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Schule digital – Ist das wirklich ressourceneffizient?

Das Ziel den Papierverbrauch zu senken ist oft ein Argument für die Beschaffung von Tablets & Co. Ein Gerät kann tausende Blätter Papier ersetzen. Doch ist die digitale Lösung unterm Strich wirklich umweltfreundlicher?
Von
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October 2022
28.10.2022
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Weniger Autofahren, um fossile Brennstoffe zu sparen, Reisen am liebsten ohne Flugzeug und nur ganz wenig Fleisch essen – das wachsende Umweltbewusstsein zeigt sich im gesellschaftlichen Verhalten des letzten Jahrzehnts. Ressourcen sparen ist angesagt, auch in Anbetracht des Ukraine-Kriegs, der daraus folgenden Inflation und steigenden Energiepreisen. Die Industrie betreffend sind sich Experten einig: Digitalisierte Unternehmen verbrauchen weniger Ressourcen. Doch wie sieht es im Bildungssektor aus? Sind strombetriebene Endgeräte wirklich ressourcenschonender als Papier? Wie kann Digitalität in Schulen den Verbrauch von Ressourcen senken?

Wann ist Schule digital?

Zunächst: Was ist überhaupt eine digitale Schule? Der Branchenverband Bitkom zeichnet Smart Schools aus. Laut den Unternehmen seien Smart Schools Ökosysteme, bestehend aus einer digitalen Infrastruktur, digital vollumfänglichen pädagogischen Konzept und Lehrerfortbildungen, mit welchen digitale Bildungsinhalte im Praxisbetrieb angewendet werden können.

Das deutsche Schulportal stellt unter der Überschrift “Digitale Schule” die Realschule am Europakanal in Erlangen vor. Digitaler Unterricht und der Gebrauch von Tablets und Smartphones im Unterricht sind hier fester Bestandteil des Unterrichtsalltags. Die Schule hat eine umfängliche WLAN Infrastruktur, Tablets, worauf auch Schulbücher in Form von interaktiven Lernbüchern genutzt werden, Whiteboards statt Tafeln und eine Lernplattform, auf welche die Schüler:innen jederzeit zugreifen können.

Digitalität an Schulen scheint sich also hauptsächlich auf digitalisiertes Lehren und Lernen zu beziehen. Es sollen technische Kompetenzen vermittelt und digitale Medien sowie technische Hilfsmittel im Unterricht verwendet werden. Dazu sind eine zeitgemäße, digitale Infrastruktur und Ausstattung sowie ein leistungsfähiger Breitbandanschluss für den digitalen Unterricht unverzichtbar. 

Welche Ressourcen können durch Digitalität gespart werden? 

Die Ressourcen, die am meisten in der Schule verbraucht werden, sind Energie, also Gas und Strom, Holz (Papier) und nicht zuletzt die Ressource Mensch. Im Durchschnitt verbraucht eine Schule in Deutschland 3,4 Millionen Blätter Papier pro Jahr. Zusätzlich fallen für die Schüler:innen Schulbücher und Hefte an, die im klassischen Unterricht ebenfalls aus Papier und Pappe hergestellt sind. Unter der Ressource Mensch versteht sich die Arbeitszeit und -komfort der Lehrkräfte.

Smarte Energie an Schulen – Zukunftsmusik

Große Gebäude sind sehr ressourcenintensiv – Allein in der EU sind Gebäude bereits für 40 Prozent des Energieverbrauchs sowie für 36 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Bildungseinrichtungen werden in Deutschland hauptsächlich vom Staat finanziert und haben dadurch meist ein enges Budget. Die Gebäude sind häufig älter und zusammengespart, um das Geld für die Lehre sowie zur Besserung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften zur Verfügung zu haben. Smart Buildings, also hochdigitalisierte Gebäude gibt es kaum unter deutschen Schulen. Sie erreichen Ressourcenschonung durch eigene Energieanlagen, zum Beispiel Photovoltaik, und intelligente Raumbeheizung sowie Beleuchtung. Dadurch wird nur geheizt und beleuchtet, wenn die Räume genutzt werden. Um jedoch dieses Konzept an deutschen Schulen flächendeckend einzusetzen, fehlt schlichtweg das Geld. Ein erster Schritt ist es, Strom und Gas von Herstellern zu beziehen, die erneuerbare Energiequellen nutzen. Die TU Dortmund hat Ende 2020 das Projekt “SENSOr - Smart Energy Smart Schools” ins Leben gerufen. Im Rahmen von Projektwochen werden digital gestützte Daten zum Energieverbrauch gesammelt und ausgewertet. Daraufhin werden mit den Schüler:innen Maßnahmen entwickelt, um Ressourcen zu sparen. Umfassende Veränderungen bzw. Erweiterung der Architektur oder Heiz- und Belüftungsanlagen sind jedoch im Rahmen des Projekts nicht möglich.

Papier vs. Tablet & Co.

Der Papierverbrauch wird durch einen digitalisierten Unterricht am meisten zurückgefahren. Ob Arbeitsblätter, Schulhefte und Schulbücher – alles ist aus Papier beziehungsweise Holz hergestellt. Holz ist eine nachwachsende Ressource, bei dem europäischen Verbrauch kommt jedoch kein Wald hinterher. ­­Daher greifen wir auf Holz aus anderen Ländern zurück und verbrauchen bei der Produktion wiederum andere Ressourcen. Tablets, welche wir hier hauptsächlich zum Vergleich heranziehen, bestehen aus wertvollen, teilweise endlichen Ressourcen wie zum Beispiel Lithium (Akku). Es gibt in der Forschung kein abschließendes Ergebnis, ob und wenn ja, wie viel mehr die Tabletbenutzung im Vergleich zu Papier an Ressourcen spart. Dies liegt daran dass unterschiedliche Tablets auch jeweils unterschiedlich viele Ressourcen gebrauchen und Produktionsfaktoren schwanken können. Nach einem Forschungsprojekt von Armin Mühlematter, in welchem drei Tablets von verschiedenen Herstellern betrachtet wurden, ist eins der drei Tablets ökologischer als Recyclingpapier. Es gibt Kritik, dass der Ressourcenverbrauch der Tablets zu niedrig angesetzt war und keines der drei umweltfreundlicher als Recyclingpapier ist. Der Autor verweist jedoch auf etwas Entscheidendes: das Nutzerverhalten. 

Durch das Wissen und die Umsetzungen eines energieeffizienten Umgangs mit mobilen Geräten kann bis zu 50 Prozent der gebrauchten Energie eingespart werden. Was muss man also beim Kauf und Benutzung von technischen Geräten beachten?

-   Leistung des Geräts an Anspruch anpassen: Mehr Leistung bedeutet einen höheren Energieverbrauch,

-   Stromeffiziente Produkte kaufen (geringer Stromverbrauch teilweise an Labeln erkennbar: Blauer Engel, EU-Energielabel),

-   Akku schonen: Das Gerät am besten zwischen 20 und 80 Prozent Akkustand halten, Ladevorgänge nicht unterbrechen, möglichst nicht über Nacht laden, Ladekabel des Herstellers nutzen, Gerät vor Temperaturextremen schützen,

-   Hersteller unterstützen, die auf Ressourcenverbrauch in der Produktion oder den Lieferketten und der eigenen Stromversorgung achten,

-   Günstig reparierbare Geräte kaufen.

Natürlich muss die Rechnung alle Jahre neu gemacht werden, da die Herstellung technischer Geräte ständig optimiert wird und, in Anbetracht des Trends zu mehr Nachhaltigkeit, Richtung Ressourcensparsamkeit strebt. Generell gilt, je länger das digitale Gerät in Betrieb ist, desto besser die Ressourcenbilanz. Auch wenn durch die im Hintergrund benötigte Infrastruktur aus Rechenzentren und Datenleistungen ständig Energie verbraucht wird, benötigt die Herstellung der meisten Geräte am meisten Ressourcen.

Entlastungspotential für Lehrkräfte – Wenn alle mitmachen

Nicht zuletzt wird durch einen digitalisierten Unterricht auch das Lehrpersonal unterstützt. Die digitalen Hilfsmittel sind, wenn alles richtig läuft, eine Entlastung – sowohl die Vorbereitungszeit, Anstrengung während der Arbeit als auch die totale Arbeitszeit betreffend. Durch die digitale Vernetzung können aufbereitete Lerninhalte einfach mit Kollegen ausgetauscht und auch auf frei verfügbare Lehrinhalte zurückgegriffen werden. Die Aufmerksamkeit der Schüler:innen wird von der Lehrkraft immer wieder auf die mediale Unterstützung gerichtet. Das kann psychischen Stress im Lehrerberuf mindern. Damit durch das Digitalwerden des Unterrichts auch tatsächlich Ressourcen gespart werden, ist es wichtig, dass einheitlich gehandelt wird. Wenn digitale und analoge Lehre nebeneinander laufen und Kollegen die Potenziale nicht ausnutzen, kann es zu einem insgesamt höheren Ressourcenverbrauch kommen.

Versucht eure Schule Ressourcen durch digitale Lösungen zu schonen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

Kindersoftware: Gewinner des “Tommi”-Preises 2022 stehen fest

Nach ausgiebigen Tests stehen die Gewinner des diesjährigen Kindersoftwarepreises “Tommi” fest. Die Verleihung fand dieses Jahr bereits zum 21. Mal und wurde live im Kinderkanal KiKa ausgestrahlt. Neben der Fachjury waren auch Kinder und Jugendliche beteiligt.
Von
Marcel Kunzmann
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October 2022
27.10.2022
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Berlin. Nach ausgiebigen Tests stehen die Gewinner des diesjährigen Kindersoftwarepreises „Tommi“ fest. Die Verleihung fand dieses Jahr zum 21. Mal statt und wurde live im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal KiKa ausgestrahlt. Neben einer Fachjury waren auch 4.170 Kinder und Jugendliche beteiligt, die sämtliche Produkte in Bibliotheken ausgiebig testen konnten.

Den ersten Platz in der beliebten Kategorie Konsolenspiele belegte diesmal das Nintendo-Switch Spiel „Kirby und das vergessene Land“. Das Spiel sei „unfassbar süß und hat gefühlt kein Ende“, lautet das Urteil der Kinderjury, auch die Fachjury attestiert der jüngsten Inkarnation der Klassikerreihe einen hohen Unterhaltungswert. Bei den PC-Spielen konnte der Titel „Zombie Rollerz: Pinall Heroes“ von Daedalic Entertainment abräumen. Das Spiel sei „eine gewagte Genremixtur, die nach kurzer Eingewöhnung richtig viel Spaß macht“, heißt es im Verdikt der Fachjury. „Trotz Zombies wirkt das ganze Game fröhlich und überhaupt nicht gruselig“, urteilt die Kinderjury. Es handle sich um ein sehr schnelles und im positiven Sinne anstrengendes Spiel.

In der Kategorie Apps gelangte “Urban Riders“ von Villa Hirschberg Online auf den ersten Platz. „Urban Riders weckt den Ehrgeiz. Es macht mega Spaß über Wasser zu springen und Pakete einzusammeln. Die Musik hat Power“, so die Kinderjury. Die Fachjury bemerkt über die Software: „Wählt man beim ersten Öffnen der App das Alter unter 12 Jahren aus, werden Stürze weniger dramatisch dargestellt.“

Den Sonderpreis in der Kategorie Kindergarten & Vorschule konnte die Lernumgebung „Edurino“ der Edurino GmbH für sich entscheiden. Die drolligen Tierfigürchen lassen sich zusammen mit einem Tablet verwenden und für eine Vielzahl an Lernanwendungen nutzen. Die Kinder würden „gerne eine Aufgabe wiederholen, da ihnen das Lernen damit großen Spaß macht“, urteilt die Fachjury. Besonders das Reimen sei bei den Testern der Hit gewesen. „Edurino bietet gerade für Vorschulkinder erste Möglichkeiten, sich mit ihrer Sprache auseinanderzusetzen. Sie sind von der guten Verbindung von Spielen und Lernen begeistert“, so das Urteil.

Sieger der Kategorie Bildung war die App “Kunterbunt. Einschreiten für Demokratie” von der niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, bei der Argumente gegen Hass und Diskriminierung vermittelt werden. Den zweiten Platz in dieser Kategorie belegte die App “KlimS21” von Gentle Troll Entertainment, mit welcher das Thema Klimawandel für Kinder und Jugendliche aufbereitet wird.

Schirmherrin des Tommi-Preises ist Bundesfamilienministerin Lisa Paus (B90/Grüne). Herausgegeben wird der Award vom Büro für Kindermedien FEIBEL.DE in Berlin. Feste Partner sind unter anderem der Deutsche Bibliotheksverband, der Sender Deutschlandfunk Kultur und das ZDF.

Workshops mit Zukunft: Die EU Code Week

Im Oktober hat europaweit die EU Code Week stattgefunden. Auch in Deutschland wird auf digitale Förderung Wert gelegt– viele Städte veranstalten Workshops zum Thema Programmieren und technische Kompetenz.
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Anna Schröder
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October 2022
27.10.2022
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Berlin. Anlässlich der EU Code Week haben vom 8. bis 23. Oktober europaweit Veranstaltungen zum Thema Programmieren und digitale Kompetenzen stattgefunden. In Deutschland haben mehrere Städte teilgenommen, die sich mit dem Angebot dabei auch speziell an Lehrkräfte richteten.

Die „European Code Week” wurde 2013 von der damaligen US-Kommissarin für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Neelie Kroes, ins Leben gerufen. Die europaweite Initiative soll dazu motivieren, Workshops rund ums Thema Programmieren anzubieten und dadurch digitale Kompetenzen der Bürger:innen zu fördern. Viele Städte in Deutschland haben mit der Unterstützung von unterschiedlichen Unternehmen und Stiftungen eigene CodeWeeks veranstaltet. Beispielsweise sind in Hamburg Workshops zum Tüfteln, Entdecken und Ausprobieren über die ganze Stadt verteilt. Aber auch andere Städte wie zum Beispiel Berlin, Bremen und Freiburg bieten vielfältige Veranstaltungen zum Thema an.

Das Angebot ist vielfältig und je nach Standort verschieden. So gibt es Workshops, die das technische Know-how verbessern, Veranstaltungen, die Kindern einen spielerischen Einstieg in das Konzept von Programmiersprachen bieten und sogar Veranstaltungen, die Kontakt zu echten Robotern ermöglichen. In der Humboldt-Bibliothek Berlin kann man am 27. Oktober verschiedene Roboter ausprobieren und diese selbst programmieren. Das Angebot richtet sich analle Altersstufen. In Köln wird Wert auf ein multikulturelles Angebot gelegt und zusätzlich Veranstaltungen in anderen Sprachen angeboten. Darunter finden sich hauptsächlich osteuropäische Sprachen wie zum Beispiel bulgarisch und serbisch, aber auch englisch, türkisch und griechisch.

Darüber hinaus haben Workshops stattgefunden, die sich konkret an Lehrkräfte richten, um in Deutschland nachhaltig Coding und technisches Wissen als Unterrichtsthemen zu verankern. In Köln wurde beispielsweise die Veranstaltung „Programmieren für Lehrkräfte“ angeboten. Dazu wurden Lehrer:innen am 7. Oktober 2022 zu einem 90-minütigen Workshop in die eTelekom Räumlichkeiten in Köln eingeladen. Hier konnten Lehrerinnen und Lehrer Programmieren ausprobieren. Der Workshop bietet die nötigen Grundlagen, um das Coden auch langfristig im Unterricht als Thema zu behandeln.

Falls ihr auch daran Interesse habt, Wissen zum Thema Coding und technisches Know-how zu vermitteln, bietet die Code Week frei verfügbare Unterrichtsressourcen.

“Jugend gründet” zählt mehr als 70.000 Teilnehmende

Der Online-Wettbewerb “Jugend Gründet” feiert 20-jähriges Jubiläum. Mehr als 70.0000 Schüler:innen und Auszubildende basteln noch bis Mitte nächsten Jahres an ihren Geschäftsplänen und stellen ihr unternehmerisches Geschick unter Beweis.
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Julia Wessner
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October 2022
26.10.2022
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Berlin. Der Online-Wettbewerb “Jugend Gründet” feiert 20-jähriges Jubiläum. Passend dazu hat sich im Jubiläumsjahr mit Nini Schmid aus Ulm die 70.000ste Teilnehmerin angemeldet. In den vergangenen 19 Jahren haben 68.835 Teilnehmende bereits 9.897 Businesspläne geschrieben.

Der Wettbewerb “Jugend Gründet” verfolgt das Ziel, jungen Menschen die Themen Gründung, Innovation und deren Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft näherzubringen. Schüler:innen können in die Rollen von Gründerinnen und Gründern schlüpfen. Dafür entwickeln sie online spielerisch und risikolos ein virtuelles Start-up, von der Geschäftsidee bis hin zum unternehmerischen Alltag. 

Der Wettbewerb besteht aus zwei Phasen, der Businessplan- und der Planspiel-Phase.

Im ersten Teil, der Anfang September begonnen hat, geht es um die Entwicklung der Geschäftsidee. Mit Hilfe einer Eingabemaske wird dann ein Businessplan erstellt.  In der zweiten Phase, die von Februar bis Mai 2023 dauert, müssen die Teilnehmer:innen das virtuelle Start-Up durch die Höhen und Tiefen einer Konjunktur führen. Am Ende des Spiels zählen neben dem finanziellen Gewinn auch Nachhaltigkeit und die gesellschaftliche Bedeutung des Unternehmens.

Die besten Teams aus der Businessplan-Phase dürfen ihre Geschäftsideen bei den so genannten „Pitch Events“ präsentieren. Die zehn besten Teams aus der Gesamtwertung der beiden Phasen werden zum Jugend Gründet Bundesfinale eingeladen. Bei der „Zukunftsideenmesse“ versuchen diese dann ein letztes Mal, die Jury von ihrer Geschäftsidee und ihrem Team zu überzeugen. Der Hauptpreis ist eine Reise ins Silicon Valley in den USA, außerdem gibt es viele Sonderpreise zu gewinnen. 

Das nötige Wissen, welches die Teilnehmenden für die zwei Phasen benötigen, finden sie in der  „Business Academy“, mit frei zugänglichen E-Learningmodulen und Selbsttest.

Teilnehmen können Schüler:innen und Auszubildende, entweder als Einzelpersonen oder als Team mit bis zu fünf Mitgliedern. Die Begleitung durch eine Lehrkraft ist von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich. 

Digitalführerschein – Schwerpunkt auf Künstlicher Intelligenz und Computersprachen

Die schnelllebige und digitalisierte Welt gewinnt rasant an Bedeutung, Computersprachen und sogenannte KIs bilden die Basis des digitalen Wandels. Passend dazu erweitert der Digitalführerschein sein Angebot auf zwei neue Fokusmodule.
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Erik Schimpf
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October 2022
26.10.2022
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Berlin. Künstliche Intelligenz (KI) und Computersprachen, das sind die beiden neuen Angebote des Digitalführerscheins. Das Angebot soll Nutzer:innen dazu befähigen, digitale Kompetenzen zu erwerben, auszubauen und eine entsprechende berufliche Zertifizierung zu erhalten. Laut dem diesjährigen Sicherheitsindex-Bericht der Initiative "Deutschland sicher im Netz" ist der Nachholbedarf bei den Nutzer:innen enorm. So gaben beispielsweise nur knapp 59 Prozent der Befragten an, etwas unter dem Begriff Künstlicher Intelligenz zu verstehen. Das Digitale-Ich sehen viele der Nutzer:innen durch Missbrauch von  persönlichen Daten, Online-Banking oder Online-Shopping bedroht. Ein Drittel ist bei der Nutzung von KI unentschlossen, mögliche Chancen in der KI sehen dagegen 28,5 Prozent der Verbraucher:innen und 28,6 Prozent gaben laut der Studie an, dass die möglichen Gefahren überwiegen. Nach Dr. Robert Reinermann, Vorstandsmitglied bei DsiN, würden die Anwendungsfälle im Alltag zunehmen, daher sei es wichtig, dass die  Nutzer:innen die Technologie besser verstehen und bewerten können. Die neuen Fokusmodule sollen hierbei einen grundlegenden Umgang mit dem Thema KI und Computersprache vermitteln.

Anwendungsbezogene Dienste und die dazugehörige Software  bestehen letztlich  nur aus Daten und Programme der Computersprache, laut Roman Lehnhof, Leiter der didaktischen Redaktion des Digital Führerscheins. Das angebotene Fokusmodul des DiFü Computersprachen vermittelt Einblicke und Grundkenntnisse, wie Software überhaupt entsteht. Die DiFü-Zertifikate sollen dabei die Bewerber:innen in ihrer beruflichen Weiterentwicklung in unterschiedlichen Brachen unterstützen und die digitalen Kompetenzen fördern. 

Der DiFü ist in ein in jedem Bundesland anerkanntes Weiterbildungs- und Zertifizierungsangebot. Es soll Nutzer:innen im privaten und beruflichen Rahmen digitale Handlungskompetenzen vermitteln. Vorgestellt wurde das erneuerte Angebot im Rahmen der “European Media Literacy Week”, die vom 24. bis 28. Oktober stattfindet. 

Ed-Tech Startup Edurino startet Verkauf im Einzelhandel

Die App Edurino gibt es jetzt auch im Einzelhandel. Seit dem ersten Oktober sind die Produkte des Education-Startups Edurino in 84 Müller- und ab dem 15. Oktober auch in 51 Thalia-Filialen in Deutschland und Österreich erhältlich.
Von
Julia Wessner
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October 2022
22.10.2022
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München. Das 2021 gegründete EdTech-Startup Edurino startet im Oktober mit dem Verkauf seiner Produkte im Einzelhandel. Edurino betreibt seit einiger Zeit eine gleichnamige hybride Lern-App (Android/iOS). Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt,  digitales und analoges Lernen spielerisch miteinander zu verbinden. Die Mission der beiden Gründerinnen Irene Klemm und Franziska Meyer ist es, Kindern vom Kindergarten bis zur Grundschule, Medienkompetenz sowie die wichtigsten Fähigkeiten, die sie für die digitale Welt von morgen benötigen. Durch eine Kombination aus auditiven, visuellen und motorischen Lernerlebnissen wollen sie diese  vermitteln.

Die App wird bereits von über 60 Kindergärten im Vorschulunterricht genutzt. Entwickelt wurde sie unter anderem mit der Hilfe von Pädagogin:innen, Ergotherapeut:innen und Erzieher:innen. Das Konzept konnte schon einige Erfolge verzeichnen, so wurde Edurino bei dem deutschen Kindersoftwarepreis 2022 in den Kategorien “Bildung”, “elektronisches Spielzeug” und “Sonderpreis Kindergarten & Vorschule” nominiert. Diese Idee wurde nun weiterentwickelt und kommt in Form von einem Produkt, bestehend aus einer Kombination aus der App, haptischen Spielfiguren und einem Eingabestift, in die Läden. Die drei in dem Spiel enthaltenen, genderneutralen Figuren stehen dabei jeweils für eine der drei Lernwelten mit denen die Kinder sich beschäftigen sollen, “Erstes Lesen & Schreiben”, “Zahlen & Mengen” und “Erstes Englisch”. Bis Ende nächsten Jahres sollen bis zu zehn weitere Figuren mit Lerninhalten für den Vorschulbereich entwickelt werden, unter anderem für “Logisches Denken und Coding”, “Kreativität und Malen” sowie “Unsere Natur”.

Kinder von vier bis acht Jahren sollen so das Konzept des digitalen Lernens verstehen und für sich nutzen können. 

Seit dem ersten Oktober sind die Produkte von Edurino in 84 Müller- und ab dem 15. Oktober auch in 51 Thalia-Filialen in Deutschland und Österreich erhältlich.

Zielscheibe Lehrer – Mobbing im Beruf

Auch Lehrkräfte können in der Schule gemobbt werden – und das von vielen Seiten aus. Von wo aus Attacken kommen können, wie das genau aussehen kann und wie ihr am besten reagiert, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Von
Anna Schröder
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October 2022
20.10.2022
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Immer mehr Lehrkräfte müssen Beleidigungen, Bloßstellungen im Internet und sogar körperliche Angriffe erfahren. Das zeigt eine Studie, die vom Verband Bildung und Erziehung (VBW) initiiert wurde. Dem Thema wird wenig Beachtung geschenkt, da Mobbing in unserer Gesellschaft häufig ausschließlich als Problem von Kindern und Jugendlichen wahrgenommen wird. Jedoch sind insbesondere Lehrkräfte durch ihre Arbeit mit jungen Menschen in einem besonders sensiblen  Berufsfeld betroffen. 

Ab wann spricht man von Mobbing?

Kleine Sticheleien oder vereinzelte Beleidigungen sind ärgerlich, gelten aber noch nicht als Mobbing. Der Begriff ist klar definiert und wurde vor allem von Heinz Leymann geprägt: Mobbing ist eine konfliktbelastete Kommunikation und beruht auf einem Machtgefälle. Es passiert regelmäßig, mindestens einmal pro Woche und bestimmt maßgeblich die Beziehung der beiden Parteien. Auch wenn Mobbing häufig von mehreren Tätern ausgeübt wird, gibt es meist nur ein Opfer, auf das sich die verbalen oder digitalen Angriffe konzentrieren. Beim Stichwort digital kommen wir nicht um den Begriff Cybermobbing herum. Besonders in der heutigen Zeit, wo soziale Netzwerke eine prägende Komponente des Alltags der Schüler:innen sind, wird Mobbing ins Internet verlagert. Hier ist die Täterverfolgung häufig schwer und die Folgen besonders weitreichend. Bilder und Beiträge können zwar gemeldet und daraufhin gelöscht werden, waren jedoch zu der Zeit meist lang genug online, um verbreitet oder gedownloadet zu werden. Ob digital oder verbal, Mobbing ist für die Betroffenen eine große Belastung, die in Extremfällen bis zum Suizid führen kann.

Von welcher Seite kann Mobbing Lehrkräfte treffen?

Wenn Schüler:innen zu Täter:innen werden

Mobbing von Schüler:innen ist schwierig auszuweichen und zu begegnen. Vor allem im letzten Jahrzehnt nutzen Schüler und Schülerinnen immer häufiger das Internet, um Lehrer:innen zu degradieren – Cybermobbing. Es gibt jedoch laut der Studie des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) auch einen Anstieg körperlicher Angriffe seitens der Schüler:innen, vor allem in Grundschulen. Häufig verlieren Lehrkräfte irgendwann die Geduld und es kommt auch von ihrer Seite zu Beleidigungen und manchmal sogar gewalttätigem Handeln. Um es nicht so weit kommen zu lassen, müssen Lehrkräfte ernst genommen werden. Probleme solcher Art werden häufig verdrängt oder für unwichtig gehalten. Manchmal aus einem Unverständnis heraus oder auch aus Angst vor der Reaktion der Eltern, welche nicht selten Mobbingattacken ihrer Lieblinge eher verteidigen als dagegen vorzugehen. Wenn es zu Mobbingattacken von Schüler:innen kommt, sollte zunächst das Gespräch gesucht werden, eventuell im Beisein von Kollegen oder der Schulleitung. Es kann helfen, eine Lehrkraft zu dem Gespräch einzuladen, welche von dem Schüler oder der Schülerin respektiert und hoch geschätzt wird. Bei extremen Fällen, zum Beispiel, wenn körperliche Gewalt eingesetzt wird, sollte der oder die Betroffene nicht davor zurückschrecken, Anzeige zu erstatten. Um Mobbing von Schüler:innen, ob untereinander oder gegen Lehrkräfte, vorzubeugen, sollten regelmäßig Unterrichtsstunden zur Mobbing- und Cybermobbingprävention in allen Klassen durchgeführt werden. Niederländische Schulen sind schon seit 2016 dazu verpflichtet, Schulkinder zu dem Thema aufzuklären. Mit Erfolg – die Zahl der von Mobbing betroffenen Schüler:innen ist seitdem von 25 auf 15 Prozent gesunken.

Mobbing im Lehrerzimmer 

Angesichts des zunehmenden Lehrkräftemangels und diversen Krisen, die Lehrkräfte vor besondere Herausforderungen stellen, wächst auch der Stress im Lehrerzimmer. Stress ist ein Faktor, der Mobbing begünstigen kann. Es gibt jedoch viele Gründe, warum Kollegen anfangen zu mobben. Beispielsweise sind manche Lehrkräfte nicht davon begeistert, wenn junge ambitionierte Lehrer und Lehrerinnen Veränderungen anstoßen wollen und im schlimmsten Fall von den anderen Lehrkräften zusätzlichen Einsatz fordern. Oder in einer bereits angespannten Lehrsituation fällt ein Kollege ständig krankheitsbedingt aus und andere Lehrkräfte müssen sein Fehlen ausgleichen – da kommt Frust auf, der sich im schlimmsten Fall als Mobbing manifestiert. Doch was tun, wenn im Lehrerzimmer gemobbt wird? 

Wenn ihr nicht die betroffene Person seid und Mobbing im Lehrerzimmer mitbekommt, sprecht den Mobber direkt an. Macht die Person auf ihr Verhalten und dessen Folgen aufmerksam. Falls es sich nicht auf diesem Weg klären lässt, ermutigt die betroffene Person – vielleicht auch mit eurer Unterstützung – das Gespräch mit der Schulleitung zu suchen.

Wenn ihr betroffen seid: Sprecht zunächst mit einem Kollegen des Vertrauens und lasst die Situation prüfen. Ist das wirklich Mobbing oder hatte der Kollege nur mal einen schlechten Tag? Wenn eure Wahrnehmung bestätigt wurde, solltet ihr die Situationen, in denen ihr gemobbt werdet, genau dokumentieren. Daraufhin könnt ihr entscheiden, ob ihr eine offizielle Beschwerde einlegen wollt. Das geht zum Beispiel beim Lehrerrat, der Schulleitung oder auch der Bezirksregierung. Häufig kann jedoch schon ein Gespräch aller Parteien mit der Schulleitung helfen.

 

Wenn die Schulleitung mobbt, liegt eine besondere Form des Mobbings durch Kollegen bzw. Vorgesetzte vor. Hierbei solltet ihr ebenfalls die oben geschilderten Schritte beachten. Also die eigene Wahrnehmung bestätigen lassen, dokumentieren und dann direkt, wenn möglich, den Lehrerrat eures Bundeslandes oder die Bezirksregierung informieren.

Mobbing durch Eltern 

Eine weniger häufige Form ist das Mobbing gegen Lehrkräften ausgehend von Eltern. Durch den unregelmäßigen Kontakt zwischen Lehrkraft und Eltern kommt das aber eher selten vor. Wenn ihr trotzdem betroffen seid, informiert die Schulleitung zeitnah. Sie kann dann Vorwürfe von den Eltern direkt richtig einordnen und hinterfragen. Häufig steht Angst um das eigene Kind hinter Mobbingattacken von Eltern. Solltet ihr von dieser Motivation ausgehen, kann ein persönliches klärendes Gespräch hilfreich sein. Wenn ihr euch von Elterngruppen gemobbt fühlt, kann es helfen, am Elternabend Kollegen zur Rückendeckung dabei zu haben. Dadurch könnt ihr eine ausgeglichene Gesprächssituation herstellen. 

Habt ihr schon mal Erfahrungen mit Mobbing machen müssen oder Kollegen darunter leiden sehen? Schreibt es in die Kommentare!

Seelische Wundversorgung – Erste Hilfe für die Psyche?

Erste-Hilfe-Maßnahmen sind von enormer Bedeutung bei der Rettung von Menschenleben. Doch wie bemerkt man einen psychischen Notfall? Angehörige, Freunde oder Kollegen bemerken es oft, wenn etwas nicht stimmt und wollen gerne helfen – aber wie?
Von
Erik Schimpf
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October 2022
19.10.2022
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Mentale Gesundheit
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Erste Hilfe und Wundversorgung – jeder hat bestimmt schon einmal davon gehört, egal ob durch die Arbeit, den Freundeskreis oder die eigene Familie. Verletzung, Vergiftungen, Erkrankungen oder Herz-Kreislauf-Probleme, Notfälle erfordern ein schnelles Eingreifen. Bei einem möglichen Ernstfall oder einem körperlichen Leiden, wie beispielsweise bei einem Herzinfarkt, sollte man vorbereitet sein und wissen, was zu tun ist. Gerade Erste-Hilfe-Maßnahmen sind von enormer Bedeutung und können nachweislich bis zum Eintreffen des Notdienstes Menschenleben retten und langfristige körperliche Schäden verhindern. Doch wie sieht es bei psychischen Notfällen aus? Angehörige, Freunde oder Kollegen bemerken zwar oft, wenn etwas nicht stimmt, und wollen gerne helfen – aber wie?

Seelische Notlagen erkennen

 

Betroffenen fällt es oft schwer, ihre tiefen seelischen Probleme mitzuteilen, sie haben Angst, verurteilt oder ausgegrenzt zu werden. Sie bleiben mit ihren Gedanken und Gefühlen alleine zurück oder erkennen ihre seelische Notlage zu spät. Dass dabei Zeit ein entscheidender Faktor sein kann, um eine psychische Notlage zu erkennen, wissen viele nicht bei einer Depression im Frühstadium beispielsweis. Laut dem Klassifizierungssystem ICD-10 sind erste Anzeichen einer beginnenden Depression: beinahe ununterbrochene depressive Stimmung in starkem Ausmaß, die nicht von außen beeinflussbar ist und mindestens zwei Wochen anhält, Verlust von Freude und Interessen, Antriebslosigkeit oder Müdigkeit. Schon bei Verdacht einer Depression wird empfohlen, Kontakt zu einem Arzt aufzunehmen.

Doch die Warnsignale und die seelische Stimmung Betroffener richtig zu erkennen, kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Im Durchschnitt vergehen elf Monate, bevor Betroffene professionelle  Hilfe in Anspruch nehmen. Die Lebensqualität wird in dieser Zeit erheblich eingeschränkt, je früher eine seelische Notlage erkannt wird, desto besser kann sie behandelt und der Leidensweg verkürzt werden. Häufig nehmen Erkrankte nicht an, an einer psychischen, sondern an einem körperlichen Leiden erkrankt zu sein, durch Scham und Angst vor Diskrimminirung nehmen Betroffene Hilfsangebote nicht in Anspruch.

Jede vierte Person erkrankt im Jahr an einer psychischen Störung, das bedeutet, dass auch die Zahlen psychischer Krankheiten in Zukunft zunehmen und auf breitere gesellschaftliche Relevanz treffen. Eine repräsentative Studie aus dem Jahr 2014 ergab, dass im bundesweiten Durchschnitt 27,7 Prozent der Männer und Frauen in Deutschland unter psychischen Störungen wie Depressionen, Psychosen, Panikattacken und Angstzuständen litten. Nur ein Viertel der Betroffenen gab an, sich aktuell in professioneller, klinischer Behandlung zu befinden. Aus einem Face-to-Face Interview aus dem Jahr 2011, welches sich der Einstellung von Betroffenen zur Behandlung von Alkoholismus, Schizophrenie und Depressionen beschäftigte, geht hervor, dass die Behandlungsempfehlung von 1990 bis 2011 in der Gruppe der Personen die an einer Depression litten, auf bis 14 Prozent angestiegen war. Psychische Krankheiten waren vor einigen Jahren gesellschaftlich deutlich weniger akzeptiert als heute, Gründe dafür sind eine mittlerweile breitere gesellschaftliche Aufklärung über psychische Erkrankungen und Anti-Stigma-Kampagnen.

MHFA – Notfallseelsorge für alle?

Die sogenannte Mental Health First Aid, kurz MHFA-Initiative, ermöglicht es Personen, psychische Notfallsituationen einzuschätzen und Betroffenen beizustehen, Hilfe zu leisten und den Weg in eine professionelle psychische Beratung zu ebnen. Hinter der Initiative in Deutschland steht das Zentralinstitut für seelische Gesundheit im Verbund mit der Beisheim Stiftung, beide Institutionen setzen sich seit 2020 dafür ein, dass jede:er in einem seelischen Notfall Erste Hilfe leisten kann. Die Wirksamkeit der Kurse ist wissenschaftlich durch mehrere Studien und Pilotprojekte durch die MHFA-Australien evaluiert und von der Behörde SMASHA des US-Gesundheitsministeriums in das National Registry of Evidence-based-Programs and Practices, kurz NREPP aufgenommen. Das US-amerikanische Programm klassifiziert und bewertet die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen gegen Drogenmissbrauch und psychische Erkrankungen. 

Die offizielle deutsche Webseite der MHFA-Initiative bietet ergänzend zu den Kursen verschiedene Richtlinien zu den einzelnen Bereichen von psychischen Erkrankungen und Problemen auch online und kostenlos zum Herunterladen an. Darunter finden sich verschiedene Themen wie der Umgang mit Panikattacken, traumatischen Ereignissen oder psychischen Problemen am Arbeitsplatz. Diese Richtlinien bieten eine Art  Handlungsempfehlung, um in einer psychischen Notlage angemessen mit den Betroffenen umgehen zu können. Darin enthalten sind beispielsweise auch sogenannte Dos and Don‘ts für eine konfliktfreie Kommunikation. 

Wie sinnvoll sind seelische Notfallkurse für den Lehrbetrieb an Schulen?

Die Arbeit für Lehrer ist in den letzten Jahren immer multiprofessioneller geworden, Themenschwerpunkte wie Inklusion, Digitalisierung, Lehrermangel und Kürzungen des Fachunterrichts stellen große Herausforderungen für die Institution Schule und ihre Mitarbeitenden dar. Darüber hinaus wird das Defizit von Lehrkräften bis 2030 laut KMK-Prognosen nur für die Sekundarstufe I  circa 2.180 Lehrkräfte betragen. Bundesweit werden bis 2035 noch 23.800 Lehrkräfte fehlen. Daraus lässt sich ableiten, dass bestimmte Unterrichtsfächer und strukturelle Probleme an Schulen priorisiert werden. Lehrer:innen werden hierbei den klassischen Beruf einer vollwertigen psychologischen Fachkraft nicht ersetzen können. 

Der Schulalltag von Lehrer:innen setzt sich nicht nur mit der eigentlichen Lehrtätigkeit auseinander, sondern auch mit dem Trösten, Schlichten, Vermitteln oder Zuhören, zwischenmenschlichen Beziehungen.  Die Sensibilisierung von Lehrkräften zu Themen wie Mobbing, Angstzuständen aber auch Suizidgedanken oder Depressionen kann nachhaltig helfen, den Lehralltag für Schüler:innen und Lehrer:innen  gleichermaßen angenehmer zu gestalten. Gerade Kinder und Jugendliche zählen zu den vulnerablen Gruppen – Sie besitzen keine Vorerfahrungen mit bestimmten Situationen, wie die Corona-Pandemie gezeigt hat. 

Laut einer Langzeituntersuchung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf gaben 87 Prozent der 7-17 Jährigen an, sich in den Jahren 2020 bis 2021 psychisch belastet zu fühlen. Genannte Belastungen waren Angstzustände, depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden. Zu einer Studie der Bertelsmann Stiftung hat der Forschungsverbund der Universität Frankfurt und Hildesheim Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 30 Jahren zu ihren Sorgen und Bedürfnissen befragt. Viele der Befragten gaben an, sich durch die Corona-Pandemie übergangen zu fühlen, dazu forderten sie unter anderem mehr Mitgestaltung ihrer eigenen Zukunft. Die Angst vor finanziellen Problemen, Zukunftsängsten, Einsamkeit oder psychischen Belastungen waren in der Studie als „besonders ausgeprägt“ genannt worden. 

Schulpsychologen verfügen bereits über diese Kompetenzen, um genau diesen Problemen entgegenzuwirken, jedoch sind auch hier massive personelle Fehlentwicklungen zu verzeichnen. Auf einen einzigen Schulpsychologen in Niedersachsen kommen laut einer Studie der Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen von 2018 etwa 15.000 Schüler:innen und 1.000 Lehrer:innen. Diese enormen Zahlen zeigen, dass eine langfristige und intensive Begleitung bei psychischen Sorgen oder Problemen personell nicht stattfinden kann. Bei akuten Problemen wie Suizidandrohungen, Verhaltensauffälligkeiten heißt es dann, Geduld zu haben, Geduld, die in Problemsituationen fehlt, da sie einen schnellen, präventiven Lösungsansatz bedarf. 

Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen lassen sich teilweise schlechter identifizieren, da viele der Symptome als "frühreif'' oder als Teil der "Pubertät" interpretiert werden. Die deutsche Depressionshilfe schätzt, dass drei Prozent, also ein:e Schüler:in pro Schulklasse an Depressionen erkranken, umso mehr wäre es wünschenswert, Frühwarnsignale bei Schüler:innen zu erkennen und vorbeugend zu handeln. Durch das Projekt des Diskussionsforums Depression e. V. und der deutschen Depressionshilfe ist Fideo entstanden, hier können Betroffene als auch Angehörige Informationen und Hilfe zum Thema Depression erhalten. Das Projekt legt dabei den Schwerpunkt auf Information und Selbsthilfe als ergänzende Hilfestellung. Ein weiteres Angebot ist das  Cathy-Hummels-Programm, dieses soll Jugendliche über Depression und psychische Erkrankungen aufklären und Barrieren und Vorurteile abbauen. Die Stiftung der deutschen Depressionshilfe plant dabei zukünftig Online-Fortbildungen, Erste-Hilfe-Kurse für die Psyche und Video-Tutorials für Lehrer:innen und  Schüler:innen zum Thema Depression und mentale Gesundheit.

Die Beziehungsebene zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen kann hier  genutzt werden, da ein Pädagoge, wie ein oder eine (Klassen)Lehrer:in, vor Ort die Klassenstruktur besser kennt als ein Schulpsychologe oder Vertrauenslehrer:innen. Lehrer:innen könnten hier für den seelischen Notfall die Schere zwischen Konflikten und Problemen schließen. Schließlich teilen sich Schüler:innen und Lehrer:innen täglich einen Unterrichtsraum, sie begegnen sich unausweichlich in ihrer parallelen Lebenswelt. Durch ähnliche Angebote wie die der MHFA-Initiative oder der deutschen Depressionenhilfe könnten präventive Leitsymptome wie Sorgen, Ängste oder Probleme bestenfalls schnellstmöglich erkannt werden. Dabei geht es nicht darum, personelle Verantwortung auf Lehrer:innen abzuwälzen, ein offener und wertfreier Umgang im Klassenzimmer kann bereits helfen, Gesprächsangebote und weiterführende Hilfen mit Schüler:innen zu vereinbaren. Langfristig muss aber auf politischer Ebene diskutiert werden, neue Stellen für Fachkräfte wie  Schulpsychologen und Sozialarbeiter zu schaffen.

Was haltet ihr von Projekten wie der MHFA-Initiative für Lehrer:innen?  Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

”Notenschlüsselrechner”: Was kann die App?

Das Online-Tool “Notenschlüsselrechner” von Lehrerfreund gibt es jetzt auch als App. Diese soll Lehrkräften den Alltag erleichtern und ihnen helfen, Zeit einzusparen. Wir haben uns die App für euch angeschaut.
Von
Julia Wessner
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18
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October 2022
18.10.2022
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Heutzutage gibt es im Internet unzählige Online-Tools, die Lehrkräften das Leben erleichtern sollen. Eines dieser Tools, den Notenschlüsselrechner von Lehrerfreund, gibt es im Internet schon seit zwölf Jahren und seit September jetzt auch als App (Android/iOS). Anlässlich der jüngsten Veröffentlichung haben wir uns die App einmal genauer angeschaut.

Was kann die App?

In der App Notenschlüsselrechner gibt es verschiedene Funktionen. Zum einen gibt es den Standard-Notenschlüsselrechner, den Notenschlüsselrechner nach dem Standard der Industrie- und Handelskammer (IHK), den Fehler-Noten-Rechner und zum anderen, den KMK-Vorgaben entsprechenden, Abitur-Notenschlüssel.

Der Standard- Notenschlüsselrechner funktioniert mit unterschiedlichen Notenskalen. Das heißt, man kann ihn mit dem System der deutschen Grundschulen und Mittelstufen (Noten 1-6), nutzen, aber auch mit der Skala der Oberstufe (1-15 Punkte). Die Systeme anderer Länder, zum Beispiel von Österreich oder der Schweiz, können übernommen werden. Nach der Einstellung des Notensystems und der maximal zu erreichenden Punktzahl, gibt der User ein, ob nur ganze oder auch halbe Punkte gezählt werden sollen. Als letztes stellt man noch ein, wie die Noten vergeben werden. Dabei kann man  von ganzen Noten (1, 2, 3), über halbe Noten (1.0, 1.5, 2), Drittelnoten (1.00, 1.33, 1,66), Viertelnoten (1.00, 1.25, 1.50) bis hin zu  Zehntelnoten (1.0, 1.1, 1.2) alles angeben.

 

Bei dem Fehler-Noten-Rechner kann man einstellen, ab welcher Fehleranzahl die beste beziehungsweise die schlechteste Note vergeben wird. Die App zeigt dann an, bei wie vielen Fehlern der Schüler oder die Schülerin welche Note bekommt. Der Abiturnoten-Rechner hält sich streng an die entsprechenden Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK). Dieser Notenschlüssel ist sehr strikt und wird seit dem Abiturjahrgang 2021 in fast allen Bundesländern verwendet. Berechnete Notenschlüssel können in der App archiviert werden, anschließend kann man jederzeit darauf zugreifen, zum Beispiel bei Nachfragen von Schüler:innen oder Eltern. Man kann sich die App kostenlos herunterladen, hat allerdings nur zehn Berechnungen frei. Für 50 Cent beziehungsweise 42 Cent pro Monat kann man sich die Pro-Version für sechs- beziehungsweise zwölf Monate bestellen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die App fast alles kann, was die Internetseite auch leistet. Einzig der Notenschlüsselrechner mit Knick, einer verschiebbaren Bestehensgrenze, ist nur auf der Webseite zu finden.  Die Handhabung der App ist sehr einfach und alles wird genau erklärt. Im stressigen Lehreralltag  kann mit dieser App wertvolle Zeit gespart werden. Da die App aber nur zehn kostenlose Notenschlüssel-Berechnungen hat, muss man für eine langfristige Nutzung bereit sein, Geld zu bezahlen. Für eine schulweite Anschaffung gibt es zudem eine extra Version, so dass die App auf den Geräten aller Lehrer:innen funktioniert. 

Habt ihr schon Erfahrungen mit solchen Apps gemacht und/oder möchtet euch die App holen? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Welternährungstag: Wie steht es ums Schulessen?

Burger und Pommes only? Wie ist es um das Schulessen in Deutschland bestellt? Anlässlich des Welternährungstags haben wir einen Blick auf die aktuelle Situation in den Mensen deutscher Schulen geworfen.
Von
Julia Wessner
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16
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October 2022
16.10.2022
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Am 16. Oktober ist Welternährungstag. Anlässlich dieses Tages wirft “Lehrer News” einen Blick  auf die Ernährungssituation an deutschen Schulen. Der Ruf der Schul-Mensen in Deutschland ist schlecht. In der Vorstellung vieler handelt es sich bei dem Essen um ungesundes, schlecht schmeckendes Fastfood. Aber stimmt das?

Kaum Standards vom Gesetzgeber 

Zunächst einmal der Blick aufs Gesetz: Wie ist die Essensversorgung Schulen in Deutschland überhaupt geregelt? Vorweg: Man findet hier nicht viele Normen. Zwar sind Ganztagsschulen dazu verpflichtet, den Schülerinnen und Schülern ein Mittagessen anzubieten, aber wie das auszusehen hat, ist von Bundesland zu Bundesland, sogar von Schule zu Schule unterschiedlich. Bundesweit ist es nicht einmal die Pflicht, ein warmes Essen anzubieten. Grundsätzlich ist klar, wie der Speiseplan in Schulen optimalerweise auszusehen hat. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft Standards für gutes Schulessen erarbeitet. Demnach sollte es täglich Gemüse und Getreideprodukte zur Auswahl geben, davon zweimal pro Woche Rohkost und mindestens einmal ein Vollkornprodukt. Fleisch oder Wurst sollte es genau wie Fisch nur einmal die Woche geben. Verbindlich vorgeschrieben werden diese Qualitätsstandards aber nur in Berlin, Bremen, Hamburg, dem Saarland und Thüringen. Und auch dort gelten diese Vorschriften nicht für alle Jahrgangsstufen. 

Schulessen: Unbeliebt und ungesund

Der Druck zu handeln ist da, schon vor der Coronapandemie war jeder fünfte Jugendliche in Deutschland zu dick. Durch die eingeschränkten Möglichkeiten Sport zu treiben, ist die Situation mit der Pandemie noch ernster geworden. Seit Jahren fordert  die Deutsche Adipositas-Gesellschaft deshalb verbindliche Qualitätsstandards in Schulen. Laut Martin Rücker, Vorstand der Verbraucherorganisation Foodwatch, steht auf den Speiseplänen in Schulen zu viel Fleisch und Süßes, dafür zu wenig Gemüse. Er verlangt, dass der Staat strengere Regeln für das Schulessen durchsetzt, zudem brauche es Anreize, um gesunde Lebensmittel günstiger und Rezepturen ausgewogener zu machen. Für den relativ niedrigen Preis, den Schulessen oft hat, ist es momentan schwer, ein ausgewogenes und frisches Angebot bereitzustellen. Zudem werden die Preise mit dem Anfang dieses Schuljahres an vielen Schulen noch einmal erhöht. Die Gründe dafür sind die Inflation, der Energiepreisanstieg und die Erhöhung des Mindestlohns.  

Im Mai 2015 veröffentlichte Ulrike Arens-Azevedo, damals Ernährungswissenschaftlerin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), die bislang größte bundesweite Erhebung zur Qualität der Schulverpflegung. Dabei wurde herausgefunden, dass ein großer Teil der Schüler:innen, 50 Prozent in der Primarstufe und 70 Prozent in der Sekundarstufe, das Essensangebot in ihrer Schule gar nicht nutzen. Ein Grund dafür ist die Qualität. In der Primarstufe bewerteten 33,7 Prozent das Angebot in ihrer Schule mit "geht so", 13 Prozent fanden es "schlecht" oder "sehr schlecht". In der Sekundarstufe bewerteten sogar 39,4 Prozent der Schüler:innen das Schulessen mit "geht so", 14,3 Prozent bezeichneten das Essen als "schlecht" bis "sehr schlecht". Zudem wird den Schüler:innen oft keine Auswahlmöglichkeit gegeben, bei 750 analysierten Speiseplänen wurde bei nur 50 Prozent der Grundschulen mehr als ein Menü angeboten. 

Die Situation  des Schulessens in Deutschland bleibt kompliziert. Durch die steigenden Preise werden es sich viele Familien nicht mehr leisten können, ihre Kinder in die Schulmensa zu schicken, dabei wäre gerade dort ein ausgewogenes und erschwingliches Angebot sinnvoll. Die Essensversorger wiederum müssten noch mehr Geld ausgeben, wenn der Speiseplan gesünder und frischer werden soll. Auch die geforderte Einmischung der Politik ist nicht ganz einfach, denn aktuell wird die Schulverpflegung von verschiedenen Ministerien organisiert, dem für Ernährung, dem Kultusministerium und dem Bauministerium, das zum Beispiel für den Bau der Mensen verantwortlich ist. 

Wie ist eure Erfahrung mit Mensaessen in den Schulen? Schreibt es gerne in die Kommentare. 

Mentale Gesundheit im Klassenverband fördern

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mentaler Gesundheit in der Schule Gehör zu verschaffen. Wir stellen einige davon vor und versorgen euch mit weiterführenden Informationen.
Von
Anna Schröder
|
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October 2022
14.10.2022
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Mentale Gesundheit
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Psychische Erkrankungen sind ein großes Thema in der modernen Gesellschaft. Technische Helferlein machen das Leben leichter – die voranschreitende Digitalisierung sorgt jedoch auch für erhöhte Einsamkeit in der Bevölkerung und für eine harte Probe des Selbstbewusstseins, gerade für junge Menschen durch die sozialen Medien. Die Grundlage, um sich im Leben mental gesund zu fühlen, wird schon im Kindesalter geschaffen. Auch wenn die Schule und Lehrkräfte frühe Belastungen der Schüler:innen, zum Beispiel im Familienumfeld, kaum verhindern können, können sie ihnen dennoch Werkzeug mit auf den Weg geben: Die Fähigkeit, mentale Herausforderungen besser meistern zu können und zu verkraften. Hierzu gibt es viele Möglichkeiten, Lehrer-News stellt euch Wege vor, um eure Schüler:innen über mentale Gesundheit aufzuklären und für die Bewältigung kommender Belastungen fähig zu machen.

Mentale Gesundheit verpackt als Unterrichtsfach 

Es gibt die Möglichkeit, die mentale Gesundheit als Unterrichtsfach in die Schule zu integrieren. Das kann in verschiedenen Formen erfolgen. Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Martina Wenker, setzte sich 2017 für ein Unterrichtsfach „Gesundheit“ ein, welches sowohl die körperliche als auch seelische Gesundheit behandeln soll. Die Schüler:innen würden so an das Thema Gesundheit herangeführt werden und durch das Verständnis von körperlichen sowie psychischen Prozessen, später das Werkzeug zu einem gesunden Leben haben. Das Fach wäre schon in der Ausbildung von Pädagogen verankert. Bis jetzt wurde es jedoch nicht in den Lehrplan in Niedersachsen aufgegriffen. Es gibt aber auch kleiner angesiedelte Aktionen zur mentalen Unterstützung der Schüler und Schülerinnen.  Zum Beispiel bringt die Käthe-Kollwitz-Schule in Aachen Resilienz als Schulfach an den Start. Neben theoretischem Wissen zur Stressbewältigung bietet das Fach auch Yoga- und Meditationseinheiten. Wenn eine Schule die mentale Gesundheit über ein Unterrichtsfach thematisieren möchte, ist es wichtig Fächer auszuschließen, wo ausschließlich oder mehrheitlich medizinische Aspekte gelehrt werden, wie zum Beispiel im Fach Psychologie.

Die Trägerschaft der Kampagne „Wie geht’s dir?“ hat in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Luzern Unterrichtsmaterialien in sechs Modulen zum Thema mentale Gesundheit zusammengefasst. Es wird zwischen Materialien für die Sekundarstufe eins und für die Sekundarstufe zwei unterschieden.

Aktionstage

Neben der Idee, psychische Gesundheit als Unterrichtsfach zu etablieren, gibt es verschiedene Organisationen, die Aktionstage zu dem Thema in Schulen veranstalten. Der Verein Irrsinnig menschlich ist beispielsweise in zwölf  Bundesländern aktiv und organisiert den „Verrückt? Na und!“-Schultag. Hier wird nah am Alltag der Schüler:innen über mentale Gesundheit aufgeklärt und versucht, Vorurteile so zu durchbrechen.

Der Welttag für psychische Gesundheit (10. Oktober) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der World Federation for Mental Health (WFMH) ausgerufen.Dieser eignet sich beispielsweise hervorragend als Anlass für Aktionstage oder sogar eine Aktionswoche in der Schule.

MeTAzeit

Es gibt natürlich noch viele weitere Möglichkeiten Schüler:innen für mentale Themen zu sensibilisieren und handlungsfähig zu machen. Das Unternehmen MeTAzeit bietet in Kooperation mit der Humboldt-Universität ein weiteres Konzept an. Laut dem Unternehmen seien Konzepte zur Förderung der mentalen Gesundheit in Schulen dringend notwendig, was Burn out Raten der Lehrkräfte, Studien zu Depression, psychosomatischen Beschwerden sowie und drop out Zahlen der Schuler:innen zeigen. So lange das Bildungssystem den Fokus darauf lege, Fächer zu unterrichten, statt Schüler:innen sinnvoll in ihrem Lernen zu begleiten und sie zeitgemäß auf ihr Leben vorzubereiten, braucht es Konzepte wie die MeTAzeit, die der Klasse, aber auch den Lehrkräften helfen, kurz mal auf die Stopp Taste zu drücken, durchzuatmen, Kraft und Klarheit zu finden, sich selbst und das miteinnader achtsam und wohlwollend zu erfoschen. Hierbei wird nicht etwa eine Stunde, ein Tag oder eine Woche für das Thema reserviert, sondern Übungseinheiten direkt in den Schulalltag integriert. Die Einheiten, welche als Start in den Tag, in der Mittagspause und/oder nach dem Unterricht durchgeführt werden, sind nach den drei Grundpfeilern gestaltet: Meditation, Training und Achtsamkeit. Lehrkräfte können aus bis zu 80 Übungen wählen und sich sogar für spezifische Module schulen lassen. Die Kinder und Jugendlichen lernen so, ihre Emotionen nicht über aggressives oder vermeidendes Verhalten auszuleben, werden achtsamer, resilient, sozialer und haben zusätzlich körperlichen Ausgleich zum theoretischen Unterricht. Die Forschungsarbeit an der Humboldt-Universität habe laut MeTAzeit gezeigt: "Desto mehr MeTAzeit(en) im Schulalltag gemacht wurden, desto wohler fühlten sich die Schüler:innen in der Schule."

 

Welche Maßnahmen ihr als Lehrer sonst noch ergreifen könnt, erfahrt ihr in einem weiteren Beitrag unserer Themenwoche. 

 

Versucht ihr, psychische Gesundheit in den Unterricht einzubringen oder in welchen Bereichen besteht an eurer Schule Handlungsbedarf? Teilt es mit uns in den Kommentaren.

BEWARE: Wie die Politik in der Schulpsychologie helfen will

In Rheinland-Pfalz wurde ein Projekt vorgestellt, das Schüler:innen helfen soll, besser mit psychischen Problemen und Stress klarzukommen. Welche genauen Ziele dabei verfolgt werden, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Von
Julia Wessner
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October 2022
13.10.2022
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Mentale Gesundheit
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Das Thema mentale Gesundheit hat in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit bekommen. Durch zahlreiche Krisen in der letzten Zeit steigt die Zahl der Menschen, die von psychischen Problemen betroffen sind, immer weiter an. Dadurch beteiligt sich inzwischen auch die Politik an dem Thema. In Rheinland-Pfalz wurde Anfang des Jahres ein neues Programm vorgestellt, das Schüler:innen mit psychischen Problemen helfen soll.

Die Anzahl an Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, hat durch die Auswirkungen der Coronapandemie ebenso zugenommen wie die Suizidrate. Das Thema mentale Gesundheit rückt aus Gründen wie diesen in ganz Deutschland immer weiter in den Mittelpunkt. Inzwischen wird die Thematik auch an Schulen ernst genommen. Oft wird jedoch festgestellt, dass die Schulen in diesem Bereich nicht richtig ausgerüstet sind. Ein Beispiel hierfür ist Hessen, dort gibt es momentan 120 Planstellen für Schulpsychologen, das heißt, dass auf jede Stelle mehr als 6300 Schülerinnen und Schüler kommen. Das sind deutlich zu viele, die WHO empfiehlt nur 2500 Schüler:innen pro Psychologe. Der bundesweite Durchschnitt sieht nicht besser aus, auf einen Schulpsychologen kommen 6302 Schüler:innen. Gegen diese Missstände soll BEWARE helfen.

Was ist BEWARE und welche Ziele werden verfolgt?

Die Politik reagiert auf solche Zahlen: Im Januar diesen Jahres hat das Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) in Mainz und dem GKV-Bündnis für Gesundheit der gesetzlichen Krankenkassen ein Kooperationsprojekt zur Gesundheitsförderung an Schulen gestartet. Der Name BEWARE setzt sich aus den Begriffen BEWusstsein, Aufklärung und REsilienz zusammen. Das Ziel des Programms ist laut der Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz, Dr. Stefanie Hubig, “in den kommenden vier Jahren ein Schulprogramm zu entwickeln, das sich nachhaltig positiv auf die mentale Gesundheitskompetenz unserer Schülerinnen und Schüler auswirkt und flächendeckend in ganz Rheinland-Pfalz einsetzbar ist”. Dass ein solches Programm benötigt wird, zeigen die Zahlen. Verschiedenen Studien zufolge ist die Verbreitung von psychischen Auffälligkeiten unter Kindern und Jugendlichen schon vor der Coronapandemie auf 20 Prozent gestiegen. Das Programm ist für unterschiedliche Schulformen konzipiert und auf Schüler:innen der fünften bis zehnten Klasse ausgerichtet. 

Der Start des Projekts ist für September diesen Jahres geplant. Damit eine wissenschaftlich fundierte Basis gegeben ist und das Programm an einen realen Schulalltag angepasst wird, findet zunächst eine zweijährige Entwicklungsphase an zwei Modellschulen, einem Gymnasium in Bad Dürkheim und einer Realschule plus im Kreis Bad Dürkheim, statt. Nach zwei Jahren wird das Programm auf zehn weitere Schulen ausgeweitet und nach vier Jahren soll es flächendeckend ausgerollt werden. Bis Ende 2025 werden Mitarbeiter:innen des LIR unter der Leitung von Prof. Dr. Michèle Wessa das Schulprogramm sowie begleitende Maßnahmen für Lehrkräfte entwickeln und diese auf ihre Machbarkeit, die Akzeptanz in den Schulen sowie ihre Wirksamkeit überprüfen. Die Schüler:innen sollen sich an jährlichen Projekttagen mit altersgerecht aufgearbeiteten Informationen, alltagsnahen Beispielen und Übungen zu den Themen psychische Gesundheit, Krankheit und (Selbst-) Hilfemöglichkeiten beschäftigen. Durch ein gesteigertes Wissen über mentale Gesundheit und Krankheiten soll der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen entgegengewirkt werden.

Das Projekt wird mit rund 450.000 Euro vom Bündnis der gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Wichtig ist den Verantwortlichen, dass die Schüler:innen lernen, Anzeichen von Stress und psychischen Problemen zu erkennen, diese zu bewältigen wissen oder sich geeignete Hilfe suchen können. Auch Lehrer:innen sollen sich mit dem Thema auskennen und wissen, wie sie ihre Schüler:innen unterstützen können. Die Schüler:innen und Lehrkräfte sollen offen miteinander reden und sich darüber bewusst werden, dass psychische  Erkrankungen jeden treffen können. 

Denkt ihr, das Projekt wird ein Erfolg? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Abstiegsängste prägen Landtagswahl in Niedersachsen

In Niedersachsen haben Landtagswahlen stattgefunden. Wer hat dabei eigentlich was gewählt? Welche Unterschiede gibt es im Wahlverhalten der unterschiedlichen Generationen und Bildungsschichten?
Von
Julia Wessner
|
13
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October 2022
13.10.2022
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Hannover. Am vergangenen Sonntag haben in Niedersachsen die Landtagswahlen stattgefunden. Die Abstiegsängste in Zeiten von Inflation und Wirtschaftskrise haben die Wahlentscheidung vieler Menschen geprägt. 

Wer hat wie gewählt?

Die SPD konnte mit 33,4 Prozent ihre relative Mehrheit verteidigen. Neben der CDU mit 28,1 Prozent und den Grünen mit 14,5 Prozent, erreichte auch die AfD mit 10,9 Prozent ein zweistelliges Ergebnis. Letztere hat ihr Ergebnis bei dieser Wahl im Vergleich zum Jahr  nahezu verdoppelt. Die FDP und die Linke haben 4,7 Prozent und 2,7 Prozent erhalten. 

Betrachtet man, woher die Stimmen für die jeweiligen Parteien kommen, ist ein deutlicher Generationenbruch zu erkennen. SPD und CDU sind bei den älteren Wähler:innen sehr beliebt. Bei den Wähler:innen über 70 bekam die SPD die Hälfte aller Stimmen. Bei den jungen Wähler:innen sieht das ganz anders aus. Aus der Altersgruppe der 18-bis 24-Jährigen bekamen die SPD und die CDU lediglich 19 Prozent, beziehungsweise 16 Prozent. Am häufigsten gewählt wurden von dieser jüngsten Wählergruppe die Grünen mit 21 Prozent. Die AfD wurde bei den Jüngsten mit 12 Prozent deutlich öfter gewählt, als dies bei den ab 70-Jährigen mit 5 Prozent der Fall ist. 

Aber nicht nur das Alter spielt eine wichtige Rolle, wenn man verstehen möchte, welche Bevölkerungsgruppe welche Partei gewählt hat, sondern auch der Bildungsgrad. Die Wähler:innen mit einem hohen Bildungsgrad haben mit Abstand am häufigsten die SPD, die CDU und die Grünen, mit 28 Prozent und zweimal 24 Prozent, gewählt. Bei den Wähler:innen mit einfacher Bildung haben die SPD, die CDU und die AfD, mit jeweils 43 Prozent, 32 Prozent und elf Prozent das beste Ergebnis eingefahren. Der größte Unterschied liegt bei den Prozentsätzen der Grünen. Sie haben von den höher gebildeten Wähler:innen mit 24 Prozent fast fünfmal so viele Stimmen bekommen wie von den einfach Gebildeten mit fünf Prozent.

Ein wichtiger Punkt war in den Wahlprogrammen das Thema Bildung. So fordern die Grünen unter anderem, dass das Prinzip des Sitzenbleibens geändert werden soll, die Schulen sollen saniert werden und ein stärkerer Fokus auf Medienkompetenz, Datenschutz und Netzsicherheit gelegt werden. In dem Wahlprogramm der AfD hingegen ist zum Thema Bildung nicht viel zu finden, sie setzten sich lediglich für ein Kopftuchverbot in Schulen ein, kritisieren das in den Schulen momentan politische Indoktrination stattfinde und setzten sich für die Wiedereinführung des dreigliedrigen Schulsystems ein. Die derzeit in Niedersachsen stattfindende Inklusion an Schulen hält die AfD für einen Irrweg. Weitere bildungspolitische Punkte aus den Wahlprogrammen der Parteien findet ihr hier

Der Punkt, der den meisten Wähler:innen am wichtigsten war, ist die Ökonomie. Der Großteil der Wähler:innen, 73 Prozent, gaben an, dass sie sich Sorgen machen, dass ihr Einkommen und Wohlstand spürbar sinken wird und dass eine große Wirtschaftskrise bevorsteht. Ein Grund dafür, dass die SPD so gut abgeschnitten hat, ist vermutlich die Personalie Stephan Weil. 63 Prozent der befragten Wähler:innen sind mit seiner Arbeit zufrieden und sehen in ihm einen guten Ministerpräsidenten. 

Dass es erneut eine rot-grüne Koalition in Niedersachsen geben soll, stand schnell fest, überwiegen doch die Gemeinsamkeiten der beiden Parteien. Am 13. Oktober sollen erste Gespräche beginnen.

LifeTeachUs bringt Menschen in der Bildung bei Unterrichtsausfall zusammen

LifeTeachUs ist eine Bildungsorganisation die sich gemeinsam mit Schulen für Lebenswissen im Schulalltag einsetzt
Von
Redaktion
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October 2022
13.10.2022
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Was hättest du gerne schon in deiner Schulzeit gewusst? Diese Frage stellen Ludwig Thiede und sein Team, um auf ihr junges Social-Startup “LifeTeachUs” aufmerksam zu machen. 

LifeTeachUs ist ein EdTech-Startup, welches Menschen aus allen Bereichen des Lebens in den Schulalltag bringt. Durch die eigens gebaute LifeTeachUs Software, können Lehrkräfte passgenau für ihren Unterricht, Projekttage oder auch Vertretungsstunden Menschen finden, die ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung mit den Schüler:innen teilen. 

So kann bestehender Fachunterricht durch Einblicke in den Lebensalltag verschiedener Menschen bereichert, Projekttage mit Fachexperte:innen ergänzt oder auch Stunden, die nicht gleichwertig vertreten werden können, durch sogenannte LifeLessons inhaltlich vertreten werden. 

Die LifeTeacher sind geprüfte und geschulte Menschen und kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens. Neben einem erweiterten Führungszeugnis sowie einer umfangreichen Selbstverpflichtung, durchläuft jeder LifeTeacher ein Interviewprozess und einen, durch Pädagogen entworfenen Workshop, in dem auf den Einsatz in Schulen vorbereitet wird. 

Die LifeTeacher befinden sich in ganz Deutschland und einige sogar im Ausland. So können die LifeTeacher live vor Ort oder digital ins Klassenzimmer kommen. Bei jeder Anfrage kann zwischen den Modi entschieden werden. Durch den Start des Projekts in München, Berlin und Hamburg befinden sich in diesen Städten die Mehrheit der LifeTeacher. 

Jeder LifeTeacher über mindestens eine ausgearbeitete Stunde zu einem Thema aus den Bereichen: Leben, Karriere, Sozial, Global und Gesundheit. Die Vielfalt unserer LifeTeacher lässt sich an folgenden Beispielen aufzeigen: 

Markus (35) hat ein duales Studium absolviert und anschließend im Ausland studiert, obwohl er bis zur 10. Klasse auf einer Realschule war. Seine Eltern haben selbst nicht studiert und konnten ihm nur wenig helfen. In seiner LifeLesson möchte er Nicht-Akademikerkinder zu einem Studium motivieren und gibt dazu hilfreiche Tipps, wie dieses finanziert werden kann.

Antonia (24) befindet sich in der Ausbildung zur Tischlerin. Ihr Betrieb gibt ihr pro Monat vier Stunden, um der Tätigkeit als LifeTeacher nachzugehen. In ihrer LifeLesson erzählt sie, wie sie ihre Ausbildung gefunden hat, welche Eigenschaften man mitbringen sollte und beantwortet Fragen.

Simon (26) wusste nach seiner Schulzeit nicht genau, wie er selbständig sein Leben finanzieren soll und was er z.B. für ein Konto braucht. Acht Jahre später kennt er sich bestens aus und vermittelt in seiner LifeLesson Grundlagen über die eigene Buchhaltung nach dem Auszug von Zuhause.

Sibylle (62) war die längste Zeit ihres Lebens als Pressesprecherin in einem großen Medienkonzern in München tätig. In ihrer Generation war der Aufstieg einer Frau noch nicht selbstverständlich. In ihrer LifeLesson macht sie jungen Frauen Mut, sich etwas zu trauen und gibt Tipps, wie man sich in der heutigen Welt durchsetzt.

Katharina (27) hat BWL und VWL in München studiert und erklärt in ihrer LifeLesson grundsätzlich über das Studium auf. Von Numerus Clausus, Seminaren bis hin zu ECTS.

Bernd (42) schult seit Jahren in Unternehmen, wie man mit Stress und Krisensituationen umgeht. Als ausgebildeter Coach bringt er viel Erfahrung mit und konnte dadurch schon das Leben vieler Menschen verbessern. In seiner LifeLesson zeigt er Schüler:innen, wie sie am besten mit Stress z.B bei den ersten großen Prüfungen, umgeht.

Mitmachen ist ganz einfach und aktuell aufgrund der ehrenamtlichen Arbeit durch das Team, als auch der LifeTeacher, für Schulen kostenlos. Lehrkräfte können ganz einfach einen Account über die LifeTeachUs Seite erstellen und in weniger als 24h ihre erste Anfrage stellen: https://www.lifeteachus.org/lehrkrafte 

Burn-out und andere Herausforderungen: Wie der Phönix aus der Asche

Der Arbeitsalltag von Lehrpersonen ist vielfältig, fordernd und mit viel Stress verbunden. Wann ist die Belastungsgrenze erreicht, wann kommt es zum Burnout?
Von
Erik Schimpf
|
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October 2022
12.10.2022
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Mentale Gesundheit
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Wenn man sich über das Berufsbild von Lehrkräften informiert, bekommt man auf den ersten Blick schnell den Eindruck, dass die Hauptaufgabe darin besteht, Lehrinhalte an Kinder oder Jugendliche zu vermitteln. “Vormittags hat man Recht, spät nachmittags hat man frei und im Sommer sechs Wochen Ferien”, so das Klischee. Hinter dem Lehrerberuf steckt aber, wie wir wissen, weitaus mehr, denn als Lehrperson steht man ständig vor immensen Herausforderungen und einem enormen Druck. Daher ist es keine Seltenheit, wenn Lehrkräfte wegen Dienstunfähigkeit in den Vorruhestand gehen. 

In Berlin geht jeder Dritte Beamte wegen Dienstunfähigkeit in den Vorruhestand, wie aus dem Bericht der Innenverwaltung aus dem Jahr 2013 hervorgeht. Wenig Personal und eine hohe Arbeitsbelastung wirken sich schlecht auf die Gesundheit aus. 

Ursachen für einen Burnout 

Die heutigen berufliche Herausforderung sich gegenüber einer diversen Gruppe an Schüler:innen gleichermaßen als Vermittler und Vorbild zu präsentieren, Schüler:innen zu begeistern, bei Bedarf zu fördern, Wissen schmackhaft zu vermitteln, aktuelle Ereignisse mit dem Lehrplan zu verbinden und den Unterricht zeitgemäß zu gestalten, ist für Lehrpersonen häufig herausfordernd. Doch die physische und psychische Gesundheit von Lehrer:innen wird mit einer hohen Arbeitsbelastung, einem ständigen Geräuschpegel im Klassenzimmer und zu wenigen Möglichkeiten, sich in den Pausen zu erholen, strapaziert. So gibt ein Großteil an Gymnasiallehrer:innen in der LaiW-Studie “Lehrerarbeit im Wandel” von 2020 an, ein zu hohes Arbeitspensum als auch fehlende Ruhezonen zu haben. 

Der Druck, diesem Berufsbild täglich zu entsprechen, ist hoch. Die meisten Lehrer:innen identifizieren sich mit ihrem Beruf, arbeiten häufiger über ihre Grenzen hinaus und nehmen klassische Anzeichen  eines Burnouts-Syndrom nicht als beginnende Krankheitssymptome wahr. Grundsätzlich geht es beim Burnout-Syndrom um die Stressbewältigungskompetenz einer Person. Laut der Weltgesundheitsorganisation und der damit verbunden internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11)  kann man das Syndrom in drei Dimensionen unterteilen: ein Gefühl von Erschöpfung, eine zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job sowie ein verringertes Leistungsvermögen im Beruf. Die Bezeichnung Burnout-Syndrom soll dabei nur im beruflichen Rahmen genutzt werden.

Lehrkräfte bringen für ihren Beruf, bestenfalls viele Ressourcen an Resilienz und Kraft mit und qualifizieren sich optimal für ihr Berufsbild mit einem hohen Maß an Flexibilität, Selbstbewusstsein und dem Drang, die Welt zu verbessern.  Schließlich gibt der Staat durch eine mögliche Verbeamtung die Sicherheit, nicht mehr gekündigt zu werden, gleichzeitig aber auch, dass Lehrer:innen vor der Verbeamtung keine psychischen oder chronischen Diagnosen gestellt bekommen haben. 

Viele Lehrer:innen sind herausgefordert, dieser Position zu entsprechen. Sie setzen sich der Gefahr aus, sich selbst als vermeintlich schwach oder hilflos zu bewerten, statt aktuelle Problematiken nachhaltig zu hinterfragen. Schnell geraten die betreffenden Personen unter Druck, überlasten sich und fühlen sich mit der  Verantwortung allein gelassen. Gerade wenn der eigene  gesetzte Anspruch auf den täglichen Lehralltag trifft oder Schüler:innen Ablehnung gegenüber einer Lehrperson aus unterschiedlichen Gründen entgegenbringen. Dies kann dazu führen, dass Lehrkräfte einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, ein Burnout zu erleiden. 

Das durchschnittliche Alter, in dem Lehrer:innen in Pension gingen, lag bei 63,5 Jahren, wie aus einer Studie von 2018 des statistischen Bundesamtes hervorgeht. Die aktuelle Regelaltersgrenze für Beamte liegt bei 67 Jahren, jedoch können die einzelnen Bundesländer diese selbst geringer festlegen.

Viele Betroffene, die an Symptomen des Burnout -Syndroms leiden, fühlen sich zunächst wie ohnmächtig, haben häufig Angst, auf Ablehnung von Angehörigen und Arbeitskollegen zu treffen. Es kann schon helfen, sich darüber bewusst zu werden, dass immense Anforderungen am Arbeitsplatz gestellt werden, und dass Burn-Out und psychosomatische Krankheiten ein Teil des Risikos sind,  Selbstermächtigung ist der erste Schritt, mit der Kraftlosigkeit einen Umgang zu finden. Verständnis und ein offener Umgang können dabei einen ersten präventiven Beitrag leisten, Stressoren zu  erkennen.

Psychische Krankheiten: Noch immer ein Stigma?

Wünschenswert, für einige wenige vielleicht. Aber für Lehrkräfte gilt das nicht. Würde es Lehrpersonen gestattet sein, vor der Verbeamtung psychotherapeutische Leistungen in Anspruch zu nehmen, könnte das einen große Entlastung bedeuten. Bei einem gebrochenen Bein darf man einen Gips haben und er heilt. Im Gegenteil dazu, scheint es gesellschaftlich nach wie vor weniger akzeptiert zu sein, psychotherapeutische Leistungen in Anspruch zu nehmen. Im Allgemeinen sind das Burnout-Syndrom und die Präsenz der daraus ergebende Probleme eine nicht abreißende Fehleinschätzung, Depressionen, hohe Ausfallzeiten und Krankenstände sind ein erster ausschlaggebender Indikator, der gesellschaftlich mehr Aufmerksamkeit bedarf. Gerade in sogenannten Schlüssel-Berufen wird immer noch zu wenig Entlastung an Vorsorge, Aufklärung und Gesundheitsmanagement geleistet. Arbeitgeber sollten hierbei ihre noch vorherrschende Einstellung überdenken, der Arbeitnehmer müsse diese Phase allein bewältigen. 

Die Digitalisierung des Unterrichts und Homeschooling kann Entlastung schaffen, sofern man eine stabile Internetverbindung hat, in einer ruhigen Wohnung lebt und eine gehörige Portion Gelassenheit mitbringt. Man spart sich den Weg zum Arbeitsplatz, ist den ganzen Tag über nicht extremen Lärm ausgesetzt und kann sich sogar erlauben, in einer Jogginghose zu unterrichten. Gleichzeitig kann man nur darauf vertrauen, dass die Schüler eigenmotiviert und ein hohes Maß an Selbstverantwortung bereits mitbringen und pünktlich am Rechner sitzen – sofern sie einen besitzen. Die Realität sieht eben anders aus. Die Heterogenität einer Schülerklasse zeigt sich in den Privilegien, die diese mitbringen. Sprechen alle fließend deutsch? Haben alle ein stabiles Elternhaus und Umfeld? Haben alle gleich viel Geld und Mittel? Sind alle Einzelkinder? Sind alle gesund? Abgesehen davon: Zeit vorm Bildschirm ermüdet zunehmend. Man sieht lediglich Projektionen statt Gesichter. Unmittelbar Energie geben und Energie zu schöpfen aus positiven Erfahrungen im Unterricht, dass beispielsweise nach einem bannenden Referat der Raum schweigt, lauscht und erleuchtet ist, fällt weg. 

Lehrer News will im Digitalisierungsprozess Entlastung schaffen. Dieser Artikel soll entlasten, auch wenn er sich möglicherweise trübsinnig liest.  Er will darauf verweisen, dass es nicht ausreicht, sich alle Kompetenzen der Digitalisierung perfekt anzueignen, sondern, dass es dringend notwendig ist, sich jetzt in dieser Phase der Pandemie, dass die psychische Entlastung in der analogen Welt stattfinden sollte. 

 Präventiv gegen Burnout handeln : Was hilft?


Da wäre zunächst der Austausch mit Kollegen über Probleme und Hürden, dann kann man durch  strukturierte Zeiten, internetfreie Pausen und Schlafhygiene das Smartphone vor dem Schlafengehen ausschalten. Zusätzlich sollte man regelmäßig in Bewegung bleiben und entspannende Techniken, wie z.B. Meditation oder Yoga ausprobieren, auch sportliche Aktivitäten wie z.B. Joggen, Fahrradfahren, intensive Workouts, können eine mentale und körperliche Balance zwischen einem fordernden Arbeitsalltag leisten. So wird die innere Ausgeglichenheit gewährleistet und die Gedanken können sich neu ordnen. Ein positiver Nebeneffekt ist die Stärkung der inneren Zufriedenheit, die Verbesserung der körperlichen Grundfitness und des Immunsystems. Wichtig ist, seinen eigenen Bewegungsrhythmus zu finden und keine wesentlichen Zeiten im Alltag zu verletzen, damit das ganze nicht in Stress umschlägt.

Denn die Zeit, die man sich dafür nimmt, kann man auch  “Ich-Zeit” nennen, sich zumindest morgens oder abends gezielt zehn Minuten für sich festlegen, um Rituale zu schaffen. Die Zeit ganz individuell für die eigenen Bedürfnisse einzufordern, ab und zu in sich hineinzuhören, innehalten kann man in vielen Formen: atmen, weinen, schreien oder auch tanzen. Wenn die einzige Zeit für sich selbst, diese unter der Dusche ist, dann kann man auch dort innehalten und schenkt der Privatsphäre nochmal eine neue Bedeutung. 

Nähere Informationen zu Angeboten oder akuten Fragen und Problemen zur psychischen Gesundheit, bietet beispielsweise die Telefonseelsorge, online, telefonisch oder vor Ort an 25 Standorten deutschlandweit 24 Stunden täglich, anonym und kostenlos. Der Patientenservice hilft gerne unter der Telefonnummer 116 117 mit  zusätzlichen Möglichkeiten, den passenden Arzt und Psychotherapeuten zu finden, auch der eigene Hausarzt kann  Diagnosen stellen und beratend weitere Schritte  empfehlen, wichtig ist nur die Einsicht die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und für sich selbst einen persönlichen Raum einzufordern, die Akzeptanz Hilfe entgegenzunehmen und Grenzen zu ziehen sind ein Zeichen von Stärke. 

Wie sonst will man Stärke und Vorbildfunktion vermitteln und ausstrahlen, wenn man selbst nicht nach diesen Werten lebt?

Mental Health von Schülern – Wie Lehrer helfen können

Schülerinnen und Schüler leiden oft unter psychischen Problemen, Mobbing gehört für manche sogar zur Tagesordnung. Was können Lehrkräfte tun, um ihnen in solchen Situationen zu helfen? Wir geben euch einige Tipps mit auf den Weg.
Von
Julia Wessner
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October 2022
11.10.2022
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Mentale Gesundheit
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Dass der Ton unter Kindern häufig rau werden kann, ist kein Geheimnis. Auch dass Mobbing für viele Schüler:innen zur Tagesordnung gehört, ist ein altbekanntes Problem. Da sich viele Schüler:innen zudem noch in der schwierigen Zeit der Pubertät befinden, bilden sich schon bei jungen Menschen häufig Probleme mit der mentalen Gesundheit. 

Im Folgenden haben wir Tipps gesammelt, wie Lehrkräfte helfen können, dass die Schule ein möglichst positiver Ort ist, der die psychische Gesundheit der Schüler:innen und auch Lehrer:innen schont.

Was können Lehrkräfte tun, um die mentale Gesundheit der Schüler:innen zu schützen

Psychische Gesundheit ist ein sehr wichtiges Thema, das in den letzten Jahren immer mehr entstigmatisiert wurde. Galt es vor einiger Zeit noch als Tabu, über solche Themen offen zu reden, wird das heute als deutlich normaler und förderlicher angesehen. Durch Druck der Eltern, die Unsicherheiten der Pubertät oder durch mögliches Mobbing kann auch die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stark angegriffen werden. Da diese einen großen Teil ihres Lebens in der Schule verbringen, ist es wichtig, dass Lehrer:innen sich in diesem Gebiet auskennen und den Kindern und Jugendlichen bis zu einem gewissen Grad behilflich sein können.  

Ein wertschätzender Umgang miteinander ist die Basis für ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis. Ist diese Basis vorhanden, haben sowohl Lehrer:innen als auch Schüler:innen weniger Stress und Sorgen, was sich wiederum positiv auf die psychische Gesundheit beider Parteien auswirkt. 

Eine Variante, das zu erreichen, ist es, genaue Verhaltensregeln aufzustellen. Die Schüler:innen sollten bei ihrer Entwicklung dabei sein und ein Mitspracherecht bekommen. Dadurch fühlen sie sich eingebunden, wodurch sie Selbstvertrauen und ein größeres Selbstwertgefühl entwickeln. 

Zudem sollten Lehrkräfte Weiterbildungsmöglichkeiten zu dem Thema nutzen. Es gibt viele hilfreiche Programme, in denen Deeskalation, Mobbing, Stressbewältigung oder Streitschlichtung besprochen werden. Die Teilnehmer:innen lernen hier, wie sie die Schüler:innen dabei unterstützen können, geistig und körperlich fit zu bleiben und dadurch seelischen Ausgleich zu finden. In Fortbildungen wie diesen lernen Lehrer:innen außerdem, wie sie den Schüler:innen bis zu einem gewissen Punkt selbst helfen können, aber auch ab wann sie sich an professionelle  Hilfe wenden sollten. Eine Möglichkeit, die Schüler:innen mit dem Thema mentale Gesundheit in Kontakt zu bringen, wäre ein schulinterner Workshop, in dem das Thema ausführlich besprochen wird. Auch eine Schulstunde, die dem Thema gewidmet ist, wäre sinnvoll, um die Schüler:innen mit der Thematik vertraut zu machen.  Wichtig ist es auch, dass es einen Ansprechpartner gibt, zum Beispiel einen Vertrauenslehrer oder Schulpsychologen, an den sich die Schüler:innen  jederzeit wenden können. 

Between The Lines

Um vor allem jüngeren Menschen beim Umgang und der Verbesserung ihrer mentalen Gesundheit zu helfen, gibt es zahlreiche Online-Tools. Diese holen die Schüler:innen dort ab, wo sie häufig sind: am Handy und im Internet.  Eines dieser Tools ist die App “Between The Lines” (iOS/Android).  Diese kostenlose und werbefreie App ist auf das Thema psychische Gesundheit von Jugendlichen spezialisiert. Dem Nutzer wird dabei schnelle und unkomplizierte Hilfe bei psychischen Problemen geboten. Dem User, der auch anonym bleiben kann, werden validierte Anlaufstellen in seiner Nähe angezeigt, welche er online, per Telefon oder vor Ort aufsuchen kann. Auch für Lehrer:innen ist diese App interessant. Ein Team aus Expert:innen klärt in der App über häufige Probleme, psychische Krankheiten und typische Fragen von Kindern und Jugendlichen zu dem Thema auf. Zudem werden verschiedene Medien, zum Beispiel Videos oder Podcasts von Personen des öffentlichen Lebens gesammelt, die von ihren Erfahrungen mit dem Thema psychische Gesundheit berichten.

Es gibt viele Möglichkeiten für Lehrkräfte, die Schülerinnen und Schülern in dieser turbulenten Phase ihres Lebens zu unterstützen. Wichtig ist es, sich mit dem Thema der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen zu befassen, sich in dem Bereich weiterzubilden und das Thema ernstzunehmen. Betreibt man dann eine gute Kommunikation und bezieht die Schüler:innen in einige Entscheidungen mit ein, hat man eine gute Basis gelegt. Wenn sich die Schüler:innen in der Schule wohlfühlen, bilden sie Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein aus, was ihnen in ihrem ganzen Leben helfen wird. 

Weitere hilfreiche Tipps sind hier und hier zu finden. 

Mentale Gesundheit in Zeiten der Krise

Mit einem kurzen Überblick über aktuelle mentale Belastungen für deutsche Bürger und Bürgerinnen, läuten wir die Themenwoche zur mentalen Gesundheit ein.
Von
Anna Schröder
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October 2022
10.10.2022
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In den letzten Jahren stapelt sich Krise auf Krise in Deutschland bzw. der ganzen Welt. Corona, der Ukrainekrieg und nun noch die Inflation – das kann ganz schön auf die Stimmung schlagen. Willkommen in unserer neuen Themenwoche. Dieses Mal dreht sich alles um das Thema mentale Gesundheit. Wie steht es um die psychische Gesundheit der Deutschen angesichts der Herausforderungen der letzten Jahre, und was bedeutet das für Lehrkräfte?

Corona drückt die mentale Gesundheit in Deutschland

Corona hat uns die letzten Jahre stark eingeschränkt und vor allem soziale Kontakte verhindert. In der Krise stiegen laut RKI die Depressionssymptome in der Allgemeinbevölkerung. Zusätzlich hat der soziale Rückzug für viele Menschen gesellschaftliche Interaktionen zu einer Herausforderung gemacht. Die WHO zeigt in Untersuchungen ebenfalls den Anstieg von Angststörungen und Depressionen bei Erwachsenen sowie Kindern und Jugendlichen. Das kann auch mit dem Anstieg von häuslicher Gewalt und Missbrauch zusammenhängen. Viele Menschen haben mit den Nachwirkungen der Pandemie zu kämpfen. Das zeigt sich auch in den weiter überfüllten Psychotherapiepraxen. Mittlerweile scheint die Coronakrise jedoch fast vergessen und hinter den neuen Krisen zu verblassen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Situation im Winter erneut verschärft und wieder Maßnahmen ergriffen werden müssen, welche die mentale Gesundheit der Bürger und Bürgerinnen auf die Probe stellen.

Der Ukraine-Konflikt

Nach Abklingen der Coronakrise versetzt der Krieg ganz Europa in Schockstarre. Russland greift die Ukraine an und keine der Parteien scheint schnell zu gewinnen oder aufgeben zu wollen. Der Krieg in Europa besorgt viele Menschen. Einerseits wird durch die Nähe und die Verbundenheit zur Ukraine als Teil Europas ein ganz anderes Mitgefühl und Solidarität aktiviert. Andererseits wirkt die Bedrohung durch ihre Nähe auch für unser Land relevant – vor allem wenn in den Medien von einem anstehenden Atomkrieg geredet wird. Viele Menschen leiden unter der Belastung in Form von Konzentrationsschwierigkeiten, negativen Gedankenketten oder Schlafstörungen. Es ist normal, dass man angesichts solcher Nachrichten negative Stimmungen bzw. Symptome bemerkt, jedoch sollte insbesondere bei starken Schlafstörungen ein Arzt oder Psychotherapeut aufgesucht werden.

Die Inflation lässt die Deutschen bibbern

Dass der Krieg auch reale Auswirkungen auf unseren Lebensstandard hat, bemerken deutsche Bürger:innen spätestens jetzt. Die Strom- und Gaspreise sind stark gestiegen. Menschen müssen nächstes Jahr mit hohen Nachzahlungen rechnen, auch wenn sie diesen Winter Strom sparen und wenig heizen. Auch die Lebensmittelkosten sind in den letzten Monaten gestiegen. Die Inflation belastet nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Psyche. Viele Menschen leben am Existenzminimum, da Gehaltsanpassungen und Boni nur verhalten gezahlt werden. Die ständige Sorge, sich selbst und die eigene Familie nicht mehr ausreichend versorgen zu können, führt viele Deutsche an ihre psychische Belastungsgrenze. In einer Umfrage mit 1015 Probanden des Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov gaben 56 Prozent der Befragten an, dass sich die wirtschaftliche Lage negativ auf ihre Gesundheit auswirkt. Die negativen Auswirkungen sind vor allem Sorgen, Konzentrationsschwierigkeiten und Zukunftsängste. 

 

Die Krisen der letzten Jahre stellt die deutsche Bevölkerung vor eine Herausforderung. Sowohl die Coronapandemie als auch die aktuelle Inflation haben messbare Spuren in der mentalen Gesundheit der deutschen Bürger:innen hinterlassen. Wenn ihr über die aktuellen Geschehnisse reden möchtet, könnt ihr euch an eure lokale Telefonseelsorge wenden oder Selbsthilfegruppen in eurer Stadt oder der nächstgelegenen Großstadt ausfindig machen. Da die momentane Lage auch Schüler:innen und Lehrkräfte belastet, gibt euch Lehrer-News in der nächsten Woche allerlei Wissen und Tipps an die Hand, um euch und eure Schützlinge mental gesund zu halten.

Zwischen Klimakrise, Krieg und Armut – Wie Kinder ihre Zukunft sehen

Aktuelle Krisensituationen haben das Leben von Kindern und Jugendlichen stark beeinflusst. Auf welche Art und Weise hat sich dadurch die Einstellung zu ihrer Zukunft verändert?
Von
Julia Wessner
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October 2022
8.10.2022
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Leverkusen. Ereignisse wie die Pandemie, der Krieg in Europa und die Energiekrise beschäftigen jeden. Aber wie verändern Probleme und Krisen wie diese das Weltbild und die Zukunftsplanung von Kindern und Jugendlichen? Die Bepanthen Kinderförderung hat dazu eine neue Studie veröffentlicht. 

Die Bepanthen Kinderförderung setzt sich seit 2008 für Kinder und Jugendliche in Deutschland ein. Alle zwei Jahre werden zusammen mit der Universität Bielefeld Studien durchgeführt, um Problemfelder in den Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen aufzuzeigen. Die aktuelle Studie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass Jugendliche sehr skeptisch gegenüber den Medien sind. Über zwei Drittel der Befragten misstrauen den Medien, Mädchen sind hierbei deutlich skeptischer als Jungs. Während der Polizei, Wissenschaftle:innen und der Europäischen Union noch größtenteils vertraut wird, misstraut der Großteil der Befragten Zeitungen, Gewerkschaften und der Bundesregierung.

Jugendliche bei einer Demonstration

Auch die aktuellen Krisen hinterlassen ihre Spuren. Zwei Drittel der befragten 1582 Kinder und Jugendlichen haben Angst vor Klimawandel, Krieg und Armut. Denkt man an die Proteste der “Fridays for Future”- Bewegung in den letzten Jahren, sind diese aktuellen Zahlen nicht überraschend. Trotzdem sieht die Mehrheit der befragten Kinder die allgemeinen Zukunftsaussichten eher hoffnungsvoll. Nur die Hälfte sieht allerdings die Zukunft des eigenen Lebens positiv. 

Das Misstrauen in die Medien und die Annahme einiger Befragten, dass einige Medien nur ihre eigene Meinung verbreiten wollen, hält der Studienleiter Prof. Dr. Holger Ziegler für alarmierend. 38,7 Prozent der Jugendlichen, die wenig in öffentliche Einrichtungen vertrauen, weisen demnach eine starke Anfälligkeit für Verschwörungsgedanken auf. 

Die aktuellen Probleme, Herausforderungen und Krisen haben also eindeutige Spuren an den Kindern und Jugendlichen hinterlassen. Sie haben das Vertrauen in viele Bereiche der Medien verloren und sehen ihrer eigenen Zukunft eher negativ entgegen. 

Mehr zum Thema mentale Gesundheit unter Schüler:innen und Lehrer:innen könnt ihr nächste Woche in unserer Themenwoche erfahren.

Spiegeln die Ergebnisse dieser Studie eure Erfahrungen wider? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Tilidin im Klassenzimmer – Teenager auf Schmerzmitteln

Seit ein paar Jahren ist ein signifikanter Anstieg der Opioidkonsumenten in Deutschland zu verzeichnen. Was Rap damit zu tun hat und wieso vor allem Teenager gefährdet sind, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Von
Anna Schröder
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October 2022
7.10.2022
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„Gib mir Tilidin, ja ich könnte was gebrauchen“ singen die Rapper Capital Bra und Samra im Refrain ihres Songs ‚Tilidin‘ und mit ihnen tausende Jugendliche. Doch was ist Tilidin eigentlich und wieso promoten Rapper:innen die Droge in ihren Liedern? 

Tilidin und andere Opioide

Tilidin ist vereinfacht gesagt ein starkes Schmerzmittel. Neben diesem gibt es viele andere Medikamente derselben Stoffklasse: Opioide. Alle docken an bestimmte Rezeptoren in unserem Gehirn an und haben eine schmerzlindernde Wirkung. Die Medikamente sind in der modernen Medizin unverzichtbar, haben jedoch Nebenwirkungen, die sie auch für andere Zwecke interessant machen. Oxycodon, Codein, Fentanyl, Hydromorphon, Tramadol und Tilidin lösen einen Rauschzustand aus. Um diese Wirkung abzudämmen, ist um die Medikamente herum eine sogenannte Retardschicht angebracht, welche ein schnelles Auflösen im Magen verhindert. Wird diese jedoch umgangen, indem man die Medikamente zerkleinert, tritt nach etwa 10 Minuten, je nach Medikament, Euphorie und Entspannung ein. Nicht umsonst ähnelt der Begriff ‚Opioide‘ dem ‚Opium‘, woraus zum Beispiel auch Heroin gewonnen wird. Leider machen die Medikamente auch stark körperlich abhängig. Dadurch, dass sich bei vermehrter Einnahme eine Toleranz aufbaut, brauchen die Süchtigen immer mehr von dem Stoff, um das gewohnte High zu erfahren. Die Abhängigkeit ist aufgrund der starken Entzugssymptome, wie Schwitzen, Muskelzucken, Herzrasen, Fieber, Übelkeit und Appetitlosigkeit, alleine nur schwer zu durchbrechen. 

Opioide als Modedroge 

Doch woher kommt der “Hype” in Deutschland um die neue Droge? Die Verherrlichung der Droge begann im amerikanischen Rap, welcher einen starken Einfluss auf die deutsche Hip-Hop Szene ausübt. In den USA war es als Arzt lange Zeit normal, starke Schmerzmittel wie Oxycodon selbst bei leichten Schmerzen oder als Stimmungsaufheller zu verschreiben. Die Pharmaindustrie dort setzte sich für die Zulassung von Opioiden für diese Anwendungsfälle ein. Dieses Verhalten sowie die Verharmlosung der Medikamente zum Beispiel in der Werbung, führten in den USA zu der sogenannten Opioid-Epidemie. Eine Krise, die den starken Anstieg der Opioidabhängigen und damit auch einen starker Anstieg der Todesrate in Verbindung mit Opioiden bezeichnet. Während es 2015 etwas mehr als 3000 Tote in den USA im Zusammenhang mit Opioiden gab, hat sich die Zahl, laut dem Centers for Disease Control and Prevention, 2020 mehr als verdoppelt. Der Aufwärtstrend macht auch vor Deutschland nicht Halt und wird von Rapper:innen weiter befeuert. Viele junge Menschen sehen ihre Lieblingsmusiker als Vorbilder und leben ihre Musik nach. Die Idole rappen von Tramadol, Tilidin und Oxycodon. Klar, versucht man neben dem Joint, auch mal diese Drogen zu bekommen. Da sie offiziell nicht illegal, sondern nur verschreibungspflichtig sind, lassen sie sich einfach mitführen, ohne Angst vor der Polizei. Die Zahl der jungen Menschen (15-20 Jahren) in Deutschland, die sich Opioide verschreiben lassen, ist von 100.000 Tagesdosen (2017) auf drei Millionen im Jahr 2019 angestiegen. 

Die neue Deutschrap-Welle

In den letzten Jahren ist die Hörerschaft der Musikrichtung Deutschrap deutlich gewachsen. Vor allem junge Menschen hören die teilweise drogen- und gewaltverherrlichende Musik. Rapper:innen kommen oft aus sozialen Brennpunkten und verarbeiten in ihrer Musik selbst Erlebtes. Capital Bra erzählt in einem Interview mit Strg F von seiner Suchterfahrung mit Tilidin und dass er es jetzt (2020) bereue, die Droge so populär gemacht zu haben. Er habe in dem Moment kein Vorbild sein wollen. Die spätere Einsicht ist ein guter Schritt, jedoch sollten sich Rapper:innen bewusst über ihren starken Einfluss auf die Jugend sein.  

Was tun als Lehrkraft?

Der gesteigerte Konsum findet sich in jeder sozialen Schicht, daher ist es wichtig, als Lehrkraft Aufklärungsarbeit zu betreiben und die Jugendlichen für das Thema zu sensibilisieren. Es ist schwierig, anhand von Verhalten auf eine konkrete Sucht zu schließen. Dazu wäre ein sehr enger Kontakt nötig und häufig fehlen Lehrer:innen die Kapazitäten, um diesen zu jedem Schüler zu halten. Daher ist die beste Chance, die Klasse im Ganzen aufzuklären. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. hat sich in ihrer Informationsreihe über die gebräuchlichsten Drogen und Suchtsubstanzen auch mit Opiat- und Opioid-Schmerzmitteln beschäftigt. In dem Beitrag erfahrt ihr, was diese Schmerzmittel genau sind, was sie gefährlich macht und wie eine Sucht entsteht. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stellt Informationen zur wirksamen Suchtvorbeugung im Schulkontext vor.

 

Habt ihr schonmal Erfahrungen mit suchtkranken Schüler:innen oder Kolleg:innen gemacht? Erzählt uns davon in der Kommentarspalte.

ZDB und Bundesverband der Fernstudienanbieter gehen neue Kooperation ein

Die Zukunft Digitale Bildung gGmbH und der Bundesverband der Fernstudienanbiete e.V. wollen künftig gemeinsam für eine nachhaltige Veränderung des Bildungssystems eintreten.
Von
Redaktion
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October 2022
6.10.2022
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Berlin. Die Zukunft Digitale Bildung gGmbH und der Bundesverband der Fernstudienanbiete e.V. wollen künftig gemeinsam für eine nachhaltige Veränderung des Bildungssystems eintreten. Um genau dieses Thema geht es auch beim Zukunftskongress des Bundesverbands, der am Mittwoch den 9. November in vollständig digitaler Form stattfinden wird.

Die Veranstaltung richtet sich an Entscheidungsträger aus Bildungsunternehmen, PädagogInnen aber auch politische Vertreter und natürlich auch Vertreter anderer Verbände. Geplant sind zwei große Veranstaltungs-Panels mit Vorträgen und anschließenden Diskussionsrunden zu den Themen „Zukunft der Arbeit“ und „Politik & digitale Bildung – Bremse oder Wegbereiter?“.

Zukunftsforscher Tristan Horx wird die Runde am Vormittag mit einem „Future Talk“ beginnen. Seit seinem 24. Lebensjahr steht Tristan Horx als Speaker aus der Generation Y auf internationalen Bühnen. Als Referent auf internationalen Bühnen polarisiert er und regt zum kritischen Diskurs an. In seinem Beitrag „Zukunft der Bildung“ wirft Horx einen Blick auf die kommenden Jahre. Er wird unter anderem über die Macht von Megatrends sprechen, den Gesellschaftswandel beleuchten und eine neue Sinnökonomie in Bezug auf die Zukunft der Arbeit vorstellen.

Mit der zweiten Präsentation von Dr. Lutz Goertz, Leiter Bildungsforschung am mmb Institut - Gesellschaft für Medien- und Kompetenzforschung mbH, soll es am Nachmittag weitergehen. Das mmb Institut versteht sich als Denkwerkstatt und Impulsgeber für die Innovation von Bildung und Lernen. Vor diesem Hintergrund forscht und berät es zu den Themen Digitalisierung & Lernen, Bildungsmärkte & EdTech, Technologien & Standorte, Qualifikationen & Kompetenzen sowie Arbeitsmarkt & Berufe. Goertz wird in seinem Beitrag auf aktuelle Ergebnisse der „Trendstudie mmb Learning Delphi“ eingehen. „EduTuber“ und „Micro Learning“ werden ebenso Thema sein wie das Themenfeld der digitalen Prüfungen.

Der Bundesverband der Fernstudienanbieter e. V. (bis Oktober 2020 Forum DistancE-Learning) ist im November 2003 aus dem seit 1969 bestehenden Deutschen Fernschulverband e. V. hervorgegangen. Seit der Gründung des Fachverbandes vor mehr als 50 Jahren, unterstützt der Verband nachhaltig die Etablierung einer lernenden Gesellschaft.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, zwischen den Panels ist ausreichend Raum für digitales Netzwerken vorgesehen. Hier geht’s zur Anmeldung.

GEW und VBE fordern Investitionen gegen Lehrkräftemangel

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) haben im Kontext des gestrigen Weltlehrertags zu mehr Investitionen im Bildungsbereich aufgerufen.
Von
Marcel Kunzmann
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October 2022
6.10.2022
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Berlin. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) haben im Kontext des gestrigen Weltlehrertags zu mehr Investitionen im Bildungsbereich aufgerufen. In einer gemeinsamen Presseerklärung forderten die Verbände insbesondere, gegen den akuten Lehrermangel vorzugehen. So fehlten im laufenden Schuljahr schätzungsweise 20.000 bis 30.000 Lehrkräfte. Perspektivisch könnte diese Lücke laut VBE-Berechnungen bis 2035 auf bis zu 160.000 anwachsen.

Maike Finnern, Vorsitzende der GEW, formuliert die gemeinsame Forderung an die Politik: „Politik muss den Lehrkräfteberuf wieder attraktiver machen. Nur so können mehr junge Menschen für diesen wunderbaren, sinnstiftenden Beruf gewonnen werden. Lange Arbeitszeiten und hohe Arbeitsverdichtung führen häufig in die Krankheit: Das schreckt junge Leute bei der Berufswahl ab. Wir müssen den Teufelskreis aus hoher Belastung durch Lehrkräftemangel und Lehrkräftemangel durch hohe Belastung durchbrechen. Dafür sollen beispielsweise die Arbeitszeit gesenkt, die Klassen kleiner und der Gesundheitsschutz verbessert werden. Um die wichtigen und richtigen Reformen wie Ausbau des Ganztags und der Inklusion zu stemmen, müssen in den Schulen zudem mehr multiprofessionelle Teams aus Sozialarbeiter:innen, Erzieher:innen und Lehrkräften gebildet werden. Die pädagogischen Fachkräfte wollen diese Entwicklung gestalten. Politik muss sie dabei unterstützen, indem sie gute Rahmenbedingungen schafft - Politik darf diese gesellschaftlichen Reformen nicht mit der Schuldenbremse und durch Untätigkeit vor die Wand fahren.“

Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE, fügt, mit Blick auf die Rolle der Lehrkräfte hinzu: „Die Krisen, die wir derzeitig erleben, verdeutlichen den besonderen Stellenwert, den Lehrkräfte in einem demokratischen Gefüge innehaben. In Zeiten wie diesen, in denen Reichsbürger und sogenannte Querdenker den „Tag X“ und damit den Umsturz unserer Demokratie herbeisehnen, in denen Despoten auf bestialische Weise ihre imperialistischen Großmachtphantasien umsetzen und die Welt in Atem halten und die Klimakrise die Welt vor wortwörtlich existenzielle Herausforderungen stellt, wird eine gute Bildung als Basis für den Erhalt und die Weiterentwicklung unserer Demokratie immer bedeutsamer. Mit ihr steht und fällt somit auch Teilhabe für alle, Frieden, Menschenrechte und nicht zuletzt: unsere Freiheit. Aber Bildung braucht Menschen, die sie vermitteln. Es sind die Lehrkräfte, die den Wandel und die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft gestalten. Ich kann nur an die Politik appellieren, diesen Weckruf zu erhören, ausreichend Personal zur Verfügung zu stellen und Lehrkräfte, ihrer zentralen Rolle entsprechend, angemessene Würdigung und gute Arbeitsbedingungen zukommen zu lassen.“

Die GEW und VBE vertreten als unabhängige Gewerkschaften die Interessen von Pädagoginnen und Pädagogen in Deutschland.

Welttag der Lehrerinnen und Lehrer – Schulalltag weltweit

Am 5. Oktober wird der Welttag der Lehrerinnen und Lehrer gefeiert. Wie unterschiedlich sieht dieser Beruf für Menschen in verschiedenen Ländern der Welt aus?
Von
Julia Wessner
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October 2022
5.10.2022
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Am 5. Oktober  ist der Welttag der Lehrkräfte. Dieser Tag wurde erstmals 1994 von der UNESCO ausgerufen und wird seitdem jedes Jahr gefeiert. Das Ziel dieses Welttages ist es, das Ansehen der Lehrer:innen weltweit zu steigern und auf ihre verantwortungsvolle Rolle in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. 

Aktuelle Herausforderungen für Lehrer:innen

“Die Transformation der Bildung beginnt mit Lehrer:innen”, so lautet das diesjährige Motto des Welttages. Die UNESCO ruft auf, dass dieser Tag in aller Welt gefeiert werden soll. Auch in Deutschland sind damit viele Menschen gemeint, fast 800.000 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten hierzulande an Schulen. Der Lehrberuf gilt als einer der wichtigsten Berufe der Welt. Lehrer:innen prägen Kinder von klein auf und die Art, wie sie mit ihren Schüler:innen umgehen, wirkt sich sogar positiv oder negativ auf deren Intelligenzquotienten aus. Diese Arbeit ist vor allem in Zeiten wie diesen, in denen es zahlreiche Krisen gleichzeitig gibt, nicht immer einfach. Als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind innerhalb kurzer Zeit über 150.000 ukrainische Kinder an deutsche Schulen gekommen. Diese Ausnahmesituation verstärkte das längst bekannte große Problem des Lehrermangels, wodurch es schon seit Jahren zu ernstzunehmenden Einschränkungen im Schulbetrieb kommt. Zudem hat die COVID-19-Pandemie deutlich gemacht, dass die Digitalisierung in deutschen Schulen noch lange nicht so weit fortgeschritten ist, wie es nötig wäre.Trotzdem gehört das Lehramtsstudium seit Jahren zu den beliebtesten Studiengängen in Deutschland.

Eine Schule in Lateinamerika

Lehrer:innen weltweit

Der Beruf des Lehrers beinhaltet in anderen Teilen der Erde ganz andere Herausforderungen als in Deutschland und Europa. In Subsahara-Afrika hatten in den Jahren 2017 und 2018 nur 44 Prozent der Grundschulen Zugang zu Trinkwasser und nur 34 Prozent konnten Strom nutzen. Die Unzufriedenheit in Deutschland über die fehlende Digitalisierung in den Schulen zeigt in Bezug auf diese Zahlen, wie unterschiedlich die Herausforderungen im Schul- und Lehreralltag sind. Ein anderes Extrem ist der Alltag an Schulen in chinesischen Städten. Das chinesische Schulsystem gilt als hart, aber erfolgreich. Bei PISA-Studien sind chinesische Regionen wie Shanghai oder Jiangsu kaum zu schlagen. Für Bildungsequipment und passende Ausstattung werden von Shanghai enorme Mittel zur Verfügung gestellt. Nach Angaben aus dem Jahr 2010 wurden fast 6 Billionen US-Dollar, 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, in Bildung investiert. Viele chinesischen Schüler:innen wohnen schon ab der 7. Klasse in der Schule. Der Grund dafür ist, dass die Schultage dort extrem lang sind. Teilweise können diese von 7:30 Uhr bis 22:20 Uhr dauern. Danach noch nach Hause zu den Eltern zu fahren, ist oft schlichtweg nicht möglich. Zudem wird an einigen Schulen auch am Wochenende unterrichtet. Trotz dieser langen Tage gehen deutsche Lehrer:innen immer wieder gerne nach China. Sie lernen dort einen ganz anderen Schulalltag kennen, bekommen oft schneller mehr Verantwortung und verdienen teilweise ein bisschen besser als in Deutschland.   

Dass es grundsätzliche Probleme gibt, wird schon bei einem Blick auf die Ausbildung vieler Lehrer:innen deutlich. Laut einer Studie der UNESCO hat weltweit jede zehnte Lehrkraft keine entsprechenden Qualifikationen. In Subsahara-Afrika haben sogar nur 64 Prozent der Grundschullehrer:innen eine Lehrerausbildung. 

Lehrerinnen und Lehrer haben also rund um die Welt sehr unterschiedliche Alltage und Probleme. Dennoch haben sie alle die Gemeinsamkeit, dass sie Lehrer:innen sind und mit ihnen “die Transformation der Bildung beginnt”. Zusammen feiern Lehrer:innen deshalb auf der ganzen Welt an diesem fünften Oktober den internationalen Welttag der Lehrer und Lehrerinnen. 

Bildung, Bits & Bäume: TU Berlin lud zum digitalen Lernfestival

Letztes Wochenende hat das digitale Lernfestival zum Thema Nachhaltigkeit und Digitalisierung stattgefunden.
Von
Ida Hinze
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October 2022
4.10.2022
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Berlin. Das zweitägige Festival “Bildung, Bits & Bäume” hat am 30. September und 1. Oktober in der TU Berlin stattgefunden. Dort konnten Bildungsinteressierte von Studierenden und Dozierenden pädagogischer Studiengänge über Schulleitungen und Lehrkräften bis hinzu Schüler*innen teilweise kostenlos teilnehmen. Gemeinsam haben sie an Ideen für zukunftsfähige Schulen in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit gearbeitet.

Nach dem Vorbild der Bits & Bäume Bewegung soll das Lernfestival Vernetzungen im Bildungsbereich schaffen und festigen. Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind allgegenwärtige Themen, die unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen. Die Engagements zur Nachhaltigkeit sollen Klima- und Umweltkrise entgegenwirken. Zudem solle die Digitalisierung so gestaltet werden, dass Chancen- und Bildungsgleichheit besteht und digitale Partizipation auch in der Schullandschaft gestärkt wird.

Der erste Tag stand unter dem Motto Inspiration. Schulklassen waren ab 9 Uhr zum Soft-Opening eingeladen, um in zahlreichen Workshops zu erkunden, wie digitale Unterrichtsgestaltung und Bildung für nachhaltige Entwicklung möglich werden kann. Das Festival eröffnete um 14 Uhr die Schülerin Samira Ghandour, welche aktiv das  SV-Bildungswerk sowie Friday For Future mitgestaltet. Das Programm enthält vielfältige Workshops, ein Repair Café oder auch Yoga, Massagen und Resonanz- und Ruheräume. Der Abend hielt ein Panel zum Thema “Wie kann Schule unterstützen, die Welt zu retten?” bereit und regte das anschließende Networking an. Das Highlight “Volle Halle — die Klimashow, die Mut macht” schloss den Tag ab.

Am Samstag lag der Fokus auf den Mitmachmöglichkeiten. Workshops, Talks & Panels wurden fortgeführt und um Werkstätten ergänzt. Im Ideenlabor wurden interaktiv mit Nachhaltigkeitsakteuren, Bildungsanbietern und den Besucher*innen konkrete Projektideen ausgearbeitet, wobei die Top 5 Ideen Preise gewinnen konnten und auch weiterhin Unterstützung in Form von Coaching-Sessions und Check-ins zugesichert bekommen. 

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Veranstaltung einen spielerischen Umgang mit Nachhaltigkeit und Digitalisierung innerhalb der Bildungslandschaft ermöglicht.

Mal eben Lehrer werden

Angesichts des bundesweiten Lehrermangels in Deutschland sind Quereinsteiger eine beliebte Ergänzung. Wie ihr den Lehrerberuf auch ohne passendes Studium ergreifen könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Von
Anna Schröder
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October 2022
3.10.2022
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Seit Jahren existiert ein Lehrkräftemangel in Deutschland. Das neue Schuljahr startet mit tausenden nicht besetzten Stellen. Ausfälle, Verkürzung des Stundenplans und sogar die Verlagerung von Lehrkräften an bedürftige Schulen werden zum Alltag. Zudem prognostiziert die Kultusministerkonferenz für die Zukunft einen starken Anstieg an Schüler:innen. Ein sprunghafter Anstieg von Lehramtsstudent:innen, gerade in den dringend benötigten Fächern wie Mathematik oder Naturwissenschaften, ist nicht in Sicht. Deshalb versuchen immer mehr Schulen, Quereinsteiger anzuwerben. In Berlin beträgt der prozentuale Anteil von Quereinsteigern bei den Neuanstellungen für das Schuljahr 2019/20 bereits über 60 Prozent. 

Doch wie sieht der Weg für Quereinsteiger überhaupt aus? Lehrer News gibt euch ein paar Ideen an die Hand und hilft bei der Beantwortung der Frage, ob und wie der Quereinstieg für euch möglich ist.

Quereinsteiger – Der Weg ins Berufsleben

Welche Schulen kommen infrage?

Grundsätzlich darf man als Quereinsteiger an jeder Schule außer an Förderschulen unterrichten. Einige Bundesländer schließen jedoch manche Schulformen für Quereinsteiger aus. Besonders schwer fällt es, an der Grundschule einen Platz als Lehrkraft ohne Lehramtsstudium zu bekommen. Hier liegt ein besonderer Fokus auf der pädagogischen Komponente. Diese Arbeitsplätze sollen deswegen speziell dafür ausgebildeten Personen vorbehalten werden. Ausnahmen gelten in den Fächern Kunst, Musik und Sport. Hier dürfen auch geeignete Seiten- bzw. Quereinsteiger unterrichten.

Welche Voraussetzungen muss ich als Quereinsteiger mitbringen?

Die klassische Ausbildung zur Lehrkraft läuft über das Lehramtsstudium ins Referendariat und schließlich zur Staatsexamenprüfung. Sobald solche klassisch ausgebildeten Lehrer:innen von Schulen nicht angeworben werden können bzw. nicht in der Region vorhanden sind, dürfen Schulen auch Seiten- oder Quereinsteiger einstellen. Diese müssen einen nicht lehramtsbezogenen Hochschulabschluss mitbringen, der das ausgeschriebene Fach repräsentiert bzw. beinhaltet. Eine pädagogische Komponente muss im Studium nicht enthalten sein.

Der Einstieg

Da die Regelungen für den Einstieg von Seiten- und Quereinsteiger:innen in den Lehrerberuf von den Bundesländern getroffen werden, gibt es regionale Unterschiede. In Bayern beispielsweise ist es kaum möglich, als nicht-ausgebildete Lehrkraft eine Stelle als Lehrer:in zu bekommen. Dementsprechend ist der Gesamtanteil in dem Bundesland mit 0,4 Prozent sehr gering. Generell sind zwischen zwei Varianten zu unterscheiden. In der ersten Variante erfolgt die Qualifizierung durch ein vorangehendes Referendariat bzw. einen Vorbereitungsdienst, der sich zeitlich im Rahmen von 18-24 Monaten bewegt. Am Ende des Vorbereitungsdienstes steht meist eine Prüfung, die mit dem Staatsexamen gleichzusetzen ist.

Die zweite Variante führt direkt in den Beruf, wird jedoch von einer Ausbildung mit abschließender Prüfung, die ebenfalls dem Staatsexamen entspricht, begleitet. Dazu haben sich die Bundesländer individuelle Lösungen überlegt, um die angehenden Lehrkräfte auf ihrem Weg zu unterstützen. Berlin, das Bundesland mit dem größten Lehrkräftemangel im Bereich der MINT-Fächer, stellt den frisch gebackenen Lehrer:innen einen Paten an die Seite, um durch eine begleitete Einführung in den Beruf die Lehrerqualität zu sichern. 

Seiten- oder Quereinsteiger:in – Was denn jetzt?

Die Begriffe Quereinsteiger und Seiteneinsteiger:innen werden häufig synonym benutzt. Sie unterscheiden sich jedoch, je nach Einstieg in den Lehrerberuf. Quereinsteiger ist man, wenn man zunächst das Referendariat absolvieren muss, bevor man voll selbstständig unterrichten darf. Als Seiteneinsteiger kann man direkt in den Beruf einsteigen, wird jedoch meist berufsbegleitend unterstützt. Welcher Einstieg für einzelne Personen möglich ist und in welcher Form berufsbegleitende Maßnahmen getroffen werden, ist abhängig vom Bundesland.

Chancen und Herausforderungen 

Quer- und Seiteneinsteiger:innen sind heutzutage an Schulen gerne gesehen. Der Lehrermangel spitzt sich zu und kann durch einen leichten Einstieg in den Job – auch für Menschen ohne absolviertes Lehramtsstudium – bekämpft werden. Die Anteile von Quer- oder Seiteneinsteiger:innen unterscheiden sich extrem zwischen den Bundesländern. Die Bandbreite geht von null bis 60 Prozent – und das, obwohl sich bundesweit der Lehrermangel zuspitzt. Die Politik sollte darüber nachdenken, Hürden bundesweit zu bestimmen oder ein Mindestmaß an Eintrittsmöglichkeiten in den Lehrerberuf festlegen. Eine weitere Herausforderung ist, die pädagogische Komponente nicht zu vernachlässigen und zum Beispiel aus reinem Mangel heraus unqualifizierte Personen als Lehrkräfte arbeiten zu lassen. Gerade an Grundschulen wird, laut dem Friedrich Verlag, von Problemen mit Quereinsteigern berichtet. Die Kritik bezieht sich vor allem auf die didaktischen Methoden, aber auch auf die pädagogischen Fähigkeiten. Bei allen Chancen, welche die Einsteiger bieten, steht dem Bildungssystem mit einer Menge von wenig ausgebildeten Lehrkräften auch eine Herausforderung bevor. 

Habt ihr schon Erfahrungen mit Quereinsteiger:innen gemacht oder könnt selbst von euren Erfahrungen als Quereinsteiger:in berichten?

Mehrere Erasmus-Projekte ausgezeichnet

Zum 35-jährigen Bestehen des Erasmus Programms werden einzelne Projekte mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt.
Von
Anna Schröder
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October 2022
2.10.2022
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Bonn. Auf der Fachtagung des Pädagogischen Austauschdienstes sind am 26. September mehrere Auszeichnungen an Erasmus-Projekte vergeben worden. Diese wurden durch Stefanie Hubig, Bundesbeauftragte im EU-Bildungsministerrat, vergeben anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Organisation. Es werden innereuropäische Projekte gewürdigt, die aktuelle Themen wie digitales Lernen und Lehren, Nachhaltigkeit und interkulturellen Austausch aufgreifen und praktisch umsetzen. 

Das Erasmus+ Programm setzt sich seit 35 Jahren für den kulturellen Austausch von Bildungseinrichtungen, wie Schulen und Universitäten ein ein.

eTwinning ist ein Portal, das Schulpartnerschaften innerhalb Europas durch Informations- und Kommunikationstechnologien fördert. Durch die deutsche eTwinning-Koordinierungsstelle wird ein Preis verliehen. Lehrkräfte sowie Schüler:innen können das Siegel für herausragende Projektarbeiten in den Bereichen digitaler Austausch oder neue mediendidaktische Ansätze erhalten. Dieses Jahr haben zehn Schulen den Preis durch den pädagogischen Austauschdienst (PAD) des Sekretariats der Kultusministerkonferenz und den Kultusministerien verliehen bekommen. 

Unter dem Namen ‚Success Stories‘ werden vom PAD Erfolgsgeschichten aus den Erasmus+ Projekten ausgezeichnet. Hierbei werden insbesondere Projekte mit den Schwerpunkten Inklusion, Umwelt, digitale Bildung und demokratische Bildung berücksichtigt. Dieses Jahr wurden 16 Erfolgsgeschichten hervorgehoben. 

Der europäische Preis für innovativen Unterricht zeichnet besondere Lehr- und Lernmethoden sowie Engagement von Bildungsfachleuten, Lehrpersonal und Schulen in Europa aus. Unter anderem wurde die Erich-Kästner Grundschule in Leipzig dieses Jahr für das Projekt „Childhood in a box“ ausgezeichnet. Das Projekt vernetzt Spanien, Italien, Griechenland, die Slowakei, die Techische Republik und Deutschland über Schulen, welche kulturell geprägte Lernboxen erstellen und diese austauschen. Über diese Art von Austausch wird den Kindern eine neue Kultur nahegebracht, zum Beispiel über neue Spiele, Alltagsrituale, Kochbücher und so weiter. Neben dem Projekt „Childhood in a box“ wurden noch drei weitere ausgezeichnet.

Darüber hinaus werden mit dem europäischen Sprachensiegel Innovationen im Sprachunterricht sowie herausragende Projekte, besonders im Hinblick auf Erasmus, ausgezeichnet. Dieses Jahr werden sechs Projekte ausgezeichnet mit Themen wie die Verbesserung von Sprachenlernen über Information- und Kommunikationstechnologien sowie digitale Medien, Sprachenlernen und Förderung von Gerechtigkeit sowie aktiver Bürgerschaft und die berufliche Weiterentwicklung von Sprachlehrern.

Durch die Preise werden interkulturelles sowie didaktisches Engagement gewürdigt. Das Erasmus+ Programm wird, wie in den letzten 35 Jahren, auch in Zukunft die Bildung in der Welt fördern.

”FindMyTool” – Digitalisierung leicht gemacht

Die Plattform “FindMyTool” soll Lehrer:innen bei der Unterrichtsgestaltung und Digitalisierung helfen. Aber was kann die Webseite wirklich?
Von
Julia Wessner
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October 2022
1.10.2022
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Die Anzahl an unterschiedlichen digitalen Helfer-Tools, die es momentan für Lehrer:innen gibt, ist riesig und wächst immer weiter. Darüber den Überblick zu behalten kann sehr kompliziert werden und viel Zeit in Anspruch nehmen. Um dieses Problem zu beseitigen und Lehrer:innen die Nutzung von Online-Tools zu erleichtern, wurde “FindMyTool” erfunden.  

FindMyTool –  Was steckt dahinter?

Die Plattform bietet eine einfache Möglichkeit,  digitale Tools zu finden und nutzen zu können. Es handelt sich dabei um eine kooperative Sammlung digitaler Tools. Die Webseite funktioniert nach dem Prinzip “Von allen - Für alle”. User:innen können die Tools, die sie für gut befinden, einfach auf “FindMyTool” hochladen, damit alle von ihren Erfahrungen profitieren. Durch dieses System umfasste “FindMyTool” nur neun Monate nach Gründung schon 800 Online-Plattformen.  

Tools, Filter und Kategorien

Die unterschiedlichen Tools sind in 34 Kategorien unterteilt, unter anderem in “Organisieren und Verwalten”, “Lesen und Lesematerial” und “ Technikhacks”. Hat der User die Auswahl dadurch eingegrenzt, werden ihm die unterschiedlichen Webseiten, die zu der Kategorieauswahl passen, angezeigt. Zu jeder Seite gibt es einen Satz, der die Funktion dieser kurz zusammenfasst. Ein Klick auf die ausgewählte Seite und schon ist man auf der gewünschten Webseite. Es werden Seiten zu fast allen Themen vorgestellt, zum Beispiel “Worksheet digital”, ein Plattform, auf der Lehrer:innen ein interaktives Arbeitsblatt erstellen können. Die Schüler:innen füllen dieses einfach auf ihren Smartphones oder Tablets aus und die Ergebnisse werden digital auf den Computer der Lehrkraft geschickt. 

Auch zum Thema Verwalten und Organisieren finden sich auf “FindMyTool” zahlreiche Angebote. Neben Webseiten wie “Sitzplatzgenerator” wird hier auch “Classroomscreen” aufgezählt. Diese Webseite besitzt 19 verschiedene Funktionen, welche die Unterrichtsgestaltung vereinfachen sollen, zum Beispiel lässt sich dadurch schnell eine unkomplizierte Umfrage durchführen. 

Es gibt verschiedene Arten von Tools. Über einen Filter kann der Nutzer einstellen, ob er nur die Tools sehen möchte, die ohne Anmeldung zugänglich sind und ob er nur jene sehen will, die für Desktop- oder Mobilgeräte geeignet sind. Einige Tools sind kostenpflichtig, auch das kann gefiltert werden. 

Die Plattform “FindMyTool” kann sehr hilfreich für Lehrer:innen sein, die versuchen, ihren Unterricht digitaler zu gestalten und mit den unzähligen Online Tools überfordert sind. Auch Lehrkräfte , welche die Unterrichtsplanung und Verwaltung der Klasse vereinfachen wollen, werden von der Webseite profitieren. 

Habt ihr schon Erfahrungen mit “FindMyTool” gemacht? Schreibt es gerne in die Kommentare.

1 + 2 = 5? – Lernstörungen erkennen und bekämpfen

Habt ihr schon erlebt, dass Schüler:innen gar nicht das vorlesen, was im Text steht oder sich vor der einfachsten Matheaufgabe drücken? Dann seid ihr vielleicht auf jemanden mit einer Lernstörung gestoßen. Förderbedarf erkennen und dementsprechend handeln!
Von
Anna Schröder
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September 2022
30.9.2022
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Bibbern, wenn im Unterricht Vorlesen ansteht, stotternd versuchen eine Rechenaufgabe an der Tafel zu lösen – Situationen, die einige Kinder in Deutschland kennen. Lernstörungen sind ein weit verbreitetes Problem, welches mit viel Scham verbunden ist und oft nicht früh genug entdeckt wird. Lehrkräfte sind die erste Instanz, die solche Schwierigkeiten erkennen können. Dieser Artikel stellt euch am heutigen Tag der Legasthenie und Dyskalkulie verschiedene Störungsbilder vor und informiert über Diagnostik sowie Hilfsangebote. 

Lernstörungen im Überblick

Der Begriff Lernstörung fasst verschiedene neurologische Entwicklungsstörungen zusammen. Die bekanntesten sind: 

  • LRS (Lese-Rechtschreibschwäche)
  • Legasthenie (Lese-Schreibstörung)
  • Dyskalkulie (Rechenschwäche)

Sie ziehen sich durch alle Altersklassen und Gesellschaftsschichten, wobei sozial schwache Menschen aufgrund mangelnder Förderung häufiger von LRS betroffen sind. Natürlich hat nicht jedes Kind, das Angst vorm Vorlesen oder Probleme beim Rechnen hat, eine Lernstörung. Daher ist es umso wichtiger, die Anzeichen richtig zu deuten und insbesondere als Lehrer:in für das Thema sensibilisiert zu sein. Wie der Name schon sagt, zeigen sich Lernstörungen beim Lernen, also auch und vor allem im Unterricht. 

Lese-Rechtschreibschwäche oder Legasthenie – Ist das nicht dasselbe?

Die Begriffe verschwimmen in Deutschland und werden oft fälschlicherweise synonym verwendet. Legasthenie ist gleichbedeutend mit einer Lese-Rechtschreibstörung – nicht mit einer LR-Schwäche. Laut ICD-10 ist das Hauptmerkmal der Legasthenie, dass sie nicht auf Umweltfaktoren, wie beispielsweise mangelnde Förderung, oder visuelle sowie auditive Schwierigkeiten zurückzuführen ist. Forschende gehen von einer genetischen Disposition aus, da Legasthenie häufig vermehrt innerhalb betroffener Familien vorkommt. Allerdings sollte man bei der Beurteilung Vorsicht walten lassen und bedenken, dass eine Lese- oder Schreibstörung auch isoliert auftreten kann. 

Anzeichen 

Den Stempel ‘Lernstörung’ sollte man Kindern nicht vorschnell aufdrücken – gleichzeitig ist es wichtig, auf Anzeichen achten. LRS und Legasthenie werden nur nach Auslösern unterschieden. Die immer unterschiedlich ausgeprägten Symptome sind identisch. Dazu gehören stockendes und langsames Lesen ohne inhaltliches Verständnis des Textes, das 

Auslassen, Vertauschen oder Weglassen von Wörtern beim Lesen, viele Rechtschreib-, sowie Grammatikfehler und die Verwechslung von form- oder lautähnlichen Buchstaben. Die Dyskalkulie zeigt sich durch Wissenslücken bei Benennung und Schreiben von Zahlen, Verwechslung von Rechenoperationen und Probleme sie auf Textaufgaben anzuwenden, ein lautliches Verständnis von Zahlen (dreiundvierzig = 34/ einhundertvier = 1004). Häufig sind die Kinder frustriert, dass es einfach nicht klappt wie bei den Anderen, daher kann auch eine Lernverweigerung ein Symptom sein. Ausführliche Listen über Symptome der Dyskalkulie und Legasthenie stellt der Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie bereit. Der Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie stellt ausführliche Listen der Symptome für Dyskalkulie und Legasthenie bereit. Da die Symptome, vor allem bei LRS und Legasthenie, auch bei einer Störung der Sinnesorgane auftreten können, ist dringend eine vollständige Diagnostik von Mediziniern sowie Psychotherapeuten notwendig. 

Förderungsmaßnahmen 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Kinder und Jugendliche mit Lernstörungen zu fördern. Welche Maßnahmen ergriffen werden, hängt auch vom Grad der Schwere sowie der Ursache für die Störung ab. Den Antrag für sonderpädagogische Unterstützung stellen meist die Eltern – in Ausnahmefällen auch Lehrkräfte. Es gibt die Möglichkeit, eine Sonderschule zu besuchen oder Förderungsmaßnahmen innerhalb allgemeiner Schulen wahrzunehmen. Welche Förderungsmaßnahmen ergriffen werden, entscheidet jedoch am Ende die Schulaufsichtsbehörde anhand eines Gutachtens. Dieses wird von einer Lehrkraft unter Einbezug einer schulärztlichen Untersuchung erstellt und gibt eine Handlungsempfehlung aus pädagogischer Sicht. 

Was passiert, wenn Eltern sich querstellen?

Nicht alle Eltern können akzeptieren, dass ihr Kind mehr Unterstützung benötigt als andere. Bei Verdacht einer Lernstörung wird zunächst zum Gespräch gebeten. Wenn Eltern wiederholt nicht auftauchen, kann das Jugendamt eingeschaltet werden. Eine andere Möglichkeit ist, dass Eltern sich ausdrücklich gegen den Entschluss der Klassenkonferenz aussprechen. Dies hat jedoch keinen Einfluss darauf – es wird weiterhin die Empfehlung einer Beantragung sonderpädagogischer Maßnahmen erfolgen. Sie haben jedoch die Option, eine Überprüfung des Entschlusses durch die zuständige Schulaufsichtsbehörde zu verlangen. Wenn Eltern der Aufforderung zur Beantragung sonderpädagogischer Förderung nicht nachkommen, kann die Schule diese Aufgabe übernehmen und die Weigerung der Eltern im Antrag festhalten. 

Inklusion

Wenn die Förderung an der allgemeinen Schule erfolgen soll, werden die Maßnahmen speziell an den Bedarf der Schüler:innen angepasst. Es wird durch Lehrkräfte ein Konzept erstellt, welches helfen soll die Schüler:innen durch den Unterricht zu begleiten. Einen Leitfaden zur Erstellung solcher Maßnahmen findet ihr hier unter Punkt fünf: “Formen und Orte sonderpädagogischer Förderung”. Leider klappt es nicht immer, die Schüler in diesem Rahmen ausreichend zu fördern. Wenn Kapazitäten fehlen, Schwierigkeiten in der Umsetzung auftreten oder schlichtweg das Angebot nicht ausreicht, wird eine Sonderschule empfohlen.  

Erkennen, Ansprechen und Handeln

Kinder mit Lernstörungen werden jeder Lehrkraft in ihrem Berufsleben über den Weg laufen. Gerade in der Schule können die verschiedenen Krankheitsbilder entdeckt und erste Maßnahmen ergriffen werden. Auch wenn Vorsicht vor einem zu schnellen Urteil geboten ist, ist der Austausch mit Eltern und Kollegen bei Verdacht dringend nötig. Es gibt mehrere Möglichkeiten den Kindern ein angepasstes Arbeitsumfeld zu bieten. 

Beratung, Informationen und Weiterbildungen zu dem Thema findet ihr beim Bundesverband Legasthenie & Dyskalkulie. Hier findet ihr Infos für Lehrkräfte, die auch Früherkennungsmaßnahmen und Testempfehlungen beinhalten. Falls ihr euch über weitere Einschränkungen des Lenverhaltens informieren wollt, haben wir hier einen Beitrag zu ADHS bei Schüler.

Habt ihr schon Erfahrungen mit Lernstörungen und dahingehend uneinsichtigen Eltern gesammelt? Was könnte bei den Förderungsmaßnahmen besser laufen? Lasst dazu gerne einen Kommentar da.

Von der Schulleiterin zur Fortbildnerin: Ein Interview mit Alexandra Wendler

Die ehemalige Grundschulrektorin Alexandra Wendler versteht sich als Expertin auf vielerlei Gebieten, die den Lehrberuf betreffen.
Von
Vitali Borissov
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September 2022
29.9.2022
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Der Lehrerberuf ist voller Herausforderungen – heutzutage mehr denn je. Neben Kampfworten wie Überlastung, Digitalisierung, Inklusion, Heterogenität von Klassen und Lehrermangel sind auch konkrete Teilaspekte wie die Lehrer-Schüler-Beziehung bedeutenden Wandlungen unterworfen, wodurch sie zunehmend anspruchsvoller und nervenaufreibender für Lehrkräfte werden. Kein Wunder also, dass das Thema Schulstress inzwischen groß geschrieben wird. Fast jede zweite Lehrkraft kann nach der Arbeit schlecht abschalten. Sie geben an, sich selbst nach der eigentlichen Arbeitszeit noch mit Schwierigkeiten in der Schule zu beschäftigen. Viele fühlen sich mit den Problemen alleine gelassen und/oder sich ihnen nicht gewachsen. 

Seitens der Schule ist es schwierig, Unterstützung zu erhalten. Hier springt die ehemalige Schulleiterin Alexandra Wendler in die Bresche. Bis vor einem Jahr hat sie eine Frankfurter Grundschule geleitet und nun leitet sie eine Spannbreite an Fortbildungen zu Themen wie Fehlerkultur, Digitalität und Resilienz. In unserem Lehrer News-Interview spricht sie über die Einflussnahme von Lehrkräften auf die Persönlichkeitsbildung von Schüler:innen, über das Dasein als Lernbegleiter:in, ihren eigenen Werdegang zur Fortbildnerin und dass eine Lehrperson nicht nur stur “Dienst nach Fahrplan” machen müsse. Durch ihre Fähigkeit, den Lehrberuf gekonnt retrospektiv zu beleuchten und Schlüsse aus ihrem reichen Erfahrungsschatz zu ziehen, lassen sich Erkenntnisse für Lehrkräfte aller Jahrgänge, Schulformen und Altersgruppen gewinnen. 

Elternabend – aber stressfrei

Wie ihr eure Elternabende möglichst stressfrei für alle Beteiligten gestalten könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Von
Anna Schröder
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September 2022
28.9.2022
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Viele Lehrkräfte, insbesondere junge und unerfahrene, kommen ins Schwitzen, wenn der Elternabend ansteht. Jährlich oder sogar halbjährlich kommen Erziehungsberechtigte, Betreuer und Klassenlehrer:innen zusammen, um Aktuelles oder Schwierigkeiten der Klasse zu besprechen. Die Themen sind so vielfältig wie die Kinder selbst, daher gibt es keinen genauen Fahrplan. Aber wie kann man solche Elternabende für sich und die Eltern angenehm gestalten?

Tipps und Tricks gegen Stress beim Elternabend

Häufig werden an Elternabenden Probleme angesprochen. Probleme mag niemand und es fällt den meisten Menschen schwer, sachlich darüber zu sprechen und am Ende einen Lösungsansatz zu finden. Da die meisten Eltern nur die Schüler:innen-Perspektive kennen, kann man als Lehrer:in schnell das Gefühl bekommen, die Eltern seien gegen einen. Manchmal ist das keine Einbildung. Es treffen zwei Fronten aufeinander. Schnell geht die Stimmlautstärke hoch und Emotionen kochen über. Eltern drohen manchmal sogar mit Anwälten und Lehrkräfte projizieren ihr schlechtes Bild der Eltern auf die Schüler:in. Um genau das zu verhindern, haben wir ein paar Tipps parat. 

1. Die nötige Vorbereitung

Wenn ein Elternabend stressfrei ablaufen soll, müsst ihr bereit sein, Zeit zu investieren. Eine gute Vorbereitung ist das A und O. Ihr könnt bereits im Unterricht den Elternabend thematisieren und Themenvorschläge der Schüler:innen annehmen und euch Problemen, eventuell auch in Einzelgesprächen, annähern. So seid ihr auf mögliche Themenanstöße der Eltern vorbereitet und könnt vielleicht sogar direkt mit Lösungsvorschlägen antworten.

Als eine weitere Vorbereitungsmaßnahme könnt ihr eine Checkliste anfertigen, damit auch bloß nichts vergessen wird. Hierauf könnt ihr eure persönlichen Vorbereitungsmaßnahmen festhalten, zum Beispiel: Einladungen verschickt? Rückmeldung erhalten? Vorbereitung der Inhalte & Struktur, Namensschilder erstellen, ggf. Materialien für Elternratswahlen bereitstellen.

2. Raumgestaltung

Schmierereien an der Tafel und geknüllte Zettelchen in jeder Ecke sind ein echtes No-Go für einen Elternabend. Also heißt es, aufräumen. Eine schöne Raumatmosphäre trägt zu einer guten Gesprächsatomsphäre bei, passend zum Anlass. Je nach Engagement lassen sich Tischkritzeleien mit Snacks und Süßigkeiten überdecken. Das trägt zur guten Laune bei allen Parteien bei. Auch hier versuchen Fettnäpfchen zu vermeiden und darauf achten, dass für jeden was dabei ist, zum Beispiel auch allergikerfreundliche oder vegane Snacks.

3. Angemessene Kommunikation

Das wohl wichtigste Tool an einem solchen Abend: die richtige Art und Weise miteinander zu sprechen. Zunächst ist wichtig, sich vor Augen zu führen: Ihr strebt einen Dialog an, keinen Monolog. Ein einseitiges Gespräch mit Vortragscharakter sollte beidseitig vermieden werden. Ihr könnt Eltern, die zu solchen Monologen neigen, stoppen und dazu auffordern, mal jemand anderes zu Wort kommen zu lassen.

Inhaltlich sollte man die Probleme der Eltern annehmen, ernst nehmen und vor allem nicht verneinen. Die schlimmsten Reaktionen provoziert ihr mit Unverständnis oder gar Lachen. Kommuniziert sachlich, lasst euch selbst nicht provozieren und versucht deeskalierend zu wirken, z.B. durch eine ruhige und geduldige Gesprächsführung. Bei komplexeren Gesprächen ist es durchaus sinnvoll, einen Notizblock zu verwenden. Dadurch könnt ihr jeden Gesprächsaspekt im Gedächtnis behalten und die Eltern sehen, dass ihr die Diskussion bzw. die verschiedenen Meinungen wertschätzt. Insgesamt sollte ein respektvoller, lockerer aber dennoch professioneller Umgang gepflegt werden. Dazu gehören eine respektvolle Empfangnahme sowie Verabschiedung. Nehmt euch hierfür Zeit, damit sich jedes Elternteil gesehen und respektiert fühlt.

So stressfrei wie möglich

Natürlich knallt es schnell, wenn es um das Wohl des eigenen Kindes geht. Deswegen sind Elternabende oft mit Stress und Angst seitens der Lehrkräfte verbunden. Wenn ihr euch an diesen Tipps und Tricks orientiert, kann von eurer Seite aus nichts mehr schief gehen. Lasst nicht den Kopf hängen, wenn auch die liebevollste Kommunikation manche Streithähne nicht verstummen lässt. Habt ihr häufiger Probleme mit Eltern oder Betreuern am Elternabend oder macht ihr euch meistens mehr Stress als nötig? Schreibt es in die Kommentare.

Schule abgeschlossen – Was nun?

Die Zeit nach der Schule ist für viele junge Menschen aufregend, aber auch herausfordernd. In einer Welt voller Möglichkeiten müssen sie eine wichtige Entscheidung treffen.
Von
Julia Wessner
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September 2022
27.9.2022
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Die Zeit nach der Schule ist für viele junge Menschen nicht einfach. Während einige Schüler:innen schon einen ganz klaren Plan haben, in welche Richtung ihre spätere Karriere gehen soll, sind andere erst einmal ratlos. Um Lehrer:innen dabei zu unterstützen, den Schüler:innen in dieser Situation zu helfen, führen wir im Folgenden einige mögliche Wege auf, welche die Schüler:innen nach der Schule gehen können.

Fertig mit der Schule – was jetzt? 

Die Schulzeit ist vorbei und plötzlich läuft nicht mehr alles so geregelt wie vorher. Das erste Mal in ihrem Leben müssen sich die jungen Menschen aktiv mit ihrer Zukunft auseinandersetzen. Während es bis zu diesem Zeitpunkt immer die Stabilität der Schule gab, fällt diese jetzt weg. Die Entscheidung, die sie nun treffen müssen, ist eine sehr wichtige und ebenso schwierige, beeinflusst sie doch ihr restliches Leben stark. Im Jahr 2019 wussten 46 Prozent der Abiturienten nicht, was sie nach der Schule machen wollen. Die Auswahl ist für die meisten riesig, so können sie alleine unter 19 000 verschiedenen Studiengängen wählen. Durch verkürzte Schulzeiten und den Wegfall von Wehr- und Zivildienst sind viele Schulabgänger zudem noch sehr jung. Als Lehrer:in kann man den Schüler:innen diese Entscheidung nicht abnehmen. Wichtig ist es aber, ihnen klar zu machen, welche Möglichkeiten sie jetzt haben.  

Freiwilligendienst

Will sich ein Schüler oder eine Schülerin erst einmal nicht langfristig festlegen, besteht die Möglichkeit ein freiwilliges soziales oder ein freiwilliges ökologisches Jahr zu machen. Hierbei handelt es sich jeweils um einjährige Programme. Durch die Teilnahme an einem der sozialen Jahre können sich junge Menschen entweder in einem sozialen oder einem umweltorientierten Beruf ausprobieren. Die Freiwilligendienste beginnen jeweils am 1. September. Potentielle Teilnehmer müssen die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben und unter 28 Jahre alt sein. 

Wer sich dafür nicht interessiert, kann den Bundesfreiwilligendienst leisten. Dieser ist der Nachfolger des Zivildienstes und bietet Menschen in unterschiedlichsten Einrichtungen die Möglichkeit, sich sozial, ökologisch oder kulturell zu engagieren. Dadurch haben junge Menschen die Chance, einen Beruf erst einmal kennenzulernen, ohne sich langfristig festzulegen. Ein vorgeschriebenes Einstiegsdatum gibt es nicht. Sowohl bei den freiwilligen Jahren, als auch bei dem Bundesfreiwilligendienst werden meistens monatliche Taschengelder in Höhe von 200 bis 500 Euro gezahlt. 

Erst einmal ins Ausland

Viele junge Menschen möchten nach dem Schulabschluss auch erst einmal reisen. Um das teilweise zu finanzieren, bietet sich zum Beispiel Work and Travel an. Durch phasenweises Arbeiten, hauptsächlich in Aushilfs- und Gelegenheitsjobs, wird hierbei der Auslandsaufenthalt teilfinanziert. Auch der Job als Au-pair ist beliebt. Dabei lebt man in einem anderen Land in einer Gastfamilie und kümmert sich um die Kinder und den Haushalt. In einigen Ländern, zum Beispiel in der Schweiz und in den Niederlanden, herrscht eine Agenturpflicht für Au-pairs, der Aufenthalt muss also über eine zugelassene Agentur organisiert werden. 

Studium und Ausbildung

Der häufigste Weg, welcher nach der Schule eingeschlagen wird, ist der des Studiums. Die Zahl der Schulabgänger, die sich für ein Studium entscheiden, wächst seit langer Zeit. Haben sich im Jahr 2000 noch 33,3 Prozent der Schüler:innen eines Jahrgangs dazu entschieden, zu studieren, lag diese Zahl 2021 schon bei 55,8 Prozent.

Weiß man bereits, dass man direkt nach der Schule studieren oder eine Ausbildung machen möchte, ist die Auswahl der Studiengänge oder Ausbildungsberufe riesig. Im Internet finden sich zahlreiche Tests um herauszufinden, welcher Studiengang oder welche Ausbildung am besten zu einem passt. Oft hat man daraufhin eine ungefähre Idee, in welche Richtung es gehen soll. Um sich sicher zu sein, eignet sich ein Praktikum in dem angestrebten Beruf, um Praxiserfahrung zu sammeln. Diese Form der Ausbildung dauert mehrere Jahre und ist, sofern abgeschlossen, eine gute Einstiegsqualifikation für einen späteren Job. 

Es ist völlig normal, wenn Schüler:innen nach der Schule erst einmal überfordert sind und nicht wissen, wie es direkt weitergehen soll. Es gibt viele unterschiedliche Wege, die sie dann einschlagen können, je nachdem, wo die eigenen Interessen und Fähigkeiten liegen. Wenn ihre Lehrer:innen ihnen diese unterschiedlichen Möglichkeiten aufzeigen, die sie nun haben, sind die Schüler:innen gut auf die Zeit nach dem Schulabschluss vorbereitet. 

Kommentiert gerne eure Tipps, wie man Schüler:innen in dieser Zeit weiterhelfen kann. 

Wiener Klassik gemischt mit Battle-Rap? Beethoven neu erleben

Ein Brüderpaar versucht Kindern klassische Kulturinhalte mittels moderner Technologie näherzubringen. Das Beethoven-Haus in Bonn wird zum Gaming-Studio.
Von
Vitali Borissov
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September 2022
26.9.2022
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„Für solche Schweine spiele ich nicht!“, rief Ludwig van Beethoven einst, als ein junger hochnäsiger Graf während eines Konzerts nicht aufhörte, sich zu unterhalten. Jetzt ist es möglich geworden, sich virtuell mit Beethoven zu unterhalten. Die Brüder Arthur und Victor Abs wollen mit innovativen Mitteln einen neuen Zugang zu klassischen Kulturinhalten schaffen. Mit ihrem Projekt "Beethoven Opus 360" geschieht die Wissensvermittlung über interaktive Medien. Sogenannte Virtual-Reality-Brillen lassen Schüler:innen eintauchen in eine längst vergangene Welt… oder in eine moderne Welt mit alten Gesichtern? 

Wenn Kinder kein Musikinstrument erlernen, ist es äußerst selten, dass sie  Berührungspunkte zu klassischer Musik entwickeln. Durch soziale Medien ist die Aufmerksamkeitsspanne junger Leute ohnehin nachweislich und deutlich zurückgegangen, weshalb sich kaum jemand eine zeitintensive Sinfonie anhört. Weitaus gängiger ist eine Neigung zum Hip-Hop, der nicht erst seit Kurzem en vogue ist. Bei “Beethoven Opus 360” begegnen sich diese zeitlich und geschmacklich weit auseinander liegenden Sphären auf Augenhöhe. Hip-Hop wird als Medium des Geschichtenerzählens in eben dieser Form genutzt, um die bewegende Biografie eines Ludwig van Beethovens zu verpacken. Die Musik dieser Generation ist in dieser Sonderausstellung die Art und Weise, um das Genius eines vergangenen Jahrhunderts vorzustellen – nicht von oben herab, sondern interaktiv. 

Bis zum 26. September können im Bonner Beethoven-Haus alle Interessierten die VR-Herausforderung annehmen, Beats und Rap Lines bestimmen und so das Publikum für sich und vor allem für Beethoven gewinnen. Hier der Trailer.

Demnächst gehen die Gründer Arthur und Victor Abs mit dem Spiel auf Tour. Geplant sind Stationen in Leipzig, Hamburg, Köln und Wien (Haus der Musik Wien, 1. März bis 16. April 2023). In den kommenden Jahren soll “Beethoven Opus 360” Halt an diversen Schulen und weiteren Bildungs- und Kulturinstitutionen machen. Entwickelt und konzipiert wurden die Sonderausstellung und das Spiel von der gemeinnützigen Bildungsinitiative agon e.V., deren ehrenamtliche Vorsitzenden Arthur und Victor Abs sind, in Kooperation mit dem Beethoven-Haus sowie mit Unterstützung zahlreicher weiterer Partner, unter anderem der Commerzbank-Stiftung. 

In fünf Schritten zur gelungenen Unterrichtsvorbereitung

Die Unterrichtsplanung frisst Zeit wie sonst kaum etwas im Lehrerberuf. Hier sind fünf Schritte gespickt mit nützlichen Tipps und Tricks.
Von
Vitali Borissov
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September 2022
26.9.2022
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Die Unterrichtsvorbereitung gilt als eine der zeitaufwendigsten Aufgaben des Lehrerberufs. Das selbstständige Erarbeiten inhaltlicher Konzepte innerhalb des Lehrplans sowie die einhergehenden didaktischen und methodischen Entscheidungen überfordern vor allem viele junge Lehrkräfte. Die Planung des Weges, der zum geforderten Lernziel führt, birgt Herausforderung und Risiken, zum Beispiel in Form von Detaillverliebtheit und mehrstündigen Überlegungen für eine 45-minütige Unterrichtseinheit. Rechnet man dies auf einen Gesamtaufwand hoch, so bleibt einer Lehrperson keinerlei Freizeit mehr. 

Um dem vorzubeugen, stellt Lehrer News fünf Tipps in chronologischen Schritten vor, mit denen man die Zeit zur Unterrichtsvorbereitung drastisch verkürzen kann. 

1) Sich einen langfristigen Überblick verschaffen

Hinter dem ersten Tipp, der selbsterklärend und einfach klingt, verbirgt sich mehr als man denkt. Es geht darum, einen halbjährigen kalendarischen Plan zu erstellen, bei dem nicht die Unterrichtsinhalte einer konkreten Stunde eingetragen werden, sondern wann wichtige schulische (und außerschulische) Ereignisse anstehen, die mit einem zeitlichen Mehraufwand verbunden sind. Wann müssen die Noten gesetzt sein? Wann sind Elternabende und Lehrerkonferenzen? Hinzu kommen Feiertage und Ferien, Prüfungstermine. Dies ist vonnöten, um ein Bild davon zu bekommen, wann wie viel Zeit für mögliche Unterrichtsplanungen ansteht. Dieser langfristig gedachte Plan bietet demnach auf einen Blick eine Antwort auf die Frage: Wann bleibt wie viel Zeit zum Planen? Es hilft dabei, sich einen Überblick zu verschaffen, der über den konkreten wöchentlichen Stundenplan hinausgeht. Das passiert nämlich im nächsten Schritt. 

2) Sich einen wöchentlichen Überblick verschaffen

Ein zentraler Schritt der Unterrichtsvorbereitung ist die Erstellung eines Plans, in welchen Schritten der Unterricht stundenübergreifend verlaufen soll. Der Wochenrhythmus ist der klassische Planungstakt. Es bieten sich für die Unterrichtsvorbereitung Hilfsmittel wie Planungsraster oder Stundenzettel an, um regelmäßige Unterrichtsabläufe festzulegen. Apps wie Teachis jede Menge bieten hierfür jede Menge hilfreiche Features.
Man muss hierbei nicht jede Stunde bereits ins letzte Detail ausplanen. Es geht vielmehr darum, einen kreativen Einstieg zu finden und den weiteren Verlauf entlang bestimmter Lernziele einzutragen. Wichtig ist hierbei, dass der Verlauf realistisch eingeschätzt wird und bestenfalls eine oder zwei Pufferwochen eingerechnet werden. Macht man die erhofften Fortschritte, kann man bereits früher mit dem nächsten Themenbereich beginnen. Ansonsten bleibt immer genug Zeit, damit alle inhaltlich auf den nötigen Stand kommen. Außerdem darf sich eine Lehrperson nicht scheuen, eine Lektion mit einem ähnlichen Einstieg, wie zuvor zu beginnen. Man braucht nicht das Rad neu erfinden und sich stundenlang den Kopf über die ersten zehn Unterrichtsminuten zerbrechen. Einen gelungenen Einstieg kann man gut und gerne von der Methode her in den nächsten Stunde wiederholen. 

3) Die Planung möglichst lokal und zeitlich einschränken

Natürlich ist die Vorstellung, gar keine Vorbereitungsarbeit mit nach Hause zu nehmen, eine Utopie. In den Ferien bieten sich solche Planungen an. Trotz alledem kann es hinsichtlich des Planungsrhythmuses hilfreich sein, wenn man sich zum Vorbereiten der nächsten Woche immer einen bestimmten Tag herausnimmt. Ein Donnerstag bietet sich hierfür beispielsweise an, weil sich bis dahin die Fortschritte der Woche ziemlich genau bestimmen lassen. Bestenfalls geschieht diese Planung im Schulgebäude, um die Grenze zwischen Arbeitszeit und Freizeit nicht verschwimmen zu lassen. Die Schule ist dein Arbeitsplatz und dort gehören, wenn schon nicht Korrekturen, so doch die Unterrichtsvorbereitungen hin. Man bindet sich als Lehrkraft hierdurch an eine bestimmte Taktung und verfällt weniger dem Verlangen und der Not auch außerhalb der vorgeschriebenen Zeit, nervenaufreibende Stunden mit Vorbereitungsgedanken zu verbringen. Des Weiteren kann sich anbieten, einen Tag (im Monat oder in der Woche bzw. gar in den Ferien) fast vollends für das Vorkopieren einzuplanen, um nicht ständig kurzfristig zum Kopierer huschen zu müssen. Stattdessen kann man vor Beginn der Stunde mühelos aus einem Ordner seine vorbereiteten Kopien nehmen und diese austeilen. 

4) Kein Arbeitsblatt ist perfekt 

Im nächsten Schritt geht es darum, die Unterrichtsstunden nicht mit Leben, sondern mit Inhalt zu füllen. Im Internet gibt es zahlreiche Plattformen, die didaktisch gut aufbereitetes, unabhängiges und vertrauenswürdiges Material anbieten. Zum Beispiel Bildungsserver, Tauschbörsen, Blogs, Foren oder Online-Angebote von Verlagen. Diese Quellen müssen genutzt werden. Es gibt im Netz unglaublich viele tolle Ideen, Anregungen, Materialien etc. für jeden Unterricht. Andererseits kann dieser Fundus an (digitalen) Medien überwältigend werden. Schnell kann man in diesem Sumpf versinken, zum Beispiel auf der Suche nach einem perfekten Arbeitsblatt . Eine Lehrperson darf keine Scheu haben, auch mal einen Schlussstrich zu ziehen und das am ehesten passende Material zu benutzen. Auf keinen Fall sollte man damit beginnen, eigene Arbeitsblätter zu erstellen, wenn man nicht Unmengen an Zeit zur Verfügung hat. Keiner verlangt, dass Du jedes einzelne Arbeitsblatt neu gestalten musst oder Du neues Material herstellst. Es gilt, sich auf die vorhandenen Materialien zu beschränken. Vor allem Lehrkräfte, die mit jüngeren Schüler:innen zu tun haben, verfallen oft und gern einem Bastelwahn. Hierbei könnte es ein Trick sein, das Basteln im Unterricht zu verankern und die Kinder mithelfen zu lassen. 

5) Die Routine weiter optimieren 

Läuft alles wirklich wie geschmiert oder kommt mir das nur so vor? Herrscht Optimierungsbedarf? Das Hinterfragen von bewährten Materialien und Abläufen ist eine grundlegende Kompetenz, die über die Unterrichtsplanung allein hinausgeht. Es bedarf hin und wieder neuer Impulse, hin und wieder mal einer ungeplanten Stunde. Ein gewisses Maß an Improvisierungskunst – das wissen Lehrkräfte nur zu gut – gehört auch zum Lehrerdasein. Es ist also wichtig, sich auch einen gewissen Spielraum und kreative Freiheit zu genehmigen. Ungeachtet dessen ist es jedoch von höchster Priorität herauszufinden, ob immer alle notwendigen Unterlagen, Materialien, Hilfsmittel etc. zur Hand sind. Welchen Unterrichtseinstieg sollte man mal überdenken? Wo gab es zuletzt Störungen im Betriebsablauf? 

Kommentiert gern eure Tipps und Tricks, mit denen ihr euch den Vorbereitungsalltag erleichtert und teilt eure Meinung.

Digitalisierung auf dem Stundenplan – Sind neue Schulfächer nötig?

Häufig wird in der Bildungspolitik die Einführung des Fachs “Programmieren” diskutiert, um Schüler:innen auf die digitale Zukunft vorzubereiten. Doch wie sinnvoll ist das und was braucht es, um der Digitalisierung gerüstet entgegenzutreten?
Von
Anna Schröder
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September 2022
23.9.2022
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Ob endlose Exceltabellen für den Chef durchgehen oder mal eben schnell eine Bescheinigung der Krankenkasse bereitstellen – für viele Sachen muss ein digitales Gerät genutzt werden. Heutzutage findet man kaum noch Berufsfelder, die keine digitale Kompetenz voraussetzen. Im Zuge der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung unserer Gesellschaft stellt sich die Frage, wann unser Bildungssystem dementsprechend aktualisiert wird. Damit ist ausnahmsweise mal nicht die digitale Ausstattung oder Verwendung von technischen Hilfsmitteln gemeint, sondern die Anpassung des Stundenplans an die Herausforderungen der digitalen Zukunft.

Programmieren als Unterrichtsfach

 »Ich glaube, dass die Fähigkeit zum Programmieren eine der Basisfähigkeiten von jungen Menschen wird, neben Lesen, Schreiben, Rechnen«. Wie hier Angela Merkel auf der Deutsch-Französischen Digitalkonferenz 2016 in Berlin, fordern viele, ‘Programmieren’ als Unterrichtsfach einzuführen. Schon seit 1997 fördert Estland IT-Unterricht unter dem Projektnamen Tiger-Leap, zu deutsch Tigersprung. Dem ist es wohl auch geschuldet, dass heute estländische Kinder schon in der Grundschule Programmierunterricht haben. Im Vordergrund steht die Logik dahinter zu verstehen und nich so sehr, komplexe Programme zu bauen. Die frühe Förderung im Bereich Digitalisierung scheint sich auszuzahlen: In Estland gibt es die meisten erfolgreichen Start-Ups pro Einwohner.

Doch wie sieht es in Deutschland aus? Das Schulfach Informatik kann an einigen Schulen belegt werden – ist jedoch fast nirgendwo ein Pflichtfach. Der deutscheLehrer, Jan Weiss, klagt gegenüber dem Unternehmen Intel, dass große Unterschiede zwischen den digitalen Kompetenzen von Kindern bestehen. Häufig sei der Großteil mit Tablets und Smartphones vertraut, jedoch fehle das Können am PC. Zudem gebe es immer ein paar Kinder, „die nicht einmal wissen, was ein @-Zeichen ist.“ Diese digitale Ungleichheit muss aufgearbeitet werden. Außerdem ist es wichtig, die Kinder auf berufsbegleitende Geräte und Programme vorzubereiten, wie der Computer sowie Word und Excel. 

Programmieren reicht nicht

Das große Problem ist: Programmieren selbst hat wenig mit der digitalen Realität zu tun. Es ist natürlich wichtig, die Entstehung sowie die Prozesse hinter einem Programm zu verstehen, jedoch hat vor allem ein naiver Umgang mit dem Internet weitreichende Folgen. Daher sollte eine weitreichende Medienkompetenz vermittelt werden und nicht vorrangig das Implementieren von Programmen. Die CSU fordert 2021 eine Ergänzung der Unterrichtsfächer um die Fächer ‚Programmieren‘ aber auch ‚digitale Wirtschaft‘. In dem Fach digitale Wirtschaft würden sich die Schüler:innen mit Wirtschaftszweigen auseinandersetzen, die mit der Digitalisierung verbunden sind. Die Förderung soll aber nicht erst in der Schule ansetzen, sondern bereits im Kindergarten. Dazu soll eine bundesweite Bildungsplattform Videokonferenzen und digitales Lernmanagement ermöglichen.

Digital werden ist Ländersache

Da die Lehrpläne zu 80 Prozent von den Ländern beschlossen werden, muss hier eine Erweiterung der Unterrichtsfächer angestoßen werden. Die Schulen selbst bzw. die Lehrkräfte haben unter anderem wegen des Lehrermangels schlichtweg keine Zeit sich mit der Erstellung eines Lehrplans zu beschäftigen ­–­ auch wenn viele die Notwendigkeit sehen. Zusätzlich gibt es wenig qualifiziertes Personal, um ein weiteres Unterrichtsfach hinsichtlich digitaler Kompetenz zu unterrichten. Während Personal ausgeglichen werden muss, müssten sich gleichzeitig Lehrkräfte fortbilden lassen, um den Anforderungen der neuen Fächer zu genügen. Vielleicht bleibt deswegen auch eine konkrete Forderung nach neuen Unterrichtsfächern in der Koalition aus. Der oft genannte Digital Pakt ist der Hauptakteur im politischen Handeln hinsichtlich Digitalisierung an Schulen. Hier steht jedoch die Ausstattung mit digitaler Technik im Vordergrund. Durch die Verwendung der Technik sollen digitale Kompetenzen vermittelt werden. Das reicht jedoch nicht, um Schüler:innen gegen die vielfältigen Herausforderungen der digitalen Welt zu wappnen. Welche Unterrichtsfächer haltet ihr für sinnvoll?

Weshalb viele Lehrkräfte überlastet sind: 4 Gründe, wie sich das äußert & Hilfsmaßnahmen

“Lehrer, die haben einen easy Job, halbtags arbeiten, lange Ferien, das ist beneidenswert.” Ungefähr so ist das Bild, das viele Menschen, die selbst keine LehrerInnen sind, vom Lehrerberuf haben. Die Realität sieht anders aus...
Von
Redaktion
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22
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September 2022
22.9.2022
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“Lehrer, die haben einen easy Job, halbtags arbeiten, lange Ferien, das ist beneidenswert.” Ungefähr so ist das Bild, das viele Menschen, die selbst keine LehrerInnen sind, vom Lehrerberuf haben. Die Realität sieht anders aus, tatsächlich sind viele LehrerInnen überlastet.

Erschöpfung und Burnout im Arbeitskontext sind mit ungünstigen Erlebens- und Verhaltensmustern assoziiert. Diese ungünstigen Muster zeigen sich bei LehrerInnen durch die spezifischen Anforderungen des Lehrerberufes besonders häufig. Häufiger als bei Berufen, die man normalerweise mit großer Belastung assoziiert, z.B. Pflegeberufe oder unter ExistenzgründerInnen. Dies konnte eine großangelegte Studie zeigen, welche die Belastungssituation im Lehrerberuf sowie die Entwicklung von Unterstützungsmaßnahmen an ca. 20000 LehrerInnen, Lehramtsstudierenden und Referendaren untersuchte.

Diese Belastungen sorgen für hohe Raten frühzeitiger Pensionierungen und Dienstunfähigkeit unter LehrerInnen, als Folge von psychischen und psychosomatischen Problemen. Fast ironisch klingt dann die Tatsache, dass die Inanspruchnahme professioneller Unterstützung in Form von Psychotherapie eine Gefährdung der Verbeamtung zur Folge haben kann. Doch wodurch genau sind diese ungünstigen Muster geprägt, welche dazu führen, dass LehrerInnen belastet sind, und das in einem solchen Ausmaß? Und was kannst du tun, wenn du selbst überlastet bist?

Ob psychische Probleme entstehen, hängt vom individuellen Umgang mit beruflichen Herausforderungen ab. Hier kann zwischen zwei Erlebens- und Verhaltensmustern unterschieden werden, welche im Arbeitskontext ungünstig sind.

  1. Selbstüberfordernder Umgang

LehrerInnen mit diesem Muster zeichnen sich durch ihr äußerst hohes berufliches Engagement aus. Die Arbeit stellt einen sehr wichtigen Teil des eigenen Lebens dar. Verausgabungsbereitschaft und Anforderungen an die eigene Person sind hoch. Gleichzeitig bestehen Probleme, sich zu distanzieren, was mit einer inneren Unruhe und Angespanntheit in Verbindung steht.

  1. Resignierter Umgang

Bei LehrerInnen mit diesem Muster ist das berufliche Engagement eher gering ausgeprägt, die Verausgabungsbereitschaft mäßig. Es besteht eine ausgeprägte Tendenz zur Resignation, da Probleme nicht offensiv bewältigt werden. Auch hier nehmen LehrerInnen eine innere Unruhe und Unausgeglichenheit wahr. Berufliches Erfolgserlebens bleibt aus, die allgemeine Lebenszufriedenheit ist gering.

Gründe, weshalb LehrerInnen überlastet sind

Doch was macht den Lehrerberuf eigentlich so anstrengend? Es handelt sich um verschiedene Anforderungen, deren Kombination zur Überlastung führen, wenn LehrerInnen ungünstig mit diesen Anforderungen umgehen.

  1. Die tagtäglichen Anforderungen an LehrerInnen zeichnen sich dadurch aus, dass sie total gegensätzlich sind:

Sie müssen sozial sensitiv sein, aber auch robust. Empathisch und ein partnerschaftliches Verhältnis zu Schülern pflegend, aber auch durchsetzungsfähig sein. Sich auf einzelne Schüler fokussieren, aber auch immer die ganze Klasse im Blick haben. Hohes Fachwissen besitzen, aber auch eine hohe pädagogische Eignung. Beruflich stark engagiert sein, aber auch starke Wurzeln im Privatleben haben.

  1. Außerdem müssen LehrerInnen während der Unterrichtszeit immer voll da und präsent sein. Ein Schüler braucht Hilfe, eine andere Schülerin filmt heimlich - es muss sich permanent auf verschiedenste Personen und Situationen eingestellt werden. Erholungsmöglichkeiten gibt es während der Unterrichtszeit kaum.
  2. Unterricht muss vorbereitet, Klassenarbeiten korrigiert, die Hausmeisterbeschwerde über Schüler x gelöst werden - es herrscht ein hoher Druck dadurch dass dauerhaft unerledigte Aufgaben anliegen. Es kommen zumal immer neue Forderungen und Veränderungen auf LehrerInnen zu. Die Pandemie sticht hier als Beispiel besonders anschaulich hervor, die viele LehrerInnen überlastet hat.
  3. LehrerInnen bereiten neue Generationen auf ihr künftiges (Berufs-) Leben vor, trotzdem erfahren sie einen Mangel an Anerkennung und Wertschätzung. Sei es durch Eltern, die sich immer häufiger gegen LehererInnen und Schule stellen, um den eigenen Nachwuchs bestmöglich dastehen zu lassen. Mangelnde Wertschätzung und fehlende Anerkennung kommt aber nicht nur von Seiten der Schüler und Eltern, sondern auch durch ihr soziales Netzwerk, das eventuell noch nicht erkannt hat, dass der Lehrerberuf kein entspannter Halbtagsjob ist. LehrerInnen erleben oft unzureichende soziale Unterstützung.

Doch wie äußert sich eigentlich der ungünstige Umgang mit beruflichen Belastungen, der dazu führt, dass sich LehrerInnen überlastet fühlen? Das kann sich in leicht depressiver Verstimmung, Grübeleien, Antriebsmangel, anhaltender negativer Stimmung oder hohem Stresserleben zeigen. Wenn LehrerInnen überlastet sind kann das aber auch in einem Burnout resultieren. Dann liegen folgende Symptome vor:

Ein Burnout umfasst drei Leitsymptome

  • Emotionale Erschöpfung: Sie stellt den Kern des Burnouts dar, und bedeutet eine Abflachung von emotionalem Erleben
  • Depersonalisation: andere Menschen, welchen im Arbeitskontext begegnet wird (Schüler / KollegInnen, Kunden / KlientInnen in anderen Arbeitsbereichen) werden nicht mehr als Mensch wahrgenommen, sondern als abzuarbeitende Punkte oder Probleme 
  • Misserfolgserleben: entweder durch tatsächlichen Misserfolg oder zu hohe Ansprüche an die eigene Leistung 

Menschen mit Burnout fühlen sich also ausgebrannt, ihre Leistungsfähigkeit fällt ab, bis hin zur Apathie. Außerdem können depressives und aggressives Verhalten sowie erhöhte Suchtgefährdung mit einem Burnout einhergehen.

Wenn LehrerInnen überlastet sind, und weiterhin den gleichen Umgang mit Belastungen zeigen, bleibt die Überlastung bestehen. Die hier beschriebene Studie fand über mehrere Messzeitpunkte statt – was sich zeigte war, dass ein Drittel der LehrerInnen, die zuerst einen gesunden Umgang hatten, später zu einem ungünstigen Umgang mit den Arbeitsbelastungen gefunden hatten. LehrerInnen die gleich einen ungünstigen Umgang zeigten kamen später nicht von alleine zu einem gesunden Umgang, sie blieben bei ihrem selbst-überforderndem Umgang oder rutschen in einen resignierten Umgang. Mit fortschreitendem Alter der untersuchten LehrerInnen zeigte sich außerdem eine progressive Verschlechterung.

Die gute Botschaft ist aber: Ein gesunder Umgang kann gefördert und erlernt werden. Er passiert aber nicht einfach so. Albert Einstein drückt es so aus:

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass ohne aktives Zutun auch keine Verbesserung zu sehen war.

Gesunder Umgang mit täglichen Herausforderungen für überlastete LehrerInnen

Schauen wir uns also zunächst an, wie ein gesunder Umgang mit beruflichen Überlastungen aussieht. Auch für LehrerInnen, die einen gesunden Umgang haben, nimmt die eigene Arbeit einen hohen Stellenwert ein, der berufliche Ehrgeiz ist ausgeprägt. Die Verausgabungsbereitschaft ist aber nur mäßig und hält sich ebenso wie das Perfektionsstreben im mittleren Bereich. Es besteht eine gute Distanzierungsfähigkeit und Probleme werden offensiv angegangen. Die Resignationstendenz ist gering. Gleichzeitig ist das allgemeine Wohlbefinden relativ hoch: Innere Ruhe und Ausgeglichenheit, Erfolgserleben im Beruf, eine hohe Lebenszufriedenheit und das Erleben sozialer Unterstützung sorgen dafür.

Und dieses gesunde beschriebene Muster zeigt verschiedene Ansatzpunkte auf, um einen besseren Umgang mit Belastungen zu erlernen. So gilt es, effektiv zu planen und die eigene Zeit zu managen. Gleichermaßen sollten Probleme systematisch gelöst werden. Dazu ist erforderlich, herauszufinden, was Stress auslöst, unter welchen Bedingungen das der Fall ist, was die Konsequenzen sind, und wie besser damit umgegangen werden kann. So kann zum Beispiel gemeinsam mit einer Psychologin geschaut werden, was alles getan werden kann, um dem eigenen Ziel im Rahmen dieser Probleme näher zu kommen. Außerdem kann die eigene Distanzierungsfähigkeit trainiert werden, um einen besseren Umgang mit Belastungen und daraus resultierenden schwierigen Gedanken und Gefühlen zu finden. Teils kann auch die Verbesserung von Beziehungen im sozialen Umfeld angebracht sein um mehr Unterstützung aus ebenjenem zu erfahren.

Solltest du Hilfe dabei benötigen einen nützlicheren Umgang mit deinen Belastungen zu finden, kann ich dich als Psychologin gerne unterstützen und auf deinem Weg zu einer höheren Arbeits- und / oder Lebenszufriedenheit begleiten. Mein Beratungsangebot kann unkompliziert online und ohne in-Kenntnis-Setzen deines (künftigen) Arbeitgebers in Anspruch genommen werden. Du kannst dich hier über mein Angebot informieren, und mir hier gleich eine Nachricht schreiben.

Ein Gastbeitrag von Nina Uffelmann. Nina lebt mit ihrer Familie in Dänemark, ist Psychologin (M.Sc.) und bietet Psychologische Beratung Online an. Neben ihrem Abschluss als Psychologin ist sie in Methoden der Acceptance Commitment Therapie weitergebildet.

Neues Schuljahr, alte Probleme?

Das neue Schuljahr hat begonnen. Welche Herausforderungen kommen jetzt auf die Schulen und Lehrer:innen zu?
Von
Julia Wessner
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September 2022
21.9.2022
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Mit Bayern ist Mitte September auch das letzte Bundesland in das neue Schuljahr gestartet. Lehrer:innen und Schüler:innen müssen sich mit alten Problemen, wie der COVID-19 Pandemie, sowie neuen Ausnahmesituationen, wie den Folgen des Ukraine-Krieges, auseinandersetzen. Wie gehen die Schulen mit diesen Situationen um?

Neues Schuljahr in Krisenzeiten 

In allen Bundesländern hat mittlerweile das neue Schuljahr 2022/23 begonnen. An Herausforderungen mangelt es nicht. Durch den anhaltenden Angriffskrieg Russlands in der Ukraine sind viele ukrainische Kinder nach Deutschland geflohen und gehen nun hier zur Schule. Ende August handelte es sich hierbei um mehr als 160.000 Schulkinder bundesweit. 

 

Diese Ausnahmesituation ist für alle Beteiligten nicht leicht. Viele der Kinder haben mit einem Kriegstrauma zu kämpfen, sind unruhig und unsicher. Unter anderem wissen sie nicht, wie lange sie überhaupt in Deutschland bleiben werden. Dadurch wird es für Lehrer:innen teilweise schwer diese Kinder zu unterrichten, zumal es oft eine Sprachbarriere gibt. 

Dauerbrenner: Lehrermangel 

Durch die zusätzlichen 160.000 Schülerinnen und Schüler wird auch ein anderes Problem wieder deutlich: der Lehrermangel. Nach Schätzungen des deutschen Lehrerverbandes fehlen zu Beginn des Schuljahres 2022/23 rund 40.000 Lehrer:innen. Tendenz steigend. Besonders dramatisch ist die Situation seit längerer Zeit in Berlin. Nur 60 Prozent der ausgeschriebenen Lehrstellen waren Anfang des letzten Schuljahres besetzt. Größere Klassen sowie die Streichung von Förderangeboten sind oftmals die Folge. 

Energiekrise soll Schulen nicht beeinträchtigen

Es gibt aber auch positivere Nachrichten zu Beginn des neuen Schuljahres. Von der derzeit sehr aktuellen Energiekrise sollen Schulen kaum betroffen werden. Schulen, zusammen mit Universitäten und Hochschulen, sind laut dem Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller “geschützte Kunden” und genießen bei der Versorgung mit Strom und Heizwärme oberste Priorität. 

Auch die Covid-19 Pandemie spielt eine weitaus geringere Rolle als noch vor einem Jahr. 

Trotz der vielen neuen und auch alten Probleme und Herausforderungen gibt es also auch positive Nachrichten zu Beginn des neuen Schuljahres.

Fünf Reclam-Klassiker für Schule und Freizeit

Passend zum Schulbeginn stellen wir euch Reclam-Klassiker und Neulinge für den Einsatz im Unterricht, aber auch für die private Lektüre vor.
Von
Anna Schröder
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September 2022
20.9.2022
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Passend zum Herbstanfang stellt Lehrer-News Neues und Altes aus dem Reclam-Sortiment vor. Von Schullektüre, Diskussionen aktueller Themen bis hin zur Philosophie ist alles mit dabei. Schnappt euch ein Reclamheft, einen Tee und genießt die windige Jahreszeit im Warmen. Und vielleicht findet ihr in unserer Liste ja auch die ein oder andere Unterrichtsidee… 

1. „Woyzeck“ von Georg Büchner

Zuerst ein absoluter Klassiker: „Woyzeck“ von Georg Büchner. Das fragmentarisch überlieferte Werk steht in den nächsten zwei Jahren bundeslandübergreifend auf der Abitur-Lektüreliste. Die Geschichte erzählt von einem Mord aus Eifersucht und dessen Hintergründe. Besonders interessant ist der Manuskript Charakter des Buches. Büchner hat die Reihenfolge mancher Kapitel vor seinem Tod nicht mehr final festlegen können, daher ist sie den Herausgebern überlassen. Das Buch ist in einer Text- und Studienausgabe für Schüler:innen verfügbar. Zusätzlich hat Reklam eine Lehrerausgabe herausgebracht. Hierin finden sich Sachanalysen, Stundenverläufe und Arbeitsblätter. LINKS

2. „Klimaethik“ von Dieter Birnbacher

Dieter Birnbacher ist ein deutscher Philosoph, der seinen Bachelor an der Cambridge University absolviert hat. Er spricht in diesem Reclamheft ein aktuelles Thema an: den Klimawandel, die Verursacher und welche Verantwortung der Westen zu tragen hat. Dieses Reclam-Heft ist nicht nur brauchbar für ein Selbststudium, sondern auch für den Unterricht geeignet. Es kann als Anstoß genutzt werden in gesellschaftsbezogenen Fächern eine Stunde rund ums Klima zu gestalten oder sich in Philosophie explizit mit den ethischen Aspekten von klimabeeinflussendem Handeln auseinander zu setzen.

3. „Give a boy a gun“ – Morton Rhue

Der amerikanische Gesellschaftsroman „Give a boy a gun“ ist eine literarische Montage aus Zitaten, Chatprotokollen, nachträglichen Stellungnahmen und Abschiedsbriefen. Das Buch handelt von den (fiktionalen) Schülern Brandon und Gary, deren angestaute Aggression in einen Amoklauf an ihrer Schule mündet. In einer semifiktionalen Recherche setzt sich der Autor mit betroffenen Lehrern, Schülern, Familienangehörigen und Tätern auseinander. Er arbeitet so das sensible Thema auf und verbindet es mit einer Systemkritik. Sein Können hat Morton Rhue bereits mit dem bekannten Roman „The wave“ zu deutsch „Die Welle“ bewiesen. Für das Buch sollten Schüler:innen das Englisch-Sprachniveau der Oberstufe erreicht haben.

4. „Was ist Bildung? ­­­– Eine Textanthologie“

Dieses Heft ist eine Sammlung von Texten rund um das Thema Bildung von Philosophen und Literaten. Bildung wird hier nicht im klassischen Sinne auf Schule oder die Universität bezogen, sondern eine weitblickende Perspektive aufgezeigt. Diese Texte sind etwas für jede Lehrkraft, die einmal aus ihrem Bildungskosmos ausbrechen willund neue Ideen zum Begriff ‚Bildung‘ bekommen möchte.

5. „Wie ich Schriftsteller wurde“ – Hans Fallada

Hans Fallada ist ein bedeutender Autor des 19ten Jahrhunderts. In der neuen, ansprechend gestalteten Reclam Ausgabe, welche auch online verfügbar ist, erzählt er von seinem Weg in den Beruf des Autors. Da die kurze Erzählung ursprünglich für seinen Sohn geschrieben wurde, werden die Straftaten, Süchte und Klinikaufenthalte in seinem Lebensweg von Fallada nicht erwähnt. Auch handelt sie nicht vom Schriftstellertum selbst, sondern nur von seinem Weg vom Landwirt und Zeitungsvertreter dorthin. Eine Geschichte darüber, wie man seine Bestimmung findet.

Was plant die Bundesregierung? Die Koalitionsziele im Bereich Bildung und Digitalisierung

Im 177-seitigen Koalitionsvertrag der Bundesregierung wurden konkrete bildungspolitische Maßnahmen und Ziele beschlossen.
Von
Vitali Borissov
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September 2022
19.9.2022
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Berlin. Der im Dezember 2021 unterzeichnete Koalitionsvertrag zwischen FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen hat sich auf dem Gebiet der Bildung ambitionierte Ziele gesetzt. Das von Bettina Stark-Watzinger (FDP) geleitete Bildungsministerium hat laut eines Entwurfs des Bundeshaushalts 2023 rund 20,6 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt bekommen – mit einem kontinuierlichen Wachstum bis zum Jahr 2026. Zum Vergleich: Der Verteidigungshaushalt 2023 beträgt rund 50,1 Mrd. Euro (plus Sondervermögen Bundeswehr in Höhe von 100 Mrd. Euro).

"Die Bildungsschere in Deutschland öffnet sich. Da ist der Staat gefragt, für mehr Bildungschancen zu sorgen. Der Bildungserfolg darf nicht von der sozialen Herkunft abhängen." - Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger in der ZEIT, 25. August 2022

Was plant die Bundesregierung? 

Im Bildungsbericht 2022 wird neben dem Personalmangel an Schulen und Kitas insbesondere die steigende Abhängigkeit des schulischen Erfolgs vom sozioökonomischen Status thematisiert. Um diese bedenkliche Entwicklung zu bekämpfen, wurde zuerst eine deutliche Erhöhung der öffentlichen Bildungsausgaben beschlossen. In zweiter Linie ist im Koalitionsvertrag eine neue Kultur der Bildungszusammenarbeit verankert. Angestrebt wird eine engere, zielgenauere und verbindliche Kooperation auf allen Ebenen. Das soll in Form eines Bildungsgipfels geschehen, bestehend aus einer Arbeitsgruppe von Bund, Ländern, Kommunen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Weitere Zentralisierungen sollen in Form einer Einrichtung einer Bundeszentrale für digitale Bildung und einer gemeinsamen Koordinierungsstelle für Lehrkräftefortbildung stattfinden. Letztere soll bundesweit Fort- und Weiterbildungsangebote vernetzen, Qualifikationen von Schulleitungen unterstützen, Austausch ermöglichen und arbeitsteilige Erstellung von Fortbildungsmaterialien  organisieren und fördern. Diese Qualifikationsoffensive im Bereich der dritten Phase der Lehrerbildung sieht einen Schwerpunkt in digitaler Bildung vor, eine Weiterentwicklung des Seiten- und Quereinstiegs sowie eine vereinfachte Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Die Einrichtung einer Bundeszentrale für digitale Bildung soll Betrieb und Vernetzung von Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schulen und Weiterbildung fördern. Demnach plant man die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für das Lernen und Lehren in der digitalen Welt. Ebenfalls wird die Entwicklung intelligenter, auch lizenzfreier Lehr- und Lernsoftware sowie die Erstellung von Positivlisten von datenschutzkonformer, digitaler Lehr- und Lernmittel gefördert. Passend zum Momentum, Kompetenzen in der Bundesregierung neu zu ordnen und vor allem zu bündeln, wird ein zentrales zusätzliches Digitalbudget eingeführt. Dieser soll  Digitalkompetenz, Grundrechte, Selbstbestimmung und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. 

Der Digitalpakt 2.0

Eines der wichtigsten bildungspolitischen Vorhaben umfasst vor allem die Modernisierung in Form eines Digitalbudgets unter anderem mit Hilfe des neu aufgesetzten Digitalpakts 2.0. Die Umsetzung des Vorgängers im Schulwesen wurde teils scharf kritisiert. Nach drei Jahren wurde bereits ein Großteil der 6,5 Mrd. Euro verplant. Unabhängig davon wurde der neue Digitalpakt mit einer Laufzeit von 2024 bis 2030 beschlossen. Insbesondere sind die nachhaltige Neuanschaffung von Hardware, der Austausch veralteter Technik sowie Gerätewartung und Administration geplant. Das soll die Förderung der digitalen Lernmittelfreiheit für Schüler:innen zur Folge haben. 

Die Notwendigkeit einer weitreichenden Digitalisierung in Schulen ist nicht zuletzt durch die langanhaltende Corona-Pandemie in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. Auch das anhanltende Problem der Chancenungleichheit will die Regierungskoalitionangehen. Ein Hindernis hierbei: Die Verteilung der Fördergelder aus dem bestehenden Digitalpakt verläuft nach wie vor schleppend. Bürokratische Hürden sollen durch den Digitalpakt 2.0 abgebaut werden und die Digitalisierung beschleunigen. Der flächendeckende Aufbau einer zeitgemäßen digitalen Bildungsinfrastruktur hat für die Bundesregierung einen immensen Stellenwert. Es gilt, das Klassenzimmer zu digitalisieren, die Lehrkräfte dahingehend weiterzubilden und die Schülerschaft die Früchte dessen tragen zu lassen. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Und inwiefern verhindert werden soll, dass die Bildungsschere sich nicht durch digitale Chancenungleichheit weiter öffnet, muss sich erst noch zeigen.

So viele Betroffene wie noch nie: Übergewichts-Epidemie unter Kindern und Jugendlichen

Die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen ist in Deutschland so hoch wie nie zuvor. Welche Gründe und Lösungen gibt es für das Problem?
Von
Julia Wessner
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18
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September 2022
18.9.2022
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Unter Kindern und Jugendlichen entsteht eine regelrechte Übergewichts-Epidemie. Diese wurde in den letzten Jahren durch unterschiedliche Faktoren wie zum Beispiel die COVID-19-Pandemie begünstigt. Auch das Elternhaus spielt eine elementare Rolle. 

Übergewicht unter Kindern und Jugendlichen- Wie groß ist das Problem?

Laut Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) litten im Jahr 2020 5,5 Prozent der versicherten 6-bis 18-Jährigen an Adipositas. Damit sind zurzeit so viele Kinder und Jugendliche übergewichtig oder adipös wie noch nie zuvor in Deutschland. Die Tendenz ist steigend. Im Zehnjahresvergleich bedeuten diese Zahlen eine Steigerung von 27 Prozent.

Für Übergewicht und Adipositas gibt es laut Prof.Dr. Hans-Henning Fletcher, Vorstandsmitglied der Stiftung “Achtung!Kinderseele” und Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik in Magdeburg, zwei Hauptgründe. Zum einen die schlechten Essgewohnheiten der Kinder. Oft werde zu fettig, süß oder salzig gegessen. Zum anderen können auch seelische Probleme zu Übergewicht führen. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen leiden oft unter verschiedenen psychischen Konflikten und haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Die Eltern und das Umfeld sollten den Kindern dabei niemals Vorwürfe machen. Ein autoritärer Erziehungsstil ist in dieser Situation kontraproduktiv und steht sogar in einer Korrelation zu Adipositas.

Auch der Bildungsgrad der Eltern spielt eine große Rolle: 5-bis 9-jährige Kinder von Eltern ohne einen Ausbildungsabschluss haben eine 2,5 mal höhere Wahrscheinlichkeit an Fettleibigkeit zu erkranken als gleichaltrige Kinder von Akademikereltern. 

Einen großen Anteil an dem immer größer werdenden Problem haben auch die Folgen der COVID-19 Pandemie. Kinder und Jugendliche konnten plötzlich kaum noch Sport treiben, die Vereine und Schulen hatten geschlossen. Stattdessen saßen sie für mehrere Monate hauptsächlich Zuhause.

Die hohe Übergewichtsrate bei Kindern und Jugendlichen hat also mehrere Gründe und deswegen gibt es auch nicht nur eine Lösung. Eltern können versuchen, den Kindern einen aktiven Lebensstil mit gesunder Ernährung näherzubringen. Zudem sollten sie versuchen, Verständnis zu zeigen, anstatt den Kindern Vorwürfe zu machen.

Neues Jahr, neues Coronaschutzgesetz – Welche Maßnahmen sind an Schulen vorgesehen?

Die Auffrischung des Infektionsschutzgesetzes stellt Maskenpflichten weitgehend und Schließungen ganz zurück. Wie sicher können sich Lehrkräfte während des Winters fühlen?
Von
Anna Schröder
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17
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September 2022
17.9.2022
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Der neue Entwurf des Infektionsschutzgesetzes (ifSG) sieht vor allem eines vor:Lockerungen. Doch auch, wenn es wichtig ist, die Bildungseinrichtungen möglichst lange offen zu halten, müssen sich Lehrer trotzdem sicher fühlen können. Wird “Schutz” in der neuen Version des ifSG zu klein geschrieben?

Alle Jahre wieder: der Corona-Winter

Wir leben mittlerweile über zwei Jahre mit dem Virus Covid-19.  Die Bereitschaft freiwillig in Einkaufsläden Masken zu tragen, hat schon bald nach Verwurf der Regelung nachgelassen. Viele Menschen haben genug und wollen den Alltag vor der Pandemie zurück . Die Fälle sind deutschlandweit zahlreich und die Angst ist bei den meisten verschwunden. Diese Stimmung wird von der Politik nicht ignoriert. Lockerungen waren im Gespräch, wurden umgesetzt und mittlerweile sind wir kaum noch durch Präventivmaßnahmen eingeschränkt. Nun steht der Winter an und vielen bleibt die Erinnerung an vergangene Winter, wo die besiegt geglaubte Pandemie härter als vorher zurückgeschlagen hat. Um sich diesmal nicht von dem Virus überraschen zu lassen, wurde der Diskurs über mögliche Maßnahmen in einer Änderung des ifSG festgehalten. Viele haben Angst vor erneuten Schließungen und zu harten, wirtschaftseinschränkenden Maßnahmen. Diese Angst wurde mit berücksichtigt. Schließungen sieht der Werkzeugkasten zur Bekämpfung des Virus deswegen nicht vor. Das gilt auch für die Schulen. Generell wird sich – die Schulen betreffend – mit den neuen Regeln am allgemeinen Meinungsbild orientiert. Während am Anfang der Pandemie noch der Großteil dachte, es sei sinnvoll, Schulen zu schließen, ist laut dem Robert-Koch-Institut Ende des Jahres 2021 die Mehrheit dagegen. Auch der Wunsch nach einer Abschaffung der Maskenpflicht an Schulen ist vor allem unter Eltern schulpflichtiger Kinder verbreitet.

Neue Coronaregeln für Schulen

Das neue Maßnahmenpaket gliedert sich in grundlegende Regeln und zwei Stufen. Die Stufen werden je nach Infektionsgeschehen aktiviert und ermöglichen den Ländern mehr Einschränkungen vorzunehmen, wenn sich die Lage zuspitzt. Generell gilt KEINE Maskenpflicht an deutschen Schulen. Laut dem Bundesministerium für Justiz, darf ab Eintritt der ersten Stufe eine Maskenpflicht in Schulen ab der fünften Klasse verhängt werden, wenn „dies zur Aufrechterhaltung eines geregelten Präsenz-Unterrichtsbetriebs erforderlich ist“. Wann genau die jeweiligen Stufen aktiviert werden, zum Beispiel in Abhängigkeit von Inzidenz oder Hospitalisierungsrate, wird nicht im Gesetz festgehalten. Ab Stufe zwei ist unter anderem für Schulen ein verpflichtendes Hygienekonzept einzuhalten. Das umfasst zum Beispiel das beliebte Lüften, Desinfektionsmittel usw. Als weitere festgelegte Maßnahme ist eine Testpflicht vorgesehen, eine Schließung hingegen nicht. Grund zur Freude für die Eltern. , die oft mit dem eigenen Job plus Kinderbetreuung überfordert waren. Allerdings müssen Lehrkräfte vor teilweise 30 Kindern stehen und sie auch in Zeiten unterrichten, wo die Coronazahlen auf einem Höchststand sind.

Konsequenzen der Änderung

Dr. Marco Buschmann, Bundesminister der Justiz, betont, dass bei dem Gesetz besonderes Augenmerk auf den Schulen liege. Dass damit die Lehrergesundheit aufs Spiel gesetzt wird, scheint hierbei allerdings nicht im Fokus gewesen zu sein. Im Mittelpunkt stehen die Schüler:innen und ihr unbegrenzter Zugang zu Bildung. Was gut ist, jedoch nicht mit allen Mitteln durchgesetzt werden sollte. Die Angst liegt nahe, dass sich viele Lehrkräfte infizieren und als Folge selbst Home-Unterricht nicht mehr möglich sein wird. Lehrer:innen, die einer Risikogruppe angehören, können sich im Schulgebäude nicht sicher oder zumindest geschützt fühlen. Lehrerverbände und Bildungsgewerkschaften kritisieren das Aussetzen der Maskenpflicht und sehen dies als verfrüht an. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Infektionsgeschehen über die nächsten Wintermonate entwickelt und wie viele Schulen die mögliche Maskenpflicht umsetzen.

Das neue Infektionsschutzgesetz ist also da. Es sieht keine allgemeine Maskenpflicht im Unterricht vor und überlässt viele Entscheidungen den Schulen selbst. Was haltet ihr von dem Paket? Fühlt ihr euch mit diesen Maßnahmen sicher in eurem Beruf?

”DigitalPakt Schule”- beenden oder verlängern?

Mit dem “DigitalPakt Schule” sollten Schulen in ganz Deutschland digitalisiert werden. Doch jetzt gibt es Kritik an der Ausführung.
Von
Julia Wessner
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16
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September 2022
16.9.2022
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Mit dem “DigitalPakt Schule” soll der Bund die Länder und Kommunen bei der Digitalisierung der Bildungsinfrastruktur unterstützen. Nach drei Jahren wurden bereits vier der geplanten 6,5 Milliarden Euro verplant. Doch wie zufrieden sind die Beteiligten mit dem DigitalPakt ?

Welche Vorteile hat der “DigitalPakt Schule” ?

Der “DigitalPakt Schule” wurde im Jahr 2019 beschlossen. Das Ziel des Pakts, dessen Summe während der Coronapandemie dreimal aufgestockt wurde, ist als Förderprogramm den technischen Ausbau der Schulen in Deutschland zu unterstützen. Unter anderem sollen digitale Lernplattformen gefördert und der Aufbau eines schuleigenen WLANs oder auch die Anschaffung von interaktiven Tafeln realisiert werden. Von den 40.000 Schulen in Deutschland sollen etwa die Hälfte bereits von dem Pakt profitiert haben.

Kritik an dem Pakt

Doch es gibt auch Kritik an der Ausführung des Digitalpakts. Oft wird das Tempo bemängelt, mit dem die Hilfen an den Schulen ankommen. Laut Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) soll die Verteilung der restlichen 2,5 Milliarden Euro nun schneller vonstattengehen. 

Kritik gibt es auch vom Bundesrechnungshof, der in einem 40-seitigen Prüfbericht ein Ende des Pakts empfiehlt. Der Digitalpakt sei unübersichtlich, intransparent und nicht Sache des Bundes. Die Gelder seien nicht nach Bedarf verteilt worden, sondern nach einem vorgegebenen Plan. Aller Kritik zum Trotz hat sich die Ampel-Koalition in ihrem Koalitionsvertrag jedoch bereits vorgenommen, dass nach dem 2024 auslaufenden “DigitalPakt Schule”  der “Digitalpakt 2.0” kommen soll. 

Verstärkte Bildungsungerechtigkeit durch Corona

Die existierende Bildungsungerechtigkeit hat sich durch die Pandemie verschärft. Gegenmaßnahmen des Bundes in Form von kurzfristigen Zuschüssen werden von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kritisiert.
Von
Anna Schröder
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September 2022
15.9.2022
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Frankfurt am Main. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert im September 2022 die Maßnahmen zur Aufarbeitung der Bildungslücken, welche durch die Coronapandemie entstanden sind. Die aktuelle Studie “Aufholen nach Corona?” zeigt, wie Förderprojekte ins Leere gehen und ihre Zielgruppe nicht erreichen. 

Bildungsungerechtigkeit verschärft sich

Schon vor der Coronapandemie gingen die Bildungschancen für Deutschlands Nachwuchs weit auseinander. Kinder aus bildungsschwachen Familien erreichen selten einen hohen Schulabschluss. Durch Corona wurde die Bildung von der Schule nach Hause verlagert. Darunter haben besonders Kinder aus sozial benachteiligten Familien gelitten. Die Eltern haben oft keine Zeit für eine ausreichende Förderung und manchmal auch selbst keine abrufbare Grundbildung. Zu der mangelnden oder nur sporadisch verfügbaren Lehre kommt die psychische Belastung durch die Begleiterscheinungen der Pandemie. Kinder und Jugendliche leiden mitunter am meisten an der sozialen Abgrenzung und dem ständigen Zuhausesein – insbesondere wenn es zuhause häufig turbulent zugeht und keine Rückzugsmöglichkeiten bestehen. 

Die Herausforderungen im Bereich der mentalen Gesundheit und des Lernens, vor die Kinder die Kinder gestellt wurden, haben bundesweit für Leistungsdefizite gesorgt. Insbesondere in der Elementarschule, in der Kinder Lesen und Schreiben lernen, sorgen die Gegebenheiten der letzten Jahre für Schwierigkeiten. In dieser Altersklasse fällt es Kindern besonders schwer eigenständig zu lernen und sie bedürfen einem hohen Grad an Betreuung und Lehre. Das kann nicht jedes Elternhaus bieten. Genauso wie das nötige Equipment, um zuhause effektiv am Online-Unterricht teilnehmen zu können. Dadurch kam es während der Pandemie vor allem bei den Kindern aus sozial oder finanziell benachteiligten Familien zu einem Nachholbedarf. 

Kritik an Maßnahmen des Bundes

Die Krise hat Bildungslücken erzeugt, doch wie sieht es jetzt aus, wo langsam wieder Normalität eintritt? Welche Maßnahmen werden ergriffen, um geschehene Defizite wieder aufzuholen? Der Bund hat verschiedene Post-Corona Maßnahmen und Förderprojekte ins Leben gerufen. Insgesamt stellte die Regierung deutschen Schulen 430 Millionen Euro zur Verfügung, damit sie die Folgen der Pandemie erfolgreich aufarbeiten können. Das Aktionsprogramm ging unter dem Namen “Ankommen und Aufholen” publik. Doch kann das Projekt, laut der von der Max-Traeger-Stiftung der GEW unterstützten Studie, sein Versprechen nicht halten und Bildungslücken nicht vollständig schließen. Kleine Erfolge seien durchaus zu verzeichnen und das Geld sei bitter nötig, betont Besinger-Stolze, Vorstandsmitglied der GEW. Gleichzeitig fordert sie aber eine konsequente Förderung, um die Schieflage auszugleichen und die momentane Bildungsungerechtigkeit einzudämmen: “Hier müssen die Bundes- und die Landesregierungen ein größeres Rad drehen.” Zudem treffe die Förderung nicht die Kinder, die es am nötigsten haben. Freiwillige Förderangebote oder sogenannte “Lernferien” kommen nicht bei benachteiligten Kindern an, da ihren Eltern häufig die Kapazität fehlt, sich ausgiebig zu informieren und zu kümmern. 

Der Aufholbedarf bei Schüler:innen nach der Coronapandemie ist nicht zu leugnen. Jedoch reicht das 430 Millionen schwere Aktionsprogramm der Bundesregierung nicht, um entstandene Lücken zu schließen. Laut GEW sind die Angebote nicht zielgruppenorientiert und zu kurzfristig, um das Bildungsungleichgewicht in Deutschland effektiv zu bekämpfen.

Kein Einlass in die digitale Welt: Medienkompetenz bei Analphabetismus

Deutschlandweit herrscht eine digitale Chancenungleichheit, da Lesen und Schreiben für einen kompetenten Umgang in der digitalen Sphäre vonnöten sind.
Von
Vitali Borissov
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14
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September 2022
14.9.2022
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Das Thema Alphabetisierung ist immens verwoben mit dem Aspekt der digitalen Chancengleichheit. Bildungsferne Bevölkerungsgruppen drohen ohnehin durch die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche abgehängt zu werden. Analphabeten haben den Anschluss scheinbar bereits verloren. 

Die Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung zeigen, dass bildungs- und schriftferne Bevölkerungsgruppen mit zunehmender Digitalisierung benachteiligt werden, schlichtweg weil sie Anforderungen gegenüberstehen, denen sie faktisch nicht gewachsen sind. Allen voran Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten kommen bei der Digitalisierung des Alltags nicht hinterher. Die Corona-Pandemie war ein beschleunigendes Moment für die Verschiebung von ehemals analogen Alltagsaktivitäten wie Einkaufen, Familientreffen, Lernen oder Fitnesstraining in den digitalen Raum. Die zunehmende Bedeutung der Digitalisierung und ihre schier unbegrenzten Möglichkeiten wurden den Menschen in den letzten Jahren besonders klar vor Augen geführt. 

Digitale Chancengleichheit 

Lernen und Arbeiten können viele Menschen innerhalb der eigenen vier Wände. Der Online-Handel aller Branchen und Waren rückt immerfort in den Fokus. Zahlreiche Anforderungen, die bis dato auch persönlich erfolgen konnten, wurden teils digitalisiert. Darunter fallen unter anderem Behördengänge, Bestellungen im Restaurant, Terminvereinbarungen oder Einkäufe. Selbst einfachste Alltagsaufgaben verlangen online meist Lese- und Schreibkompetenzen. Diese Verlagerung in den digitalen Raum führt dazu, dass sich wegen unterschiedlicher Zugangschancen und Verständnisebenen die Ungleichheit verschärft. Beispielhaft hierfür sind die Ergebnisse einer Studie, bei welcher knapp 40 Prozent jener Personen, die nicht gut lesen und schreiben können, angaben, mit Online-Wohnungsbörsen Probleme zu haben. 40 Prozent der Betroffenen fühlen sich außerdem nicht dazu in der Lage, Online-Banking zu nutzen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der digitalen Arbeitsplatzsuche und der Nutzung von Partnerbörsen. Besonders bedeutsam: 40 Prozent der Befragten mit einfacher Bildung hatten mehr Befürchtungen als Hoffnungen bei den sich anbahnenden Fortschritten in der Digitalisierung und ihren Auswirkungen. Im Gegensatz dazu steht eine Quote von 28 Prozent bei den Hochgebildeten. Die ehemalige Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) bezeichnete Lesen demnach nicht grundlos als das Tor zur digitalen Welt. 

Was versteht man überhaupt unter digitaler Kompetenz? 

Ein viergliedriges Konzept versteckt sich hinter dem Oberbegriff “Digitale Kompetenz”. Die darunter verstandenen Kernkompetenzen werden im Folgenden exemplarisch aufgeführt. 

Anwenden und Verstehen (Access): 

Ein Basisverständnis zur Nutzung von Hard- und Software, um auf digitale Informationen zugreifen und Informations- und Kommunikationstechnologien effektiv handhaben zu können. Bei Analphabetismus können beispielsweise selbst Menüs kaum navigiert werden, weder Einstellungen modifiziert noch Anweisungen des Computers befolgt werden.

Suchen und Organisieren (Manage): 

Die Fähigkeit, digitale Informationen effizient (wieder-)zu finden und systematisch zu sortieren bzw. zusammenzufügen. Mit einer ungenügenden Lesekompetenz kann beispielsweise das Ausfindigmachen des nächstbesten medizinischen Spezialisten oder anderer Dienstleistungen zur unlösbaren Herausforderung werden. 

Erzeugen (Create): 

Die Fähigkeit, neue Informationen aus digitalen Ressourcen und mit digitalen Anwendungen zu generieren. 

Bewerten (Evaluate): 

Fähigkeit, die Qualität und Relevanz von Informationen kritisch zu hinterfragen und zu beurteilen.

Von Analphabetismus Betroffene und dem bildungsfernen Teil der Bevölkerung fällt es zum Beispiel vergleichsweise schwer, die Glaubwürdigkeit von Online-Informationen einzuschätzen (Evaluate). Sie haben Schwierigkeiten dabei, Artikel von Werbung zu unterscheiden. Folglich überrascht es nicht, dass Erwachsene mit Lese- und Schreibschwierigkeiten anfälliger für Falschinformationen sind. Dies erlangt besondere Relevanz, wenn man bedenkt, dass laut LEO-Studie Erwachsene mit niedrigen Schriftsprachkompetenzen überdurchschnittlich häufig soziale Medien nutzen. Da sie weniger in der Lage sind, ihren Nachrichtenkonsum quellenkritisch zu gestalten, müssen ihnen die Grundlagen der Internetnutzung vermittelt werden – ähnlich wie es neuerdings den Kindern in Schulen beigebracht wird. Hinsichtlich der digitalen Chancenungleichheit an Schulen lässt sich allerdings ein ganz neues Tab öffnen. Während nämlich die Kinder in der sechsten Klasse noch über sehr ähnliche digitale Kompetenzen verfügen, sind in der neunten Klasse bereits deutliche Unterschiede messbar. Die Schere öffnet sich demnach bereits während der Schulzeit. 

Kein Problem der Zukunft, sondern ein Problem der Gegenwart 

Es liegt auf der Hand, dass die Medienkompetenz von gering Literalisierten verbessert werden muss. Menschen mit geringen Digitalkompetenzen sind in ihrem Alltag stark und sichtlich eingeschränkt. Das nimmt von Tag zu Tag zu. Personengruppen, die nicht gut lesen und schreiben können, die generell dem bildungsfernen Milieu entsprechen und/oder einen Migrationshintergrund haben, geben ihr Defizit häufig von Generation zu Generation weiter. Fehlende Möglichkeiten, um einen Umgang im digitalen Raum zu ermöglichen, spielen ebenfalls eine Rolle. Dahingehend ist es kaum verwunderlich, dass aufgrund der Digitalisierung die Chancenungerechtigkeit im Bildungsbereich weiter wächst.

Die Bildungspolitik vernachlässigt dieses Thema und kehrt es unter den Tisch. Die Parteien selbst beklagen – unterschiedlich stark nuanciert – die Chancenungerechtigkeit im Bildungsbereich und gehen – unterschiedlich stark nuanciert – dagegen vor. Niemand ist willens, radikale Chancengerechtigkeit im Bildungsbereich (unter anderem auf digitaler Ebene) zu realisieren. Zwar informiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung Erwachsene regelmäßig via Facebook und YouTube über aktuelle Angebote, Alltagshilfen und persönliche Erfolgsgeschichten von Lernenden; zwar wird versucht, bei Digitalisierungsprozessen an Schulen die gesamte Schülerschaft einzubeziehen, jedoch sind diese Maßnahmen und Mechanismen nicht ansatzweise ausreichend, um einer zunehmenden digitalen Chancenungleichheit sowohl innerhalb der jungen als auch innerhalb der erwachsenen Bevölkerungsschichten entgegenzuwirken und zu verhindern, dass Teile der Gesellschaft in digital diskriminierten Lebenswelten verkehren. 

Unlesbar: Das Leben als Analphabet

6,2 Millionen Erwachsene können nicht richtig lesen und schreiben. Wie kommen sie durch den Alltag?
Von
Ida Hinze
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13
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September 2022
13.9.2022
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Am 8. September ist Weltalphabetisierungstag. In Deutschland kann fast jede achte Person kurze zusammenhängende Texte nicht richtig lesen und verstehen. Es ist unumstritten, dass damit drastische Einschränkungen im Alltag einhergehen. Doch wie genau bewältigen  Betroffene diese Hindernisse? Und wie gerieten sie in die Schriftsprachlosigkeit? 

Vorurteile und Tabuisierung

Wieso kann nicht jede:r lesen und schreiben? Wer da jetzt erstmal an Vorurteile wie Dummheit und Faulheit denkt, liegt völlig falsch. Was viele noch überraschen könnte, ist, dass die meisten Analphabeten einen Schulabschluss erreicht haben und über die Hälfte arbeiten geht. Sie sind allerdings oft im Niedriglohnsektor tätig und ihr Einkommen ist im Schnitt niedrig. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind deutsche Muttersprachler.

Da wir herkömmliche Vorurteile gegenüber Analphabeten ausschließen können, kommen wir nun zu den wahren Hintergründen für Defizite im Lesen und Schreiben.

Die Gründe für Analphabetismus sind so individuell wie die vielen Menschen selbst. Häufig wird das familiäre oder soziale Umfeld als Grund angegeben. Familie ist der erste Zugang zu  Bildung und auch der schulische Erfolg wird dadurch bedingt, belegen  PISA-Studien. Fehlt es hier an Bezugspersonen, die das Erlernen der Grundbildung in Schreiben und Lesen ermutigen, kann dies Analphabetismus begünstigen.

Eine Tendenz zu einer Lese-Rechtschreibschwäche wie beispielsweise Legasthenie, die nicht aufgearbeitet wird, kann ebenso Defizite befeuern. Zudem kann auch eine unbemerkte Sehschwäche dazu führen, dass Buchstaben und Schrift nicht richtig erlernt oder gar wieder verlernt werden können.

Persönliche Erfahrungen wie große Fehlzeiten in der Grundschule durch Krankheit oder gesellschaftliche Probleme wie die Corona-Pandemie oder Krieg und Flucht lassen die Grundbildung von Lese-und Schreibfertigkeiten in die zweite Reihe treten. Diese Versäumnisse später aufzuarbeiten fällt schwer, weil man dann zur Zielscheibe von oben genannten Vorurteilen wird.

Analphabeten sind in der Mitte der Gesellschaft und trotzdem in Medien und in der Gesellschaft kaum sichtbar. Dieser Tabuisierung soll mit unserer Themenwoche entgegengewirkt werden.

Das Leben als Analphabet in der Gesellschaft

Analphabeten wenden aus Angst vor Verachtung und Erniedrigung oft Vermeidungsstrategien an, um ihre Schwäche zu verheimlichen. Beispielsweise werden Notlügen wie „Ich habe meine Brille vergessen“ erfunden, um der Situation zu entrinnen. Einige Betroffene erzählen von ihrem Einfallsreichtum oder auch umfangreichen Gedächtnisleistungen. Diese Fähigkeiten zeugen von Kreativität und Intelligenz und sind wiederum Indizien dafür, dass keineswegs Dummheit und Faulheit dahinterstecken. 

In der Schule kompensieren Analphabeten durch Abschreiben, Delegieren von Lese-und Schreibaufgaben oder lenken ab, indem sie den Klassenclown spielen.

Im Beruf bauen sie Fähigkeiten ohne Lese- und Schreibnotwendigkeit aus und finden sich häufiger als Hilfsarbeiter:in auf dem Bau  sowie als Koch:in, Maler:in und Lkw-Fahrer:in. Im Wandel der Zeit spielt der Faktor Digitalisierung und auch der Wandel des Arbeitsmarktes eine enorme Rolle. Von 2010 bis 2018 ist der Anteil der beschäftigten Analphabeten über 5 Prozent gestiegen bei gleichzeitig steigenden Ansprüchen an die Lesekompetenz auf dem digitalen Arbeitsmarkt.

Die Pandemie stellt weniger Literarisierte vor neue Herausforderungen. Corona Maßnahmen wurden und werden häufig in Form von Zeitungen oder beschriebenen Schildern an der Tür kommuniziert. Somit nicht greifbar für Betroffene von Analphabetismus, der nun auch mit einem Gesundheitsrisiko verbunden ist. Wie soll man auch Maßnahmen befolgen, wenn sie einem nicht verständlich kommuniziert werden?

Der Leidensdruck

Warum suchen sich Analphabeten nicht einfach Hilfe? Wenn das so einfach wäre! Wenn man sich nicht in Schrift ausdrücken kann, fällt schon die Internetsuche oder der Straßenname des Hilfsangebotes schwer.

Betroffene werden von Selbstzweifeln geplagt, obwohl die oben beschriebenen Auslöser selten eigenes Versagen sind. Sie trauen sich nicht, sich jemandem anzuvertrauen, weil die eigene Scham im Weg steht. Und ohne die nötige Sensibilisierung werden Analphabeten immer noch von ihrem Umfeld verurteilt. Die gesellschaftliche Enttabuisierung ist notwendig, damit gering Literarisierte offen darüber sprechen können und die Unterstützung bekommen, die sie brauchen. 

Manche Analphabeten weihen auch einen Nahestehenden ein und bitten diese um Hilfe. Dadurch ist der erste Schritt gemacht, da nun die Bezugsperson helfen kann, Hilfsangebote zu suchen und beim Lernen unterstützt.

Was kann helfen?

Für Kinder ist es wichtig, dass ein Vorbild für Lesen und Schreiben präsent ist. Das nächtliche Ritual des Vorlesens kann hierbei eine positive Erfahrung mit Literatur sein und das Interesse wecken. Die Grundbildung von Schreiben und Lesen ist essentiell, um spätere Unkenntnisse zu vermeiden.

Die Digitalisierung hängt Analphabeten ab, wenn der digitale Raum nicht angepasst wird. Auf Internetseiten von Hilfsprogrammen gibt es oft die Möglichkeit einfach formulierte, kurze Texte zu lesen und sich Texte vorlesen zu lassen oder auch Videos anzuschauen, dadurch wird der Inhalt für ein größeres Publikum erfassbar.

Einige (ehemals) Betroffene wünschen sich Alternativen zum Lesen durch Bild, Ton oder Video auch von beispielsweise Behörden, um den Alltag besser meistern zu können. Neue Medienformen wie Podcasts sind hier eine große Hilfe.

Schlussendlich kann man festhalten, dass neue Faktoren wie die Digitalisierung und die Pandemie auf die Alphabetisierung Einfluss nehmen und wir am besten helfen können, indem wir das Stigma um Analphabetismus auflösen.

Wie hängen Analphabetismus und Flucht zusammen

Analphabetismus ist auch heute noch ein Problem in Deutschland. Oft gibt es Vorurteile, dass dieser durch Flüchtlinge hierzulande eingeschleppt wird. Doch nicht allen Gerüchten und Vorurteilen zu dem Thema sollten man Glauben schenken
Von
Julia Wessner
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September 2022
12.9.2022
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Analphabetismus ist ein oft unterschätztes Problem in Deutschland. Doch 6,2 Millionen  Menschen müssen hierzulande täglich mit dieser Einschränkung leben. Ein Teil davon sind jene Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen nach Deutschland geflüchtet sind. Oft kommen sie aus Ländern, in denen seit Jahrzehnten Krieg herrscht und die Mittel fehlen, damit Bildung die oberste Priorität hat. Böswillige Gerüchte, dass Flüchtlinge fast alle Analphabeten seien, sind längst widerlegt und hatten nie eine plausible Argumentationsbasis. 

Warum Analphabetismus heute noch existiert

Neben einigen älteren Menschen sind auch viele Schülerinnen und Schüler von Analphabetismus betroffen. Bei einer PISA-Studie Ende 2019 kam heraus, dass jeder fünfte Fünfzehnjährige in Deutschland nicht sinnverstehend lesen kann und sich damit fast auf dem Niveau eines funktionalen Analphabeten befindet. Laut dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger sind die Gründe dafür vielfältig. Zum einen lesen Jugendliche in ihrer Freizeit heute deutlich weniger als es früher der Fall war. Zum anderen wird in immer mehr Elternhäusern von Kindern mit Migrationshintergrund kein Deutsch gesprochen, wodurch die Kinder die Sprache nicht richtig lernen. Zu dieser Entwicklung kam 2020 dann die COVID-19-Pandemie. Dadurch hatten viele dieser Schülerinnen und Schüler kaum Kontakt zu Menschen außerhalb ihrer Familie und demnach oft gar keine Möglichkeit Deutsch zu sprechen. 

Alphabetisierung unter Geflüchteten

Auch unter den Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, befinden sich Analphabeten. 

Teilweise sind geflüchtete Menschen lediglich nicht mit dem lateinischen Alphabet vertraut, teilweise können sie auf keiner Sprache lesen oder schreiben. Einer Umfrage unter 4.500 Geflüchteten aus dem Jahr 2016 ergab, dass unter den Befragten 34 Prozent lateinisch alphabetisiert waren und 51 Prozent zwar alphabetisiert waren, allerdings in einem nicht-lateinischen Schriftsystem. In keinem Schriftsystem alphabetisiert waren 15 Prozent der Befragten. Für sie ist es demnach auch am schwierigsten Deutsch zu lernen, was sich als ein Problem bei dem Prozess der Integration herausstellen kann. 

Weniger als 20 Prozent der nicht-alphabetisierten Geflüchteten haben bis Ende 2016 einen Integrationskurs besucht. Bei der in einem anderen Schriftsystem alphabetisierten Gruppe lag diese Zahl bei 33 Prozent, bei den bereits lateinisch alphabetisierten bei 39 Prozent. Es wird also klar, dass es Analphabeten erheblich schwerer haben, sich zu integrieren und angebotene Hilfen, teilweise aus Scham und Versagensängsten, selten genutzt werden.

Lösungsansätze zur Alphabetisierung

Gerüchte wie zum Beispiel, dass die meisten syrische Flüchtlinge Analphabeten und/oder kaum ausgebildet seien, stimmen nicht. 

Die Analphabetenrate lag in Syrien im Jahr 2011 bei 15 Prozent, bei den 15-25-Jährigen sogar nur bei 3,5 Prozent. Die Menschen, die aus ihrem Land flüchten, kommen oft aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Bei einer Studie aus dem Jahr 2016 kam heraus, dass es in Bezug auf den vor der Flucht erreichten Bildungsgrad kein einheitliches Bild gibt. Während es zwar geflüchtete Menschen gibt, die entweder gar keine Schule oder lediglich eine Grundschule besucht haben, besitzen im Gegensatz dazu auch viele Flüchtlinge eine gute bis sehr gute Schulbildung. Außerdem kommt es beim Thema Analphabetismus und Flucht  sehr auf das Herkunftsland an. In Ländern wie zum Beispiel Afghanistan, wo schon seit sehr langer Zeit Krieg herrscht, haben Bildungssysteme kaum eine Chance zu bestehen. 

Eine der vielversprechendsten Möglichkeiten, um den geflüchteten Menschen das Lesen und Schreiben auf Deutsch beizubringen, sind sogenannte Alphabetisierungskurse. Sie werden zum Beispiel von BEF-Alpha (Bildungsjahr für erwachsene Geflüchtete) angeboten sowie vom BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). Dort lernen die Teilnehmer in maximal 1.300 Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten lesen und schreiben in der deutschen sowie in der lateinischen Sprache . Die Gruppen werden für effizientere Lernerfolge mit maximal 16 Leuten relativ klein gehalten. 

Abschließend lässt sich also sagen, dass einige Gerüchte zum Thema Analphabeten und Geflüchteten falsch sind. Die Flüchtlinge haben alle eine unterschiedliche Vergangenheit und auch unterschiedliche Bildungswege. Für jene von ihnen, die Analphabeten sind oder lediglich nicht die deutsche Sprache beherrschen, gibt es geeignete Angebote, die allerdings in großen Teilen ignoriert werden . Ihre Sichtbarkeit und Attraktivität gilt es zu steigern, um dem funktionalen Analphabetismus von erwerbstätigen Geflüchteten entgegenzuwirken und weitere Integrationsprozesse anzuregen.

180 Millionen gegen Analphabetismus – ”Die Dekade der Alphabetisierung (2016-2026)”

Das Bildungsministerium rief 2015 die AlphaDekade aus. Zu großen Teilen ist sie vorüber, aber sind die Fortschritte auch dementsprechend?
Von
Vitali Borissov
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September 2022
11.9.2022
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Was ist überhaupt die AlphaDekade? 

Die “Dekade der Alphabetisierung (2016-2026)”, auch kurz AlphaDekade genannt, ist ein

180-Millionen-Euro-Programm der Bundesregierung, das hiermit versucht, die Zahl der funktionalen Analphabeten in Deutschland spürbar zu senken. Innerhalb von zehn Jahren sollen mit einer gemeinsamen Kampagne von Bund und Ländern die oft unterentwickelten Lese- und Schreibfähigkeiten erwachsener Erwerbstätiger verbessert werden. Das Grundbildungsniveau soll erhöht werden, um geringqualifizierte Arbeitnehmer:innen fortzubilden, sie so auf Veränderungen der Arbeitswelt, insbesondere in Bezug auf eine zunehmende Digitalisierung, vorzubereiten und damit einem Fachkräftemangel vorzubeugen. Involviert sind unter anderem die Bundesagentur für Arbeit, der Deutsche Gewerkschaftsbund, das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung, der Deutsche Volkshochschulverband, das Kommissariat der deutschen Bischöfe und der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung. Sie alle haben sich verbündet, um den funktionalen Analphabetismus Erwachsener in Deutschland spürbar und nachhaltig zu verringern. 

Die Ziele der AlphaDekade 

Grundvoraussetzung, damit das Grundbildungsniveau Erwachsener sich erhöht, ist, dass mehr Betroffene als bisher die entsprechenden Lernangebote wahrnehmen. Das Erreichen von  Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten stellt eine große Herausforderung dar. Ebenso ist Analphabetismus häufig zu einem Tabuthema hochstilisiert worden. Um dieser Stigmatisierung entgegenzuwirken und im Allgemeinen das Ziel einer arbeitsorientierten Grundbildung zu erreichen, haben Bund und Länder in einem gemeinsamen Grundsatzpapier fünf Handlungsfelder identifiziert. 

Öffentlichkeit herstellen

Die Ausmaße des funktionalen Analphabetismus sind den meisten Menschen unbekannt. Vor allem hier in Deutschland. Unser Artikel “Buchstäblich Probleme: Stand der Alphabetisierung in Deutschland” wirft hierauf Licht. Das Bündnis der AlphaDekade versucht mit Hilfe von öffentlichwirksamen Maßnahmen Vorurteile abzubauen und mit der Enttabuisierung voranzuschreiten. Außerdem soll auch die Verfügbarkeit von Lernangeboten in die Bevölkerung getragen werden.  

Forschung intensivieren

Einen weiteren wichtigen Grundsatz bildet der wissenschaftliche Ansatz. Studien und Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, herauszufinden, was Ursachen für funktionalen Analphabetismus sind, wie Betroffene effektiv erreicht werden können und wie sie sich hierdurch für Lernangebote anmelden. Außerdem soll erforscht werden, wie die Grundbildung auf der Ebene der Didaktik und der Lerninhalte am Vielversprechendsten ist.  

Lernangebote optimieren 

Um die Lernmotivation zu erhöhen, müssen sich die Lernangebote an den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Lernenden orientieren. Die Optimierung der Lernangebote ist demnach essenziell. Auf Grundlage von Forschungsergebnissen müssen die Inhalte alltags- und praxisbezogen gestaltet sein und individuell auf Teilnehmende abgestimmt werden.

Lehrpersonal professionalisieren 

Aufbauend hierauf soll auch das Lehrpersonal an die hohen Anforderung angepasst und vorbereitet werden. Denn Erwachsene mit Alphabetisierungs- und Grundbildungsbedarf bringen unterschiedliche individuelle Voraussetzungen und Erwartungen mit. Entsprechende Qualifizierungen und Ausbildungen zusätzlich zur typischen Jugend- und Erwachsenenbildung müssen für Lehrkräfte angeboten werden. 

Strukturen aufbauen

Für eine nachhaltige Wirkung soll an bereits vorhandene Strukturen angeknüpft werden. Im Rahmen der allgemeinen und beruflichen Weiterbildung sollen Alphabetisierung und Grundbildung als Regelangebot stärker und branchenübergreifend in den gefährdeten Bereichen verankert werden. Betroffen sind insbesondere Menschen, die einfachen Hilfstätigkeiten nachgehen und hierdurch ein höheres Risiko haben, durch den raschen technologischen Wandel der Arbeitswelt nicht mehr einsetzbar zu sein.

Aus diesen Grundsatzzielen leiten Bund, Länder und Dekadepartner ein jährliches Arbeitsprogramm ab, das konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele in den jeweiligen Handlungsfeldern enthält. Zusätzlich liefern die Länder Punkte, mit denen sie sich in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich an der Umsetzung der AlphaDekade beteiligen und werden vom BMBF gefördert. Hiermit wollen sie das übergeordnete Ziel erreichen, dass Grundbildungsangebote mit und in Betrieben entwickelt und erprobt, Lehrpersonal ausgebildet und das Thema bei Unternehmen und Wirtschaftsverbänden bekannt gemacht wird. Eine konkrete Maßnahme ist die alljährliche AlphaDekade-Konferenz. 

AlphaDekade-Konferenz 2022 

Die Projektmesse im Rahmen der Dekade der Alphabetisierung (2016-2026) bietet fachlichen Austausch und Informationen zu arbeitsorientierten Grundbildungsinitiativen. Die AlphaDekade-Konferenz 2022 findet am 27. und 28. September in Nürnberg statt. Für kulturelle Unterhaltung und das körperliche Wohlbefinden wird gesorgt. Besonderer Fokus liegt auf der Verankerung von Grundbildung in der Arbeitswelt. Mit Hilfe von Impulsreferaten, Gesprächsrunden und diversen Fachforen widmet sich die AlphaDekade dem aktuellen Fach- und Ergebnisstand der aktuellen Projektförderung. 

Die Konferenz agiert als Impuls für eine Vernetzung und Zusammenarbeit verschiedenster Akteure mit gemeinsamen Ziel: die Grundbildung in vorhandene Aus- und Weiterbildungsstrukturen zu integrieren und Transparenz über vorhandene Unterstützungsmöglichkeiten, Förderinstrumente und Lernangebote herzustellen. Die Veranstalter:innen erwarten zur diesjährigen Konferenz rund 300 Personen aus Politik, Wissenschaft und Praxis. Die vielseitigen Berührungspunkte sollen genutzt werden, um sich weiterhin mit arbeitsbezogenen Maßnahmen zur Alphabetisierung und Grundbildung zu befassen, um Kontakte zu knüpfen sowie produktive und interdisziplinäre Diskussionen anzuregen.
Auf der Messe werden insgesamt acht Foren angeboten. Gäste wählen und besuchen jeweils eines dieser Foren pro Tag. Thematisch orientieren sich diese Foren einerseits an arbeitsorientierter Grundbildung für Erwerbslose, Beschäftigte, Auszubildende und junge Erwachsene im Übergang Schule-Beruf. Die vier weiteren Foren beschäftigen sich mit dem digitalen Lernen und Lehren, einer sensiblen Beratung von Betroffenen, dem individuellen, betrieblichen und gesellschaftlichen Mehrwert der Grundbildung und abschließend mit der Professionalisierung des Bildungspersonals. 

Eine Anmeldung für die Konferenz erfolgt über die interne Website. 

Weitere Veranstaltungsangebote rund um den Tag der Alphabetisierung 

Besondere Anlässe wie der jährliche Weltalphabetisierungstag werden als Anlass genommen, um die breite Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Eine Info-Ausstellung steht allen Koordinierungsstellen der Länder für ihre regionale Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung. Im Jahr 2018 war beispielsweise der berühmte Krimi-Autor Sebastian Fitzek am Stand der AlphaDekade auf der Leipziger Buchmesse.  

In diesem Jahr hält in Berlin/Brandenburg am 12. September das ALFA-Mobil vor dem Jobcenter Berlin Friedrichshain-Kreuzberg. Weitere Maßnahmen findet man im Programm zum Weltalphabetisierungstag des Bildungsservers Brandenburg. Deutschlandweit finden ebenfalls zahlreiche Events zur Thematik statt, welche unter anderem hier gefunden werden können. 

Für Lehrkräfte wäre es eine Idee, eine Unterrichtsstunde im Zeichen des Welttages der Alphabetisierung zu gestalten oder kann dieser als Anstoß genommen werden, die Lese- und Schreibkompetenzen der Schüler:innen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und möglicherweise präventiv Problemen entgegenzuwirken.

Ein Blick auf die Alphabetisierung weltweit

Die Schieflage der Welt spiegelt sich auch in den Alphabetisierungsraten wider. Wie steht es um die Lese- und Schreibfähigkeit weltweit und welche Gründe gibt es für das Ungleichgewicht?
Von
Anna Schröder
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September 2022
10.9.2022
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„Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung.“ heißt es im 26. Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Lesen und Schreiben machen einen großen Teil der elementaren Bildung aus. Die Teilhabe an einer modernen menschlichen Gesellschaft basiert nämlich auf der Verwendung von Sprache in Schriftform. Auch wenn die Menschenrechtserklärung das Recht auf Bildung vorsieht, haben viele Menschen kaum Bildungschancen. Wie steht es um die Alphabetisierung in der Welt? 

Nüchterne Zahlen zur Alphabetisierung

Mit Blick auf die ganze Welt verfügen 87 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren über grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten (Stand 2020). Bei Betrachtung einzelner Kontinente fallen deutliche Unterschiede auf. Amerika und Europa stehen verhältnismäßig gut da. In Europa sind zirka 16 Prozent der Erwachsenen Analphabeten, in den USA nur zwölf Prozent und in Südamerika liegt die Alphabetisierungsrate sogar nur bei neun Prozent. Dagegen sind Afrika und Asien schwer betroffen. In Asien sind rund 26 Prozent und in Afrika sogar 34 Prozent der Erwachsenen Analphabeten. 

Welche Probleme die Alphabetisierungsraten deutlich machen

Der UNESCO Weltbildungsbericht zeigt, dass Analphabetismus konkret mit dem Reichtum eines Landes zusammenhängt. Der Südsudan gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind dort mehr als 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von Analphabetismus betroffen. Hier muss sich auch die westliche Welt einer Verantwortung stellen. Da ihr Reichtum teilweise auf der Ausbeutung von Entwicklungsländern basiert, müssen grundlegende Maßnahmen gegen diese Ungerechtigkeit in Gang gesetzt werden.

Wenn man sich die Geschlechterverteilung anschaut, wird deutlich, dass Frauen häufiger von Analphabetismus betroffen sind. In Asien sind zum Beispiel zwei Drittel der Analphabeten Frauen. Laut der UNESCO ist die Frauenquote mit 17 Prozent höher als die Männerquote mit 10 Prozent. Hier in Deutschland sind jedoch mehr Jungen und Männer betroffen. Diese Verteilung könnte auf den Mangel an männlichen Vorbildern in Bildungseinrichtungen wie Kitas und Schulen zurückzuführen sein. Wenn ihr mehr über den Stand der Alphabetisierung in Deutschland erfahren wollt, schaut in diesen Artikel rein. Außerhalb von Europa werden Jungen teilweise für die Bildung priorisiert. Vor allem in wirtschaftlich schwachen Länder werden eher die männlichen Nachfahren in die Schule geschickt, während Mädchen auf das Muttersein und Haushaltsaufgaben vorbereitet werden. So verdeutlicht die Alphabetisierungsrate die Geschlechterungerechtigkeit in vielen Ländern.

Zukunftsperspektive

Theoretisch sollte jedem zumindest eine kostenfreie Grundschulbildung zustehen, was sich in der Realität nicht so abzeichnet. Erschreckend viele Menschen sind nicht oder kaum dazu in der Lage zu lesen und zu schreiben. Eine gute Nachricht ist, dass die Alphabetisierung in jüngeren Generationen deutlich zugenommen hat. Mögliche Gründe sind die wachsende Weltwirtschaft und die länderübergreifende Beachtung des Themas durch Forschung und konkrete Unterstützung zum Beispiel von der „International Literacy Association“. Zudem haben die Vereinten Nationen in ihrer ‚Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung‘ konkrete Alphabetisierungsziele festgehalten: Alle Jugendlichen und ein substanzieller Anteil der Erwachsenen sollen lese- und schreibfähig werden. Zu diesem besonderen Vorhaben werdet ihr in unserer aktuellen Themenwoche zur Alphabetisierung mehr erfahren.

Rückschlag 

Durch die Coronapandemie wurden in vielen Länder Bildungseinrichtungen geschlossen. Es ist zu vermuten, dass es dadurch zu einem Rückschlag in der Alphabetisierung kommt. Die wirtschaftliche Krise wird sich im Bildungssektor negativ ausgewirkt haben. Auch in Deutschland hatten gefährdete Heranwachsende noch weniger Kontakt zu Schreib- und Lesevorbildern sowie Zugriff auf Hilfestellungen seitens der Lehrkräfte oder Hausaufgabenhilfen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Pandemie auf den Stand der Alphabetisierung in der Welt ausgewirkt hat.

Ungleichheit in der globalen Alphabetisierung 

Die Alphabetisierungsrate eines Landes steht in Korrelation mit ihrem Reichtum. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht auf der Welt. Die westlichen Länder versuchen durch verschiedene Projekte Verantwortung zu übernehmen und die Alphabetisierung in ärmeren Ländern voranzutreiben. Ein für jede Gesellschaftsschicht zugängliches Bildungssystem ist eine Grundvoraussetzung, um die Lese- und Schreibfähigkeit in der Bevölkerung zu stärken. In Förderprojekten wird der Fokus vor allem auf Kinder und Jugendliche gesetzt, um dem Problem langfristig entgegenzuwirken. 

Buchstäblich Probleme: Der Stand der Alphabetisierung in Deutschland

Auch vor Deutschland macht das Analphabetismus keinen Halt. 6,2 Millionen Erwachsene sind schwerst davon betroffen.
Von
Vitali Borissov
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September 2022
9.9.2022
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Mit einem guten Buch in der Hand daheim auf der Couch sitzen? Für Analphabeten unvorstellbar. Oft wird Analphabetismus als Problem der Bevölkerung von Entwicklungsländern abgeschrieben, doch auch für einen Industriestaat wie Deutschland, in dem die Schulpflicht herrscht, ist es keineswegs bloß eine Ausnahmeerscheinung. Im Rahmen unserer Themenwoche rund um den Weltalphabetisierungstag wollen wir in diesem Artikel den Stand des Analphabetismus in Deutschland hervorheben sowie auf eine Vielzahl von Förderangeboten verweisen. 

Wenn Worte zu Feinden werden

Ob eine Speisekarte im Restaurant, ein Stimmzettel im Wahlbüro, Dinge des alltäglichen Lebens wie Bedienungsanleitungen, Produktverpackungen, Beipackzettel, Behördenschreiben, Formulare oder Verträge: all das stellt Analphabeten vor scheinbar unlösbare Herausforderungen. Jeder Tag wird wahrlich ein Spießrutenlauf. Neben dem Problem, den Buchstabensalat zu entwirren, kommt hinzu, dass die meisten Betroffenen sich davor fürchten, von Vorgesetzten oder dem sozialen Umfeld als Analphabet erkannt zu werden. Sie verwenden jede Menge Kraft und Kreativität darauf, ihr Defizit zu verbergen. Häufig sind Notlügen wie “Ich habe meine Lesebrille vergessen” das präferierte Mittel. Doch manche fügen sich ernste Selbstverletzungen zu (oder spielen diese vor). Gebrochene Finger oder Verbrennungen sind nicht selten der letzte Ausweg von Analphabeten, um beispielsweise einem Schreibauftrag aus dem Weg zu gehen. Um jeden Preis vermeiden sie jegliche Situation, in denen sie mit der Schriftsprache konfrontiert werden. 

Wie viele Analphabeten gibt es in Deutschland? 

6,2 Millionen Erwachsene können in Deutschland nicht richtig auf Deutsch lesen und schreiben (Stand: 2018). Ein Lichtblick: Die Vorgängerstudie aus dem Jahr 2011 beziffert diesen Wert noch auf 7,5 Millionen. Grund für die Fortschritte bei der Alphabetisierung Deutschlands sind die Enttabuisierung des Themas durch Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung sowie geeignete Selbstlernangebote und Anlaufstellen für Betroffene und ihr besorgtes Umfeld. Trotz alledem verfügen selbst im Jahr 2018 noch 7,3 Prozent aller Erwachsenen mit Deutsch als erster Sprache nur über geringe Lese- und Schreibfähigkeiten. Innerhalb der Gruppe der Analphabeten hat fast die Hälfte einen Migrationshintergrund und eine andere Sprache als Deutsch zuerst gelernt. 
Mehr als die Hälfte der Betroffenen geht zudem einer geregelten Erwerbstätigkeit nach. Zusätzlich sind Analphabeten meist Geringverdiener. Jeder Zweite ist finanziell nicht in der Lage, eine Woche Urlaub außerhalb der eigenen Wohnung zu machen. Erwachsene mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen finden Arbeitsplätze meist in Helferjobs wie beispielsweise in der Nahrungsmittelzubereitung, der Baubranche oder als Reinigungskraft. Jedoch gehen auch solche Berufe zunehmend mit Papierkram und Schriftsprachkompetenzen einher. 
Hinsichtlich des Schulabschlusses lässt sich festhalten, dass vier von fünf funktionalen Analphabeten einen Schulabschluss haben. Davon jeder Fünfte die Mittlere Reife und sogar jeder Achte das Abitur. Wie kann es da sein, dass bei Weitem nicht jeder richtig lesen und schreiben kann? 

Wie kommt es zu Analphabetismus in Deutschland? 

Grundsätzlich sind häufiger Menschen betroffen, deren Eltern einen geringen Bildungsstand haben und/oder in Berufen tätig sind, die möglichst schriftfern sind – was sich auch auf den Haushalt auswirkt: Keine Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften zuhause, Lesen und Schreiben haben niemals einen hohen Stellenwert eingenommen. Auch eine traumatische oder verwahrloste Kindheit kann dazu führen. Außerdem sind auch Menschen betroffen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen sowie Kinder mit Migrationshintergrund. Jedes deutsche Kind unterliegt zwar einer neunjährigen Schulpflicht, doch obwohl ein großer Teil der Kinder auch das jährliche Klassenziel erreicht, kommt es vor, dass sich (teils unbemerkt) erhebliche Defizite im Bereich der Lese- und Schreibkompetenz entwickeln. Einige Kinder brechen auch die Schule ab. Viele Analphabeten in Kindesbeinen werden womöglich niemals eine Ausbildung anfangen. Sie können selbsterklärend schlechter lesen und schreiben, aber haben hierdurch auch Probleme beim Arbeiten mit Computern. In einer immer stärker digitalisierten Welt ist dies aber unerlässlich, da auch in vermeintlichen Einfacharbeitsplätzen zunehmend Computerkenntnisse gefordert werden. Die zunehmende Digitalisierung verstärkt somit das Problem und macht Analphabeten umso mehr zu Außenseitern.
Aufgrund von Heimunterricht und den fehlenden finanziellen Möglichkeiten mancher Familien kontinuierlich einen Computer zur Verfügung zu stellen, ist bereits ein genereller Lernrückstand bei vielen Schüler:innen zu beobachten. Dies kann der Nährboden sein für eine nächste Welle von funktionalen Analphabeten, die dieses schwere Los durch die Folgen von COVID-19 mit sich tragen müssen, wenn nicht rechtzeitig der Anschluss gefunden wird. Der Zusammenhang und die Problematik dieser Situation wird sich noch in Zukunft zeigen. Erst hinterher werden die Analphabeten kaum überwindbare Hürden und Stigmatisierung erfahren müssen. Jetzt können die betroffenen Kinder (selbst) die Folgen noch nicht ansatzweise erahnen. 

Welche Förderprogramme gibt es für Alphabetisierung? 

Glücklicherweise ist die Lage heutzutage alles andere als aussichtslos, was dahingehend auch Hoffnungen für die Zukunft macht. Das Bundesbildungsministerium hatte 2016 die Dekade der Alphabetisierung ins Leben gerufen (AlphaDekade 2016-2026), um die Lese- und Schreibkompetenz (vor allem) von Erwachsenen zu steigern. Gefördert werden insbesondere Projekte, die Beschäftigte mit Alphabetisierungs- und Grundbildungsbedarf am Arbeitsplatz unterstützen. Hierzu werden wir als Teil unserer Alphabetisierungswoche einen weiteren Artikel posten. 

Unter anderem wird auch die Studie "LEO 2018 - Leben mit geringer Literalität” unterstützt, auf welcher die Zahlenwerte basieren, mit denen im (Regierungs-)Diskurs argumentiert wird. Hierbei zu bemängeln: von einer Gruppe von knapp 8000 Befragten wurde auf die Gesamtbevölkerung der Bundesrepublik geschlossen. Trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, welch ein großes Problemgebiet Analphabetismus darstellt und wie viel Handlungsbedarf noch immer herrscht. Vor allem in Bezug auf die Rahmenbedingungen der Erwachsenenbildung muss das Kursangebot flächendeckend ausgebaut und allgemein breiter aufgestellt werden. Außerdem sollten Grundbildungskurse für Teilnehmende kostenfrei sein, fordert der Bundesverband für Alphabetisierung und Grundbildung e.V. Da Analphabeten oft Geringverdiener sind, ist dies dringend notwendig. Unter ihrer Telefonnummer erreicht man kostenlos das Expertenteam des ALFA-Telefons, welches über Lernangebote und Selbsthilfegruppen in der Region informieren kann sowie Ansprechpersonen vermittelt. Des Weiteren bietet beinahe jede Volkshochschule wöchentliche Grundbildungskurse an, allerdings gibt es keine spezifische Didaktik für Alphabetisierungsangebote, weil sie noch nicht genug erforscht wurden, wodurch oft widersprüchliche Herangehensweisen in den Kursen zu beobachten sind. 

Das Bildungsministerium für Bildung und Forschung bietet mit seiner Kampagne “Lesen & Schreiben. Mein Schlüssel zur Welt” digitale sowie analoge Lern- und Beratungsangebote an. Lerninteressierte können sich auch über eine Vorlesefunktion zu allen verfügbaren Informationen freuen. 

Ein weiteres Projekt: “MENTOR - Die Leselernhelfer e. V.” vom Bundesverband will seit 2019 die Leseförderung gezielt mit Apps und Internetseiten vorantreiben. Um digitale Medien in die Lesestunden zu integrieren, bietet der Bundesverband Kriterien zur Auswahl von digitalen Medien zum Lesenlernen sowie Material zum Aufbau und zur Vorbereitung einer Lesestunde mit digitalen Medien. Unter dem Dach des Bundesverbandes sind außerdem mehr als 13.000 ehrenamtliche Lesementoren hauptsächlich in den Schulen unterwegs, um insgesamt 16.600 Schüler zu fördern. Die ersten Ergebnisse: Die Kinder verlieren durch den digitalen Ansatz keineswegs die Lust an “echten” Büchern. Die hierin vorgestellten Ansätze bieten ebenfalls großen Spielraum für eine Anwendung in der Erwachsenenbildung. 

Alles in allem zeigen die neuesten Ergebnisse einen positiven Trend bei der Alphabetisierung von Erwachsenen auf. Allerdings braucht es eine neue Zahlenbasis, von welcher aus weitergearbeitet werden könne. Problematisch kann die Auswirkung der COVID-19-Pandemie auf einige Schuljahrgänge sein, wenn in den nächsten Jahren der Lernrückstand nicht aufgeholt wird. Denn die Kinder von heute mit wenig Lese- und Schreibkompetenz sind oft die Analphabeten von morgen. Daher soll der Fokus nicht ausschließlich auf der Alphabetisierung von Erwachsenen liegen, sondern es müssen auch deutlich mehr Leseangebote für jüngere Menschen offeriert werden, damit präventiv ein Hinabrutschen in einen Analphabetismus verhindert werden kann.

Analphabetismus – Was genau ist das eigentlich?

Unsere Themenwoche “Alphabetisierung” wird mit diesem Artikel eingeläutet. Hier erfahrt ihr, was genau Analphabetismus ist und wie ihr schon im Klassenzimmer dagegen vorbeugen könnt.
Von
Anna Schröder
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September 2022
8.9.2022
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Alphabetisierung
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Blut und Wasser schwitzen, wenn in der Schule ein Diktat ansteht, sich vom Kellner Speisen vorschlagen lassen, da man die Karte nicht lesen kann – Alltag für Menschen mit Analphabetismus. Obwohl diese Einschränkung laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung rund 12 Prozent der erwerbstätigen Erwachsenen in Deutschland betrifft, findet das Thema hierzulande nur wenig Beachtung. Dadurch trauen sich viele Menschen nicht um Hilfe zu bitten und versuchen umständlich die Schwäche auszugleichen. Mit unserer Themenwoche zur Alphabetisierung wollen wir euch für Inhalte rund um Probleme mit Lesen und Schreiben sensibilisieren und erste Schritte zur Enttabuisierung des Analphabetismus gehen.

Analphabetismus – Verschiedene Formen 

Wie genau wird Analphabetismus eigentlich definiert? Zunächst erfolgt die Unterscheidung in primären und sekundären Analphabetismus. Ein Analphabet der primären Form hat das Lesen und Schreiben nie gelernt, ein sekundärer hingegen wieder verlernt. Darüber hinaus gibt es den funktionalen Analphabetismus. Hierbei wird Analphabetismus konkret von der umgebenden Gesellschaft abhängig gemacht. Unter funktionalem Analphabetismus leidet jemand, der mit seinen Schrift- und Sprachkompetenzen nicht die gesellschaftlichen Mindestanforderungen erfüllt. Dies hemmt die individuelle Entfaltung und die Fähigkeit, gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.

Ursachen 

Je höher die Armut eines Landes, desto höher die Analphabetisierungsrate. Es spielen dabei viele Faktoren eine Rolle. Im Mittelpunkt steht die Bildungsmöglichkeit. Manche Kinder und Jugendliche müssen ihren Familien beim Geld verdienen helfen und arbeiten gehen – da bleibt keine oder nur wenig Zeit für einenden Schulbesuch. Häufig ist die Kinderrate in wirtschaftlich schwachen Ländern deutlich höher als in Europa. Dadurch ergeben sich hohe Schulkosten, welche oft nicht für alle Kinder aufgebracht werden können. Dazu gibt es in vielen Ländern kein ausreichendes Angebot von qualitativ hochwertiger, günstiger und zugänglicher Bildung. Wie es um die Alphabetisierung im globalen Kontext steht, erfahrt ihr in einem anderen Artikel unserer Themenwoche. 

Individuelle und soziale Faktoren

Es gibt einige Faktoren, die begünstigen, dass funktionaler Analphabetismus in einem wirtschaftlich stabilen Land entsteht. Hierzu zählen individuelle Faktoren, wie eine lange Krankheit in der Kindheit oder Förderbedarf, der nicht frühzeitig erkannt wurde. Das bedingen meist die familiären Verhältnisse. Wenn das Elternhaus überfordert ist oder kein Interesse an dem Kind zeigt, wird der Förderbedarf schnell übersehen. Hierbei muss auch das Schulsystem Verantwortung übernehmen. Häufig herrscht jedoch Personal- und Zeitmangel, daher ist eine Einzelförderung in der Realität nur bedingt möglich. Dazu kommt, dass viele Lehrer:innen nicht wissen, wie sie mit der Situation richtig umgehen können. Manche Lehrkräfte halten es für besser, dem Kind durch Augen zudrücken, den Jahresabschluss zu ermöglichen, statt es durch Fördermaßnahmen aus seinem Klassenverband zu reißen. Gut gemeint, aber fatal für die Zukunft des Heranwachsenden. Es kommt auch vor, dass Probleme beim Schreiben und Lesen von Lehrkräften nicht ernst genommen werden oder kompensierendes Verhalten als Störung empfunden wird. Bei Problemen in der Schule entsteht meist ein Kreislauf aus Angst und Scham in Verbindung mit der Lernsituation. Das kann eine Furcht gegenüber Sprachunterricht erzeugen und die spätere Hilfesuche deutlich erschweren. Besonders bei Kindern aus migrierten Familien in erster Generation herrscht oft kein stabiles Sprachumfeld zuhause. Die gesellschaftlich geforderte Sprache kann zuhause nicht oder nur eingeschränkt gefördert werden. Das hemmt das Lernen von Schreiben und Lesen zusätzlich und kann in Kombination mit anderen Ursachen Analphabetismus begünstigen. Gerade bei Flüchtlingsbewegungen kann das zum Problem werden. Bleibt an der Themenwoche dran und lest dazu unseren Artikel zum Thema: Alphabetisierung und Flucht.

Verschiedene Stufen des Analphabetismus – die Alpha-Levels

Es gibt vier Alpha Levels, mit Hilfe welcher analeine Einstufung des Analphabetisierungsgrades versucht wird:

Alpha-Level 1 – Die betroffenen Personen können Buchstaben erkennen und schreiben, jedoch nicht einzelne Wörter lesen oder deren Sinn erkennen. Es gibt 0,3 Mio. Erwachsene in Deutschland mit Alpha-Level 1.

Alpha-Level 2 – Einzelne Wörter sind les- und schreibbar,  jedoch keine Sätze. Es gibt 1,7 Mio. betroffene Erwachsene in Deutschland.

Alpha-Level 3 – Die betroffenen Personen können einzelne Sätze lesen und schreiben. Doch auch schon kurze Texte können nicht als Ganzes gefasst werden. 4,2 Mio. Erwachsene in Deutschland sind betroffen.

Alpha-Level 4 – Texte können einigermaßen verstanden und auch geschrieben werden, jedoch nur mit vielen Fehlern. Davon sind 10,6 Mio. Erwachsene in Deutschland betroffen.

Umgang in der Schule 

Bei Problemen mit Lesen und Schreiben ist ein Analphabetismus nicht die einzige Möglichkeit. Es gibt mehrere, sich ähnlich äußernde Einschränkungen, die unterschieden werden müssen. Abzuklären ist, ob eine Lese-Rechtschreib-Schwäche vorliegt oder eine Legasthenie. Heranwachsende, die von solchen Störungen betroffen sind, benötigen nämlich eine andere Förderung als ‘angehende’ Analphabeten. Analphabetismus resultiert aus äußeren Umständen und ist bei rechtzeitigem Erkennen ausgleichbar.

In der Schule gilt es deswegen einem Analphabetismus vorzubeugen und rechtzeitig die passenden Förderungsmittel anzubieten. Hierbei muss fast immer auf Hilfe von außen zurückgegriffen werden, da an deutschen Schulen ein Lehrkräftemangel herrscht. Es gibt deutschlandweit verschiedene Stellen, die eine Lese- und Schreibförderung anbieten. 

Analphabetismus – ein vielschichtiges Problem

Analphabetismus tritt in verschiedenen Formen und Stufen auf. Es ist ein Problem mit vielschichtigen Ursachen, welches auch von unserer Gesellschaft – zum Beispiel durch unzureichende Förderung – begünstigt wird. Obwohl ein Zehntel aller Erwachsenen in Deutschland betroffen sind, ist das Problem in der Öffentlichkeit kaum präsent. Die Redaktion von Lehrer News möchte durch die Themenwoche zur Alphabetisierung auf dieses globale Problem aufmerksam machen! 

Hattet ihr schonmal das Gefühl, dass an eurer Schule durch zu wenig Fördermöglichkeiten Kinder untergegangen sind? Falls ihr diese oder ähnliche Erfahrungen gemacht habt, lasst gerne einen Kommentar da. 

Dicke Luft im Klassenzimmer – Schulaktionen gegen Luftverschmutzung

Luftverschmutzung ist ein weltweites Problem, welches auch in unseren Klassenzimmern ankommt.
Von
Anna Schröder
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September 2022
7.9.2022
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Heute, am 07.09.2022, feiert der Tag für saubere Luft und blauen Himmel („International Day of Clean Air for blue skies“) sein drittes Jubiläum . Die Generalversammlung der UN sieht hinsichtlich der Luftverschmutzung Handlungsbedarf und hat deswegen im Dezember 2019 den Aktionstag ins Leben gerufen. Das Ziel ist das Thema Luftreinheit auf globaler Ebene ins Gedächtnis zu rufen und Maßnahmen sowie Aktionen anzustoßen und zu fördern.

Luftverschmutzung – ein weltweites Problem

Nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation sterben zirka sieben Millionen Menschen pro Jahr an verunreinigter Luft. Es atmen 99 Prozent der Menschheit schmutzige Luft ein – also Luft, die die Richtwerte der WHO übersteigt. Diese umfassen die mittlere jährliche Feinstaubkonzentration (5 µg/m³), die mittlere jährliche Stickstoffdioxid-Konzentration (10 µg/m³) und die mittlere Konzentration von Ozon während des Sommers (60 µg/m³).

Insgesamt sind Länder mit einem geringeren Bruttoinlandsprodukt stärker betroffen als wohlhabende Länder. Das liegt unter anderem daran, dass dort viele Konsumgüter für Europa oder Amerika produziert werden und häufig aufgrund mangelnder Alternativen auf günstige, aber nicht saubere Energiequellen zurückgegriffen werden muss. Indien steht im internationalen Vergleich 2021 auf Platz fünf der Länder mit den höchsten Luftschadstoffwerten. In Neu-Delhi mussten mehrfach wegen Smog die Schulen geschlossen werden. Durch die Kombination aus exorbitantem Verkehr, Kohlekraftwerken und Verbrennung als Entsorgungswerkzeug für Bauern und Privatpersonen entsteht ein gelber Schleier über der Stadt. Das raubt einem wortwörtlich den Atem! 

Situation in Deutschland

Im internationalen Vergleich 2021 kommt Deutschland laut IQ Air von 112 Ländern auf den 89. Platz. Den ersten Platz belegt in der Rangliste das Land mit der höchsten Luftverschmutzung. Deutschland steht also nicht schlecht da, der von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Richtwert für Feinstaub wird jedoch großflächig  überschritten. Immerhin ist durch den Umstieg auf ‚saubere‘ Energie, umweltfreundlichere Kraftfahrzeugmotoren, aber auch durch die Auslagerung von Produktionen in Deutschland seit 25 Jahren ein stetiger Rückgang der Luftverschmutzung insbesondere der Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung zu verzeichnen.

Auch das wachsende Bewusstsein über den Klimawandel führt zu einer Verbesserung, da schlechtere Luft gleichbedeutend mit höheren Emissionen ist, welche den Klimawandel weiter anheizen.

Außen hui, innen pfui

Es gibt EU weite Standards für die Luftqualität. Wenn diese für einen gewissen Zeitraum überschritten werden, folgen Strafen. Doch wie sieht es mit unseren Innenräumen aus?

Dort kann es nämlich zu einer erhöhten Schadstoffbelastung der Luft durch Chemikalien, Allergene oder Schimmelsporen kommen. Diese kann bis zu fünfmal höher sein als draußen. Der Grund dafür sind zum Beispiel Baumaterialien, Wohntextilien, Isoliermaterialien, Farben, Feuchtigkeit, nicht oder schlecht gewartete Belüftungssysteme und Abgase von außen. Obwohl immer mehr Zeit in Innenräumen verbracht wird (siehe beispielsweise WHO-Europabericht 2013, US-Umweltschutzbehörde) existieren keine Vorgaben bzw. Grenzwerte für die Luftbelastung in öffentlichen Gebäuden. Vom Bund werden lediglich Richtwerte genannt und die EU legt durch die European Environment Agency detailliert die Risiken vor, jedoch keinen Gesetzesentwurf. Vor allem in öffentlichen Gebäuden ist das problematisch. In Schulen ist laut dem Bundesamt für Umwelt vor allem die hohe Kohlendioxidkonzentration ein Problem, da oft unzureichend belüftet wird. Zudem sind viele Schulgebäude renovierungsbedürftig und stehen im Verdacht, teilweise aus schädlichen Baumaterialien zu bestehen, wie zum Beispiel Asbest oder polychlorierte Biphenyle.

 

4 Aktionen zum Thema Luftverschmutzung im Schulrahmen

1. Informationstag: Häufig haben Schüler wenig Wissen über das Thema Luftverschmutzung. Daher bietet es sich an, fächerübergreifend das Thema anzugehen und ein Bewusstsein zu schaffen. Hierzu gibt es beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Ideen zur Unterrichtsgestaltung für die Grundschule und die Sekundarstufe.

2. Bepflanzung: Um die Luftqualität in den Innenräumen eurer Schule zu verbessern, könnt ihr eine große Zimmerpflanzenaktion starten. Das schafft gleichzeitig ein Bewusstsein dafür, dass Pflanzen einen erheblichen Teil zur Reinigung unserer Luft beitragen und verbessert eure Klassenzimmerluft. Dieses Projekt kann auch auf den Außenbereich ausgeweitet werden, um durch Baumpflanzen langfristig einen Beitrag zu der sauberen Luft in eurem Stadtteil beizutragen. Eine Schule in Baku (Aserbaidschan) macht es im Rahmen des internationalen Projekts „Vernetzt für Nachhaltigkeit“ vom Goethe-Institut Georgien vor.

3. Naturzentrierte Ausflüge/ Klassenfahrten: Um den Grundstein für ein Interesse an der Umwelt und emissionsfreien Fortbewegungsmitteln zu legen, können Ausflüge mit dem Fahrrad in die Natur oder in Naturmuseen unternommen werden. Zudem gibt es viele naturbelassene Orte, die für Klassenfahrten geeignet sind. Das Projekt „Treffpunkt Draußen“ ist Teil des Förderprogramms „Lernen mit Rückenwind“ und bietet Outdoor-Events für Schulklassen an.

4. Projektwoche: Insbesondere der Chemieunterricht eignet sich hervorragend für die Erforschung der Luftverschmutzung. Man kann sich besonders auf die Rolle des Autos fokussieren und Messungen durchführen. Hier findet ihr Unterrichtsplanung und -material zum Thema. Fächerübergreifend kann man eine ganze Projektwoche planen und das Thema Luftverschmutzung ganzheitlich betrachten.

Insgesamt ist die Luftverschmutzung ein weltweites Problem, welches global angepackt werden muss. Die Schadstoffbelastung in Innenräumen sollte durch EU-weite Grenzwerte kontrolliert und bei Überschreitung bestraft werden. Gerade an deutschen Schulen besteht Renovierungsbedarf. Daher ist es sinnvoll, luftreinigende Maßnahmen wie Bepflanzungen durchzuführen. Ermöglicht es euren Schüler:innen ein Bewusstsein für ihre Umwelt und Atemluft zu entwickeln und diese zu schützen! Habt ihr weitere mögliche Aktionen zu dem Thema? Schreibt es gerne in die Kommentare. Bringt frischen Wind in die Unterrichtskommunikation zum Thema Luftverschmutzung!

Ruhe bitte! 5 Tipps um Schüler zum Zuhören zu bringen

Was tun, wenn es im Klassenzimmer mal wieder zu laut wird?
Von
Vitali Borissov
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6
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September 2022
6.9.2022
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Die Quintessenz jeglichen Frontalunterrichts ist, dass Schüler:innen ruhig sind und vernünftig zuhören. Als der Klassiker unter der Unterrichtsformen erfordert diese Art der Lehrgestaltung eine aufmerksame Schülerschaft. Da Kinder häufig nicht lange genug am Stück ruhig sitzen können, bedarf es gelegentlich bestimmter Methoden und Tricks, um sie fokussiert zu halten. Denn wenn das Lärmchaos Überhand nimmt, Quatschköpfe und Labertaschen ihrem Namen alle Ehre machen, wenn sie schwatzen wie die Spatzen und die Schüler:innen völlig abgestumpft sind gegen die üblichen Aufforderungen zur Ruhe – was dann? 

Wir zeigen euch fünf Tipps, um im Lärmchaos die Stimme zu schonen und trotzdem die Schüler:innen zum Zuhören anzuregen.

1. Freundliches Ansprechen 

Wenn private Unterhaltungen regelmäßig den Unterricht stören, kann es hilfreich sein, statt einer Ermahnung oder Drohung, eine freundliche Nachfrage zu stellen:. “Wie lange braucht ihr noch für euer Gespräch? Ich frage, damit ich weiß, wie lange ich pausieren soll. Schließlich stören wir uns sonst ja nur gegenseitig.” Eine weitere Variante wäre: “Darf ich jetzt auch wieder reden?” Die Schüler:innen werden auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht – freundlich, aber nicht ohne eine gewisse Spitze in der Formulierung. 

2. Dazugesellen 

Wenn man merkt, dass jemand dem Beitrag der wortführenden Person (unabhängig davon, ob Lehrkraft oder Schüler:in) nicht zuhört und stattdessen quatscht, kann es helfen, sich wortlos in die Umgebung der Unruheherde zu begeben. Stellt man sich womöglich sogar genau neben sie, verstehen die Quasselstrippen von selbst, dass es nun wieder Zeit wird, aufzupassen. Vor allem, wenn man als Lehrperson den Unterricht leitet, unterbricht man mit dieser Methode nicht seinen Sprechfluss, aber die Schüler:innen sind gezwungen zuzuhören, da es unangenehm und besonders unhöflich ist, direkt neben der Lehrkraft nicht aufzupassen.

3. Das Handzeichen

Mit einem selbstbewussten Handheben lässt sich der Lärm ebenfalls durchbrechen. Wenn der Schülerschaft das besondere Zeichen während einer Unterrichtsstörung auffällt, werden sie sich ihres Fehlverhaltens bewusst und beginnen zu schweigen. Hinterher kann es hilfreich sein, einige Worte über diese Methode zu verlieren, um die Schüler:innen auf selbiges zukünftiges Verhalten einzustimmen. Repetition ist das Stichwort. Eine Erweiterung, welche vor allem mit Kindern vollzogen werden kann, ist das Imitieren des Handhebens oder einer generellen Geste wie dem Leisefuchs. Die Kinder stecken sich sozusagen gegenseitig damit an, bis schließlich alle das Handzeichen imitieren und zur Ruhe kommen. 

4. Kurze Tonimpulse 

Tischglocken, Klangschalen, Regenstäbe oder Gongs können einen ebensolchen Effekt erzielen. Die Signalwirkung, die erzielt wird, wenn man sie als möglicherweise letzten Ausweg benutzt, ist kaum zu übertreffen. Der Klang holt die Schüler:innen teils sogar durch den Schock in die konkrete Unterrichtssituation zurück. Die Blase platzt. Die Unterhaltung stoppt. Der Fokus kehrt zurück. Alle warten gespannt darauf, wann die Lehrkraft wieder das Wort aufnimmt. Wichtig ist auch, dass erst wieder von der eigenen Seite gesprochen wird, wenn man wieder die volle Aufmerksamkeit der Kinder hat. Dies darf jedoch nicht überstrapaziert werden. 

5. Eiskaltes Aufrufen

Bei diesem Punkt scheiden sich die Geister. Das Aufrufen von quatschenden oder unaufmerksamen Schüler:innen aus dem Nichts heraus ist inzwischen nicht ohne Grund unter Lehrkräften wie Schülerschaften verrufen. Das öffentliche Entblößen des Nichtwissens und Zurschaustellen der Unaufmerksamkeit kann Grund gewisser Sozialphobien werden. Ebenso ist der autoritäre Grundkonsens, mit dem auf diese Art und Weise der Unterricht gestaltet wird, nicht gerade das modernste und förderlichste Lernklima. Auf Furcht und Schrecken basierend, verfolgt von der ständigen Angst, in einem Moment der Unachtsamkeit drangenommen zu werden und sich höchstwahrscheinlich blamieren zu müssen: keine sonderlich ansprechenden Vorstellungen. Auf der anderen Seite ist diese kleinere Bestrafung für Schüler:innen, die wiederholt hinderliches Störverhalten aufzeigen, eine Lehre, um in Zukunft aufmerksamer zu bleiben. Trotz alledem eignet sich dieses Mittel nur in geringen Dosen, da die anwendende Lehrkraft schnell als streng und skrupellos in Verruf geraten kann. 

Wie also mit Schüler:innen umgehen, die zu laut sind?

Es ist unausweichlich, dass der Lärmpegel in einer Unterrichtssituation mal steigen wird. Abschließend gilt es ebenso zu beachten, dass es nicht die einzig wahre, unfehlbare Methode gibt, um dem entgegenzuwirken. Hilfreich kann auch eine Mischung aus Gruppenphase und Plenumsdiskussionen sein, wodurch den Schüler:innen genug Zeit gegeben wird, auch mal für einen längeren Zeitraum etwas lauter zu sein. Aber diese fünf Tipps bieten die Basis für einen umfangreichen Werkzeugkasten, mit welchem Schüler:innen zum Zuhören bewegt werden können. Probiert es aus! Und erzählt uns, von den Erfahrungen, die ihr mit diesen Methoden gemacht habt? Und wie bringt ihr selbst eure Klasse zur Ruhe?

Helikoptereltern im Einsatz

Stau vor der Schule – Mamas und Papas strömen mit ihren Schützlingen Hand in Hand ins Schulgebäude und parken derweil am besten noch vor der Feuerwehrzufahrt. Was sind Helikoptereltern und wie kann man ihnen als Lehrkraft richtig begegnen?
Von
Anna Schröder
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September 2022
5.9.2022
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Stau vor der Schule – Mamas und Papas strömen mit ihren Schützlingen Hand in Hand ins Schulgebäude und parken derweil am besten noch vor der Feuerwehrzufahrt. Am Elternabend wird wieder heiß diskutiert – stellt dieser Lehrplan nicht eine Überforderung für die Kleinen dar? Wenn ihr sowas schon erlebt habt oder sogar regelmäßig erleben müsst, kennt ihr sie: Helikoptereltern. Eine echte Belastung für Schulen und Lehrkräfte, wenn sie zum Beispiel versuchen, in die Unterrichtsgestaltung einzugreifen.

Kurz erklärt: Helikoptereltern

Laut Duden sind Helikoptereltern Eltern, die ihre Kinder aus übertriebener Sorge ständig überwachen. Sie sind also überfürsorglich und auch überängstlich. Wie ein Helikopter kreisen sie um das Kind, welches meist unter der ständigen Überwachung leidet. Typische Verhaltensweisen sind zum Beispiel, das Kind regelmäßig bis zur Schule oder sogar in die Klasse bringen, vermehrte Einmischung in Unterrichtsstrukturen jeder Art und im Extremfall die Neigung dazu, ihre Forderungen vor Gericht einzuklagen. Diese Überfürsorglichkeit resultiert aus zwei Ängsten: Erstens, meinem Kind könnten schlimme Dinge zustoßen und zweitens, mein Kind muss gute Leistungen erbringen, um dem Leistungsstandard unserer Gesellschaft gerecht zu werden. 

Die Kontrolle bzw. Überwachung streckt sich über alle Lebensbereiche des Kindes – von der Freizeit bis hin zum Kindergarten- oder Schulleben. Der Kontrollzwang wird oft von einem Misstrauen gegenüber Erzieher:innen und Lehrkräften begleitet. Das stellt sie vor eine Herausforderung. 

Die Folgen des Erziehungsstils

Durch die ständige Kontrolle hat der/ die Heranwachsende keinen Freiraum zur Entwicklung. Fehler und negative Erfahrungen zu sammeln sind essenziell für das Erwachsenwerden. Laut einer Studie der American Psychology Association ist das Ergebnis eine negative Entwicklung der Emotions- und Selbstkontrolle bei den betroffenen Kindern. Wenn alles von außen kontrolliert wird, haben sie keine Möglichkeit, Selbstständigkeit zu lernen.

Als Lehrkraft Helikoptereltern runterschrauben 

Manchmal wird man als Lehrer von Eltern mit Dingen außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs konfrontiert: Die Sitzordnung ist falsch, dieses Englischbuch lehrt viel besser als das Genutzte – oft treibt das Lehrer:innen an den Rand der Verzweiflung. Allen kann man es nämlich nie recht machen und wenn man ehrlich ist, sind Eltern nun mal meist keine Pädagogen oder ausgebildete Lehrkräfte. Also, wie soll man mit Vorschlägen oder Vorwürfen umgehen? 

Zunächst gilt: ruhig bleiben. Die Eltern handeln hierbei nicht gegen euer Lehrkonzept oder euch als Person. Sie haben nur das Wohl ihres Kindes im Blick. Hier könnt ihr ansetzen. Ob Kritik am Lehrplan oder der Notengebung – Zuhören und Erklärungen sind gefragt. Nehmt euch Zeit, eure Lehrkonzepte zu erklären und hört ihnen zu, um auf spezielle Bedürfnisse einzugehen und den Ursprung ihres Verhaltens besser einschätzen zu können. Auch wenn das Zeit kosten kann, wird dadurch ein Vertrauen aufgebaut, was es den Eltern leichter machen kann, Kontrolle abzugeben und euch dadurch langfristig entlastet. Vermeidet eine Stigmatisierung der Eltern und versucht offen zu sein. Macht deutlich, dass auch für euch das Kindeswohl an erster Stelle steht, eine Sonderbehandlung jedoch weder für das Sozialleben der betreffenden Schüler:innen förderlich ist, noch für das Lehr- und Lerntempo. 

Grenzen setzen

Manche Helikoptereltern setzen sich sehr penetrant für das Wohl ihrer Lieblinge ein. Deshalb solltet ihr, wenn nötig, Grenzen aufzeigen: Anrufe oder persönliche Besuche in der Freizeit gehen zu weit! Genauso die Missachtung von Schulregeln, zum Beispiel, die Beachtung des Schild am Schultor “Von hier aus schaff ich’s alleine” oder Handyverbot auf einer Klassenfahrt sowie die Autonomie der Lehrkraft und ihres Lehrkonzeptes. Die Grenzen müssen klar eingefordert werden, was bei vielen Helikoptereltern wohl auf massive Gegenwehr stoßen wird.

Hohe Frustrationstoleranz

Leider ist es Realität, dass die meisten Eltern nicht so leicht aus ihrem Muster zu bringen sind. Elterngespräche über unangemessenes Verhalten der Erziehungsberechtigten oder Elternbriefe, die diese Themen adressieren, zeigen meist nur eine kurzzeitige Wirkung und werden schnell vergessen. Die beste Chance ist es, den Eltern klarzumachen, dass ihr EIN Team seid. Versucht zu vermitteln, dass ihr als Lehrkräfte dem Kind natürlich nichts Böses wollt und die Kompetenz habt einzuschätzen, was das Beste für Heranwachsende ist. 

Alles in allem wird jeder Lehrer mal mit Helikoptereltern konfrontiert werden. Hierbei heißt es zunächst Ruhe bewahren und im Gespräch versuchen, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Kopf hoch, wenn das auch erstmal nicht funktioniert. Zeigt Grenzen auf und tauscht eure Erfahrungen mit Kollegen aus. Habt ihr schon solche Erfahrungen gemacht? Lasst gerne eure Tipps im Umgang mit Helikoptereltern in den Kommentaren da!

Wie der Schulstart Familien arm macht

Angesichts der wirtschaftlichen Situation in Deutschland stellt der Schulstart viele Eltern vor eine finanzielle Herausforderung.
Von
Anna Schröder
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September 2022
3.9.2022
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Wiesbaden. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes sind die Kosten für Schulmaterialien dieses Jahr im Schnitt um 14 Prozent gestiegen. Das stellt viele Familien vor ein Finanzierungsproblem. 

In mehreren Bundesländern hat die Schule bereits wieder begonnen. Was für die meisten Schüler:innen eine schöne Sache ist, bedeutet für die Eltern eine finanzielle Belastung. Die Folgen der Coronakrise und des Ukraine-Kriegs verschärfen die Lage. 

Hefte, Schreibwaren und Kunstmaterialien – alle Jahre wieder steht die Beschaffung von Schulausrüstung an. Bei der Einschulung kommen noch ein guter Tornister, Mäppchen und passende Sportsachen dazu. Nach einer Schätzung der Sparkasse müssen die Eltern von Schulstartern mit mindestens 530 Euro rechnen. Hierbei werden jedoch auch Kleidung und Schultüte plus Füllung mitgerechnet. 

Familien, die Sozialhilfe beziehen, können einen Zuschuss von zirka 150 Euro beantragen. In Zeiten der Inflation und bei steigenden Lebensmittel- wie Energiekosten sind jedoch längst nicht mehr nur sozial schwache Familien betroffen. Viele Menschen haben durch die wachsenden Preise einen deutlich geringeren Reallohn als noch in den Jahren zuvor . Der Bedarf an Hilfe steigt. Das zeigt auch der Andrang an die Hilfsstellen. Zum Beispiel hat die Schulmaterialkammer der Diakonie in Paderborn dieses Jahr nicht allen Menschen entsprechende Hilfeleistungen anbieten können, da es schlichtweg zu viele waren. 

Viele Schulen haben zudem hohe Ansprüche an die Materialien. Qualitätshefte sollen es sein und bitte der Taschenrechner für 120 Euro. Das schafft Ungleichheit und eine Benachteiligung finanziell schwächerer oder besonders kinderreicher Familien. 

Durch Krisen und eine darauf folgende wirtschaftliche Veränderung hat sich ein vermehrter Bedarf an finanzieller Hilfe für Schulmaterialien ergeben. Unter diesem Link findet ihr die Website der Arche, wo ihr Unterstützung findet, aber auch spenden könnt.

Ein Wegweiser durch den digitalen Dschungel

Lernen in Zeiten der Digitalisierung – Dieses Buch gibt dir die nötigen Werkzeuge an die Hand!
Von
Anna Schröder
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September 2022
2.9.2022
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Weinheim. Der Erziehungswissenschaftler Gerold Brägger und der emeritierte Professor der TU Dortmund Hans-Günter Rolff haben das “Handbuch Lernen mit digitalen Medien” im Mai 2021 herausgebracht. 

In Kooperation mit über vier Dutzend Wissenschaftlern ist das fast 1000 Seiten umfassende Werk entstanden. Es bildet detailliert die aktuelle Forschung zum Thema digitale Bildung ab und gibt eine Übersicht über digitale Medien für den Unterricht sowie didaktische Empfehlungen. 

Medienexpert:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben den aktuellen Forschungsstand zum Thema digitale Bildung zusammengetragen und in einem Werk verbunden. Neben konkreten Handlungsempfehlungen findet sich auch eine Fülle an weiterführenden Literaturhinweisen, welche eine intensivere Beschäftigung mit einzelnen Aspekten ermöglichen. Die Zielgruppe des Nachschlagewerks sind Ausbilder:innen von Lehrkräften sowie Lehrkräfte selbst. 

Die Plattform Einfach.Digital.Lernen hat den ehemaligen Gründungsdirektor des Instituts für Schulentwicklungsforschung Rolff zum Interview gebeten. Sein Interesse bestehe vor allem darin, weg von oberflächlichen Digitalisierungsmaßnahmen zu kommen. Ihm schwebe vielmehr ein ganzheitlicher Ansatz vor, welcher zu einer neuen Lernkultur führen soll. Hierbei ist vor allem personalisiertes Lernen gemeint, welches trotz Lehrer:innenmangel durch digitale Unterstützung umsetzbar sei. 

Kritik

Die Forschung zum Thema Digitalisierung und digitales Lernen befindet sich noch in den Kinderschuhen. Daher ist es wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass Informationen in dem Werk schnell veralten können. So meint beispielsweise Hauke Pölert auf Twitter, dass bei seinem Beitrag zum multimedialen Lernen im Geschichtsunterricht nach etwas mehr als einem Jahr Überarbeitungsbedarf bestehe.  

Dazu kommt, dass Rolff gegenüber Einfach.Digital.Lernen erwähnt, dass ihm vor allem freiwilliges Engagement der Lehrkräfte vorschwebe, um geeignete Diagnose-, Lern- und Fördermaterialien zu entwickeln. Das ist bei dem momentanen Lehrermangel sowie der ständigen Überlastung kaum vorstellbar oder zumindest keine abschließende Lösung. 

Das Buch “Lernen mit digitalen Medien” bietet eine aktuelle Übersicht zu den digitalen Möglichkeiten im Schulsektor. Auch wenn Fragen der Aktualität beim Lesen nicht ausbleiben sollten, ist das Handbuch ein guter Ansatz, um die Bildung in Deutschland nachhaltig digitaler zu gestalten. 

Welches Bundesland hat das beste Bildungssystem?

Das INSM-Bildungsmonitoring 2022 bewertet aus bildungsökonomischer Sicht die Schulpolitik der jeweiligen Bundesländer.
Von
Vitali Borissov
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September 2022
1.9.2022
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Köln. Der INSM-Bildungsmonitor 2022 hat seine neuesten Ergebnisse veröffentlicht. Anhand von 98 Indikatoren bewertet das Institut der deutschen Wirtschaft hierbei den Bildungserfolg und inwieweit das Bildungssystem eines Bundeslandes zum Wachstum und Wohlstand der Wirtschaft beiträgt. Das reicht von der Zahl der Schulabbrecher pro Bundesland bis zur Zahl der frisch gekürten Doktoren, die von einer Universität kommen. Dieses Jahr lag ein besonderer Fokus auf IT-Kompetenzen und IT-Fachkräften. Außerdem wurde zum ersten Mal der Themenbereich Digitalisierung unter die Lupe genommen. 

Das Bundesland Sachsen hat beim Zusammentragen der 98 Indikatoren den ersten Platz belegt. Und das zum 17.(!) Mal in Folge. Hinsichtlich der Förderinfrastruktur, Forschungsorientierung, Schulqualität, Bildungsarmut, Internationalisierung und Ausgabenpriorisierung hat das Bundesland, welches an seinen Gymnasien auf G8 setzt, Höchstnoten erzielt. Im Gesamtranking komplementieren Bayern und Thüringen das Podium. 

Beim Fokus auf die Digitalisierung (u. a. in Form von Verfügbarkeit und Schnelligkeit der kabellosen Internetverbindungen an Schulen) schneidet Ostdeutschland (mit Ausnahme von Berlin) bedeutend schlechter ab als die anderen Bundesländer. Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt belegen die letzten Plätze (in absteigender Reihenfolge). Allerdings: Bremen, welches den ersten Platz im Bereich Digitalisierung eingenommen hat, schnitt im Gesamten betrachtet am schlechtesten ab. Neben Bremen gelten Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen als die großen Bildungsverlierer. Vor allem hinsichtlich des Handlungsfeldes Ausgabenpriorisierung hat Nordrhein-Westfalen eine desolate Punktzahl vorzuweisen. Es handelt sich bei der Ausgabenpriorisierung um einen Indikator dafür, wie viel Geld ein Bundesland durchschnittlich für einzelne Bildungsteilnehmer:innen ausgibt – dies verglichen mit den gesamten Ausgaben des Landes für einzelne Einwohner:innen. In Bezug auf die Schülerkompetenz lässt sich festhalten, dass besonders die drei Stadtstaaten weitaus schlechter abschneiden als der Rest. 

Der Blickwinkel der INSM 

Abschließend ist es wichtig, sowohl die INSM als auch das Bildungsmonitoring kritisch zu betrachten und nicht als das Maß aller Dinge zu nehmen. Die im Auftrag der Metall- und Elektroindustrie finanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, die sich selbst als überparteiliches Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bezeichnet, misst vielen Bereichen (wie Kunst und Kultur) keinen bis nur geringen Nutzen bei. Es handelt sich hierbei ausschließlich um ein Ranking nach positivem wirtschaftlichem Nutzen. Die Vermittlung ethischer Wertvorstellungen und vor allem auch Themen wie Nachhaltigkeit oder Umweltschutz finden keine Erwähnung. Es handelt sich bei der Studie einzig und allein um eine bildungsökonomische Sichtweise auf die Schulpolitik der jeweiligen Bundesländer. Allen voran gilt die Förderung von wirtschaftlichem Wachstum als das Hauptkriterium schlechthin, selbst innerhalb der jeweiligen Indikatoren. Wenn man sich jedoch dieses einseitigen Blickes auf die deutsche Bildungslandschaft bewusst ist, so findet man im INSM-Bildungsmonitoring reichlich Informationen und spannende Einblicke.
Wie schneidet euer Bundesland im Gesamtranking ab? Was macht es besonders gut, was besonders schlecht? Überschneiden sich die Ergebnisse mit den Erfahrungen, die ihr selbst gemacht habt? 

Wenn Genies im Klassenzimmer sitzen: Hochbegabung im Schulalltag

Schlaue Köpfe mit schlechten Noten: Hochbegabung geht nicht zwangsläufig mit guten schulischen Leistungen einher. Woran liegt das?
Von
Vitali Borissov
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31
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August 2022
31.8.2022
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In Deutschland sind zwei Prozent der Menschen hochbegabt. Dies ist der Fall, wenn der IQ (Intelligenzquotient) mindestens 130 beträgt. Zur Erinnerung: Deutsche haben statistisch gesehen im Durchschnitt einen IQ von 100. Ermittelt wird dieser mittels des allseits bekannten IQ-Tests, bei welchem mathematische, bildlich-räumliche und logische Intelligenz abgefragt werden. Angeboten werden diese Tests im Allgemeinen erst ab sechs Jahren. Vor allem Eltern von Kindern, welche Auffälligkeiten hinsichtlich besonderer Begabung zeigen, wird geraten, mit besagtem Kind einen solchen Test zu machen. Wenn eine Hochbegabung festgestellt wird, hat es in der Folge oberste Priorität, das Kind bestmöglich bei seiner Entwicklung zu unterstützen, um das Meiste aus den überdurchschnittlichen Voraussetzungen herauszuholen und das Potential voll auszuschöpfen.

Eine tragende Rolle kommt hierbei unter anderem auch den Lehrkräften zu. Wie haben Lehrer:innen damit umzugehen, wenn ein Genie im Klassenzimmer sitzt? Wie gelingt die Integration Hochbegabter in den normalen Unterricht? 

Wie als Lehrkraft mit hochbegabten Schüler:innen umgehen? 

Von vornherein sind für eine Lehrkraft die Möglichkeiten der individuellen Unterrichtsgestaltung besonders wichtig. Kinder einer Schulklasse sollen unterschiedliche, an ihren Leistungsstand und ihre Bedürfnisse angepasste Lernangebote erhalten. Für Hochbegabte bedeutet diese individuelle Unterrichtsgestaltung nicht bloß einen Mehraufwand. Lehrer:innen orientieren sich an dem einzigartigen Lerntempo der Hochbegabten und offerieren beispielsweise weiterführende Einblicke in eine Thematik, obwohl dies für Durchschnittsschüler:innen nicht vonnöten ist. Maßnahmen zur Begabtenförderung umfassen unter anderem auch sogenanntes “Enrichment”, wobei es sich um eine Anreicherung des Unterrichts handelt. Dies kann geschehen, indem besonders begabte Schüler:innen zu einem bestimmten Thema recherchieren, welches sie dann in Form einer schriftlichen Ausarbeitung oder eines Vortrags vor der Klasse präsentieren. Außerdem können sie als Tutor:innen fungieren. 

Daneben sind andere Möglichkeiten innere Differenzierung (Individualisierung) und äußere Differenzierung (Arbeitsgemeinschaften, zusätzliche Leistungskurse, vorübergehende Teilnahme am Fachunterricht einer höheren Klasse). Denkt man etwas außerhalb der üblichen Rahmenbedingungen, können die Teilnahme an überregionalen Wettbewerben, Schüleraustauschprogramme oder der Einbau von Bilingualität in die Unterrichtsgestaltung für Hochbegabte eine neue qualitative Lernkomponente liefern. Ein weiteres interessantes und innovatives Konzept wäre das Erstellen von altersheterogenen Schulklassen, in denen Kinder je nach Lernfortschritt und Begabung eingeteilt werden, nicht bloß nach Alter. Konzepte wie diese bleiben allerdings fast ausschließlich reines Wunschdenken. 

Probleme von Hochbegabten im Schulalltag 

Die Probleme hochbegabter Kinder in der Schule lassen sich üblicherweise kurz zusammenfassen: Sie passen von Natur aus nicht in den “normalen” Unterricht. Die Klassen in den Schulen werden seit allzu langer Zeit nach dem biologischen Alter zusammengestellt, jedoch vereinen hochbegabte Kinder viele Altersstufen in sich. Die intellektuellen Bedürfnisse der Kinder können denen der Mitschüler:innen weit voraus sein. Das kann schnell dazu führen, dass sie sich langweilen oder beschweren, sie frustriert sind und sich im Unterricht kaum beteiligen, wenn sie ihn nicht gar stören. Hochbegabte können eine nachlässige Haltung gegenüber pünktlicher Abgabe und angemessener Qualität von zum Beispiel Hausaufgaben entwickeln. Des Weiteren kann das hochbegabte Kind eine arrogante Einstellung gegenüber Mitschüler:innen und Lehrer:innen einnehmen.
Bei Hochbegabten handelt es sich demnach nicht immer nur um Vorzeigekinder. Schnell wird aus dem Wunderkind ein Problemkind. Denn die Begabung bringt auch eine Belastung mit sich, welche Außenstehende kaum fassen können. Statistisch gesehen fällt die Wahrscheinlichkeit an einer emotionalen Störung wie einer Depression oder an sozialem Rückzug zu leiden, bei hochbegabten Menschen um einiges höher aus. Einige Hochbegabte werden demnach von den Herausforderungen ihrer Begabung regelrecht erschlagen. 

Schlaue Köpfe mit schlechten Noten 

15 Prozent der begabten und hochbegabten Kindern sind von dem Phänomen des “Underachieving” betroffen. In der Psychologie und Pädagogik spricht man hiervon, wenn Begabte und Hochbegabte unter ihren Möglichkeiten bleiben, wenn also zwischen den intellektuellen Kapazitäten und den schulischen Leistungen eine deutliche Diskrepanz besteht. Man nennt es auch eine “erwartungswidrige Minderleistung”. Laut Bildungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sind rund zwei Drittel der Betroffenen Jungen. 

Die Psychologie spricht beim “Underachieving” von einem individuellen Phänomen, dessen Gründe sehr unterschiedlich ausfallen können. Psychische sowie psychosomatische und körperliche Erkrankungen können eine Rolle spielen. Bei ausbleibender Diagnostik kann möglicherweise eine Hochbegabung weder vom Elternhaus noch von den Lehrkräften erkannt und das Kind nicht hinreichend gefördert werden. Verhaltensabweichungen von der Norm, zum Beispiel hinsichtlich des Lernens oder der Bearbeitung von Aufgaben, werden teilweise als falsch und nicht als kreativ und klug wahrgenommen. Es handelt sich prinzipiell beim Unterrichtsgeschehen um didaktische Konzepte, die sichtlich nicht auf Hochbegabte zugeschnitten sind. In einer heterogenen Schulklasse kann nur geringfügig auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz (besondere Begabung: IQ ≥ 115) oder einer Hochbegabung (IQ ≥ 130) eingegangen werden. Tatsächlich erfahren hochbegabte Kinder daher häufig eine Frustration hinsichtlich ihrer Lernbedürfnisse sowie damit einhergehende Motivationseinbrüche. Die ständige Unterforderung führt zu den im vorherigen Absatz genannten Mechanismen der Introvertiertheit und Abkapselungen und/oder zu Auffälligkeiten wie Störungen des Unterrichts und Rebellieren. 

Die richtige Förderung von Hochbegabten

Im frühen Alter sind außerschulische Fördermaßnahmen für Hochbegabte, zumeist eingetragene Vereine (e.V.) eine angemessene Anlaufstelle. Voraussetzung für die Teilnahme an den Lernangeboten ist ein sichtlich nach oben ausschlagender IQ-Test. Ein förderliches Familienumfeld spielt wohl die größte Rolle. Lehrer:innen, denen ein Kind auffällt, sollten sich nicht scheuen, sich zu erkundigen, inwieweit das Elternhaus von einer besonderen Begabung weißund inwieweit das Kind auch zuhause gefördert wird. Ein anderer Ansatz sind Privatschulen mit besonderen pädagogischen Schwerpunkten für Hochbegabte. Die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. (DGhK) informiert über Hintergründe zur Hochbegabung sowie über regionale und überregionale Beratungsmöglichkeiten.

Für Lehrer:innen gibt es neben allerlei passenden Weiterbildungsmöglichkeiten der jeweiligen Landesinstitute, das Diplom “Specialist in Gifted Education” des Internationalen Centrums für Begabungsforschung Münster (ICBF). Hiermit kann man sich speziell für den Umgang mit hochbegabten Kindern ausbilden lassen. Das Studium liefert zum einen Hintergrundwissen zu den Themen Intelligenz, Motivation, Kreativität und individuelle Förderung und führt Lehrkräfte zum anderen praktisch in die optimale Begleitung von Hochbegabten ein. Ein weiterer Fokus liegt auf der Diagnostik von Hochbegabung. 

Alles in allem ist die optimale Vorgehensweise abhängig vom begabten Individuum selbst. Manche Methoden werfen mehr Früchte ab als andere. Offene Kommunikation über Interessengebiete und Vorlieben – sei es als Lehrer:in oder Elternteil – sind bereits im jungen Alter überaus wichtig. Hierdurch kriegen die Erwachsenen das nötige Feedback, um die Lernmotivation weiterhin (bestenfalls bis ins hohe Alter) aufrecht zu erhalten.
Habt ihr ein Kind im Klassenzimmer, welches das Leistungsvermögen der Mitschüler:innen weit überragt? Oder eines, welches gerade wegen der intellektuellen Kapazitäten kein Interesse am Unterricht zeigt? Vielleicht lohnt sich in diesen Fällen ein Gespräch mit den Eltern, um herauszufinden, inwiefern und vor allem ob ein solches Kind hochbegabt ist. Immerhin sind es zwei Prozent aller Menschen in Deutschland. 

Wie ist der Stand an deutschen Schulen zum Thema Inklusion

Stetige Herausforderungen im deutschen Schulsystem hinsichtlich der Inklusion.
Von
Patricia Schneider
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August 2022
30.8.2022
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New York. Die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) trat 2008 in Kraft. Deutschland begann im März 2009 basierend auf den Inhalten der Konvention das Thema Inklusion an deutschen Schulen neu zu formatieren: Auflösung der Sonderschulen und  Auflösung der Sonderschulen und die Umsetzung der Inklusion im Schulalltag anhand neuer Möglichkeiten und Mitteln entsprechend dem speziellen Förderbedarfs der Schüler:innen.

Eine erste Auswertung der UN Behindertenrechtskonvention in 2019 – zehn Jahre nach dessen Inkrafttreten – zeigt bis heute viele Irritationen und Schwierigkeiten in der Alltagspraxis an Schulen. Die Umsetzung der Inklusion verläuft unter anderem in Deutschland schleppend. Hinsichtlich der Bewertung von förderungsbedürftigen Schüler:innen herrschen zwischen den Bundesländern Unstimmigkeiten. Unterschiedliche Regelungen innerhalb der Bundesländer erschweren außerdem die Teilnahme am Regelunterricht für Schüler:innen mit erhöhtem Förderbedarf.Lehrkräfte fühlen sich oft auf sich allein gestellt  und überfordert. 97 Prozent der Lehrer:innen halten bundesweit Inklusion, wie vorgesehen, für nicht realisierbar. Es fehlt an sonderpädagogischem Fachpersonal, Alltagsassistent:innen, Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrer:innen und der Zeit entsprechende Hilfestellungen innerhalb der Schulstunden zu vermitteln.

Weitere Hilfsmittel

Das E-Book: Förderung Inklusion, erschienen im ProSchule Verlag, schildert weitere Informationen für Lehrkräfte. Artikel für Lehrer:innen im Umgang mit betroffenen Schülern bietet die Webseite schule.at . Das Unternehmen mechatron bietet Softwareprogramme, technische Hilfsmittel sowie ein spezielles Tablet und Mechpad für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf an. Sie arbeiten im engen Austausch mit Lehrer:innen und Schulen zusammen.

Wie digital sind deutsche Schulen?

Die Studie “Digitalisierung im Schulsystem 2021” bietet einen Einblick in die Digitalisierung an Schulen aus Lehrer:innensicht.
Von
Anna Schröder
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August 2022
28.8.2022
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Göttingen. Eine Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen beleuchtet den Stand der Digitalisierung an deutschen Schulen aus einer neuen Perspektive – aus Lehrer:innensicht. 

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts “Digitalisierung im Schulsystem 2021” wurden am 29. September 2021 präsentiert. 

Die Themen Arbeitszeit, Arbeitsbedingungen, Rahmenbedingungen und Perspektiven von Lehrkräften in Deutschland wurden mit Fokus auf die Digitalisierung unter anderem von Frank Mußmann und Thomas Hardwig untersucht. Die GEW-Vorstandsmitglieder Anja Bensinger-Stolze und Ralf Becker sprechen in dem Vorwort der Studie von dem Problem der “digitalen Spaltung”. Eine Übersicht zum Stand der Digitalisierung an deutschen Schulen soll das Problem in seiner Breite erfassen und ins Rampenlicht rücken. 

Die Studie deckt auf, wie schlecht Deutschland im internationalen Vergleich dasteht, zum Beispiel bei dem Thema Ausstattung der Lehrer mit digitalen Endgeräten. Der Fokus liegt jedoch auf den Unterschieden innerhalb Deutschlands und die sind groß. In Thüringen sind fast 80% der Schulen ‘Digitale Nachzügler-Schulen’ – demgegenüber steht Schleswig-Holstein als Spitzenreiter mit nur knapp über zehn Prozent. Insgesamt steht der Osten Deutschlands schlechter da als der Westen. Der Appell der GEW ist, die Schere zu schließen und Nachzügler nicht den Anschluss verpassen zu lassen.

Neben dem digitalen Vergleich findet auch die erhöhte Belastung des Schulsystems und der Lehrkräfte durch die Corona Pandemie Gehör. Längst bestehende Probleme wie erhöhte Belastung und lange Arbeitszeiten haben sich verschärft. 

Die Motivation der Lehrkräfte sei laut Studie da. Sie brauchen nur die Mittel, um digitale Lehrkonzepte umsetzen zu können und so einer digitalen Chancenungleichheit für Schüler:innen vorzubeugen. 

Man lernt nie aus: Weiterbildungen für Lehrer

Berufsbegleitende und -bezogene Weiterbildungen sind ein wichtiger Bestandteil aller Arbeitsbereiche. Wir entwirren das vielfältige aber unübersichtliche Weiterbildungsangebot Deutschlands, damit der Sprung vom Lehrenden zum Lernenden reibungslos klappen kann.
Von
Vitali Borissov
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August 2022
28.8.2022
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Berufsbegleitende und -bezogene Weiterbildungen sind ein wichtiger Bestandteil aller Arbeitsbereiche und Branchen. Das Schulwesen bildet hier keine Ausnahme. Allerdings wird von Bildungsexpert:innen vielerorts bemängelt, dass der gesamte Fokus auf der Erstausbildung im Studium und im Referendariat liegt, wodurch Fortbildungsmöglichkeiten während der Berufstätigkeit in den Hintergrund rücken. Wegen des fehlenden Bewusstseins neigen Lehrende dazu, die Schuljahre mit ihrem derzeitigen Wissensstand und Aufgabenbereich auszusitzen. Häufig fehlt die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen. Sie liefern hierfür vielerlei Gründe, allen voran werden mangelnde zeitliche Ressourcen sowie die fehlende Sichtbarkeit von  Angeboten bemängelt. Dabei ist die Fortbildungslandschaft alles andere als karg. Um das Weiterbildungschaos zu entwirren und Licht ins Dunkel zu bringen, hat sich das Team von Lehrer News auf die Suche nach Weiterbildungsangeboten gemacht, die womöglich auch für Sie relevant sein können. Ob “Cybermobbing in Zeiten von Fernlernen und Social Distancing”, “iPads im Mathematikunterricht” oder “Kinder mit besonderen Begabungen erkennen und begleiten”: für jede Lehrkraft ließe sich – ob fachspezifisch oder fachübergreifend – etwas finden.
Schließlich hat man nie ausgelernt. 

Welche Möglichkeiten gibt es zur Lehrerfortbildung? 

Je nach Bundesland gibt es haufenweise unterschiedliche Anbieter und Kurse. Die meisten bieten Online-Seminare, welche unabhängig von einem konkreten Standort stattfinden  werden können. Inzwischen kann dies auch in Form von Abrufveranstaltungen geschehen. Allerdings muss es als/ eine Fortbildungsmaßnahme nicht gleich ein Seminar sein. In Umfragen gaben Lehrkräfte das Lesen von Fachliteratur (offline wie online) als meistgenutzte Weiterbildungsmaßnahme an. Darauffolgend wird ebendie Teilnahme an Fachtagungen oder Konferenzen genannt, auf denen Lehrkräfte, Schulleitungen oder Expert:innen aus der Wissenschaft pädagogische Fragen diskutieren. Ein wichtiges, doch unterschätztes Instrument in der Lehrerfortbildung ist ebenfalls der Austausch innerhalb des Kollegiums und mit Lehrkräften anderer Schulen. Es kann sich beispielsweise stets lohnen, einen Blick über die Schulter einer mit digitalen Medien gewieften Kollegin zu werfen. 

Welche Weiterbildungen sind für Lehrer:innen heutzutage besonders relevant? 

Es ist offensichtlich, dass deutsche Schulen noch nicht im digitalen Zeitalter angekommen sind. Bis flächendeckende Maßnahmen ihre Wirkung entfalten und sowohl standardisiert als auch in den lehrbetrieblichen Alltag integriert sind, liegt es an den Lehrkräften selbst voranzugehen. Da solche Themen kaum an Aktualität zu überbieten sind, reicht für Lehrkräfte kein Schritthalten mehr. E-Learning, Moodle, der gesamte Bereich der Medienpädagogik eröffnet Dimensionen. Lehrer:innen sind als Dreh- und Angelpunkte der digitalen Bildung zu verstehen. 

Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass – vor allem in Folge der Coronakrise – Lehrkräfte größtenteils Fortbildungsangebote des digitalen Wandels in Anspruch genommen hatten. Allerdings gibt es deutlich mehr relevante Themenbereiche. Neben der Integration digitaler Medien in Lern- und Lehrprozesse, der Vorstellung und Erklärung gewisser Anwendungsprogramme, sind auch der Umgang mit sprachlicher Vielfalt (interkulturelle Kompetenzen) sowie Fördermaßnahmen für schwache Schüler:innen oder Aufklärung hinsichtlich des Umgangs mit Schüler:innen mit pädagogischem Sonderbedarf besonders gefragt. Diese fächerübergreifenden Bereiche können je nach Angebot auch fachspezifisch ausfallen. 

Wo findet man passende Fortbildungen? 

Einerseits gibt es schulinterne Qualifikationsangebote. Hierfür erkundigt man sich bei der Schulleitung. Ansonsten findet sich eine beachtliche Auswahl in den digitalen Katalogen der jeweiligen Landesinstitute zur Lehrerfortbildung. Sie sind die eigentlichen Goldgruben bezüglich (möglicherweise interessanter) Veranstaltung. Deshalb hat das Team von Lehrer News im Folgenden eine Linksammlung angelegt, welche in übersichtlicher Weise Angebote der jeweiligen Bundesländer ins Schaufenster stellt. Worauf wartet ihr? Traut euchden Schritt vom Lehrenden zum Lernenden! 

Bundesweite Websites: 

Fortbildungsangebote vom Klett-Verlag

Der Verein zur Förderung der Lehrerfortbildung 

Deutscher Bildungsserver mit Verweisen auf Landesinstitute 

Baden-Württemberg:

Fortbildungsangebote in Form von Präsenz-, Online- und Abrufveranstaltungen

Bayern: 

Die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP)

Berlin/Brandenburg:

Angebote umfassen u.a. Themenbereiche wie Integrationsfacherziehung, Sonderpädagogik, schulpsychologischer Dienst aber auch Informatik

Bremen:

Fortbildungen für Kita und Schule 

Hamburg: 

Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung 

Hessen:

Lehrerfortbildung sortiert nach Veranstaltungen und Referenten

Mecklenburg-Vorpommern: 

Fortbildungskatalog des Bildungsservers MV

Niedersachsen:

Niedersächsisches Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ)

Nordrhein-Westfalen:

Fortbildungsangebote nach Regierungsbezirken

Rheinland-Pfalz: 

Veranstaltungskatalog des pädagogischen Landesinstituts 

Saarland: 

Veranstaltungskatalog und Infos zur Lehrkräftefortbildung

Sachsen: 

Staatliche Lehrerfortbildung

Sachsen-Anhalt: 

Auflistung der Fortbildungsangebote des Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA)

Schleswig-Holstein: 

Angebote, Infos und Ansprechpartner

Thüringen: 

Überblick über die Qualifizierungsangebote

Sommer, Sonne... Lernen? – Schule bei über 30 Grad

Als Lehrkraft die Gefahren und Herausforderungen einer Hitzewelle meistern.
Von
Anna Schröder
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27
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August 2022
27.8.2022
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Der Klimawandel ist ein akutes Problem unserer Zeit. Wir müssen lernen, mit langen und starken Hitzeperioden im Sommer zu leben. So auch Schüler:innen und Lehrkräfte. Was kann man tun, um den Unterricht einem Klima anzupassen, für das die meisten deutschen Schulgebäude nicht ausgelegt sind?

Hitzefrei, ja bitte!

In den letzten zwei Jahrzehnten werden Hitzerekorde hierzulande immer wieder gebrochen. Es herrschen teilweise Temperaturen um die 40 Grad. Klar, dass Deutschland dafür eigentlich nicht vorbereitet ist. Frühere Hitzeperioden sind meist von kurzer Dauer und mit geringeren Temperaturen verbunden gewesen. Vor allem Kinder und ältere Menschen leiden unter den heißen Tagen, da ihre Körper mit hohen Temperaturen schlechter klarkommen. Zusätzlich neigen Kinder und Jugendliche zu einem höheren Bewegungsdrang und Unvorsichtigkeit. Folgen können ein Sonnenstich, Hitzeerschöpfung oder sogar ein Hitzschlag sein. 

Hitzebeschwerden erkennen und behandeln

Körperliche Aktivitäten bei hohen Temperaturen können zu einem Zustand der Hitzeerschöpfung führen. Sichtbar durch starkes Schwitzen, kühle Haut, ein gerötetes Gesicht und trockene Lippen wegen mangelnder Flüssigkeitszufuhr. Dazu kann die Person unter Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Übelkeit und Ohrgeräuschen leiden. 

Werden die Symptome nicht zeitnah durch Abkühlung behandelt, kann es zu einem Hitzschlag kommen. Das ist ein ernstzunehmender medizinischer Notfall! Er äußert sich durch eine heiße, rote Haut, welche jedoch nicht schwitzt. Dazu kommen starke, stechende Kopfschmerzen. Bemerkt ihr diese Symptome in Kombination, solltet ihr den Notruf wählen.

Einen Sonnenstich erleidet man durch direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf. Symptome sind Übelkeit, Kopf- und Nackenschmerzen.

Abkühlung ist bei Auftreten solcher Symptome das Gebot der Stunde. Dazu können Schatten, temperierte Räume und vor allem eine ausreichende Wasserzufuhr dienen. 

Wie können sich Schulen auf Hitze vorbereiten?

Unsere Schulgebäude sind häufig nicht auf solche Temperaturextreme ausgelegt. Klimaanlagen und Dämmung gegen Hitze gibt es in den Schulgebäuden Deutschlands nur selten. Langfristig ist ein Umdenken beim Schulbau nötig. Doch was gibt es für Möglichkeiten, als Lehrer:in für ein angenehmes Raumklima zu sorgen und die Kinder auf die Hitze vorzubereiten? 

Aufklärung für Kinder und Eltern – wie kann ich mich vor Hitze und Sonne schützen?

Dazu zählt der richtige Gebrauch von Sonnenschutzmitteln, hitzetauglicher Kleidung und Kopfbedeckungen. 

Möglichkeiten zur Abkühlung schaffen: Zum Beispiel durch Ventilatoren, jederzeit zugängliche klimatisierte Räume oder Abkühlung durch Wasser z. B. mit einem Rasensprenger.

Ausreichende Wasserzufuhr garantieren: Hierzu kann die Schule Wasserspender installieren. Lehrkräfte können ihre Schüler:innen regelmäßig an das Trinken erinnern und vor allem im Sportunterricht häufiger Trinkpausen einlegen. Zusätzlich könnte man die Kinder in einer heißen Woche zum Mitbringen von wasserhaltigem Obst wie Wassermelone, Trauben oder Ähnlichem animieren. 

Aktivitäten im Freien an die Hitzeentwicklung des Tages anpassen: Sprich, keine Draußenaktivitäten, wenn gerade die Mittagssonne knallt. 

Schulräume kühl halten: Früh morgens lüften und die Fenster während der Mittagszeit geschlossen halten. Vorsicht! Achtet trotzdem auf eine ausreichende Sauerstoffzufuhr und vermeidet abgestandene Luft im Raum. Also ruhig die Klassenzimmertür offen halten oder, wenn das nicht möglich ist, Stoßlüften. Zusätzlich schwächt die Verdunklung von Fenstern die Hitzeentwicklung im Raum ab. Leider sind noch nicht alle Schulen ausreichend ausgestattet. Eure Schule gehört dazu? Schlagt bei der nächsten Lehrerkonferenz die Anschaffung von Gardinen vor. Jeder hat genug von der Hitze.

Gestaltung des Schulgeländes: Ausreichend Schattenplätze und Verdunklungsmöglichkeiten werden in Zukunft immer wichtiger. Pflanzt Bäume auf dem Schulgelände, um für zukünftige Schüler:innen vorzusorgen. Fordert für sofortige Abhilfe die Anschaffung von Sonnensegeln oder anderen Schattenspendern. 

Anpassung des Stundenplans: Das Wetter wird relativ zuverlässig vorausgesagt, daher kann man Vorkehrungen treffen, wenn eine Hitzewelle ansteht. Dazu gehört vor allem eine hitzegerechte Planung des Unterrichts. Sportstunden sollten früh oder spät stattfinden. Von den Kindern im Durchschnitt als anstrengend empfundene Fächer (wie Mathe oder Chemie) sollten nicht in der Mittagshitze stattfinden, sondern morgens, wenn die Schüler:innen sich noch gut konzentrieren können.. 

Hitzefrei: Als letzte Möglichkeit kann der Unterricht abgebrochen werden. Das ist ab einer Raumtemperatur von über 25 Grad erlaubt. Hierüber entscheidet jedoch der Schulleitende.

Anpassung des Schulalltags nötig

Die Wärmeentwicklung betrifft uns alle – so auch Schulen und Lehrkräfte. Das Wissen über hitzebedingte Beschwerden und ihre Behandlung wird zum absoluten Muss für Lehrkräfte und Kindergärtner. Wir hoffen, dass eure Schüler:innen dank unserer Tipps auch im Sommer einen kühlen Kopf bewahren können!

Lehrer News im neuen Gewand

Was lange währt, wird endlich gut: Das neue Lehrer News ist da! Nach vielen Wochen Arbeit haben wir den Umzug auf unsere neue Design-Plattform geschafft. Für unsere Leser:innen bedeutet das vor allem mehr Übersicht und Struktur
Von
Marcel Kunzmann
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August 2022
26.8.2022
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Was lange währt, wird endlich gut: Das neue Lehrer News ist da! Nach vielen Wochen Arbeit haben wir den Umzug auf unsere neue Design-Plattform geschafft. Für unsere Leser:innen bedeutet das neben einem ästhetischen Quantensprung vor allem mehr Übersicht und Struktur.

Die neue Website wurde insbesondere mit Blick auf eine zeitgemäße Optimierung mobiler Endgeräte optimiert. Vom Smartphone oder Tablet aus könnt ihr jetzt deutlich komfortabler auf unsere Inhalte zugreifen. Als technische Basis dient die State-of-the-Art Plattform Webflow.

Im zweispaltigen Layout wird zwischen unseren Hauptartikeln und Kurzmeldungen (rechts) unterschieden. Letztere sind ein neues Format, mit dem wir euch über aktuelle Entwicklungen der Bildungslandschaft auf dem Laufenden halten wollen.

Im Menüband oben sind alle Rubriken übersichtlich gruppiert. Mit dem Klick auf die Lupe öffnet sich die Volltextsuche. Neu hinzugekommen ist auch ein Überblick über sämtliche Unterkategorien des jeweiligen Themenbereichs: Wer zu einem bestimmten Fach Materialien sucht, wird jetzt schneller fündig. 

Ein Ziel des neuen Designs ist es, inhaltliche Tiefe besser zur Geltung zu bringen. So sind unsere ausführlichen Themenwochen jetzt farblich hinterlegt und stechen auf der Startseite hervor.

Bei der beruflichen Neuorientierung helfen soll unsere neue Jobbörse, die wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnern von LehrCare anbieten. Den Link seht ihr direkt über der Suchfunktion.

Last but not least verfügt Lehrer News endlich über eine solide Kommentarfunktion. Damit wollen wir euch über unsere Social-Media-Kanäle hinaus eine zusätzliche Möglichkeit zu Austausch und Diskussion bieten.

Wie gefällt euch unsere neue Website? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

Sitzenbleiben – Fluch oder Segen?

Sitzenbleiben – neue Konzepte für individuelle Unterstützung der Schüler:innen. Neue bildungspädagogische Maßnahmen für betroffene Schüler:innen.
Von
Patricia Schneider
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August 2022
25.8.2022
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Je nach Bundesland können Schüler:innen sitzen bleiben oder ins nächste Schuljahr versetzt werden. Die Bundesländer haben unterschiedliche Regelungen, ob Lernende generell sitzenbleiben können oder nicht. Wie sinnvoll ist das System “Sitzenbleiben” heute noch? 

Regelungen des Sitzenbleibens in den Bundesländern

Mit der Schulreform 2008/2009 wurde das “automatisierte Sitzenbleiben” in Hamburg ganz abgeschafft. Schüler:innen müssen am schulinternen Nachhilfeunterricht teilnehmen, um ihre Defizite abzubauen bzw. auszugleichen. An Berliner Gymnasien gibt es kein Sitzenbleiben mehr. Die Schülerinnen werden im kostenlosen Förderunterricht für alle unterstützt. Klassenwiederholungen in anderen Schulformen sind nur auf freiwilliger Basis erlaubt. In Bayern sieht man das Sitzenbleiben bis heute als wichtiges bildungspädagogisches Instrument an. Sitzenbleiben gilt dort als Ansporn, um Schüler:innen zum Lernen und Besserwerden zu motivieren.

Gesellschaftlicher Blick auf das Sitzenbleiben

In der Gesellschaft ist Sitzenbleiben weiterhin ein Tabuthema und wird teilweise als eine Peinlichkeit, ein "Gesichtsverlust'', einen “Weltuntergang” angesehen. In vielen Familien häufig unvorstellbar, gerade bei den eigenen Kindern. Schüler:innen, die sitzengeblieben sind, werden plötzlich anders behandelt oder mit bestimmten Vorurteilen in Verbindung gebracht. Oft macht sich für die Schüler:innen daraufhin ein Gefühl von Scham und Verunsicherung breit, sie stoßen in ihrem Umfeld auf Unverständnis und Ablehnung. Die Einstellung des Elternhauses und des sozialen Umfeldes sind in dieser Situation von elementarer Bedeutung. Verständnis für die Lage des Kindes zu entwickeln, Unterstützung anzubieten und das zu wiederholende Schuljahr als neue “Chance” anzusehen, kann helfen, die Schüler:innen auch mental positiv auf das kommende Schuljahr einzustimmen.

Möglichkeiten der Unterstützung aus Lehrer:innensicht

Elternsprechstunden und Elternabende sind Gelegenheiten, Kontakt mit den Eltern zu suchen, um die Thematik der Versetzungsgefährdung anzusprechen. Intensive Ursachenklärung von Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen, wo Probleme mit dem Unterrichtsfach bestehen und wie Hilfe eingebunden werden kann, ist sinnvoll. Hilfreiche Maßnahmen wie das bewusste Einbinden der Schüler:innen in den Unterricht von Seiten der Lehrer:innen sowie das Evaluieren von Aufsätzen und Mitschriften kann ein Weg sein, sich ein besseres Bild über den Leistungsstand der Schüler:in zu verschaffen. Von Elternseite kann z.B.: eine kompetente Nachhilfe gesucht werden und eine Stütze im Schuljahr helfen. Die Situation sollte jetzt ausdrücklich von Eltern- und Lehrer:innenseite offen kommuniziert und begleitet werden.

Sitzenbleiben als Chance des Nachholens für verpassten Lernstoff ?

Kritiker argumentieren, dass schlechte Leistungen in bestimmten Schulfächern nicht automatisch mit einer Wiederholung des gesamten Lernstoffs ausgeglichen bzw. verbessert werden können. Es sei vielmehr angesagt, die Schüler:innen in den jeweiligen Fächern gezielt zu fördern und zu unterstützen. So entstünde ein “gleichwertiges” Leistungsniveau für die Klasse – ohne Sitzenbleiben! Es sei unnötig, Schüler:innen ein komplettes Schuljahr zurückzustellen, wenn mangelhafte Leistungen in nur einem oder zwei Fächern festgestellt wurden. Dies hätte auch eine gegenteilige Wirkung, da ein Großteil des Unterrichts für die Schüler:innen langweilig wird, was in eine Demotivation umschlagen könnte. Eine weitere Herausforderung bedeutet für die Schüler:innen auch das “Herausgerissen” werden aus dem Klassenverband und der Verlust von Freunden. Einfinden in eine neue Klassenstruktur, neue Freunde finden und neue Lehrkräfte bedeuten ebenfalls eine weitere Belastung.

Mögliche Ursachen des Sitzenbleibens

Das Sitzenbleiben soll helfen, Defizite im Verständnis des Lehrstoffs auszugleichen. Die Möglichkeit, den Lernstoff zu wiederholen, soll motivieren, Leistungsbereitschaft und Leistungsniveau wieder zu stärken. Schüler:innen selbst sehen eine Wiederholung oft als Bestrafung – häufig fühlen sie sich schon schlecht, da sie sich selbst als inkompetent ansehen, den Lehrstoff nicht verstanden zu haben. Es gibt viele Ursachen für das Sitzenbleiben, daher ist es auch an den Eltern den Kontakt zu intensivieren, um mögliche Ursachen für die Lernblockade oder Lernverweigerung ihres Kindes herauszufinden. Mögliche Gründe können sein: Mobbing, familiäre Probleme, Pubertät, kein Anschluss innerhalb der Klasse, wenig Selbstwert und Selbstvertrauen. Zusätzlich können Dyskalkulie, Legasthenie , AD(H)S oder ähnliche Defizite vorliegen, die das Lernen zusätzlich erschweren.

Zukunftsprognose - Ist das System “Sitzenbleiben” noch zeitgemäß?

Die Forderung nach mehr gezielten Förderangeboten steht im Raum, damit Schüler:innen nicht ihre Klasse verlassen müssen. Das Konzept sieht vor, dass die Schüler:innen speziell in ihren Problem-Fächern unterstützt werden und sie weiterhin in ihren Klassen bleiben können. Das bedeutet mehr Investitionen in Lehrkräfte, finanzielle Mittel und Enttabuisierung dieses Themas.

Nicht alle Schüler:innen profitieren von der Wiederholung des Schuljahres: Ob Mobbing in der neuen Klasse, Schwierigkeiten Anschluss zu finden oder weiterhin familiäre Probleme – es gibt viele Gründe, warum Schüler:innen keine Verbesserungen nach dem Sitzenbleiben erleben. Ob das Sitzenbleiben unumgänglich ist, muss entsprechend der Gesamtlage eines jeden Schülers individuell entschieden werden. Eine einheitliche Lösung der Bundesländer wäre daher nicht für jede:n Schüler:in  gleich geeignet. “Es gibt kein Idealsystem!”

Wie steht ihr zum Thema Sitzenbleiben? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

Unterricht ohne Fehler? Unmöglich! Strategien für eine gesunde Fehlerkultur im Klassenzimmer

Fehler sind äußerst wichtig für einen Lerneffekt – wenn mit ihnen richtig umgegangen wird.
Von
Vitali Borissov
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August 2022
24.8.2022
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Fehler sind aus dem Unterrichtsalltag kaum wegzudenken. Sie sind ein essenzieller Bestandteil des Lernprozesses und elementar für die Aneignung von Wissen. Schüler:innen und Lehrer:innen sollten sich dessen bewusst sein und Fehler daher keineswegs scheuen. Anhand von Fehlern erhalten Lernende und Lehrende einerseits Auskunft über (ausbleibende) Lernfortschritte und andererseits steckt in ihnen unheimliches Lernpotential. Besonders in Bezug auf Lehrkräfte gilt daher die veraltete Sichtweise, Fehler um jeden Preis zu vermeiden, aussterben zu lassen. Dies könne in der Schülerschaft positive Entwicklungsprozesse verhindern, welche bei der korrekten Aufarbeitung angeregt würden. 

Ein Team um Prof. Jürgen Seyfried thematisiert in einer aktuellen Publikation den förderlichen Umgang mit Fehlern im Unterricht und gibt Rahmenbedingungen vor, die vonnöten sind, um ein positives Fehlerklima zu schaffen. Im Folgenden soll zunächst  ein Blick auf die offensichtlichen Vorzüge einer Fehlerermutigungsdidaktik im Vergleich zu einer Fehlervermeidungsdidaktik geworfen werden. 

Was ist überhaupt ein Fehler?

Ein Fehler stellt eine unerwünschte Abweichung von einem Handlungsziel dar. Es setzt voraus, dass das gewünschte (normative) Richtige nicht erreicht werden konnte, obwohl sämtliche Informationen zur korrekten Vorgehensweise vorlagen. Ergo ist diese Abweichung vermeidbar. Des Weiteren setzt der Fehler voraus, dass er von der beurteilenden Person (meist einer Lehrkraft) als fehlerhaft angesehen wird. Hervorzuheben ist die Reaktion, welche auf einen Fehler folgt. Auf der Ebene der Schüler:innen kann diese affektiv-motivational und/oder handlungsbezogen ausfallen. Solche Misserfolge können Lernende rasch demotivieren und Gefühle wie Scham oder eine negative Selbstbewertung zur Folge haben. Konträr dazu kann die Überwindung eines Fehlers positive Emotionen wie Stolz hervorrufen. 

Wie lernt man aus Fehlern? 

Fehler bieten eine informative Rückmeldung über Wissenslücken oder Missverständnisse und haben daher ein hohes Potenzial, als Lernanlass zu dienen. Dieses Potenzial müsse ausgeschöpft werden, indem die Lehrkraft hilfreiche Rahmenbedingungen schafft und die nötigen Maßnahmen ergreift, erklärt Prof. Jürgen Seyfried. Hierfür ist das Äußern von qualitativ hochwertigem und adaptivem Feedback die Kernkompetenz. Denn es handelt sich nicht einzig und allein um die kognitive Ebene der Richtigstellung, sondern auch, auf affektiv-motivationaler Ebene, um die Aufrechterhaltung von Lernfreude und Lernmotivation. Schüler:innen könnten nämlich anstelle von der Analyse des Fehlers und der Initiierung von Lernprozessen mit dem Ignorieren des Fehlers reagieren und folglich dessen Lernpotenzial nicht nutzen. Um dies zu verhindern, muss die generelle Anerkennung und Wertschätzung von Anstrengung und Engagement (unabhängig von der Korrektheit von Antworten) gefördert werden. Herrscht hingegen ein dem Lernen hinderliches Fehlerklima, hoffen Schüler:innen häufig nicht mit schwierigen Aufgaben betraut zu werden oder zeigen aus Angst vor Fehlschlägen kaum Eigeninitiative. 

Was macht ein positives Fehlerklima aus? 

Im Vornherein ist wichtig, die Lernsituation nicht mit einer Leistungssituation gleichzustellen. Fehler müssen erlaubt sein und keine ernsthaften Konsequenzen nach sich ziehen. Ansonsten neigen Lernende dazu, Fehler zu vermeiden und Wissenslücken zu vertuschen. Diese Bewertungsirrelevanz muss offen kommuniziert werden (z.B. im Hinblick auf Mitarbeitsnoten). 

Selbstverständlich geht dies einher mit der Abwesenheit negativer Reaktionen der Lehrkraft auf Fehler. Stattdessen gilt es, Schüler:innen auch in Fehlersituationen zu ermutigen, um ihre Lernmotivation aufrechtzuerhalten. Selbst das Trösten kann negative Auswirkungen auf die Schulklasse haben. Hiermit geht ebenfalls einher, dass negative Reaktionen der Mitschüler:innen unverzüglich unterbunden werden. 

Ebenfalls von größter Bedeutung ist selbsterklärend auch die Analyse von und die Kommunikation über Fehler. Ihren wahrgenommenen Bedrohungsgehalt gilt es niedrig zu halten, indem eine lernförderliche Kommunikation über öffentlich gemachte Fehler stattfindet. Fehlerverursachende erhalten die nötige Zuwendung und werden unterstützt, wodurch auch ihnen bestenfalls das Lernpotential von Fehlern vor Augen geführt wird. Letztlich sollte demnach ein Umfeld geschaffen werden, in welchem sich die Lernenden auch trauen, herausfordernde Aufgaben anzunehmen und somit das Risiko eingehen, Fehler zu machen. 

Eine Fehlerermutigungsdidaktik erhöht die mündliche Beteiligung der Schüler:innen sichtlich

Professioneller Umgang mit Fehlern im Unterricht 

Voraussetzungen für den professionellen Umgang mit Fehlern sind Fachwissen, adäquate Handlungsstrategien und eine fehlerfreundliche Sichtweise. 

Hinsichtlich des Fachwissens lässt sich festhalten, dass bei Lehrkräften ein fundiertes inhaltsbezogenes sowie fachdidaktisches Wissen über mögliche mit diesem Inhalt verbundene (typische) Fehler und Fehlkonzepte vorhanden ist. Das adaptive Feedback, welches im nächsten Schritt angesetzt wird, belehrt Schüler:innen nicht bloß über den Mangel an Korrektheit, sondern bietet weiterführende Informationen oder Erklärungen. 

Abschließend ist ganz prinzipiell die Abwesenheit einer Fehlervermeidungsdidaktik vonnöten. Diese wissenschaftlich nicht gestützte Sichtweise sieht Fehler als etwas an, was es zu vermeiden gilt, da sie u.a. den Unterrichtsfluss stören. Dies kann schnell dazu führen, dass Fehler unter den Teppich gekehrt werden und Lernende fragend zurückbleiben. Konträr dazu geht eine Fehlerermutigungsdidaktik mit einem konstruktiven Fehlermanagement bzw. positiven Fehlerklima (Fehler als Lernchance) einher sowie einer erhöhten Fehlertoleranz der Lehrkraft. 

Es lässt sich demnach festhalten: Fehler gilt es als Lernchance aufzufassen. Im Umgang mit ihnen ist essentiell, dass man sich der psychologischen Auswirkungen einer Fehlersituation auf Lernende bewusst ist. Ein entlarvter Fehler allein kann bei Schüler:innen bereits nachhaltig die Motivation mindern. Bei einem positiven Fehlerklima werden jedoch Engagement und Mut belohnt, Fehler nicht stiefmütterlich behandelt und das führt dazu, dass sich Lernende trauen,  aktiv am Unterricht teilzuhaben – ganz ohne Angst vor Fehlern und ihren Folgen. 

Sog ins Handy: Das Geschäft mit den Mobile Games

Was passiert, wenn Minderjährige von der Mobile Games Industrie ausgenutzt werden? Welche Maschen die Gamingindustrie verwendet und wie ihr eure Schüler:innen vor einer Sucht schützen könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Von
Anna Schröder
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August 2022
22.8.2022
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Smartphones sind ein unverzichtbarer Teil unseres Alltags geworden. Für Kinder und Jugendliche ist es mittlerweile normal den kleinen Helfer in jeder Lebenssituation dabei zu haben. Neben Messengern und Mobilitäts-Apps sind heutzutage auch unzählige Spiele über das Handy verfügbar. Wann wird die Smartphone Nutzung zum Problem? Und welche Gefahren entstehen, wenn Kinder zu zahlenden Kunden werden?

Wenn Kinder zu Kunden werden

Kinder lieben Spiele und Kinder lieben Smartphones. Die Kombination, als sogenannte Mobile Games, hat eine große Anziehung auf Schüler:innen. Durch den andauernden Netzausbau und immer mehr verfügbare WLAN Hotspots in Innenstädten gibt es kaum noch eine internetfreie Zone. Unter anderem der flächendeckende Internetzugang macht es der Handyindustrie leicht. Die Smartphonenutzung steigt seit 2014 stetig an. 

Zunahme der Smartphonenutzung bei Minderjährigen

2021 besitzt in Deutschland mit 94,2 Prozent fast jeder Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 ein Smartphone – in der Schweiz sind es sogar 99 Prozent. Auch bei den 10-12 Jährigen ist eine Steigerung der Nutzung auf 86 Prozent zu verzeichnen. Das sind mehr als zehn Prozent Zunahme in nur einem Jahr und dieser Trend scheint in den nächsten Jahren nicht abzubrechen.

Grund dafür sind unter anderem die fortschreitende Digitalisierung und der Einfluss sozialer Medien auf die soziale Entwicklung. Dadurch wird heutzutage kaum noch einem Heranwachsenden ein Smartphone verwehrt. Der Markt hat somit eine große Zielgruppe erschlossen – Deutschlands Nachwuchs. Die Mobile Games Industrie macht seit 2019 jedes Jahr mindestens 20 Milliarden mehr Umsatz. Das heißt, jedes Jahr kommen 20 Milliarden dazu und die Prognosen für den Markt sind exorbitant. Doch wie macht diese Industrie so viel Umsatz? Und welche Rolle spielt die Ausbeutung von Minderjährigen dabei?

Mobile Games – Was ist das eigentlich?

Jedes Jahr kommen neue Games an den Start. Momentan sind z. B. Diablo Immortal, Among Us oder FIFA beliebt. Da der Profit meist auf dieselbe Weise gemacht wird, schauen wir uns keine Spiele im Speziellen an, sondern die dahinterliegenden Taktiken.

In den Trends sammeln sich Multiplayer neben Singlepalyer, Fantasy neben Real Life Games – es ist für jeden was dabei. Ein gängiges Verfahren der Hersteller ist, Konsolen- oder Computerspiele auch als Mobile Games herauszubringen – zum Beispiel FIFA oder Fortnite. Dadurch werden die Kunden, welche häufig jung sind, zuhause abgeholt. Es wird statt zur Konsole auch mal zum Handy gegriffen. Diese Spiele sind meist komplexer und abwechslungsreicher als die älteren Handyspiele wie z.B. Candy Crush und verleiten zu einer längeren Spielzeit. 

Schaut man sich die Trends in den App Stores an, fällt auf, dass fast in jedem Spiel In-App-Käufe möglich sind. Denn die eigentlich als kostenlos deklarierten Games finanzieren sich durch Kaufangebote innerhalb des Spiels. Hier wird echtes Geld gefordert. Die Aufforderungen finden sich nicht nur in Apps für die über 14-Jährigen, sondern auch schon bei den 9- bis 12-Jährigen. Es existieren immer mehr Handyspiele, die bewusst darauf ausgelegt sind Kindern zu gefallen und zum Geldausgeben motivieren. 

Das alleine ist schon problematisch – Heranwachsende sind einfacher zu beeinflussen als Erwachsene. Jedoch kommt noch eine ganz andere Masche dazu, um Kinder und Jugendliche zum Kauf zu bewegen.

Die Lootbox Masche

Was ist eigentlich eine Lootbox? 

Eine Lootbox ist eine Zusammenstellung von zufällig generierten Gegenständen in nicht einsehbaren Paketen bzw. Boxen. Diese Gegenstände können die Leistung im Spiel steigern oder die Interaktion mit Mitspielern variantenreicher gestalten, bspw. durch besondere Emojis.

Wie erhalte ich Lootboxen?

Lootboxen sind durchs Spielen, aber auch durch Geld zu erhalten. Das Erspielen ist häufig mit viel Zeit verbunden und eventuell auch einem gewissen Leistungsstandard. Über den Kauf kann dieser umständliche Weg abgekürzt werden und die Boxen sind sofort verfügbar. 

Was ist das Problem?

Lootboxen sind mit Glücksspiel gleichzusetzen. Die Kombination mit der Zugänglichkeit für Kinder und bewusster Gestaltung und Werbung für Kinder ist extrem problematisch. Glücksspiel ist nicht ohne Grund ab 18. Kinder und Jugendliche neigen zu einer höheren Risikobereitschaft und sind dadurch eher bereit, Geld auszugeben. Dazu kommt die Unerfahrenheit im Umgang mit Geld. Zusätzlich kann Glücksspiel süchtig machen. In Belgien sind Lootboxen aus diesen Gründen bereits seit 2018 verboten.

Sucht erkennen und vorbeugen

Natürlich kann niemand eine Sucht aus der Ferne diagnostizieren. Dafür sollte man immer einen Psychotherapeuten oder andere Hilfsstellen konsultieren. Als Lehrkraft ist man aber eine Kontaktperson oder sogar Bezugsperson und kann Anzeichen einer Handyspielsucht erkennen: 

  • Vermehrtes Handyspielen/ Ablenkung durchs Handy
  • Vernachlässigung der sozialen Kontakte
  • Motivationsprobleme 
  • Leistungsabfall im Unterricht (z.B. keine Hausaufgaben/ Konzentrationsprobleme)
  • gesteigerte Emotionalität in Verbindung mit Handyspielen

Diese Anzeichen überschneiden sich großteilig mit denen einer Mediensucht. Beides tritt auch in Kombination auf. Die Handlungsmöglichkeiten als Lehrkraft sind begrenzt. Das Wichtigste ist wohl ein offenes Ohr und die Möglichkeit zu nutzen, Medienkompetenz zu vermitteln. Prävention ist hier nämlich das A und O.

Präventionsmöglichkeiten und Hilfestellungen seitens Schulen und Lehrer:innen

Das häufig gesehene Handyverbot in der Schule ist für dieses Problem nicht sinnvoll. Ein striktes Verbot macht es dem Kind später schwerer, sich selbst zu regulieren und fördert Verheimlichung. Präventiv kann stattdessen umfassend über Mediennutzung und auch konkret über die Taktiken von Mobile Games aufgeklärt werden. Zunächst solltet ihr euch selbst über das Thema informieren. Durch das Lesen dieses Artikels und Durchklicken der verlinkten Seiten ist also der erste Schritt getan. Vielleicht ladet ihr euch sogar mal ein solches Game herunter, um z.B. die Lootbox Masche am eigenen Leib zu erfahren. 

Für die Vermittlung von Medienkompetenz gibt es verschiedene Wege. Manche Lehrer:innen nutzen dazu Handys innerhalb des Unterrichts. Hierbei gibt es Vor- und Nachteile. Infos für Aufklärungsstunden im klassischen Stil stehen zum Thema Medienkompetenz und Gaming- und Handysucht bereit. Auch die Sensibilisierung der Eltern ist ein wichtiger Bestandteil der Prävention. 

Handlungsbedarf erforderlich

Handys sind wie kein anderes Medium präsent – immer und überall. Auch Kinder und Jugendliche nutzen die Angebote. In einer profitorientierten Wirtschaft wird dadurch eine leicht beeinflussbare Gruppe marktrelevant. Durch Maschen werden Kinder an Handyspiele herangeführt und ihre Schwäche durch Lootboxen in Geld verwandelt. Prävention ist notwendig und durch verschiedene Arten der Medienaufklärung möglich. Wenn eure Schüler:innen Anzeichen einer Sucht zeigen, könnt ihr mithilfe der oben verlinkten Seiten vielleicht den entscheidenden Schritt machen. 

Habt ihr in euren Klassen bereits Erfahrung mit Mediensucht oder sogar Handyspielsucht gesammelt? Gibt es an eurer Schule schon Maßnahmen zum Thema? Teilt gerne mit uns eure Erfahrungen in den Kommentaren.

Schulbaukongress in Köln: Pädagogische Architektur im Fokus

Bildung verbessern durch pädagogische Architektur. Der Fachkongress Schulbau bringt Experten zusammen, um Bildung und Bau vor dem Hintergrund zeitgenössischer Herausforderungen zu diskutieren.
Von
Anna Schröder
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August 2022
21.8.2022
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Köln. Am 19. August 2022 hat in Köln der dritte Kongress zum Thema pädagogische Architektur stattgefunden. Der Fachkongress Schulbau wurde vom Schulministerium Nordrhein-Westfalen und der Architektenkammer des Landes in Kooperation mit der “Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft” organisiert.  

Themen waren Innovationen im Schulbau, mit denen eine bessere Lernumgebung geschaffen werden kann. Dieses Jahr hat der Kongress den Schwerpunkt auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit gelegt. Hierzu wurden Praxisbeispiele herangezogen und neue Entwicklungen in diesem Bereich vorgestellt. 

Als Beispiel dient die Bildungslandschaft Altstadt Nord (BAN) in Köln. Sie ist Vorreiter beim Thema ganzheitlicher Städtebau – eine Verbindung von Pädagogik, Architektur und Stadtplanung. Das Projekt wird von der Stadt Köln in Kooperation mit den Montag Stiftungen durchgeführt. Ziel ist es, im Quartier rund um den Klingenstützpark eine angepasste Bildungslandschaft zu schaffen sowie Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen zu vernetzen. Als Beispiel für digitale Bildung wurde die Heliosschule vorgestellt, wo Schüler zum Beispiel über das Programm “Lernlog” ihre Lernziele und Erfolge digital festhalten und überblicken können.

Der Kongress hat im Kölner Abendgymnasium stattgefunden, welches Teil der BAN ist. Neben der Vorstellung der Schullandschaft wurden auch Referate zum Thema “Digitale Konzepte für Schulen – wie kann Schule digital gelingen?” und “Nachhaltigkeit im Schulbau” gehalten. 

Warum digitale Strategien für das Lehren und Lernen von Kunst wichtig sind: das ArtCentrica-Projekt

Die digitale Transformation der Kultur wird immer dringender, vor allem in Anbetracht der Pandemieperiode, die gleichzeitig auch die Entwicklung neuer Lehr- und Lernmethoden erforderlich gemacht hat.
Von
Redaktion
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August 2022
20.8.2022
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Die digitale Transformation der Kultur wird immer dringender, vor allem in Anbetracht der Pandemieperiode, die gleichzeitig auch die Entwicklung neuer Lehr- und Lernmethoden erforderlich gemacht hat.

Insbesondere hat es sich als wichtig erwiesen, den Lehrkräften der Kunstgeschichte Instrumente an die Hand zu geben, mit denen sie das Interesse der Schüler - die heute digital natives sind - an einem Fach wecken können, das paradoxerweise für viele von ihnen "langweilig" ist und immer mehr als weniger wichtig angesehen wird, nicht nur unter den Geisteswissenschaften, sondern unter allen in der Schule unterrichteten Fächern.

Doch was ist der Grund für die mangelnde Aufmerksamkeit der Schüler im Klassenzimmer? Oft ist es ein Problem, das mit den von den Lehrern angewandten Lehrmethoden zusammenhängt. Natürlich wollen wir nicht verallgemeinern, aber es besteht kein Zweifel daran, dass sie sich daran gewöhnt haben, Vorlesungen zu gestalten, indem sie den Schülern minderwertiges Fotomaterial zur Verfügung stellen und lediglich fiktive Informationen weitergeben, ohne Interaktion und Beteiligung zu suchen. Ein Erbe, das in der heutigen Gesellschaft geändert werden muss.

Leider ist es eine Tatsache, dass es nicht ausreicht, im Klassenzimmer ein Lehrbuch zu lesen, um die Aufmerksamkeit der Schüler zu gewinnen. Es überrascht nicht, dass die von Europeana Education und European Schoolnet durchgeführten Studien, die in dem Artikel "Digital Learning During the Pandemic - Heritage Resources by and for Educators" zusammengefasst sind, zeigen, dass diese die Lernerfahrung und die Art und Weise, wie das schulische Umfeld erlebt wird, verbessern. Was ist also zu tun?

Die Technologie, insbesondere die digitale, ist zweifellos ein Medium, das, wenn es synergetisch eingesetzt wird, der Beziehung zwischen Lehrern und Schülern einen echten Nutzen bringen kann; sie ist keine Einheit, die verteufelt werden sollte, sondern eine Chance, die ergriffen und genutzt werden sollte, um die Zukunft der Schule, sogar auf globaler Ebene, entscheidend zu erneuern. Die Integration digitaler Medien in die Lernwege ist für den Aufbau von Soft Skills (Problemlösungskompetenz, Teamarbeit usw.) und neuem Wissen unerlässlich.

Aus diesen Überlegungen und einer Reihe von Erfahrungen mit Kultur- und Bildungseinrichtungen entstand ArtCentrica, die Cloud-Anwendung, jetzt auch ein innovatives Startup, das mit der Absicht gegründet wurde, das Paradigma des Frontalunterrichts zugunsten des aktiven Lernens (einschließlich des Fernlernens) zu revolutionieren, das auf der Zusammenarbeit zwischen Schüler und Lehrer beruht. 

Aber wie wirkt sich die Plattform konkret auf die Art und Weise aus, wie das Lernen stattfindet? Die Lehrkräfte werden beispielsweise zu Akteuren des Wandels, indem sie direkt von der Plattform aus detaillierte Lektionen zu ihren Lieblingswerken erstellen, Anmerkungen zu hervorzuhebenden Bereichen hinzufügen, Details heranzoomen und vieles mehr.

Die Werkzeuge von ArtCentrica ermöglichen es den Schülern auch, Hauptakteure im Lernprozess zu sein, da sie gleichzeitig hochgradig lehrreiche und ansprechende Wege bieten, auf denen sie Fähigkeiten erwerben können, die nicht Teil des Lehrplans sind, die aber aufgrund des rasanten Wachstums im digitalen Sektor wichtig sind. 

In Anlehnung an die Studie von Winner und Hetland gehören zu den "Denkdispositionen", die Kinder durch eine hochwertige Kunsterfahrung erwerben, Reflexionsfähigkeit, Selbstkritik und die Bereitschaft, zu experimentieren und aus Fehlern zu lernen. ("Why Do We Teach Arts in the Schools? The dialogue continues. A response to Winner/Hetland.")

Um die Plattform zu verbessern und zu implementieren, arbeitet das ArtCentrica-Team daran, das Konzept der digitalen Kultur in einer immer breiteren Form zu verbreiten, indem es sich um die Teilnahme an Beschleunigungsprogrammen bewirbt und diese auch gewinnt; zu den jüngsten gehören IMPACT EdTech - gefördert von European Schoolnet, ISDI und FundingBox - und FuturED - gefördert von Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und H-FARM. Darüber hinaus treibt sie ihr Angebot durch Forschung und Entwicklung voran, die intern, mit Partnern aus Kultur und Bildung (Pinacoteca di Brera, National Geographic) und auch im Rahmen europäischer Projekte wie "CCI Thrive" durchgeführt werden. 

CCI-Thrive, das von der Europäischen Exekutivagentur für Bildung und Kultur (EACEA) kofinanziert wird, hat Ars Electronica (Linz) und IMZ Internationales Musik&Medienzentrum zu seinen Partnern und versucht, die Hindernisse zu verstehen, die die europäischen Kultur- und Kreativindustrien daran hindern, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und ein höheres Maß an internationalem Ansehen und Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen, und bewährte, hochmoderne Technologien und Prozesse zu testen, um machbare, überzeugende und überzeugende Lösungen für kleine und mittlere CCI-Unternehmen zu finden. 

Deshalb sind wir der Meinung, dass Kultur und Technologie synergetisch koexistieren müssen, um ein interdisziplinäres Umfeld zu schaffen, auf dem die Zukunft aufgebaut werden kann, und nicht in einem Gegensatz außerhalb unserer Zeit verharren dürfen.

Weitere Infos: www.artcentrica.com

Bleiben die Schulen im Winter geöffnet? Kritik am Entwurf des neuen Infektionsschutzgesetzes

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Karin Prien (CDU) bestätigt, dass die Schulen unter allen Umständen offen gehalten werden sollen. Eine Garantie hierfür kann sie jedoch nicht aussprechen.
Von
Vitali Borissov
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August 2022
19.8.2022
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Berlin. Der Entwurf für das neue Infektionsschutzgesetzes (IfSG) stößt bereits vielerorts auf Kritik – auch in Anbetracht möglicher Maßnahmen für das Schulwesen. 

Da die Corona-Schutzregelungen am 30. September auslaufen, bedarf es im Hinblick auf die Pandemiebekämpfung einer Aktualisierung des Werkzeugkastens, welcher den Bundesländern und Kommunen zur Verfügung steht. Dieses neue Regelwerk wird in der Folge bis zum 7. April nächsten Jahres wirksam sein. 

Die Ampelkoalition will mit ihrem Entwurf den Spagat zwischen notwendigen Einschränkungen durch Schutzmaßnahmen und gleichzeitig größtmöglicher Wahrung der Freiheitsrechte der Bevölkerung schaffen. Gleichzeitig fordern jedoch die Bundesländer zumeist noch drastischere Mittel für eine potentielle Pandemiebekämpfung und eine Vereinheitlichung, um den vielfach zitierten “Flickenteppich” zu vermeiden. Diese Problematiken betreffen auch das Schulwesen. Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin und Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), äußerte ihre Kritik zuletzt im Deutschlandfunk

Was sieht das neue Infektionsschutzgesetz für Schulen vor? 

So bemängelt Prien in dem Gespräch, dass der neue Entwurf vorschreibt, die Maskenpflicht in Grundschulen komplett auszusetzen. Für weiterführende Schulen gilt: Ab der fünften Klasse kann das Tragen einer medizinischen Maske für Schüler:innen und Beschäftigte vorgeschrieben werden. Hierbei handelt es sich aber ausdrücklich nicht um FFP2-Masken. Die Wiedereinführung der Maskenpflicht ist allerdings auch nur erlaubt, wenn sie als erforderlich erachtet wird, um Präsenzunterricht zu gewährleisten. 

Im Kontrast zu der CDU-Politikerin befürwortet der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) den Vorstoß, die Maskenpflicht für Schüler im Herbst und Winter auszusetzen. Außerdem wirbt die Vereinigung für eine Beendigung anlassloser Massentestungen an Schulen, welche es so und in dieser Form wohl nicht noch einmal geben werde. Der vorläufige Entwurf zum neuen Infektionsschutzgesetz sehe dies nicht vor. 

Trotz alledem lud Prien die Gesundheitsminister:innen von Bund und Ländern zu einer gemeinsamen Konferenz mit den Kultusminister:innen ein, um den Entwurf abermals zu bearbeiten. Bislang bleibt offen, ob es bei der Einladung bleibt oder dieses Treffen in die Tat umgesetzt wird. Bereits am 24. August soll das Bundeskabinett den Entwurf für das Infektionsschutzgesetz absegnen. 

Bleiben die Schulen demnach geöffnet? 

Wie Prien bestätigt, sollen die Schulen unter allen Umständen offen gehalten werden. Eine Garantie hierfür kann sie jedoch nicht geben. Der politische Grundkonsens zeigt jedoch das Ziel auf, den Schulbetrieb und den Präsenzunterricht durchgängig aufrechtzuerhalten, weil dies für die Entwicklung der Kompetenzen und die psychosoziale Entwicklung von Schüler:innen besonders wichtig ist. Denn viele Kinder und Jugendliche leiden nach wie vor unter den Folgen der Pandemie, aber auch unter den Folgen der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie – von Lernrückständen ganz zu schweigen. Andererseits kritisieren Lehrerverbände den Gedanken, Schulschließungen kategorisch auszuschließen, da hierdurch je nach Infektionsgeschehen Lehrkräfte erheblichen Risiken ausgesetzt werden. 

Schlussendlich gilt abzuwarten, was das endgültige Infektionsschutzgesetz – auch über den Tellerrand des Schulgeländes hinaus – an Maßnahmen mit sich bringen wird.

Mangel an MINT-Fachkräften erfordert neues Bildungsmonitoring

Der stetig anhaltende Mangel an Mint-Fachkräften macht sich in der Wirtschaft immer stärker bemerkbar. Bildungsmonitoring für MINT-Fächer muss neu angepasst werden.
Von
Patricia Schneider
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August 2022
18.8.2022
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Der MINT-Frühjahrsreport 2022 zeigt auf, dass in Deutschland ca. 320.600 MINT-Fachkräfte fehlen. Die Arbeitskräftelücke ist in den Bereichen Energie, Elektro und IT besonders auffällig. Den MINT-Frühjahrsreport gibt es hier zum Nachlesen. MINT-Fachkräfte sind Arbeitskräfte, die in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik arbeiten und für die Wirtschaft von enormer Bedeutung sind. Laut Angaben des Ingenieurmonitors vom vierten Quartal 2022 hat die Corona-Pandemie einen deutlichen Einfluss auf die Gesamtzahl der offenen Stellen gehabt: Vom ersten bis zum letzten Quartal 2020 gibt es einen hohen Einbruch an der Gesamtzahl offener Stellen. Die Anzahl der offenen Stellen im letzten Quartal 2020 fiel auf 92.400, nachdem im vierten Quartal im Vorjahr 2019 eine Anzahl von 117.400 zu verzeichnen war. Anschließend nahm die Gesamtzahl pro Quartal bis auf 140.000 unbesetzte Stellen zu. Seit Beginn der Aufzeichnungen des Ingenieurmonitors seit 2011 ist dies der absolute Höchstwert.

Der aktuelle Ingenieurmonitor, der vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und dem Institut der deutschen Wirtschaft herausgegeben wird, zeigt den Stand des regionalen Arbeitsmarktes und berichtet über Themen wie die Entwicklung im Bereich Klimaschutz und die Energiewende. Besonders bemerkenswert: Trotz der in Zukunft steigenden Nachfrage an Arbeitskräften in Ingenieur- und Informatikberufen erreichte die Anzahl an unbesetzten Stellen mit 320.00 ein neues Rekordhoch.

Notwendiges Bildungsmonitoring

Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) überprüft Bildungsstandards  der beschriebenen Kompetenzziele der einzelnen Bundesländer. Gemessen an der Notwendigkeit von qualifizierten Fachkräften in den MINT-Berufen geht die Umsetzung neuer Kompetenzen im Schulwesen nur schleppend voran. Das Sprecherteam des Nationalen MINT Forum e. V. schreibt in der Pressemitteilung vom 17. August, dass eine große Problematik für MINT-Fächer besteht: Aufgrund des hohen MINT-Fachkräftemangels, des Lehrkräftemangels und des deutlichen Kompetenzverlustes der Schüler:innen stellen sich uns riesige Transformationsaufgaben für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Konkrete Lösungsansätze seien gut ausgebildete MINT-Lehrkräfte sowie der Austausch der Bundesländer untereinander, um in Zukunft eine einheitliche MINT-Bildung zu garantieren. Aufgrund der akuten Mangellage an Technik-Fachkräften (Bau, Energie, Elektro, IT) sei eine massive Transformation im Bildungssystem in allen Bundesländern notwendig. Zukünftige Ziele wie Klimaschutz, Energiewende und alternative Technologien sind laut dem Bericht nur mit qualifizierten Fachkräften in den Ingenieurwissenschaften und IT-Berufen (36 MINT-Berufskategorien) zu erreichen.

Prognose für MINT-Berufe

Dem gegenüber steht die Anzahl der Studienanfänger:innen, die in Ingenieurwissenschaften und IT in den letzten fünf Jahren um rund 15 Prozent gesunken ist. Die Fachkräftesicherung ist für die Branchen essentiell, deshalb gibt es viele Programme und Initiativen, welche beispielsweise mehr  junge Menschen und Frauen für MINT-Berufe begeistern sollen. Weiterhin sind Frauen trotz steigender Tendenz sehr unterrepräsentiert. Die Gewinnung von Zuwander:innen für den Arbeitsmarkt ist ebenfalls eine wesentliche Strategie seitens der Unternehmen.

Weitere Infos zum Thema Fachkräftemangel findet ihr auf Lehrer-News beispielsweise in unserem  Beitrag zu “Jugend forscht 2022: Das sind die Preisträger” sowie  im Artikel “Schleppende Fortschritte im Bildungssystem” – McKinsey veröffentlicht neuen Hochschulreport.

Pakt für Bildung zur Nachhaltigkeit in Bayern: 47 Verbände schließen sich zusammen

Der Pakt für Bildung zur Nachhaltigkeit (BNE) in Bayern wurde am 20. Juli einstimmig von 47 Verbänden geschlossen. Sie folgen den deutschen Vorbildern Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, die bereits ähnliche Pakte 2021 beschlossen haben.
Von
Patricia Schneider
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August 2022
16.8.2022
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München. 47 bayerische Verbände, Vereine und Organisationen haben sich am 20. Juli zum Bündnis "Bildung für nachhaltige Entwicklung" (BNE) zusammengeschlossen. Die Erstunterzeichner des BNE-Paktes sind der Meinung, dass gemessen an den Zielen der “Agenda 2030", bis heute politisch für das bayerische Schulwesen zu wenig umgesetzt worden ist. Die Schüler sollen mehr über die Themenbereiche Klimawandel, Artensterben, Menschenrechtsverletzungen, Armut und Krieg lernen. Außerdem sollen bewusstes Handeln und Auswirkungen ihrer Handlungen für die globale Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen. Den genauen Wortlaut des BNE-Paktes findet ihr hier.

Entstehung und Erweiterung nachhaltiger bildungspolitischer Maßnahmen

Die Notwendigkeit neuer Bildungswege für nachhaltiges Bewusstsein in Umsetzung auf allen Ebenen, d.h. Kindergarten, Schule, Ausbildung ist in der “Berliner Erklärung“ der UNESCO 2021 formuliert. Die global nachhaltigen gesellschaftlichen Ziele sind im UNESCO Programm  „Bildung für nachhaltige Entwicklung: die globalen Nachhaltigkeitsziele verwirklichen“ (BNE 2030) definiert. Das jetzt als „Pakt für BNE“ gegründete Aktionsbündnis hat sich zum Ziel gesetzt, die Diskrepanz zwischen diesen klar formulierten gesamtgesellschaftlichen Zielen und der Bildungsrealität in Deutschland und in Bayern zu minimieren. Die Webseite der “Berliner Erklärung” ist hier hinterlegt.

Die Vereinten Nationen beschlossen 2015 die “Agenda 2030” die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) unter anderem zu nachhaltigem Konsum, nachhaltiger Produktion oder Geschlechtergerechtigkeit enthält. Diese Agenda ist Grundlage für den BNE-Pakt in Bayern. Die Neuauflage der „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie“ 2021 hat ebenfalls Einfluss auf diesen Pakt.

Vorreiter für BNE-Ziele 2030 in Deutschland

Der Stadtstaat Hamburg und das Bundesland Niedersachsen sind als Vorbilder des Bayern BNE-Paktes anzusehen. Sie haben beide bereits im Juni 2021 BNE Pläne erstellt und veröffentlicht, die Maßnahmenumsetzung wird aktiv bis 2030 umgesetzt. Schleswig-Holstein hat ebenfalls die Landesstrategie BNE im Juni 2021 beschlossen. Den “Hamburger Masterplan Bildung für nachhaltige Entwicklung 2030” könnt ihr hier nachlesen. Den BNE Erlass für Niedersachsen könnt ihr hier über den Link als pdf-Datei herunterladen. Die Landesstrategie BNE in Schleswig-Holstein ist hier hinterlegt.

Wenn ihr unseren Artikel zum Thema DigitalPakt #D nachlesen möchtet, schaut hier nach.

Entscheidung beim Streitthema bundesweite Ferienordnung

Die Kritik an der bisherigen Ferienregelung seitens der Länder hat zu einer langwierigen Diskussion geführt. Die Kultusministerkonferenz kam zu einer Entscheidung, die nicht alle Parteien zufrieden stellt.
Von
Anna Schröder
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August 2022
15.8.2022
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Stuttgart. Die Kultusministerkonferenz hat Ende letzten Jahres nach längerer Diskussion der Länder eine Regelung für die Sommerferien der einzelnen Bundesländer von 2025 bis 2030 beschlossen.

Die Bevorzugung von Bayern und Baden-Württemberg wurde von einigen Ländern kritisiert. Während die anderen Ländergruppen rotieren, sind die Ferientermine der Südstaaten festgelegt. Sie dürfen aufgrund der im Juni gelegenen Pfingstfreizeit stets als Letzte in die Sommerferien. Zudem wurde von den Stadtstaaten Berlin und Hamburg gefordert, ihre Ferien nicht vor Juli beginnen zu lassen.

Als Grundlage für die Entscheidung über die Ferienordnung dienen die Ergebnisse einer Länderarbeitsgruppe. Diese besteht aus Vertreter:innen der einzelnen Bundesländer. Hier werden u. a. Forderungen aus der Tourismusbranche sowie die schwerer gewichteten Bildungsaspekte zusammengetragen und abgewogen.

Ende 2021 erfolgt schließlich die Präsentation der schon seit 2019 ausstehenden Ferienordnung. Die Landesgruppe V, bestehend aus Bayern und Baden-Württemberg, behält ihr Alleinrecht auf spät beginnende Ferien. Die Forderung der Stadtstaaten wurde jedoch berücksichtigt. Der Ferienstart in Berlin und Hamburg wird ab 2025 frühestens Anfang Juli sein. 

Neben der Kritik an der Sonderbehandlung der Landesgruppe V wurde ebenfalls nicht berücksichtigt, dass aus dem Rotationsprinzip alle paar Jahre ein Kurz-Schuljahr resultiert. Um das zu verhindern, hat die GEW der Kultusministerkonferenz schon vor 50 Jahren ein weniger belastendes Wechselprinzip vorgestellt. In diesem schwingen die Länder vor und zurück. Dadurch wird eine einschneidende Verschiebung des Ferienbeginns vermieden. Jedoch wurden Kritik und Lösungsansatz der GEW  erneut nicht von der Kultusministerkonferenz aufgegriffen. 

Die Ferientermine bis 2030 findet ihr auf der Website der Kultusministerkonferenz. Wie gefällt euch die Regelung in eurem Bundesland? Lasst gerne einen Kommentar da mit dem jeweiligen Bundesland, für das ihr sprecht.

Gerichtsurteil: Schulpflicht gilt auch während Pandemie

Ein Gerichtsurteil erklärt die Maßnahmen der Bezirksregierung Düsseldorf gegenüber einem Schüler für rechtens. Dieser hatte neun Monate lang die Teilnahme am Präsenzunterricht verweigert.
Von
Patricia Schneider
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August 2022
13.8.2022
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Düsseldorf. Nach Beschluss der 18. Kammer des Verwaltungsgerichts Düsseldorf vom 5. August war die Schulbesuchsaufforderung sowie die Erhebung eines Zwangsgeld in Höhe von 2500 Euro bei Nichterfüllung der Schulpflicht eines Minderjährigen gegen seine Mutter rechtens. Der 15-jährige Düsseldorfer Schüler hatte seit November 2021 für neun Monate die Schule nicht mehr besucht. Seine Befürchtung: Er könnte seine Mutter und sich mit dem Corona-Virus infizieren. Beide gehören nicht der Risikogruppe an und waren dennoch der Ansicht, dass nicht hinnehmbare Gesundheitsgefahren mit einem Schulbesuch verbunden sind.

Der Schüler hatte im Jahr 2021 mehrere Anträge auf Befreiung des Präsenzunterrichts gestellt, die abgelehnt wurden. Er hatte keinen erforderlichen, wichtigen glaubhaften Grund für sein Fehlen nennen können. Zusätzlich konnte er keine ärztlichen Atteste hinterlegen, die für ihn oder sein näheres Umfeld ein höheres Risiko an einer Coronainfektion bedeutet hätten. Trotz des Eilverfahrens verweigerte der Schüler weiterhin den Schulbesuch.

Gerichtsbeschluss gibt Schulpflicht oberste Priorität

Eine Ordnungsverfügung der Bezirksregierung Düsseldorf forderte die Mutter dazu auf, den Schulbesuch des Jungen sicherzustellen. Bei Nichterfüllung drohe ein Zwangsgeld in Höhe von 2500 Euro. Der Schüler unterliegt einer gesetzlichen Schulpflicht, die in Deutschland allen Minderjährigen auferlegt ist. Die Eltern unterliegen der gesetzlichen Pflicht dafür zu sorgen, dass der Jugendliche die Schule regelmäßig besucht, stellte das Gericht klar. Ein gerichtliches Eilverfahren bestätigte die Entscheidung der Schule, die von Seiten des Schülers eingereichten Anträge, für nichtig zu erklären.

Aktuelle Schutzmaßnahmen an Schulen

Die Schulbesuchsaufforderung sowie die Verhängung eines Zwangsgeldes sei rechtens gewesen, urteilt die 18. Kammer des Verwaltungsgerichts Düsseldorf. Während der Pandemie müsse der Jugendliche weiterhin am Unterricht teilnehmen. Die Schutzmaßnahmen, die an Schulen im Schulalltag integriert worden waren, seien nach Ansicht des Gerichts ausreichend. Vorbeugende Maßnahmen wie das Tragen einer Maske und das Wahrnehmen des Impfangebotes können das Risiko an einer Covid-19 Infektion zu erkranken, minimieren.

Die AHA-Regeln, die Teilnahme am Unterricht durch nachweisbare Impfungen oder Immunisierung und das Durchführen von zwei wöchentlichen Schnelltests sind vorbeugende Maßnahmen, die Schulen in den Schulalltag implementiert haben. Innerhalb von Schulgebäuden ist das Tragen einer medizinischen Maske eine allgemeine Pflicht. Diese Maßnahmen seien seitens der Schule hinreichend beachtet worden, bestätigt das Gericht. Beschwerde gegen das Urteil kann beim Oberverwaltungsgericht von Nordrhein-Westfalen in Münster eingelegt werden.

Hohe Arbeitszeit bringt Lehrer:innen an die Belastungsgrenze

Die durchschnittliche Arbeitszeit von Lehrer:innen an deutschen Schulen ist mit ca. 47 Wochenstunden höher als bei anderen Verbeamteten. Ist die Arbeitsbelastung zu hoch?
Von
Vitali Borissov
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August 2022
12.8.2022
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Ein gängiges Vorurteil ist, dass Lehrer:innen an Nachmittagen und an Wochenenden prinzipiell frei hätten und dort ihre wohlverdiente Freizeit genießen können. Diesen Trugschluss gilt es aus der Welt zu schaffen. Denn ganz im Gegenteil: Eine Mehrzahl der Lehrer:innen arbeitet deutlich mehr als arbeitszeitrechtlich und tariflich vorgeschrieben. 

Eine Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen stellt heraus, dass mehr als die Hälfte der Lehrkräfte sogar mehr als die errechneten 47 Stunden in der Woche arbeiten. Vor allem an Gymnasien (62,3 Prozent) macht die Mehrheit der Lehrer:innen zusätzliche Überstunden. Zum Vergleich: Andere Beamte:innen haben grundsätzlich eine Arbeitszeit von 40 Wochenstunden.

Abende, Wochenenden und Ferien bedeuten nicht gleich Freizeit 

Zwar haben verbeamtete Lehrer:innen acht Wochen mehr Urlaub als andere Beamte:innen, allerdings ist dies nur auf dem Papier der Fall. Ferien bedeuten keineswegs zwangsläufig Urlaub. Korrekturen, Noteneintragungen, Nachprüfungen führen zu einem Arbeitspensum, welches nur in wenigen Fällen durch die zusätzliche Urlaubszeit aufgewogen werden kann.  Außerdem ist es weniger die Ausnahme als mehr die Regel, dass Lehrer:innen auch am Wochenende oder bis in die Nacht hinein arbeiten. In Wahrheit ist demnach der Arbeitstag einer Lehrkraft noch längst nicht beendet, nur weil sie das Schulgelände verlassen hat. 

Die Verteilung der Arbeitszeit

Tatsächlich kommen Lehrer:innen häufig bereits vor dem Unterricht in die Schule, um beispielsweise Material zu kopieren. Während der Pausen sind sie für Schüler ansprechbar. Nach dem Unterricht kann ein schülerbezogenes Gespräch zwischen zwei Lehrkräften auf dem Weg zum Auto stattfinden. Hierbei ist es äußerst schwierig den zusätzlichen Arbeitsaufwand zu berechnen. 

Hinsichtlich der Verteilung der Arbeitszeit lässt sich festhalten, dass nur die Unterrichtszeiten in Stein gemeißelt sind. Diese Deputatsstunden belaufen sich auf 22-28,5 Stunden je nach Schulform und Bundesland. Dies entspricht 35 Prozent der gesamten Arbeitszeit. Weitere 31,5 Prozent der  Stunden fallen für unterrichtsnahe Lehrarbeit an. Darunter sind Korrekturen sowie die Unterrichtsvor- und Nachbereitung zu verstehen. Besonders dieser Bereich wird gern ins traute Heim verschleppt. Des Weiteren machen die pädagogische Kommunikation, Sitzungen und Konferenzen weitere zehn Prozent aus. Diese waren nicht erst seit der Corona-Krise ebenfalls häufig von zuhause aus erledigt worden.   

Die Arbeitsbelastung im “Teilzeit-Home-Office” 

Noch bevor es in Mode kam oder zur Notwendigkeit wurde, haben Lehrer:innen große Teile ihres Aufgabenfeldes von zuhause aus erledigt. Beispiele hierfür sind telefonische Elterngespräche, virtuelle Lehrerkonferenzen, das Korrigieren von Klausuren und Noteneintragungen sowie die Unterrichtsvor- und Nachbereitung. 

Die Option, sich seine Arbeitszeit (abgesehen von den Deputatsstunden) frei einteilen zu können, ist vielerorts Fluch und Segen geworden. Schnell laufen Lehrkräfte Gefahr, dass die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen. Der Beruf vereinnahmt das Private. Tariflich vorgesehene Ruhephasen werden durch das hohe Arbeitspensum nicht ausreichend in Anspruch genommen. Durch fehlende Ruhezonen an den Schulen lässt sich die Belastung auch vor Ort nicht reduzieren. Dies führt dazu, dass es den überforderten Lehrer:innen nicht mal mehr möglich ist, in den eigenen vier Wänden abzuschalten. Hierdurch leiden auch die Ferien, welche ursprünglich dafür gedacht sind, die Mehrarbeit auf natürlichem Wege auszugleichen. 

Gesundheitliche Auswirkungen der Arbeitsbelastung 

Die vom Deutschen Philologenverband (DPhV) in Auftrag gegebene Studie „Lehrerarbeit im Wandel“ hat die Antworten von über 20.000 Lehrkräften an Gymnasien bezüglich ihrer Arbeitsbelastung untersucht. Die vom Institut für Präventivmedizin der Universitätsmedizin Rostock durchgeführte und ausgewertete Studie kam zu dem Ergebnis, dass die lange Arbeitszeit (nebst der Zunahme an außerunterrichtlichen Aufgaben­) der führende Grund für berufliche Unzufriedenheit ist. 

Mögen Lehrkräfte auf dem Papier mehr Urlaubstage haben, muss von Fall zu Fall entschieden werden, inwiefern die geleistete Mehrarbeit hierdurch aufgewogen wird. Schließlich arbeiten viele der Lehrkräfte weniger als die durchschnittlichen 47 Stunden. Die allgemeine Lehrergesundheit spricht jedoch Bände. Weil sie im Durchschnitt eine Mehrarbeit von fünf bis zehn Stunden leisten, fehlen die freien Stunden, welche für eine ordentliche Regeneration vonnöten wären. Außerdem bleibt keine Zeit für Projekte oder eine kreative Unterrichtsgestaltung, da sie mit dem üblichen Trott bereits völlig in Anspruch genommen werden. 

In welche Richtung wird es in Zukunft gehen? 

Legt man den Finger in die Wunde, so kann man dieses System als eines bezeichnen, welches auf chronischer Überbelastung der Lehrkräfte basiert, denen die reelle Gefahr beruflicher Unzufriedenheit droht, welche bis hin zu einem Burnout führen kann. Demnach stoßen Vorschläge wie der des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne)  bei vielen Lehrer:innen auf Unbehagen. 

Im April 2022 hat er für längere Arbeitszeiten für Lehrkräfte (vor allem für jene in Teilzeit) plädiert. Nachdem dieser Vorstoß unter viel Kritik abgewiesen wurde, ließen Kultusministerin Theresa Schopper und Winfried Kretschmann sich zu einem Bittbrief an alle Lehrkräfte im Südwesten hinreißen. Darin heißt es unter anderem: „Bitte überlegen Sie sich doch, ob Sie nicht im kommenden Schuljahr eine, zwei oder vielleicht sogar drei zusätzliche Stunden unterrichten können. Oder ob Sie Ihren anstehenden Ruhestand noch etwas hinausschieben und uns als Pensionärin oder Pensionär unterstützen können.“

Ob die Grundbelastung durch Deputatsstunden zu erhöhen, wodurch unter anderem nochmal Stunden der Vor- und Nachbereitung anfallen, der richtige Weg ist, sei dahingestellt.  

Corona – mentale Herausforderungen für unsere Schüler:innen: im Gespräch mit Prof. Dr. Julia Asbrand

Interview mit Prof. Dr. Julia Asbrand über mentale Gesundheit und soziale Ängste bei Schüler: innen.
Von
Patricia Schneider
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August 2022
11.8.2022
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Das Thema mentale Gesundheit bei Schüler:innen ist zwei Jahre seit Beginn der Coronapandemie in den Fokus der Gesellschaft gerückt. “Lehrer News” hat aus diesem Grund mit Prof. Dr. Julia Asbrand gesprochen. Dieses Interview beleuchtet den aktuellen Stand der mentalen Gesundheit bei Schüler:innen, den richtigen Umgang mit den Betroffenen sowie Hilfsangebote über Online-Dienste wie Webseiten, Verbände, Apps und Literatur.

Prof. Dr. Julia Asbrand ist Professorin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie und -psychotherapie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie ist eine approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (VT). Ihr Forschungsschwerpunkt liegt seit 2010 auf  (sozialen) Angststörungen im Kindes- und Jugendalter sowie Aufmerksamkeitsstörungen. Seit April 2020 ist sie Professorin an der Humboldt-Universität und seit Juni 2021 Leiterin der Spezialambulanz für Kinder, Jugendliche und Familien an der Hochschulambulanz der Humboldt-Universität. 

Im folgenden Interview stellt sich Prof. Dr. Julia Asbrand unseren Fragen bezüglich der mentalen Gesundheit von Schüler:innen.

Lehrer-News: Wie sah die Situation in Deutschland vor der Corona Pandemie in Bezug auf die mentale Gesundheit von Schüler:innen aus? 

Asbrand: In Selbstauskünften innerhalb von Kohortenstudien, (wie sie z.B. die BELLA-Studie („BEfragung zum seeLischen WohLbefinden und VerhAlten") regelmäßig erfasst, zeigt sich, dass ca. 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen psychisch belastet waren (Hölling et al., 2014). Diese Zahlen stiegen zeitweise auf 30 Prozent innerhalb der Corona-Pandemie an, wobei sie auch wieder fielen (COPSY-Studie, Ravens-Sieberer et al., 2021, 2022a, 2022b). Studien zu psychischen Störungen zeigen ähnliche Zahlen von ca. 17-18 Prozent aller Kinder und Jugendlichen mit einer Erkrankung, wobei zu beachten ist, dass die Studien recht alt sind (z.B. Barkmann & Schulte-Markwort, 2010; Ihle & Esser, 2002). Dieses Ergebnis beinhaltet keine Aussage über die psychische Gesundheit, sondern nur über psychische Belastung, da Gesundheit nicht nur die Abwesenheit von Erkrankungen ist.

Lehrer-News: Inwiefern hat die Corona Pandemie die mentale Gesundheit von Schüler:innen beeinflusst? Wie groß sind die Veränderungen ?

Asbrand: Die Pandemie zeigt eine Veränderung der psychischen Belastungen (starker Anstieg, dann Abfall). Zugleich ist nicht klar, wie es weitergeht. Frühere Studien zu Katastrophen und Epidemien zeigen durchaus bis zu zwei Jahre nach einem starken Ereignis eine erhöhte Wahrscheinlichkeit zu psychischen Erkrankungen (z.B. Meewisse et al., 2011). Hier ist noch unklar, wie es bei der Corona-Pandemie aussehen wird, da sich weitere Studien oft auf andere Stressoren beziehen (z.B. Naturkatastrophen) und nicht immer Kinder mit einbeziehen, sondern Erwachsene fokussieren.

Lehrer-News: Gab es vor der Corona Pandemie bereits Maßnahmen wie z.B.: AGs, Vertrauensschüler:innen, Vertrauenslehrer:innen, Angebote für die Gesundheitsförderung usw., die Schulen für die Schülerschaft zum Thema mentaler Gesundheit angeboten haben?

Asbrand: Generell ja. Die Möglichkeiten sind in jedem Bundesland verschieden. In Berlin gibt es z.B. die Schulpsychologie; in anderen Bundesländern Schulsozialarbeit. Diese Angebote sind enorm wichtig, da sie sehr niedrigschwellig und direkt in den Schulen ansetzen. Oft sind sie aber personell unterbesetzt und haben kaum Ressourcen, um weitergehende Angebote für Schüler:innen zu etablieren.

Lehrer-News: Welche effektiven Maßnahmen sollten in Zukunft in Schulen dauerhaft bezüglich mentaler Gesundheit implementiert werden? 

Asbrand: Wir brauchen niedrigschwellige Angebote, die u.a. das Stigma berücksichtigen, das mit psychischer Belastung einhergeht. Es ist einfacher, zu einem Gespräch mit der Schulsozialarbeiter:in zu gehen als zu einer Psychotherapeut:in. Insgesamt ist es sinnvoll, Kinder und Jugendliche in die Struktur dieser Angebote selbst mit einzubeziehen. Möchten sie vielleicht v.a. Online-Ratgeber? Muss es ein Schulfach “psychische Gesundheit” geben? Insbesondere aufgrund einer sich rasant entwickelnden und krisengeschüttelten Welt ist es wichtig, auf Augenhöhe danach zu fragen “Was braucht ihr?”. Von den Jugendlichen selbst kommt z.B., dass sie teilweise mit sozialen Medien überfordert sind. Hier sind “die Erwachsenen” nicht schnell genug. Eine Organisation, die sich diesem Phänomen stellt, ist z.B. Our Generation Z.

Prof. Dr. Julia Asbrand

Lehrer-News: Welche Ängste kommen besonders häufig bei Kindern und Jugendlichen vor und wie äußern sich diese im Schulalltag?

Asbrand: Im Schulalltag werden vor allem Leistungsängste und soziale Ängste sehr deutlich, weil sie direkt den Schulalltag erschweren und Kommunikation behindern. Das heißt, ein Kind zieht sich z.B. zurück, will sich nicht melden. Dies wird teilweise als Widerwillen ausgelegt. Manche Kinder fehlen dann auch öfter, was zu verpasstem Stoff und Lerndefiziten führt. In der Grundschule können auch Trennungsängste relevant sein, wenn Kinder nicht alleine in der Schule bleiben wollen.

Lehrer-News: Wie können Lehrer:innen, ihren Schüler:innen, die mentale Probleme haben, helfen und worauf sollten sie dabei achten?

Asbrand: Ein Bewusstsein dafür, dass Schüler:innen Probleme haben können, die eine Lehrkraft nicht direkt nachvollziehen kann, hilft oft schon. Hier kann man in einer ruhigen Minute die Schüler:in ansprechen und Hilfe anbieten. Oft ist eine Lehrkraft hierfür aber auch nicht optimal geeignet, da es ja trotzdem eine Bewertungssituation gibt (d.h., erzähle ich meinem Mathelehrer wirklich davon, dass ich massive Konzentrationsschwierigkeiten habe und nicht schlafen kann?). Das heißt, Lehrkräfte können aufmerksam sein und weiterverweisen. Sinnvoll ist es auch, sich dafür zu engagieren, an unserem Leistungssystem zu arbeiten. Welche Werte wollen wir zukünftigen Generationen (auch in der Schule) vermitteln? Zählen nicht Zufriedenheit und emotionale Ausgeglichenheit ähnlich dazu wie Englischvokabeln lernen?

Ein Thema, das eng mit psychischen Problemen verknüpft ist, ist Bullying. So werden Kinder, die bereits Probleme haben, eher Bullying-Opfer; genauso entwickeln Bullying-Opfer eher psychische Probleme (Pabian & Vandebosch, 2016). Hier können Lehrkräfte frühzeitig eingreifen und diese Situationen unterbinden. Oft haben die Opfer das Gefühl, dass sie sich an niemanden wenden können, hier muss es Ansprechpartner:innen geben. Die Buchreihe “Psychologie im Schulalltag”, bestehend aus sechs Bänden, thematisiert je Buch eine Thematik und gibt entsprechend konkrete Hilfestellungen für Lehrer:innen im Schulalltag.

Lehrer-News: Wie wird sich die Situation für Schüler:innen deutschlandweit in Zukunft entwickeln?

Asbrand: Wir brauchen mehr niedrigschwellige Angebote, mehr Kommunikation auf Augenhöhe mit Kindern und Jugendlichen und mehr gesellschaftliches Bewusstsein zu Krisen und zur Zukunftsangst vieler. 

Von Seiten unserer Redaktion hier noch weitere Empfehlungen zu dieser Thematik:

Apps & Online Dienste für Betroffene

Die Apps Calm: Meditation & Schlaf, Headspace: Meditation & Schlaf, 7Mind Meditation & Achtsamkeit und  BetterSleep sind seit mehreren Jahren hilfreiche Stützen für viele Betroffene.

Die folgende Aufzählung enthält Stiftungen, Vereine und Webseiten, die betroffenen Schüler:innen helfen können: die Stiftung “Achtung!Kinderseele”, Kopfsachen e.V., das Infoportal “ich-bin-alles”, das Informationen zu Depressionen, Vorbeugung usw. bietet unter Leitung des  Klinikums der Universität München, das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit, Irrsinnig Menschlich e.V., die Mental Health Initiative, die Akademie für menschliche Medizin GmbH und die Mental Health Crowd GmbH. Nach einer kurzen Internetrecherche sind weitere online oder lokale Angebote schnell gefunden.

Unsere Buchempfehlung ist das Buch “Soziale Ängste” (2022) von Prof. Dr. Julia Asbrand. 

Das Buch steigt tiefer in die Materie der sozialen Ängste von Schüler:innen im Schulalltag ein. Die Entstehung der sozialen Ängste bei Schüler:innen, ihr Verhalten sowie die verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten werden ausführlich erläutert. Für Lehrer:innen und Schulpersonal gibt das Buch "Hilfestellung für den Umgang mit betroffenen Schüler:innen". Weitere Unterstützung bietet auch das Arbeitsmaterial im Buchanhang.

Wie habt ihr die Lage von Schüler:innen miterlebt? Wie waren eure Eindrücke?

Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!

Pilotprojekt “Digitale Welt” an hessischen Schulen

Wiesbaden. Mit Beginn des neuen Schuljahres im September 2022 wird an zwölf hessischen weiterführenden Schulen das Schulfach “Digitale Welt” eingeführt.
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Patricia Schneider
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August 2022
8.8.2022
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Wiesbaden. Mit Beginn des neuen Schuljahres im September 2022 wird an zwölf hessischen weiterführenden Schulen das Schulfach “Digitale Welt” eingeführt. Als Pilotprojekt startend, bekommen Fünftklässler:innen erste Einblicke in die Themen Informatik, Ökonomie, Wirtschaftsprozesse, Cyberkriminalität und digitale Technologien. Die Schwerpunkte werden anhand von anschaulichen Aufgaben an die Schüler:innen weitergegeben. Themen wie Datenschutz und verantwortungsbewusste Mediennutzung sollen dabei ebenfalls relevant sein. Das neue Schulfach wird insgesamt in 70 Klassen eingeführt, zwei zusätzliche Schulstunden sind dafür vorgesehen.

Zukunftsweisende Lerninhalte

Lehrer:innen werden während des gesamten Projekts für die Thematik geschult, heißt es von Seiten des Kultusministeriums. Als Pilotprojekt vorgesehen, werden keine Noten erhoben und das Fach sei daher nicht versetzungsrelevant. Nach einer abschließenden Evaluation wird entschieden, ob das Schulfach weiter angeboten und ausgebaut wird. Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam führt die Kooperation mit dem Kultusministerium durch. Wissenschaftlich betreut wird das Projekt von der Goethe-Universität Frankfurt a.M. Mehr über die teilnehmenden Schulen in Hessen sind in der betreffenden Pressemitteilung des Kultusministeriums zu finden.

Der hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) sieht dem Projekt positiv entgegen und hofft, dass die Inhalte bald bundesweit an allen Schulen im Informatikunterricht oder als eigenständiges Fach unterrichtet werden. Wie HIHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller betont, sei ein größerer Fokus auf mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung an Schulen wichtig. Die Opposition, allen voran die FDP, fordere schon lange einen flächendeckenden und verpflichtenden Informatikunterricht für die Sekundarstufe, wie FDP-Abgeordneter Moritz Promny erklärte. Er beschreibt den Informatikunterricht als eine Selbstverständlichkeit, die zeitnah bundesweit eingeführt werden sollte.

Wenn ihr mehr über das Pilotprojekt wissen möchtet, schaut hier nach. Unseren Artikel zum Thema Digitalisierung an Schulen aus Schülersicht findet ihr hier. Der Artikel zum Schulfach “Digitale Grundbildung” in Österreich ist hier hinterlegt.

Was haltet ihr von dem Pilotprojekt an hessischen Schulen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

Interaktive Buchempfehlungen für Schüler:innen: Buchfindomat.de

Lehrer:innen haben oft die herausfordernde Aufgabe, ihre Schüler:innen zum selbstständigen und regelmäßigen Lesen zu begeistern. Dabei helfen kann Buchfindomat.de, eine interaktive Buchempfehlungsseite für Kinder und Jugendliche.
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Patricia Schneider
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August 2022
4.8.2022
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Lehrer:innen haben oft die herausfordernde Aufgabe, ihre Schüler:innen zum selbstständigen und regelmäßigen Lesen zu begeistern. Dabei helfen kann Buchfindomat.de, eine interaktive Buchempfehlungsseite für Kinder und Jugendliche. Die Buchfindomat Webseite bietet ein großes Angebot an Büchern für verschiedene Altersgruppen, Genres und zeigt verschiedene Kauf- oder Leih-Optionen an. Die leichte Navigierung auf der Webseite ermöglicht es Kindern selbstständig, die Webseite zu erkunden und spannende Bücher zu entdecken.

Interaktive Buchempfehlungen

Kinder und Jugendliche werden durch das Angebot motiviert, interessante Bücher zu lesen. Die Bedienung ist denkbar einfach: Beim Besuch der Website wird per Pop-Up gefragt, für welche Altersgruppe eine Buchempfehlung gewünscht ist. Basierend auf der Erstauswahl werden direkt weitere passende Bücher vorgeschlagen. Zusätzlich kann die Auswahl der Klassenstufe sowie des Genres bestimmt werden. Durch Anklicken des Buchcovers wird eine kurze Audio-Datei zum Reinhören und eine Leseprobe eingeblendet. Unterhalb der Leseprobe sind mehrere Links hinterlegt, die per Klick zu Kauf- oder Leih-Optionen führen. Die Website bietet viele Tipps & Videos rund um das Thema Lesen an. Das Angebot reicht von Inhalten, die direkt an Kinder gerichtet sind, bis hin zu Tipps für Eltern in Bezug auf das Lesen.

Zukunftsaussicht

Buchfindomat.de möchte möglichst viele Kinder erreichen, ihnen zu einem tolle Leseerlebnis verhelfen und dazu die passende Lektüre empfehlen. Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrer:innen bekommen über dieses digitale Angebot die zusätzliche Möglichkeit zum Selbstlesen, Motivieren und Unterstützen.

Über das Buchfindomat-Team

Hinter Buchfindomat.de stehen zwei Gründer: innen: Tina Kemnitz und Kaspar Ensikat.

Tina Kemnitz bietet Buchempfehlungsshows an, die jährlich fast 300.000 Kinder und Jugendliche in Schulen vor Ort erreichen. Nach ihren Buchvorstellungen sind die Bücher dann sehr gefragt und schnell vergriffen. Außerdem bieten Sie zusätzlich Online-Fortbildungen für Lehrer:innen und Bibliothekar:innen an. Kaspar Ensikat ist Medieninformatiker und leitet die technische und betriebliche Umsetzung von Buchfindomat.de. Seine Idee: Für Kinder und Jugendliche eine Webseite zu entwickeln, sodass zu einer großen Anzahl interessanter Bücher ein einfacher und schneller Zugang und einfache Auswahl möglich ist.

Schaut auf der Webseite Buchfindomat.de vorbei und überzeugt euch selbst von der vielfältigen Auswahl, die auch für Schulen und Bibliotheken interessant ist.

Zwei Brüder – eine Überzeugung: Teech bietet das virtuelle Klassenzimmer

Im Frühjahr 2020, während des ersten Corona-Lockdowns, entwickelten die Brüder Emanuele und Joel Monaco aus Darmstadt ihre Idee eines Unterrichtstools, das speziell auf Schulen und den Schulunterricht ausgerichtet ist.
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Patricia Schneider
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August 2022
2.8.2022
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Im Frühjahr 2020, während des ersten Corona-Lockdowns, entwickelten die Brüder Emanuele und Joel Monaco aus Darmstadt ihre Idee eines Unterrichtstools, das speziell auf Schulen und den Schulunterricht ausgerichtet ist. Ein virtuelles Klassenzimmer mit Live-Unterricht kann in Zukunft den Unterricht für Lehrer:innen und Schüler:innen erleichtern. Im Vergleich zu anderen Videokonferenz Tools auf die viele Schulen während der Pandemie notgezwungen umgestiegen sind, bietet Teech den jeweiligen Schwerpunkt, der maßgeschneidert auf die digitale Wissensvermittlung ist. Anders als andere Videotools bietet die teech-Plattform eine virtuelle Tafel, welche gleichzeitig für Umfragen, Chats, zum gemeinsamen Austausch von Materialien und anderem genutzt werden kann. Die Nutzung dieses “virtuellen Klassenzimmers”  ist für Privatpersonen sowie Schulen dauerhaft kostenlos. Das Start-Up arbeitet daran, seine Dienste stetig auszubauen und zu verbessern.

Durch das Zusammenarbeiten mit Partnerschulen möchte teech neue Unterrichtsansätze und Lernkonzepte begründen. teech steht für eine hybride Unterrichtsform, die eine bessere Lernalternative für Lehrer:innen und Schüler:innen bietet. Sie soll als Ergänzung zum Präsenzunterricht fungieren und möchte die Schulen unterstützen und nicht als vollständiger “Ersatz” für den bestehenden Unterricht dienen. So können Gruppen-und Projektarbeiten auch virtuell stattfinden oder bei eventuellem Raummangel schnell auf teech umgestellt werden.

“Circle”-Kurse zur Vertiefung bestimmter Themen

teech bietet online sogenannte “circles” an: Das sind themenspezifische Online-Kurse, die  in kleinen Gruppen, begleitet von Mentor: innen, angeleitet werden. “Circles” sind ein von teech eigens ins Leben gerufenes Kommunikationstool. Angeboten werden eine große Auswahl an unterschiedlichen “circles”, die nach erfolgreicher Anmeldung jeweils eine dreimonatige Laufdauer haben. Nach einer kostenlosen Testphase wird eine monatliche Gebühr für die virtuellen Lerngruppen fällig.

Ein Auszug aus den Themenbereichen sind: Mental health, Schreiben, Wissenschaft & Technik. Die Circle Themen zur mentalen Gesundheit reichen von Bodyshaming und Panikattacken über die erfolgreiche Bewältigung von Ängsten bis hin zu Hass im Netz und wie damit umzugehen ist.Kurse wie Kreatives Schreiben, Schauspiel oder Filmproduktion werden ebenfalls angeboten. Circles zu Spieleentwicklung, Meeresbiologie, Gamedesign und Architektur runden das Wissenschaft & Technik Angebot ab.

Die von teech ins Leben gerufenen  “Inspiration Days”  wurden 2021 zu Europas größtem Bildungsevent mit über 100.000 Schüler: innen sowie vielen bekannten Gastsprecher: innen präsentiert. Inzwischen ist ein weiteres Projekt in der Mache: ein kostenloses Mental Health Mentoring Programm für Jugendliche und junge Erwachsene mit namhaften Influencer: innen. Jugendliche und ihre Social-Media-Vorbilder können sich in einem virtuell, geschützten Raum treffen und sich offen über ihre jeweilige Thematik austauschen. So gibt es Beiträge zu verschiedenen Themen wie: Panikattacken und Ängste mit Florentine Dakota Reuther Moon aka flobroo. Ein Circle zu Hass im Netz mit Jeniffer Schott aka jeyisbae und eine Bodyshaming Session mit Diana Bill aka diademlori.

Die diesjährigen “Inspiration Days” von teech finden vom 28. bis 30. September 2022 digital statt.

Eine kostenlose Anmeldung ist bereits möglich! teech ist auf den gängigen Social-Media-Kanälen wie Facebook, Instagram, Youtube und LinkedIn präsent.

Unseren Artikel über nützliche Apps für smarten Unterricht findet ihr hier. Eine Übersicht unserer Artikel bezüglich Unterrichtshilfen für die Onlinelehre findet ihr hier.

Interaktiv und spielerisch Lernen mit QuizNet – Das Online Quiz für Klein und Groß

Im Internet findet man viele Tools und Anwendungen, welche Ratespiele in Gruppen ermöglichen. Diese digitale Möglichkeit zur Wissenserweiterungen hilft auch im Unterricht durch spielerisch Lernen.
Von
Alina Schwarz
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July 2022
30.7.2022
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Im Internet findet man viele Tools und Anwendungen, welche Ratespiele in Gruppen ermöglichen. Diese digitale Möglichkeit zur Wissenserweiterungen hilft auch im Unterricht durch spielerisch Lernen. Besonders wichtig für den schulischen Einsatz solcher Abfragetools sind die Freiheit und Flexibilität in den Gestaltungs- und Anwendungsmöglichkeiten.

Das alles bietet QuizNet – die Webanwendung funktioniert ohne App und macht das gemeinsame Rätseln ganz unkompliziert von überall aus möglich. Die einzige Voraussetzung ist ein internetfähiges Gerät. Wegen den diversen Optionen zur Gestaltung, Moderation und Auswertung ist QuizNet gerade für Lehrkräfte im Unterricht vielseitig einsetzbar.

Das Erfinderteam ist auf die Idee für das Quiz-Format gekommen, um auch während der Coronazeit mit Freunden gemeinsam schöne Abende verbringen zu können. Ihr interaktives Spiel hat allen Teilnehmer:innen so begeistert, dass klar war, ihre Entwicklung ist ein Erfolg. Wegen der großen Beliebtheit und den vielen Anfragen für Quiz-Abende im privaten Kreis haben die Quiz-Freunde ihr Konzept ausgebaut. Inzwischen kann jeder über QuizNet das individuelle Rateevent gemeinsam mit Freunden oder Kolleg:innen buchen.

Zu sehen ist das QuizNet Logo

So funktioniert’s    

Der persönliche Quizmaster aus dem QuizNet Team führt durch die Veranstaltung und moderiert das digitale Erlebnis. Die Web Software ermöglicht die problemlose Teilnahme am Quiz von überall aus der Welt, auch mit dem Smartphone. Für das Einloggen für die Quizteilnahme gibt es drei einfache Optionen: über einen Link, über die Eingabe eines Codes oder das Scannen eines QR-Codes. Die mögliche Teilnehmeranzahl ist für das Quiz unbegrenzt.

Beim Rateevent erwartet die Teilnehmer:innen verschiedene Aufgabentypen zum vorher gewählten Thema. QuizNet greift auf über 1.500 verschiedene Fragen zu und mit 120 veranstalteten Online Quizrunden wächst die Zahl an begeisterten QuizNet Fans. Der Videochat sorgt für Gemeinschaftsgefühl und ein einzigartiges Ratespiele mit ortsunabhängigen Zusammenkommen von Gruppen aller Art. Auch an eine kleine Aufmerksamkeit für die Gewinner:innen ist gedacht. Die Preise werden von den Anbietern nach dem Quiz an die Siegerteams verschickt.

QuizNet im Unterricht

Für Bildungseinrichtungen und Schulen eignet sich QuizNet durch seine Vielseitigkeit und freien Gestaltungsmöglichkeiten ebenfalls. Die Art und Weise, wie die Lehrkraft das Quiz gestaltet, ob spielerisch oder zur gezielten Leistungsabfrage und wie die Lehrkraft die Moderation und Präsentation durchführen will, sind frei wählbar. So kann das Quiztool für stille Abfragen und Tests, beispielsweise über Vokabeln genutzt werden. Der Lehrer kann aber auch als Quizmaster gemeinsam mit den Schüler:innen spielerisch Wissen abfragen und sichert dem Unterrichtsstoff durch die aktive Beteiligungsmöglichkeit der Klasse die volle Aufmerksamkeit.

Zu sehen ist die Übersicht in QuizNet

Die Fragen für Quizze zu verschiedenen Themen können von den Quizmastern festgelegt, geordnet und geteilt werden. Für die Antwortvorgabe gibt es verschiedene Modi: Antwortmöglichkeiten können vorgegeben werden, doch auch Fragen mit offenen Antworten können gestellt werden. Der Algorithmus gleich die Antworten mit der festgelegten Lösung ab, korrigiert diese und wertet die Ergebnisse aus. Ebenfalls können Fragen zum Schätzen, Sortieren und auf Schnelligkeit eingestellt werden. Alle Ergebnisse können als Datei gesichert werden. Für Bildungseinrichtungen besonders praktisch ist die leichte Zugänglichkeit und Organisation der Fragen und Quizze im Kollegium. Die Planung von Pilotprojekten zum schulischen Einsatz von QuizNet laufen bereits.

Wie sind eure Erfahrungen mit digitalen Quiztools im Unterricht? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen. Mehr zum Thema Gamification und digitale Spiele im Unterricht findet ihr hier.

Wie Systemrelevant waren Lehrkräfte während der Corona-Pandemie?

Die Corona-Pandemie scheint langsam aber sicher in ihre letzte Phase zu gehen. Ein guter Zeitpunkt, ,die Geschehnisse daus der Hochzeit der Krise revue passieren zu lassen und von außen einen Blick darauf zu werfen...
Von
Rania Qidan
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July 2022
28.7.2022
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Die Corona-Pandemie scheint langsam aber sicher in ihre letzte Phase zu gehen. Ein guter Zeitpunkt, ,die Geschehnisse daus der Hochzeit der Krise revue passieren zu lassen und von außen einen Blick darauf zu werfen, wie wichtig die Rolle der Lehrkräfte während der Pandemie war. Wie systemrelevant waren Lehrkräfte eigentlch in dieser Phase? Der folgende Artikel soll darüber einen Überblick verschaffen und beschäftigt sich zunächst damit, was Systemrelevanz überhaupt bedeutet.

Wer oder was ist  „systemrelevant“?

„Systemrelevanz ist die Relevanz, die Staaten, Organisationen, Unternehmen, Produkte, Dienstleistungen und Berufsgruppen (respektive ihre Angehörigen) für den Betrieb und die Aufrechterhaltung eines Systems, etwa eines Wirtschafts- oder Gesundheitssystems oder der Grundversorgung, haben.“, so lautet die Definition im Gabler Wirtschaftslexikon.

Ärzte:innen und Pflegekräfte werden häufig als systemrelevante Berufe wahrgenommen. Diese arbeiten unter ständigem Druck und müssen in Krisensituationen schnell und bedacht handeln. Sie tragen täglich dazu bei, dass das Gesundheitssystem funktioniert und halten es am Laufen. Neben dem Gesundheitswesen gibt es weitere Bereiche, die für das System von Bedeutung sind. Dazu zählen unter anderem die Energie- und Wasserversorgung, die Lebensmittelversorgung, bzw. der Lebensmittelhandel, sowie Kinder- und Jugendhilfe. Schulen, Kitas und Notbetreuungen werden ebenfalls als systemrelevante Bereiche wahrgenommen.

Waren Lehrer:innen während der Pandemie systemrelevant?

Während der Corona-Pandemie mussten Schulen geschlossen werden. Schüler:innen bedurften dennoch des Unterrichts. Dies bedeutet, dass Lehrkräfte auf Grund des Ausfalls des Präsenzunterrichts nicht frei hatten, sondern sie waren weiterhin dazu verpflichtet ihre Schüler:innen zu betreuen, bzw. sie mit Unterrichtsmaterial zu versorgen, auch wenn dies nur online stattfinden konnte. Also haben sich die Lehrkräfte in kürzester Zeit auf den Online-Unterricht eingestellt. Dies hat natürlich nicht ohne diverse Probleme stattgefunden, denn auf Grund der mangelnden und langsamen Digitalisierung an deutschen Schulen und in der deutschen Infrastruktur, gab es einige Schwierigkeiten mit dem Distanzunterricht. Trotzdem haben die Lehrkräfte dies gemeistert.

Während der Pandemie gab es viele unterschiedliche Bereiche die herausragende Arbeit geleistet haben, wie zum Beispiel das Gesundheitswesen. Der Bildungsbereich darf aber nicht übersehen werden. „Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung.“, so lautet Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Auch in Situationen, wie der Corona-Pandemie muss dieses Recht allen zur Verfügung stehen. Dies funktioniert jedoch nur mit Hilfe von Lehrer:innen. Ohne sie kann das Recht auf Bildung nicht gewährleistet werden, da Schüler:innen egal ob in Präsenz oder online ohne Lehrkräfte Bildung nicht vermittelt werden kann.

Dadurch das Lehrer:innen sich schnellstmöglich auf die neuen Bedingungen des Online-Unterrichts und der Hygienevorschriften eingestellt haben und dies auch gut bewältigt haben, blieb die Bildung nicht auf der Strecke. Dies ist eine wichtige Errungenschaft in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie, welche ohne Lehrkräfte nicht möglich wäre. Egal ob in Präsenz oder online, Lehrer.innen vermitteln Bildung und sind somit für das Bildungssystem unersetzbar. Bildung wiederum ist ein Menschenrechte und somit ein wichtiger Bestandteil des Systems. Daher kann der Lehrerberuf generell durchaus als systemrelevant wahrgenommen werden. Diese Erkenntnis wurde während der Corona-Pandemie nur noch gestärkt.

Wie muss diese systemrelevante Berufsgruppe in Zukunft unterstützt werden?

Im Hinblick auf eine mögliche erneute Welle im Winter lässt sich aus der Erkenntnis, dass Lehrkräfte systemrelevant sind schlussfolgern, dass sie unterstützt werden müssen. Sollte es zu erneuten Schulschließungen kommen, sind Lehrer:innen zwar besser vorbereitet als in der Anfangsphase der Corona-Pandemie. Dennoch hat die Digitalisierung der deutschen Schulen noch einen langen Weg vor sich und es fehlt noch an einigen Ecken und Kanten an Materialien und Hilfsmitteln, damit der Online-Unterricht dem Präsenzunterricht gleicht. Aus den oben genannten Aspekten wird klar, dass Lehrer:innen zu den systemrelevanten Berufen gehören, somit müssen sie auch vom System die entsprechende Unterstützung bekommen, damit es nicht zur weiteren Belastung und Erschöpfung dieser wichtigen Berufsgruppe kommt. Der Staat soll also das Vorantreiben der Digitalisierung des Bildungssystems weiterhin und verstärkt unterstützen.

Was sagt ihr? Waren Lehrer:innen während der Corona-Pandemie systemrelevant? Brauchen sie verstärkte Unterstützung vom Staat, um eine Überbelastung zu vermeiden? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

Nach Ende des Werbeverbots: Wie entwickelt sich die Aufklärung für Schwangerschaftsabbrüche?

Das Thema Schwangerschaftsabbruch und die rechtliche Handhabung bezüglich der selbstbestimmten Entscheidungsfreiheit werden in der Gesellschaft unterschiedlich aufgefasst und bewertet.
Von
Alina Schwarz
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25
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July 2022
25.7.2022
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Das Thema Schwangerschaftsabbruch und die rechtliche Handhabung bezüglich der selbstbestimmten Entscheidungsfreiheit werden in der Gesellschaft unterschiedlich aufgefasst und bewertet. Die Gesetzgebungen zu Schwangerschaftsabbrüchen unterscheiden sich weltweit, so auch die aktuellen Entwicklungen zum Thema.

Die deutsche Ampelregierung feiert die Abschaffung des Paragrafen 219a, welche die Werbung von Ärzt:innen für Schwangerschaftsabbrüche verbietet und unter Strafe stellt. Währenddessen kippt das oberste Gericht in Amerika, der Supreme Court, das Recht auf straffreien Schwangerschaftsabbruch und sorgt so für heftige Debatten und Unklarheit. Man rechnet nach diesem Urteil des obersten Gerichts damit, dass in circa der Hälfte der 50 Bundesstaaten Schwangerschaftsabbrüche für illegal erklärt werden.

Der seit Trumps Amtszeit mehrheitlich konverative Supreme Court entschied sich am 24. Juni gegen ein 50 Jahre altes Grundsatzurteil von 1973. Der Fall “Roe v. Wade” ermöglichte Schwangerschaftsabbrüche in den gesamten USA bis etwa zur 24. Schwangerschaftswoche, also bevor ein Fötus lebensfähig ist. Nun herrscht Chaos: Die rechtliche Situation ist diffus und ungeklärt. Für viele Frauen sind Schwangerschaftsabbrüche in ihrem Bundesstaat bereits unmöglich und Betroffene verzweifelt. Frauenrechtsaktivist:innen sind enttäuscht über den eindeutigen Rückschritt für die Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit der Frauen. Bisher blieben die Bemühungen der Demokraten, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch durch ein neues Gesetz zu sichern, erfolglos.

Nahezu zeitgleich beschließt der Bundestag fast gegensätzliche Neuerungen im Umgang mit Schwangerschaftsabbrüchen. Der Paragraf 219a, das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche, ist abgeschafft. Der Begriff Werbung sorgt im Zusammenhang für Missverständnisse und Irrtümer. Damit ist nicht nur die Anwerbung und das Gutheißen von Schwangerschaftsabbrüchen an sich gemeint. Schon das sachliche Informieren über die bestehenden Möglichkeiten und gleichzeitige Offerieren des kostenpflichtigen Eingriffs ist für Ärzt:innen bislang strafbar gewesen. Somit war die öffentliche Aufklärung zum Thema bisher durch das Gesetz verhindert und untersagt.

Zu sehen ist der deutsche Bundestag.

Das Ende des Werbeverbots ist ein Gewinn für die Frauenrechte: Als “Triumph” bezeichnet Bundesfamilienministerin Lisa Paus die Entscheidung des Bundestags. Jeder Frau steht nun das Recht zu “sachkundig beraten und gut unterstützt zu werden”. Auch die Ärztekammern begrüßen die Entscheidung. Besonders in derart belastenden Situationen, wie sie ungewollt schwangere Frauen oft erleben, sind angemessene Information und ärztlicher Rat grundlegend für die Findung der richtigen Entscheidung.

Dass Ärzt:innen nun frei und ohne Sorge vor rechtlichen Konsequenzen über Schwangerschaftsabbrüche beraten können, ist ein Sieg in Sachen sexueller Aufklärung und selbstbestimmter Sexualität. Wie heterogen die Modelle an sexueller Information und Erziehung in Europa sind, zeigt die Studie zur “Sexualaufklärung an Schulen im 21. Jahrhundert” aus dem Jahr 2020. Laut der Ergebnisse sind positive Entwicklungen betreffend der Sexuallehre im deutschen Bildungssystem zu erkennen. Doch trotz einheitlicher Leitfäden sind die Haltungen in verschiedenen Bundesländern gegenüber den Themen “Ungeborenes Leben” und “Homosexualität” uneinig und kontrovers. Ungenutztes Potenzial sieht die Studie darin, die sexuelle Aufklärung in der Schule durch digitale Medien zu verbessern und die Lehrkräfte so beim Unterrichten zu entlasten.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) stellt online Material zur Sexualaufklärung für Kinder, Eltern und Lehrkräfte frei zur Verfügung. Dort veröffentlicht sind eine Vielzahl an Studien, Fachheften, Flyern, Broschüren und ganze Medienpakete, welche verschiedenste Aspekte rund um das Thema sexuelle Aufklärungen behandeln. Doch auch der Umgang mit sexualisierter Gewalt sollte stärkeren Einzug in den Lehrplan finden. Die ab dem kommenden Herbst verfügbare App “Knowbody” soll digitale und zeitgemäße Sexualkunde für Kinder und Jugendliche bieten. Sie lehrt einen gesunden Umgang mit Gefühlen sowie Sexualität und ihrer Vielfalt und leistet so einen Beitrag zur Prävention vor sexueller Gewalt.

Da besonders umfassende Aufklärung und sexuelle Bildung von sexueller Gewalt schützen, sollte nicht nur der Unterricht weiterentwickelt werden. Bereits im Lehramtsstudium sollte das Thema Sexualkunde und Prävention von sexueller Gewalt viel mehr Beachtung finden.

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Thema Sexualkunde an eurer Schule gemacht? Was denkt ihr über die zukünftigen Entwicklungen dies- und jenseits des Atlantiks? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen. Einen weiteren Artikel zur Bildungsentwicklung in Deutschland findet ihr hier.

Queer sein – Ein Thema in der Schule?

Am heutigen Christopher Street Day wollen wir auf die Komplikationen für Queere Personen im Schulalltag aufmerksam machen. Viele queere Schüler:innen werden in Deutschland noch immer gemobbt und ausgegrenzt.
Von
Rania Qidan
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July 2022
23.7.2022
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Am heutigen Christopher Street Day wollen wir auf die Komplikationen für Queere Personen im Schulalltag aufmerksam machen. Viele queere Schüler:innen werden in Deutschland noch immer gemobbt und ausgegrenzt. Beleidigungen wie „Schwuchtel“ werden verharmlost und Wörter wie „schwul“ werden negativiert. Hinzu kommen die heteronormativen Schulmaterialien, welche nur „traditionelle“ Familienbilder behandeln und kaum Diversität aufzeigen.

Vielfalt und Unterschiedlichkeit macht sich überall bemerkbar und sollte von allen Menschen respektiert und akzeptiert werden. Es sollte niemand auf Grund seiner sexuellen oder geschlechtlichen Orientierung diskriminiert oder ausgegrenzt werden. Jeder sollte sich sicher fühlen seinen eigenen Weg zu gehen. Schulen und Bildungseinrichtungen spielen hierbei eine große Rolle, denn die Selbstfindungsphase beginnt im Jugendlichen Alter. Es ist wichtig, dass Jugendliche sich wohl und sicher fühlen und keine Angst davor haben anders behandelt zu werden nur weil sie sich beispielsweise einem anderen Geschlecht angehörig fühlen oder eine gleichgeschlechtliche Beziehung führen.

Es gibt viele unterschiedliche Lebensweisen und Familienformen. Kinder und Jugendliche müssen in Schulen darauf aufmerksam gemacht werden, dass es eben nicht nur das typische „Vater-Mutter-Kind“ Familienbild gibt, sondern viele verschiedene Zusammensetzungen. Diese müssen respektiert und akzeptiert werden, um ein Gleicheitsgebot zu gewährleisten und niemanden auszuschließen. Wobei diese Akzeptanz schon im frühen Alter gelehrt werden sollte, damit es garnicht erst zur Diskriminierung und zum Mobbing kommt. Hierbei spielen Lehrkräfte eine große Rolle, da sie zur Meinungsbildung ihrer Schüler:innen bewusst und auch unbewusst beitragen.

Sollten Lehrer:innen mitbekommen, dass Begriffe wie „schwul“ negativiert werden oder Schüler:innen als „Schwuchtel“ oder „Transe“ beleidigt werden, müssen sie eingreifen und aktiv gegen wirken. Bei der Umfrage „A long way to go for LGBTI equality“ von 2020, welche die EU-Grundrechtagentur (FRA) erhoben hat, teilten mehr als 16.000 Quere Menschen ihre Erfahrungen. 48 Prozent gaben an, dass sie während ihrer Schulzeit gemobbt wurden.

Schulbücher und Lehrpläne sind nicht auf dem neusten Stand und behandeln hauptsächlich traditionelle Familienbilder. Gerade in der Selbstfindungsphase ist es wichtig für Schüler:innen gut informiert zu werden. Diverse Lebensweisen und gemischte Familien sollten nicht nur Thema im Biologie Unterricht sein, sondern beispielsweise auch in Kurzgeschichten in den Englischbüchern vorkommen. Kinder und Jugendliche sollten vernünftig aufgeklärt werden, um auch das Verständnis und die Akzeptanz gegenüber Mitschüler:innen und Mitmenschen zu fördern.

Das Verankern von Diversität in den Schulbüchern und im Lehrmaterial kann durchaus dazu beitragen, Lehrkräfte bei der Aufklärung ihrer Schüler:innen zu unterstützen. Somit würden Lehrer:innen entlastet werden, da sie auch hier eine große Verantwortung tragen und diese mit Hilfe gut informierender Materialien erleichtert werden kann.

Wie kann die Regenbogenkompetenz gesteigert werden?

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) organisiert seit 2018 gemeinsam mit vielen weiteren Partner:innen bundesweite Foren zum Thema „Regenbogenkompetenz“. Diese Foren sind sogenannte Regenbogen-Parlamente, welche den diskriminierungsfreien und professionellen Umgang mit Themen der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in wichtigen gesellschaftspolitischen Bereichen, fördern möchten. Außerdem versuchen diese Parlamente Strategien gegen LSBTIQ-Feindlichkeit zu entwickeln. Hier erfahrt ihr mehr über die Regenbogen-Parlamente und deren Aufgaben.

Beim Ranking vom europäischen Regenbogen Index Malta, Dänemark und Belgien auf Platz 1-3. Deutschland liegt auf Platz 15. Insgesamt wurde in 49 Ländern der Stand der gesetzlichen Gleichstellung von queeren Menschen gemessen. Deutschland ist ein sozialer Staat mit Grundrechten. In Artikel 2 des Grundgesetzes heißt es, dass jeder das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit hat. Jeder Mensch in Deutschland darf sich also in seiner Persönlichkeit frei entfalten und nicht dafür diskriminiert oder gemobbt werden. Deutschland könnte beim nächsten Ranking besser abschneiden, dafür müsste schon im frühen Alter die Regenbogenkompetenz gefördert werden. Schulen und Bildungseinrichtungen sind der beste Anhaltspunkt um dies schnellstmöglich zu erreichen.

Was denkt ihr? Sollten die Schulbücher im Bezug auf Diversität und unterschiedliche Familienbilder geupdatet werden? Wie könnte die Regenbogenkompetenz von Schüler:innen und Lehrkräften stärker gefördert und damit Diskriminierung entgegengewirkt werden? Lasst es uns in den Kommentaren wissen! Mehr zu dem Thema findet ihr hier und hier.

Privatschulboom: Wie gut ist die private Schulalternative wirklich?

In den letzten Jahren sind Privatschulen immer mehr in die breite Masse der Gesellschaft gerückt und haben sich inzwischen von den Anfängen eines Trends zu einem festen Medium in der Schullandschaft etabliert. Sind Privatschulen eine gute Alternative?
Von
Patricia Schneider
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July 2022
22.7.2022
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In den letzten Jahren sind Privatschulen immer mehr in die breite Masse der Gesellschaft gerückt und haben sich inzwischen von den Anfängen eines Trends zu einem festen Medium in der Schullandschaft etabliert. Sind Privatschulen eine gute Alternative zu staatlichen Schulen? Wie kommt es zu diesem “Privatschulboom” und warum wechseln immer mehr Kinder und Jugendliche auf eine Privatschule?

Warum Privatschulen immer mehr an allgemeinem Interesse gewinnen, erklären wir euch in diesem Artikel.

Privatschulen finanzieren sich durch freie Trägerschaft, d.h. sie befinden sich in Obhut eines privaten Schulträgers. Sie werden vom Staat, ebenso wie staatliche Schulen, angehalten, dieselben Haupt- und Nebenfächer sowie dieselben Abschlussprüfungen zu gewährleisten. Privatschulen bauen ihr Unterrichtsangebot immer weiter aus, da die Nachfrage für eine alternative Schulform kontinuierlich steigt.

So gibt es inzwischen private Kindergärten, private Gymnasien, private Realschulen bis hin zu privaten Berufsschulen, die zusätzlich auch ein Fachabitur als Schulabschluss ermöglichen. Angebote wie Nachmittagsbetreuung, Mittagessen in der Schule, jährliche Klassenfahrten, AGs für die Schüler:innen sowie Auslandsaufenthalte gehören bei fast jeder Privatschule zum festen Repertoire.

Die wichtigsten Fakten

Quelle: destatis,Kontext- Privatschulen in Deutschland
Quelle: destatis,Kontext- Privatschulen in Deutschland

Seit drei Jahrzehnten besuchen immer mehr Schüler:innen in Deutschland private Schulen – in absoluten Zahlen, wie auch anteilig für jede Schulform. Seit 25 Jahren steigt die Zahl privater Schulen in Deutschland kontinuierlich an. Im Schuljahr 2017/2018 gab es 5 839 allgemeinbildende und berufliche Privatschulen in Deutschland.  Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, entspricht das 81 % mehr als im Schuljahr 1992/1993 (3 232) (siehe Grafik).  Zehn Jahre zuvor hatte nur jeder dreizehnte Schüler eine Privatschule besucht: 2008/09 hatte es in Deutschland 11,8 Millionen Schülerinnen und Schüler gegeben, von denen 926 000 Privatschüler:innen waren. Das statistische Bundesamt berichtet über 1,0 Millionen Kinder und Jugendliche, die  im Schuljahr 2018/19 eine Privatschule besuchten. Zeit online  schreibt: ”Jeder elfte Schüler lernt inzwischen laut Verband Deutscher Privatschulverbände (VDP) an einer privaten Schule – etwa einer Einrichtung in kirchlicher Trägerschaft, einer Waldorf- oder Montessorischule. “ Nicht nur die privaten Schulen haben einen regelrechten “Boom” erlebt auch die Anzahl der privaten Kindertageseinrichtungen ist in den letzten zwanzig Jahren um fast 20 Prozent gestiegen, wobei der Anstieg ausschließlich durch die freien Träger bewirkt wurde (+50%).

Quelle: destatis, Kontext- Privatschulen in Deutschland

Quelle: destatis, Kontext- Privatschulen in Deutschland

Es gibt viele verschiedene Arten von Privatschulen und Trägern sowie staatlichen Schulen, daher es wichtig und notwendig ist sich gründlich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Welchen Schwerpunkt hat die Schule thematisch und was sind meine Interessensgebiete sowie Stärken und Schwächen?

Sind die Schulgebühren und entstehenden Kosten, tragbar, auch über mehrere Jahre?

Deutschland liegt im europäischen Vergleich hinsichtlich der Privatschülerquote im Mittelfeld. Im Jahr 2018 besuchten vom Grundschul- bis Gymnasialbereich 8,3 % der Kinder und Jugendlichen nichtstaatliche Ersatzschulen, wie die europäische Vergleichsstatistik von Eurostat zeigt. Im europäischen Vergleich zur Privatschülerquote ist Deutschland im Mittelfeld positioniert.

Erwartungen/Vorstellungen der Eltern an das private Schulsystem

Was wünschen sich Eltern für ihr Kind?

  • einen guten Start ins Leben
  • eine gute Schulbildung
  • eine gute Zukunftsperspektive

Private Kindertagesstätten und Privatschulen können diesen Wünschen der Eltern -und der Kinder- wohl immer mehr entsprechen als das staatliche Schulsystem.

Kleinere Klassen, bessere Betreuung durch die Lehrerschaft, ruhigere Lernatmosphäre und dadurch bessere schulische Leistungen sind Hauptgründe warum Eltern den Besuch einer Privatschule für ihre Kinder in Betracht ziehen. Ein besseres soziales Umfeld, mehr Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe, eine ausgefeiltere Persönlichkeitsentwicklung sind Erwartungen vieler Eltern, die sich für ihren Nachwuchs für ein privates Schulsystem entscheiden.

Die ermittelten statistischen Werte zeigen die deutlich angestiegene Resonanz dieser Wahlmöglichkeit – die in Umsetzung der oben genannten “Werte-Punkte” und Erwartungen von Eltern und Schülern immer mehr entspricht. In Erwartung und Umsetzung der oben genannten “Werte-Punkte” sind Privatschulen eine  Alternative zu den logistisch starren Möglichkeiten und Vorgaben in unserem staatlichen Schulsystem geworden.

Soziale & gesellschaftliche Aspekte

Allerdings verfestigen Privatschulen die soziale Spaltung, die immer weiter voranschreitet. Auch unter den Kindern und Jugendlichen ist die Thematik präsent und führt zu einem Vergleich und der Abwägung ihrer selbst mit anderen Gleichaltrigen. Dieses Verhalten kann schnell ins Negative übergehen, weshalb es wichtig ist, das Thema offen anzusprechen und sich mit den Kinder und Jugendlichen auszutauschen.

Es gibt bestimmte Stereotypen, die mit Privatschülern assoziiert werden, die unter Jugendlichen bekannt sind, die schnell zu einer Spaltung in verschiedene Freundesgruppen führen: Daher ist es umso relevanter, dass Stereotypen in den Schulen aufgebrochen und offen besprochen werden.

Je höher das Einkommen der Eltern desto wahrscheinlicher ist es, dass ihr Kind auf eine Privatschule besucht.

Auch die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften an staatlichen und privaten Schulen sind sehr unterschiedlich: Die Lehrkraft im Staatsdienst ist an ihren vorgegebenen Rahmenlehrplan gebunden, der in der Regel wenig inhaltliche Varianz zulässt. Aufgrund der Klassenstärken ist kaum persönliche Betreuung für einen einzelnen Schüler möglich.

Die Lehrkraft an einer Privatschule hat etwas mehr Spielraum; aufgrund geringerer Klassenstärke kann eine bessere intensivere Betreuung erfolgen. Die Bezahlung von Lehrkräften dieser beiden Schulformen gestaltet sich ebenso sehr unterschiedlich: Im staatlichen Schulwesen erfolgt die Besoldung je nach Bundesland und Status: –angestellt oder verbeamtet –In großer Bandbreite. Regelmäßige Tariferhöhungen, Sonderzahlungen und Verbeamtung machen den Lehrerberuf im Staatsdienst attraktiv. Privatschulen können nicht ohne Weiteres höhere Gehälter zahlen, auch diverse „Boni“, können nicht angeboten werden.

Daher ermitteln offizielle Berechnungen, dass die Gehälter an Privatschulen um 20% unter dem Niveau der staatlichen Schulen liegen.

Es braucht daher viel Idealismus den jeweiligen reformpädagogischen Inhalten an Privatschulen weiterhin die Treue zu halten.

Die Schüler:innenschaft unterscheidet sich von denen an staatlichen Schulen:

  • Eltern, die ein Abitur haben, schicken Kinder häufiger auf Privatschulen als Eltern,

die kein Abitur nachweisen können oder Kinder, die aus “bildungsfernen Familien” stammen.

  • Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund ist unter Privatschüler:innen sehr viel geringer als in öffentlichen Schulen.
  • Eltern wollen ihren beruflichen und sozialen Aufstieg manifesten – auch in Bezug auf die Schulwahl ihres Kindes
  • Eltern wollen ihre Kinder nicht dem Modell der “Integration” und der “Inklusion” aussetzen, da sie deutliche Lernbehinderungen befürchten.
  • Ein Schulabschluss an einer Privatschule verbessert die Berufschancen und den gesellschaftlichen Status.

Mit Blick auf die soziale Kohäsien und Chancengleichheit wäre es wünschenswert, dass Kinder aller Bildungsgruppen und sozialer Hintergründe zusammen miteinander aufwachsen und lernen. In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Schulformen- und systemen, weshalb es wichtig und notwendig ist, sich gründlich mit dem Thema der Schulwahl auseinanderzusetzen. Steigende Anmeldezahlen an Privatschulen zeugen von einer dringlich gesuchten Alternative im Bildungsdschungel Deutschland. Anzeichen, dass unser staatliches Schulsystem heute und für die Zukunft gefordert ist in Bezug auf Reformen und Förderung neuer Bildungsmaßnahmen.

Wie ist eure Meinung zu diesem Thema? Habt ihr bereits eigene Erfahrungen mit Privatschulen gemacht und wenn ja, wie waren eure Erfahrungen? Teilt es uns gerne in den Kommentaren mit. Wenn ihr mehr zum Thema Schulsystem erfahren wollt, klickt hier und hier.

Zum Thema Chancengleichheit an deutschen Schulen schaut hier nach.

Münchener EdTech Startup Edurino will digitales Lernen für Kinder vorantreiben

München. Edurino, ein EdTech Startup, das ein hybrides Lernsystem aus Lernapp und haptischen Spielfiguren für Kinder anbietet, hat EUR 3,35 Million in einer Seed Runde von erfahrenen Investoren aufgenommen.
Von
Redaktion
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July 2022
19.7.2022
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München. Edurino, ein EdTech Startup, das ein hybrides Lernsystem aus Lernapp und haptischen Spielfiguren für Kinder anbietet, hat EUR 3,35 Million in einer Seed Runde von erfahrenen Investoren aufgenommen.

Hybrides digitales Lernen

Das erste Produkt wurde für Kinder ab 4 Jahren konzipiert, um bereits Vorschulkinder (digital) zu schulen: Mit einem ergonomischen Stift in der Hand und der Füchsin Mika an der Seite, wird in einer App ein hybrider Zugang zum Lesen und Schreiben geschaffen. Während Kinder spielerisch lernen, können Eltern in einem separaten Bereich den Lernfortschritt ihrer Kinder nachvollziehen sowie die Bildschirmzeit individuell regulieren. Die App kündigt eigenständig das Ende der Spielzeit an und schaltet sich nach Ablauf der Bildschirmzeit aus. Die Lernreise passt sich dabei individuell an den Entwicklungsstand des Kindes an.

“Wir wollen den Grundstein für eine verantwortungsvolle Digitalkompetenz legen. Wir waren erstaunt, wie wenig gute digitale Produkte es auf dem Markt gab. Gemeinsam mit unserem starken Investoren-Team aus Gaming, Bildungs- & Tech wollen wir die digitale Bildungsbranche in den nächsten Jahren revolutionieren.” - Irene Klemm, Mitgründerin von Edurino

Mit Ausbruch der globalen Pandemie entschlossen sich die Gründerinnen, die sich bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group kennenlernten, ein neues Kapitel digitaler Bildung aufzuschlagen und adaptive Produkte zu entwickeln.

“Wir möchten Produktliebe auf Seiten der Kinder erzeugen. Man muss die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten und den Humor der Kinder verstehen. Wir haben mit über 20 Kindergärten zusammengearbeitet und gesehen, wie gut sich Edurino im Kinderalltag integrieren lässt. Unsere Crowdfunding Kampagne ist 60% über ihre Ziele hinausgeschossen, insofern sehen wir unseren hybriden Ansatz bestätigt. ” - Franziska Meyer, Mitgründerin von Edurino

Erfahrene InvestorInnen an Bord

Der Investorenkreis ist von dem hybriden Ansatz auch überzeugt:

“Damit sich unsere Kinder in der digitalen Welt von Morgen zurecht finden, müssen wir ihnen digitale Kompetenzen beibringen. Und genau das schult Edurino.” - Verena Pausder, Bildungs-Expertin und Investorin
“Als Vater und Gründer eines Unternehmens aus dem Bereich Spielesoftware glaube ich an die Verbindung von Lernen und Spielen. Insbesondere begeistert mich die Kombination aus digital und analog, um so wichtige Lerninhalte und die richtige Stifthaltung zu vermitteln.” - Jens Begemann, Wooga Gründer, Gaming-Experte und Business Angel
“Unsere Analyse zeigt, dass die Pandemie ein Defizit in der Bildungslandschaft deutlich gemacht hat und dass Edurino und das Team von Irene und Franziska diese Lücke in der digitalen Frühbildung ideal schließen kann.” - Luca Martinelli, btov Partners

Zukunftspläne

Mit dem frischen Kapital möchten die beiden Gründerinnen noch in diesem Jahr weitere Figuren, bzw. weitere Lernbereiche wie z. B. zum Zahlen lernen launchen. Ziel dieser neuen Unternehmensphase ist es, zu einem ganzheitlichen Lernsystem für Vorschulkinder zu werden. Im nächsten Schritt wird Edurino sich an Schulkinder richten und Lernspiele für Kreativität, Englisch und Coding in die App integrieren. Um die Produktentwicklung weiterer Lernmodule voranzutreiben, wird das Team von aktuell 10 MitarbeiterInnen in den nächsten 12 Monaten verdreifacht. Sie planen auch dieses Jahr ihre Produkte im Retailbereich einzuführen.

Über EDURINO

Das Münchner EdTech EDURINO, 2021 von Irene Klemm und Franziska Meyer gegründet, hat eine Lernapp für Kinder auf den Markt gebracht, die mittels ergonomischen Stift und echten Figuren einen hybriden Zugang zum Lesen und Schreiben über ein beliebiges mobiles Endgerät schafft. Für Ihre Idee sammelte die beiden Gründerinnen dieses Jahr 3,35 Millionen Euro bei ihrer Seed-Finanzierung ein.

Nationaler Bildungsbericht 2022: Massiver Personalnotstand und steigender Bedarf an Schulplätzen

Berlin. Zentraler Befund des vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation veröffentlichten neunten nationalen Bildungsberichts ist der massive Mangel an Personal auf allen Stufen der Wissensförderung in Deutschland.
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Alina Schwarz
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July 2022
18.7.2022
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Berlin. Zentraler Befund des vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation veröffentlichten neunten nationalen Bildungsberichts ist der massive Mangel an Personal auf allen Stufen der Wissensförderung in Deutschland.

Der nationale Bildungsbericht bietet einen Überblick über die Entwicklungen und den Zustand des deutschen Bildungssystems. Wissenschaftlich evaluiert werden sämtliche Bildungsbereiche von der frühkindlichen Förderung, über das Hochschulwesen, bis zur lebenslang fortlaufenden Erwachsenenbildung. Der Bericht wird alle zwei Jahre im Auftrag von Bund und Ländern von Experten erstellt und veröffentlicht – so auch im Jahr 2022. Besonders interessant ist, wie sich die pandemie-verschuldeten Umstände auf die Bildung ausgewirkt haben.

Erste Ergebnisse

Ein Erkenntnisschwerpunkt des Berichts ist die Not an Personal im deutschen Bildungsapparat. Bis 2025 fehlt es allein in Kindertagesstätten und Grundschulen an schätzungsweise 10.000 Arbeitskräften. Durch die prekäre Situation sind Sonderausgaben und systematische Veränderungen unausweichlich.

Positiv geht aus dem am 23. Juni erschienen Bericht hervor, dass der Qualifizierungsgrad steigt: Von 2010 bis 2020 ist der Anteil an Deutschen, welche über einen höheren beruflichen oder akademischen Abschluss verfügen um fünf Prozentpunkte gestiegen. Weiter ermittelt die zuständige Autor:innengruppe „Bildung in Deutschland“ einen steigenden Bedarf an Schulplätzen sowie das Fehlen von circa 500.000 zusätzlichen Ganztagsschulplätzen.

Die Folgen des pandemie-bedingten Distanzunterrichts und den Auswirkungen sind bislang schwer abschätzbar. Doch zeigt sich in den Grundschulen im Trend ein deutlicher Leistungseinbruch. Immer mehr Grundschüler:innen erreichen die Lernziele nicht. Besonders gelitten haben die Lernerfolge jedoch bei Jungen, leistungsschwachen Schüler:innen sowie bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Familien.

Was denkt ihr über die aktuellen Entwicklungen des Bildungssystems? Einen weiteren Artikel zum Thema Bildung und Reformen findet ihr hier.

Welttag für den Kompetenzerwerb junger Menschen

Die Welt verändert sich ständig. Neue Technologien entstehen, die neue Möglichkeiten für Dinge schaffen, welche sich die Menschheit vor 50 Jahren nicht im Traum hätte denken können.
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Rania Qidan
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July 2022
15.7.2022
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Die Welt verändert sich ständig. Neue Technologien entstehen, die neue Möglichkeiten für Dinge schaffen, welche sich die Menschheit vor 50 Jahren nicht im Traum hätte denken können. Dadurch entwickelt sich auch der Arbeitsmarkt ständig weiter. Um es Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu erleichtern sich der stetig wandelnden Welt anzupassen und Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen wurde auf einer UN-Plenarsitzung 2014 der „Welttag für den Kompetenzerwerb junger Menschen“ beschlossen.

Die Motivation diesen Tag zu beschließen lag darin, dass die Fähigkeit junger Menschen selbstständig Entscheidungen über ihr Leben und ihre Arbeit zu treffen, durch die Förderung dessen Kompetenzerwerbs, verbessert wurde. Außerdem würde es ihnen dadurch leichter fallen, Zugang zu einem sich wandelnden Arbeitsmarkt zu erlangen, so die UN.

Doch was genau passiert an diesem Welttag?

Er ermöglicht es jungen Menschen mit erfahrenen Arbeiter:innen zu sprechen und mit Organisationen und Firmen in Kontakt zu kommen. Junge Menschen werden über mögliche Wege, die sie in der Zukunft gehen können, informiert und aufgeklärt. Oftmals ist der Grund für Arbeitslosigkeit und fehlendes Engagement von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, dass ihnen nicht die notwendigen Informationen zur Verfügung stehen, um selbstständige und reichlich informierte Entscheidungen zu treffen.

Der Welttag für den Kompetenzerwerb junger Menschen soll die Fähigkeit Jugendlicher, Kompetenzen zu erwerben, fördern. Um das Wissen der jungen Menschen in diesem Bereich zu steigern, gibt es spezielle Programme, die zur Aufklärung dienen. Darunter das TVET-Portal, welches eine interaktive, benutzergesteuerte Plattform für Fachleute und Institutionen ist. Dort können junge Menschen Informationen und Wissen erlangen.

Jedoch bekommt der Welttag in Deutschland nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Demnach gibt es hier noch nicht diese Möglichkeiten. Dennoch ist es ein relevantes Thema und vor allem Jugendlichen aus sozial schwächeren Haushalten, könnte dieser Tag und die entsprechenden Informationen, die an diesem Tag vermittelt werden, helfen. Sie würden eine Perspektive auf ihre Zukunft erlangen und motivierter sein sich zu engagieren, um einen guten und passenden Platz in der Arbeitswelt zu finden.

Was haltet ihr von dem Welttag? Sollte er in Deutschland mehr Aufmerksamkeit erlangen? Sollte es vielleicht Projekte zu diesem Thema an Schulen geben, um jungen Menschen ihre Perspektiven zu zeigen? Lasst uns eure Meinung gerne in den Kommentaren wissen!

Die besten Browserextensions für Lehrkräfte (Teil 2)

Der Schulalltag wird immer digitaler und das World Wide Web revolutioniert Wissen und Bildung. Gewusst wie, können die Möglichkeiten an technischen Hilfsmitteln die Arbeit von Lehrkräften sehr erleichtern.
Von
Alina Schwarz
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July 2022
13.7.2022
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Der Schulalltag wird immer digitaler und das World Wide Web revolutioniert Wissen und Bildung. Gewusst wie, können die Möglichkeiten an technischen Hilfsmitteln die Arbeit von Lehrkräften sehr erleichtern. Im zweiten Teil werden weitere nützliche Browsererweiterungen (auch: Extensions oder Add-Ons) vorstellt, die Lehrkräfte bei ihren vielseitigen Aufgaben im Schulalltag unterstützen.

Die Erweiterungen helfen bei der Literatursuche durch das Umgehen von Paywalls und durch den Zugang zu Onlinedatenbanken. Außerdem erleichtern die vorgestellten Add-Ons die Verwaltung, Aufbereitung und Verbreitung von Literatur und Wissen. Wer den ersten Teil noch nicht kennt oder nochmal nachlesen möchte, findet den Artikel hier.

Hinweis: Bei unserer Auswahl haben wir darauf geachtet, möglichst nützliche, vielseitige und ressourcenschonende Browsererweiterungen zu empfehlen. Grundsätzlich sollten Erweiterungen jedoch sparsam und mit dem Fokus auf dem persönlichen Mehrwert gewählt werden, denn diese verbrauchen Systemressourcen des Endgeräts.

6. Unpaywall und Bypass Paywall

Zu sehen ist das Logo von Unpaywall

Erweiterungen wie Unpaywall und Bypass Paywall sind äußerst nützlich für die Recherche und Informationsbeschaffung. Sie ermöglichen den kostenfreien und legalen Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln – Unpaywall zu über 32 Millionen Texten. Die Bezahlschranken für das Lesen von Artikeln auf Onlinezeitungsportalen können umschifft werden, was das verfügbare Material für die Unterrichtsvorbereitung massiv erweitert. Dabei ist nicht nur der deutschsprachige Raum abgedeckt, insbesondere angelsächsische Qualitätsmedien können bequem verfolgt werden. So ermöglichen die Erweiterungen das Lesen von namhaften Zeitungen wie der Washington Post, El Periodico, National Geographic, dem Wallstreet Journal und vielen mehr.

Ziel ist es, das wissenschaftliche System durch Austausch und Zugänglichkeit von freier Literatur (sog. Green Open Access) zu verbessern und zu stärken. Die Funktionsweise ist transparent, denn der Quellcode ist frei einzusehen (OpenSource). Unpaywall ist ein non-profit Produkt von der Vereinigung OurResearch und seit 2016 kostenlos verfügbar. Das mächtigere Bypass Paywall funktioniert in der Installation etwas anders – kann jedoch auf Github manuell für alle gängigen Browser installiert werden.  

7. Citavi Picker

Zu sehen ist das Logo von Citavi.

Citavi ist eine Software zur Literaturverwaltung mit vielfältigen Funktionen. Einerseits hilft der Citavi Picker durch den Zugriff auf diverse wissenschaftliche Onlinedatenbanken bei der Recherche. Andererseits unterstützt die Extension bei der Organisation durch die Verwaltung von Literaturquellen und dem automatischen Erstellen von Verzeichnissen. Die zugehörige Browser-Erweiterung erleichtert es, im Informationsbeschaffungs- und Schreibprozess den Überblick zu behalten und den Arbeitsprozess zu planen. Der Citavi Picker ist für die meisten Browser als kostenlose Extension erhältliche. Seit Februar 2021 gehört die Entwicklungsfirma von Citavi zum australischen Konzern QSR International.

8. Screencastify

Zu sehen ist das Logo von Screencastify.

Die Erweiterung dient der Videoerstellung und -bearbeitung. Screencastify macht es möglich, den Desktop oder einzelne Tabs aufzuzeichnen. Mit der Extension sind auch Audioaufnahmen möglich und ebenfalls können Abfragen in die Videos eingebaut werden. So lassen sich individuelle Unterrichts- und Lehrvideos ganz leicht anfertigen. Die kostenlose Version beinhaltet eine Videothek für maximale 10 Aufnahmen von maximalen Länge von 30 Minuten. Diese Limitationen entfallen bei der Version für 5€ monatlich. Die Erweiterung ist jedoch nur für den Google Chrome Browser erhältlich.

Die Angebote und Funktionen von Browsererweiterungen sind vielfältig. Welche der Browserextensions nutzt ihr bereits und welche sind für euren Arbeitsalltag am wichtigsten? Wir freuen uns auf eure Kommentare. Einen weiteren Artikel zur Digitalisierung von Bildung findet ihr hier.

Neue Partnerschaft für digitale Bildung

Zwei starke Marken zum Lernen und Anwenden der deutschen Sprache rücken künftig noch enger zusammen. Geplant ist, das Bibliographische Institut und den Cornelsen Verlag im Sommer 2022 zu einem Unternehmen zu verschmelzen.
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Redaktion
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July 2022
12.7.2022
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Bereits seit 2009 ist das Bibliographische Institut (BI) mit der Marke Duden Teil der Cornelsen Gruppe. Seither sind Programme und Prozesse immer weiter zusammengewachsen. Zum Jahresbeginn 2022 wurde das Duden-Team in den Cornelsen Verlag integriert.

Die Marke Duden steht für Kompetenz und Expertise zu allen Fragen rund um die deutsche Sprache und gilt in der Öffentlichkeit als DIE relevante Sprachinstanz. Das Dudenteam entwickelt gedruckte und digitale Wörterbücher, Übungsmaterialien, Sprach-Ratgeber und sprachtechnologische Lösungen für alle, die Sicherheit bei sprachlichen Fragestellungen suchen. Neu ist, dass die Marke Duden in Zukunft auch an Schulen stärker zum Tragen kommen soll. Kundinnen und Kunden profitieren künftig von einem gemeinsamen Angebot zweier starker Marken im Bereich der deutschen Sprache – sowie neuester Technologie. Denn mit der geplanten Verschmelzung können nicht zuletzt auch Synergien in Systemen, Infrastruktur und technischem Know-how im Rahmen der digitalen Transformation genutzt werden, um gemeinsam die besten Lösungen für die Nutzerinnen und Nutzer zu entwickeln.

Neben dem einzigartigen (digitalen) Wörterbuchangebot wird auch die von Duden entwickelte Textprüfung, vor allem bekannt aus dem Duden Mentor, in Cornelsen-Produkten zur Diagnose der Texte von Schülerinnen und Schülern verwendet werden. Das bekannte Lernhilfen-Programm von Duden wird sich noch stärker auf sprachliche Bildung fokussieren und damit das Cornelsen-Angebot für die Schule ideal ergänzen.  

Über die Cornelsen Gruppe  

Mit Unternehmen und Marken wie Cornelsen, Duden, Cornelsen eCademy & inside sowie Veritas oder Verlag an der Ruhr zählt die Cornelsen Gruppe zu den führenden Bildungsmedienanbietern im deutschsprachigen Raum. Seit über 75 Jahren lernen und unterrichten Menschen mit Bildungsmedien von Cornelsen. Cornelsen ermöglicht es, individuelle Potenziale zu entfalten – von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenen- und Berufsleben. Dabei setzt die Gruppe in der Gestaltung von Bildungsprozessen auf die Möglichkeiten digitaler Technologien.  

Die besten Browserextensions für Lehrkräfte (Teil 1)

Der Unterricht und auch die Vorbereitung wird immer digitaler. Die Möglichkeiten für Lehrkräfte erweitern sich. Eines der wichtigsten Arbeitsmittel ist dafür der Webbrowser. Egal ob Chrome, Firefox oder Edge - wir stellen euch die nützlichsten Extensions vor!
Von
Alina Schwarz
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July 2022
10.7.2022
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Der Unterricht und auch die Vorbereitung wird immer digitaler. Die Möglichkeiten für Lehrkräfte erweitern sich. Eines der wichtigsten Arbeitsmittel ist dafür der Webbrowser. Egal ob ihr Google Chrome, Mozilla Firefox, Microsoft Edge oder einen anderen Browser nutzt, alle können durch vielseitige Erweiterungen (sog. Extensions) die Planung, Durchführung und Nachbereitung von Unterricht aufmotzen.

Browsererweiterungen sind schnell installiert und nach Wunsch auch leicht deinstalliert. Sie helfen mit den unterschiedlichsten Funktionen, wie beispielsweise dem Speichern und Ordnen von Quellen. Andere Erweiterungen halten ganz automatisch über Neuerungen auf hinterlegten Webseiten auf dem Laufenden und erleichtern so die Recherche.  In diesem Zweiteiler wollen wir euch einige spannende Extensions vorstellen, die den Lehreralltag vereinfachen.

Hinweis: Grundsätzlich ist es empfehlenswert, sparsam mit Erweiterungen umzugehen, da jede auch Systemressourcen verbraucht. Bei unserer Auswahl haben wir daher darauf geachtet, möglichst sinnvolle und ressourcenschonende “Must-Haves” herauszupicken, die einen wirklichen Mehrwert bieten.

1. uBlock Origin

Diese Erweiterung ist ein AdBlocker und verhindert das Erscheinen von Werbung. Durch das blockieren von Werbung sorgt uBlock Origin, dass die Konzentration während der Recherche und im Einsatz im Unterricht nicht gestört wird, was die Arbeit erleichtert. Es können aber auch Listen mit Webseiten angelegt werden, auf denen die Werbung zur Unterstützung der Seite weiterhin angezeigt werden soll. Als besonders zuverlässig gilt uBlock Origin, da der AdBlocker freie Software und anders als z.B. der bekannte Adblock Plus unabhängig von Sponsoreninteressen (sog. Whitelisting) ist. Dabei ist er nicht nur effizienter beim blockieren von Werbung, sondern auch ressourcenschonender und schützt die Privatsphäre besser. uBlock Origin ist mit den gängigen Browsern kompatibel und kostenfrei.

2. Pocket

Zu sehen ist das Pocket Logo

Diese Erweiterung ermöglicht es eine persönliche Online-Bibliothek anzulegen. In Pocket können Seiten und Texte aus dem Internet hinterlegt werden. Durch digitale Lesezeichen behält man leicht den Überblick über noch nicht erschlossene Texte. Auch kann man Kategorien anlegen und vielseitige Anpassungen, was Farben und Schrift angehen, vornehmen. Mit der Pocket-App ist es ebenfalls möglich, Texte über eine Audiofunktion anzuhören. Pocket ist seit 2007 auf dem Markt und mit den meisten Internetbrowsern kompatibel. Neben der kostenfreien Nutzung von Pocket gibt es ebenfalls die Möglichkeit, ein monatliches Premium-Abo für 4,49 Euro oder ein jährliches für 39,99 Euro abzuschließen. Hier können dann beispielsweise noch mehr Veränderungen in der Gestaltung und unbegrenzt viele Textspeicherungen und  -hervorhebungen vorgenommen werden. Die allermeisten Nutzer dürften allerdings mit der kostenlosen Variante auskommen.

3. Page Monitor

Zu sehen ist das Page Monitor Logo.

Die Erweiterung Page Monitor ist ebenfalls hilfreich für die Recherche und Organisation. Hier können einzelne Webseiten hinterlegt werden – verändert sich etwas auf der Seite, informiert einen die Erweiterung automatisch. So kann die persönliche Online-Bibliothek leicht auf dem neuesten Stand gehalten werden. Nach Wunsch erhält man aber auch beispielsweise eine Benachrichtigung beim Eintreffen neuer Mails. Das Intervall, in dem auf Neuerungen geprüft werden soll, kann individuell eingestellt werden. Auch können Listen mit verschiedenen Kategorien an überwachten Webseiten angelegt werden, um während der Unterrichtsvorbereitung von verschiedenen Themen immer auf dem Laufenden zu bleiben. So wird die Informationssuche und -beschaffung erleichtert. Page Monitor ist seit 2015 verfügbar und kompatibel mit Chrome. Es gibt jedoch für die meisten Browser vergleichbare Erweiterungen.

4. Simplenote

Zu sehen ist das Logo von Simplenote.

Die Erweiterung Simplenote ermöglicht es, wie der Name schon verrät, eigene Notizen anzulegen, zu sammeln und zu verwalten. Sie erleichtert die Übersichtlichkeit und sorgt durch automatische Synchronisation für Zugriff auf die persönlichen Notizen, wann immer gebraucht. Auch können Dokumente und Organisatorisches gezielt mit anderen Personen geteilt werden. So ist die Erweiterung auch ein Gewinn für die Zusammenarbeit im Kollegium und mit den Schüler:innen. Die Erweiterung ist im Jahr 2008 erschienen. Simplenote ist jedoch nur mit Chrome kompatibel, aber für die meisten Betriebssysteme als kostenfreie App erhältlich.

5. edpuzzle

Zu sehen ist das Logo von edpuzzle.

Bei Edpuzzle handelt es sich um eine Erweiterung, die das Erstellen, Bearbeiten und Teilen von Videos möglich macht. So können Lehrkräfte Lerninhalte vorbereiten und für Schüler:innen und Kolleg:innen zur Verfügung stellen. In die Videos können Abfragen mit Antwortmöglichkeiten individuell eingebaut werden. Auch ist sichtbar, von wem und wie oft Inhalte abgerufen wurden. So erleichtert die Erweiterung den Lehr- und Lernprozess. Laut des Unternehmens nutzen bereits 50% aller Schulen in der USA edpuzzle. Die Erweiterung ist seit 2013 erhältlich und für Schüler:innen und Lehrkräfte kostenlos. Erhältlich ist die Erweiterung für Chrome oder als App.

Habt ihr bereits Erfahrungen mit diesen Erweiterungen oder könnt weitere Empfehlungen für den Schulalltag machen? Wir freuen uns auf eure Kommentare. Weitere Tipps für nützliche Browsererweiterungen folgen im zweiten Teil. Einen weiteren Artikel zum Thema digitaler Unterricht gibt es hier.

Kommentar: Dienstpflicht für junge Menschen

Bundespräsident Steinmeier will eine Dienstpflicht für junge Menschen einführen. Hierbei soll es sich nicht um die altbekannte Wehrpflicht handeln, denn diese Debatte sei bereits abgeschlossen.
Von
Rania Qidan
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July 2022
7.7.2022
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Bundespräsident Steinmeier will eine Dienstpflicht für junge Menschen einführen. Hierbei soll es sich nicht um die altbekannte Wehrpflicht handeln, denn diese Debatte sei bereits abgeschlossen. Die Dienstpflicht kann sich auf ganz unterschiedliche Bereiche beziehen. Nach der Schule sollen junge Menschen ihren eigenen Horizont erweitern, sagt Steinmeier. Ob in der Bundeswehr, bei der Betreuung von Senioren oder in Obdachlosenunterkünften, sei egal. Hauptsache es wird ein sozialer Dienst geleistet, der möglicherweise dabei helfen würde Vorurteile abzubauen und den gesellschaftlichen Zusammenhang stärke.

Dem Bundespräsident sei bewusst, dass das Einführen einer solchen Dienstpflicht nicht leicht ist, jedoch müsse die Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Es könnte dem Land gut tun, wenn junge Frauen und Männer, wenn auch nur für kurze Zeit, einen Dienst für die Gesellschaft leisten.

Er stellt auch klar, dass es sich nicht um ein ganzes Jahr handeln müsse. Der Zeitraum könne noch diskutiert werden. Es könne sich auch nur um ein paar Monate handeln. Es würde ihm nur darum gehen, dass sich junge Menschen für die Gemeinschaft einsetzen und sich sozial engagieren.

Was spricht gegen eine Dienstpflicht?

Es besteht die Gefahr, dass die vom Bundespräsidenten vorgeschlagene Dienstpflicht für junge Menschen, das Gegenteil bewirken würde. Jugendliche und junge Erwachsene zeigen bereits soziales Engagement. Sie organisieren Demonstrationen und setzten sich beispielsweise dafür ein, eine sozialere, tolerantere und klimafreundlichere Geselschaft zu werden. Außerdem gibt es viele, die nach ihrer schulischen Ausbildung ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. Junge Menschen versuchen also bereits freiwillig die Gemeinschaft zu stärken. Eine “Pflicht” schreckt sie eher davon ab, sich für Dinge einzusetzen. Sie fühlen sich unter Druck gesetzt und verlieren das Interesse und die Lust daran sich sozial zu engagieren, da sie durch eine “Pflicht” gezwungen werden etwas zu tun. Dies ist üblicherweise nicht der richtige Weg an junge Menschen ran zu kommen und sie für etwas zu motivieren.

Es sollte viel mehr in die Aufklärung investiert werden: Wie wichtig es ist und was für ein positives Ausmaß es haben könnte Menschen in Not zu helfen und sich für die Gesellschaft einzusetzen. Steinmeiers Idee, eine “Pflicht” einzuführen, um mehr Engagement zu verlangen ist also nicht der richtige Lösungsansatz. Eine Kampagne oder Aufklärungsaktion zu starten, bei der Bilder und Videos gezeigt werden, wie sehr Menschen mit ein wenig Arbeit geholfen werden kann, würde bei jungen Menschen sicherlich etwas anderes auslösen, als die Benachrichtigung, dass sie nun für einen gewissen Zeitraum “verpflichtet” sind zu helfen.

Familienministerin Lisa Paus (Grüne) und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FPD) widersprechen ebenfalls dem Vorschlag des Bundespräsidenten. Stark-Watzinger behauptete, dass Jugendliche und junge Erwachsene  in der Corona-Pandemie bereits genug zurück gesteckt hätten. Es gäbe bereits viele die sich engagieren, die vorhandene Freiwilligkeit sollte gefördert werden, sagte die Bundesbildungsministerin. Auch Lisa Paus ist gegen eine Dienstpflicht: „Ein sozialer Pflichtdienst würde einen Eingriff in die individuelle Freiheit eines jeden Jugendlichen bedeuten“, dies teilte sie der Deutschen Presseagentur mit. Die Grünen-Politikerin ist ebenfalls dafür, den jungen Menschen die „Freiheit zur eigenen  Entscheidung“ zu lassen.

Den jungen Menschen die Freiheit zu lassen, selber zu entscheiden, wie sie nach ihrer schulischen Ausbildung fortfahren wollen ist der richtige Weg. Sie zu verpflichten einen sozialen Pflichtdienst zu absolvieren würde sie demotivieren. Sie hätten nach diesem Dienst eventuell keine Lust mehr weiterhin im sozialen Bereich zu arbeiten oder sich dahingehend auszubilden. Wenn ihnen jedoch in der Schulzeit und nach dem Abschluss mit auf den Weg gegeben wird, wie sehr sie Menschen helfen können, wenn sie sich sozial engagieren und ihnen Erfahrungsberichte vorgestellt werden, von Menschen die bereits etwas bewirken konnten, würde es sie möglicherweise motivieren selbst Engagement zu zeigen und sich einzusetzen.

Was sagt ihr? Stimmt ihr dem Bundespräsidenten zu? Soll es eine Dienstpflicht für junge Menschen geben oder würde das die Freiheit zu stark eingrenzen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Unterstützung und Hilfsmaßnahmen für ukrainische Kinder

Noch immer halten die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine an und für die Bevölkerung gibt es kein Aufatmen. Bislang haben rund 700.000 Geflüchtete aus der Ukraine Deutschland erreicht. 40% davon sind noch nicht volljährig.
Von
Alina Schwarz
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July 2022
4.7.2022
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Noch immer halten die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine an und für die Bevölkerung gibt es kein Aufatmen. Bislang haben rund 700.000 Geflüchtete aus der Ukraine Deutschland erreicht. 40% davon sind noch nicht volljährig – Kinder, die Gewalt, Leid und Vertreibung erlebt haben und das nun verarbeiten müssen. Um die Not der Menschen zu lindern und vor allem die Zukunft, der durch den Krieg belasteten Kinder zu sichern, braucht es sofort umfassende Hilfsmaßnahmen.

Vertreibung, Flucht und Bildung

Der Zugang zu Bildung spielt eine große Rolle für die Zukunftssicherung und die Chancengerechtigkeit für Kinder auf der Flucht. In diversen Bundesländern in Deutschland gelingt die Integration von zugewanderten und geflüchteten Schüler:innen in das deutsche Bildungssystem über Vorbereitungs- und Willkommensklassen. Hier soll durch beispielsweise eine intensive Sprachförderung der Übergang in den Regelunterricht ermöglicht werden.

Bislang werden laut Angaben der Kultusministerkonferenz rund 130.000 ukrainischen Kinder in deutschen Schulen unterrichtet. Es fehlt weder an Engagement noch Hilfsbereitschaft, jedoch stellt der bereits massive Lehrkräftemangel ein Hindernis dar. Die wachsende Zahl an Schulkindern mit besonderen Bedürfnissen verschärft den Fachkräftemangel im deutschen Bildungssystem weiter.

Entwicklung neuer Hilfsmaßnahmen

Digitale Materialien und Lernmedien sollen Abhilfe schaffen, die Lehrkräfte beim Unterrichten unterstützen und die Integration erleichtern. Das Land Baden-Württemberg stellt verschiedenen Universitätszentren rund 160.000 Euro für die Forschung und Entwicklung von digitalen Hilfsmaßnahmen, wie Übersetzungssysteme oder Materialien für psychologische Ersthilfe, bereit. Die im stetigen Austausch entwickelten Projekte zur Unterstützung von ukrainischen Kindern sollen anschließend möglichst flächendeckend eingesetzt werden.

Zu sehen sind zusammengestreckte Hände.

Psychologische Hilfe und mentale Gesundheit

Neben der Debatte um die Beschulung von zugewanderten Kindern, steht die Frage nach weiterem Beistand und Unterstützung zur Bewältigung der schlimmen Erlebnisse im Raum. Viele der geflüchteten Kinder, nicht nur aus der Ukraine, leiden unter den traumatischen Erfahrungen. Umso wichtiger ist es, dass der Beistand die Kinder erreicht und klar ist: Niemand muss damit allein zurecht kommen.

Psychologische Hilfe und Krisenbetreuung speziell für ukrainische Kinder bieten die SOS-Kinderdörfer in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Start-up „krisenchat“ aus Berlin an. Der „SOS-krisenchat Ukraine“ ist online zu erreichen und bietet ein rund um die Uhr verfügbares und vertrauliches Hilfsportal – ein möglichst niedrigschwelliges Angebot. Um auf das Angebot aufmerksam zu machen, nutzen die Initiatoren soziale Medien und auch Push-Up-Benachrichtigungen über SMS. Lehrkräfte können ebenfalls direkt in den Schulen über die Möglichkeiten der Krisenbetreuung informieren und so für einen breiten Zugang sorgen.

Um den Kindern eine Freunde zu bereiten und ein klein bisschen Normalität zu schaffen,  ermöglichen viele deutsche Verlage den kostenlosen und häufig digitalen Zugang zu Kinder- und Schulbüchern in ukrainischen sowie russischer Sprache.

Was sind eure Erfahrungen mit der Unterstützung und Hilfeleistung für Kinder in Krisensituationen? Einen weiteren Artikel zum Thema Flucht und Migration gibt es hier.

Schulgesundheitsfachkräfte – Ein neues Berufsfeld

Die Gesundheitsbedürfnisse der Schüler und Schülerinnen sollten unabhängig von ihrem familiären Wohlstand stets gedeckt werden. Dadurch steigert sich die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden der Schüler:innen und Bildung wird chancengerechter.
Von
Rania Qidan
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July 2022
1.7.2022
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Stellt euch vor euch geht es gesundheitlich super. Ihr fühlt euch wohl und voller Energie. Üblicherweise arbeitet ihr in diesem Zustand am Besten. Euer Gehirn funktioniert so wie ihr es euch vorstellt und ihr seid nicht bei der kleinsten Aufgabe bereits erschöpft. Ihr geht regelmäßig zum Arzt und dies ist der Grund dafür, dass es euch gesundheitlich meistens gut geht. Dieses Ideal soll für alle Schüler:innen gewährleistet werden.

Die Gesundheitsbedürfnisse der Schüler und Schülerinnen sollen unabhängig von ihrem familiären Wohlstand stets gedeckt werden. Dadurch steigert sich die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden der Schüler:innen und eine chancengerechte Bildung  ist die Folge. Um genau so eine chancengleiche und gerechte Bildung zu erzielen hat Brandenburg das Konzept von Schulgesundheitsfachkräften an deutschen Schulen etabliert.

Das Konzept „School Health Nursing“ gibt es in den USA und Großbritannien bereits seit dem 20. Jahrhundert. Es soll für die Gesundheitsförderung und -versorgung innerhalb der Schule stehen. Brandenburg ist bereits seit 2009 interessiert daran dieses System an deutsche Schulen zu bringen. In Kooperation mit dem Bundesland Hessen gibt es seit 2017 nun 27 Schulen in Brandenburg und 10 in Hessen, in denen Schulgesundheitsfachkräfte tätig sind.

Was sind die Aufgaben der Schulgesundheitsfachkräfte?

Unter anderem beraten die Schulgesundheitsfachkräfte die Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern im Hinblick auf den Gesundheitsstatus der Kinder und Jugendlichen. Sie haben den Überblick über gesundheitliche Probleme einzelner und können gegebenenfalls an Fachkräfte außerhalb der Schule vermitteln. Außerdem wird durch sie der Besuch an einer Regelschule für Schüler:innen mit einer Behinderung oder einer chronischen Krankheit erleichtert. Denn wie bereits erwähnt beraten sie die Kinder und Jugendlichen und bieten ihnen eventuell notwendige gesundheitliche Versorgung.

Eine weitere wichtige Aufgabe der Schulgesundheitsfachkräfte ist das Entscheiden darüber, ob ein Kind bei Unwohlsein oder gar einem Unfall nach Hause geschickt wird oder doch lieber ein Krankenwagen gerufen werden sollte. Bisher haben Lehrkräfte und das Schulpersonal dies beurteilt. Mit einer ausgebildeten Fachkraft können solche Entscheidungen aber natürlich noch einmal anders und vielleicht besser beurteilt werden. Im Hinblick darauf können die Schulgesundheitsfachkräfte zusätzlich sowohl Lehrer:innen als auch das Schulpersonal entlasten.

Wieso sind Schulgesundheitsfachkräfte so wichtig?

Die Corona-Pandemie hat verstärkt gezeigt, wie wichtig es ist, eine solche Unterstützung in Schulen zu haben. Lehrkräfte kannten sich anfangs nicht so gut mit den Hygienevorschriften aus und hatten selbst Schwierigkeiten damit. Dadurch wurden sie psychisch stärker belastet und fühlten sich unsicher und in dem Bereich unzureichend gebildet. Eine Schulgesundheitfachkraft hätte in diesen Zeiten die benötigte Unterstützung geboten.

Die zentralen Themen sind „Bildungsgerechtigkeit, Inklusion, Ganztagsangebote, eine zunehmende Zahl von Kindern mit psychischen Problemen und chronischen Erkrankungen, eine wachsende Anzahl von Schülerinnen und Schülern aus unterschiedlichen Kulturkreisen“, wie aus einer gutachtlichen Stellungnahme der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hervorgehtt. In diesen Bereichen sollen Schulgesundheitsfachkräfte mit ihrer Erfahrung und Ausbildung Lehrkräfte entlasten.

Seit 2020 bieten die Evangelische Hochschule Darmstadt zusammen mit der AWO Bezirksverband Potsdam e.V. Weiterbildungen von Gesundheits- und Kinder-/Krankenpflegekräften zu Schulgesundheitsfachkräften an. Hier kommt ihr zum Angebot und weiteren Informationen.

Eine Schnittstelle zwischen Gesundheit und Bildung — das würden Schulgesundheitsfachkräfte bieten. Sie würden Lehrkräfte entlasten und zum Ziel einer chancengleichen Bildung für alle beitragen. Wenn es einem gesundheitlich gut geht, kann besser gearbeitet und gelernt werden. Es sollte also in viel mehr Schulen in Deutschland das Konzept der Schulfachkräfte etabliert werden. In anderen Ländern weltweit hat sich es bereits bewährt. Warum nicht auch in ganz Deutschland ausprobieren?

Was denkt ihr? Sollte es an eurer Schule gesundheitsfachkräfte geben? Würde es euch als Lehrkraft entlasten? Trägt es etwas zur chancengleichen Bildung bei? Lasst uns eure Meinung zu dem Thema gerne in den Kommentaren wissen!

Politische Bildung: Aktivismus im Jugendbereich

Vor dem Hintergrund aktueller politischer Herausforderungen wie dem Klimawandel, dem Ukraine-Krieg oder der COVID-19 Pandemie wird der politischen Bildung und Aufklärung von Kindern und Jugendlichen ein hoher Grad an Relevanz zugeschrieben.
Von
Anastasia Koulouri
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June 2022
30.6.2022
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Gerade in Krisenzeiten ist sie besonders wichtig: politische Bildung. Vor dem Hintergrund aktueller politischer Herausforderungen wie dem Klimawandel, dem Ukraine-Krieg oder der COVID-19 Pandemie wird der politischen Bildung und Aufklärung von Kindern und Jugendlichen ein hoher Grad an Relevanz zugeschrieben – denn jeder Mensch, unabhängig von seinem Alter, hat das Recht auf politische Bildung.

Politische Bildung für Kinder und Jugendliche

Um dieses Recht der politischen Bildung von Jugendlichen aufrecht und intakt zu halten, muss es, nach Angaben des Bundesfamilienministerium (kurz: BMFSFJ), verbindlicher eingelöst und stärker verankert werden. Das kann zum einen damit umgesetzt werden, indem eigene Kinderrechte im Grundgesetz eingeführt werden, alle Schulen verpflichtend zwei Stunden Politikunterricht pro Woche für die fünften bis zu den zehnten Klassen unterrichten und dass mehr Möglichkeiten für außerschulische politische Bildung geboten wird.  

Die politische Bildung in Deutschland sollte dabei vielfältige Angebote haben: junge Menschen mit Migrationsbiografien, People of Color und postmigrantische Akteur:innen müssen als Anbieter:innen der politischen Bildung stärker anerkannt und ausgebaut werden, außerdem sollten junge Menschen mit körperlichen oder mentalen Behinderungen und Beeinträchtigungen ebenfalls barrierefrei an politischer Bildung teilnehmen können.

Politische Bildung bedeutet hier nach dem BMFSFJ über ein Recht auf Mitsprache, kritisches Denken, Hinterfragen und aktives Mitgestalten aufzuklären und Möglichkeiten der Beteiligung aufzuzeigen.

Auch das Deutsche Jugendinstitut, kurz DJ, erklärt, dass gerade in solch herausfordernden Zeiten die demokratische Lebens- und Gesellschaftsform viel Unterstützung in Form von politischer Bildung braucht. Gerade erst im Mai hat Lehrer News über die aktuelle Trendstudie “Jugend in Deutschland – Winter 2021/22” berichtet, indem die befragten Jugendlichen angaben, unzufrieden mit der deutschen Demokratie zu sein. Demokratiefeindlichen Tendenzen zu begegnen, kritische Medienkompetenz zu schulen und mehr Teilhabe zu ermöglichen ist deswegen gerade besonders relevant.

Aktivismus – politische Bildung und Beteiligung gehen Hand in Hand

Um gegen demokratiefeindliche Tendenzen vorzugehen und junge Menschen stattdessen für die Erhaltung der Demokratie zu begeistern und ihnen das Gefühl zu geben, in einer Demokratie eben auch gehört und gesehen zu werden, ist nicht nur die politische Bildung und Aufklärung, sondern auch die politische Beteiligung nach Angaben des BMFSFJ sehr wichtig. Jugendliche sollten die Möglichkeit besitzen, ihren sozialen Raum mitgestalten und über Probleme und Konflikte mitentscheiden zu können. Um diese Beteiligung zu unterstützen, kämpfen viele Akteur:innen unter anderem dafür, dass das Wahlrecht auf 16 Jahre, dass in manchen Bundesländern bereits auf Kommunalebene umgesetzt wurde, abgesenkt wird.

Neben dieser Partizipation ist es jedoch auch von Bedeutung zu wissen, was junge Menschen direkt lernen, wenn sie sich politisch beteiligen. Ein Ziel muss erkennbar sein, denn die politische Beteiligung sollte tatsächlich Einblicke und Erkenntnisse über das demokratische Zusammenleben geben.

Das BMFSFJ zeigt unter anderem auch, in welchen Bereichen sich 12 bis 25 Jährige aktuell am meisten und am wenigsten politisch engagieren, bzw. in welchen Bereichen Jugendliche unter anderem politisch aktiv werden können:

Engagement der 12- bis 25-Jährigen aufgeschlüsselt nach Bereichen.
Bildquelle: BMFSFJ

Aktivismus im Jugendbereich

Oft kommt die Frage auf, wann Kinder und Jugendliche denn “bereit” für politische Bildung und Beteiligung wären; sind Jugendliche “zu jung”, um aktuelle politische Geschehnisse zu verstehen und sich für ein bestimmtes Thema politisch einzusetzen?

Trotz der nötigen Entwicklungen und Verstärkungen in der politischen Aufklärung von Jugendlichen ist es jedoch nämlich nicht so, dass sich Jugendliche und Kinder nicht bereits selbst politisch organisieren und engagieren würden. Viele Jugendliche zeigen Initiative und den Willen, etwas bewirken zu wollen und am politischen Geschehen national und international beteiligt zu sein. “Generation Greta” schießt da als Stichwort wahrscheinlich am schnellsten bei den meisten in den Kopf. Dieser Begriff lässt sich auf die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg zurückführen, die 2018 in Schweden mit ihrem “Schulstreik für das Klima” schon bald die globale Schüler:innen Bewegung “Friday’s For Future” ins Leben rief.

Auch am diesjährigen CSD in Düsseldorf berichteten Leiter der Demonstration, dass sich tausende von Jugendlichen an der Bewegung beteiligten, die für die Rechte der Menschen kämpft, die der LGBTQ+ Community angehören. In den USA wird ebenfalls deutlich, wie sich Jugendliche am politischen Geschehen beteiligen wollen: so organisierten Jugendliche teilweise Proteste für die “March Of Our Lives” Bewegung, die sich für die wirksamen Maßnahmen und Kontrolle der Waffenschutzgesetze in den USA einsetzt.

Politik wird uns, bewusst oder unbewusst, schon ab dem Kindesalter begleiten; deswegen ist politische Bildung so relevant und benötigt mehr Unterstützung.

Zum Abschluss könnt Ihr Euch hier noch einen Beitrag der DW vom letzten September ansehen, indem Schüler:innen und junge Menschen kurz vor der Bundestagswahl nochmal für die Klimagerechtigkeit aufgerufen haben. Auch auf Lehrer News könnt Ihr hier einen Beitrag über den Aktivismus fünf verschiedener Menschen mit Trisomie 21 durchlesen.

Wie setzt Eure Bildungseinrichtung politische Bildung um? Habt Ihr das Gefühl, dass dieser Grad an Bildung ausreichend ist, oder wünscht Ihr Euch neue Themen und Systeme, die die Politik näher an Jugendliche bringen könnte? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

Unisex-Toiletten an Schulen: Was dafür und was dagegen spricht

Die Sägefeldschule, Grund- und Werkrealschule in Ulm, ist das jüngste Beispiel für die Einführung einer Unisex-Schultoilette, also einer Toilette, die allen Geschlechtern offen steht. Doch wie praktikabel ist die Umsetzung?
Von
Maximilian Pfab
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29
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June 2022
29.6.2022
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Die Sägefeldschule, Grund- und Werkrealschule in Ulm, ist das jüngste Beispiel für die Einführung einer Unisex-Schultoilette, also einer Toilette, die allen Geschlechtern offen steht. Ob sich derartige Einrichtungen in den kommenden Jahren flächendeckend durchsetzen, dürfte auch durch die Erfahrungen solcher Vorreiter-Schulen bedingt sein.

Das „Hamburger Modell“ der Schultoilette

Aufgrund der steigenden Zahl an Schüler:innen baut das Land Hamburg schon seit 2021 neue mehrstöckige Schulgebäude, deren Kern aus Stahlcontainern besteht. Beinahe alle Schulen, die das Angebot des dafür beauftragten Arichtekturbüros bislang in Anspruch genommen haben, entschieden sich im Zuge dessen für die Option der Unisex-Toilette. Pissoirs wurden gänzlich abgeschafft, die Kabinen sind durch deckenhohe Kabinenwände getrennt. Dabei stehen allerlei Sonderregelungen zur Auswahl. Etwa die Möglichkeit, einzelne Kabinen nicht für alle zugänglich zu machen oder die Mädchen-/Jungs-Toiletten nur durch Unisex-Toiletten zu ergänzen, aber zu erhalten. Auch die Schüler:innen sollen bei den Entscheidungen hierzu frühzeitig eingebunden werden.

Die Toilette als Politikum

Die Diskussion über Unisex-Toiletten an Schulen findet in Zusammenhang mit der Aufweichung des binären (zweigeteilten) Geschlechtermodells in den letzten Jahre statt. Erst 2018 musste der Bundestag in Folge eine Urteils des Bundesverfassungsgerichts beschließen, im staatlichen Personenstandsregister neben „männlich“ und „weiblich“ eine dritte Option („divers“) anzubieten. Für die Einen sind das kleine Siege im Kampf gegen Unsichtbarmachung von Trans- und Interpersonen, Andere sehen darin eine konstruierte und widernatürliche „Gender-Ideologie“. Auch die Diskussion über das Ende der Geschlechtertrennung in öffentlichen Toiletten ist genauso politisch, wie die Gründe ihrer Einführung.

Tatsächlich ist die Gender-basierte Trennung von Toilettenanlagen ein Phänomen, das sich erst seit dem 19. Jahrhundert durchsetzte. Während Männer öffentliche Ämter besetzen und Lohnarbeit verrichten, wurden und werden Frauen in die Rolle der Hausfrau gedrängt, die unbezahlte Sorge- und Reproduktionsarbeit zu leisten hat. Namentlich das im Großbritannien des 19. Jahrhundert rigide viktorianische Geschlechterbild setzte die gesellschaftliche Geschlechtertrennung auch in den öffentlichen Toilettenanlagen durch. Mit weitreichenden Folgen: Noch im 21. Jahrhundert gab es in den USA vereinzelte Colleges, in denen Frauen weite Wege für den Toilettengang zurücklegen mussten, da in manchen Uni-Gebäuden nur begrenzt Räumlichkeiten für den Toilettengang vorhanden waren – diese wiederum waren ausschließlich Männern vorbehalten.

Der langsame Abschied vom binären Geschlechtersystem

Die historischen Hintergründe der Zwei-Geschlechter-Toilette deuten an, warum viele sie heute nicht mehr als zeitgemäß erachten. Schon die Einrichtung von Frauen-Toiletten im öffentlichen Raum musste erkämpft werden, genauso wie die Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben überhaupt. Nun soll die Aufteilung des öffentlichen Raums erneut verändert werden. Dazu gehört, die Trennung auf Grundlage einer als veraltet wahrgenommenen Geschlechter-Dichotomie auch im Bereich der Toilettenanlagen zu überwinden. Das Bedürfnis von trans- und intersexuellen Personen, nach einer Toilette für alle, verstärkt diese Entwicklung. Ihre Geschlechtsidentität ist mit einem nach binären Geschlechtervorstellungen aufgeteilten öffentlichen Raum nicht vereinbar. Teil dieses Kampfes um mehr Akzeptanz von trans- und intersexuellen Identitäten muss daher auch der Bildungsbereich sein. So wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Ursachen von Trans- und Intersexualität vermittelt werden sollten, ist auch darüber nachzudenken, welche praktischen Bedürfnisse Trans- und Interpersonen im Schulalltag haben, zum Beispiel im Hinblick auf den Toilettengang.

Demonstration am Transday of Visibility, Washington 2019. Weltweit streiten trans- und intersexuelle Personen für ihre Anerkennung.
Demonstration am Transday of Visibility, Washington 2019. Weltweit streiten trans- und intersexuelle Personen für ihre Anerkennung (Quelle: Ted Eytan)

Nicht nur das Ziel der Geschlechtergerechtigkeit kann als Argument für Unisex-Toiletten angeführt werden. Denn in vielen Schulgebäuden ist die Toilettensituation für Schüler:innen allgemein unbefriedigend. Lange Wartezeiten von Mädchentoiletten können vermieden werden, wenn alle vorhandenen Toilettenanlagen auch von allen genutzt werden dürfen. Der eingangs erwähnte Vorstoß aus Ulm entspringt nicht nur der geschlechterpolitischen Stoßrichtung der Verantwortungsträger:innen, er ist auch ein Versuch, begrenzte räumliche Kapazitäten effektiv zu nutzen. Der Neubau beziehungsweise die Renovierung entsprechender Räumlichkeiten bietet also Modernisierungs-Chancen auf verschiedenen Ebenen.

Wie praktikabel sind Unisex-Toiletten an Schulen?

Dennoch gibt es schlüssige Argumente gegen Unisex-Toiletten an Schulen, die nicht auf dem Beharren auf einer überkommenen Geschlechtersegregation fußen. Man muss keineswegs ein:e religiöse:r Fantiker:in oder rechtsaußen-Politiker:in sein, um Fragen nach der Praxistauglichkeit von Unisex-Toiletten in einer weiterhin vom binären Geschlechtersystem geprägten Gesellschaft aufzuwerfen. Insbesondere stellt sich die Frage, ob es überhaupt dem Interesse aller entspricht, die gleiche Toilette zu benutzen. So gab es an manchen Schulen Beschwerden über die mangelnde Sauberkeit der Unisex-Toiletten, für die männliche Schüler verantwortlich gewesen sein sollen.

Ein weiteres Argument gegen Unisex-Toiletten an Schulen ist die Funktion der Frauen-Toilette als weiblicher Schutz- und Rückzugsraum, der dann verloren ginge. Einige Mädchen könnten sich unwohl dabei fühlen, die Toiletten mit den Jungs zu teilen, auch aus Angst vor übergriffigem Verhalten. Die Versuche in Hamburg oder Ulm dürften nur der Startschuss für weitere Einrichtugnen von Unisex-Toiletten in den nächsten Jahren sein. Sie werden Aufschluss darüber geben, wie praktikabel die geschlechterübergreifenden Toiletten an deutschen Schulen sind. Dass die Zeit der Aufteilung nach zwei Geschlechtern im Begriff ist abzulaufen, liegt allerdings ohnehin nahe. Denn abseits der Unisex-Toilette bestehen schließlich weitere Möglichkeiten der Kompromissfindung, etwa die bedarfsorieniterte Einrichtung von Bereichen nur für Trans-Personen oder ausschließlich FLINTA (Frauen, Lesben, Trans-. Inter- und Agender-Personen) vorbehaltene Toiletten.

Welche Haltung habt ihr zur Einführung von Unisex-Toiletten an Schulen? Haltet ihr einen solchen Vorstoß an eurer Schule für realistisch? Hinterlasst gerne einen Kommentar mit eurer Meinung.

Mutterschutz und Lehrermangel – Rückkehr in den Präsenzunterricht für schwangere Lehrerinnen?

Es scheint wieder Normalität in den Alltag zurückgekehrt zu sein. Nach fast drei Jahren Pandemie, mehreren Lockdowns, Distanzunterricht und dem Gefühl, die Decke würde einem auf den Kopf fallen, ist die Welt nun wieder dabei „normal“ zu werden.
Von
Rania Qidan
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June 2022
28.6.2022
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Es scheint wieder Normalität in den Alltag zurückgekehrt zu sein. Nach fast drei Jahren Pandemie, mehreren Lockdowns, Distanzunterricht und dem Gefühl, die Decke würde einem auf den Kopf fallen, ist die Welt nun wieder dabei „normal“ zu werden. Dennoch begleitet uns das Coronavirus weiterhin. Die wieder mal steigenden Zahlen beunruhigen uns und wir wollen auf alle Fälle verhindern, dass es zu einem erneuten Shutdown kommt. Die Schulen sollen mit allen Mitteln offen bleiben. Trotzdem darf der Schutz der Schüler:innen und Lehrkräfte mit den steigenden Zahlen nicht in den Hintergrund geraten.

Vor allem schwangere Lehrerinnen sollten der Gefahr einer Ansteckung und Erkrankung an Corona nicht ausgesetzt werden. Doch der zunehmende Lehrermangel bringt Baden-Württembergs Kultusministerin dazu, die bisher geltenden Regelungen ändern zu wollen. Die Regierungspräsidien und Verbände kritisieren ihre Aussage stark.

Theresa Schopper (Grüne) ist der Meinung, dass schwangere Lehrerinnen wieder in Präsenz unterrichten sollen — die Regierungspräsidien sehen dies anders und wollen die bisherigen Regelungen beibehalten. Bisher galt in Baden Württemberg, ein pandemiebedingtes Verbot für schwangere Lehrkräfte in Präsenz zu unterrichten.

Was sagen die Regierungspräsidien dazu?

Nach Wertung des Robert-Koch-Institutes (RKI) wird das Risiko für Schwangere immer noch als hoch eingestuft. Dies teilten die Regierungspräsidien auf die Aussage der Kultusministerin mit. Auch die Mutterschutz Verbände sind gegen eine Regeländerung. Schwangere Lehrerinnen in Präsenz einzusetzen, stellt diese vor die Gefahr, sich zu infizieren und einen möglicherweise drastischeren Krankheitsverlauf durchzumachen, als nicht-Schwangere, so das Landessozialministerium. Daher sollte dieses Risiko nicht eingegangen werden. Dies gilt natürlich nicht nur für schwangere Lehrkräfte, sondern für Risikogruppen generell. Eine Beschäftigung der Risikogruppen in Präsenz ist demnach laut dem Kultusministerium nur in Ausnahmefällen, bei „ausreichenden Maßnahmen zum Infektionsschutz“, möglich. Dies soll auch weiterhin so bleiben.

Laut der GEW Baden-Württemberg kann vor allem bei Vorschul- und Grundschulklassen 1-3 „das Risiko einer Gefährdung einer Schwangeren nicht ausreichend begrenzt werden“. Somit ist eine Beschäftigung in diesem Bereich generell nicht möglich. Bei der Teilnahme an Lehrerkonferenzen und Prüfungen ist ein Präsenz-Aufenthalt möglich, es sei denn es liegt auch hierfür ein Beschäftigungsverbot vor.  

Rechtfertigt der Lehrermangel die Gefährdung der Gesundheit der Lehrkräfte?

Der Lehrermangel ist Grund für die Forderung der Kultusministerin. Sie möchte zu den alten Mutterschutzregelungen zurückkehren, da der Personalmangel vor allem in Grundschulen eine große Herausforderung darstelle. Schwangere Lehrerinnen würden sehr plötzlich und sehr lange ausfallen und von einem Tag auf den anderen nicht mehr für den Präsenzunterricht zur Verfügung stehen. Daher wünsche sich Schopper, dass schwangere Lehrkräfte wieder mehr in Präsenz eingesetzt werden könnten. Ihr sei jedoch bewusst, dass die medizinische Expertise bei dieser Regeländerung mit einbezogen werden müsse.

Die Regierungspräsidien argumentieren dagegen. Mit der fehlenden Masken- und Testpflicht steige das Infektionsrisiko. Die steigenden Zahlen sprechen ebenfalls dafür, die Regelungen so beizubehalten. Ob geimpfte Schwangere einem geringeren Risiko ausgesetzt sind, ist ebenfalls unklar, demnach kann dieses Argument bis auf weiteres nicht beachtet werden.

Der Mangel an Personal sorgt natürlich für Probleme und muss schnellstmöglich behoben werden. Jedoch ist die Gefährdung der Gesundheit der Lehrkräfte nicht die richtige Lösung und sollte auch gar nicht erst als solche in Betracht gezogen werden. Die Gesundheit werdender Mütter und die der ungeborenen Kinder zu schützen sollte stets Priorität haben. Nun ist es wichtig an einer wirklichen Lösung für den Lehrermangel zu arbeiten.

Was denkt ihr? Sollte die Regelung bestehen bleiben oder sollten schwangere Lehrerinnen auf Grund des Personalmangels wieder in Präsenz eingesetzt werden? Lasst uns eure Meinung zu dem Thema gerne in den Kommentaren wissen.

Des Weiteren kommt ihr hier zu einer tabellarisch aufgelisteten Übersicht, welche euch und alle Beteiligten bei der Beurteilung von Gefährdungen am Arbeitsplatz und passenden Schutzmaßnahmen unterstützen soll.

Baden-Württemberg evaluiert Digitalisierung der Schulen

Das Land Baden-Württemberg startet ein Pilotprojekt, um den Zustand der Digitalisierung an Schulen zu evaluieren.
Von
Jérôme Seibert
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June 2022
27.6.2022
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Das Land Baden-Württemberg startet ein Pilotprojekt, um den Zustand der Digitalisierung an Schulen zu evaluieren.

Spätestens mit der Coronapandemie hat an vielen Schulen ein Digitalisierungsschub eingesetzt, jedoch fehlt es verlässlichen Informationen über den Stand der Digitalisierung an einzelnen Schulen. Daher hat das Institut für Bildungsanalysen Baden-Württemberg (IBBW) im Auftrag des Kultusministeriums unter dem Motto “Auf dem Weg zur digitalen Schule – Wo stehen wir? Wo soll es hingehen?” das Erprobungsprojekt “Tool digitale Schule” gestartet.

Ziel des Projektes ist, Schulen in Baden-Württemberg eine “interne Standortbestimmung” zum Zustand der Digitalisierung vorzunehmen, um so “schulspezifische Entwicklungsbedarfe konkret zu identifizieren, um für die eigene Schule passgenaue und zielführende Maßnahmen zur weiteren, pädagogisch ausgerichteten Digitalisierung ableiten zu können.”

Hinter dem “Tool digitale Schule” versteckt sich also ein Fragebogenpaket, welches Schulen ausfüllen und fünf Kerngebiete abfragt: Rahmenbedingungen, Datengestützte Qualitätsentwicklung, Führung und Management, Professionalität und Zusammenarbeit, Lehren und Lernen. Die Befragung von Lehrkräften, Schüler:innen und Eltern soll Aufschluss über die derzeitige Situation der Digitalisierung an der Schule geben, um daraus Handlungsoptionen abzuleiten.

Bevor das Tool allen Schulen zur Verfügung gestellt wird, führt das IBBW einen Probelauf mit circa 200 Schulen durch, die sich bis Ende Juni bewerben konnten. Von Juli bis Oktober werden die Schulen befragt und die Daten ausgewertet. Bis Juli nächsten Jahres soll die Befragung evaluiert werden, um zu testen, ob der Fragebogen verlässlich funktioniert und die darauf basierenden Maßnahmen erste Wirkung zeigen.

Damit geht Baden-Württemberg einen wichtigen Schritt in Richtung datenbasierter Schulplanung.

Weltdrogentag: Prävention von Drogenmissbrauch an Schulen

Auch heute noch wird es teilweise als Tabuthema angesehen: der Drogenmissbrauch an Schulen. Viele Eltern möchten nicht glauben, dass ihr Kind in der Schule vielleicht raucht oder Alkohol konsumieren könnte, doch die Realität sieht häufig anders aus.
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Anastasia Koulouri
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June 2022
26.6.2022
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Auch heute noch wird es teilweise als Tabuthema angesehen: der Drogenmissbrauch an Schulen. Viele Eltern möchten nicht glauben, dass ihr Kind in der Schule vielleicht raucht oder Alkohol konsumieren könnte. Sie sind in dem festen Glauben, dass Bildungseinrichtungen eine sichere und drogenfreie Umgebung für ihre Kinder darstellen. Durch die COVID-19 Pandemie und dem Krieg in der Ukraine ist der Drogenmissbrauch an Schulen ein Thema, das eher in den Hintergrund geraten ist. Doch gerade während solchen Krisenzeiten ist es wichtig, über Drogenmissbrauch und wichtiger noch, die Prävention dessen, zu sprechen.

Der internationale Tag gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr

Über die Prävention des Drogenmissbrauches an Schulen sprechen wir heute nicht ohne Grund: jährlich findet am 26. Juni nämlich der internationale Tag gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr, kurz auch oft einfach “Weltdrogentag” genannt, statt. Der Weltdrogentag wurde am 07. Dezember 1987 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, um durch aktive Zusammenarbeit auf das Ziel einer drogenfreien Gesellschaft hinzuarbeiten. Im Rahmen des aktuellen #careincrisis Projektes möchten die UN darüber informieren, wie Krisenzeiten Menschen anfälliger für Drogenmissbrauch machen. Im Vordergrund steht dabei, Betroffenen Hilfe in Form von Therapie zu verschaffen und Prävention durch Information und die De-Stigmatisierung dieses Themas anbieten zu können.

Drogenmissbrauch an deutschen Schulen

Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder an Schulen mit Drogen konfrontiert werden – ob es nun Zigaretten, Alkohol oder Cannabis sein sollte – ist nicht gerade gering. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) untersucht dafür regelmäßig in repräsentativen Stichproben, wie viele Kinder und junge Erwachsene bereits Drogen konsumiert haben oder aktuell in welchen Zeitraum konsumieren. Für die aktuelle Alkoholsurvey, die diesen Monat erschienen ist, wurden 7.002 Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren im Zeitraum April bis Juni 2021 befragt.

Prävalenz des Rauschtrinkens von 12 bis 17 Jährigen.
Bildquelle: BZgA Alkoholsurvey 2021

Die Ergebnisse der aktuellen Stichprobe zeigen, dass die 30-Tage-Prävalenz des Rauschtrinkens sowohl bei den männlichen als auch weiblichen 12 bis 17 Jährigen Befragten rückläufig ist. Sie ist derzeit niedriger als in den frühen 2000er. Auch bei den 18 bis 25 Jährigen ist das Rauschtrinken prozentual zurückgegangen.

Rauchen und Nierauchen bei 12 bis 17 Jährigen.
Bildquelle: BZgA Alkoholsurvey 2021

Im Vergleich zu 2001, in dem 27,5 Prozent der Jugendlichen angegeben hatten, bereits geraucht zu haben, ist diese Zahl signifikant zurückgegangen. Somit gaben im Jahr 2021 nur 6,1 Prozent der befragten Jugendlichen an, bereits Zigaretten geraucht zu haben oder aktuell zu rauchen.

Prävalenz des Cannabiskonsums der 12 bis 17 Jährigen.
Bildquelle: BZgA Alkoholsurvey 2021

Im Gegenteil zum Alkoholkonsum und dem Rauchen hat sich der Anteil des Cannabiskonsums unter Jugendlichen in den letzten 12 Monaten sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Befragten leicht erhöht.

Trotz dieser erkennbaren Rückgänge des Drogenmissbrauchs bleibt es weiterhin essentiell, Jugendliche über den Umgang mit Drogen und die potenziellen gesundheitlichen und mentalen Folgen zu informieren, um diesen Rückgang auch beizubehalten. Als Lehrkraft ist es unheimlich wichtig, sich für die Prävention des Drogenmissbrauches an Schulen einzusetzen, um die Schüler:innen zu schützen. Als Präventionsmaßnahme kann das Thema und seine Gefahren in einem Unterrichtsthema näher gebracht werden. Es gibt jedoch auch verschiedene Projekte, die die Prävention anregen wollen.

BE SMART – DON’T START: Ein Wettbewerb als Präventionsprojekt

Startseiten-Bild der BE SMART Homepage.
Bildquelle: BE SMART

Der Klassenwettbewerb “Be smart – Don’t start” setzt sich in Form eines Klassenwettbewerbs zur Prävention des Rauchens ein. Seit über 20 Jahren wird dieser Wettbewerb bereits erfolgreich an Deutschlands Schulen durchgeführt. Der Wettbewerb richtet sich gezielt an die Klassen 6 bis 8 – da in diesem Alter die meisten Jugendlichen mit dem Rauchen beginnen – und möchte diese dazu bringen, rauchfrei zu bleiben und “Nein” zu Zigaretten, E-Zigaretten, Shishas, E-Shishas, Tabak und Nikotin zu sagen.

Für die Teilnahme am Wettbewerb müssen die teilnehmenden Schüler:innen einer Klasse alle zustimmen und vertraglich den Regeln einwilligen, in dem angegebenen Zeitraum rauchfrei zu bleiben und dies monatlich der Wettbewerbszentrale zu melden. Gewinner können unter anderem 5.000 Euro für die Klassenkasse gewinnen. Ziel des Wettbewerbs ist es, das Rauchen bei Jugendlichen zu verhindern oder so weit wie es geht hinaus zu zögern. Über die spezifischen Regeln, Ziele und Gewinne und wie ihr euch bei dem Wettbewerb anmelden könnt, erfahrt ihr hier.

Falls Sie das Gefühl haben, dass einer ihrer Schüler:innen Drogen missbraucht, sollten sie auf jeden Fall ihre Hilfe anbieten; jedoch ist dies mit Vorsicht zu begehen und jeder Fall individuell zu berücksichtigen, da nicht alle Umstände und Situationen gleich sind. Die GEW zeigt dafür in diesem Artikel Beispiele aus realer Präventionsarbeit.

Wurdet Ihr in Eurer Bildungseinrichtung bereits mit dem Thema des Drogenmissbrauches konfrontiert? Wie schätzt ihr den Wettbewerb BE SMART als Präventionsmaßnahme ein und würdet ihr eurer Klasse die Teilnahme an so einem Projekt vorschlagen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

Das war der #GEWTAG22

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kam vom 21. bis 24. Juli in Leipzig zusammen, um auf dem außerordentlichen Gewerkschaftstag 2022 neue Anträge zu verabschieden und über drängende Themen der Bildungslandschaft zu debattieren.
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Kornelius Kindermann
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June 2022
25.6.2022
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Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kam vom 21. bis 24. Juli in Leipzig zusammen, um auf dem außerordentlichen Gewerkschaftstag 2022 neue Anträge zu verabschieden und über drängende Themen der Bildungslandschaft zu debattieren. Der Gewerkschaftstag ist dabei das höchste Beschlussgremium der GEW, auf dem 432 Delegierte über die Positionen der GEW zu bildungs- und tarifpolitische Themen entscheiden. Die wichtigste Forderung der GEW ist dabei die Herabsetzung der Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden, damit Lehrer:innen mehr Zeit haben, qualitativ guten Unterricht vorzubereiten. Eine Reduzierung der Pflichtstunden sei der „Schlüssel zur Entlastung“, sagte der GEW-Experte für Tarif- und Beamtenpolitik, Daniel Merbitz. Die GEW liefert selbst eine Übersicht zu den Themen der Sitzungen, diese findet Ihr hier und hier.

Die wichtigsten Aspekte des Gewerkschaftstags in Kürze zusammengefasst:

Fachkräftemangel und Entlastung der Lehrkräfte

„In den kommenden fünf bis sechs Jahren fehlen uns 200.000 Beschäftigte in der frühkindlichen Erziehung und 250.000 in den Schulen“, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern bereits vor dem Auftakt des Gewerkschaftstages. Dieser Missstand habe zwei Konsequenzen: Vorhandene Lehrkräfte seien überlastet, weswegen Reformen im Lehrberuf gefordert werden, außerdem solle der Lehrberuf attraktiver gemacht und Qualifikationshürden abgebaut werden.

Hierfür setzte sich auch die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahim ein. Sie sicherte der GEW Unterstützung für zahlreiche bildungspolitische Vorhaben zu. Dazu zählten das Vorgehen gegen den Fachkräftemangel, die Stärkung der beruflichen Bildung, eine Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes, ein Wegfall des Schulgeldes bei der Ausbildung in Erziehungsberufen, eine Besoldung nach A13 für alle Schulformen, mehr politische Bildung an Schulen, eine BAföG-Strukturreform und das Engagement für ein Wissenschaftsentfristungsgesetz. Bund und Länder müssten nochmals an ihr Versprechen aus dem Oktober 2008 erinnert werden, die Ausgaben für Bildung und Forschung auf 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern.

Um den Teufelskreis aus Überlastung und Fachkräftemangel zu durchbrechen, setzte die GEW ihr Arbeitszeitpolitik außerdem konsequent fort: Die Delegierten stimmten für einen Antrag, der neben der Erwerbs- auch die Sorgearbeit, Weiterbildung sowie politisches und ehrenamtliches Engagement in den Blick nimmt. Eine Kernforderung bleibt die gewerkschaftliche Forderung nach einer Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. „Wir müssen Vollzeitbeschäftigung neu definieren“, betonte GEW-Vorstandsmitglied Frauke Gützkow. Außerdem fordert die GEW ein Recht auf Teilzeit sowie ein Rückkehrrecht auf Vollzeit in allen Organisationsbereichen. Dieser Einsatz für flexible Arbeitszeiten müsse mit dem Engagement gegen unfreiwillige Teilzeit und prekäre Arbeitsbedingungen einhergehen – Erzieher:innen und Lehrer:innen sollen sich Teilzeit auch leisten können.

Außerdem fordert die GEW ein einphasiges und duales Masterstudium als zweiten Regelweg zum Lehramt an berufsbildenden Schulen, um zusätzliche Fachkräfte auszubilden. Für das duale, einphasige Lehramtsstudium sollten mindestens drei Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt werden. Das Studium selbst solle je nach Vorqualifikation zwei bis vier Jahre dauern.

„Ungleiches ungleich behandeln“ – Chancengleichheit in der Bildung

Um die Löcher in der Bildungslandschaft zu stopfen erklärte die GEW das Motto „Ungleiches ungleich behandeln“ zur Methode. Überforderte oder schlechter situierte Schulen müssten mehr Förderung erhalten. Dies geht mit der Warnung vor einer Erosion von Chancengleichheit einher: Kinder müssten in ganz Deutschland die selbe Chance auf die selbe Bildung haben, ein Grundsatz, der durch stark unterschiedlich leistungsfähigen Schulen bedroht ist. Während Deutschlands Schulen jedes Jahr 50.000 Jugendliche ohne Abschluss entließen habe sich diese Zahl in den vergangenen beiden Pandemiejahren verdoppelt. Dies steht in Verbindung mit den zum Teil nur mangelhaft finanzierten digitalen Bildungsangeboten der Schulen.

Bundeskanzler Olaf Scholz sprach per Videobotschaft ebenfalls auf dem Gewerkschaftstag und sprach genau diese drohende Ungleichheit an: „Wir brauchen ein Bildungssystem, das jedem und jeder die Chancen auf einen Bildungsweg eröffnet, den er oder sie einschlagen möchte“, sagte Scholz in seiner Videobotschaft. „Gute Bildung darf nicht von der Herkunft, dem Geldbeutel oder dem Wohnort abhängen.“. Zudem verwies er darauf, dass jeder Bildungsabschluss wichtig sei und anerkannt gehöre. Es müsse nicht immer das Abitur und ein Hochschulstudium sein, auch eine Berufsausbildung sei eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Bildungsweg.

Videobotschaft des Bundeskanzlers Olaf Scholz an die GEW
Quelle: Youtube

Um die Bildungsgleichheit zu gewährleisten verabschiedeten die Delegierten unter anderem einen Dringlichkeitsantrag, der eine deutliche Erhöhung der studentischen Ausbildungsförderung auf 1.200 Euro fordert. Aktuell liegt der Höchstbetrag bei monatlich 752 Euro (mit Zuschlag zu Kranken- und Pflegeversicherung bei 862 Euro). Das sogenannte BAFÖG solle außerdem elternunabhänger gestaltet werden, die GEW sieht dort erheblichen Nachbesserungsbedarf in der Bundespolitik.

Verschärfte Positionierung zu aktuellen politischen Themen

Auch aktuelle politische Diskurse fanden ihren Platz auf dem Gewerkschaftstag. Die Ukrainekrise veranlasste die GEW noch einmal im Besonderen dazu, die Voraussetzungen für eine schnellstmögliche Integration Geflüchteter zu fordern. Bund und Länder sollten die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen in Kitas, Schulen und Hochschulen, sowie eine berufliche Qualifizierung ermöglichen. Der Krieg in der Ukraine habe Millionen Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, in die Flucht gezwungen. Deutschland und seine Bildungseinrichtungen müssten ein sicherer Zufluchtsort für alle Geflüchteten sein.

Beschlossen wurde außerdem der Antrag „Es gibt keine Arbeit auf einem toten Planeten – für ein lebendiges Klima in Lehre und Forschung“. Künftig will sich die GEW noch stärker in Debatten über die Folgen des Klimawandels für Hochschulen und Forschungsinstitute, die zugleich auch Lehr- und Lernorte seien, einmischen. Der Begriff Klima wird dabei weit gespannt und zusammen mit sozialer Gerechtigkeit gedacht: Klimaschutz sei mehr als Energiesparen und Müllvermeidung, eine sozial-ökologische Transformation brauche vielmehr ein ganzheitliches Konzept. Hochschulen und Forschungsinstitute müssten dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Dieser Vorstoß der GEW liegt auf einer Linie mit einer Positionierung und Engagement gegen Kinderarbeit. Seit 2011 engagieren sich Ehrenamtliche der GEW-Stiftung „fari childhood“ auf diesem Feld. „Der Kampf gegen Kinderarbeit gehört zur DNA jeder Gewerkschaft“, sagt Marlis Tepe, Vorstand der Stiftung, die dieses Jahr mit Standing Ovations ihr Amt niederlegte. „Wir kämpfen für gute und faire Arbeitsbedingungen, und wir kämpfen auch politisch gegen Kinderarbeit“. Dass die GEW dabei gehört wird, zeige die Verabschiedung des deutschen Lieferkettengesetzes im zurückliegenden Jahr.

Eine weitere Frage der sozialen Gerechtigkeit bearbeitete die GEW mit den Forderungen, Kinder aus der Armut zu holen und soziale Arbeiter:innen an Schulen zu stärken. „Jedes Kind in Deutschland soll gute Chancen auf Teilhabe und Bildung haben, und zwar von Anfang an“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) in ihrer Videobotschaft an die Delegierten des GEW-Gewerkschaftstages. Dies will die Ministerin durch ein Qualitätsentwicklungsgesetz und bundesweite Standards erreichen. Mit einem Investitionsprogramm in Höhe von 2,75 Milliarden Euro werde der Bund Länder und Kommunen bei einer zuverlässigen und guten Ganztagsbildung unterstützen, auch, um neue Fachkräfte für eine gute Ganztagsbildung zu gewinnen.

Was haltet Ihr von den Forderungen der GEW? Sind sie umsetzbar, sind sie sinnvoll? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare!

#studentsnotproducts – Datenschutzverstöße von EdTechs in der Kritik

Digitale Klassenzimmer und Tools sind während des Homeschoolings in der Pandemie unentbehrlich geworden. Die Softwarelösungen ermöglichen es Lehrkräften ihren Unterricht schnell und unkompliziert von zu Hause aus abzuhalten.
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Jakob Rittmaier
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June 2022
25.6.2022
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Digitale Klassenzimmer und Tools sind während des Homeschoolings in der Pandemie unentbehrlich geworden. Die Softwarelösungen ermöglichen es Lehrkräften ihren Unterricht schnell und unkompliziert von zu Hause aus abzuhalten. Darüber hinaus lassen sich Lerninhalte so spannend und zeitgemäß vermitteln. Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch hat nun 164 Produkte im Hinblick auf die Einhaltung des Datenschutzes getestet. Das Ergebnis ist erschreckend: 149 der getesteten Applikationen, also 89 Prozent, sammeln offenbar Daten ihrer jungen User:innen.

Schüler:innen kommen um Nutzung von EdTech teilweise nicht herum

Das Tech-Unternehmen an den Nutzerdaten ihrer Kunden verdienen ist kein Geheimnis. Wer beispielsweise in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, wird das unangenehme Gefühl kennen andauernd mit scheinbar personalisierter Werbung zu gebombt zu werden. An diesen Umstand haben wir uns längst gewöhnt. Seiten wie Instagram und Co. sind kostenfrei, weil wir nun mal mit unseren persönlichen Daten bezahlen. Deutlich schwieriger wird es hingegen bei Programmen, die im Unterricht genutzt werden sollen. Denn hier ist die Nutzung der Software teilweise unvermeidbar, um überhaupt richtig am Unterricht teilnehmen zu können. Dies trifft auch auf einige der betroffenen Programme zu. Human Rights Watch kritisiert dabei insbesondere, dass die betroffenen EdTech-Produkte von 49 Regierungen weltweit gefördert wurden.

Welche Informationen wurden gesammelt?

Human Rights Watch gibt in der Analyse auch einen Überblick über die Art der gestohlenen Daten: So zeichnen die Tools beispielsweise auf, zu welchen Zeitpunkten sich die Schüler:innen in die Apps einloggen und was sie dort machen. Auch die Kontakte zwischen den Schüler:innen werden ausgewertet, genauso von welchem Endgerät aus die Software genutzt wird. Darüber hinaus könnten die Daten mit andernorts gesammelten Informationen kombiniert werden, um beispielsweise Rückschlüsse über Vorlieben oder gar die Persönlichkeit der Nutzer:innen zu ziehen. So lässt sich ein detailliertes Profil über die User:innen erstellen, welches sich zu Werbezwecken nutzen lässt. Ein No-Go für die Organisation: “Kinder sollten in der Schule sicher sein, egal ob vor Ort oder Online,” kommentierte Hye Jung An, Mitarbeiterin im Bereich Kinderrecht bei der Human Rights Watch, die Ergebnisse. Die NRO wirft sowohl den EdTech-Unternehmen als auch den verantwortlichen Regierungen schwere Verletzungen der Persönlichkeitsrechte vor

Betroffene Anwendungen

Alle 149 der betroffenen Produkte und Hersteller aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, deshalb wollen wir hier nur eine Auswahl der bekanntesten Namen auf der Liste geben: Scharf kritisiert wurde unter anderem die Adobe Connect App, eine Anwendung mit der sich Videokonferenzen abhalten lassen. Human Rights Watch entdeckte im Code der Software die Möglichkeit Telefonnummern von Nutzer:innen zu sammeln. Auch in Microsoft Teams und der beliebten Anwendung Moodle finden sich die selben sogenannten SDKs (Software Developer Kits) zum Sammeln von Daten. Human Rights Watch fordert die Regierungen in der Kampagne #studentsnotproducts auf, die Gesetze für den Datenschutz im Bereich eLearning zu verschärfen und Lücken, die einen solchen Missbrauch möglich machen, auszumerzen. Eine wichtige Forderung, da EdTech-Produkte mit der fortschreitenden Digitalisierung des Bildungssektors immer bedeutender werden.

Was sagt ihr zum Bericht? Benutzt ihr eines der betroffenen Produkte im Unterricht? Den kompletten Report der Organisation samt Forderungen zur Verschärfung des Datenschutzes findet ihr hier.

Digitale Grundbildung als neues Schulfach in Österreich

Das Schulfach Informatik ist in Österreich an den AHS (Allgemeinbildenden höheren Schulen) und an den Hauptschulen bereits seit Jahren spätestens ab der 9. Klasse ein fester Teil des Unterrichts.
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Anastasia Koulouri
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June 2022
24.6.2022
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Das Schulfach Informatik ist in Österreich an den AHS (Allgemeinbildenden höheren Schulen) und an den Hauptschulen bereits seit Jahren spätestens ab der 9. Klasse ein fester Teil des Unterrichts. Aufgrund von schulautonomer Regelungen kann die Informatik natürlich auch schon an einem früheren Zeitpunkt in den Unterricht integriert werden. Viele Schulen in Österreich, darunter auch das Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium Lichtenfels in Graz, bieten darüber hinaus freiwillige Informatik-Kurse für jüngere Schüler:innen an. Neben schuleigenen Initiativen, die das digitale Lernen fördern, möchte die  österreichische Bildungslandschaft jedoch nun einen neuen Schritt wagen.

Die digitale Grundbildung soll als Pflichtfach eingeführt werden

Ab kommenden Herbst soll die Teilnahme an solchen Kursen für die digitale Grundbildung an den Schulen Österreichs nicht mehr abhängig von der freiwilligen Teilnahme sein; “Digitale Grundbildung” soll tatsächlich als eigenes Pflichtfach eingeführt werden. Im Rahmen des Schulfaches sollen dabei Medienkompetenz, Anwendungskompetenz und informatische Kompetenz gelehrt werden.

Starten soll diese Grundbildung in den ersten bis zu den dritten Klassen der Mittelschulen, im Jahr darauf sollen auch die vierten Klassen folgen. “Digitale Grundbildung” soll vorerst mit einer Wochenstunde unterrichtet werden, Schüler:innen sollen im Voraus mit Laptops und Tablets ausgestattet sein.

Planung und Organisation des Schulfaches “Digitale Grundbildung”

Für die digitale Grundbildung hat das Bildungsministerium 150 neue Planstellen eingerichtet. Die Schulen müssen zunächst selbst entscheiden, wer die digitale Grundbildung unterrichten soll, da ein eigenes Lehramtsstudium für das Fach zwar geplant ist, aber noch in den Kinderschuhen steckt.  Der Vorsitzende der AHS-Gewerkschaft, die Gewerkschaft der allgemeinbildenden höheren Schulen in Österreich, Herbert Weiß, sieht dies jedoch nicht als mögliche Hürde an. Nach Angaben Weiß’ werde keiner Probleme haben, das Schulfach zu lehren, der schon davor die unverbindliche informatische Übung gelehrt hat, da der Lehrplan nahezu deckungsgleich sei. Informatiklehrer, so Weiß, die bis jetzt Informatik in Oberstufen gelehrt haben, könnten dies ja nun für das neue Schulfach für die jüngeren Jahrgänge übernehmen.

Das neue Schulfach bleibt umstritten

Verschiedene Akteure haben den Lehrplan für die “Digitale Grundbildung” begutachtet und Stellungnahme dazu bezogen. Dadurch kamen einige Kritikpunkte zusammen.

Kritik kommt von, Petra Missomelius, die in jener Arbeitergruppe die Vorarbeit der Lehrpläne geleistet hat. „Leider hat sich in der Rahmung und der Konkretisierung des Pflichtgegenstandes einiges geändert, das nicht in der Absicht der Lehrplan-Erstellenden lag“, so Missomelius. Sie fügt hinzu, dass wenn der Lehrplan wie Informatik 2.0 konzipiert sei, würden primär Informatiklehrkräfte unterrichten; jedoch soll es ein Schulfach sein, das auch z.B. Sprach- und Geographie Lehrkräfte unterrichten können.

Seitens der Wirtschaftskammer wird ebenfalls Kritik laut. Nach Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmenberatung, Buchhaltung und IT (UBIT), habe der vorliegende Entwurf des neuen Schulfaches „mehr mit der Vermittlung von Medienkompetenzen als mit echten Informatikkompetenzen zu tun, die von den Unternehmen dringend benötigt werden“. Er fordert die Umbenennung des Schulfaches in “Informatik und Digitale Grundbildung”.

Die Informatik-Fakultät der Uni Wien gibt ebenfalls an, dass der Lehrplan für ein einstündiges Schulfach, das an Mittelschulen unterrichtet werden soll, “überfrachtet” sei. Nach ihren Angaben soll die Medienbildung und -kompetenz im Rahmen anderer Schulfächer gelehrt werden.

Digitale Grundbildung an deutschen Schulen

Im Rahmen unserer Themenwoche “Didaktik”, die sich heute dem Ende neigt, haben wir bereits über einige Bildungskonzepte berichtet.

Auch in der deutschen Bildungslandschaft bleiben Diskussionen um die Festigung der digitalen Grundkenntnisse im Unterricht aktuell. Informatik wird in Deutschland noch nicht einmal in allen Bundesländern gelehrt und wenn, stellt es meistens ein Wahlpflichtfach dar. Letztes Jahr hat Lehrer News bereits über die Relevanz der Informatik als Pflichtfach in Deutschland berichtet. Anfang Juni wurde ebenfalls von der Entwicklung des digitalen Unterrichts in NRW berichtet und im März hat Lehrer News die Tech4Girls vorgestellt, eine Initiative, die informatische Grundkenntnisse bei jungen Mädchen fördern möchte. Ein Fach wie die “digitale Grundbildung” bleibt in Deutschland vorerst aber eine Vision für die Zukunft.

Wird an Eurer Schule aktiv der Umgang mit informatischen Kenntnissen gelehrt? Wünscht Ihr Euch eine bessere Lehre der digitalen Fähigkeiten an Eurer Schule und würdet Ihr so ein Konzept, wie das in Österreich, auch bei uns als nützlich einschätzen? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.

Humboldt, Hegel, Heydorn: Diese Bildungstheoretiker solltet ihr kennen

Der Begriff der Bildung ist in aller Munde und normalerweise positiv besetzt. Ein gewisser Grad an Bildung gilt als unerlässlich, um in der Leistungsgesellschaft bestehen zu können. Doch was ist eigentlich gemeint, wenn von Bildung die Rede ist? Ein Überblick
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Maximilian Pfab
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June 2022
23.6.2022
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Didaktik
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Der Begriff der Bildung ist in aller Munde und normalerweise positiv besetzt. Ein gewisser Grad an Bildung gilt als unerlässlich, um in der Leistungsgesellschaft bestehen und einen halbwegs selbstbestimmten Lebensweg beschreiten zu können. Doch was ist eigentlich gemeint, wenn von Bildung die Rede ist? Ein Überblick über drei verschiedene Bildungskonzepte.

Bildung an sich und damit den Gegenstand der Bildungstheorie(n) begrifflich zu definieren, ist eine gewagte Unternehmung, wie der Pädagoge Erich Weber 1999 bemerkte:

„Die Bedeutungsvielfalt des Bildungsbegriffs reicht von der weitesten Fassung, wonach ‚alles Leben bildet‘, bis zur engsten Auffassung von geistiger Bildung als lernende Auseinandersetzung mit überlieferten Kulturgütern […]. Die terminologische Verwirrung nimmt noch zu, wenn die allgemeine Menschenbildung von der speziellen (beruflichen) Ausbildung unterschieden wird.”

Die Inhalte, Ziele und Methoden der Vermittlung von „Bildung“ sind darüber hinaus dem Wandel gesellschaftlicher Verhältnisse unterlegen. Die folgende Auswahl stellt drei bedeutende Bildungstheoretiker aus dem 18./19. und 20. Jahrhundert vor und soll Interesse für die weitere Lektüre ihrer Werke wecken.

Humboldt und der Neuhumanismus

Trotz der Pluralität des Bildungsbegriffs besteht relative Einigkeit darüber, dass Wilhelm von Humboldt ein wichtiger Referenzpunkt für bildungstheoretische Diskussionen seit dem frühen 19. Jahrhundert war und ist. Humboldt, der wichtigste Protagonist des Neuhumanismus, definiert Bildung wie folgt:

„[A]lles, was Menschen Wert gibt, umfassenden Zweck […]; höchste Mannigfaltigkeit in der Ausbildung, Sinn für Gabe und Genuß […], und dann Kraft genug, die höchste Mannigfaltigkeit aufs höchste zu vereinfachen, das Viele immer auf das Eine zu beziehen, in jedem einzelnen immer Seiten zu finden, wo es mit allem zusammenschmilzt“.

Schon Humboldt begriff Bildung also als etwas umfassendes. Charakteristisch für die Neuhumanisten ist ihr Bestreben, die den Menschen innewohnenden Potentiale und Talente in jedweder denkbaren Form zu erwecken und zu fördern. Dieser Prozess kann sich, im Bemühen der menschlichen Individualität entsprechen zu wollen, nicht entlang eines für alle gleichermaßen geltenden, extern vordefinierten Ideals vom gebildeten oder zu bildenden Subjekt vollziehen. Stattdessen ist Selbstbildung eine notwendige Bedingung zur Erreichung dieses Ziels. Eine Selbstbildung, die das Individuum jedoch nicht im luftleeren Raum, sondern in einer Wechselbeziehung mit der Außenwelt zu leisten hat: „In dem Tätigsein seiner Vermögen ändert der Mensch die Welt, und als neues Objekt der Vermögen wirkt die veränderte Welt auf den Menschen zurück“. Durch Humboldts Gedanken schimmert schließlich der Geist der Aufklärung: Bildung heißt nach seinem Verständnis nicht, die Menschen von oben herab zu etwas zu erziehen, sondern ist die Folge freier Entscheidung und selbstbestimmten Handelns freier Individuen.

Die weiteren Diskussionen zum Wesenskern der Bildung befassten sich im 18. und 19. Jahrhundert allerdings stärker mit der Frage, wie eine gegenwartsorientierte Bildung auszusehen habe. Die Neuhumanisten wiesen eine starke Affinität zu antiken Bildungsidealen auf, samt einem starken Fokus auf die lateinische und altgriechische Sprache. Überhaupt erscheint Humboldts Vorstellung, die mannigfaltigen Kräfte der Individuen durch Bildung, beziehungsweise die Möglichkeit zur Selbstbildung, zu mobilisieren, nur sehr bedingt mit den praktischen Erfordernissen der Moderne vereinbar. Dementsprechend fand der Individualismus des wohl bekanntesten Bildungstheoretikers im 19. Jahrhundert wenige Anhänger.

Die Bildungstheorie G.W.F. Hegels

Einen im Lichte der Industrialisierung und Herausbildung der Nationalstaaten stärker realitätsbezogenen Ansatz findet sich in Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770-1831) Bildungstheorie. Das Individuum soll in einem Bildungsprozess animiert werden, sich Wissen über die Welt anzueignen. Erst dadurch ist es befähigt sein Handeln als ein von Eigeninteresse geleiteter homo oeconomicus, aber auch als homo politicus mit staatsbürgerlichem Bewusstsein für das Gemeinwesen, schrittweise zu reflektieren. Erst indem das Individuum sich qua Aneignung von Wissen zu Reflexionen über die Widersprüchlichkeit seiner eigenen Rolle – einerseits als von Eigeninteressen geleiteter bourgeois in der ökonomischen Sphäre, andererseits als citoyen – befähigt wird, wird es in die Lage versetzt, kritische Urteile zu fällen. Die durch Bildung zu erreichende Urteilsfähigkeit animiert schließlich dazu, auch die eigene Identität in der kritischen Auseinandersetzung mit der Außenwelt erst zu hinterfragen und schließlich neu zu bilden. Diese Neubildung der eigenen Identität findet im Bildungsprozess statt, in dem das Wissen über die Welt und die eigene Rolle in ihr fortwährend reflektiert, überprüft und erweitert wird. Dazu schreibt der Erziehungswissenschaftler Georg Zenkert: „Indem [das Individuum] in der Sphäre der Gesellschaft seine privaten Präferenzen verfolgt, findet es im Staat als dem Gemeinwesen seine Identität, die Garantie für rechtliche Verhältnisse und die Bedingungen der Kooperation mit anderen.”

Das Bild zeigt eine Gedenktafel für Hegel in Berlin

Anders als bei Humboldt ist die Grundlage von Bildung hier nicht die Individualität des Einzelnen und ihr Ergebnis nicht die möglichst umfängliche Entfaltung seiner individuellen Potentiale. Stattdessen geht es Hegel um die Emanzipation des Individuums von einer ich-bezogenen Identität mittels Bildung und um seine Eingliederung in die politische und ökonomische Sphäre. Das bedeutet aber keineswegs, dass das hegelsche Bildungskonzept anti-individualistisch ausgerichtet wäre: Erst der gebildete Mensch ist befähigt, ihm auferlegte Konventionen, Regeln und Verhältnisse zu verstehen und zu kritisieren, weil er in der Lage ist, seine eigene Existenz im Kontext einer sein Denken und Handeln prägenden Umwelt, zu verstehen.

Heydorn und die Kritische Bildungstheorie

Die beiden beleuchteten Bildungstheorien Humboldts und Hegels beinhalten verschiedene positive Aspekte von Bildung: Die Selbstwerdung des Individuums, die Entfaltung seiner Fähigkeiten, Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung. Mit dem Sprung ins 20. Jahrhundert und zu Heinz-Joachim Heydorn (1916-1974) wird Bildung auch als soziales Gut verstanden, als Fähigkeit der (politischen) Mitbestimmung und als Fähigkeit, solidarisch zu denken und zu handeln. Bereits bei Hegel findet der Bildungsprozess des Menschen ausdrücklich in einem gesellschaftlichen Kontext statt. Wie der deutsche Idealist Hegel ist Heydorn ein Kind seiner Zeit, in seinem Fall der jungen Bundesrepublik. 1946 ist er Mitbegründer und erster Bundesvorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS). Er war früh darauf bedacht, die politischen Kräfteverhältnisse in Westdeutschland zu ändern. Es ist demnach nur konsequent, dass Heydorn diesem Anspruch und dem Wunsch nach Veränderung während seiner wissenschaftlichen Karriere ab den 1950er Jahren treu blieb.

Wie der Terminus nahelegt, ist es Anspruch der Kritischen Bildungstheorie, die zeitgenössischen und historischen Bildungsideale einer gründlichen Kritik zu unterziehen. Das zentrale Ergebnis dessen lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: „Bildung ist ein ebenso mächtiges Instrument der Veränderung, wie sie Instrument der Stabilisierung ist“. Das erscheint paradox, wird doch dem gleichen Gegenstand, der Bildung, eine diametrale Wirkung zugesprochen. Sie wird beschrieben als potentielles Mittel der Konservierung des Bestehenden, gleichzeitig aber der Veränderung. Die Feststellung Bildung sei ein potentielles Instrument zur Stabilisierung eines bestehenden Herrschaftssystems, impliziert bereits den Zusammenhang zwischen Bildung und Herrschaftsverhältnissen. In einer seiner zentralen Schriften, „Über den Widerspruch von Bildung und Herrschaft“, beschreibt Heydorn den Wandel der Formen und Funktionen von Bildung in verschiedenen Gesellschaftsformen. In der bürgerlich-kapitalistischen Phase der Menschheitsgeschichte erhält Bildung schließlich eine institutionalisierte Form und Reproduktionsfunktion. Heydorn sieht im Bildungssystem seiner Zeit ein enormes emanzipatorisches Potential. Die Bildung, nicht nur kleiner Teile der Bevölkerung, sondern aller in Form der allgemeinen Schulpflicht, bietet die Grundlage, die Unmündigkeit der Massen zu überwinden. Sie bietet Pädagog:innen außerdem Räume kritischen Denkens. Anstatt eines, die Sozial- und Klassenstruktur der alten BRD reproduzierenden, dreigliedrigen Schulsystems, plädierte Heydorn für eine integrative Gesamtschule.

Bildungstheorie im Laufe der Zeit

Bildung kann aus verschiedenen Perspektiven theoretisch gedacht werden. Sie war Thema der antiken Philosophie, von mittelalterlichen Theologen, der Aufklärung und der Moderne. Auch Humboldts, Hegels oder Heydorns Werk kann nicht isoliert von der begriffsgeschichtlichen Entwicklung von Bildung und der Weiterentwicklung von Bildungstheorien gedacht werden. Sind bei Humboldt antike Bezüge prägend (Aristoteles), so ist es in Hegels Bildungskonzept Rousseau mit seiner Unterscheidung zwischen dem Menschen als ökonomisch denkenden Bürger/Bourgeois und Citoyen als politischem Wesen. Heydorns Bildungstheorie fußt letztlich auf einer Analyse der Herrschaftsverhältnisse mehrerer Jahrtausende, von der antiken Welt bis zur modernen bürgerlichen Gesellschaft. Die historischen Bezüge der Bildungstheorie führen vor Augen, dass bildungstheoretisches Denken auch in Zukunft unverzichtbar sein wird.  

Mehr zu Bildungstheorie findet ihr im Rahmen unserer Themenwoche Didaktik in diesem Artikel. Was denkt ihr, welche Bildungstheoretiker:innen sind für unsere Zeit besonders inspirierend und warum? Wie sollte Bildung heutzutage gedacht werden? Hinterlasst gerne einen Kommentar!

Das Bildungsideal der Aufklärung: Aktuell auch in Zeiten der Digitalisierung

Im Rahmen unserer Themenwoche Didaktik wollen wir uns heute mit dem Bildungsideal der Aufklärung auseinandersetzen. Bildungsideale wie dieses haben heutzutage nicht den besten Ruf; scheinen irrelevant...
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Jérôme Seibert
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June 2022
22.6.2022
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Im Rahmen unserer Themenwoche Didaktik wollen wir uns heute mit dem Bildungsideal der Aufklärung auseinandersetzen. Bildungsideale wie dieses haben heutzutage nicht den besten Ruf; scheinen irrelevant. In der auf Hochglanz polierten Welt des Digitalen fristen sie ein tristes Dasein auf verstaubten Regalen.

Dabei haben sie gerade wegen der Digitalisierung eine neu gewonnene Relevanz, der wir uns heute auch widmen wollen. Die umfassenden Veränderungen durch die zunehmende Vernetztheit der Welt, werden auch Schüler:innen vor Herausforderungen stellen. Wenn man sich also im schulischen Kontext damit beschäftigt, sollte man zumindest eine Vorstellung davon haben, warum man dies tut und wie.

Bildung – eine Utopie

Doch zunächst muss geklärt werden, was ein Bildungsideal überhaupt ist, welches wir beherzigen sollten und warum sie vielleicht nicht ganz zu Unrecht einen mittelmäßigen Ruf haben.

Wie der Name schon nahelegt, sind Ideale niemals vollständig Wirklichkeit, sondern stets die Formulierung einer Wunschvorstellung. Sie sagen nicht, was Bildung ist, sondern was und wie sie sein sollte und welchen Zweck sie haben sollte. Diese Frage wird seit Menschengedenken kontrovers diskutiert und es verwundert nicht, dass gerade in Utopien, die ja einen Wunschort darstellen, Bildung und Wissensvermittlung zum Thema gemacht werden.

Schon in Platons „Der Staat“ nimmt die Bildung der Menschen einen großen Raum ein. Alle Bürger:innen des Staates sollen gebildet werden. Insbesondere die “Wächter”, also die Armee, soll umfassend gebildet sein, um ihrer Aufgabe charakterlich gewachsen zu sein. Weltberühmt ist natürlich das  Höhlengleichnis, das aufzeigen soll, wie sich der Mensch durch Erkenntnis und Bildung selbst befreien kann (hier findet ihr ein Video von TED-Ed zum Höhlengleichnis).

Auch in anderen berühmten Utopien hat Bildung einen hohen Stellenwert. In Thomas Morus „Utopia“, das dem Genre seinen Namen gab, ist das Besuchen von Vorlesungen eine beliebte Freizeitaktivität – eine Vorstellung, die angesichts von Anwesenheitspflichten und dem Jagen nach ECTS-Punkten an Universitäten fast schon komisch anmutet.

Im „Sonnenstaat“ von Tommaso Capanella ist Bildung gar so wichtig, dass die gesamte Architektur der Stadt darauf ausgerichtet ist, das umfassende Wissen der Bewohner:innen darzustellen, denen außerdem regelmäßig aus einer Art Bibel der Wissenschaft, dem Buch „Weisheit“, vorgelesen wird. Francis Bacon wiederum erhebt in „Neu-Atlantis“ das Streben nach Wissen gar zur Staatsräson und die Wissenschaft ist Leuchtturm seines fiktiven Königreiches.

Es ist also oftmals im Fiktionalen, dass Wissen und Bildung gelobt und bejubelt wird. Utopien sind dabei auch Kritiken an bestehenden Verhältnissen. Damit haben Bildungsideale auch eine negative Qualität, sie befürworten nicht nur eine bestimmte Art der Erziehung und Bildung, sondern entstehen oft als Gegenentwürfe zu den jeweils herrschenden Bildungssystemen, zielen darauf ab, diese zu kritisieren.

Dieser kleine Exkurs verrät aber noch nichts über den Inhalt dieser Ideale oder dem wirkmächtigsten aller Bildungsideale: dem der Aufklärung. Denn dieses ist es, dass auch heutzutage von Bedeutung sein sollte, aber diese zunehmend zu verlieren scheint. Was also ist das Bildungsideal der Aufklärung?

Das Bildungsideal der Aufklärung

Die Aufklärung des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts stellte den Menschen, das Individuum, in den Mittelpunkt. Aufgeklärt zu sein heißt, selbstbestimmt handeln zu können und nicht abhängig zu sein von Autoritäten. „Aufklärung ist“, wie es bei Kant bekanntermaßen heißt, „der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“.  “Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen”, ist daher der Leitspruch der Aufklärung.

Bildung ist dabei zum einen der Schlüssel zum Erlangen der Mündigkeit, der Fähigkeit selbstverantwortlich in Freiheit und Selbstbestimmung in der Welt zu Handeln.

Die Strahlkraft des Humboldtschen Bildungsideal lässt nach.
Quelle: Wikipedia Commons

Zum anderen aber hat Bildung in diesem Verständnis einen Wert an sich, der nicht unmittelbar an ökonomische Nützlichkeiten gebunden ist. Bis heute prägt insbesondere die Konzeption des preußischen Reformers Wilhelm von Humboldt diese Vorstellung. Im Humboldtschen Bildungsideal zielt der “allgemeine Schulunterricht auf den Menschen überhaupt”. Allen Menschen soll unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Klasse die gleiche Bildung zur Verfügung stehen. Daher setzte sich Humboldt für ein Bildungssystem ein, das ohne Ansehen der Herkunft, Schüler:innen fördern sollte und forderte die Unabhängigkeit der Wissenschaft.

Ziel jeder Bildung ist für Humboldt die “Anregung aller Kräfte des Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität und Persönlichkeit zu führen”. Auch gebe es “gewisse Kenntnisse, die allgemein sein müssen, und noch mehr eine gewisse Bildung der Gesinnungen und des Charakters, die keinem fehlen darf”. Wer in so einem Sinne zum aufgeklärten Menschen gebildet wird – glaubte Humboldt – werde keine Probleme haben, auch im Berufsleben Erfolg zu haben.

Daher schade es beispielsweise dem Tischler nicht, ein wenig Griechisch gelernt zu haben und dem Gelehrten nicht, ein wenig tischlern zu können, meinte Humboldt. Von dieser Vorstellung scheint jedoch abgesehen von der Einheit von Forschung und Lehre wenig übrig geblieben zu sein. Warum eigentlich?

Die Ökonomisierung der Bildung

Das liegt unter anderem daran, dass Schule und Bildung immer mehr unter Gesichtspunkten der Wirtschaft und der Selbstoptimierung gesehen werden. Immer mehr wird darauf abgezielt, Schüler:innen zu kompetenten Arbeitskräften auszubilden, die die Bedürfnisse der Wirtschaft ideal befriedigen können.

Während an den Universitäten vom universalistischen Bildungsanspruch nicht mehr viel übrig ist, da Studierende durch Regelstudienzeiten und Creditpointsystemen immer mehr eingeengt werden, lernen schon Kindergartenkinder Fremdsprachen.

Letzteres nicht, um Kindern die Schönheit von Sprachen näher zu bringen, sondern wohl eher weil es ein “Asset” auf dem Arbeitsmarkt darstellt, wenn man mehrsprachig ist. Auch die Schulen selbst sind Teil dieser Entwicklung. Sinnbildlich stehen dafür die immer wieder vorgebrachten Forderungen, Schüler:innen sollen lieber lernen, wie man Versicherungen abschließt oder Steuererklärungen abgibt, statt, um ein beliebtes Beispiel zu nennen, Gedichte zu analysieren.

Nun ist es selbstverständlich, dass Schulen ihre Schüler:innen gut auf das zukünftige (Berufs-)Leben vorbereiten sollen und es nicht prinzipiell problematisch ist, wenn eine Vierjährige französisch lernt oder man im Sachkundeunterricht über Bewerbungen spricht. Doch die zunehmende Fokussierung auf diese Aspekte führt dazu, dass alles nicht unmittelbar Verwertbare aus Schule und Unterricht zu verschwinden droht.

Natürlich ist es im Grunde müßig, Schüler:innen Literatur oder Geschichte zu vermitteln. Ebenso müßig mag es sein, Kindern etwas über die Entstehung von Sternen beizubringen, wenn dies keinen unmittelbaren Bezug zu ihrem künftigen Berufsleben hat. Aber sollte nicht auch in der Schule “Müßiges” vermittelt werden, das vielleicht einen eigenen Wert hat? Eine demokratische Gesellschaft sollte aus mündige, selbstständige Bürger:innen mit vielfältigen Interessen und lebhafter Kreativität bestehen und die bekommt sie nicht, wenn sie ihren Kindern hauptsächlich beibringt, wie man Formulare ausfüllt oder Steuern spart.

Allerdings müssen sich jene, die sich auf humanistische Prinzipien berufen, auch an die eigene Nase fassen. Zu oft versteckt sich dahinter elitäre Vorstellungen, die der Gesellschaft und damit den Schüler:innen von oben herab verordnen wollen, welche Bücher zu lesen und welche Musik zu hören seien. Es verwundert nicht, dass der Ruf des aufklärerischen Ideals leidet, wenn es in den Dienst der eigenen Selbstherrlichkeit a la Marcel Reich-Ranicki oder Denis Scheck gestellt wird. Und auch die, die es gut meinen, beharren zu oft zu sehr auf dem Alten, zitieren stets Goethe und Schiller, haben keine Ahnung von den tatsächlichen Interessen und Wünschen der Schüler:innen und wittern bei allem Neuen gleich Kulturverfall. Doch die vielfältigen neuen Ausdrucksformen, die durch die Digitalisierung ihren Weg in die breite Öffentlichkeit finden, sind nicht per se schlecht, natürlich nicht.

Digitale Aufklärung

Das führt schließlich zum Zustand der Digitalisierung des Unterrichts. Auch hier dominieren Forderungen, die darauf abzielen, Schüler:innen zu kompetenten Arbeitskräften der Zukunft zu machen. Doch sollte sich die Digitalisierung der Schulen tatsächlich darin erschöpfen, zu lehren, wie man ein bestimmtes digitales Werkzeug einsetzt? Deuten wir die aufklärerischen Ideal für die Gegenwart neu, könnte man sagen: Nein, die Schüler:innen selbst müssen im Mittelpunkt des Digitalen stehen. Es muss darum gehen, ihnen die Mittel an die Hand zu geben, um auch im Digitalen mündig agieren zu können.

So meint etwa Dr. Harald Gapski, Forschungsleiter des Grimme-Instituts: “Seit der Aufklärung ist Bildung eng mit Prinzipien der Vernunft, Mündigkeit und Emanzipation verbunden”. Er fordert, dass “aufklärerische und nicht-zweckfunktionale Bildungsziele in ihren erkenntnisbezogenen, ethisch-moralischen und politischen Ausprägungen” verstärkt Eingang in die Schule finden sollten, um so kritische Bildung zu fördern.

Anders ausgedrückt: Schule muss es primär ermöglichen, dass Schüler:innen mündige, souveräne Bürger:innen in der digitalen Welt werden können. Es spricht nichts dagegen, Kindern und Jugendlichen beispielsweise das Programmieren beizubringen, aber es sollte gefragt werden, zu welchem Zweck das geschieht. Geht es hauptsächlich darum, den großen Tech-Konzernen Arbeitskräfte bereitzustellen oder darum Schüler:innen die Möglichkeit zu gewähren, informiert über die Anwendung neuer Technologien nachzudenken? Schüler:innen sollten (sowie alle Menschen) im Sinne Kants als Zweck an sich behandelt werden, nicht als bloßes Mittel.

Es sollten Räume geschaffen werden, in denen kritisch und reflektiert über die Anwendung künstlicher Intelligenz, Big Data etc. nachgedacht werden kann. Um Humboldts Beispiel des Tischlers und Gelehrten zu aktualisieren: Es schadet dem künftigen Journalisten nicht, etwas vom Programmieren zu verstehen und es hilft der künftigen Programmiererin, sich einmal mit Moralphilosophie beschäftigt zu haben.

Auch das humanistische Element des aufklärerischen Bildungsverständnis kann selbstverständlich erhalten bleiben. Es spricht nichts dagegen, die Kreativität, die in Computerspielen, digitaler Kunst und digitalen Communities steckt, im Deutsch- oder Kunstunterricht aufgeschlossen zu thematisieren.

Bedeutender ist aber der Wunsch, Bildung allen gleichberechtigt zukommen lassen zu wollen. Das war zu Humboldts Lebzeiten nicht der Fall und ist es auch heute nicht. Die Digitalisierung bietet die Möglichkeit, mit neuen Methoden etwas gegen die andauernde Bildungsungleichheit in Deutschland zu tun. Dies aber ist kein Selbstläufer, sondern verlangt ein ehrliches Bekenntnis zu diesem Ideal.

Solche Vorstellungen mögen utopisch klingen, aber es sind ja eben die Utopien, in denen idealistische Bildungskonzepte ihren Platz haben.

Gehirngerechtes Lernen – warum “Pauken” der falsche Weg ist

Unter “Gehirngerechtem Lernen” versteht man heutzutage Lernmethoden, die sich für die Struktur unseres Gehirns wesentlich besser eignen als der klassische “Frontalunterricht”, der auf das Auswendiglernen und Wiederholen von Lektionen setzt.
Von
Kornelius Kindermann
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June 2022
21.6.2022
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Unter “Gehirngerechtem Lernen” versteht man heutzutage Lernmethoden, die sich für die Struktur unseres Gehirns wesentlich besser eignen als der klassische “Frontalunterricht”, der auf das Auswendiglernen und Wiederholen von Lektionen setzt. Mitbegründet wurde dieser Denkansatz von der 2011 verstorbenen Bestsellerautorin Vera F. Birkenbihl. Sie selbst brach das Gymnasium ab, studierte dann jedoch in den USA Psychologie und Journalismus, wobei sie mit den bahnbrechenden Veröffentlichungen von Roger Sperry in Kontakt kam.

Der Psychologieprofessor erhielt 1981 den Nobelpreis für seine Beschreibung der unterschiedlichen Funktionsweise der rechten und linken Gehirnhälfte. Auf dieser Forschung baute Birkenbihl eine überaus erfolgreiche Karriere als Rednerin, Mentorin und Autorin auf, die sich inhaltlich mit neuen Wegen, zu Lernen auseinander setzte. Dass beim klassischen Schulunterricht nämlich “nichts hängen blieb”, bemerkte Birkenbihl schon in ihrer eigenen Zeit als Schülerin. Ausgehend vom Erlernen neuer Sprachen entwickelte sie Methoden und Übungen, die versprachen, die Lernkapazitäten unseres Gehirns besser mit einzubeziehen.

Die Kommunikation der Hirnhälften

In Bezug auf Sperrys Arbeit nutzte Birkenbihl eine heutzutage recht bekannte Diversifizierung des Gehirns: So ist die rechte Gehirnhälfte oder Gehirnhemisphäre primär für Logik, Rechnen und ähnliches zuständig, die linke Gehirnhemisphäre für Kreatives, Imagination und Emotion. Wahrscheinlich ist Ihnen selbst auch schon einmal das Bild untergekommen, in dem ein Querschnitt des Gehirns gezeigt wird, welches auf der einen Seite sehr bunt und kräftig gemalt ist, während es auf der anderen Seite sehr fein, ordentlich und schwarzweiß dargestellt wird. Die Popularisierung solcher Symbolbilder ist unter anderem Vera Birkenbihl zu verdanken.

Gehirnhälften grafisch dargestellt

Die Trennung der beiden Gehirnhemisphären in der Popkultur

Hier muss allerdings eingeschoben werden: Dies stellt eine erhebliche Reduktion und Generalisierung tatsächlicher Forschungsergebnisse dar. Es stimmt zwar, dass die Funktionsweise unseres Gehirns asymmetrisch verläuft, einem derart einfach Schema folgt unsere Biologie jedoch nicht. Bereiche, die zum Beispiel für Kommunikation, Kreativität und Logisches Denken zuständig sind, verteilen sich über beide Gehirnhälften und stehen im engen Kontakt miteinander. Auch sind Schwerpunkte einzelner Bereiche nicht “immer” links oder rechts zu finden, dies ist je nach Person unterschiedlich und hängt zum Beispiel auch damit zusammen, ob eine Person Rechts- oder Linkshänder ist. Aus diesem Grund wurde Birkenbihl von der Fachpresse auch durchaus als “Populär-Psychologin” kritisiert – eine Abneigung, die auf Gegenseitigkeit beruhte und dazu führte, dass Birkenbihl und andere Autor:innen ihres Umfelds sich eher als eine Alternative zur klassischen medizinischen Forschung verstanden.

Dennoch: Daran, dass es für das Lernen wichtig ist, die spezifischen Eigenheiten des Gehirns zu nutzen, ist nichts falsch. Und so generalisiert Birkenbihls Ansatz auch war, sein Erfolg gibt ihm Recht. Unter der Prämisse der beiden verschiedenen Hirnhälften setzte Birkenbihl darauf, beide Bereiche – sowohl die Logik als auch die Kreativität – in den Lernprozess einzubinden. Die Schlüssel dazu sind Assoziation, Eigenständigkeit beim Lernen und Visualisierung. Statt ein Blatt mit Vokabeln darauf auswendig zu lernen, solle der Lernprozess mehrdimensional gestaltet werden: Bilder und Wörter werden miteinander verbunden, möglicherweise kann eine Geschichte mit den Vokabeln erzählt werden, die Vokabeln werden räumlich getrennt (zum Beispiel mit Karteikarten). So wird gewährleistet, dass die zu lernende Information durch beide Gehirnhälften läuft. Beide Gehirnhälften sollen dabei untereinander “kommunizieren” und das Gelernte so als “eigene Erkenntnis” annehmen. Das Gelernte nämlich nur als bloße Information zu speichern, hat zur Folge, dass es irgendwann bei einem Vokabeltest dann einmal abgerufen – und sofort wieder vergessen wird.

Erinnern und Vergessen

Erinnern und Vergessen stehen dabei im Mittelpunkt von gehirngerechtem Lernen. Seit dem 19. Jahrhundert bezeichnet man die Kunst, sich besonders gut zu erinnern als “Mnemotik”, wobei dieser Denksport ebenfalls bis ins antike Griechenland zurückreicht. Heute begegnen uns Gedächtniskünstler im Fernsehen, wenn sie zum Beispiel bei “Wetten, dass…” komplizierte Zahlenketten aufsagen oder sich die Zahl Pi bis auf die hundertste Nachkommastelle merken können. In der Mnemotik gibt es durchaus verschiedene Techniken, um sich besonders gut Dinge merken zu können und Birkenbihls Lernkonzepte machen Gebrauch davon. So ist es sinnvoll, zum Beispiel Zahlen mit Assoziationen zu belegen und diese dann zu einer Geschichte zu verbinden, statt sie einfach hintereinander auswendig zu lernen. Oft werden Gedächtnisstrukturen gebraucht, wie beispielsweise ein gedankliches Inhaltsverzeichnis oder eine imaginierte Bibliothek, um sich nicht “alles auf einmal” zu merken. Wichtiger ist es, den Weg zu bestimmten Informationen zu kennen, die im Gehirn gespeichert sind. Techniken wie diese müssen in der Schule nun zwar nicht genau so praktiziert werden, zeigen aber, wie die besten Erinnerungskünstler zu ihren beeindruckenden Leistungen gelangen – nämlich mit Assoziationen und mehrdimensionalen Lernprozessen.

Zu solchen Methoden animierte Birkenbihl ihre Zuschauer:innen auch stets, wenn sie ihre gut besuchten und humorvoll gestalteten Vorträge gab. Ihr lag viel daran, das Publikum dazu zu bringen, aus eingefahrenen Denkweisen herauszutreten, Themen und Probleme auf anderen, neuen, Ebenen zu betrachten. Dafür zeichnete sie gerne schematische Darstellungen auf, motivierte Zuschauer:innen zur Selbstreflexion– und öffnete mit viel Chuzpe und dem ein oder anderen Witz große Gedankenräume, die das Publikum mit eigenen Überlegungen füllen konnte.

                                                       Ein Vortrag von Vera F. Birkenbihl zum Thema Lernen (Quelle: Youtube)

Ähnlich verhält es sich mit einem weiteren Lernschwerpunkt, den Birkenbihl bearbeitete: Dem Lesen. An sich ist das Lesen eine Art zu Lernen, die ziemlich anfällig für das Vergessenwerden ist. Denn die Informationen gelangen nur über einen einzigen Weg – die Augen und die visuellen Bereiche des Gehirns  – in das Gedächtnis. Birkenbihl war eine starke Fürsprecherin der sogenannten SQ3R Methode: Survey (Überfliegen), Question (Fragen formulieren), Read (Lesen), Recite (Wiedergeben), Review (Resümee ziehen). Diese Methode wurde auch schon verfeinert und optimiert, im Prinzip dreht sie sich darum, das Gelesene in verschiedenen anderen Gehirnbereichen zu verankern. Zu Anfang sollen sich Leser:innen erst einmal einen Überblick über den Text verschaffen und daraufhin Fragen stellen, die bis dahin aufgekommen sind. So gelangt das Gehirn in einen Modus, in dem es ein gewisses Eigeninteresse an den zu lesenden Informationen entwickelt. Das Lesen selbst gibt dann Antworten auf gestellte Fragen, ein “Aha-Erlebnis” stellt sich ein. Zum Schluss liegt es bei den Leser:innen, das bereits Gelesene noch einmal zu rekapitulieren. Dinge in eigenen Worten zu formulieren spricht dabei ganz andere Bereiche des Gehirns an und Informationen werden mit bereits Bekanntem vernetzt: Aus dem “Lernen” wird ein “Verstehen”.

Gehirngerechter Unterricht

Der heutige Unterricht gestaltet sich bereits deutlich gehirngerechter, als noch zu der Zeit, in der Vera Birkenbihl das Gymnasium besuchte. Viele Techniken werden Ihnen daher schon einmal begegnet sein – das Lernen mit Karteikarten beispielsweise. Für den Erfolg der kognitiven Wende in der Unterrichtsgestaltung spricht dabei auch das in den letzten Jahrzehnten gestiegene Bildungsniveau der Gesellschaft. Dennoch: Es schadet natürlich nicht, sich besonders geeignete Lernmethoden in Erinnerung zu rufen. Besonders nützlich ist dies für Student:innen, die nach der Schulzeit vor der Herausforderung stehen, für ihre didaktischen Methoden selbst verantwortlich zu sein –das sogenannte “Bulimie-Lernen” ist dabei sicher ein Phänomen, das aus der Nichtbeachtung gehirngerechter Lernmethoden hervorgeht.

Grundsätzlich ist es ein guter Ausgangspunkt, eine Motivation für das Lernen zu schaffen, die über die bloße Leistungsanforderung in Schule und Universität hinausgeht. Wenn man etwas “für sich” lernt, wird dies viel besser verinnerlicht. Dafür eignen sich Projektaufgaben besonders gut: Schüler:innen stellen sich ihre Aufgabe selber – wofür sie bereits eigene Gründe und Motivationen mitbringen. Das Bearbeiten der Aufgabe gleicht dann eher einem “Problemlösen”, statt einem Auswendiglernen. Darin ist unser Gehirn nicht nur besonders gut, es benutzt vor allem auch ganz verschiedene Fähigkeiten – kreative Ansätze, systematisches Arbeiten und  Konzeptualisierung – um die Aufgabe zu lösen und belohnt die Schüler:in zum Schluss auch noch mit einem guten Gefühl, denn unser Gehirn liebt es, Probleme zu lösen.

Gruppenarbeiten können ebenfalls ein tieferes Lernen ermöglichen, denn hier sind Schüler:innen darauf angewiesen, zu kommunizieren. Zum einen ist es für das Gelernte sehr wichtig, noch einmal mit eigenen Worten und Assoziationen wiedergegeben zu werden, zum anderen nimmt man die Erklärung einer befreundeten Mitschüler:in auch ganz anders an, als die einer Lehrer:in, weil die sozialen Areale im Gehirn anders beansprucht sind. Das “Selbermachen” ist also ein wichtiger Schlüssel für einen Lernprozess, der das Gehirn adäquat einbinden möchte.

Digital – und trotzdem gehirngerecht?

Dieses “Selbermachen” ist zum Beispiel auch wichtig, wenn es um neue digitale Unterrichtsmethoden geht: Im Gehirn passiert nicht das gleiche, wenn ein Text abgetippt statt aufgeschrieben wird und Bilder auf einem Bildschirm werden anders erfasst, als gedruckte, quasi haptische Bilder auf Papier. Philologen befürchten diesbezüglich auch eine Rückentwicklung in den Bereichen der Sprachkenntnis und Rechtschreibung. Denn die motorische Leistung, Buchstaben aufzuschreiben und damit sinnvolle Texte zu verfassen ist bereits ein Prozess, der das Gehirn auf vielen verschiedenen Ebenen fordert und eine besser Lernleistung möglich macht. Dies können Sie auch einmal selbst ausprobieren, wenn Sie sich zum Beispiel eine Mindmap bloß anschauen – oder diese im Kontrast dazu selbst anfertigen. Im Allgemeinen sind Mindmaps natürlich auch eine gute Methode, mithilfe von Assoziation ein besseres Erlernen zu gewährleisten. Dabei sollte Schüler:innen aber auch der Raum gelassen werden, diese selbst zu kreieren und mit ihren eigenen Inhalten und Verknüpfungen zu füllen.

Ganz aktuell strebt die moderne Didaktik gerade auch zu einem neuen, noch relativ unerschlossenen Bereich des Erlernens: Der Gamification. Ein Unterricht, der wie ein Videospiel aufgebaut ist, belohnt Schüler:innen zum Beispiel mit Erfahrungspunkten und Level-Ups, wenn sie bestimmte Herausforderungen meistern. Dies ist in der breiten Anwendung zwar heutzutage noch Zukunftsmusik, führt aber wichtige Kernpunkte des Gehirngerechten Lernens fort: Die eigene Motivation wird hierbei stark in Anspruch genommen und die Schüler:innen “machen selber”, wodurch sie zu eigenen Wegen und Lösungen gelangen. Stärker als im normalen Unterricht sind hierbei vor allem die Aspekte “Belohnung” und “Konkurrenzdenken” vertreten, was in Zukunft sicher noch zu Kritik führen wird.

Haben Sie schon einmal ein Buch von Vera Birkenbihl gelesen oder sind auf ihre Vorträge gestoßen? Wenn dieser Artikel Ihr Interesse an Birkenbihls Inhalten geweckt hat, können wir ihnen eine große Kollektion an Vorträgen von ihr empfehlen, die auf Youtube zusammengestellt worden sind. Diese finden sie hier.

Wenn Sie Erfahrungen mit Birkenbihls Methoden haben – vielleicht wenden Sie diese ja selbst in der Schule oder im Privaten an – schreiben Sie uns gerne von Ihren Erfahrungen mit gehirngerechtem Lernen in den Kommentaren!

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