Weinheim. Der Erziehungswissenschaftler Gerold Brägger und der emeritierte Professor der TU Dortmund Hans-Günter Rolff haben das “Handbuch Lernen mit digitalen Medien” im Mai 2021 herausgebracht.
In Kooperation mit über vier Dutzend Wissenschaftlern ist das fast 1000 Seiten umfassende Werk entstanden. Es bildet detailliert die aktuelle Forschung zum Thema digitale Bildung ab und gibt eine Übersicht über digitale Medien für den Unterricht sowie didaktische Empfehlungen.
Medienexpert:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben den aktuellen Forschungsstand zum Thema digitale Bildung zusammengetragen und in einem Werk verbunden. Neben konkreten Handlungsempfehlungen findet sich auch eine Fülle an weiterführenden Literaturhinweisen, welche eine intensivere Beschäftigung mit einzelnen Aspekten ermöglichen. Die Zielgruppe des Nachschlagewerks sind Ausbilder:innen von Lehrkräften sowie Lehrkräfte selbst.
Die Plattform Einfach.Digital.Lernen hat den ehemaligen Gründungsdirektor des Instituts für Schulentwicklungsforschung Rolff zum Interview gebeten. Sein Interesse bestehe vor allem darin, weg von oberflächlichen Digitalisierungsmaßnahmen zu kommen. Ihm schwebe vielmehr ein ganzheitlicher Ansatz vor, welcher zu einer neuen Lernkultur führen soll. Hierbei ist vor allem personalisiertes Lernen gemeint, welches trotz Lehrer:innenmangel durch digitale Unterstützung umsetzbar sei.
Die Forschung zum Thema Digitalisierung und digitales Lernen befindet sich noch in den Kinderschuhen. Daher ist es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass Informationen in dem Werk schnell veralten können. So meint beispielsweise Hauke Pölert auf Twitter, dass bei seinem Beitrag zum multimedialen Lernen im Geschichtsunterricht nach etwas mehr als einem Jahr Überarbeitungsbedarf bestehe.
Dazu kommt, dass Rolff gegenüber Einfach.Digital.Lernen erwähnt, dass ihm vor allem freiwilliges Engagement der Lehrkräfte vorschwebe, um geeignete Diagnose-, Lern- und Fördermaterialien zu entwickeln. Das ist bei dem momentanen Lehrermangel sowie der ständigen Überlastung kaum vorstellbar oder zumindest keine abschließende Lösung.
Das Buch “Lernen mit digitalen Medien” bietet eine aktuelle Übersicht zu den digitalen Möglichkeiten im Schulsektor. Auch wenn Fragen der Aktualität beim Lesen nicht ausbleiben sollten, ist das Handbuch ein guter Ansatz, um die Bildung in Deutschland nachhaltig digitaler zu gestalten.
Köln. Der INSM-Bildungsmonitor 2022 hat seine neuesten Ergebnisse veröffentlicht. Anhand von 98 Indikatoren bewertet das Institut der deutschen Wirtschaft hierbei den Bildungserfolg und inwieweit das Bildungssystem eines Bundeslandes zum Wachstum und Wohlstand der Wirtschaft beiträgt. Das reicht von der Zahl der Schulabbrecher pro Bundesland bis zur Zahl der frisch gekürten Doktoren, die von einer Universität kommen. Dieses Jahr lag ein besonderer Fokus auf IT-Kompetenzen und IT-Fachkräften. Außerdem wurde zum ersten Mal der Themenbereich Digitalisierung unter die Lupe genommen.
Das Bundesland Sachsen hat beim Zusammentragen der 98 Indikatoren den ersten Platz belegt. Und das zum 17.(!) Mal in Folge. Hinsichtlich der Förderinfrastruktur, Forschungsorientierung, Schulqualität, Bildungsarmut, Internationalisierung und Ausgabenpriorisierung hat das Bundesland, welches an seinen Gymnasien auf G8 setzt, Höchstnoten erzielt. Im Gesamtranking komplementieren Bayern und Thüringen das Podium.
Beim Fokus auf die Digitalisierung (u. a. in Form von Verfügbarkeit und Schnelligkeit der kabellosen Internetverbindungen an Schulen) schneidet Ostdeutschland (mit Ausnahme von Berlin) bedeutend schlechter ab als die anderen Bundesländer. Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt belegen die letzten Plätze (in absteigender Reihenfolge). Allerdings: Bremen, welches den ersten Platz im Bereich Digitalisierung eingenommen hat, schnitt im Gesamten betrachtet am schlechtesten ab. Neben Bremen gelten Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen als die großen Bildungsverlierer. Vor allem hinsichtlich des Handlungsfeldes Ausgabenpriorisierung hat Nordrhein-Westfalen eine desolate Punktzahl vorzuweisen. Es handelt sich bei der Ausgabenpriorisierung um einen Indikator dafür, wie viel Geld ein Bundesland durchschnittlich für einzelne Bildungsteilnehmer:innen ausgibt – dies verglichen mit den gesamten Ausgaben des Landes für einzelne Einwohner:innen. In Bezug auf die Schülerkompetenz lässt sich festhalten, dass besonders die drei Stadtstaaten weitaus schlechter abschneiden als der Rest.
Abschließend ist es wichtig, sowohl die INSM als auch das Bildungsmonitoring kritisch zu betrachten und nicht als das Maß aller Dinge zu nehmen. Die im Auftrag der Metall- und Elektroindustrie finanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die sich selbst als überparteiliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bezeichnet, misst vielen Bereichen (wie Kunst und Kultur) keinen bis nur geringen Nutzen bei. Es handelt sich hierbei ausschließlich um ein Ranking nach positivem wirtschaftlichem Nutzen. Die Vermittlung ethischer Wertvorstellungen und vor allem auch Themen wie Nachhaltigkeit oder Umweltschutz finden keine Erwähnung. Es handelt sich bei der Studie einzig und allein um eine bildungsökonomische Sichtweise auf die Schulpolitik der jeweiligen Bundesländer. Allen voran gilt die Förderung von wirtschaftlichem Wachstum als das Hauptkriterium schlechthin, selbst innerhalb der jeweiligen Indikatoren. Wenn man sich jedoch dieses einseitigen Blickes auf die deutsche Bildungslandschaft bewusst ist, so findet man im INSM-Bildungsmonitoring reichlich Informationen und spannende Einblicke.
Wie schneidet euer Bundesland im Gesamtranking ab? Was macht es besonders gut, was besonders schlecht? Überschneiden sich die Ergebnisse mit den Erfahrungen, die ihr selbst gemacht habt?
In Deutschland sind zwei Prozent der Menschen hochbegabt. Dies ist der Fall, wenn der IQ (Intelligenzquotient) mindestens 130 beträgt. Zur Erinnerung: Deutsche haben statistisch gesehen im Durchschnitt einen IQ von 100. Ermittelt wird dieser mittels des allseits bekannten IQ-Tests, bei welchem mathematische, bildlich-räumliche und logische Intelligenz abgefragt werden. Angeboten werden diese Tests im Allgemeinen erst ab sechs Jahren. Vor allem Eltern von Kindern, welche Auffälligkeiten hinsichtlich besonderer Begabung zeigen, wird geraten, mit besagtem Kind einen solchen Test zu machen. Wenn eine Hochbegabung festgestellt wird, hat es in der Folge oberste Priorität, das Kind bestmöglich bei seiner Entwicklung zu unterstützen, um das Meiste aus den überdurchschnittlichen Voraussetzungen herauszuholen und das Potential voll auszuschöpfen.
Eine tragende Rolle kommt hierbei unter anderem auch den Lehrkräften zu. Wie haben Lehrer:innen damit umzugehen, wenn ein Genie im Klassenzimmer sitzt? Wie gelingt die Integration Hochbegabter in den normalen Unterricht?
Von vornherein sind für eine Lehrkraft die Möglichkeiten der individuellen Unterrichtsgestaltung besonders wichtig. Kinder einer Schulklasse sollen unterschiedliche, an ihren Leistungsstand und ihre Bedürfnisse angepasste Lernangebote erhalten. Für Hochbegabte bedeutet diese individuelle Unterrichtsgestaltung nicht bloß einen Mehraufwand. Lehrer:innen orientieren sich an dem einzigartigen Lerntempo der Hochbegabten und offerieren beispielsweise weiterführende Einblicke in eine Thematik, obwohl dies für Durchschnittsschüler:innen nicht vonnöten ist. Maßnahmen zur Begabtenförderung umfassen unter anderem auch sogenanntes “Enrichment”, wobei es sich um eine Anreicherung des Unterrichts handelt. Dies kann geschehen, indem besonders begabte Schüler:innen zu einem bestimmten Thema recherchieren, welches sie dann in Form einer schriftlichen Ausarbeitung oder eines Vortrags vor der Klasse präsentieren. Außerdem können sie als Tutor:innen fungieren.
Daneben sind andere Möglichkeiten innere Differenzierung (Individualisierung) und äußere Differenzierung (Arbeitsgemeinschaften, zusätzliche Leistungskurse, vorübergehende Teilnahme am Fachunterricht einer höheren Klasse). Denkt man etwas außerhalb der üblichen Rahmenbedingungen, können die Teilnahme an überregionalen Wettbewerben, Schüleraustauschprogramme oder der Einbau von Bilingualität in die Unterrichtsgestaltung für Hochbegabte eine neue qualitative Lernkomponente liefern. Ein weiteres interessantes und innovatives Konzept wäre das Erstellen von altersheterogenen Schulklassen, in denen Kinder je nach Lernfortschritt und Begabung eingeteilt werden, nicht bloß nach Alter. Konzepte wie diese bleiben allerdings fast ausschließlich reines Wunschdenken.
Die Probleme hochbegabter Kinder in der Schule lassen sich üblicherweise kurz zusammenfassen: Sie passen von Natur aus nicht in den “normalen” Unterricht. Die Klassen in den Schulen werden seit allzu langer Zeit nach dem biologischen Alter zusammengestellt, jedoch vereinen hochbegabte Kinder viele Altersstufen in sich. Die intellektuellen Bedürfnisse der Kinder können denen der Mitschüler:innen weit voraus sein. Das kann schnell dazu führen, dass sie sich langweilen oder beschweren, sie frustriert sind und sich im Unterricht kaum beteiligen, wenn sie ihn nicht gar stören. Hochbegabte können eine nachlässige Haltung gegenüber pünktlicher Abgabe und angemessener Qualität von zum Beispiel Hausaufgaben entwickeln. Des Weiteren kann das hochbegabte Kind eine arrogante Einstellung gegenüber Mitschüler:innen und Lehrer:innen einnehmen.
Bei Hochbegabten handelt es sich demnach nicht immer nur um Vorzeigekinder. Schnell wird aus dem Wunderkind ein Problemkind. Denn die Begabung bringt auch eine Belastung mit sich, welche Außenstehende kaum fassen können. Statistisch gesehen fällt die Wahrscheinlichkeit an einer emotionalen Störung wie einer Depression oder an sozialem Rückzug zu leiden, bei hochbegabten Menschen um einiges höher aus. Einige Hochbegabte werden demnach von den Herausforderungen ihrer Begabung regelrecht erschlagen.
15 Prozent der begabten und hochbegabten Kindern sind von dem Phänomen des “Underachieving” betroffen. In der Psychologie und Pädagogik spricht man hiervon, wenn Begabte und Hochbegabte unter ihren Möglichkeiten bleiben, wenn also zwischen den intellektuellen Kapazitäten und den schulischen Leistungen eine deutliche Diskrepanz besteht. Man nennt es auch eine “erwartungswidrige Minderleistung”. Laut Bildungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sind rund zwei Drittel der Betroffenen Jungen.
Die Psychologie spricht beim “Underachieving” von einem individuellen Phänomen, dessen Gründe sehr unterschiedlich ausfallen können. Psychische sowie psychosomatische und körperliche Erkrankungen können eine Rolle spielen. Bei ausbleibender Diagnostik kann möglicherweise eine Hochbegabung weder vom Elternhaus noch von den Lehrkräften erkannt und das Kind nicht hinreichend gefördert werden. Verhaltensabweichungen von der Norm, zum Beispiel hinsichtlich des Lernens oder der Bearbeitung von Aufgaben, werden teilweise als falsch und nicht als kreativ und klug wahrgenommen. Es handelt sich prinzipiell beim Unterrichtsgeschehen um didaktische Konzepte, die sichtlich nicht auf Hochbegabte zugeschnitten sind. In einer heterogenen Schulklasse kann nur geringfügig auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz (besondere Begabung: IQ ≥ 115) oder einer Hochbegabung (IQ ≥ 130) eingegangen werden. Tatsächlich erfahren hochbegabte Kinder daher häufig eine Frustration hinsichtlich ihrer Lernbedürfnisse sowie damit einhergehende Motivationseinbrüche. Die ständige Unterforderung führt zu den im vorherigen Absatz genannten Mechanismen der Introvertiertheit und Abkapselungen und/oder zu Auffälligkeiten wie Störungen des Unterrichts und Rebellieren.
Im frühen Alter sind außerschulische Fördermaßnahmen für Hochbegabte, zumeist eingetragene Vereine (e.V.) eine angemessene Anlaufstelle. Voraussetzung für die Teilnahme an den Lernangeboten ist ein sichtlich nach oben ausschlagender IQ-Test. Ein förderliches Familienumfeld spielt wohl die größte Rolle. Lehrer:innen, denen ein Kind auffällt, sollten sich nicht scheuen, sich zu erkundigen, inwieweit das Elternhaus von einer besonderen Begabung weißund inwieweit das Kind auch zuhause gefördert wird. Ein anderer Ansatz sind Privatschulen mit besonderen pädagogischen Schwerpunkten für Hochbegabte. Die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. (DGhK) informiert über Hintergründe zur Hochbegabung sowie über regionale und überregionale Beratungsmöglichkeiten.
Für Lehrer:innen gibt es neben allerlei passenden Weiterbildungsmöglichkeiten der jeweiligen Landesinstitute, das Diplom “Specialist in Gifted Education” des Internationalen Centrums für Begabungsforschung Münster (ICBF). Hiermit kann man sich speziell für den Umgang mit hochbegabten Kindern ausbilden lassen. Das Studium liefert zum einen Hintergrundwissen zu den Themen Intelligenz, Motivation, Kreativität und individuelle Förderung und führt Lehrkräfte zum anderen praktisch in die optimale Begleitung von Hochbegabten ein. Ein weiterer Fokus liegt auf der Diagnostik von Hochbegabung.
Alles in allem ist die optimale Vorgehensweise abhängig vom begabten Individuum selbst. Manche Methoden werfen mehr Früchte ab als andere. Offene Kommunikation über Interessengebiete und Vorlieben – sei es als Lehrer:in oder Elternteil – sind bereits im jungen Alter überaus wichtig. Hierdurch kriegen die Erwachsenen das nötige Feedback, um die Lernmotivation weiterhin (bestenfalls bis ins hohe Alter) aufrecht zu erhalten.
Habt ihr ein Kind im Klassenzimmer, welches das Leistungsvermögen der Mitschüler:innen weit überragt? Oder eines, welches gerade wegen der intellektuellen Kapazitäten kein Interesse am Unterricht zeigt? Vielleicht lohnt sich in diesen Fällen ein Gespräch mit den Eltern, um herauszufinden, inwiefern und vor allem ob ein solches Kind hochbegabt ist. Immerhin sind es zwei Prozent aller Menschen in Deutschland.
New York. Die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) trat 2008 in Kraft. Deutschland begann im März 2009 basierend auf den Inhalten der Konvention das Thema Inklusion an deutschen Schulen neu zu formatieren: Auflösung der Sonderschulen und Auflösung der Sonderschulen und die Umsetzung der Inklusion im Schulalltag anhand neuer Möglichkeiten und Mitteln entsprechend dem speziellen Förderbedarfs der Schüler:innen.
Eine erste Auswertung der UN Behindertenrechtskonvention in 2019 – zehn Jahre nach dessen Inkrafttreten – zeigt bis heute viele Irritationen und Schwierigkeiten in der Alltagspraxis an Schulen. Die Umsetzung der Inklusion verläuft unter anderem in Deutschland schleppend. Hinsichtlich der Bewertung von förderungsbedürftigen Schüler:innen herrschen zwischen den Bundesländern Unstimmigkeiten. Unterschiedliche Regelungen innerhalb der Bundesländer erschweren außerdem die Teilnahme am Regelunterricht für Schüler:innen mit erhöhtem Förderbedarf.Lehrkräfte fühlen sich oft auf sich allein gestellt und überfordert. 97 Prozent der Lehrer:innen halten bundesweit Inklusion, wie vorgesehen, für nicht realisierbar. Es fehlt an sonderpädagogischem Fachpersonal, Alltagsassistent:innen, Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrer:innen und der Zeit entsprechende Hilfestellungen innerhalb der Schulstunden zu vermitteln.
Weitere Hilfsmittel
Das E-Book: Förderung Inklusion, erschienen im ProSchule Verlag, schildert weitere Informationen für Lehrkräfte. Artikel für Lehrer:innen im Umgang mit betroffenen Schülern bietet die Webseite schule.at . Das Unternehmen mechatron bietet Softwareprogramme, technische Hilfsmittel sowie ein spezielles Tablet und Mechpad für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf an. Sie arbeiten im engen Austausch mit Lehrer:innen und Schulen zusammen.
Göttingen. Eine Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen beleuchtet den Stand der Digitalisierung an deutschen Schulen aus einer neuen Perspektive – aus Lehrer:innensicht.
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts “Digitalisierung im Schulsystem 2021” wurden am 29. September 2021 präsentiert.
Die Themen Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen, Rahmenbedingungen und Perspektiven von Lehrkräften in Deutschland wurden mit Fokus auf die Digitalisierung unter anderem von Frank Mußmann und Thomas Hardwig untersucht. Die GEW-Vorstandsmitglieder Anja Bensinger-Stolze und Ralf Becker sprechen in dem Vorwort der Studie von dem Problem der “digitalen Spaltung”. Eine Übersicht zum Stand der Digitalisierung an deutschen Schulen soll das Problem in seiner Breite erfassen und ins Rampenlicht rücken.
Die Studie deckt auf, wie schlecht Deutschland im internationalen Vergleich dasteht, zum Beispiel bei dem Thema Ausstattung der Lehrer mit digitalen Endgeräten. Der Fokus liegt jedoch auf den Unterschieden innerhalb Deutschlands und die sind groß. In Thüringen sind fast 80% der Schulen ‘Digitale Nachzügler-Schulen’ – demgegenüber steht Schleswig-Holstein als Spitzenreiter mit nur knapp über zehn Prozent. Insgesamt steht der Osten Deutschlands schlechter da als der Westen. Der Appell der GEW ist, die Schere zu schließen und Nachzügler nicht den Anschluss verpassen zu lassen.
Neben dem digitalen Vergleich findet auch die erhöhte Belastung des Schulsystems und der Lehrkräfte durch die Corona Pandemie Gehör. Längst bestehende Probleme wie erhöhte Belastung und lange Arbeitszeiten haben sich verschärft.
Die Motivation der Lehrkräfte sei laut Studie da. Sie brauchen nur die Mittel, um digitale Lehrkonzepte umsetzen zu können und so einer digitalen Chancenungleichheit für Schüler:innen vorzubeugen.
Berufsbegleitende und -bezogene Weiterbildungen sind ein wichtiger Bestandteil aller Arbeitsbereiche und Branchen. Das Schulwesen bildet hier keine Ausnahme. Allerdings wird von Bildungsexpert:innen vielerorts bemängelt, dass der gesamte Fokus auf der Erstausbildung im Studium und im Referendariat liegt, wodurch Fortbildungsmöglichkeiten während der Berufstätigkeit in den Hintergrund rücken. Wegen des fehlenden Bewusstseins neigen Lehrende dazu, die Schuljahre mit ihrem derzeitigen Wissensstand und Aufgabenbereich auszusitzen. Häufig fehlt die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen. Sie liefern hierfür vielerlei Gründe, allen voran werden mangelnde zeitliche Ressourcen sowie die fehlende Sichtbarkeit von Angeboten bemängelt. Dabei ist die Fortbildungslandschaft alles andere als karg. Um das Weiterbildungschaos zu entwirren und Licht ins Dunkel zu bringen, hat sich das Team von Lehrer News auf die Suche nach Weiterbildungsangeboten gemacht, die womöglich auch für Sie relevant sein können. Ob “Cybermobbing in Zeiten von Fernlernen und Social Distancing”, “iPads im Mathematikunterricht” oder “Kinder mit besonderen Begabungen erkennen und begleiten”: für jede Lehrkraft ließe sich – ob fachspezifisch oder fachübergreifend – etwas finden.
Schließlich hat man nie ausgelernt.
Je nach Bundesland gibt es haufenweise unterschiedliche Anbieter und Kurse. Die meisten bieten Online-Seminare, welche unabhängig von einem konkreten Standort stattfinden werden können. Inzwischen kann dies auch in Form von Abrufveranstaltungen geschehen. Allerdings muss es als/ eine Fortbildungsmaßnahme nicht gleich ein Seminar sein. In Umfragen gaben Lehrkräfte das Lesen von Fachliteratur (offline wie online) als meistgenutzte Weiterbildungsmaßnahme an. Darauffolgend wird ebendie Teilnahme an Fachtagungen oder Konferenzen genannt, auf denen Lehrkräfte, Schulleitungen oder Expert:innen aus der Wissenschaft pädagogische Fragen diskutieren. Ein wichtiges, doch unterschätztes Instrument in der Lehrerfortbildung ist ebenfalls der Austausch innerhalb des Kollegiums und mit Lehrkräften anderer Schulen. Es kann sich beispielsweise stets lohnen, einen Blick über die Schulter einer mit digitalen Medien gewieften Kollegin zu werfen.
Es ist offensichtlich, dass deutsche Schulen noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen sind. Bis flächendeckende Maßnahmen ihre Wirkung entfalten und sowohl standardisiert als auch in den lehrbetrieblichen Alltag integriert sind, liegt es an den Lehrkräften selbst voranzugehen. Da solche Themen kaum an Aktualität zu überbieten sind, reicht für Lehrkräfte kein Schritthalten mehr. E-Learning, Moodle, der gesamte Bereich der Medienpädagogik eröffnet Dimensionen. Lehrer:innen sind als Dreh- und Angelpunkte der digitalen Bildung zu verstehen.
Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass – vor allem in Folge der Coronakrise – Lehrkräfte größtenteils Fortbildungsangebote des digitalen Wandels in Anspruch genommen hatten. Allerdings gibt es deutlich mehr relevante Themenbereiche. Neben der Integration digitaler Medien in Lern- und Lehrprozesse, der Vorstellung und Erklärung gewisser Anwendungsprogramme, sind auch der Umgang mit sprachlicher Vielfalt (interkulturelle Kompetenzen) sowie Fördermaßnahmen für schwache Schüler:innen oder Aufklärung hinsichtlich des Umgangs mit Schüler:innen mit pädagogischem Sonderbedarf besonders gefragt. Diese fächerübergreifenden Bereiche können je nach Angebot auch fachspezifisch ausfallen.
Einerseits gibt es schulinterne Qualifikationsangebote. Hierfür erkundigt man sich bei der Schulleitung. Ansonsten findet sich eine beachtliche Auswahl in den digitalen Katalogen der jeweiligen Landesinstitute zur Lehrerfortbildung. Sie sind die eigentlichen Goldgruben bezüglich (möglicherweise interessanter) Veranstaltung. Deshalb hat das Team von Lehrer News im Folgenden eine Linksammlung angelegt, welche in übersichtlicher Weise Angebote der jeweiligen Bundesländer ins Schaufenster stellt. Worauf wartet ihr? Traut euchden Schritt vom Lehrenden zum Lernenden!
Fortbildungsangebote vom Klett-Verlag
Der Verein zur Förderung der Lehrerfortbildung
Deutscher Bildungsserver mit Verweisen auf Landesinstitute
Fortbildungsangebote in Form von Präsenz-, Online- und Abrufveranstaltungen
Die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP)
Fortbildungen für Kita und Schule
Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung
Lehrerfortbildung sortiert nach Veranstaltungen und Referenten
Fortbildungskatalog des Bildungsservers MV
Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ)
Fortbildungsangebote nach Regierungsbezirken
Veranstaltungskatalog des pädagogischen Landesinstituts
Veranstaltungskatalog und Infos zur Lehrkräftefortbildung
Auflistung der Fortbildungsangebote des Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA)
Angebote, Infos und Ansprechpartner
Überblick über die Qualifizierungsangebote
Der Klimawandel ist ein akutes Problem unserer Zeit. Wir müssen lernen, mit langen und starken Hitzeperioden im Sommer zu leben. So auch Schüler:innen und Lehrkräfte. Was kann man tun, um den Unterricht einem Klima anzupassen, für das die meisten deutschen Schulgebäude nicht ausgelegt sind?
In den letzten zwei Jahrzehnten werden Hitzerekorde hierzulande immer wieder gebrochen. Es herrschen teilweise Temperaturen um die 40 Grad. Klar, dass Deutschland dafür eigentlich nicht vorbereitet ist. Frühere Hitzeperioden sind meist von kurzer Dauer und mit geringeren Temperaturen verbunden gewesen. Vor allem Kinder und ältere Menschen leiden unter den heißen Tagen, da ihre Körper mit hohen Temperaturen schlechter klarkommen. Zusätzlich neigen Kinder und Jugendliche zu einem höheren Bewegungsdrang und Unvorsichtigkeit. Folgen können ein Sonnenstich, Hitzeerschöpfung oder sogar ein Hitzschlag sein.
Körperliche Aktivitäten bei hohen Temperaturen können zu einem Zustand der Hitzeerschöpfung führen. Sichtbar durch starkes Schwitzen, kühle Haut, ein gerötetes Gesicht und trockene Lippen wegen mangelnder Flüssigkeitszufuhr. Dazu kann die Person unter Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Übelkeit und Ohrgeräuschen leiden.
Werden die Symptome nicht zeitnah durch Abkühlung behandelt, kann es zu einem Hitzschlag kommen. Das ist ein ernstzunehmender medizinischer Notfall! Er äußert sich durch eine heiße, rote Haut, welche jedoch nicht schwitzt. Dazu kommen starke, stechende Kopfschmerzen. Bemerkt ihr diese Symptome in Kombination, solltet ihr den Notruf wählen.
Einen Sonnenstich erleidet man durch direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf. Symptome sind Übelkeit, Kopf- und Nackenschmerzen.
Abkühlung ist bei Auftreten solcher Symptome das Gebot der Stunde. Dazu können Schatten, temperierte Räume und vor allem eine ausreichende Wasserzufuhr dienen.
Unsere Schulgebäude sind häufig nicht auf solche Temperaturextreme ausgelegt. Klimaanlagen und Dämmung gegen Hitze gibt es in den Schulgebäuden Deutschlands nur selten. Langfristig ist ein Umdenken beim Schulbau nötig. Doch was gibt es für Möglichkeiten, als Lehrer:in für ein angenehmes Raumklima zu sorgen und die Kinder auf die Hitze vorzubereiten?
Aufklärung für Kinder und Eltern – wie kann ich mich vor Hitze und Sonne schützen?
Dazu zählt der richtige Gebrauch von Sonnenschutzmitteln, hitzetauglicher Kleidung und Kopfbedeckungen.
Möglichkeiten zur Abkühlung schaffen: Zum Beispiel durch Ventilatoren, jederzeit zugängliche klimatisierte Räume oder Abkühlung durch Wasser z. B. mit einem Rasensprenger.
Ausreichende Wasserzufuhr garantieren: Hierzu kann die Schule Wasserspender installieren. Lehrkräfte können ihre Schüler:innen regelmäßig an das Trinken erinnern und vor allem im Sportunterricht häufiger Trinkpausen einlegen. Zusätzlich könnte man die Kinder in einer heißen Woche zum Mitbringen von wasserhaltigem Obst wie Wassermelone, Trauben oder Ähnlichem animieren.
Aktivitäten im Freien an die Hitzeentwicklung des Tages anpassen: Sprich, keine Draußenaktivitäten, wenn gerade die Mittagssonne knallt.
Schulräume kühl halten: Früh morgens lüften und die Fenster während der Mittagszeit geschlossen halten. Vorsicht! Achtet trotzdem auf eine ausreichende Sauerstoffzufuhr und vermeidet abgestandene Luft im Raum. Also ruhig die Klassenzimmertür offen halten oder, wenn das nicht möglich ist, Stoßlüften. Zusätzlich schwächt die Verdunklung von Fenstern die Hitzeentwicklung im Raum ab. Leider sind noch nicht alle Schulen ausreichend ausgestattet. Eure Schule gehört dazu? Schlagt bei der nächsten Lehrerkonferenz die Anschaffung von Gardinen vor. Jeder hat genug von der Hitze.
Gestaltung des Schulgeländes: Ausreichend Schattenplätze und Verdunklungsmöglichkeiten werden in Zukunft immer wichtiger. Pflanzt Bäume auf dem Schulgelände, um für zukünftige Schüler:innen vorzusorgen. Fordert für sofortige Abhilfe die Anschaffung von Sonnensegeln oder anderen Schattenspendern.
Anpassung des Stundenplans: Das Wetter wird relativ zuverlässig vorausgesagt, daher kann man Vorkehrungen treffen, wenn eine Hitzewelle ansteht. Dazu gehört vor allem eine hitzegerechte Planung des Unterrichts. Sportstunden sollten früh oder spät stattfinden. Von den Kindern im Durchschnitt als anstrengend empfundene Fächer (wie Mathe oder Chemie) sollten nicht in der Mittagshitze stattfinden, sondern morgens, wenn die Schüler:innen sich noch gut konzentrieren können..
Hitzefrei: Als letzte Möglichkeit kann der Unterricht abgebrochen werden. Das ist ab einer Raumtemperatur von über 25 Grad erlaubt. Hierüber entscheidet jedoch der Schulleitende.
Die Wärmeentwicklung betrifft uns alle – so auch Schulen und Lehrkräfte. Das Wissen über hitzebedingte Beschwerden und ihre Behandlung wird zum absoluten Muss für Lehrkräfte und Kindergärtner. Wir hoffen, dass eure Schüler:innen dank unserer Tipps auch im Sommer einen kühlen Kopf bewahren können!
Was lange währt, wird endlich gut: Das neue Lehrer News ist da! Nach vielen Wochen Arbeit haben wir den Umzug auf unsere neue Design-Plattform geschafft. Für unsere Leser:innen bedeutet das neben einem ästhetischen Quantensprung vor allem mehr Übersicht und Struktur.
Die neue Website wurde insbesondere mit Blick auf eine zeitgemäße Optimierung mobiler Endgeräte optimiert. Vom Smartphone oder Tablet aus könnt ihr jetzt deutlich komfortabler auf unsere Inhalte zugreifen. Als technische Basis dient die State-of-the-Art Plattform Webflow.
Im zweispaltigen Layout wird zwischen unseren Hauptartikeln und Kurzmeldungen (rechts) unterschieden. Letztere sind ein neues Format, mit dem wir euch über aktuelle Entwicklungen der Bildungslandschaft auf dem Laufenden halten wollen.
Im Menüband oben sind alle Rubriken übersichtlich gruppiert. Mit dem Klick auf die Lupe öffnet sich die Volltextsuche. Neu hinzugekommen ist auch ein Überblick über sämtliche Unterkategorien des jeweiligen Themenbereichs: Wer zu einem bestimmten Fach Materialien sucht, wird jetzt schneller fündig.
Ein Ziel des neuen Designs ist es, inhaltliche Tiefe besser zur Geltung zu bringen. So sind unsere ausführlichen Themenwochen jetzt farblich hinterlegt und stechen auf der Startseite hervor.
Bei der beruflichen Neuorientierung helfen soll unsere neue Jobbörse, die wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnern von LehrCare anbieten. Den Link seht ihr direkt über der Suchfunktion.
Last but not least verfügt Lehrer News endlich über eine solide Kommentarfunktion. Damit wollen wir euch über unsere Social-Media-Kanäle hinaus eine zusätzliche Möglichkeit zu Austausch und Diskussion bieten.
Wie gefällt euch unsere neue Website? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Je nach Bundesland können Schüler:innen sitzen bleiben oder ins nächste Schuljahr versetzt werden. Die Bundesländer haben unterschiedliche Regelungen, ob Lernende generell sitzenbleiben können oder nicht. Wie sinnvoll ist das System “Sitzenbleiben” heute noch?
Mit der Schulreform 2008/2009 wurde das “automatisierte Sitzenbleiben” in Hamburg ganz abgeschafft. Schüler:innen müssen am schulinternen Nachhilfeunterricht teilnehmen, um ihre Defizite abzubauen bzw. auszugleichen. An Berliner Gymnasien gibt es kein Sitzenbleiben mehr. Die Schülerinnen werden im kostenlosen Förderunterricht für alle unterstützt. Klassenwiederholungen in anderen Schulformen sind nur auf freiwilliger Basis erlaubt. In Bayern sieht man das Sitzenbleiben bis heute als wichtiges bildungspädagogisches Instrument an. Sitzenbleiben gilt dort als Ansporn, um Schüler:innen zum Lernen und Besserwerden zu motivieren.
In der Gesellschaft ist Sitzenbleiben weiterhin ein Tabuthema und wird teilweise als eine Peinlichkeit, ein "Gesichtsverlust'', einen “Weltuntergang” angesehen. In vielen Familien häufig unvorstellbar, gerade bei den eigenen Kindern. Schüler:innen, die sitzengeblieben sind, werden plötzlich anders behandelt oder mit bestimmten Vorurteilen in Verbindung gebracht. Oft macht sich für die Schüler:innen daraufhin ein Gefühl von Scham und Verunsicherung breit, sie stoßen in ihrem Umfeld auf Unverständnis und Ablehnung. Die Einstellung des Elternhauses und des sozialen Umfeldes sind in dieser Situation von elementarer Bedeutung. Verständnis für die Lage des Kindes zu entwickeln, Unterstützung anzubieten und das zu wiederholende Schuljahr als neue “Chance” anzusehen, kann helfen, die Schüler:innen auch mental positiv auf das kommende Schuljahr einzustimmen.
Elternsprechstunden und Elternabende sind Gelegenheiten, Kontakt mit den Eltern zu suchen, um die Thematik der Versetzungsgefährdung anzusprechen. Intensive Ursachenklärung von Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen, wo Probleme mit dem Unterrichtsfach bestehen und wie Hilfe eingebunden werden kann, ist sinnvoll. Hilfreiche Maßnahmen wie das bewusste Einbinden der Schüler:innen in den Unterricht von Seiten der Lehrer:innen sowie das Evaluieren von Aufsätzen und Mitschriften kann ein Weg sein, sich ein besseres Bild über den Leistungsstand der Schüler:in zu verschaffen. Von Elternseite kann z.B.: eine kompetente Nachhilfe gesucht werden und eine Stütze im Schuljahr helfen. Die Situation sollte jetzt ausdrücklich von Eltern- und Lehrer:innenseite offen kommuniziert und begleitet werden.
Kritiker argumentieren, dass schlechte Leistungen in bestimmten Schulfächern nicht automatisch mit einer Wiederholung des gesamten Lernstoffs ausgeglichen bzw. verbessert werden können. Es sei vielmehr angesagt, die Schüler:innen in den jeweiligen Fächern gezielt zu fördern und zu unterstützen. So entstünde ein “gleichwertiges” Leistungsniveau für die Klasse – ohne Sitzenbleiben! Es sei unnötig, Schüler:innen ein komplettes Schuljahr zurückzustellen, wenn mangelhafte Leistungen in nur einem oder zwei Fächern festgestellt wurden. Dies hätte auch eine gegenteilige Wirkung, da ein Großteil des Unterrichts für die Schüler:innen langweilig wird, was in eine Demotivation umschlagen könnte. Eine weitere Herausforderung bedeutet für die Schüler:innen auch das “Herausgerissen” werden aus dem Klassenverband und der Verlust von Freunden. Einfinden in eine neue Klassenstruktur, neue Freunde finden und neue Lehrkräfte bedeuten ebenfalls eine weitere Belastung.
Das Sitzenbleiben soll helfen, Defizite im Verständnis des Lehrstoffs auszugleichen. Die Möglichkeit, den Lernstoff zu wiederholen, soll motivieren, Leistungsbereitschaft und Leistungsniveau wieder zu stärken. Schüler:innen selbst sehen eine Wiederholung oft als Bestrafung – häufig fühlen sie sich schon schlecht, da sie sich selbst als inkompetent ansehen, den Lehrstoff nicht verstanden zu haben. Es gibt viele Ursachen für das Sitzenbleiben, daher ist es auch an den Eltern den Kontakt zu intensivieren, um mögliche Ursachen für die Lernblockade oder Lernverweigerung ihres Kindes herauszufinden. Mögliche Gründe können sein: Mobbing, familiäre Probleme, Pubertät, kein Anschluss innerhalb der Klasse, wenig Selbstwert und Selbstvertrauen. Zusätzlich können Dyskalkulie, Legasthenie , AD(H)S oder ähnliche Defizite vorliegen, die das Lernen zusätzlich erschweren.
Die Forderung nach mehr gezielten Förderangeboten steht im Raum, damit Schüler:innen nicht ihre Klasse verlassen müssen. Das Konzept sieht vor, dass die Schüler:innen speziell in ihren Problem-Fächern unterstützt werden und sie weiterhin in ihren Klassen bleiben können. Das bedeutet mehr Investitionen in Lehrkräfte, finanzielle Mittel und Enttabuisierung dieses Themas.
Nicht alle Schüler:innen profitieren von der Wiederholung des Schuljahres: Ob Mobbing in der neuen Klasse, Schwierigkeiten Anschluss zu finden oder weiterhin familiäre Probleme – es gibt viele Gründe, warum Schüler:innen keine Verbesserungen nach dem Sitzenbleiben erleben. Ob das Sitzenbleiben unumgänglich ist, muss entsprechend der Gesamtlage eines jeden Schülers individuell entschieden werden. Eine einheitliche Lösung der Bundesländer wäre daher nicht für jede:n Schüler:in gleich geeignet. “Es gibt kein Idealsystem!”
Wie steht ihr zum Thema Sitzenbleiben? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Fehler sind aus dem Unterrichtsalltag kaum wegzudenken. Sie sind ein essenzieller Bestandteil des Lernprozesses und elementar für die Aneignung von Wissen. Schüler:innen und Lehrer:innen sollten sich dessen bewusst sein und Fehler daher keineswegs scheuen. Anhand von Fehlern erhalten Lernende und Lehrende einerseits Auskunft über (ausbleibende) Lernfortschritte und andererseits steckt in ihnen unheimliches Lernpotential. Besonders in Bezug auf Lehrkräfte gilt daher die veraltete Sichtweise, Fehler um jeden Preis zu vermeiden, aussterben zu lassen. Dies könne in der Schülerschaft positive Entwicklungsprozesse verhindern, welche bei der korrekten Aufarbeitung angeregt würden.
Ein Team um Prof. Jürgen Seyfried thematisiert in einer aktuellen Publikation den förderlichen Umgang mit Fehlern im Unterricht und gibt Rahmenbedingungen vor, die vonnöten sind, um ein positives Fehlerklima zu schaffen. Im Folgenden soll zunächst ein Blick auf die offensichtlichen Vorzüge einer Fehlerermutigungsdidaktik im Vergleich zu einer Fehlervermeidungsdidaktik geworfen werden.
Ein Fehler stellt eine unerwünschte Abweichung von einem Handlungsziel dar. Es setzt voraus, dass das gewünschte (normative) Richtige nicht erreicht werden konnte, obwohl sämtliche Informationen zur korrekten Vorgehensweise vorlagen. Ergo ist diese Abweichung vermeidbar. Des Weiteren setzt der Fehler voraus, dass er von der beurteilenden Person (meist einer Lehrkraft) als fehlerhaft angesehen wird. Hervorzuheben ist die Reaktion, welche auf einen Fehler folgt. Auf der Ebene der Schüler:innen kann diese affektiv-motivational und/oder handlungsbezogen ausfallen. Solche Misserfolge können Lernende rasch demotivieren und Gefühle wie Scham oder eine negative Selbstbewertung zur Folge haben. Konträr dazu kann die Überwindung eines Fehlers positive Emotionen wie Stolz hervorrufen.
Fehler bieten eine informative Rückmeldung über Wissenslücken oder Missverständnisse und haben daher ein hohes Potenzial, als Lernanlass zu dienen. Dieses Potenzial müsse ausgeschöpft werden, indem die Lehrkraft hilfreiche Rahmenbedingungen schafft und die nötigen Maßnahmen ergreift, erklärt Prof. Jürgen Seyfried. Hierfür ist das Äußern von qualitativ hochwertigem und adaptivem Feedback die Kernkompetenz. Denn es handelt sich nicht einzig und allein um die kognitive Ebene der Richtigstellung, sondern auch, auf affektiv-motivationaler Ebene, um die Aufrechterhaltung von Lernfreude und Lernmotivation. Schüler:innen könnten nämlich anstelle von der Analyse des Fehlers und der Initiierung von Lernprozessen mit dem Ignorieren des Fehlers reagieren und folglich dessen Lernpotenzial nicht nutzen. Um dies zu verhindern, muss die generelle Anerkennung und Wertschätzung von Anstrengung und Engagement (unabhängig von der Korrektheit von Antworten) gefördert werden. Herrscht hingegen ein dem Lernen hinderliches Fehlerklima, hoffen Schüler:innen häufig nicht mit schwierigen Aufgaben betraut zu werden oder zeigen aus Angst vor Fehlschlägen kaum Eigeninitiative.
Im Vornherein ist wichtig, die Lernsituation nicht mit einer Leistungssituation gleichzustellen. Fehler müssen erlaubt sein und keine ernsthaften Konsequenzen nach sich ziehen. Ansonsten neigen Lernende dazu, Fehler zu vermeiden und Wissenslücken zu vertuschen. Diese Bewertungsirrelevanz muss offen kommuniziert werden (z.B. im Hinblick auf Mitarbeitsnoten).
Selbstverständlich geht dies einher mit der Abwesenheit negativer Reaktionen der Lehrkraft auf Fehler. Stattdessen gilt es, Schüler:innen auch in Fehlersituationen zu ermutigen, um ihre Lernmotivation aufrechtzuerhalten. Selbst das Trösten kann negative Auswirkungen auf die Schulklasse haben. Hiermit geht ebenfalls einher, dass negative Reaktionen der Mitschüler:innen unverzüglich unterbunden werden.
Ebenfalls von größter Bedeutung ist selbsterklärend auch die Analyse von und die Kommunikation über Fehler. Ihren wahrgenommenen Bedrohungsgehalt gilt es niedrig zu halten, indem eine lernförderliche Kommunikation über öffentlich gemachte Fehler stattfindet. Fehlerverursachende erhalten die nötige Zuwendung und werden unterstützt, wodurch auch ihnen bestenfalls das Lernpotential von Fehlern vor Augen geführt wird. Letztlich sollte demnach ein Umfeld geschaffen werden, in welchem sich die Lernenden auch trauen, herausfordernde Aufgaben anzunehmen und somit das Risiko eingehen, Fehler zu machen.
Voraussetzungen für den professionellen Umgang mit Fehlern sind Fachwissen, adäquate Handlungsstrategien und eine fehlerfreundliche Sichtweise.
Hinsichtlich des Fachwissens lässt sich festhalten, dass bei Lehrkräften ein fundiertes inhaltsbezogenes sowie fachdidaktisches Wissen über mögliche mit diesem Inhalt verbundene (typische) Fehler und Fehlkonzepte vorhanden ist. Das adaptive Feedback, welches im nächsten Schritt angesetzt wird, belehrt Schüler:innen nicht bloß über den Mangel an Korrektheit, sondern bietet weiterführende Informationen oder Erklärungen.
Abschließend ist ganz prinzipiell die Abwesenheit einer Fehlervermeidungsdidaktik vonnöten. Diese wissenschaftlich nicht gestützte Sichtweise sieht Fehler als etwas an, was es zu vermeiden gilt, da sie u.a. den Unterrichtsfluss stören. Dies kann schnell dazu führen, dass Fehler unter den Teppich gekehrt werden und Lernende fragend zurückbleiben. Konträr dazu geht eine Fehlerermutigungsdidaktik mit einem konstruktiven Fehlermanagement bzw. positiven Fehlerklima (Fehler als Lernchance) einher sowie einer erhöhten Fehlertoleranz der Lehrkraft.
Es lässt sich demnach festhalten: Fehler gilt es als Lernchance aufzufassen. Im Umgang mit ihnen ist essentiell, dass man sich der psychologischen Auswirkungen einer Fehlersituation auf Lernende bewusst ist. Ein entlarvter Fehler allein kann bei Schüler:innen bereits nachhaltig die Motivation mindern. Bei einem positiven Fehlerklima werden jedoch Engagement und Mut belohnt, Fehler nicht stiefmütterlich behandelt und das führt dazu, dass sich Lernende trauen, aktiv am Unterricht teilzuhaben – ganz ohne Angst vor Fehlern und ihren Folgen.
Smartphones sind ein unverzichtbarer Teil unseres Alltags geworden. Für Kinder und Jugendliche ist es mittlerweile normal den kleinen Helfer in jeder Lebenssituation dabei zu haben. Neben Messengern und Mobilitäts-Apps sind heutzutage auch unzählige Spiele über das Handy verfügbar. Wann wird die Smartphone Nutzung zum Problem? Und welche Gefahren entstehen, wenn Kinder zu zahlenden Kunden werden?
Kinder lieben Spiele und Kinder lieben Smartphones. Die Kombination, als sogenannte Mobile Games, hat eine große Anziehung auf Schüler:innen. Durch den andauernden Netzausbau und immer mehr verfügbare WLAN Hotspots in Innenstädten gibt es kaum noch eine internetfreie Zone. Unter anderem der flächendeckende Internetzugang macht es der Handyindustrie leicht. Die Smartphonenutzung steigt seit 2014 stetig an.
2021 besitzt in Deutschland mit 94,2 Prozent fast jeder Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 ein Smartphone – in der Schweiz sind es sogar 99 Prozent. Auch bei den 10-12 Jährigen ist eine Steigerung der Nutzung auf 86 Prozent zu verzeichnen. Das sind mehr als zehn Prozent Zunahme in nur einem Jahr und dieser Trend scheint in den nächsten Jahren nicht abzubrechen.
Grund dafür sind unter anderem die fortschreitende Digitalisierung und der Einfluss sozialer Medien auf die soziale Entwicklung. Dadurch wird heutzutage kaum noch einem Heranwachsenden ein Smartphone verwehrt. Der Markt hat somit eine große Zielgruppe erschlossen – Deutschlands Nachwuchs. Die Mobile Games Industrie macht seit 2019 jedes Jahr mindestens 20 Milliarden mehr Umsatz. Das heißt, jedes Jahr kommen 20 Milliarden dazu und die Prognosen für den Markt sind exorbitant. Doch wie macht diese Industrie so viel Umsatz? Und welche Rolle spielt die Ausbeutung von Minderjährigen dabei?
Jedes Jahr kommen neue Games an den Start. Momentan sind z. B. Diablo Immortal, Among Us oder FIFA beliebt. Da der Profit meist auf dieselbe Weise gemacht wird, schauen wir uns keine Spiele im Speziellen an, sondern die dahinterliegenden Taktiken.
In den Trends sammeln sich Multiplayer neben Singlepalyer, Fantasy neben Real Life Games – es ist für jeden was dabei. Ein gängiges Verfahren der Hersteller ist, Konsolen- oder Computerspiele auch als Mobile Games herauszubringen – zum Beispiel FIFA oder Fortnite. Dadurch werden die Kunden, welche häufig jung sind, zuhause abgeholt. Es wird statt zur Konsole auch mal zum Handy gegriffen. Diese Spiele sind meist komplexer und abwechslungsreicher als die älteren Handyspiele wie z.B. Candy Crush und verleiten zu einer längeren Spielzeit.
Schaut man sich die Trends in den App Stores an, fällt auf, dass fast in jedem Spiel In-App-Käufe möglich sind. Denn die eigentlich als kostenlos deklarierten Games finanzieren sich durch Kaufangebote innerhalb des Spiels. Hier wird echtes Geld gefordert. Die Aufforderungen finden sich nicht nur in Apps für die über 14-Jährigen, sondern auch schon bei den 9- bis 12-Jährigen. Es existieren immer mehr Handyspiele, die bewusst darauf ausgelegt sind Kindern zu gefallen und zum Geldausgeben motivieren.
Das alleine ist schon problematisch – Heranwachsende sind einfacher zu beeinflussen als Erwachsene. Jedoch kommt noch eine ganz andere Masche dazu, um Kinder und Jugendliche zum Kauf zu bewegen.
Eine Lootbox ist eine Zusammenstellung von zufällig generierten Gegenständen in nicht einsehbaren Paketen bzw. Boxen. Diese Gegenstände können die Leistung im Spiel steigern oder die Interaktion mit Mitspielern variantenreicher gestalten, bspw. durch besondere Emojis.
Lootboxen sind durchs Spielen, aber auch durch Geld zu erhalten. Das Erspielen ist häufig mit viel Zeit verbunden und eventuell auch einem gewissen Leistungsstandard. Über den Kauf kann dieser umständliche Weg abgekürzt werden und die Boxen sind sofort verfügbar.
Lootboxen sind mit Glücksspiel gleichzusetzen. Die Kombination mit der Zugänglichkeit für Kinder und bewusster Gestaltung und Werbung für Kinder ist extrem problematisch. Glücksspiel ist nicht ohne Grund ab 18. Kinder und Jugendliche neigen zu einer höheren Risikobereitschaft und sind dadurch eher bereit, Geld auszugeben. Dazu kommt die Unerfahrenheit im Umgang mit Geld. Zusätzlich kann Glücksspiel süchtig machen. In Belgien sind Lootboxen aus diesen Gründen bereits seit 2018 verboten.
Natürlich kann niemand eine Sucht aus der Ferne diagnostizieren. Dafür sollte man immer einen Psychotherapeuten oder andere Hilfsstellen konsultieren. Als Lehrkraft ist man aber eine Kontaktperson oder sogar Bezugsperson und kann Anzeichen einer Handyspielsucht erkennen:
Diese Anzeichen überschneiden sich großteilig mit denen einer Mediensucht. Beides tritt auch in Kombination auf. Die Handlungsmöglichkeiten als Lehrkraft sind begrenzt. Das Wichtigste ist wohl ein offenes Ohr und die Möglichkeit zu nutzen, Medienkompetenz zu vermitteln. Prävention ist hier nämlich das A und O.
Das häufig gesehene Handyverbot in der Schule ist für dieses Problem nicht sinnvoll. Ein striktes Verbot macht es dem Kind später schwerer, sich selbst zu regulieren und fördert Verheimlichung. Präventiv kann stattdessen umfassend über Mediennutzung und auch konkret über die Taktiken von Mobile Games aufgeklärt werden. Zunächst solltet ihr euch selbst über das Thema informieren. Durch das Lesen dieses Artikels und Durchklicken der verlinkten Seiten ist also der erste Schritt getan. Vielleicht ladet ihr euch sogar mal ein solches Game herunter, um z.B. die Lootbox Masche am eigenen Leib zu erfahren.
Für die Vermittlung von Medienkompetenz gibt es verschiedene Wege. Manche Lehrer:innen nutzen dazu Handys innerhalb des Unterrichts. Hierbei gibt es Vor- und Nachteile. Infos für Aufklärungsstunden im klassischen Stil stehen zum Thema Medienkompetenz und Gaming- und Handysucht bereit. Auch die Sensibilisierung der Eltern ist ein wichtiger Bestandteil der Prävention.
Handys sind wie kein anderes Medium präsent – immer und überall. Auch Kinder und Jugendliche nutzen die Angebote. In einer profitorientierten Wirtschaft wird dadurch eine leicht beeinflussbare Gruppe marktrelevant. Durch Maschen werden Kinder an Handyspiele herangeführt und ihre Schwäche durch Lootboxen in Geld verwandelt. Prävention ist notwendig und durch verschiedene Arten der Medienaufklärung möglich. Wenn eure Schüler:innen Anzeichen einer Sucht zeigen, könnt ihr mithilfe der oben verlinkten Seiten vielleicht den entscheidenden Schritt machen.
Habt ihr in euren Klassen bereits Erfahrung mit Mediensucht oder sogar Handyspielsucht gesammelt? Gibt es an eurer Schule schon Maßnahmen zum Thema? Teilt gerne mit uns eure Erfahrungen in den Kommentaren.
Köln. Am 19. August 2022 hat in Köln der dritte Kongress zum Thema pädagogische Architektur stattgefunden. Der Fachkongress Schulbau wurde vom Schulministerium Nordrhein-Westfalen und der Architektenkammer des Landes in Kooperation mit der “Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft” organisiert.
Themen waren Innovationen im Schulbau, mit denen eine bessere Lernumgebung geschaffen werden kann. Dieses Jahr hat der Kongress den Schwerpunkt auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit gelegt. Hierzu wurden Praxisbeispiele herangezogen und neue Entwicklungen in diesem Bereich vorgestellt.
Als Beispiel dient die Bildungslandschaft Altstadt Nord (BAN) in Köln. Sie ist Vorreiter beim Thema ganzheitlicher Städtebau – eine Verbindung von Pädagogik, Architektur und Stadtplanung. Das Projekt wird von der Stadt Köln in Kooperation mit den Montag Stiftungen durchgeführt. Ziel ist es, im Quartier rund um den Klingenstützpark eine angepasste Bildungslandschaft zu schaffen sowie Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen zu vernetzen. Als Beispiel für digitale Bildung wurde die Heliosschule vorgestellt, wo Schüler zum Beispiel über das Programm “Lernlog” ihre Lernziele und Erfolge digital festhalten und überblicken können.
Der Kongress hat im Kölner Abendgymnasium stattgefunden, welches Teil der BAN ist. Neben der Vorstellung der Schullandschaft wurden auch Referate zum Thema “Digitale Konzepte für Schulen – wie kann Schule digital gelingen?” und “Nachhaltigkeit im Schulbau” gehalten.
Die digitale Transformation der Kultur wird immer dringender, vor allem in Anbetracht der Pandemieperiode, die gleichzeitig auch die Entwicklung neuer Lehr- und Lernmethoden erforderlich gemacht hat.
Insbesondere hat es sich als wichtig erwiesen, den Lehrkräften der Kunstgeschichte Instrumente an die Hand zu geben, mit denen sie das Interesse der Schüler - die heute digital natives sind - an einem Fach wecken können, das paradoxerweise für viele von ihnen "langweilig" ist und immer mehr als weniger wichtig angesehen wird, nicht nur unter den Geisteswissenschaften, sondern unter allen in der Schule unterrichteten Fächern.
Doch was ist der Grund für die mangelnde Aufmerksamkeit der Schüler im Klassenzimmer? Oft ist es ein Problem, das mit den von den Lehrern angewandten Lehrmethoden zusammenhängt. Natürlich wollen wir nicht verallgemeinern, aber es besteht kein Zweifel daran, dass sie sich daran gewöhnt haben, Vorlesungen zu gestalten, indem sie den Schülern minderwertiges Fotomaterial zur Verfügung stellen und lediglich fiktive Informationen weitergeben, ohne Interaktion und Beteiligung zu suchen. Ein Erbe, das in der heutigen Gesellschaft geändert werden muss.
Leider ist es eine Tatsache, dass es nicht ausreicht, im Klassenzimmer ein Lehrbuch zu lesen, um die Aufmerksamkeit der Schüler zu gewinnen. Es überrascht nicht, dass die von Europeana Education und European Schoolnet durchgeführten Studien, die in dem Artikel "Digital Learning During the Pandemic - Heritage Resources by and for Educators" zusammengefasst sind, zeigen, dass diese die Lernerfahrung und die Art und Weise, wie das schulische Umfeld erlebt wird, verbessern. Was ist also zu tun?
Die Technologie, insbesondere die digitale, ist zweifellos ein Medium, das, wenn es synergetisch eingesetzt wird, der Beziehung zwischen Lehrern und Schülern einen echten Nutzen bringen kann; sie ist keine Einheit, die verteufelt werden sollte, sondern eine Chance, die ergriffen und genutzt werden sollte, um die Zukunft der Schule, sogar auf globaler Ebene, entscheidend zu erneuern. Die Integration digitaler Medien in die Lernwege ist für den Aufbau von Soft Skills (Problemlösungskompetenz, Teamarbeit usw.) und neuem Wissen unerlässlich.
Aus diesen Überlegungen und einer Reihe von Erfahrungen mit Kultur- und Bildungseinrichtungen entstand ArtCentrica, die Cloud-Anwendung, jetzt auch ein innovatives Startup, das mit der Absicht gegründet wurde, das Paradigma des Frontalunterrichts zugunsten des aktiven Lernens (einschließlich des Fernlernens) zu revolutionieren, das auf der Zusammenarbeit zwischen Schüler und Lehrer beruht.
Aber wie wirkt sich die Plattform konkret auf die Art und Weise aus, wie das Lernen stattfindet? Die Lehrkräfte werden beispielsweise zu Akteuren des Wandels, indem sie direkt von der Plattform aus detaillierte Lektionen zu ihren Lieblingswerken erstellen, Anmerkungen zu hervorzuhebenden Bereichen hinzufügen, Details heranzoomen und vieles mehr.
Die Werkzeuge von ArtCentrica ermöglichen es den Schülern auch, Hauptakteure im Lernprozess zu sein, da sie gleichzeitig hochgradig lehrreiche und ansprechende Wege bieten, auf denen sie Fähigkeiten erwerben können, die nicht Teil des Lehrplans sind, die aber aufgrund des rasanten Wachstums im digitalen Sektor wichtig sind.
In Anlehnung an die Studie von Winner und Hetland gehören zu den "Denkdispositionen", die Kinder durch eine hochwertige Kunsterfahrung erwerben, Reflexionsfähigkeit, Selbstkritik und die Bereitschaft, zu experimentieren und aus Fehlern zu lernen. ("Why Do We Teach Arts in the Schools? The dialogue continues. A response to Winner/Hetland.")
Um die Plattform zu verbessern und zu implementieren, arbeitet das ArtCentrica-Team daran, das Konzept der digitalen Kultur in einer immer breiteren Form zu verbreiten, indem es sich um die Teilnahme an Beschleunigungsprogrammen bewirbt und diese auch gewinnt; zu den jüngsten gehören IMPACT EdTech - gefördert von European Schoolnet, ISDI und FundingBox - und FuturED - gefördert von Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und H-FARM. Darüber hinaus treibt sie ihr Angebot durch Forschung und Entwicklung voran, die intern, mit Partnern aus Kultur und Bildung (Pinacoteca di Brera, National Geographic) und auch im Rahmen europäischer Projekte wie "CCI Thrive" durchgeführt werden.
CCI-Thrive, das von der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) kofinanziert wird, hat Ars Electronica (Linz) und IMZ Internationales Musik&Medienzentrum zu seinen Partnern und versucht, die Hindernisse zu verstehen, die die europäischen Kultur- und Kreativindustrien daran hindern, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und ein höheres Maß an internationalem Ansehen und Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen, und bewährte, hochmoderne Technologien und Prozesse zu testen, um machbare, überzeugende und überzeugende Lösungen für kleine und mittlere CCI-Unternehmen zu finden.
Deshalb sind wir der Meinung, dass Kultur und Technologie synergetisch koexistieren müssen, um ein interdisziplinäres Umfeld zu schaffen, auf dem die Zukunft aufgebaut werden kann, und nicht in einem Gegensatz außerhalb unserer Zeit verharren dürfen.
Weitere Infos: www.artcentrica.com
Berlin. Der Entwurf für das neue Infektionsschutzgesetzes (IfSG) stößt bereits vielerorts auf Kritik – auch in Anbetracht möglicher Maßnahmen für das Schulwesen.
Da die Corona-Schutzregelungen am 30. September auslaufen, bedarf es im Hinblick auf die Pandemiebekämpfung einer Aktualisierung des Werkzeugkastens, welcher den Bundesländern und Kommunen zur Verfügung steht. Dieses neue Regelwerk wird in der Folge bis zum 7. April nächsten Jahres wirksam sein.
Die Ampelkoalition will mit ihrem Entwurf den Spagat zwischen notwendigen Einschränkungen durch Schutzmaßnahmen und gleichzeitig größtmöglicher Wahrung der Freiheitsrechte der Bevölkerung schaffen. Gleichzeitig fordern jedoch die Bundesländer zumeist noch drastischere Mittel für eine potentielle Pandemiebekämpfung und eine Vereinheitlichung, um den vielfach zitierten “Flickenteppich” zu vermeiden. Diese Problematiken betreffen auch das Schulwesen. Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin und Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), äußerte ihre Kritik zuletzt im Deutschlandfunk.
So bemängelt Prien in dem Gespräch, dass der neue Entwurf vorschreibt, die Maskenpflicht in Grundschulen komplett auszusetzen. Für weiterführende Schulen gilt: Ab der fünften Klasse kann das Tragen einer medizinischen Maske für Schüler:innen und Beschäftigte vorgeschrieben werden. Hierbei handelt es sich aber ausdrücklich nicht um FFP2-Masken. Die Wiedereinführung der Maskenpflicht ist allerdings auch nur erlaubt, wenn sie als erforderlich erachtet wird, um Präsenzunterricht zu gewährleisten.
Im Kontrast zu der CDU-Politikerin befürwortet der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) den Vorstoß, die Maskenpflicht für Schüler im Herbst und Winter auszusetzen. Außerdem wirbt die Vereinigung für eine Beendigung anlassloser Massentestungen an Schulen, welche es so und in dieser Form wohl nicht noch einmal geben werde. Der vorläufige Entwurf zum neuen Infektionsschutzgesetz sehe dies nicht vor.
Trotz alledem lud Prien die Gesundheitsminister:innen von Bund und Ländern zu einer gemeinsamen Konferenz mit den Kultusminister:innen ein, um den Entwurf abermals zu bearbeiten. Bislang bleibt offen, ob es bei der Einladung bleibt oder dieses Treffen in die Tat umgesetzt wird. Bereits am 24. August soll das Bundeskabinett den Entwurf für das Infektionsschutzgesetz absegnen.
Wie Prien bestätigt, sollen die Schulen unter allen Umständen offen gehalten werden. Eine Garantie hierfür kann sie jedoch nicht geben. Der politische Grundkonsens zeigt jedoch das Ziel auf, den Schulbetrieb und den Präsenzunterricht durchgängig aufrechtzuerhalten, weil dies für die Entwicklung der Kompetenzen und die psychosoziale Entwicklung von Schüler:innen besonders wichtig ist. Denn viele Kinder und Jugendliche leiden nach wie vor unter den Folgen der Pandemie, aber auch unter den Folgen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie – von Lernrückständen ganz zu schweigen. Andererseits kritisieren Lehrerverbände den Gedanken, Schulschließungen kategorisch auszuschließen, da hierdurch je nach Infektionsgeschehen Lehrkräfte erheblichen Risiken ausgesetzt werden.
Schlussendlich gilt abzuwarten, was das endgültige Infektionsschutzgesetz – auch über den Tellerrand des Schulgeländes hinaus – an Maßnahmen mit sich bringen wird.
Der MINT-Frühjahrsreport 2022 zeigt auf, dass in Deutschland ca. 320.600 MINT-Fachkräfte fehlen. Die Arbeitskräftelücke ist in den Bereichen Energie, Elektro und IT besonders auffällig. Den MINT-Frühjahrsreport gibt es hier zum Nachlesen. MINT-Fachkräfte sind Arbeitskräfte, die in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik arbeiten und für die Wirtschaft von enormer Bedeutung sind. Laut Angaben des Ingenieurmonitors vom vierten Quartal 2022 hat die Corona-Pandemie einen deutlichen Einfluss auf die Gesamtzahl der offenen Stellen gehabt: Vom ersten bis zum letzten Quartal 2020 gibt es einen hohen Einbruch an der Gesamtzahl offener Stellen. Die Anzahl der offenen Stellen im letzten Quartal 2020 fiel auf 92.400, nachdem im vierten Quartal im Vorjahr 2019 eine Anzahl von 117.400 zu verzeichnen war. Anschließend nahm die Gesamtzahl pro Quartal bis auf 140.000 unbesetzte Stellen zu. Seit Beginn der Aufzeichnungen des Ingenieurmonitors seit 2011 ist dies der absolute Höchstwert.
Der aktuelle Ingenieurmonitor, der vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und dem Institut der deutschen Wirtschaft herausgegeben wird, zeigt den Stand des regionalen Arbeitsmarktes und berichtet über Themen wie die Entwicklung im Bereich Klimaschutz und die Energiewende. Besonders bemerkenswert: Trotz der in Zukunft steigenden Nachfrage an Arbeitskräften in Ingenieur- und Informatikberufen erreichte die Anzahl an unbesetzten Stellen mit 320.00 ein neues Rekordhoch.
Notwendiges Bildungsmonitoring
Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) überprüft Bildungsstandards der beschriebenen Kompetenzziele der einzelnen Bundesländer. Gemessen an der Notwendigkeit von qualifizierten Fachkräften in den MINT-Berufen geht die Umsetzung neuer Kompetenzen im Schulwesen nur schleppend voran. Das Sprecherteam des Nationalen MINT Forum e. V. schreibt in der Pressemitteilung vom 17. August, dass eine große Problematik für MINT-Fächer besteht: Aufgrund des hohen MINT-Fachkräftemangels, des Lehrkräftemangels und des deutlichen Kompetenzverlustes der Schüler:innen stellen sich uns riesige Transformationsaufgaben für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Konkrete Lösungsansätze seien gut ausgebildete MINT-Lehrkräfte sowie der Austausch der Bundesländer untereinander, um in Zukunft eine einheitliche MINT-Bildung zu garantieren. Aufgrund der akuten Mangellage an Technik-Fachkräften (Bau, Energie, Elektro, IT) sei eine massive Transformation im Bildungssystem in allen Bundesländern notwendig. Zukünftige Ziele wie Klimaschutz, Energiewende und alternative Technologien sind laut dem Bericht nur mit qualifizierten Fachkräften in den Ingenieurwissenschaften und IT-Berufen (36 MINT-Berufskategorien) zu erreichen.
Prognose für MINT-Berufe
Dem gegenüber steht die Anzahl der Studienanfänger:innen, die in Ingenieurwissenschaften und IT in den letzten fünf Jahren um rund 15 Prozent gesunken ist. Die Fachkräftesicherung ist für die Branchen essentiell, deshalb gibt es viele Programme und Initiativen, welche beispielsweise mehr junge Menschen und Frauen für MINT-Berufe begeistern sollen. Weiterhin sind Frauen trotz steigender Tendenz sehr unterrepräsentiert. Die Gewinnung von Zuwander:innen für den Arbeitsmarkt ist ebenfalls eine wesentliche Strategie seitens der Unternehmen.
Weitere Infos zum Thema Fachkräftemangel findet ihr auf Lehrer-News beispielsweise in unserem Beitrag zu “Jugend forscht 2022: Das sind die Preisträger” sowie im Artikel “Schleppende Fortschritte im Bildungssystem” – McKinsey veröffentlicht neuen Hochschulreport.
München. 47 bayerische Verbände, Vereine und Organisationen haben sich am 20. Juli zum Bündnis "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE) zusammengeschlossen. Die Erstunterzeichner des BNE-Paktes sind der Meinung, dass gemessen an den Zielen der “Agenda 2030", bis heute politisch für das bayerische Schulwesen zu wenig umgesetzt worden ist. Die Schüler sollen mehr über die Themenbereiche Klimawandel, Artensterben, Menschenrechtsverletzungen, Armut und Krieg lernen. Außerdem sollen bewusstes Handeln und Auswirkungen ihrer Handlungen für die globale Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen. Den genauen Wortlaut des BNE-Paktes findet ihr hier.
Entstehung und Erweiterung nachhaltiger bildungspolitischer Maßnahmen
Die Notwendigkeit neuer Bildungswege für nachhaltiges Bewusstsein in Umsetzung auf allen Ebenen, d.h. Kindergarten, Schule, Ausbildung ist in der “Berliner Erklärung“ der UNESCO 2021 formuliert. Die global nachhaltigen gesellschaftlichen Ziele sind im UNESCO Programm „Bildung für nachhaltige Entwicklung: die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen“ (BNE 2030) definiert. Das jetzt als „Pakt für BNE“ gegründete Aktionsbündnis hat sich zum Ziel gesetzt, die Diskrepanz zwischen diesen klar formulierten gesamtgesellschaftlichen Zielen und der Bildungsrealität in Deutschland und in Bayern zu minimieren. Die Webseite der “Berliner Erklärung” ist hier hinterlegt.
Die Vereinten Nationen beschlossen 2015 die “Agenda 2030” die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) unter anderem zu nachhaltigem Konsum, nachhaltiger Produktion oder Geschlechtergerechtigkeit enthält. Diese Agenda ist Grundlage für den BNE-Pakt in Bayern. Die Neuauflage der „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie“ 2021 hat ebenfalls Einfluss auf diesen Pakt.
Vorreiter für BNE-Ziele 2030 in Deutschland
Der Stadtstaat Hamburg und das Bundesland Niedersachsen sind als Vorbilder des Bayern BNE-Paktes anzusehen. Sie haben beide bereits im Juni 2021 BNE Pläne erstellt und veröffentlicht, die Maßnahmenumsetzung wird aktiv bis 2030 umgesetzt. Schleswig-Holstein hat ebenfalls die Landesstrategie BNE im Juni 2021 beschlossen. Den “Hamburger Masterplan Bildung für nachhaltige Entwicklung 2030” könnt ihr hier nachlesen. Den BNE Erlass für Niedersachsen könnt ihr hier über den Link als pdf-Datei herunterladen. Die Landesstrategie BNE in Schleswig-Holstein ist hier hinterlegt.
Wenn ihr unseren Artikel zum Thema DigitalPakt #D nachlesen möchtet, schaut hier nach.
Stuttgart. Die Kultusministerkonferenz hat Ende letzten Jahres nach längerer Diskussion der Länder eine Regelung für die Sommerferien der einzelnen Bundesländer von 2025 bis 2030 beschlossen.
Die Bevorzugung von Bayern und Baden-Württemberg wurde von einigen Ländern kritisiert. Während die anderen Ländergruppen rotieren, sind die Ferientermine der Südstaaten festgelegt. Sie dürfen aufgrund der im Juni gelegenen Pfingstfreizeit stets als Letzte in die Sommerferien. Zudem wurde von den Stadtstaaten Berlin und Hamburg gefordert, ihre Ferien nicht vor Juli beginnen zu lassen.
Als Grundlage für die Entscheidung über die Ferienordnung dienen die Ergebnisse einer Länderarbeitsgruppe. Diese besteht aus Vertreter:innen der einzelnen Bundesländer. Hier werden u. a. Forderungen aus der Tourismusbranche sowie die schwerer gewichteten Bildungsaspekte zusammengetragen und abgewogen.
Ende 2021 erfolgt schließlich die Präsentation der schon seit 2019 ausstehenden Ferienordnung. Die Landesgruppe V, bestehend aus Bayern und Baden-Württemberg, behält ihr Alleinrecht auf spät beginnende Ferien. Die Forderung der Stadtstaaten wurde jedoch berücksichtigt. Der Ferienstart in Berlin und Hamburg wird ab 2025 frühestens Anfang Juli sein.
Neben der Kritik an der Sonderbehandlung der Landesgruppe V wurde ebenfalls nicht berücksichtigt, dass aus dem Rotationsprinzip alle paar Jahre ein Kurz-Schuljahr resultiert. Um das zu verhindern, hat die GEW der Kultusministerkonferenz schon vor 50 Jahren ein weniger belastendes Wechselprinzip vorgestellt. In diesem schwingen die Länder vor und zurück. Dadurch wird eine einschneidende Verschiebung des Ferienbeginns vermieden. Jedoch wurden Kritik und Lösungsansatz der GEW erneut nicht von der Kultusministerkonferenz aufgegriffen.
Die Ferientermine bis 2030 findet ihr auf der Website der Kultusministerkonferenz. Wie gefällt euch die Regelung in eurem Bundesland? Lasst gerne einen Kommentar da mit dem jeweiligen Bundesland, für das ihr sprecht.
Düsseldorf. Nach Beschluss der 18. Kammer des Verwaltungsgerichts Düsseldorf vom 5. August war die Schulbesuchsaufforderung sowie die Erhebung eines Zwangsgeld in Höhe von 2500 Euro bei Nichterfüllung der Schulpflicht eines Minderjährigen gegen seine Mutter rechtens. Der 15-jährige Düsseldorfer Schüler hatte seit November 2021 für neun Monate die Schule nicht mehr besucht. Seine Befürchtung: Er könnte seine Mutter und sich mit dem Corona-Virus infizieren. Beide gehören nicht der Risikogruppe an und waren dennoch der Ansicht, dass nicht hinnehmbare Gesundheitsgefahren mit einem Schulbesuch verbunden sind.
Der Schüler hatte im Jahr 2021 mehrere Anträge auf Befreiung des Präsenzunterrichts gestellt, die abgelehnt wurden. Er hatte keinen erforderlichen, wichtigen glaubhaften Grund für sein Fehlen nennen können. Zusätzlich konnte er keine ärztlichen Atteste hinterlegen, die für ihn oder sein näheres Umfeld ein höheres Risiko an einer Coronainfektion bedeutet hätten. Trotz des Eilverfahrens verweigerte der Schüler weiterhin den Schulbesuch.
Eine Ordnungsverfügung der Bezirksregierung Düsseldorf forderte die Mutter dazu auf, den Schulbesuch des Jungen sicherzustellen. Bei Nichterfüllung drohe ein Zwangsgeld in Höhe von 2500 Euro. Der Schüler unterliegt einer gesetzlichen Schulpflicht, die in Deutschland allen Minderjährigen auferlegt ist. Die Eltern unterliegen der gesetzlichen Pflicht dafür zu sorgen, dass der Jugendliche die Schule regelmäßig besucht, stellte das Gericht klar. Ein gerichtliches Eilverfahren bestätigte die Entscheidung der Schule, die von Seiten des Schülers eingereichten Anträge, für nichtig zu erklären.
Die Schulbesuchsaufforderung sowie die Verhängung eines Zwangsgeldes sei rechtens gewesen, urteilt die 18. Kammer des Verwaltungsgerichts Düsseldorf. Während der Pandemie müsse der Jugendliche weiterhin am Unterricht teilnehmen. Die Schutzmaßnahmen, die an Schulen im Schulalltag integriert worden waren, seien nach Ansicht des Gerichts ausreichend. Vorbeugende Maßnahmen wie das Tragen einer Maske und das Wahrnehmen des Impfangebotes können das Risiko an einer Covid-19 Infektion zu erkranken, minimieren.
Die AHA-Regeln, die Teilnahme am Unterricht durch nachweisbare Impfungen oder Immunisierung und das Durchführen von zwei wöchentlichen Schnelltests sind vorbeugende Maßnahmen, die Schulen in den Schulalltag implementiert haben. Innerhalb von Schulgebäuden ist das Tragen einer medizinischen Maske eine allgemeine Pflicht. Diese Maßnahmen seien seitens der Schule hinreichend beachtet worden, bestätigt das Gericht. Beschwerde gegen das Urteil kann beim Oberverwaltungsgericht von Nordrhein-Westfalen in Münster eingelegt werden.
Ein gängiges Vorurteil ist, dass Lehrer:innen an Nachmittagen und an Wochenenden prinzipiell frei hätten und dort ihre wohlverdiente Freizeit genießen können. Diesen Trugschluss gilt es aus der Welt zu schaffen. Denn ganz im Gegenteil: Eine Mehrzahl der Lehrer:innen arbeitet deutlich mehr als arbeitszeitrechtlich und tariflich vorgeschrieben.
Eine Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen stellt heraus, dass mehr als die Hälfte der Lehrkräfte sogar mehr als die errechneten 47 Stunden in der Woche arbeiten. Vor allem an Gymnasien (62,3 Prozent) macht die Mehrheit der Lehrer:innen zusätzliche Überstunden. Zum Vergleich: Andere Beamte:innen haben grundsätzlich eine Arbeitszeit von 40 Wochenstunden.
Zwar haben verbeamtete Lehrer:innen acht Wochen mehr Urlaub als andere Beamte:innen, allerdings ist dies nur auf dem Papier der Fall. Ferien bedeuten keineswegs zwangsläufig Urlaub. Korrekturen, Noteneintragungen, Nachprüfungen führen zu einem Arbeitspensum, welches nur in wenigen Fällen durch die zusätzliche Urlaubszeit aufgewogen werden kann. Außerdem ist es weniger die Ausnahme als mehr die Regel, dass Lehrer:innen auch am Wochenende oder bis in die Nacht hinein arbeiten. In Wahrheit ist demnach der Arbeitstag einer Lehrkraft noch längst nicht beendet, nur weil sie das Schulgelände verlassen hat.
Tatsächlich kommen Lehrer:innen häufig bereits vor dem Unterricht in die Schule, um beispielsweise Material zu kopieren. Während der Pausen sind sie für Schüler ansprechbar. Nach dem Unterricht kann ein schülerbezogenes Gespräch zwischen zwei Lehrkräften auf dem Weg zum Auto stattfinden. Hierbei ist es äußerst schwierig den zusätzlichen Arbeitsaufwand zu berechnen.
Hinsichtlich der Verteilung der Arbeitszeit lässt sich festhalten, dass nur die Unterrichtszeiten in Stein gemeißelt sind. Diese Deputatsstunden belaufen sich auf 22-28,5 Stunden je nach Schulform und Bundesland. Dies entspricht 35 Prozent der gesamten Arbeitszeit. Weitere 31,5 Prozent der Stunden fallen für unterrichtsnahe Lehrarbeit an. Darunter sind Korrekturen sowie die Unterrichtsvor- und Nachbereitung zu verstehen. Besonders dieser Bereich wird gern ins traute Heim verschleppt. Des Weiteren machen die pädagogische Kommunikation, Sitzungen und Konferenzen weitere zehn Prozent aus. Diese waren nicht erst seit der Corona-Krise ebenfalls häufig von zuhause aus erledigt worden.
Noch bevor es in Mode kam oder zur Notwendigkeit wurde, haben Lehrer:innen große Teile ihres Aufgabenfeldes von zuhause aus erledigt. Beispiele hierfür sind telefonische Elterngespräche, virtuelle Lehrerkonferenzen, das Korrigieren von Klausuren und Noteneintragungen sowie die Unterrichtsvor- und Nachbereitung.
Die Option, sich seine Arbeitszeit (abgesehen von den Deputatsstunden) frei einteilen zu können, ist vielerorts Fluch und Segen geworden. Schnell laufen Lehrkräfte Gefahr, dass die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen. Der Beruf vereinnahmt das Private. Tariflich vorgesehene Ruhephasen werden durch das hohe Arbeitspensum nicht ausreichend in Anspruch genommen. Durch fehlende Ruhezonen an den Schulen lässt sich die Belastung auch vor Ort nicht reduzieren. Dies führt dazu, dass es den überforderten Lehrer:innen nicht mal mehr möglich ist, in den eigenen vier Wänden abzuschalten. Hierdurch leiden auch die Ferien, welche ursprünglich dafür gedacht sind, die Mehrarbeit auf natürlichem Wege auszugleichen.
Die vom Deutschen Philologenverband (DPhV) in Auftrag gegebene Studie „Lehrerarbeit im Wandel“ hat die Antworten von über 20.000 Lehrkräften an Gymnasien bezüglich ihrer Arbeitsbelastung untersucht. Die vom Institut für Präventivmedizin der Universitätsmedizin Rostock durchgeführte und ausgewertete Studie kam zu dem Ergebnis, dass die lange Arbeitszeit (nebst der Zunahme an außerunterrichtlichen Aufgaben) der führende Grund für berufliche Unzufriedenheit ist.
Mögen Lehrkräfte auf dem Papier mehr Urlaubstage haben, muss von Fall zu Fall entschieden werden, inwiefern die geleistete Mehrarbeit hierdurch aufgewogen wird. Schließlich arbeiten viele der Lehrkräfte weniger als die durchschnittlichen 47 Stunden. Die allgemeine Lehrergesundheit spricht jedoch Bände. Weil sie im Durchschnitt eine Mehrarbeit von fünf bis zehn Stunden leisten, fehlen die freien Stunden, welche für eine ordentliche Regeneration vonnöten wären. Außerdem bleibt keine Zeit für Projekte oder eine kreative Unterrichtsgestaltung, da sie mit dem üblichen Trott bereits völlig in Anspruch genommen werden.
Legt man den Finger in die Wunde, so kann man dieses System als eines bezeichnen, welches auf chronischer Überbelastung der Lehrkräfte basiert, denen die reelle Gefahr beruflicher Unzufriedenheit droht, welche bis hin zu einem Burnout führen kann. Demnach stoßen Vorschläge wie der des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) bei vielen Lehrer:innen auf Unbehagen.
Im April 2022 hat er für längere Arbeitszeiten für Lehrkräfte (vor allem für jene in Teilzeit) plädiert. Nachdem dieser Vorstoß unter viel Kritik abgewiesen wurde, ließen Kultusministerin Theresa Schopper und Winfried Kretschmann sich zu einem Bittbrief an alle Lehrkräfte im Südwesten hinreißen. Darin heißt es unter anderem: „Bitte überlegen Sie sich doch, ob Sie nicht im kommenden Schuljahr eine, zwei oder vielleicht sogar drei zusätzliche Stunden unterrichten können. Oder ob Sie Ihren anstehenden Ruhestand noch etwas hinausschieben und uns als Pensionärin oder Pensionär unterstützen können.“
Ob die Grundbelastung durch Deputatsstunden zu erhöhen, wodurch unter anderem nochmal Stunden der Vor- und Nachbereitung anfallen, der richtige Weg ist, sei dahingestellt.
Das Thema mentale Gesundheit bei Schüler:innen ist zwei Jahre seit Beginn der Coronapandemie in den Fokus der Gesellschaft gerückt. “Lehrer News” hat aus diesem Grund mit Prof. Dr. Julia Asbrand gesprochen. Dieses Interview beleuchtet den aktuellen Stand der mentalen Gesundheit bei Schüler:innen, den richtigen Umgang mit den Betroffenen sowie Hilfsangebote über Online-Dienste wie Webseiten, Verbände, Apps und Literatur.
Prof. Dr. Julia Asbrand ist Professorin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie und -psychotherapie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie ist eine approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (VT). Ihr Forschungsschwerpunkt liegt seit 2010 auf (sozialen) Angststörungen im Kindes- und Jugendalter sowie Aufmerksamkeitsstörungen. Seit April 2020 ist sie Professorin an der Humboldt-Universität und seit Juni 2021 Leiterin der Spezialambulanz für Kinder, Jugendliche und Familien an der Hochschulambulanz der Humboldt-Universität.
Im folgenden Interview stellt sich Prof. Dr. Julia Asbrand unseren Fragen bezüglich der mentalen Gesundheit von Schüler:innen.
Lehrer-News: Wie sah die Situation in Deutschland vor der Corona Pandemie in Bezug auf die mentale Gesundheit von Schüler:innen aus?
Asbrand: In Selbstauskünften innerhalb von Kohortenstudien, (wie sie z.B. die BELLA-Studie („BEfragung zum seeLischen WohLbefinden und VerhAlten") regelmäßig erfasst, zeigt sich, dass ca. 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen psychisch belastet waren (Hölling et al., 2014). Diese Zahlen stiegen zeitweise auf 30 Prozent innerhalb der Corona-Pandemie an, wobei sie auch wieder fielen (COPSY-Studie, Ravens-Sieberer et al., 2021, 2022a, 2022b). Studien zu psychischen Störungen zeigen ähnliche Zahlen von ca. 17-18 Prozent aller Kinder und Jugendlichen mit einer Erkrankung, wobei zu beachten ist, dass die Studien recht alt sind (z.B. Barkmann & Schulte-Markwort, 2010; Ihle & Esser, 2002). Dieses Ergebnis beinhaltet keine Aussage über die psychische Gesundheit, sondern nur über psychische Belastung, da Gesundheit nicht nur die Abwesenheit von Erkrankungen ist.
Lehrer-News: Inwiefern hat die Corona Pandemie die mentale Gesundheit von Schüler:innen beeinflusst? Wie groß sind die Veränderungen ?
Asbrand: Die Pandemie zeigt eine Veränderung der psychischen Belastungen (starker Anstieg, dann Abfall). Zugleich ist nicht klar, wie es weitergeht. Frühere Studien zu Katastrophen und Epidemien zeigen durchaus bis zu zwei Jahre nach einem starken Ereignis eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zu psychischen Erkrankungen (z.B. Meewisse et al., 2011). Hier ist noch unklar, wie es bei der Corona-Pandemie aussehen wird, da sich weitere Studien oft auf andere Stressoren beziehen (z.B. Naturkatastrophen) und nicht immer Kinder mit einbeziehen, sondern Erwachsene fokussieren.
Lehrer-News: Gab es vor der Corona Pandemie bereits Maßnahmen wie z.B.: AGs, Vertrauensschüler:innen, Vertrauenslehrer:innen, Angebote für die Gesundheitsförderung usw., die Schulen für die Schülerschaft zum Thema mentaler Gesundheit angeboten haben?
Asbrand: Generell ja. Die Möglichkeiten sind in jedem Bundesland verschieden. In Berlin gibt es z.B. die Schulpsychologie; in anderen Bundesländern Schulsozialarbeit. Diese Angebote sind enorm wichtig, da sie sehr niedrigschwellig und direkt in den Schulen ansetzen. Oft sind sie aber personell unterbesetzt und haben kaum Ressourcen, um weitergehende Angebote für Schüler:innen zu etablieren.
Lehrer-News: Welche effektiven Maßnahmen sollten in Zukunft in Schulen dauerhaft bezüglich mentaler Gesundheit implementiert werden?
Asbrand: Wir brauchen niedrigschwellige Angebote, die u.a. das Stigma berücksichtigen, das mit psychischer Belastung einhergeht. Es ist einfacher, zu einem Gespräch mit der Schulsozialarbeiter:in zu gehen als zu einer Psychotherapeut:in. Insgesamt ist es sinnvoll, Kinder und Jugendliche in die Struktur dieser Angebote selbst mit einzubeziehen. Möchten sie vielleicht v.a. Online-Ratgeber? Muss es ein Schulfach “psychische Gesundheit” geben? Insbesondere aufgrund einer sich rasant entwickelnden und krisengeschüttelten Welt ist es wichtig, auf Augenhöhe danach zu fragen “Was braucht ihr?”. Von den Jugendlichen selbst kommt z.B., dass sie teilweise mit sozialen Medien überfordert sind. Hier sind “die Erwachsenen” nicht schnell genug. Eine Organisation, die sich diesem Phänomen stellt, ist z.B. Our Generation Z.
Lehrer-News: Welche Ängste kommen besonders häufig bei Kindern und Jugendlichen vor und wie äußern sich diese im Schulalltag?
Asbrand: Im Schulalltag werden vor allem Leistungsängste und soziale Ängste sehr deutlich, weil sie direkt den Schulalltag erschweren und Kommunikation behindern. Das heißt, ein Kind zieht sich z.B. zurück, will sich nicht melden. Dies wird teilweise als Widerwillen ausgelegt. Manche Kinder fehlen dann auch öfter, was zu verpasstem Stoff und Lerndefiziten führt. In der Grundschule können auch Trennungsängste relevant sein, wenn Kinder nicht alleine in der Schule bleiben wollen.
Lehrer-News: Wie können Lehrer:innen, ihren Schüler:innen, die mentale Probleme haben, helfen und worauf sollten sie dabei achten?
Asbrand: Ein Bewusstsein dafür, dass Schüler:innen Probleme haben können, die eine Lehrkraft nicht direkt nachvollziehen kann, hilft oft schon. Hier kann man in einer ruhigen Minute die Schüler:in ansprechen und Hilfe anbieten. Oft ist eine Lehrkraft hierfür aber auch nicht optimal geeignet, da es ja trotzdem eine Bewertungssituation gibt (d.h., erzähle ich meinem Mathelehrer wirklich davon, dass ich massive Konzentrationsschwierigkeiten habe und nicht schlafen kann?). Das heißt, Lehrkräfte können aufmerksam sein und weiterverweisen. Sinnvoll ist es auch, sich dafür zu engagieren, an unserem Leistungssystem zu arbeiten. Welche Werte wollen wir zukünftigen Generationen (auch in der Schule) vermitteln? Zählen nicht Zufriedenheit und emotionale Ausgeglichenheit ähnlich dazu wie Englischvokabeln lernen?
Ein Thema, das eng mit psychischen Problemen verknüpft ist, ist Bullying. So werden Kinder, die bereits Probleme haben, eher Bullying-Opfer; genauso entwickeln Bullying-Opfer eher psychische Probleme (Pabian & Vandebosch, 2016). Hier können Lehrkräfte frühzeitig eingreifen und diese Situationen unterbinden. Oft haben die Opfer das Gefühl, dass sie sich an niemanden wenden können, hier muss es Ansprechpartner:innen geben. Die Buchreihe “Psychologie im Schulalltag”, bestehend aus sechs Bänden, thematisiert je Buch eine Thematik und gibt entsprechend konkrete Hilfestellungen für Lehrer:innen im Schulalltag.
Lehrer-News: Wie wird sich die Situation für Schüler:innen deutschlandweit in Zukunft entwickeln?
Asbrand: Wir brauchen mehr niedrigschwellige Angebote, mehr Kommunikation auf Augenhöhe mit Kindern und Jugendlichen und mehr gesellschaftliches Bewusstsein zu Krisen und zur Zukunftsangst vieler.
Von Seiten unserer Redaktion hier noch weitere Empfehlungen zu dieser Thematik:
Apps & Online Dienste für Betroffene
Die Apps Calm: Meditation & Schlaf, Headspace: Meditation & Schlaf, 7Mind Meditation & Achtsamkeit und BetterSleep sind seit mehreren Jahren hilfreiche Stützen für viele Betroffene.
Die folgende Aufzählung enthält Stiftungen, Vereine und Webseiten, die betroffenen Schüler:innen helfen können: die Stiftung “Achtung!Kinderseele”, Kopfsachen e.V., das Infoportal “ich-bin-alles”, das Informationen zu Depressionen, Vorbeugung usw. bietet unter Leitung des Klinikums der Universität München, das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit, Irrsinnig Menschlich e.V., die Mental Health Initiative, die Akademie für menschliche Medizin GmbH und die Mental Health Crowd GmbH. Nach einer kurzen Internetrecherche sind weitere online oder lokale Angebote schnell gefunden.
Unsere Buchempfehlung ist das Buch “Soziale Ängste” (2022) von Prof. Dr. Julia Asbrand.
Das Buch steigt tiefer in die Materie der sozialen Ängste von Schüler:innen im Schulalltag ein. Die Entstehung der sozialen Ängste bei Schüler:innen, ihr Verhalten sowie die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten werden ausführlich erläutert. Für Lehrer:innen und Schulpersonal gibt das Buch "Hilfestellung für den Umgang mit betroffenen Schüler:innen". Weitere Unterstützung bietet auch das Arbeitsmaterial im Buchanhang.
Wie habt ihr die Lage von Schüler:innen miterlebt? Wie waren eure Eindrücke?
Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Wiesbaden. Mit Beginn des neuen Schuljahres im September 2022 wird an zwölf hessischen weiterführenden Schulen das Schulfach “Digitale Welt” eingeführt. Als Pilotprojekt startend, bekommen Fünftklässler:innen erste Einblicke in die Themen Informatik, Ökonomie, Wirtschaftsprozesse, Cyberkriminalität und digitale Technologien. Die Schwerpunkte werden anhand von anschaulichen Aufgaben an die Schüler:innen weitergegeben. Themen wie Datenschutz und verantwortungsbewusste Mediennutzung sollen dabei ebenfalls relevant sein. Das neue Schulfach wird insgesamt in 70 Klassen eingeführt, zwei zusätzliche Schulstunden sind dafür vorgesehen.
Lehrer:innen werden während des gesamten Projekts für die Thematik geschult, heißt es von Seiten des Kultusministeriums. Als Pilotprojekt vorgesehen, werden keine Noten erhoben und das Fach sei daher nicht versetzungsrelevant. Nach einer abschließenden Evaluation wird entschieden, ob das Schulfach weiter angeboten und ausgebaut wird. Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam führt die Kooperation mit dem Kultusministerium durch. Wissenschaftlich betreut wird das Projekt von der Goethe-Universität Frankfurt a.M. Mehr über die teilnehmenden Schulen in Hessen sind in der betreffenden Pressemitteilung des Kultusministeriums zu finden.
Der hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) sieht dem Projekt positiv entgegen und hofft, dass die Inhalte bald bundesweit an allen Schulen im Informatikunterricht oder als eigenständiges Fach unterrichtet werden. Wie HIHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller betont, sei ein größerer Fokus auf mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung an Schulen wichtig. Die Opposition, allen voran die FDP, fordere schon lange einen flächendeckenden und verpflichtenden Informatikunterricht für die Sekundarstufe, wie FDP-Abgeordneter Moritz Promny erklärte. Er beschreibt den Informatikunterricht als eine Selbstverständlichkeit, die zeitnah bundesweit eingeführt werden sollte.
Wenn ihr mehr über das Pilotprojekt wissen möchtet, schaut hier nach. Unseren Artikel zum Thema Digitalisierung an Schulen aus Schülersicht findet ihr hier. Der Artikel zum Schulfach “Digitale Grundbildung” in Österreich ist hier hinterlegt.
Was haltet ihr von dem Pilotprojekt an hessischen Schulen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Lehrer:innen haben oft die herausfordernde Aufgabe, ihre Schüler:innen zum selbstständigen und regelmäßigen Lesen zu begeistern. Dabei helfen kann Buchfindomat.de, eine interaktive Buchempfehlungsseite für Kinder und Jugendliche. Die Buchfindomat Webseite bietet ein großes Angebot an Büchern für verschiedene Altersgruppen, Genres und zeigt verschiedene Kauf- oder Leih-Optionen an. Die leichte Navigierung auf der Webseite ermöglicht es Kindern selbstständig, die Webseite zu erkunden und spannende Bücher zu entdecken.
Kinder und Jugendliche werden durch das Angebot motiviert, interessante Bücher zu lesen. Die Bedienung ist denkbar einfach: Beim Besuch der Website wird per Pop-Up gefragt, für welche Altersgruppe eine Buchempfehlung gewünscht ist. Basierend auf der Erstauswahl werden direkt weitere passende Bücher vorgeschlagen. Zusätzlich kann die Auswahl der Klassenstufe sowie des Genres bestimmt werden. Durch Anklicken des Buchcovers wird eine kurze Audio-Datei zum Reinhören und eine Leseprobe eingeblendet. Unterhalb der Leseprobe sind mehrere Links hinterlegt, die per Klick zu Kauf- oder Leih-Optionen führen. Die Website bietet viele Tipps & Videos rund um das Thema Lesen an. Das Angebot reicht von Inhalten, die direkt an Kinder gerichtet sind, bis hin zu Tipps für Eltern in Bezug auf das Lesen.
Buchfindomat.de möchte möglichst viele Kinder erreichen, ihnen zu einem tolle Leseerlebnis verhelfen und dazu die passende Lektüre empfehlen. Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrer:innen bekommen über dieses digitale Angebot die zusätzliche Möglichkeit zum Selbstlesen, Motivieren und Unterstützen.
Hinter Buchfindomat.de stehen zwei Gründer: innen: Tina Kemnitz und Kaspar Ensikat.
Tina Kemnitz bietet Buchempfehlungsshows an, die jährlich fast 300.000 Kinder und Jugendliche in Schulen vor Ort erreichen. Nach ihren Buchvorstellungen sind die Bücher dann sehr gefragt und schnell vergriffen. Außerdem bieten Sie zusätzlich Online-Fortbildungen für Lehrer:innen und Bibliothekar:innen an. Kaspar Ensikat ist Medieninformatiker und leitet die technische und betriebliche Umsetzung von Buchfindomat.de. Seine Idee: Für Kinder und Jugendliche eine Webseite zu entwickeln, sodass zu einer großen Anzahl interessanter Bücher ein einfacher und schneller Zugang und einfache Auswahl möglich ist.
Schaut auf der Webseite Buchfindomat.de vorbei und überzeugt euch selbst von der vielfältigen Auswahl, die auch für Schulen und Bibliotheken interessant ist.
Im Frühjahr 2020, während des ersten Corona-Lockdowns, entwickelten die Brüder Emanuele und Joel Monaco aus Darmstadt ihre Idee eines Unterrichtstools, das speziell auf Schulen und den Schulunterricht ausgerichtet ist. Ein virtuelles Klassenzimmer mit Live-Unterricht kann in Zukunft den Unterricht für Lehrer:innen und Schüler:innen erleichtern. Im Vergleich zu anderen Videokonferenz Tools auf die viele Schulen während der Pandemie notgezwungen umgestiegen sind, bietet Teech den jeweiligen Schwerpunkt, der maßgeschneidert auf die digitale Wissensvermittlung ist. Anders als andere Videotools bietet die teech-Plattform eine virtuelle Tafel, welche gleichzeitig für Umfragen, Chats, zum gemeinsamen Austausch von Materialien und anderem genutzt werden kann. Die Nutzung dieses “virtuellen Klassenzimmers” ist für Privatpersonen sowie Schulen dauerhaft kostenlos. Das Start-Up arbeitet daran, seine Dienste stetig auszubauen und zu verbessern.
Durch das Zusammenarbeiten mit Partnerschulen möchte teech neue Unterrichtsansätze und Lernkonzepte begründen. teech steht für eine hybride Unterrichtsform, die eine bessere Lernalternative für Lehrer:innen und Schüler:innen bietet. Sie soll als Ergänzung zum Präsenzunterricht fungieren und möchte die Schulen unterstützen und nicht als vollständiger “Ersatz” für den bestehenden Unterricht dienen. So können Gruppen-und Projektarbeiten auch virtuell stattfinden oder bei eventuellem Raummangel schnell auf teech umgestellt werden.
teech bietet online sogenannte “circles” an: Das sind themenspezifische Online-Kurse, die in kleinen Gruppen, begleitet von Mentor: innen, angeleitet werden. “Circles” sind ein von teech eigens ins Leben gerufenes Kommunikationstool. Angeboten werden eine große Auswahl an unterschiedlichen “circles”, die nach erfolgreicher Anmeldung jeweils eine dreimonatige Laufdauer haben. Nach einer kostenlosen Testphase wird eine monatliche Gebühr für die virtuellen Lerngruppen fällig.
Ein Auszug aus den Themenbereichen sind: Mental health, Schreiben, Wissenschaft & Technik. Die Circle Themen zur mentalen Gesundheit reichen von Bodyshaming und Panikattacken über die erfolgreiche Bewältigung von Ängsten bis hin zu Hass im Netz und wie damit umzugehen ist.Kurse wie Kreatives Schreiben, Schauspiel oder Filmproduktion werden ebenfalls angeboten. Circles zu Spieleentwicklung, Meeresbiologie, Gamedesign und Architektur runden das Wissenschaft & Technik Angebot ab.
Die von teech ins Leben gerufenen “Inspiration Days” wurden 2021 zu Europas größtem Bildungsevent mit über 100.000 Schüler: innen sowie vielen bekannten Gastsprecher: innen präsentiert. Inzwischen ist ein weiteres Projekt in der Mache: ein kostenloses Mental Health Mentoring Programm für Jugendliche und junge Erwachsene mit namhaften Influencer: innen. Jugendliche und ihre Social-Media-Vorbilder können sich in einem virtuell, geschützten Raum treffen und sich offen über ihre jeweilige Thematik austauschen. So gibt es Beiträge zu verschiedenen Themen wie: Panikattacken und Ängste mit Florentine Dakota Reuther Moon aka flobroo. Ein Circle zu Hass im Netz mit Jeniffer Schott aka jeyisbae und eine Bodyshaming Session mit Diana Bill aka diademlori.
Die diesjährigen “Inspiration Days” von teech finden vom 28. bis 30. September 2022 digital statt.
Eine kostenlose Anmeldung ist bereits möglich! teech ist auf den gängigen Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram, Youtube und LinkedIn präsent.
Unseren Artikel über nützliche Apps für smarten Unterricht findet ihr hier. Eine Übersicht unserer Artikel bezüglich Unterrichtshilfen für die Onlinelehre findet ihr hier.
Im Internet findet man viele Tools und Anwendungen, welche Ratespiele in Gruppen ermöglichen. Diese digitale Möglichkeit zur Wissenserweiterungen hilft auch im Unterricht durch spielerisch Lernen. Besonders wichtig für den schulischen Einsatz solcher Abfragetools sind die Freiheit und Flexibilität in den Gestaltungs- und Anwendungsmöglichkeiten.
Das alles bietet QuizNet – die Webanwendung funktioniert ohne App und macht das gemeinsame Rätseln ganz unkompliziert von überall aus möglich. Die einzige Voraussetzung ist ein internetfähiges Gerät. Wegen den diversen Optionen zur Gestaltung, Moderation und Auswertung ist QuizNet gerade für Lehrkräfte im Unterricht vielseitig einsetzbar.
Das Erfinderteam ist auf die Idee für das Quiz-Format gekommen, um auch während der Coronazeit mit Freunden gemeinsam schöne Abende verbringen zu können. Ihr interaktives Spiel hat allen Teilnehmer:innen so begeistert, dass klar war, ihre Entwicklung ist ein Erfolg. Wegen der großen Beliebtheit und den vielen Anfragen für Quiz-Abende im privaten Kreis haben die Quiz-Freunde ihr Konzept ausgebaut. Inzwischen kann jeder über QuizNet das individuelle Rateevent gemeinsam mit Freunden oder Kolleg:innen buchen.
Der persönliche Quizmaster aus dem QuizNet Team führt durch die Veranstaltung und moderiert das digitale Erlebnis. Die Web Software ermöglicht die problemlose Teilnahme am Quiz von überall aus der Welt, auch mit dem Smartphone. Für das Einloggen für die Quizteilnahme gibt es drei einfache Optionen: über einen Link, über die Eingabe eines Codes oder das Scannen eines QR-Codes. Die mögliche Teilnehmeranzahl ist für das Quiz unbegrenzt.
Beim Rateevent erwartet die Teilnehmer:innen verschiedene Aufgabentypen zum vorher gewählten Thema. QuizNet greift auf über 1.500 verschiedene Fragen zu und mit 120 veranstalteten Online Quizrunden wächst die Zahl an begeisterten QuizNet Fans. Der Videochat sorgt für Gemeinschaftsgefühl und ein einzigartiges Ratespiele mit ortsunabhängigen Zusammenkommen von Gruppen aller Art. Auch an eine kleine Aufmerksamkeit für die Gewinner:innen ist gedacht. Die Preise werden von den Anbietern nach dem Quiz an die Siegerteams verschickt.
Für Bildungseinrichtungen und Schulen eignet sich QuizNet durch seine Vielseitigkeit und freien Gestaltungsmöglichkeiten ebenfalls. Die Art und Weise, wie die Lehrkraft das Quiz gestaltet, ob spielerisch oder zur gezielten Leistungsabfrage und wie die Lehrkraft die Moderation und Präsentation durchführen will, sind frei wählbar. So kann das Quiztool für stille Abfragen und Tests, beispielsweise über Vokabeln genutzt werden. Der Lehrer kann aber auch als Quizmaster gemeinsam mit den Schüler:innen spielerisch Wissen abfragen und sichert dem Unterrichtsstoff durch die aktive Beteiligungsmöglichkeit der Klasse die volle Aufmerksamkeit.
Die Fragen für Quizze zu verschiedenen Themen können von den Quizmastern festgelegt, geordnet und geteilt werden. Für die Antwortvorgabe gibt es verschiedene Modi: Antwortmöglichkeiten können vorgegeben werden, doch auch Fragen mit offenen Antworten können gestellt werden. Der Algorithmus gleich die Antworten mit der festgelegten Lösung ab, korrigiert diese und wertet die Ergebnisse aus. Ebenfalls können Fragen zum Schätzen, Sortieren und auf Schnelligkeit eingestellt werden. Alle Ergebnisse können als Datei gesichert werden. Für Bildungseinrichtungen besonders praktisch ist die leichte Zugänglichkeit und Organisation der Fragen und Quizze im Kollegium. Die Planung von Pilotprojekten zum schulischen Einsatz von QuizNet laufen bereits.
Wie sind eure Erfahrungen mit digitalen Quiztools im Unterricht? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen. Mehr zum Thema Gamification und digitale Spiele im Unterricht findet ihr hier.
Die Corona-Pandemie scheint langsam aber sicher in ihre letzte Phase zu gehen. Ein guter Zeitpunkt, ,die Geschehnisse daus der Hochzeit der Krise revue passieren zu lassen und von außen einen Blick darauf zu werfen, wie wichtig die Rolle der Lehrkräfte während der Pandemie war. Wie systemrelevant waren Lehrkräfte eigentlch in dieser Phase? Der folgende Artikel soll darüber einen Überblick verschaffen und beschäftigt sich zunächst damit, was Systemrelevanz überhaupt bedeutet.
„Systemrelevanz ist die Relevanz, die Staaten, Organisationen, Unternehmen, Produkte, Dienstleistungen und Berufsgruppen (respektive ihre Angehörigen) für den Betrieb und die Aufrechterhaltung eines Systems, etwa eines Wirtschafts- oder Gesundheitssystems oder der Grundversorgung, haben.“, so lautet die Definition im Gabler Wirtschaftslexikon.
Ärzte:innen und Pflegekräfte werden häufig als systemrelevante Berufe wahrgenommen. Diese arbeiten unter ständigem Druck und müssen in Krisensituationen schnell und bedacht handeln. Sie tragen täglich dazu bei, dass das Gesundheitssystem funktioniert und halten es am Laufen. Neben dem Gesundheitswesen gibt es weitere Bereiche, die für das System von Bedeutung sind. Dazu zählen unter anderem die Energie- und Wasserversorgung, die Lebensmittelversorgung, bzw. der Lebensmittelhandel, sowie Kinder- und Jugendhilfe. Schulen, Kitas und Notbetreuungen werden ebenfalls als systemrelevante Bereiche wahrgenommen.
Während der Corona-Pandemie mussten Schulen geschlossen werden. Schüler:innen bedurften dennoch des Unterrichts. Dies bedeutet, dass Lehrkräfte auf Grund des Ausfalls des Präsenzunterrichts nicht frei hatten, sondern sie waren weiterhin dazu verpflichtet ihre Schüler:innen zu betreuen, bzw. sie mit Unterrichtsmaterial zu versorgen, auch wenn dies nur online stattfinden konnte. Also haben sich die Lehrkräfte in kürzester Zeit auf den Online-Unterricht eingestellt. Dies hat natürlich nicht ohne diverse Probleme stattgefunden, denn auf Grund der mangelnden und langsamen Digitalisierung an deutschen Schulen und in der deutschen Infrastruktur, gab es einige Schwierigkeiten mit dem Distanzunterricht. Trotzdem haben die Lehrkräfte dies gemeistert.
Während der Pandemie gab es viele unterschiedliche Bereiche die herausragende Arbeit geleistet haben, wie zum Beispiel das Gesundheitswesen. Der Bildungsbereich darf aber nicht übersehen werden. „Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung.“, so lautet Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Auch in Situationen, wie der Corona-Pandemie muss dieses Recht allen zur Verfügung stehen. Dies funktioniert jedoch nur mit Hilfe von Lehrer:innen. Ohne sie kann das Recht auf Bildung nicht gewährleistet werden, da Schüler:innen egal ob in Präsenz oder online ohne Lehrkräfte Bildung nicht vermittelt werden kann.
Dadurch das Lehrer:innen sich schnellstmöglich auf die neuen Bedingungen des Online-Unterrichts und der Hygienevorschriften eingestellt haben und dies auch gut bewältigt haben, blieb die Bildung nicht auf der Strecke. Dies ist eine wichtige Errungenschaft in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie, welche ohne Lehrkräfte nicht möglich wäre. Egal ob in Präsenz oder online, Lehrer.innen vermitteln Bildung und sind somit für das Bildungssystem unersetzbar. Bildung wiederum ist ein Menschenrechte und somit ein wichtiger Bestandteil des Systems. Daher kann der Lehrerberuf generell durchaus als systemrelevant wahrgenommen werden. Diese Erkenntnis wurde während der Corona-Pandemie nur noch gestärkt.
Im Hinblick auf eine mögliche erneute Welle im Winter lässt sich aus der Erkenntnis, dass Lehrkräfte systemrelevant sind schlussfolgern, dass sie unterstützt werden müssen. Sollte es zu erneuten Schulschließungen kommen, sind Lehrer:innen zwar besser vorbereitet als in der Anfangsphase der Corona-Pandemie. Dennoch hat die Digitalisierung der deutschen Schulen noch einen langen Weg vor sich und es fehlt noch an einigen Ecken und Kanten an Materialien und Hilfsmitteln, damit der Online-Unterricht dem Präsenzunterricht gleicht. Aus den oben genannten Aspekten wird klar, dass Lehrer:innen zu den systemrelevanten Berufen gehören, somit müssen sie auch vom System die entsprechende Unterstützung bekommen, damit es nicht zur weiteren Belastung und Erschöpfung dieser wichtigen Berufsgruppe kommt. Der Staat soll also das Vorantreiben der Digitalisierung des Bildungssystems weiterhin und verstärkt unterstützen.
Was sagt ihr? Waren Lehrer:innen während der Corona-Pandemie systemrelevant? Brauchen sie verstärkte Unterstützung vom Staat, um eine Überbelastung zu vermeiden? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Das Thema Schwangerschaftsabbruch und die rechtliche Handhabung bezüglich der selbstbestimmten Entscheidungsfreiheit werden in der Gesellschaft unterschiedlich aufgefasst und bewertet. Die Gesetzgebungen zu Schwangerschaftsabbrüchen unterscheiden sich weltweit, so auch die aktuellen Entwicklungen zum Thema.
Die deutsche Ampelregierung feiert die Abschaffung des Paragrafen 219a, welche die Werbung von Ärzt:innen für Schwangerschaftsabbrüche verbietet und unter Strafe stellt. Währenddessen kippt das oberste Gericht in Amerika, der Supreme Court, das Recht auf straffreien Schwangerschaftsabbruch und sorgt so für heftige Debatten und Unklarheit. Man rechnet nach diesem Urteil des obersten Gerichts damit, dass in circa der Hälfte der 50 Bundesstaaten Schwangerschaftsabbrüche für illegal erklärt werden.
Der seit Trumps Amtszeit mehrheitlich konverative Supreme Court entschied sich am 24. Juni gegen ein 50 Jahre altes Grundsatzurteil von 1973. Der Fall “Roe v. Wade” ermöglichte Schwangerschaftsabbrüche in den gesamten USA bis etwa zur 24. Schwangerschaftswoche, also bevor ein Fötus lebensfähig ist. Nun herrscht Chaos: Die rechtliche Situation ist diffus und ungeklärt. Für viele Frauen sind Schwangerschaftsabbrüche in ihrem Bundesstaat bereits unmöglich und Betroffene verzweifelt. Frauenrechtsaktivist:innen sind enttäuscht über den eindeutigen Rückschritt für die Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit der Frauen. Bisher blieben die Bemühungen der Demokraten, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch durch ein neues Gesetz zu sichern, erfolglos.
Nahezu zeitgleich beschließt der Bundestag fast gegensätzliche Neuerungen im Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen. Der Paragraf 219a, das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche, ist abgeschafft. Der Begriff Werbung sorgt im Zusammenhang für Missverständnisse und Irrtümer. Damit ist nicht nur die Anwerbung und das Gutheißen von Schwangerschaftsabbrüchen an sich gemeint. Schon das sachliche Informieren über die bestehenden Möglichkeiten und gleichzeitige Offerieren des kostenpflichtigen Eingriffs ist für Ärzt:innen bislang strafbar gewesen. Somit war die öffentliche Aufklärung zum Thema bisher durch das Gesetz verhindert und untersagt.
Das Ende des Werbeverbots ist ein Gewinn für die Frauenrechte: Als “Triumph” bezeichnet Bundesfamilienministerin Lisa Paus die Entscheidung des Bundestags. Jeder Frau steht nun das Recht zu “sachkundig beraten und gut unterstützt zu werden”. Auch die Ärztekammern begrüßen die Entscheidung. Besonders in derart belastenden Situationen, wie sie ungewollt schwangere Frauen oft erleben, sind angemessene Information und ärztlicher Rat grundlegend für die Findung der richtigen Entscheidung.
Dass Ärzt:innen nun frei und ohne Sorge vor rechtlichen Konsequenzen über Schwangerschaftsabbrüche beraten können, ist ein Sieg in Sachen sexueller Aufklärung und selbstbestimmter Sexualität. Wie heterogen die Modelle an sexueller Information und Erziehung in Europa sind, zeigt die Studie zur “Sexualaufklärung an Schulen im 21. Jahrhundert” aus dem Jahr 2020. Laut der Ergebnisse sind positive Entwicklungen betreffend der Sexuallehre im deutschen Bildungssystem zu erkennen. Doch trotz einheitlicher Leitfäden sind die Haltungen in verschiedenen Bundesländern gegenüber den Themen “Ungeborenes Leben” und “Homosexualität” uneinig und kontrovers. Ungenutztes Potenzial sieht die Studie darin, die sexuelle Aufklärung in der Schule durch digitale Medien zu verbessern und die Lehrkräfte so beim Unterrichten zu entlasten.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) stellt online Material zur Sexualaufklärung für Kinder, Eltern und Lehrkräfte frei zur Verfügung. Dort veröffentlicht sind eine Vielzahl an Studien, Fachheften, Flyern, Broschüren und ganze Medienpakete, welche verschiedenste Aspekte rund um das Thema sexuelle Aufklärungen behandeln. Doch auch der Umgang mit sexualisierter Gewalt sollte stärkeren Einzug in den Lehrplan finden. Die ab dem kommenden Herbst verfügbare App “Knowbody” soll digitale und zeitgemäße Sexualkunde für Kinder und Jugendliche bieten. Sie lehrt einen gesunden Umgang mit Gefühlen sowie Sexualität und ihrer Vielfalt und leistet so einen Beitrag zur Prävention vor sexueller Gewalt.
Da besonders umfassende Aufklärung und sexuelle Bildung von sexueller Gewalt schützen, sollte nicht nur der Unterricht weiterentwickelt werden. Bereits im Lehramtsstudium sollte das Thema Sexualkunde und Prävention von sexueller Gewalt viel mehr Beachtung finden.
Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Thema Sexualkunde an eurer Schule gemacht? Was denkt ihr über die zukünftigen Entwicklungen dies- und jenseits des Atlantiks? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen. Einen weiteren Artikel zur Bildungsentwicklung in Deutschland findet ihr hier.
Am heutigen Christopher Street Day wollen wir auf die Komplikationen für Queere Personen im Schulalltag aufmerksam machen. Viele queere Schüler:innen werden in Deutschland noch immer gemobbt und ausgegrenzt. Beleidigungen wie „Schwuchtel“ werden verharmlost und Wörter wie „schwul“ werden negativiert. Hinzu kommen die heteronormativen Schulmaterialien, welche nur „traditionelle“ Familienbilder behandeln und kaum Diversität aufzeigen.
Vielfalt und Unterschiedlichkeit macht sich überall bemerkbar und sollte von allen Menschen respektiert und akzeptiert werden. Es sollte niemand auf Grund seiner sexuellen oder geschlechtlichen Orientierung diskriminiert oder ausgegrenzt werden. Jeder sollte sich sicher fühlen seinen eigenen Weg zu gehen. Schulen und Bildungseinrichtungen spielen hierbei eine große Rolle, denn die Selbstfindungsphase beginnt im Jugendlichen Alter. Es ist wichtig, dass Jugendliche sich wohl und sicher fühlen und keine Angst davor haben anders behandelt zu werden nur weil sie sich beispielsweise einem anderen Geschlecht angehörig fühlen oder eine gleichgeschlechtliche Beziehung führen.
Es gibt viele unterschiedliche Lebensweisen und Familienformen. Kinder und Jugendliche müssen in Schulen darauf aufmerksam gemacht werden, dass es eben nicht nur das typische „Vater-Mutter-Kind“ Familienbild gibt, sondern viele verschiedene Zusammensetzungen. Diese müssen respektiert und akzeptiert werden, um ein Gleicheitsgebot zu gewährleisten und niemanden auszuschließen. Wobei diese Akzeptanz schon im frühen Alter gelehrt werden sollte, damit es garnicht erst zur Diskriminierung und zum Mobbing kommt. Hierbei spielen Lehrkräfte eine große Rolle, da sie zur Meinungsbildung ihrer Schüler:innen bewusst und auch unbewusst beitragen.
Sollten Lehrer:innen mitbekommen, dass Begriffe wie „schwul“ negativiert werden oder Schüler:innen als „Schwuchtel“ oder „Transe“ beleidigt werden, müssen sie eingreifen und aktiv gegen wirken. Bei der Umfrage „A long way to go for LGBTI equality“ von 2020, welche die EU-Grundrechtagentur (FRA) erhoben hat, teilten mehr als 16.000 Quere Menschen ihre Erfahrungen. 48 Prozent gaben an, dass sie während ihrer Schulzeit gemobbt wurden.
Schulbücher und Lehrpläne sind nicht auf dem neusten Stand und behandeln hauptsächlich traditionelle Familienbilder. Gerade in der Selbstfindungsphase ist es wichtig für Schüler:innen gut informiert zu werden. Diverse Lebensweisen und gemischte Familien sollten nicht nur Thema im Biologie Unterricht sein, sondern beispielsweise auch in Kurzgeschichten in den Englischbüchern vorkommen. Kinder und Jugendliche sollten vernünftig aufgeklärt werden, um auch das Verständnis und die Akzeptanz gegenüber Mitschüler:innen und Mitmenschen zu fördern.
Das Verankern von Diversität in den Schulbüchern und im Lehrmaterial kann durchaus dazu beitragen, Lehrkräfte bei der Aufklärung ihrer Schüler:innen zu unterstützen. Somit würden Lehrer:innen entlastet werden, da sie auch hier eine große Verantwortung tragen und diese mit Hilfe gut informierender Materialien erleichtert werden kann.
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) organisiert seit 2018 gemeinsam mit vielen weiteren Partner:innen bundesweite Foren zum Thema „Regenbogenkompetenz“. Diese Foren sind sogenannte Regenbogen-Parlamente, welche den diskriminierungsfreien und professionellen Umgang mit Themen der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in wichtigen gesellschaftspolitischen Bereichen, fördern möchten. Außerdem versuchen diese Parlamente Strategien gegen LSBTIQ-Feindlichkeit zu entwickeln. Hier erfahrt ihr mehr über die Regenbogen-Parlamente und deren Aufgaben.
Beim Ranking vom europäischen Regenbogen Index Malta, Dänemark und Belgien auf Platz 1-3. Deutschland liegt auf Platz 15. Insgesamt wurde in 49 Ländern der Stand der gesetzlichen Gleichstellung von queeren Menschen gemessen. Deutschland ist ein sozialer Staat mit Grundrechten. In Artikel 2 des Grundgesetzes heißt es, dass jeder das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit hat. Jeder Mensch in Deutschland darf sich also in seiner Persönlichkeit frei entfalten und nicht dafür diskriminiert oder gemobbt werden. Deutschland könnte beim nächsten Ranking besser abschneiden, dafür müsste schon im frühen Alter die Regenbogenkompetenz gefördert werden. Schulen und Bildungseinrichtungen sind der beste Anhaltspunkt um dies schnellstmöglich zu erreichen.
Was denkt ihr? Sollten die Schulbücher im Bezug auf Diversität und unterschiedliche Familienbilder geupdatet werden? Wie könnte die Regenbogenkompetenz von Schüler:innen und Lehrkräften stärker gefördert und damit Diskriminierung entgegengewirkt werden? Lasst es uns in den Kommentaren wissen! Mehr zu dem Thema findet ihr hier und hier.
In den letzten Jahren sind Privatschulen immer mehr in die breite Masse der Gesellschaft gerückt und haben sich inzwischen von den Anfängen eines Trends zu einem festen Medium in der Schullandschaft etabliert. Sind Privatschulen eine gute Alternative zu staatlichen Schulen? Wie kommt es zu diesem “Privatschulboom” und warum wechseln immer mehr Kinder und Jugendliche auf eine Privatschule?
Warum Privatschulen immer mehr an allgemeinem Interesse gewinnen, erklären wir euch in diesem Artikel.
Privatschulen finanzieren sich durch freie Trägerschaft, d.h. sie befinden sich in Obhut eines privaten Schulträgers. Sie werden vom Staat, ebenso wie staatliche Schulen, angehalten, dieselben Haupt- und Nebenfächer sowie dieselben Abschlussprüfungen zu gewährleisten. Privatschulen bauen ihr Unterrichtsangebot immer weiter aus, da die Nachfrage für eine alternative Schulform kontinuierlich steigt.
So gibt es inzwischen private Kindergärten, private Gymnasien, private Realschulen bis hin zu privaten Berufsschulen, die zusätzlich auch ein Fachabitur als Schulabschluss ermöglichen. Angebote wie Nachmittagsbetreuung, Mittagessen in der Schule, jährliche Klassenfahrten, AGs für die Schüler:innen sowie Auslandsaufenthalte gehören bei fast jeder Privatschule zum festen Repertoire.
Seit drei Jahrzehnten besuchen immer mehr Schüler:innen in Deutschland private Schulen – in absoluten Zahlen, wie auch anteilig für jede Schulform. Seit 25 Jahren steigt die Zahl privater Schulen in Deutschland kontinuierlich an. Im Schuljahr 2017/2018 gab es 5 839 allgemeinbildende und berufliche Privatschulen in Deutschland. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, entspricht das 81 % mehr als im Schuljahr 1992/1993 (3 232) (siehe Grafik). Zehn Jahre zuvor hatte nur jeder dreizehnte Schüler eine Privatschule besucht: 2008/09 hatte es in Deutschland 11,8 Millionen Schülerinnen und Schüler gegeben, von denen 926 000 Privatschüler:innen waren. Das statistische Bundesamt berichtet über 1,0 Millionen Kinder und Jugendliche, die im Schuljahr 2018/19 eine Privatschule besuchten. Zeit online schreibt: ”Jeder elfte Schüler lernt inzwischen laut Verband Deutscher Privatschulverbände (VDP) an einer privaten Schule – etwa einer Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft, einer Waldorf- oder Montessorischule. “ Nicht nur die privaten Schulen haben einen regelrechten “Boom” erlebt auch die Anzahl der privaten Kindertageseinrichtungen ist in den letzten zwanzig Jahren um fast 20 Prozent gestiegen, wobei der Anstieg ausschließlich durch die freien Träger bewirkt wurde (+50%).
Quelle: destatis, Kontext- Privatschulen in Deutschland
Es gibt viele verschiedene Arten von Privatschulen und Trägern sowie staatlichen Schulen, daher es wichtig und notwendig ist sich gründlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Welchen Schwerpunkt hat die Schule thematisch und was sind meine Interessensgebiete sowie Stärken und Schwächen?
Sind die Schulgebühren und entstehenden Kosten, tragbar, auch über mehrere Jahre?
Deutschland liegt im europäischen Vergleich hinsichtlich der Privatschülerquote im Mittelfeld. Im Jahr 2018 besuchten vom Grundschul- bis Gymnasialbereich 8,3 % der Kinder und Jugendlichen nichtstaatliche Ersatzschulen, wie die europäische Vergleichsstatistik von Eurostat zeigt. Im europäischen Vergleich zur Privatschülerquote ist Deutschland im Mittelfeld positioniert.
Was wünschen sich Eltern für ihr Kind?
Private Kindertagesstätten und Privatschulen können diesen Wünschen der Eltern -und der Kinder- wohl immer mehr entsprechen als das staatliche Schulsystem.
Kleinere Klassen, bessere Betreuung durch die Lehrerschaft, ruhigere Lernatmosphäre und dadurch bessere schulische Leistungen sind Hauptgründe warum Eltern den Besuch einer Privatschule für ihre Kinder in Betracht ziehen. Ein besseres soziales Umfeld, mehr Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe, eine ausgefeiltere Persönlichkeitsentwicklung sind Erwartungen vieler Eltern, die sich für ihren Nachwuchs für ein privates Schulsystem entscheiden.
Die ermittelten statistischen Werte zeigen die deutlich angestiegene Resonanz dieser Wahlmöglichkeit – die in Umsetzung der oben genannten “Werte-Punkte” und Erwartungen von Eltern und Schülern immer mehr entspricht. In Erwartung und Umsetzung der oben genannten “Werte-Punkte” sind Privatschulen eine Alternative zu den logistisch starren Möglichkeiten und Vorgaben in unserem staatlichen Schulsystem geworden.
Allerdings verfestigen Privatschulen die soziale Spaltung, die immer weiter voranschreitet. Auch unter den Kindern und Jugendlichen ist die Thematik präsent und führt zu einem Vergleich und der Abwägung ihrer selbst mit anderen Gleichaltrigen. Dieses Verhalten kann schnell ins Negative übergehen, weshalb es wichtig ist, das Thema offen anzusprechen und sich mit den Kinder und Jugendlichen auszutauschen.
Es gibt bestimmte Stereotypen, die mit Privatschülern assoziiert werden, die unter Jugendlichen bekannt sind, die schnell zu einer Spaltung in verschiedene Freundesgruppen führen: Daher ist es umso relevanter, dass Stereotypen in den Schulen aufgebrochen und offen besprochen werden.
Je höher das Einkommen der Eltern desto wahrscheinlicher ist es, dass ihr Kind auf eine Privatschule besucht.
Auch die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften an staatlichen und privaten Schulen sind sehr unterschiedlich: Die Lehrkraft im Staatsdienst ist an ihren vorgegebenen Rahmenlehrplan gebunden, der in der Regel wenig inhaltliche Varianz zulässt. Aufgrund der Klassenstärken ist kaum persönliche Betreuung für einen einzelnen Schüler möglich.
Die Lehrkraft an einer Privatschule hat etwas mehr Spielraum; aufgrund geringerer Klassenstärke kann eine bessere intensivere Betreuung erfolgen. Die Bezahlung von Lehrkräften dieser beiden Schulformen gestaltet sich ebenso sehr unterschiedlich: Im staatlichen Schulwesen erfolgt die Besoldung je nach Bundesland und Status: –angestellt oder verbeamtet –In großer Bandbreite. Regelmäßige Tariferhöhungen, Sonderzahlungen und Verbeamtung machen den Lehrerberuf im Staatsdienst attraktiv. Privatschulen können nicht ohne Weiteres höhere Gehälter zahlen, auch diverse „Boni“, können nicht angeboten werden.
Daher ermitteln offizielle Berechnungen, dass die Gehälter an Privatschulen um 20% unter dem Niveau der staatlichen Schulen liegen.
Es braucht daher viel Idealismus den jeweiligen reformpädagogischen Inhalten an Privatschulen weiterhin die Treue zu halten.
Die Schüler:innenschaft unterscheidet sich von denen an staatlichen Schulen:
die kein Abitur nachweisen können oder Kinder, die aus “bildungsfernen Familien” stammen.
Mit Blick auf die soziale Kohäsien und Chancengleichheit wäre es wünschenswert, dass Kinder aller Bildungsgruppen und sozialer Hintergründe zusammen miteinander aufwachsen und lernen. In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Schulformen- und systemen, weshalb es wichtig und notwendig ist, sich gründlich mit dem Thema der Schulwahl auseinanderzusetzen. Steigende Anmeldezahlen an Privatschulen zeugen von einer dringlich gesuchten Alternative im Bildungsdschungel Deutschland. Anzeichen, dass unser staatliches Schulsystem heute und für die Zukunft gefordert ist in Bezug auf Reformen und Förderung neuer Bildungsmaßnahmen.
Wie ist eure Meinung zu diesem Thema? Habt ihr bereits eigene Erfahrungen mit Privatschulen gemacht und wenn ja, wie waren eure Erfahrungen? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit. Wenn ihr mehr zum Thema Schulsystem erfahren wollt, klickt hier und hier.
Zum Thema Chancengleichheit an deutschen Schulen schaut hier nach.
München. Edurino, ein EdTech Startup, das ein hybrides Lernsystem aus Lernapp und haptischen Spielfiguren für Kinder anbietet, hat EUR 3,35 Million in einer Seed Runde von erfahrenen Investoren aufgenommen.
Das erste Produkt wurde für Kinder ab 4 Jahren konzipiert, um bereits Vorschulkinder (digital) zu schulen: Mit einem ergonomischen Stift in der Hand und der Füchsin Mika an der Seite, wird in einer App ein hybrider Zugang zum Lesen und Schreiben geschaffen. Während Kinder spielerisch lernen, können Eltern in einem separaten Bereich den Lernfortschritt ihrer Kinder nachvollziehen sowie die Bildschirmzeit individuell regulieren. Die App kündigt eigenständig das Ende der Spielzeit an und schaltet sich nach Ablauf der Bildschirmzeit aus. Die Lernreise passt sich dabei individuell an den Entwicklungsstand des Kindes an.
“Wir wollen den Grundstein für eine verantwortungsvolle Digitalkompetenz legen. Wir waren erstaunt, wie wenig gute digitale Produkte es auf dem Markt gab. Gemeinsam mit unserem starken Investoren-Team aus Gaming, Bildungs- & Tech wollen wir die digitale Bildungsbranche in den nächsten Jahren revolutionieren.” - Irene Klemm, Mitgründerin von Edurino
Mit Ausbruch der globalen Pandemie entschlossen sich die Gründerinnen, die sich bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group kennenlernten, ein neues Kapitel digitaler Bildung aufzuschlagen und adaptive Produkte zu entwickeln.
“Wir möchten Produktliebe auf Seiten der Kinder erzeugen. Man muss die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten und den Humor der Kinder verstehen. Wir haben mit über 20 Kindergärten zusammengearbeitet und gesehen, wie gut sich Edurino im Kinderalltag integrieren lässt. Unsere Crowdfunding Kampagne ist 60% über ihre Ziele hinausgeschossen, insofern sehen wir unseren hybriden Ansatz bestätigt. ” - Franziska Meyer, Mitgründerin von Edurino
Der Investorenkreis ist von dem hybriden Ansatz auch überzeugt:
“Damit sich unsere Kinder in der digitalen Welt von Morgen zurecht finden, müssen wir ihnen digitale Kompetenzen beibringen. Und genau das schult Edurino.” - Verena Pausder, Bildungs-Expertin und Investorin
“Als Vater und Gründer eines Unternehmens aus dem Bereich Spielesoftware glaube ich an die Verbindung von Lernen und Spielen. Insbesondere begeistert mich die Kombination aus digital und analog, um so wichtige Lerninhalte und die richtige Stifthaltung zu vermitteln.” - Jens Begemann, Wooga Gründer, Gaming-Experte und Business Angel
“Unsere Analyse zeigt, dass die Pandemie ein Defizit in der Bildungslandschaft deutlich gemacht hat und dass Edurino und das Team von Irene und Franziska diese Lücke in der digitalen Frühbildung ideal schließen kann.” - Luca Martinelli, btov Partners
Mit dem frischen Kapital möchten die beiden Gründerinnen noch in diesem Jahr weitere Figuren, bzw. weitere Lernbereiche wie z. B. zum Zahlen lernen launchen. Ziel dieser neuen Unternehmensphase ist es, zu einem ganzheitlichen Lernsystem für Vorschulkinder zu werden. Im nächsten Schritt wird Edurino sich an Schulkinder richten und Lernspiele für Kreativität, Englisch und Coding in die App integrieren. Um die Produktentwicklung weiterer Lernmodule voranzutreiben, wird das Team von aktuell 10 MitarbeiterInnen in den nächsten 12 Monaten verdreifacht. Sie planen auch dieses Jahr ihre Produkte im Retailbereich einzuführen.
Das Münchner EdTech EDURINO, 2021 von Irene Klemm und Franziska Meyer gegründet, hat eine Lernapp für Kinder auf den Markt gebracht, die mittels ergonomischen Stift und echten Figuren einen hybriden Zugang zum Lesen und Schreiben über ein beliebiges mobiles Endgerät schafft. Für Ihre Idee sammelte die beiden Gründerinnen dieses Jahr 3,35 Millionen Euro bei ihrer Seed-Finanzierung ein.
Berlin. Zentraler Befund des vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation veröffentlichten neunten nationalen Bildungsberichts ist der massive Mangel an Personal auf allen Stufen der Wissensförderung in Deutschland.
Der nationale Bildungsbericht bietet einen Überblick über die Entwicklungen und den Zustand des deutschen Bildungssystems. Wissenschaftlich evaluiert werden sämtliche Bildungsbereiche von der frühkindlichen Förderung, über das Hochschulwesen, bis zur lebenslang fortlaufenden Erwachsenenbildung. Der Bericht wird alle zwei Jahre im Auftrag von Bund und Ländern von Experten erstellt und veröffentlicht – so auch im Jahr 2022. Besonders interessant ist, wie sich die pandemie-verschuldeten Umstände auf die Bildung ausgewirkt haben.
Ein Erkenntnisschwerpunkt des Berichts ist die Not an Personal im deutschen Bildungsapparat. Bis 2025 fehlt es allein in Kindertagesstätten und Grundschulen an schätzungsweise 10.000 Arbeitskräften. Durch die prekäre Situation sind Sonderausgaben und systematische Veränderungen unausweichlich.
Positiv geht aus dem am 23. Juni erschienen Bericht hervor, dass der Qualifizierungsgrad steigt: Von 2010 bis 2020 ist der Anteil an Deutschen, welche über einen höheren beruflichen oder akademischen Abschluss verfügen um fünf Prozentpunkte gestiegen. Weiter ermittelt die zuständige Autor:innengruppe „Bildung in Deutschland“ einen steigenden Bedarf an Schulplätzen sowie das Fehlen von circa 500.000 zusätzlichen Ganztagsschulplätzen.
Die Folgen des pandemie-bedingten Distanzunterrichts und den Auswirkungen sind bislang schwer abschätzbar. Doch zeigt sich in den Grundschulen im Trend ein deutlicher Leistungseinbruch. Immer mehr Grundschüler:innen erreichen die Lernziele nicht. Besonders gelitten haben die Lernerfolge jedoch bei Jungen, leistungsschwachen Schüler:innen sowie bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Familien.
Was denkt ihr über die aktuellen Entwicklungen des Bildungssystems? Einen weiteren Artikel zum Thema Bildung und Reformen findet ihr hier.
Die Welt verändert sich ständig. Neue Technologien entstehen, die neue Möglichkeiten für Dinge schaffen, welche sich die Menschheit vor 50 Jahren nicht im Traum hätte denken können. Dadurch entwickelt sich auch der Arbeitsmarkt ständig weiter. Um es Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu erleichtern sich der stetig wandelnden Welt anzupassen und Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen wurde auf einer UN-Plenarsitzung 2014 der „Welttag für den Kompetenzerwerb junger Menschen“ beschlossen.
Die Motivation diesen Tag zu beschließen lag darin, dass die Fähigkeit junger Menschen selbstständig Entscheidungen über ihr Leben und ihre Arbeit zu treffen, durch die Förderung dessen Kompetenzerwerbs, verbessert wurde. Außerdem würde es ihnen dadurch leichter fallen, Zugang zu einem sich wandelnden Arbeitsmarkt zu erlangen, so die UN.
Er ermöglicht es jungen Menschen mit erfahrenen Arbeiter:innen zu sprechen und mit Organisationen und Firmen in Kontakt zu kommen. Junge Menschen werden über mögliche Wege, die sie in der Zukunft gehen können, informiert und aufgeklärt. Oftmals ist der Grund für Arbeitslosigkeit und fehlendes Engagement von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, dass ihnen nicht die notwendigen Informationen zur Verfügung stehen, um selbstständige und reichlich informierte Entscheidungen zu treffen.
Der Welttag für den Kompetenzerwerb junger Menschen soll die Fähigkeit Jugendlicher, Kompetenzen zu erwerben, fördern. Um das Wissen der jungen Menschen in diesem Bereich zu steigern, gibt es spezielle Programme, die zur Aufklärung dienen. Darunter das TVET-Portal, welches eine interaktive, benutzergesteuerte Plattform für Fachleute und Institutionen ist. Dort können junge Menschen Informationen und Wissen erlangen.
Jedoch bekommt der Welttag in Deutschland nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Demnach gibt es hier noch nicht diese Möglichkeiten. Dennoch ist es ein relevantes Thema und vor allem Jugendlichen aus sozial schwächeren Haushalten, könnte dieser Tag und die entsprechenden Informationen, die an diesem Tag vermittelt werden, helfen. Sie würden eine Perspektive auf ihre Zukunft erlangen und motivierter sein sich zu engagieren, um einen guten und passenden Platz in der Arbeitswelt zu finden.
Was haltet ihr von dem Welttag? Sollte er in Deutschland mehr Aufmerksamkeit erlangen? Sollte es vielleicht Projekte zu diesem Thema an Schulen geben, um jungen Menschen ihre Perspektiven zu zeigen? Lasst uns eure Meinung gerne in den Kommentaren wissen!
Der Schulalltag wird immer digitaler und das World Wide Web revolutioniert Wissen und Bildung. Gewusst wie, können die Möglichkeiten an technischen Hilfsmitteln die Arbeit von Lehrkräften sehr erleichtern. Im zweiten Teil werden weitere nützliche Browsererweiterungen (auch: Extensions oder Add-Ons) vorstellt, die Lehrkräfte bei ihren vielseitigen Aufgaben im Schulalltag unterstützen.
Die Erweiterungen helfen bei der Literatursuche durch das Umgehen von Paywalls und durch den Zugang zu Onlinedatenbanken. Außerdem erleichtern die vorgestellten Add-Ons die Verwaltung, Aufbereitung und Verbreitung von Literatur und Wissen. Wer den ersten Teil noch nicht kennt oder nochmal nachlesen möchte, findet den Artikel hier.
Hinweis: Bei unserer Auswahl haben wir darauf geachtet, möglichst nützliche, vielseitige und ressourcenschonende Browsererweiterungen zu empfehlen. Grundsätzlich sollten Erweiterungen jedoch sparsam und mit dem Fokus auf dem persönlichen Mehrwert gewählt werden, denn diese verbrauchen Systemressourcen des Endgeräts.
Erweiterungen wie Unpaywall und Bypass Paywall sind äußerst nützlich für die Recherche und Informationsbeschaffung. Sie ermöglichen den kostenfreien und legalen Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln – Unpaywall zu über 32 Millionen Texten. Die Bezahlschranken für das Lesen von Artikeln auf Onlinezeitungsportalen können umschifft werden, was das verfügbare Material für die Unterrichtsvorbereitung massiv erweitert. Dabei ist nicht nur der deutschsprachige Raum abgedeckt, insbesondere angelsächsische Qualitätsmedien können bequem verfolgt werden. So ermöglichen die Erweiterungen das Lesen von namhaften Zeitungen wie der Washington Post, El Periodico, National Geographic, dem Wallstreet Journal und vielen mehr.
Ziel ist es, das wissenschaftliche System durch Austausch und Zugänglichkeit von freier Literatur (sog. Green Open Access) zu verbessern und zu stärken. Die Funktionsweise ist transparent, denn der Quellcode ist frei einzusehen (OpenSource). Unpaywall ist ein non-profit Produkt von der Vereinigung OurResearch und seit 2016 kostenlos verfügbar. Das mächtigere Bypass Paywall funktioniert in der Installation etwas anders – kann jedoch auf Github manuell für alle gängigen Browser installiert werden.
Citavi ist eine Software zur Literaturverwaltung mit vielfältigen Funktionen. Einerseits hilft der Citavi Picker durch den Zugriff auf diverse wissenschaftliche Onlinedatenbanken bei der Recherche. Andererseits unterstützt die Extension bei der Organisation durch die Verwaltung von Literaturquellen und dem automatischen Erstellen von Verzeichnissen. Die zugehörige Browser-Erweiterung erleichtert es, im Informationsbeschaffungs- und Schreibprozess den Überblick zu behalten und den Arbeitsprozess zu planen. Der Citavi Picker ist für die meisten Browser als kostenlose Extension erhältliche. Seit Februar 2021 gehört die Entwicklungsfirma von Citavi zum australischen Konzern QSR International.
Die Erweiterung dient der Videoerstellung und -bearbeitung. Screencastify macht es möglich, den Desktop oder einzelne Tabs aufzuzeichnen. Mit der Extension sind auch Audioaufnahmen möglich und ebenfalls können Abfragen in die Videos eingebaut werden. So lassen sich individuelle Unterrichts- und Lehrvideos ganz leicht anfertigen. Die kostenlose Version beinhaltet eine Videothek für maximale 10 Aufnahmen von maximalen Länge von 30 Minuten. Diese Limitationen entfallen bei der Version für 5€ monatlich. Die Erweiterung ist jedoch nur für den Google Chrome Browser erhältlich.
Die Angebote und Funktionen von Browsererweiterungen sind vielfältig. Welche der Browserextensions nutzt ihr bereits und welche sind für euren Arbeitsalltag am wichtigsten? Wir freuen uns auf eure Kommentare. Einen weiteren Artikel zur Digitalisierung von Bildung findet ihr hier.
Bereits seit 2009 ist das Bibliographische Institut (BI) mit der Marke Duden Teil der Cornelsen Gruppe. Seither sind Programme und Prozesse immer weiter zusammengewachsen. Zum Jahresbeginn 2022 wurde das Duden-Team in den Cornelsen Verlag integriert.
Die Marke Duden steht für Kompetenz und Expertise zu allen Fragen rund um die deutsche Sprache und gilt in der Öffentlichkeit als DIE relevante Sprachinstanz. Das Dudenteam entwickelt gedruckte und digitale Wörterbücher, Übungsmaterialien, Sprach-Ratgeber und sprachtechnologische Lösungen für alle, die Sicherheit bei sprachlichen Fragestellungen suchen. Neu ist, dass die Marke Duden in Zukunft auch an Schulen stärker zum Tragen kommen soll. Kundinnen und Kunden profitieren künftig von einem gemeinsamen Angebot zweier starker Marken im Bereich der deutschen Sprache – sowie neuester Technologie. Denn mit der geplanten Verschmelzung können nicht zuletzt auch Synergien in Systemen, Infrastruktur und technischem Know-how im Rahmen der digitalen Transformation genutzt werden, um gemeinsam die besten Lösungen für die Nutzerinnen und Nutzer zu entwickeln.
Neben dem einzigartigen (digitalen) Wörterbuchangebot wird auch die von Duden entwickelte Textprüfung, vor allem bekannt aus dem Duden Mentor, in Cornelsen-Produkten zur Diagnose der Texte von Schülerinnen und Schülern verwendet werden. Das bekannte Lernhilfen-Programm von Duden wird sich noch stärker auf sprachliche Bildung fokussieren und damit das Cornelsen-Angebot für die Schule ideal ergänzen.
Mit Unternehmen und Marken wie Cornelsen, Duden, Cornelsen eCademy & inside sowie Veritas oder Verlag an der Ruhr zählt die Cornelsen Gruppe zu den führenden Bildungsmedienanbietern im deutschsprachigen Raum. Seit über 75 Jahren lernen und unterrichten Menschen mit Bildungsmedien von Cornelsen. Cornelsen ermöglicht es, individuelle Potenziale zu entfalten – von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenen- und Berufsleben. Dabei setzt die Gruppe in der Gestaltung von Bildungsprozessen auf die Möglichkeiten digitaler Technologien.
Der Unterricht und auch die Vorbereitung wird immer digitaler. Die Möglichkeiten für Lehrkräfte erweitern sich. Eines der wichtigsten Arbeitsmittel ist dafür der Webbrowser. Egal ob ihr Google Chrome, Mozilla Firefox, Microsoft Edge oder einen anderen Browser nutzt, alle können durch vielseitige Erweiterungen (sog. Extensions) die Planung, Durchführung und Nachbereitung von Unterricht aufmotzen.
Browsererweiterungen sind schnell installiert und nach Wunsch auch leicht deinstalliert. Sie helfen mit den unterschiedlichsten Funktionen, wie beispielsweise dem Speichern und Ordnen von Quellen. Andere Erweiterungen halten ganz automatisch über Neuerungen auf hinterlegten Webseiten auf dem Laufenden und erleichtern so die Recherche. In diesem Zweiteiler wollen wir euch einige spannende Extensions vorstellen, die den Lehreralltag vereinfachen.
Hinweis: Grundsätzlich ist es empfehlenswert, sparsam mit Erweiterungen umzugehen, da jede auch Systemressourcen verbraucht. Bei unserer Auswahl haben wir daher darauf geachtet, möglichst sinnvolle und ressourcenschonende “Must-Haves” herauszupicken, die einen wirklichen Mehrwert bieten.
Diese Erweiterung ist ein AdBlocker und verhindert das Erscheinen von Werbung. Durch das blockieren von Werbung sorgt uBlock Origin, dass die Konzentration während der Recherche und im Einsatz im Unterricht nicht gestört wird, was die Arbeit erleichtert. Es können aber auch Listen mit Webseiten angelegt werden, auf denen die Werbung zur Unterstützung der Seite weiterhin angezeigt werden soll. Als besonders zuverlässig gilt uBlock Origin, da der AdBlocker freie Software und anders als z.B. der bekannte Adblock Plus unabhängig von Sponsoreninteressen (sog. Whitelisting) ist. Dabei ist er nicht nur effizienter beim blockieren von Werbung, sondern auch ressourcenschonender und schützt die Privatsphäre besser. uBlock Origin ist mit den gängigen Browsern kompatibel und kostenfrei.
Diese Erweiterung ermöglicht es eine persönliche Online-Bibliothek anzulegen. In Pocket können Seiten und Texte aus dem Internet hinterlegt werden. Durch digitale Lesezeichen behält man leicht den Überblick über noch nicht erschlossene Texte. Auch kann man Kategorien anlegen und vielseitige Anpassungen, was Farben und Schrift angehen, vornehmen. Mit der Pocket-App ist es ebenfalls möglich, Texte über eine Audiofunktion anzuhören. Pocket ist seit 2007 auf dem Markt und mit den meisten Internetbrowsern kompatibel. Neben der kostenfreien Nutzung von Pocket gibt es ebenfalls die Möglichkeit, ein monatliches Premium-Abo für 4,49 Euro oder ein jährliches für 39,99 Euro abzuschließen. Hier können dann beispielsweise noch mehr Veränderungen in der Gestaltung und unbegrenzt viele Textspeicherungen und -hervorhebungen vorgenommen werden. Die allermeisten Nutzer dürften allerdings mit der kostenlosen Variante auskommen.
Die Erweiterung Page Monitor ist ebenfalls hilfreich für die Recherche und Organisation. Hier können einzelne Webseiten hinterlegt werden – verändert sich etwas auf der Seite, informiert einen die Erweiterung automatisch. So kann die persönliche Online-Bibliothek leicht auf dem neuesten Stand gehalten werden. Nach Wunsch erhält man aber auch beispielsweise eine Benachrichtigung beim Eintreffen neuer Mails. Das Intervall, in dem auf Neuerungen geprüft werden soll, kann individuell eingestellt werden. Auch können Listen mit verschiedenen Kategorien an überwachten Webseiten angelegt werden, um während der Unterrichtsvorbereitung von verschiedenen Themen immer auf dem Laufenden zu bleiben. So wird die Informationssuche und -beschaffung erleichtert. Page Monitor ist seit 2015 verfügbar und kompatibel mit Chrome. Es gibt jedoch für die meisten Browser vergleichbare Erweiterungen.
Die Erweiterung Simplenote ermöglicht es, wie der Name schon verrät, eigene Notizen anzulegen, zu sammeln und zu verwalten. Sie erleichtert die Übersichtlichkeit und sorgt durch automatische Synchronisation für Zugriff auf die persönlichen Notizen, wann immer gebraucht. Auch können Dokumente und Organisatorisches gezielt mit anderen Personen geteilt werden. So ist die Erweiterung auch ein Gewinn für die Zusammenarbeit im Kollegium und mit den Schüler:innen. Die Erweiterung ist im Jahr 2008 erschienen. Simplenote ist jedoch nur mit Chrome kompatibel, aber für die meisten Betriebssysteme als kostenfreie App erhältlich.
Bei Edpuzzle handelt es sich um eine Erweiterung, die das Erstellen, Bearbeiten und Teilen von Videos möglich macht. So können Lehrkräfte Lerninhalte vorbereiten und für Schüler:innen und Kolleg:innen zur Verfügung stellen. In die Videos können Abfragen mit Antwortmöglichkeiten individuell eingebaut werden. Auch ist sichtbar, von wem und wie oft Inhalte abgerufen wurden. So erleichtert die Erweiterung den Lehr- und Lernprozess. Laut des Unternehmens nutzen bereits 50% aller Schulen in der USA edpuzzle. Die Erweiterung ist seit 2013 erhältlich und für Schüler:innen und Lehrkräfte kostenlos. Erhältlich ist die Erweiterung für Chrome oder als App.
Habt ihr bereits Erfahrungen mit diesen Erweiterungen oder könnt weitere Empfehlungen für den Schulalltag machen? Wir freuen uns auf eure Kommentare. Weitere Tipps für nützliche Browsererweiterungen folgen im zweiten Teil. Einen weiteren Artikel zum Thema digitaler Unterricht gibt es hier.
Bundespräsident Steinmeier will eine Dienstpflicht für junge Menschen einführen. Hierbei soll es sich nicht um die altbekannte Wehrpflicht handeln, denn diese Debatte sei bereits abgeschlossen. Die Dienstpflicht kann sich auf ganz unterschiedliche Bereiche beziehen. Nach der Schule sollen junge Menschen ihren eigenen Horizont erweitern, sagt Steinmeier. Ob in der Bundeswehr, bei der Betreuung von Senioren oder in Obdachlosenunterkünften, sei egal. Hauptsache es wird ein sozialer Dienst geleistet, der möglicherweise dabei helfen würde Vorurteile abzubauen und den gesellschaftlichen Zusammenhang stärke.
Dem Bundespräsident sei bewusst, dass das Einführen einer solchen Dienstpflicht nicht leicht ist, jedoch müsse die Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Es könnte dem Land gut tun, wenn junge Frauen und Männer, wenn auch nur für kurze Zeit, einen Dienst für die Gesellschaft leisten.
Er stellt auch klar, dass es sich nicht um ein ganzes Jahr handeln müsse. Der Zeitraum könne noch diskutiert werden. Es könne sich auch nur um ein paar Monate handeln. Es würde ihm nur darum gehen, dass sich junge Menschen für die Gemeinschaft einsetzen und sich sozial engagieren.
Es besteht die Gefahr, dass die vom Bundespräsidenten vorgeschlagene Dienstpflicht für junge Menschen, das Gegenteil bewirken würde. Jugendliche und junge Erwachsene zeigen bereits soziales Engagement. Sie organisieren Demonstrationen und setzten sich beispielsweise dafür ein, eine sozialere, tolerantere und klimafreundlichere Geselschaft zu werden. Außerdem gibt es viele, die nach ihrer schulischen Ausbildung ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. Junge Menschen versuchen also bereits freiwillig die Gemeinschaft zu stärken. Eine “Pflicht” schreckt sie eher davon ab, sich für Dinge einzusetzen. Sie fühlen sich unter Druck gesetzt und verlieren das Interesse und die Lust daran sich sozial zu engagieren, da sie durch eine “Pflicht” gezwungen werden etwas zu tun. Dies ist üblicherweise nicht der richtige Weg an junge Menschen ran zu kommen und sie für etwas zu motivieren.
Es sollte viel mehr in die Aufklärung investiert werden: Wie wichtig es ist und was für ein positives Ausmaß es haben könnte Menschen in Not zu helfen und sich für die Gesellschaft einzusetzen. Steinmeiers Idee, eine “Pflicht” einzuführen, um mehr Engagement zu verlangen ist also nicht der richtige Lösungsansatz. Eine Kampagne oder Aufklärungsaktion zu starten, bei der Bilder und Videos gezeigt werden, wie sehr Menschen mit ein wenig Arbeit geholfen werden kann, würde bei jungen Menschen sicherlich etwas anderes auslösen, als die Benachrichtigung, dass sie nun für einen gewissen Zeitraum “verpflichtet” sind zu helfen.
Familienministerin Lisa Paus (Grüne) und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FPD) widersprechen ebenfalls dem Vorschlag des Bundespräsidenten. Stark-Watzinger behauptete, dass Jugendliche und junge Erwachsene in der Corona-Pandemie bereits genug zurück gesteckt hätten. Es gäbe bereits viele die sich engagieren, die vorhandene Freiwilligkeit sollte gefördert werden, sagte die Bundesbildungsministerin. Auch Lisa Paus ist gegen eine Dienstpflicht: „Ein sozialer Pflichtdienst würde einen Eingriff in die individuelle Freiheit eines jeden Jugendlichen bedeuten“, dies teilte sie der Deutschen Presseagentur mit. Die Grünen-Politikerin ist ebenfalls dafür, den jungen Menschen die „Freiheit zur eigenen Entscheidung“ zu lassen.
Den jungen Menschen die Freiheit zu lassen, selber zu entscheiden, wie sie nach ihrer schulischen Ausbildung fortfahren wollen ist der richtige Weg. Sie zu verpflichten einen sozialen Pflichtdienst zu absolvieren würde sie demotivieren. Sie hätten nach diesem Dienst eventuell keine Lust mehr weiterhin im sozialen Bereich zu arbeiten oder sich dahingehend auszubilden. Wenn ihnen jedoch in der Schulzeit und nach dem Abschluss mit auf den Weg gegeben wird, wie sehr sie Menschen helfen können, wenn sie sich sozial engagieren und ihnen Erfahrungsberichte vorgestellt werden, von Menschen die bereits etwas bewirken konnten, würde es sie möglicherweise motivieren selbst Engagement zu zeigen und sich einzusetzen.
Was sagt ihr? Stimmt ihr dem Bundespräsidenten zu? Soll es eine Dienstpflicht für junge Menschen geben oder würde das die Freiheit zu stark eingrenzen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Noch immer halten die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine an und für die Bevölkerung gibt es kein Aufatmen. Bislang haben rund 700.000 Geflüchtete aus der Ukraine Deutschland erreicht. 40% davon sind noch nicht volljährig – Kinder, die Gewalt, Leid und Vertreibung erlebt haben und das nun verarbeiten müssen. Um die Not der Menschen zu lindern und vor allem die Zukunft, der durch den Krieg belasteten Kinder zu sichern, braucht es sofort umfassende Hilfsmaßnahmen.
Der Zugang zu Bildung spielt eine große Rolle für die Zukunftssicherung und die Chancengerechtigkeit für Kinder auf der Flucht. In diversen Bundesländern in Deutschland gelingt die Integration von zugewanderten und geflüchteten Schüler:innen in das deutsche Bildungssystem über Vorbereitungs- und Willkommensklassen. Hier soll durch beispielsweise eine intensive Sprachförderung der Übergang in den Regelunterricht ermöglicht werden.
Bislang werden laut Angaben der Kultusministerkonferenz rund 130.000 ukrainischen Kinder in deutschen Schulen unterrichtet. Es fehlt weder an Engagement noch Hilfsbereitschaft, jedoch stellt der bereits massive Lehrkräftemangel ein Hindernis dar. Die wachsende Zahl an Schulkindern mit besonderen Bedürfnissen verschärft den Fachkräftemangel im deutschen Bildungssystem weiter.
Digitale Materialien und Lernmedien sollen Abhilfe schaffen, die Lehrkräfte beim Unterrichten unterstützen und die Integration erleichtern. Das Land Baden-Württemberg stellt verschiedenen Universitätszentren rund 160.000 Euro für die Forschung und Entwicklung von digitalen Hilfsmaßnahmen, wie Übersetzungssysteme oder Materialien für psychologische Ersthilfe, bereit. Die im stetigen Austausch entwickelten Projekte zur Unterstützung von ukrainischen Kindern sollen anschließend möglichst flächendeckend eingesetzt werden.
Neben der Debatte um die Beschulung von zugewanderten Kindern, steht die Frage nach weiterem Beistand und Unterstützung zur Bewältigung der schlimmen Erlebnisse im Raum. Viele der geflüchteten Kinder, nicht nur aus der Ukraine, leiden unter den traumatischen Erfahrungen. Umso wichtiger ist es, dass der Beistand die Kinder erreicht und klar ist: Niemand muss damit allein zurecht kommen.
Psychologische Hilfe und Krisenbetreuung speziell für ukrainische Kinder bieten die SOS-Kinderdörfer in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Start-up „krisenchat“ aus Berlin an. Der „SOS-krisenchat Ukraine“ ist online zu erreichen und bietet ein rund um die Uhr verfügbares und vertrauliches Hilfsportal – ein möglichst niedrigschwelliges Angebot. Um auf das Angebot aufmerksam zu machen, nutzen die Initiatoren soziale Medien und auch Push-Up-Benachrichtigungen über SMS. Lehrkräfte können ebenfalls direkt in den Schulen über die Möglichkeiten der Krisenbetreuung informieren und so für einen breiten Zugang sorgen.
Um den Kindern eine Freunde zu bereiten und ein klein bisschen Normalität zu schaffen, ermöglichen viele deutsche Verlage den kostenlosen und häufig digitalen Zugang zu Kinder- und Schulbüchern in ukrainischen sowie russischer Sprache.
Was sind eure Erfahrungen mit der Unterstützung und Hilfeleistung für Kinder in Krisensituationen? Einen weiteren Artikel zum Thema Flucht und Migration gibt es hier.
Stellt euch vor euch geht es gesundheitlich super. Ihr fühlt euch wohl und voller Energie. Üblicherweise arbeitet ihr in diesem Zustand am Besten. Euer Gehirn funktioniert so wie ihr es euch vorstellt und ihr seid nicht bei der kleinsten Aufgabe bereits erschöpft. Ihr geht regelmäßig zum Arzt und dies ist der Grund dafür, dass es euch gesundheitlich meistens gut geht. Dieses Ideal soll für alle Schüler:innen gewährleistet werden.
Die Gesundheitsbedürfnisse der Schüler und Schülerinnen sollen unabhängig von ihrem familiären Wohlstand stets gedeckt werden. Dadurch steigert sich die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden der Schüler:innen und eine chancengerechte Bildung ist die Folge. Um genau so eine chancengleiche und gerechte Bildung zu erzielen hat Brandenburg das Konzept von Schulgesundheitsfachkräften an deutschen Schulen etabliert.
Das Konzept „School Health Nursing“ gibt es in den USA und Großbritannien bereits seit dem 20. Jahrhundert. Es soll für die Gesundheitsförderung und -versorgung innerhalb der Schule stehen. Brandenburg ist bereits seit 2009 interessiert daran dieses System an deutsche Schulen zu bringen. In Kooperation mit dem Bundesland Hessen gibt es seit 2017 nun 27 Schulen in Brandenburg und 10 in Hessen, in denen Schulgesundheitsfachkräfte tätig sind.
Unter anderem beraten die Schulgesundheitsfachkräfte die Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern im Hinblick auf den Gesundheitsstatus der Kinder und Jugendlichen. Sie haben den Überblick über gesundheitliche Probleme einzelner und können gegebenenfalls an Fachkräfte außerhalb der Schule vermitteln. Außerdem wird durch sie der Besuch an einer Regelschule für Schüler:innen mit einer Behinderung oder einer chronischen Krankheit erleichtert. Denn wie bereits erwähnt beraten sie die Kinder und Jugendlichen und bieten ihnen eventuell notwendige gesundheitliche Versorgung.
Eine weitere wichtige Aufgabe der Schulgesundheitsfachkräfte ist das Entscheiden darüber, ob ein Kind bei Unwohlsein oder gar einem Unfall nach Hause geschickt wird oder doch lieber ein Krankenwagen gerufen werden sollte. Bisher haben Lehrkräfte und das Schulpersonal dies beurteilt. Mit einer ausgebildeten Fachkraft können solche Entscheidungen aber natürlich noch einmal anders und vielleicht besser beurteilt werden. Im Hinblick darauf können die Schulgesundheitsfachkräfte zusätzlich sowohl Lehrer:innen als auch das Schulpersonal entlasten.
Die Corona-Pandemie hat verstärkt gezeigt, wie wichtig es ist, eine solche Unterstützung in Schulen zu haben. Lehrkräfte kannten sich anfangs nicht so gut mit den Hygienevorschriften aus und hatten selbst Schwierigkeiten damit. Dadurch wurden sie psychisch stärker belastet und fühlten sich unsicher und in dem Bereich unzureichend gebildet. Eine Schulgesundheitfachkraft hätte in diesen Zeiten die benötigte Unterstützung geboten.
Die zentralen Themen sind „Bildungsgerechtigkeit, Inklusion, Ganztagsangebote, eine zunehmende Zahl von Kindern mit psychischen Problemen und chronischen Erkrankungen, eine wachsende Anzahl von Schülerinnen und Schülern aus unterschiedlichen Kulturkreisen“, wie aus einer gutachtlichen Stellungnahme der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hervorgehtt. In diesen Bereichen sollen Schulgesundheitsfachkräfte mit ihrer Erfahrung und Ausbildung Lehrkräfte entlasten.
Seit 2020 bieten die Evangelische Hochschule Darmstadt zusammen mit der AWO Bezirksverband Potsdam e.V. Weiterbildungen von Gesundheits- und Kinder-/Krankenpflegekräften zu Schulgesundheitsfachkräften an. Hier kommt ihr zum Angebot und weiteren Informationen.
Eine Schnittstelle zwischen Gesundheit und Bildung — das würden Schulgesundheitsfachkräfte bieten. Sie würden Lehrkräfte entlasten und zum Ziel einer chancengleichen Bildung für alle beitragen. Wenn es einem gesundheitlich gut geht, kann besser gearbeitet und gelernt werden. Es sollte also in viel mehr Schulen in Deutschland das Konzept der Schulfachkräfte etabliert werden. In anderen Ländern weltweit hat sich es bereits bewährt. Warum nicht auch in ganz Deutschland ausprobieren?
Was denkt ihr? Sollte es an eurer Schule gesundheitsfachkräfte geben? Würde es euch als Lehrkraft entlasten? Trägt es etwas zur chancengleichen Bildung bei? Lasst uns eure Meinung zu dem Thema gerne in den Kommentaren wissen!
Gerade in Krisenzeiten ist sie besonders wichtig: politische Bildung. Vor dem Hintergrund aktueller politischer Herausforderungen wie dem Klimawandel, dem Ukraine-Krieg oder der COVID-19 Pandemie wird der politischen Bildung und Aufklärung von Kindern und Jugendlichen ein hoher Grad an Relevanz zugeschrieben – denn jeder Mensch, unabhängig von seinem Alter, hat das Recht auf politische Bildung.
Um dieses Recht der politischen Bildung von Jugendlichen aufrecht und intakt zu halten, muss es, nach Angaben des Bundesfamilienministerium (kurz: BMFSFJ), verbindlicher eingelöst und stärker verankert werden. Das kann zum einen damit umgesetzt werden, indem eigene Kinderrechte im Grundgesetz eingeführt werden, alle Schulen verpflichtend zwei Stunden Politikunterricht pro Woche für die fünften bis zu den zehnten Klassen unterrichten und dass mehr Möglichkeiten für außerschulische politische Bildung geboten wird.
Die politische Bildung in Deutschland sollte dabei vielfältige Angebote haben: junge Menschen mit Migrationsbiografien, People of Color und postmigrantische Akteur:innen müssen als Anbieter:innen der politischen Bildung stärker anerkannt und ausgebaut werden, außerdem sollten junge Menschen mit körperlichen oder mentalen Behinderungen und Beeinträchtigungen ebenfalls barrierefrei an politischer Bildung teilnehmen können.
Politische Bildung bedeutet hier nach dem BMFSFJ über ein Recht auf Mitsprache, kritisches Denken, Hinterfragen und aktives Mitgestalten aufzuklären und Möglichkeiten der Beteiligung aufzuzeigen.
Auch das Deutsche Jugendinstitut, kurz DJ, erklärt, dass gerade in solch herausfordernden Zeiten die demokratische Lebens- und Gesellschaftsform viel Unterstützung in Form von politischer Bildung braucht. Gerade erst im Mai hat Lehrer News über die aktuelle Trendstudie “Jugend in Deutschland – Winter 2021/22” berichtet, indem die befragten Jugendlichen angaben, unzufrieden mit der deutschen Demokratie zu sein. Demokratiefeindlichen Tendenzen zu begegnen, kritische Medienkompetenz zu schulen und mehr Teilhabe zu ermöglichen ist deswegen gerade besonders relevant.
Um gegen demokratiefeindliche Tendenzen vorzugehen und junge Menschen stattdessen für die Erhaltung der Demokratie zu begeistern und ihnen das Gefühl zu geben, in einer Demokratie eben auch gehört und gesehen zu werden, ist nicht nur die politische Bildung und Aufklärung, sondern auch die politische Beteiligung nach Angaben des BMFSFJ sehr wichtig. Jugendliche sollten die Möglichkeit besitzen, ihren sozialen Raum mitgestalten und über Probleme und Konflikte mitentscheiden zu können. Um diese Beteiligung zu unterstützen, kämpfen viele Akteur:innen unter anderem dafür, dass das Wahlrecht auf 16 Jahre, dass in manchen Bundesländern bereits auf Kommunalebene umgesetzt wurde, abgesenkt wird.
Neben dieser Partizipation ist es jedoch auch von Bedeutung zu wissen, was junge Menschen direkt lernen, wenn sie sich politisch beteiligen. Ein Ziel muss erkennbar sein, denn die politische Beteiligung sollte tatsächlich Einblicke und Erkenntnisse über das demokratische Zusammenleben geben.
Das BMFSFJ zeigt unter anderem auch, in welchen Bereichen sich 12 bis 25 Jährige aktuell am meisten und am wenigsten politisch engagieren, bzw. in welchen Bereichen Jugendliche unter anderem politisch aktiv werden können:
Oft kommt die Frage auf, wann Kinder und Jugendliche denn “bereit” für politische Bildung und Beteiligung wären; sind Jugendliche “zu jung”, um aktuelle politische Geschehnisse zu verstehen und sich für ein bestimmtes Thema politisch einzusetzen?
Trotz der nötigen Entwicklungen und Verstärkungen in der politischen Aufklärung von Jugendlichen ist es jedoch nämlich nicht so, dass sich Jugendliche und Kinder nicht bereits selbst politisch organisieren und engagieren würden. Viele Jugendliche zeigen Initiative und den Willen, etwas bewirken zu wollen und am politischen Geschehen national und international beteiligt zu sein. “Generation Greta” schießt da als Stichwort wahrscheinlich am schnellsten bei den meisten in den Kopf. Dieser Begriff lässt sich auf die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg zurückführen, die 2018 in Schweden mit ihrem “Schulstreik für das Klima” schon bald die globale Schüler:innen Bewegung “Friday’s For Future” ins Leben rief.
Auch am diesjährigen CSD in Düsseldorf berichteten Leiter der Demonstration, dass sich tausende von Jugendlichen an der Bewegung beteiligten, die für die Rechte der Menschen kämpft, die der LGBTQ+ Community angehören. In den USA wird ebenfalls deutlich, wie sich Jugendliche am politischen Geschehen beteiligen wollen: so organisierten Jugendliche teilweise Proteste für die “March Of Our Lives” Bewegung, die sich für die wirksamen Maßnahmen und Kontrolle der Waffenschutzgesetze in den USA einsetzt.
Politik wird uns, bewusst oder unbewusst, schon ab dem Kindesalter begleiten; deswegen ist politische Bildung so relevant und benötigt mehr Unterstützung.
Zum Abschluss könnt Ihr Euch hier noch einen Beitrag der DW vom letzten September ansehen, indem Schüler:innen und junge Menschen kurz vor der Bundestagswahl nochmal für die Klimagerechtigkeit aufgerufen haben. Auch auf Lehrer News könnt Ihr hier einen Beitrag über den Aktivismus fünf verschiedener Menschen mit Trisomie 21 durchlesen.
Wie setzt Eure Bildungseinrichtung politische Bildung um? Habt Ihr das Gefühl, dass dieser Grad an Bildung ausreichend ist, oder wünscht Ihr Euch neue Themen und Systeme, die die Politik näher an Jugendliche bringen könnte? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Die Sägefeldschule, Grund- und Werkrealschule in Ulm, ist das jüngste Beispiel für die Einführung einer Unisex-Schultoilette, also einer Toilette, die allen Geschlechtern offen steht. Ob sich derartige Einrichtungen in den kommenden Jahren flächendeckend durchsetzen, dürfte auch durch die Erfahrungen solcher Vorreiter-Schulen bedingt sein.
Aufgrund der steigenden Zahl an Schüler:innen baut das Land Hamburg schon seit 2021 neue mehrstöckige Schulgebäude, deren Kern aus Stahlcontainern besteht. Beinahe alle Schulen, die das Angebot des dafür beauftragten Arichtekturbüros bislang in Anspruch genommen haben, entschieden sich im Zuge dessen für die Option der Unisex-Toilette. Pissoirs wurden gänzlich abgeschafft, die Kabinen sind durch deckenhohe Kabinenwände getrennt. Dabei stehen allerlei Sonderregelungen zur Auswahl. Etwa die Möglichkeit, einzelne Kabinen nicht für alle zugänglich zu machen oder die Mädchen-/Jungs-Toiletten nur durch Unisex-Toiletten zu ergänzen, aber zu erhalten. Auch die Schüler:innen sollen bei den Entscheidungen hierzu frühzeitig eingebunden werden.
Die Diskussion über Unisex-Toiletten an Schulen findet in Zusammenhang mit der Aufweichung des binären (zweigeteilten) Geschlechtermodells in den letzten Jahre statt. Erst 2018 musste der Bundestag in Folge eine Urteils des Bundesverfassungsgerichts beschließen, im staatlichen Personenstandsregister neben „männlich“ und „weiblich“ eine dritte Option („divers“) anzubieten. Für die Einen sind das kleine Siege im Kampf gegen Unsichtbarmachung von Trans- und Interpersonen, Andere sehen darin eine konstruierte und widernatürliche „Gender-Ideologie“. Auch die Diskussion über das Ende der Geschlechtertrennung in öffentlichen Toiletten ist genauso politisch, wie die Gründe ihrer Einführung.
Tatsächlich ist die Gender-basierte Trennung von Toilettenanlagen ein Phänomen, das sich erst seit dem 19. Jahrhundert durchsetzte. Während Männer öffentliche Ämter besetzen und Lohnarbeit verrichten, wurden und werden Frauen in die Rolle der Hausfrau gedrängt, die unbezahlte Sorge- und Reproduktionsarbeit zu leisten hat. Namentlich das im Großbritannien des 19. Jahrhundert rigide viktorianische Geschlechterbild setzte die gesellschaftliche Geschlechtertrennung auch in den öffentlichen Toilettenanlagen durch. Mit weitreichenden Folgen: Noch im 21. Jahrhundert gab es in den USA vereinzelte Colleges, in denen Frauen weite Wege für den Toilettengang zurücklegen mussten, da in manchen Uni-Gebäuden nur begrenzt Räumlichkeiten für den Toilettengang vorhanden waren – diese wiederum waren ausschließlich Männern vorbehalten.
Die historischen Hintergründe der Zwei-Geschlechter-Toilette deuten an, warum viele sie heute nicht mehr als zeitgemäß erachten. Schon die Einrichtung von Frauen-Toiletten im öffentlichen Raum musste erkämpft werden, genauso wie die Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben überhaupt. Nun soll die Aufteilung des öffentlichen Raums erneut verändert werden. Dazu gehört, die Trennung auf Grundlage einer als veraltet wahrgenommenen Geschlechter-Dichotomie auch im Bereich der Toilettenanlagen zu überwinden. Das Bedürfnis von trans- und intersexuellen Personen, nach einer Toilette für alle, verstärkt diese Entwicklung. Ihre Geschlechtsidentität ist mit einem nach binären Geschlechtervorstellungen aufgeteilten öffentlichen Raum nicht vereinbar. Teil dieses Kampfes um mehr Akzeptanz von trans- und intersexuellen Identitäten muss daher auch der Bildungsbereich sein. So wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Ursachen von Trans- und Intersexualität vermittelt werden sollten, ist auch darüber nachzudenken, welche praktischen Bedürfnisse Trans- und Interpersonen im Schulalltag haben, zum Beispiel im Hinblick auf den Toilettengang.
Nicht nur das Ziel der Geschlechtergerechtigkeit kann als Argument für Unisex-Toiletten angeführt werden. Denn in vielen Schulgebäuden ist die Toilettensituation für Schüler:innen allgemein unbefriedigend. Lange Wartezeiten von Mädchentoiletten können vermieden werden, wenn alle vorhandenen Toilettenanlagen auch von allen genutzt werden dürfen. Der eingangs erwähnte Vorstoß aus Ulm entspringt nicht nur der geschlechterpolitischen Stoßrichtung der Verantwortungsträger:innen, er ist auch ein Versuch, begrenzte räumliche Kapazitäten effektiv zu nutzen. Der Neubau beziehungsweise die Renovierung entsprechender Räumlichkeiten bietet also Modernisierungs-Chancen auf verschiedenen Ebenen.
Dennoch gibt es schlüssige Argumente gegen Unisex-Toiletten an Schulen, die nicht auf dem Beharren auf einer überkommenen Geschlechtersegregation fußen. Man muss keineswegs ein:e religiöse:r Fantiker:in oder rechtsaußen-Politiker:in sein, um Fragen nach der Praxistauglichkeit von Unisex-Toiletten in einer weiterhin vom binären Geschlechtersystem geprägten Gesellschaft aufzuwerfen. Insbesondere stellt sich die Frage, ob es überhaupt dem Interesse aller entspricht, die gleiche Toilette zu benutzen. So gab es an manchen Schulen Beschwerden über die mangelnde Sauberkeit der Unisex-Toiletten, für die männliche Schüler verantwortlich gewesen sein sollen.
Ein weiteres Argument gegen Unisex-Toiletten an Schulen ist die Funktion der Frauen-Toilette als weiblicher Schutz- und Rückzugsraum, der dann verloren ginge. Einige Mädchen könnten sich unwohl dabei fühlen, die Toiletten mit den Jungs zu teilen, auch aus Angst vor übergriffigem Verhalten. Die Versuche in Hamburg oder Ulm dürften nur der Startschuss für weitere Einrichtugnen von Unisex-Toiletten in den nächsten Jahren sein. Sie werden Aufschluss darüber geben, wie praktikabel die geschlechterübergreifenden Toiletten an deutschen Schulen sind. Dass die Zeit der Aufteilung nach zwei Geschlechtern im Begriff ist abzulaufen, liegt allerdings ohnehin nahe. Denn abseits der Unisex-Toilette bestehen schließlich weitere Möglichkeiten der Kompromissfindung, etwa die bedarfsorieniterte Einrichtung von Bereichen nur für Trans-Personen oder ausschließlich FLINTA (Frauen, Lesben, Trans-. Inter- und Agender-Personen) vorbehaltene Toiletten.
Welche Haltung habt ihr zur Einführung von Unisex-Toiletten an Schulen? Haltet ihr einen solchen Vorstoß an eurer Schule für realistisch? Hinterlasst gerne einen Kommentar mit eurer Meinung.
Es scheint wieder Normalität in den Alltag zurückgekehrt zu sein. Nach fast drei Jahren Pandemie, mehreren Lockdowns, Distanzunterricht und dem Gefühl, die Decke würde einem auf den Kopf fallen, ist die Welt nun wieder dabei „normal“ zu werden. Dennoch begleitet uns das Coronavirus weiterhin. Die wieder mal steigenden Zahlen beunruhigen uns und wir wollen auf alle Fälle verhindern, dass es zu einem erneuten Shutdown kommt. Die Schulen sollen mit allen Mitteln offen bleiben. Trotzdem darf der Schutz der Schüler:innen und Lehrkräfte mit den steigenden Zahlen nicht in den Hintergrund geraten.
Vor allem schwangere Lehrerinnen sollten der Gefahr einer Ansteckung und Erkrankung an Corona nicht ausgesetzt werden. Doch der zunehmende Lehrermangel bringt Baden-Württembergs Kultusministerin dazu, die bisher geltenden Regelungen ändern zu wollen. Die Regierungspräsidien und Verbände kritisieren ihre Aussage stark.
Theresa Schopper (Grüne) ist der Meinung, dass schwangere Lehrerinnen wieder in Präsenz unterrichten sollen — die Regierungspräsidien sehen dies anders und wollen die bisherigen Regelungen beibehalten. Bisher galt in Baden Württemberg, ein pandemiebedingtes Verbot für schwangere Lehrkräfte in Präsenz zu unterrichten.
Nach Wertung des Robert-Koch-Institutes (RKI) wird das Risiko für Schwangere immer noch als hoch eingestuft. Dies teilten die Regierungspräsidien auf die Aussage der Kultusministerin mit. Auch die Mutterschutz Verbände sind gegen eine Regeländerung. Schwangere Lehrerinnen in Präsenz einzusetzen, stellt diese vor die Gefahr, sich zu infizieren und einen möglicherweise drastischeren Krankheitsverlauf durchzumachen, als nicht-Schwangere, so das Landessozialministerium. Daher sollte dieses Risiko nicht eingegangen werden. Dies gilt natürlich nicht nur für schwangere Lehrkräfte, sondern für Risikogruppen generell. Eine Beschäftigung der Risikogruppen in Präsenz ist demnach laut dem Kultusministerium nur in Ausnahmefällen, bei „ausreichenden Maßnahmen zum Infektionsschutz“, möglich. Dies soll auch weiterhin so bleiben.
Laut der GEW Baden-Württemberg kann vor allem bei Vorschul- und Grundschulklassen 1-3 „das Risiko einer Gefährdung einer Schwangeren nicht ausreichend begrenzt werden“. Somit ist eine Beschäftigung in diesem Bereich generell nicht möglich. Bei der Teilnahme an Lehrerkonferenzen und Prüfungen ist ein Präsenz-Aufenthalt möglich, es sei denn es liegt auch hierfür ein Beschäftigungsverbot vor.
Der Lehrermangel ist Grund für die Forderung der Kultusministerin. Sie möchte zu den alten Mutterschutzregelungen zurückkehren, da der Personalmangel vor allem in Grundschulen eine große Herausforderung darstelle. Schwangere Lehrerinnen würden sehr plötzlich und sehr lange ausfallen und von einem Tag auf den anderen nicht mehr für den Präsenzunterricht zur Verfügung stehen. Daher wünsche sich Schopper, dass schwangere Lehrkräfte wieder mehr in Präsenz eingesetzt werden könnten. Ihr sei jedoch bewusst, dass die medizinische Expertise bei dieser Regeländerung mit einbezogen werden müsse.
Die Regierungspräsidien argumentieren dagegen. Mit der fehlenden Masken- und Testpflicht steige das Infektionsrisiko. Die steigenden Zahlen sprechen ebenfalls dafür, die Regelungen so beizubehalten. Ob geimpfte Schwangere einem geringeren Risiko ausgesetzt sind, ist ebenfalls unklar, demnach kann dieses Argument bis auf weiteres nicht beachtet werden.
Der Mangel an Personal sorgt natürlich für Probleme und muss schnellstmöglich behoben werden. Jedoch ist die Gefährdung der Gesundheit der Lehrkräfte nicht die richtige Lösung und sollte auch gar nicht erst als solche in Betracht gezogen werden. Die Gesundheit werdender Mütter und die der ungeborenen Kinder zu schützen sollte stets Priorität haben. Nun ist es wichtig an einer wirklichen Lösung für den Lehrermangel zu arbeiten.
Was denkt ihr? Sollte die Regelung bestehen bleiben oder sollten schwangere Lehrerinnen auf Grund des Personalmangels wieder in Präsenz eingesetzt werden? Lasst uns eure Meinung zu dem Thema gerne in den Kommentaren wissen.
Des Weiteren kommt ihr hier zu einer tabellarisch aufgelisteten Übersicht, welche euch und alle Beteiligten bei der Beurteilung von Gefährdungen am Arbeitsplatz und passenden Schutzmaßnahmen unterstützen soll.
Das Land Baden-Württemberg startet ein Pilotprojekt, um den Zustand der Digitalisierung an Schulen zu evaluieren.
Spätestens mit der Coronapandemie hat an vielen Schulen ein Digitalisierungsschub eingesetzt, jedoch fehlt es verlässlichen Informationen über den Stand der Digitalisierung an einzelnen Schulen. Daher hat das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) im Auftrag des Kultusministeriums unter dem Motto “Auf dem Weg zur digitalen Schule – Wo stehen wir? Wo soll es hingehen?” das Erprobungsprojekt “Tool digitale Schule” gestartet.
Ziel des Projektes ist, Schulen in Baden-Württemberg eine “interne Standortbestimmung” zum Zustand der Digitalisierung vorzunehmen, um so “schulspezifische Entwicklungsbedarfe konkret zu identifizieren, um für die eigene Schule passgenaue und zielführende Maßnahmen zur weiteren, pädagogisch ausgerichteten Digitalisierung ableiten zu können.”
Hinter dem “Tool digitale Schule” versteckt sich also ein Fragebogenpaket, welches Schulen ausfüllen und fünf Kerngebiete abfragt: Rahmenbedingungen, Datengestützte Qualitätsentwicklung, Führung und Management, Professionalität und Zusammenarbeit, Lehren und Lernen. Die Befragung von Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern soll Aufschluss über die derzeitige Situation der Digitalisierung an der Schule geben, um daraus Handlungsoptionen abzuleiten.
Bevor das Tool allen Schulen zur Verfügung gestellt wird, führt das IBBW einen Probelauf mit circa 200 Schulen durch, die sich bis Ende Juni bewerben konnten. Von Juli bis Oktober werden die Schulen befragt und die Daten ausgewertet. Bis Juli nächsten Jahres soll die Befragung evaluiert werden, um zu testen, ob der Fragebogen verlässlich funktioniert und die darauf basierenden Maßnahmen erste Wirkung zeigen.
Damit geht Baden-Württemberg einen wichtigen Schritt in Richtung datenbasierter Schulplanung.
Auch heute noch wird es teilweise als Tabuthema angesehen: der Drogenmissbrauch an Schulen. Viele Eltern möchten nicht glauben, dass ihr Kind in der Schule vielleicht raucht oder Alkohol konsumieren könnte. Sie sind in dem festen Glauben, dass Bildungseinrichtungen eine sichere und drogenfreie Umgebung für ihre Kinder darstellen. Durch die COVID-19 Pandemie und dem Krieg in der Ukraine ist der Drogenmissbrauch an Schulen ein Thema, das eher in den Hintergrund geraten ist. Doch gerade während solchen Krisenzeiten ist es wichtig, über Drogenmissbrauch und wichtiger noch, die Prävention dessen, zu sprechen.
Über die Prävention des Drogenmissbrauches an Schulen sprechen wir heute nicht ohne Grund: jährlich findet am 26. Juni nämlich der internationale Tag gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr, kurz auch oft einfach “Weltdrogentag” genannt, statt. Der Weltdrogentag wurde am 07. Dezember 1987 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um durch aktive Zusammenarbeit auf das Ziel einer drogenfreien Gesellschaft hinzuarbeiten. Im Rahmen des aktuellen #careincrisis Projektes möchten die UN darüber informieren, wie Krisenzeiten Menschen anfälliger für Drogenmissbrauch machen. Im Vordergrund steht dabei, Betroffenen Hilfe in Form von Therapie zu verschaffen und Prävention durch Information und die De-Stigmatisierung dieses Themas anbieten zu können.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder an Schulen mit Drogen konfrontiert werden – ob es nun Zigaretten, Alkohol oder Cannabis sein sollte – ist nicht gerade gering. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) untersucht dafür regelmäßig in repräsentativen Stichproben, wie viele Kinder und junge Erwachsene bereits Drogen konsumiert haben oder aktuell in welchen Zeitraum konsumieren. Für die aktuelle Alkoholsurvey, die diesen Monat erschienen ist, wurden 7.002 Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren im Zeitraum April bis Juni 2021 befragt.
Die Ergebnisse der aktuellen Stichprobe zeigen, dass die 30-Tage-Prävalenz des Rauschtrinkens sowohl bei den männlichen als auch weiblichen 12 bis 17 Jährigen Befragten rückläufig ist. Sie ist derzeit niedriger als in den frühen 2000er. Auch bei den 18 bis 25 Jährigen ist das Rauschtrinken prozentual zurückgegangen.
Im Vergleich zu 2001, in dem 27,5 Prozent der Jugendlichen angegeben hatten, bereits geraucht zu haben, ist diese Zahl signifikant zurückgegangen. Somit gaben im Jahr 2021 nur 6,1 Prozent der befragten Jugendlichen an, bereits Zigaretten geraucht zu haben oder aktuell zu rauchen.
Im Gegenteil zum Alkoholkonsum und dem Rauchen hat sich der Anteil des Cannabiskonsums unter Jugendlichen in den letzten 12 Monaten sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Befragten leicht erhöht.
Trotz dieser erkennbaren Rückgänge des Drogenmissbrauchs bleibt es weiterhin essentiell, Jugendliche über den Umgang mit Drogen und die potenziellen gesundheitlichen und mentalen Folgen zu informieren, um diesen Rückgang auch beizubehalten. Als Lehrkraft ist es unheimlich wichtig, sich für die Prävention des Drogenmissbrauches an Schulen einzusetzen, um die Schüler:innen zu schützen. Als Präventionsmaßnahme kann das Thema und seine Gefahren in einem Unterrichtsthema näher gebracht werden. Es gibt jedoch auch verschiedene Projekte, die die Prävention anregen wollen.
Der Klassenwettbewerb “Be smart – Don’t start” setzt sich in Form eines Klassenwettbewerbs zur Prävention des Rauchens ein. Seit über 20 Jahren wird dieser Wettbewerb bereits erfolgreich an Deutschlands Schulen durchgeführt. Der Wettbewerb richtet sich gezielt an die Klassen 6 bis 8 – da in diesem Alter die meisten Jugendlichen mit dem Rauchen beginnen – und möchte diese dazu bringen, rauchfrei zu bleiben und “Nein” zu Zigaretten, E-Zigaretten, Shishas, E-Shishas, Tabak und Nikotin zu sagen.
Für die Teilnahme am Wettbewerb müssen die teilnehmenden Schüler:innen einer Klasse alle zustimmen und vertraglich den Regeln einwilligen, in dem angegebenen Zeitraum rauchfrei zu bleiben und dies monatlich der Wettbewerbszentrale zu melden. Gewinner können unter anderem 5.000 Euro für die Klassenkasse gewinnen. Ziel des Wettbewerbs ist es, das Rauchen bei Jugendlichen zu verhindern oder so weit wie es geht hinaus zu zögern. Über die spezifischen Regeln, Ziele und Gewinne und wie ihr euch bei dem Wettbewerb anmelden könnt, erfahrt ihr hier.
Falls Sie das Gefühl haben, dass einer ihrer Schüler:innen Drogen missbraucht, sollten sie auf jeden Fall ihre Hilfe anbieten; jedoch ist dies mit Vorsicht zu begehen und jeder Fall individuell zu berücksichtigen, da nicht alle Umstände und Situationen gleich sind. Die GEW zeigt dafür in diesem Artikel Beispiele aus realer Präventionsarbeit.
Wurdet Ihr in Eurer Bildungseinrichtung bereits mit dem Thema des Drogenmissbrauches konfrontiert? Wie schätzt ihr den Wettbewerb BE SMART als Präventionsmaßnahme ein und würdet ihr eurer Klasse die Teilnahme an so einem Projekt vorschlagen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kam vom 21. bis 24. Juli in Leipzig zusammen, um auf dem außerordentlichen Gewerkschaftstag 2022 neue Anträge zu verabschieden und über drängende Themen der Bildungslandschaft zu debattieren. Der Gewerkschaftstag ist dabei das höchste Beschlussgremium der GEW, auf dem 432 Delegierte über die Positionen der GEW zu bildungs- und tarifpolitische Themen entscheiden. Die wichtigste Forderung der GEW ist dabei die Herabsetzung der Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden, damit Lehrer:innen mehr Zeit haben, qualitativ guten Unterricht vorzubereiten. Eine Reduzierung der Pflichtstunden sei der „Schlüssel zur Entlastung“, sagte der GEW-Experte für Tarif- und Beamtenpolitik, Daniel Merbitz. Die GEW liefert selbst eine Übersicht zu den Themen der Sitzungen, diese findet Ihr hier und hier.
Die wichtigsten Aspekte des Gewerkschaftstags in Kürze zusammengefasst:
„In den kommenden fünf bis sechs Jahren fehlen uns 200.000 Beschäftigte in der frühkindlichen Erziehung und 250.000 in den Schulen“, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern bereits vor dem Auftakt des Gewerkschaftstages. Dieser Missstand habe zwei Konsequenzen: Vorhandene Lehrkräfte seien überlastet, weswegen Reformen im Lehrberuf gefordert werden, außerdem solle der Lehrberuf attraktiver gemacht und Qualifikationshürden abgebaut werden.
Hierfür setzte sich auch die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahim ein. Sie sicherte der GEW Unterstützung für zahlreiche bildungspolitische Vorhaben zu. Dazu zählten das Vorgehen gegen den Fachkräftemangel, die Stärkung der beruflichen Bildung, eine Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes, ein Wegfall des Schulgeldes bei der Ausbildung in Erziehungsberufen, eine Besoldung nach A13 für alle Schulformen, mehr politische Bildung an Schulen, eine BAföG-Strukturreform und das Engagement für ein Wissenschaftsentfristungsgesetz. Bund und Länder müssten nochmals an ihr Versprechen aus dem Oktober 2008 erinnert werden, die Ausgaben für Bildung und Forschung auf 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern.
Um den Teufelskreis aus Überlastung und Fachkräftemangel zu durchbrechen, setzte die GEW ihr Arbeitszeitpolitik außerdem konsequent fort: Die Delegierten stimmten für einen Antrag, der neben der Erwerbs- auch die Sorgearbeit, Weiterbildung sowie politisches und ehrenamtliches Engagement in den Blick nimmt. Eine Kernforderung bleibt die gewerkschaftliche Forderung nach einer Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. „Wir müssen Vollzeitbeschäftigung neu definieren“, betonte GEW-Vorstandsmitglied Frauke Gützkow. Außerdem fordert die GEW ein Recht auf Teilzeit sowie ein Rückkehrrecht auf Vollzeit in allen Organisationsbereichen. Dieser Einsatz für flexible Arbeitszeiten müsse mit dem Engagement gegen unfreiwillige Teilzeit und prekäre Arbeitsbedingungen einhergehen – Erzieher:innen und Lehrer:innen sollen sich Teilzeit auch leisten können.
Außerdem fordert die GEW ein einphasiges und duales Masterstudium als zweiten Regelweg zum Lehramt an berufsbildenden Schulen, um zusätzliche Fachkräfte auszubilden. Für das duale, einphasige Lehramtsstudium sollten mindestens drei Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt werden. Das Studium selbst solle je nach Vorqualifikation zwei bis vier Jahre dauern.
Um die Löcher in der Bildungslandschaft zu stopfen erklärte die GEW das Motto „Ungleiches ungleich behandeln“ zur Methode. Überforderte oder schlechter situierte Schulen müssten mehr Förderung erhalten. Dies geht mit der Warnung vor einer Erosion von Chancengleichheit einher: Kinder müssten in ganz Deutschland die selbe Chance auf die selbe Bildung haben, ein Grundsatz, der durch stark unterschiedlich leistungsfähigen Schulen bedroht ist. Während Deutschlands Schulen jedes Jahr 50.000 Jugendliche ohne Abschluss entließen habe sich diese Zahl in den vergangenen beiden Pandemiejahren verdoppelt. Dies steht in Verbindung mit den zum Teil nur mangelhaft finanzierten digitalen Bildungsangeboten der Schulen.
Bundeskanzler Olaf Scholz sprach per Videobotschaft ebenfalls auf dem Gewerkschaftstag und sprach genau diese drohende Ungleichheit an: „Wir brauchen ein Bildungssystem, das jedem und jeder die Chancen auf einen Bildungsweg eröffnet, den er oder sie einschlagen möchte“, sagte Scholz in seiner Videobotschaft. „Gute Bildung darf nicht von der Herkunft, dem Geldbeutel oder dem Wohnort abhängen.“. Zudem verwies er darauf, dass jeder Bildungsabschluss wichtig sei und anerkannt gehöre. Es müsse nicht immer das Abitur und ein Hochschulstudium sein, auch eine Berufsausbildung sei eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Bildungsweg.
Videobotschaft des Bundeskanzlers Olaf Scholz an die GEW
Quelle: Youtube
Um die Bildungsgleichheit zu gewährleisten verabschiedeten die Delegierten unter anderem einen Dringlichkeitsantrag, der eine deutliche Erhöhung der studentischen Ausbildungsförderung auf 1.200 Euro fordert. Aktuell liegt der Höchstbetrag bei monatlich 752 Euro (mit Zuschlag zu Kranken- und Pflegeversicherung bei 862 Euro). Das sogenannte BAFÖG solle außerdem elternunabhänger gestaltet werden, die GEW sieht dort erheblichen Nachbesserungsbedarf in der Bundespolitik.
Auch aktuelle politische Diskurse fanden ihren Platz auf dem Gewerkschaftstag. Die Ukrainekrise veranlasste die GEW noch einmal im Besonderen dazu, die Voraussetzungen für eine schnellstmögliche Integration Geflüchteter zu fordern. Bund und Länder sollten die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen in Kitas, Schulen und Hochschulen, sowie eine berufliche Qualifizierung ermöglichen. Der Krieg in der Ukraine habe Millionen Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, in die Flucht gezwungen. Deutschland und seine Bildungseinrichtungen müssten ein sicherer Zufluchtsort für alle Geflüchteten sein.
Beschlossen wurde außerdem der Antrag „Es gibt keine Arbeit auf einem toten Planeten – für ein lebendiges Klima in Lehre und Forschung“. Künftig will sich die GEW noch stärker in Debatten über die Folgen des Klimawandels für Hochschulen und Forschungsinstitute, die zugleich auch Lehr- und Lernorte seien, einmischen. Der Begriff Klima wird dabei weit gespannt und zusammen mit sozialer Gerechtigkeit gedacht: Klimaschutz sei mehr als Energiesparen und Müllvermeidung, eine sozial-ökologische Transformation brauche vielmehr ein ganzheitliches Konzept. Hochschulen und Forschungsinstitute müssten dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Dieser Vorstoß der GEW liegt auf einer Linie mit einer Positionierung und Engagement gegen Kinderarbeit. Seit 2011 engagieren sich Ehrenamtliche der GEW-Stiftung „fari childhood“ auf diesem Feld. „Der Kampf gegen Kinderarbeit gehört zur DNA jeder Gewerkschaft“, sagt Marlis Tepe, Vorstand der Stiftung, die dieses Jahr mit Standing Ovations ihr Amt niederlegte. „Wir kämpfen für gute und faire Arbeitsbedingungen, und wir kämpfen auch politisch gegen Kinderarbeit“. Dass die GEW dabei gehört wird, zeige die Verabschiedung des deutschen Lieferkettengesetzes im zurückliegenden Jahr.
Eine weitere Frage der sozialen Gerechtigkeit bearbeitete die GEW mit den Forderungen, Kinder aus der Armut zu holen und soziale Arbeiter:innen an Schulen zu stärken. „Jedes Kind in Deutschland soll gute Chancen auf Teilhabe und Bildung haben, und zwar von Anfang an“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) in ihrer Videobotschaft an die Delegierten des GEW-Gewerkschaftstages. Dies will die Ministerin durch ein Qualitätsentwicklungsgesetz und bundesweite Standards erreichen. Mit einem Investitionsprogramm in Höhe von 2,75 Milliarden Euro werde der Bund Länder und Kommunen bei einer zuverlässigen und guten Ganztagsbildung unterstützen, auch, um neue Fachkräfte für eine gute Ganztagsbildung zu gewinnen.
Was haltet Ihr von den Forderungen der GEW? Sind sie umsetzbar, sind sie sinnvoll? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare!
Digitale Klassenzimmer und Tools sind während des Homeschoolings in der Pandemie unentbehrlich geworden. Die Softwarelösungen ermöglichen es Lehrkräften ihren Unterricht schnell und unkompliziert von zu Hause aus abzuhalten. Darüber hinaus lassen sich Lerninhalte so spannend und zeitgemäß vermitteln. Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch hat nun 164 Produkte im Hinblick auf die Einhaltung des Datenschutzes getestet. Das Ergebnis ist erschreckend: 149 der getesteten Applikationen, also 89 Prozent, sammeln offenbar Daten ihrer jungen User:innen.
Das Tech-Unternehmen an den Nutzerdaten ihrer Kunden verdienen ist kein Geheimnis. Wer beispielsweise in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, wird das unangenehme Gefühl kennen andauernd mit scheinbar personalisierter Werbung zu gebombt zu werden. An diesen Umstand haben wir uns längst gewöhnt. Seiten wie Instagram und Co. sind kostenfrei, weil wir nun mal mit unseren persönlichen Daten bezahlen. Deutlich schwieriger wird es hingegen bei Programmen, die im Unterricht genutzt werden sollen. Denn hier ist die Nutzung der Software teilweise unvermeidbar, um überhaupt richtig am Unterricht teilnehmen zu können. Dies trifft auch auf einige der betroffenen Programme zu. Human Rights Watch kritisiert dabei insbesondere, dass die betroffenen EdTech-Produkte von 49 Regierungen weltweit gefördert wurden.
Human Rights Watch gibt in der Analyse auch einen Überblick über die Art der gestohlenen Daten: So zeichnen die Tools beispielsweise auf, zu welchen Zeitpunkten sich die Schüler:innen in die Apps einloggen und was sie dort machen. Auch die Kontakte zwischen den Schüler:innen werden ausgewertet, genauso von welchem Endgerät aus die Software genutzt wird. Darüber hinaus könnten die Daten mit andernorts gesammelten Informationen kombiniert werden, um beispielsweise Rückschlüsse über Vorlieben oder gar die Persönlichkeit der Nutzer:innen zu ziehen. So lässt sich ein detailliertes Profil über die User:innen erstellen, welches sich zu Werbezwecken nutzen lässt. Ein No-Go für die Organisation: “Kinder sollten in der Schule sicher sein, egal ob vor Ort oder Online,” kommentierte Hye Jung An, Mitarbeiterin im Bereich Kinderrecht bei der Human Rights Watch, die Ergebnisse. Die NRO wirft sowohl den EdTech-Unternehmen als auch den verantwortlichen Regierungen schwere Verletzungen der Persönlichkeitsrechte vor
Alle 149 der betroffenen Produkte und Hersteller aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, deshalb wollen wir hier nur eine Auswahl der bekanntesten Namen auf der Liste geben: Scharf kritisiert wurde unter anderem die Adobe Connect App, eine Anwendung mit der sich Videokonferenzen abhalten lassen. Human Rights Watch entdeckte im Code der Software die Möglichkeit Telefonnummern von Nutzer:innen zu sammeln. Auch in Microsoft Teams und der beliebten Anwendung Moodle finden sich die selben sogenannten SDKs (Software Developer Kits) zum Sammeln von Daten. Human Rights Watch fordert die Regierungen in der Kampagne #studentsnotproducts auf, die Gesetze für den Datenschutz im Bereich eLearning zu verschärfen und Lücken, die einen solchen Missbrauch möglich machen, auszumerzen. Eine wichtige Forderung, da EdTech-Produkte mit der fortschreitenden Digitalisierung des Bildungssektors immer bedeutender werden.
Was sagt ihr zum Bericht? Benutzt ihr eines der betroffenen Produkte im Unterricht? Den kompletten Report der Organisation samt Forderungen zur Verschärfung des Datenschutzes findet ihr hier.
Das Schulfach Informatik ist in Österreich an den AHS (Allgemeinbildenden höheren Schulen) und an den Hauptschulen bereits seit Jahren spätestens ab der 9. Klasse ein fester Teil des Unterrichts. Aufgrund von schulautonomer Regelungen kann die Informatik natürlich auch schon an einem früheren Zeitpunkt in den Unterricht integriert werden. Viele Schulen in Österreich, darunter auch das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Lichtenfels in Graz, bieten darüber hinaus freiwillige Informatik-Kurse für jüngere Schüler:innen an. Neben schuleigenen Initiativen, die das digitale Lernen fördern, möchte die österreichische Bildungslandschaft jedoch nun einen neuen Schritt wagen.
Ab kommenden Herbst soll die Teilnahme an solchen Kursen für die digitale Grundbildung an den Schulen Österreichs nicht mehr abhängig von der freiwilligen Teilnahme sein; “Digitale Grundbildung” soll tatsächlich als eigenes Pflichtfach eingeführt werden. Im Rahmen des Schulfaches sollen dabei Medienkompetenz, Anwendungskompetenz und informatische Kompetenz gelehrt werden.
Starten soll diese Grundbildung in den ersten bis zu den dritten Klassen der Mittelschulen, im Jahr darauf sollen auch die vierten Klassen folgen. “Digitale Grundbildung” soll vorerst mit einer Wochenstunde unterrichtet werden, Schüler:innen sollen im Voraus mit Laptops und Tablets ausgestattet sein.
Für die digitale Grundbildung hat das Bildungsministerium 150 neue Planstellen eingerichtet. Die Schulen müssen zunächst selbst entscheiden, wer die digitale Grundbildung unterrichten soll, da ein eigenes Lehramtsstudium für das Fach zwar geplant ist, aber noch in den Kinderschuhen steckt. Der Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft, die Gewerkschaft der allgemeinbildenden höheren Schulen in Österreich, Herbert Weiß, sieht dies jedoch nicht als mögliche Hürde an. Nach Angaben Weiß’ werde keiner Probleme haben, das Schulfach zu lehren, der schon davor die unverbindliche informatische Übung gelehrt hat, da der Lehrplan nahezu deckungsgleich sei. Informatiklehrer, so Weiß, die bis jetzt Informatik in Oberstufen gelehrt haben, könnten dies ja nun für das neue Schulfach für die jüngeren Jahrgänge übernehmen.
Verschiedene Akteure haben den Lehrplan für die “Digitale Grundbildung” begutachtet und Stellungnahme dazu bezogen. Dadurch kamen einige Kritikpunkte zusammen.
Kritik kommt von, Petra Missomelius, die in jener Arbeitergruppe die Vorarbeit der Lehrpläne geleistet hat. „Leider hat sich in der Rahmung und der Konkretisierung des Pflichtgegenstandes einiges geändert, das nicht in der Absicht der Lehrplan-Erstellenden lag“, so Missomelius. Sie fügt hinzu, dass wenn der Lehrplan wie Informatik 2.0 konzipiert sei, würden primär Informatiklehrkräfte unterrichten; jedoch soll es ein Schulfach sein, das auch z.B. Sprach- und Geographie Lehrkräfte unterrichten können.
Seitens der Wirtschaftskammer wird ebenfalls Kritik laut. Nach Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmenberatung, Buchhaltung und IT (UBIT), habe der vorliegende Entwurf des neuen Schulfaches „mehr mit der Vermittlung von Medienkompetenzen als mit echten Informatikkompetenzen zu tun, die von den Unternehmen dringend benötigt werden“. Er fordert die Umbenennung des Schulfaches in “Informatik und Digitale Grundbildung”.
Die Informatik-Fakultät der Uni Wien gibt ebenfalls an, dass der Lehrplan für ein einstündiges Schulfach, das an Mittelschulen unterrichtet werden soll, “überfrachtet” sei. Nach ihren Angaben soll die Medienbildung und -kompetenz im Rahmen anderer Schulfächer gelehrt werden.
Im Rahmen unserer Themenwoche “Didaktik”, die sich heute dem Ende neigt, haben wir bereits über einige Bildungskonzepte berichtet.
Auch in der deutschen Bildungslandschaft bleiben Diskussionen um die Festigung der digitalen Grundkenntnisse im Unterricht aktuell. Informatik wird in Deutschland noch nicht einmal in allen Bundesländern gelehrt und wenn, stellt es meistens ein Wahlpflichtfach dar. Letztes Jahr hat Lehrer News bereits über die Relevanz der Informatik als Pflichtfach in Deutschland berichtet. Anfang Juni wurde ebenfalls von der Entwicklung des digitalen Unterrichts in NRW berichtet und im März hat Lehrer News die Tech4Girls vorgestellt, eine Initiative, die informatische Grundkenntnisse bei jungen Mädchen fördern möchte. Ein Fach wie die “digitale Grundbildung” bleibt in Deutschland vorerst aber eine Vision für die Zukunft.
Wird an Eurer Schule aktiv der Umgang mit informatischen Kenntnissen gelehrt? Wünscht Ihr Euch eine bessere Lehre der digitalen Fähigkeiten an Eurer Schule und würdet Ihr so ein Konzept, wie das in Österreich, auch bei uns als nützlich einschätzen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Der Begriff der Bildung ist in aller Munde und normalerweise positiv besetzt. Ein gewisser Grad an Bildung gilt als unerlässlich, um in der Leistungsgesellschaft bestehen und einen halbwegs selbstbestimmten Lebensweg beschreiten zu können. Doch was ist eigentlich gemeint, wenn von Bildung die Rede ist? Ein Überblick über drei verschiedene Bildungskonzepte.
Bildung an sich und damit den Gegenstand der Bildungstheorie(n) begrifflich zu definieren, ist eine gewagte Unternehmung, wie der Pädagoge Erich Weber 1999 bemerkte:
„Die Bedeutungsvielfalt des Bildungsbegriffs reicht von der weitesten Fassung, wonach ‚alles Leben bildet‘, bis zur engsten Auffassung von geistiger Bildung als lernende Auseinandersetzung mit überlieferten Kulturgütern […]. Die terminologische Verwirrung nimmt noch zu, wenn die allgemeine Menschenbildung von der speziellen (beruflichen) Ausbildung unterschieden wird.”
Die Inhalte, Ziele und Methoden der Vermittlung von „Bildung“ sind darüber hinaus dem Wandel gesellschaftlicher Verhältnisse unterlegen. Die folgende Auswahl stellt drei bedeutende Bildungstheoretiker aus dem 18./19. und 20. Jahrhundert vor und soll Interesse für die weitere Lektüre ihrer Werke wecken.
Trotz der Pluralität des Bildungsbegriffs besteht relative Einigkeit darüber, dass Wilhelm von Humboldt ein wichtiger Referenzpunkt für bildungstheoretische Diskussionen seit dem frühen 19. Jahrhundert war und ist. Humboldt, der wichtigste Protagonist des Neuhumanismus, definiert Bildung wie folgt:
„[A]lles, was Menschen Wert gibt, umfassenden Zweck […]; höchste Mannigfaltigkeit in der Ausbildung, Sinn für Gabe und Genuß […], und dann Kraft genug, die höchste Mannigfaltigkeit aufs höchste zu vereinfachen, das Viele immer auf das Eine zu beziehen, in jedem einzelnen immer Seiten zu finden, wo es mit allem zusammenschmilzt“.
Schon Humboldt begriff Bildung also als etwas umfassendes. Charakteristisch für die Neuhumanisten ist ihr Bestreben, die den Menschen innewohnenden Potentiale und Talente in jedweder denkbaren Form zu erwecken und zu fördern. Dieser Prozess kann sich, im Bemühen der menschlichen Individualität entsprechen zu wollen, nicht entlang eines für alle gleichermaßen geltenden, extern vordefinierten Ideals vom gebildeten oder zu bildenden Subjekt vollziehen. Stattdessen ist Selbstbildung eine notwendige Bedingung zur Erreichung dieses Ziels. Eine Selbstbildung, die das Individuum jedoch nicht im luftleeren Raum, sondern in einer Wechselbeziehung mit der Außenwelt zu leisten hat: „In dem Tätigsein seiner Vermögen ändert der Mensch die Welt, und als neues Objekt der Vermögen wirkt die veränderte Welt auf den Menschen zurück“. Durch Humboldts Gedanken schimmert schließlich der Geist der Aufklärung: Bildung heißt nach seinem Verständnis nicht, die Menschen von oben herab zu etwas zu erziehen, sondern ist die Folge freier Entscheidung und selbstbestimmten Handelns freier Individuen.
Die weiteren Diskussionen zum Wesenskern der Bildung befassten sich im 18. und 19. Jahrhundert allerdings stärker mit der Frage, wie eine gegenwartsorientierte Bildung auszusehen habe. Die Neuhumanisten wiesen eine starke Affinität zu antiken Bildungsidealen auf, samt einem starken Fokus auf die lateinische und altgriechische Sprache. Überhaupt erscheint Humboldts Vorstellung, die mannigfaltigen Kräfte der Individuen durch Bildung, beziehungsweise die Möglichkeit zur Selbstbildung, zu mobilisieren, nur sehr bedingt mit den praktischen Erfordernissen der Moderne vereinbar. Dementsprechend fand der Individualismus des wohl bekanntesten Bildungstheoretikers im 19. Jahrhundert wenige Anhänger.
Einen im Lichte der Industrialisierung und Herausbildung der Nationalstaaten stärker realitätsbezogenen Ansatz findet sich in Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770-1831) Bildungstheorie. Das Individuum soll in einem Bildungsprozess animiert werden, sich Wissen über die Welt anzueignen. Erst dadurch ist es befähigt sein Handeln als ein von Eigeninteresse geleiteter homo oeconomicus, aber auch als homo politicus mit staatsbürgerlichem Bewusstsein für das Gemeinwesen, schrittweise zu reflektieren. Erst indem das Individuum sich qua Aneignung von Wissen zu Reflexionen über die Widersprüchlichkeit seiner eigenen Rolle – einerseits als von Eigeninteressen geleiteter bourgeois in der ökonomischen Sphäre, andererseits als citoyen – befähigt wird, wird es in die Lage versetzt, kritische Urteile zu fällen. Die durch Bildung zu erreichende Urteilsfähigkeit animiert schließlich dazu, auch die eigene Identität in der kritischen Auseinandersetzung mit der Außenwelt erst zu hinterfragen und schließlich neu zu bilden. Diese Neubildung der eigenen Identität findet im Bildungsprozess statt, in dem das Wissen über die Welt und die eigene Rolle in ihr fortwährend reflektiert, überprüft und erweitert wird. Dazu schreibt der Erziehungswissenschaftler Georg Zenkert: „Indem [das Individuum] in der Sphäre der Gesellschaft seine privaten Präferenzen verfolgt, findet es im Staat als dem Gemeinwesen seine Identität, die Garantie für rechtliche Verhältnisse und die Bedingungen der Kooperation mit anderen.”
Anders als bei Humboldt ist die Grundlage von Bildung hier nicht die Individualität des Einzelnen und ihr Ergebnis nicht die möglichst umfängliche Entfaltung seiner individuellen Potentiale. Stattdessen geht es Hegel um die Emanzipation des Individuums von einer ich-bezogenen Identität mittels Bildung und um seine Eingliederung in die politische und ökonomische Sphäre. Das bedeutet aber keineswegs, dass das hegelsche Bildungskonzept anti-individualistisch ausgerichtet wäre: Erst der gebildete Mensch ist befähigt, ihm auferlegte Konventionen, Regeln und Verhältnisse zu verstehen und zu kritisieren, weil er in der Lage ist, seine eigene Existenz im Kontext einer sein Denken und Handeln prägenden Umwelt, zu verstehen.
Die beiden beleuchteten Bildungstheorien Humboldts und Hegels beinhalten verschiedene positive Aspekte von Bildung: Die Selbstwerdung des Individuums, die Entfaltung seiner Fähigkeiten, Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung. Mit dem Sprung ins 20. Jahrhundert und zu Heinz-Joachim Heydorn (1916-1974) wird Bildung auch als soziales Gut verstanden, als Fähigkeit der (politischen) Mitbestimmung und als Fähigkeit, solidarisch zu denken und zu handeln. Bereits bei Hegel findet der Bildungsprozess des Menschen ausdrücklich in einem gesellschaftlichen Kontext statt. Wie der deutsche Idealist Hegel ist Heydorn ein Kind seiner Zeit, in seinem Fall der jungen Bundesrepublik. 1946 ist er Mitbegründer und erster Bundesvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). Er war früh darauf bedacht, die politischen Kräfteverhältnisse in Westdeutschland zu ändern. Es ist demnach nur konsequent, dass Heydorn diesem Anspruch und dem Wunsch nach Veränderung während seiner wissenschaftlichen Karriere ab den 1950er Jahren treu blieb.
Wie der Terminus nahelegt, ist es Anspruch der Kritischen Bildungstheorie, die zeitgenössischen und historischen Bildungsideale einer gründlichen Kritik zu unterziehen. Das zentrale Ergebnis dessen lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: „Bildung ist ein ebenso mächtiges Instrument der Veränderung, wie sie Instrument der Stabilisierung ist“. Das erscheint paradox, wird doch dem gleichen Gegenstand, der Bildung, eine diametrale Wirkung zugesprochen. Sie wird beschrieben als potentielles Mittel der Konservierung des Bestehenden, gleichzeitig aber der Veränderung. Die Feststellung Bildung sei ein potentielles Instrument zur Stabilisierung eines bestehenden Herrschaftssystems, impliziert bereits den Zusammenhang zwischen Bildung und Herrschaftsverhältnissen. In einer seiner zentralen Schriften, „Über den Widerspruch von Bildung und Herrschaft“, beschreibt Heydorn den Wandel der Formen und Funktionen von Bildung in verschiedenen Gesellschaftsformen. In der bürgerlich-kapitalistischen Phase der Menschheitsgeschichte erhält Bildung schließlich eine institutionalisierte Form und Reproduktionsfunktion. Heydorn sieht im Bildungssystem seiner Zeit ein enormes emanzipatorisches Potential. Die Bildung, nicht nur kleiner Teile der Bevölkerung, sondern aller in Form der allgemeinen Schulpflicht, bietet die Grundlage, die Unmündigkeit der Massen zu überwinden. Sie bietet Pädagog:innen außerdem Räume kritischen Denkens. Anstatt eines, die Sozial- und Klassenstruktur der alten BRD reproduzierenden, dreigliedrigen Schulsystems, plädierte Heydorn für eine integrative Gesamtschule.
Bildung kann aus verschiedenen Perspektiven theoretisch gedacht werden. Sie war Thema der antiken Philosophie, von mittelalterlichen Theologen, der Aufklärung und der Moderne. Auch Humboldts, Hegels oder Heydorns Werk kann nicht isoliert von der begriffsgeschichtlichen Entwicklung von Bildung und der Weiterentwicklung von Bildungstheorien gedacht werden. Sind bei Humboldt antike Bezüge prägend (Aristoteles), so ist es in Hegels Bildungskonzept Rousseau mit seiner Unterscheidung zwischen dem Menschen als ökonomisch denkenden Bürger/Bourgeois und Citoyen als politischem Wesen. Heydorns Bildungstheorie fußt letztlich auf einer Analyse der Herrschaftsverhältnisse mehrerer Jahrtausende, von der antiken Welt bis zur modernen bürgerlichen Gesellschaft. Die historischen Bezüge der Bildungstheorie führen vor Augen, dass bildungstheoretisches Denken auch in Zukunft unverzichtbar sein wird.
Mehr zu Bildungstheorie findet ihr im Rahmen unserer Themenwoche Didaktik in diesem Artikel. Was denkt ihr, welche Bildungstheoretiker:innen sind für unsere Zeit besonders inspirierend und warum? Wie sollte Bildung heutzutage gedacht werden? Hinterlasst gerne einen Kommentar!
Im Rahmen unserer Themenwoche Didaktik wollen wir uns heute mit dem Bildungsideal der Aufklärung auseinandersetzen. Bildungsideale wie dieses haben heutzutage nicht den besten Ruf; scheinen irrelevant. In der auf Hochglanz polierten Welt des Digitalen fristen sie ein tristes Dasein auf verstaubten Regalen.
Dabei haben sie gerade wegen der Digitalisierung eine neu gewonnene Relevanz, der wir uns heute auch widmen wollen. Die umfassenden Veränderungen durch die zunehmende Vernetztheit der Welt, werden auch Schüler:innen vor Herausforderungen stellen. Wenn man sich also im schulischen Kontext damit beschäftigt, sollte man zumindest eine Vorstellung davon haben, warum man dies tut und wie.
Doch zunächst muss geklärt werden, was ein Bildungsideal überhaupt ist, welches wir beherzigen sollten und warum sie vielleicht nicht ganz zu Unrecht einen mittelmäßigen Ruf haben.
Wie der Name schon nahelegt, sind Ideale niemals vollständig Wirklichkeit, sondern stets die Formulierung einer Wunschvorstellung. Sie sagen nicht, was Bildung ist, sondern was und wie sie sein sollte und welchen Zweck sie haben sollte. Diese Frage wird seit Menschengedenken kontrovers diskutiert und es verwundert nicht, dass gerade in Utopien, die ja einen Wunschort darstellen, Bildung und Wissensvermittlung zum Thema gemacht werden.
Schon in Platons „Der Staat“ nimmt die Bildung der Menschen einen großen Raum ein. Alle Bürger:innen des Staates sollen gebildet werden. Insbesondere die “Wächter”, also die Armee, soll umfassend gebildet sein, um ihrer Aufgabe charakterlich gewachsen zu sein. Weltberühmt ist natürlich das Höhlengleichnis, das aufzeigen soll, wie sich der Mensch durch Erkenntnis und Bildung selbst befreien kann (hier findet ihr ein Video von TED-Ed zum Höhlengleichnis).
Auch in anderen berühmten Utopien hat Bildung einen hohen Stellenwert. In Thomas Morus „Utopia“, das dem Genre seinen Namen gab, ist das Besuchen von Vorlesungen eine beliebte Freizeitaktivität – eine Vorstellung, die angesichts von Anwesenheitspflichten und dem Jagen nach ECTS-Punkten an Universitäten fast schon komisch anmutet.
Im „Sonnenstaat“ von Tommaso Capanella ist Bildung gar so wichtig, dass die gesamte Architektur der Stadt darauf ausgerichtet ist, das umfassende Wissen der Bewohner:innen darzustellen, denen außerdem regelmäßig aus einer Art Bibel der Wissenschaft, dem Buch „Weisheit“, vorgelesen wird. Francis Bacon wiederum erhebt in „Neu-Atlantis“ das Streben nach Wissen gar zur Staatsräson und die Wissenschaft ist Leuchtturm seines fiktiven Königreiches.
Es ist also oftmals im Fiktionalen, dass Wissen und Bildung gelobt und bejubelt wird. Utopien sind dabei auch Kritiken an bestehenden Verhältnissen. Damit haben Bildungsideale auch eine negative Qualität, sie befürworten nicht nur eine bestimmte Art der Erziehung und Bildung, sondern entstehen oft als Gegenentwürfe zu den jeweils herrschenden Bildungssystemen, zielen darauf ab, diese zu kritisieren.
Dieser kleine Exkurs verrät aber noch nichts über den Inhalt dieser Ideale oder dem wirkmächtigsten aller Bildungsideale: dem der Aufklärung. Denn dieses ist es, dass auch heutzutage von Bedeutung sein sollte, aber diese zunehmend zu verlieren scheint. Was also ist das Bildungsideal der Aufklärung?
Die Aufklärung des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts stellte den Menschen, das Individuum, in den Mittelpunkt. Aufgeklärt zu sein heißt, selbstbestimmt handeln zu können und nicht abhängig zu sein von Autoritäten. „Aufklärung ist“, wie es bei Kant bekanntermaßen heißt, „der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“. “Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen”, ist daher der Leitspruch der Aufklärung.
Bildung ist dabei zum einen der Schlüssel zum Erlangen der Mündigkeit, der Fähigkeit selbstverantwortlich in Freiheit und Selbstbestimmung in der Welt zu Handeln.
Zum anderen aber hat Bildung in diesem Verständnis einen Wert an sich, der nicht unmittelbar an ökonomische Nützlichkeiten gebunden ist. Bis heute prägt insbesondere die Konzeption des preußischen Reformers Wilhelm von Humboldt diese Vorstellung. Im Humboldtschen Bildungsideal zielt der “allgemeine Schulunterricht auf den Menschen überhaupt”. Allen Menschen soll unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Klasse die gleiche Bildung zur Verfügung stehen. Daher setzte sich Humboldt für ein Bildungssystem ein, das ohne Ansehen der Herkunft, Schüler:innen fördern sollte und forderte die Unabhängigkeit der Wissenschaft.
Ziel jeder Bildung ist für Humboldt die “Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit zu führen”. Auch gebe es “gewisse Kenntnisse, die allgemein sein müssen, und noch mehr eine gewisse Bildung der Gesinnungen und des Charakters, die keinem fehlen darf”. Wer in so einem Sinne zum aufgeklärten Menschen gebildet wird – glaubte Humboldt – werde keine Probleme haben, auch im Berufsleben Erfolg zu haben.
Daher schade es beispielsweise dem Tischler nicht, ein wenig Griechisch gelernt zu haben und dem Gelehrten nicht, ein wenig tischlern zu können, meinte Humboldt. Von dieser Vorstellung scheint jedoch abgesehen von der Einheit von Forschung und Lehre wenig übrig geblieben zu sein. Warum eigentlich?
Das liegt unter anderem daran, dass Schule und Bildung immer mehr unter Gesichtspunkten der Wirtschaft und der Selbstoptimierung gesehen werden. Immer mehr wird darauf abgezielt, Schüler:innen zu kompetenten Arbeitskräften auszubilden, die die Bedürfnisse der Wirtschaft ideal befriedigen können.
Während an den Universitäten vom universalistischen Bildungsanspruch nicht mehr viel übrig ist, da Studierende durch Regelstudienzeiten und Creditpointsystemen immer mehr eingeengt werden, lernen schon Kindergartenkinder Fremdsprachen.
Letzteres nicht, um Kindern die Schönheit von Sprachen näher zu bringen, sondern wohl eher weil es ein “Asset” auf dem Arbeitsmarkt darstellt, wenn man mehrsprachig ist. Auch die Schulen selbst sind Teil dieser Entwicklung. Sinnbildlich stehen dafür die immer wieder vorgebrachten Forderungen, Schüler:innen sollen lieber lernen, wie man Versicherungen abschließt oder Steuererklärungen abgibt, statt, um ein beliebtes Beispiel zu nennen, Gedichte zu analysieren.
Nun ist es selbstverständlich, dass Schulen ihre Schüler:innen gut auf das zukünftige (Berufs-)Leben vorbereiten sollen und es nicht prinzipiell problematisch ist, wenn eine Vierjährige französisch lernt oder man im Sachkundeunterricht über Bewerbungen spricht. Doch die zunehmende Fokussierung auf diese Aspekte führt dazu, dass alles nicht unmittelbar Verwertbare aus Schule und Unterricht zu verschwinden droht.
Natürlich ist es im Grunde müßig, Schüler:innen Literatur oder Geschichte zu vermitteln. Ebenso müßig mag es sein, Kindern etwas über die Entstehung von Sternen beizubringen, wenn dies keinen unmittelbaren Bezug zu ihrem künftigen Berufsleben hat. Aber sollte nicht auch in der Schule “Müßiges” vermittelt werden, das vielleicht einen eigenen Wert hat? Eine demokratische Gesellschaft sollte aus mündige, selbstständige Bürger:innen mit vielfältigen Interessen und lebhafter Kreativität bestehen und die bekommt sie nicht, wenn sie ihren Kindern hauptsächlich beibringt, wie man Formulare ausfüllt oder Steuern spart.
Allerdings müssen sich jene, die sich auf humanistische Prinzipien berufen, auch an die eigene Nase fassen. Zu oft versteckt sich dahinter elitäre Vorstellungen, die der Gesellschaft und damit den Schüler:innen von oben herab verordnen wollen, welche Bücher zu lesen und welche Musik zu hören seien. Es verwundert nicht, dass der Ruf des aufklärerischen Ideals leidet, wenn es in den Dienst der eigenen Selbstherrlichkeit a la Marcel Reich-Ranicki oder Denis Scheck gestellt wird. Und auch die, die es gut meinen, beharren zu oft zu sehr auf dem Alten, zitieren stets Goethe und Schiller, haben keine Ahnung von den tatsächlichen Interessen und Wünschen der Schüler:innen und wittern bei allem Neuen gleich Kulturverfall. Doch die vielfältigen neuen Ausdrucksformen, die durch die Digitalisierung ihren Weg in die breite Öffentlichkeit finden, sind nicht per se schlecht, natürlich nicht.
Das führt schließlich zum Zustand der Digitalisierung des Unterrichts. Auch hier dominieren Forderungen, die darauf abzielen, Schüler:innen zu kompetenten Arbeitskräften der Zukunft zu machen. Doch sollte sich die Digitalisierung der Schulen tatsächlich darin erschöpfen, zu lehren, wie man ein bestimmtes digitales Werkzeug einsetzt? Deuten wir die aufklärerischen Ideal für die Gegenwart neu, könnte man sagen: Nein, die Schüler:innen selbst müssen im Mittelpunkt des Digitalen stehen. Es muss darum gehen, ihnen die Mittel an die Hand zu geben, um auch im Digitalen mündig agieren zu können.
So meint etwa Dr. Harald Gapski, Forschungsleiter des Grimme-Instituts: “Seit der Aufklärung ist Bildung eng mit Prinzipien der Vernunft, Mündigkeit und Emanzipation verbunden”. Er fordert, dass “aufklärerische und nicht-zweckfunktionale Bildungsziele in ihren erkenntnisbezogenen, ethisch-moralischen und politischen Ausprägungen” verstärkt Eingang in die Schule finden sollten, um so kritische Bildung zu fördern.
Anders ausgedrückt: Schule muss es primär ermöglichen, dass Schüler:innen mündige, souveräne Bürger:innen in der digitalen Welt werden können. Es spricht nichts dagegen, Kindern und Jugendlichen beispielsweise das Programmieren beizubringen, aber es sollte gefragt werden, zu welchem Zweck das geschieht. Geht es hauptsächlich darum, den großen Tech-Konzernen Arbeitskräfte bereitzustellen oder darum Schüler:innen die Möglichkeit zu gewähren, informiert über die Anwendung neuer Technologien nachzudenken? Schüler:innen sollten (sowie alle Menschen) im Sinne Kants als Zweck an sich behandelt werden, nicht als bloßes Mittel.
Es sollten Räume geschaffen werden, in denen kritisch und reflektiert über die Anwendung künstlicher Intelligenz, Big Data etc. nachgedacht werden kann. Um Humboldts Beispiel des Tischlers und Gelehrten zu aktualisieren: Es schadet dem künftigen Journalisten nicht, etwas vom Programmieren zu verstehen und es hilft der künftigen Programmiererin, sich einmal mit Moralphilosophie beschäftigt zu haben.
Auch das humanistische Element des aufklärerischen Bildungsverständnis kann selbstverständlich erhalten bleiben. Es spricht nichts dagegen, die Kreativität, die in Computerspielen, digitaler Kunst und digitalen Communities steckt, im Deutsch- oder Kunstunterricht aufgeschlossen zu thematisieren.
Bedeutender ist aber der Wunsch, Bildung allen gleichberechtigt zukommen lassen zu wollen. Das war zu Humboldts Lebzeiten nicht der Fall und ist es auch heute nicht. Die Digitalisierung bietet die Möglichkeit, mit neuen Methoden etwas gegen die andauernde Bildungsungleichheit in Deutschland zu tun. Dies aber ist kein Selbstläufer, sondern verlangt ein ehrliches Bekenntnis zu diesem Ideal.
Solche Vorstellungen mögen utopisch klingen, aber es sind ja eben die Utopien, in denen idealistische Bildungskonzepte ihren Platz haben.
Unter “Gehirngerechtem Lernen” versteht man heutzutage Lernmethoden, die sich für die Struktur unseres Gehirns wesentlich besser eignen als der klassische “Frontalunterricht”, der auf das Auswendiglernen und Wiederholen von Lektionen setzt. Mitbegründet wurde dieser Denkansatz von der 2011 verstorbenen Bestsellerautorin Vera F. Birkenbihl. Sie selbst brach das Gymnasium ab, studierte dann jedoch in den USA Psychologie und Journalismus, wobei sie mit den bahnbrechenden Veröffentlichungen von Roger Sperry in Kontakt kam.
Der Psychologieprofessor erhielt 1981 den Nobelpreis für seine Beschreibung der unterschiedlichen Funktionsweise der rechten und linken Gehirnhälfte. Auf dieser Forschung baute Birkenbihl eine überaus erfolgreiche Karriere als Rednerin, Mentorin und Autorin auf, die sich inhaltlich mit neuen Wegen, zu Lernen auseinander setzte. Dass beim klassischen Schulunterricht nämlich “nichts hängen blieb”, bemerkte Birkenbihl schon in ihrer eigenen Zeit als Schülerin. Ausgehend vom Erlernen neuer Sprachen entwickelte sie Methoden und Übungen, die versprachen, die Lernkapazitäten unseres Gehirns besser mit einzubeziehen.
In Bezug auf Sperrys Arbeit nutzte Birkenbihl eine heutzutage recht bekannte Diversifizierung des Gehirns: So ist die rechte Gehirnhälfte oder Gehirnhemisphäre primär für Logik, Rechnen und ähnliches zuständig, die linke Gehirnhemisphäre für Kreatives, Imagination und Emotion. Wahrscheinlich ist Ihnen selbst auch schon einmal das Bild untergekommen, in dem ein Querschnitt des Gehirns gezeigt wird, welches auf der einen Seite sehr bunt und kräftig gemalt ist, während es auf der anderen Seite sehr fein, ordentlich und schwarzweiß dargestellt wird. Die Popularisierung solcher Symbolbilder ist unter anderem Vera Birkenbihl zu verdanken.
Hier muss allerdings eingeschoben werden: Dies stellt eine erhebliche Reduktion und Generalisierung tatsächlicher Forschungsergebnisse dar. Es stimmt zwar, dass die Funktionsweise unseres Gehirns asymmetrisch verläuft, einem derart einfach Schema folgt unsere Biologie jedoch nicht. Bereiche, die zum Beispiel für Kommunikation, Kreativität und Logisches Denken zuständig sind, verteilen sich über beide Gehirnhälften und stehen im engen Kontakt miteinander. Auch sind Schwerpunkte einzelner Bereiche nicht “immer” links oder rechts zu finden, dies ist je nach Person unterschiedlich und hängt zum Beispiel auch damit zusammen, ob eine Person Rechts- oder Linkshänder ist. Aus diesem Grund wurde Birkenbihl von der Fachpresse auch durchaus als “Populär-Psychologin” kritisiert – eine Abneigung, die auf Gegenseitigkeit beruhte und dazu führte, dass Birkenbihl und andere Autor:innen ihres Umfelds sich eher als eine Alternative zur klassischen medizinischen Forschung verstanden.
Dennoch: Daran, dass es für das Lernen wichtig ist, die spezifischen Eigenheiten des Gehirns zu nutzen, ist nichts falsch. Und so generalisiert Birkenbihls Ansatz auch war, sein Erfolg gibt ihm Recht. Unter der Prämisse der beiden verschiedenen Hirnhälften setzte Birkenbihl darauf, beide Bereiche – sowohl die Logik als auch die Kreativität – in den Lernprozess einzubinden. Die Schlüssel dazu sind Assoziation, Eigenständigkeit beim Lernen und Visualisierung. Statt ein Blatt mit Vokabeln darauf auswendig zu lernen, solle der Lernprozess mehrdimensional gestaltet werden: Bilder und Wörter werden miteinander verbunden, möglicherweise kann eine Geschichte mit den Vokabeln erzählt werden, die Vokabeln werden räumlich getrennt (zum Beispiel mit Karteikarten). So wird gewährleistet, dass die zu lernende Information durch beide Gehirnhälften läuft. Beide Gehirnhälften sollen dabei untereinander “kommunizieren” und das Gelernte so als “eigene Erkenntnis” annehmen. Das Gelernte nämlich nur als bloße Information zu speichern, hat zur Folge, dass es irgendwann bei einem Vokabeltest dann einmal abgerufen – und sofort wieder vergessen wird.
Erinnern und Vergessen stehen dabei im Mittelpunkt von gehirngerechtem Lernen. Seit dem 19. Jahrhundert bezeichnet man die Kunst, sich besonders gut zu erinnern als “Mnemotik”, wobei dieser Denksport ebenfalls bis ins antike Griechenland zurückreicht. Heute begegnen uns Gedächtniskünstler im Fernsehen, wenn sie zum Beispiel bei “Wetten, dass…” komplizierte Zahlenketten aufsagen oder sich die Zahl Pi bis auf die hundertste Nachkommastelle merken können. In der Mnemotik gibt es durchaus verschiedene Techniken, um sich besonders gut Dinge merken zu können und Birkenbihls Lernkonzepte machen Gebrauch davon. So ist es sinnvoll, zum Beispiel Zahlen mit Assoziationen zu belegen und diese dann zu einer Geschichte zu verbinden, statt sie einfach hintereinander auswendig zu lernen. Oft werden Gedächtnisstrukturen gebraucht, wie beispielsweise ein gedankliches Inhaltsverzeichnis oder eine imaginierte Bibliothek, um sich nicht “alles auf einmal” zu merken. Wichtiger ist es, den Weg zu bestimmten Informationen zu kennen, die im Gehirn gespeichert sind. Techniken wie diese müssen in der Schule nun zwar nicht genau so praktiziert werden, zeigen aber, wie die besten Erinnerungskünstler zu ihren beeindruckenden Leistungen gelangen – nämlich mit Assoziationen und mehrdimensionalen Lernprozessen.
Zu solchen Methoden animierte Birkenbihl ihre Zuschauer:innen auch stets, wenn sie ihre gut besuchten und humorvoll gestalteten Vorträge gab. Ihr lag viel daran, das Publikum dazu zu bringen, aus eingefahrenen Denkweisen herauszutreten, Themen und Probleme auf anderen, neuen, Ebenen zu betrachten. Dafür zeichnete sie gerne schematische Darstellungen auf, motivierte Zuschauer:innen zur Selbstreflexion– und öffnete mit viel Chuzpe und dem ein oder anderen Witz große Gedankenräume, die das Publikum mit eigenen Überlegungen füllen konnte.
Ein Vortrag von Vera F. Birkenbihl zum Thema Lernen (Quelle: Youtube)
Ähnlich verhält es sich mit einem weiteren Lernschwerpunkt, den Birkenbihl bearbeitete: Dem Lesen. An sich ist das Lesen eine Art zu Lernen, die ziemlich anfällig für das Vergessenwerden ist. Denn die Informationen gelangen nur über einen einzigen Weg – die Augen und die visuellen Bereiche des Gehirns – in das Gedächtnis. Birkenbihl war eine starke Fürsprecherin der sogenannten SQ3R Methode: Survey (Überfliegen), Question (Fragen formulieren), Read (Lesen), Recite (Wiedergeben), Review (Resümee ziehen). Diese Methode wurde auch schon verfeinert und optimiert, im Prinzip dreht sie sich darum, das Gelesene in verschiedenen anderen Gehirnbereichen zu verankern. Zu Anfang sollen sich Leser:innen erst einmal einen Überblick über den Text verschaffen und daraufhin Fragen stellen, die bis dahin aufgekommen sind. So gelangt das Gehirn in einen Modus, in dem es ein gewisses Eigeninteresse an den zu lesenden Informationen entwickelt. Das Lesen selbst gibt dann Antworten auf gestellte Fragen, ein “Aha-Erlebnis” stellt sich ein. Zum Schluss liegt es bei den Leser:innen, das bereits Gelesene noch einmal zu rekapitulieren. Dinge in eigenen Worten zu formulieren spricht dabei ganz andere Bereiche des Gehirns an und Informationen werden mit bereits Bekanntem vernetzt: Aus dem “Lernen” wird ein “Verstehen”.
Der heutige Unterricht gestaltet sich bereits deutlich gehirngerechter, als noch zu der Zeit, in der Vera Birkenbihl das Gymnasium besuchte. Viele Techniken werden Ihnen daher schon einmal begegnet sein – das Lernen mit Karteikarten beispielsweise. Für den Erfolg der kognitiven Wende in der Unterrichtsgestaltung spricht dabei auch das in den letzten Jahrzehnten gestiegene Bildungsniveau der Gesellschaft. Dennoch: Es schadet natürlich nicht, sich besonders geeignete Lernmethoden in Erinnerung zu rufen. Besonders nützlich ist dies für Student:innen, die nach der Schulzeit vor der Herausforderung stehen, für ihre didaktischen Methoden selbst verantwortlich zu sein –das sogenannte “Bulimie-Lernen” ist dabei sicher ein Phänomen, das aus der Nichtbeachtung gehirngerechter Lernmethoden hervorgeht.
Grundsätzlich ist es ein guter Ausgangspunkt, eine Motivation für das Lernen zu schaffen, die über die bloße Leistungsanforderung in Schule und Universität hinausgeht. Wenn man etwas “für sich” lernt, wird dies viel besser verinnerlicht. Dafür eignen sich Projektaufgaben besonders gut: Schüler:innen stellen sich ihre Aufgabe selber – wofür sie bereits eigene Gründe und Motivationen mitbringen. Das Bearbeiten der Aufgabe gleicht dann eher einem “Problemlösen”, statt einem Auswendiglernen. Darin ist unser Gehirn nicht nur besonders gut, es benutzt vor allem auch ganz verschiedene Fähigkeiten – kreative Ansätze, systematisches Arbeiten und Konzeptualisierung – um die Aufgabe zu lösen und belohnt die Schüler:in zum Schluss auch noch mit einem guten Gefühl, denn unser Gehirn liebt es, Probleme zu lösen.
Gruppenarbeiten können ebenfalls ein tieferes Lernen ermöglichen, denn hier sind Schüler:innen darauf angewiesen, zu kommunizieren. Zum einen ist es für das Gelernte sehr wichtig, noch einmal mit eigenen Worten und Assoziationen wiedergegeben zu werden, zum anderen nimmt man die Erklärung einer befreundeten Mitschüler:in auch ganz anders an, als die einer Lehrer:in, weil die sozialen Areale im Gehirn anders beansprucht sind. Das “Selbermachen” ist also ein wichtiger Schlüssel für einen Lernprozess, der das Gehirn adäquat einbinden möchte.
Dieses “Selbermachen” ist zum Beispiel auch wichtig, wenn es um neue digitale Unterrichtsmethoden geht: Im Gehirn passiert nicht das gleiche, wenn ein Text abgetippt statt aufgeschrieben wird und Bilder auf einem Bildschirm werden anders erfasst, als gedruckte, quasi haptische Bilder auf Papier. Philologen befürchten diesbezüglich auch eine Rückentwicklung in den Bereichen der Sprachkenntnis und Rechtschreibung. Denn die motorische Leistung, Buchstaben aufzuschreiben und damit sinnvolle Texte zu verfassen ist bereits ein Prozess, der das Gehirn auf vielen verschiedenen Ebenen fordert und eine besser Lernleistung möglich macht. Dies können Sie auch einmal selbst ausprobieren, wenn Sie sich zum Beispiel eine Mindmap bloß anschauen – oder diese im Kontrast dazu selbst anfertigen. Im Allgemeinen sind Mindmaps natürlich auch eine gute Methode, mithilfe von Assoziation ein besseres Erlernen zu gewährleisten. Dabei sollte Schüler:innen aber auch der Raum gelassen werden, diese selbst zu kreieren und mit ihren eigenen Inhalten und Verknüpfungen zu füllen.
Ganz aktuell strebt die moderne Didaktik gerade auch zu einem neuen, noch relativ unerschlossenen Bereich des Erlernens: Der Gamification. Ein Unterricht, der wie ein Videospiel aufgebaut ist, belohnt Schüler:innen zum Beispiel mit Erfahrungspunkten und Level-Ups, wenn sie bestimmte Herausforderungen meistern. Dies ist in der breiten Anwendung zwar heutzutage noch Zukunftsmusik, führt aber wichtige Kernpunkte des Gehirngerechten Lernens fort: Die eigene Motivation wird hierbei stark in Anspruch genommen und die Schüler:innen “machen selber”, wodurch sie zu eigenen Wegen und Lösungen gelangen. Stärker als im normalen Unterricht sind hierbei vor allem die Aspekte “Belohnung” und “Konkurrenzdenken” vertreten, was in Zukunft sicher noch zu Kritik führen wird.
Haben Sie schon einmal ein Buch von Vera Birkenbihl gelesen oder sind auf ihre Vorträge gestoßen? Wenn dieser Artikel Ihr Interesse an Birkenbihls Inhalten geweckt hat, können wir ihnen eine große Kollektion an Vorträgen von ihr empfehlen, die auf Youtube zusammengestellt worden sind. Diese finden sie hier.
Wenn Sie Erfahrungen mit Birkenbihls Methoden haben – vielleicht wenden Sie diese ja selbst in der Schule oder im Privaten an – schreiben Sie uns gerne von Ihren Erfahrungen mit gehirngerechtem Lernen in den Kommentaren!
BMBF bringt Förderung von Kompetenzzentren für digitalen und digital gestützten Unterricht auf den Weg
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bringt heute die Förderung von Kompetenzzentren für digitalen und digital gestützten Unterricht auf den Weg. Die Initiative wird flankiert von den Ländern, deren Fortbildungsinstitute eng mit den vom BMBF geförderten Forschungsprojekten zusammenarbeiten werden.
Dazu erklärt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger:
„Wir müssen unsere Lehrerinnen und Lehrer als Dreh- und Angelpunkte der digitalen Bildung mit Fortbildungsangeboten in diesem Bereich stärken. Dazu bringt das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem heutigen Tag die Förderung von Kompetenzzentren für digitalen und digital gestützten Unterricht auf den Weg. Den Anfang macht ein Kompetenzzentrum für MINT-Fächer, drei weitere werden folgen. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag, um die Fortbildungslandschaft für Lehrerinnen und Lehrer zukunftsfit zu machen. Die Leitidee der Kompetenzzentren ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Lehrkräftefortbildung. Denn moderne Schulen brauchen Lehrinnen und Lehrer mit bester Digitalitätskompetenz. Gleichzeitig treiben wir so die Digitalisierung der Bildung weiter voran.“
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) plant die Einrichtung von insgesamt vier Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten. Mit dem heute veröffentlichen Förderaufruf für ein Kompetenzzentrum im MINT-Bereich legt es dafür den Grundstein. Gefördert werden Verbundprojekte mit dem Ziel, digitalisierungsbezogene Fort- und Weiterbildungsangebote in den MINT-Fächern (Biologie, Chemie, Informatik, Mathematik, Physik, Sachkunde) zu entwickeln, zu beforschen und zum Wissenstransfer beizutragen. Dieser soll in enger Kooperation mit der Lehrkräftefortbildung in den Ländern und unter Einbeziehung der Bildungswissenschaften, Medienwissenschaften und jeweiligen Fachdidaktiken stattfinden. Das BMBF wird drei weitere Kompetenzzentren mit unterschiedlichem Fokus fördern: Sprache, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaft; musisch-kreative Fächer und Sport; digitale Schulentwicklung. Eine bundesweite Vernetzungs- und Transferstelle wird als Dach fungieren, übergreifenden Forschungsaktivitäten nachgehen und wissenschaftliche Standards digitaler Lehrkräftefortbildung entwickeln.
Anfang Juni war es soweit: Die Bildungsmesse didacta hatte in Köln wieder ihre Pforten geöffnet. Vom 07.06. – 11.06.2022 konnten sich interessierte Lehrer:innen aller Schulformen untereinander austauschen und Impressionen für den eigenen Unterricht sammeln. Unsere Mutterfirma Zukunft Digitale Bildung war dieses Jahr sogar mit einem eigenen Stand vertreten, und teilte die Vision zur Digitalisierung des Bildungswesen mit den Besucher:innen. Doch damit nicht genug! Nach dem Abschluss der Messe möchten wir bei Lehrer News mit einer neuen Themenwoche starten. In den kommenden Tagen werden wir uns vor allem mit dem Bereich Didaktik beschäftigen und dabei auch die Geschichte der Wissensvermittlung in den Blick nehmen.
Beginnen soll die Themenwoche mit einer Erkrankung die wohl allen Lehrer:innen bekannt sein dürfte: ADHS. Von der Allgemeinheit oft als “Zappelphillip” oder verträumte “Hans-guck-in-die-Luft” abgestempelt, sind laut ADHS-Deutschland e.V. ca. 2,9% der deutschen Vorschulkinder betroffen. Unter Jugendlichen sind es sogar 7,9%. Aber was geht wirklich im Kopf der Erkrankten vor? Und noch wichtiger: Wie schaffe ich es als Lehrkraft, Kinder und Jugendliche mit der Symptomatik für meinen Unterricht zu begeistern? Wir haben uns das Krankheitsbild einmal genauer angesehen.
ADHS, kurz für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, zeichnet sich vor allem durch drei Hauptsymptome aus. Das bekannteste davon ist wahrscheinlich die Hyperaktivität. Den Betroffenen fällt es extrem schwer ruhig zu bleiben. Sie sind ungeduldig, extrem redseelig und suchen andauernd Action. In Situationen wie dem Unterrichtsgeschehen ein echter Albtraum!
Deutlich unauffälliger, aber dafür nicht weniger belastend für die Patienten, ist die mangelnde Fähigkeit sich zu konzentrieren. Die Schüler:innen verlieren sich oft und driften in ihr “Gedankenkarussell” ab. Dieser Umstand ist der Tatsache geschuldet, dass sich Leidtragende leicht durch äußere Reize ablenken lassen. Flüchtigkeitsfehler schleusen sich ein und fremdgestellte Aufgaben, die eine längere Aufmerksamkeitsspanne erfordern, werden schnell zum absoluten Horror.
Zu guter Letzt leiden viele der Betroffenen auch unter der eigenen Impulsivität. Dann werden Dinge, die gerade durch den Kopf geistern, direkt ausgesprochen ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein. Gesprächspartner:innen werden unterbrochen oder Antworten gegeben bevor die Frage überhaupt komplett gestellt ist. Das Schlimme daran ist, dass sich die Betroffenen meist nicht bewusst sind, dass dem Gegenüber damit vor den Kopf gestoßen wird. Die Symptome sind je nach Fall unterschiedlich stark ausgeprägt.
Zu diesen Symptomen gesellt sich eine Reihe von Begleiterscheinungen, die das Leben der ADHSler zusätzlich erschweren. Betroffene haben häufig mit Depression zu kämpfen. Darüber hinaus gehören Angststörungen, zwanghaftes Verhalten oder Ticks zum Leidensdruck. Außerdem sind sie anfälliger für alle Arten von Süchten. Speziell Nikotin, Cannabis und Alkohol verschaffen dem ständig rotierenden ADHS-Gehirn ein Gefühl von Entspannung und werden deshalb zur Selbstmedikation verwendet. Aber auch aufputschende Stimulanzien erzeugen einen angenehmen Effekt. In den USA wird ein Mix aus Amphetamin-Salzen sogar als Hauptwirkstoff im ADHS-Medikament Adderall eingesetzt. Neben den genannten Problemen haben viele Betroffenen zusätzlich große Schwierigkeiten den Alltag zu strukturieren oder beispielsweise mit ihrem Geld zu haushalten.
Doch wo liegt die Ursache für diese Störung? Dafür hat die Wissenschaft noch keine endgültige Antwort. Expert:innen vermuten, dass die Symptomatik mit dem Mangel der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin in den frontalen Hirnregionen zusammenhängt. Auch die genetische Veranlagung spielt offenbar eine Rolle, da meist mehrere Personen innerhalb einer Familie diagnostiziert werden. Eine weitere Theorie legt nahe, dass sich die Krankheit auch auf familiäre oder gesellschaftliche Umstände zurückführen lässt. Dafür spricht, dass ADHS statistisch öfter in Teilen der Bevölkerung zu finden ist, in denen weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Da ADHS keinesfalls ein Zeichen für eine verminderte Intelligenz ist, und die Schüler:innen lediglich ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen können, ist es für Lehrkräfte umso wichtiger sie gut in das Unterrichtsgeschehen einzubinden. Der Grundstein dafür ist Geduld und Einfühlungsvermögen. Die Schüler:innen müssen für das Fach oder Thema begeistert werden. Da ADHSler des öfteren einen Hang zu kreativen Hobbys haben, empfiehlt es sich diese Charakterzüge im Unterricht einfließen zu lassen. Auch ein ermutigendes Klima ohne Angst zu Scheitern fördert das Interesse der Betroffenen. Lehrer:innen kommen gerade bei hyperaktiven Schüler:innen sicherlich oft an Ihre Grenzen, aber eine beruhigende Umgebung ohne Verurteilung kann bei den Betroffenen Wunder bewirken. Wie bei allem im Leben hat auch Sport einen sehr guten Effekt auf die Symptome und erhöht die Konzentrationsfähigkeit. Wichtig ist außerdem dass sich die Betroffenen in Behandlung begeben. Gemeinsam mit Psychotherapeuth:innen können Patienten und Angehörige schädliche Verhaltensmuster erkennen und besprechen ob sich die Medikation mit Ritalin oder Ähnlichem empfiehlt.
Habt ihr Schüler:innen mit ADHS in euren Klassen? Wie geht ihr damit um und welche Tipps habt ihr für den Unterricht? Wir freuen uns auf eure Kommentare!
Der heutige Weltflüchtlingstag dient der Solidarität mit allen Menschen, die dazu gezwungen sind, ihre Heimat zurückzulassen und sich, um ihr Leben zu schützen, auf gefährliche Wege begeben. Bereits seit dem Jahr 2000 findet der internationale Weltflüchtlingstag am 20. Juni statt. Dieser wurde mit dem 50 jährigen Bestehen der UNHCR, des Hohen Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen, ins Leben gerufen. Einerseits soll auf die Schrecken der Flucht und Vertreibung aufmerksam gemacht werden und andererseits den Mut und die Mühen der Menschen würdigen, welche auf der Flucht sind oder Menschen in Not helfen.
Aktuelle Zahlen des UNHCR zeigen die Dramatik der weltweiten Situation: Mehr als 100 Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht. Die Anzahl an flüchtigen Menschen in der Welt ist innerhalb eines Jahres um acht Prozent angestiegen. Grund dafür ist nicht zuletzt der Krieg in der Ukraine.
Der internationale Weltflüchtlingstag soll daran erinnern, dass jeder Mensch das Recht auf Schutz und Sicherheit hat. So spricht sich die Hilfsorganisation der Vereinigten Nationen gegen Diskriminierung und gegen das Abweisen von Asylsuchenden aus und fordert ein allgemeingültiges Recht auf Asyl und einen humanen Umgang mit Menschen auf der Flucht.
Rund 40 Prozent der weltweit von Flucht und Vertreibung betroffenen Personen sind noch nicht volljährig. Zahlen des UNHCR zu Folge wurden in den letzten drei Jahren eine Millionen Kinder als Geflüchtete geboren. Besonders seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine steigen die Zahlen an Geflüchteten, die Deutschland und andere europäische Länder erreichen. Das befeuert die gesellschaftliche Debatte um einen humanen und gerechten Umgang mit Asylsuchenden. Kinder und Jugendliche auf der Flucht haben schweren Zugang zu Bildung. Eine entscheidende Frage ist deshalb: Wie kann man Bildungs- und Chancengleichheit schaffen?
In Deutschland gibt es in diversen Bundesländern sogenannte Vorbereitungs- oder Willkommensklassen. Diese sollen Kinder, die neu in Deutschland sind, auf die Schule und den Unterricht in Regelklassen vorbereiten. Die Bildung von zugewanderten Lernenden mit verschiedenen schulischen Vorerfahrungen ist spätestens seit 2015 fester Teil der bildungspolitischen Agenda und Gegenstand vieler Studien. Die Modelle, wie der Unterricht in den Vorbereitungsklassen gestaltet ist, unterscheiden sich in den einzelnen Bundesländern teilweise stark. Mancherorts sind die Vorbereitungsklassen vollständig separiert, andere Modelle lassen mehr Kontakt zum Regelbetrieb zu und sehen gemeinsame Unterrichtsaktivitäten vor.
Eine Studie der evangelischen Hochschule Berlin weist auf die Kernproblematik von separierten Vorbereitungsklassen hin: Diese Trennung vom Regelschulbetrieb kann ein “Einfallstor für Diskriminierung” bilden. Ziel der Beschulung von zugewanderten Kindern in Vorbereitungsklassen sollte immer sein, durch die Überwindung von sprachlichen und fachlichen Hürden, den Übergang in eine Regelklasse zu ermöglichen. Im Sinne der Integration und des Willkommenheißens stellt sich hier die Frage, inwiefern eine Trennung stattfinden sollte und welche Chancen sich bezüglich der gesellschaftlichen Öffnung und Sensibilisierung für Migrationsprozesse eröffnen.
Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung weisen auf Gefahren von Vorbereitungsklassen hin. Die separate Beschulung kann dazu führen, dass zugewanderte Schüler*innen als Fremde wahrgenommen werden. Auch das Lehrpersonal beklagt häufig vom Kollegium und der Kommunikation im Team ausgeschlossen zu sein. Doch es gibt Alternativen – Konzepte der gemeinsamen Beschulung versprechen einen Gewinn für alle am Schulleben beteiligten.
Schon jetzt zeigt sich, dass viele Schulen Praktiken entwickelt haben, um gemeinsames Lernen und eine Schule für alle möglich zu machen. So findet der Übergang zur Erleichterung häufig prozesshaft und schrittweise statt. Generell ist jedoch klar, dass die Bildungspolitik mehr dafür tun muss, Integration und Mehrsprachigkeit an den Schulen zu fördern. Bislang fehlt es hier besonders an Ressourcen für Integrations- und Übergangsförderung und an schulrechtlichen Möglichkeiten, Nachteilsausgleiche in der Notengebung zu berücksichtigen.
Wie sind eure Erfahrungen mit Vorbereitungs- und Willkommensklassen? Wir freuen uns auf eure Kommentare. Hier gehts zu einem weiteren Artikel zum Thema spielerisches Lernen im Unterricht.
An jedem Ort, in jeder Einrichtung und in jeder Organisation, an dem sich junge Mädchen und Jungen aufhalten, besteht ein Grundrisiko für sexuelle Gewalt. Ob es sich nun um eine Schule, KiTa, einen Sportverein oder eine Kirchengemeinde hält – sexueller Missbrauch an Kindern ist real und kann täglich an jedem Ort stattfinden. Laut der UBSKM, der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, müssen an genau diesen Orten deshalb Schutzkonzepte zur Prävention und Intervention eingeführt werden, um Kinder und Jugendliche effektiv gegen sexuelle Gewalt zu schützen. Dabei wird die Bedeutung der Leitungskräfte, also auch der Lehrer:innen, betont, und wie sie Verantwortung für die Wahrnehmung des Kinderschutzes aktiv wahrnehmen müssen.
Um diesen Herausforderungen entgegen zu kommen und das Risiko auf sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu senken, hat die USBKM die Initiative “Kein Raum für Missbrauch” ins Leben gerufen. Die Initiative richtet sich an alle Organisationen und Einrichtungen, die Kinder und Jugendliche betreuen und zielt darauf hin, die Spielräume möglicher Täter:innen durch die passgenaue Entwicklung entsprechender Maßnahmen der Prävention und Intervention einzuschränken. Diese Schutzkonzepte sollen Fachkräfte und Akteur:innen außerdem in ihrer Rolle als Ansprechpersonen stärken, damit Kinder und Jugendliche Unterstützung und ein vertrauensvolles Gegenüber erhalten.
Zu Beginn wurden Eltern und Fachkräfte für die erste Phase der Initiative in 2013 bis 2015 dazu ermutigt, Schutzkonzepte gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen zu entwickeln. Heute geht es eher darum, Hinweise für die Weiterentwicklung dieser Konzepte entgegen zu nehmen und die flächendeckende Etablierung dieser in allen Einrichtungen und Organisationen zu unterstützen.
Die Initiative “Schule gegen sexuelle Gewalt” ist Teil der übergeordneten Initiative “Kein Raum für Missbrauch”. Der Schwerpunkt hier wird bewusst auf Schulen gelegt, da sie einen Kinderschutzauftrag haben und Schulen die meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland erreichen.
Die Initiative möchte Schulleitungen und Kolleg:innen darin ermutigen, sich mit diesem sehr emotionalen Thema der sexuellen Gewalt an Kindern professionell auseinanderzusetzen. Das Ziel der Initiative ist, dass alle Schulen mit ihrer Unterstützung Konzepte zum Schutz vor sexueller Gewalt (weiter)entwickeln, damit Kinderschutz im Schulalltag selbstverständlich wird. Kinder und Jugendliche sollen dabei wirkungsvoll vor sexueller Gewalt in der Familie, in der Freizeit, direkt in der Schule oder im Internet geschützt werden.
Ein standardisiertes Konzept gegen sexuelle Gewalt gibt es nicht. Sexuelle Gewalt hat viele Gesichter – nicht nur Erwachsene, sondern auch Schüler:innen untereinander können sexuelle Grenzen ihrer Mitschüler:innen überschreiten. Jede Schule muss deshalb Schutzkonzepte planen und etablieren.
Die Initiative bietet fachliche Unterstützung durch Informationen und Broschüren, aber auch Fortbildungen als Hilfe für die Entwicklung eigener Schutzkonzepte an. Dabei unterscheidet die Initiative auch zwischen den verschiedenen Bundesländern und bietet passende Informationen daran an. Zum Loslegen könnte sich erst auf der Website unter dem Thema “Einstieg” erst einmal eingelesen werden. Materialien stellt die Initiative ebenfalls direkt auf ihrer Website zur Verfügung. Unter dem Punkt “Schutzkonzepte” werden außerdem bereits vorhandene Informationen zu verschiedenen alltäglichen Bereichen vorgestellt, u.a. zu Schutzkonzepten der Kinder in der Schule, beim Reisen oder in Sport und Freizeit. Über die angebotene digitale Fortbildung der Initiative, die schulischem Personal praxisnahes Basiswissen zum Thema sexuelle Gewalt vermitteln soll, können Interessierte hier mehr erfahren.
Habt Ihr euch mit diesem Thema an Eurer Schule bereits schon einmal auseinandergesetzt? Welche Maßnahmen zum Schutz der Kinder gegen sexuelle Gewalt gibt es bereits in Eurer Einrichtung und was für weitere Maßnahmen wünscht Ihr Euch gegebenfalls? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Gestern fand das erste Mal seit der Coronapandemie das alljährliche Bundesfinale von “Jugend debattiert” live in Berlin statt. Unter den Augen des Publikums und der Jury debattierten fünf Schüler und drei Schülerinnen zwei aktuelle Fragen. Publikum und Jury waren dabei hochkarätig besetzt, so besuchte etwa Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesbildungsministeriums, die Veranstaltung. Er betonte, dass konstruktive Debatten die “Grundessenz unseres liberalen Gemeinwesens” seien.
„Jugend debattiert” ist ein bundesweiter Debattierwettbewerb, der seit 2001 alljährlich stattfindet und unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten steht. Ausgerichtet wird er von der Hertie-Stiftung. Ziel ist es, Schüler:innen den Wert sachlicher Debatten zu vermitteln und sie dabei in einem sportlich fairen Wettkampf gegeneinander antreten zu lassen, um so die besten Argumente und Debattierer würdigen zu können. In zwei Altersgruppen – Stufe 8 bis 10 und Stufe 10 bis 13 – treten dabei zwei Zweierteams gegeneinander an. Debattiert werden aktuelle Fragen, die einen Bezug zur Lebensrealität junger Menschen in Deutschland haben, wobei ein Team jeweils die Pro- und ein Team die Contra-Position vertritt.
2022 haben deutschlandweit insgesamt 200.000 Schüler:innen an 1400 Schulen am Wettbewerb teilgenommen. Die Besten der jeweiligen Wettbewerbe kommen in die nächste Runde, vom Schul- über den Regional- und Landeswettbewerb bis schließlich zum Bundeswettbewerb. Ab dem Regionalwettbewerb erhalten die Sieger:innen auf Seminaren rhetorisches Training. Alle Teilnehmenden des Bundesfinales werden zusätzlich in ein Alumni-Programm aufgenommen und erhalten eine Akademiewoche mit vertieftem rhetorischen Training.
In der Altersstufe der achten bis zehnten Klasse drehte sich die Debatte um Fragen der Verkehrssicherheit. Zwei Schüler und zwei Schülerinnen debattierten über die Frage, ob digitale Werbeanlagen im öffentlichen Straßenraum verboten werden sollten. Die Jury unter dem Vorsitz der Journalistin und TV-Moderatorin Sandra Maischberger kürte den fünfzehnjährigen Daniel Grützmacher vom Evangelischen Firstwald-Gymnasium im baden-württembergischen Kusterdingen. Er argumentierte für das Verbot.
Die älteren Schüler:innen debattierten eine Frage, die zurzeit nicht nur hochaktuell ist, sondern auch ihre Zukunft prägen könnte, denn ihr Thema lautete: “Sollte in Deutschland eine allgemeine Dienstpflicht eingeführt werden?” In dieser Debatte konnte der die Contra-Position vertretende Benjamin Reiser, 16, vom Gymnasium Gröbenzell den Sieg erringen.
Heutzutage gehört das Handy zum Alltag. Egal ob Schüler:in oder Lehrkraft, fast jeder besitzt mittlerweile ein Smartphone. Das Schulsystem hat seitens der Digitalisierung zwar noch einen langen Weg vor sich, jedoch sind digitale Medien bei den Schüler:innen schon längst fest in den Alltag integriert. Ob ein Handyverbot an Schulen der Digitalisierung einen Nutzen bringt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Jedes Bundesland entscheidet selbst, wie dieses Thema gehandhabt wird. Es gibt also kein einheitliches Gesetz, was in ganz Deutschland das Benutzen von Smartphones an Schulen verbietet oder erlaubt. Dies liegt daran, dass ein solches Handyverbot in die freie Persönlichkeitsentfaltung und das Eigentumsrecht eingreift.
Bayern ist das einzige Bundesland, welches ein Handyverbot an Schulen durchgesetzt hat. Dort ist der Gebrauch des Handys ausschließlich in Notfällen und zu Unterrichtszwecken erlaubt. In anderen Bundesländern liegt es bei den einzelnen Schulen, eine passende Regelung zu finden.
An manchen Schulen gibt es beispielsweise sogenannte „Handyzonen“, in denen das Benutzen der Smartphones erlaubt ist. Sollte das Handy jedoch außerhalb dieser Zonen benutzt werden, kann die Lehrkraft es bis zum Ende des Schultages einziehen. Das Durchsuchen der Handys der Schüler:innen ist jedoch klar verboten. Auch wenn der Verdacht auf eine Straftat besteht, ist es den Lehrkräften nicht gestattet, das Handy des Schülers zu durchsuchen.
Für ein Handyverbot an Schulen spricht bekanntlicherweise der Konzentrationsverlust. Handys in der Schule werden nämlich nicht nur zu Unterrichtszwecken genutzt, sondern viel mehr auch für private Angelegenheiten. Darunter kann durchaus die Aufmerksamkeit der Schüler:innen leiden, denn diese ist auf die neuesten Instagram Posts von ihren Lieblings-Influencern gerichtet und nicht auf die Geschehnissen im Unterricht.
Außerdem können Smartphones das Spicken und Schummeln bei Klausuren und Tests vereinfachen. Hierbei ist es für Lehrer:innen häufig schwer nachzuvollziehen, ob ein Handy verwendet wurde oder nicht. Zusätzlich verhindert die einfache Recherche mit dem Smartphone, dass Quellen wie Bücher und Zeitungen überhaupt noch in Betracht gezogen werden.
Cyber-Mobbing ist so ziemlich der beste Grund für ein Handyverbot an Schulen. Hinter einem Smartphone wird sich gerne versteckt, denn üblicherweise hat man beim Verfassen von Hass-Kommentaren im Netz ein höheres Selbstbewusstsein, als wenn man eine Person mobbt, die direkt vor einem steht und der man in die Augen schauen kann. Das Mitnehmen von Handys in die Schule kann also Cyber-Mobbing fördern.
Auf dem Schulgelände wird die Kommunikation lieber auf virtuellem Weg gesucht, somit leiden darunter reale Konversationen mit den Mitschüler:innen. Die Handys werden zu Hause kaum noch aus der Hand gelegt. Ohne ein Handyverbot an Schulen werden sie auch in der Schule fast ununterbrochen genutzt. Dies kann die Abhängigkeit vom Smartphone noch mehr verstärken. Es ist kein Geheimnis, dass nicht alles echt ist was auf Social Media gezeigt wird. Trotzdem kann man sich schnell in dieser Scheinwelt verlieren. Ein Handyverbot kann die Schüler:innen wieder zurück in die Realität bringen und ihnen wird dadurch eine Pause von der Matrix geboten.
Auf der anderen Seite steht die Digitalisierung des Bildungssystem an erster Stelle. Im Hinblick darauf kann das Mitbringen des Smartphones in die Schule durchaus hilfreich sein. Handys können nämlich auch einen Mehrwert für den Unterricht bieten. Aktuelle Themen können auch an Schulen, bei denen es an digitalen Mitteln fehlt, problemlos besprochen werden, denn eine kurze Recherchearbeit mit dem Smartphone kann leicht durchgeführt werden.
Allerdings ist die mangelnde Medienkompetenz von vielen Schüler:innen problematisch und muss verbessert werden. Schuld daran ist die fehlende Bildung in diesem Bereich. Der richtige Umgang mit Medien und dem Smartphone sollte daher im Unterricht besprochen werden. Kompetenzen, wie das Erkennen von Fake News sowie das Schützen der eigenen Daten müssen priorisiert werden.
Das Smartphone gehört bereits zum Alltag der Schüler:innen. Statt es also zu verbieten kann das Einbinden des Handys in den Unterricht durchaus die Motivation und das Interesse der Schüler:innen an der Teilnahme am Unterricht steigern. Außerdem – nur weil etwas verboten ist, heißt es nicht das sich alle daran halten. Ein solches Verbot kann eher dazu führen, dass die Schüler:innen ihr Handy heimlich mitnehmen und benutzen. Wenn das Smartphone stattdessen Teil des Unterrichts wird und offen verwendet werden darf, können die Lehrer:innen die Handynutzung sogar kontrollieren und einen Überblick behalten.
Um die Digitalisierung zu fördern sollte demnach der Fakt, dass das Smartphone mittlerweile Teil unseres Lebens und Alltags ist nicht als etwas Negatives angesehen werden. Stattdessen können die damit verbundenen Chancen auf einen digitaleren Unterricht genutzt werden.
Wie seht ihr das? Seid ihr für oder gegen ein Handyverbot an Schulen? Würdet ihr an euren Schulen Handyzonen einführen oder Handys komplett verbieten? Oder würdet ihr eine ganz andere Lösung finden? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Im Jahr 2022 erschütterten uns nun bereits mehrere Amokläufe von jungen Menschen an Bildungseinrichtungen. Es ist schwer zu verstehen, wie es zu solch wahllosen Gewaltausbrüchen kommen kann. Je stärker die Verunsicherung durch ein derart brutales Phänomen, desto größer ist auch das Verlangen der Menschen, eine Erklärung zu finden. Das führte in der Vergangenheit zu vielen, teilweise mit Medienangst beladenen Kontroversen um die Frage nach dem „Warum?“ bei Amokläufen.
Prominent ist die Debatte um die sogenannten Killerspiele. Ego-Shooter standen schon vor 20 Jahren im Verdacht, die Aggressivität von Jugendlichen zu steigern und so für mehr reale Gewalt zu sorgen. Dieser alte Vorwurf über einen Zusammenhang zwischen medial erlebter und realer Gewalt lässt sich in der Medienforschung jedoch für kein Medium belegen. So wird man durch Kriminalromane oder den Tatort im Fernsehen weder zum Killer noch zum Kommissar. Jedoch will die Killerspieldebatte nicht verschwinden. So äußerte Thomas de Maizière sich noch 2016 auf unsachliche und populistische Weise über Ego-Shooter, indem er behauptete, dass kein „vernünftiger Mensch“ die „schädliche Wirkung“ dieser Spiele bestreiten könne. Horst Seehofer meint einen Zusammenhang zwischen Kriminalität und Computerspielen zu erkennen und rät deshalb im Sinne eines Generalverdachts die Gamerszene stärker zu überwachen.
Forderungen nach stärkerer Zensur von Computerspielen wurden in der Novellierung des Jugendschutzgesetzes im Jahr 2003 umgesetzt. Amokläufe finden jedoch weiterhin statt – es sind vielfältige Faktoren zu beachten, um zu verstehen, wie es zu derartigen Gewalttaten kommen kann.
Gegen die These, dass die medial erlebte Gewalt in beispielsweise Ego-Shootern Amokläufe auslösen, sprechen ebenfalls, die sich häufenden anderen Charaktermerkmale, welche die Täter gemeinsam haben. Der frühe Umgang mit realen Waffen in Schießvereinen, welcher zu den typischen Merkmalen von Amoktätern gehört, ist alarmierend. Die gesetzliche Regelung in Bezug auf das Mindestalter für Schießvereine ist vage – im deutschen Schützenbund dürfen Kinder ab 12 Jahren schießen üben. In den Satzungen anderer Schießvereine liegt das Mindestalter sogar noch darunter.
Dabei haben sich entlang der bisherigen Gewalttaten einige typische Merkmale herausgestellt: Zumeist handelt es sich um junge Männer, welche auch im Vorfeld der Tat bereits auffällig gewesen sind. Oft wird Gewalt vom Täter und seinem Umfeld als Lösung akzeptiert. Meistens haben die Täter ein einschneidendes Erlebnis, wie einen Schulverweis, erlebt, welcher zum Verlust des sozialen Status und häufig zur Isolation führte. Auch der Umgang mit realen Waffen verbindet viele der Täter. Ebenfalls ist ein typischer Verlauf mit verschiedenen Stationen zu erkennen: Der Auslöser ist häufig der Verlust der sozialen Ordung, im Vorstadium ist der Täter isoliert und zurückgezogen, dann erfolgt der wahllose Ausbruch von Gewalt, die sich am Ende häufig gegen den Täter selbst richtet und dann nicht selten zum Suizid führt.
Inzwischen hat sich das Verständnis und die Deutungsweisen bei Amoktaten verändert. In der Berichterstattung liegt der Fokus nun mehr auf dem sozialen Hintergrund von Amoktätern wie psychische Krankheiten und Einschränkungen in der Sozialkompetenz. Viele Täter handeln aus Fremden- oder Frauenhass. In Internetforen organisieren sich beispielsweise Incels, welche sich über ihren Frauenhass austauschen und sich gegenseitig in ihrem Hass bestärken. Deren Gewaltvorstellungen werden immer häufiger zu realen Kriminal- und Amoktaten. Immer wieder ist zu beobachten, dass Gaming-Plattformen, auf welchen Spieler*innen miteinander kommunizieren, missbraucht werden, um rechtswidrige und hassschürende Inhalte zu verbreiten und Anhänger für rechtsextremistische Ideologien zu gewinnen.
Die Wirkung der Berichterstattung der Medien darf nicht unterschätzt werden, sogenannte medial ausgelöste Nachahmungseffekte sind wissenschaftlich belegt. Der deutsche Presserat hat deswegen spezielle Empfehlungen für die Berichterstattung über Amoktaten veröffentlicht. Medien sollten in der Berichterstattung Distanz wahren und diskret bleiben, was die Identität, das Motiv und die Fantasien des Täters anbelangt, um die Mythenbildung möglichst gering zu halten und die Privatsphäre der involvierten zu schützen.
Auch wenn diese Prinzipien häufig in der Berichterstattung nicht eingehalten wurden, sind sie dennoch wichtig für die Vermeidung möglicher Nachahmungseffekte von Amoktaten und den Opferschutz. Ebenfalls wurden die Notfallabläufe bei Amoktaten in Bildungseinrichtungen weiterentwickelt und haben sich verbessert, um im Ernstfall schnell und zur Sicherheit alle zu handeln.
Hilfe und Beratung für alle, die etwas bedrückt, gibt es rund um die Uhr bei diversen Anlaufstellen. Bei Krisen und Problemen in allen Lebenslagen findet man Unterstützung beim Familienportal und bei der Nummer gegen Kummer. Speziell um die Fürsorge für Opfer von Gewalttaten und Kriminalität kümmert sich der Weiße Ring. Die Möglichkeiten, Hilfe zu bekommen, sind vielseitig und Anfragen werden dort stets mit höchster Diskretion behandelt. Wichtig ist, dass Eltern und Schüler*innen über die Möglichkeiten der Seelsorge Bescheid wissen. Lehrkräfte, die sich Sorgen um Schüler*innen machen, können auf die Anlaufstellen und Möglichkeiten verweisen und auch selbst Hilfe bekommen.
Was sind eure Erfahrungen rund um die “Killerspieldebatte”? Welche Veränderungen bezüglich der Skepsis gegenüber der Rolle von Computerspielen nehmt ihr wahr? Schreibt es uns gerne in die Kommentare. Mehr zum Thema Computerspiele im Unterricht gibt es hier.
Auf der Didacta 2022, Europas größter Fachmesse für Bildungswirtschaft, war dieses Jahr zum ersten Mal auch die ZDB (Zukunft Digitale Bildung gGmbH) mit einem eigenen Stand vertreten. Ins Leben gerufen von dem Bildungsexperten Nicolas Colsman setzt sich die ZDB erfolgreich für ein Vorankommen der Bildungsdigitalisierung ein, indem sie Lehrkräfte weiterbildet und den Award Digitale Bildung für herausragende Projekte auf dem Feld verleiht. Lehrer News ist Teil des Engagements der ZDB, Lehrkräfte über den aktuellen Stand der Bildungsdigitalisierung zu informieren und neue Impulse zu setzen.
Der Austausch mit zahlreichen Lehrern und Lehrerinnen hat gezeigt, dass ein breites Fortbildungsangebot zum Thema digitale Medien bislang fehlt – dieses Stimmungsbild einzuholen war dabei enorm wichtig, um den größtenteils ehrenamtlichen Einsatz der ZDB noch einmal zu validieren. Der Konsens: Organisationen wie die ZDB sind auf dem richtigen Weg, genau das zu ändern, was in der Bildungspolitik noch schief läuft.
Die Gespräche mit Besuchern des Standes waren dabei wie erhofft interessant und intensiv: Schulleiter:innen und sowohl angehende, als auch langjährig beschäftigte Lehrkräfte, bekräftigten den Bedarf nach Fortbildungen. Es ergab sich der Eindruck, dass sie von der Schulpolitik unter anderem etwas allein mit dem Thema gelassen werden und dass das bisherige Angebot kaum ausreicht, um die Bildungslandschaft ausreichend abzudecken. Die ZDB war dabei eine der wenigen Organisationen im Start-Up-Bereich der Messe, die solche Fortbildungen konkret anbot.
Auf der anderen Seite konnten die anwesenden Mitarbeiter der ZDB auch Kontakte zu anderen Aussteller:innen und Education-Startups knüpfen. Insbesondere neu entwickelte Lern-Apps boten dabei eine Basis, um über Kooperationen nachzudenken und sich über den Stand der Bildungsdigitalisierung auszutauschen. Nachdem Colsman zuletzt auf der renommierten Plattform 48forward über den staatlich geförderten Digitalisierungsschub gesprochen hatte, der nun nach der Pandemie zu Teilen im Sande verläuft, konnte genau dieser Eindruck auf der Didacta 2022 bestätigt werden – wobei die Motivation, für das gemeinsame Ziel der zeitgemäßen, digitalen Bildung in Deutschland zusammenzuarbeiten gerade unter jungen Unternehmen und Organisation förmlich greifbar war.
Habt ihr die Didacta in Köln besucht und mit uns vielleicht sogar einen Kaffee getrunken? Lasst uns gerne einen Gruß da oder eine Kritik, was wir beim nächsten Mal verbessern können!
Wirtschaftliche Zusammenhänge können im Unterricht schnell zu trockenem Stoff werden. Ein Verständnis für Ökonomie und die Dynamik der Märkte ist heutzutage allerdings besonders wertvoll und kann für eine erfolgreiche Karriere nach der Schule sorgen. Schüler:innen haben oft den Eindruck, schulische Inhalte wären nicht wichtig für das “echte” Leben – im Bereich Ökonomie könnte dies jedoch nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein.
Um den Unterricht also spannend, verständlich und motivierend zu gestalten, kann es sinnvoll sein, die Schüler:innen einmal selbst in die Rolle von Händlern und Ökonomen zu versetzen. Dafür eignen sich Videospiele hervorragend, denn sie bieten die Möglichkeit, Fehler zu machen, aus Erfahrungen zu lernen und bestimmte Konzepte in vereinfachter Form zu erleben. Lehrer-News stellt fünf Spiele vor, die Sie im Unterricht einbringen können – als Projekt, als Fallbeispiel oder als Zusatzinhalte auf freiwilliger Basis.
Wenn die Sprache auf Wirtschaftssimulationen kommt, dann ist vielen Schulen sicher das „Planspiel Börse” bekannt. Dieses wird seit über 40 Jahren von Sparkassen in ganz Europa ausgerichtet. Hier können Schüler:innen im Team in einer simulierten Umgebung mit Wertpapieren und anderen Finanzprodukten handeln. Zu Beginn stehen jedem Schülerteam 50.000 Euro virtuelles Startkapital zur Verfügung, mit dem mindestens drei Aufträge bis zum Spielende getätigt werden müssen. Ziel des Spiels ist es, den eigenen Depotwert durch geschicktes Handeln zu steigern. Seit 2009 werden auch Teams prämiert, die mit nachhaltig orientierten Wertpapieren den größten Ertrag erzielen.
Die Teilnahme erfolgt über die „Planspiel-Börse-App”, diese findet Ihr hier. Teilnehmende Teams müssen sich bei der örtlichen Sparkasse anmelden und erhalten dann einen Registrierungscode – danach kann es mit dem Handeln losgehen! Jährlich beginnt das Planspiel Ende September / Anfang Oktober und endet Mitte Dezember. Die meisten Teams sind in der Gruppe Schüler und Studenten vertreten, vereinzelt nehmen auch Lehrer teil. Als zusätzlicher Anreiz dient die Tatsache, dass man das Spiel tatsächlich “gewinnen” kann – die Gruppen, welche zum Ende des Spiels den höchsten Depotwert erzielt haben, erhalten Auszeichnungen und Preise der Sparkasse.
(Bildquelle: Steam)
Dem hyperrealistischen „Planspiel Börse” steht die „Anno”-Spielereihe gegenüber. Die österreichischen „Anno”-Spiele fungieren seit 1998 als Klassiker unter den Aufbaustrategie-Spielen und laufen stets nach demselben Prinzip ab, welches auch als Blaupause für viele andere Wirtschaftssimulationen dient: Die Spieler:innen befinden sich in einer kleinen Inselwelt und ihre Aufgabe ist es, eine Kolonie auf einer dieser Inseln zu gründen. Dies spielt je nach Serientitel entweder in der Renaissance („Anno 1404”), der frühen Neuzeit(„Anno 1800”) oder sogar in der nahen Zukunft („Anno 2070”). Insbesondere der Titel „Anno 2070” kann dabei interessant für den Unterricht sein, weil er die Komponenten der Umweltverschmutzung und des Klimawandels mit ins Spiel bringt – und die Unterschiede zwischen nachhaltiger Produktion und Raubbau verdeutlicht.
Einmal kolonisiert, muss die Insel nun bevölkert werden woraufhin die Bewohner verschiedene Güter benötigen – zu Anfang sind dies noch Nahrung und Kleidung. Haben die Bürger alles, was sie brauchen, steigen sie in eine höhere Gesellschaftsschicht auf, aus Bauern werden Bürger. Diese haben jedoch auch mehr Bedürfnisse, woraufhin neue Produktionsstätten für Luxusgüter gebaut, neue Nahrungsmittel beschafft und neue Rohstoffe erschlossen werden müssen. Anno legt dabei ein besonderes Augenmerk auf Fertigungsketten: Um in „Anno 2070” beispielsweise Fenster zu produzieren, wird Glas benötigt, dieses wird aus Sand und Kohle hergestellt, wofür wiederum Minen gebaut werden müssen – wobei auch für den Bau selbst Materialien gebraucht werden.
Die Bedürfnisse der Bürger mit dem Neubau von Fabriken in Einklang zu halten und dabei darauf zu achten, dass die Finanzen nicht ins Minus rutschen ist eine Spielprämisse, die seit Jahrzehnten begeistern konnte und sicher auch für Schüler:innen spannend ist. Nach einiger Zeit kann sich daher auch ein Gefühl von Komplexität einstellen, das der globalisierten echten Welt recht nahekommt: Denn wenn zum Beispiel ein Schiff, das wichtige Güter für eine der eigenen Produktionsketten befördert von Piraten versenkt wird, kann dies weitreichende Folgen für das ganze System haben – ganz ähnlich dem Vorfall am 21. Mai 2021, als ein einzelnes Schiff der Evergreen Corporation den Suez-Kanal blockierte und dadurch die Weltwirtschaft extrem belastete. Schüler:innen lernen so zum einen, den Überblick zu behalten und klug zu wirtschaften, zum anderen erfahren sie auch mehr darüber, wie fragil und komplex selbst vereinfachte Wirtschaftssysteme sind.
Während in der „Anno”-Serie eine stilisierte Welt bespielt wird, bietet „Superpower 2” tatsächlich die echte geopolitische Landkarte, um darauf wirtschaftliche Zusammenhänge zu erkunden. Schüler:innen übernehmen hierbei die Kontrolle über eine Nation, die sie natürlich mit gutem Wirtschaften und klugen Entscheidungen zu Ruhm und Macht führen sollen. Hier werden also auch tatsächliche geopolitische Zusammenhänge klarer – die Bedeutung des oben erwähnten Suez-Kanals beispielsweise –, sowie die Stellung und Diversität einzelner Nationen. Das Spiel gestaltet sich dabei zwar im Großen und Ganzen etwas trockener als die cartoonigen Anno-Spiele, ist aber dafür auch realistischer.
Für den Unterricht bietet sich zum Beispiel an, ein Szenario als Lehrkraft bis zu einem bestimmten Punkt vorzuspielen und dieses dann im Unterricht als Modell einzusetzen. So könnte eine Illustration der Schuldenkrise Griechenlands oder des politischen Drucks durch Öl und Gas aus Russland vorbereitet werden, um die Schüler:innen selbst nach Lösungen suchen zu lassen. Der etwas abstrahierte und visuelle Input, den Schüler:innen durch eine solche Präsentationsform hinzugewinnen, kann eine gute Bereicherung für den Unterricht darstellen.
Dass sich Wirtschaft und Politik kaum trennen lassen, verdeutlicht „Democracy 4”. Frisch im Jahr 2022 erschienen, tritt es visuell und spielmechanisch modern und ansprechend auf und schafft dabei, wichtige volkswirtschaftliche Zusammenhänge in einen spielerischen Kontext zu setzen. Überspitzt könnte man sagen, dass Schüler:innen, die „Democracy 4” spielen, bereits eine Menge Stoff aus dem Wirtschafts- und Politikunterricht allein durch das Spiel lernen: Demographische Gruppen, das Bruttoinlandsprodukt, Steuerreformen – all dies wird visuell ansprechend und zugänglich in dem Spiel verknüpft. Durch seine Komplexität kann das Spiel Gelegenheitsspieler zwar abschrecken, im Unterricht jedoch, in dem Lehrer:innen anleiten und Hintergründe erklären können, kommt sein Umfang voll zur Geltung.
Democracy 4 ist darüber hinaus bestens geeignet, um, politisches Interesse zu wecken, da es sehr gut nachvollziehen lässt, wie und warum bestimmte politische Entscheidungen getroffen werden. Der Wille der Bürger ist dabei zwar “nur” ein Zahnrad in einem größeren, wirtschaftlichen Komplex, der am Laufen gehalten werden muss, gleichzeitig ist es aber auch die Gesellschaft, die diesen ganzen Komplex erst ermöglicht. Dieses Wechselspiel wird in „Democracy 4” besonders gut verdeutlicht und eignet sich für Diskussionen im Klassenverband.
Mit einem Augenzwinkern wird das Thema “Wirtschaft und Staat” von dem Spiel „Tropico 6” aufgegriffen. Ähnlich wie die Anno-Reihe ist auch „Tropico” ein beliebte Spieleserie, die seit 2001 einen festen Platz im Herzen der Aufbaustrategiespiel-Fans einnimmt. Die Spieler:innen schlüpfen hier in die Rolle eines Diktators, der den fiktiven Inselstaats „Tropico” beherrscht. Dieser Staat ist dabei stark an die sogenannten Bananenrepubliken der 1950er Jahre angelehnt, und bietet in seiner karikaturhaften Überzeichnung alles, was ein Autokrat sich wünscht: Korruption, die Unterdrückung der Pressefreiheit, Tourismus und das argwöhnische Auge verfeindeter Supermächte wie den USA und Russland. Unter diesen Bedingungen liegt es nun an den Spieler:innen, in der Rolle von „El Presidente” dem eigenen Staat zum Wohlstand zu verhelfen – oder die eigenen Taschen zu füllen.
Auch hier ist wieder kluges Wirtschaften notwendig: Löhne müssen gezahlt, Lebensmittel müssen beschafft und die Bedürfnisse der Bevölkerung müssen befriedigt werden. Import- und Exportbilanzen vermitteln die wirtschaftlichen Grundlagen der Inselwirtschaft, welche sich im Laufe der Zeit vom Rohstoffexporteur hin zur Industrienation entwickelt.
Bei all dem gibt es verschiedene Fraktionen von Bürgern – beispielsweise konservative Nationalisten, Umweltschützer, Arbeiter und religiöse Splittergruppen – die natürlich unterschiedliche Reaktionen auf bestimmte Baumaßnahmen oder Lohnkürzungen zeigen. Wächst der Unmut in der Bevölkerung, kann „El Presidente” dabei aber auf herzlich unethische Methoden zurückgreifen, um wieder Ordnung in den Staat zu bringen. Am Ende steht die Frage, wohin die Reise Tropicos und seiner Bevölkerung gehen soll. Was darf’s sein? Ein klerikales Militärregime, das kommunistische Arbeiterparadies oder doch lieber ein prächtiges Mekka für reiche Touristen?
Das Spiel eignet sich für Unterrichtsstunden, die Raum für Humor lassen, dabei aber gleichzeitig auf spielerische Weise wichtige Konzepte erklären wollen: Propaganda ist ein allgegenwärtiges Thema, welches gerade zur Zeit der Ukrainekrise noch einmal einen besonderen Stellenwert einnimmt. Es werden Impulse gesetzt, über die wirtschaftliche Stabilität autokratischer Staaten zu sprechen. Syrien, Russland oder Venezuela können dabei thematisiert werden und es kann sich ein Lerneffekt einstellen, der darauf abzielt, den Zusammenhang zwischen der Militarisierung eines Regimes und dessen wirtschaftlicher Stellung zu erfassen. Auch der wichtige ökonomische Faktor „Tourismus” kann Schüler:innen mit dem Spiel näher gebracht werden, sowie die post-kolonialistischen Bestrebungen globaler Supermächte, die Kontrolle über kleinere Staaten in der zweiten und dritten Welt zu halten. Zuletzt dient „Tropico 6” auch dazu, Schüler:innen vor die Wahl zu stellen: „Würde ich mich selbst bereichern, wenn ich als Staatsoberhaupt die Möglichkeit dazu hätte?”
Wir hoffen, dass Euch diese Liste neue Ideen für den Wirtschafts- und Politikunterricht geben konnte und freuen uns, von Euren Erfahrungen mit Videospielen im Unterricht zu hören! Lasst uns gerne einen Kommentar da, wie Ihr Videospiele bereits in den Unterricht einbinden konntet, oder ob Ihr dies in der Zukunft vorhabt.
Am Morgen des 10. Juni hat ein 24-Jähriger Mann eine Frau und ein Kind schwer verletzt. Die beiden Opfer befanden sich zu dem Zeitpunkt auf dem Gelände einer Esslinger Grundschule. Das Motiv hinter dem Angriff sei noch immer unklar. Der Täter soll die beiden Opfer vor der Tat jedoch nicht gekannt haben. Ein politisch motivierter Grund wurde von der Polizei bereits ausgeschlossen. Die psychische Gesundheit des Opfers wird derzeit gutachterlich überprüft.
Die Festnahme des Täter konnte durch einen Hinweis aus der Bevölkerung stattfinden. Der mutmaßliche Täter selbst habe einen Passanten darum gebeten die Tat bei der Polizei zu melden. Er wurde anschließend widerstandslos in Uhlbach, einem Stuttgarter Stadtteil, festgenommen. Die vermeintliche Tatwaffe, ein Küchenmesser, wurde offenbar in der näheren Umgebung der schule gefunden und von der Polizei sichergestellt.
Die Tat selbst fing damit an, dass der Täter zuerst das siebenjährige Mädchen angriff und anschließend ihre 61-Jährige Betreuerin mit Schnittverletzungen schwer verletzte. Sie hätte durch „couragiertes Einschreiten” den Täter in die Flucht geschlagen.
Bisher ist nur bekannt, dass es sich wohl um einen Mann handle, welcher in Deutschland geboren ist, jedoch eine niederländische Staatsbürgerschaft habe. Er sei außerdem vor dieser Tat noch nie straffällig geworden und befindet sich nun erstmal in Untersuchungshaft. Nach seinem Geständnis habe ein Haftrichter am Stuttgarter Amtsgericht den Haftbefehl erlassen.
Viele kennen bereits die beliebte Notiz-App GoodNotes. Wir wollen den wenigen, die die App noch nicht kennen und auch denjenigen, die sie bereits kennen und lieben, ein paar Einblicke geben, wie die App funktioniert und welche Funktionen sie für euch bereithält.
Die Notiz-App gibt es bereits seit 2011, jedoch ist sie vor allem in den letzten Jahren bekannt geworden. Durch die Corona-Krise und den zunehmenden Onlineunterricht und das Home-Office wurde die App häufiger benutzt. Mit der Digitalisierung des Systems können doch schließlich auch unsere Notizen digitalisiert werden oder nicht?
Die Appkostet bei der Installation einmalig 7,99 Euro. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass dieser Betrag wirklich nur bei der allerersten Installation bezahlt werden muss, anschließend kommt man in den Genuss sämtlicher Updates ohne laufende Kosten . Für den Bildungsbereich ist das Tool kostenlos, allerdings nur, wenn die Geräte über den Apple School Manager verwaltet werden.
Für diejenigen, die gerne handschriftliche Notizen anfertigen, jedoch einen Papierberg und verlorene Blätter vermeiden wollen, ist die GoodNotes App genau das richtige. Sie ermöglicht auf unterschiedlichem digitalen Papier die unterschiedlichsten Dinge anzufertigen. Ob es nur eine schnelle Notiz auf einem linierten Papier sein soll oder ausführliche Lernzettel, Unterrichtsvorbereitungen usw. Mit dieser App kann man außerdem auch To do Listen anfertigen, einen selbst gestalteten Monatsplan kreieren oder man verwendet ganz einfach die von der App vorgefertigten Layouts dafür. Außerdem kann das iPad auch live im Unterricht an das White Board geschlossen, bzw. verbunden werden und somit kann die Lehrkraft dann vom Platz aus ein Tafelbild erstellen.
Die App lässt uns dabei die Wahlfreiheit für die Farbe des Papiers. Zur Auswahl stehen gelbliches, weißes und dunkles Papier. Außerdem kann zwischen linierten (schmal oder breit liniert), karierten, gepunkteten, blank oder auch einem Lernkarten Layout ausgewählt werden. Es gibt verschiedene Layouts zum Thema „Planung“, unter anderem Buchhaltung, Wochenplaner und unterschiedliche Arten von Monatsplanern.
Es gibt die Möglichkeiten eine schnelle Notiz zu erstellen oder ein ganzes Notizbuch. Hierbei ist gut zu wissen, dass jede Seite individuell angepasst werden kann. Es muss also kein durchgehend liniertes Notizbuch sein. Die Notizen können in verschiedenen Ordnern hinterlegt werden, somit ermöglicht die App uns unsere Notizen im Überblick zu behalten und für jeden Anlass ein Ordner zu führen. Beispielsweise kann ein Ordner für den Haushalt sein, um Einkaufslisten oder einen Essenplan für die nächste Woche zu führen. Ein weiterer Ordner dreht sich dann um die Arbeit. In diesem Ordner kann es noch weitere Ordner geben, für eine bestimmtes Fach oder auf Klassen- und Jahrgangsstufen unterteilt.
Sobald ihr eine Notiz erstellt, erscheinen auch hier sehr viele unterschiedliche Optionen. Ihr könnt die Schriftgröße einstellen, die Stiftart, die Farbe des Stiftes und vieles mehr. Selbstverständlich kann man nicht nur handschriftliche Notizen anfertigen, sondern auch einen Text über die Bildschirmtastatur sowie externe Eingabegeräte eingeben. Dieser Text kann vergrößert und verkleinert und durch unterschiedliche Schriftarten angepasst werden.
Ihr könnt alles mögliche markieren und auch hier unterschiedliche Farben verwenden, unterschiedliche Größen des digitalen Textmarkers einstellen und sobald ihr etwas markiert und euren Stift kurz auf der Stelle haltet, wird die Linie automatisch Gerade. Dies gilt für jeden Stift und kann auch funktionieren, wenn man einen Kreis malt oder ein Viereck. Einfach den Stift etwas länger am letzten Punkt der Zeichnung, kurz vorm abheben des Stiftes vom iPad, auf der Stelle halten und eure Linien, Striche und Formen werden automatisch verbessert.
Die Farben könnt ihr mit einem Farbrad selber erstellen und wenn euch eine erstellte Farbe gefällt und ihr sie nochmal verwenden wollt, könnt ihr sie auch ganz einfach zu eurer Farbpalette hinzufügen. Diese Farben könnt ihr dann sowohl für den normalen Stift als auch zum markieren verwenden.
Eine weitere Funktion ist das einfügen von Fotos. Diese kann man wiederum individuell vergrößern und verkleinern und so verschieben, dass es perfekt in eure Notiz passt. Außerdem könnt ihr auch verschiedene Formen einfügen, beispielsweise ein Rechteck. Dieses kann auch eine beliebige Farbe haben. Darauf kann dann etwas geschrieben werden und dadurch kann man ein super anschauliches Tafelbild erstellen. Zusätzlich gibt es die Funktion von Post-Its. Auch hier sind die Farben individuell wählbar und ihr könnt sie dorthin verschieben, wo es am meisten Sinn macht.
Natürlich gibt es aber auch Verbesserungsvorschläge an die App. Viele Nutzer:innen der App bemängeln die fehlende Lesezeichenfunktion. Durch das Update wurde diese Funktion ersetzt. Nun kann man bestimmte Stellen favorisieren, jedoch ist es nicht mehr so übersichtlich wie zuvor. Außerdem wäre eine Lineal und Geodreieck mit Winkelmesser für viele Nutzer:innen sehr hilfreich. Diese Funktion gibt es beispielsweise bereits bei der Apple Notiz-App. Ein weiterer Verbesserungsvorschlag an die Programmierer der App ist die Formatierung. Wenn die GoodNotes App benutzt wird, während der Bildschirm geteilt wird, kann die obere Zeile mit den Auswahlmöglichkeiten des Stiftes usw. so verrutschten, dass es schwierig ist auf alle Funktionen zuzugreifen.
Wie bereits oben erwähnt, werden die Updates ohne zusätzliche Kosten automatisch installiert. Sobald die GoodNotes App also optimiert und weiterentwickelt wird, habt ihr die neue Version ohne noch einmal dafür zu zahlen.
All diese unterschiedlichen Funktionen ermöglichen das Erstellen von übersichtlichen und geordneten Notizen, Listen, Tabellen, Tafelbildern und vielem Weiteren. Wir empfehlen die GoodNotes App weiter und wir würden uns über ein Feedback in den Kommentaren freuen, ob ihr genauso begeistert seit oder ob ihr vielleicht sogar noch bessere Notiz-Apps kennt. Falls ihr noch mehr Einblicke in die unterschiedlichen Funktionen der App haben wollt, könnt ihr im folgenden YouTube-Video nochmal die wichtigsten Funktionen nachschauen:
Die Ergebnisse der diesjährigen STEP Umfrage zeigen, dass seit dem durch die Pandemie bedingten Distanzunterricht die Schreibschwierigkeiten bei Schüler:innen deutlich gestiegen sind. Das Schreibmotorik-Institut und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) ruft zur gezielten Förderung des Handschreiben über Klassenstufen hinweg auf.
“STEP” steht für „Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben“. Die Studie ist ein Forschungsprojekt des Schreibmotorik-Instituts und erforscht Entwicklungen, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung und dem immer häufiger auftretenden Einsatz digitaler Endgeräte an Schulen möchte das Projekt neue Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich diese technologischen Entwicklungen auf das Handschreiben junger Schüler:innen auswirken. Dabei wird eine bundesweite Online-Umfrage unter Lehrkräften aller Schulformen, Standardbefragung zum Handschreiben sowie Zusatzbefragung zum Thema Digitalisierung herangezogen.
Bereits 2019 haben die Ergebnisse der Studie gezeigt, dass Lehrkräfte deutliche Probleme und Verschlechterungen im Handschreiben ihrer Schüler:innen sehen. Nach Angaben der befragten Lehrkräfte hatte schon damals jeder zweite Junge und jedes vierte Mädchen Probleme mit dem Handschreiben. Als Ursache wurden eine Verschlechterung der Fein- und Schreibmotorik, fehlende Festlegungen im Lehrplan, Zeitmangel zum Üben und fehlende Routine genannt.
An der diesjährigen STEP zum Schuljahr 2021/22 haben rund 850 Lehrkräfte aus dem Primär- und Sekundarbereich teilgenommen. Es ist nach 2015 und 2019 das dritte Mal, dass die Studie durchgeführt wurde.
Im vergangenen Schuljahr fanden wegen der Pandemie knapp die Hälfte der Schulstunden, genau 48 Prozent, als Distanzunterricht statt und Lockerungsmaßnahmen galten bis vor Kurzem nur bedingt an Schulen. Das hat sich auf die bereits bestehenden Probleme der Schreib-Struktur, Leserlichkeit und Schreibtempo der Schüler:innen ausgewirkt.
So gaben fast ein Drittel der Lehrkräfte im Primärbereich und die Hälfte der Lehrkräfte im Sekundarbereich an, mit den Leistungen ihrer Schüler:innen beim Handschreiben nicht zufrieden zu sein. Vor allem Jungen sollen von dieser Problematik betroffen sein. „Einen besonders starken Rückgang der Handschreibfertigkeiten gibt es infolge der Pandemie bei den Jungen, von denen ohnehin die Hälfte Probleme mit dem Handschreiben hat“, erklärt Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts, Marianela Diaz Meyer. So geben drei Viertel der befragten Lehrkräfte einen leichten bis starken Einbruch der Handschreiben-Leistungen bei Jungen an. Auch bei Mädchen stellten 56 Prozent der Befragten eine Verschlechterung an.
Die Ergebnisse sind laut Udo Beckmann, Vorsitzendem des VBE, alarmierend. „Kinder und Jugendliche, die schon vorher Schreibschwierigkeiten hatten, wurden in der Pandemie weiter abgehängt. Eine Ursache hierfür ist die personelle Unterdeckung, unter der Schulen seit Jahren leiden. Dies betrifft verstärkt die Grundschulen. Die notwendige individuelle Förderung, die auch im Schulgesetz verankert ist, kann deshalb nicht mehr geleistet werden.“
89 Prozent der befragten Lehrkräfte empfehlen deshalb, das Handschreiben über alle Klassenstufen hinweg mehr zu fördern. Diaz Meyer vom Schreibmotorik-Institut unterstützt diese Empfehlung und schlägt vor, eine Stunde pro Woche ins Handschreiben der Schüler:innen zu investieren. Diese zusätzliche Hilfe soll das ermüdungsfreie und schnelle Handschreiben fördern, da die Ergebnisse der STEP gezeigt haben, dass nicht mal eine Hälfte der Schüler:innen der weiterführenden Schulen länger als eine halbe Stunde ohne Ermüdung oder Verkrampfung schreiben können.
Diaz Meyer fügt hinzu, was für weitere Probleme diese Schreibschwierigkeiten herbei führen können: „Wer nicht flüssig und in einer gewissen Geschwindigkeit schreiben kann, kann dem Unterricht auch oft nicht mehr richtig folgen und fällt in seinen Leistungen zurück. […] Schwierigkeiten bei der Schreibstruktur, im Tempo des Handschreibens sowie bei der Leserlichkeit sind die drei Hauptprobleme, die sich nach Angaben der Lehrkräfte durch den Distanz- und Wechselunterricht verstärkt haben.“
Sind Euch Verschlechterungen der Schreibfähigkeiten Eurer Schüler:innen aufgefallen und nehmt ihr ebenfalls wahr, dass das direkt mit den Auswirkungen der Pandemie in Verbindung steht? Wie findet Ihr die genannten Vorschläge, um das Handschreiben der Schüler:innen zu fördern? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Die fortschreitende Digitalisierung des Schulsystems erhöht die Notwendigkeit für IT-Fachkräfte an deutschen Schulen. Denn immer mehr Schulen verfügen über eine gut ausgebaute digitale Infrastruktur und immer mehr Lehrkräfte und Schüler:innen können digitale Endgeräte wie SmartBoards, PCs oder Tablets für den Unterricht nutzen. Das ist zwar eine erfreuliche Entwicklung, bringt aber auch allerlei Schwierigkeiten mit sich.
Schließlich müssen Server und Geräte nicht nur angeschafft, sondern auch eingerichtet und regelmäßig gewartet werden, andernfalls droht ihr Nutzen gen Null zu gehen. Bisher übernehmen diese Aufgaben oftmals Lehrkräfte neben ihrer eigenen Tätigkeit, was aber zunehmend unpraktikabel ist.
Je komplexer die Systeme werden, desto mehr Expertise benötigt ihre Einrichtung und Wartung und desto fehleranfälliger werden sie. Und wo vor ein paar Jahren vielleicht noch eine handvoll Computer für ein einzelnes Klassenzimmer gewartet werden mussten, müssen nun unzählige Tablets und Laptops mit Software und Updates versorgt werden. Das kostet immer mehr Zeit und Mühe, was für Überstunden der betroffenen Lehrkräfte sorgt und immer weniger Zeit für die eigentliche Aufgabe lässt: das Unterrichten.
Daher fordern sowohl Praktiker:innen als auch Politik, dass IT-Fachkräfte eingestellt und mit der Verwaltung der Schul-IT betraut werden. So forderte Patrick Baarck, Lehrer und Referent für IT-Beschaffungsfragen in Schleswig-Holstein, schon 2019 die Einstellung “kompetenter IT-Fachkräfte, die mit dem System umgehen können und dieses System warten können”.
Ähnliche äußerte sich 2020 Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, während einer Podiumsdiskussion mit der damaligen Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär. Er meinte, es müssten mindestens 20.000 IT-Fachkräfte zur Unterstützung der Digitalisierung an Schulen eingestellt werden.
Mittlerweile hat sich die Politik diesen Forderungen weitestgehend angeschlossen – zumindest dem Wort nach. Zwar meinte der niedersächsische Kultusminister Hendrik Tonne (SPD) kürzlich, dass sein Bundesland “keinen Fachmann pro Schule beschäftigen” werde, doch die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) äußerte Unterstützung für den Vorschlag der Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), es Schulen zu erleichtern, externe Expertise einzukaufen.
Der Abbau bürokratischer Hürden scheint auch dringend gefordert zu sein. Der Digitalpakt ist mittlerweile schon fast berüchtigt für seine komplizierten Anträge und die daraus resultierenden geringen Abflüsse von Fördermitteln. Das Zusatzprogramm Corona-Hilfe II fördert nämlich bereits die Finanzierung der schulischen IT-Administration, unter Umständen sogar Ausgaben, die durch die Beauftragung externer Dienstleister entstehen. Dazu heißt es etwa in einer Pressemitteilung der baden-württembergischen Landesregierung: “Dabei ist es unerheblich, ob diese (Personalkosten, Anm. d. Red.) beim Schulträger dadurch entstehen, dass er IT-Fachkräfte anstellt, oder ob diese Ausgaben aus der Beauftragung eines Dienstleister resultieren.”
Doch wie aus Zahlen des Bundesbildungsministeriums hervorgeht, wurden bis Ende 2021 nur mickrige 11 Millionen der zur Verfügung stehenden 500 Millionen Euro abgerufen. Das zeigt, dass wieder mal von der Politik bereitgestellte Mittel nicht dort ankommen, wo sie dringend gebraucht werden. Es wird sich zeigen, ob ein kürzlich gemachter Vorstoß der Bundesbildungsministerin zur Vereinfachung und Vereinheitlichung des Antragsprozesses hier Abhilfe wird leisten können.
Das untenstehende Schaubild verdeutlicht nochmals, wie gering der Mittelabfluss in den Bundesländern war.
Weiterhin ist problematisch, dass diese Förderung zeitlich begrenzt sind. Das mag für die Anschaffung von Geräten oder die Qualifizierung von Lehrkräften angemessen sein, die Verwaltung und Wartung der schulinternen IT ist jedoch eine laufender Kostenpunkt und wird in Zukunft eher an Relevanz gewinnen denn verlieren.
Wenngleich hinsichtlich der Unterstützung der IT-Administration im Schulsystem einiges im Argen liegt, sind nicht alle Probleme dort zu verorten. IT-Fachkräfte sind auch in der Wirtschaft hoch im Trend und es gibt schlicht zu wenige von ihnen. Dieser Fachkräftemangel stellt Schulen vor große Herausforderungen, wenn es darum geht, qualifiziertes Personal anzuwerben. In einem kürzlich erschienen Bericht der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung hieß es dazu: “Der Fachkräftemangel im IT-Sektor wird zu einer entscheidenden Bremse der Digitalisierung in den Schulen.”
Durch die vergleichsweise niedrigen Gehälter haben Schulen Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Das Zurückgreifen auf externe Dienstleister könnte hier zwar helfen, doch diese stehen vor ähnlichen Problemen. Das wiederum kann zu höheren Kosten für Schulen führen, die sich überdies in eine gewisse Abhängigkeit zu solchen Dienstleistern begeben.
IT-Fachkräfte für Schulen sind also dringend gefragt und Politik und Verwaltung sind aufgefordert für ausreichend Stellen zu sorgen. Der Fachkräftemangel lässt sich aber nicht ohne Weiteres lösen, sodass auch in Zukunft Probleme zu erwarten sind.
Datenschutz ist seit der Corona-Pandemie eine ständige Begleiterscheinung im Alltag und Unterricht geworden. Ein Datenschutz-Zettel im Restaurant? Unterschrieben. Ein Zettel, den das Kind aus der Schule mitbringt, „Vereinbarung zur Auftragsverarbeitung gem. Art. 28 EU-DS-GVO“? Unterschrieben. Wenn dann noch mehr Zettel ins Haus flattern, „Vereinbarung gem. Art. 13“ oder „Vereinbarung gem. Art. 6“, oder man selbst als Lehrkraft ständig solche Zettel ausgibt und einsammelt, ist es nachvollziehbar, dass sich eine gewisse Resignation und Unsicherheit einstellt. Die Frage stellt sich: Warum machen wir das eigentlich? Und schützen diese unterschriebenen Zettel wirklich Daten?
Dieser Artikel soll Antworten auf die beiden Fragen geben. Denn ganz so einfach ist es natürlich nicht – und ein klareres Verständnis der Thematik Datenschutz wird gleichzeitig immer relevanter.
Man kann ob der Flut an Zetteln, die man links und rechts unterschrieben austeilt schnell zu dem Schluss kommen, dass Datenschutz ja irgendwie auch egal sei. Zu inflationär begegnet einem das Thema, „Daten“, ja die sind irgendwie überall und nirgends – und man selbst hat doch eigentlich auch nichts zu verbergen. Ob man sich nun ein bestimmtes Youtubevideo anschaut oder nach günstigen Produkten sucht, wen sollte das interessieren?
Das mag im Einzelfall sicher auch richtig sein, der Kniff bei personenbezogenen Daten ist allerdings ihre schiere Menge! Das einzelne Youtubevideo sagt noch nicht viel über jemanden aus – eine jahrelange Chronik davon, gepaart mit allen Websites, die Sie je besucht haben ergibt dann aber doch ein sehr umfangreiches Bild einer Person. Nimmt man das Smartphone hinzu, das stets in der Hosentasche mitgeführt wird und nachweislich Gesprächsfetzen analysiert, den eigenen Standort kennt und die meisten Ihrer Kommunikationen mitliest, wird es schnell intim. (Probieren sie es gerne einmal selbst aus, mit diesem Link gelangen sie zu der Übersicht ihres Google-Kontos, auf der sie zumindest im Ansatz sehen können, was Google über sie zu wissen glaubt.)
Tech-Riesen wie Google gründen ihr Geschäft vor allem auf diese Datensammlungen: Die Geräte, die Sie online benutzen sind meist eindeutig zuzuordnen – und mit dieser Eindeutigkeit kann ein Profil erstellt werden, in dem alles, was über Sie an Metadaten gesammelt wurde, gebündelt wird. Solche Profile werden dann verkauft, meistens an Werbetreibende, die ihre Werbung dann auf Sie zuschneiden können. Google selbst bezeichnet diese Dienste auch als Service für die Benutzer:innen: Das Online-Erlebnis soll so verbessert werden, Sie bekommen genau das angezeigt, was Sie auch brauchen.
Doch es ist kein weiter Weg vom angeblichen Service zur Manipulation: Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten wurde beispielsweise maßgeblich von dem Unternehmen „Cambridge Analytica“ beeinflusst. Es sorgte dafür, dass Wählern in den USA Inhalte angezeigt wurden, die genau ihre Interessen bedienten und dabei die Vorteile von Trump unterstrichen. Aus normalen Wählern wurden Fans, es bildeten sich sogenannte „Filterblasen“, in denen Trump-Wähler ausschließlich Inhalte im Netz sahen, die ihre Meinung unterstützen – und gegensätzliche Meinung so als Verschwörung und „Fake News“ wahrnahmen.
Neben zielgerichteter Werbung können diese Profile aus geschnürten Datenpaketen allerdings auch missbraucht werden: Betrüger können erfahren, ob ein Opfer möglicherweise bereits betagt ist und alleine wohnt, sogenannte „Loverboys“ schreiben gezielt Menschen an, die gerade eine Trennung hinter sich haben, Emails mit Viren können auf einzelne Personen zugeschnitten werden, um echter zu wirken. Und Werbung kann ebenfalls schnell zu Diensten führen, die nichts gutes im Sinn haben: Spiele mit hohem Suchtfaktor, Schneeballsysteme oder sektenartige Organisationen.
Datenschutz – also das Verhindern, dass solche Datenpakete mit Daten bestückt werden, ist daher durchaus wichtig – gerade für Schüler:innen. Denn in der Schule werden zum Teil auch sehr sensible Daten erhoben, beispielsweise im Krankheitsfall oder Klassenbucheinträge. Deshalb gibt es seit 2016 die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), eine Europäische Gesetzgebung, die die Erhebung und Verarbeitung personenbezogener Daten einheitlich im gesamten EU-Raum regelt.
Die bereits erwähnten zahlreichen Zettel, die Sie ausfüllen oder austeilen sind tatsächlich nicht der Schutz der Daten an sich, sie sind eher eine Begleiterscheinung: Gesetzlich sind sämtliche dieser personenbezogenen Daten nämlich erst einmal „unter Verschluss“. Das Recht auf Informationelle Selbstbestimmung des Einzelnen ist ein Grundrecht und schützt alle mit einer Person verbundenen Daten. Mit den verschiedenen Unterschriften auf Zetteln wird dabei die Erlaubnis von ihnen eingeholt, dass Daten von Ihnen – oder Schüler:innen – verarbeitet werden dürfen. Dies geschieht mit Berufung auf Artikel 7 der DSGVO, das heißt, dass die Einwilligung informiert, freiwillig und ausdrücklich abgegeben wurde – zustimmendes Schweigen reicht zum Beispiel nicht. An vielen Punkten sind die Verantwortlichen dabei in der Pflicht, noch einmal konkretere Einwilligungen einzuholen – so entstehen die ganzen verschiedenen Datenschutzzettel, die unterschrieben werden müssen.
„Verarbeitung von personenbezogenen Daten“ ist dabei nur ein anderer Ausdruck für „Informationen, die gespeichert werden“. In der Schule können dies Fotos, Adressen, Kommentare und ausgefüllte Arbeitsblätter sein, schlicht, alles, was über Schüler:innen im Unterricht bekannt ist und digital erfasst wird. Die entsprechende Erlaubnis, bzw. Einwilligung können Kinder bis zum vollendeten 16. Lebensjahr noch nicht geben – sie kann allerdings von Erziehungsberechtigten erteilt werden. Dies wird im Artikel 8 der DSGVO geregelt.
Kinder und ihre Erziehungsberechtigten haben dabei das Recht, diese Einwilligung jederzeit zu widerrufen (Artikel 21), sie haben das Recht, zu erfahren, wie ihre Daten verarbeitet werden (Artikel 13 und 15) und sie können fordern, ihre Daten zu löschen, nachdem der Zweck, für den sie gespeichert wurden erloschen ist (Artikel 17).
An diesem Punkt kommt die Schule, im Besonderen die Schulleitung ins Spiel. Jene ist zum einen dafür verantwortlich, sämtliche Einwilligungen einzuholen, zum anderen muss sie auch einen Datenschutzbeauftragten an der Schule beschäftigen, der sich um Fragen des Datenschutzes kümmert. Denn die Schule ist in der Pflicht, die Technik, mit der sie arbeitet auf ihre Sicherheit hinsichtlich von Schülerdaten zu prüfen, das geht aus Artikel 28 der DSGVO hervor. Sie bleibt in der Haftung, wenn Schaden aus Daten entsteht, die eben nicht sicher gespeichert wurden. Hier liegt ein wesentlicher Knackpunkt des Datenschutzes: Die Verträge mit Dritten.
Denn Schulen können natürlich durchaus dafür sorgen, dass Lehrer bloß an Heimcomputern arbeiten. Sie müssen keine Cloud oder ähnliches benutzen und können damit die Daten der Betroffenen schützen. Wenn allerdings Software von Dritten, wie Google, Microsoft oder beispielsweise die Lernplattform Antolin eingesetzt werden, sind die Abläufe der Datenspeicherung erheblich undurchsichtiger. Viele Unternehmen speichern Daten ihrer Nutzer auf internationalen Servern, womit es sehr schwer wird, nachzuvollziehen, was denn jetzt mit den Daten Einzelner passiert. Auch hier ist es der Artikel 28 der DSGVO, der die Rechtslage klärt: Dienstleister müssen nachweisen können, dass sie den Datenschutzanforderungen in Bezug auf Schüler:innen genügen. So etwas kann zum Beispiel mit einem Zertifikat nachgewiesen werden. Dieser Prozess nennt sich „Auftragsdatenverarbeitung“ und stellt eine der größten Herausforderungen des Datenschutzes im Schulbereich dar.
Die Datenschutzgrundverordnung scheint zwar klare Richtlinien zu setzen und es ist sicher bemerkenswert, dass diese für die gesamte EU vereinheitlicht wurden – die praktische Umsetzung steht allerdings auf einem anderen Blatt. Dies fängt bereits bei zuletzt genanntem Artikel 28 an: Welche Grundschulleitung hat die Fähigkeiten, selbst nachzuprüfen, wo Softwarekonzerne wie Microsoft ihre Daten lagern – und ob dies sicher geschieht? Die Weiterbildung einer Lehrkraft zur Datenschutzbeauftragten trägt dabei kaum zur Lösung dieser mangelnden Kompetenzen bei – um so etwas befriedigend zu prüfen ist ein ganzes Team an IT-Fachkräften nötig. Die Schulleitung, die sich in der Haftung befindet, kann also an sich nur auf die Versicherung der Dienstleistenden vertrauen, dass die Datenschutzvorgaben eingehalten werden würden.
Neuere Studien stellten aber fest, dass solche Zusicherungen mitnichten immer der Wahrheit entsprechen: Während einige Unternehmen selber Daten sammelten, mussten andere Unternehmen einräumen, dass auch sie wiederum die Services von Drittanbietern in Anspruch nahmen und nicht lückenlos nachvollziehen konnten, was mit den Daten geschehen würde, deren Speicherung sie auslagerten. Führende Tech-Konzerne wie Google oder Microsoft arbeiten natürlich bereits mit Deutschland und der EU zusammen – wie zum Beispiel bei Googles Programm „Google for Education“ – um die Auflagen für Schulen zu erfüllen. Jüngst stellte sich allerdings heraus, dass bereits die Geräte, die Google für den Unterricht zur Verfügung stellt – die sogenannten „Chromebooks“ – an mehreren Punkten Daten von Schüler:innen sammeln, um diese weiterzuverkaufen.
Lehrer:innen, Eltern und Schulen stehen solchen Wirrungen hilflos gegenüber und es bleibt eigentlich nur übrig, auf Empfehlungen der Bundesländer zu vertrauen. Diese haben im Zweifel mehr Ressourcen und ausgebildete Fachkräfte, die Software auf genau solche Schwächen prüfen können. So hat das Land Nordrhein-Westfalen zum Beispiel die Lernplattform „Logineo“ ins Leben gerufen, die genau auf die Datenschutzbedürfnisse von Bildungseinrichtungen zugeschnitten ist – Drittanbieter müssen dann allerdings auch spezielle Software extra für diese Plattform entwickeln.
Ob die DSGVO die Daten der Schüler:innen Deutschlands schützt ist also leider fraglich. Die ganzen Zettel die ausgefüllt werden – sie sollten eigentlich die Ausnahme darstellen, die Freigabe von Daten der Kinder, während sie sonst nicht freigegeben sind. In der Praxis scheinen sich die entsprechenden Unternehmen diese Daten allerdings leider trotzdem zu holen, auf die eine oder andere Weise. Es bleibt zu hoffen, dass die heutigen Schüler:innen im späteren Erwachsenenleben zumindest das Recht geltend machen können, das ihnen nach Artikel 17 der DSGVO zusteht: Das Recht auf digitales Vergessenwerden.
Haben Sie selbst Bedenken bezüglich Datenschutz im schulischen Raum? Oder sind Sie von dem verwalterischen Mehraufwand genervt, den Datenschutzauflagen mit sich bringen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung und Erfahrungen in die Kommentare!
Mit gutem Ergebnis ist am Samstag die wichtigste Messe für die Bildungsbranche, die didacta 2022, in Köln zu Ende gegangen. Nach drei Jahren ohne persönlichen Austausch vor Ort stand die Bedeutung der didacta als zentrales Diskussionsforum, größter Weiterbildungskongress und wichtigste gesellschaftspolitische Bühne der Branche besonders im Fokus. Dabei hat die Messe ein starkes Signal für die Zukunft der Bildung gesetzt und gezeigt, dass alle Bildungsbereiche einen dynamischen Reform- und Veränderungsprozess durchlaufen müssen, um erfolgreich auf neue Herausforderungen reagieren zu können. Rund 35.000 Besucherinnen und Besucher haben die Messe genutzt, um sich in den zahlreichen Foren und bei den ausstellenden Unternehmen über innovative Konzepte, neue pädagogische Ansätze, Neuheiten und aktuelle Lösungen zu informieren. Die Unternehmen freuten sich über das große Interesse und hoben ausdrücklich die sehr hohe Qualität aufseiten der Besucherinnen und Besucher hervor. „Der Branche die notwendigen Impulse für das Business zu geben und ihre Leitfunktion als wichtigster Branchentreffpunkt mit hoher Relevanz zu erfüllen: Die didacta hat beide Aufgaben mit Bravour gemeistert. Zudem hat sie ihre Qualität als effiziente Networking-Plattform überzeugend unter Beweis gestellt“, so Koelnmesse-Geschäftsführer Oliver Frese.
Auch in diesem Jahr waren wieder viele politische Entscheidungsträger nach Köln gekommen, um mit Erziehenden, Lehrerinnen und Lehrern oder Profis der Aus- und Weiterbildung über notwendige Veränderungen des Bildungssystems zu diskutieren. Das unterstreicht, dass die Messe trotz Zwangspause weiterhin eine große Zugkraft für die Branche besitzt. Davon zeigte sich auch Reinhard Koslitz, Hauptgeschäftsführer des Didacta Verbandes überzeugt: „Der Neustart der didacta ist gelungen. Wir hatten auf das Zusammentreffen vor Ort gesetzt und das Interesse der Besucherinnen und Besucher zeigt, dass der persönliche Austausch durch nichts zu ersetzen ist.“
Bildung müsse Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit geben. Koslitz weiter: „In den vergangenen Tagen haben wir intensive Debatten darüber geführt, was zeitgemäße Bildung auszeichnet und wie wir junge Menschen stark machen können. Der Didacta Verband und die Unternehmen der Bildungswirtschaft haben viele Impulse gesetzt und zugleich neue Aufgaben mit auf den Weg bekommen. Wir werden nun alles daransetzen, die Anforderungen aus der Praxis aufzugreifen, um auch weiterhin Fach- und Lehrkräfte bestmöglich zu unterstützen. Die nächste Chance dazu bietet sich im März 2023 auf der didacta in Stuttgart.“
Zu den zentralen Themen der didacta 2022 gehörten sowohl bei den ausstellenden Unternehmen als auch in den Foren und Workshops – neben den Auswirkungen der Pandemie auf alle Bereiche der Bildung - die immer schneller voranschreitende Digitalisierung in den Schulen und Betrieben, Fragen der Nachhaltigkeit sowie die Situation und Integration geflüchteter Kinder. Überdies wurde auf der Messe deutlich, dass sich Bildung immer stärker neuen pädagogischen Konzepten und ‚Neuen Medien‘ zur Wissensvermittlung öffnet. Das Internet wird in Kita, Schule und in der beruflichen Bildung zur flexiblen und schier unerschöpflichen Wissensquelle. Das führt zu einer immer stärkeren Individualisierung der Bildung.
Raum für diese und weitere Themen bot das 500 Einzelangebote umfassende Kongressprogramm aus hochkarätigen Foren, Workshops, Vorträgen, praxisorientierten Seminaren, Sonderschauen und Podiumsdiskussionen. Insgesamt boten an den fünf Messetagen 485 Referentinnen und Referenten den Besucherinnen und Besuchern der didacta 2022 fast 300 Stunden Programm an. Damit hat die didacta ihren Anspruch als wichtigste und größte pädagogische Fortbildungsveranstaltung in Deutschland nachhaltig unterstrichen.
Die didacta Köln 2022 in Zahlen
An der didacta Köln 2022 beteiligten sich 555 Unternehmen aus 55 Ländern, davon 139 Aussteller aus dem Ausland. Die Besucher-, Aussteller- und Flächenzahlen dieser Messe werden nach den einheitlichen Definitionen der FKM – Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen ermittelt und zertifiziert.
Die nächste didacta findet vom 7. bis 11. März 2023 in Stuttgart statt.
Die nächste didacta in Köln findet vom 20. bis 24. Februar 2024 statt.
Nach einer europaweiten Ausschreibung hat das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen im Mai den Bildungsmedienanbieter Westermann mit der Entwicklung digitaler Unterrichtskurse beauftragt. Westermann ist damit maßgeblich für den digitalen Unterricht aller Schulformen und -stufen verantwortlich.
„Wir freuen uns, in diesem wichtigen Projekt Partner des Landes Nordrhein-Westfalen zu sein“, sagt Sven Fischer, CEO der Westermann Gruppe, „wir haben mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung digitaler Bildungsmedien und sind dabei immer eng im Austausch mit den Lehrkräften”. Vielen Lehrkräften ist die Westermann Verlagsgruppe bereits wegen der gerade in Grundschulen beliebten Online-Plattform „Antolin” bekannt, die Lesekompetenzen fördern soll.
Westermann entwickelt im Zuge dieses Auftrags insgesamt 26 Unterrichtskurse direkt für das nordrhein-westfälische Lernportal „Logineo NRW LMS”, über welches die Kurse zur Verfügung gestellt werden. Diese umfassen dabei Unterrichtseinheiten in Deutsch, Englisch, Mathematik, sowie Informatik. Hinzu kommen berufsübergreifende Inhalte, die die Berufliche Bildung abdecken werden. Bis zum August sollen diese Kurse für das Ministerium für Schule und Bildung bereitgestellt werden, danach wird Westermann Serviceangebote, Einführungen und Webinare für Lehrkräfte anbieten, um diesen den Einstieg in die Software zu erleichtern.
Moodle als einheitliche Plattform für Westermanns Unterrichtseinheiten
Dabei schneidet Westermann die Unterrichtskurse direkt auf die erfolgreiche und mittlerweile weit verbreitete Plattform „Moodle” zu. Moodle ist eine Softwarelösung, die speziell für Lehrtätigkeiten entwickelt wurde: Sie umfasst digitale Klassenräume, Strukturen für Unterrichtsinhalte und Werkzeuge, um Leistungen der Lernenden zu erfassen. Sie findet bundesweit Einsatz – sowohl in Grundschulen als auch in Universitäten – und bildet damit eine einheitliche Basis für verschiedene Ansätze digitalen Lernens. Dass das Land Nordrhein-Westfalen nun auf der zentralisierten „Logineo”-Plattform vereinheitlichte Unterrichtsinhalte über die singuläre Softwarelösung Moodle bereit stellt, kann als ein Schritt nach vorne in der Bildungsdigitalisierung Nordrhein-Westfalens gewertet werden. So werden Grundlagen geschaffen, um digitalen Unterricht in den Bildungsplan einzugliedern. Schulen werden damit zusätzlich entlastet, da sie Softwarelösungen nicht selbst vorantreiben müssen, sondern auf standardisierte, geprüfte Prozesse zurückgreifen können
Kennt Ihr euch bereits mit Moodle aus und haltet ihr die Auftragsvergabe an die Westermann-Verlagsgruppe sinnvoll? Schreibt uns Eure Erfahrungen in den Kommentaren!
Deutschland ist ein Land mit vielfältiger Geschichte. Vom römisch-deutschen Kaisertum, über die Gründung des deutschen Kaiserreiches bis hin zur NS-Zeit – Bildung und Verständnis der deutschen Geschichte ist interessant und wichtig, um Deutschland als Staat und seine politische Rolle früher sowie heute in der Welt zu verstehen.
Doch obwohl die deutsche Geschichte so vielfältig und interessant ist, fällt es vielen Schüler:innen schwer, sich wichtige historische Figuren, Ereignisse und Zahlen zu merken und ihren geschichtlichen Wert zu erkennen. Lehrer News hat erst vor Kurzem eine Liste der 6 besten Videospiele für den Geschichtsunterricht veröffentlicht, die dieses teilweise etwas trockene Schulfach ein wenig spannender gestalten können. Heute möchte Lehrer News ein paar interessante historische Serien und Kurzfilmreihen vorstellen, die die Begeisterung der Schüler:innen für das Fach Geschichte steigern könnte.
Charité ist eine historische Krankenhausserie und behandelt in jeder Staffel die medizinischen Entwicklungen eines anderen Abschnittes der deutschen Geschichte. In der ersten Staffel, die im März 2017 erschien, steht die medizinische Forschungsarbeit von Robert Koch, dem Mitbegründer der Mikrobiologie und Namensgeber des RKI, Ende des 19. Jahrhunderts im Vordergrund. Die zweite Staffel spielt am Ende des zweiten Weltkriegs und thematisiert die Arbeit des Chirurgen Ferdinand Sauerbruch. Die dritte und bisher letzte Staffel spielt während des Baus der Berliner Mauer und thematisiert unter anderem die Arbeit des Gerichtsmediziners Otto Prokop. Alle Staffeln der Serie könnt Ihr auf Netflix streamen.
Babylon Berlin spielt im Berlin der Weimarer Republik und thematisiert die wirtschaftlichen Probleme dieser Krisenjahre, sowie die dadurch begründete zunehmende Radikalisierung der damaligen rechten und linken Organisationen. Die Serie war bei ihrer Premiere im Pay-TV ein großer Erfolg und war nach Game of Thrones der zweitbeste Serienstart auf Sky Deutschland mit über einer Millionen Zuschauer:innen. Im Mittelpunkt stehen der Kommissar Gereon Rath, gespielt von Volker Bruch, und eine junge Stenotypistin namens Charlotte Ritter, gespielt von Liv Lisa Fries, die gemeinsam an einem Erpressungsfall ermitteln. Die Serie wird in Koproduktion mit ARD Degeto, Sky und Beta Film produziert und kann darüber hinaus auch kostenpflichtig auf YouTube, Google Play, Apple TV und Amazon Prime gestreamt werden. In der ARD Mediathek könnt ihr euch aber auch schon kostenfrei ein paar Clips zur Serie anschauen.
Triggerwarnung: Diese Serie zeigt und thematisiert sexuellen Missbrauch. Ku’damm 56 ist ein dreiteiliger deutscher Fernsehfilm, der 2016 erstmals im ZDF erschien. Im Mittelpunkt der Serie steht die Familie Schöllack in den Jahren der Nachkriegszeit. Mutter Caterina Schöllack leitet in West-Berlin eine Tanzschule und steht in ständigem Konflikt zu ihren drei Töchtern Monika, Helga und Eva, die die Moralvorstellungen und Werte dieser Zeit in Frage stellen. 2018 wurde die dreiteilige Filmreihe mit einer weiteren Filmreihe, Ku’damm 59, fortgesetzt. 2021 folgte die nächste Trilogie namens Ku’damm 63. Die Filmreihe erreichte für das ZDF gute Einschaltquoten und gewann unter anderem den Grimme-Preis in 2017. Ku’damm 56 kann sowohl in der ZDFmediathek kostenfrei, als auch auf Netflix gestreamt werden.
Barbaren erschien im Oktober 2020 auf dem Streamingdienst Netflix und wurde bereits vier Wochen nach seiner Erstveröffentlichung weltweit bereits 37 Millionen mal aufgerufen. Im Gegensatz zu den meisten anderen historischen deutschen Serien, die sich meist auf die Zeit um die beiden Weltkriege herum drehen, spielt die Serie in der Zeit der Augusteischen Germanenkriege, die in der Varusschlacht 9 n. Chr. ihren Höhepunkt fanden. Im Mittelpunkt der Handlung stehen die drei Kindheitsfreunde Ari, Folkwin und Thusnelda. Die Geschichte der drei Protagonisten spielt sich vor dem Hintergrund der Varusschlacht ab.
Honigfrauen ist – wie Ku’damm 56 – eine dreiteilige Kurzfilmreihe des ZDF. Sie erschien 2017 und handelt von den Erfurter Schwestern Catrin und Maja Stresemann, die 1986 per Anhalter eine Auslandsreise nach Ungarn machen möchten, einem damaligen beliebten Urlaubsort für Menschen aus Ostdeutschland. Die Trilogie thematisiert vor allem die riskante Arbeit der Schleuserringe, die Menschen aus Ostdeutschland die Flucht in die Bundesrepublik ermöglicht haben, sowie die Versuche der damaligen Staatssicherheit der DDR, diese aufzulösen. Alle drei Teile können kostenfrei in der ZDF Mediathek gestreamt werden.
Das Boot ist eine seit 2018 laufende TV-Serie, die auf Sky Deutschland gestreamt werden kann. Als Vorlage der Serie dienen sowohl die zwei Romane Das Boot und Die Festung von Günther Buchheim als auch der gleichnamige Kinofilm aus dem Jahr 1981. Die Serie beginnt im Herbst des Jahres 1942, ein Jahr nach den Ereignissen des Spielfilms, und erzählt die Geschichte einer U-Boot-Besatzung an Bord der U 612, die auf Mission in feindliche französische Gewässer geschickt werden. Der Widerstand in La Rochelle wird ebenfalls behandelt.
Sind Euch einige dieser Serien und Kurzfilmreihen bereits bekannt gewesen? Findet Ihr einige dieser Serie passend für euren Unterricht und würdet Ihr diese Euren Schüler:innen vorstellen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Die Nutzung digitaler Medien kehrt nach und nach im deutschen Bildungswesen ein. Egal ob Deutsch, Mathematik oder Geschichte: Apps wie Kahoot ermöglichen es Lehrkräften bereits heute, Unterrichtsinhalte spannend und zeitgemäß zu vermitteln. Im Fach Musik lässt sich die Digitalisierung nicht ganz so leicht gestalten. Denn wenn man beispielsweise ein Instrument erlernen möchte, kommt man um die Übung mit eben diesem zwangsläufig nicht herum. Doch wie gestaltet sich der Musikunterricht zukünftig in unserer digitalisierten Welt? Welche Potenziale hat das Fach?
Um diese Fragen beantworten zu können, gilt es erst einmal zu klären, welche Kompetenzen der Musikunterricht an deutschen Schulen vermitteln soll. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um vier Kernthemen: Zum einen steht das gemeinsame Musizieren und Komponieren im Mittelpunkt, aber auch die Rezeption und Reflexion von musikalischen Inhalten sind zentrale Anliegen der Lehrpläne. Zusätzlich ist die Möglichkeit Musik als Mittel zur Kommunikation zu nutzen ein weiterer Punkt des Bildungsauftrags. Im Bereich des Musizierens beschränkt sich der Musikunterricht bisher allerdings meist auf die Instrumente aus der Klassik oder Pop- und Rockmusik, und eignet sich daher eher weniger für den Unterricht mit digitalen Medien.
Dem steht die Tatsache gegenüber, dass sich der Stellenwert, den Musik in unserer Gesellschaft einnimmt, stetig verändert. In Zeiten von Streamingdiensten und TikTok-Challenges wird Musik meist digital konsumiert. Unsere Lieblingsalben sind jederzeit verfügbar und der Markt wird jede Woche mit hunderten neuen Releases überflutet. Sogar die Musikproduktion ist dank Youtube-Tutorials und unzähligen Foren zugänglicher als jemals zuvor. So ist es auch nicht verwunderlich, dass immer mehr Jugendliche mit DAW’s (Digital Audio Workstation) wie Ableton, Cubase oder FL Studio zu Nachwuchsproduzenten in den heimischen Kinderzimmern werden. Selbst der US-Popstar Billie Eilish und ihr Bruder Finneas haben ihre Karriere einmal als “Bedroom-Producer” begonnen, und erlangten durch eigene Veröffentlichungen im Internet weltweite Bekanntheit.
Die Diskrepanz zwischen dieser Entwicklung und der Gestaltung des Musikunterrichts ist ein Umstand, den der Bundesverband für Musikunterricht (BMU) bereits 2019 kritisierte. In der Publikation “Musikunterricht und Digitalisierung” fordert der Verband, dass neben der digitalen Musikproduktion auch Themen wie der Vertrieb oder das Urheberrecht stärker in den Fokus des Unterrichts einfließen müssen. Um den Kindern und Jugendlichen einen reflektierten Umgang mit allen Medien näher zu bringen, empfiehlt der BMU zusätzlich fächerübergreifend über Probleme wie Mediensucht aufzuklären. Auch die Beeinflussung durch Inhalte aus der digitalen Welt, speziell der Musik, muss im Schulalltag mehr thematisiert werden.
Ein weiteres Hindernis sieht der Verband in der uneinheitlichen Ausstattung vieler Bildungseinrichtungen. Programme und die dazugehörige Hardware sind oft sehr teuer und passen somit nicht in das Budget der meisten Schulen. Zu dieser Erkenntnis kommt auch die Bertelsmann-Stiftung in der Veröffentlichung “Digitale Medien im Musikunterricht”. Hinzu kommt, dass die meisten Musiklehrer:innen bisher meist noch nicht über die Qualifikationen verfügen, um ihren Unterricht an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
Um den Musikunterricht an den digitalen Wandel anzupassen, empfiehlt es sich bereits während des Lehramtsstudiums mehr auf die Möglichkeit von Medien als Werkzeug einzugehen. Außerdem benötigen Bildungseinrichtungen mehr finanzielle Mittel, um die entsprechende Software, beziehungsweise Hardware für einen zeitgemäßen Musikunterricht anzuschaffen. Einige Software-Hersteller bieten für ihre Produkte bereits Bildungslizenzen an, die speziell für den Einsatz an Schulen gedacht sind. Um den Musikunterricht in Zukunft ansprechender zu gestalten, sollten auch die Lehrpläne überdacht werden. Nur wenn sich der Musikunterricht an den Vorlieben junger Leute orientiert, können Schüler:innen für das Fach begeistert werden. So kann aus einem gewöhnlichen Schulfach schnell ein Hobby und Leidenschaft für das Leben werden.
Welche Erfahrungen habt Ihr mit dem Fach gesammelt? Was muss in Zukunft berücksichtigt werden? Wir freuen uns auf Eure Kommentare!
Lehrer News hat letztens einige Computerspiele vorgestellt, die interessant für den Geschichtsunterricht sind. Doch wie lassen sich PC-Spiele im Unterricht eigentlich nutzen und was bringen sie?
Computerspiele sind längst kein Randphänomen mehr, sondern fester Bestandteil des Alltagslebens der meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland und spätestens seit der Corona-Pandemie auch der vieler Erwachsener. Die Anzahl der Spieler:innen und auch ihr Durchschnittsalter wächst stetig: Knapp 34 Millionen Menschen in Deutschland spielen zumindest gelegentlich Computerspiele und rund drei Millionen Jugendliche spielen regelmäßig PC-Spiele. Laut einer Studie des Unternehmens Limelight beträgt dabei die durchschnittliche Spieldauer beachtliche sechs Stunden pro Woche. Auch als Kulturgut werden Computerspiele zunehmend ernst genommen, wie etwa die Aufnahme des Branchenverbands “game” in den Deutschen Kulturrat zeigt.
Die untenstehende Grafik zeigt, wie der Anteil der Computerspieler:innen in Deutschland seit 2013 stetig gewachsen ist.
Games im Unterricht zu thematisieren oder gar zu nutzen, kann hilfreich sein, um Schüler:innen in ihrer Lebensrealität zu erreichen und so für bestimmte Inhalte oder Themen mehr zu begeistern. Computerspiele sind dabei natürlich kein didaktisches Wundermittel und ihre Rolle im Alltag sowie bestimmte Aspekte können selbstverständlich auch kritisch begleitet werden – immerhin waren 2019 laut DAK fast eine halbe Millionen Jugendliche “Risiko-Gamer” mit suchtähnlichem Spielverhalten. Doch sich dazu als Lehrkraft aufgeklärt zu verhalten und bestimmte Auswüchse zu thematisieren, ist gerade deshalb richtig und wichtig, um einen Reflexionsraum für Schüler:innen zu schaffen.
Computerspiele sind nicht nur ein beliebter Freizeitvertreib, sondern können auch pädagogisch nützlich sein. Ganz im Sinne Schillers Ausspruch “Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt” können wir uns als spielerischen Menschen – als homo ludens – verstehen, der Fähigkeiten am besten und auch unterhaltsamsten im und durch das Spielen entwickelt.
Genau dort setzen Computerspiele an, denn sie stellen interaktiv und in spielerischer Umgebung Herausforderungen an die Spielenden, die es zu bewältigen gilt. Dadurch können sie Schüler:innen motivieren, sich unterschiedlichsten Herausforderungen zu stellen und sich mit Themen zu beschäftigen, die sie normalerweise links liegen lassen würden.
Professor Jan Boelmann, Direktor des Zentrums für didaktische Computerspielforschung, meint daher: “Games ermöglichen nachhaltiges Erfahrungslernen und eröffnen Räume für aktives Lernen und Reflexion.” Das besondere an Computerspielen ist, dass ihre Konsument:innen anders als bei Literatur oder Film nicht bloße Rezipienten fremder Werke sind. Vielmehr agieren sie selbst und treffen im Rahmen der Möglichkeiten freie Entscheidungen, was Spieler:innen selbst zum Zentrum des Geschehens macht.
Das klingt zwar schon nicht schlecht, aber ein paar Beispiele können helfen, dieses Potential besser zu verstehen. Dank der großen Spieleauswahl ist die Bandbreite an Themen und benötigten Fähigkeiten beeindruckend. Während etwa das Kultspiel “Portal” ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen von seinen Spielenden verlangt, sorgen rasante Taktikspiele wie “StarCraft II” dafür, dass man unter großem Zeitdruck Entscheidungen fällen muss.
Doch gerade das in Deutschland traditionell beliebte Genre der Strategiespiele kann für den Unterricht interessant sein, denn es ist erstaunlich, welche Komplexität diese teils erreichen und Spieler:innen dazu bringen sich mit scheinbar drögen Themen zu beschäftigen. Sie verlangen langfristiges Denkvermögen, Kreativität und ja auch Fleiß und Durchhaltevermögen, denn Einarbeitung ist gefragt und Fehler werden bestraft.
Schüler:innen, die in “Cities: Skylines” ihre eigene Stadt errichten, müssen sie sich mit Verkehrsplanung, Abfallwirtschaft und vielem mehr beschäftigen oder sie nehmen im Demokratiesimulator “Democracy 4” selbst das Heft als Bundeskanzler in die Hand und können so nachvollziehen, was es eigentlich heißt ein demokratisches Land zu regieren und Interessen auszugleichen, denn wer schlecht regiert, wird natürlich abgewählt.
Auch sollte nicht vergessen werden, dass Spiele ebenso wie Literatur oder Kunst zu ethischen Reflexionen und Kreativität anregen. Sandboxgames wie “Minecraft” laden dazu ein, großartige Gebäude und Landschaften zu errichten, während viele Rollenspiele ihre Spieler:innen vor schwierige moralische Fragen stellen. Während Schüler:innen bei “Faust” oder “Der Besuch der alten Dame” höchstens darüber diskutieren können, ob die Protagonisten ethisch korrekt handeln, sind sie es als Gamer:innen, die selbst moralisch entscheiden müssen. Herausragende Beispiele sind dabei etwa “Papers, please” oder “Detroit:Become Human”
Zu guter Letzt sei natürlich erwähnt, dass viele Games auf Kooperation und Kommunikation setzen, was ebenfalls wichtige Fähigkeiten im echten Leben sind. Spieler:innen müssen oftmals zusammenarbeiten, um ihre Ziele zu erreichen oder tauschen sich über die besten Strategien und Methoden für ein bestimmtes Spiel aus.
Doch um diese Potentiale auszuschöpfen, wollen Computerspiele auch überlegt eingesetzt werden. Wie das ab besten geschehen kann, hängt von vielen Faktoren ab: Technische Ausstattung, Schulstufe und -fach, Lizenzen, pädagogischem Konzept und vielem mehr. Daher muss vorher gut überlegt werden, was erreicht werden soll. Dafür gibt es mittlerweile eine Fülle an Informationen, die sich an Lehrkräfte wendet. Die Medienanstalt Baden-Württemberg hat eine eigene Arbeitsgruppe “Games im Unterricht”, die einen eigenen Podcast und Artikel zu dem Thema anbietet und eine ausführliche Liste mit für den Unterricht geeigneten Spielen inklusive Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellt.
Auch der Branchenverband “game” führt eine Liste an sogenannten Serious Games und bietet über seine Stiftung “Digitale Spielekultur” Broschüren und Material an. Besonders hilfreich ist der Computerspielkompass der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, der auf 130 Seiten in das Thema einführt und ebenfalls Unterrichtsmaterialien bereitstellt. Professor Jan Boelmanns Youtubekanal führt eine Reihe an Videos, in denen Computerspiele, die sich im Unterricht einsetzen lassen, vorgestellt werden.
Was meint ihr? Setzt Ihr Computerspiele im Unterricht ein? Was sind eure Erfahrungen? Lasst es uns wissen!
Viele von uns erinnern sich noch daran, wie wir im Kindesalter die Fähigkeit erlernt haben, Fahrrad zu fahren – heute sind viele von uns von ihrem Rad abhängig, sei es um rechtzeitig zur Bahn oder auf die Arbeit zu gelangen oder um ihr Hobby auszuleben. Schon seit etwas mehr als zwei Jahrhunderten steht uns das Fahrrad als simpelste Form des Transports zur Verfügung und ist seither weltweit ein wichtiger der Mobilität.
Die Idee des Weltfahrradtags reicht ins Jahr 2015 zurück. Der US-amerikanische Professor Leszek Sibilski konzipierte damals mit Student:innen seines Soziologie-Kurses eine Kampagne, die das “bescheidene Fahrrad” weltweit feiern und fördern sollte. Dieses Projekt erlangte große Unterstützung und Aufmerksamkeit, vor allem durch die Bewegung “Sustainable Mobility for All”. Daraus resultierte der Weltfahrradtag, der dann 2018 durch die Vereinten Nationen festgelegt worden war, um auf die Förderung des Fahrradfahrens weltweit hinzuweisen.
Im Rahmen des Weltfahrradtags weist die UN auf ihrer Homepage auf verschiedene Aspekte des Radfahrens hin, die uns Menschen positiv in unserem Leben beeinflussen.
So bietet das Radfahren für Menschen jeden Alters bei der regelmäßigen Nutzung gesundheitliche Vorteile. Das Fahrrad bietet einen einfachen Weg dafür an, sich mehrmals die Woche sportlich zu betätigen, und fördert dadurch nicht nur unsere Gesundheit, sondern auch die Erhaltung unserer Bewegungskünste und erhöht unsere Lebensqualität.
Nicht nur für die menschliche Gesundheit, sondern auch für die Umwelt bietet sich das Fahrrad als nachhaltige Alternative an. Im Gegensatz zum Auto- oder Zugfahren stößt das Fahrrad bei seiner Nutzung keine umweltschädlichen Abgase und löst ebenfalls keine Stausituationen aus.
Viele Menschen in urbanen Gegenden können sich ein Privatfahrzeug, aber auch teilweise die Nutzung der ÖPNVs, nicht leisten – somit sind sie auf das Radfahren angewiesen. Damit alle Radfahrer:innen sicher an ihren Arbeitsplatz oder nach Hause radeln können, aber auch um generell alle erwähnten positive Punkte des Radfahrens umsetzen zu können, müssen adäquate Mobilitätslösungen herangezogen werden. Fahrradstraßen und eine entsprechende Verkehrspolitik sind die Voraussetzung für sichere Mobilität auf dem Zweirad.
Laut dem BDMV liegt die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland seit 60 Jahren auf dem niedrigsten Stand. So sind 2020 2.719 Menschen in Straßenverkehrsunfällen gestorben – 327 Menschen weniger als im Vorjahr. Trotz dieses niedrigen Standes kommen Unfälle jedoch natürlich trotzdem vor. Erst vor ein paar Tagen, am Sonntag dem 29. und Dienstag dem 31. Mai, sind in Hamburg zwei Radfahrer durch Kollision mit Fußgängern verstorben.
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr möchte solche Verkehrsunfälle in der nahen Zukunft komplett vermeiden. “Jeder Tote ist einer zu viel!” lautet der Slogan für #DeinLeben, eine Aktion für die Straßenverkehrssicherheit des BDMV. Im Rahmen dieser Aktion wird das langfristige Ziel “Vision Zero” verfolgt, also keine Toten mehr im Straßenverkehr. Dafür wurde ein Programm namens zur Förderung der Straßensicherheit zusammengestellt: auch die Verbesserung des Radverkehrs wird in diesem Programm besprochen. Um die Sicherheit der Radfahrer im Verkehr besser gewähren zu können, soll der Bau von sicheren Fahrradwegen und -straßen vorangetrieben werden. Weiterhin möchten das Ministerium zur Vermeidung zukünftiger Unfälle eine verbesserte Unfallerhebung der Datenauswertung entwickeln. Radfahrer sterben oft in sogenannten “Alleinunfällen”, die von der Polizei schwer erfasst werden können – ein umfangreicheres Wissen über die Unfälle könnte bei der Entwicklung passgenauer Maßnahmen verhelfen. Außerdem möchte der Bund seine Verkehrssicherheitsarbeit alle zwei Jahre evaluieren, um ein umfassendes Monitoring der Entwicklungen und Unfälle aufzubauen.
Bisher hat das BMDV zahlreiche Maßnahmen für mehr Verkehrssicherheit in den Städten Deutschlands umgesetzt. So wurden bereits 1,5 Milliarden Euro für attraktiven und sicheren Radverkehr investiert und eine StVO-Novelle, die Radfahrer und Fußgänger unterstützen soll, entwickelt.
Inzwischen setzen sich aber auch immer mehr Radfahrer selbst für die Verbesserung und Entwicklung der Verkehrssicherheit auf den Fahrradstraßen ein. Das bundesweite Aktionsbündnis “Kidical Mass” hatte vergangenen Monat zu Kinder-Fahrraddemonstrationen aufgerufen, an denen allein in Frankfurt 300 Kinder und Eltern teilgenommen haben. Auch in mehreren Städten wie Wiesbaden und Darmstadt wurde für mehr Verkehrssicherheit demonstriert. Ziel der Kundgebungen ist es, auf Radfahrer, vor allem junge Radfahrer, im Verkehr aufmerksam zu machen und die Fahrradmobilität sicherer zu gestalten.
Viele Städte und Länder entwickeln selbständig individuelle Programme und Aktionen, die die Verkehrssicherheit fördern sollen. Die Stadt Essen hat im Rahmen dessen Ende Mai neue Schilder für Fahrradfahrer installieren lassen, auf denen Piktogramme und geltenden Verkehrsregeln für einen erhöhten Schutz der Radfahrer abgebildet sind.
Obwohl die Entwicklung und Verbesserung der Verkehrssicherheit und Fahrradstraßen wahrscheinlich am wichtigsten für die Umsetzung sicherer Radwege und den Schutz von Radfahrern ist, sollten auch Radfahrer selbst zum Beispiel darauf achten, dass ihr Fahrrad verkehrssicher ist, um sich und andere vor Unfällen zu bewahren. Hier könnt ihr vergleichen, ob es sich bei eurem Fahrrad um ein verkehrssicheres Fahrrad handelt.
Fahren einige von euch im Alltag Fahrrad oder sichert das Fahrrad für einige von euch sogar eure alltägliche Mobilität? Seid ihr zufrieden mit den Visionen, die bereits umgesetzt worden sind und noch umgesetzt werden sollen, oder wünscht ihr euch mehr Sicherheit und Regeln für euren Radweg? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Digitale Verwaltungs- und Klassenzimmerprogramme halten in immer mehr deutschen Schulen Einzug. Doch damit ihr gesamtes Potential ausgeschöpft werden kann, müssen Lehrkräfte und Schüler:innen auch kompetent mit ihnen umgehen können. Daher bietet Dominik Godt Fortbildungen zu Moodle und zu Videoproduktion für den Unterricht an, über die wir mit ihm im Videointerview gesprochen haben.
Godt ist seit 2017 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum tätig. Durch seine Tätigkeit als Systemadministrator im Bereich Moodle sowie als Master of Education Student der Germanistik und Japanologie ist er in einer idealen Position, die sowohl technische Expertise als auch das Wissen um die didaktischen Anforderungen miteinander vereint.
Seine Expertise vermittelt er interessierten Lehrkräften in Workshops und Fortbildungen, die sich sowohl an Neueinsteigende als auch an Fortgeschrittene richten. Im Interview ging es nicht nur um die Vorteile und Einsatzfelder von Moodle – Stichwort schülerzentrierter Unterricht – sondern auch um den Digitalpakt und die Schwierigkeiten, die in der Praxis auftreten, wenn es um die Beschaffung von Technik geht. Das vollständige Interview findet ihr auf unserem YouTube-Channel:
Der Status des Religionsunterrichts unterliegt in Deutschland klaren rechtlichen Vorgaben. Dennoch bot und bietet er immer wieder Anlass für gesellschafts- und bildungspolitische Diskussionen. Lehrer News wirft ein Schlaglicht auf die wichtigsten Entwicklungen der letzten Jahre.
Das Grundgesetz definiert den Status des Religionsunterricht an Schulen relativ klar:
„Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt“ (Art. 7 Abs. 3 GG)
Ebenso grundgesetzlich festgeschrieben, ist der Bildungsföderalismus. Dies hat zur Folge, dass zur rechtlichen Stellung des Religionsunterrichts im Lehrplan länderspezifische Unterschiede bestehen. So heißt es beispielsweise in der rheinland-pfälzischen Verfassung noch immer: Die Schule hat „die Jugend zur Gottesfurcht … zu erziehen“. (Art. 33 Verf. RP)
Bevor aktuelle Diskussionen um die praktische Organisation des Religionsunterrichts zur Sprache kommen, soll es zunächst um die Frage gehen, mit welchem Existenzzweck seine Durchführung, jenseits der „Erziehung zur Gottesfurcht“, überhaupt begründet wird. Das Verhältnis junger Menschen zu Glaube und Religion erscheint mitunter ambivalent, wie eine Studie der Uni Tübingen, die unter Azubis sowie 11. und 12. Klassen in Baden-Württemberg durchgeführt wurde, ergab. Demnach bezeichnen sich nur 22% der Befragten als religiös, aber über die Hälfte glaubt an einen Gott.
Die Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz argumentiert 2019 in ihren Forderungen nach der Abschaffung des Religionsunterrichts, dieser sei mit der Trennung von Staat und Kirche unvereinbar. Stattdessen solle ein neues Fach geschaffen werden, in dem ein offener Austausch über ethische und religiöse Lehrinhalte stattfinden kann. Dem hielt im weiteren Verlauf der Debatte das Bistum Mainz entgegen, das Schüler:innen „erst in der Auseinandersetzung mit einem greifbaren Modell gelebter christlicher Existenz – vor allem in der Person der Lehrkraft”, eine eigene Identität und Haltung ausprägen könnten. Andere, nicht zwingendermaßen religiös motivierte Positionen sehen im bekenntnisorientierten Religionsunterricht kein Problem, solange dieser nicht verbindlich ist. Daher müsse eine Wahlmöglichkeit zwischen dem Fach Religion und säkularen Alternativen wie dem Ethikunterricht gegeben sein. Beide erfüllten aber die Funktion, einen Beitrag zur Entwicklung eines eigenen Wertesystems durch die Schüler:innen zu leisten und griffen wichtige Fragen nach dem Sinn der menschlichen Existenz auf.
Nachdem sich Debatten zur Gestaltung des Religionsunterrichts jahrelang auf christliche Konfessionen beschränkten, rückte spätestens seit 2011 die Unterrichtung anderer Glaubensrichtungen in den Mittelpunkt. Grund hierfür war der Beschluss des Landes Nordrhein-Westfalen, nun auch islamischen Religionsunterricht ermöglichen zu wollen: „Etwa 436.500 Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen sind muslimischen Glaubens. Diese Kinder haben ein Recht auf einen staatlich verantworteten Religionsunterricht“, erklärte das Schulministerium in Düsseldorf diesen Schritt. NRW war damit ein Vorreiter, mittlerweile wird in neun Bundesländern eine Form von Islamunterricht angeboten.
Die Einführung des Islamunterrichts in NRW war nicht nur im Zuge der Debatten um die Rolle des Islams und der Muslime in Deutschland ein mutiger Schritt. Das Land begab sich mit der Entscheidung die Pluralisierung des Religionsunterrichts voranzutreiben auf noch unbekanntes Terrain und musste den entsprechenden Gesetzestext nachjustieren. Seit 2019 definiert das Schulgesetz des Landes formal klare Kriterien, welche islamischen Organisationen zur Gestaltung des Islamunterrichts an staatlichen Schulen befugt sind. So müssen diese ihre Eigenständigkeit, staatliche Unabhängigkeit, Verfassungstreue und eine verlässliche Organisationsstruktur aufweisen. Die Kritik an der religiösen Trägern von Religionsunterricht, nicht nur muslimischer Ausrichtung, bleibt jedoch ein Thema.
Eine online durchgeführte YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2016 zeigt, dass eine Mehrheit der Befragungs-Teilnehmer:innen dem bekenntnisorientierten Religionsunterricht kritisch bis ablehnend gegenüber steht. Quelle: YouGov
Der Status des Religionsunterricht steht, gemessen an den Positionen der Parteien im Bundestag, ebenso wenig in Frage, wie das staatliche Aufsichtsrecht darüber. Dispute entbrannten in den vergangen Jahren eher darüber, mit welchen religiösen Organisationen oder Kirchen zusammengearbeitet werden soll beziehungsweise wem es gestattet ist, Religionsunterricht zu erteilen. Letzteres beantwortet das Grundgesetz nur ungenau: “Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.“ (Art. 7 Abs. 3 GG) Faktisch erteilt die staatliche Aufsicht in den Ländern den Kirchen und Religionsverbänden die Erlaubnis, über das Personal für die Durchführung von Religionsunterricht nach eigens ausgewählten Kriterien zu bestimmen.
So wird die Missio Canonica (Beauftragung mit Lehraufgaben) nur an diejenigen katholischen Absolvent:innen des anspruchsvollen Theologiestudiums erteilt, die aktive Gemeindemitglieder sind und ihr Privatleben nach den Prinzipien der römisch-katholischen Kirche gestalten. Auch der Entzug der Lehrerlaubnis durch die katholische Kirche ist möglich. Im bekenntnisorientierten Islamunterricht sorgte vor allem die Zusammenarbeit mit einflussreichen Religionsverbänden für Kritik. Trotz der angesprochenen Gesetzesänderung ist in NRW, der vom autoritären Erdogan-Regime kontrollierte, deutsch-türkische Moscheeverband DİTİB federführend in die Auswahl der Lehrer:innen eingebunden. Ähnlich sieht es unter anderem in Niedersachsen aus, wo die Ijaza (Lehrerlaubnis), ebenso wie in NRW, durch einen von konservativ-islamischen Verbandsvertretern dominierten Beirat erteilt wird. Liberale Muslime kritisieren die Auswahlkriterien, die einen sittsam-religiösen Lebensstil zu einer von verschiedenen Bedingungen zur Erteilung der Lehrerlaubnis erklären.
Was meint ihr? ist Religionsunterricht an staatlichen Schulen in seiner derzeitigen Form noch zeitgemäß? Gibt es in Zeiten des chronischen Lehrermangels überhaupt umsetzbare Alternativen zur Einbindung von Kirchen und Religionsverbänden? Wir freuen uns auf eure Meinung!
Mittlerweile existieren unzählige digitale Tools, die den Schulunterricht bereichern und abwechslungsreicher gestalten sollen. Vor allem Quizprogramme erfreuen sich dabei großer Beliebtheit, da sie ohne großen Aufwand kurzweilige Lernstandsüberprüfungen und vieles mehr ermöglichen. Wir stellen euch das Programm QuizAcademy vor.
Mit lediglich knapp 17.000 registrierten Lehrkräften ist es im Vergleich zu Konkurrenten wie Kahoot! oder Quizlet noch ein Zwerg, bietet aber einige Vorteile etwa beim Datenschutz. Dieser wird bekanntermaßen seit Jahren heftig debattiert und gerade im schulischen Bereich ist er selbstverständlich von großer Wichtigkeit, da die Daten von Schüler:innen geschützt werden sollten. Gerade US-amerikanische Unternehmen schneiden dabei oftmals schlecht ab, dies gilt auch für Quizlet, das für den Einsatz in der Schule nicht geeignet erscheint. Kahoot! schneidet in Sachen Datenschutz etwas besser hat. Das Portal MobilSicher bewertet seine Nutzung als “gerade noch akzeptabel.”
QuizAcademy hingegen entstand als Ausgründung der Universität Potsdam und des Hasso Plattner Instituts, wurde von der EU gefördert und schreibt Datenschutz groß. So werden nur vergleichsweise wenig Daten gespeichert und verwendet, insbesondere da Schüler:innen kein eigenes Konto benötigen. Daher gilt es laut Landesmedienzentrum Baden-Württemberg als datenschutzkonform. Auch Dirk Thiede, Betreiber des Blogs Datenschutz-Schule und Datenschutzbeauftragter für Schulen im Kreis Olpe, bezeichnet QuizAcademy als “schöne Plattform” und sieht diese als datenschutzfreundliche Alternative zu ihren Konkurrenten.
Hinsichtlich seiner Möglichkeiten unterscheidet sich QuizAcademy nicht großartig von seinen Konkurrenten. Lehrkräfte können Kurse erstellen, beispielsweise zu einer bestimmten Unterrichtseinheit und diese dann mit Inhalten befüllen. Verfügbar sind dabei das klassische Quiz, Live-Quiz, Karteikarten sowie Prüfungen. Letztere Option ermöglicht es, den individuellen Wissensstand von Schüler:innen zu erfahren oder Wettbewerbe durchzuführen, da bei allen anderen Funktionen nur eine anonymisierte Analyse möglich ist.
Die Plattform lässt sich sowohl über gängige Browser als auch als App für iOS und Android nutzen.
Auch das Nutzen fremder Inhalte und das Teilen eigener Kurse ist problemlos möglich. Zum einen lassen sich Inhalte anderer Plattformen importieren, zum anderen lassen sich Kurse mit anderen Lehrkräften teilen. Über den sogenannten “Kurs-Markt” lassen sich Kurse entweder mit allen anderen Nutzer:innen oder nur mit ausgewählten Lehrkräften teilen. Sogenannte “Kurs-Markt-Manager” sollen dabei die Qualität der für alle freigegebenen Kurse kontrollieren.
Besonders hilfreich ist, dass QuizAcademy sich in andere Plattformen wie etwa Moodle, die digitale Klassenräume erschaffen, einbinden lässt. So existiert eine zentrale Anlaufstation für Nutzer:inenn statt ein Wirrwarr an Webseiten existiert.
Da QuizAcademy vollständig in deutscher Sprache verfügbar und äußerst intuitiv zu bedienen ist, eignet es sich gut für Lehrkräfte, deren Affinität zum Digitalen nicht unbedingt ausgeprägt ist. Hinzu kommt, dass die Betreiber zahlreiche Tutorials und Videos sowie einen deutschsprachigen Support bereitstellt.
Datenschutzkonformität und Werbefreiheit haben leider ihren Preis, denn die kostenfreie Education+ Version ist stark eingeschränkt. Lediglich ein Kurs ist erstellbar und E-Prüfungen sind nur mit bis zu fünf Teilnehmer:innen möglich. Für die günstigste Version für einzelne Lehrende mit zwei Kursen und bis zu 20 Teilnehmenden werden monatlich schon 7,42 Euro fällig. Pro Kopf gerechnet ist eine Schullizenz, die eine unbegrenzte Anzahl an Kursen, Teilnehmern und Events ermöglicht, deutlich günstiger. Laut QuizAcademy werden beispielsweise bei einer Schule mit 50 Lehrkräften jährlich 640 Euro fällig, was einer monatlichen Nutzungsgebühr von etwa einem Euro pro Lehrkraft entspricht.
Wer QuizAcademy also nutzen möchte, sollte sich vorher gut überlegen, ob der Mehrwert groß genug ist, um die Kosten zu rechtfertigen oder eine Schullizenz in Betracht ziehen. Immerhin lassen sich alle Abomodelle ausgiebig kostenfrei testen, sodass man eine informierte Kaufentscheidung treffen kann.
Vergangenen Sonntag wurden die besten Nachwuchsforscher:innen in Deutschland ausgezeichnet. Am 29. Mai wurden beim diesjährigen Bundeswettbewerb Jugend forscht in Lübeck zahlreiche Schüler:innen für ihre innovativen Forschungsarbeiten prämiert.
Jugend forscht ist einer der bekanntesten deutschen Jugendwettbewerbe und zeichnet seit seiner Initiierung 1966 durch Henri Nannen, Gründer des Sterns, jedes Jahr die besten wissenschaftlichen Projekte und Arbeiten von jungen Menschen aus. Seit vielen Jahren ist der Bundespräsident Schirmherr des MINT-Wettbewerbs, der in sieben Fachbereichen Preise verleiht sowie mit Sonderpreisen ungewöhnliche Projekte auszeichnet.
Die Preise sind nicht nur hoch dotiert – die Erstplatzierten erhalten jeweils 2.500 Euro – sondern sind auch ein Türöffner in die Welt der Wissenschaft, da viele Preise zusätzlich von Forschungseinrichtungen gesponsert werden und Jugend forscht Alumni Netzwerke aufbaut. Insgesamt haben am diesjährigen Wettbewerb, der unter dem Motto “Zufällig genial” stattfand, 8.527 Kinder und Jugendliche mit 4.788 Projekten teilgenommen. In das Bundesfinale schafften es 168 Nachwuchstalente mit 108 Projekten.
Im Fachbereich Arbeitswelt erhielt der fünfzehnjährige Vincent Nack aus Höhenkirchen den ersten Preis für die Entwicklung eines Notbremsassistenten für Fahrräder, der bei Gefahrensituationen mittels Sensoren automatisch die Bremsen aktiviert.
David Sauer, achtzehnjähriger Gymnasialschüler aus Mühlhausen, erhielt den ersten Preis im Fachbereich Biologie mit einer Forschungsarbeit über die organische Abbauprodukte Dihydroxybenzene, die zwar seit langem als giftig bekannt sind, deren Wirkweise aber noch unklar ist. Sauer untersuchte die Wirkung dieser Giftstoffe am Beispiel der Acker-Schmalwand.
Der erste Preis im Fachbereich Chemie ging an ein dreiköpfiges Team aus dem bayerischen Dammbach. Die Schülerinnen Hanna Amrhein, Lena Fries und Hann Fries experimentierten mit der Rückgewinnung von Phosphat, einem Nährstoff für Pflanzen, aus Abwasser, um so bessere Recyclingmethoden zu finden.
Den Geheimnissen des Kosmos wand sich Vanessa Guthier aus Heppenheim zu. Sie gewann den ersten Preis des Fachbereichs Geo- und Raumwissenschaften für ihre wissenschaftlich fundierte Arbeit zu der Frage, ob und unter welchen Bedingungen Sternhaufen Gammastrahlung erzeugen können.
Dem Sport wand sich der Preisträger Elian Terelle für den Fachbereich Mathematik und Informatik zu. Er entwickelte ein System, das kostengünstige Wiederholungen von Liveübertragungen, auch in Zeitlupe ermöglicht, das er bei Übertragungen von Volleyballspielen bereits nutzte.
Im fernen Sevilla ist Carlos Steiner Navarro, Preisträger im Fachbereich Physik, ansässig. Er beeindruckte die Jury durch “ein tiefgreifendes Verständnis der komplexen Mechanismen des Magnetismus”, da ihm das Kunststück gelang, einen Magneten schweben zu lassen.
Auch der erste Preis im Fachbereich Technik ging an ein Team. Den beiden siebzehnjährigen Schüler Johann Elias Stoetzer und Steven Gurgel war es möglich mit hilfe eines 3D-Druckers Sensoren auf Textilien zu drucken, um so beispielsweise über Touchsensoren auf ihrem Hemd ihr Smartphone zu kontrollieren.
Für seine außergewöhnliche Leistung eine vollautomatische Raketenabschussstation zu bauen, die Wasserraketen bis zu 270 Meter in die Höhe katapultieren kann, erhielt Hendrik Ridder aus Bremen den Preis für die außergewöhnlichste Arbeit, während Cornelius-Ägidian Quint für seine Arbeit zu schnell wachsenden Samen für neue Moore den Preis für die originellste Arbeit bekam.
Die beste interdisziplinäre Arbeit lieferten Maximilian Pfannkuch, Jaro Filip und Dominik Hein ab. Sie bauten ein Gerät, dass Raumluft mittels UV-LEDs reinigt und von Bakterien und Viren befreit; ein Projekt mit fraglose Relevanz.
Wir bleiben gespannt, ob die ausgezeichneten Projekte und ihre Entwickler:innen auch in Zukunft noch von sich Rede machen werden – vorstellbar ist es allemal.
Eine gute und zeitgemäße Schule, die Kinder für das Lernen begeistert, dem pädagogischen Personal ein anregendes und unterstützendes Arbeitsumfeld bietet, demokratische Werte vermittelt und soziale Kompetenzen fördert – das ist wichtig für unsere Zukunft. Doch wie können diese Versprechen tatsächlich umgesetzt werden und was muss wirklich passieren, um die Schule der Zukunft zu bauen?
Im Mai 2020, als wir noch tief im ersten Lockdown der Corona-Krise steckten und die Schwächen des deutschen Schulsystems noch einmal verdeutlicht wurden, haben Verena Pausder und Max Maendler die Initiative #wirfürschule gestartet – und haben es sich zur Mission gemacht, Formate zu entwickeln und Schulen dabei zu unterstützen, die Zukunft ihrer Schule zu gestalten.
#wirfürschule möchte mit Schulhackathons die Zukunft der Schule gestalten. Bei einem Hackathon, geschöpft aus den Worten “Hacking” und “Marathon”, kommen Menschen zusammen um ein Problem in freundlichem und fairem Miteinander zu lösen. Ziel eines Hackathons ist es, neue innovative Lösungen zu schöpfen und dabei die Zukunft der eigenen Schule zu ergründen.
Die Initiative hat bereits zwei bundesweite Hackathons mit tausenden Bildungsenthusiast:innen durchgeführt, aus denen sich zukunftsweisende Projekte entwickelt haben und demokratisch ein Zielbild für die “Schule von Morgen” geschaffen wurde. Im Rahmen des Weltkindertags ruft #wirfürschule zu einer Aktionswoche vom 19. – 23. September um das Thema Schule der Zukunft auf. Anknüpfend an dieses übergreifende Thema möchte #wirfürschule Bildungseinrichtungen bundesweit ermöglichen, eine innovative Projektwoche oder Projekttage in Form eines kollaborativen Hackathon-Erlebnisses durchzuführen.
Bei einer Teilnahme erhalten Schulen das #wirfürschule Handbuch, welches sie durch die Planung, Durchführung und Nachbereitung eines Hackathons führt. Die Initiative kollaboriert mit einem großen Partnernetzwerk von Bildungsinitiativen und Schulen können mit diesen starken Partnern vernetzt werden.
#wirfürschule bietet während der Zukunftswoche ein aufregendes Rahmenprogramm für Lehrkräfte, Schulleiter:innen und Schüler:innen mit dem Ziel an, Einblicke in Umsetzungsmöglichkeiten für Schulinnovationen zu geben. Außerdem möchten sie die bundesweite Zusammenarbeit von Schulen untereinander fördern. Die Ergebnisse des Hackathons können bis Ende September eingereicht werden und die Gewinner erhalten attraktive Preise!
Am 17.09.2022 gibt #wirfürschule in Berlin Lehrer:innen, Schulleiter:innen und Schüler:innen die Bühne, um in Kurzimplusen Anwendungs- und Umsetzungsbeispiele für die Schulen der Zukunft zu geben. Diese Veranstaltung wird im Nachhinein visuell und schriftlich aufbereitet, um sie allen Schulen für ihre Umsetzung zur Verfügung zu stellen.
Wollt ihr mit eurer Schule an dem innovativen Schulhackathon teilnehmen? Dann macht hier direkt mit! Für weitere Infos zum Schulhackathon oder zur Zukunftswoche könnt ihr die Website der #wirfürschule Initiative besuchen oder Fragen direkt an hackathon@wirfuerschule.de senden.
In Uvalde, Texas ereignete sich vergangenen Dienstag eine Tragödie: Der 18-Jährige Salvador Ramos drang in die Robb Elementary School ein und tötete dabei Schüler:innen und Lehrkräfte, bevor er schließlich selbst von Polizisten überwältigt und erschossen wurde. Auch vier Tage nach dem Amoklauf ist der Schmerz der Betroffenen noch gewaltig – und es wird Kritik an den Waffengesetzen in Texas und der USA laut. Denn die Zahl der Mass Shootings in den USA, also Massentötungen mit Hilfe einer Schusswaffe, beläuft sich mit dem Amoklauf in Uvalde allein in diesem Jahr bereits auf 288 Vorfälle.
Der Amoklauf ereignete sich in der Kleinstadt Uvalde in Texas an der Robb Elementary School, einer Grundschule mit rund 600 Schüler:innen zwischen sieben und zehn Jahren. Salvador Ramos schoss nach Angaben der Behörden am Morgen des 24. Mai zunächst auf seine Großmutter. Er floh anschließend aus der Wohnung und rammte sein Auto in einen Graben in Nähe der Grundschule. Gegen 11:30 Uhr kam er an der Grundschule an, bewaffnet mit einer Pistole, einem Sturmgewehr, und ausgestattet mit einer kugelsicheren Weste. Er drang durch eine unverschlossene Tür in ein Klassenzimmer ein und setzte die Tat fort, die er zu Hause in seiner Wohnung begonnen hatte. Dabei tötete er 19 Kinder und zwei Lehrkräfte. Auch zwei Polizisten und andere Anwesende wurden verletzt und werden derzeit noch in nahegelegenen Krankenhäusern behandelt. In einem anderen Klassenzimmer konnte eine Lehrerin die Schüler:innen ihrer Klasse vor dem Eindringen des Täters bewahren, indem sie einen Active-Shooter-Drill durchführte. Dabei wird die Klasse abgeschlossen, alle Lichter werden ausgeschaltet und die Kinder verstecken sich unter ihren Tischen. Erst nach einer Stunde konnte Ramos von den anwesenden Polizisten überwältigt und erschossen werden. Warum der Täter gerade die Grundschule als Ziel seiner Tat wählte, ist laut den Behörden noch unklar.
Im September letzten Jahres unterzeichnete der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, ein Gesetz, das das Tragen einer Waffe ohne einen Erlaubnisschein ab bereits 18 Jahren möglich machte. Der Täter kaufte sich am 16. Mai – seinem 18. Geburtstag – die zum Teil vollautomatischen Waffen also völlig legal und setzte sie kurze Zeit später auf schreckliche Art und Weise ein. Abbott steht in der Kritik, da er zwar einen 40-Punkte-Plan zur mentalen Unterstützung der betroffenen Schüler:innen aufstellen möchte, es jedoch vermeidet, das eigentliche Problem anzusprechen: Den leichten Zugang zu Schusswaffen und die schwachen Sicherheitsgesetze.
Gegen die Polizisten, die während des Amoklaufs vor Ort eingesetzt waren, werden ebenfalls schwere Vorwürfe erhoben. Die ersten Berichte seitens der Polizei seien widersprüchlich gewesen: Erst wurde angegeben, dass der Täter direkt konfrontiert wurde und bei der nächstbesten Gelegenheit überwältigt werde. Später nahm die Polizei diese Aussage jedoch zurück und erklärte, dass sich der Täter in einem Klassenraum verschanzt hätte. In diesen konnte die Polizei nicht eindringen und es dauerte eine volle Stunde, bis externe Spezialeinheiten die Tür aufbrechen konnten. Videoaufnahmen, in denen verzweifelte Eltern vor der Schule von der Polizei in Handschellen gelegt werden, während sich der Täter noch in der Schule befand, erzürnten die Bevölkerung zusätzlich. Javier Cazares, ein Augenzeuge und Vater einer Tochter, die am 24. getötet wurde, berichtet: “Sie [die Polizei] sagten, dass sie direkt das Gebäude stürmten. Doch wir sahen nichts dergleichen.”
Ein 15-Jähriges Mädchen aus Frankfurt stand bereits seit Wochen vor der Tat in Kontakt mit Ramos. Er fantasierte davon, seine Großmutter zu erschießen und schrieb am 24., dass er dies nun in die Wirklichkeit umgesetzt habe. Dass er einen Amoklauf an einer Grundschule ausüben wollte, gestand er der 15-Jährigen ebenfalls. In einem Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender CNN erklärte das Mädchen, dass sie Ramos am 9. Mai auf einer Social Media App kennen gelernt habe. Sie sprachen fast täglich mithilfe der App FaceTime und Ramos hatte Pläne, sie in Deutschland besuchen zu kommen. “Er sah glücklich und entspannt aus, wenn er mit mir sprach”, erklärte sie in dem Interview. Es gab jedoch auch Nachrichten, die das Mädchen alarmierten. So erklärte sie, dass ihr Ramos eine Weile vor der Tat gestand, “tote Katzen auf die Häuser anderer Menschen” zu werfen.
Tablets sind aus dem Unterrichtsgeschehen nicht mehr wegzudenken. In Zeiten von digitalem Lernen und Homeschooling weichen immer mehr Schüler:innen von klassischen Schulheften und -büchern auf die Geräte von Apple, Samsung und Konsorten aus. Besonders das iPad ist ein häufiger Begleiter von Kindern und Jugendlichen geworden. Im heutigen Lehrer-News Beitrag möchten wir das beste iPad-Zubehör für Euch und eure Klassen vorstellen:
Wer seine handschriftlichen Notizen gerne jederzeit verfügbar hat, kommt mit dem Apple Pencil garantiert auf seine Kosten. Egal ob man einfach ein paar Notizen oder detaillierte Zeichnungen erstellen möchte: Der Stift lässt sich vielseitig einsetzen und ist ein Must-Have für alle, die Ihren digitalen Unterlagen eine persönliche Note verleihen möchten. Wer keine 135 Euro für den Apple Pencil der zweiten Generation ausgeben will, findet beispielsweise auf Amazon oder Idealo einige preiswerte Alternativen.
Während sich viele Menschen blitzschnell über die Benutzeroberfläche ihres Tablets navigieren, vermissen andere dagegen schmerzlich die klassische Tastatur. Hier kann die entsprechende Hardware Abhilfe verschaffen. Die Eingabegeräte lassen sich schnell mit eurem iPad verbinden, und fungieren oft zusätzlich als Schutzhülle für das Gerät. Uns hat das Logitech Combo Touch für die iPad Generationen 7 bis 9 besonders gefallen. Das Combo Touch besticht durch die Aufladung direkt am iPad und schützt euer Tablet vor Stürzen aus bis zu 1,2 Metern. Mit einem Preis von 115 Euro belaufen sich die Kosten für diese Tastatur dabei fast auf ein Viertel des Apple-Modells.
Im hektischen Schulalltag kann es schnell zu Kratzern am Display eures Tablets kommen. Wer sein iPad auch während der Nutzung optimal schützen möchte, ist mit einer der zahlreichen Schutzfolien gut bedient. Die Folien lassen sich leicht auf das Display des iPads aufkleben, und schützen das Tablet so vor kleineren Beschädigungen. Falls ihr mit dem Apple Pencil gerne auf dem Gerät zeichnet, empfehlen wir Euch die sogenannten “Paperlike-Folien”: Diese Schutzfolie erzeugt durch winzige Perlen auf der Oberfläche die Haptik eines Blatt Papiers. Generell sollten sich Nutzer des Pens überlegen in eine Schutzfolie zu investieren, um lästige Kratzer zu vermeiden.
Das iPad lässt sich dank zahlreicher Apps sehr gut für den Unterricht nutzen. Aber wie gelingt das Präsentieren vor der Klasse, ohne andauernd einen riesigen Kabelsalat mit sich herum schleppen zu müssen? Um das Gerät stressfrei mit Fernsehern oder Beamern zu verbinden, empfiehlt sich ein HDMI-Adapter. Im Internet finden sich die ausgefallensten Adapter für das iPad. Wir raten zu einem Gerät zu greifen, das mindestens einen HDMI-Port besitzt. Für Lehrkräfte, die parallel Speichermedien wie eine SD-Karte oder einen USB-Stick mit dem Tablet verbinden möchten, empfiehlt sich ein Adapter mit mehreren Ports.
Obwohl Apple fast jährlich eine neue Generation seines Tablets veröffentlicht, soll das iPad nach der Anschaffung für die Meisten ein langjähriger Begleiter werden. Dabei nagt der Zahn der Zeit vor allem an der Akkuleistung der Geräte. Um euer iPad auch unterwegs jederzeit laden zu können, empfiehlt sich der Kauf einer Powerbank. Hier haben uns die Modelle des Herstellers Anker überzeugt. Die Powerbanks sind zwar im Vergleich etwas teurer als Geräte von anderen Produzenten, allerdings bieten die solide Verarbeitung, sowie die Option mehrere Geräte gleichzeitig aufzuladen, einen echten Mehrwert für alle iPad-Besitzer. Die Akkulaufzeit des Tablets lässt sich so, abhängig von der gekauften Variante, um bis zu 123 Stunden verlängern.
Um eure Netzteile, Kabel, Kopfhörer und Stifte sicher und stilvoll durch den Schulalltag zu transportieren, möchten wir euch abschließend noch eine Zubehörtasche ans Herz legen. Auch hier finden sich verschiedenste Optionen. Besonders praktisch sind dabei Modelle, in denen sich sowohl euer iPad als auch das Zubehör verstauen lassen. Hier lässt sich für jeden Geschmack und Geldbeutel eine passende Tasche finden. Natürlich spielen bei der Preisklasse auch die individuellen Bedürfnisse der Käufer:innen eine Rolle.
Benutzt Ihr oder eure Schüler:innen bereits Tablets im Unterricht? Kennt ihr weitere nützliche Gadgets, die in unserem Artikel noch fehlen? Wir sind gespannt auf eure Kommentare!
Wer im Team arbeitet, steht vor der Herausforderung Aufgaben sinnvoll verteilen zu müssen. Dabei gibt es mittlerweile Tools, die in diesem Zusammenhang helfen: Zeitmanagement, die Übersicht über einzelne Arbeitsschritte sowie die Aufgabenverteilung und Koordinierung im Team lassen sich damit erledigen und verbessern. Eines von ihnen das bekannte Meistertask. Welche Grundfunktionen das Aufgabentool Meistertask bietet und wie es auch für Lehrer:innen eine nützliche Arbeitshilfe sein kann, verrät der folgende Artikel.
Unabhängig vom Tätigkeitsbereich erfordern bestimmte Aufgabentypen standardisierte Arbeitsabläufe. Sei es die Sammlung von Ideen und Vorhaben, ihre weitere Konzeption und Formulierung sowie letztlich ihre schrittweise Umsetzung. Gerade wenn mehrere Aufgaben und Projekte anstehen, kann schnell der Überblick verloren gehen. Die Folge: Der gesetzte Zeitplan kann nicht immer eingehalten werden.
Meistertask löst dieses Problem durch das Kanban-Modell. Dabei werden zuvor erstellte Aufgaben, die mit Kommentaren, Checklisten und einem Fälligkeitsdatum versehen werden können, verschiedenen Spalten zugeordnet. Diese Spalten entsprechen einzelnen Phasen oder Abschnitten eines Arbeitsprozess, in dem die Aufgaben bearbeitet werden sollen. Noch wenig ausgereifte Ideen können etwa einer Spalte „Ideensammlung“ oder noch nicht bearbeitete Vorhaben in den „Backlog“ gelegt werden. Rückt der geplante Abschluss einer Aufgabe näher, kann sie in zum Beispiel in eine Spalte „Diese Woche fällig“ verschoben werden, und so weiter. Selbstverständlich können diese Spalten je nach Bedürfnis der Nutzer:innen eingerichtet und benannt werden. Als Beispiel seht ihr hier ein exemplarisches Meistertask-Projektboard der Lehrer News-Redaktion, mit der dem Autor zugewiesenen Aufgabe „Softwarereview: Meistertask“ in der Spalte „Diese Woche fällig”:
Auf Meistertask könnt ihr also mit geringem Aufwand Projektboards und innerhalb dieser einzelne Aufgaben erstellen, diese wiederum mit Zusatzinformationen versehen und schließlich einzelnen Teammitgliedern zuweisen. Nicht nur die Person, der eine Aufgabe zugewiesen wird, kann per Meistertask verfolgen, in welcher Phase die Bearbeitung einer Aufgabe angekommen ist, auch andere sind dazu als Beobachter oder auch einfache Teammitglieder in der Lage. Alle Teilnehmer:innen eines Projektboards können dadurch bei auftretenden Problemen Hilfe leisten oder kooperativ tätig werden, um ein Vorhaben zum bestmöglichen und planmäßigen Abschluss zu bringen. Dabei ist es möglich Teammitglieder per E-Mail oder Messenger wie Slack über Veränderungen bei der Bearbeitung von Aufgaben automatisch durch Meistertask benachrichtigen zu lassen.
Im folgenden Screenshot füge ich Kolleg:innen per einfacher E-Mail-Einladung zum Projektboard “Klassenfahrt 2022” hinzu:
Kostenpflichtig wird Meistertask, wenn es im Team genutzt werden soll. Dafür fallen 8,25 Euro pro Monat für das Meistertask Pro-Upgrade an. Die Teamnutzung ermöglicht es Aufgaben an mehrere Personen zuzuweisen. Für die verschiedenen Arbeitsumgebungen können unterschiedliche und unbegrenzt viele Projektboards erstellt werden. Falls ihr eine Aufgabe nicht finden solltet oder vergessen habt, wem sie aktuell zugewiesen ist, bietet die Suchfunktion innerhalb des Projekts eine unkomplizierte Möglichkeit schnell fündig zu werden. Zusätzlich können die Aufgaben mit selbst erstellten Tags versehen werden, um sie Kategorien zuzuordnen. Im folgenden Beispiel weise ich als Projektersteller und Lehrkraft eine Aufgabe einem Teammitglied zu. Die Schülerin Jana soll am 13.06. ein Referat halten. Zur Aufgabe habe ich bereits einen Kommentar, ein Fälligkeitsdatum und Tags („Referat“, „Fach: Deutsch“) hinzugefügt. Auch Anhänge, weitere Kommentare und Notizen wären im Verlauf der Aufgabenbearbeitung eine Option.
Meistertask überzeugt durch ein leicht verständliches Handling und eine ausgewogene Anzahl an Funktionen. Es ist damit für unerfahrene Nutzer:innen von Aufgabentools genauso geeignet wie für erfahrene Planer:innen und bietet sich deshalb auch für den Schulalltag an. Denn auch digital weniger bewanderte Kolleg:innen können Meistertask schnell bedienen, während zur Vergesslichkeit neigenden Schüler:innen auf direktem Wege die Erfüllung ihrer Aufgaben ins Gedächtnis gerufen wird. Nicht zuletzt erleichtert das Tool die separierte, aber doch parallele Planung verschiedenster Projekte auf einer Seite. Sei es die Unterrichtsplanung, die Organisation des weiteren Schullebens oder des eigenen digitalen Arbeitsplatzes, auch über das Berufsleben hinaus.
Wie ihr Eure Meistertask-Projektboards strukturiert, ist letztlich von euch und den Bedürfnissen eures Arbeitsumfeldes abhängig. Einige Vorschläge zur Unterrichtsplanung mit Meistertask sind zum Beispiel auf dem Blog des Religionslehrers Michael Kamutzki zu finden. Weitere Anwendungsbeispiele für den Bildungsbereich zeigt der Meistertask-Blog, auf dem außerdem weitere Funktionen des Aufgabentools beleuchtet werden.
Die Nutzung von Tablets wird im Zuge der Digitalisierung an deutschen Schulen langsam aber sicher zum festen Bestandteil des Unterrichts. Die Nutzung der flachen Helfer bringt einige handfeste Vorteile mit sich: Es ist flexibel und kann dabei helfen, das Lernen der Schüler:innen eigenverantwortlicher zu gestalten, außerdem tragen sie dadurch nicht mehr die Last, mehrere Bücher und Hefte in ihren Schulrucksäcken mit zu schleppen. Im Unterricht lässt sich das Tablet von Lehrkräften weiterhin vielfältig einsetzen. Lehrer News möchte euch ein paar Möglichkeiten vorstellen, mit denen ihr Tablets sinnvoll in euren Unterricht einbinden könnt.
Das Auge lernt mit. Tablets können einen gewissen Grad an Virtual Reality darstellen. So können Schüler:innen mit dem Einsatz nützlicher 360° Videos in die Landschaft anderer Länder eintauchen oder auch das Leben Unterwasser erforschen. Solche Videos sind zum Beispiel frei auf dem Discovery YouTube Channel verfügbar. Auch Google Earth und Google Maps können ein nützliches Tool im Erdkunde-, Politik- oder Geschichtsunterricht darstellen, denn auch dadurch können Schüler:innen etwas “näher” andere Länder kennen lernen und durch Googles Verknüpfung zu Wikipedia auch direkt Neues über verschiedene Sehenswürdigkeiten lernen, die sich über diese Videos oder Karten entdecken lassen.
Für den Musikunterricht gibt es eine Reihe an Apps, die eingesetzt werden können. Mit einigen davon lässt sich selbst Musik komponieren. GarageBand auf Apple-Geräten oder Caustic 3 für Android-Geräte sind kostenlose Versionen, bei denen sich das Austesten lohnt. Darüber hinaus gibt es auch noch eine Reihe an kostenpflichtigen Musik-Apps. Auch Apps, mit denen Videos bearbeitet werden können, bieten den Schüler:innen nicht nur ein kreatives Outlet für Projekte, sondern lehrt ihnen auch neue Skills. Mit PicLab oder Pic Collage können Schüler:innen außerdem im Kunstunterricht kreativ Fotos aufnehmen und gestalten. Natürlich lässt sich das Feature auch für andere Fächer nutzen. Notizen oder Mind Maps können durch den Einsatz eines Tablets ebenfalls kreativer und übersichtlicher gestaltet werden. Das Tablet bietet nicht nur Möglichkeiten zum dezentralen Kollaborativen Arbeiten an, sondern lässt auch Bilder, Links und Checklisten gemeinschaftlich in virtuelle Notizen und Mind Maps einpflegen. Auf Ausflügen oder Klassenfahrten können mithilfe von Tablets bestimmte Sehenswürdigkeiten fotografisch festgehalten werden, wobei Schüler:innen ihr Wissen dazu direkt auf dem Bild notieren. Podcasts für den Unterricht sind längst nichts neues mehr, jedoch können Lehrkräfte auch durch Audio-Apps Schüler:innen selbst zu verschiedenen Themen eigene Podcasts kreieren lassen, welche diese dann vor der Klasse, ähnlich wie Präsentationen, vorstellen. Ihr solltet auch einen Blick auf unsere Artikel über Google Docs und Canva werfen, die wir bereits in früheren Artikeln vorgestellt haben.
Falls ihr auf euren Tablets Siri oder Google Now anwenden könnt, ist es möglich, spielerisch das Wissen eurer Schüler:innen zu testen. Daraus lässt sich auch ein Wettbewerb kreieren: Stelle an Siri oder Google Now eine zum Thema oder Unterricht passende Frage, sei es nun zu Mathe- oder Biologiethemen, und testet, ob eure Schüler:innen oder die Künstliche Intelligenz schneller im Beantworten ist.
Auch altbekannte Online-Spiele können zum Lernen eingesetzt werden, wie zum Beispiel Angry Birds. Im Rahmen des Physikunterrichts könnten Schüler:innen zum Beispiel erraten, aus welchem Winkel auf die Eisbautenverstecke, die Gebäude aus Eis, in denen sich die Schweine verstecken, am besten geschossen werden könnte, um sie in eine bestimmte Richtung fallen zu lassen. Auch im Deutschunterricht können diese Spiele zum Einsatz kommen, indem Schüler:innen zum Beispiel eine Geschichte darüber schreiben, was im nächsten Level des Spiels passieren könnte.
Es gibt bereits viele Bildungs- und Unterrichts-Apps die im Rahmen des Gamification-Prozesses, also der sozusagenen Spielifikation von Lerneinheiten, den Unterricht spielerisch und kreativ gestalten.
Neben der aktiven Einbindung des Tablets im Unterricht kann es auch von Lehrkräften dazu benutzt werden, Lernprozesse und Unterrichtseinheiten in übersichtlichen Ordnern und Apps festzuhalten. Eine Möglichkeit dazu bietet beispielsweise die App Seasaw, eine interaktive Lernplattform mit digitalen Portfolios, die Schüler:innen zum Lernen motivieren soll. Auch Notizen über Schüler:innen und ihre Noten können direkt auf dem Tablet organisiert und gespeichert werden. Das Teilen von Daten wird dadurch einfacher, da unter anderem über DropBox Inhalte geteilt werden und bearbeitet werden können. Auch mit Blick auf die ökologische Nachhaltigkeit ist diese papiersparende Arbeitsweise ein echter Vorteil.
Die Implementierung der Tablet-Nutzung im Schulunterricht steht, trotz aller Fortschritte, in Deutschland noch am Anfang. Es ist sowohl für Lehrkräfte als auch für die Schüler:innen wichtig, diesen Prozess erst einmal langsam anzugehen und zu beobachten, was wirklich klappt, was verändert werden muss und wo es Defizite gibt. Dabei kann es auch sein, sich mit Kolleg:innen abzusprechen und Erfahrungen über die Tabletnutzung auszutauschen. Vielleicht ergibt sich daraus ja eine neue Idee für die nächste Gruppenarbeit?
Darüber hinaus ist es notwendig, eine gewisse Kontrolle über die Tabletnutzung einzuhalten. Schüler:innen soll durch digitale Hilfsmittel zwar Eigenverantwortung und Kreativität geboten werden, jedoch sollte bei ihrem Einsatz im Unterricht natürlich darauf geachtet werden, auf welchen Internetseiten sich die Schüler:innen befinden, sodass sie sich nicht zu sehr durch andere Dinge auf dem Tablet oder im Internet ablenken lassen. Andere Regeln sollten ebenfalls transparent dargelegt werden, wie zum Beispiel keine Bilder anderer Schüler:innen mit dem Tablet ohne Erlaubnis aufzunehmen.
Maßgeblich ist ebenfalls, Eltern ein Feedback zu geben, welche Tools im Unterricht benutzt werden und wie die Schüler:innen mit diesen zurechtkommen.
Nutzt Ihr bereits Tablets im Unterricht? Welche Tipps zur Integrierung des Tablets im Unterricht fandet ihr hilfreich und welche würdet ihr selbst einmal ausprobieren oder habt ihr vielleicht schon mal in eurem Unterricht ausprobiert? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Jede Lehrkraft kennt das – es fällt nicht immer leicht die volle Aufmerksamkeit der Schüler:innen zu gewinnen. Auch die virtuelle Lehre erleichtert das nicht. Doch die Aufmerksamkeits- und Beziehungsarbeit von Lehrkräften ist elementar für die Potenzialentfaltung und ideale Förderung im Unterricht. Zum Glück gibt es Strategien, wie Lehrkräfte ihre Schüler:innen bei Lernerfahrungen motivieren können. Mehr dazu verrät Bildungsforscher Dr. Jan Ullmann im Interview mit der Lehrer-News Redaktion.
Dr. Jan Ullmann ist Bildungsforscher und tätig als Wissenschafter und E-Learning Berater und Trainer. Seine Leidenschaft ist die Verbesserung der Bildung und das Erforschen von sinnhaften Lernerfahrungen. Er lebt in München, wo er auch sein Studium an der LMU und seine Promotion über die „Entwicklung von Erklärvideos für einen Englisch Selbstlernkurs im Rahmen des ‚Flipped Classroom‘ Prinzips“ mit höchster Auszeichnung absoIvierte. Zu seiner Arbeit und seinen Workshops gibt es im Folgenden genauere Informationen aus dem Interview mit dem Bildungsforscher Dr. Jan Ullmann.
Sein Wissen teilt er in Workshops und erklärt anhand wissenschaftlich erprobter Methoden wie die Beziehung- und Aufmerksamkeitsarbeit im Schüler:innen-Lehrkräfte-Verhältnis am besten gelingen kann und was besonders wichtig ist.
Im Interview teilt Jan Ullmann wichtige Erkenntnisse über personenzentrierten Unterricht und sinnhaftes Lehren sowie Lernen:
Lehrer-News: Könntest Du etwas über Deine eigene Person erzählen: Wie bist Du dazu gekommen, Deine Fortbildungen anzubieten und wo liegt hier Dein Schwerpunkt?
Ullmann: Die Faszination für das Thema habe ich glaube ich schon seit meiner eigenen Schulzeit, spätestens aber in meinem Lehramtsstudium und meiner Doktorarbeit entwickelt. Die (digitale) Technik ist seit jeher von großem Interesse für mich, aber wie man Menschen bei ihrer persönlichen Potentialentfaltung begleitet, ist die wirkliche Leidenschaft von mir. Erfahrungen konnte ich dazu sowohl an Schulen, als Dozent an der Universität München, aber auch in der „freien Wirtschaft“ bei Technologieunternehmen wie Siemens, IBM oder United Internet sammeln. Das Fazit ist eigentlich immer dasselbe, egal in welchem Kontext man sich bewegt: Der Mensch sehnt sich nach Zufriedenheit, aus seinem Leben etwas zu machen und nach „Mensch sein“ an sich – in allem, was er tut. Das ganz zu verstehen und Menschen dabei im Großen wie im Kleinen zu begleiten, ist auch der Schwerpunkt meiner jetzigen Arbeit als Trainer & Berater.
Lehrer-News: Wie ist Deine Herangehensweise bei Deinen Workshops? Wie führst Du diese durch und was macht gerade diese Bildungsform besonders für Lehrkräfte so interessant?
Ullmann: Vorab frage ich natürlich erst einmal nach, was die Lehrkräfte zum Thema interessiert bzw. wo der „Schuh gerade drückt“. Prinzipiell gehe ich dann immer in drei grundsätzlichen Schritten vor: Als Erstes ist es wichtig, die „Hubschrauberperspektive“ für das Thema einzunehmen, sich zu fragen, „worum geht es eigentlich bei diesem Thema?“. Nur so kann man erstmal den nötigen Abstand gewinnen, der gerade im Lehrer-Alltagsstress untergehen kann und man ist offen für neue Perspektiven. Im zweiten Schritt ist mir wichtig, dass man anhand eigener und neuer Erfahrungen Prinzipien versteht und sich bewusst macht.
Heißt konkret: Wie lernt der Mensch überhaupt und was hält ihn von konzentrierter Aufmerksamkeit und gelungenen Beziehungen ab? Hier möchte ich auf keinen Fall von der Experten-Kanzel irgendwelche Theorien predigen, sondern Lehrkräfte erkennen lassen, dass die wichtigsten Prinzipien immer wieder die Gleichen sind, Digitalisierung und Change-Welt hin oder her. Das ist wichtig, vor allem, um Ängste abzubauen! Dabei ist auch der Austausch mit anderen KollegInnen sehr wohltuend. Im dritten Schritt wird es dann konkret und die TeilnehmerInnen sollen praktische Methoden und Tools eigenständig ausprobieren – und reflektiert werden, was den/die TeilnehmerIn persönlich davon abhalten könnte, das nun auch im Schulalltag zu integrieren. So versuche ich Ganzheitlichkeit im Workshop herzustellen – und statt grauer, unpraktischer Theorie oder unfundierten Praxistipps eine gute Mischung aus Prinzipienarbeit und nützlichen Tipps anzubieten.
Lehrer-News: Wie stehst Du mit Deiner Fortbildung im Zusammenhang mit der Digitalisierung des Bildungswesens?
Ullmann: Digitalisierung ist in meiner Arbeit niemals das Ziel – aber stets der Anlass oder das Mittel zum Zweck um „Mensch sein“ Ziele, wie eben beschrieben, besser erreichen zu können. Es geht weder darum, die Augen vor den aktuellen digitalen Trends zu verschließen, noch die Digitalisierung als Heilsbringer für alle Probleme von LehrerInnen und SchülerInnen zu ernennen. Das ist sie meiner Erfahrung nach nämlich nicht und wirkt dann höchstens als „teures Strohfeuer“. Wirklich nachhaltig ist Digitalisierung hingegen, wenn man sich mit zutiefst menschlichen Werten und Zielen verknüpft – und an diese gilt es sich erst einmal wieder zu erinnern, bevor man sich dann gern und mit offener Haltung in neue (digitale) Formen und Tools stürzt.
Lehrer-News: Du beschäftigst Dich besonders mit der personenzentrierten Gestaltung von Unterricht. Könntest Du ein bisschen über die Beziehungs- und Aufmerksamkeitsarbeit von Lehrkräften erzählen und warum genau dieses Thema von großer Bedeutung ist?
Ullmann: Den ersten Teil der Frage finde ich besonders spannend – sollte es überhaupt irgendetwas Anderes geben, als personenzentrierten Unterricht? Geht es am Ende in der Essenz nicht immer nur um uns Menschen, ganz positiv gefragt? Für mich sind die Bedürfnisse, Befürchtungen, persönliche Haltungen und Hindernisse, Emotionen und Gedanken meiner Zielgruppe stets der Kompass für alle Entscheidungen in Sachen konzeptionelle Gestaltung und technische Entscheidungen. Das ist prinzipiell völlig unabhängig davon, welche Zielgruppen und welche Themen man unterrichtet – am Ende geht es ja immer darum, dass es passend für die Menschen ist, für die man es macht – und dass sie irgendeine Art von positiver Veränderung mitnehmen.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass der erste Schritt in diese Richtung nie der Inhalt oder das gewählte digitale Werkzeug ist, sondern immer der Fokus auf gute Beziehungsarbeit, die Aufmerksamkeit „erzeugt“. Ich schreibe das letzte Wort bewusst in Anführungsstrichen, weil es wichtig ist zu erkennen, dass diese nicht wirklich erzeugt werden kann – wohl aber gelenkt werden kann. Oder noch besser formuliert ist die Frage: „Was hält meine Zielgruppe gerade, innerlich und äußerlich, davon ab, zu 100% hier jetzt aufmerksam zu sein?“. Die Bewusstmachung ist dabei der erste Schritt, das Schaffen von förderlichen Rahmenbedingungen der zweite und die Umsetzung der dritte. Das gilt übrigens für das klassische Klassenzimmer genauso wie für das Online-Webinar – da digitale Rahmen aber stets als Verstärker von eh schon vorhandenen Problemen und Hindernissen wirken, ist diese Beziehungs- und Aufmerksamkeitsarbeit hier besonders wichtig. Fast alle Anfragen, die ich von Lehrkräften erhalte, beinhalten in verschiedener Form die Frage: „Was kann ich tun, dass mir die SchülerInnen nicht abdriften?“ – deshalb glaube ich, dass das so essentiell wichtig ist. Trotzdem wird es in der Praxis oft unbewusst übersehen oder bewusst ignoriert.
Lehrer-News: Was sind die größten Gefahren von misslungener Beziehungsarbeit und wie können Lehrkräfte solche “Fallen” umgehen?
Ullmann: Natürlich würde man jetzt irgendeine Antwort in Richtung Methodik auf Seiten der SchülerInnen erwarten. Das wäre aber zu kurz gedacht! Ich sage immer, dass im (virtuellen) Klassenzimmer es genauso wie im Flugzeug ist: „Helfen Sie erst Anderen, wenn sie sich selbst die Sauerstoffmaske aufgesetzt haben“. Heißt konkret: Gute Beziehungsarbeit beginnt bei mir selbst. Erst wenn ich mir die Frage bewusst gemacht habe, was mich davon abhält, zu 100% hier jetzt präsent zu sein, kann ich auch wirklich gute Beziehungsarbeit leisten. Bzw. ist so eigentlich schon mehr als die halbe Miete rein, denn Probleme beginnen oftmals durch meine eigenen Ängste oder Inauthentizitäten. Das ist zwar nur menschlich, aber auch eine gute Neuigkeit! Denn wenn das Klassenzimmer stets ein Resonanzraum von mir selbst ist, dann kann ich das ja jederzeit ändern, wenn ich dazu bereit bin; und muss eben nicht erst warten, bis sich Rahmenbedingungen verändern, die Bildungsrevolution ausgerufen wird oder sich andere Menschen verändern. Wie gesagt, theoretisch eine tolle Nachricht, praktisch und menschlich gesehen sucht der Mensch aber natürlich gerne erst einmal nach Lösungen im Außen. Über diese können wir anschließend auch noch sprechen, aber ohne innere Arbeit entsteht eigentlich so gut wie nie etwas Nachhaltiges.
Lehrer-News: Was müsste sich im Lehrberuf Deiner Meinung nach in Zukunft ändern, um die Qualität von Unterricht und Schule zu verbessern?
Ullmann: Da habe ich eine ganz klare Antwort: Gebt den LehrerInnen zwei Dinge: Erstens, die Freiheit und Zeit, sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Die Aufgabe von Lehrkräften ist weder Bürokratiekram, noch Techniksupport – dafür muss es permanente externe Unterstützung geben. Vor allem „Digitalpakte“ sind nicht nur mit punktuellen Technikanschaffungen umzusetzen, sondern auch mit neuen Stellen, die sich darum kümmern und die Digitalisierung begleiten. Zweitens: LehrerInnen bräuchten noch mehr authentischen Raum für Austausch, Abbau von Ängsten und Stress und Gehör für ihre Herausforderungen. Denn wie gesagt, wenn die Lehrkraft selbst in der metaphorischen Untersauerstoffversorgung ist und somit im Überlebensmodus arbeitet, dann kann es auch praktisch nichts mit der Umsetzung der noch so schönen Ziele werden. Leider fehlt der Blick dafür teilweise völlig und manchmal habe ich Sorge, wie viel Belastung dieses System mit seinen Menschen noch vertragen muss, bis es heißt: „Es reicht – und es muss sich jetzt etwas ändern!“.
Lehrer-News: Was sind Deiner Meinung nach die wichtigsten Aspekte für lehrreichen Unterricht und welche Rolle spielen die Beziehungs- und Aufmerksamkeitsarbeit in diesem Zusammenhang?
Ullmann: Wir können bei unseren SchülerInnen nicht auf irgendeinen Knopf im Kopf drücken, mit welchem sie vom eigenen Überlebensmodus in den Schöpfermodus zurück kommen können, natürlich aufmerksam sind und natürlich gute Beziehungen führen. Jeder Versuch wäre sowohl übergriffig, als auch von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Was aber durchaus möglich ist, ist wie schon erwähnt mit gutem Beispiel voranzugehen und zudem die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Menschen wieder zurück in den angeborenen Schöpfermodus kommen. Konkret sind das alles wenig überraschend recht triviale Aspekte: Ein Angebot relevanter Inhalte, die mich als SchülerIn wirklich interessieren, Bewusstmachung und Anpassung an Bedürfnisse und Befürchtungen der Zielgruppe und Gott bewahre, Lernen darf durchaus auch Freude machen! Wichtig ist mir dabei das Menschenbild, dass jeder Mensch so geboren wird. Unsere Aufgabe ist lediglich, das, was diese innere Neugierde und Freude „blockiert“ bewusst zu machen und peu á peu frei zu legen. Wie das genau geht, besprechen wir gerne en detail im Workshop. Ich freue mich darauf!
Was denkt Ihr zum Gelingen von Beziehungs- und Aufmerksamkeitsarbeit? Wie sind Eure Erfahrungen? Schreibt das gerne in die Kommentare. Wer mehr vom Experten erfahren möchte, kann in seinem Seminar Möglichkeiten, Methoden und Tools für Aufmerksamkeits- und Beziehungsarbeit kennenlernen. In drei aufeinander aufbauenden Sitzungen erhält man praktische Tipps, wie Schüler:innen und auch Lehrkräfte fokussierter arbeiten können und somit die individuelle menschenzentrierte Potentialentfaltung gelingen kann.
Auch die Erinnerungslandschaft in Deutschland wird langsam, aber sicher von der Digitalisierung erfasst, weswegen wir einige ausgewählte Projekte der digitalen Erinnerungskultur und des digitalen Geschichtsunterricht vorstellen, die sich außerhalb und innerhalb des Schulunterrichts einsetzen lassen.
Doch bevor wir beginnen, sind ein paar einleitende Worte zur Erinnerungskultur und ihrer möglichen Zukunft angebracht. Denn das Erinnern an die Opfer des NS-Regimes hat ein Problem.
Genau genommen hat die Erinnerungskultur in Deutschland sehr viele Probleme, wie die immer wieder aufflammenden Kontroversen um das korrekte Erinnern an die Verbrechen des NS-Regimes und seinen Opfern zeigen. Doch so wichtig und richtig diese Diskussionen zumeist sind, so weit weg sind sie oftmals von der Lebensrealität der meisten jungen Menschen in Deutschland.
Denn ein Kernproblem der Erinnerungskultur ist die zunehmende zeitliche Distanz: Mit jedem Jahr, das uns von den Schrecken der Vergangenheit entfernt, sterben mehr Zeitzeug:innen, nähern sich viele der Ehrenamtlichen, die Gedenkstätten pflegen, dem Rentenalter, entfernt sich unser Leben weiter von dem Leben derer wir gedenken.
Selbst die Großeltern der heutigen Schüler:innengeneration haben nur noch selten die Jahre bis 1945 bewusst erlebt. Schüler:innen fragen sich oftmals, warum sie sich mit den Jahren 1933-1945 beschäftigen sollten und insbesondere Schüler:innen mit Migrationshintergrund können sich berechtigt die Frage stellen, was das denn der Nationalsozialismus und die Shoah mit ihnen zu tun hat, wie etwa der Historiker Jörg Baberowski in einer Podiumsdiskussion 2015 anmerkte.
Man sollte eine solche Einstellung nicht herabwürdigen oder als Anzeichen von Ignoranz werten, denn niemand ist per se verpflichtet, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen, auch Schüler:innen nicht. Vielmehr sollte Akteur:innen der Erinnerungskultur dies als Aufforderung verstehen, neue Formen des Gedenkens und Erinnerns zu schaffen, die Jugendliche in ihrer Lebenswirklichkeit erreichen könne. Digitale Projekte können dabei eine wichtige Rolle spielen, da sie dort hingehen, wo Jugendliche viel Zeit verbringen: ins Internet.
Im Nachfolgenden einige Projekte vor, die einen Blick wert sind:
Podcasts erfreuen sich seit Jahren immenser Beliebtheit, gerade bei jüngeren Menschen. Daher sind Podcasts eine gute Möglichkeit Schüler:innen niederschwellig an Thematiken wie die des Zweiten Weltkrieges, die Shoah oder den Nationalsozialismus heranzuführen. Das Projekt “Anne Frank – Der Podcast” beispielsweise stellt auf seiner Website eine hervorragende audiovisuelle Aufbereitung des Lebens Anne Franks zur Verfügung. 46 bekannte Persönlichkeiten aus dem deutschsprachigen Raum, darunter Politiker wie Gregor Gysi oder der österreichische Präsident Alexander Van der Bellen, aber auch Influencer, lesen das Tagebuch der Anne Frank in chronologischer Reihenfolge vor. Hinzu kommt eine mit Bildern versehene Timeline, die Orientierung und weitergehende Informationen bietet.
Im von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) geförderten Podcast “gestern ist jetzt” begeben sich die zwei Journalistinnen Melanie Longerich und Brigitte Baetz auf die Suche nach ihrer Familiengeschichte. Ausgehend von der Frage, wie sich ihre Großeltern zur Zeit des Nationalsozialismus verhielten, durchforsten sie Archive, stellen weitere Lebensgeschichten vor und interviewen Expert:innen, die ihnen nicht nur bei der Suche und Einordnung helfen, sondern auch Tipps für die Hörer:innen geben, falls diese sich ebenfalls auf Spurensuche begeben wollen.
Der Podcast ist verfügbar auf der Seite der bpb, auf Apple Music und Spotify.
Für die Darstellung einzelner Lebensschicksale fehlt im Geschichtsunterricht oftmals die Zeit, dabei können gerade sie ein wirksames Mittel sein, da Einzelbiographien die konkreten Lebensrealitäten besser darstellen können als ein distanzierter Blick auf historische Daten, sozioökonomische Faktoren und dergleichen. Glücklicherweise gibt es eine Menge an Angeboten, die diese Lücke füllen. Das Projekt #StolenMemory stellt animierte Lebensgeschichten , ein umfassendes Onlinearchiv mit Gegenständen von ehemaligen KZ-Häftlingen und umfangreiches Unterrichtsmaterial zur Verfügung. Für seine Arbeit erhielt es den Grimme Online Award 2021 und wird unter anderem von der deutschen Bundesregierung unterstützt.
Die App (verfügbar für Android und iOS) und Website „Stolpersteine NRW„ des WDR kartographiert nicht nur alle Stolpersteine, also jene Messingtafeln, die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern, sondern bietet auch kuratierte Routen, biographische Texte, Illustrationen und Hörspiele, sodass die Geschichten hinter den unauffälligen Steinen zum Leben erweckt wird. Damit lässt sich die App gut als Alternative zu Museumsbesuchen einsetzen. Auf der Website werden ebenfalls Materialien für den Schulunterricht bereitgestellt.
Auch das Zeitzeugenportal der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik ist eine gute Anlaufstelle, um Einzelschicksale darstellen zu können. Auf der Website finden sich Interviews mit Zeitzeugen, die ihre Erfahrungen ab dem ersten Weltkrieg berichten.
Wenngleich es den Ersten und nicht den Zweiten Weltkrieg behandelt, ist auch das Projekt “14 Tagebücher des Ersten Weltkrieges” zu empfehlen. Das Multimediaprojekt des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks stellt 14 Einzelschicksale vor und bietet eine “Zeitmaschine” an, mit der Schüler:innen in die Lebensrealität gewöhnlicher Männer und Frauen eintauchen können.
Für die Region um Tübingen stellt die Website Erinnern vor Ort des Vereins KulturGUT im Landkreis Tübingen Artikel über die lokalen Auswirkungen zur Verfügung und schlägt damit ebenso wie das Projekt “Stolpersteine in NRW” eine Brücke zwischen den lokalen Auswirkungen des NS-Regimes und des örtlichen Erinnerns an seine Opfer und der prinzipiellen Entgrenztheit des digitalen Raumes. Die Autor:innen sind Jugendliche und junge Erwachsene aus der Region und werden durch den Landkreis Tübingen unterstützt.
Die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf lässt sich in einem virtuellen Rundgang erkunden, der auch Aufgaben für Schüler:innen sowie Material für Lehrkräfte bereithält. Auch andere Gedenkstätten lassen sich auf diese Weise erkundigen, beispielsweise die Gedenkstätten Dachau oder Mauthausen.
Die Lernplattform segu – selbstgesteuerter-entwickelnder geschichtsunterricht, die an der Universität Köln entwickelt wurde, hat ein umfassendes, kostenfreies Angebot an Lernmodulen für Schüler:innen der Sekundarstufe I. Der Fokus liegt auf der selbstständigen Arbeit mit digitalen Medien, um sich geschichtliche Themen von der Frühgeschichte bis zur Geschichte des 20. Jahrhunderts zu erschließen.
Das Projekt “Bedrohte Ordnungen” der Universität Tübingen bietet eine digitale Ausstellung über Krisenzeiten im Lauf der Geschichte sowie eine Lernplattform zu acht Krisen an. Dazu gehören unter anderem der erste Kreuzzug von 1096, aber auch das Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 oder der Deutsche Herbst 1977. Die Module dauern jeweils ca. 90 Minuten und integrieren Bilder, Videos und weitere Materialien in ihre Aufgaben. Das Projekt wurde für seine Ausstellung 2019 für den Grimme Online Award nominiert.
Es gibt natürlich noch viele weitere lohnenswerte Projekte, aber wir belassen es bei dieser Auswahl.
Im Internet schlummern zahlreiche Archive, in denen tausende Primärquellen lagern, die Lehrkräfte für den Unterricht nutzen können. Natürlich bieten kuratierte fächerspezifische Lehrbücher eine wunderbare Grundlage für Unterrichtsinhalte und sind auf den Lernstand der Schüler:innen zugeschnitten. Wo kann man jedoch nachschauen, wenn man als Lehrkraft eigene Impulse realisieren möchte? Welche Quellen kann und darf man benutzen? Wir haben einen Überblick von acht Archiven für euch zusammengestellt, die kostenlose Primärquellen bereitstellen und deren Urheberrechtslizenzen eine freie Verwendung im Schulalltag ermöglichen.
Gestaltet man eigene Unterrichtsinhalte, gelangt man über kurz oder lang immer an diesen Punkt: „Welche Bilder kann ich verwenden, um die Lerninhalte zu illustrieren?“. Eine kurze Bildersuche bei Google ergibt dann natürlich, dass es haufenweise – mal mehr und mal weniger passende – Bilder zu dem jeweiligen Thema gibt, aber darf man diese dann einfach benutzen? Manchmal sind sie zu klein und verpixelt, manchmal schwebt das blasse Logo einer Website darüber, kurz: Es ist praktischer, eine direkte Anlaufstelle für Bildersuchen zu haben, deren Ergebnisse all diese Probleme nicht haben.
Eine erste solche Anlaufstelle sind die Wikimedia Commons. Dieses Archiv ist ein Teil von Wikipedia, und während die gemeinfreie Onlineenzyklopädie zuweilen in der Kritik als vertrauenswürdige Quelle steht, bleibt dennoch unumstritten, dass ihr Umfang gigantisch ist. Das Bildmaterial ist hochwertig, gut sortiert und stammt zum Teil aus staatlichen Archiven – so hat beispielsweise das Bundesarchiv über 100.000 Fotos in die gewaltige Sammlung mit eingebracht. Aufgeschlüsselt nach Kategorien gelangen Lehrkräfte hier gezielt zu den Themen, die für sie interessant sind. Die Bilder der Wikimedia Commons sind besonders für den Kunstunterricht, den Geschichtsunterricht, für Sozialwissenschaften und naturwissenschaftliche Fächer wie Chemie und Biologie geeignet.
Speziell für den Kunstunterricht, in welchem mehr als in anderen Fächern mit Bildern gearbeitet wird, eignet sich auch das Archiv Zeno.org. Diese Seite verfügt über einen großen Bestand an literarischen Primärquellen, wie Klassikern der Literatur, philosophischen Texten, historischen Dokumenten und naturwissenschaftlichen Standardwerken – es ist jedoch fraglich, ob diese Quellen für den Unterricht außerhalb von Leistungskursen relevant sind.
Spannend ist hingegen die Sammlung an Kunstwerken: Über 40.000 Kunstwerke von über 4500 Künstler:innen sind darin enthalten. Die Bilder sind hochauflösend und eignen sich damit gut für die Darstellung mit einem Projektor. Sie sind gut kategorisiert und zuletzt finden sich dort auch eher unbekannte Schätze, wie Skizzenbücher oder Briefe der Künstler:innen.
Für den Geschichtsunterricht und Sozialwissenschaften interessant ist das vom WDR initiierte Archiv Digit. Dort werden historische Fotografien und Videos gesammelt, die einen Eindruck der letzten zwei Jahrhunderte vermitteln. Ein Teil der Fotos stammt dabei noch aus der Anfangszeit der Fotografie, aber auch viele Alltagsbilder sind dabei. Diese gewähren einen Blick in den damaligen Zeitgeist und die Lebensumstände der Gesellschaft und können trockene Theorie zum Leben erwecken.
Neben Bildarchiven gibt es natürlich auch die klassische Bibliothek im Netz, die zahllose Bücher in digitalisierter Form bereitstellt. Am bekanntesten ist das Projekt Gutenberg. 1994 in den Anfangstagen des Internets gegründet, ist diese Website eine der klassischen Internetsammlungen und wird von vielen Bibliotheken und Archiven international unterstützt. Neben eingescannten Originalen verfügt das Archiv über einen reichen Fundus an Schriften, die bereits in einen normalisierten HTML-Text übertragen wurden. So können Klassiker bequem in z.B. ein Word-Dokument kopiert werden, um daraus ein Arbeitsblatt zu erstellen. Über die Suchfunktion gelangt man dabei schnell zu den Autor:innen, die man in den Unterricht einbinden möchte. Diese Seite ist vor allem für den Deutschunterricht interessant, aber auch Fächer wie Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften können von den Primärquellen des Gutenberg Projekts profitieren.
Für den Englischunterricht eignet sich das Learning Network der New York Times. Hier werden englischsprachige Inhalte und zeitgenössische Originaltexte bereitgestellt, die besonders gut auf den Unterricht zugeschnitten sind. Sicher ist hierbei schon teilweise gutes Sprachverständnis der Schüler:innen erforderlich. Wenn dieses allerdings gegeben ist, erhalten die Schüler:innen einen wichtigen Einblick in die englische Literatur- und Informationswelt, was in einer Zeit, in der sich Englisch als die Weltsprache des Internets herauskristallisiert, immer wichtiger wird. Neben für den Unterricht geeigneten Artikeln über aktuelle Themen, stellt die New York Times auch Aufgabenstellungen und Aufgabenansätze vor, die direkt in den Unterricht übernommen werden können.
Für den Lateinunterricht, der sich neben seinem Lateinbuch ganz besonders auf historische Texte stützen muss, gibt es die Bibliotheca Augustana, eine Website die tatsächlich ganz in Latein verfasst ist. Sie erschließt sich den Benutzer:innen natürlich trotzdem sehr schnell, an dieser Stelle jedoch der Tipp: Nachdem man einen Text ausgewählt hat, gelangt man mit dem Button „porro“ von der Übersicht des Textes zu seiner tatsächlichen Niederschrift. Hier sind Lateinische Originaltexte gesammelt, z.B. Klassiker wie die „Commentarii de bello Gallico“ oder die „Epistulae“ von Cicero. Die Seite setzt jedoch voraus, dass die Lehrkraft selbst eine Übersetzung der Texte vornehmen kann – deutsche Texte sind nicht vorhanden. Spannend ist die Aufnahme von lateinisch beschrifteten archäologischen Fundstücken in die Sammlung. Diese erlauben es, die historische Bedeutung der nunmehr toten Sprache für Schüler:innen greifbarer zu machen.
Primärquellen sind natürlich auch wichtig, wenn es um Zahlen und Fakten geht. Hierbei eignen sich Statistiken besonders gut, um solche Daten im Unterricht zu visualisieren und in einen Kontext zu setzen. Tatsächlich legt die aktuelle PISA-Studie einen Schwerpunkt auf den Umgang mit genau solchen Statistiken. Das Statistische Bundesamt stellt solche Statistiken auf seiner Website DESTATIS bereit. Viele sind dabei topaktuell und eignen sich deshalb gut dafür, um Schüler:innen für die Relevanz der Daten im eigenen Leben zu begeistern. Im Mathematikunterricht finden solche Statistiken natürlich immer einen Platz, aber auch in den Fächern Geschichte und Sozialwissenschaften können sie gut mit eingebracht werden, da sie auch Übersichten über gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen liefern.
Eine noch umfangreichere Anlaufstelle für Statistiken ist die englischsprachige Seite Our World in Data. Während die Seite des Statistischen Bundesamts oft auch Themen behandelt, die nicht unbedingt für den Unterricht außerhalb von Leistungskursen geeignet sind, finden sich auf Our World in Data hochgradig aufbereitete und vielfältige Erhebungen. Diese reichen von Analysen zum Klimawandel bis hin zu Erhebungen bezüglich Depressionen in der Bevölkerung. Die Statistiken sind so gestaltet, dass sie für den Unterricht leicht verständlich sind und können einen guten Einstieg in Klassendiskussionen oder Projekttage bieten.
Zuletzt ein kleiner Geheimtipp: Das Land Baden-Württemberg hat auf der Seite Landesbildungsserver Baden-Württemberg eine wirklich umfangreiche Sammlung von Unterrichtsmaterialien angelegt. Diese sind frei zugänglich und vor allen Dingen sind sie nach Klassenstufen sortiert. Damit können sie sehr schnell und einfach in den Unterricht eingebunden werden, auch, weil sie den Bildungsplan des Landes berücksichtigen. Dieser mag von dem anderer Bundesländer möglicherweise abweichen, die Grundzüge und didaktischen Methoden sind jedoch universal geeignet. Für jedes Fach ist hier bestimmt mindestens eine Inspiration für Euren eigenen Unterricht mit dabei, die Ihr dank der zahlreichen Begleitmaterialien und Leitfäden direkt umsetzen könnt.
Habt Ihr bereits eines der vorgestellten Archive benutzt? Findet Ihr es wichtig, im Unterricht mit Primärquellen zu arbeiten? Und vermisst Ihr in dem Artikel vielleicht eine Seite, die Ihr wärmstens empfehlen könnt? Schreibt es uns in die Kommentare!
Heute ist der Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung. Seit 2001 wird dieser von der UNESCO gegründete Tag jedes Jahr gehalten, um auf den Schutz und die Förderung der kulturellen Vielfalt aufmerksam zu machen. Der weltweite Reichtum an Kultur, künstlerischen Ausdrucksformen, Traditionen und Lebensstilen soll an diesem Tag öffentlich gefeiert werden.
Die weltweite Vielfalt an Kunst und Kultur bringt viel kreatives Potenzial mit sich. Dieses ermögliche, laut der UNESCO, neue und innovative Zugänge und Strategien, vor allem im Bezug auf die gesetzten Ziele der Vereinten Nationen, die nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Hierbei solle, laut der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, die Kultur eine übergreifende Rolle spielen, auf der jegliche nachhaltige Entwicklung basiert. Egal ob soziale, wirtschaftliche oder ökologische.
Das Einwanderungsland Deutschland weist hohe kulturelle Vielfalt in dessen Klassenzimmern auf. 39% (Stand 2019) der Schüler:innen in Deutschland weisen einen Migrationshintergrund auf. Angesichts des aktuellen Krieges in Osteuropa wird diese Zahl weiter steigen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind bereits circa 92.000 ukrainische Kinder im deutschen Schulbetrieb, Tendenz steigend.
Um eine chancengerechte Bildung für alle Schüler:innen, unabhängig von ihrem sozialen, familiären und kulturellen Hintergrund zu garantieren, benötigt das Bildungssystem, laut einer Studie des Potsdamer Zentrums für empirische Inklusionsforschung (ZEIF), kompetente Lehrkräfte. Das heißt die Lehrer:innen sollen sich nicht nur der Herausforderung kultureller Vielfalt im Klassenzimmer stellen, sie sollen außerdem die sich daraus ergebenden Chancen und Vorteile für alle Beteiligten nutzen. Um diese erkennen zu können, müssen sie sich zusätzlich mit migrationsbezogenen Themen auseinandersetzen. Dazu kommt die Aufgabe eine Lösung zu finden, um die entstehenden Vorurteile vorzubeugen.
All diesen Herausforderungen müssen sich die Lehrkräfte ohne dementsprechende Unterstützung stellen. Eine kürzlich Umfrage der Robert Bosch Stiftung zeigt, dass sich die Lehrkräfte vor allem bei der Integration der ukrainischen Flüchtlingskinder mehr Unterstützung wünschen. Mehr dazu erfahrt ihr in diesem Artikel.
Der Lehrplan sowie die Lehrmaterialien bieten weitere Herausforderungen, da diese häufig nicht an die Diversität der zunehmend heterogenen Klassen angepasst sind. Viele Lehrbücher zeigen heutzutage immer noch ausschließlich weiße Personen (beispielsweise im Biologiebuch), es wird in manchen Lehrmaterialien immer noch ausschließlich von der „Traditionellen Familie (Mutter, Vater, Kind)“ gesprochen. Auch kulturelle Vielfalt hat momentan wenig Platz in den Lehrbüchern. Dabei könnte es den Unterricht durchaus bereichern etwas über andere Kulturen zu lernen. Fragt doch gerne mal eure Schüler:innen, ob sie etwas aus ihrem Land vorstellen möchten. Vielleicht bieten solche interaktiven Aufgaben eine gute Basis, um ein neues Thema im Unterricht einzuführen. Außerdem können die Schüler:innen so ihrer Herkunft etwas näher kommen und andere Schüler können besser verstehen, wie „normal“ in anderen Kulturen aussieht und neue Dinge erlernen.
Das Wertschätzen und Thematisieren der kulturellen Vielfalt im Klassenzimmer kann durchaus dazu beitragen, dass die Inklusion reibungsloser verläuft und Schüler.innen mit Migrationshintergrund sich schneller in den Schulalltag einfinden können. Außerdem kann es die Gleichberechtigung und Chancengleichheit fördern, wenn auf die kulturellen Hintergründe aller Schüler:innen eingegangen wird und niemand sich ausgegrenzt fühlt.
Für eine chancengerechte Bildung für alle und eine erfolgreiche Inklusion von Flüchtlingskindern sollte die Weiterbildung von Lehrer:innen unterstützt werden. Zusätzlich müssen der Lehrplan und das Lehrmaterial angepasst werden. Doch wir können dem ganzen ein Schritt näher kommen, indem ihr im Rahmen des Welttags der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung eine Unterrichtseinheit dazu nutzt, euren Schüler:innen die Möglichkeit zu bieten etwas über ihre Kultur vorzustellen. Sie können etwas zu essen mitbringen oder etwas auf ihrer Sprache erzählen. Sie können auch einen Gegenstand oder ein Lied aus ihrem Land vorstellen. Lasst eurer und der Kreativität der Schüler:innen freien Lauf.
Probiert es gerne mal aus und lasst uns gerne in den Kommentaren wissen wie es gelaufen ist! Weitere Artikel zu dem Thema findet ihr hier und hier.
Ein 21-Jähriger hat am Donnerstag eine Schulsekretärin am Bremerhavener LoydGymnasium mit einer Armbrust schwer verletzt. Das Opfer schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Gegen 09:15 Uhr alarmierte eine Schülerin die Polizei nachdem sie Schüsse hörte. Auch Spezialkräfte, darunter das SEK Bremen, nahmen am folgenden Einsatz teil. Im Internet kursieren Bilder von der Festnahme des Täters, nur wenige Gehminuten von der Schule entfernt. Der schwarz gekleidete junge Mann leistet dabei keinen Widerstand.
In Folge des Angriffs griff der Notfallplan der Schule. So verbarrikadierten sich Schüler:innen und Lehrkräfte, nachdem per Durchsage das Codewort für einen bewaffneten Angriff ausgegeben wurde. Die sich in der Schule befindlichen Personen mussten mehrere Stunden ausharren, ehe die Polizei Entwarnung geben konnte. Am Donnerstag fanden Abiturprüfungen am Loyd-Gymnasium statt, zur Tatzeit befanden sich etwa 140 Personen im Schulgebäude.
Neben einer Armbrust wurden zwei Messer und eine Schreckschusswaffe beschlagnahmt. Zum Tatmotiv wollte die Polizei bislang keine Angaben machen, es handele sich um einen Einzeltäter. Auch der Festgenommene, der noch gestern Abend einem Haftrichter vorgeführt wurde und mittlerweile in eine JVA überführt wurde, wollte sich bislang nicht äußern. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen versuchten Mordes. Das Loyd-Gymnasium bietet am heutigen Freitag eine seelsorgerisches Angebot an, um das Geschehene
Unsere Welt ist heute verflochtener denn je: Egal ob Erdöl, Lithium, Kaffee oder Holz, jeden Tag werden schier endlos viele Güter über die Grenzen des eigentlichen Ursprungslandes hinaus exportiert. Selbst essentielle Lebensgrundlagen wie Wasser sind davor nicht gefeit. Mit allen Vorteilen, die uns die Globalisierung in der westlichen Welt gebracht hat, ist der internationale Handel jedoch oft unmittelbar mit der Ausbeutung der Natur und der lokalen Arbeitskräften verbunden. Dies ist nicht erst seit den Skandalen bei Unternehmen wie Nestlé oder Chiquita bekannt.
Auch Kamerun ist davon betroffen: Obwohl weltweit mit Kakao, Tropenholz und diversen Mineralien aus dem Land gehandelt wird, leidet ein Großteil der Bevölkerung unter erheblicher Armut. Doch wie kann die Situation in Staaten wie Kamerun in Zukunft verändert werden? Ganz klar, Themen wie Nachhaltigkeit und die Zusammenhänge unserer globalisierten Welt müssen Kindern und Jugendlichen von klein auf nahe gebracht werden. Genau das hat sich die gemeinnützige Organisation Hope Foundation e.V. zur Aufgabe gemacht. Grund genug für Lehrer News einmal genauer nachzufragen. Wir haben mit der Projektleiterin Judith Ellfeldt gesprochen:
Die Hope Foundation ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Deutschland und Kamerun. Seit Jahren engagieren wir uns insbesondere für Frauen und Kinder in Kamerun. Wir sind in den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Gesundheit und Bildung tätig.
Als der Gründer, Gerald Bobga Fonkenmun, 18 Jahre alt war, wollten er und einige Freunde etwas Sinnvolles für die Community tun, und jeder von ihnen startete eine soziale Initiative, um etwas zu bewirken. Herr Fonkenmun überlegte sich was er mit seinem Ehrenamt bewirken möchte und für ihn war klar, er möchte den Menschen Hoffnung geben, und entschied sich für den Namen Hope Foundation. Das erste Projekt war eine Gemeinschaftsarbeit des Gründers und einiger seiner Freunde, die sich in ihrer Freizeit nach dem Unterricht für Kinder einsetzten und Nachhilfeunterricht angeboten haben. Im Jahr 2007 wollte er dann ein konkreteres Projekt mit langfristiger Wirkung und Finanzierung durchführen und registrierte offiziell die Hope Foundation Cameroon als Nichtregierungsorganisation (NRO) in Kamerun. Das erste größere Projekt war die Sanierung einer Wasserstelle in einem Nachbarort in dem der Gründer aufgewachsen war. Dies führte zu weiteren Aktivitäten, um Probleme der Community zu lösen. Mit dem Umzug von Herrn Fonkenmun nach Deutschland wurde die Hope Foundation in Berlin geboren und im Jahr 2009 als Verein registriert.
Seitdem konnten wir in verschiedenen Gebieten Kameruns bereits erfolgreich verschiedene Projekte umsetzen und das Leben vieler Kameruner*innen verbessern. Durch den engen Kontakt mit den Menschen vor Ort, sind wir in ständigem Austausch über Probleme und Lösungen. In Deutschland führen wir Informations- und Bildungsprojekte, sowie verschiedene Veranstaltungen durch, um entwicklungspolitische Themen zu sensibilisieren und globale Zusammenhänge zu erklären. Unsere Motivation, den Lebensstandard in Kamerun zu verbessern, treibt uns an, hart für dieses Ziel zu arbeiten. Wir glauben, dass Bildung, Empowerment, Förderung und Integration die wichtigsten Komponenten für eine lebenswerte Welt sind.
Das Ziel unserer Bildungsprogramme zum Globalen Lernen ist es, Schüler*innen für entwicklungspolitische Themen zu sensibilisieren und globale Zusammenhänge zu erklären.
Das Fair Champions Projekt zielt darauf ab, das Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen über die Produktionsketten und die Zusammenhänge zwischen Nord und Süd zu stärken. Zudem wollen wir mit ihnen Handlungsmöglichkeiten erarbeiten, die sie selbst haben, um fair zu konsumieren und mit Kleidung und Schuhen bewusster umzugehen.
In den Fair Champions Workshops geht es darum, die Verbindungen zwischen dem eigenen Konsumverhalten in Deutschland und den Lebensrealitäten und Arbeitsbedingungen der Schuh- und Textilarbeiter*innen in den Ländern des Globalen Südens zu verstehen. Wir bieten in diesem Zusammenhang Module für zwei verschiedene Klassenstufen an. In der Grundschule (5./6. Klasse) liegt der Fokus auf der Produktion von T-Shirts und bei der Sekundarstufe I (7./8. Klasse) auf der Produktion von Schuhen und dem deutschen Lieferkettengesetz.
Grundschule (5./6. Klasse):
In den zwei Workshop-Blöcken mit jeweils 2-tägigen Workshops werden die Grundschüler*innen mit der globalen Textillieferkette vertraut gemacht. Spielerisch und interaktiv machen sich Schüler*innen auf die Reise, um die Entstehung eines T-Shirts zu verfolgen. Themen wie Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und die Rolle eines jeden Einzelnen in diesem Prozess werden den Schüler*innen an konkreten Fallbeispielen und Bezugspunkten aus dem eigenen Alltag deutlich gemacht. Anschließend gestalten sie ihre eigenen Fair Trade-T-Shirts.
Sek I (7./8. Klasse):
Die Schüler*innen der Sek I fokussieren sich auf die Schuhproduktion und die dazugehörigen Lieferketten. In einem interaktiven Planspiel stimmen die Schüler*innen über das entstehende deutsche Lieferkettengesetz ab. Des Weiteren wird mit den Schüler*innen der Einfluss von YouTube und Influencern auf das Fast Fashion Phänomen besprochen. Anschließend werden die Schüler*innen ihr eigenes Fairtrade – Schuhlabel vermarkten und Konzepte dafür entwickeln.
Beide Klassenstufen gehen im zweiten Workshop-Block auf einen Ausflug, um in ihrer eigenen Umgebung nach fairen Orten zu schauen und auch selbst tätig zu werden, denn die Schüler*innen selbst führen Passantenbefragungen durch und informieren die Menschen über das Thema Fair Trade.
Seit 2010 führen wir das sehr erfolgreiche und wirkungsvolle Bridging Cultures-Projekt an Berliner Gymnasien durch. Dabei handelt es sich um ein globales Bildungsprogramm, das darauf abzielt, interkulturelles Bewusstsein zu schaffen, bestehende Stereotypen über die Nationalitäten des Globalen Südens abzubauen und über die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu informieren.
Im Rahmen von zweitägigen Workshops an Berliner Gymnasien gestalten Trainer*innen, die aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas, Asiens oder Afrikas kommen, interaktive und kritische Diskussionen und Aktivitäten in englischer Sprache, über ihre Länder, Regionen und zwei ggf. drei ausgewählte SDGs vor. Die Workshops zielen darauf ab, die Schüler*innen über ihren eigenen Kontext hinaus zu führen und sie zu ermutigen, über den Tellerrand zu schauen, um nachhaltige Lösungen für die vernetzten globalen Probleme zu entwickeln.
Bei beiden Projekten legen wir besonderen Wert auf Interaktionen, eine Mischung aus digitalen und analogen Formaten und Authentizität. Des Weiteren ist uns ein Perspektivwechsel sehr wichtig. Sei es beim Fair Champions-Projekt durch unsere Weltreise, in der die Schüler*innen in die Rolle von Arbeiter*innen in der textilen Lieferkette schlüpfen als auch im Bridging Cultures-Projekt, wo die Referent*innen die Welt aus ihren Perspektiven betrachten und die Schüler*innen dabei mitnehmen.
Lehrer News: Bei “Fair Champions” sollen die Kinder besonders auf das Thema “Fairtrade” aufmerksam gemacht werden. Wie genau bringen Sie dieses Thema den Kindern näher? Gibt es hier eine bestimmte Vorgehensweise, wie den Kindern die Ungerechtigkeiten besonders bewusst gemacht werden? Wenn ja, wie sieht diese aus?
Um den Kindern das Thema fairer Handel, oder besser gesagt, faire Mode, näher zu bringen, führen wir Aktivitäten durch, die erklären, was hinter diesem Konzept steckt. Wir zeigen zunächst, wie die meisten Textilien hergestellt werden und erarbeiten gemeinsam das Phänomen „Fast Fashion“ und Ungerechtigkeit.
Die beste Methode um den Schüler*innen Ungerechtigkeiten bewusst zu machen, ist unsere Weltreise. Wir reisen mit den Schüler*innen in sechs Länder. In diesen Ländern gibt es für die Schüler*innen Aufgaben, die wir an die Tätigkeiten der Arbeiter*innen in der Produktion eines T-Shirts angelehnt haben. So schlüpfen die Schüler*innen z.B. in China in die Rolle von Tien, der in einer Fabrik arbeitet, in der die von Kamerun importierte Baumwolle gesäubert, zu Garn gesponnen und zu Stoff gewebt wird. Dafür bekommen die Schüler etwas dreckige Watte und einen Webrahmen. Nachdem sie die Watte mit den Fingern von Dreck befreit haben, ist ihre Aufgabe die Watte zu fünf dünnen, 10 cm langen Fäden zu spinnen. Danach sollen diese in den Webrahmen zu Stoff gewebt werden. Das ist wirklich eine sehr schwierige Aufgabe.
Sie bekommen dazu auch einen Steckbrief über Tien und Bilder aus China und den Betriebsstätten. Unsere Referentin schlüpft auch in eine Rolle. Sie wird zu einer sehr kritischen Einkäuferin der Stoffe und entlohnt die Schüler*innen nur, wenn auch der verlangte „Stoff” fertiggestellt wurde. Ähnlich passiert es in Kamerun, Bangladesch, Indien und Peru. In Deutschland sind die Aufgaben an Vertrieb, Marketing und Verkauf angelehnt und die Schüler*innen zählen die Einnahmen und kalkulieren die Gewinne und Verluste der letzten Jahre. Sie bekommen auch das restliche Geld, welches die Einkäuferin nicht genutzt hat, wenn nicht alle das Verlangte geliefert haben. Dieser Umstand, dass einige Arbeiter*innen nicht bezahlt wurden oder nur wenig Lohn bekamen, obwohl sie sich so sehr angestrengt haben und Deutschland das ganze Geld bekommt, ergab immer einen Aufschrei: das ist ja so unfair.
Nachdem die Schüler*innen die Bedeutung von Ungerechtigkeit erfahren haben, arbeiten wir mit ihnen am Konzept des fairen Handels als eine alternative Lösung für die Probleme der Fast Fashion Industrie. Wir erarbeiten gemeinsam die Kriterien des fairen Handels. Am Ende wählen sie ein Kriterium aus, das ihnen wichtig ist, stellen es auf einem T-Shirt graphisch oder als Slogan dar und gestalten somit ihr eigenes Fair-Trade-T-Shirt.
Außerdem gehen wir mit den Kindern außerhalb der Schule auf Erkundungstour, um faire Orte, die mit fairer Mode zu tun haben (z. B. Second-Hand-Läden) zu finden. Schließlich erstellen wir gemeinsam eine Karte von Kindern für Kinder. Unser Team digitalisiert alle Karten aus allen Klassen und wir erstellen eine digitale Karte und veröffentlichen sie.
Unsere Zielgruppe in diesem Workshop sind Schüler*innen der Klassen 10-13. Wir glauben, dass ihr Alter das richtige ist, um sich mit den komplexen Themen zu beschäftigen, da sie in diesem Alter ihre politischen Ansichten entwickeln.
Referent*innen aus den Ländern des Südens (Afrika, Asien und Latein- und Mittelamerika) berichten anschaulich aus erster Hand über globale Zusammenhänge am Beispiel von Ereignissen und Lebensbedingungen in ihren Ländern. Die kulturellen Aspekte schließen Religionen, Sprachen, Bekleidungen, Musik, Tänze und Speisen mit ein. Die Referent*innen präsentieren einige davon selbst vor der Klasse und integrieren die Jugendlichen dabei.
Jedes Schuljahr kommen neue Referent*innen, jeder aus einem anderen Land und jeder für 3 Monate. Wir bieten verschiedene Blöcke an, jeder Block sieht anders aus, weil die Referent*innen wechseln. In diesen Blöcken können die Schüler*innen mit verschiedenen Referent*innen arbeiten und somit auch verschiedene Kulturen, SDGs und Erfahrungen kennenlernen.
Wir wollen bestehende Stereotypen über die Nationalitäten des Globalen Südens abbauen und die Perspektive wechseln. Während der zweitägigen Workshops werden die Referent*innen interaktive und kritische Diskussionen und Aktivitäten in englischer Sprache durchführen, um einen echten Austausch zu ermöglichen.
In den Workshops im Jahr 2021 sprach unser Referent aus Brasilien über das SDG Nr. 13, den Maßnahmen zum Klimaschutz. Er führte mit ihnen ein Planspiel durch. Die Schüler*innen erhielten Hintergrundinformationen: Die brasilianische Regierung benötigt mehr Elektrizität und hat beschlossen, ein Wasserkraftwerk im Amazonas-Regenwald zu bauen. Nicht jeder ist mit der Entscheidung der Regierung einverstanden, und so kommt es zu einer Gerichtsverhandlung. Die Schüler*innen wurden in verschiedene Gruppen eingeteilt, die jeweils die verschiedenen Parteien in dieser Gerichtsverhandlung vertraten: Regierungsvertreter, indigene Gruppen, deutsche Investoren, Bevölkerung und das Gericht als Jury. Durch diese Simulation der Gerichtsverhandlung versetzten sich die Schüler*innen in die Lage der einzelnen Parteien und wechseln somit die Perspektive. Nach der Schüler*innenentscheidung folgte dann der Reallitätscheck und sie erfuhren mehr über das 2019 eröffnete Wasserkraftwerk Belo Monte und seine Auswirkungen.
Was sagt Ihr zur Arbeit der Hope Foundation? Könntet Ihr euch vorstellen einen der Workshops selbst mit euren Klassen auszuprobieren? Wir sind gespannt auf eure Kommentare!
Putz der von den Wänden bröckelt, veraltete und kaputte Technik, fehlende und überlastete Lehrkräfte: Dieses Bild bestimmt immer wieder die Berichterstattung über Schulen in Deutschland. Und es stimmt ja auch, viele Schulen sind chronisch unterfinanziert, ächzen unter den immer weiter wachsenden Herausforderungen. Doch selbstverständlich gibt es auch jede Menge Schulen, die nicht nur gute, sondern exzellente Arbeit leisten und ihren Schüler:innen hervorragende Bildungsarbeit bieten.
Der Deutsche Schulpreis zeichnet seit 2006 solche Leuchttürme der Bildung aus. Kürzlich wurden die 20 nominierten Schulen für 2022 bekannt geben, was eine gute Gelegenheit ist, einmal auf die Preisträger des letzten Jahres zurückzublicken.
Der Deutsche Schulpreis ist eine Auszeichnung der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung, die gemeinsam mit der ARD und der ZEIT Verlagsgruppe verliehen wird. Ziel des Preises ist es, “exzellente Praxis” in der Bildungsarbeit sichtbar zu machen, um so “die Qualität von Schule und Unterricht in Deutschland nachhaltig zu verbessern”.
Die sich bewerbenden Schulen werden dabei nach sechs Qualitätsbereichen bewertet, wobei die Stiftungen nach eigenen Angaben ein “umfassendes Verständnis von Bildung und Lernen” haben. Die sechs Qualitätsbereiche sind Unterrichtsqualität, Leistung, Umgang mit Vielfalt, Verantwortung, Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner und schließlich Schule als lernende Institution.
Der Deutsche Schulpreis 2021 war jedoch eine Besonderheit, da explizit Schulen gesucht wurden, die “zukunftsweisende Konzepte im Umgang mit der Corona-Krise entwickelt haben”.
Hier sind die ausgezeichneten Schulen:
Die Mosaikschule im hessischen Marburg ist eine Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung und verfügt über eine Abteilung für körperliche und motorische Entwicklung. Die Schule wurde für ihre herausragende individuelle Förderung ihrer rund 80 Schüler:innen ausgezeichnet. Dafür kombinieren ihre Lehrkräfte einen strukturierten Schulalltag mit individuellen Lern- und Lehrangeboten, die Kinder ganz nach ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten fordern und fördern.
Dabei setzt die Schule besonders auf digitale Medien wie Tablets, Whiteboards und Videounterricht und treibt diese Entwicklung auch unabhängig vom Pandemiegeschehen systematisch voran.
Letztlich wird angestrebt, eine “Erziehungspartnerschaft” zwischen Schule und Eltern zu etablieren. “An der Mosaikschule wollen wir als Gemeinschaft gegen die Vereinzelung arbeiten. Wir wollen es schaffen, zusammen zu arbeiten, zu leben, zu lachen und zu lernen”, fasst die Lehrerin Sabine Westpfahl das Konzept der preisgekrönten Schule zusammen.
Die nächste Preisträgerin ist eine Grund- und Stadtteilschule in Hamburg. Sie ist nicht nur Lebensmittelpunkt von 1.600 Schüler:innen, sondern überdies auch noch eine Schwerpunktschule der Inklusion und die einzige “Eliteschule des Sports” des Stadtstaates Hamburg. Ausgezeichnet wurde die Schule vor allem für ihre überragende Beziehungsarbeit im Bildungsbereich.
Die Schule versteht sich nicht als bloße Bildungseinrichtung, sondern will in ihr Viertel hineinwirken, um so ein Gemeinschaftsgefühl zu erschaffen und Schüler:innen eine Heimat zu bieten. Dafür griff die Schule während der Pandemie auf rund 100 Honorakräfte zurück und bildete ein Krisenteam, das Kinder und Jugendliche in schwierigen Situationen telefonisch oder vor Ort half.
Eine besonderes Glanzstück ihrer Beziehungsarbeit ist aber zweifelsohne die Sendung “Dulsberg Late Night”. Unter diesem Namen hauchte der engagierte Schulleiter Björn Lengwenus dem totgeglaubten Late Night Format auf sympathische Weise neues Leben ein und erregte so bundesweite Aufmerksamkeit. Jeden Abend zeigte er sich auf YouTube als Showmaster einer Sendung, in der er mit seinen Schüler:innen telefonierte und Challenges absolvierte. Für diese Arbeit erhielt die Schule nicht nur den Deutschen Schulpreis, sondern auch den Grimmepreis.
Die dritte Preisträgerin kommt aus dem nordrhein-westfälischen Mülheim an der Ruhr und wurde für ihre Förderung der Bildungsgerechtigkeit prämiert.
Bekanntermaßen ist es in Deutschland mit der Chancengerechtigkeit im Bildungswesen nicht weit her, doch die Grundschule am Dichterviertel ist eine wohltuende Ausnahme. Schulleiterin Nicola Küppers und ihr Kollegium haben die Schule seit 2013 konsequent zu einem Ort gemacht, an dem “Bildungsgerechtigkeit nicht nur ein Schlagwort ist, sondern wirklich gelebt wird.”
Die Schule hat die Schwerpunkte Inklusion und Begabtenförderung und ist mittlerweile sehr beliebt. Ihre 200 Schüler:innen, davon über zwei Drittel mit Migrationshintergrund, erbringen überdurchschnittliche Leistungen und werden durch Klassenräte und ein Schülerparlament in die Gestaltung des Schulalltags mit eingebunden. Auch während den coronabedingten Schulschließungen sorgten die Lehrkräfte dafür, dass alle Kinder bestmöglichen Zugang zum Unterricht bekommen konnten, etwa durch das unbürokratische Verteilen von Tablets und WLAN-Guthaben.
Die Integrierte Gesamtschule Lengede in Niedersachsen ist der vierte Preisträger in unserer Liste. Besonderheit der 2010 gegründeten Schule ist ihre überdurchschnittlich gute Digitalisierung, für welche sie nun ausgezeichnet wurde. Schon vor der Pandemie stattete die Schule alle Lehrkräfte mit Laptops aus, digitalisierte die Verwaltung und integrierte elektronische Endgeräte in den Unterricht. Dies ermöglichte ihr einen beinahe reibungslosen Übergang zum Distanzunterricht mit individuellen Lösungen für die über 1.000 Schüler:innen.
Die Schule evaluiert weiterhin regelmäßig ihr Konzept, indem sie ihre Schüler:innen ausführlich befragt und deren Wünsche und Anregungen umsetzt.
Die fünfte Preisträgerin stammt aus der beschaulichen Universitätsstadt Münster in Nordrhein-Westfalen. Sie erhielt den Deutschen Schulpreis für ihr Konzept des selbstorganisierten Lernens.
An der Städtischen Gesamtschule Münster-Mitte sind die Lehrkräfte mehr Lernbegleiter:innen für ihre 900 Schüler:innen als klassische Vertreter des Frontalunterrichts. Der Schule ist es wichtig, dass “Kinder und Jugendliche Selbstwirksamkeit erfahren und Verantwortung für den eigenen Lernprozess übernehmen”, daher bestimmen die Schüler:innen in sogenannten Lernbüros selbst, wann und wie viel sie für die jeweiligen Fächer arbeiten.
Dieses Konzept ermöglichte es der Schule auch während der Coronapandemie einen guten Schulalltag aufrechtzuerhalten, da es die Schüler:innen gewohnt sind, selbstständig und durch individuelle Unterstützung zu lernen.
Der vorletzte Preisträger ist das niedersächsische Evangelische Gymnasium Nordhorn, dessen Schulprogramm auf den vier Säulen “Verantwortung übernehmen”, “die Gemeinschaft stärken”, “Kompetenzen fördern” und “Individualität achten” steht.
Für seine Umsetzung dieser Säulen und das Hineinwirken in sein soziales Umfeld hat das Gymnasium den Deutschen Schulpreis unter dem Stichwort “Tragfähige Netzwerke knüpfen” erhalten. Konkret kooperiert die Schule mit vielen außerschulischen Organisationen in der Region und darüber hinaus. Dadurch erhalten Schüler:innen die Möglichkeit, sich außerhalb der Schule zu engagieren. So sind viele Jugendliche während der Pandemie für ältere Mitmenschen einkaufen gegangen, haben Konzerte für Altersheime gegeben. Weiterhin können sie ihren Interessen gemäß an Kooperationen mit der Universität Essen oder regionalen Unternehmen teilnehmen.
Und last but not least der siebte Preisträger des letztjährigen Deutschen Schulpreises, die Duisburger Gesamtschule Städt. Die Schule operiert in einem schwierigen Umfeld: Die Hälfte der rund 900 Schüler:innen leben in Familien, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, 70 Prozent haben einen Migrationshintergrund und auch 120 Geflüchtete aus Syrien, von denen viele immer noch an Traumata leiden, haben in der Schule eine neue Heimat gefunden.
Für ihr überragendes Engagement, um nicht “reihenweise die Kinder zu verlieren”, wie es Schulleiterin Martina Zilla Seifert ausdrückte, erhielt die Schule den Preis unter dem Stichwort “Zusammenarbeit in Team stärken”. Denn das 80-köpfige Kollegium setzt auf systematische Teamarbeit mit etablierten Strukturen, was es ihm ermöglichte, während der Pandemie in Windeseile auf vielfältige Weise ihre Schüler:innen zu unterstützen. Durch Steuergruppen, multiprofessionelle Teams und regelmäßige Sitzungen, in denen sich die Lehrkräfte über Probleme, Didaktik und die allgemeine Situation beraten, können sich die Lehrkräfte dabei stetig weiter verbessern und so bestmögliche Bildung anbieten.
Alle Preisträger zeigen, dass es auch unter widrigen Umständen möglich ist, erstklassige Bildung auch für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche bereitzustellen und so etwas zur Chancengerechtigkeit beizutragen. Das zeigen unter anderem die drei Preisträgerschulen aus NRW, jenem Bundesland, das am wenigsten Geld pro Kind für Bildung ausgibt.
Der Deutsche Schulpreis zeichnet die Schulen jedoch nicht nur aus, um einzelne zu loben, sondern möchte in die Tiefe wirken. Daher finden sich auf dem Campusportal ausführliche Informationen zu allen ausgezeichneten Schulen und weitere Angebote, sodass auch andere Bildungseinrichtungen von den gesammelten Erfahrungen profitieren können.
Wir sind gespannt, welche Schulen sich dieses Jahr durchsetzen können, um am 28. September ausgezeichnet zu werden.
Die Finanzierung der Bundesschülerkonferenz (BSK) wird auf eine halbe Million Euro im Kalenderjahr 2022 erhöht. Das hat der Haushaltsausschuss des Bundestages diese Woche beschlossen. Mit der finalen Abstimmung am 16. Juni dürfte der Beschluss aller Voraussicht nach Geltung erlangen. Damit erhält die länderübergreifende Schülervertretung in Deutschland eine deutliche Finanzspritze.
Oliver Sachsze, Finanzkoordinator der BSK sieht darin einen Erfolg der Arbeit der Schülervertreter:innen. „Die Stimmen der Schülerinnen und Schüler fanden jahrelang kaum Beachtung. Erst während der Corona-Pandemie konnten wir uns als BSK, auch durch die gute Arbeit unseres damaligen Generalsekretärs Dario Schramm, mehr Gehör verschaffen“, so Sachsze im Gespräch mit Lehrer News. Die nun beschlossene Förderung sei damit auch als Resultat des ehrenamtlichen Engagements der Aktiven der Bundesschülerkonferenz zu betrachten.
Wie Sachsze betont sei die Nutzung der 500.000 Euro zweckgebunden: „Wir müssen die mit der Finanzierung verbundenen Förderziele erfüllen, können jetzt aber mit einer festen Summe zur Finanzierung unserer Arbeit planen.“ Die zeitraubende, projektbezogene Beantragung von Fördergeldern entfällt dafür, was eine stärkere Konzentration auf die inhaltliche Arbeit ermöglicht. Zur Verwaltung der Gelder sei die Festanstellung einer Person, welche die Bundesschülerkonferenz im administrativen Bereich stärkt, notwendig. Hierfür ist. die satzungsgemäße Einrichtung einer Geschäftsstelle geplant.
Bereits in der Vergangenheit durchgeführte Tagungen sollen zukünftig regelmäßiger stattfinden und thematisch vielfältiger werden. Den Wünschen der einzelnen Ländervertretungen innerhalb der BSK könne nun besser entsprochen werden, wie die Schülervertreter:innen via Instagram erklärten. Derzeit sind 13 der 16 Länder Teil der Bundesschülerkonferenz. Nebst staatlicher finanzieller Zuschüsse wird die BSK durch den Förderverein der ständigen Konferenz der Landesschülervertretungen der Länder in der Bundesrepublik Deutschland e. V. unterstützt.
Schon seit Jahrzehnten leiden die Menschen Afghanistans unter Besatzung und Terroranschlägen — doch der Abzug der NATO- und US-Truppen im August letzten Jahres und die daraus resultierende Machtübernahme der Hauptstadt Kabul durch die Terrormiliz Taliban hat jegliche staatliche Stabilität zerstört. Afghanistan befindet sich einer einschneidenden Krise. 24 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, 18 Millionen sind von Hungersnöten und über vier Millionen von Vertreibung betroffen, darunter mehrheitlich Kinder.
Die Machtübernahme der Taliban bringt unter anderem für Frauen große Gefahren und systematische Ausgrenzung mit sich. Vor der Verfassung sind Frauen und Männer in Afghanistan eigentlich gleichgestellt – seit Jahrzehnten jedoch können afghanische Frauen diese Rechte oftmals nicht wahrnehmen. Mit der Machtübernahme der Taliban im August letzten Jahres hat sich diese Situation zuletzt verschlimmert, die Rechte von Frauen wurden seither immer weiter eingeschränkt. So dürfen Frauen seit ihrer Machtübernahme öffentliche Verkehrsmittel nicht mehr ohne einen männlichen Begleiter benutzen, generell darf das Haus nicht ohne einen männlichen Begleiter und das Tragen einer Burka, bzw. einer generellen Verschleierung des gesamten Körpers, verlassen werden.
Die Gewalt gegen Frauen steigt ebenfalls an – mit sexualisierter Gewalt ist leider in jeder Krisensituation zu rechnen. Seit 2021 steigt weiterhin die Anzahl der Kinder- und Zwangsheiraten an. Für beide dieser Bedrohungen fehlt es an Anlaufstellen und Unterstützung. Als Resultat der Hungersnöte und der fehlenden medizinischen Versorgung ist die Mutter- und Kindersterblichkeitsrate in Afghanistan ebenfalls immer noch eine der höchsten der Welt.
Diese Einschränkungen des öffentlichen Lebens wirken sich auch auf die Bildungssituation der Frauen und Mädchen aus. Dieser Effekt auf die Bildung ist von der Taliban durchaus beabsichtigt.
Bereits vor der Machtübernahme der Taliban wurde Frauen und Mädchen der Zugang zu Bildung im Vergleich zu Jungen und Männern erschwert. Die Grafik oben zeigt an, dass die Alphabetisierungsquote bei Männern bereits vor 2021 in allen angegebenen Altersgruppen um einiges höher war als bei den Frauen. Jedoch gab es vor 2021 keine offiziellen staatlichen Barrieren und über 60% der unter 15-Jährigen Mädchen hatten einen Zugang zu Bildung.
Diese bereits kritische Lage der Bildungssituation sollte sich durch die Übernahme der Taliban nur noch verschlechtern. Die offiziellen Äußerungen zur Bildungssituation von Mädchen und Frauen haben sich seit der Machtübernahme bereits des Öfteren geändert. So gab der Innenminister der afghanischen Taliban Siradschuddin Hakkani zunächst an, Mädchen über dem Grundschulalter hinaus den Zugang zu Bildungseinrichtungen zu gewähren, was später wieder zurückgenommen wurde. Wie aus einem Artikel der Süddeutschen Zeitung aus dem März 2022 hervorgeht, wird Mädchen ab der 7. Klasse der Zugang zu Bildung weitgehend verwehrt. Schülerinnen zeigen sich darüber sehr enttäuscht, sie sehen die aktuelle Lage als aussichtslos an. „Woran sollen wir noch glauben, wenn uns schon so früh die Rechte genommen werden? Wenn uns die Welt jetzt nicht hilft, wird unser Leben zur Qual“, so eine 13-Jährige Schülerin aus Kabul. Aktivist:innen und Lehrer:innen protestierten bereits, einige schildern von Erfahrungen mit der Taliban. „Als meine Kolleginnen und ich nun zur Schule kamen, hat uns ein Talib beschimpft und uns daran gehindert, in das Gebäude zu gehen“, so eine Lehrerin aus Herat.
Trotz dieser Verwehrungen können einige afghanische Frauen Hochschulen und Universitäten besuchen – jedoch nur unter bestimmten Auflagen. Der Unterricht findet somit zeitlich und räumlich unter den Geschlechtern getrennt statt. Studenten dürfen sich nicht auf dem Campus befinden, wenn Studentinnen Unterricht haben, und andersrum. Bewaffnete Wächter patrouillieren um die Unigelände herum. Sie achten darauf, dass Frauen die von den Taliban auferlegten Regeln einhalten: Aktuell dürfen sie nämlich nur am Hochschulunterricht teilnehmen, wenn sie ungeschminkt und verhüllt sind und das Telefonverbot auf dem Gelände einhalten.
Eine Studentin erklärt, dass das Studieren für Frauen sehr perspektivlos scheint:
„Unsere Kommilitonen kommen weiter. Aber für uns bieten sie auch zwei Wochen nach Semesterbeginn noch immer keine Kurse an. Wir drei Studentinnen hängen einfach in der Luft. Manche Kommilitoninnen aus unserem Freundeskreis sind ins Ausland gegangen, andere haben ihr Studium abgebrochen. Präsenzunterricht findet für uns nicht statt. Wir gehen nur donnerstags kurz zur Uni und geben unsere Hausarbeiten bei unseren Dozenten ab. Meine Masterarbeit schreibe ich unter größten Schwierigkeiten, weil ich keine Beratung bekomme und auch die Bibliothek nicht nutzen kann. Ich entdecke, dass ich unsichtbar geworden bin und völlig im Dunkeln tappe.“
Obwohl diese klare und offensichtliche Einschränkung den Zugang zur Bildung bereits vielfältig einschränkt, spielen weitere Faktoren mit ein. Die Armut und Hungersnot führt dazu, dass es viele Mädchen nicht zur Schule schaffen würden, auch wenn es ihnen tatsächlich erlaubt wäre, am Unterricht teilzunehmen. Als Resultat der Kinder- und Zwangsheiraten werden viele Mädchen und Frauen früh Mütter – somit bleibt ihnen ohne jegliche Unterstützung in der Erziehung ihrer Kinder ebenfalls keine Möglichkeit, sich zu bilden. Auch die generelle Angst vor den Taliban hält viele Mädchen und Frauen davon ab, eine Bildungseinrichtung zu besuchen.
Habt Ihr die Entwicklungen der Geschehnisse in Afghanistan verfolgt? Wie sprecht ihr mit euren Schüler:innen über diese aktuellen Krisenereignisse? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Die CDU hat die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen klar für sich entschieden. Für die SPD ist es dagegen das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte in dem Flächenstaat. Die Sozialdemokrat:innen kämpften im Land einst um absolute Mehrheiten, nun stürzten sie auf 26,7% ab. Die Regierungsbildung wird nun von den starken Grünen abhängen.
Die Spitzenkandidaten Kutschaty (SPD) und Ministerpräsident Wüst (CDU) setzten im Wahlkampf auf Themen, die dem Markenkern der beiden Parteien entsprachen. So wollte der Oppositionsführer mit sozialen Themen die Wähler:innen erreichen, plädierte unter anderem für bezahlbaren Wohnraum, auch durch staatlichen Wohnungsbau. Die CDU möchte durch mehr Überwachungskameras an kriminalitätsbelasteten Orten die innere Sicherheit erhöhen.Laut einer Forsa-Umfrage beurteilten zwei Drittel der Wähler:innen das Thema Bildung als „wichtig bis sehr wichtig“. Für mmerhin ein Fünftel war es das wichtigste Problem im Land. Der FDP, die mit Yvonne Gebauer bislang das Schulministerium besetzte, bescheinigten dagegen nur sieben Prozent der Befragten bildungspolitische Kompetenz.
Die Pandemie verschärfte die schon zuvor bestehenden Probleme des Lehrermangels, besonders an Grundschulen, und der mangelnden Digitalisierung der Schulen. Die vielfach als „Zick-Zack-Kurs“ kritisierte Schulpolitik in Corona-Zeiten erzeugte Chaos und wurde dem im Koalitionsvertrag 2017 formulierten Anspruch einer „Unterrichtsgarantie“ nicht gerecht. Ebenso fällig blieb die versprochene Schaffung einer einheitlichen Eingangsbesoldung zu Gunsten der Grundschul-Lehrkräfte. Die Schaffung neuer Lehramts-Studienplätze kam zu spät, um die gewünschte Wirkung zu entfalten.
Die starke Präsenz von Bundeskanzler Scholz während des Wahlkampfes zahlte sich für die Sozialdemokraten nicht aus. Das entspricht dem Trend im Bund, nach dem Scholz Zustimmungswerte im Zuge des Ukraine-Krieges nach unten gingen. Die Grünen profitierten hingegen von den bundespolitischen Entwicklungen. Die jüngste Popularität ihrer Spitzenpolitiker:innen dürfte dazu beigetragen haben, dass die NRW-Grünen mit 18,2% das stärkste Ergebnis in der Geschichte des Landesverbands einfahren konnten. Bei jungen Wähler:innen avancierten sie mit 25% der Stimmen gar zur stärksten Partei. Von den Grünen hängt nun die kommende Regierungsbildung ab. Rechnerisch möglich ist eine Koalition aus CDU und Grünen oder eine Ampelkoalition.
Nur 55,5% der Wahlberechtigten nahmen an der diesjährigen Landtagswahl teil, so wenig wie nie zuvor. Ein besonders großer Anteil der Nichtwähler:innen stimmte 2017 noch für die extrem rechte AfD, die mit 5,4 Prozent auch in dieser Legislaturperiode im Landtag vertreten sein wird. Für die Linkspartei, seit längeren durch innerparteiliche Richtungsstreits gebeutelt, stimmten lediglich 2,1%. Der aufsehenerregende Auftritt des linken Spitzenkandidaten Jules El-Kahtib an einer Essener Schule blieb damit ohne entscheidende Wirkung für das Wahlergebnis.
Der bekannte Lehrer und Bildungsinfluencer Bob Blume, besser bekannt als der “Netzlehrer”, hat am 09. Mai sein erstes Sachbuch “10 Dinge, die ich an der Schule hasse und wie wir sie ändern können” veröffentlicht. Das beim Mosaik Verlag (Penguin Random House Verlagsgruppe) erschienene Buch schildert die aus Sicht des baden-württembergischen Oberstudienrats drängendsten Probleme der deutschen Schul- und Bildungspolitik.
Ziel des Buches ist es, aus Sicht eines “vernetzten Praktikers”, wie Blume sich nennt, die Schwächen des deutschen Schulsystems aufzuzeigen. Blume kann dabei sowohl auf seine eigenen Erfahrungen als Lehrer, als auch auf seinen Austausch mit anderen bildungspolitischen Akteuren zurückgreifen.
Hinter dem provokanten Titel verbirgt sich keineswegs eine destruktive Abrechnung mit dem deutschen Schulsystem, sondern vielmehr ein Aufruf zur Reform. Das machen der Nachsatz des Titels und der Untertitel “Ein Aufruf zum Handeln” deutlich. Auch auf seinem Blog stellt der Deutschlehrer Blume klar, dass das Buch “mehr als eine Anklage sei”, sondern vielmehr seine persönliche Sicht auf Bildung darlege.
Stein des Anstoßes seien dabei insbesondere die ernüchternden Erfahrungen während der Coronakrise gewesen, da sich er und viele andere Lehrkräfte von der Politik im Stich gelassen gefühlt hätten.
Auf 240 Seiten breitet Blume aus, was ihn an der aktuellen Situation an deutschen Schulen stört und wie sich diese verbessern ließe. Ganz dem Titel entsprechend stellt er dabei in zehn Kapiteln die wichtigsten Probleme dar, von überbordender Bürokratie über “Prüfungen als Heiliger Gral” zur Kritik an der “Boomer”-Generation. Er betont jedoch, dass diese zehn Probleme als Schablonen dienen, um Möglichkeiten vorzustellen, wie sich Bildung ändern sollte.
Im Vorwort schreibt Blume, dass Schule allen Schüler:innen “die Möglichkeit geben sollte, ihre Potentiale kennenzulernen, sie zu entfalten und so als interessierte und kritische Mitglieder der Gesellschaft Freude am weiteren Lernen zu entwickeln.” Genau dies geschehe aber nicht, da Innovation in Deutschland gerne ignoriert werde, sodass insbesondere digitale Bildung zu lange in einer Nische habe ausharren müssen.
Das Buch (ISBN 978-3-442-39396-1) ist sowohl online als auch in Buchhandlungen erwerblich und kostet als Hardcover 22 € und 17,99 € als E-Book.
Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands in der Ukraine, der im Februar diesen Jahres begann, hat die Welt noch immer fest im Griff. Neben dem unsäglichen Leid der ukrainischen Bevölkerung, explodierenden Benzinpreisen und besorgten Blicken in die Zukunft, steht Europa vor der Herausforderung, den geflüchteten Menschen eine würdevolle Bleibe zu ermöglichen. Besondere Priorität hat dabei die auch die Eingliederung der mittlerweile knapp 92.000 ukrainischen Schüler:innen in den Schulbetrieb. Eine Umfrage der Robert-Bosch-Stiftung ergab nun, dass sich unsere Lehrkräfte dabei mehr Unterstützung wünschen würden.
Der Krieg in der Ukraine ist längst im Alltag deutscher Lehrerinnen und Lehrer angekommen: Im Klassenzimmer jeder zweiten Lehrkraft sitzen bereits Kinder und Jugendliche aus der Ukraine. Während im April rund 61.000 geflüchtete Schüler:innen für einen Schulbesuch angemeldet waren, stieg die Zahl Anfang Mai weiter rasant an. Bisher wird der ukrainische Nachwuchs dabei hauptsächlich in die bestehenden Klassen integriert und nimmt so am Unterrichtsgeschehen ihrer deutschen Mitschüler:innen teil. Dies ist eine begrüßenswerte Entscheidung, da das Wohlbefinden der teils stark traumatisierten jungen Menschen zuallererst im Vordergrund stehen sollte. Durch die Einbindung in den normalen Unterricht kann so eine gewisse Normalität ermöglicht werden.
Die Mehrheit der Lehrer:innen teilte mit, dass ihre Schule bereits über die notwendige EDV verfügt, um einen Unterricht mit ukrainischen Lehrmitteln zu ermöglichen. Woran es laut GEW-Vorstand Anja Bensinger-Stolze aktuell mangelt, sind Personal und Räumlichkeiten: „Die Schulen brauchen vor allem Lehrkräfte für Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache, aber auch Sozialarbeiterinnen und -arbeiter, Schulpsychologinnen und -psychologen, Fachkräfte für den Umgang mit Traumata sowie Dolmetscherinnen und Dolmetscher“. Zwar sind viele Lehrkräfte bereits vertraut mit dem Unterricht geflüchteter Schüler:innen, aber das organisatorische Chaos an deutschen Schulen im Zuge der andauernden Corona-Pandemie erschwert die Eingliederung zusätzlich.
Um die Schülerinnen und Schüler optimal im deutschen Schulalltag ankommen zu lassen, bietet es sich an, die ebenfalls geflüchteten Lehrkräfte aus der Ukraine im deutschen Schulwesen einzubinden. Dies betont auch Dr. Dirk Zorn, Bereichsleiter des Ressort Bildung bei der Robert-Bosch-Stiftung: „Ukrainischsprachige Lehrkräfte und Übersetzer:innen können Schulen bei der Aufnahme der geflüchteten Schüler:innen wirksam unterstützen. Wir sollten deshalb die Beschäftigung ukrainischen Personals an deutschen Schulen unbürokratisch und schnell ermöglichen, auch in Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und staatlichen Stellen.“
Abschließend sollte auch erwähnt sein, dass es sich bei der Integration der ukrainischen Schüler:innen nicht um die größte Sorge der Lehrer:innen handelt: Laut dem Schulbarometer bereiten die ständig wechselnden Corona-Maßnahmen, sowie die mangelhaft fortgeschrittene Digitalisierung des Schulbetriebs, nach wie vor die massivsten Probleme für die Pädagog:innen.
Was sagt Ihr zu den Ergebnissen des Schulbarometers? Habt Ihr bereits Schüler:innen aus der Ukraine in euren Klassenzimmern? Wir sind gespannt auf eure Kommentare!
Die Unternehmensberatung McKinsey & Company hat zehn Jahre lang diverse deutsche Hochschulen auf unterschiedliche Handlungsfelder untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchung waren alles andere als zufriedenstellend. Fortschritte im deutschen Bildungssystem sind zwar erkennbar, jedoch wurden diese nur sehr schleppend erreicht und viele Ziele wurden sogar verfehlt. Untersucht wurden die Hochschulen in folgenden Handlungsfeldern: 1. MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), 2. chancengerechte Bildung, 3. Lehrer-Bildung, 4. Quartier Bildung, 5. beruflich-akademische Bildung und 6. internationale Bildung.
In den Handlungsfeldern eins bis fünf wurden die gesetzten Ziele verfehlt. Das sechste Handlungsfeld hingegen, die internationale Bildung, hat zumindest weitestgehend alle Ziele erreicht. Das deutsche Bildungssystem sei laut McKinsey digitaler und internationaler geworden. Für viele ausländische Studierende wurde das Studieren in Deutschland deshalb auch attraktiver, jedoch spielt auch hier die soziale Herkunft eine große Rolle beim Bildungserfolg. Dies führt dazu, dass das Ziel der internationalen Bildung ebenfalls nicht vollständig erreicht wurde.
Besonders schlecht ausgefallen sind die Ergebnisse des Handlungsfeldes der MINT-Fächer. Auch die Zahl der Absolventen in diesen Studienfächern hat erheblich abgenommen. Den vollständigen Hochschulbildungsreport findet ihr hier.
Laut McKinsey muss die Digitalisierung des deutschen Bildungssystem stärker und vor allem schneller vorangetrieben werden. Außerdem müsse eine Lösung gefunden werden, um mehr Menschen von einem Lehramtsstudium zu begeistern.
Der Ausbau digitaler Studienformate, sowie interdisziplinärer Studiengänge und Weiterbildungsangebote, auch für bereits Berufstätige, müsse laut McKinsey weiter gefördert werden. Dabei müsse schneller auf die Bedürfnisse der Studierenden und Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt eingegangen werden. Um den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten und so mehr Studierende dazu zu bewegen, diesen Studiengang zu wählen, müssten die Gehälter angepasst und der Karriereweg verbessert werden. Vor allem im Bezug auf die Ergebnisse des ersten Handlungsfeldes der MINT-Bildung seien die Bemühungen, mehr Studierende – vor allem weibliche Studierende – für diese Fächer zu begeistern, fortzusetzen und zu verstärken.
Die positiven Entwicklungen dürfen natürlich nicht in den Hintergrund geraten. Das Bildungssystem in Deutschland ist um einiges digitaler als noch vor zehn Jahren, wie auch bei allen Problemen klar aus dem Report hervorgeht. Dennoch wird auch aus der jüngsten Erhebung klar, dass die Digitalisierung des Bildungssystems weiterhin eine Priorität darstellen muss und vor allem müssen diese wichtigen Ziele schneller und effektiver umgesetzt werden.
Was denkt Ihr? Hat sich das deutsche Bildungssystem in den letzten Jahren verbessert? Muss die Digitalisierung stärker vorangetrieben werden? Wie kann man Studierende für die MINT-Fächer begeistern? Lasst uns Eure Meinung dazu gerne in den Kommentaren wissen! Weitere Artikel zu dem Thema findet ihr hier und hier.
„Wie kann es denn sein, dass wenn wir unsere echten Gefühle ausdrücken, als Schüler, dass es sich dann anfühlt, wie ein Katastrophenszenario?“
Mit diesen Worten wird der anderthalbstündige Dokumentarfilm „Bildungsgang – Bildung neu denken“ eingeläutet, der mehr ist, als eine bloße Dokumentation. „Bildungsgang“ ist ein Weckruf. 2021 produziert, wirft der Film mitten hinein in die Schulrealität von 20 jungen Menschen – Schüler:innen – und lässt sie erzählen, was Schule für sie bedeutet. Die Erzählungen zeichnen dabei ein erschreckendes Bild: Leistungsdruck und Unfreiheit – die Schule als ein Ort, in dem zum Selbstzweck gelernt wird und der Neugier, die Entfaltung und die Persönlichkeit Heranwachsender unterdrückt.
Hinter „Bildungsgang“ steckt eine politische Bewegung. Sie besteht aus Schüler:innen, die etwas in Deutschland verändern wollen, denn so wie es ist, finden sie, geht es nicht mehr weiter. Als die „Demokratische Stimme der Jugend e.V.“ schlossen sie sich im Dezember 2016 zusammen, ein kleiner Verein mit circa 50 Mitgliedern, der aber in den nächsten Jahren eine Vielfalt an Aktionismus entfesseln sollte. Der Kinofilm „Bildungsgang“ bildet dabei einen Teil dieses Schüler:innen-Engagements.
Trailer zum Film „Bildungsgang – Bildung neu denken” (Quelle: Demokratische Stimme der Jugend e. V.)
Verantwortlich für den Dreh ist der Filmproduzent und Aktivist Simon Marian Hoffmann, 26, der schon im Alter von 13 Jahren seine eigene Filmproduktionsfirma „Kemperley Film Produktion“ gründete. Als Regisseur, Drehbuchautor, und Schauspieler realisierte er mehr als 30 Kurzfilme und Musikvideos und gewann damit nationale und internationale Preise, so zum Beispiel den baden-württembergischen Jugendfilmpreis in der Kategorie „Bester Film“ für seinen Debütfilm, der sich mit dem Thema Mobbing auseinandersetzt. Er ebnete sich also bereits im frühesten Jugendalter seinen eigenen Weg, mit Fähigkeiten, die im normalen Schulkonzept kaum eine Rolle einnehmen. So tritt der Kreativschaffende gleichzeitig als Spokesperson und als Vorbild auf, wenn er über die „Demokratische Stimme der Jugend“ spricht – deren Gründungsmitglied und Teil des Vorstandes er ist.
Sein scharfes filmisches Talent schafft dabei Bilder, die sich im Kino nicht zu verstecken brauchen. Dicht ist die Atmosphäre des Films, drückend, er-drückend beinahe. Mit beengten Nahaufnahmen und theatralischen Bühnenbildern webt er einen Bilderteppich, der die Einsprechungen der Schüler:innen ins Surreale hebt. Er illustriert Gedankenwelten, Gemütszustände, das Innenleben von Heranwachsenden. Man selbst wird unweigerlich davon berührt: Die pubertäre Zeit, die man in der Schule verbrachte ist wohl für jeden manchmal auch ein Dickicht gewesen, das vernebelt und fragmentiert im Hinterkopf schlummert.
Hoffmann vermag auf diese Weise die Vielfalt der Schüler:innen-Individuen und ihre ganz persönlichen Erfahrungen zusammenzubinden und ihnen einen gemeinsamen Hintergrund zu geben – Die Identität der Schüler:in, gefangen in einem beinahe menschenfeindlichen System. Als Zuschauer:in kann man da mitfühlen. An manchen Stellen mag der Film drastisch und radikal wirken, aber immer wieder begründet er dies damit, dass man ohne eine solche fordernde Position auch keine Änderung des lang eingesessenen, bestehenden Systems erwirken kann.
„Stell dir vor, zur Schule gehen macht Bock. Stell dir vor, du machst in der Schule, was dich begeistert!“
Die Forderungen der Schüler:innen klingen dabei unweigerlich nachvollziehbar. Sie haben verstanden, dass Schule sie auf das Leben vorbereiten sollte, aber auch, dass das Leben nach der Schule eben nicht in geraden Bahnen verläuft. Vor allem haben sie aber verstanden, dass ein ziemlich wichtiger Teil ihres Lebens in der Schule abläuft und von ihr bestimmt wird. So ist es ihr politisches Ziel, als Bürger ohne Wahlrecht, diese Zeit zu einer besseren zu verändern. Hier ergeben sich natürlich sofort Parallelen zur weltumspannenden Fridays For Future Bewegung und nicht von ungefähr organisierte der Verein einige dieser Demonstrationen auch mit. Die Nachricht ist klar: „Hey ihr Entscheider, hört uns mal zu, wenn ihr schon über uns entscheidet!“
„Der Bildungsgang“ ist dabei tatsächlich der Name, den der Verein den Demonstrationen um 2018 gab, die er größtenteils in Stuttgart veranstaltete. So sammelten sich 500 Menschen mit einer geballten Portion Kreativität und Aktionismus vor dem Stuttgarter Kultusministerium. Diese Kreativität entfaltete sich vollends, als die Schüler:innen öffentliche Kunstperformances mitten in der Innenstadt starteten. Professionell inszeniert zeigten sie in Isolationszelten, wie sie am Leistungsdruck und der Emphathielosigkeit erstickten, während Lehrpersonal in dehumanisierenden Quarantäneanzügen in den Zelten ein- und ausging. Die Stimmung war, wie die Bilder aus „Bildungsgang“, erdrückend, die Rezeption emotional.
Performance „Schulgefühle” vom 02.11.2018 in Stuttgart (Quelle: Demokratische Stimme der Jugend e. V. )
Dass es den Schüler:innen ernst damit ist, eine Rolle als Mitentscheider einzunehmen, bewiesen sie allerdings auch auf sachlicher Ebene: 2021 veranstalteten sie den sechstägigen „Jugendkongress 2021“ am Bodensee, zwei Manifeste haben sie verfasst und auf zahlreichen Veranstaltungen zum Thema Bildung saßen sie bereits mit in der Talkrunde. Sie spinnen dabei die Verknüpfungen zu der Seite der Politik, die durch Fridays for Future aufgemerkt hat und bereit ist, zuzuhören. Kevin Kühnert von der SPD hörte sich die Vision des Vereins an, einen „Jugendrat“ in der Politik einzurichten, der aus 50 bis 100 ausgelosten Mitgliedern bestünde. Thomas Sattelberger, Bundestagsabgeordneter der FDB spricht mit dem Verein über Kreativitätsförderung. Und selbst bei der damaligen Jugendministerin Katarina Barley gab es einen Termin.
Ob die Forderungen des Vereins umsetzbar sind, steht auf einem anderen Blatt. Inhaltlich schimmert zuweilen ein Hintergrund aus Anthroposophie und Antiautorität aus den Manifesten hervor, wenn beispielsweise die Abschaffung der Schulpflicht gefordert wird. Dieser Hintergrund mag umstritten sein, dem Film, der eindeutig einen Nerv trifft, tut dies jedoch keinen Abbruch. In seiner eindrücklichen Form ist er absolut dazu geeignet Schüler:innen und Erwachsene gleichermaßen aufzurütteln und zum Nachdenken anzuregen.
Wann der Film 2022 in die deutschen Kinos kommt, und wo er zu sehen sein wird steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Auf dem Laufenden halten könnt Ihr euch jedoch auf der Seite des Vereins „Demokratische Stimme der Jugend e. V.“, sowie auf Instagram und Facebook.
Wenn Ihr den Film bei Euch zeigen wollt, oder Akteure des Vereins einladen möchtet, erreicht Ihr sie unter der Mailadresse info@demokratische-stimme-der-jugend.de
Wie findet Ihr die Aktionen der „Demokratischen Stimme der Jugend e. V.“? Welche Eindrücke hat das Video der Kunstperformance bei Euch hinterlassen? Schreibt es uns in die Kommentare!
Die Digitalisierung des Unterrichts hängt oft auch an der Frage: “Welches Programm benutze ich?”. Dabei gibt es eine Menge spannender Angebote und jede Schule versucht, in diesem Dschungel an Angeboten den Überblick zu behalten. Google hat mit der kostenlosen Google Drive Suite bereits eine beeindruckend einfache und umfassende Antwort auf diese Frage parat.
Im Prinzip ist Google Drive eine virtuelle Ablage, genau wie ein Ordner auf dem Computer. Der Ordner ist jedoch nicht auf dem Computer, sondern online gespeichert – im Google Drive. In diesem Ordner kann man dann Dokumente und Dateien ablegen und auch neue Unterordner erstellen. Der Clou: Der Ordner kann für andere Personen mit einem Google-Account freigegeben werden! So können Lehrkräfte und Schüler:innen gemeinsam die gleiche Ordnerstruktur nutzen, die mit wenigen Klicks von einem internetfähigen Gerät aus zu erreichen ist.
Die Einrichtung ist simpel: Mit einem schulischen Google-Account für Lehrkräfte und Schüler:innen sind bereits alle Voraussetzungen gegeben, um mit der Softwarelösung loszulegen. Im Anschluss bedarf es der Installation von Google Drive und der im Folgenden vorgestellten Teilprogramme, wenn man sie auf mobilen Geräten wie Tablets oder Smartphones nutzen möchte. Dies erfolgt über den jeweiligen App-Store, wie zum Beispiel dem Google Play Store auf Android-Geräten. Am Computer reicht ein Besuch der entsprechenden Google-Seite und die Anmeldung mit dem Google-Account aus.
Ein erster wichtiger Vorteil von Google Drive ist dabei, dass es auf jedem Betriebssystem (Android, Windows und Apples iOS) problemlos funktioniert. Ebenfalls sehr praktisch ist die Tatsache, dass sämtliche Aspekte der Drive-Suite miteinander verknüpft werden können. Alles läuft über einen Account mit einem Passwort, und es gibt keine Hürden, Inhalte zwischen den einzelnen Teilprogrammen zu übertragen.
👉 Hier geht es zu Google Drive
Doch wie können Lehrer:innen Google Drive nun konkret im Unterricht nutzen? Wir zeigen Euch, was in dem Programm steckt!
Die erste Anwendungsmöglichkeit für Google Drive im Unterricht sind die Google Docs. Diese gestalten sich wie normale OpenOffice- oder Word-Textdateien, mit einem besonderen Kniff: Ersteller eines Google Docs können festlegen, ob andere Betrachter:innen darin “mitschreiben” dürfen. Schüler:innen können auf diese Weise sehr leicht in der Gruppe Ergebnisse zusammentragen. Sie können Kommentare einbringen, oder Änderungen vorschlagen – alles in einem einzigen Dokument.
Solche Änderungen sind natürlich auch einsehbar, um nachzuvollziehen, wer wie viel beigetragen hat und wie die Gruppe zu ihrem Ergebnis gelangt ist. Dafür klickt man auf die graue Schrift neben dem “Hilfe”-Button, die anzeigt, wann die letzte Änderung am Dokument erfolgt ist. Daraufhin öffnet sich der “Versionsverlauf” des Dokuments, in welchem exakt aufgeschlüsselt ist, wer welche Änderungen vorgenommen hat.
Dadurch, dass Schüler:innen per Smartphone oder Tablet auch mobil Zugriff auf das jeweilige Dokument haben, ergibt sich so also eine dynamische Zusammenarbeit. Diese war sonst immer nur mit dem leidlichen Sitzplätzetauschen und Verabredungen nach der Schule möglich. Und auch Bilder und Links finden in den Google Docs ihren Platz.
Hinzu kommt die Erweiterung Google Slides, mit der auch die entsprechenden Präsentationen für Gruppenarbeiten umgesetzt werden können. Dabei kommen die verschiedenen Talente der Schüler:innen bei Präsentationen mit Google Slides gut zur Geltung, denn sie können sich arbeitsteilig um die Gestaltung und den Inhalt ihrer Präsentation kümmern. Mit der “Änderung vorschlagen”-Funktion ist gewährleistet, dass mit- und nicht gegeneinander gearbeitet wird. Die Vereinheitlichung der Software ist hierbei auch ein guter Anhaltspunkt für Lehrer:innen, um die tatsächliche Leistung der Schüler:innen auf einer gemeinsamen Grundlage zu beurteilen.
Mit dem Google Calendar ist es möglich, Video-Stunden zu planen und mit dem Videocall-Feature Google Meet umzusetzen. Wenn ein Termin erstellt wurde, können Lehrer:innen ihre Schüler:innen einfach zu dem Termin hinzufügen. Diese bekommen dann eine Benachrichtigung auf ihr Endgerät, wenn der Termin ansteht. Die stabil laufende Plattform bietet dabei auch einen Chat, in den Links oder Aufgabenstellungen gepostet werden können. Schüler:innen haben die Möglichkeit, für eine Wortmeldung aufzuzeigen. Außerdem können Lehrkräfte ihren Bildschirm teilen und so eine virtuelle Tafel erzeugen, auf der sie Inhalte darstellen. Darüber hinaus eignet sich der Kalender in Verbindung mit Google Meet natürlich auch für interne Aufgaben – um beispielsweise Konferenzen oder Fortbildungen zu planen.
👉 Hier geht es zu Google Calendar
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Organisatorische Funktionen kann die Drive-Suite mithilfe der Google Tabellen (englisch: Google Sheets) übernehmen. Stark an bekannte Tabellenkalkulationsprogramme wie Microsoft Excel erinnernd, bieten die Google Tabellen ein vielseitiges Werkzeug, um Überblick in den Schulalltag zu bringen. Anstehende Unterrichtsinhalte können darin tabellarisch festgehalten werden – und mit Links auf Online-Inhalte verweisen. Dies können zum Beispiel Arbeitsblätter oder Aufgabenstellungen sein, die in dem Klassenordner auf Google Drive abgelegt sind.
Lehrer:innen, die so also zum Beispiel Arbeitsblätter für die nächsten Stunden in den Ordner “Biologieunterricht 5b” ablegen, könnten dann in der Tabelle “Hausaufgaben Biologie 5b” einen Link eintragen, der zu den Arbeitsblättern führt. Dieses Dokument können sich Schüler:innen dann in ihre eigene Drive-Ablage kopieren und bearbeiten. Anschließend geben sie es für die Lehrkraft frei, sodass nur diese – und nicht die Mitschüler:innen – Einsicht in die erledigte Hausaufgabe erhält.
Ein solches Prozedere eignet sich besonders gut, um persönliches Feedback zu den Aufgaben zu geben, indem die Korrektur- und Kommentarfunktionen genutzt werden. Schüler:innen haben so die Möglichkeit, individuelle Förderung zu erhalten – und Lehrkräfte können sich leichter einen Überblick über den Leistungsstand der Klasse verschaffen.
Digital aufgesetzte Strukturen wie diese kommen dabei auch den Schüler:innen selbst zugute, da sie durch die Arbeit mit Online-Dokumenten wichtige Sekundärfähigkeiten erlernen. In der späteren Arbeitswelt oder der Universität ist ein Zusammenarbeiten mit der Drive-Suite oft ein Standard. Andernfalls werden Plattformen benutzt, die der Struktur von Google Drive zumindest stark ähneln. Die Arbeit mit Google Docs gleicht dabei einer Peer-Review, ein essentiell wichtiger Prozess im akademischen Umfeld. So lernen Schüler:innen auch, wie man gutes Feedback gibt – und wie man mit Feedback von Anderen umgeht. Die schriftliche Kommunikation innerhalb eines Google Docs kann dazu dienen, soziale Barrieren abzubauen und stillere Schüler:innen dazu ermutigen, an Diskussionen teilzunehmen. Und auch die Arbeit mit Quellen und ihre korrekte Angabe kann mit Google Docs als Lerninhalt forciert werden.
Zuletzt ist sicher auch nicht zu unterschätzen, dass Schüler:innen zurzeit vor allem auf Mobilgeräten schriftlich kommunizieren – über Whatsapp oder andere Chatdienste. Über das gleiche Endgerät auch schulische Beiträge zu leisten, kann dafür sorgen, dass Talente und Interessen gefördert werden, die im Präsenzunterricht vielleicht verborgen geblieben wären.
Habt Ihr die Google Drive Suite bereits für euren Unterricht benutzt? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Gibt es Tipps und Tricks, die Euch in diesem Artikel noch fehlen? Schreibt sie uns in die Kommentare!
Magdeburg. Im Sommer 2021 startete das Bundesland Sachsen-Anhalt ein Projekt, welches für Bildungswesen und Schulbetrieb in Deutschland revolutionär hätte sein können: Das digitale Schulzeugnis. Gemeinsam mit den Bundesländern Berlin und Rheinland-Pfalz sollte eingeführt werden, was in einigen europäischen Ländern wie Estland bereits zur gängigen Praxis gehört. Jetzt zieht das zuständige Ministerium für Infrastruktur und Digitales nach einem Jahr Konsequenzen. Der Probelauf sei nicht erfolgreich gewesen, heißt es. Aber wo genau hakt es?
Eigentlich hat sich doch alles so gut angehört: Angeheizt von der andauernden Corona-Pandemie, hatte es sich Sachsen-Anhalt gemeinsam mit GovDigital und der Bundesdruckerei vergangenen Mai zur Aufgabe gemacht, den Prozess der jährlichen Zeugnisvergabe zu digitalisieren. Dies sei ein wichtiger Baustein zur Digitalisierung der Verwaltungsaufgaben von Schulen.
Auf Grundlage öffentlicher Rechenzentren und der Blockchain-Technologie sollte ein System auf die Beine gestellt werden, dass es Schulen ermöglicht, Zeugnisse bequem als PDF an ihre Schüler:innen auszugeben. Ab 2023 wäre es dann für Bildungseinrichtungen bundesweit möglich gewesen die Zeugnisvergabe, parallel zum klassischen Dokument, papierlos zu gestalten.
Nun soll es aber offenbar an der Blockchain-Technologie hapern: Das entwickelte System weist Sicherheitslücken auf. So war es IT-Expert:innen beispielsweise gelungen, sich in dem Programm anzumelden und selbst eine Fake-Schule anzulegen. Mit dieser konnte man dann nach Belieben eigene Dokumente erstellen und in der Blockchain speichern. Eigentlich plante die Bundesdruckerei, die Zeugnisse durch die Technologie fälschungssicher zu machen. Dabei wird die Prüfsumme(“Hash-Wert”) des Dokuments unveränderbar in der Blockchain hinterlegt.
Doch dieses Vorhaben ist wohl erst einmal auf Eis gelegt: Laut dem Bildungsministerium von Rheinland-Pfalz ist bei dem Projekt mit einer Verzögerung von bis zu einem Jahr zu rechnen. Bisher ist der Probelauf mit Kosten von rund 800.000 Euro verbunden. Die Digitalisierung des Schulzeugnis ist Teil der Bemühungen zur Entbürokratisierung der deutschen Verwaltung im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes (OZG). Im Zuge dessen verpflichtet sich der Bund dazu 600 Verwaltungsleistungen digital anzubieten.
Obwohl die Beteiligten aktuell intensiv an einer Lösung des Problems arbeiten, ist derzeit noch kein Zeitpunkt bekannt an dem Schulen die Zeugnisvergabe digital anbieten können. Manche Expert:innen stehen dem digitalen Zeugnis allerdings kritisch gegenüber: Aktuell gäbe es keine Technologie mit dem sich dieses Projekt vernünftig umsetzen lässt.
Es bleibt zu hoffen, dass die involvierte Entwickler eine Lösung finden, und das digitale Zeugnis schnell verfügbar sein wird. Dies ist ein wichtiger Schritt, um Schüler:innen einen zeitgemäßen Bewerbungsprozess zu ermöglichen und die Schulverwaltung weiter zu digitalisieren.
Was haltet Ihr von dem Projekt? Wäre die digitale Zeugnisvergabe eine Erleichterung für den deutschen Schulbetrieb? Wir sind gespannt auf eure Kommentare!
Wie aus einer am 29. April veröffentlichten Studie der GEW hervorgeht, wird der “DigitalPakt Schule 2022” offenbar nur mangelhaft umgesetzt und gefährdet die Chancengleichheit in den Schulen.
Der DigitalPakt Schule wurde im Mai 2019 aufgelegt und sieht bis 2024 Bundesinvestitionen in Höhe von fünf Milliarden Euro für die digitale Bildungsinfrastruktur vor. Nach Beginn der Coronapandemie wurde dieser Betrag noch einmal um 1,5 Milliarden Euro aufgestockt, in Form der drei Zusatzprogramme „Sofortausstattung“, „Administration“ und „Leihgeräte für Lehrkräfte“.
In dem Forschungsprojekt „Die Umsetzung des DigitalPakts Schule: Wirkungsweisen und mögliche Problemlagen“ ziehen Experten der GEW nun ein ernüchterndes Resümee: Die Bewilligung von Fördermaßnahmen aus dem fünf Milliarden Euro schweren Basispakt geht deutlich langsamer voran, als dies vorgesehen war. Kritisch sehen die Experten auch die kaum vorhandene Transparenz in der Umsetzung des Digitalpaktes. Ein zusammenfassender Fortschrittsbericht wurde von Bund und Ländern bisher nicht vorgelegt, obwohl dies eine seit drei Jahren versprochene, jährliche Maßnahme hätte sein sollen.
Während der Digitalpakt bereits an mangelnder Transparenz und gebremsten Abläufen krankt, hat seine mangelhafte Umsetzung auch tiefgreifende Folgen für die soziale Gerechtigkeit in Deutschland. „Die Bildung der Kinder darf weder von der Finanzlage einzelner Kommunen, noch von einer zufälligen Digitalisierungsaffinität einzelner Lehrkräfte abhängig sein“, sagt Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule.
Damit bezieht sie sich auf den Missstand, dass Investitionen in die digitale Ausstattung der Schulen oft nur punktuell und größtenteils auf (Eigen-)Initiative der Schulen vorgenommen wurden. Sie erfolgten vor allem, wenn bereits entsprechende Fachkompetenz und zusätzliches Engagement an den Schulen vorhanden war. Bensinger-Stolze fordert daher, dass die Mittel aus dem Digitalpakt insbesondere an benachteiligte Schulen und Kommunen fließen müssten. Die bisherige Umsetzung verstärkt zurzeit nur den Abstand, den privilegierte Standorte gegenüber finanziell benachteiligten haben.
Besonders finanzschwächere Kommunen benötigen Hilfe und Beratung von Experten vor Ort, sagt Studienleiter Prof. Michael Wrase von dem Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung. Genau da hake es aber, so Bensinger-Stolze: „Der Fachkräftemangel in den Bereichen Pädagogik, IT und Verwaltung ist das größte Problem des schulischen Digitalisierungsprozesses“. Fachkräfte mit solch einem Anforderungsprofil sind jedoch rar, eine Aufgabe des Digitalpakt wäre es deshalb auch, die Ausbildung und Förderung solcher Fachkräfte zu tragen. Eine bloße Investition in den Ausbau digitaler Systeme reiche außerdem nicht: IT-Infrastruktur muss nach dem Aufbau gewartet und betreut werden, ebenfalls von Fachkräften, an denen es ebenfalls mangelt.
Maike Finnern, Vorsitzende der GEW hat daher zum 1. Mai vorgeschlagen, ein 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bildung aufzulegen – um Maßnahmen zu finanzieren, die die Chancengleichheit auf Bildung gewährleisten. Viel davon soll gerade für die langfristige Aus- und Weiterbildung von Fachkräften veranschlagt werden, denn, so Finnern: „Bis 2030 werden mindestens 250.000 qualifizierte Menschen in den Bildungsberufen fehlen.“
Habt ihr ähnliche Beobachtungen zum schleppenden Ausbau der Digitalisierung an den Schulen gemacht? Haltet ihr die Forderung der GEW für vernünftig? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare!
Berufserfahrung im Ausland zu sammeln, ist ein Traum vieler Lehrer:innen. 137 deutsche Auslandsschulen auf allen Kontinenten bieten die Möglichkeit dazu. Doch bedarf der Schritt einer gewissen Planung und will wohl überlegt sein. Lehrer News hat für euch die wichtigsten Informationen zur Arbeit an Deutschen Auslandsschulen zusammengestellt.
Deutsche Auslandsschulen werden vom Bund mitfinanziert und orientieren sich an hiesigen Lehrplänen. Sie sind aber weit davon entfernt „normale“ deutsche Schulen zu sein, die aus Deutschland bekannte Abläufe lediglich ins Ausland übertragen. Nur etwa ein Viertel ihrer Schüler:innen sind Bürger:innen der Bundesrepublik, aber etwa die Hälfte der Absolvent:innen geht später nach Deutschland, um dort zu arbeiten oder zu studieren. Die Kollegien selbst bestehen aus deutschen und inländischen Lehrer:innen. Die 8400 Lehrkräfte an Deutschen Auslandsschulen stellen somit einen steten interkulturellen Austausch sicher und tragen zur Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland bei. Diese länderübergreifende Vernetzung stellt laut Außenministerin Baerbock nicht weniger als „die beste Brandmauer gegen Nationalismus und gegen Spaltung” dar.
Weder die Dauer des Aufenthalts noch das Zielland können interessierte Lehrer:innen frei wählen. Es ist daher sinnvoll bei der Bewerbung mindestens zwei bevorzugte Regionen anzugeben, um keine großen Überraschungen zu erleben. Lehrkräfte, die in Deutschland in einem Dienstverhältnis stehen, leisten eine dreijährige Zeit als Auslandsdienstlehrkräfte (ADLK) ab. Es besteht die Option diese Zeit um weitere drei Jahre zu verlängern. Wer an der Auslandsschule eine Funktionsstelle besetzt, kann für weitere zwei Jahre bleiben. Für Lehrer:innen, die sich nicht in einem Dienstverhältnis in Deutschland befinden oder für DaF-Master-Absolvent:innen besteht die Möglichkeit als Bundesprogramm- beziehungsweise Landesprogrammlehrkräfte (BPLK/LPLK) für zwei Jahre mit zweijähriger Verlängerungsoption ins Ausland zu gehen.
Aufgrund der fluktuierenden Personalsituation an den Auslandsschulen bietet sich die Chance, vergleichsweise schnell leitende Positionen einzunehmen. Dem beruflichen Werdegang nach der Rückkehr ebenso zuträglich, ist die Möglichkeit andere Bildungssysteme, aber mitunter auch neue Lernkonzepte und (digitale) Arbeitsweisen intensiv kennen zu lernen. Je nach Bundesland bestanden in der Vergangenheit jedoch Unterschiede hinsichtlich der Beförderungsmöglichkeiten nach dem Auslandseinsatz. Insbesondere für Lehrkräfte aus dem Bereich Deutsch als Fremdsprache/ Deutsch als Zweitsprache (DaF/ DaZ) bietet sich die Gelegenheit, ihre fachlichen Kompetenzen zu erweitern, indem sie die deutsche Sprache in einem neuen Umfeld vermitteln lernen. Darüber hinaus ist das Eintauchen in andere Gesellschaften eine bereichernde Lebenserfahrung, die neben der beruflichen, auch zur persönlichen Entwicklung beiträgt.
Die Freistellung aus dem Dienstverhältnis im Inland stellt trotz des Lehrermangels keine große Hürde für den Gang ins Ausland dar und kann bei der örtlichen Schulleitung beantragt werden. Der weitere Bewerbungsprozess erfolgt über die wichtigste Anlaufstelle für Lehrkräfte, die Berufserfahrung im Ausland sammeln möchten: der Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA). Beworben wird sich auf Einsatzgebiete („Großräume“), die folgendermaßen unterteilt sind: Nordamerika, Südeuropa, Türkei, Zentralasien, Mittel-/Südamerika, Mittel-/Osteuropa, Nahost, West-/Nordeuropa, Fernost/Australien und Afrika. Ein besonderer Bedarf besteht an Lehrkräften der MINT-Fachgruppe, deren Wunschziele daher am häufigsten berücksichtigt werden können.
Die ZfA ist vor wie nach der Bewerbung die wichtigste Ansprechpartnerin auf dem Weg ins Ausland, die auch für finanzielle Zuwendungen während der Auslandseinsätze Sorge trägt. Darüber hinaus stellt sie auf ihrer Website eine Reihe von Broschüren, Erfahrungsberichte und alle weiteren relevanten Informationen zum deutschen Auslandsschulwesen zur Verfügung. Kernstück der Vorbereitung sind verpflichtende Kurse, „die vornehmlich auf die Unterrichtsgestaltung unter den spezifischen Bedingungen sowie das Leben und Arbeiten in einem anderen kulturellen Umfeld ausgerichtet sind”, heißt es auf der Seite der ZfA. Auch bei der Ankunft im Zielland werden die Lehrer:innen nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern von einer deutschen Lehrkraft in Empfang genommen und begleitet, von deren Erfahrungen sie sofort profitieren können.
„An einer Auslandsschule zu unterrichten bedeutet eine unglaubliche Erweiterung des Horizonts. Nicht nur in Hinblick auf den interkulturellen Austausch, sondern auch aufgrund der Möglichkeit mit Lehrkräften aus allen Bundesländern in einem Team zusammen zu arbeiten, was vor dem Hintergrund unseres föderalen Bildungssystems einen unglaublichen Gewinn darstellt. Ich kann den Schritt ins Ausland nur jedem empfehlen, die gemachten Erfahrungen sind unersetzlich und kostbar.”
– Astrid van Essenberg, Lehrerin an der Deutschen Schule in Lissabon
Auslandsdienstlehrkräfte, die es nach ihrer Rückkehr nach Deutschland erneut ins Ausland zieht, müssen dafür besondere Voraussetzungen erfüllen. So muss für die Zweitvermittlung ein besonderer Bedarf an Lehrkräften in leitenden („schulstrukturtragenden“) Funktionen und eine besondere Eignung gegeben sein. Unabhängig davon muss zwischen den Auslandseinsätzen eine dreijährige Tätigkeit im deutschen Schulwesen geleistet werden. Eine Zweitvermittlung von BPLK/LPLK ist grundsätzlich nicht vorgesehen.
Ein Aufenthalt an Schulen im Ausland ist für Viele ein unvergessliches Highlight ihrer Lehrer-Laufbahn. Das Auslandsschulwesen unterliegt allerdings klaren rechtlichen Regelungen, dabei gilt es schon vor der Ankunft im Zielland manche bürokratische Hürde zu nehmen. Der Erlaubnis zur Bewerbung auf den Auslandsschuldienst durch die inländische Dienstbehörde folgt die Aufnahme in die Bewerberdatei durch die ZfA im Einvernehmen mit den Ländern. Aus dieser Datei wählen die Auslandsschulen ihre Bewerber:innen aus, wobei die Entscheidung dann erneut von ZfA und Ländern überprüft wird – bis ihr eure Reise antreten könnt, kann also durchaus der ein oder andere Monat vergehen. Die wichtigsten Details, die ihr als designierte ADLK, BPLK oder LPLK beachten müsst, findet ihr in der Verwaltungsvereinbarung zum Einsatz von Lehrkräften im deutschen Auslandsschulwesen. Viel Erfolg bei eurem Abenteuer Ausland und gute Reise!
Was habt ihr für Erfahrungen auf eurem Weg ins Ausland gemacht? Wie hat die Zeit an einer Auslandsschule euren Blick auf den Lehrerberuf verändert? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Spätestens seit der Corona-Pandemie sind mRNA-Impfstoffe aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Schon bald soll es dadurch sogar möglich sein Krebs zu heilen. Aber die Wirkmechanismen sind komplex und für den Laien nur schwer verständlich oder? Falsch! Denn mit der Software Labster gelingt Lehrkräften, was mit analogen Unterrichtsmethoden häufig unmöglich scheint: Themen aus den naturwissenschaftlichen Fächern spannend und realitätsnah zu vermitteln. Dabei greift Labster auf das Prinzip einer interaktiven Laborsimulation zurück und kombiniert dieses mit Gaming-Elementen.
In über 200 deutschsprachigen Kursen lehrt Labster so Inhalte aus den Fächern Biologie, Chemie, Physik oder Geographie. Bei den ergebnisoffenen Aufgaben liegt vor allem Eigeninitiative im Fokus. Die Neugierde der Schüler:innen soll geweckt werden. Und zugegeben: Wenn man sich die Evolution als lebendige 3D-Version ansieht und sogar aktiv eigene Ergebnisse in den virtuellen Modellen ausarbeitet, ist der Unterrichtsstoff schon deutlich eingängiger. Neben Lektionen zur Evolutionstheorie sind viele weitere Inhalte verfügbar.
Um die Unterhaltung beim Lernen nicht zu kurz kommen zu lassen, lässt Labster auch immer wieder Storytelling-Elemente in die Simulationen einfließen. So untersuchen die Lernenden beispielsweise ein Fischsterben, und bekommen beim digitalen Proben entnehmen und Tiere sezieren auf hoher See detaillierte Einblicke in die Meeresbiologie.
Durch die verschiedenen Schwierigkeitsgrade eignet sich Labster für den Unterricht an unterschiedlichen Bildungseinrichtungen. So befindet sich die Software bereits an renommierten Universitäten wie der Harvard University oder der ETH Zürich im Einsatz, lässt sich aber auch problemlos in das Unterrichtsgeschehen an weiterführenden Schulen integrieren. Hierbei orientieren sich die Entwickler stets an den gängigen Standards für Lehrpläne, zum Beispiel den US-amerikanischen NGSS (Next Generation Science Standards). Auch die umfangreiche Inklusion aller Schüler:innen ist ein Anspruch, den Labster an seine Simulationen stellt. Um die Inhalte für alle Lernenden zugänglich zu machen, bietet die Software den sogenannten “Accessibility Mode”, in dem der Workflow für Menschen mit verschiedensten Einschränkungen angepasst wird. Dadurch gibt es zum Beispiel die Optionen Screen Reading oder eine Anpassung für Schüler:innen mit Farbenblindheit.
Labster hat es sich zur Aufgabe gemacht naturwissenschaftliche Bildung für alle Schüler:innen mit Internetverbindung zugänglich zu machen. Des weiteren bietet es den jungen Leuten Einblicke in ein realistisches Labor, für das die meisten Schulen wohl kein Budget haben. Dadurch können Jugendliche schon früh für die wissenschaftliche Arbeit begeistert werden. Digitale Lernhilfen gehören zweifelsohne zu den Unterrichtsmitteln der Zukunft. Lehrkräfte sollten auch in Zukunft versuchen solche Alternativen zum klassischen analogen Lernen in ihren Unterricht einfließen zu lassen. Durch die Kombination von Bildung und Unterhaltung gelingt es so, komplexe Themen interessant und greifbar zu vermitteln. Auch Eigeninitiative und Forschergeist der Schüler:innen wird so gefördert. Und wer weiß, vielleicht gewinnt eines Tages jemand einen Nobelpreis und kann anschließend erzählen, dass alles einmal mit Programmen wie Labster begonnen hat.
Nordrhein-Westfalen wählt: Kommenden Sonntag, den 15. Mai, sind 13 Millionen wahlberechtigte Bürger:innen aufgerufen ihre Stimme für die Wahl des neuen Landtages abzugeben. Die App “+me” bietet insbesondere jungen Menschen die Möglichkeit, unkompliziert direkte Fragen an Parteien und deren Politiker:innen zu stellen. Ein Thema, das auch für den Unterricht interessant sein könnte und daher von Lehrer-News zu diesem Anlass genauer unter die Lupe genommen wird.
Entwickelt hat die App der gemeinnützige Verein “Political Innovation Association e.V.”, welcher nach eigenen Angaben vor allem von Student:innen getragen wird und sich überparteilich für eine “lebendige Demokratie und eine vielfältige Gesellschaft” einsetzt.
Die kostenlose App “+me” funktioniert dabei ähnlich wie bekannte Messenger und soziale Netzwerke. Nutzer:innen können Fragen stellen, über die anschließend von allen anderen Nutzer:innen abgestimmt wird. Die beliebtesten Fragen können dann von den Parteien beantwortet werden. Aktuell drehen sich viele Fragen um die steigenden Preise und die Bekämpfung von Armut. Die Antworten der Parteien können ihrerseits von den Nutzer:innen mit einem Daumen nach unten oder oben bewertet werden. Interessant ist dabei, dass man erst nachdem man das eigene Votum abgegeben hat, sieht, von welcher Partei die Antwort stammt. Das ermöglicht einen unvoreingenommenen Blick auf die Parteien und deren Antworten. Teilnehmende Parteien sind CDU, SPD, FDP, Bündnis90/Die Grünen und Die Linke.
Im Screenshot links seht ihr beispielhaft zwei Fragen, die zum Thema Bildung gestellt wurden.
Auch aufgrund des Formates richtet sich die App vor allem an jüngere Wähler:innen oder auch an unter 18-Jährige, die im Rahmen des Unterrichts oder aus persönlichen Interessen Fragen stellen möchten. So ist vorstellbar, dass Schulklassen im Rahmen des Politikunterrichts sich gemeinsam Fragen überlegen und in der App einstellen.
Wie Projekt-Mitinitiatorin Ella Schmidt erklärte, sei das Ziel der App, “Barrieren abzubauen und politische Teilhabe für mehr Menschen zugänglich zu machen”.
Diesen Wunsch teilt sie sich mit anderen Akteuren in Nordrhein-Westfalen. So sagte der Landeswahlleiter Wolfgang Schellen, dass er die knapp 800.00 Erstwähler:innen gezielt ansprechen möchte, “damit möglichst viele ihr Wahlrecht ausüben”. Dies scheint auch notwendig, denn bei der letzten Landtagswahl 2017 schritten nur 54,4% der Erstwähler:innen zur Urne, was deutlich unter der allgemeinen Wahlbeteiligung von 65,2% lag.
Die App “+me” ist für die Betriebssysteme Android und iOS verfügbar und lässt sich in den jeweiligen Appstores herunterladen. Um die App nutzen zu können, ist die Erstellung eines kostenfreien Kontos erforderlich.
Vor einigen Tagen hat Lehrer News übe die Ergebnisseder aktuellen PISA-Studie berichtet, die durch pandemiebedingte Verzögerungen am vierten April 2022 begonnen hat. Die Studie wurde von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz OECD. Sie vergleicht weltweit die durchschnittlichen schulischen Kompetenzen von 15-Jährigen Schüler:innen, vorwiegend in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften. Basierend auf diesen Ergebnissen legt die Erhebung fest, wie die Schüler:innen der beteiligten Staaten auf das spätere Leben vorbereitet werden.
Vor allem ostasiatische Länder schneiden jedes Mal in den drei Kompetenzbereichen der PISA-Studie sehr gut ab. Wie aus den Hauptergebnisse aus dem Jahr 2018 hervorgeht (siehe Grafik), haben dort die Volksrepublik China, Singapur, Macau und Hongkong die höchsten Ergebnisse erhalten. Auch Südkorea, Japan und Taiwan liegen weit vorne.
Diese Resultatelassen sich nicht nur auf die Bildungssysteme, sondern auch auf die vielfältigen Leistungskulturen der jeweiligen Länder zurückführen. Unter dem Begriff wird eine ethische Haltung bezeichnet, die auf Vertrauen, Fehlertoleranz und Ergebnisorientierung gebaut ist, um daraus eine starke Leistungsfähigkeit zu ziehen. Solch eine Leistungskultur kann viele positive Aspekte hervorbringen, wie unter anderem Erfolgs- oder Konkurrenzwillen. Dabei können mit einer solchen auch negative Folgen einhergehen – wie zum Beispiel ein beklemmender Leistungsdruck, der Betroffene oft unter Stress setzt.
Chinesischsprachige Länder dominieren die vorderen Plätze der PISA-Erhebungen, an erster Stelle steht jedoch meist die Volksrepublik China.
Das liegt nicht zuletzt an ihrem Bildungssystem. Traditionell genießt die Förderung von Bildung in der chinesischen Kultur einen hohen Stellenwert. Auch heute noch spielt die Verankerung von Bildung bei Schüler:innen eine große Rolle. Seit den 1980er Jahren hat die Hochschulbildung in der Volksrepublik China eine Reihe von Reformen durchlaufen – diese nahmen im Jahr 2000 Fahrt auf. Die Anzahl der Absolvent:innen ist damit von 1 Millionen im Jahr 2000 auf 7 Millionen im Jahr 2007 gestiegen. Menschen weltweit werden heutzutage von den Bildungseinrichtungen der Volksrepublik angezogen, jedes Jahr studieren mehr als 200.000 Auslandsstudenten in der Volksrepublik China.
Die Bildungskosten sind im Vergleich zu Ländern, wie dem Vereinigten Königreich oder den USA, auch für sozial schwache Haushalte leichter zu schultern, Bücher und zusätzliche Lebenskosten sind Gegenstand staatlicher Subventionen. Damit wurde in den letzten Jahrzehnten das Ausrollen qualitativer Flächenbildung in der Breite des Landes möglich. Weiterhin achtet das chinesische Bildungssystem auf eine angemessene Anzahl an Pausen. Eine große Mittagspause, in der die Kinder auch nach Hause gehen und mit ihrer Familie essen oder ein wenig schlafen können, steht dabei im Vordergrund, aber auch kleinere Pausen verteilt über den Schulalltag sollen die körperliche und mentale Gesundheit von Schüler:innen fördern.
Wie in jedem anderen Schulsystem gibt es jedoch auch in China Defizite. Ein starker Leistungsdruck, den viele Schüler:innen aufgrund einer bisherigen frühen Prüfungspflicht und zusätzlichen Nachhilfestunden erleiden, wird dabei oft erwähnt. So berichten viele Schüler:innen, dass sie wegen dieses Leistungsdruckes an Schlafmangel, Bauch- und Kopfschmerzen, sowie an psychosomatischen Krankheiten erleiden.
Im Sommer letzten Jahres hat sich das chinesische Bildungsministerium jedoch dazu entschlossen, einzugreifen, und ein Verbot schriftlicher Prüfungen für Sechs- und Siebenjährige angekündigt, um den Leistungsdruck auf Kinder zu verringern. Private Nachhilfefirmen wurden aus diesem Grund, aber auch mit der Begründung wachsender Bildungsungerechtigkeite, ebenfalls verboten.
Auch Südkorea schneidet in den Hauptergebnissen der PISA-Studien oftmals sehr gut ab. In einem Interview mit der Deutschen Welle hat Prof. Dr. Lee Eun-Jeung, Professorin für den Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften an der FU Berlin, über das Bildungs- und Leistungssystem in Südkorea, sowie über den damit verbundenen Leistungsdruck auf südkoreanische Schüler:innen, gesprochen.
Sie erklärt zunächst, dass, ähnlich wie im chinesischen Schulsystem, das koreanische Bildungssystem sich vor allem in dem Punkt der frühen Benotungen und Evaluierungen zu dem deutschen System unterscheidet. Außerdem erklärt sie, dass im Zuge dessen Kreativität in Südkorea stark gefördert wird, aber diese eben auch benotet wird.
“In Korea gehören trotz des ganzen Leistungsdrucks – oder vielleicht gerade deshalb – Kunst und Musikunterricht dazu. Die Kreativität wird gefördert, aber sie wird eben auch bewertet. Das ist das Problem”, so Lee.
Auch private Nachhilfeschulen, genannt “Hagwon”, sind seit den 90er Jahren ein fester Bestandteil des Bildungssystems geworden. Gesellschaftlich und politisch wird ihr Beitrag zum Leistungsdruck der koreanischen Schüler:innen schon seit Jahrzehnten debattiert. “In Korea gibt es diese Diskussion eigentlich so lange ich zurückdenken kann. In den 1980er Jahren hatte der Präsident versucht, gegen den Privatunterricht vorzugehen. […] Aber trotz dieser großen politischen und gesellschaftlichen Debatte hat keiner eine Lösung – das ist das Problem”, erklärt Lee.
Obwohl der Unmut und der Leistungsdruck ein reales Problem der koreanischen Schüler:innen ist, werde laut Lee dabei teilweise auch überdramatisiert. Viele der Schüler:innen seien in ihrem Schulalltag nicht so frustriert sind, wie oftmals berichtet wird.
Im Rahmen unserer Themenwoche Glück, die sich heute dem Ende neigt, möchte Lehrer News nun noch einmal im Vergleich zu den verschiedenen Bildungssystemen und dem Leistungsdruck über die Definition von Glück sprechen, und wie diese abhängig ist von der jeweiligen Gemeinschaft und Kultur.
Der Leistungsdruck in ostasiatischen Ländern ist ein reales Problem, das viele Schüler:innen betrifft und bedrückt. Jedoch bedeutet dies nicht per se,dass südkoreanische oder chinesische Schüler:innen unglücklicher sind.
Das Konzept von Glück in westlichen Staaten der Welt ist auch von westlichen Ideen und westlicher Kultur geprägt. Nach US-amerikanischen Forschungen geht das Konzept von Glück in westlichen Staaten oftmals von einer protestantischen, egozentrischen Weltsicht aus, in der Glück als persönliche Errungenschaften definiert wird. Dieses Konzept ist aber universell nicht auf alle Länder der Welt übertragbar. Demnach steht das Glück der Gemeinschaft und ein harmonisches Miteinander in ostasiatischen Ländern eher im Mittelpunkt, was aus geschichtlicher Verbundenheit zu verschiedenen Religionen, wie zum Beispiel dem Buddhismus, hervorgeht. Das Maßstab für das Glücksempfinden unterliegt also immer auch dem jeweiligen kulturellen Kontext.
Wie definiert ihr für euch selbst das Konzept von Glück? Welche Unterschiede in der Definition von Glück existieren eurer Wahrnehmung nach in verschiedenen kulturellen Kontexten?? Weitere Artikel über das Thema Glück findet ihr hier und hier.
Klimakrise, Artensterben, Coronapandemie, die weltweite Krise der Demokratien und schließlich der Ukrainekrieg. All diese Krisen erzeugen nicht nur Bilder des Niedergangs, der Zerstörung und der Hoffnungslosigkeit, sondern betreffen Schüler:innen immer mehr auch in ihrem eigenen Leben. Sei es, weil sie beinahe zwei Jahre nicht in die Schule gehen und Freund:innen treffen konnten oder weil sie vom Krieg geflüchtete Kinder bei sich in den Klassen begrüßen.
Die Schüler:innen wachsen in einer Welt auf, die scheinbar von einer Krise zur nächsten eilt, wobei die nächste stets noch bedrohlicher und existenzieller erscheint als die vorherige. Kein Wunder also, dass viele von ihnen unter den aktuellen Umständen leiden und äußerst pessimistisch in die Zukunft blicken; unglücklich sind. Im Rahmen des Auftakts zu unserer Themenwoche „Glück“ haben wir bereits ausführlich über den jugendlichen Blick auf das Zeitgeschehen und die Zukunft berichtet – und darüber, dass er momentan vor allem von Zukunftsangst und Resignation geprägt ist.
Dieser fatalistische Blick auf das eigene Schicksal und das der Welt stellt dabei eine zweifache Herausforderung an den Unterricht dar. Zum einen, weil Schüler:innen aufgrund der vielfältigen Probleme Schwierigkeiten haben, sich auf Schule und Unterricht zu konzentrieren, zum anderen, weil sie eventuell das Projekt Schule als sinnlos empfinden. Warum sich mit Gedichtanalysen abmühen, wenn nur wenig mehr als tausend Kilometer entfernt ein Krieg tobt? Warum sich im Politikunterricht mit unserer Demokratie beschäftigen, wenn man der Auffassung ist, dass sich sowieso nichts zum Positiven wendet?
Um diesen Gefühlen zu begegnen, haben wir für Euch eine Reihe von Daten und Quellen – darunter auch schülergerechte Videos – zusammengestellt, die sich einsetzen lassen, um Schüler:innen faktenbasiert einen positiveren Blick auf die Welt zu vermitteln. Natürlich geht es dabei nicht darum, Ängste nicht ernst zu nehmen, sondern im Gegenteil: Es geht darum, zu zeigen, dass es auch positive Entwicklungen gibt, die nicht unter den Tisch fallen sollten.
„Our World in Data“ ist ein Projekt von Forscher:innen der Universität Oxford und der NGO Global Change Data Lab, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, kostenfreien Zugang zu Forschung und Daten über eine Vielfalt an Themen bereitzustellen. So gibt es beispielsweise zahlreiche Schaubilder und Artikel zu Themenfeldern wie „Gewalt und Frieden“, „Gesundheit“ oder „Energie und Umwelt“.
Zwar drehen sich naturgemäß viele der Schaubilder und Artikel um gravierende Probleme und die Betreiber:innen behaupten nicht, dass alles stetig besser werde, doch es ist das ausdrückliche Anliegen von „Our World in Data“ auf die beachtlichen gesellschaftlichen Fortschritte in den letzten Jahrzehnten hinzuweisen. Ihr Gründer Max Rose betont, dass die Möglichkeit zum Fortschritt für unsere Lebensentscheidungen eine Rolle spielen sollten und dass Lebensbedingungen verbessert werden könnten, schließlich zeige die Vergangenheit genau das.
Beispielhaft haben wir zwei Schaubilder herausgesucht, die zeigen, dass es in den letzten Jahrzehnten weltweit erhebliche Fortschritte bei Kindersterblichkeit und allgemeiner Lebenserwartung gab.
Die Website eignet sich damit gut für Lehrkräfte, die auf der Suche nach aussagekräftigen und frei nutzbaren Schaubildern sind, welche Fortschritte, aber auch Herausforderungen zeigen. Die meisten Schaubilder lassen sich intuitiv auf die eigenen Bedürfnisse anpassen und herunterladen. Da das gesamte Material unter die gemeinfreie „Creative Commons“-Lizenz fällt, darf es kostenfrei genutzt werden.
Viele der Statistiken eignen sich auch, um etwa Quizzes zu erstellen, die den Pessimismus mancher Schüler:innen auf die Probe stellen sollen. Möglich wäre auch, Schüler:innen selbst auf der Website nach Statistiken recherchieren zu lassen, die sie positiv beeindruckt haben. Allerdings ist die Website bisher nur auf Englisch verfügbar, sodass nur Schüler:innen, die ausreichende Englischkenntnisse haben, sie nutzen können.
Eine weitere wunderbare Quelle für gut aufbereitete Schaubilder, die den Zustand der Welt zeigen, ist das 2019 auf Deutsch erschienene Buch „Factfulness: Wie wir lernen, die Welt, so zu sehen wie wirklich ist“ des schwedischen Gesundheitsforschers und Mitbegründers von Ärzte ohne Grenzen Hans Rosling. Der Autor stellte im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere immer wieder fest, dass sehr viele Menschen den Zustand der Welt als deutlich schlechter einschätzten als es in der Realität der Fall war.
Daher widmete der 2017 verstorbene Rosling die letzten Jahre seines Lebens der Fertigstellung dieses Buches, konnte das Projekt aber nicht mehr vervollständigen. Dies übernahmen sein Sohn Ola Rosling und seine Schwiegertochter Anna Rosling. Das Buch präsentiert auf ca. 400 Seiten zahlreiche Fakten und Schaubilder, die positive Entwicklungen nachzeichnen und einen realistischeren Blick auf die WElt vermitteln.
Doch es ist nicht notwendig, das Buch zu kaufen, um seine Botschaft im Unterricht zu nutzen:
Hier findet Ihr einen Gastbeitrag Roslings in der FAZ, der 32 ausgewählte positive Botschaften in Schaubildern übermittelt, die sich gut im Unterricht einsetzen lassen.
Hier findet Ihr einen kurzen Vortrag Roslings aus dem Jahr 2014. Zwar ist dieser Beitrag auf Englisch, es lassen sich aber optional deutschsprachige Untertitel hinzuschalten. Auf Youtube finden sich noch viele weitere Vorträge Roslings, die stets kurzweilig und zugleich faktenbasiert Wissen vermitteln.
Hier findet Ihr ein Quiz, das der SWR basierend auf dem Buch erstellt hat und das sich hervorragend für den kurzweiligen Einsatz im Unterricht eignet.
Um dieses Quiz, aber auch eigene Erweiterungen davon oder komplett selbst erstellte Quizzes im unterricht durchzuführen, eignet sich die Website Quizlet besonders gut. Dazu findet ihr hier einen Artikel von uns.
Unser letzter Tipp dreht sich um den Klimawandel. Gerade dieser erscheint vielen jungen Menschen als unausweichliche Katastrophe, gegen die sich nicht mehr viel unternehmen lässt. Doch trotz aller Schwierigkeiten und Rückschläge gibt es Grund zur Hoffnung. Der mit 18,3 Millionen Abonnent:innen erfolgreichste YouTube-Kanal Deutschlands „Kurzgesagt – in a Nutshell“ produziert gut recherchierte und hübsch animierte Videos über Wissenschaftsthemen, die sich explizit an ein junges Publikum richten.
In einem aktuellen Video setzen sich die Macher:innen mit dem aktuellen Stand des Klimawandels auseinander und betonen, dass es noch möglich ist, die Katastrophe abzuwenden und es in den letzten Jahren hoffnungsvoll stimmende Entwicklungen gab. Das Video ist auch auf ihrem deutschsprachigen Ablegerkanal „Dinge erklärt – Kurzgesagt“, welcher Teil des digitalen Angebots „funk“ des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks ist, verfügbar.
Zwei weitere eher philosophisch geprägte Videos des Kanals beschäftigen sich mit der Frage, warum man trotz aller Krisen und Problemen optimistisch und fröhlich auf die Welt blicken kann. Alle Videos eigenen sich gut, um geplant in verschiedenen Fächern eingesetzt zu werden, können auch ganz spontan bei Klassendiskussionen gezeigt oder als „Hausaufgabe“ versendet werden.
Kennt Ihr noch weitere Materialien und Methoden, die sich eignen, um Schüler:innen faktenbasiert einen positiveren Blick auf die Welt und Zukunft zu vermitteln? Findet Ihr die vorgestellten Materialien hilfreich?
Wir alle kennen sie: Lehrer:innen, die unter der Ausübung ihres Berufs genauso leiden, wie die Schüler:innen, die ihren Unterricht ertragen müssen. Denn nicht jede:r ist für den Lehrerberuf geeignet – sei es fachlich oder persönlich. Doch welche Persönlichkeitstypen sind besonders begabt darin, eine Schulklasse zu unterrichten? Der 16 Personalities-Test soll uns der Antwort auf diese Frage näher bringen.
Wie Lehrer:innen ihre Schüler:innen beurteilen, ist unter anderem eine Frage der Persönlichkeit, so das Ergebnis einer psychologischen Studie. Genauer sind es die Gemeinsamkeiten der Persönlichkeiten von Lehrkraft und Schüler:in, die zu einer besseren, und die Unterschiede, die zu einer schlechteren Bewertung der Schülerleistungen führen können. Doch wie kann ich als Lehrer:in meine Persönlichkeit nach objektiven Maßstäben ergründen?
Der 16 Personalities-Test basiert auf 16 Persönlichkeits-Faktoren, die Ende der 1940er Jahre vom Persönlichkeitspsychologen Raymond Cattel entworfen wurden. In Folge jahrzehntelanger Studien zur Validierung und Weiterentwicklung entstand der Test mit seinen 16 Persönlichkeitstypen. Das führt von der Theorie in die Praxis und zur Frage: welche Persönlichkeiten sind für den Lehrerberuf besonders geeignet? Der 16 Personalities-Test – Teacher’s Edition.
Protagonist:innen agieren selbstlos und stellen das Wohl ihrer Schüler:innen an die erste Stelle. Sie gelten als natürliche Anführer:innen, handeln aber nicht machtgierig. Ihre Klasse zu leiten ohne dabei wie kleine Diktator:innen aufzutreten, ist ihnen ein Leichtes. Ganz im Gegenteil: ihr Charisma und ihre Offenheit für Kritik machen sie zu Lieblingen der Schülerschaft. Aufpassen müssen sie nur, an ihrem stark ausgeprägten Idealismus nicht zu verzweifeln, wenn sie ihren hoch gesteckten pädagogischen Ansprüchen im stressigen Schulalltag mal nicht gerecht werden können.
Fazit: „Charismatische und inspirierende Initiatoren, die es verstehen ihre Zuhörer zu fesseln“ – die prototypische Lehrerpersönlichkeit.
Ähnlich wie Protagonist:innen verfügt dieser Persönlichkeitstyp über eine ausgeprägte soziale Ader. Das Engagement der Konsul:innen speist sich allerdings weniger stark aus Idealismus. Vielmehr ist es ihr Bedürfnis nach klaren, mitunter auch hierarchischen Strukturen, das sie antreibt. Indem sie reibungslose Abläufe im Schulleben und Unterricht schaffen, profitiert ihr Umfeld ungemein von den umtriebigen Konsul:innen. Trotz ihres ausgeprägten Wunsches nach Struktur und Ordnung schaffen sie es durch ihre Geselligkeit ein gutes Verhältnis zu ihren Schüler:innen aufzubauen.
Fazit: Egal ob bei Klassenfahrten, den Abi-Prüfungen oder als Pausenaufsicht, Konsul:innen sind in allen Bereichen des Schullebens präsent und unverzichtbar.
„Obwohl sie sich behutsam und ruhig ausdrücken, haben sie entschiedene Meinungen und kämpfen unermüdlich für ihre Überzeugungen“. Der Altruismus wird bei den Persönlichkeiten dieser Gruppe durch die Fähigkeit zur sensiblen Kommunikation komplettiert. Eine Kombination, die Advokat:innen dazu motiviert und befähigt ihren Schüler:innen erfolgreich dabei zu helfen, die schulischen Herausforderungen zu meistern. Das gilt nicht nur für die Vermittlung des Unterrichtsstoffes, sondern auch für die Vorbereitung auf das Leben, das noch vor ihnen liegt. Frust kann dann aufkommen, wenn Eintönigkeit oder Misserfolg mit den hehren Zielen der Advokat:innen kollidieren.
Fazit: Die Advokat:innen-Persönlichkeit bringt alles mit, um eine gute Lehrkraft abzugeben.
„Mediatoren müssen eine Karriere finden, die mit ihren Werten harmoniert”. Mit den Protagonist:innen teilen sie ihre Selbstlosigkeit und ihren Idealismus, sodass ein Lehrberuf für diesen Persönlichkeitstypen eine Option sein kann. Zu ihren großen Stärken zählt ihr visionärer Ansatz: Mediator:innen sind bereit „out of the box“ zu denken und alte Konventionen zu hinterfragen. Ihr Ziel ist es, das aufrichtige Interesse der Schüler:innen zu wecken und damit deren freie Entwicklung zu fördern. In ihrem Idealbild einer Schulklasse findet ein offener und reger Austausch auf Augenhöhe statt. Motivationsprobleme können bei diesen Persönlichkeiten dann aufkommen, wenn ein starrer Lehrplan ihre Handlungsmöglichkeiten zu sehr einschränkt.
Fazit: Egal ob Klimakrise oder Politikverdrossenheit, Mediator:innen arbeiten mit ihrer Klasse an Lösungen.
Du bist (angehende:r) Lehrer:in, aber dein Persönlichkeitstyp (hier kostenlos testen) kommt im Artikel nicht vor? Keine Sorge, jede Persönlichkeit ist individuell und jeder der 16 Typen bringt positive Eigenschaften mit, die es für die eigenen Ziele und Träume nutzbar zu machen gilt. Persönlichkeitstest können Bewusstsein für unsere persönlichen Stärken (und Schwächen) schaffen, sind aber nicht automatisch ein geeignetes Mittel, um die Persönlichkeit eines Menschen wissenschaftlich verlässlich und valide zu erfassen. Wer über soziale und organisatorische Talente, Wissensdurst, Empathie, reichlich Geduld und Selbstbewusstsein verfügt, bringt das Potential mit, eine gute Lehrkraft abzugeben – unabhängig vom Abschneiden beim 16 Personalities-Test.
Wie fällt euer Ergebnis beim 16 Personalities-Test aus? Welche Aspekte einer Persönlichkeit erachtet ihr als besonders wichtig für den Lehrerberuf? Lasst es uns durch euren Kommentar wissen.