des Problems beim Lehrkräftemangel.
Wenn es darum geht, was in der Welt von Morgen gebraucht wird, spricht man häufig von Qualitäten, die auch als 21th Century Skills bekannt sind, sowie unter den 8 Schlüsselkompetenzen der EU zusammengefasst werden.
Zu diesen gehören auch die “vier Ks”: Kommunikation, Kooperation, kritisches Denken und Kreativität. Diese müssten laut Lin-Klitzing im Fachunterricht stärker gefördert werden. Es wird mehr Wissen benötigt, nicht weniger, um kompetent mit Mitteln wie KI umzugehen.
Meidinger hingegen sieht die acht Schlüsselkompetenzen der EU als besser geeignet an. Für ihn geht es bei den OECD weniger um Wissen und Inhalte. “Als kritisch, kreativ, kollaborierend und kommunikativ würde sich wahrscheinlich auch manche Querdenkerfraktion einschätzen, ohne dass das meiner Vorstellung von umfassender moderner Bildung nahekommt.”
Meidinger würde bei den Schlüsselkompetenzen eine andere Gewichtung wählen, um zu verdeutlichen, dass Kompetenz und eine intelligent vernetzte Wissensbasis zusammen gehören.
“Es reicht eben nicht, sich Fakten einfach zusammenzugoogeln oder von der KI liefern zu lassen”, betont Meidinger. Ihm zufolge benötigt die Gesellschaft junge Menschen, die nicht nur ihre eigenen Lebenschancen wahrnehmen, sondern auch bereit sind, insgesamt Verantwortung zu übernehmen.
Wie die Schule von Morgen Realität sein wird, ist nicht in Stein gemeißelt. Es gibt zu viele Variablen zu bedenken und die Zukunft, wie in so vielen Teilen des Lebens, ist noch ungewiss. Es obliegt Politik und Gesellschaft, die Bildung der nächsten Generationen zu formen. Die Zukunft ist gefüllt mit zahlreichen Chancen, aber auch großen Herausforderungen, allen voran der Lehrermangel. Die Zeit zum Handeln ist jetzt: Denn die Visionen der Expert:innen dürfen nicht nur Visionen bleiben.
Was erwartet ihr euch von der Schule von Morgen? Schreibt uns eure Meinung gern in den Kommentaren!
Eine der großen Herausforderungen beim Unterricht mit Kurzgeschichten ist, dass Schüler oft Schwierigkeiten haben, sich mit den Charakteren und der Handlung zu identifizieren. Komplexe Erzählstrukturen, der Fokus auf kleine Details und die Kürze der Geschichten können sie deshalb zu einem unbeliebten Unterrichtsinhalt machen. Gleichzeitig haben Podcasts unter jungen Menschen gerade sehr große Beliebtheit. Dieser Beitrag soll euch Konzepte vorstellen, wie ihr Kurzgeschichten mithilfe von Podcasts in euren Unterricht integrieren könnt, um euren Schüler:innen eine andere Perspektive auf die Geschichte zu bieten und ihnen zu helfen, die Charaktere und die Handlung besser zu verstehen.
Es gibt verschiedene Gründe, warum es sich lohnen kann, Kurzgeschichten als Podcast anzuhören. Zum einen können Podcasts ein unterhaltsames und leicht zugängliches Medium sein, um Geschichten zu konsumieren, insbesondere für Schüler:innen, die nicht gerne lesen. Zudem können Podcasts durch die Verwendung von Soundeffekten und Musik eine besondere Atmosphäre schaffen und das Zuhören zu einem intensiven Erlebnis machen. Auch können Podcasts durch die Vorlesung von professionellen Sprechern oder Autoren eine höhere Qualität und Interpretation der Geschichte bieten. Schließlich bieten Podcasts auch die Möglichkeit, auf eine breite Auswahl an Kurzgeschichten zuzugreifen, die sonst vielleicht schwer zu finden wären. Überall da, wo es Podcasts gibt, gibt es auch Kurzgeschichten, die Auswahl für euren Unterricht ist also groß. Zu den gängigsten Plattformen gehören: Apple Podcasts (ehemals iTunes), Spotify, Google Podcasts, Stitcher, Pocket Casts und Podcast.de.
Das Anhören von Analysen von Kurzgeschichten als Podcast kann mehrere Vorteile bieten. Podcasts, die von anderen Schülern und Schülerinnen, Experten oder Schriftstellern erstellt wurden, die ein tiefes Verständnis der Kurzgeschichte haben (Schreibstil, Struktur, Bedeutung wichtiger Themen innerhalb der Geschichte) können diese besser erklären. Zusätzlich kann das Hören von Analysen als Podcast eine unterhaltsame und zugängliche Möglichkeit sein, sich mit der Literatur zu beschäftigen. Das Hören kann auch dazu beitragen, das Verständnis und die Wertschätzung von Kurzgeschichten zu fördern und das kritische Denken und die analytischen Fähigkeiten zu verbessern. Schließlich können Podcasts auch eine Gemeinschaft von Zuhörern schaffen, die sich über die Kurzgeschichte unterhalten und austauschen können. Auch hier habt ihr wieder eine große Auswahl auf den oben genannten Plattformen.
Das Erstellen eines Podcasts über die Analyse von Kurzgeschichten kann eine wertvolle Erfahrung für Schülerinnen und Schüler bieten. Hier sind einige Gründe, warum man mit Lernenden selbst einen Podcast über die Analyse von Kurzgeschichten aufnehmen sollte:
Damit ihr eine Vorstellung davon bekommt, wie so etwas aussehen könnte, ist hier ein Beispiel von Isabell Hollnack, die Podcasts mit ihren Schüler:innen aufgenommen hat: Analyse der Kurzgeschichte “Nachts bin ich fast unsichtbar”
Das Einbinden von Podcasts ist auf vielfältige Art und Weise möglich. Schüler:innen können ihre eigenen Ideen, Gedanken und Gefühle in einer kreativen Form ausdrücken und dabei ihre eigene Stimme und Perspektive finden. Das Erarbeiten einer Analyse erfordert Schreibtechniken wie Aufbau, Interpretation und Einordnung. Das Schreiben und Überarbeiten kann dazu beitragen, die Schreibfähigkeiten zu verbessern. Das anschließende Aufnehmen einer Kurzgeschichte erfordert ein gutes Hörverständnis. Die Schüler:innen verstehen, wie man eine Analyse in einer unterhaltsamen und ansprechenden Art und Weise präsentiert. Das stärkt natürlich Selbstvertrauen und Präsentationsfähigkeiten: Das Aufnehmen trägt ebenfalls dazu bei, das Selbstvertrauen in die eigene Leistung zu stärken, indem sie ihre eigene Stimme hören und ihre Arbeit einem breiten Publikum präsentieren können. Nicht zuletzt erlangen die Lernenden technische Fähigkeiten: Audioaufnahme, -bearbeitung und -produktion werden geübt. Am besten funktioniert das als Gruppenarbeit, das gemeinschaftliche Arbeiten fördert Kreativität und Kritikfähigkeit, indem Ideen und Gedanken geteilt und diskutiert werden.
Mathematikunterricht ist für viele Kinder eine Herausforderung und kann schnell zu Frust und Langeweile führen. Um Schülerinnen und Schüler in der Grundschule, Mittelstufe oder Oberstufe für Mathematik zu begeistern und sie erfolgreich beim Lernen zu unterstützen, ist es wichtig, geeignete Materialien und Methoden einzusetzen.
Eine der wichtigsten Methoden im Mathematikunterricht ist das handlungsorientierte Lernen. Dabei geht es darum, den Schülern Mathematik durch praktische Übungen und Erfahrungen begreifbar zu machen. Ein Beispiel dafür sind spielerische Materialien, wie beispielsweise Bausteine, Würfel oder Geobretter. Diese Materialien können genutzt werden, um geometrische Figuren zu bauen oder Mengen zu vergleichen. Dadurch wird Mathematik für die Kinder greifbarer und verständlicher.
Auf vielen Online-Plattformen gibt es interaktive Übungen, die die Schüler am Computer oder Tablet durchführen können. Diese Übungen sind oft sehr motivierend und bieten den Kindern eine Abwechslung zum klassischen Unterricht. Ein weiteres Beispiel für digitale Materialien sind Lernvideos. Sie können eine sehr gute Ergänzung zum klassischen Unterricht sein und den Schülerinnen und Schülern helfen, schwierige Themen zu verstehen. Viele Lernvideos sind speziell für die Grundschule konzipiert und vermitteln Mathematik auf eine spielerische Art und Weise. Um erfolgreich mit Materialien im Mathematikunterricht arbeiten zu können, ist es wichtig, dass Lehrer diese sorgfältig auswählen und auf ihre Schüler abstimmen. Die Materialien sollten nicht nur den Inhalt des Lehrplans abdecken, sondern auch die Interessen und Bedürfnisse der Kinder berücksichtigen. Zudem sollten Lehrkräfte darauf achten, dass sie die Materialien didaktisch sinnvoll einsetzen. So sollten manipulative Materialien beispielsweise nicht nur als Spielzeug, sondern als Werkzeug zum Lernen genutzt werden. Auch Spiele und digitale Materialien sollten nicht als reine Unterhaltung betrachtet werden, sondern gezielt eingesetzt werden, um das Verständnis der Schülerinnen und Schüler zu fördern.
Eine Möglichkeit, Materialien für den Mathematikunterricht in der Grundschule zu finden, ist der Besuch von Online-Plattformen, die kostenloses Lehrmaterial anbieten. Eine solche Plattform ist zum Beispiel das "ZUM-Wiki". Hier finden Lehrkräfte eine große Sammlung von Arbeitsblättern, Übungen und Spielen für den Mathematikunterricht in der Grundschule. Eine weitere hilfreiche Ressource ist die Website "Grundschulmaterial.de". Hier finden Lehrer eine Vielzahl von Materialien für den Mathematikunterricht, darunter Arbeitsblätter, Spiele und Kopiervorlagen. Die Materialien sind nach Themen wie Geometrie, Zahlen und Rechnen sortiert und können kostenlos heruntergeladen werden. Neben diesen Online-Plattformen gibt es auch eine Vielzahl von Büchern und Lehrmaterialien, die Lehrer verwenden können. Zum Beispiel gibt es das Buch "Mathe an Stationen" von Barbara Henneberger und Kerstin Mrowka. In diesem Buch finden Lehrer eine große Sammlung von Arbeitsblättern, die für den Mathematikunterricht in der Grundschule konzipiert sind und auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler abgestimmt sind.
Eine Auswahl an guten Materialien und Arbeitsblättern für euren Matheunterricht in der Grundschule findet ihrhier:
Ganita ist ein spannendes Lernspiel für den Mathematikunterricht am Gymnasium, das Schülern ab der 5. Klasse eine unterhaltsame Möglichkeit bietet, ihre mathematischen Fähigkeiten zu verbessern. Entwickelt wurde das Spiel im Fachbereich Mathematik der Universität Tübingen von Professorin Dr. Carla Cederbaum und Anja Fetzer. Unterstützt wurden sie dabei von Dr. Elke Müller und Lea Lange vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Potsdam sowie von Grafikdesigner Michael Féaux. Das Spiel besteht aus einem Brettspiel, auf dem die Spielerinnen und Spieler mit ihren Spielfiguren voranschreiten. Dabei müssen sie verschiedene mathematische Aufgaben lösen, die sich an den Lehrplan für die 5. bis 7. Klasse anlehnen. Die Aufgaben umfassen Themen wie Arithmetik, Algebra, Geometrie, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Datenanalyse.
Neben der Brettspielversion gibt es auch eine Online-Version von Ganita, die in Zeiten von Corona besonders relevant war. So können Schüler das Spiel auch von zu Hause aus spielen und ihr mathematisches Wissen auf spielerische Art und Weise vertiefen. Produziert wurde Ganita von der gemeinnützigen GmbH Mathe im Leben mit Unterstützung des Berliner Exzellenzclusters MATH+.
Das Lernspiel Ganita kann zu einem Preis von 34,95€ erworben werden. Ein besonderer Aspekt des Verkaufs von Ganita ist, dass alle Gewinne aus dem Verkauf des Spiels an die gemeinnützige Organisation "Mathe im Advent" sowie an andere gemeinnützige Projekte der Mathe im Leben GmbH gehen. Dies bedeutet, dass der Kauf des Spiels nicht nur dazu beiträgt, Mathematikunterricht interessanter und spannender zu gestalten, sondern auch einen positiven gesellschaftlichen Beitrag leistet. Auf diese Weise können Schülerinnen und Schüler auf spielerische Art und Weise Mathematik lernen und gleichzeitig dazu beitragen, dass gemeinnützige Projekte unterstützt werden.
Serlo hat eine einzigartige Entstehungsgeschichte. Die Lernplattform wurde im Jahr 2009 von Schülern gegründet, die damals selbst noch die Schulbank drückten. In den folgenden Jahren haben diese Schüler Serlo komplett ehrenamtlich aufgebaut, während sie gleichzeitig ihre Schule und ihr Studium absolvierten. Die Idee für eine kostenlose Lernplattform entstand aus dem Wunsch, hochwertige Lernmaterialien für Schülerinnen weltweit zugänglich zu machen. Simon traf Aeneas nach seiner Rückkehr aus Nepal, wo sie gemeinsam den Serlo Education e.V. gründeten und mit der Entwicklung der Plattform begannen. Weitere Schülerinnen und Studierende, darunter Katharina, Jonas, Kulla und Wolfgang, schlossen sich der Idee an und trugen dazu bei, die Ziele von Serlo zu gestalten: mehr Bildungsgerechtigkeit und mehr Mitsprache für Schüler*innen in der Schule.
In den folgenden Jahren arbeitete man vor allem als studentische Arbeitsgruppen an der LMU München und TU München. Ein kompletter Recode und Relaunch von Serlo wurde umgesetzt und man arbeitete mit dem Team des freien Hochschulbuchs "Mathe für Nicht-Freaks" zusammen. Monat für Monat wurden mehr Schülerinnen beim Lernen unterstützt, bis man schließlich über 100.000 Nutzerinnen pro Monat erreichte.
Immer mehr Lehrkräfte begannen, serlo.org im Unterricht einzusetzen, und die Gründerinnen erkannten die Notwendigkeit, die Schule grundlegend zu verändern und mehr individuelle Förderung, insbesondere für benachteiligte Schülerinnen, zu ermöglichen. Aus diesem Grund wurde das "Serlo Lab School"-Format gegründet, bei dem an Partnerschulen regelmäßig mit Serlo gelernt und neue Unterrichtsformate getestet wurden.
Simon und Aeneas, die Gründer der Organisation, wurden stellvertretend für alle Gründerinnen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Obwohl man bereits viel erreicht hat, ist die Arbeit noch lange nicht abgeschlossen. Serlo soll es für alle Fächer und weltweit geben, und es sollen Allianzen mit anderen NGOs und Sozialunternehmen geschmiedet werden, um die Schule grundlegend zu verändern und Bildung als öffentliches Gut für alle zu erhalten. Die Vision von Serlo, dass hochwertige Bildung für alle gleichermaßen zugänglich sein soll, ist brandaktuell angesichts der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und der zunehmenden Privatisierung der Schulbildung.
Serlo.org ermöglicht es selbstständig und in ihrem eigenen Tempo zu lernen. Die Plattform bietet verschiedene Arten von Lerninhalten, die nach Themen und Lehrplänen sortiert sind. Alle Inhalte werden von einer ehrenamtlichen Redaktion erstellt und sind eng miteinander verknüpft, um ein effektives und spannendes Lernen zu ermöglichen.
Um die Lernplattform optimal nutzen zu können, gibt es verschiedene Funktionen, die dir helfen, besser zu lernen. Weitere Informationen dazu findest du auf der Website.
Mecklenburg-Vorpommern. Wie in den meisten Bundesländern, werden auch hier händeringend Lehrkräfte gesucht. Seit Jahren herrscht akuter Lehrermangel, besonders Schulen in ländlichen Regionen sind betroffen. Aktuell gibt es mehr als 300 offene Stellenausschreibungen, knapp die Hälfte davon an Regionalschulen. Zu Beginn des laufenden Schuljahres wurden knapp 700 Lehrkräfte neu eingestellt, ein neuer Höchstwert in den letzten Jahren. Etwa ein Drittel davon sind Seiteneinsteiger:innen.
Prognosen für die nächsten Jahre zeigen, dass Lehrermangel weiterhin ein Problem darstellen wird. Zunehmend können altersbedingt freiwerdende Stellen nicht mit neuen Lehrkräften besetzt werden. Die Tatsache, dass es in Deutschland einen großen Lehrermangel gibt, insbesondere in den MINT-Fächern, lässt sich auf zwei Gründe zurückführen: Demografie und mangelnder Lehramtsnachwuchs. Die Bevölkerung in Deutschland altert, was dazu führt, dass immer mehr Lehrerinnen und Lehrer in den Ruhestand gehen und nicht ausreichend nachwachsendes Personal vorhanden ist, um sie zu ersetzen. Hinzu kommt, dass es in den MINT-Fächern, wie Mathematik, Informatik oder auch Naturwissenschaften, eine hohe Nachfrage nach qualifizierten Lehrkräften gibt, die oft nicht gedeckt werden kann. Der Nordkurier berichtete bereits 2021 über hohe Abbruchquoten in Lehramtsstudiengängen in Rostock (67 Prozent) und Greifswald (83 Prozent).
Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern bemüht sich um neue Lehrer:innen und um den Erhalt bereits tätiger Lehrkräfte. Auf der Website Lehrer-in-MV.de gibt es ein breit gefächertes Angebot aus Stellenangeboten, Lehrer- und Schulporträts sowie Veranstaltungen. Darin werden verschiedene Anreize für den Schuldienst vorgestellt:
Trotz der Anreize bleibt der Lehrermangel in Mecklenburg-Vorpommern ein großes Problem, das sich in den nächsten Jahren voraussichtlich noch verschärfen wird. Die Anreize sind zwar ein Schritt in die richtige Richtung, es bleibt jedoch abzuwarten, ob sie ausreichen, um genügend Lehrkräfte zu gewinnen und zu halten.
Berlin. Heinz-Peter Meidinger, Chef des deutschen Lehrerverbands, warnt vor einer von Misserfolg gekennzeichneten Integration ukrainischer Schüler:innen in das deutsche Schulsystem. Darum liegt es jetzt an den Bundesländern, dass Schulen und Lehrkräfte entsprechend unterstützt werden.
Meidinger kalkuliert, dass pro Schüler:in Personal- und Sachkosten von 7000 € bis 10.000 € entstehen. Hochgerechnet auf etwa 205.000 aufgenommene Kinder und Jugendliche aus der Ukraine hätten die Bundesländer also „bis zu zwei Milliarden Euro in die Integration ukrainischer Schulkinder stecken müssen.“ Die Realinvestitionen seien dagegen nur „sehr überschaubar“ gewesen, so Meidinger. Große Gefahr sieht der Verbandsvorsitzende darin, dass ukrainische Schüler:innen, entgegen aller Zielsetzungen der Politik, keine großen Chancen auf hohe Schulabschlüsse bekommen, da „Länder zu wenig tun, um den Schulen zu helfen.“
Damit ukrainische Schüler:innen bestmögliche Unterstützung erfahren und um den Lehrermangel zu hemmen, fordert Meidinger dazu langfristige Beschäftigungsangebote für ukrainische Lehrkräfte, die derweil die Möglichkeit erhalten sollen, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Des Weiteren seien Fortbildungsangebote für deutsche Lehrkräfte an Schulen mit vielen geflüchteten Kindern und Jugendlichen nötig, um eine bessere Integration zu gewährleisten.
Meidinger begründet weitere Sorgen, verweisend auf den IQB-Bildungstrend, dass schon frühere Zuwanderungsgenerationen mit großen Lernrückständen umzugehen hatten und die Politik auch hier „bislang kaum reagiert hat und nun durch Ignoranz der Herausforderungen bei den geflüchteten Kindern aus der Ukraine alles noch schlimmer macht.“ Abschließend stellt Meidinger fest: “Das bedeutet einen großen sozialen und gesellschaftlichen Sprengstoff, weil es die Zukunftschancen der Kinder und Jugendlichen massiv schmälert.”
Ob und in welchem Ausmaß Schulen dann finanziell unterstützt werden, wird sich wohl spätestens am 10. Mai entscheiden, wenn sämtliche politische Vertreter in Berlin zum Bund-Länder-Gipfel zusammenkommen werden.
Man kennt es aus der eigenen Schulzeit: Hausaufgaben nicht gemacht oder vergessen, man ist zu laut oder stört und als Konsequenz wird man vor die Tür geschickt, muss eine Strafarbeit schreiben oder Nachsitzen. Ob derartige Maßnahmen noch ihren pädagogischen Zweck erzielen oder eigentlich schon längst durch andere, bessere Methoden ersetzt werden sollten, besprechen wir im folgenden Artikel.
Im Jahr 2016 musste sich ein Lehrer aus Nordrhein-Westfalen vor Gericht verantworten, da er eine sechste Klasse daran hinderte, das Klassenzimmer zu verlassen, bis sie einen Wikipedia-Artikel als Strafarbeit vollständig abgeschrieben hatten. Ein Schüler verständigte daraufhin die Polizei, was im Nachhinein die Frage aufwarf, ob Nachsitzen als Freiheitsberaubung anzusehen sei. Der Musiklehrer wurde in erster Instanz wegen Freiheitsberaubung vom Amtsgericht Neuss verurteilt, in zweiter Instanz jedoch vom Düsseldorfer Landgericht wieder freigesprochen. Dies setzte eine Debatte zu zeitgemäßen, schulischen Disziplinarmaßnahmen in Gang. In den unterschiedlichen Schulgesetzen der Länder ist Nachsitzen grundsätzlich als Erziehungs- oder Ordnungsmaßnahme mit einigen Ausnahmen und Unterschieden erlaubt. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit ist aber dadurch noch nicht beantwortet.
Die Handlung des Musiklehrers folgte als Reaktion auf Unterrichtsstörung von Seiten der Schüler:innen. Unter Referendariat:innen und jungen Lehrer:innen wird das Thema „Unterrichtsstörung“ meist heiß diskutiert. Denn bei überfüllten Klassenzimmern und in Zeiten erhöhten Lehrermangels können die übrig gebliebenen Lehrkräfte schonmal an ihre Grenzen kommen, wenn sie beispielsweise vor pubertierenden Jugendlichen stehen, die aus Ablenkung, Hyperaktivität oder anderen privaten Gründen während der Unterrichtszeit auffallen, zu spät kommen oder mental abwesend erscheinen. Aber ist direkt mit einer Strafe zu reagieren die beste Lösung?
Es geht um die Schüler-Lehrer-Beziehung, die bei sofortigem Sanktionieren Gefahr läuft, eine negative Auswirkung zu erleiden. Studien haben ergeben, dass Strafmaßnahmen langfristig betrachtet das Verhalten, für das sie verhängt werden, nicht verhindern. Vielmehr lenken sie von einer echten Einsicht ab und sorgen mehr für ein Gefühl von Ungerechtigkeit, Wut oder Trauer. Beziehungen können als soziale Interaktionen über die Zeit verstanden werden. So entstehen auch zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen Beziehungen und gegenseitige Erwartungen. Was eine gute Beziehung ausmacht, ist vor allem Empathie, Respekt und Wertschätzung – und die kann eine Lehrkraft nicht unilateral einfordern, sondern es sind reziproke wechselseitige Angelegenheiten, so Prof. Dr. Alexander Wettstein. Das heißt, die gewünschte Anerkennung gelingt nur, wenn sie auch von beiden Seiten erwidert wird.
Wettstein ist seit 2016 Leiter des Schwerpunktprogramms "Soziale Interaktion in pädagogischen Settings” am Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation der Pädagogischen Hochschule Bern. Die einen sagen, Beziehungen sind überbewertet, Disziplin sei eigentlich das Wichtige, das in der Schule zu einem geordneten Alltag und schließlich zum Lernerfolg führt. Jedoch schließen sich diese – aus Sicht von Prof. Dr. Alexander Wettstein – nicht gegenseitig aus, sondern gehen vielmehr Hand in Hand. Es gibt zwei Dimensionen, die bei der Betrachtung eine Rolle spielen: die emotionale Ebene, die zwischen Wärme und Feindseligkeit variiert, und die Lenkungsdimension, die zwischen Dominanz und Unterwerfung unterscheidet. „Ich kann sehr klar machen, was ich von Schülerinnen und Schülern erwarte, aber das in einer positiv, emotional guten Weise“, „gleichzeitig könnte ich auch sehr lenkend sein, aber emotional kalt, strikt, tadelnd“ sagt Wettstein. Dazu betont er besonders, dass Pädagogen und Pädagoginnen stets auf der positiven Seite bleiben sollten. Im Quadrantenmodell befinden sich viele Lehrerpersönlichkeiten, dabei kommt es nicht auf den einzelnen Typen (führend, helfend, strikt, etc.) an, sondern darauf, dass die Lehrkraft auch in schwierigen Situationen emotionale Wärme ausstrahlt und den Menschen sieht anstatt das Kind zu “pathologisieren” und nur noch ein Störungsbild wahrzunehmen.
In einer etwas älteren Studie aus 2002, welche im Rahmen der Vergleichbarkeit der Schulatmosphäre weltweit zuletzt Daten von sechs Schulen aus Deutschland unter anderem bezüglich der Schüler-Lehrer-Verhältnisse erhoben hatte, kamen ebenfalls interessante Ergebnisse heraus. 13-16-jährige beurteilten das Verhältnis zu ihren Lehrer:innen deutlich schlechter als jüngere Schüler:innen. Dementsprechend zeigten sich wahrgenommene Spannungen zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen zunehmend mit steigender Jahrgangsstufe. Schüler:innen wurden zudem über die Art der Strafe befragt, die sie selbst schon einmal bekommen hatten. Nachsitzen lag nach Strafarbeit, Verwarnung und einer schlechten Note auf Platz vier mit rund 23 %.
Spannend wäre es, dieselben Daten heute noch einmal zu erheben, um feststellen zu können, ob sich in den letzten 20 Jahren in der Methodik der Lehrkräfte etwas verändert hat, wenn es um den Umgang mit “Unterrichtsstörungen” und Disziplinierungsmaßnahmen geht.
„Prävention durch guten Unterricht ist besser als jede Form der nachträglichen Intervention.“ sagt Lehrer, Autor und Bildungsinfluencer Bob Blume. Dazu gehört für ihn beispielsweise eine gute Klassenführung und der reibungslose Unterricht – möglichst ohne Leerstellen, die Schüler:innen erlauben, ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Eine positive Grundhaltung und das Belohnen von erwünschten Verhaltensweisen statt die Bestrafung von unerwünschten Handlungen kommt laut Bob Blume ebenfalls zu kurz.
Eine andere alternative Möglichkeit ist die Implementierung von Restorative Justice-Praktiken. Hierbei geht es darum, dass Schüler:innen ihre Handlungen reflektieren und sich aktiv an der Wiedergutmachung beteiligen. Dadurch wird das Verantwortungsbewusstsein der Schüler:innen gestärkt und die Beziehung zwischen Schüler:innen und Lehrer:innen durch das gemeinsame Suchen nach einer Lösung verbessert.
Ob Nachsitzen als pädagogische Maßnahme in der modernen Schule noch zeitgemäß ist oder ob es bereits überholt ist, bleibt offen. Klar ist jedoch, dass Maßnahmen zuallererst die Schülerinnen und Schüler in ihrer Entwicklung unterstützen und ein positives Schulklima fördern sollten, da das Vertrauen zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen den Unterrichts- und Lernerfolg am meisten voranzutreiben scheint.
Wie geht ihr mit Unterrichtsstörung um und welche Maßnahmen haben sich bei euch besonders bewährt? Was haltet ihr vom Nachsitzen? Wir freuen uns über eure Kommentare!
Vor inzwischen mehr als vier Jahren erobert ein Mädchen aus Schweden die weltweiten Schlagzeilen. Aus Protest bleibt sie jeden Freitag dem Schulunterricht fern und nennt es „Skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik für das Klima). Sie setzt sich für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels der Pariser Weltklimakonferenz ein und tritt eine Bewegung los, die globale Ausmaße annimmt. Die Bewegung ist bekannt unter dem Begriff „Fridays for Future“ (FFF). Das Mädchen heißt Greta Thunberg. FFF löste zu dieser Zeit schärfste Debatten aus. Sollten Kinder und Jugendliche für politische Proteste schulfrei bekommen? Ja oder Nein? Eine einheitliche Meinung ließ und lässt sich bis heute nicht finden. Denn nach einem Jahr freitäglicher Unterrichtsabstinenz, sollten die Klassenräume auch an den restlichen Wochentagen leer bleiben. Der schwere Schleier der Coronapandemie legte sich auf uns nieder und vernichtete jegliche Form des physischen Miteinanders, so auch die soziale Bewegung Fridays for Future, die jetzt nur noch digital stattfinden konnte. Das Problem Klimawandel bestand jedoch zu den Zeiten der Coronapandemie weiterhin und die Formen des Protests haben sich verändert.
Denn während sich die Fridays For Future Demonstrationen durch das Ende der Coronapandemie nun wieder beginnen zu häufen, liegt die mediale Aufmerksamkeit mittlerweile auf einem anderen, sich für das Klima einsetzenden Bündnis, „der letzten Generation“. Die letzte Generation begann Anfang letzten Jahres verstärkt auf sich aufmerksam zu machen, indem sie durch vielerlei Arten zivilen Ungehorsams versuchte, die Regierung dazu zu bringen, entscheidende Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel durchzusetzen. Besonderes öffentliches Aufsehen erregen die Aktivisten damit, dass sie sich auf Straßen festkleben und somit oftmals den Straßenverkehr weitgehend außer Betrieb nehmen. Diese Art des Protests machte sie deutschlandweit unter dem Begriff „Klimakleber“ bekannt.
Berichten der „Welt am Sonntag“ zufolge wollen die Aktivisten der „letzten Generation“ nun die Idee verfolgen, ihren Wirkungsbereich zu vergrößern und an Schulen über ihr Handeln zu informieren. Dabei soll beispielsweise über zivilen Ungehorsam als politisches Druckmittel aufgeklärt werden. Ferner lässt sich vermuten, dass die Aktivisten über diesen Weg neue Anhänger für ihre Organisation gewinnen wollen.
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) reagierte empört auf den Bericht und forderte, dass Personen, die „fortgesetzt Straftaten“ begehen und „Skepsis gegenüber der repräsentativen Demokratie“ sähen, in „keiner schule der rote Teppich ausgerollt“ werden sollte. Lieber sollte ein solches Gedankengut „im Unterricht kritisch besprochen und eingeordnet“ werden.
Auch von Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, gab es eine klare Stellungnahme. Es sei unzulässig, wenn „Schulleitungen oder Lehrkräfte Organisationen und Referenten in die Schule einladen, die explizit für die Beteiligung an rechtswidrigen Aktionen werben und die Schule quasi als Rekrutierungszone nutzen“. Weiter argumentiert Meidinger, dass „der Schutzraum Schule missbraucht und instrumentalisiert“ werden würde. Meidinger appelliert daher an Bildungsministerien und Landesregierungen „eindeutig klarzustellen“, dass solche Veranstaltungen „nicht erlaubt seien“.
Ähnlich war Meidinger auch Fridays For Future eingestellt. Gegenüber dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ sagte er 2021: „Wir lehnen es ab, dass die Schulpflicht zugunsten politischer Aktionen – etwa im Rahmen eines sogenannten Klimastreiks – aufgehoben wird.“ Damals begründete er seine entschlossene Position damit, dass man sonst entscheiden müsste, für welche politischen Aktionen man schulfrei bekäme und dass man so die politische Neutralität der Schule gefährde.
Den gesellschaftlichen Umgang mit dem Klimawandel – der größten politischen Herausforderung unserer Zeit – aber aus dem Unterricht zu verbannen, zu tabuisieren, das funktioniert auch nicht. Es sollte den Schüler:innen in der Schule möglich sein, sich ein differenziertes Bild (in diesem Fall bezüglich verschiedener Protestformen) über die Sinnhaftigkeit und Richtigkeit der Mittel von „Fridays For Future“ und „der letzten Generation“ zu machen. Das ist natürlich in Form von klasseninternen Diskussionen möglich, in denen sich alle Positionen angehört werden. Aber auch in dem Vertreter dieser Organisationen über ihr Schaffen berichten, denn Aufklärung ist wertvoll und nicht gleich propagandistische Rekrutierung.
Zu diesem Thema bieten sich auch Projekt- oder Thementage an. Am 22. April ist beispielsweise der Tag der Erde, der die Wertschätzung unserer natürlichen Umwelt stärken soll. Dieser ließe sich also nutzen, um sich in einem schulischen Kontext dem Thema Klimaprotest zu nähern und über den Sinn der Protestaktionen der „letzten Generation“ zu diskutieren.
Wie steht ihr zu dem Thema? Sollten Anhänger der letzten Generation an Schulen referieren dürfen oder nicht?
Die Hacker School wurde mit dem Ziel gegründet, Kinder und Jugendliche für das Programmieren zu begeistern. Die Vision der Organisation ist es, dass jeder junge Mensch das Programmieren kennenlernen sollte, bevor er sich für einen Beruf entscheidet. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet die Hacker School mit Unternehmen, Schulen, Netzwerken und der Politik zusammen, um das Programmieren zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe zu machen. Die Mission der Organisation besteht darin, junge Menschen, insbesondere Mädchen und Jugendliche aus einem sozioökonomisch benachteiligten Umfeld, fürs Programmieren zu begeistern und die notwendigen Fähigkeiten für die Zukunft zu vermitteln. Dabei setzt die Hacker School auf niedrigschwellige Kurse, die Spaß machen und die Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten der Teilnehmenden fördern. Unter anderem arbeitet die Hacker School auch mit Unternehmen wie der Haufe Group zusammen.
Die Haufe Group, ein Unternehmen für digitale Arbeitsplatzlösungen, unterstützt die Hacker School im Rahmen ihres Engagements für soziale Nachhaltigkeit. Die Unterstützung erfolgt finanziell, aber auch durch Aktivitäten wie das Organisieren von praktischen Workshops. Die Hacker School war zu Gast bei der Haufe Group in Freiburg. Im letzten Workshop auf dem Freiburger Campus der Haufe Group nahmen elf Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 13 Jahren teil. Dabei konnten sie den spielerischen Umgang mit dem kleinen Computer, micro:bit erlernen und eigene Anwendungen und Spiele programmieren. IT-Experten der Haufe Group begleiteten den Workshop und vermittelten den Kindern ihre Begeisterung für das Arbeitsfeld.
Im Fokus des zweitägigen Workshops stand das Programmieren mit micro:bit. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer programmierten Anwendungen zum Messen der Temperatur, dem Erzeugen von Tönen oder entwickelten eigene Spiele. IT-Experten der Haufe Group begleiteten den Workshop und vermittelten den Kindern und Jugendlichen ihre Begeisterung für das Arbeitsfeld.
Laut Daniel Thiemig, dem CSR-Manager der Haufe Group, ist Bildung ein zentraler Schlüssel, um junge Menschen auf die digitale Zukunft vorzubereiten. Durch die Unterstützung der Hacker School können die Kinder und Jugendlichen erfahren, wie sie Technik in ihrem Sinn gestalten können. Dabei lernen sie spielerisch wichtige Zukunftskompetenzen wie Problemlösung und entwickeln ein Gefühl der Selbstwirksamkeit. Diese Fähigkeiten sind nicht nur im Alltag, sondern auch bei der Berufsorientierung von großer Bedeutung.
Die Haufe Group betont die Bedeutung von digitaler Bildung und lebenslangem Lernen. Durch die Unterstützung der Hacker School können Kinder und Jugendliche Technologie unvoreingenommen entdecken und wichtige Zukunftskompetenzen wie Problemlösung und Kreativität erlernen. Der Workshop auf dem Freiburger Campus der Haufe Group war ein großer Erfolg und wurde von den Kindern und Jugendlichen begeistert aufgenommen.
Bei der Hacker School steht nicht der Profit im Fokus, sondern die Förderung von Zukunftskompetenzen durch spielerisches Entdecken der digitalen Welt. Um Chancengleichheit zu gewährleisten, bietet die Organisation drei unterschiedliche Ticketpreise an, damit jeder Teilnehmer unabhängig von finanziellen Hintergründen an den Kursen teilnehmen kann. In diesem Sinne setzt sich die Hacker School für Bildungsgerechtigkeit ein. So bietet die Organisation Teilnehmer:innen die Möglichkeit, an einem zweitägigen Kurs zum regulären Preis von 30 Euro teilzunehmen. Für alle, die sich aktiv für die Förderung der digitalen Bildung einsetzen möchten, besteht die Möglichkeit, ein Supporter-Ticket zum Preis von 50 Euro zu erwerben. Für diejenigen, die den regulären Preis nicht zahlen können, gibt es die Möglichkeit, einen frei wählbaren Ticketpreis zu wählen. Es wird jedoch darum gebeten, verantwortungsbewusst mit diesem Angebot umzugehen, damit auch zukünftig eine Teilnahme für alle Interessierten möglich ist. Es ist auch möglich, die Organisation durch finanzielle Unterstützung in Form von Spenden oder durch das Einbringen von Fachwissen beziehungsweise einer Zusammenarbeit zu unterstützen.
Die "Wirkung" der Hacker School beschreibt, was die Organisation langfristig für Kinder, Jugendliche und die Gesellschaft insgesamt verbessern möchte: Die Kurse sollen dazu beitragen, dass sich mehr junge Menschen Kompetenzen im Bereich Coding und IT aneignen und für IT-Berufe begeistern. Die Ergebnisse von Befragungen zeigen deutlich, dass die Hacker School erfolgreich ist und als Impulsgeber für die Selbstermächtigung einer eigenständigen Aneignung von digitaler Kompetenz fungiert. In einem umfangreichen Wirkungsbericht 2022 werden die Erfolge der Hacker School detailliert und faktenbasiert beschrieben.
Um die gesellschaftliche Bedeutung ihrer Arbeit sichtbar und nachvollziehbar zu machen, nutzt die Hacker School den seit 2014 etablierten Social Reporting Standard. Dieser Standard wurde auf Grundlage von Forschungsarbeiten der TU München und der Universität Hamburg sowie in Zusammenarbeit mit einem Konsortium aus Stiftungen, Sozialinvestoren, Wissenschaftlern und Praktikern entwickelt. Der Social Reporting Standard bietet eine Systematik für eine ergebnis- und wirkungsorientierte Berichterstattung und ermöglicht es der Hacker School, ihre Erfolge und ihre Bedeutung für die Gesellschaft transparent darzustellen.
Die Hacker School hat eine Wirkungslogik entwickelt, die zusammenfasst, wie die Organisation konkret dazu beiträgt, bei jungen Menschen Interesse an IT- und Berufs- sowie Zukunftsperspektiven zu wecken. Eine Grafik veranschaulicht diese Wirkungslogik, welche im detaillierten Wirkungsbericht noch deutlicher dargestellt ist. Die Hacker School verwendet die Phineo Wirkungslogik als Referenz für ihre Wirkungsmessung und strebt ständig danach, die Messung der Wirkung und die Wirkungsziele zu verbessern.
Die Initiative ist nicht die erste, die die Kluft zwischen dringend benötigten Informatikern und der mangelnden digitalen Kompetenzen der Kinder schließen will. So hat der Internetriese Google 50 Millionen US-Dollar in das Programm "Made with Code" gesteckt, um Mädchen für ein Informatik-Studium zu begeistern. Auch Bill Gates und Mark Zuckerberg unterstützen eine Internetseite, die kostenlose Schulungen anbietet.
Die Wichtigkeit der digitalen Kompetenz steigt in unserer heutigen Gesellschaft immer weiter an. Wie findet ihr die Möglichkeit der Hacker School Schüler:innen diese Kompetenz zu lehren? Engagiert ihr euch schon selber für dieses Thema in eurer Schule? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Seit der Konzipierung von Virtual Reality und der ersten VR-Brille im Jahr 1968 hat die Technologie viele Fortschritte gemacht. Prognosen sagen voraus, dass im Jahr 2023 über 70 Millionen Virtual Reality und Augmented Reality Brillen verkauft werden. In Bereichen wie Gaming, Industrie und Architektur haben die Systeme bereits einen festen Platz gefunden. Auch im Bildungswesen gibt es Potenzial für die Technologie. Im Rahmen von Projektarbeiten wird VR bereits an einzelnen Schulen benutzt, wie der Josef-Durler-Schule in Rastatt Baden-Württemberg oder dem Gymnasium BG/BRG Villach St. Martin in Österreich. Wir zeigen euch, wie ihr die Technologie auch an eurer Schule einsetzen könnt.
VR, oder auch Virtuelle Realität, bezeichnet Technologien, die in der Lage sind, digitale Welten zu erschaffen, mit der eine Person durch die Nutzung spezieller Software interagieren kann. Im Gegensatz zur erweiterten Realität (Augmented Reality) werden nicht virtuelle Inhalte in die echte Welt eingeblendet, sondern die Person erlebt eine komplett konstruierte Welt. Die Nutzer:in kann mit dieser neuen Welt durch eine VR-Brille interagieren. Diese ermöglichen räumliches Sehen, welches die Brille von herkömmlichen Bildschirmen wie TV oder Smartphone unterscheidet.
Die Hardware für die Bilder selbst kommt von Computer, Konsolen oder Smartphones, die an die Brille angeschlossen werden. Das herkömmliche, natürliche Sehen mit unseren Augen wird dabei imitiert durch zwei verschiedene Display-Bilder.
VR-Technologie kann den Unterricht auf vielfältige Art und Weise erweitern. In erster Linie ermöglicht VR Technologie komplexe Sachverhalte zu veranschaulichen und neue Wege der Wissens-Darbietung. Orte, die wegen mangelnden Mitteln, aus Sicherheitsgründen oder aufgrund anderer Aspekte nicht erreichbar oder begehbar sind, aber dennoch einen wertvollen Beitrag zur Bildung leisten könnten, wenn die Schüler:innen sie entdecken können. Die vollständige Fokussierung durch VR und die geförderte Immersität liefern eine weitaus interessantere Lernerfahrung, die im kompletten Kontrast zum herkömmlichen Bücherwälzen steht.
Der WDR beispielsweise konnte einige interaktive Beispiele durch das Projekt ‘Schule Digital’ erstellen. So konnten Nutzer:innen im Rundumblick ein Bergwerk erkunden, Großbritannien mit einer App besichtigen, Beethovens Musik interaktiver erleben oder auch die Freund:innen der verstorben Anne Frank kennenlernen.
Andere Beispiele hat unsere Redaktion in der Vergangenheit bereits vorgestellt. Dazu gehören die virtuelle Zeitreise durch die Geschichte Deutschlands mit TimeRide und das Miterleben von Beethovens Biografie.
Besonders eignet sich die Technologie in naturwissenschaftlichen Fächern:
Auch künstlerische Bereiche können gefördert werden. So haben die Informatik Gruppen des BG/BRG Villach St. Martin mit dem Projekt “Slow Light – Seeking Darkness” eine Virtuelle Umgebung geschaffen, in der das Prinzip Dunkelheit in verschiedenen Facetten erfasst wird. In ihrem CHIP-Workshop “Virtual Reality Bubbles” werden außerdem künstlerische Materialien, wie Poesie oder Objekte, in die virtuelle Realität übertragen und somit erlebbar gemacht.
Einsatz von VR-Brillen an der Josef-Durler-Schule
Lehrkräfte, die solche Technologien selbst nutzen wollen, haben eine breite Auswahl an Programmen und Apps, die sie in Erwägung ziehen können. Darunter auch kostenlose Alternativen wie Google Blocks welches auf ein schnelles Modeling von 3D-Inhalten spezialisiert ist, und Google Earth VR zum Nutzen von Googles Erderkundungsdienst im VR-Format.
Rooom bietet sich ebenfalls zur Generierung von VR-Inhalten wie Kunstobjekten, Möbel und andere Objekte, kostet im Rahmen des Premium-Pakets allerdings bi zu 499 Euro pro Monat. Ein virtueller 3D Space kann aber bereits kostenlos heruntergeladen werden.
Speziell für die Bildung geeignet ist auch Unimersiv. Für 3,99 Euro können Schüler:innen die App von Steam herunterladen und auf vielfältige Angebote über Geschichte, den Weltraum und die menschliche Anatomie zugreifen.
Für die Hardware selbst gibt es Firmen wie Oculus VR, unter der Leitung von Meta, welche VR-Brillen wie die Meta Quest 2 anbieten. Oder auch das VR-Unternehmen Pico mit der Pico 4.
Das Eintauchen in die virtuelle Welt ist allerdings auch nicht ohne Probleme. Nicht alle Kinder haben die physischen Möglichkeiten, mit der Technologie umzugehen. Die standardkoordinationsstrategie von Heranwachsenden könnte gestört werden und obwohl Erwachsene Kopfbewegung vom Oberkörper einfach trennen und steuern können, müssen Schüler:innen diese Fähigkeit erst noch lernen, so dass empfohlen wird die Technologie erst mit 13 Jahren zu benutzen und nach einer Stunde der Nutzung eine 15 minütige Pause einzulegen. Kompetenzen im Umgang mit VR müssen ebenfalls erst trainiert werden, welche ein gewisses Maß an Medienkompetenzen in den Lehrkräften und im Schulplan erfordert. Diese müssen von den Pädagog:innen erlernt und weiter vermittelt werden. Ganz billig ist die Technik auch nicht, Schulen müssen mit Kosten zwischen 30 bis 60 Euro rechnen, mit einer VR-Brille welches Android oder iPhone integriert, und mit Preisen im Bereich von 400 Euro oder 240 Euro gebraucht bei Brillen mit integriertem Display.
Obwohl VR-Technologie nicht in jedem Fall Sinn machen dürfte, bietet sie dennoch ein einzigartiges, nicht anders replizierbares Lernerlebnis. Ob sie sich im Bildungssystem weiter verbreiten kann, bleibt abzuwarten. Solange dies mit Blick auf die bestehenden Risiken geschieht, könnte VR jedoch eine große Bereicherung für einzigartiges Lernen sein.
Was haltet Ihr von VR-Technologie? Teilt uns das doch in den Kommentaren mit!
Für das effektive Sprachenlernen sind Wiederholung und Konsistenz die wichtigsten Bausteine. Es gibt Apps, wie Duolingo oder Babbel, die extra für das Lernen neuer Sprachen entwickelt wurden und beim regelmäßigen Üben helfen, allerdings kann auch Instagram für ähnliche Zwecke genutzt werden. Zwischen Urlaubsfotos und Lifestyle-Inspirationen sind Posts über Aussprache, Sprichwörter oder neue Vokabeln eine gute Erinnerung daran, jeden Tag etwas Zeit zu investieren, um das gewünschte Niveau zu erreichen. Nachdem wir unsere Empfehlung zu Instagram-Kanäle für den Mathe und DaZ-Unterricht zusammengestellt haben, geht es nun weiter mit den vier besten Kanälen für die Tagesdosis Sprachen:
Filme geben uns eine besonders gute Möglichkeit, die Lernbedürfnisse unterschiedlicher Niveaus zu bedienen. Cartoons für eine jüngere Zuschauerschaft mögen bspw. einfache Vokabeln beinhalten, während Filme, die Dialoge mit komplexeren Satzstrukturen aufweisen, für die Vertiefung und Immersion etwas erfahrener Lerner hilfreich sind. @french.toons postet täglich Ausschnitte von bekannten Cartoons und animierten Grafiken. Jede Illustration wird mit einer kurzen Beschreibung auf Französisch und Englisch versehen. Die Cartoons sind humorvoll und zugänglich, was das Lernen der Sprache zu einem unterhaltsamen Erlebnis macht. Für Japanisch, Portugiesisch, Italienisch, Deutsch und Spanisch gibt es ebenfalls eigene Insta-Kanäle vom gleichen Stil.
@tofluency ist ein Instagram-Kanal, der sich auf das Erlernen von Englisch als Zweitsprache (ESL) konzentriert. Der Kanal wird von einem erfahrenen ESL-Lehrer betrieben, der seinen Schülern hilft, ihre Englischkenntnisse zu verbessern und das Selbstvertrauen beim Sprechen zu stärken. Mit kleinen Übungseinheiten, Erklärvideos und Methoden geht er gezielt auf Problembereiche ein, die während des Lernprozesses häufig auftreten. Außerdem bietet er mit seinem Podcast Lernenden die Möglichkeit, einen Einblick in Alltagsdialoge über verschiedene Themen zu bekommen, die zudem auch oft in Tests, wie IELTS oder TOEFL abgefragt werden.
@easyportugueseschool ist ein Instagram-Kanal, der sich darauf spezialisiert hat, Portugiesischlernenden dabei zu helfen, die Sprache auf einfache und unterhaltsame Weise zu lernen. In diesem Kanal gibt es eine breite Palette von Inhalten, die sich auf verschiedene Facetten der portugiesischen Sprache konzentrieren. Themen wie Grammatik, Wortschatz, Aussprache und kulturelle Besonderheiten werden behandelt und ausführlich erläutert. Neben den Beiträgen bietet @easyportugueseschool auch Live-Unterrichtseinheiten auf Instagram an, bei denen die Lernenden die Möglichkeit haben, ihre Portugiesischkenntnisse zu verbessern, indem sie Fragen an erfahrene Sprachlehrer:innen stellen können.
Auf dem Kanal @spanishafterhours bietet Laura ihren Followern interaktive Quizfragen, praktische Grammatikübungen, Vokabellisten und Lerntipps, um das Gelernte zu festigen. Der Schwerpunkt liegt hier auf Aussprache und dem alltäglichen Spanisch, das die Lernenden in realen Situationen anwenden können. Die Inhalte sind sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Bei Bedarf kann man sich die Videos von Instagram zusätzlich auf Youtube in voller Länge ansehen.
Nutzt ihr Instagram für euren Schulunterricht? Und welche Methoden und Materialien könnten noch zu einem besseren Erwerb von Fremdsprachen dienen? Schreibt uns gerne einen Kommentar!
Berlin ist nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch DAS pulsierende Zentrum für Kunst, Kultur und Geschichte. Mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten, wie dem Brandenburger Tor, dem Checkpoint Charlie und der Berliner Mauer, zieht es jedes Jahr unzählige Besucher aus aller Welt an. Doch nicht nur für Touristen ist Berlin ein Highlight — auch Schulklassen nutzen die Stadt als beliebtes Exkursionsziel. Denn hier gibt es nicht nur die Möglichkeit, das politische Zentrum des Landes hautnah zu erleben, sondern auch eine Fülle von Museen und Gedenkstätten zu besuchen, die einen tiefen Einblick in die Geschichte Deutschlands ermöglichen. Ob Kunst, Kultur oder Geschichte: Berlin hat für jeden etwas zu bieten und ist somit das ideale Ziel für Schulklassen, die auf der Suche nach einem unvergesslichen Ausflug sind. Hier finden Schülerinnen und Schüler zahlreiche spannende Ausflugsziele, die sowohl unterhaltsam als auch lehrreich sind. In diesem Artikel stellen wir euch, angelehnt an visitberlin.de, fünf Exkursionsideen für fünf Tage Berlin vor, die Sie mit Ihrer Schulklasse auf jeden Fall ausprobieren sollten.
Das Computerspielemuseum in Berlin ist eine der größten und bekanntesten Ausstellungen für Computerspiele in Europa. Es wurde im Jahr 1997 gegründet und beherbergt eine umfangreiche Sammlung von mehr als 50.000 Videospielen, Konsolen und anderen Artefakten der Computerspielgeschichte. Das Museum bietet eine interaktive und pädagogische Erfahrung für alle Altersgruppen und ist daher ein großartiges Ziel für Exkursionen. Die Ausstellung ist in verschiedene Bereiche unterteilt, die die Entwicklung der Computerspiele von den Anfängen bis zur Gegenwart zeigen. Es gibt auch eine Vielzahl von interaktiven Ausstellungsstücken, welche die Besucherinnen und Besucher ausprobieren können, wie zum Beispiel alte Spielkonsolen und Arcade-Spiele. Darüber hinaus bietet das Museum eine Vielzahl von Workshops und Veranstaltungen an, die für Schulklassen und andere Gruppen geeignet sind. Hier können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Beispiel lernen, wie Computerspiele programmiert oder alte Spiele und Konsolen repariert werden. Es ist leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: Ihr nehmt die U-Bahn-Linie U5 und steigt an der Haltestelle "Weberwiese" aus.
Ein prägendes Merkmal Berlins sind die zahlreichen Plattenläden, die in der Stadt zu finden sind. Besonders rund um den Boxhagener Platz gibt es eine hohe Ballung von Plattenläden, die jede Querstraße säumen. Hier kann man am Wochenende nicht nur einen Floh- und Wochenmarkt besuchen, sondern auch ausgiebig in den Plattenläden stöbern und sich in der Welt der Musik verlieren - ein Paradies für Musikliebhaber und Vinylsammler!
Berlin ist bekannt für seine Streetart und Graffiti, die an vielen Orten in der Stadt zu finden sind. Ob politische Statements oder reine Kunstwerke - es gibt für jeden Geschmack etwas zu entdecken. Besonders die Hauswände und Dächer in den Bezirken Kreuzberg und Friedrichshain sind mit Werken übersät. Für legale Graffiti kann man beispielsweise die Wand im Mauerpark besuchen, während man an der East-Side-Gallery am Ostbahnhof große Street Art-Malereien bewundern kann. Wer auf der Suche nach weiteren Kunstwerken ist, muss einfach nur die Augen offen halten und kann sich in Berlin in eine faszinierende Welt aus Farben und Kreativität stürzen. In diesem Beitrag konzentrieren wir uns auf Murals in Kreuzberg, obwohl sich die ersten beiden Kunstwerke unserer Tour eigentlich in Mitte befinden. Außerdem zeigen wir auch einige schöne Paste-Ups und Stencils. Mit Hilfe unserer Karte können Sie problemlos alle Kunstwerke der Tour nacheinander besuchen und entdecken.
Die Berliner Geschichte ist geprägt von traurigen, aber dennoch spannenden Ereignissen, die auch heute noch in Form von Gedenkstätten erfahrbar sind. Die Gedenkstätte Hohenschönhausen in Lichtenberg erinnert an die Zeit der kommunistischen Diktatur und gibt den Besuchern Einblick in die ehemalige Untersuchungshaftanstalt der Stasi. Der Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße ermöglicht es, ein Stück der Original Berliner Mauer zu sehen und gleichzeitig die beeindruckende Street Art an der East Side Gallery zu bestaunen. Das Denkmal zur Erinnerung an die ermordeten Juden Europas in unmittelbarer Nähe des Reichstagsgebäudes besteht aus mehr als 2.700 Säulen aus Stein und erinnert an die schrecklichen Taten des NS-Regimes. Eine Besichtigung des Denkmals ist kostenlos, ebenso wie der Ort der Information daneben.
Berlin ist berühmt für seine lebendige Kulturszene und das GRIPS Theater bietet besonders kreative Stücke für Jugendliche und Kinder. Die U-Bahn Station Hansaplatz ermöglicht eine barrierefreie Anreise zu diesem Theater, das sich mit aktuellen Themen beschäftigt. Da das Platzangebot im Vorstellungsraum begrenzt ist, empfiehlt es sich, den Besuch im Voraus anzukündigen. Seit den 1960er Jahren steht das GRIPS Theater in Berlin-Mitte für zeitgenössisches und politisches Theater für Kinder und Jugendliche. Die Gründer des Theaters, allen voran Volker Ludwig, hatten das Ziel, den jungen Zuschauern die Realität nahezubringen und ihnen Lebensperspektiven aufzuzeigen. Heute werden immer noch gesellschaftliche Themen künstlerisch aufbereitet, um das junge Publikum dort abzuholen, wo es steht. Der Erfolg des Theaters zeigt sich in über 1.800 Inszenierungen in 50 Ländern und 40 Sprachen. Schulklassen haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Erlebnisse am GRIPS Theater spielerisch aufzuarbeiten und zu verarbeiten, unterstützt durch die Theaterpädagogik. Besonders hervorzuheben ist, dass das GRIPS-Team direkt an die Berliner Schulen kommt, um diese Angebote anzubieten. Auch für Schulklassen außerhalb von Berlin und Brandenburg gibt es die Möglichkeit, die Angebote des GRIPS zu nutzen, indem sie im Rahmen ihrer Klassenfahrt das Theater besuchen. Die Theaterstücke “Linie 1” (empfohlen für Klasse 10-13), “#diewelle2020” (empfohlen für Klasse 9-12) und “Das schönste Mädchen der Welt” (empfohlen für Klasse 8-13) sind besonders für diesen Zweck geeignet.
Deutschlands Hauptstadt ist eine der grünsten Metropolen Europas, mit mehr als 2500 Parks und über einer Million Bäumen. Neben dem bekannten Grunewald gibt es viele weitere Wald- und Grünflächen, die zu ausgedehnten Spaziergängen und einer hohen Lebensqualität beitragen. Startups wie Green City Solution und Solaga setzen innovative Akzente für Luftqualität und Umweltschutz. Eine Führung zum Thema Nachhaltigkeit in Berlin kann zum Beispiel eine Urban Gardening Tour auf dem Fahrrad oder eine Green Fashion Tour beinhalten. Auf diese Weise können Besucherinnen und Besucher erfahren, wie die Berlinerinnen und Berliner sich für eine nachhaltige Zukunft einsetzen und welche Möglichkeiten es gibt, selbst einen Beitrag zu leisten. Die Führungen sind informativ und geben Anregungen, wie man im Alltag umweltbewusster handeln kann. Die Wochenmärkte in Berlin bieten eine große Auswahl an regionalen und saisonalen Bio-Produkten von Bauern aus Berlin und Brandenburg. In den historischen Markthallen können Sie in angenehmer Atmosphäre einkaufen und gleichzeitig auf eine kleine Zeitreise gehen. Besonders umwelt- und gesundheitsbewusste Menschen finden auf Bio-Märkten und veganen Märkten eine große Auswahl an Produkten. Ein beliebter Markt ist der Ökomarkt am Kollwitzplatz, der bereits seit über 20 Jahren jeden Donnerstag von 12 bis 19 Uhr stattfindet. Hier könnt ihrfrisches Obst und Gemüse, Wildkräuter, Brot aus selbst gemahlenem Mehl und Eier von glücklichen Freilandhühnern kaufen.
Mit der Auswahl dieser Ausflugsziele wollten wir euch fernab der bekannten Museumsinsel (die ohnehin meist Pflichtprogramm ist) eine Mischung aus Unterhaltung und Bildung bieten, die für Schulklassen geeignet ist. Jedes Ziel ist leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und bietet spezielle Führungen und Workshops für Schulklassen an. Schülerinnen und Schüler können in diesen Ausflugszielen mehr über die deutsche Geschichte, Technologie, Natur und Politik erfahren.
Was denkt Ihr über die alternativen Exkursionsideen? Habt ihr noch weitere Anregungen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Berlin. Die Ampelregierung hat am 17. März eine Reform des schon lange von vielen Wissenschaftler:innen kritisierten Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) vorgestellt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßte den Gesetzentwurf und forderte die Koalition dazu auf, „nachzulegen“. Das Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMFD) setzt sich mit der Initiative zum Ziel, Wissenschaftler:innen frühzeitige Perspektiven aufzuzeigen, indem mehr unbefristete Stellen geschaffen werden und das Forschen allgemein familienfreundlicher gestaltet wird.
GEW fordert härtere Reformen
Der mutmaßlich kontroverseste Eckpunkt des Gesetzesentwurf behandelt die Postdoc-Phase. Also die Zeit nach Erlangung des Doktortitels und die Zeit des befristeten Arbeitens an einer Universität oder einer Forschungseinrichtung. Demnach wurde die Höchstbefristungsdauer in dieser Phase von sechs auf drei Jahre reduziert. Das setzt die jungen Wissenschaftler:innen unter hohen Druck, da sie nun – durch fehlende Entfristungsmöglichkeiten für die Zeit danach – sehr schnell mit Arbeitslosigkeit konfrontiert werden könnten. Die GEW führt aus, dass Postdocs sichere Perspektiven brauchen und ihnen die Chance auf eine Dauerstelle gegeben werden muss.
Auch für Promovierende fordert die GEW umfassendere Entlastungen in der schlussendlichen Reform. So soll die vom BMFD angestrebte dreijährige Mindestvertragslaufzeit von Doktoranden an Forschungseinrichtungen erhöht werden, da die durchschnittliche Promotionsdauer 5,7 Jahre beträgt und Doktoranden in der Vergangenheit häufig von ihren Forschungseinrichtungen “entlassen” worden sind, bevor sie überhaupt mit ihrer Dissertation anfangen konnten. Deswegen fordert die GEW eine Mindestvertragslaufzeit von sechs Jahren.
Auch die angestrebte Verbesserung der Familienfreundlichkeit des Gesetzesentwurfs wird von der GEW kritisiert. Laut Andreas Keller, stellvertretenden GEW-Vorsitzenden und Hochschulexperten, ist das Versprechen der Ampelkoalition, die familien- und behindertenpolitische Komponente für alle verbindlich zu machen, nicht eingetreten. Darüber hinaus soll es in der Hand des Arbeitgebers bleiben, die befristeten Verträge der Wissenschaftler:innen zu verlängern, die eine Elternzeit beanspruchen oder eine Behinderung oder chronische Krankheit haben.
Schlussendlich konstatiert die GEW, dass das Vorstellen möglicher Eckpunkte ein guter und notwendiger Schritt des BMFD war, um den Beginn einer nachhaltigen Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes zu markieren. Noch, und so waren auch die Rückmeldungen sämtlicher junger Wissenschaftler:innen, hinken die möglichen Reformen aber sowohl den Versprechungen als auch den Erwartungen hinterher. Denn schon seit zwei Jahren monieren viele junge Wissenschaftler:innen mit den Hashtags #IchBinHanna und #DauerstellenFürDaueraufgaben ihre prekäre berufliche Situation, aufgrund befristeter Arbeitsverträge. Die Ampel muss also nachlegen, sonst wird die Lage für junge Forschende bedrohlicher und die Flucht in Wirtschaft und Ausland noch größer.
Für Lehrkräfte ist es heutzutage nicht ausreichend, nur ihre Rolle als Lehrer oder Lehrerin zu erfüllen. Der Schulalltag erfordert von ihnen, viele verschiedene Rollen einzunehmen und zu beherrschen, wie zum Beispiel die des Pädagogen, des Vorbilds, des Mediators und des Menschen. Dabei ist es wichtig, bereits im Referendariat reflektiert und vorbereitet mit diesen Anforderungen umzugehen, da Freude und Motivation sonst schnell verloren gehen können oder die Rollenvielfalt zu schaffen macht. Das Interesse an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie die Vermittlung von Wissen und Kompetenzen sind zwar wichtige Aspekte, jedoch sind Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in der heutigen Zeit unerlässlich, um den Anforderungen im Schulalltag gerecht zu werden.
Für Lehrer:innen und Referendar:innen ist der Einstieg in den Beruf oft von einer schwierigen Phase geprägt, die als Praxisschock bezeichnet wird. Überforderung und Belastungen im Schulalltag können dazu führen, dass Berufseinsteigerinnen an ihre Grenzen stoßen. Diese Belastungen können aus verschiedenen Quellen kommen, wie dem Umgang mit schwierigen Schülerinnen, dem Erwartungsdruck seitens Kolleginnen und Schulleitung, sowie Bewertungen von Schulleitung und Schulamt, die sich oft nur auf den Unterricht beziehen.
Auch die Zusammenarbeit im Lehrerkollegium gestaltet sich oft schwierig und es fehlen verlässliche und kompetente Ansprechpartner:innen. Der Berufseinstieg ist unstrukturiert und erfolgt ohne professionelle Begleitung, was bei auftretenden Problemen nur zufällige Hilfestellung ermöglicht. Ganz grundsätzlich ist auch ein Quer- oder Seiteneinstieg in jeder Schulform möglich. In der Praxis schließen manche Bundesländer aber die eine oder andere Schulform aus – insbesondere der Zugang zu Grundschulen bleibt den Quereinsteigenden häufig verwehrt. Berufsschulen freuen sich meistens über Zuwachs, besonders in den technischen Bereichen.
Es ist wichtig, Zweifel an der eigenen beruflichen Eignung zu erkennen und sie ernst zu nehmen. Dies gilt nicht nur zu Beginn der Karriere, sondern auch später. Es kann gesund und hilfreich sein, gelegentlich die eigene Motivation, Ressourcen und berufliche Ziele zu überprüfen. Allerdings kann anhaltende Unzufriedenheit und Überforderung zu negativen Gedanken und Gefühlen führen, die sich auf die Gesundheit und die berufliche Leistung auswirken können. In solchen Fällen sollte man unrealistische Anforderungen von außen und die eigenen (perfektionistischen) Haltungen unterscheiden und entsprechende Lösungsansätze finden.
Es gibt sowohl überzogene externe Anforderungen als auch überzogene interne Anforderungen, die zu fehlenden Ressourcen führen können. Eine pauschale Unzufriedenheit sollte konkret benannt werden, um entsprechende Lösungen zu finden. Mehr Rückzugsräume, eine verbesserte Organisationsstruktur oder Stressmanagement für Lehrkräfte können hilfreiche Schritte sein. Eine aufmerksame, kritikfähige Schulleitung kann dabei unterstützen und sich für eine Kultur des Miteinanders und der Wertschätzung an der Schule stark machen.
Ein offener Austausch innerhalb des Kollegiums über Missstände und individuelle Probleme kann Gold wert sein. Erfahrene Kollegen können jüngeren Lehrkräften wertvolle Rückmeldungen geben und ihnen Mut machen, am Lehrerberuf festzuhalten oder einen neuen, passenderen Weg einzuschlagen.
Wenn die Entscheidung getroffen wird, den Beruf zu wechseln, sollte eine detaillierte Bestandsaufnahme gemacht werden, um den Weg in eine neue Richtung zu ebnen. Es ist wichtig, zu wissen, wo es im Schulalltag hakt, und die eigenen Stärken und Kompetenzen zu kennen. Neben einer schulnahen Tätigkeit in der Bildungsbranche kann auch ein weiteres Studium infrage kommen. Ein Auszeit kann ein guter Zwischenschritt sein, um Klarheit und Abstand zu gewinnen. In Umbruchphasen ist der Austausch mit anderen wichtig, um Kraft und Zuversicht zu bekommen. Kollegen, Familie und Freunde können hierbei unterstützen und positive Erfahrungsberichte von anderen "Aussteigern" können Mut machen.
Tipp 1: Die Schule kennenlernen
Tipp 2: Sich selbst organisieren
Tipp 3: Den Perfektionismus zwischendurch beiseite lassen und einfach Spaß haben
Wenn dich als Lehrerin oder Lehrer Fernweh packt, musst du nicht zwangsläufig auf deinen Beruf verzichten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um in diesem Berufsfeld auch im Ausland tätig zu sein. Eine Option ist es, eine entsprechende Weiterbildung zu absolvieren oder an Hospitationen teilzunehmen. Der pädagogische Austauschdienst bietet hierbei die Vermittlung von ein- bis dreiwöchigen Hospitationen in verschiedenen europäischen Ländern an, vorrangig jedoch für Lehrende mit Sprachkenntnissen der entsprechenden Länder. So ist beispielsweise ein Einsatz als Lehrkraft in Spanien, Frankreich oder Großbritannien möglich. Als Vertreter des Auslandsschulwesens sind Sie auch Botschafter der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik.
Die Grundlagen für eine erfolgreiche Unterrichtserfahrung liegen in den Kennenlernprozessen sowie in der effektiven Organisation des Unterrichts. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine zu starke Fixierung auf Perfektion möglicherweise hinderlich sein kann. Stattdessen ist es oft hilfreicher einfach Spaß zu haben, sich darauf zu konzentrieren, eine positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen, die sich durch das gesamte Schuljahr zieht. Indem du dich bemühst, eine unterstützende und einladende Umgebung zu schaffen, können Schülerinnen und Schüler motiviert werden und das Lernen wird effektiver.
Habt ihr schon Erfahrungen vom Berufseinstieg als Lehrer:innen erleben können oder habt ihr selber Tipps, die ihr an zukünftige Lehrer:innen weitergeben könnt? Teilt Sie uns gerne in den Kommentaren mit!
Was haben Amazon-Gründer Jeff Bezos, Wikipedia-Gründer Jimmy Wales und die Schauspielerin Heike Makatsch gemeinsam? Sie alle waren alle Teil einer Montessorischule und vermutlich unter den bekanntesten Absolvent:innen des Schulsystems. Dabei ist Montessori weiter verbreitet als angenommen. In Deutschland allein gibt es rund 600 Kindertagesstätten und etwa 400 Schulen, die dieses pädagogische Konzept in ihren Alltag integrieren. Weltweit sind es sogar um die 40.000 Montessori-Schulen. Aber worum handelt es sich bei dem Montessori-Konzept? In diesem Artikel erfahrt Ihr, was es mit dieser neuen Art des Lernens und Erziehens auf sich hat.
Entwickelt wurde das Montessori-Konzept von der italienischen Ärztin Maria Montessori, die am 31. August 1870 geboren wurde und eine der bekanntesten Pädagogen ihrer Zeit war. Nach ersten Arbeiten mit geistig behinderten Kindern verlagerte sie ihren beruflichen Schwerpunkt immer mehr auf Pädagogik und die Entwicklung pädagogischer Methoden. Obwohl sie ihre Ideen basierend auf Kindern mit Behinderungen entwickelten, wurden diese später verfeinert und auch auf mental nicht beeinträchtigte Kinder angewandt. Bewährt hat sich die Methode zuerst, als Montessori’s Kinder im Vergleichstest besser abschnitten als ‘normale’ Kinder, welches ihr eventuell internationale Anerkennung brachte. Aber was hat es mit Montessoris Konzept eigentlich auf sich?
Das Zunutze machen des Eigeninteresses vom Kind als Instrument der Bildung macht den Kern der Montessori-Pädagogik Konzepts aus. Das Montessori-Modell unterteilt sich in drei separate Entwicklungsstufen, welche die Kinder und Jugendliche begleiten, vom Kindergarten bis hin zum Abitur, mit jeder Stufe angelehnt an ein anderes Motto.
Das Montessori-Kinderhaus, die Montessori-Version des Kindergartens, besuchen Kinder im Alter zwischen 0 und 6 Jahren. Das Motto hier: “Hilft mir es selbst zu tun”. Ab 6 Jahren besuchen die Montessori Schüler:innen die Grundschule bis zum 12 Lebensjahr, diesmal mit dem Motto “Hilf mir, selbst zu denken.” Zu guter Letzt folgt die Montessori-Sekundarstufe. Das neue Motto bezieht sich darauf, den Schüler:innen zu helfen, in einer Community selbstständig zu agieren und lautet: “Hilft uns, es selbst zu tun”. Abgeschlossen ist der Montessori-Bildungsweg mit 18 Jahren.
Der Aspekt, in dem sich Montessori’s Modell radikal von den damals verbreiteten Erziehungsansätzen unterscheidet, ist die Beziehung zwischen Kind und System. Im staatlichen Schulsystem ist genau geplant, was, wann, welches Kind zu wissen und können hat, mit wenig Fokus auf das Individuum selbst. Konkurrenzverhalten und Notendruck sollten im Montessori-System keinen Platz haben, da diese nur der persönlichen Entwicklung im Weg stünden. Stattdessen kommt es zu Einschätzungsgesprächen zwischen Lehrkraft und Schüler:in und es werden IzEL-Bogen (Informationen zum Entwicklungs- und Lernprozess) angefertigt, in denen Lernfortschritte und Verhalten der Schüler:innen notiert werden. Lehrkräfte und Pädagog:innen haben in diesem System eher eine Rolle als Unterstützer und Hilfesteller und bringen die Schüler:innen nicht in ein starres einheitliches System.
In der Schule ist der Unterricht unterteilt in zwei Kategorien. Die erste ist die Freiarbeit, in der es Schüler:innen erlaubt ist, im eigenen Tempo ihren eigenen, frei gewählten Interessen nachzugehen. In der Sekundarstufe ist diese Kategorie eher reduziert und es kommt häufig zu langfristigen Projekten. Die zweite Kategorie ist der gebundene Fachunterricht, welcher sich auf spezielle Fächer konzentriert. Darunter auch Mathe, Englisch oder Biologie. Die Lerninhalte und -ziele werden dann in Gruppen- oder Einzelarbeit aufgeteilt und erarbeitet. Während einige sich z. B. in Englisch mit neuen Vokabeln beschäftigen, lernen andere Zeitformen.
Im Idealfall bringt das Montessori-System ein Kind in die Welt, das selbstständig ist, aufgeschlossen, eigenständig denkt, soziale Kompetenzen hat und eine Begeisterung für das Lernen und eigene Interessen hat.
Kritik an diesem Schulkonzept gibt es allerdings reichlich. Unter anderem die Kosten, da Montessori-Schulen Privatschulen sind. Diese Gebühren belaufen sich in der Regel auf 300 Euro pro Monat und können je nach Bundesland zwischen 200 und 500 Euro betragen. Ein weiteres Problem: Das Abitur wird als staatlicher Abschluss an nur wenigen Montessori Schulen angeboten. Häufig müssen externe Prüfungen absolviert werden, sofern ein Montessori Kind das Abitur erlangen will.
Darüber hinaus wird das Montessori-System nicht überall gleich umgesetzt, was die Autorin Nadine Hilmar bezeugen kann. In ihrem Blog Buntraum beschreibt sie ihre Ansichten zu Montessori, als jemand, die selbst im Jahr 2012 die Montessoriausbildung Kinderhaus abgeschlossen hat. Damals war sie ein großer Fan des Bildungskonzepts. Die sogenannten Säulen des Systems erlebte sie in der Praxis allerdings ganz anders als erwartet.
So wurde der Fokus auf Selbstständigkeit von ihr auch als Druck wahrgenommen. Ihr Sohn wurde als schüchterner zweijähriger schon dazu aufgefordert, eigenständig seine Jacke auszuziehen. Laut Nadine kam auch Druck von Seiten der Pädagogin, die Windel abzulegen und auf das WC zu gehen. “Sie wollten, dass er soweit war", fasst Nadine die ständigen Einschätzungen der Pädagogin zusammen. Besonders eingebrannt hatte sich die Aussage: “Wir haben oben 60 Kinder, wenn er da in der Garderobe nicht klar kommt, geht er unter.”
Dem Ideal, die Kinder das machen zu lassen, was ihrem eigenen Interesse oblig, sei nicht nachgekommen worden. Stattdessen schildert Nadine, dass es bei Gesprächen mit ihrem vierjährigen Sohn immer hieß, dass “er bereit sei und das auch gut könne.” Seine Meinung war ohne Priorität.
Hingegen fand Nadine, dass ihre Tochter eine individuelle Erziehung, im Einklang mit Montessori Idealen, in einem Allgemeinkindergarten besser bekam als am Montessori-Kinderhaus. “Sie darf sich tagsüber beschäftigen, womit sie will und wenn sie anfangs schüchtern nur auf dem Sofa sitzt, beobachtet und Bücher anschaut, ist das okay. Mir wird nie gesagt, wozu sie nun “bereit sei.”
Mangelnde oder fehlerhafte Exekution, wie Nadine es erlebte, können dem System und auch den Schüler:innen schaden. Auch wie bei dem herkömmlichen Schulsystem müssen die Pädagogen ihren Teil erfüllen, jedoch einen anderen als denjenigen, den sie gewohnt sind. Jedoch kann das Montessori-Konzept, wenn richtig angewandt und wie von Maria Montessori erdacht, durchaus positiv auf ein Kind einwirken, sowohl damals als auch heute. Förderung von Engagement und Individualität sind an sich gute Ansätze, auch wenn sie mit systemkonformen Alternativen anecken. Inwieweit Montessori’s Ideen sich einmal stärker im öffentlichen Bildungssystem abbilden könnten, bleibt abzuwarten.
Was haltet ihr vom Montessori-System? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare!
Berlin/Stuttgart. Nach der von Linken-Vorsitzenden Janine Wissler eingebrachten Forderung, Hausaufgaben abzuschaffen, ist eine neue Debatte zu dem Thema entbrannt. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), selbst ehemals Lehrer, gab dabei Wisslers Forderung zuletzt Rückenwind.
„Der alltägliche Hausaufgaben-Stress vergiftet das Familienleben, bedeutet Streit, Überforderung, Tränen und schürt Aggressionen“, schrieb Wissler in einem Gastbeitrag für den Berliner Tagesspiegel. Hausaufgaben seien das „Outsourcing“ schulischer Lehre in die Familien, so Wissler. Das Bildungsniveau der Eltern dürfe jedoch nicht entscheidend für die Erfüllung schulischer Aufgaben sein. „Machen wir Schluss mit diesem Outsourcing schulischer Aufgaben in die Familien und an private Nachhilfeanbieter, die man sich erst mal leisten können muss“, forderte Wissler.
Auch für den baden-württembergischen Ministerpräsidenten spricht viel dafür, den Nutzen von Hausaufgaben zu überdenken. „Ich habe fast nie Hausaufgaben gegeben, weil ich vom Sinn der Hausaufgaben, von ihrem Erfolg, nicht sehr überzeugt war“, so der Grünen-Politiker. Hausaufgaben sollten jedoch nicht ersatzlos gestrichen, sondern durch eine bessere Ganztagesbetreuung ersetzt werden. Ausgerechnet damit tun sich jedoch viele Eltern in seinem Bundesland schwer, entsprechende Reformkonzepte in diese Richtung sind bislang nicht in Tritt gekommen.
Kritik an dem Vorstoß kam unter anderem aus Bayern. Dessen Kultusminister Michael Piazolo sagte dem Münchner „Merkur“, dass Hausaufgaben beim Lernen helfen würden, „wenn sie ein gewisses Maß nicht übersteigen“. Einer generellen Abschaffung steht Piazolo jedoch ablehnend gegenüber. Mehr Verständnis kam hingegen von der bayerischen Landesvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Martina Borgendale. Grund hierfür wären die sozialen Unterschiede, die sich mit Hausaufgaben noch verschärfen könnten, sagte Borgendale gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Für “unverzichtbar” hält Hausaufgaben hingegen der bayerische Philologenverband. “Um Lerninhalte wirklich zu durchdringen, muss man sie selbst durchdenken. Und genau dieser Verstehensprozess findet auch am Nachmittag statt - mit lernpsychologisch sinnvollem Abstand zum Unterricht”, so der Landesvorsitzende Michael Schwägerl. Netzlehrer Bob Blume äußerte sich differenziert. Hausaufgaben “können sinnvoll sein”, würden aber in vielen Fällen eher das Ungleichgewicht zwischen Schülern, die zu Hause Hilfe bekommen und jenen, bei denen dies nicht der Fall ist, verstärken.
Der reale Nutzen von Hausaufgaben gilt in der Wissenschaft seit längerer Zeit als umstritten. Eine Studie des Pädagogen Bernhard Wittmann aus dem Jahr 1964 kam zu dem Schluss, dass Hausaufgaben keinen signifikanten Zuwachs an Kenntnissen und Fähigkeiten bei Schülern bewirken. Wittmann beobachtete für die Studie vier Monate lang Volksschulklassen der dritten und siebten Jahrgangsstufe, von denen einige von Mathematik- und Deutschhausaufgaben befreit wurden. Lediglich die Siebtklässler verbesserten damals teilweise ihre Rechtschreibfertigkeiten.
Eine Studie der TU Dresden gelangte 2008 zu ähnlichen Ergebnissen. "Gute Schüler werden durch Hausaufgaben nicht unbedingt noch besser", erklärte Hans Gängler von der Fakultät Erziehungswissenschaften der TU Dresden die Studienergebnisse, "und schlechte Schüler begreifen durch bloßes Wiederholen noch lange nicht, was sie schon am Vormittag nicht richtig verstanden haben." Die Forschenden befragten für ihre Erhebung mehr als 1300 Schüler und 500 Lehrkräfte an sächsischen Ganztagsschulen. Bei drei Vierteln der Schüler stellte sich durch Hausaufgaben kein messbarer Lernerfolg ein. Andreas Wiere, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fakultät für Erziehungswissenschaften, bezeichnete Hausaufgaben als „nicht mehr als ein pädagogisches Ritual“. Hilfreicher sei gezielte Förderung durch zusätzliche Trainingsstunden, so Wiere.
In den vergangenen Jahren scheint in der Praxis zumindest ein gewisses Umdenken stattgefunden zu haben: Junge Lehrer geben im Schnitt weniger Hausaufgaben auf als ihre älteren Kollegen.
Wann immer es um Sexualpädagogik geht, ist der richtige Umgang bei der Aufklärungsarbeit und Inhalt der Informationsvermittlung stark umstritten. Verständlicherweise, denn es handelt sich um ein hochsensibles Thema, das Schutzbefohlene betrifft. Daher ist ein Diskurs zwischen Eltern, Lehrer:innen, Schulsozialarbeiter:innen, Schülervertreter, Pädagogen und Mediziner sowie eine kritische Auseinandersetzung mit Handlungsempfehlung äußerst wichtig. Lehrer-News möchte euch mit diesem Artikel einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand der Debatte geben.
Sexualpädagogik ist im deutschsprachigen Raum weder ein geschützter Begriff noch eine geschützte Berufsbezeichnung, d.h. jeder, der eine Zusatzausbildung hat, darf seine Arbeit auch als sexualpädagogisch bezeichnen. Sie geht weiter als der Sexualkundeunterricht, da er nicht nur grundlegende Informationen und Wissen vermitteln, sondern den Schüler:innen auch Basiskompetenzen näherbringen möchte, die einer selbstbestimmten Sexualität in Verantwortung verhelfen sollen.
In einer Umgebung, wo eine frühe Konfrontation mit sexualisierten Medien und Inhalten durch Film und Internet möglich ist, ist eine souveräne Haltung von Bildungseinrichtungen gefragt, welche in Anbetracht der gesellschaftlichen Veränderungen, Schüler:innen unterstützend, informierend und aufklärend beisteht. Zudem hat der Schutz gegen Missbrauch und Gewalt von Kindern und Jugendlichen höchste Priorität, weshalb sich die Sexualpädagogik auch als Präventionsmaßnahme sieht.
„Sexualpädagogik ist ein bildungspolitischer Auftrag vom Schuleintritt bis zum Schulaustritt, der Kinder und Jugendliche dabei unterstützen soll, eine positive Haltung zu ihrer Sexualität und zu ihrer Geschlechtlichkeit zu entwickeln damit sie selbstbestimmt und verantwortungsvoll mit sich aber auch mit anderen umgehen können“ heißt es in der Moderation der Podiumsdiskussion „Reizthema Sexualpädagogik: Kompetenzvermittlung oder Übergriff“ vom April 2022. Mit an der Podiumsdiskussion beteiligt waren Dr. Olaf Kapella – tätig am Österreichischen Institut für Familienforschung und Mitgestalter der WHO-Standards für die Sexualaufklärung in Europa, Dr. Christian Spaemann – Facharzt für Psychiatrie, Suha Dejmek – Initiatorin von kindgerecht.at, Dr. Peter Stippl – Professor und Präsident des Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie und Leni Kesselstatt – Initiatorin von sexualerziehung.at.
In den Impulsvorträgen wurden zwei unterschiedliche Positionen vertreten. Dr. Olaf Kapella erläutert zu Anfang seiner Präsentation die Definition von Sexualpädagogik, dass diese nicht auf die reine „Genitalität“ zu beschränken sei sondern vielmehr um menschliche Grundbedürfnisse handele, welches u.a. mit Nähe, Geborgenheit, Vertrauen und Offenheit zu tun habe. Auch das Erkennen und Benennen von Gefühlen sowie das Setzen und Respektieren von Grenzen stand im Fokus, welche in der Sexualpädagogik „möglichst früh grundzulegen und aufrechtzuhalten“ ist. Des Weiteren werden auch Prävention und Schutz, Kompetenzen (emotional, körperlich, kommunikativ), Gesundheit, Wohlbefinden und Würde, sexuelle Entwicklung, respektvolle soziale und sexuelle Beziehungen sowie Rechte thematisiert. Dazu seien Vertrauens- und Bezugspersonen außerhalb der Familie äußerst wichtig für Kinder, da Gewalt und Missbrauch ebenfalls oft innerhalb des Familienkreises stattfinden. Durch die Bereitstellung von weiteren Ansprechstellen und Beratungsstellen erfülle die Sozialpädagogik dahingehend eben auch ihre Schutzfunktion.
„Pädagogik ist anfällig für Ideologien, ist eine Spielwiese für Ideologien“, eröffnete Dr. Spaemann seinen Vortrag. Ihm zufolge hat die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ – der sogenannte Mainstream der heutigen Sexualpädagogik – zwei Hintergründe. Zum einen würde sie aus der „neo-emanzipatorischen Sexualpädagogik“ der 80er Jahre stammen, wofür im deutschsprachigen Raum Helmut Kentler und im englischsprachigen Raum Herbert Marcuse als Verfechter galten. Zum anderen kommt sie aus der Gendertheorie, welche aus den 90er Jahren stammt und zurück zum Neostrukturalismus in der Philosophie (Jacques Derrida, Judith Butler) führt. In vielen Beispielen, welche er daraufhin aufbringt, sieht er eine äußerst problematische Entwicklung der derzeitigen Sexualpädagogik, wo eine “erwachsene Vorstellung von Sexualität in die Kinderwelt hineingetragen wird”, auch “moralische Indoktrination" und “gesellschaftspolitische Annahmen” werden in diesem Zusammenhang erwähnt.
In einer hitzigen Diskussion im Anschluss an die Vorträge tauschen sich die Expert:innen aus. Da vor allem der von Spaemann erwähnte Helmut Kentler mit seinen sogenannten Kentler-Experimenten als Skandal und Missbrauchsfall noch heute vom Berliner Senat und zahlreichen anderen Akteuren aus der Wissenschaft und Politik aufgearbeitet wird, ist der Titel der Veranstaltung gerade passend. Auch praxisnahe Berichte bezüglich negativen Erfahrungen mit externen Vereinen zur Unterstützung des schulischen Unterrichts und zu den WHO-Standards wurden Stellung bezogen.
Für viele der heutigen Politiker:innen, Bildungseinrichtungen, Gesundheitsexpert:innen und Fachkräfte, die in den Bereichen Bildung und Gesundheit tätig sind, gelten die Informationen der WHO-Standards als Anleitung für eine gesamtheitliche Sexualaufklärung. Diese werden in der weiteren Arbeit mit Minderjährigen als Hilfestellung verwendet. Die WHO-Standards für die Sexualaufklärung in Europa sind als Grundlage für die gesamte europäische Region der WHO (mit aktuell 53 Mitgliedsstaaten) zu verstehen, welches sich zum Ziel „die positive Haltung zu Sexualität und der Gewalt- und Missbrauchsprävention“ gesetzt hat. Entworfen wurden die Standards 2008 vom Regionalbüro der WHO in Zusammenarbeit mit der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Sie gibt auf 54 Seiten Richtlinien und Empfehlungen dazu, was Kinder und Jugendliche in verschiedenen Alterskategorien lernen und können sollten.
Fraglich ist jedoch, ob die Standards den heutigen Anforderungen gerecht werden. Dr. Stephanie Merckens – österreichische Rechtsanwältin und Leiterin des Bereichs Politik im Institut für Ehe und Familie (IEF), betrachtet dies kritisch. Ihren Aussagen zufolge waren bereits bei der Erstellung der Standards zum einen nur 9 der 53 Mitgliedsstaaten vertreten, zum anderen wären nur Pauschalaussagen ohne Quellenangaben getroffen worden. Als Hauptkritikpunkt sieht sie die zu frühe Konfrontation mit Themen zur Sexualität, die behandelt werden, noch bevor die Schüler:innen sich in der Entwicklungsphase befinden. Dadurch würden gerade die Schamgrenzen, welche Merckens zufolge als natürliche Schutzfunktion zu verstehen sind, im Gegenteil eher abgebaut als, dass die Kinder und Jugendlichen vor Missbrauch geschützt werden.
Prof.Dr. Karla Etschenberg – Diplom-Pädagogin und Lehrerin an Grund- und Hauptschule im Fach Biologie verfasste 2019 eine umfangreiche Stellungnahme zu den Standards, in welche sie unter den Punkten “Intransparenz”, “Fachlich unzeitgemäße Sichtweise/Akzentuierungen”, und “Sonstiges” sowohl fragwürdige Quellen, Interpretation kindlicher Verhaltensweisen und Ausführung überholter Modelle im Detail kritisiert.
Auch Mitverfasser Dr. Olaf Kapella betont, dass die WHO-Standards nun bereits als 11 Jahre alt sind und möchte sich daher ebenfalls nicht auf alle Aussagen stützen. Er sehe jedoch keine geplante Neubewertung oder Überarbeitung der Broschüre seitens der WHO in naher Zukunft kommen.
Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages dokumentierten zuletzt 2016 die unterschiedlichen Konzeptionen und Praxen der Bundesländer bezüglich der Sexualerziehung in Schulen. Dieser ging aus einer öffentlichen Debatte über „Sexuelle Vielfalt und ihre Behandlung im Unterricht im Grundschulbereich“ und „ab welchem Alter sich Schüler:innen mit Fragen der Sexualität in den Schulen beschäftigen sollen“ hervor.
Die BZgA bietet zudem im Auftrag des Schwangerschaftskonfliktgesetzes (SchKG) auf ihrer Webseite kostenlos Infomaterialien zur Sexualaufklärung und zur Familienplanung an. Auch eine Liste an Internetangeboten ist vorhanden, darunter:
Die Angebote sind zum Teil für Schüler:innen, aber auch für registrierte Lehrkräfte gedacht. Erkenntnisse aus Forschungsprojekten und Studien bis hin zu Foren zu Themen wie Liebe, Partnerschaft, Sexualität und Verhütung ist alles dabei.
Als Fazit kann gesagt werden, dass die Kritik sowie die Sorge der Eltern in einigen Fällen durchaus notwendig und berechtigt sind. Über, das Sexualpädagogik kindgerecht, altersgerecht und entwicklungssensibel sein sollte, scheinen sich die Parteien allerdings einig zu sein. Wie geht ihr mit den Themen der Sexualaufklärung im Unterricht um? Welche Materialien verwendet ihr? Was würdet ihr euch diesbezüglich wünschen? Teilt uns eure Meinung gerne in den Kommentaren mit.
Berlin. Das Projekt ”Wer Macht Meinung?” hat sich zum Ziel gesetzt, die Vielfalt im deutschsprachigen Journalismus zu fördern, sowohl in Bezug auf die behandelten Themen als auch auf die Zusammensetzung der Redaktionen. Die Kampagne wurde von Jeannette Gusko, Kübra Gümüsay, Salsabil Hamadache, Elisa Harlan, Julia Kloiber und Cecilia Palmér initiiert und ist eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen gemeinnützigen Organisationen, darunter future_s und SUPERRR Lab. Die Gruppe hat monatelang Daten gesammelt, analysiert und visualisiert, um die Ergebnisse auf der Website zu präsentieren. Durch die Veröffentlichung dieser Ergebnisse hoffen sie, eine Debatte anzuregen und Maßnahmen zu ergreifen, um die Vielfalt im Journalismus zu verbessern.
Im Rahmen der Untersuchung wurden drei Stichproben durchgeführt und dabei fast 15.000 Artikel aus den Jahren 2021, 2022 und 2023 analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass lediglich 20 Prozent der untersuchten Artikel von Frauen verfasst wurden, während 52 Prozent von Männern stammen. Die durchgeführte Analyse über alle Medien hinweg zeigt, dass insgesamt mehr Männer als Frauen als Autor:innen tätig sind. Keines der untersuchten Medien wies eine ausgewogene Geschlechterverteilung bei den veröffentlichten Artikeln auf, mit Ausnahme der ZEIT. Besonders auffällig war der extrem niedrige Frauenanteil von nur 14 Prozent bei den analysierten Artikeln des Online-Angebots der BILD-Zeitung.
Obwohl die taz von drei Frauen geleitet wird, sind bei dieser Zeitung über die Hälfte der Artikel (58 Prozent) von männlichen Autor:innen verfasst, während Frauen nur knapp 28 Prozent der ausgewerteten Artikel schreiben.
Selbst das Mittelfeld der untersuchten Medien schneidet nicht gut ab. Der Frauenanteil bei der SZ, FAZ und SPON liegt lediglich zwischen 19 Prozent und 23 Prozent aller Autorinnen, was bedeutet, dass nur etwa jede vierte bis fünfte Autor:in weiblich ist.
Es ist wichtig zu betonen, dass sowohl Bild.de als auch Spiegel.de (SPON) unter den Top 5 der reichweitenstärksten Nachrichtenseiten in Deutschland sind. Ihre Artikel werden von Millionen Menschen gelesen und haben somit einen bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung. Trotz manueller Auswertung konnten viele Artikel nicht eindeutig dem Geschlecht ihrer Autorinnen zugeordnet werden. Dies betraf bei allen untersuchten Medien zwischen 10 und 28 Prozent der ausgewerteten Artikel. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Zum einen wurde in einigen Fällen ausschließlich auf Agenturmaterial zurückgegriffen, bei dem lediglich Kürzel wie "dpa" oder "afp" angegeben und keine Namen genannt wurden. Zum anderen waren in manchen Fällen die Autorinnen-Kürzel nicht eindeutig zuzuordnen oder es wurde als Verfasser schlichtweg "die Redaktion" angegeben.
Diese Recherche zeigt: In den Redaktionen deutscher Medien herrscht eine eklatante Schieflage in Bezug auf das Geschlechterverhältnis. Nur jede vierte bis fünfte Autor:in ist eine Frau. Besonders auffällig ist die geringe Anzahl weiblicher Autorinnen bei BILD.de mit lediglich 14 Prozent. Dieser Zustand ist laut “Wer Macht Meinung?” inakzeptabel und eine Gefahr für unsere Demokratie. Denn nur mit vielfältigen Perspektiven kann eine Gesellschaft in ihrer ganzen Komplexität differenziert berichtet werden. Weiterführend müssen Maßnahmen ergriffen werden, um mehr Vielfalt in den Redaktionen zu fördern und somit die Handlungsfähigkeit der Medien zu stärken.
“Wer Macht Meinung?” rufen alle Medienhäuser, Zeitungen und Newsrooms dazu auf, transparenter zu sein und ihre Daten bezüglich der Geschlechterrepräsentation in ihren Artikeln zu veröffentlichen. Sie fordern uns gleichzeitig auf, sich aktiv mit Diversität in der eigenen Berichterstattung auseinanderzusetzen, verschiedene Perspektiven zu fördern und zu unterstützen sowie sich kontinuierlich selbstkritisch zu hinterfragen.
Frankfurt, 04.04.2023 – Die Chancenstiftung startet in diesem Monat ihr neues Projekt „Sprache als Chance“, das bundesweit Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren mit Migrations- und Fluchtgeschichte unterstützt. Die jungen Menschen können über einen Zeitraum von 12 Monaten Angebote im Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ (DaZ) in Anspruch nehmen. Bei Bedarf erhalten sie zudem Unterstützung in anderen Schulfächern.
„Gute Deutschkenntnisse sind nicht nur eine notwendige Voraussetzung dafür, dass Kinder und Jugendliche erfolgreich an Bildung und Ausbildung teilhaben können, nur sie garantieren auch, dass die jungen Menschen ihre Bedürfnisse und Wünsche, ihre Sorgen und Ängste auszudrücken und ihre Zukunft aktiv zu gestalten vermögen“, fasst Stiftungsgründer Dr. Christoph Börsch die Motivation für das neue Projekt „Sprache als Chance“ zusammen.
Mit „Sprache als Chance“ knüpft die Chancenstiftung an ihr erfolgreiches Projekt #Chance4Ukraine an, in dessen Rahmen im vergangenen Jahr fast 300 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sowie weiteren Ländern über einen Zeitraum von vier Monaten DaZ-Unterricht erhielten. Die Stiftungsverantwortlichen freuen sich besonders darüber, dass viele dieser jungen Menschen im Projekt „Sprache als Chance“ nun eine Anschlussförderung erhalten können.
Vorgesehen sind zunächst 150 Projektplätze, für die Teilnehmenden wird mit Blick auf die derzeit hohen Lebenshaltungskosten der sonst in den Förderprogrammen der Chancenstiftung übliche Elternbeitrag übernommen.
Möglich gemacht wird „Sprache als Chance“ durch die Unterstützung der international aktiven Kinderhilfsorganisation BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“ sowie den Förderpartner der Chancenstiftung, die Crespo Foundation.
Nach Angaben des Bundesamts für Umwelt hat etwa ein Prozent der weltweiten Bevölkerung Autismus. Das mag im ersten Moment wenig klingen, bedenken wir jedoch, dass es im Schuljahr 2022/2023 bundesweit etwa 11,1 Millionen Schüler:innen gibt, können wir alleine in Deutschland von ungefähr 100.000 zu beschulenden Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung ausgehen. Deshalb ist es unabdingbar, dass Lehrkräfte nötige Handlungshinweise erhalten, die Schüler:innen mit Autismus (der zeitgemäße und medizinisch korrekte Term lautet Autismus-Spektrum-Störung, kurz: ASS), ihnen selbst und allen anderen Schüler:innen den Schulalltag erleichtern. Zwar gibt es während des Lehramtsstudiums Module, die etwa die Grundfragen der Sonderpädagogik lehren, jedoch gestaltet es sich oftmals schwierig dieses theoretische Wissen gelungen in den Schulunterricht zu übertragen und einen passenden Umgang mit Schüler:innen mit einer ASS zu implementieren. Anlässlich des gestrigen Welt-Autismus-Tags haben wir für euch fünf praxisnahe Hinweise zusammengetragen, die den Umgang mit der Autismus-Spektrum-Störung möglichst erleichtern.
Wenn ihr erfahren habt, dass ihr eine:n Schüler:in mit einer ASS unterrichten werdet, ist es von großem Vorteil, ein Treffen mit dem Kind und einem Elternteil, möglichst in der Schule, zu vereinbaren. So kann das Kind nicht nur euch, sondern auch das Schulgebäude und die Klassenräume kennenlernen und somit langsam ein gewisses Vertrauen zu der Umgebung aufbauen und wird am ersten Schultag nicht mit einer schweren Reizüberflutung belastet. Ebenfalls könnt ihr so ein Kommunikationssystem mit den Eltern aufbauen, die individuellen Bedürfnisse und Eigenschaften des Kindes erfahren und nach persönlichen Tipps der Eltern fragen. In Absprache mit den Eltern und falls es überhaupt erforderlich ist, könnt ihr euch dafür stark machen, dass das Kind eine:n Schulbegleiter:in bekommt, damit ihr im Unterricht entlastet werdet. Zuletzt solltet ihr euch darüber erkundigen, ob es seitens des Kindes und der Eltern erwünscht ist, der Klasse mitzuteilen, dass eine Autismus-Spektrum-Störung vorliegt.
Wenn in Absprache mit den Beteiligten eine Aufklärung zum Thema ASS innerhalb der Klasse erwünscht ist, wäre es hilfreich, eine fachkundige Person (Schulpsychologe) zur Rate zu ziehen, die sachlich und leicht verständlich über die ASS aufklären kann. In diesem Zusammenhang sind auch Rollenspiele möglich, da sie den Perspektivwechsel trainieren und bei Kindern oftmals mehr Einklang finden. Ziel des Gesprächs sollte also sein, Verständnis für die ASS zu schaffen. Denn ohne Verständnis funktionieren weder Sensibilisierung noch Bereitschaft zu helfen. Während des Klassengespräches solltet ihr stets darauf achten, dass sich das Kind mit der Autismus-Spektrum-Störung nicht bedrängt und unwohl fühlt.
Die Geräuschkulisse in einem herkömmlichen Klassenzimmer kann Schüler:innen mit einer ASS teilweise zu stark in Anspruch nehmen. Sollte eure Schule über ausreichend Räumlichkeiten verfügen, kommt die Bereitstellung eines Ruheraums vielen Kindern mit einer ASS entgegen. Sie können sich hier, falls nötig, in den Pausen vom unterrichtlichen Trubel erholen oder gegebenenfalls in Ruhe und ohne Ablenkung arbeiten. Falls Eure Schule diese zusätzlichen Kapazitäten nicht besitzt, ist es alternativ auch möglich, einen kleinen Bereich im Klassenzimmer abzugrenzen, damit zumindest visuelle Reize entfallen. Allgemein sollte ein separater Raum möglichst reizarm sein.
Besonders anfangs ist es sehr gut für das Wohl des Kindes, wenn der Unterricht einen bestimmten, immer wiederkehrenden Ablauf hat, sodass Schüler:innen mit einer ASS sich nicht zusätzlich auf eine neue Unterrichtsform konzentrieren müssen, sondern all ihr Konzentrationsvermögen dem Unterrichtsinhalt widmen können. Damit der Unterricht für alle anderen Schüler:innen aber nicht langweilig und redundant wird, könnt ihr Schüler:innen mit einer ASS im Vorhinein visualisierte Unterrichtspläne zur Verfügung stellen, damit sie sich entsprechend vorbereiten können. Wichtige Informationen sollten generell verbal und visuell und entscheidende Veränderungen immer mit einer gewissen Vorlaufzeit kommuniziert werden. Insbesondere Ironie und Sprichwörter sollten dann vermieden werden.
Ein praktisches Hilfsmittel für den Unterricht sind Signalkarten. Die könnt ihr verwenden, um die Konzentration der Schüler:innen auf belangreiche Themen zu lenken. Das ist bei Kindern mit einer ASS oftmals förderlich, da es ihnen schwer fallen kann, die Relevanz bestimmter Informationen abzuwägen. Ihr könnt Signalkarten also nutzen, um auf bestimmte Unterrichtsmaterialien aufmerksam zu machen, eine Pause anzukünden oder zum Beispiel um Ruhe zu bitten. Gleichzeitig sind Signalkarten auch für die Kinder hilfreich, um auf nonverbale Art zu kommunizieren. Beispielsweise können sie so nach Hilfe fragen oder zum Ausdruck bringen, dass sie etwas zum Unterricht beitragen können.
Bei aller angebrachter Fürsorge solltet ihr aber darauf achten, dass der Schonraum des Kindes ein gewisses Maß nicht überschreitet. Der Kontakt zu Mitschüler: innen darf – wie bei jedem anderen Kind auch – nicht vernachlässigt werden und auch für Kinder mit einer ASS ist es wichtig, die eigene Komfortzone auszutesten und zu erweitern. Natürlich dürfen die anderen Schüler:innen der Klasse auch nicht unter den möglichen Unterrichtsanpassungen leiden, genauso wenig wie ihr selbst! Zusätzliche Hilfe, Beratung oder Expertise an Bord zu holen, hat häufig einen helfenden und entlastenden Effekt und ist jederzeit möglich, schreckt davor also nicht zurück.
Wenn ihr noch mehr über die Autismus-Spektrum-Störung wissen wollt, findet ihr hier einen weiteren Artikel von uns dazu.
Habt ihr bereits Erfahrungen mit der Autismus-Spektrum-Störung in der Schule gesammelt? Schreibt uns doch gerne dazu einen Kommentar!
Die Wahl der passenden Schulsoftware ist längst nicht mehr eine Entscheidung, die rein auf Funktionalität beruht. Die Abhängigkeit von großen US-Konzernen, wie Microsoft, Google oder Apple, wirft vermehrt ethische Aspekte auf. Im Zentrum der Debatte stehen der Datenschutz und das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Schulen müssen sich immer mehr Gedanken darüber machen, wie sie die persönlichen Daten von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften schützen können. Die Verwendung von proprietärer (also kommerzieller) Software, die von den genannten Konzernen angeboten wird, birgt oft das Risiko, dass diese Unternehmen Zugriff auf sensible Daten erhalten. Dies kann in der Folge zu Missbrauch oder Datenpannen führen.
Im November 2022 wurde zudem mit einem Beschluss der Datenschutzkonferenz die Datenschutzkonformität von Microsoft 365 für Schulen für ausgeschlossen erklärt. Vor diesem Hintergrund zeigen wir euch, wie ihr freie und quelloffene Alternativen findet und stellen euch mit diesem Artikel acht freie Tools vor, die ihr in euren Schulalltag integrieren könnt.
Open-Source-Software (OSS) basiert auf offen gelegten und einsehbarem Quellcode und bietet mehr Transparenz und Kontrolle über die Daten. Dabei ist freie Software grundsätzlich kostenlos. Zudem gibt es eine aktive Community von Entwicklern und Nutzern, die sich für die Entwicklung und Verbreitung von freier Software einsetzen. Die Verwendung von OSS in Schulen würde dazu beitragen, eine sichere, transparente und demokratische Umgebung für Lernen und Lehren zu schaffen. Ein Beispiel für eine sehr gut funktionierende OSS ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia.
DiLer ist eine Lernplattform, die nahtlos am Schulalltag anknüpft und eine hervorragende Alternative zu bspw. Bildungsinhalt auf Youtube darstellt. Sie eignet sich für alle Schularten, jedoch besonders gut für Grundschulen, da die Kommunikation und Dokumentation zwischen allen Personen, die am Schulleben beteiligt sind, also Eltern, Schüler:innen oder Lernbegleiter:innen problemlos über die Plattform durch das Schultagebuch stattfinden können. Kompetenzraster, Lernaufgaben, Zusatzmaterialien, Kompetenzprüfungen sowie Zeugnisformulare können leicht in DiLer integriert und ausgewertet werden. Außerdem haben die Schüler:innen, unabhängig von Ort und Zeit, Zugriff auf alle Lernmaterialien und können durch das Nachrichtensystem bei Fragen leicht den Kontakt zu ihren Lehrer:innen aufnehmen.
LibreOffice dürfte den meisten von euch schon bekannt sein. Das Office-Paket bietet mittlerweile einen ähnlichen Funktionsumfang wie das Microsoft Office. Die freie Office-Suite ist im Hinblick auf die Lizenzkosten definitiv die bessere Option, da sie naturgemäß gratis angeboten wird. LibreOffice Writer, also das Textverarbeitungsprogramm von LibreOffice, kann auch Microsoft Office Dateien lesen und schreiben. Die Darstellung von Dateien aus Word, Excel und Powerpoint ist durch verbesserte Import- und Exportfilter sehr nah am Original und wirft nur Probleme bei komplexeren Dateien (mit komplex formatierten Grafiken etc.) auf. Zu den Features gehören: Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation, Zeichenprogramm und Formeleditor.
Auf Anki kann man eigene digitale Karteikarten erstellen. Sie wird häufig von Medizinstudenten oder Sprach-Enthusiasten empfohlen, da das Prinzip des Programms auf einer sehr effektiven Lernstrategie namens „Spaced Repetition Method“ – auf Deutsch zeitlich verteilte Wiederholung bzw. Intervall-Lernen genannt, basiert. Der Lernstoff wird dabei, je nach individuellem Wissensstand, durch den Algorithmus in immer größer werdenden Zeitabständen mehrmals wiederholt. Zudem gibt es bereits eine große Gemeinschaft an Menschen, die Tipps und Tricks rund um Karteikarten erstellen und lernen, auf Anki teilen und austauschen. Daher kann Anki im Unterricht für Schüler:innen für die Nachbereitung von Unterrichtsstoff, oder die Vorbereitung auf Prüfungen eine große Hilfe sein. Es gibt sowohl eine kostenlose PC-Version als auch eine Handy-App.
Die Lernplattform Moodle ist weltweit eine der beliebtesten online Lernumgebung und bietet jeder Schule die Möglichkeit, kostenlos ein professionelles Learning Management System (LMS) zu nutzen. Schulen können für ihre Schüler:innen einen Account einrichten und diese in Klassen und Kursen organisieren. Dazu können Aufgaben erstellt und Arbeitsmaterial als Downloads von Lehrenden angeboten werden. Auch das Hochladen von Lösungen zur einfachen Bewertung gelingt auf der Lernplattform Moodle. Für Schulen in Deutschland ist es sinnvoll, Moodle über das kostenlose Angebot eines Bundeslandes zu nutzen. Die folgenden Bundesländer bieten für ihre Schulen bereits ein kostenloses Lernmanagement System an, das Moodle integriert:
Bei Mastodon handelt es sich um einen Dienst für Microblogging. Ähnlich wie bei Twitter liegt der Zweck in der Verbreitung von kurzen Nachrichten (Text, Bilder, Videos, Links) an die sogenannten Follower. Die Nachrichten sind auf 500 Zeichen begrenzt und werden in einer Art Zeitleiste chronologisch eingeordnet. Ein wesentlicher Unterschied zu Twitter ist zudem, dass es auf Mastodon auch private Profile gibt, die nur von Menschen eingesehen werden können, die der jeweiligen Person folgen. Bei sensiblen Inhalten kann auch ein „Content Warning“ eingestellt werden. Zurzeit finanziert sich das soziale Netzwerk durch die Arbeit von Freiwilligen und durch Spenden. Einige Freiwillige betreiben private Server (Knotenpunkte), damit die große Anzahl von Nutzer gestemmt werden kann. Diese Knotenpunkte werden im Hintergrund zu einem „Federated Universe“ (Fediverse) zusammengebunden, sodass die Kommunikation für alle auf Mastodon unabhängig vom Server möglich ist. Mastodon ist sowohl für iOS (iPhone und iPad) als auch für Android verfügbar.
Das Kommunikationssystem BigBlueButton hat eine große Zukunft vor sich, da immer mehr Bundesländer darauf setzen. Sie kann für die Lehre didaktisch gut genutzt werden und ist außerdem browserbasiert, das heißt eine Sicherstellung, dass für jedes Endgerät eine App vorhanden ist (bspw. für Linux-Nutzer), ist nicht notwendig. Zu den Funktionen gehören u.a. Konferenzräume teilen und Leute einladen, Gemeinsam zeichnen und Notizen machen, Live-Umfragen oder Breakout-Räume erstellen. Zur Anwendung von BigBlueButton haben wir zudem bereits einen Artikel verfasst.
Es gibt vielerlei Linux-Distributionen, die speziell für den Schuleinsatz gedacht sind. Je nach Lokalisierung, Dokumentation, Zielgruppe, Einsatzgebiet oder Einrichtungsaufwand können diese jedoch variieren.
Firefox ist ein Webbrowser, der auf allen Betriebssystemen einwandfrei funktioniert. Er bietet zahlreiche Themes, Plugins und Erweiterungen, die zusätzlich an die Bedürfnisse der Schüler:innen angepasst werden können. So kann auch Google, welches bei Firefox als Standardsuchmaschine erscheinen wird über die Einstellungen zu DuckDuckGo umkonfiguriert werden, um den genwünschten Datenschutz sicherzustellen.
Open-Source-Software ist eine oft kostengünstigere und weitaus datenschutzfreundliche Variante, jedoch sind viele Schulen noch sehr zögerlich bei der Wahl von nicht-kommerzieller Software. Unsicherheiten bzgl. der Qualität, der Benutzerfreundlichkeit, rechtlichen Risiken und „Sicherheitslücken“ begründen das Zögern größtenteils. Für Open-Source-Interessierte aus dem professionellen Bereich (Schulträger, Bildungsinstitute) sowie privaten Bereich möchten wir daher noch zusätzlich folgende Anlaufstellen vorstellen:
Für diejenigen, die sich mit dem Thema Schulsoftware allein gelassen fühlen und Unterstützung brauchen oder sich dafür interessieren, in welchen Schulen es gut läuft und wie die Erfahrungswerte sind, gibt es den Verein DigitalCourage e. V. Im Netzwerk Freie Schulsoftware findet sich eine Sammlung von Kontaktpersonen aus verschiedenen Schulen und Bundesländern, die bereits eine oder mehrere Open-Source-Angebote in ihren Schulalltag integriert haben und mit anderen über die Tauglichkeit der Programme im Austausch stehen. Außerdem bietet sie ein Verzeichnis von 150 OSS-Programmen an, die fächer- oder länderspezifisch gesucht werden können.
Ein weiteres Verzeichnis mit über 400 Open-Source-Alternativen zu proprietärer Software findet man auch auf der Seite opensourcealternative.to. Über die Option “Add project” kann zusätzlich ein Formular ausgefüllt werden, wenn es nach Meinung der Nutzer Alternativen gibt, die noch nicht ausgeführt wurden und einen Eintrag wert sind. So stellt die Seite zusammen mit den GitHub-Metriken, die täglich gepflegt werden, sicher, dass die Informationen stets aktualisiert bleiben. Die Suchfunktion kann nach beliebte Kategorien, Lizenzen und Sprachen gefiltert genutzt werden.
Wir hoffen, dass ihr durch diesen Artikel einen kleinen Einblick in die Welt der Open-Source-Software erhalten habt. Wenn ihr weitere Fragen oder Tipps zum Thema habt, lasst uns gerne einen Kommentar da!
Düsseldorf. Der Lehrer:innenverband SchaLL (Schutzgemeinschaft angestellter Lehrerinnen und Lehrer) hat ein Sondervermögen von 25 Milliarden Euro für Bildung in Nordrhein-Westfalen gefordert. Die Investitionen sollen Schulneubauten, -sanierung und -modernisierung, Räume und Personal der Offenen Ganztagsschule (OGS), eine hochwertige und nachhaltige digitale Infrastruktur sowie eine gleich gute Ausstattung aller Schulen in NRW unabhängig von der Finanzkraft der Kommunen umfassen.
Hintergrund der Forderung ist die aktuelle Bildungskatastrophe in NRW. Der dramatische Lehrkräftemangel von derzeit 8.000 unbesetzten Lehrstellen ist erst der Anfang. Die Kultusministerkonferenz geht von 25.000 fehlenden Lehrkräften bis 2025 aus, das Institut der deutschen Wirtschaft gar von einer Lücke von bis zu 70.000 Lehrkräften. Dieser eklatante Personalmangel führt zu einem dramatischen Unterrichtsausfall mit fatalen Folgen für die gesamte Gesellschaft. NRW rangiert bei den Bildungsausgaben auf Platz 16 von 16 Bundesländern. Aus Sicht des Lehrer:innenverbandes benötigt das Land dringend ein Sondervermögen, um diese Investitionen zu tätigen und den Lehrermangel langfristig zu lösen.
Die aus Sicht des Verbandes realitätsfernen Vorschläge der Kultusministerkonferenz zur Gewinnung von Lehrkräften haben in den Lehrerzimmern für Empörung gesorgt. Sie sind als kontraproduktiv zu sehen, weil sie den drohenden Kollaps des Bildungssystems noch befördern. Die finanzielle Aufteilung der Mittel für Bildung zwischen Bund, Ländern und Kommunen muss dringend neu verhandelt werden, dazu gehört die vollständige Aufhebung des Kooperationsverbotes zwischen Bund und Ländern. Der Lehrer:innenverband SchaLL betont, dass die Bildungsausgaben in NRW seit Jahren stagnieren und dringend erhöht werden müssen. Die Forderung nach einem Sondervermögen von 25 Milliarden Euro für Bildung ist daher ein dringender Appell an die Politik, endlich zu handeln.
Die Investitionen sollen nicht nur den Lehrermangel beheben, sondern auch die Qualität der Bildung in NRW verbessern. Eine hochwertige und nachhaltige digitale Infrastruktur ist dabei genauso wichtig wie Schulneubauten und Schulsanierung. Auch die Räume und das Personal der Offenen Ganztagsschule (OGS) müssen dringend verbessert werden. Der Lehrer:innenverband SchaLL fordert außerdem eine Einkommensgleichstellung zwischen angestellten und verbeamteten Lehrkräften sowie eine massive Qualifizierungsoffensive für den Quer- und Seiteneinstieg. Die Soforthilfe für die mehr als 1800 Brennpunktschulen in NRW mit dem Schwerpunkt Ruhrgebiet sowie Gewaltprävention sind weitere wichtige Forderungen des Verbandes.
Es bleibt abzuwarten, ob die Politik auf die Forderungen des Lehrer:innenverbandes reagieren wird. Angesichts der dramatischen Lage im Bildungssystem von NRW ist schnelles Handeln jedoch unumgänglich, um den drohenden Kollaps zu verhindern.
Hamburg. Zwischen 2019 und 2022 haben vier Hamburger Schulen in Kooperation mit dem Absentismusforscher Heinrich Ricking das Forschungsprojekt „Jeder Schultag zählt“ durchgeführt. Ziel dieser Initiative ist es gewesen, Schulabsentismus – also das Fernbleiben der Schüler:innen vom Unterricht – zu vermeiden, indem der Raum Schule attraktiver wird, Schüler:innen zu schulischer Teilhabe motiviert werden und der Umgang mit abwesenden Schüler:innen optimiert wird. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der Joachim Herz Stiftung, der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S, der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung.
Absentismus ist, da es in vielen verschiedenen Formen (Schulschwänzen, geistige Abwesenheit im Unterricht, Vortäuschung von Erkrankungen) auftritt und schwer identifizierbar ist, ein schwerwiegendes Problem für unser Bildungssystem. Ebenfalls liegt vielen Schulabbrüchen oftmals Absentismus zugrunde. Da 2020 beispielsweise 5,9 % aller Schulabgänger:innen, die Schule ohne einen Abschluss verlassen haben, ist es gerade wichtig an Konzepten zu arbeiten, die Absentismus nachhaltig hemmen können. Und Nina Lemmens, Programmvorständin der Joachim Herz Stiftung, konstatiert: „Unser Projekt ‘Jeder Schultag zählt’ liefert konkrete Maßnahmen, um die Anwesenheit in Schulen zu steigern.“
Erfolgsrezept gegen Schulabsentismus
Denn trotz dramatischer coronabedingter Rahmenbedingungen zeigten sich die ergriffenen Maßnahmen erfolgreich und alle beteiligten Schulen konnten relevante Fortschritte besonders bezüglich der Prävention von Absentismus verzeichnen. Konkrete Schritte dahingehend sind eine intakte Datenlage über An- und Abwesenheit, eine angemessene Reaktion auf Abstinenz, um die Wichtigkeit des präsent sein zu vermitteln, altersgerechte Räumlichkeiten und Außenbereiche, um die Bindung der Schüler:innen zu ihrer Schule zu stärken und aber auch der Schutz vor starken sozialen Konflikten oder gar Mobbing. Die Joachim Herz Stiftung hat diese und noch weitere erprobte Maßnahmen ausführlich auf ihrer Website aufgelistet, die Ihr hier finden könnt.
Die Joachim Herz Stiftung zeigt sich zufrieden mit den Ergebnissen der drei Jahre andauernden Initiative merkt jedoch abschließend an: „Das Projekt „Jeder Schultag zählt“ hat gezeigt, dass die Prävention von Absentismus nicht durch singuläre Maßnahmen erreicht werden kann, sondern in das Gesamtkonzept innerhalb einer positiven Schulkultur eingebettet werden muss.“
Absentismus deutschlandweit aus den Schulen zu bekommen, ist also in der Praxis ein Prozess, der auch auf Grund dessen, dass jede der vier Testschulen ein Budget von 10.000 Euro zur Verfügung gestellt bekommen hat, noch einen Weg vor sich hat. Dass es aber möglich ist, wurde durch „Jeder Schultag zählt“ bestätigt und gibt Mut zur Hoffnung.
Stuttgart. Im kommenden Jahr soll der Roman "Tauben im Gras" von Wolfgang Koeppen als Pflichtlektüre für das Abitur an beruflichen Gymnasien in Baden-Württemberg eingeführt werden. Das Werk, das im Jahr 1951 veröffentlicht wurde, hat jedoch für Kontroversen gesorgt. Einige kritisieren den Roman als rassistisch, da das "N-Wort" darin mehrmals verwendet wird. Andere sehen den Roman jedoch im Kontext der damaligen Zeit. Eine Lehrerin aus Ulm hat öffentlich gegen die Entscheidung protestiert. Das "N-Wort" wird heute als eine rassistische Bezeichnung für Schwarze verstanden, die in der Vergangenheit häufig verwendet wurde.
In "Tauben im Gras" erzählt Wolfgang Koeppen die Geschichte eines Jungen in der Nachkriegszeit, dessen Mutter eine Beziehung zu einem schwarzen GI hat. Der Roman wird der sogenannten Trümmerliteratur zugeordnet, die sich mit den Erfahrungen und dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzt. Der verstorbene Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki zählte das Buch zu seinen persönlichen Favoriten und nahm es in den Kanon der wichtigsten Werke deutscher Sprache auf.
Eine Petition, die von etwa 2.400 Personen unterzeichnet wurde, fordert, dass der Roman "Tauben im Gras" nicht als Pflichtlektüre für das Abitur verwendet werden soll. Die Initiatoren argumentieren, dass das Buch aufgrund seiner rassistischen Sprache nicht für den Unterricht geeignet sei. Schülerinnen und Schüler könnten während der Besprechung des Romans im Unterricht immer wieder rassistischer Diskriminierung ausgesetzt sein, insbesondere wenn sie beispielsweise das N-Wort vorlesen müssten. Initiiert wurde die Petition von der Ulmer Lehrerin Jasmin Blunt aus Ulm, die sich geweigert hatte, den Roman im Unterricht zu besprechen und damit die Diskussion auslöste.
Bernd-Stefan Grewe, Leiter des Instituts für Geschichtsdidaktik an der Universität Tübingen, hat als einer der ersten die Petition gegen die Abitur-Pflichtlektüre von Wolfgang Koeppens Roman unterschrieben. Grewe, der zukünftige Lehrkräfte in seinem Fach unterrichtet, hält das Buch für ungeeignet und kritisiert die rassistische Sprache sowie die stereotypen Charaktere im Werk. Insbesondere Schülerinnen und Schüler, die selbst Rassismuserfahrungen gemacht haben, könnten durch das Buch erneut traumatisiert werden. Grewe betonte, dass Lehrkräfte nicht dafür ausgebildet seien, mit solchen Situationen umzugehen. Grewe stellt auch die Frage, ob der Unterricht zukünftig stärker die Geschichte und Literatur anderer Nationen berücksichtigen sollte, insbesondere vor dem Hintergrund einer Schülerschaft mit Wurzeln in verschiedenen Ländern.
Die grüne Kultusministerin von Baden-Württemberg, Theresa Schopper, verteidigt die Entscheidung hingegen, Koeppens Roman als Pflichtlektüre für das Abitur einzusetzen. Sie betont, dass das Buch dazu dienen soll, die gesellschaftsprägende Wirkung von Rassismus aufzuzeigen – sowohl in der Zeit, in der der Roman geschrieben wurde, als auch heute.
Schopper betont gegenüber der Südwest Presse, dass es wichtig sei, dieses Thema im Unterricht zu behandeln. Die Kultusministerin betont die Bedeutung, das Werk in den Kontext seiner Zeit einzuordnen und die rassistische Sprache darin zu thematisieren. Sie unterstützt Lehrkräfte mit Fortbildungen und zusätzlichem Material. Blunt äußerte Bedenken bezüglich der Pflichtlektüre und hat sich laut Medienberichten für das kommende Schuljahr beurlauben lassen. Schopper bedauert diese Entscheidung, betont jedoch auch, dass es noch weitere Werke gebe, die zur Aufarbeitung von Rassismus im Unterricht genutzt werden könnten, ohne eine Gruppe zu dehumanisieren.
Der Literaturwissenschaftler Erhart betont, dass "Tauben im Gras" bisher als unproblematische Schullektüre galt. Studierende hätten zwar Schwierigkeiten damit gehabt, aber nie darauf hingewiesen, dass der Text problematisch sei. Er hält es jedoch für notwendig, das Werk in seinem historischen Kontext zu betrachten, um es besser verstehen zu können.
In Nordrhein-Westfalen war der Roman bereits 2014 eine Abitur-Pflichtlektüre und in Baden-Württemberg zuletzt vor der Jahrtausendwende. Erhart gibt zu, dass der Roman aufgrund seiner Sprache rassistisch wirke und dadurch Menschen verletzen könne. Jedoch sei Koeppen als linksliberaler Autor bekannt, der die kolonialen Bestrebungen des Westens scharf kritisierte und auf der Seite von Minderheiten stand. Wer ihm Rassismus vorwürfe, missverstehe ihn deutlich.
Der Beruf einer Lehrkraft hat auch in Deutschland eine wechselvolle Geschichte. Im ersten Teil unserer Serie sind wir auf die historische Entwicklung der Lehrerausbildung eingegangen, aber wie steht es um das Thema im Deutschland des Jahrs 2023? Die Bedürfnisse und Forderungen an das Bildungssystem haben sich seit der Zeit der deutschen Wiedervereinigung stetig weiterentwickelt. Neue, in allen Bundesländern anerkannte Richtlinien für die Ausbildung von Lehrkräften wurden 2004 durch die Kultusministerkonferenz in dem Beschluss “Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften” festgelegt. Diese Standards sind seit dem Ausbildungsjahr 2005/2006 implementiert und wurden dreimal ergänzt. Zum ersten Mal 2014, um den Unterricht inklusiver zu gestalten, 2019 mit neuen Standards in Bezug auf digitale Erweiterungen und zuletzt 2022 um Kompetenzen in Prävention und Umgang mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, wie beispielsweise Antisemitismus zu stärken. Lehrkräfte werden heute definiert als Fachleute für das Lehren und Lernen, mit enger Verbindung zur Erziehung, dem Ausüben von Beurteilungs- und Beratungsaufgaben und dem Einverständnis, die eigenen Kompetenzen weiterzuentwickeln. Diese Kompetenzen sind in vier verschiedene Bereiche unterteilt und werden in 11 verschiedenen Aspekten definiert.
Kompetenzbereich Unterrichten:
Kompetenzbereichen Erziehen:
Kompetenzbereich Beurteilen:
Kompetenzbereich Innovieren:
Des Weiteren ist die Ausbildung selbst in zwei Phasen unterteilt, die universitäre Ausbildung und der Vorbereitungsdienst. Fort- und Weiterbildung wird als dritte Phase definiert. Doch obwohl diese bindenden Richtlinien existieren, ist die Ausbildung nicht immer gleich. Durch den Föderalismus sind auch die Ausbildungswege in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich. Das Referendariat nach dem Studium, welches den Vorbereitungsdienst beinhaltet, ist der verbindende Punkt. Im Referendariat, das abhängig von den Bundesländern innerhalb eines bestimmten Zeitraumes nach dem Abschluss erfolgen muss, kommt es zu den ersten richtigen Berufserfahrungen und wird oft als “Praxisschock” empfunden. Erst sobald dieses erfolgreich absolviert ist, ist die Ausbildung zur Lehrkraft beendet.
Doch ist unser System der Lehrerausbildung noch zeitgemäß? Hierzu mehren sich inzwischen immer mehr kritische Stimmen. Bob Blume, Lehrer und Bildungsinfluencer, fasst ein Kernproblem des Systems in einem Satz zusammen: “Der Weg ist steinig.” Was bedeutet das?
Die Ausbildung für den Bachelor dauert drei Jahre, darauf folgen drei weitere Jahre für den Master und danach folgt ein eineinhalbjähriges Referendariat. Bei diesem wird die angehende Lehrkraft darauf geprüft, ob sie die Kompetenzen hat, die im bisherigen Studium keine Rolle spielten – nämlich vor einer Klasse im Rahmen der Prüfungsnormen zu unterrichten. “Das Studium selbst hat wenig mit dem Job zu tun und wenn der Job selbst ausprobiert wird, ist es nicht der Zweck, die verschiedenen Facetten zu erforschen, sondern zu einem bestimmten Zeitpunkt so zu unterrichten, wie es die Fachleiter:innen wollen." " Wenn das scheitert, wird man keine Lehrkraft”, so Blume.
In einem Jahrzehnt, so kritisierte Blume, werden angehende Lehrkräfte auf einen Job vorbereitet, auf eine Art und Weise, die selbst nichts mit dem Job zu tun hat. Weiterhin bemängelt er, dass nach Jahren des Trainings die angehenden Lehrkräfte nur in einem Moment auf einen Bruchteil geprüft werden und es dann möglicherweise doch nicht schaffen.
Daniel Jung, (Online)-Lehrer und Matheexperte, beschäftigt sich ebenfalls mit den Problemen des Bildungssystems und wie die Zukunft aussehen könnte. Dabei ging er zuletzt insbesondere auf den Zukunftstrend der künstlichen Intelligenz ein, der bislang noch kaum Berücksichtigung in der Ausbildung fand. „Ich weiß das ist ein sehr schwieriges Thema und dass muss man mit Vorsicht genießen, aber wenn wir in zehn Jahren 60 Prozent Jobs haben die noch keiner kennt, die noch erst erfunden werden, da ist für mich einfach ein großer Ansatz dass man lernt zu lernen.“ Schulen und Universitäten sind in dieser Hinsicht laut Jung noch “sehr am Anfang”. Laut ihm ist die Künstliche Intelligenz etwas, dass es zu verstehen und weiterzugeben gilt. Lehrer:innen, Professor:innen und auch Schüler:innen sollten sich mit dem Begriff beschäftigen und welche Auswirkungen er noch haben könnte um nicht abgehängt zu werden. Eine Integration von KI in die Vorbereitungen zum Lehramt könnte dabei von nutzen sein.
Aladin El-Mafaalani, Soziologe und Inhaber des Lehrstuhls für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück, vertritt die These, dass das deutsche Lern- und Ausbildungssystem auch im internationalen Maßstab zufriedenstellend funktioniere. Auch wenn die Ausbildunglänge dauert und pädagogische Anteile kürzer sind, sieht er das Hauptproblem bei mangelnder Fortbildung: “Wir haben kein systematisches Fortbildungssystem”, kritisiert El-Mafaalani. Dabei gebe es heutzutage neue technologische Möglichkeiten zur Vorbereitung wie (Online-)Seminare. Hier scheint noch ungenutztes Potenzial zu ruhen.
Damit wären zwei der vier Hauptkompetenzbereiche bereits in Gefahr, die des Innovieren und des Erziehen, mit pädagogischen und Fortbildungsmöglichkeiten in nicht ausreichenden Mengen.
Forderungen zu einer Reform der Lehrerausbildung sind schon seit geraumer Zeit laut geworden und ein Mangel an Reaktionen ist womöglich auch ein Grund für den prävalenten Lehrkräftemangel in vielen Bundesländern. Im Kontext des jüngsten Bildungsgipfels bleibt abzuwarten, wann und ob sich daran etwas ändert. Mögliche Ansatzpunkte liegen allerdings in dem Fördern von Seminaren, Integrierung von Künstlicher Intelligenz sowie einem besseren verschmelzen zwischen Studium und Referendariat.
Was denkt Ihr von der Entwicklung der heutigen Lehrkraftausbildung? Gibt es etwas, dass ihr euch im Studium an Veränderungen gewünscht hättet? Lasst uns gerne einen Kommentar da!
Vom Ruf eines ‘unwürdigen’ Standes bis hin zur selbstverständlichen Existenz, der Beruf des Lehrers oder Lehrerin hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Teil dieser Geschichte ist, wie die Personen, welche die nächste Generation auf das Leben vorbereiten, selbst für ihren Beruf vorbereitet werden. Im ersten Teil unseres Artikels erfährst Du etwas über die Geschichte der Lehrer(ausbildung). Im zweiten Teil werfen wir dann einen Blick auf die aktuelle Lage und diskutieren, welche nächsten Schritte gegangen werden müssen, damit diese auf der Höhe der Zeit bleibt.
Das Konzept Wissen weiterzugeben gibt es schon so lange wie Wissen selbst, nur Namen und Titel haben sich geändert. Bereits im Mittelalter vollzogen Lehrkräfte ihre Arbeit, wurden damals allerdings dem geistlichen Stand zugeordnet, mit Verbindungen zur Kirche. Ihr Gehalt verdienten sie durch Spenden ihrer Auftraggeber und Pfründe der kirchlichen Gemeinde, die auch für ihre Ausbildung zuständig waren. Ein kleines Überbleibsel ist in Deutschland davon noch zu sehen: Auch heutzutage haben kirchliche Gemeinden immer noch einen Einfluss auf die Bildung in der Form von Religionsunterricht, als Träger von Bildungseinrichtungen und engagierter Partei im Bildungsdiskurs.
Mit der Erstarkung des Bürgertums und dem damit einhergehenden neuen Wissensdurst wurden Lehrkräfte im Mittelalter gefragter. Im Laufe der Reformation trennten sich Lehrkräfte teilweise von der Kirche und verdingten sich an privaten Schulen. Der bereits aus der Antike bekannte Beruf des Privatgelehrten kehrte zurück.
Jedoch gab es auch bis in die Neuzeit (1500-1800) zumeist keine Schulpflicht — Stand und Qualität der Bildung war des Weiteren nicht einheitlich und größtenteils abhängig von der Region (ein Schelm, wer da Vergleiche zur Gegenwart ziehen möchte). Erst im 19. Jahrhundert im Zuge der Nationalstaatsbildung wurde das Verlangen nach einer universellen Lehrerausbildung wahrgenommen, unter anderem als Folge des wachsenden deutschen Nationalbewusstseins. Leitmotiv war, die Qualität des Unterrichts zu erhöhen und Aufmerksamkeit und Verständnis für pädagogische Herausforderungen zu schaffen. Schon damals gab es zwei unterschiedliche Ausbildungsgänge in Form des niederen Schulwesens der Volksschule, oft betrieben von Handwerkern oder Künstlern. die sich einen Zusatzlohn verdienten, und des höheren Schulwesens, das sich auf Gymnasiallehrer spezialisierte. Ein erstes Staatsexamen für die Qualifikation zur Einstellung gab es erstmals 1810 in Preußen. Die gezieltere Ausbildung führte auch zu einer Säkularisierung, abseits von reiner Theologie. Erste pädagogische Schwerpunkte wurden Ende des 19. Jahrhunderts inkludiert.
Die Weimarer Republik hat Pädagogische Institutionen zur Vorbereitung der Lehrerschaft ins Leben gerufen. Die Aufnahme benötigte das Bestehen der Abiturprüfung, das Studium selbst dauerte zwei Jahre und setzte einen Fokus auf jeweils ein naturwissenschaftliches Fach und ein geisteswissenschaftliches Fach.
In Zeiten des Nationalsozialismus wurde das Bildungssystem für die Zwecke des Dritten Reichs missbraucht. Es wurde zu einem systematischen Teil des Schulalltags und des Arbeitstages von Lehrkräften, die Jugend zum Nationalsozialismus zu erziehen, als ein Instrument von vielen. So war die NLSB (Nationalsozialistischer Lehrerbund), bei dem über 90 Prozent aller Lehrer dabei waren, ein fester Bestandteil des Nazi-Regimes.
In der Nachkriegszeit und der DDR wiederum wurden Lehrkräfte weiterhin eine bedeutsame Rolle als Teil politischer Zielsetzung erteilt. Pädagogische Hochschulen, dem Ministerium für Volksbildung unterstellt, entstanden zuerst 1947. Durch die zahlreichen Kündigungen von Lehrkräften, die Teil des Nazi-Regimes waren, wurde der Entnazifizierungsunterricht häufig von Neulehrern geprägt. Das waren zumeist junge Pädagogen, die von der Vergangenheit unbelastet waren. Das Fachgebiet wurde zunehmend akademisiert und bis 1982 wurde die Ausbildungsdauer auf fünf Jahre verlängert. Auch in der Bundesrepublik wurde ein neues Schulwesen aufgebaut, der deutsche Bildungsföderalismus entstand dort als Lehre aus der Nazivergangenheit. Mit der Studentenbewegung ab 1968 erlebte schließlich auch dort die Entnazifizierung der Bildung einen dringend benötigten Schub. Lehrkräfte agierten unter einem sozialistischen Regime, dem laut der DDR einzig wahren System. Dies prägte die Kindergärten und alle Aspekte des Bildungssystems, und wurden von Lehrkräfte weitervermittelt, Lehrer weiterhin agieren in einer Erziehungsposition, beeinflusst vom Staat doch häufig ohne dass dieses hinterfragt wurde.
Nach dem Fall der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands kam es erneut zu einem Wandel. Nach dem Mauerfall und den damit verbundenen drastischen gesellschaftlichen Veränderungen wurden die Schulsysteme an das bundesrepublikanische Konzept angeglichen, was einige Lehrkräfte um ihren Beruf bangen ließ. Die Integration von westlichen Bildungsidealen wurde von einigen als Kulturschock empfunden. Einzug hielt die zweiphasige gesamtdeutsche Lehrkraftausbildung mit einem von der Fachausbildung abgekoppelten Referendariat. Pädagogische Hochschulen der DDR wurden entweder geschlossen oder in Universitäten eingegliedert. Das Studium selbst ist von nun an unterteilt in Lehramt für Grundschule, Real- und Hauptschule, Gymnasium, Sonderpädagogik und berufliche Schulen.
Deutschlands Bildungssystem und die Herausforderungen der Lehrkräfte haben eine Vielzahl von vergangenen Gesichtern. Doch wie sieht es mit der aktuellen Lage aus und was für Hindernisse gilt es noch zu bewältigen? Mehr dazu erfahrt ihr in Teil 2, der in den kommenden Tagen auf Lehrer-News erscheint. Schaut vorbei!
Brandenburg – das Bundesland im Nordosten Deutschlands hat von Eiszeitlandschaften, über Buchenwäldern bis hin zu Blütenmeeren viele überraschende Naturgebiete vorzulegen. Diese laden geradezu ein, von Schulklassen für Exkursionen genutzt zu werden. Dabei hilft auch die mittlerweile gute Infrastruktur und Erschließung durch den Tourismus. Vor allem Natur-Exkursionen unterstützen das Durchlaufen eines ganzheitlichen Lernprozesses, Stärken die Erinnerung an das Gelernte und bieten eine hervorragende Gelegenheit unterschiedliche Fachgebiete wie Biologie, Geologie, Physik oder auch Geschichte miteinander zu verknüpfen und so ein umfassenderes Verständnis für Naturzusammenhänge zu gewinnen. Lehrer-News hat euch die drei besten Exkursionsideen für Brandenburg zusammengestellt:
Eine Klassenfahrt zu den Glindower Alpen ist eine tolle Möglichkeit für Schüler:innen, die Natur und Geschichte Brandenburgs näher kennenzulernen. Zudem beherbergen die Glindower Alpen Sandflächen, umgeben von Trockenrasen. Diese gehören aktuell zu einer der ökologisch wertvollsten Bereiche des gesamten Schutzgebietes. Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg arbeitet bis 2026 – in Kooperation mit dem Botanischen Garten der Universität Potsdam und der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe – an der Aufrechterhaltung, der Wiederherstellung und dem Schutz dieser Trockenlebensräume.
Die Wanderung durch die Glindower Alpen ist mittelschwer, die meisten Wege sind jedoch gut begehbar. Die Anreise ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln – mit der Regionalbahn (RE1) bis Werder und weiter mit dem Bus 633 (Richtung Bliesendorf) bis zur Haltestelle Kirche in Glindow – einfach und unkompliziert. Als möglicher Startpunkt bietet sich entweder das Ziegeleimuseum für eine kleinere Route oder das Zentrum von Glindow für eine etwas größere Runde an. Am Marktplatz gibt es Infotafeln mit Informationen über den Ort und die Hintergründe, die den Schüler:innen helfen können, mehr über die Region und ihre Geschichte der Ziegelherstellung zu erfahren.
Grundschullehrer:innen können ihren Schüler:innen passend zur Exkursion in Anwendung des Bildungsmaterials der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg auch einen “literarischen Ausflug” zum Thema Trockenlebensräume bieten. Im Rahmen des Projektes “Life Trockenrasen” wurde die vierte Edition der Bücherreihe auf einer 36-seitigen Broschüre mit handgezeichneten Bildern entwickelt. Die Geschichte von Lilian zusammen mit Rätsel, Experimenten, Aktionen und Ausflugstipps kann gut in Deutsch, Sachkunde oder auch im NaWi-Unterricht integriert werden. Sie ist zudem kostenlos in Papier oder PDF erhältlich. Zum Thema “Trockenrasen” können alternativ auch die "Drei-Berge" in Milow oder der “Gollenberg” bewandert werden.
Die Brandenburgische Elbtalaue ist ein Paradies für Naturliebhaber und Vogelbeobachter. Die Elbe fließt hier durch eine weite Auenlandschaft und ist nicht nur ein wichtiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, sondern auch ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Besonders die Beobachtung von Störchen ist in der “Storchenzeit” zwischen April und August ein spannendes Erlebnis. Die Ausstellung "Weltenbummler Adebar" gibt einen interessanten Einblick zum Weißstorch und seinem Lebensraum in der Elbtalaue.
Das von der UNESCO anerkannte Biosphärenreservat „Flusslandschaft Elbe“ bietet zudem regelmäßig spannende Vorträge und Veranstaltungen zum Thema “Natur- und Kulturerbe” an. Für Schulklassen gibt es Bildungseinheiten, die speziell für Projekttage konzipiert sind. Sowohl für Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren, als auch für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren ist was dabei. Die Vorträge sind meist kostenlos für Schüler:innen, können jedoch begrenzte Teilnehmerzahlen haben. Programm und Termine sind auf der offiziellen Webseite zu finden. Für mehrere Tage bietet sich als eine mögliche Unterkunft das Ferienschloss Gadow an, welches für Schüler:innen geräumige Mehrbettzimmer mit 4-8 Betten und für Begleitpersonen Einzel- oder Doppelzimmern jeweils mit eigenem Bad zur Verfügung stellt. Die Preise liegen zwischen 34 und 36 Euro pro Person.
Für all diejenigen, die ihr Wissen in die faszinierende Welt der Pilze vertiefen möchten, ist Brandenburg ebenfalls hervorragend geeignet. Hierfür würde sich vor allem der Spreewald im Südosten Brandenburgs anbieten. Eine Pilzwanderung ist ein fantastischer Weg, um die Schönheit und den Reichtum der Natur zu entdecken. Da jedoch Sicherheitsvorkehrungen und Gesetze je nach Gebiet unterschiedlich sein können, empfiehlt es sich hier eine fachkundige Person mitzunehmen. In den Monaten August bis Oktober finden regelmäßige Pilzkurse und -exkursionen statt, die den Teilnehmenden nicht nur das Bestimmen und Sammeln von Pilzen näherbringen, sondern auch die Rolle der Pilze in der Natur und ihre Bedeutung als Nahrungsmittel erklären.
Für Schulklassen gibt es im Spreewald außerdem zahlreiche Möglichkeiten, an Ein- oder Mehrtagestouren teilzunehmen. Für 30 Euro pro Schüler:in bietet Spreewald Survival bspw. ein Wildnis-Tagesprogramm unter dem Schwerpunktthema "Sensibilisierung gegenüber der Natur" Aktionen, wie Bogenschießen, Feuermachen ohne technische Hilfsmittel oder Nachtwanderungen an. Die Erlebnissurvival-Angebote eignen sich für Kinder- und Jugendgruppen zwischen der 3. und 10. Klasse. Im Freilandmuseum Lehde in Lübbenau erfährt man außerdem mehr über die Sorben – eine ethnische Minderheit, die den Spreewald seit Jahrhunderten prägt. Von Berlin aus erreicht man den Spreewald bequem mit der Regionalbahn (ODEG RE2), welcher stundenweise zu den Spreewaldorten Lübben und Lübbenau fährt.
Brandenburg bietet eine breite Palette an exzellenten Exkursionsmöglichkeiten für jeden Geschmack. Wir hoffen, dass diese Ideen euch dabei geholfen haben, eure nächste Klassenfahrt in Brandenburg zu planen, der für ihre Schüler zu einer unvergesslichen und lehrreichen Naturerfahrung werden könnte.
Der Lehrermangel ist in aller Munde, bundesweit fehlt es den Schulen an Personal. Laut einer Umfrage von Ende Januar 2023 gibt es aktuell 12.341 unbesetzte Stellen, auch Rheinland-Pfalz sucht händeringend nach PädagogenZum Schuljahr 2022/23 wurden in Rheinland-Pfalz 1.550 neue Lehrkräfte eingestellt. Darunter fallen 800 Stellen, die neu besetzt werden mussten, weil vorherige Kolleg:innen in den Ruhestand getreten sind. Wie die weitere Lage in Rheinland-Pfalz aussieht und welche Maßnahmen dort gegen den Lehrermangel getroffen werden, erfährst du hier.
Angesichts der steigenden Schülerzahlen hat Rheinland-Pfalz zusätzlich 750 unbefristete Stellen eingerichtet, die Versorgung der Lehrkräfte in Rheinland-Pfalz sei gut, so die Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). In dem Bundesland sei es zwar eine andere Situation als in den übrigen Bundesländern, der Mangel an Fachkräften sei jedoch auch hier zu spüren, so die Bildungsministerin Hubig. Insgesamt beschäftigt das Land ca. 42.000 Lehrer:innen. Die Ministerin fügt hinzu, dass Rheinland-Pfalz es geschafft habe, alle Stellen mit ausgebildeten Lehrkräften zu besetzen.
In einer Erklärung zum Lehrkräftemangel legte sich die KMK mitte März diesen Jahres auf allgemeine, gemeinsame Maßnahmen fest. Einige Ziele sind:
Auch in Rheinland-Pfalz werden Maßnahmen überdacht, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken:
Gerade an Grundschulen arbeiten immer mehr Vetretungskräfte ohne Ausbildung. Gerade dort steigt deren Zahl nach Angaben des Bildungsministeriums an. Hier hat sich die Zahl der befristet eingestellten Lehrer:innen seit dem Schuljahr 2018/19 teils mehr als verdreifacht, von 657 auf 2.011. In diesem Jahr sind von diesen 1.851 an den Schulen, gerade einmal 105 haben das erste beziehungsweise das zweite Staatsexamen für ein Lehramt.
Auch wenn der Lehrkräftemangel in Rheinland-Pfalz weniger alarmierend als in den Nachbarbundesländern aussieht, so ist es keine Dauerlösung, Personal ohne pädagogische Fachausbildung lehren zu lassen. An dem Programm der KMK muss weiterhin gearbeitet werden und die passende Umsetzung sollte erfolgen, sodass der Lehrermangel kein Dauerzustand bleibt.
Karlsruhe. Im vergangenen Februar sind acht Karlsruher Schulen Opfer eines großen Hackerangriffs geworden. Über eine eingeschleuste Schadsoftware wurden sämtliche Systemdaten verschlüsselt. Wer hinter der Cyberattacke steckt, ist bisweilen unbekannt, jedoch wird pro Schule ein in Bitcoin auszuzahlendes Lösegeld von 41.000 Euro gefordert. Dass Bildungseinrichtungen Cyberkriminalität erfahren, ist keine Seltenheit. Allein binnen der letzten 15 Monate hat es über 30 registrierte Hackerangriffe auf deutsche Schulen und Universitäten gegeben.
Die Konsequenzen der Cyberattacke waren gravierend. Aus Sicherheitsgründen hat das Amt für Informationstechnik und Digitalisierung in Karlsruhe alle Server der 77 städtischen Schulen herunterfahren lassen, sodass die Schulen mehrere Wochen mit starken Einbußen im pädagogischen Betrieb und in der Verwaltung auskommen mussten. Genauere Informationen zur Vorgehensweise der Täter und den angegriffenen Systemen enthält die Stadt der Öffentlichkeit, aufgrund laufender Polizeiarbeiten noch vor.
Cyberattacken häufen sich im Bildungswesen
Der deutsche Bildungsserver berichtet, dass es nur wenige Ziele gibt, die so häufig wie das Bildungswesen unter den Auswüchsen der Cyberkriminalität leiden. Zurückzuführen ist das auf vielerlei Gründe. So sind Schulen und Universitäten zentralisierte Lagerplätze sensibler und persönlicher Informationen wie Geburtsurkunden oder Sozialversicherungsnummern. Es ist also nur ein Angriff auf ein einziges System notwendig, um viele relevante und private Informationen über viele verschiedene Menschen herauszufinden. Außerdem benötigt es meist kein großes Geschick, sich mit der informationstechnischen Infrastruktur von Universitäten vertraut zu machen, da beispielsweise alle in einer Universität eingeschriebenen Menschen einen Zugang zu der jeweiligen Infrastruktur bekommen. Dazu kommen die knappen finanziellen und personellen Ressourcen des Bildungswesens, die einer angemessenen IT-Infrastruktur und notwendigen Fach-Know-how oftmals im Wege stehen. Die meisten Erpressungstrojaner gelangen über das E-Mail-Postfach in die Systeme und werden von Lehrkräften oftmals nicht erkannt.
Um Lehrkräften die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigen, gibt es mit dem Digitalführerschein (DiFü) inzwischen neues digitales Lernangebot für Lehrkräfte, welches rund um das Thema Digitalisierung unterstützt und sämtliche Fragen zu Cybersicherheit, digitaler Unterrichtsgestaltung und vielen weiteren Themen beantwortet. Entworfen und verwirklicht wurde das Projekt von Deutschland sicher im Netz e.V. und der Mutterorganisation von Lehrer-News, Zukunft Digitale Bildung. Zum DiFü kommt Ihr hier.
Berlin. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hat vergangene Woche zu einem Bildungsgipfel eingeladen (Lehrer-News berichtete). Kurz darauf führte der SPIEGEL eine Umfrage durch, ob Bildungspolitik weiterhin Ländersache bleiben soll. 68 Prozent der Teilnehmenden antworteten darin mit Nein. Obwohl die Mehrzahl der Kultusminister:innen zum Gipfel nicht erschienen ist, gibt es Potential zur Einigung und bundesländerübergreifenden Kooperation.
Mehr als 5000 Personen haben an der Umfrage der Zeitschrift im Anschluss an den Bildungsgipfel teilgenommen. Nur 27 Prozent sprachen sich dafür aus, die Bildungspolitik in Landeshoheit zu belassen. Fünf Prozent waren unentschlossen. Nur bei den Bayern hat sich eine gespaltene Meinung gezeigt: Dort meinten 47 Prozent der Beteiligten, Bildung sollte weiterhin Aufgabe jedes Bundeslandes bleiben. In Bezug auf die Parteizugehörigkeit wandten sich mit über 80 Prozent insbesondere Anhänger von SPD und Grünen gegen Föderalismus im Schulsystem. Angesichts dieser Werte zur traditionellen “Ländersache Bildung” gewinnt die Debatte um den Bildungsgipfel vom 14. und 15. März umso mehr an Brisanz.
Nicolas Colsman, Bildungsexperte und Gründer der Initiative Zukunft Digitale Bildung gGmbH, sieht diesen als Beweis, dass Veränderungen nötig sind. "Dass der Bildungsföderalismus in Deutschland nicht funktioniert, sieht man daran, dass am jüngsten Bildungsgipfel nur zwei von 16 Kultusminister:innen teilgenommen haben.”
Die 14 fehlenden Kultusminister:innen gaben als Gründe ihres Fehlens unter anderem Terminproblemen oder Mängeln bei der Organisation des Gipfels. Dabei gibt es schon allein angesichts des Lehrermangels, genug Themen zu besprechen.
Einiges an Kooperation scheint Bundesländerübergreifend aber möglich. Unter anderem gab es Einigungen bei der Finanzierung und Verteilung des Startchancen-Programm, sowie ein Solidäritatsfonds für Länder mit besonders vielen Schulen in schwierigen Situationen. Des Weiteren hat die Kultusministerkonferenz (KMK) sich auf neue Abiturregeln geeinigt die Vergleichbarkeit möglich machen sollen und soll 2024 spätestens beginnen.
Auch Colsman sieht ein Umdenken beim Thema Föderalismus als unerlässlich an: "Allein die Tatsache, dass wir in Deutschland 16 verschiedene Bildungssysteme versuchen zu koordinieren und in verschiedenen Bundesländern jeder sein eigenes Süppchen kocht – das wurde teilweise überhaupt nicht verstanden”, äußerte Colsman in Bezug auf den Bildungsgipfel in einem Beitrag des Senders Sat1. Colsman mahnte an, die Erfahrungen in anderen Regionen der Welt für die Debatte auszuwerten und verwies beispielhaft auf das südkoreanische Bildungssystem, das zusammen mit skandinavischen Ländern regelmäßig die vordersten Plätze der Pisa-Studie belegt.