Das Referendariat ist die zweite Stufe der Lehramtsausbildung und wird oft als die stressigste wahrgenommen. Viele Absolvent:innen erfahren einen regelrechten Praxisschock nach langjähriger theoretischer Ausbildung an der Universität und fühlen sich mit den unbekannten Ansprüchen und dem neuen Arbeitsstress überfordert. Steht ihr gerade kurz vor dem Vorbereitungsdienst und habt Angst, einfach ins kalte Wasser geworfen zu werden? Oder seid ihr vielleicht schon mittendrin und habt noch nicht ganz Halt gefunden? Dann haben wir in diesem Artikel fünf Videotipps für euch, mit denen ihr erfolgreich ins Ref startet und auch währenddessen einen kühlen Kopf bewahrt.
Bevor euer Ref überhaupt losgeht, könnt ihr schon einige Vorkehrungen treffen, um mit optimalen Bedingungen in den Vorbereitungsdienst zu starten. Dazu empfiehlt die junge Lehrerin Vivien Rose, die selbst erst 2022 ihr Referendariat abgeschlossen hat, in ihrem YouTube-Video “Referendariat: Organisation, Essentials & Tipps” Büromaterialien, Apps und Software, die euch den Einstieg in den Lehrberuf erleichtern. Neben Jahresplanern, Stickern und Apps, die hochwertiges Unterrichtsmaterial anbieten, legt euch Rose in ihrem Video auch nützliche Tipps für den Start ins Ref ans Herz. Diese betreffen nicht nur Arbeitsorganisation und Unterrichtsvorbereitung, sondern auch eure Freizeit, damit ihr ein “Stressendariat” möglichst vermeiden könnt.
In ihrer YouTube-Playlist Referendariat findet ihr weitere Videos, in denen Rose ihr Referendariat bis zu ihrem erfolgreichen Abschluss dokumentiert hat. Hier gibt es Q&A Videos, Vlogs und weitere nützliche Tipps.
Bevor ihr in euer Ref starten könnt, habt ihr auch organisatorisch einiges zu erledigen – zum Beispiel den Abschluss der richtigen Versicherung. Dabei kann euch das Video “Die 3 wichtigsten Versicherungen für Referendare” von Lehrer Kompass helfen. Ihr erfahrt, welche Versicherungen für angehende Lehrkräfte verpflichtend sind und welche von Expert:innen zusätzlich empfohlen werden. Das Video dient auf dem YouTube-Kanal als ein genereller Überblick und ihr findet im Anschluss zahlreiche andere Videos, die die einzelnen Versicherungsarten vertiefen.
Lehrer Kompass ist eine Anlaufstelle für alle Fragen rund um Versicherungen und Geld im Referendariat und Lehrberuf. Auf der zugehörigen Webseite findet ihr auch schriftliche Informationen zur Kranken-, Dienstunfähigkeits- und Haftpflichtversicherung sowie zum Sparen und Geld Anlegen. Die Content-Creator Manuel Hofer und Sebastian Herweg sind allerdings selbst keine Lehrer, sondern Kaufmann für Bürokommunikation bzw. Wirtschaftswissenschaftler.
Bin ich gut genug? Das hat sich wahrscheinlich jede angehende Lehrkraft zum einen oder anderen Zeitpunkt während ihrer Ausbildung gedacht. Vor allem im zweiten Halbjahr des Refs kann einem die emotionale Belastung und der Zeitstress ganz schön zu schaffen machen. Um euch bei der Bewältigung des Arbeitsdrucks zu helfen, empfehlen wir das Video “Bin ich gut genug? Nur im Dauerstress? – Emotionaler und zeitlicher Druck im Referendariat” von teacher’s diary an. Der YouTube-Kanal wird von Marijke Hörger geführt, die zum Zeitpunkt des Uploads selbst nach ihrem Ref gerade erst ins Berufsleben gestartet war. Hörger bietet zahlreiche Tipps, um die Arbeit im Vorbereitungsdienst möglichst stressfrei zu meistern, und erklärt euch, wie ihr bei gelegentlichem Stress nicht die Nerven verliert.
Hörger hat einen sehr ehrgeizigen und getriebenen Arbeitsstil. Sie empfiehlt zum Beispiel, möglichst viel vorzubereiten, um später Zeitpuffer zur Verfügung zu haben, oder lieber nachts länger am Schreibtisch zu sitzen, damit das Wochenende komplett zum Entspannen genutzt werden kann. Diese Arbeitsweise ist nicht für jeden etwas, doch wenn ihr euch darin seht, werft auch mal einen Blick in ihre YouTube-Playlist “Tipps und Erfahrungen”, wo ihr 60 Videos zum Referendariat findet sowie zu generellen Themen, die Lehrkräfte betreffen, beispielsweise zur Einrichtung von Klassenzimmern und zum Umgang mit ernsten Schülerproblemen.
Ihr seid Sportlehrer:in und eine halbe Stunde vor eurer zweiten Hospitation erfahrt ihr, dass die Turnhalle außerplanmäßig den ganzen Tag belegt ist. Oder ihr probiert in einer Hospitationsstunde eine innovative Unterrichtsform aus, aber eure Schüler:innen machen nicht mit. Wenn sich das nach einem absoluten Albtraum anhört, empfehlen wir den Beitrag “Viele Leute zerbrechen in Referendariat: Die Lehrerausbildung ist hart”, der auf dem YouTube-Kanal von taff zu finden ist, denn genau das passiert hier zwei angehenden Lehrkräften bei wichtigen Unterrichtsbegleitungen. Beide bekommen im Anschluss negatives sowie positives Feedback von ihren Mentor:innen. Der Beitrag stellt damit den Vorbereitungsdienst als eine Zeit dar, in der Ausprobieren – und auch die damit verbundene Möglichkeit zu scheitern – akzeptiert und sogar belohnt wird.
Wenn ihr euch weiter über die Schwierigkeiten des Referendariats informieren wollt, schaut euch auch die taff-Beiträge über respektlose Schüler:innen gegenüber jungen Lehrkräften und den Stress im Referendariat an.
Doch auch wenn das Referendariat Möglichkeiten zum Ausprobieren und Lernen bieten soll, ist man leicht dazu verleitet, sich selbst an perfektionistischen Standards zu messen und Hospitationen als strenge Prüfungen zu fürchten. Kein Wunder also, dass viele angehende Lehrkräfte sich schwertun, mit Feedback und Kritik an den eigenen Unterrichtsmethoden und -vorbereitungen umzugehen. Wenn das auf euch zutrifft, schaut das Video “So gehst du mit Kritik im Referendariat um!” von happyRef an. Hier erklärt happyRef-Gründer Matthias Gleß, dass Kritik nicht grundsätzlich negativ, sondern eher neutral ist, und wie äußere Faktoren den Ausdruck sowie die Wahrnehmung von Kritik beeinflussen können – denn wer Kritik wirklich versteht, kann dieser weniger emotional entgegentreten und sie sachlich umsetzen. Er stellt im Anschluss verschiedene Möglichkeiten vor, um auf Kritik im Ref zu reagieren. Er empfiehlt beispielsweise, dass man den Mut hat, offen und ehrlich mit Mentor:innen zu sprechen, wenn man Kritik für unbegründet oder unfair hält.
Gleß hat während seines eigenen Referendariats, das er 2018 abgeschlossen hat, genau beobachtet, was im Vorbereitungsdienst wichtig ist und an welchen Stellen man sich die Ausbildung erleichtern kann, ohne dass Bewertungsnoten darunter leiden. Er gründete die happyRef Coaching-Firma, um sein Wissen und seine Erfahrungen mit anderen angehenden Lehrkräften zu teilen. Auf seinem YouTube-Kanal findet ihr zahlreiche weitere Videos, die euch kurz und knapp Hilfestellungen zu spezifischen Problemen bieten, darunter Konflikte mit Mentor:innen und Unsicherheit bei Lehrproben.
Natürlich können YouTube-Videos nicht jegliche Stressfaktoren und emotionale Belastungen im Vorbereitungsdienst aus der Welt räumen – und manchmal wird euch das Referendariat auch immer noch zum Haare raufen treiben. Doch wir hoffen, wir konnten euch mit unseren Videotipps zumindest etwas Druck im Schulalltag nehmen, oder euch einfach zeigen, dass ihr mit euren Problemen im Ref nicht alleine seid. Wir wünschen viel Erfolg und natürlich auch Spaß!
Berlin. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Deutsche Lehrerverband fordern jetzt von der Politik, bei anstehenden Sparmaßnahmen, nicht die Zukunft der Bildung in Deutschland aufs Spiel zu setzen. Hintergrund ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, welches die Bundesregierung in eine Haushaltskrise gestürzt hat, deren Ausmaß noch nicht absehbar ist. Der Bundesregierung stehen durch das Urteil 60 Milliarden Euro nicht mehr zur Verfügung, die ursprünglich für den Klima- und Transformationsfonds vorgesehen waren. Auf dem Papier ist der Bildungsbereich nicht direkt von dem Urteil aus Karlsruhe und der kassierten Finanzierungsstrategie der Bundesregierung betroffen. Doch es scheint unausweichlich, dass das Haushaltsloch auch weitere Haushaltsbereiche betreffen wird. Entsprechend groß ist die Verunsicherung bei den Menschen des Bildungssektors. Die GEW sieht gleich mehrere Vorhaben des Bundes in Gefahr. Dazu gehören etwa das Startchancen-Programm, der Digitalpakt Schule, das Programm Qualität im Ganztag und die geplante BAföG-Reform, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern gegenüber Lehrer News. Und auch die Kindergrundsicherung sei ein wichtiger Baustein zur Verbesserung der Bildungs- und Teilhabechancen für arme Kinder und Jugendliche, der in Frage stehen würde, so Finnern.
Auch Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, erklärte im Gespräch mit Lehrer News, dass er unter anderem die Zukunft des Digitalpakts gefährdet sehe. “Obwohl der Digitalpakt Schule im kommenden Frühjahr ausläuft, ist die Anschlussfinanzierung durch einen Digitalpakt 2.0 in den Verhandlungen von Bund und Ländern noch nicht gesichert – dabei aber dringend notwendig. In der aktuellen Haushaltslage könnte es daher noch schwieriger sein als ohnehin schon, dort zu einer Einigung und Anschlussfinanzierung zu kommen.” Der Lehrerverbandspräsident bringt dazu noch ein weiteres Thema in die Debatte ein: Schulsanierungen. Nach Zahlen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) besteht hier aktuell ein Sanierungsstau von rund 50 Milliarden Euro. Laut Düll könnten es sich die Kommunen nicht leisten, hier komplett einzuspringen. Vom Bund ist hier bisher ein Zuschuss von 3,5 Milliarden Euro geplant, der jetzt ebenfalls in Frage stehen könnte. Allerdings sei die Summe sowieso schon “nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein”, so Düll.
Bundesfinanzminister Christian Lindner hat in Folge der Haushaltskrise angekündigt, bei den Sozialausgaben sparen zu wollen. Davon könnten beispielsweise Integrationsprojekte und Sprachkurse betroffen sein. Die außerordentliche Tragweite möglicher Sparmaßnahmen der Regierungen zeigt sich hier besonders deutlich. Stefan Düll zeigt auf, wie solche Investitionen sich indirekt wieder auf Kinder und Jugendliche auswirken könnten. “Die Integration ihrer Familienmitglieder hilft auch Kindern und Jugendlichen bei ihrem Spracherwerb und in ihrer Bildungsbiographie. Kürzungen in diesem Bereich sparen auch an falscher Stelle.”
Die GEW und der Deutsche Lehrerverband sind sich einig, dass es im Bildungsbereich kein Einsparpotenzial gibt – stattdessen sogar deutlich mehr investiert werden müsste. Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern fordert deshalb, dass perspektivisch Investitionen in Bildung auch jenseits einer Schuldenbremse ermöglicht werden müssten. Die GEW schlägt hier ein alternatives Steuerkonzept vor, wonach zum Beispiel Spitzenverdiener:innen stärker in die Pflicht genommen werden sollten. Lehrerverbandspräsident Stefan Düll stellt die Bedeutung der Bildung für die Gesellschaft bei der Diskussion über die Investitionsverteilung heraus: “Stattdessen müssen alle politischen Ebenen [sich bei] Haushaltsentscheidungen am Schul- und Bildungswesen als eine der wertvollsten Einrichtungen in unserem Land orientieren. Der Rohstoff Geist ist so wertvoll wie CO 2 -freie Energie und mindestens so entscheidend für eine lebenswerte Zukunft. Wer Bildung sät, wird sozialen Frieden, Wohlstand und Sicherheit ernten.”
Der Deutsche Lehrerverband fordert ein deutliches Investitions-Plus im Bildungsbereich. Konkret geht es dabei um eine Summe von 200 Milliarden Euro, für die Bund und Länder zusammenlegen sollen. Das Geld könne laut Düll in alle Bereiche fließen: “Die Vernachlässigung des Schulbereichs in den vergangenen Jahrzehnten muss aufgefangen und in die Bewältigung der anstehenden Herausforderungen muss investiert werden: Lehrkräftemangel, Sprachdefizite der Lernenden, Schulsanierungsstau, Digitalisierungsunterbrechung, Zunahme der Schulabbruchsquote, Radikalisierung der Gesellschaft. Es geht um Bildungsgerechtigkeit und Gleichwertigkeit der Lebensbedingungen.”
Wie die Bundesregierung das Finanzloch stopfen will, ist weiter unklar. Bundesfinanzminister Lindner hat zwar bereits einige Andeutungen gemacht, aber genaue Einsparbereiche hat er bisher offen gelassen. Dass jetzt versucht wird, die Schuldenbremse für 2023 noch rückwirkend auszusetzen, zeigt jedoch, wie groß der finanzielle Druck auf die Regierung ist. Um Sparmaßnahmen wird sie aber nicht umher kommen. Diese dürften in erster Linie Klimaschutzbereiche betreffen, für die das umgewidmete Sondervermögen vorgesehen war – dazu gehört etwa die Energiepreisbremse, die schon zum Ende des Jahres auslaufen soll, anstatt wie geplant im Frühjahr 2024. Aber die Befürchtungen von GEW und Deutschen Lehrerverband zeigen, dass die Folgen durchaus größer sein könnten.
“Um die Frage nach Nähe oder Distanz von Lehrern und Schülern wird meines Erachtens zu viel Aufhebens gemacht”, erzählt Dorothea Kleffner dem fluter. Schon seit vielen Jahren nutzt die Hamburger Lehrerin Social Media für den Austausch mit ihren Schüler:innen. “Ich habe mir seitdem eigentlich nie die Frage gestellt, ob ich womöglich die nötige Distanz zu meinen Schülern aufgebe, wenn ich mit ihnen auf Facebook befreundet oder über WhatsApp mit ihnen in Kontakt bin”, stellt sie ihre Haltung klar. Darüber, ob dieser Umgang richtig ist, gibt es verschiedene Ansichten. In einigen Bundesländern wäre ihr der Kontakt über Facebook und Whatsapp aber dienstrechtlich verboten. Wie dürfen also der Kontakt und die Beziehung zu Schüler:innen aussehen?
Grundsätzlich besteht zwischen Lehrer:in und Schüler:in immer ein klares Rollenverhältnis. Lehrkräfte haben den Auftrag zu unterrichten, zu erziehen, zu beraten, zu fördern und zu benoten. Damit all das zusammen gelingt, braucht es einen guten Draht zu den Schüler:innen. Jede Lehrkraft muss für sich herausfinden, was zu ihr passt. Sowohl der Kumpeltyp, als auch eine gewisse Strenge können bei der Klasse Anklang finden. Entscheide ich mich dafür, persönliche Nähe zu zeigen, dann stellt sich gleichzeitig die Frage, wo die Grenze liegt. Ist diese überschritten, wenn Lehrer:innen einen außerschulischen Kontakt zu ihren Schüler:innen pflegen? Wir werfen einen Blick auf die Gegebenheiten im schulischen Miteinander und beleuchten, worauf in der Beziehung zu den Schüler:innen zu achten ist.
Soziale Netzwerke sind so konzipiert, dass sie eine niedrigschwellige und einfache Kontaktmöglichkeit bieten. Deshalb sind sie über viele Altersklassen hinweg so beliebt, erreichen eine immer jüngere Zielgruppe und werden sogar von vielen Kindern bereits genutzt. Weil dadurch die Bildung einer Medienkompetenz zu einer wichtigen Aufgabe für Schulen wird, liegt es auf der Hand, diese Kanäle als Lehrkraft auch für die Kommunikation mit den Schüler:innen zu nutzen.
Einige Bundesländer haben der Nutzung von Social Media in der Kommunikation, beispielsweise aus Datenschutzgründen, allerdings einen Riegel vorgeschoben. Sie verlangen stattdessen eigene, sichere Plattformen wie Moodle zu verwenden. Andere Länder gestatten ihren Lehrkräften mehr Spielraum auf diesem Gebiet. Wie die Handhabung in eurem Bundesland sind, könnt ihr hier nachschauen.
Mancherorts sind Lehrer:innen sogar in der Rolle, den Klassenchat zu moderieren. Doch wie können diese dann noch eine Grenze ziehen? Wo Privates unter derselben Nummer oder auf demselben Endgerät wie das Berufliche stattfindet, kann sich beides leicht vermischen. Als Lehrkraft suggeriert man den Schüler:innen eine Verfügbarkeit rund um die Uhr und muss daher einen Umgang finden, wie man selbst zur Ruhe kommt. Es braucht Momente, in denen alles Schulische und damit berufliche beiseite rückt. Das ist wichtig für die Lehrkraft und auch für die Schüler:innen, damit diese erkennen können, dass die Aufgabengebiete ihrer Lehrer:innen an einem bestimmten Punkt enden.
Dazu kommt auch der Schutz der Privatsphäre und persönlicher Inhalte. Dorothea Kleffner macht sich darüber keine Sorgen, wie sie erklärt: “Meine Schüler wissen alle, dass ich ein Privatleben habe. Veröffentliche ich wirklich mal Bilder von der Familie oder von privaten Erlebnissen, interessiert sie das kaum”. Sie sieht sich dabei immer unter der Kontrolle, nur so viel Einblick zu geben, wie sie möchte und in der Position, Kontakte wenn nötig einzuschränken. Das erfordert aber eben eine hohe Aufmerksamkeit und Disziplin bei der eigenen Social-Media-Nutzung.
Eine rechtliche Einschränkung zum generellen Kontakt zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen gibt es nicht, solange er keine sexuelle oder sonstige Ebene des Missbrauchs betreten wird. Wenn man selbst für sich den eigenen Umgang in dieser Thematik gefunden hat, bleibt es wichtig, als Lehrer:in die eigene Rolle immer klar im Blick zu behalten. Denn von Lehrkräften werden selbstverständlich Fairness und Gleichbehandlung gegenüber der gesamten Klasse erwartet. Gerade weil persönliche Sympathien zwischen allen Menschen verschieden und damit auch für die eigenen Schüler:innen unterschiedlich verteilt sind. Es ist die Aufgabe des Lehrerberufs, jede und jeden in der Klasse bestmöglich zu unterrichten, zu fördern und auf deren schulische wie pädagogische Bedürfnisse einzugehen. Die Kinder und Jugendlichen haben ein Gespür für die zwischenmenschlichen Dynamiken, weshalb der Verdacht, wenige Lieblingsschüler:innen zu haben, dem Klassenklima schadet. Es kann dazu führen, dass der Zugang zu den Schüler:innen verloren geht, die sich ohnehin weniger gut behandelt oder wertgeschätzt fühlen.
In einer Folge des Podcasts Frau Bachmayer packt aus! von Radio Niedersachsen, erzählt eine Lehrerin von ihrer Kollegin, die die Einladung zum 16. Geburtstag eines Schülers annehmen möchte. Wenn eine Lehrkraft für sich entscheidet, wie in diesem Beispiel außerschulischen Kontakt oder Aktivitäten mit Schüler:innen zu haben, dann sollte die ganze Klasse involviert sein oder zumindest die Möglichkeit dazu haben. Auch bei der Kommunikation auf Social Media fühlen sich möglicherweise die Schüler:innen benachteiligt, die auf einer der verwendeten Plattformen nicht aktiv sind. Aber auch die teilnehmenden Schüler:innen können die Rolle der Lehrkraft verändert und persönlicher wahrnehmen, wodurch diese an Autorität verlieren.
Da zur Aufgabe auch immer die Notenvergabe gehört, macht man sich durch die Nähe nicht nur angreifbar von außen, sondern es fällt auch automatisch schwieriger, selbst objektiv zu bleiben. In einer weiteren Podcastfolge teilen die Lehrerin mit dem Pseudonym Frau Bachmayer und ein Kollege ihre Beobachtung, dass sie ihnen sympathische Schüler:innen als Gegenreaktion zur persönlichen Zuneigung schlechter bewertet haben. Diese Schilderung zeigt, dass es hilfreich ist, eine Distanz zu wahren. Beispielsweise indem man ganz bewusst entscheidet, welche persönlichen Informationen man vor Schüler:innen preisgibt. Ebenso hilfreich ist es festzulegen, auf welchen Kontaktwegen und zu welchen Zeiten außerhalb des Unterrichts man für die Schüler:innen erreichbar ist.
Dass man als Lehrkraft zu einzelnen Schüler:innen einen besseren Draht hat als zu anderen, lässt sich nicht vermeiden. Eine Freundschaft zwischen Lehrer:innen und Schüler:innen kann es aber nicht geben. Denn durch die Rolle und die Aufgaben können Lehrkräfte Schüler:innen nie auf persönlicher Ebene gleichberechtigt begegnen. Es gibt immer eine hierarchische Struktur und die lässt sich nicht aufheben, weil sie zum Lehrerberuf gehört. Die Soziologin Julia Hahmann führt dazu im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova aus: "Wir sind in der Schule in sehr spezifischen Rollen, als Schüler:innen und als Lehrer:innen, wir haben bestimmte Aufgaben und da ist so ein Machtverhältnis”. Genau dieses Machtverhältnis und die dadurch bestehende Hierarchie zwischen den Personen lässt eine Freundschaft nicht zu.
Ob man die Person aktuell noch unterrichtet, spielt dabei keine Rolle, solange sie weiterhin auf die Schule geht. Denn Aufsichtspflicht in Pausen oder ein vertraulicher Austausch innerhalb des Lehrerkollegiums bleiben in jedem Fall bestehen. “In der Freundschaftsforschung spricht man davon, dass man von diesen Rollen, also Schüler:in und Lehrer:in, abweichen muss und persönliche Anteile zeigen muss, damit es überhaupt möglich ist, so eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen.” führt Hamann weiter aus.
Weniger kritisch und nicht ungewöhnlich ist die Sache bei Absolvent:innen. Einige Lehrkräfte, besonders nach der Oberstufe, bieten ehemaligen Schüler:innen das du an, tauschen die Handynummer aus und halten mit manchen von ihnen Kontakt. Es gibt Beispiele, in denen Lehrer:in und Schüler:in bald nach dem Abschluss von Freundschaft sprechen.
Wie die Erklärung von Julia Hahmann verdeutlicht, muss dafür aber die Augenhöhe und Gleichberechtigung auf der persönlichen Ebene aktiv hergestellt werden. Indem sich Ex-Schüler:in, und insbesondere Lehrer:in einander öffnen und anvertrauen. Dabei müssen beide auch von der Gewohnheit abweichen, dass im Unterricht die Initiativen und Vorgaben immer von der einen Person ausgehen. Dafür braucht es selbstverständlich Zeit, auch um die gemeinsamen Themen und Interessen außerhalb des Schulkontexts zu entdecken. Und das liegt gerade für eine junge Lehrkraft näher, als in späteren Berufsjahren. Der Altersunterschied ist zwar kein Ausschlusskriterium, aber er macht eine Freundschaft weniger wahrscheinlich, weil es innerhalb der Lebenssituationen noch weniger Gemeinsamkeiten gibt. Freunde zu finden, ist aber am Ende auch immer ein Stück weit Zufall.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass man vorsichtig sein sollte, den Begriff Freund oder Freundin zu schnell zu verwenden. Das gilt sowohl für die Außenwahrnehmung in der Beurteilung von Lehrer-Schüler-Beziehungen, als auch für die Einschätzung des Verhältnisses zu den eigenen Schüler:innen. Wichtig ist es, sich während der Schulzeit sowohl der Rollenverteilung und dem immer vorhandenen Machtgefälle bewusst zu sein, als auch sich selbst klare Grenzen zu setzen, was persönliche und private Inhalte betrifft. Von außen bleibt es schwer zu beurteilen, wann eine Lehrkraft in diesem Fall zu weit geht. Denn es besteht ein breites Spektrum, wie viel Nähe zu Schüler:innen möglich ist.
Jeden dritten Tag tötet ein Mann in Deutschland seine (Ex-)Partnerin. Oftmals werden diese Verbrechen als „Beziehungstat“ oder „Familiendrama“ in den Medien bezeichnet, was die eigentlichen Ausmaße geschlechtsspezifischer häuslicher Gewalt verharmlost. Im Jahr 2022 wurden laut des Lagebilds des Bundeskriminalamts 157.818 Menschen Opfer vollendeter oder versuchter Delikte, darunter Mord, Totschlag, sexuelle Gewalt, Freiheitsberaubung oder Stalking. Während 19,9 Prozent der Opfer dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurden, kam der prozentuale Anteil der weiblichen Opfer auf 80,1 Prozent.
Um auf diese strukturellen Missstände aufmerksam zu machen, haben die Vereinten Nationen den Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen, Mädchen und queere Personen ins Leben gerufen. Der sogenannte „Orange Day“ findet am 25. November statt und leitet den Start der 16-tägigen Kampagne „Orange The World“ gegen geschlechtsspezifische Gewalt ein. Wir möchten euch in diesem Beitrag zeigen, was die Hintergründe der Kampagne sind, warum sie wichtig ist und wie ihr in eurem Unterricht ein Zeichen gegen Gewalt setzen könnt.
Der 25. November wurde im Jahr 1999 als Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen. Dieses Datum erinnert an die Ermordung der drei Schwestern Patria, Minerva und María Teresa Mirabal im Auftrag des dominikanischen Diktators Rafael Leónidas Trujillo Molina im Jahr 1960. Die Schwestern, Mitglieder der oppositionellen Bewegung „14. Juni“, mit dem Tarnnamen „Die Schmetterlinge“, wurden durch einen als Autounfall getarnten Anschlag vorsätzlich getötet — eine damals in der Dominikanischen Republik übliche Methode, politische Gegner:innen zu beseitigen.
Bereits im Jahr 1981 erklärten lateinamerikanische Feminist:innen den Todestag der Mirabal-Schwestern auf dem ersten Kongress in Bogotá zum Aktionstag als Beispiel für das Spektrum häuslicher, sexueller, politischer und kultureller Gewalt gegen Frauen. Europäische Frauenbewegungen übernahmen den Gedenktag später, bis er offiziell von den Vereinten Nationen anerkannt wurde. Damit verbunden wird von Regierungen und Institutionen gefordert, diesen Tag zu nutzen, um das öffentliche Bewusstsein für das Problem der gegen Frauen gerichteten Gewalt zu stärken.
Jedes Jahr macht die UN-Kampagne „Orange The World“ 16 Tage lang vom 25. November bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, deshalb auf geschlechtsspezifische Gewalt aufmerksam. Seit 2008 ist sie Teil der „UNiTE to End Violence against Women“-Kampagne des UN-Generalsekretärs und UN Women. Die Farbe Orange dient hierbei als symbolische Warnfarbe, die auf die alarmierenden Zustände hinweisen und in eine gewaltfreiere Zukunft deuten solle.
Weltweit wurden im vergangenen Jahr allein 89.000 Frauen und Mädchen ermordet, wie aus einem Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) und UN Women hervorgeht. In mehr als der Hälfte der Fälle konnte die Tat, genauer als Femizid bezeichnet, auf den (Ex-)Partner oder ein Familienmitglied zurückgeführt werden. Damit liegen die Zahlen auf dem höchsten Stand der vergangenen 20 Jahre.
Anders als bei Männern, die überwiegend gewaltsamen Auseinandersetzungen mit anderen Männern im öffentlichen Raum zum Opfer fallen, ist das eigene Zuhause für Frauen der gefährlichste Ort. Laut UN Women erlebt alle vier Minuten eine Frau Partnerschaftsgewalt in Deutschland.
Femizide und physische Gewalt bilden dabei die gewaltvolle Spitze des Eisbergs. Geschlechtsspezifische Gewalt beginnt allerdings schon sehr viel früher. Hinterherpfeifen, aufdringliche Blicke oder unangemessene Sprüche können bereits dazu führen, dass sich Betroffene unsicher und objektifiziert fühlen. Gemäß einer Umfrage von UN Women UK aus dem Jahr 2021 haben 97 Prozent der Frauen zwischen 18 und 24 sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum erlebt.
Insgesamt dürften die Dunkelziffern zu geschlechtsbezogener Gewalt jedoch noch höher liegen, denn von der Statistik aufgegriffen werden Fälle nur nach polizeilicher Registrierung. Viele Betroffene entscheiden sich aber oft aus Scham oder Angst gegen eine Anzeige.
Aufklärung und Sensibilisierung können dazu beitragen, Solidarität mit den Opfern zu fördern, Betroffene zu ermutigen, sich gegen Gewalt zu wehren und Hilfe zu erfragen, oder Täter ihre Handlungen und Einstellungen hinterfragen zu lassen. Die Schule kann betroffenen Jugendlichen als Aufklärungsort und Ansprechstelle in Not dienen, in der sie häusliche Gewalt verstehen und mit ihren Lehrkräften besprechen können.
Auf der Website von UN Women werden verschiedene Möglichkeiten für die Gestaltung von Aktionen vorgestellt, die sich auch im Rahmen des Unterrichts eignen. Durch die Vorstellung der Formen geschlechtsspezifischer Gewalt und die Besprechung aktueller Zahlen werden ältere Schüler:innen aufgeklärt und ihnen die Dringlichkeit der Situation für Frauen, Mädchen und queere Personen vor Augen geführt.
Die Organisation Amnesty Deutschland führt auf ihrer Website Materialien und Unterrichtsvorschläge für Schüler:innen ab 14 Jahren zum Thema „Respekt für Frauen“. Diese können beispielsweise für einen Projekttag in den Fächern Sozial-/Gemeinschaftskunde, Politik, Ethik oder Religion eingesetzt werden.
Auf der Website der Kampagne „Keine Schule ohne Feminismus“ finden sich Plakate zu wichtigen Begriffen aus dem feministischen Diskurs wie Catcalling, Victim Blaming und Patriarchat. Die Plakate können im Unterricht als unterstützende Materialien eingesetzt und von den Schüler:innen ergänzt und vorgestellt werden.
Die AG Schulaktion gegen Gewalt hat Unterrichtseinheiten zum Thema Zwangsverheiratung, häusliche und sexualisierte Gewalt in Kooperation mit dem Berliner AK gegen Zwangsverheiratung und dem Aktionsbündnis gegen häusliche Gewalt des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg erarbeitet. Obwohl die Datei bereits zehn Jahre alt ist, kann die Materialsammlung noch immer als Ideengeber und Inspiration für die Unterrichtsgestaltung zum Thema herangezogen werden.
In der Stadt Singen verteilten Aktivist:innen dieses Jahr Orangen mit dem UN-Motto „Stoppt Gewalt“. Innerhalb eines Aktionstages könnten Schüler:innen ebenfalls Früchte verteilen und zur geschlechtsspezifischen Gewalt aufklären, zu der sich sich im Unterricht vorher informiert haben.
An verschiedenen Schulen in Deutschland wurden bereits Aktionen zum Orange Day durchgeführt. So haben Schüler:innen aus drei Schulen in Lindau Bilder zum Thema häusliche Gewalt angefertigt. Acht Bilder sind nun zwei Monate lang in Stadtbussen zu sehen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ähnliche Aktionen lassen sich mit wenig Aufwand organisieren. Zudem können auch jüngere Kinder gestalterische Ideen einbringen.
In einer größer angelegten Aktion gestalteten Schüler:innen aus verschiedenen Schulen des Rheinisch-Bergischen Landkreises orangefarbene Bänke, um gegen die Gewalt ein Zeichen zu setzen. Diese Aktion wird auch von UN Women empfohlen.
Die Organisation Hilfetelefon ruft zu einer Mitmachaktion „Wir brechen das Schweigen“ auf. Klassen können gemeinsam ein Foto mit Botschaften und Bannern zum Thema von sich aufnehmen und auf sozialen Medien mit dem Hashtag #Schweigenbrechen verbreiten.
Für Schüler:innen jeglicher Altersstufen eignet sich die Aktions-Bastelidee für orangene Windlichter, die UN Women vorschlägt. Mithilfe eines alten Marmeladenglases, Kleister, orangenem Krepppapier/Servietten und einem Teelicht können Kinder und Jugendliche symbolische Zeichen setzen. Der Kleister lässt sich einfach selbst herstellen, indem man 150 g Mehl und 500 ml Wasser in einem Topf kurz aufkocht und mit einem Schneebesen so lange rührt, bis eine dickflüssige Masse entsteht. Die Teelichter können beispielsweise mit Hilfenummern bei Gewalt gegen Frauen wie die 116 016 oder Botschaften zum Thema versehen werden.
UN Women stellt des Weiteren kostenfrei eine Druckdatei für eine Fahne mit dem Logo zur Verfügung. Die Größe beträgt 150x400 cm und kann innerhalb der Kampagne auf dem Schulhof gehisst werden, um auch nach außen hin ein sichtbares Zeichen zu setzen.
Seid ihr Zeug:innen, Angehörige oder Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt geworden, könnt ihr die kostenlose Telefonnummer des Hilfetelefons anrufen. Die Nummer lautet 116 016 und ist 365 Tage im Jahr rund um die Uhr für Frauen*, Menschen aus deren Umfeld und Fachkräfte besetzt und in 17 Sprachen verfügbar.
Wenn euch der Artikel gefallen hat, schaut gerne bei den Artikeln zur Sexualbildung und kostenlosen Menstruationsartikeln zur Aufklärung im Unterricht vorbei.
Lehrkräfte werden oft für ihre flexiblen Arbeitszeiten und langen Ferien beneidet. Doch wer selbst als Lehrkraft tätig ist oder Lehrer:innen in seinem engen Umfeld hat, weiß, dass hinter dem Lehrberuf auch haufenweise administrative Aufgaben, anstrengende Elterngespräche und natürlich ausführliche Unterrichtsvorbereitungen stecken. In Zeiten des Lehrermangels und einer Kultusministerkonferenz, die sich gegen die Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte bemüht, werden politische Lösungen für den gewaltigen Arbeitsdruck und den Zeitstress, dem Lehrer:innen unterliegen, vermutlich auf sich warten lassen. In diesem Artikel geben wir euch zum Abschluss unserer Themenwoche zu Stress und Depressionen zehn Zeitmanagement-Tipps mit, mit denen ihr euren vielfältigen Schulalltag etwas entspannen könnt.
Viele Lehrkräfte tun sich schwer, ihr persönliches Leben und ihre Freizeit klar von ihrem Beruf zu trennen. Das liegt vor allem daran, dass Lehrer:innen oft im Homeoffice arbeiten, auch am Wochenende und nachts – Zeiten, die bei den meisten Berufstätigen für die Freizeit vorgesehen sind. Lehrkräfte haben auch viele kleine Aufgaben zu erledigen, oder solche, die nicht viel Denkleistung erfordern. Man ist als Lehrer:in also leicht dazu verleitet, eine Aufgabe noch kurz dazwischenzuschieben oder nebenbei zu erledigen. Wir zeigen euch, wie ihr die Verschmelzung eurer Arbeit mit eurem persönlichen Leben reduziert.
1. Räumliche Grenzen setzen: Wenn man abends sowieso im Wohnzimmer sitzt, kann man dort ja auch gleich Arbeitsblätter ausdrucken und Diktate, die noch rumliegen, lassen sich ja eigentlich genauso gut im Bett korrigieren, oder? Nein! Um eure Freizeit von der Arbeit zu trennen, kann es schon helfen, räumliche Grenzen zu ziehen zwischen Arbeitsplätzen und Plätzen, an denen man Freizeitaktivitäten nachgeht. Wenn es eure Wohnsituation zulässt, richtet euch am besten ein Büro ein, um zu verhindern, dass die Arbeit auch eure Entspannungsorte übernimmt. Doch schon das bewusste Wegpacken des Laptops und jeglicher Papiere, wenn ihr gerade nicht arbeitet, kann helfen, dass ihr in eurer Freizeit räumlichen sowie gedanklichen Abstand von der Arbeit nehmen und mal so richtig entspannen könnt.
2. Zeitliche Grenzen setzen: Auch die zeitliche Trennung von Arbeit und Freizeit ist wichtig, denn wer beim Gucken der Tagesschau nur daran denkt, welche Themen im Unterricht angesprochen werden sollten, oder beim Joggen im Kopf den nächsten Tag durchgeplant, nutzt diese Zeit nicht wirklich für sich selbst. Es ist zwar löblich, aus jeder Situation das Beste für den Unterricht ziehen zu wollen, doch eine durchweg angespannte Lehrkraft nützt euren Schüler:innen auch nichts. Deshalb empfehlen wir bewusste Pausen, die nur euch oder euren Liebsten gewidmet sind. Ihr müsst auch wirklich streng mit euch selbst sein: Gedanken an die Schule sind hier nicht erlaubt! Wie wäre es zum Beispiel mit einem Spaziergang an der frischen Luft oder einem interessanten Podcast?
3. Erreichbarkeit limitieren: Auch Erreichbarkeit spielt bei der Abgrenzung von Arbeit und Freizeit eine Rolle. Wenn ihr euch schwer tut, Feierabend zu machen, weil ihr dauernd neue E-Mails oder Anrufe bekommt, die im Moment super dringend scheinen, setzt euch doch eine Uhrzeit, nach der ihr abends nicht mehr für Arbeitsgelegenheiten erreichbar seid. Teilt diese Uhrzeit unbedingt euren Kollegen und anderen schulischen Kontakten mit, damit möglichst wenige Anrufe und E-Mails nach dieser Zeit eingehen und ihr nicht in Versuchung kommt, doch noch ranzugehen oder zu antworten.
4. Rückzugsorte schaffen: Auch in der Schule ist es wichtig, dem Berufsalltag und dem damit einhergehenden Stress entkommen zu können. In der bundesweiten Studie “Lehrarbeit im Wandel” (2020) gaben 74 Prozent der teilnehmenden Gymnasiallehrkräfte an, dass das Fehlen von Ruhezonen in der Schule einen Belastungsfaktor im Lehrberuf darstellt. Falls es also noch nicht der Fall ist, versucht doch euer Lehrerzimmer so einzurichten, dass sich alle wohlfühlen und wirklich entspannen können, zum Beispiel durch farbige Pflanzen und bequeme Sitzgelegenheiten. Wenn möglich, könnt ihr an eurer Schule auch einen separaten Ruheraum für Lehrer:innen einführen, wo man sich in der Pause kurz von der Arbeit distanzieren kann. So könnt ihr frische Energie tanken und entspannt in die nächste Unterrichtsstunde starten.
Wie geht ihr am besten die Zeit an, wo ihr tatsächlich arbeitet? Vom sturen Ausfüllen von Formularen, über Elterngespräche und der Nachverfolgung von Fehlzeiten, bis hin zur Organisation von Exkursionen und Fahrten – neben dem Unterrichten und der Unterrichtsvorbereitung kommen im Lehrberuf noch ein Haufen bunter Aufgaben dazu. Es ist nicht nur schwer, den Überblick über alle anstehenden Aufgaben zu behalten, sondern auch, sich von ihrer Masse und Vielfältigkeit nicht erschlagen zu fühlen. Wir zeigen euch, wie es geht.
5. Ordnung schaffen: Wer am Schreibtisch zwischen Stapeln unkorrigierter Klausuren und ungeklärter Abwesenheitsnotizen auf ein Postfach mit 50 ungelesenen E-Mails blicken muss, fühlt sich selbstverständlich überfordert. Doch mit ein bisschen Ordnung könnt ihr auch den größten Arbeitsberg schrumpfen lassen. Sortiert eure Papiere und E-Mails zum Beispiel nach bestimmten Aufgabengebieten oder nach Dringlichkeit. Diese kleinen Stapel an Arbeit scheinen dann gleich gar nicht mehr so schlimm. Räumt auch euren Schreibtisch so auf, dass ihr immer nur eine Aufgabe vor euch liegen habt – nämlich die, an der ihr gerade arbeitet. Führt ein Lagersystem ein, wo ihr andere Aufgaben für später ablegen und so aus eurem Blickfeld und euren Gedanken entfernen könnt. Und nicht vergessen: wenn ihr eine Aufgabe erledigt habt und ihr die zugehörigen Papiere oder E-Mails nicht mehr braucht: ab in den Papierkorb damit! So schafft ihr die Aufgabe und den damit einhergehenden Stress wortwörtlich aus der Welt.
6. Die kleinen Erfolge feiern: Nicht jeder Tag im Lehrberuf wird perfekt ablaufen – das ist normal und völlig in Ordnung. Wenn ein:e Schüler:in sich um eine Note zur Vorklausur verbessert, oder ein stilles Kind sich mal im Unterricht meldet, seid also ruhig stolz auf euch und eure harte Arbeit, die solche kleinen Momente jeden Tag ermöglicht. So erhaltet ihr nicht nur die Motivation, jeden Tag für eure Schüler:innen euer Bestes zu geben, sondern ihr könnt auch gelegentliche Rückschläge besser wegstecken, da ihr euch eurer Erfolge als Lehrkraft bewusst seid.
7. Austausch mit Kolleg:innen suchen: Manchmal hilft es auch einfach zu sehen, dass andere es genauso schwer haben wie man selbst. Ein kurzes Pausengespräch mit einem Kollegen oder einer Kollegin über aufwendige Unterrichtsvorbereitungen oder den Korrekturstau, den alle zuhause herumliegen haben, erinnert einen daran, dass man mit seinen Problemen nicht alleine ist und andere sich oft genauso überfordert fühlen, auch wenn sie noch so gelassen wirken.
Doch auch wenn man ruhig und entspannt auf die anstehenden Aufgaben schauen kann und genau versteht, was alles gemacht werden muss, kann es schwer sein, alle Aufgaben in der begrenzten Zeit abzuschließen, die Lehrkräften neben dem Unterricht zur Verfügung steht. Auch hier haben wir einige Tipps für euch.
8. Kleine Aufgaben sofort erledigen: Bei kleinen Aufgaben ist das Anfangen oft der zeitaufwendigste Teil. Kurze Telefonate oder Arbeitsblätter, die ausgedruckt werden müssen, nehmen alleine kaum Zeit in Anspruch und werden oft aufgeschoben unter dem Vorwand, man könne sie doch später noch schnell erledigen. Aber wenn diese Mini-Aufgaben sich häufen, kann es oft mehrere Stunden dauern, bis man alle abgearbeitet hat – Zeit, die man so nicht eingeplant hat und die man eigentlich für andere Sachen braucht. Unser Tipp: Um kleine Aufgaben immer so schnell wie möglich zu erledigen, definiert eine Zeit, unter der eine Aufgabe für euch noch als Mini-Aufgabe zählt, beispielsweise zwei Minuten. Wenn ihr denkt, dass eine neue Aufgabe weniger als zwei Minuten in Anspruch nehmen wird, erledigt sie immer, sobald sie anfällt.
9. An feste Zeitfenster halten: Aber wie sieht es mit größeren Aufgaben aus? Auch hier solltet ihr für jede Aufgabe eine Zeit definieren, in der sie erledigt sein muss. Als Lehrkraft steht einem neben dem Unterricht schließlich nur eine begrenzte Anzahl an Stunden zur Verfügung, mehr kann man schlichtweg nicht arbeiten. Versucht also euren inneren Perfektionisten verstummen zu lassen und nehmt euch für eine Aufgabe nur so viel Zeit, wie ihr euch leisten könnt. Zum Beispiel, wenn ihr ein Arbeitsblatt erstellt, gebt euch maximal 45 Minuten, auch wenn ihr mit mehr Zeit eine noch detailliertere Internetrecherche durchführen und das Blatt schöner formatieren könntet. Hier müsst ihr wieder streng sein mit euch selbst, denn nur so könnt ihr sichergehen, dass wirklich alle Aufgaben rechtzeitig erledigt werden.
10. Aufgaben delegieren: Auch Lehrer:innen sind nur Menschen. Denkt also daran, dass nicht alles immer eure Aufgabe oder eure Verantwortung sein kann. Es gibt sowohl in eurem Privatleben als auch in der Schule einige Aufgaben, die auch von anderen erledigt werden können, um euren Alltag zu entlasten. Beispielsweise kann jede Stunde ein:e andere:r Schüler:in die Anwesenheitskontrolle übernehmen, um euch zu Beginn des Unterrichts ein paar Minuten zum Durchschnaufen oder zur finalen Vorbereitung zu gewähren. Oder teilt mit euren Kolleg:innen Unterrichtsmaterialien und Stundenentwürfe bzw. lasst euch von deren Ideen inspirieren, um eure Arbeitsbelastung etwas aufzulockern.
Ihr seht also, ihr könnt mit ein paar gezielt eingeführten Maßnahmen selbst schon viel dazu beitragen, euren Berufsalltag aufzulockern und Zeitstress zu reduzieren. Habt ihr noch weitere Tipps für erfolgreiches Zeitmanagement im Lehralltag? Teilt sie gerne in den Kommentaren!
Berlin. Der Berliner Senat plant, junge Geflüchtete in Zukunft in sogenannten “Willkommensklassen” zur Schule gehen zu lassen. Das soll direkt in Flüchtlingsunterkünften passieren, da die regulären öffentlichen Schulen mit Platzmangel zu kämpfen hätten.
Wie die dpa berichtet, sind die Pläne auf der Senatssitzung am Dienstag verkündet worden. Die Einrichtung von "Willkommensklassen" sei in den großen Flüchtlingsunterkünften Tegel und Tempelhof geplant. Die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wunsch argumentiert mit dem Recht auf Bildung, das es einzuhalten gelte: “Derzeit erfüllen wir unsere verfassungsmäßige Verpflichtung nicht, geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Recht auf Bildung zu gewähren”. Diese Klassen seien wichtig dafür, die Schüler;innen als “vorübergehende Lösung” auf den Besuch öffentlicher Schulen vorzubereiten. Wie oder wann der Übergang zwischen den beiden Schulformen stattfinden soll, wurde nicht genauer spezifiziert.
Konkret ist die Rede von fast 600 schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen, die derzeit in den beiden Unterkünften leben, darunter circa 560 in einer Halle des früheren Flughafen Tegel. Der Unterricht soll für zumindest 288 Schüler:innen in Tegel noch in diesem Jahr beginnen. Diese Zahl soll bis Mitte nächsten Jahres auf mindestens 430 steigen. Der Blick auf ganz Berlin zeige laut Günther-Wunsch außerdem, dass insgesamt circa 900 Minderjährige im schulpflichtigen Alter auf Wartelisten stünden. Ihnen könne aufgrund des Platzmangels in öffentlichen Schulen derzeit kein Schulplatz angeboten werden. Damit diese neuen Willkommensklassen auch personell vorbereitet sind, seien derzeit Bewerbungsgespräche mit 50 Lehrkräften in Planung. Auch das Heranziehen von Pädagog:innen mit ausländischen Bildungsabschlüssen sei “vorgesehen”. Zur Förderung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse haben wir berichtetet.
Das Konzept der Willkommensklassen ist kein völlig neuer Ansatz. Der geplante Standort jedoch schon: der Mediendienst Integration beschreibt Willkommensklassen als zwar abgetrenntes, aber räumlich noch in öffentlichen Schulen stattfindendes Konzept: “In Willkommensklassen werden Kinder und Jugendliche getrennt von anderen Schüler:innen unterrichtet. [...] Die meisten Bundesländer sehen vor, dass die Schüler:innen in den Willkommensklassen auch am Regelunterricht teilnehmen”. Auch für dieses erste Format, das es schon seit dem Schuljahr 2015/16 gibt, hätte es großflächige Kritik vonseiten der Bildungsforschung gegeben. Eine Soziologin, die den Unterricht in Willkommensklassen erforscht hat, ist beispielsweise dieser Meinung: “Willkommensklassen grenzen neu zugewanderte Schüler:innen aus”. Es bleibt abzuwarten, wie die Resonanz für Willkommensklassen aussehen wird, die auch noch räumlich abgeschottet in den zentralen Flüchtlingsunterkünften Berlins ihren Platz finden sollen.
Das Vermitteln sensibler Themen im Unterricht stellt oftmals unabhängig von der Berufserfahrung eine Herausforderung für Lehrkräfte dar. Mentale Gesundheit und psychische Erkrankungen sind klassische Beispiele für Sujets, die aus Sorge vor den Reaktionen der Schüler:innen und Eltern wenig thematisiert werden. Dabei prägt dieses Themenfeld die Denk- und Verhaltensweisen Jugendlicher, während diese insbesondere in der Pubertät große Veränderungen durchmachen und sich selbst neu kennenlernen müssen. Neben dem alltäglichen Emotionschaos, dem schulischen Leistungsdruck und den gesellschaftlichen Erwartungen fühlen sie sich oft mit ihren Fragen auf sich allein gestellt: Was ist normal? Warum fühle ich mich so? Ist es nur eine Phase oder bleibe ich für immer so?
Als grundlegender Bestandteil des alltäglichen Lebens von Jugendlichen stehen Schulen in der Pflicht, den Schüler:innen wertvolle Kompetenzen zu vermitteln, mit denen sie die bestmöglichen Chancen erhalten, um erfolgreich ins Erwachsenenleben zu starten. Dazu gehört auch die Aufarbeitung von negativ stigmatisierten psychischen Erkrankungen, die diversen Studien zufolge jeden fünften bis sechsten Erwachsenen mindestens einmal im Leben betreffen.
Im Rahmen unserer Themenwoche Stress & Depressionen haben wir euch bereits über aktuelle Herausforderungen informiert, Tipps zur Symptomerkennung gegeben und Wege zur Selbsthilfe vorgestellt. In diesem Artikel möchten wir euch eine Hilfestellung bieten, mit der ihr das Thema Depression im Klassenverband ansprechen könnt und euren Schüler:innen die Möglichkeit gebt, ihre Fragen in einem sicheren Umfeld auszusprechen.
Bevor ihr damit beginnt, euch geeignete Abläufe zu überlegen, ist es ratsam, sich zunächst gründlich in die Thematik einzuarbeiten. Themen der mentalen Gesundheit gewinnen zunehmend an gesellschaftlicher Relevanz, weshalb euch mittlerweile zahlreiche Quellen zur Selbstinformation und -hilfe zur Verfügung stehen, die ihr im Internet und anderen Medien abrufen könnt. Im Folgenden haben wir für euch einige Webseiten kuratiert, die einen guten Überblick zum Thema Depression bieten.
Falls ihr etwas mehr Zeit investieren wollt und könnt, haben wir für euch eine gute Sammlung an Büchern und Podcasts zum Thema Depression zusammengestellt.
Da es auch nach einer gründlichen Einarbeitung schwierig sein kann, einen guten Plan für den bevorstehenden Unterricht zu entwerfen, haben wir hier einige Webseiten, die euch speziell die Unterrichtsgestaltung erleichtern sollen.
Da Depression ein ernstes Thema ist, das Schüler:innen verstärkt zum Nachdenken anregt und möglicherweise unbewusste Trigger auslösen kann, empfiehlt es sich, idealerweise im Voraus die Eltern zu informieren. Dies kann in Form eines Informationsschreibens geschehen, indem die geplante Unterrichtseinheit zum Thema Depression (und ggf. weiteren psychischen Erkrankungen) angesprochen und die Eltern oder Erziehungsberechtigten darum gebeten werden, das Verhalten der Schüler:innen in der kommenden Zeit etwas genauer im Blick zu behalten.
Um das Thema dann konkret im Unterricht anzugehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann man mit dem Thema Mental Health starten oder im Allgemeinen über psychische Belastungen wie Depressionen sprechen. Ihr könnt das Thema aber auch mit generellen gesundheitsbezogenen Fragen beginnen wie “Wer von euch war schon mal richtig krank? Was war bisher eure schlimmste Verletzung?" Dadurch können eure Schüler:innen beginnen, offen über Krankheiten zu reden und es kann ein offenes, wohlwollendes Klassenklima geschaffen werden. In diesem Rahmen kann man psychische Erkrankungen ansprechen und den Schüler:innen vermitteln, dass auch diese kein Tabuthema sind. Mit einer offenen Gesprächsrunde können Fragen geklärt und einer oft negativen Stigmatisierung des Themas entgegengewirkt werden. Für eine Fragerunde der Schüler:innen können auch Fachpersonen aus der Schule oder externe Personen aus z.B. Kinder- und Jugendpsychiatrien eingeladen werden.
Während ihr in das Thema einsteigt, solltet ihr eure Schüler:innen gut im Blick behalten. Laut dem gemeinnützigen Diskussionsforum Depressionen e.V. (FIDEO) erkranken etwa 3-10 Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren an einer Depression, Mädchen dabei doppelt so häufig wie Jungen. Daher ist es ratsam, insbesondere denjenigen Schüler:innen, die scheinbar wenig Freunde in der Klasse haben und sich oft nur schwer konzentrieren können, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln. Ein offener und zwangloser Umgang mit der Thematik kann Betroffenen helfen, offen über Probleme und Belastungen zu sprechen.
Ein weiterer wichtiger Punkt, den ihr beachten solltet, ist, euren Schüler:innen keine Panik zu vermitteln. Eine sachliche Aufklärung ist von erheblicher Bedeutung und nur, weil einige Anzeichen, die typisch für eine Depression sind, auf jemanden zutreffen können, heißt es nicht, dass diese Person auch depressiv sein muss. Symptome, Dauer und wiederkehrende Episoden unterscheiden sich von Person zu Person und können unterschiedlich ausfallen. Auch das Auftreten einer depressiven Episode bedeutet nicht, dass die betroffene Person als depressiv gilt. Ein länger andauerndes oder sich häufig wiederholendes Stimmungstief kann allerdings Anzeichen einer Depression bedeuten.
Etwas, das nie schaden kann, ist euren Schüler:innen Sicherheit zu vermitteln. Selbst wenn sich jemand in der Symptomatik wiedererkennt, gibt es vielerlei Hilfsangebote in Schulen und außerhalb, die die Situation verbessern können. Ihr als Lehrkräfte könntet die erste Anlaufstelle für eure Schüler:innen sein, eine erste Vertrauensperson, wenn sie sich nicht anders zu helfen wissen. Daher ist es auch für euch sinnvoll, genauer über Depressionen informiert zu sein und eine Liste von Anlaufstellen parat zu haben, die ihr euren Schüler:innen weitergeben könnt. Auch die Möglichkeit zu Einzel- und Gruppengesprächen oder das Beantworten anonym gestellter Fragen könnt ihr euren Schüler:innen anbieten. Zudem solltet ihr als Lehrkräfte, wenn sich ein:e Betroffene:r an euch wendet, dieses Vertrauen nicht missbrauchen und, insofern ihr andere Personen wie die Eltern oder Schulpsycholog:innen involvieren wollt, zukünftige Schritte mit diesen abzusprechen.
Neben der Hilfe von externen Personen gibt es auch jede Menge Wege sich selbst zu helfen, sollte jemand von einer depressiven Episode oder Depression betroffen sein. Neben grundlegenden physischen Gegebenheiten wie einer ausgewogenen Ernährung und ausreichend Bewegung kann auch jeder Versuch, aus der Komfortzone herauszukommen, helfen. Zudem gibt es jede Menge Input auf diversen Medien wie Youtube-Channels, Bücher, Podcasts, wissenschaftliche Artikel, Webseiten, Online- und Präsenz-Kurse, Filme und vieles mehr. Weiterhin kann eine Veränderung des Weltbildes nicht bloß helfen, sich selbst besser kennenzulernen, sondern auch psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken. Das bezieht sich auf die Sichtweise, wie die Realität wahrgenommen wird: Unser Leben ist nicht bloß schwarz und weiß, denn in jeder negativen Sache lässt sich auch ein positiver Aspekt finden.
Unabhängig davon ist es in manchen Fällen notwendig, psychologische Hilfe in Form von Gesprächstherapien, ggf. auch mit medikamentöser Behandlung, in Anspruch zu nehmen oder sich temporär in einen stationären Aufenthalt zu begeben.
Damit sich eure Schüler:innen auch nach dem Unterricht selbstständig informieren können, solltet ihr ihnen die Unterrichtsmaterialien, wie auch Links zu diversen Anlaufstellen zur Depressionshilfe online über euren Schulserver zur Verfügung stellen.
Wir hoffen, dass wir euch einige gute Anstöße geben konnten, um das Thema Depression in euren Unterricht integrieren zu können. Wenn euch das Thema interessiert, empfehlen wir euch auch in unsere frühere Themenwoche zu mentaler Gesundheit reinzuschauen. Hier findet ihr zum Beispiel Tipps für Erste Hilfe bei Notfällen psychischer Natur. Teilt uns gerne eure Erfahrungen mit und wie ihr das Thema psychische Erkrankungen in euren Unterricht einbaut.
Lehrkräfte und Betroffene können an verschiedenen Stellen Hilfe finden. Hier sind einige mögliche Anlaufstellen für euch:
Bei längerfristigem Bedarf kann die Suche nach Psychotherapeut:innen über Websites wie Klinikfinder-psychosomatik.de erfolgen.
Der anhaltende Lehrermangel macht es vielen Schulen schwer, geeignetes Personal zu finden. Insbesondere in ländlichen Gegenden spitzt sich diese Problematik zu, da angehende Lehrkräfte zum Unterrichten zunehmend in die Städte ziehen. Bessere Verkehrsanbindungen, mehr Anonymität und Multikulturalität geben den Ausschlag, weshalb viele lieber in der Stadt wohnen. Dass Leben und Arbeiten auch in ländlichen Gebieten jede Menge zu bieten hat, zeigt ein Beispiel in Norddeutschland.
Um neue Lehrkräfte zu gewinnen, hat sich der Kreis Dithmarschen, im Westen Schleswig-Holsteins, deren gezielte Anwerbung zur kommunalen Aufgabe gemacht. Mit dem Projekt "Dithmarschen macht Schule" startete das Bildungsministerium vor drei Jahren eine Initiative, die bereits Erfolge vorzuweisen hat. Um mehr darüber zu erfahren, haben wir mit Daniela Holst vom zuständigen Lehrkräfte-Servicebüro gesprochen.
Der Kreis Dithmarschen ist durch den Lehrkräftemangel besonders betroffen. Auf die vielen unbesetzten Stellen an allgemeinbildenden Schulen kommen nur wenige neue Bewerber:innen. Seit Ende 2019 beschäftigt sich auf Initiative des Schulamtes ein Team des Kreises Dithmarschen mit möglichen Lösungen für das Problem. Heraus kam der “Dithmarschen-Tag” an der Europa Universität in Flensburg und die Idee einer zentralen Anlaufstelle, die Beratung und Unterstützung für interessierte Lehrkräfte und Student:innen bietet. Die Team-Mitglieder waren zuversichtlich, dass das Projekt ein attraktives Angebot und eine geeignete Maßnahme im Kampf gegen den Lehrkräftemangel darstellen würde.
Auf Landesebene hat das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein in vier Kreisen (Dithmarschen, Segeberg, Herzogtum Lauenburg, Steinburg) schon ein Modellvorhaben, den Anwärtersonderzuschlag, gestartet, um gezielt Anreize in diesen Regionen zu setzen. Unterstützt wird dieses Vorhaben durch die Etablierung des Lehrkräfte-Servicebüros im Kreis Dithmarschen, welches “großes Interesse an gelungener Schulbildung” zeige und sich deshalb “in enger Kooperation mit dem Schulamt für Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung” engagiere, so Holst.
Eine zentrale Rolle für die Lehrkräftegewinnung ist die Öffentlichkeitsarbeit und damit auch eine entsprechende Homepage für das Projekt. Hier soll ein Eindruck vom Leben in Dithmarschen und den verschiedenen Regionen gegeben werden. Neben Möglichkeiten für einen konkreten Einstieg in die Lehrertätigkeit und Informationen zu aktuellen Themen stehen auch Video- und Audiobeiträge aus dem persönlichen Alltag von dithmarscher Lehrkräften zur Verfügung, die der Webseite einen persönlichen Charakter verleihen. Zusätzlich erhält man durch Schulvideos einen Einblick in die Schullandschaft.
“Besonders wichtig ist uns, unseren Lehrkräften mit Wertschätzung zu begegnen und zu signalisieren, dass wir uns freuen, dass sie sich für eine Lehrtätigkeit im Kreis Dithmarschen entschieden haben. Eine entsprechende Willkommenskultur wird durch das Lehrkräfte Servicebüro jeder aktiven und interessierten Lehrkraft entgegengebracht. So werden unter anderem Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und Praktikant:innen mit einer kleinen Aufmerksamkeit begrüßt", so Holst.
Zusätzlich organisiert das Lehrkräfte-Servicebüro nach eigenen Angaben regelmäßige Aktionen wie Bowling, den Besuch des Weihnachtsmarktes oder des Heider Marktfriedens, um sich kennenzulernen und auszutauschen. Für interessierte Lehrkräfte aus anderen Kreisen oder Bundesländern bietet das Lehrkräfte Servicebüro Beratung und Unterstützung bei der Suche nach einer passenden Schule und nach Wunsch auch bei der Wohnungssuche.
Darüber hinaus gibt es eine Kooperation mit der Europa Universität in Flensburg, die laut Servicebüro selbst über das Interesse verfüge, dass sich ihre Student:innen über die Nahregion Flensburg hinausbewegen und z.B. Praktikumsplätze in südlicheren Kreisen suchen. “Um das zu unterstützen, haben wir das Angebot „Praktikum mit kostenloser Unterbringung“ auf den Weg gebracht. Im letzten Jahr konnten so 11 Praktikumsplätze mit Unterkunft vermittelt werden, in diesem Durchgang werden es sogar 22 sein”, wie Holst berichtet.
“Von dieser Aktion erhoffen wir uns, dass wir die Tür, für die Motivation als Lehrkraft in Dithmarschen zu arbeiten, einen Spalt öffnen”, so Holst. Weiterhin plant “Dithmarschen macht Schule”, das Angebot “Praktikum mit kostenloser Unterbringung” auf das dreimonatige Praktikum im Masterstudium auszuweiten. “Darin sehen wir eine wesentliche Chance, angehende Lehrkräfte auch für den Vorbereitungsdienst und möglicherweise darüber hinaus für Dithmarschen zu gewinnen.”
Zurzeit sei ein Kurzvideo in Arbeit, das darstellen soll, wie sich die Ausbildung von Lehrkräften an Dithmarscher Schulen gestaltet und welche Freizeitmöglichkeiten zum Ausgleich zur Verfügung stehen. Holst sagt dazu: “Das Video ist gezeichnet vom typischen Dithmarscher Humor, also immer mit einem Augenzwinkern versehen.”
Nach drei Jahren stellt sich die Frage, was für Erfolge das Projekt bisher verzeichnen konnte und ob dieser den Aufwand rechtfertigt. “Sicherlich konnten wir bis jetzt nicht alle freien Stellen an Schulen besetzen, aber einige Vermittlungen von ausgebildeten Lehrkräften, Vertretungslehrkräften und Referendarinnen an Dithmarscher Schulen sind gelungen. Erfreulich ist, dass ein stetiger Zuwachs von Anfragen im Lehrkräfte Servicebüro zu verzeichnen ist und sich das Projekt, unserer Meinung nach, auszahlt”, erklärte Holst gegenüber Lehrer News.
“Dithmarschen macht Schule” ist nur eines von vielen Projekten, die sich mit Erfolg gegen den Lehrkräftemangel stellen und den Lehrer:innenberuf attraktiver machen.
Was haltet ihr von dem Projekt? Würdet ihr als Lehrkraft gerne auf dem Land und vielleicht sogar in Dithmarschen unterrichten? Wir freuen uns auf eure Meinung in den Kommentaren!
Krieg in der Ukraine, Krieg in Gaza: Im Rahmen unserer Themenwoche “Stress und Depressionen” beschäftigen wir uns auch mit den Auswirkungen von Kriegs- und Krisenbildern bei Kindern und Jugendlichen. Lehrer-News hat hierzu mit den beiden Diplompsychologinnen Madeleine Leitner und Elisabeth Raffauf gesprochen und gefragt, wie ein guter Umgang mit Social-Media-Inhalten zu Kriegsthemen aussehen kann – und was Lehrkräfte dafür im Unterricht tun können.
Madeleine Leitner ist Diplompsychologin mit mehrjähriger Berufserfahrung als Psychotherapeutin und Personalberaterin. Seit über 20 Jahren ist sie Karriereberaterin mit Schwerpunkt berufliche Standortbestimmung und Strategie für berufliche Krisensituationen und eine ausschließliche Spezialisierung auf Karrierethemen.
Diplompsychologin Elisabeth Raffauf war zwanzig Jahre in einer Erziehungsberatungsstelle tätig und hat dort mit Kindern, Eltern und Jugendlichen gearbeitet. Seit einigen Jahren ist sie selbstständig in einer freien Praxis in Köln und arbeitet nebenbei für das Kinderradio beim WDR, bei dem sie gemeinsam mit einer Kollegin die Kinderaufklärungsreihe “Herzfunk” entwickelt hat.
Lehrer News: Grundsätzlich scheint es in der heutigen Welt mit Social Media schlichtweg unmöglich, Schüler:innen Bilder von Kriegsszenen vorzuenthalten. Zudem gibt es auf Social Media mittlerweile so viele Wege, um Altersgrenzen zu umgehen. So kommt es auch oft dazu, dass Kinder diese Bilder zu sehen bekommen. Dazu einleitend die Frage:
Können oder müssen Schüler:innen jeder Altersgruppe grundsätzlich mit Kriegen umgehen?
Raffauf: Kinder bekommen Kriege und Krisenthemen mit, sind etwa durch Corona und durch Mitschülerinnen und Mitschüler, die aus Kriegsgebieten geflohen sind, unmittelbar betroffen und es ist gut und hilfreich, wenn sie ihre Fragen dazu stellen können und Ansprechpartnerinnen und -partner haben, von denen sie wissen, dass sie mit ihnen darüber sprechen können und ernst genommen werden. Wissen gibt auch Sicherheit.
Leitner: Leider sind vom Krieg auch unmittelbar Kinder aller Altersgruppen betroffen. Wenn man die Generation der „Kriegskinder“ aus dem Zweiten Weltkrieg als Vergleichsgruppe nimmt, weiß man, dass Kinder besonders schwer von diesen traumatischen Erfahrungen betroffen sind und dann ihr Leben lang damit zu tun haben. Es gibt zahlreiche Filme und Literatur zu diesem Thema, wie zum Beispiel Sabine Bodes: „Die Vergessene Generation“ und viele weitere Filme mit jetzt noch lebenden Zeitzeugen, die ihr Leben lang verdrängt, aber Unglaubliches erlebt haben. Je jünger Kinder zum Zeitpunkt der traumatischen Erfahrungen sind, desto schwerer sind die Folgen. Inwieweit Bilder mit realen Erlebnissen vergleichbar sind, kann ich allerdings nicht sagen, weil ich den aktuellen Stand der Forschung nicht kenne. Dafür gibt es sicher Spezialisten.
Lehrer News: Wie kann man Kinder und Jugendliche vor besonders gewalthaltigen und verstörenden Kriegsbildern schützen, und wie gehe ich als Lehrkraft oder Elternteil damit um, wenn das nicht gelingt?
Raffauf: Eltern können darauf achten, dass die Tagesschau nicht läuft, wenn kleine Kinder dabei sind. In der Schule und zu Hause kann darüber gesprochen werden, dass Kinder, die z.B. gewalthaltige Bilder auf ihr Handy geschickt bekommen, sich das nicht anschauen sollten, weil es schwer wieder aus dem Kopf zu kriegen ist. Sie sollten animiert werden, damit zu Erwachsenen gehen und dies gemeinsam etwa bei jugendschutz.net melden.
Leitner: Meine Empfehlung: Die konsumierten Kanäle, soweit möglich, kontrollieren und die Kinder für genau solche Fälle instruieren. Es gibt in der Verhaltenstherapie die Methode der „kognitiven Impfung“. Wenn man auf gewisse Ereignisse innerlich vorbereitet ist, fungiert das wie ein Schutzschirm, weil ich ja weiß, dass so etwas passieren kann. Dann trifft mich das Ereignis nicht so stark, wie wenn ich nichtsahnend bin – wie das ja auch bei der Impfung ist. Darüber hinaus sollte man Kinder möglichst konkret instruieren, was sie in dem Fall tun sollen: weggehen oder mindestens die Augen (und Ohren) zumachen oder dass sie dann sagen: „Mir ist das zu viel“ oder „Ich möchte das nicht“, obwohl sie dann vielleicht als uncool gelten. Und wenn die Kinder verstört sind, hilft es, zu trösten und darüber zu sprechen, anstatt dies einfach zu ignorieren.
Lehrer-News: Wenn diese Bilder dann doch gesehen wurden, wie können sich diese Krisen- und Kriegsbilder auf die Psyche sowohl kurz- als auch langfristig auswirken?
Raffauf: Das kommt drauf an. Bilder sind oft nicht so leicht aus dem Kopf zu bekommen und sie machen Angst. Wenn sie damit allein gelassen werden, kann das vor allem – so wie auch bei Erwachsenen – Ohnmachtsgefühle auslösen, das Gefühl „Ich kann nichts tun. Ich bin hilflos.“ Im schlimmsten Fall wird man, um aus der Ohnmacht herauszukommen, selbst aggressiv gegen sich oder gegen andere.
Lehrer-News: Was kann eine Konfrontation mit diesem Thema besonders bei jungen Schüler:innen auslösen?
Raffauf: Kinder fragen sich: Was passiert dort? Kann das auch mir passieren? Manche schlafen schlecht, haben Albträume, werden schreckhaft, nässen vielleicht wieder ein, können sich nicht mehr gut konzentrieren, malen sich schlimme Dinge aus und haben auch Angst um sich selbst oder ihre Liebsten, wenn es keinen äußeren Grund gibt.
Lehrer News: Als ein wichtiger Teil des Lebens von Jugendlichen und Kindern spielt der schulische Kontext eine große Rolle. Lehrkräfte tragen mittlerweile eine große Verantwortung im Umgang mit diesem Thema. Wie können sie damit im Unterricht am besten umgehen?
Raffauf: Erstmal ist es gut, die Kinder zu fragen. „Was beschäftigt euch in Bezug auf das Thema?“, „Was habt ihr gesehen“, „Was habt ihr erlebt?“ Daraus wird sich genug Gesprächsstoff ergeben. Es kann sein, dass es dann Kinder gibt, die selbst schlimme Dinge erlebt haben. Dann ist es gut vorher zu besprechen, dass man das Thema gern aufgreifen möchte und auch z.B. Kindern, die selbst geflohen sind, die Möglichkeit zu geben, nicht dabei sein zu müssen.
Leitner: Aufklären! Vor einigen Monaten ist ein Buch einer Schuldirektorin erschienen über die zunehmende Verrohung an Schulen angesichts der sozialen Medien. Sie war auch in allen Medien präsent. Das Thema ist aber leider dann wieder angesichts der zahlreichen politischen Krisen untergegangen.
Lehrer News: Wie kann das Thema Krieg und Gewalt insbesondere bei jungen Schüler:innen und Kindern vermittelt werden, ohne dass es sie zu sehr belastet?
Raffauf: Indem man die Kinder da abholt, wo sie sind. Lehrerinnen und Lehrer müssen keine langen Vorträge dazu halten. Also erstmal Fragen stellen. Und auch klarstellen: Wenn Dir die Situation Angst macht, bist Du damit auf jeden Fall nicht allein. Es ist wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, ihre Angst zu teilen. Dass Kinder ihre Angst zeigen und besprechen können, wenn sie erfahren: Solche Dinge machen Angst. Dein Gefühl stimmt. Du kannst dir selbst vertrauen. Ein Gefühl an der richtigen Stelle vermittelt Sicherheit.
Lehrer News: Der Krieg in Nahost erhitzt auch politisch die Gemüter. An vielen Orten sind heute größere Teile der Schülerschaft direkt oder indirekt betroffen, weshalb es auch schnell zu Konflikten innerhalb der Klasse kommen kann. Wie sollten Lehrkräfte damit umgehen?
Raffauf: Auf jeden Fall ansprechen. Zuhören und mit den Kindern Gemeinsamkeiten suchen. Stichworte können sein „Alle wollen Frieden“, „Freundschaft kann auch gelingen, wenn man unterschiedliche Positionen zu bestimmten Themen hat“ und natürlich die Frage: „Wie kann man Konflikte anders bearbeiten, als durch Gewalt?“, „Wo können die Aggressionen, wo kann die Wut sonst hin?“. Starke Gefühle brauchen einen Platz, aber nicht indem man Gewalt ausübt. Kann man Sport machen? Gibt es Toberäume? Und wie kann man durch Worte seine starken Gefühle respektvoll äußern? Falls es z.B. Kinder, die selbst geflohen sind, in der Klasse gibt, ist es gut mit ihnen und auch mit den Eltern vorzubesprechen, dass man das Thema in der Schule aufgreifen möchte. Es kann auch sein, dass diese Kinder z.B. selbst von ihrer Flucht erzählen möchten und froh sind, gefragt zu werden. Das ist gut, wenn man das im Vorfeld besprechen kann.
Leitner: Es sollte angesprochen werden, dass es unterschiedliche Ansichten gibt und dass das auch normal ist. Dennoch sollte aber klargemacht werden, dass es auch für den Umgang mit Konflikten Spielregeln gibt, wie beispielsweise den anderen ausreden zu lassen, an die sich jeder halten muss und die Konsequenzen deutlich machen, wenn sich jemand nicht an diese Spielregeln hält. Solche Konflikte können aber eine gute Möglichkeit sein, eine Art sachliche „Diskussionskultur“ einzuüben, was ja durchaus positiv sein kann. Jeder kann Argumente bringen, die dann ausgetauscht und diskutiert werden. Insofern könnte hier auch Potenzial stecken für das Einüben von angemessenem Konfliktverhalten und möglicherweise besteht hier auch eine Chance, dass Schüler etwas Grundlegendes lernen. Dazu gehört auch, dass Lehrer als Vorbild agieren und sich so verhalten, wie sie das von den Schülern wünschen. Das Lernen am Modell ist eines der wirksamen Lernprinzipien, deshalb sollten Lehrkräfte auch am Ende das Heft in der Hand behalten.
Lehrer News: Damit Schüler:innen überhaupt über das Thema sprechen, kann es sinnvoll sein, das eigene Klassenzimmer zu einem “Safe Space” zu machen. Dabei sollte das Thema in der Freizeit nicht totgeschwiegen werden. Wie können Lehrer:innen ihre Schüler:innen dazu ermutigen, das Thema produktiv in der Freizeit aufzugreifen?
Raffauf: Indem sie mit den Kindern überlegen, wie sie konkret aus der Ohnmacht herauskommen. Also die Frage stellen: Was könnt ihr tun? Als der Ukraine-Krieg begann, haben viele Lehrer:innen in Schulen mit den Kindern Friedenssymbole gemalt, daraus Girlanden gebastelt und an die Fenster gehängt, um Zeichen zu setzen: Vorbeigehende konnten sehen „Wir stehen zur Ukraine“, „Wir wollen Frieden“. Man kann mit den Kindern überlegen, ob man einen Flohmarkt macht und für die Kinder in Kriegsgebieten oder die Geflüchteten hier sammelt. Oder ob man auf eine Demonstration gehen möchte und wer dafür als Begleitperson in Frage kommt.
Lehrer News: Werfen wir einen Blick auf die Situation der Lehrkräfte. Denn schließlich sind auch Lehrer:innen nur Menschen und können eine persönliche Betroffenheit nicht ganz ausschalten. Wenn Lehrkräfte selbst mit dem Thema überfordert sind, wie können sie im Unterricht trotzdem souverän und stark auftreten?
Leitner: Es bietet sich an, das im Kreis von Kollegen, idealerweise unter Supervision zu reflektieren – es gibt ja sogar Therapeuten, die bei der Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen selbst traumatisiert werden, da muss man sehr aufpassen. Ich glaube aber nicht, dass Lehrkräfte immer souverän sein müssen, sondern vielleicht auch von sich selbst erzählen, wie es ihnen ergangen ist (auch hier wieder als Modell), so dass die „Uncoolen“ in der Klasse hier indirekt Unterstützung erhalten. Und vielleicht auch als Vorbild erzählen, wie sie sich selbst schützen.
Lehrer News: Was können Lehrkräfte tun, um sich selbst vor Überforderung im Beruf zu schützen?
Leitner: Regelmäßige Inter- und Supervision. Lehrer zu sein ist für Menschen, die nicht Naturtalente als Pädagogen oder Menschenfreunde sind und die nicht über eine gewisse „Resilienz“ verfügen, nicht der geeignete Beruf.
Lehrer News: Was, wenn die Lehrkräfte jedoch selbst überfordert sind? Mit welchen Strategien können sie sich selbst davon entlasten?
Raffauf: Dann ist es gut, wenn diese Lehrkräfte erstmal selbst mit anderen Erwachsenen darüber sprechen und sich selbst Unterstützung holen. Wenn sie sich selbst nicht in der Lage fühlen, darüber sprechen zu können, können sie auch Kolleg:innen fragen, ob sie das Thema in ihrer Klasse ansprechen und sich Ansprechpartner bzw. Ansprechpartnerin für die Kinder zur Verfügung stellen.
Lehrer News: Danke für das Gespräch!
Beim Thema Krieg und Krise ist ein sensibler Umgang sehr wichtig. Besonders, da äußere Einflüsse oder auch Bilder durch soziale Medien nur schwer zu vermeiden sind.
Falls ihr mehr dazu erfahren wollt, empfehlen wir euch das Buch “Wann ist endlich Frieden?” von Elisabeth Raffauf und Günther Jakobs. Darin liefern die beiden Autoren Antworten auf Kinderfragen rund um den Krieg, Gewalt und Versöhnung. Neben wirklich schönen und kinderfreundlichen Skizzen, geben in dem Buch auch geflohene Kinder ihre Antworten in Form von eigenen Erlebnissen und den damit verbundenen Gefühlen. Außerdem finden Kinder dort auch Wege, selbst mit Konflikten im schulischen Kontext umzugehen und Möglichkeiten für einen eigenen Umgang mit der Angst.
Wie habt ihr die Lage eurer Schüler:innen bei diesem Thema miterlebt? Wie geht ihr im Unterricht mit Krieg und Krisenbildern um? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Berlin. Die Bildungsverwaltung in Berlin plant die Einführung eines verpflichtenden elften Schuljahres ab dem Schuljahr 2024/25. Das Ziel dieser Maßnahme sei es, sicherzustellen, dass Jugendliche, die nach dem zehnten Schuljahr keine reguläre Berufsausbildung beginnen, weiterhin schulisch gefördert werden. Der Schritt soll dazu beitragen, die Zahl der Schulabgänger:innen, die nach Abschluss der 10. Klasse aus den Bildungsstatistiken verschwinden, zu reduzieren und diese für eine Ausbildung zu motivieren.
Die Initiative stößt allerdings auf Skepsis und Kritik. In einem kürzlich veröffentlichten Positionspapier äußert die Fraktion der Grünen im Berliner Senat Bedenken, dass das bestehende Bildungssystem nicht alle Jugendlichen angemessen unterstütze. Insbesondere benachteiligte Gruppen, darunter Jugendliche mit Förderbedarf, Behinderungen und aus prekären sozialen Verhältnissen, hätten oft Probleme. Die jugendpolitische Sprecherin der Berliner Grünen, Klara Schedlich, argumentiert, dass das vorgeschlagene elfte Schuljahr für unsichere Jugendliche keine gute Berufsorientierung bieten würde. "Wir möchten allen Jugendlichen ein Angebot machen, neue Fähigkeiten zu entdecken, Orientierung zu geben und den Spaß am Lernen zurückzugewinnen", so Schedlich.
Als alternative Lösung schlägt die Grünen-Fraktion vor, die Angebote zur Berufsorientierung in der Mittelstufe stattdessen an allen Schulformen zu verstärken. Zusätzlich plädiert sie für die Einführung eines flexiblen Perspektivenjahres, das umfangreiche Beratungs- und Orientierungsangebote für alle Jugendlichen bietet, die nach der zehnten Klasse nicht wissen, welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchten.
Entscheidend für die Grünen ist die Verbesserung der Beratungsangebote an Schulen. “Wenn an Schulen die Beratung ausgebaut wird, erhalten mehr junge Menschen eine Perspektive", heißt es in dem Positionspapier. Die Möglichkeit, einen Einblick in die Arbeitswelt zu bekommen und die eigenen Stärken und Talente zu reflektieren, könne Jugendlichen helfen, den passenden Beruf zu finden und sich eine Ausbildungsstelle zu sichern. Dabei betonen sie, dass es nicht zielführend sei, Jugendliche zur Berufsorientierung zu zwingen, sondern vielmehr ein attraktives und unterstützendes Angebot zu schaffen.
Die Pläne der Grünen stehen im Kontrast zu den Bestrebungen der Senatsverwaltung unter Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU). Ein elftes Pflichtschuljahr gab es in Berlin schon einmal, wurde aber im Zuge verschiedener Reformen abgeschafft. Ein weiteres Mittel für eine bessere berufliche Orientierung soll laut den Plänen des schwarz-roten Senats der ebenfalls für 2024/25 geplante Ausbau des Fachs „Wirtschaft-Arbeit-Technik“ in den Schulen sein.
In der heutigen schnelllebigen Welt, in der die Herausforderungen des täglichen Lebens oft überwältigend erscheinen, erfreuen sich Podcasts großer Beliebtheit als eine leicht zugängliche und wirkungsvolle Informationsquelle. Besonders im Bereich der mentalen Gesundheit, wenn es um ein sensibles Thema wie Depression geht, bieten Podcasts eine einzigartige Plattform. Sie ermöglichen es, persönliche Geschichten zu teilen, fachkundige Einblicke zu gewähren und Ressourcen bereitzustellen, die nicht nur informieren, sondern auch Trost spenden und helfen können. In diesem Artikel stellen wir euch im Rahmen unserer Themenwoche “Stress & Depressionen” sechs Podcasts vor, die sich einfühlsam und fundiert mit dem Thema Depression auseinandersetzen.
Bei “Raus aus der Depression” handelt es sich vermutlich um den bekanntesten Podcast in dieser Runde, was unter anderem an seinem bekannten Moderator liegen könnte: Der Entertainer Harald Schmidt, seit zwölf Jahren Schirmherr der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, widmet sich in diesem Podcast einem Herzensthema.
Der sonst so zynische Moderator schafft es hier auf einfühlsame und humorvolle Art in Interviews mit betroffenen Prominenten, das Thema Depressionen zugänglich zu machen und zu entstigmatisieren. Gesprochen wird unter anderem über die Erblichkeit von Depressionen, über eigene Erfahrungen und was Depression im Kontext der Arbeit bedeutet. Unterstützt wird Schmidt in den ca. 45 minütigen Episoden von Prof. Dr. Ulrich Hegerl, dem Vorsitzenden der Stiftung, welcher das fachliche Hintergrundwissen liefert. Er ordnet das Gesagte fachlich ein und liefert verständliche Erklärungen.
Der Podcast ist interessant für alle, die sich mit dem Thema Depressionen auseinandersetzen wollen. Der erleichterte Zugang durch prominente Gäste macht ihn besonders ansprechend.
Zu finden ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcasts, auf allen anderen gängigen Podcast-Plattformen und auf der Webseite.
In diesem Podcast wird der Fokus darauf gelegt, über psychische Krankheiten, insbesondere Depressionen, aufzuklären und diese zu entstigmatisieren. Nicolas Doster, ein Coach, der selbst unter Depressionen leidet, öffnet in diesem Format einen persönlichen Raum, in dem Betroffene, Angehörige und neugierige Zuhörer Einblicke in seine lange Krankheitsgeschichte erhalten. Dabei bleibt es nicht nur bei persönlichen Erfahrungen – Zahlen, Daten und Fakten werden präsentiert, um das Verständnis für psychische Krankheiten zu vertiefen.
Die Podcast-Episoden bieten eine Mischung aus Monolog-Folgen und Interviews. In den etwa 20-minütigen regulären Episoden gibt Nicolas Doster tiefe Einblicke in verschiedene Aspekte der Depression. Darüber hinaus sind längere Interviews mit einer Dauer von etwa einer Stunde verfügbar, in denen er mit weiteren Betroffenen, Ärzt:innen, Psychiater:innen oder Therapeut:innen spricht, um ein besseres Verständnis zu schaffen und dazu beizutragen, dass psychische Krankheiten in unserer Gesellschaft als etwas "Normales" wahrgenommen werden.
Besonders empfehlenswert ist die erste Folge, in der Nicolas Doster von seiner eigenen Betroffenheit berichtet und somit seinen persönlichen Bezug zu der Krankheit herstellt.
Zu finden ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcast, auf allen gängigen Podcast-Plattformen und auf der Webseite.
In dem Podcast “Ich bin alles” wird der Fokus auf Depressionen bei Kindern und Jugendlichen gelegt. Er wurde von dem Projekt ich-bin-alles.de, einem “Informationsportal zur Depression bei und psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen”, produziert und veröffentlicht.
In den einzelnen Episoden führt der Moderator Joshua unter anderem Gespräche mit Expert:innen, die sich mit dem Umgang und dem Schutz vor Depressionen bei Kindern und Jugendlichen auskennen. Es werden aber auch konkrete Aspekte des Themas behandelt, wie zum Beispiel Wege, eine depressive Freundin oder einen depressiven Freund zu unterstützen, sowie der Umgang mit der Erkrankung in schulischen Kontexten. In den etwa 10 bis 15-minütigen Folgen werden auch betroffene Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern mit einbezogen, die ihre persönlichen Erfahrungen teilen.
Besonders hervorzuheben ist die hohe Informationsdichte des Podcasts. Neben grundlegenden Erklärungen darüber, was Depressionen sind, bieten Erfahrungsberichte von Schüler:innen und Eltern konkrete Einblicke, zum Beispiel in den Ablauf einer Therapiesitzung. Der Podcast, der im September 2021 gestartet ist, umfasst bisher nur neun Folgen, es handelt sich jedoch um eine äußerst interessante, informative und hilfreiche Ressource für alle, die sich mit dem Thema auseinandersetzen möchten.
Zu finden ist der Podcast bei Spotify, Apple Podcasts, auf allen gängigen Podcast-Plattformen und auf der Webseite.
Conny und Daniel, die Sprecher des Podcasts "Dark Mind", teilen nicht nur den Podcast, sondern auch eine gemeinsame Herausforderung – beide leiden unter Depressionen. Während Daniels Diagnose noch relativ frisch ist, hat Conny bereits einige Jahre Erfahrung im Umgang mit der Erkrankung gesammelt. Die Folgen, die ca. 45 Minuten dauern, zeichnen sich besonders durch die Offenheit aus, mit welcher die beiden gemeinsam über ihren Alltag sprechen und wie sie diesen trotz und mit ihrer Krankheit erfolgreich bewältigen.
"Dark Mind" richtet sich an alle, die sich über das Thema Depression informieren möchten, seien es Betroffene oder Angehörige. Der Podcast zeichnet sich durch eine besondere Authentizität aus, da die Moderator:innen ihre persönlichen Erfahrungen teilen. Durch den leicht verständlichen Zugang und die Diskussion von alltäglichen Themen wird das Bewusstsein für Depressionen gefördert und gezeigt, dass das Leben trotz der Erkrankung gemeistert werden kann.
Zu finden ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcast und auf allen gängigen Podcast-Plattformen.
In "Danke, gut - der Podcast über Pop und Psyche" setzt sich Miriam Davoudvandi, Journalistin, Moderatorin und Podcasterin, zum Ziel, das Schweigen rund um Depressionen und psychische Gesundheit zu brechen. In Deutschland sind über fünf Millionen Menschen von Depressionen betroffen, und fast jeder kommt in seinem Leben damit in Berührung, sei es persönlich oder durch die Popkultur. Trotzdem bleibt das Thema oft unausgesprochen.
In den etwa einstündigen Folgen trifft Miriam Personen des öffentlichen Lebens. Gemeinsam spricht sie mit den Prominenten nicht nur über Depressionen, sondern thematisiert auch andere psychische Erkrankungen. Dabei stehen vor allem die persönlichen Geschichten der Betroffenen im Fokus, welche über ihre Erfahrungen berichten und ein offenes Gespräch über psychische Gesundheit ermöglichen.
Dieser Podcast ist besonders interessant für alle, die mehr wissen wollen über die Verbindung von Künstler:innen und Musiker:innen mit Depressionen.
Zu finden ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcasts, auf allen gängigen Podcast-Plattformen und auf der Webseite.
In “mind me - der Podcast über die Facetten einer Depression” nehmen euch die Moderatorinnen Mia und Hannah auf eine humorvolle Reise durch die vielfältigen Facetten einer Depression mit. Depressionen sind ein allgemein bekannter Begriff, aber was bedeutet das eigentlich für Betroffene und ihre Angehörigen? Wie zeigt sich das Krankheitsbild im Alltag? Genau diese Fragen wollen die beiden in ihren Gesprächen und Interviews besprechen und dabei ihre eigenen Erfahrungen teilen. Ihr Ziel, das Thema Depression zu entstigmatisieren.
Die etwa einstündigen Folgen zeichnen sich durch die humorvolle und leichte Herangehensweise der beiden aus, die sich trotz des fehlenden Hintergrundwissens feinfühlig mit dem Thema Depressionen auseinandersetzen. Mia und Hannah sprechen über die verschiedenen Formen der Depressionen und widmen sich dabei immer wieder spezifischen Themen, wie zum Beispiel in einer Folge über Mutismus, in welcher eine betroffene Person über das Krankheitsbild aufklärt, welcher sich in einem Unvermögen zu Sprechen äußert und zu den Angststörungen zählt.
Zu finden ist der Podcast auf Spotify, Apple Podcasts und auf allen gängigen Podcast-Plattformen.
Wir hoffen, dass wir euch mit dieser Liste eine interessante und vor allem hilfreiche Auswahl an die Hand geben können, um euch über Depressionen und ihre Auswirkungen zu informieren. Liegen euch noch andere Podcasts am Herzen, die sich mit dem Thema Depressionen auseinandersetzen und die in unserer Liste fehlen? Teilt sie gerne in den Kommentaren!
Hilfe und Beratungsangebote bei Depressionen
Lehrkräfte und Betroffene können an verschiedenen Stellen Hilfe finden. Hier sind einige mögliche Anlaufstellen für euch:
Anerkennungshürden für ausländische Abschlüsse bleiben weiterhin eine Herausforderung für die Integration von zugewanderten Lehrkräften ins deutsche Schulsystem. Die Bertelsmann Stiftung hat hierzu in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteur:innen ein Impulspapier mit konkreten Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Zugewanderte Lehrkräfte könnten demnach neue Perspektiven und Potenziale für deutsche Schulen bieten.
Derzeit werden vier von fünf Lehrkräften mit ausländischen Abschlüssen nicht beschäftigt. Dies liege vor allem an den bestehenden Hürden wie einer langwierigen formalen Anerkennung, dem Erfordernis von zwei Unterrichtsfächern und mangelnder Berücksichtigung von vorhandener Berufserfahrung. Vor allem das Nachstudieren eines zweiten Fachs stelle sich oftmals als unrealistisch heraus, da Familie und die Abhängigkeit von Erwerbseinkünften dies verhindern würden. Das Impulspapier empfiehlt die Beschleunigung von Anerkennungsverfahren, die Würdigung von Berufserfahrung und die Schaffung von Perspektiven für Lehrkräfte mit einem Fach. Die Autor:innen kritisieren: “Anerkennungsverfahren dauern zu lange, berücksichtigen Berufserfahrung nur unzureichend und führen aufgrund des Erfordernisses von zwei Fächern zu selten zu einem auflagenfreien Bescheid.”
Obwohl die deutsche Bundesregierung ihre Bemühungen als Teil der Fachkräftestrategie intensiviert, Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen besser in das deutsche Bildungssystem zu integrieren, ist die Anerkennung von Abschlüssen und deren Beschäftigung Ländersache. Einige Bundesländer, darunter Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, planen bereits, ausländische Abschlüsse schneller anzuerkennen und Lehrkräfte bei der Eingliederung besser zu unterstützen.
Zusätzlich fordern die Autor:innen die Weiterentwicklung und Verbreitung von Unterstützungsprogrammen wie “Lehrkräfte Plus”, das von der Bertelsmann Stiftung mitinitiiert wurde, um Unterstützung für den erneuten Berufseinstieg zu gewährleisten. Außerdem sollen langfristige Perspektiven für Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen geschaffen werden, indem weitreichende Strategien für eine chancenorientierte Schule in der Einwanderungsgesellschaft entwickelt werden. Die Bertelsmann Stiftung und weitere Akteur:innen betonen, dass der Lehrkräftemangel nicht nur eine Herausforderung darstelle, sondern auch die Chance biete, das Potenzial dieser Lehrkräfte zu erkennen und einzusetzen.
Im Vergleich zu Schüler:innen, bei denen 39 Prozent einen Migrationshintergrund haben, betrage der Anteil bei Lehrkräften lediglich 13 Prozent. Die Ausrichtung auf das Potenzial zugewanderter Fachkräfte wird als Chance für eine schulische Entwicklung betrachtet, die Vielfalt fördert. “Werden sie [Lehrkräfte mit ausländischen Abschlüssen, Anm. d. Red.] auf dem Weg so begleitet, dass sie den Wechsel von einem ins andere System gut reflektieren und Stärken aus ihrer Biographie als solche erkennen, können sie sie auch in Schule in Deutschland als solche einsetzen – ebenso wie die Mehrsprachigkeit, die, begleitet durch eine Aufwertung des herkunftssprachlichen Unterrichts, als Ressource für das Lernen der Schüler:innen genutzt werden kann”, heißt es in dem Papier.
Insgesamt zeige sich, dass die Bemühungen um die Integration zugewanderter Lehrkräfte nicht nur eine Antwort auf den Lehrkräftemangel darstellen, sondern auch Möglichkeiten bieten könnten, vielfältige Potenziale für deutsche Schulen zu erschließen.
Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußerte sich grundsätzlich positiv über die Impulse der Bertelsmann Stiftung, die in Richtung einer erleichterten Anerkennung von ausländischen Abschlüssen und einer schnelleren Integration von zugewanderten Lehrkräften in den Schuldienst gehen. Bereits vor zwei Jahren hatte die GEW in ihrer Studie “Verschenkte Chancen?!” auf die komplizierten und langwierigen Anerkennungs- und Einstellungsprozesse zugewanderter Lehrkräfte aufmerksam gemacht.
Die Vorsitzende der GEW, Maike Finnern, kritisiert jedoch auch die noch bestehenden Hürden im Anerkennungsprozess trotz erkannten Potenzialen und die Auflagen zur Nachqualifizierung, die ein mehrjähriges Aufbaustudium erfordern. Aktuell erhalten zugewanderte Lehrkräfte “befristete Verträge als pädagogische Assistenzen oder werden als sogenannte ‘Nicht-Erfüller:innen’ eingestellt und schlechter bezahlt – ohne adäquate Weiterbildungsangebote und Aussicht auf Gleichstellung ihrer Qualifikation“, so die GEW-Vorsitzende. Daher fordert die GEW klare Zugangsvoraussetzungen, flexible Eintrittswege in den Schuldienst und Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse, auch mit nur einem Fach. Deutschland sei zwar auf die migrierten Lehrkräfte angewiesen, es dürfe “sie jedoch nicht nur als ‚Ressource‘ betrachten, sondern muss ihnen faire Chancen und verlässliche Perspektiven für eine qualifikationsadäquate Beschäftigung bieten!”, betont Finnern.
Karlsruhe. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass aus dem Zeugnis von Abiturient:innen hervorgehen muss, wenn für sie Prüfungserleichterungen gegolten haben. Drei Abiturienten aus Bayern hatten sich durch verschiedene gerichtliche Instanzen geklagt, weil sie sich benachteiligt fühlten. In ihren Zeugnissen tauchte der Verweis auf, dass die Rechtschreibung in den Abiturprüfungen nicht bewertet worden sei, weil bei ihnen die Lese-Rechtschreibstörung Legasthenie diagnostiziert worden ist.
Mit dem am Mittwoch verkündeten Urteil haben die Karlsruher Richter im Grunde die gängige Praxis des Prüfungserleichterungs-Vermerks bestätigt – zur Chancengleichheit die Umsetzung aber erweitert. So sollen künftig in allen Fällen von Prüfungserleichterungen, etwa bei Dyskalkulie oder verminderter Konzentrationsfähigkeit, Vermerke ins Zeugnis einfließen. Diese Praxis nur auf Legasthenie zu begrenzen, sei ungerecht, heißt es in der Urteilsbegründung.
Schüler:innen mit Behinderung bekommen in Schulprüfungen einen sogenannten Nachteilsausgleich. Das kann zum Beispiel bei Legastheniker:innen bedeuten, dass sie mehr Zeit zum Schreiben bekommen oder die Rechtschreibung nicht in die Benotung mit einfließt. Der dazugehörige Vermerk in den Zeugnissen soll sicherstellen, dass die Abschlussnoten objektiv vergleichbar sind, argumentiert etwa das bayerische Kultusministerium.
Die drei Männer, die mit ihrer Klage bis vor das Bundesverfassungsgericht gezogen waren, sahen sich unfair behandelt, weil sie durch ihren Vermerk am Arbeitsmarkt schlechtere Chancen gehabt hätten. “Jeder, der das liest, kann nur denken, dass der Bewerber zu dumm und grottenschlecht für alles ist”, hieß es in einem Statement. Für die drei Kläger war es trotz der Bestätigung der gängigen Praxis ein Erfolg. Sie dürfen ein neues Zeugnis ohne Vermerk der Prüfungserleichterung bekommen. Grund dafür ist, dass zum Zeitpunkt der Prüfung im Jahr 2010 nur Legastheniker:innen von dem Vermerk betroffen waren. Diese Ungleichbehandlung sei nicht rechtens gewesen, urteilten die Richter:innen. Künftige Vermerke seien laut dem Urteil hingegen zulässig, weil bei allen Prüfungserleichterungen ein Vermerk im Zeugnis gesetzt werden würde.
Etwa 3,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Bayern zeigen Schwierigkeiten im Lesen und der Rechtschreibung, so der berichterstattende Verfassungsrichter Josef Christ. Laut Angaben des Bundesverbands Legasthenie und Dyskalkulie sind bundesweit etwa zwölf Prozent der Bevölkerung von mindestens einer dieser Beeinträchtigungen betroffen. Der Deutsche Lehrerverband erklärte in der Verhandlung, dass auf Ebene der Schulen alles getan werde, um Diskriminierung zu vermeiden.
Frankfurt a.M. – Für den 28. November ruft die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) den „Streiktag Bildung“ aus. Länderbeschäftigte, die an Bildungseinrichtungen arbeiten, werden an vier zentralen Kundgebungsorten mit Streiks und Aktionen ihren Unmut über die Blockadehaltung der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde laut artikulieren. Die Bildungsgewerkschaft rechnet in Hamburg, Berlin, Leipzig und Karlsruhe jeweils mit mehreren tausend Beschäftigten, die an diesem Tag die Arbeit niederlegen. Lehrkräfte, Erzieherinnen, Sozialarbeiter und -pädagogen, Hochschul-lehrende sowie studentische Beschäftigte werden sich an den Aktivitäten beteiligen und den Forderungen der Gewerkschaften in der Länderrunde Nachdruck verleihen.
Die Gewerkschaften wollen 10,5 Prozent Gehaltserhöhung, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr, einen Tarifvertrag für alle studentischen Beschäftigten sowie ein Nachziehen der Verbesserungen im Sozial- und Erziehungsdienst bei den Kommunen auf Landesebene durchsetzen. Der Tarifvertrag soll ein Jahr laufen. Die Arbeitgeber hatten auch in der zweiten Verhandlungsrunde Anfang November kein Angebot vorgelegt. „Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) hat in vielen Fragen ihren gesellschaftlichen und sozialen Kompass komplett verloren. Die Beschäftigten geben auf der Straße mit Streiks und Aktionen die richtige Antwort auf diesen Konfrontationskurs der Arbeitgeber“, betonte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Dienstag in Frankfurt a.M. Sie erinnerte daran, dass die Inflation noch nicht vorbei sei. Die Beschäftigten hätten aus den vergangenen beiden Jahren einen großen Nachholbedarf beim Gehalt.
Info:
Für die Tarifrunde im öffentlichen Dienst Länder sind drei Verhandlungsrunden geplant. Die dritte Runde findet am 7./8. Dezember in Potsdam statt.
Hier finden Sie die Ansprechpartnerinnen und -partner für die vier Kundgebungen sowie alle wichtigen Informationen:
Hamburg:
11:00 Uhr: Kundgebung am Dammtorbahnhof (Dag-Hammarskjöld-Platz) u.a. mit Anja Bensinger-Stolze (Leiterin des OB Schule beim GEW Hauptvorstand)
11:30 Uhr: Demo zur Finanzbehörde
13:20 Uhr: Abschlusskundgebung vor dem Curiohaus
13:30 Uhr: Musik und Kundgebung im Curiohaus
Rückfragen: Bodo Haß, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg, 0170/7076933, Birgit Rettmer, Tarifexpertin der GEW Hamburg, 0151/16128471
Berlin:
10 Uhr: Demo-Beginn am Schlossplatz (U Museumsinsel).
12 Uhr: Kundgebung vor dem Brandenburger Tor (Platz des 18. März).
Bei der Kundgebung wird u.a. die GEW-Vorsitzende Maike Finnern sprechen.
Rückfragen: Markus Hanisch, Pressesprecher der GEW Berlin, 030/219993-46
Leipzig:
10:30 Uhr: Auftaktkundgebung auf dem Simsonplatz (vor dem Bundesverwaltungsgericht) zusammen mit Kolleg*innen aus Sachsen-Anhalt und Thüringen
12:30 Uhr: Ende der Abschlusskundgebung auf dem Johannisplatz
Hauptrednerin ist Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit.
Rückfragen: Matthes Blank, Pressesprecher GEW Sachsen, 0173/3927918
Karlsruhe::
13 Uhr: Auftaktkundgebung auf dem Festplatz
13:30 Uhr: Demonstration
14:30 Uhr: Kundgebung auf dem Kronenplatz
Hauptredner: Daniel Merbitz, GEW-Vorstandsmitglied Tarif- und Beamtenpolitik
Rückfragen: Martin Schommer, Referent für Tarif-, Beamten- und Sozialpolitik der GEW Baden-Württemberg, 0711/21030-12, 0152/54084324, Matthias Schneider, Pressesprecher der GEW Baden-Württemberg, 0711/21030-14
Die Gewerkschaften verhandeln für rund 2,5 Millionen Beschäftigte. Im Organisationsbereich der GEW wird beispielsweise für Beschäftigte an Schulen wie Lehrkräfte, im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder wie Erzieherinnen und Schulsozialarbeiter sowie für Hochschullehrende und studentische Beschäftigte verhandelt.
Ver.di hat die Verhandlungsführerschaft für die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Über fünf Millionen Menschen leben in Deutschland mit Depression und trotzdem wird dieses Thema weiterhin in der Gesellschaft tabuisiert und es herrschen Vorurteile. Das kann es Betroffenen mit dieser Erkrankung erschweren, sich Hilfe von außen zu suchen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass es auch Bücher oder Podcasts gibt, die Leidenden ein Gefühl von Verbundenheit und mögliche Hilfestellungen für einen Umgang geben. Um die ganze Thematik besser zu verstehen oder sich selbst zu helfen, möchten wir euch heute im Rahmen unserer Themenwoche “Stress & Depressionen” fünf ausgewählte Bücher zum Thema näher vorstellen.
Wer an Depressionen oder anderen psychischen Krankheiten leidet, weiß, dass es oft schwierig ist, mit Menschen zu reden, die nicht selbst solche Erfahrungen gemacht haben. Das kann dazu führen, dass sich Betroffene alleine fühlen und die eigene Gefühlswelt stillschweigen. Um diesem Gefühl des Alleine seins entgegenzuwirken, kann es helfen, sich die Geschichten von anderen Betroffenen anzuhören. Deshalb schrieb Roland Zingerle seine eigene Geschichte in dem Buch „Tagebuch eines Depressiven: Ein autobiografischer Ratgeber für Betroffene, Gefährdete und ihre Angehörigen“ auf und möchte damit ein Gefühl von Verbundenheit und den Stillen wieder Kraft zum Reden geben. Dort schildert er alles, von den ersten Anzeichen seiner Depression, der Therapie und seinem schweren Weg zurück. Darüber hinaus beschreibt er im Anschluss an seine Geschichte ein paar eigene Therapien und was diese bei ihm bewirkt haben. Mit diesem Buch möchte er Hilfesuchenden einen ständigen Begleiter mit an die Seite geben, an den sie sich wenden können, wenn sie sich mal alleine fühlen.
Wer bereits weiß oder auch vermutet, dass er oder sie unter einer Depression leidet und sich, womöglich auch in Begleitung zur Psychotherapie selbst helfen möchte, kann das Buch „Selbsthilfe bei Depressionen“ von Gudrun Görlitz lesen. Die Autorin bringt selbst weitreichende Erfahrungen in der Behandlung depressiver Verstimmungen und ausgeprägter Depressionen mit und vermittelt das aktuelle Wissen aus der Depressionsforschung in verständlicher Form. Damit sich Leser:innen selbst helfen können, bietet sie in dem Buch effektive Herangehensweisen im Umgang mit Depressionen und verweist mit Hilfe von Übungsblättern zur Selbsthilfe auf einen möglichen Weg aus dem Teufelskreis von Niedergeschlagenheit, Selbstabwertung und Rückzug. Leser:innen können sich mit Hilfe dieses Buches besser kennenlernen und in Erfahrung bringen, inwiefern sie ihre Gefühle und Stimmungen positiv beerinflussen können.
Oft ist es als Angehörige:r nicht einfach, das Thema Depressionen richtig zu verstehen und dementsprechend mit der Krankheit und den Betroffenen umzugehen. Aus diesem Grund hat Selina Vogt das Buch „Depression verstehen“ geschrieben. Hier erklärt sie, basierend auf dem neuesten Forschungsstand, Charakteristika und Symptome der psychischen Erkrankung und erklärt diese und deren Auswirkungen auf das nähere Umfeld verständlich und einfach. Dazu bietet sie mit Tipps und Anregungen für den richtigen Umgang mit Betroffenen oder auch Verhaltensregeln bei einem Klinikbesuch eine ganzheitliche Hilfestellung für Außenstehende. Mit Meditationen für innere Ruhe und Anweisungen, wie sich Angehörige im Alltag selbst helfen können, sorgt sie auch dafür, dass das eigene mentale Wohl des Umfeldes nicht zu kurz kommt. Zuletzt helfen Erfahrungsberichte und Checklisten dabei, schwere Krisen zu meistern.
In Verbindung mit Depressionen oder auch alleine können Panikattacken und Angststörungen auftreten und zählen damit zu den am weitesten verbreiteten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Bei einer Panikattacke handelt es sich um einen plötzlichen Angstanfall, bei dem Betroffene teils mit starken psychischen und körperlichen Symptomen reagieren. Dabei können beispielsweise Herzrasen, Schwindel, Atemnot oder Engegefühl in der Brust und im Hals auftreten. Dieses Gefühl von Kontrollverlust kann den Alltag erheblich einschränken, besonders da es keine einheitlichen Auslöser gibt und diese Attacken Betroffene in allen möglichen Situationen und Orten überwältigen können. Von einer Angst- oder Panikstörungen redet man dann, wenn die Angst vor der Panikattacke das Leben einschränkt und Betroffene ihr Verhalten dementsprechend anpassen, um ein Vorkommen zu vermeiden. Um eine solche Störung und die damit verbundene allgemeine Angst zu reduzieren und mit Panikattacken im Alltag besser umzugehen, haben wir euch zwei weitere Bücher speziell zur Bewältigung von Panikattacken und Angst rausgesucht.
Wer zuerst einmal verstehen möchte, ob er oder sie selbst unter Panikattacken oder Angstanfällen leidet, hilft es, sich mit der Thematik vertraut zu machen. Damit Lesende zwischen Angstanfällen oder Panikattacken differenzieren können, zeigt der Autor Derrick Howell in seinem Buch “Panik stoppen: 23 wirksame Entspannungstechniken, um Panikattacken zu beenden. So gewinnen sie die Kontrolle über Ihr Leben zurück” zunächst die Unterschiede in den Symptomatiken anhand verschiedener Fallbeispiele auf. Anschließend liefert er Techniken und Anleitungen, wie Leidende während einer Panikattacke ruhig bleiben können oder diese gar stoppen können. Und auch das Leben im Allgemeinen wird hier nicht vergessen. Der Autor spricht unter anderem an, wie wichtig eine gute Ernährung bei der Prävention von Panikattacken sein kann. Derrick möchte in diesem Buch mit Falschinformationen und Vorurteilen aufräumen und damit auch den korrekten Umgang mit der Erkrankung ermöglichen. Denn oft erschweren diese Bedingungen Leidtragenden das Verständnis und ein offenes Gespräch über die eigenen Erfahrungen.
In seinem Buch “Panikattacken und andere Angststörungen loswerden” stellt Angstexperte Klaus Bernhardt eine neue Methode einer Angsttherapie vor und nutzt gleichzeitig die Verarbeitungsprozesse des Gehirns um Angst- und Panikpatient:innen wieder in ein „normales” Leben zurückzuführen. Dafür erklärt er zunächst, warum einzelne Symptome auftreten und was man dagegen tun kann. Das Konzept des Autors ist es, mit dem Buch zu arbeiten und somit positive Auswirkungen auf die Lebenseinstellung zu gewinnen. Denn anstatt nur Anweisungen zu geben, wie eine Panikattacke zu bewältigen sei, bietet das Buch Betroffenen durch nachhaltige, alltägliche Änderungen und neue Denkmuster die Chance, sich ein angstfreies Leben zu erarbeiten. Auch, wenn die Arbeit mit dem Buch (Selbst-)disziplin erfordert, kann es wirklich helfen, die eigene Angst besser zu verstehen und zu kontrollieren.
Grundsätzlich ist es wichtig, sich mit Symptomen für Depressionen und Panikattacken erstmal dem Umfeld, wie Freunden oder der Familie, anzuvertrauen und sich professionelle psychische Unterstützung zu suchen. Wer dafür jedoch noch nicht bereit ist oder sich nicht ganz sicher über die eigene Betroffenheit ist, kann sich mit diesen Büchern einen Überblick über verschiedene Krankheitsbilder verschaffen. Und auch für Angehörige können diese Bücher eine erste Anlaufstelle für einen korrekten Umgang sein. Haben wir ein Buch vergessen, das unbedingt noch in die Liste muss? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Hilfe und Beratungsangebote bei Depressionen
Lehrkräfte und Betroffene können an verschiedenen Stellen Hilfe finden. Hier sind einige mögliche Anlaufstellen für euch:
München. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, kritisiert die Pläne der Bayerischen Staatsregierung, eine Verfassungsviertelstunde einführen zu wollen. Die demokratische Grundordnung stärken zu wollen, sei absolut nachvollziehbar. Doch dies dürfe nicht allein auf den Schultern der Schulen abgeladen werden. Das Kultusministerium hatte vergangene Woche angekündigt, ein Konzept für eine Verfassungsviertelstunde erarbeiten zu wollen.
Laut dem Ministerium solle das Konzept bis zum nächsten Sommer stehen, damit es im kommenden Schuljahr umgesetzt werden könne. Im Rahmen der Verfassungsviertelstunde sollen sich Kinder und Jugendliche einmal in der Woche mit den Werten der Bayerischen Verfassung und dem Grundgesetz auseinandersetzen. Lehrkräfte sollen die Verfassungsviertelstunde durchführen, dafür sollen sie Material vom Kultusministerium zur Verfügung gestellt bekommen. Über Details zu dem Vorhaben ist darüber hinaus noch relativ wenig bekannt. Kultusministerin Anna Stolz begründete das gegenüber BR24 unter anderem damit, dass man sich für das Projekt Zeit nehmen und konzeptionell gut und sauber arbeiten wolle. Einen “Schnellschuss” wolle man vermeiden.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Düll, brachte gegenüber der Mediengruppe Bayern zum Ausdruck, dass ihm die Idee missfalle, eine solche gesellschaftliche und politische Aufgabe vor allem von den Schulen lösen zu lassen. Düll sieht Schulen, Familien und gesellschaftliche Institutionen gemeinsam in der Pflicht. Zudem sei die Umsetzbarkeit fraglich. Einerseits müsste jede Lehrkraft hier ihre eigene Strategie mit ihrer jeweiligen Klasse finden, andererseits sei die Zeit ein Knackpunkt. Düll führt beispielhaft an, wie wenig sinnvoll es wäre, ein angeregtes Gespräch zu Verfassungswerten zu unterbrechen, weil die dafür vorgesehenen 15 Minuten abgelaufen wären.
Die Idee für die Verfassungsviertelstunde kam ursprünglich vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. Dieser hatte die Idee vorgeschlagen, um eine Alternative zum Morgengebet an bayerischen Schulen zu schaffen.
Offenburg. Kommende Woche soll es wieder mehr Unterricht an der Offenburger Waldbachschule geben, nachdem dort ein 15-Jähriger am 9. November seinem gleichaltrigen Klassenkameraden zweimal in den Kopf geschossen und somit tödlich verwundet hatte. Damit will sich die Schule „allmählich und behutsam” wieder einem normalen Schulalltag nähern, wie eine Behördensprecherin der Stuttgarter Zeitung mitteilte.
Nachdem die Schule am Montag nach der Tat erstmals wieder geöffnet wurde, stand anstatt des gewohnten Unterrichts sowohl die psychologische Betreuung der Schüler:innen als auch die Aufarbeitung der Tat und ihrer Folgen bevor. Dafür gab es Unterstützung von sechs Psycholog:innen, wie der leitende Regierungsschuldirektor Werner Nagel angab. Diese würden mit den Betroffenen sowohl Einzel- als auch Gruppengespräche führen. Anstelle der Vermittlung unterrichtsrelevanter Themen sollen auch die Lehrkräfte ihren Schüler:innen in der vergangenen Woche Beistand geleistet haben. „Die Lehrer holen die Schüler vor dem Gebäude ab und gehen mit ihnen gemeinsam hinein", so Nagel. Nun soll seit dem vergangenen Donnerstag nach und nach wieder mehr normaler Unterricht stattfinden.
Die Waldbachschule in Offenburg ist ein sogenanntes „Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen“. Auf der Schul-Website schreibt die Schulleitung, dass die Psycholog:innen „für euch alle da sein werden“. Auch ein Hinweis bezüglich weiterhin bestehenden Polizeipräsenz an der Schule wird gegeben.
Aktuell befindet sich der mutmaßliche Täter in Untersuchungshaft in einer Jugendjustizvollzugsanstalt. Der derzeitige Tatvorwurf lautet „Totschlag”, wie die Leiterin der Staatsanwaltschaft Iris Janke auf einer Pressekonferenz am vergangenen Dienstag mitteilte. Eine Anklage wegen Mordes sei ebenfalls möglich, sofern die Ermittlungen neue Erkenntnisse zu besonderen Mordmotiven vorbringen sollten. Die leitende Staatsanwältin gab an, dass für den 15-Jährigen das Jugendstrafrecht gelte und eine altersgemäße Reifeentwicklung noch geprüft werden müsse. Dafür werde ein jugendpsychiatrischer Sachverständiger für ein Gutachten beauftragt.
Laut Jugendstrafrecht könnte den Täter eine Freiheitsstrafe von maximal zehn Jahren erwarten. Sollten die Behörden anschließend jedoch vermuten, dass er für die Öffentlichkeit weiterhin gefährlich sein könnte, wäre eine zusätzliche Überführung in den Maßregelvollzug möglich.
Bei der Schusswaffe, mit der der Jugendliche seinen Klassenkameraden erschoss, handelt es sich nach dpa-Informationen um eine alte Beretta 765, eine Selbstladepistole eines italienischen Herstellers. Diese soll der Täter von Zuhause mitgebracht haben, wodurch auch gegen die Eltern ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung und Verletzung der Aufsichtspflicht eingeleitet wurde. Beide Elternteile verfügen nicht über eine Berechtigung zum Besitz der Waffe.
Kurze Zeit nach der Tat hatten Ermittler:innen einen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung eingeholt, der noch am Tattag genehmigt wurde. Laut Berichten der britischen Boulevardzeitung The Mirror soll der 15-Jährige seiner Mutter mitgeteilt haben, dass er zu krank sei, um zur Schule zu gehen. Sobald diese sich auf den Weg zur Arbeit gemacht hatte, habe sich der Jugendliche auf die Suche nach dem Schlüssel für einen alten Schrank seines Großvaters gemacht. Dort soll er die Waffe gefunden haben, die er kurze Zeit später mit zur Schule nahm. Außerdem soll er 50 zusätzliche Patronen mitgeführt haben, wie der Leiter des Polizeipräsidiums Offenburg mitteilte.
Der Vorfall hat sich am Donnerstag, 9. November, in der 9. Klasse des Tatverdächtigen abgespielt. Wie der leitende Kriminaldirektor Raoul Hackenjos in der Pressekonferenz mitteilte, seien zum Zeitpunkt der Tat neun Schüler:innen und zwei Lehrerinnen in der Klasse gewesen, vier weitere Schüler:innen sollen sich vor dem Klassenzimmer aufgehalten haben. Der Jugendliche soll in das Zimmer gekommen sein und seinem Klassenkameraden aus nächster Nähe zwei Mal in den Hinterkopf geschossen haben. Nachdem er am Versuch, eine Art Molotow-Cocktail zu zünden, scheiterte, verließ er das Klassenzimmer. Während sich die Klassenlehrerin um das 15-Jährige Opfer kümmerte, brachte die andere Lehrerin die Schüler:innen in ein angrenzendes Zimmer und schloss sich mit dieser dort ein. Der Täter soll später einen weiteren Schuss auf das Glas der inzwischen verschlossenen Tür des Tatklassenzimmers abgegeben und gegen diese getreten haben, so Hackenjos.
Auf dem Weg durch den Flur der Schule sei er einer Lehrerin begegnet, der er auf den Kopf geschlagen habe. Diese soll sich daraufhin in ihr Klassenzimmer zurückgezogen und die Tür abgeschlossen haben. Zudem begegnete der 15-Jährige auch der Schulleiterin, woraufhin er eine Flasche mit brennbarer Flüssigkeit in ihre Richtung warf, die beim Aufkommen zerbrach.
Anschließend traf er auf einen Vater, der wegen eines Termins an der Schule seiner Kinder war. Dieser sprach auf besonders besonnene Art und Weise mit dem Jugendlichen, wodurch er ihn dazu bringen konnte, die Waffe wegzulegen. Wie Jürgen Rieger, der Leiter des Polizeipräsidiums Offenburg, berichtete, konnte der Vater den Täter festhalten, bis die Polizei gegen 12:15 Uhr an der Schule eintraf und ihn festnahm.
„Die schreckliche Einzeltat hat unsere Stadt wie einen Schlag getroffen“, heißt es in einer Pressemeldung der Stadt Offenburg vom vergangenen Mittwoch. Die Stadtverwaltung sieht allerdings davon ab, eine große öffentliche Trauerfeier für die Stadtgemeinschaft zu organisieren, um die Familie des Opfers nicht zu überfordern. Sowohl diese, als auch die Familie des jugendlichen Täters stehen unter besonderem Schutz, weswegen die Gerichtsverhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird. Der Kontakt zur Familie des Opfers erfolgt ausschließlich über den Opferbeauftragten und die Waldbachschule. „Wir stellen die Gefühle der Familie vorne an“, betonte Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU). Die Stadtverwaltung brachte ihr Beileid und ihre Sprachlosigkeit in einem Schreiben an die Familie zum Ausdruck, während die örtliche Bürgerstiftung St. Andreas ein Spendenkonto für die Trauerfamilie eingerichtet hat. Für hilfesuchende Kinder und Jugendliche wird zudem auf die psychologische Beratungsstelle der Caritas, die psychiatrische Institutsambulanz und Telefonseelsorge verwiesen.
Fernunterricht, Lockdown, Social Distancing in der Pandemie, Lehrkräftemangel sowie globale Krisen und Konflikte – die letzten Jahre waren von zahlreichen Belastungen geprägt, die nachhaltige Spuren in der psychischen Gesundheit vieler Menschen, besonders in der von Schüler:innen und Lehrkräften, hinterlassen haben. In den DAK Kinder- und Jugendreports von 2022 und 2023 konnte beispielsweise ein starker Anstieg von Depressionen, Angst- und Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zum Vorpandemiejahr 2019 festgestellt werden. Doch auch Erwachsene sind nicht vor mentalen Erkrankungen gefeit. So verzeichnet das Robert-Koch-Institut “in allen Geschlechter-, Alters- und Bildungsgruppen” im Beobachtungszeitraum 2019 bis 2023 einen Anstieg “depressiver Symptome”. Wie erkenne ich aber Depressionen bei meinen Schüler:innen, Kolleg:innen und bei mir selbst?
Mit Schulen als erster Anlaufstellen für Früherkennung und Prävention von psychischen Erkrankungen im Blick möchten wir uns im Rahmen der Themenwoche Stress und Depressionen mit der psychischen Erkrankung Depression auseinandersetzen und Lehrkräften praktische Hilfestellungen an die Hand geben, um angemessen auf Verdachtsfälle von Depressionen im Klassen- oder Lehrerzimmer reagieren und Betroffene unterstützen zu können.
Früher wurde oft angenommen, dass Depressionen ausschließlich mit anhaltender Traurigkeit einhergehen. Betroffenen haftete außerdem das Stigma an, zu schwach oder zu sensibel zu sein. Das Bewusstsein für die Schwere der Erkrankung und die Vielfalt der Symptome hat sich jedoch gewandelt, auch durch die Verbreitung sozialer Medien.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Depressionen sehr unterschiedlich verlaufen können. Sie können episodisch auftreten, von Phasen der Besserung begleitet sein, über Wochen und Monate anhalten oder immer wiederkehren. Die Ursachen variieren stark, so lassen sich in einigen Fällen konkrete Auslöser ausmachen, in anderen Fällen tritt die Erkrankung schleichend auf. Der Schweregrad von Depressionen wird anhand von Anzeichen eingeteilt, die von leicht über mittelschwer bis schwer reichen. Dieser kann von Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen festgestellt werden. Mittlerweile gilt es als gesichert, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, genauso wie zusätzliche Belastungsfaktoren.
Während Stimmungsschwankungen und Probleme mit der Motivation zu einer normal verlaufenden Pubertät oftmals dazugehören, lohnt es sich dennoch, genauer hinzusehen. Auch gilt zu beachten, dass die Symptome von Kindern zwar grundsätzlich denen von Erwachsenen ähneln, es aber auch Unterschiede im Erscheinungsbild gibt.
Zu den Leitsymptomen zählen eine niedergeschlagene oder gereizte Stimmung, der Verlust an Interessen oder Hobbys, Antriebs- und Energielosigkeit und ein veränderter Appetit. Konstante Müdigkeit und Konzentrationsstörungen können zudem auf Schlafstörungen oder übermäßiges Schlafbedürfnis hinweisen. Aggressivität, Gedanken an den Tod und Rückzug sind außerdem weitere Alarmsignale für Depressionen. Bei jüngeren Kindern können auffälliges Spielverhalten, Wutausbrüche und vermindertes Interesse an Bewegung auf psychische Erkrankungen hinweisen. Auch psychosomatische Symptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen, die keine körperliche Ursache zu haben scheinen, lassen sich häufig auf Depressionen zurückführen.
Wichtig ist, zwischen Depressionen und normalem, pubertären Verhalten zu unterscheiden. Eine Depression besteht zu großer Wahrscheinlichkeit, wenn mehrere Symptome zusammenkommen und über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen bestehen bleiben. Zwischen Mädchen und Jungen können geschlechtsspezifische Unterschiede auftreten. Bei Mädchen zeigen sich häufiger Schuldgefühle und Appetitlosigkeit, während Jungen vermehrt reizbar sind und ihre bedrückten Gefühle verharmlosen. Auch der Wunsch, “komplett verschwinden zu wollen”, ist ernst zu nehmen. Bei diesem kann es sich um ein erstes Anzeichen von Suizidgedanken handeln und die Betroffenen sollten dringend professionelle Hilfe und Unterstützung erhalten.
Für Lehrkräfte ist es von großer Bedeutung, die Belastungsfaktoren zu verstehen, um Ansatzpunkte zu kennen und Depressionen vorzubeugen. Da Kinder und Jugendliche viel Zeit in der Schule unter Gleichaltrigen verbringen, kann der Schulkontext ein großer Belastungsfaktor sein. Schulische Probleme wie schlechte Noten, der Vergleich mit Anderen, die drohende Gefahr des Sitzenbleibens und dadurch ausgelöste Zweifel an den eigenen Fähigkeiten können den empfundenen Druck auf die Schüler:innen verstärken.
Ein schlechtes Klassenklima kann ebenfalls depressive Symptome befeuern. In diesem Zusammenhang steht auch Mobbing, bei dem es sich um das wiederholte, gezielte Ärgern oder Erniedrigen einer Person über einen längeren Zeitraum handelt. Dies führt zu psychischen Belastungen. Neben Mobbing können auch allgemeine Schwierigkeiten im sozialen Umgang mit Gleichaltrigen, basierend auf negativen Gedanken oder eingeschränkten sozialen Fähigkeiten, sowie konfliktreiche Freundschaften und Beziehungen die Entstehung einer Depression fördern.
Geflüchtete Kinder und Jugendliche, die aus beschwerlichen Situationen in ihren Heimatländern fliehen mussten, sind besonders anfällig für psychische Erkrankungen wie Depressionen. Die Flucht bringt oft traumatische Erlebnisse, Gewalt und Trennungen von wichtigen Bezugspersonen mit sich. Die Ankunft im Zielland verbessert zwar einige Bedingungen, aber die Belastungen wirken weiter. Unsicherer Aufenthaltsstatus, finanzielle Schwierigkeiten und die Herausforderungen der Integration in eine neue Kultur können zu Stress und Ängsten führen. Zudem können die Kinder und Jugendlichen meist die Sprache noch nicht fließend sprechen. Dies kann dazu führen, dass sie sich isoliert fühlen.
Darüber hinaus nimmt auch die Familiensituation Einfluss auf die psychische Gesundheit der Kinder. Scheidung der Eltern, soziale Benachteiligung, negatives elterliches Verhalten oder gar psychische Erkrankungen der Eltern haben oftmals negative Auswirkungen auf das Befinden von Schüler:innen. Schließlich spielen auch einschneidende Erlebnisse wie Gewalterfahrungen oder Verluste durch Krankheit und Tod eine Rolle als Belastungsfaktoren.
Alkohol und andere Drogen sind besonders für Kinder und Jugendliche schädlich, weil sich ihr Gehirn noch in der Entwicklung befindet. Der Konsum erhöht das Risiko für Depressionen und psychische Probleme. Dennoch neigen gerade Jugendliche mit psychischen Symptomen oft dazu, zu diesen Substanzen zu greifen, was jedoch nur kurzfristige Ablenkung bietet und langfristig die Probleme verschärft.
Doch nicht nur Schüler:innen können an Depressionen erkranken. Auch Lehrkräften kann es passieren, unter dem enormen Druck der Arbeitsbelastung, persönlichen Erlebnissen oder globalen Krisen zusammenzubrechen. Wenn die gedrückte Stimmung zu einer Dauerbelastung wird, ist jedoch Vorsicht geboten. Leiden wir gar selbst an Symptomen wie Schlafstörungen, Appetitveränderungen oder permanenter Niedergeschlagenheit, sollten wir achtsam in uns hineinhören. Was brauche ich gerade – eine Verschnaufpause, jemandem zum Reden oder sogar eine längere Auszeit, in der ich Ruhe und Erholung finden kann? Dadurch, dass Depressionen durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden und in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten, ist es sinnvoll, den Bezug zu uns selbst herzustellen. Dies kann durch Meditation, Tagebuchschreiben oder Spaziergänge im Alleingang geschehen. Irgendwann ist hierbei jedoch auch die Grenze erreicht und wir sollten professionelle Hilfe in Erwägung ziehen.
Durch ihre Beobachterrolle im Umfeld der Kinder und Jugendlichen und als vertrauensvolle Ansprechpartner:innen können Lehrkräfte entscheidend dazu beitragen, psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und dagegen vorzugehen. Stellen Lehrkräfte mehrere Symptome über einen längeren Zeitraum fest und kennen vielleicht sogar bestimmte Belastungsfaktoren in der Biografie der Schülerin oder des Schülers, ist es ratsam, das Gespräch mit Kolleg:innen und dem Fachpersonal wie Schulpsycholog:innen und Sozialarbeiter:innen zu suchen und die Beobachtungen abzugleichen. Konkrete Anzeichen wie verschlechterte Leistungen können dabei Indizien sein, genauso wie ein allgemeines Desinteresse und Antriebslosigkeit der Schüler:innen.
Im nächsten Schritt sollten die betroffenen Kinder direkt angesprochen werden. In einer ruhigen und stressfreien Situation, ohne die Klassenkamerad:innen, kann den Schüler:innen klargemacht werden, dass die Informationen vertraulich behandelt und nicht weitergegeben werden, es sei denn, die Schüler:innen stimmen ausdrücklich zu oder sie selbst oder Andere schweben in Gefahr. Um Vertrauen zu schaffen, sollte auch die weitere Absprache mit dem Schulpersonal transparent gemacht werden.
Hilfreich für das Gespräch ist es, den Schüler:innen auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen deutlich zu machen, dass ihre Sorgen und Gefühle ernst genommen werden. Teilt den Schüler:innen zu Beginn mit, dass euch Veränderungen im Verhalten oder in der Stimmung aufgefallen sind, wie etwa eine geringere Beteiligung am Unterricht, Zurückgezogenheit oder Niedergeschlagenheit. Formuliert dies am besten auf der Verhaltensebene und betont, dass ihr euch Sorgen macht. Das Projekt “ich bin alles @ Schule” empfiehlt die konkrete Formulierung: “Ich merke, dass du in letzter Zeit oft niedergeschlagen bist und dich oft zurückziehst. Kannst du verstehen, dass ich diese Beobachtungen gemacht habe? Gibt es Dinge oder Veränderungen in der Klasse, die dich belasten? Ich möchte herausfinden, was dich belastet und würde dich gerne unterstützen.” Dies kann sicherstellen, dass sich die betroffenen Schüler:innen gesehen, aber nicht gegängelt oder bedrängt fühlen.
Für den erfolgreichen Verlauf des Gesprächs ist es wichtig, gut zuzuhören, den Schüler:innen Verständnis zu zeigen, Wertungen und Verurteilungen weitestgehend zu vermeiden, keine leeren Versprechungen zu machen, geduldig und transparent zu sein und Abweisungen nicht persönlich zu nehmen. Viele Schüler:innen brauchen Zeit, um sich zu öffnen und gegebenenfalls Scham zu überwinden.
Darüber hinaus liegt es nicht in der Verantwortung von Lehrkräften, die psychischen Probleme und Herausforderungen ihrer Schüler:innen eigenständig zu lösen. Solltet ihr während eines Gesprächs mit Schüler:innen, die psychisch belastet oder erkrankt sind, an eure eigenen Grenzen stoßen oder euch unsicher fühlen, könnt ihr euch an eine für die Schule zuständige Fachperson, wie beispielsweise Schulpsycholog:innen oder Schulsozialarbeiter:innen, wenden. Es empfiehlt sich, diesen Schritt auch transparent den Schüler:innen mitzuteilen und sie um ihr Einverständnis zu bitten.
Wenn die Schüler:innen mit dieser Einbindung nicht einverstanden sind, ihr jedoch spürt, dass ihr Unterstützung benötigt, besteht die Möglichkeit, ohne Weitergabe persönlicher Informationen allgemeinen Rat von den Fachpersonen einzuholen.
Auch wenn ihr das Gefühl habt, euren Kolleg:innen geht es über einen längeren Zeitraum nicht gut, kann es helfen, ein offenes Gespräch zu suchen und Verständnis zu zeigen. Sollten Tipps und Hilfsangebote erwünscht sein, könnt ihr auf folgende Beratungsstellen hinweisen.
Lehrkräfte können sich auf dem neuen digitalen Infoportal “ich bin alles @ Schule” evidenzbasierte Informationen zu Depressionen und psychischen Erkrankungen bei Schüler:innen einholen. Das Projekt wurde von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums München gemeinsam mit der Beisheim Stiftung entwickelt und ging im November 2023 online. Durch die konkreten Handlungs- und Gesprächsvorschläge bietet das Portal einen praxisnahen Bezug zum Umgang mit psychischen Erkrankungen im Schulkontext. Ziel des Portals ist es, die Früherkennung und Prävention durch eigenständige Lehrkräfte zu erhöhen.
Über die Website 116117 können sich Betroffene oder Eltern von betroffenen Schüler:innen Unterstützung suchen. Über den Online-Terminservice werden psychotherapeutische Sprechstunden vermittelt, in denen akute fachliche Beratung zum weiteren Vorgehen herangezogen werden kann. Zudem kann die Nummer 116117 auch am Telefon gewählt und im direkten Kontakt ein Termin mit Psychotherapeut:innen vereinbart werden. Diese Seite eignet sich auch für die Empfehlung an betroffene Kolleg:innen.
Für akute Krisensituationen existieren mittlerweile verschiedene Hilfsangebote. Einerseits können Telefonseelsorgen rund um die Uhr per Telefon anonym erreicht werden. Bei den regionalen Krisendiensten können Leidende telefonische Beratung, E-Mail-Beratung oder Beratungen mit ausgebildeten Psychotherapeut:innen, Sozialarbeiter:innen oder Pädagog:innen vor Ort erhalten. Die Deutsche Depressionshilfe hat auf ihrer Website die verschiedenen Beratungsstellen in Deutschland zusammengetragen, um schnell Hilfe zu gewährleisten. Für Kinder und Jugendliche eignen sich altersspezifische Telefonangebote wie die Nummer gegen Kummer, bei der über Belastungen anonym und kostenfrei gesprochen werden kann. Mittlerweile bieten viele Portale auch Online-Chats an, die es schüchternen oder telefonscheuen Personen ermöglicht, sich über die Probleme mit Anderen auszutauschen.
Vom Gebrauch von Apps von nicht-offiziellen Trägern sollte jedoch abgesehen werden, da diese oftmals keine professionelle Hilfe ersetzen und Symptome sogar verschlimmern können.
Die Psychotherapeutensuche gestaltet sich oft langwierig. Psychotherapeutische oder psychiatrische Kliniken können Betroffene bei schweren Krisen unterstützen und ihnen eine Auszeit von ihrem belastenden Alltag bieten. Die Aufenthaltsdauer variiert dabei von zwei Wochen akuter Krisenunterstützung bis zu einem Langzeitaufenthalt. Websites wie klinikfinder-psychosomatik unterstützen bei der geeigneten Suche.
Wenn der Bauch oder der Kopf wehtut, holen wir uns medizinischen Rat. Nicht anders sollten wir Depressionen und psychische Erkrankungen ernst nehmen und so früh wie möglich Unterstützung einholen und bieten. Lehrkräfte können dabei durch ihre vertrauensvolle Nähe als Ankerpunkt für eine Früherkennung und Prävention fungieren. Wichtig ist zu verstehen, dass jede Person von Depressionen betroffen sein kann. Daher sollte eine offene Kommunikation das Stigma aufbrechen.
Innerhalb unserer Themenwoche werden wir zudem Podcasts und Bücher zum Thema vorstellen, ein Interview mit Expert:innen zum Umgang mit Krieg und Krisenbildern führen und euch Ideen mitgeben, wie ihr das Thema Depressionen im Unterricht vermitteln könnt. Wenn euch das Thema interessiert, schaut auch bei unserer vergangenen Themenwoche Mentale Gesundheit vorbei.
Berlin. In der Debatte um eine Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte wächst der Druck auf die Politik. Lehrerverbände und Gewerkschaften kämpfen für die verpflichtende Arbeitszeiterfassung und können sich in ihrer Forderung auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) von 2019 stützen, nachdem diese auch für den Lehrberuf verpflichtend ist. Die Kultusministerkonferenz (KMK) bemüht sich weiter um eine Ausnahmeregelung. Wir geben einen Überblick, wie es in der lang anhaltenden Debatte steht.
Gerichtsurteile verpflichten, KMK will Ausnahmeregelung
Rechtlich ist die Sache eigentlich klar. Im Jahr 2019 hat der EuGH das Urteil gefällt, dass die nationalen Gesetzgeber Arbeitgeber zur Arbeitszeiterfassung verpflichten müssen. In Deutschland wurde dafür bisher noch keine gesetzliche Regelung gefunden. Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) von 2022 sieht deutsche Arbeitgeber jedoch in der Pflicht, die Arbeitszeit zu erfassen. Weil aber die Definition von Arbeitnehmer:innen in Deutschland Beamte nicht mit einschließt, argumentieren die Kultusministerien für eine Ausnahmeregelung.
Die Arbeitszeit von Lehrkräften sei nur zum Teil messbar. So lautete die Argumentation in einem Schreiben von der KMK-Vorsitzenden, Berlins Bildungssenatorin Günther-Wünsch, an das Bundesarbeitsministerium (BMAS). Die Unterrichtsstunden seien zwar klar erfassbar, doch für die außerunterrichtlichen Tätigkeiten gelte das nicht, diese seien im Arbeitsumfang nicht zu prognostizieren. Der aktuelle Referentenentwurf sieht keine entsprechende Ausnahme für Beamte vor. Die Forderung danach lehnt das BMAS, mit Verweis auf das EuGH-Urteil, bisher ab.
Warum die Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte wichtig ist
Per App oder Zeiterfassungsbogen wäre es möglich, die Arbeitszeit flexibel zu dokumentieren. Das eigentliche Problem für die Kultusministerien dürfte eher darin liegen, dass Lehrkräfte tatsächlich mehr arbeiten als vorgesehen. Bildungsinfluencer Bob Blume hebt diesen Punkt in seinem Gastartikel bei FOCUS-online hervor und verweist auf eine Studie, wonach Lehrkräfte bis zu 50 Stunden pro Woche arbeiten. Sie zeige, dass “dass das Klischee des vormittags arbeitenden und nachmittags faulenzen Lehrers nicht stimmt". Durch eine Ausnahmeregelung könne “weiterhin nicht gesehen werden [...] wie viel Mehrarbeit in den unterschiedlichsten Bereichen von Digitalisierung bis Inklusion und Integration Lehrkräfte leisten", mahnte Blume.
Die Arbeitszeiterfassung würde diesen Missstand, von dem die öffentlichen Arbeitgeber profitieren, offenlegen. Der Philologenverband Baden-Württemberg arbeitet laut dem Vorsitzenden Ralf Scholl bereits daran, die Arbeitszeiterfassung vom Land einzuklagen. Darüber hinaus sollen weitere Studien die Mehrarbeit der Lehrkräfte belegen. So unterstützt die GEW eine Arbeitszeitstudie in Berlin für das aktuelle Schuljahr. Auch in Hamburg ist eine solche Studie im zweiten Halbjahr geplant. Insgesamt soll die Arbeitszeit von tausenden Lehrkräften auf die Minute genau erfasst werden. Es wird erwartet, dass das Ergebnis die bisherigen Eindrücke bestätigt: Lehrkräfte arbeiten oft mehr als die vorgesehenen 41 Zeitstunden pro Woche.
Damit lässt sich auch der Bogen zum EuGH-Urteil schlagen. Denn darin geht es explizit darum, die Arbeitnehmer:innen vor Mehrarbeit zu schützen. Lehrerverbände wollen dafür sorgen, dass dies auch für Lehrkräfte gilt. Nach jetzigem Stand scheint auch das BMAS das so zu sehen. Man darf gespannt sein, ob es die laufenden Studien schaffen, der KMK Druck zu machen. Dann könnten die Länder endlich gezwungen sein, den erheblichen Zeitaufwand von Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, Korrekturen, Aufsichten, Verwaltungstätigkeiten sowie Besprechungen mit Schüler:innen, Eltern und dem Kollegium zu erfassen. Dies ist sicher ganz im Interesse der Lehrkräfte.
Noch bis zum 14. Januar 2024 können sich Jugendliche in der schulischen und betrieblichen Ausbildung am Wettbewerb „Die Gelbe Hand“ 2023/2024 beteiligen. In der 17. Runde des Wettbewerbs geht es wieder darum, ein kreatives Zeichen für Vielfalt und Solidarität, gegen Rassismus und Rechtsextremismus in der Arbeitswelt zu setzen. Die Schirmherrschaft 2023/2024 über dem Wettbewerb übernahmen Yasmin Fahimi, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, und die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. Gesucht werden Beiträge, die in den Jahren 2022 und 2023 entstanden sind und bislang bei keinem Wettbewerb prämiert wurden. Erlaubt sind alle Projektarten, Darstellungsformen und Medien. Bewertet werden die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema, Originalität und Kreativität in der Umsetzung sowie Wirkung und Nachhaltigkeit. Auf die Gewinner*innen warten Geldpreise. Teilnehmen können Mitglieder der Gewerkschaftsjugend, Auszubildende, Schüler*innen an Berufsschulen/-kollegs und alle Jugendlichen, die sich derzeit in einer beruflichen Ausbildung befinden – aus dem ganzen Bundesgebiet. Einsendeschluss ist der 14. Januar 2024.
Alle Informationen unter www.gelbehand.de/wettbewerb
Unsere Psyche muss jeden Tag mit einer ganzen Menge Herausforderungen klarkommen. Die Bewältigung des Alltags, Krisenmeldungen aus aller Welt und noch vieles mehr – besonders, wenn man als Lehrkraft arbeitet. Schon lange ist klar, dass Lehrkräfte ein höheres Risiko haben, psychische Krankheiten zu entwickeln, als dies in anderen Berufsgruppen der Fall ist. Dies hängt mit der Verantwortung und den Strukturen zusammen, die der Lehrerberuf mit sich bringt. In unserer heute beginnenden Themenwoche wollen wir uns ausführlich mit unserer Psyche beschäftigen. Und damit, vor welchen Herausforderungen gerade Lehrkräfte dabei stehen, welche Gefahren drohen und was sich tun lässt, wenn aus herausfordernden Situationen ernsthafte psychische Erkrankungen entstehen.
Die Themen psychische Gesundheit und insbesondere psychische Erkrankungen sind in den vergangenen Jahren immer stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. In Medien wird mehr darüber berichtet, das Verständnis für die Materie wächst immer weiter und es wird in diesem Bereich stärker geforscht. Das hat aber nicht dazu geführt, dass weniger Fälle von Depressionen gezählt werden. In den vergangenen Jahren wurden steigende Tendenzen bei den erfassten Zahlen zu Depressionsfällen registriert. Dies zeigt sich zum Beispiel bei Daten zu den erfassten Arbeitsausfällen aufgrund psychischer Erkrankungen. Die Zahl lag nie zuvor höher als im vergangenen Jahr. Gleiches gilt für die 2021 erfassten Todesfälle, bei denen eine psychische Erkrankung als Grund festgestellt worden ist. Hier zeigt sich schon das Ausmaß des Problems, welches psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft darstellen. Auf diese Ausgangslage trifft dann noch eine globale Situation, die uns medial eine Welt in der Dauerkrise vermittelt. Corona, Krieg gegen die Ukraine, Klimawandel und eine Eskalation im Nahen Osten sind nur die ganz großen Krisen-Themen, die uns alle in den vergangenen Jahren dauerhaft in den Nachrichten verfolgen. Hinzu kommen die kleineren, aber ständig begleitenden Schreckensmeldungen zu Amokläufen oder etwa Menschen auf der Flucht und der politische Umgang damit. Diese Meldungen verfolgen uns mit einer medialen Dauerpräsenz und prasseln auf unsere Psyche ein. Das stellt eine große Zerreißprobe für unsere mentale Gesundheit dar.
Der Lehrkraft-Beruf gilt als einer der riskantesten Berufe, wenn es um das Thema psychische Gesundheit geht. In Umfragen zeigt sich immer wieder, dass die Quote von Lehrkräften, die unter großem psychologischen Druck stehen oder sogar Anzeichen eines Burnouts zeigen, höher ist als in den meisten anderen Branchen. Die Gründe für diese außergewöhnlich hohe Belastung sind vielfältig. Zu große Klassen, ein zu großes Arbeitspensum, Druck von Schulleitungen und Kolleg:innen, herausfordernde Schüler:innen und hinzu kommen dann noch die ganz persönlichen Belastungen. Dieses Zusammenspiel führt dazu, dass etwa Wissenschaftler:innen neue Strategien für die Gesundheit von Lehrkräften fordern. Dabei geht es etwa darum, dass schon während der Ausbildung ein großer Fokus darauf gelegt werden sollte, ob Lehrkräfte die psychische Gesundheit und Belastbarkeit für den Beruf mitbringen. Eine sensible Umgangsweise würde hier langfristig die Gesundheit der späteren Lehrkräfte schützen, das Gesundheitssystem entlasten und Schulsysteme resilienter machen. Neben diesem Schritt wären laut den Forscher:innen aber auch noch viele weitere strukturelle Maßnahmen nötig. Dazu gehören die Verkleinerung von Klassen, die Verringerung der wöchentlichen Stunden und eine Verbesserung der Unterstützungsangebote.
Neben ihrem ohnehin schon herausforderndem Job haben Lehrkräfte dann noch mit all den Herausforderungen zu tun, die ohnehin alle Menschen betreffen. Sie haben soziale Beziehungen, die sie pflegen sollen und müssen. Sie müssen sich um die Angelegenheiten kümmern, die die Gesellschaft von ihnen erwartet, wie die Steuererklärung machen, sich informieren und sich am Ende auch um sich selbst kümmern. Wenn sich eine psychische Krankheit anbahnt, können selbst diese alltäglichen Aufgaben zu groß werden. Im Verlauf unserer Themenwoche werden wir euch einige Bücher und Podcasts vorstellen, mit denen ihr euch dem Thema psychische Belastungen und Krankheiten inhaltlich nähern könnt. Und wir werden uns anschauen, wie ihr die Zeichen für eine beginnende Depression frühzeitig erkennen könnt – bei euch, euren Kolleg:innen und Schüler:innen.
Schüler:innen wachsen in einer herausfordernden Welt auf. Durch die Digitalisierung haben sie ständig auf alle Informationen des Internets Zugriff. Das hat in diesem Zusammenhang Potenzial für Gutes, etwa um sich schnelle Hilfe zur Selbsthilfe zu holen. Gleichzeitig birgt es aber auch diverse Gefahren. Viele Schüler:innen erleben in ihrer Schulzeit Mobbing. Dies hat es immer schon gegeben, durch soziale Medien ist die Hemmschwelle aber gesunken, weil das Mobben anonymer funktionieren kann. Zudem bekommen sie Informationen aus Krisengebieten viel unmittelbarer mit, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Auf Instagram und TikTok haben sie schnellen Zugang zu Fotos und Videos über Kriegsgebiete, sind mit Fake News konfrontiert und müssen bereits in sehr jungem Alter eine hohe Medienkompetenz aufweisen, um sich vor potenziell verstörenden Inhalten zu schützen. Wie ihr eure Schüler:innen dabei zusätzlich unterstützen könnt, werden wir diese Woche besprechen. Es ist viel verlangt von Lehrkräften , frühe Anzeichen für psychische Erkrankungen bei möglichst jedem ihrer Schüler:innen zu erkennen. Wie es dennoch möglich sein kann, das werden wir in unserer Themenwoche auch thematisieren.
Wir hoffen, dass wir euch mit unseren Artikeln einige gute Anstöße geben können, womit ihr achtsam mit euch und eurem Umfeld in der Schule umgehen könnt – gerade wenn es um das Thema psychische Belastungen geht. Wenn euch das Thema interessiert, empfehlen wir euch auch in unsere frühere Themenwoche zu mentaler Gesundheit reinzuschauen. Hier findet ihr zum Beispiel Tipps für Erste Hilfe bei Notfällen psychischer Natur. Teilt uns gerne eure Erfahrungen mit und schreibt uns zum Beispiel, was ihr für strukturelle Veränderungen im Bildungssystem für erforderlich haltet, um Lehrkräfte zu schützen.
Lehrkräfte können an verschiedenen Stellen Hilfe finden. Hier sind einige mögliche Anlaufstellen für euch:
Jede:r kennt sie, nicht jede:r wird mit ihnen warm: Damit Atlanten für eure Schüler:innen nicht nur "das große, schwere Buch" bleiben, haben wir für euch eine kleine Zusammenstellung der beliebtesten Atlanten erstellt. Zusammen mit dem nachfolgenden Guide zu ihrer Benutzung nimmt das Suchen bestimmter Inhalte bald nur noch den kleinsten Teil eurer Geographiestunden ein.
Alle Atlanten der Diercke-Reihe sind auch über Lizenzen als E-Books bzw. in der Online-Version als App nutzbar. Damit könnt ihr den Rücken eurer Schüler:innen schonen, eventuelles Vergessen von Büchern umgehen und technologische Kompetenzen von Schüler:innen fördern.
Der absolute Klassiker, den die meisten wahrscheinlich auch noch aus ihrer eigenen Schulzeit kennen: Das bekannteste Werk aus dieser Reihe ist der Diercke Weltatlas.
Daneben gibt es noch eine Auswahl an Atlanten mit verschiedenem Fokus bzw. verschiedenen Zielgruppen:
Der Diercke Weltatlas 2 zielt spezifisch auf den Unterricht in weiterführenden Schulen ab. Der Schwerpunkt wird hier auf die "Welt im Wandel" gelegt, die ihre Darstellung in "Karten u.a. zur Globalisierung, zum Landschafts- und Klimawandel oder zur Nachhaltigkeit" findet. Neben der hier verlinkten allgemeinen Ausgabe gibt es noch seperate Versionen für einige Bundesländer. Im Sortiment findet sich außerdem ein zugehöriges Handbuch, das auch Aufgaben und Lösungsvorschläge beinhaltet.
Dieser Atlas ist besonders geeignet für das Arbeiten mit fächerübergreifenden Konzepten. Nach Angaben des Verlags eignet er sich für den Unterricht in allen Bundesländern außer Bayern und Baden-Württemberg. Auch dieser Atlas der Diercke-Reihe besitzt ein zugehöriges Handbuch inklusive möglicher Aufgabenstellungen und Musterlösungen. Außerdem bietet der Westermann-Verlag in seinen Online-Ressourcen kostenlose "Basiskarten" an, die eine gute Ergänzung zum eigenen Lehrmaterial sein und eventuell auch als Inspiration für Stundenkonzepte dienen können.
Der Westermann-Verlag bietet außerdem einige Webinare an, die gezielt auf die Benutzung ihres Weltatlasses eingehen und eine effiziente Benutzung garantieren. Das nächste Webinar findet beispielsweise am 21.11. statt, die Teilnahme kann ganz einfach und kostenlos über eine Online-Anmeldung mit einem Kundenkonto erfolgen.
Der Haack Weltatlas erscheint im Klett-Verlag und ist geeignet für die Benutzung in den Sekundarstufen I und II. Auch dieser Atlas erscheint zusätzlich zur Print-Ausgabe als Online-Version und ist damit für Schüler:innen als praktische und sehr preiswerte App nutzbar. Außerdem bietet der Klett-Verlag kostenlose "Medien zum Atlas" als Ergänzung an, die dabei helfen können, Schüler:innen die Inhalte bestimmter Karten noch näher zu bringen.
Dieser Artikel bezieht sich spezifisch auf Atlanten, wenn ihr aber Interesse an weiteren Karten, Konzepten und interaktiven Tools für euren Geographieunterricht habt, schaut doch mal hier bei uns vorbei.
Nachdem die Entscheidung für einen bestimmten Atlas gefällt ist, müssen Schüler:innen natürlich erst lernen, wie man mit ihnen umgeht. Deshalb findet sich hier der grobe Aufbau, dem jeder Atlas im Grunde folgt. Ein mal zusammen durch diesen durchzugehen und diese Liste euren Schüler:innen eventuell an die Hand zu geben, sollte das Konzept von Atlanten schon um einiges klarer werden lassen und den Raum für tatsächliche Arbeit mit dem Atlas freigeben.
Die Legende einer Karte lesen und verstehen können ist essenziell. Sie dient der Erläuterung der verschiedenen Kartenzeichen und steht immer in einem Kasten am Rand jeder Karte (meist rechts unten).
Über das Inhaltsverzeichnis empfiehlt sich eine Suche nach bestimmten physischen Karten oder Gesamtdarstellungen. Diese können dann einfach über die dort angegebene Seitenzahl erreicht werden.
Das Register dagegen ist geeigneter, wenn die Suche sich um einen bestimmten Karteninhalt dreht, etwa einen bestimmten Ort. Hier ein Anwendungsbeispiel für die Stadt München als gesuchtes Objekt:
Im Register startet man beim Anfangsbuchstaben "M". Innerhalb dieser Liste geht man wieder alphabetisch vor und sucht nach "Mü…", bis man bei "München" ankommt. Hinter dem Namen des Kartenobjekts steht eine Zahlenkombination in diesem Format:
“München, 32.1, D4”
Die erste Zahl steht für die Seitenzahl im Atlas, auf der die entsprechende Karte zu finden ist. Dahinter steht getrennt durch einen Punkt die Kartennummer auf der Buchseite, die man auf der Karte selbst in der linken oberen Ecke wiederfinden kann. Zuletzt steht im Register die Nummer des Planquadrats verzeichnet, in dem das gesuchte Kartenobjekt auf der nun gefundenen Karte zu finden ist. Ein Planquadrat ist eine Einheit im Gitternetz, das jede Karte dezent durchzieht und diese in Kästchen einteilt. Es dient der Suche bzw. akkuraten Beschreibung spezifischer Karteninhalte. Jedes Planquadrat ist benannt nach dem Zusammentreffen von der Buchstabenreihe oberhalb der Karte und der Zahlenreihe links davon. Bei der Suche nach der Stadt München geht man also analog zur Logik eines Schachbretts vor und führt auf Seite 32 im Atlas, auf Karte Nummer 1, die Reihe D von oben mit der waagrechten Reihe 4 zusammen, und am Schnittpunkt befindet sich schließlich das gesuchte Kartenobjekt.
Bei der Benutzung des Gradnetzes sollte man nicht in selbst gedachten Linien mit dem Finger vom Buchstaben des Planquadrats aus nach unten fahren, sondern stets den eingezeichneten hellblauen Linien auf der Karte genau folgen. Diese sind je nach Maßstab nämlich oft nicht perfekt gerade, sondern leicht gekrümmt. Das liegt daran, dass die dreidimensionale Krümmung der Erde auf Karten nur zweidimensional abgebildet werden kann.
Mit diesen Tipps und Erläuterungen solltet ihr nun bestens dafür gewappnet sein, eure Schüler:innen mit ihren neuen Atlanten die Erde erkunden zu lassen. Solltet ihr alles nochmal in Kürze zusammengefasst brauchen oder eurer Klasse lieber in Videoform zeigen wollen, findet ihr hier auch ein leicht verständliches Youtube-Tutorial zur Benutzung von Atlanten. Viel Spaß und gutes Gelingen!
Düsseldorf. Gewalt und Bedrohungen gegenüber Lehrkräften nehmen zu. Laut einer Erhebung des Philologenverbands Nordrhein-Westfalen sind Lehrer:innen sowohl von verbalen als auch physischen Angriffen, sexualisierter Gewalt, Cyber-Mobbing sowie anderen Formen von Übergriffen betroffen. Die Umfrage ergab, dass fast die Hälfte der Gymnasiallehrkräfte (47 Prozent) und über drei Viertel der Gesamtschullehrer:innen (76 Prozent) in den letzten Jahren persönlich von Gewalt betroffen waren.
Gesamtschulen sind laut der aktuellen Umfrage, bei der etwa 1500 Lehrkräften teilgenommen haben, im Vergleich zu Gymnasien vermehrt von Übergriffen betroffen. 42 Prozent der Befragten Gesamtschullehrkräfte haben angegeben, dass Gewalt dort häufig bis sehr häufig vorkommt. Insbesondere die Art der Übergriffe variiert zwischen den Schulformen: An Gymnasien stehen vor allem Beleidigungen und Cyberdelikte im Vordergrund, während an Gesamtschulen vermehrt körperliche Übergriffe gemeldet werden.
Diese Tendenzen spiegeln sich auch im Sicherheitsgefühl der Lehrkräfte wider. An Gesamtschulen gibt die klare Mehrheit von 63 Prozent an, dass sich ihr subjektives Sicherheitsgefühl am Arbeitsort in den letzten drei Jahren verschlechtert hat, im Vergleich zu 36 Prozent an Gymnasien. Die Übergriffe beeinflussen zudem das Handeln der Lehrkräfte: An Gesamtschulen geben 45 Prozent an, dass sie Auswirkungen auf ihre Arbeit haben, während es an Gymnasien 28 Prozent sind.
Gemäß den Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministeriums stieg die Gewalt an Schulen im letzten Jahr um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr der Pandemie (2019). Die Mehrheit der registrierten Delikte betrifft Diebstähle, Raub, Erpressung und Körperverletzung. Besorgniserregend ist, dass sich die Fallzahlen nach der Pandemie zwischen 2021 und 2022 im schulischen Umfeld auf 9300 verdoppelt haben.
Die Umfrage zeigt auch, dass die Täter:innen in den meisten Fällen Schüler:innen sind, gefolgt von Eltern. Elterngespräche werden dabei als besonders belastend empfunden. In Reaktion darauf wünschen sich Lehrkräfte verstärkte Unterstützung seitens der Schulleitung und des Kollegiums. Die erhobenen Stimmen der befragten Lehrkräfte fordern, das Problem offensiv anzusprechen und konkrete Maßnahmen wie Einlasskontrollen, Videokameras, Sicherheitsdienste sowie den Einsatz von Gewaltschutzbeauftragten zu ergreifen. „Die Probleme müssen laut ausgesprochen werden, auch von der Politik“, erklärte eine Lehrkraft in der Umfrage.
Die Vorsitzende des Philologenverbands in Nordrhein-Westfalen, Sabine Mistler, äußerte sich besorgt über die Ergebnisse der Umfrage: “Uns haben die Zahlen und Schilderungen schockiert“. Ihrer Meinung nach verdeutlichen sie klar, dass dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen.
Die Gewaltproblematik betrifft nicht nur Schulen in Nordrhein-Westfalen, sondern scheint insgesamt deutschlandweit zuzunehmen. Erst letzte Woche gab es zwei Großeinsätze in Hamburg, bei denen Lehrkräfte mit vermeintlichen Waffen bedroht wurden, und einen in Offenburg, Baden-Württemberg, wo ein Schüler mit einer Schusswaffe tödlich verletzt wurde (Lehrer-News berichtete).
Daraufhin reagierte auch die Hamburger Lehrer:innenkammer. Der Vorsitzende der Lehrer:innenkammer Kai Kobelt fordert Konsequenzen. In der Stellungnahme heißt es: “Die Gewalt gegenüber Beschäftigten an Schule muss enttabuisiert werden.” Konkrete Handlungen dagegen sollten nicht mehr nur als pädagogische Aufgabe der Betroffenen gesehen werden. Stattdessen wird gefordert, dass beispielsweise Sozialarbeiter:innen an allen Schulen eingesetzt werden, um Gewaltprävention zu ermöglichen.
Die Schüler:innenvertretung unterstreicht die Probleme durch steigende Jugendkriminalität in Hamburg. Sie warnt vor rassistischen Reaktionen und fordert verstärkte Präventionsarbeit, Gewaltpräventionsprogramme und sozialpädagogisches Personal an Schulen. Die Ereignisse von Offenburg verstärken die Forderungen nach sofortigen Maßnahmen. Laura Dolud, stellvertretende Vorsitzende der Schüler:innenkammer Hamburg, äußerte sich zu den Reaktionen auf die Vorfälle kritisch: „Momentan wird an Schulen erfahrungsgemäß erst reagiert, wenn schon etwas passiert ist. Echte Präventionsarbeit muss vorher anfangen. Wir brauchen großflächige, von Experten erarbeitete Gewaltpräventionsprogramme, die an allen Hamburger Schulen verpflichtend Anwendung finden.”
Sie sind beinahe Klischeebild eines langweiligen Unterrichtsmittels: Wenn in Geographie oder Geschichte riesige, vergilbte Karten ausgerollt werden, wird die Klasse selten euphorisch. Dennoch haben sie sich bewährt, um die große Welt, in der wir leben, zu sortieren und einzuordnen. Und es gibt eine große Vielfalt an Informationen, die uns Weltkarten liefern können. Manche können uns überraschen oder zeigen Dinge besonders eindrücklich. Deshalb haben wir Karten rausgesucht, mit denen ihr den Unterricht auflockern, interessanter machen und den Schüler:innen neue Perspektiven bieten könnt.
Wie sehr uns Karten prägen, die wir seit der Kindheit sehen, zeigt die Karte der Hobo-Deyer-Projektion. Nach unserer Gewohnheit steht sie auf dem Kopf. Das liegt daran, dass die bei uns verbreitetsten Karten Europa und die Nordhalbkugel in den Fokus rücken. Außerdem sind die Länder stark verzerrt, doch das gilt genau genommen für jede Karte.
Denn die Erde als Globus lässt sich nicht so einfach auf eine Fläche bringen. Das gilt auch für die verbreitetsten Karten, die Mercator-Projektion und die sogenannte Plattkarte. Nur sind dort die Flächen nahe der Pole, also Europa, Asien und Nordamerika, im Verhältnis viel zu groß dargestellt. Früher waren sogenannte gesüdete Karten noch gängiger, heute werden sie eher als politisches Statement gegen den Eurozentrismus genutzt.
Genau deshalb haben Bob Abramms, Howard Bronstein und Mick Dyer ihre Karte extra beidseitig gedruckt, auf der einen Seite liegt Norden oben, auf der anderen Seite Süden. Sie wollten klar machen, wie unser Fokus auf der Nordhalbkugel liegt, obwohl die umgekehrte Karte genauso richtig ist. Süden oben und Norden unten entspricht einfach nicht der uns gewohnten Darstellungsweise. Deshalb hat sich bei vielen das Bild des großen Grönlands und des riesigen Russlands eingeprägt. Im Gegensatz dazu ist die Hobo-Deyer-Projektion tatsächlich flächentreu, die Karte ist also so verzerrt, dass die Größe der Flächen in Relation zueinander korrekt dargestellt wird.
Eine Möglichkeit, die eingeprägten Vorstellungen im Unterricht interaktiv zu brechen, bietet die Karte thetruesize. Hier kann man ein Land auswählen und es auf der Mercator-Weltkarte verschieben. Dabei wird das Land immer maßstabsgetreu abgebildet. Auf der Website lassen sich die Größenvergleiche zusammen mit den Schüler:innen frei ausprobieren. Das erlaubt überraschende Eindrücke von Grönland, Indonesien und vielen mehr.
Auch mit dem WorldMapGenerator lassen sich interaktiv neue Perspektiven einnehmen. Der Mittelpunkt einer Weltkarte kann dort beliebig bestimmt werden. Man kann unterschiedliche Projektionen wählen und erzeugt so überraschend andere Sichtweisen auf den Globus.
Größe und Lage der Länder sind aber nicht die einzigen Kriterien, sondern es bietet sich auch ein Blick auf Bevölkerungszahlen an. Dabei ist interessant zu sehen, welche Teile der Erde besonders dicht besiedelt sind, oder wie sich in einzelnen Ländern die Bevölkerungsdichte verteilt. Der X-Blogger Terence Fosstodon erstellt dazu Karten der Bevölkerungsdichte einzelner Länder und Kontinente in einer optisch ansprechenden Darstellung.
Die Seite Worldmapper zeigt wiederum Karten, die sich mit Bevölkerungsentwicklungen in den verschiedenen Erdteilen auseinandersetzen. Dabei helfen die Verzerrungen nicht nur, interessante Verhältnisse darzustellen, sondern schaffen es auch, den Unterricht durch ihre ausgefallene Form mit einem Lacher aufzulockern.
Auch für die Arbeit in anderen Fächern lassen sich ähnlich eindrückliche Weltkarten finden. Ein wichtiges Thema im Geographieunterricht, aber auch darüber hinaus, ist der Mensch, sein Umgang mit der Umwelt und der damit verbundene Klimawandel. Die Climate Impact Map veranschaulicht die globalen Temperaturveränderungen, wie sie durch den Klimawandel zu erwarten sind. Auf der Website lassen sich verschiedene Parameter wie Zeiträume oder die Stärke des Klimawandels einstellen. So entstehen verschiedene Karten, die erwartbare Temperaturentwicklungen, aber auch Sterblichkeit oder Energiekosten anzeigen.
Welche Auswirkungen die klimatischen Veränderungen auf die Tierwelt haben, zeigt die Karte von The Nature Conservancy. Sie stellt die Ströme verschiedener Arten dar, die sich auf dem Nord- und Südamerikanischen Kontinent neue Lebensräume suchen. Noch beeindruckender wird die Darstellung, wenn man sie live auf der Website Migrantsinmotion abruft, weil die Ströme dort tatsächlich in Bewegung sichtbar sind.
Die Auswirkung der Menschen auf die Natur wird auch auf einer weiteren Karte greifbar. Das Problem der Lichtverschmutzung kann man wahrnehmen, wenn man den Blick in den Sternenhimmel auf dem Land und aus der Stadt miteinander vergleicht. Um den direkten Unterschied sichtbar zu machen, hilft ein Blick aus dem Weltall. Die Karte zeigt, wie die gesellschaftliche Entwicklung die Nacht in weniger als 20 Jahren deutlich heller gemacht hat.
Bei allen Karten, die wir sehen, werden große lokale und globale Unterschiede sichtbar. Bei der Lichtverschmutzung ist der Zusammenhang mit der Bevölkerungsdichte erkennbar. Es gibt darüber hinaus unzählige thematische Karten, die wie Diagramme funktionieren und so politische und gesellschaftliche Diskrepanzen zwischen den Ländern verbildlichen. So zeigen die folgenden Karten, wie es weltweit um kritische Themen wie Demokratie und Pressefreiheit steht.
Die Auswahl an weiteren themenbasierten Karten wie beispielsweise zu Gleichberechtigung ist groß. Es kann aber auch methodisch interessant sein, im Unterricht eigene Karten zu erarbeiten. Dabei bietet es sich an, eine Blanko Weltkarte in einer Recherchearbeit durch die Schüler:innen entsprechend der Daten zum jeweiligen Stoff zu kolorieren.
Wer im Unterricht grundlegend in das Thema Karten einsteigen will, dem können wir ein Video von Terra X empfehlen. Es erzählt die Entstehung der verbreiteten Mercator-Projektion und zeigt, dass eine Weltkarte uns immer nur eine Perspektive liefern kann, denn eine korrekte Darstellung von Längen und Flächen bietet nur der Globus.
Die Auswahl an so unterschiedlichen Karten zeigt, wie viele Möglichkeiten es gibt, damit im Rahmen des Unterrichts zu arbeiten. Manche davon können Augenöffner sein, weil sie Informationen sehr einfach verbildlichen. Zu unzähligen Themen lassen sich außerdem noch weitere Weltkarten finden. Als Lehrmittel bleiben Karten in vielerlei Hinsicht interessant.
Wenn ihr noch Karten kennt, die man unbedingt gesehen haben muss, dann lasst uns das gerne in den Kommentaren wissen.
Wiesbaden. Es sind klare Worte, die der Vorsitzende des hessischen Landeselternbeirats, Volkmar Heitmann, für die Schulpolitik seiner Landesregierung findet. Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau kritisiert er vergangene Woche, dass man im internationalen Vergleich “Lichtjahre” hinterher hänge. In einem Rundumschlag äußert er Kritik an verschiedenen Institutionen. Für Heitmann ist deshalb jetzt Schluss. Letztendlich habe ihn die Situation dazu gebracht, sein Ehrenamt Anfang November abzulegen.
Im Interview kritisiert Heitmann unter anderem die mangelnde Elternbeteiligung. Während seines Engagements im Landeselternbeirat habe er zusammen mit anderen Eltern der Landesregierung zahlreiche Verbesserungsvorschläge gemacht – die meisten davon seien vom Tisch gewischt worden. Im Kontakt mit dem Kultusministerium oder mit dem Minister hätte es stets eine freundliche Atmosphäre gegeben, allerdings sei im Anschluss an Gespräche dann nichts passiert. Dies hätte schon bei Heitmanns Vorgängern für Frust gesorgt. Er nimmt die Landesregierung stellenweise sogar in Schutz. Die Abhängigkeit vom Finanzministerium und Entscheidungen auf Bundesebene würde bewirken, dass Bildung keine höhere Priorität habe. Heitmann selbst gibt an, dass sein Rücktritt gar nicht als Statement gegen die Vorgänge in der Schulpolitik gemeint gewesen wäre, er sich aber freue, dass es nun trotzdem so aufgefasst wurde. Heitmann wünscht sich für seine möglichen Nachfolger:innen, dass ihnen mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt würden. Er selbst sei pro Woche auf etwa 20 Arbeitsstunden für sein Ehrenamt gekommen. Hier müsse es künftig eine Aufwandsentschädigung geben.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat sich hinter Heitmann in einer Pressemitteilung gestellt und seine Kritik bestärkt. Auch die GEW betonte , dass das Ehrenamt nicht ausreichend gewürdigt würde. Zudem gehen sie auf weitere Punkte Heitmanns ein, wie etwa den Lehrkräftemangel oder schlechten Bedingungen im Referendariat. Hier müsse die Landesregierung schleunigst handeln.
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, hat sich das hessische Kultusministerium gegen die Vorwürfe von Heitmann gewehrt. Man unterstütze die Elternarbeit auf allen Ebenen und in vielfältiger Weise, teilte ein Sprecher mit. „Die regelmäßigen Austausche mit dem Landeselternbeirat als wichtigem Partner sind immer von Wertschätzung geprägt – und das wird weiter so sein. Deshalb haben solche völlig abwegigen Vorwürfe überrascht.“
Spannend wird nun zu sehen sein, ob sich eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für die Position des Landesbeirats-Vorsitzes findet. Sonderlich attraktiv dürfte das Ehrenamt nach den Berichten Heitmanns derzeit nicht wirken.
Ihr sucht nach einem spannenden Ausflugsziel für eure nächste Exkursion, aber wollt nicht jedes Jahr die gleichen Museen, Schlösser und Naturparks ablaufen? Wenn ihr im Süden Bayerns oder Baden-Württembergs unterrichtet, kann es sich in diesem Fall anbieten, den Blick auch mal über die heimischen Grenzen hinaus zu werfen. Unser Nachbar Österreich verspricht nämlich nicht nur wunderschöne Berglandschaften und deftiges Essen, sondern kann auch aus pädagogischer Perspektive einiges bieten. In diesem Artikel stellen wir euch drei Ideen für grenznahe Ausflugsziele in Österreich vor, für die sich ein kurzer Abstecher ins unmittelbare Ausland im Rahmen eurer nächsten Klassenfahrt definitiv lohnt.
Wenn ihr eher auf der Suche nach Exkursionszielen innerhalb Deutschlands seid, schaut doch mal bei unseren Empfehlungen für die einzelnen Bundesländer vorbei.
In Dornbirn, Vorarlberg, etwa 20 Minuten Autofahrt vom Bodensee entfernt, liegt das Naturschutzmuseum inatura, dessen Dauerausstellung “Erlebnis Naturschau Dornbirn” die Lebensräume der Tiere und Pflanzen Vorarlbergs sowie den menschlichen Körper thematisiert. Das Museum ist mit seinem Fokus auf interaktiven Ausstellungsstücken besonders für Kinder geeignet und eure Schüler:innen können die zu vermittelnden Inhalte auf eine spielerische, erlebnisbasierte Art lernen.
Ein Besuch in den Ausstellungsbereichen “Gebirge”, “Wald & Wiese” und “Wasser” lässt sich vor allem mit dem Thema Lebensräume im Biologie- oder Geographieunterricht verbinden. Besonders interessant sind diese Bereiche für Schüler:innen, die in der Nähe vom Bodensee wohnen, denn sie bekommen hier eine neue Perspektive auf ihre unmittelbare natürliche Umgebung, beispielsweise durch ein vier Meter langes Relief Vorarlbergs. Lebende sowie ausgestopfte Tiere bringen Besucher:innen die Artenvielfalt Vorarlbergs und die Anpassungsfähigkeit heimischer Tiere nahe. Zudem können eure Schüler:innen auf einer Kletterwand und im nachgebauten unterirdischen Gangsystem die Natur spielerisch und hautnah entdecken. Für die Behandlung des menschlichen Körpers in Biologie eignet sich der Ausstellungsbereich “Das Wunder Mensch”. Laut Webseite macht inatura den Menschen “begehbar”, da Besucher:innen dort die Reise der Nahrung im menschlichen Körper durchlaufen und so die Funktionen der Organe und die Auswirkungen bestimmter Gewohnheiten auf die Gesundheit selbst erleben können.
Für Schulklassen ist eine Anmeldung per Telefon oder E-Mail erwünscht. Pro Klasse erhalten drei Begleitpersonen kostenfreien Zugang zum Museum, während der Eintritt für eure Schüler:innen 3,50 Euro bzw. 5 Euro mit Führung kostet. Inhalte der Führung können bei der Anmeldung aus dem Museumspädagogik Programm ausgewählt und so an das Alter eurer Klasse und relevante Unterrichtsthemen angepasst werden. In der kostenlosen Zeitschrift inatura aktuell gibt es auch zu ausgewählten Themen vorgefertigte Arbeitsblätter, die ihr ausdrucken und eure Schüler:innen anhand der Ausstellungen bearbeiten lassen könnt. Für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren vom Bahnhof Dornbirn zwei Linienbusse, die alle halbe bzw. viertel Stunde Besucher:innen zum Museum bringen. Das inatura ist barrierefrei.
Etwa 60 Kilometer südlich von Salzburg findet ihr die Eisriesenwelt, die mit einer Gesamtlänge von 40 Kilometern als die größte Eishöhle der Welt gilt. Sie wurde von Naturforscher David Attenborough als eines der “great natural wonders of the world” bezeichnet und ist weltweit eine von nur einer Handvoll Eishöhlen, die für Besucher:innen zugänglich sind. Dieses alpine Highlight, nur 45 Minuten Autofahrt von der deutschen Grenze entfernt, solltet ihr euren Schüler:innen also auf keinen Fall vorenthalten.
Ein Besuch lässt sich besonders gut mit dem Themenfeld Geologie im Fach Geographie verbinden, um euren Schüler:innen einen Einblick in die Langlebigkeit unserer natürlichen Umgebung zu bieten. Im Höhlensystem, das vor etwa 100 Millionen Jahren bei der Alpenbildung entstand, befindet sich nämlich noch heute Eis, das schon zur Zeit Ötzis vor 5.300 Jahren dort war. Allerdings kann die Höhle auch als Anstoßpunkt für Unterrichtsgespräche über die Klimakatastrophe dienen. In denletzten Jahren wurde in der Eisriesenwelt vermehrt zu den Auswirkungen der Erderwärmung geforscht und 2022 verewigte ein Kamerateam von National Geographic das eisige Naturwunder in Film und Foto für zukünftige Generationen, bevor es schmilzt und verschwindet. Auch aus geschichtlicher Perspektive lohnt sich eine Exkursion zur Eisriesenwelt; in der Höhle läuft nämlich kein Strom, sondern ihr könnt mit euren Schüler:innen mithilfe von historisch nachempfundenen Gas- und Magnesiumlichtern die Höhle genauso erforschen, wie es 1879 der Salzburger Naturforscher Anton von Posselt-Czorich erstmals tat.
Die Eisriesenwelt ist jährlich vom 1. Mai bis zum 31. Oktober geöffnet und kostet für Schulklassen nach Anmeldung 17,50 Euro je Kind unter 15 Jahren und 25 Euro für Jugendliche zwischen 15 und 18. Pro angefangener Gruppe von 15 Schüler:innen erhält eine erwachsene Begleitperson kostenfreien Eintritt. Das Ticket beinhaltet eine Höhlentour und die Seilbahnfahrt zu der auf 1641 Höhenmetern gelegenen Höhle. Die Eisriesenwelt ist allerdings nicht barrierefrei; in der Höhle müssen 1400 Stufen passiert werden und es liegen jeweils 20 Minuten Fußweg zwischen Parkplatz und Talstation sowie zwischen Bergstation und Höhleneingang. Der Parkplatz ist mit dem ÖPNV zu erreichen; Schulgruppen können im Voraus einen Bustransfer reservieren, der etwa fünf Gehminuten vom Bahnhof Werfen entfernt abfährt.
Der Kugelwald am Glungezer liegt 23 Kilometer östlich von Innsbruck und mit dem Auto eine gute Stunde von der deutschen Grenze entfernt. Die Anreise aus Deutschland ist für einen Tagesausflug recht lang, aber wir finden, dass ein Besuch die Fahrzeit auf jeden Fall wert ist – schließlich handelt es sich hier um die weltweit größte Kugelbahn in freier Natur! Der Kugelwald liegt auf 1.560 Meter Höhe und bietet Kindern mit seinen insgesamt 500 Meter langen hölzernen Kugelbahnen stundenlangen Spaß.
Im Kugelwald können eure Schüler:innen im Rahmen des Physikunterrichts die Gesetze von Physik und Natur “ohne technischen Schnickschnack” austesten, denn die Kugelbahnen laufen ohne fremde Energieeinwirkung und werden nur durch die Schwerkraft und die Kraft eurer Schüler:innen angetrieben. Auch sportlich ist ein Besuch des Kugelwaldes eine Bereicherung. In dem 8.000 Quadratmeter-großen Gelände werden Kinder durch das Rollen der Kugeln und diverse Geschicklichkeits- und Aktivstationen spielerisch zur Bewegung aufgerufen. Pädagogische Angebote gibt es im integrierten “Waldklassenzimmer”, wo ihr mit euren Schüler:innen lockeren naturnahen Unterricht durchführen könnt. Für die Vorbereitung der Unterrichtseinheiten werden euch bei Anmeldung kostenlose digitale Materialien für naturwissenschaftliche Fächer zur Verfügung gestellt. Bei Ankunft könnt ihr zusätzlich eine “Waldschul-Kiste” mit passenden Materialien wie Farben, Pinsel und Lupen ausleihen.
Der Kugelwald hat vom 1. Juli bis Anfang Oktober täglich geöffnet und liegt direkt bei der Mittelstation der Glungezerbahn. Die Anreise zur Gondel ist auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln unkompliziert; die Buslinie 4134 fährt vom Hauptbahnhof Innsbruck nach Tulfes zur Talstation. Der Eintritt kostet 25 Euro pro Schulgruppe bis 50 Personen, zuzüglich einer Kaution von 50 Euro für den Kugelverleih. Die Auf- und Abfahrt mit der Gondel kostet für eure Schüler:innen jeweils 7,50 Euro. Für je zehn Kinder kann eine Begleitperson kostenlos mitfahren. Schulgruppen müssen im Voraus per Telefon oder E-mail beim Kugelwald angemeldet werden.
Ihr seht also, ein Blick über die Landesgrenzen hinaus kann euren Ideenfundus für die nächste Exkursion auf vielfältige Art erweitern und euch so die Planung erleichtern – und hoffentlich euch und euren Schüler:innen einen unvergesslichen Tag in der Alpenrepublik ermöglichen. Kennt ihr weitere grenznahe Ausflugsziele in Österreich? Empfehlt sie gerne in den Kommentaren weiter!
Berlin. Künstliche Intelligenz kann inzwischen eingesetzt werden, um potenzielle Schulabbrecher:innen zu identifizieren und frühzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. In den USA, Indien, Argentinien und Australien kommen derartige Frühwarnsysteme bereits zum Einsatz. Dabei werden Daten wie Fehltage, Schulverweise und Veränderungen in den Noten genutzt, um Muster zu erkennen und mögliche Risiken vorherzusagen. Der Berliner KI-Experte Aljoscha Burchardt spricht in dem Interview mit dem rbb von einer Chance, mehr Gerechtigkeit zu schaffen.
Laut Burchardt können KI-Anwendungen schleichende Veränderungen im Verhalten der Schüler:innen erkennen, die von Lehrkräften aufgrund der Schülerzahl möglicherweise übersehen werden. Er hebt hervor, dass die Einzelfallbewertung entscheidend ist. “Diese Stärke des Systems, wirklich alle und alles im Blick zu haben, ist dann vielleicht der Vorteil der KI”, sagt Burchardt.
Leistungsbewertung sei bereits ein integraler Bestandteil unseres Schulsystems, denn die Überwachung der Schüler:innen erfolge bisher analog durch Lehrkräfte und werde nur “nicht so stark technisch unterstützt.” Er weist darauf hin, dass die Integration von KI in den Überwachungsprozess einen Paradigmenwechsel darstellen würde, indem eine umfassendere, technisch gestützte Methode die bisherige, manuelle Überwachung ergänzen könnte. Dabei verweist er jedoch auf den Datenschutz innerhalb der Systeme: „Die Art der konkreten Gestaltung ist oft wichtiger, als zu sagen, ‘Wir ziehen eine rote Linie‘ und ‘Nie und nimmer wollen wir in der Schule eine Leistungsbewertung.’“
In Indien wird das Problem mit Schulabbrüchen bereits seit 2015 mit Technologie angegangen. Durch den Einsatz der App der Microsoft-Plattform Azure und der mobilen App Vidyarthi Nestham werden potenzielle Schulabbrüche unter Einbezug komplexer Daten, darunter die Schülerleistungen, Geschlecht, sozioökonomische Aspekte, Schulinfrastrukturen und Einschätzungen der Lehrkräfte, identifiziert und die dafür verantwortlichen Faktoren analysiert. In über 10.000 Schulen in Andhra Pradesh ermöglicht letztere App mittlerweile den Lehrkräften, systematisch vier bis fünf drohende Abbrüche pro Lehrkraft jeder Schule vorherzusagen und gezielt auf die Schwächen der betroffenen Schüler:innen einzugehen.
Auch in den USA gibt es erfolgreiche Projekte wie das Wisconsin Projekt. Dieses unterstützt seit 2012 Institutionen dabei, Richtlinien zu entwickeln und individuelle Prozesse für die Schüler:innen basierend auf den gesammelten Informationen anzuschieben.
In Deutschland seien solche Systeme bislang noch nicht im Einsatz, so Burchardt, der dies aber für prinzipiell denkbar hält, wenn entsprechende Prozesse implementiert sind. Um derartige KI-basierte Vorhersagen auch an deutschen Schulen zu treffen, müssten die Schulen allerdings digitaler werden. “Wenn wir uns also in einem reinen Tinte- und Kreide-basierten Umfeld bewegen – dann ist einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt”, so Burchardt.
Darüber hinaus betont der Experte, dass KI-Anwendungen auch in anderen Bereichen der Schule verwendet werden könnten. Neben Bürotätigkeiten wie Lehrpläne schreiben und der Unterrichtsvorbereitung wie der Erstellung von Multiple-Choice-Tests könne KI auch zur Korrektur von Arbeiten herangezogen werden und somit die Lehrkräfte entlasten. Wichtig sei es, die Schüler:innen auf das Leben vorzubereiten und ein Grundverständnis von KI zu vermitteln, auch außerhalb des Informatikunterrichts.
Schneverdingen/Berlin. 300 Anfragen von Schulen zum Austausch mit Schüler:innen über den Nahostkonflikt erhielt die deutsch-Palästinenserin Jouanna Hassoun in kürzester Zeit – es besteht sehr großer Rede- und Aufklärungsbedarf, den die Schulen alleine nur noch schwer stemmen können. Gemeinsam mit Shai Hoffmann, einem deutschen Juden mit israelischen Wurzeln, schafft sie an einer Schule in Offenbach Platz für direkten Austausch zur Thematik, wie die Tagesschau berichtet. Sie treten mit den Schülerinnen in eine offene Diskussionsrunde zum andauernden Nahostkonflikt, von dem die beiden direkt betroffen sind. Inmitten einer unkontrollierbaren Nachrichtenflut in den sozialen Medien, reißerischer Meinungsmache und dem ganz normalen Unterrichtsalltag stellt der Nahostkonflikt Schulen und Lehrkräfte derzeit vor einige Herausforderungen, über die sich im so geschaffenen Rahmen ausgetauscht werden kann. Neben dem in Kontakt treten mit jungen Menschen sei ihr gemeinsames Ziel sei dabei vor allem, “Sensibilität für die jeweils Anderen zu fördern”, erzählen sie gegenüber der Tagesschau: “Ich könnte niemals sagen, sein Schmerz ist ein anderer als meiner”, legt Hassoun den Schülerinnen gegenüber offen.
Es ist nicht vermeidbar, dass Schüler:innen auf unterschiedlichen Wegen, spätestens aber nach dem Unterricht online auf dem eigenen Smartphone, auf teils verstörende mediale Inhalte und problematische Kommentarspalten stoßen. Auch im Elternhaus werden eventuell Meinungen kundgetan oder Diskussion rund um Themenfelder geführt, die den Schüler:innen bislang fremd waren. Dazwischen einen Überblick zu gewinnen und sich eine eigene fundierte Meinung zu bilden, gestaltet sich oft schwierig. Vor allem dann, wenn junge Menschen gerade erst dabei sind, ein Gespür für Nachrichten und internationale Politik zu entwickeln.
Schüler aus Niedersachsen berichten beispielsweise davon, Druck zu verspüren, sich in der breit geführten Debatte für eine Seite des Konflikts als die “richtige” entscheiden zu müssen. Das Bewusstsein darüber, dass es gar nicht so einfach sein kann, solche Aussagen zu treffen, kann durch diesen Druck, den sie von der allgemeinen Debattenkultur her verspüren, eventuell nicht richtig ausgebaut werden oder – falls in Ansätzen bei älteren, reflektierten Schüler:innen schon vorhanden – eingedämmt werden. Schüler:innen berichten darüber hinaus von Belastungen, vor allem die sozialen Medien seien hierbei ein großer Faktor, wie eine Schülerin dem NDR berichtet: “Es ist natürlich belastend, wenn man dem nicht ausweichen kann und auf Social Media Bilder und Videos bekommt, die Verletzte und Tote zeigen, ohne dass man vorher darüber reflektiert hat, ob man das jetzt wirklich sehen möchte”. Die Sorge der Schüler:innen weitet sich mit der weiteren Beschäftigung auch auf verknüpfte Problematiken aus: “Dass der Antisemitismus in Deutschland wieder auflebt [...], finde ich sehr erschreckend”, so ein weiterer Schüler der Klasse.
Der Krieg in Israel und Gaza stellt Lehrkräfte indes vor neue Herausforderungen. Gerade im schulischen Umfeld, in dem Heranwachsende den Umgang mit genau solchen Thematiken erst erlernen sollten, ist das Bedürfnis nach Information und Einordnung groß. Einige Lehrer:innen versuchen daher, dieser verzwickten Situation zumindest etwas an Mehrwert abzugewinnen: Das aktuelle politische Geschehen rund um Israel und den Gazastreifen kann eine Gelegenheit dafür sein, Schüler:innen einen gesunden Umgang mit Nachrichten näherzubringen. So könnten die Schüler:innen selbst den Verlauf einer global relevanten Situation mitverfolgen und zeitgleich lernen, sich einen Gesamtüberblick über die Situation zu verschaffen und sich ihre Meinung darüber zu bilden.
Um Schulen und Lehrer:innen bei der thematischen Aufarbeitung zu unterstützen, stellen die Kultusministerien einiger Länder bereits auf die verschiedenen Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen angepasste Unterrichtsmaterialien. Ein Politik-Leistungskurs in Niedersachsen zeigt im Bericht des NDR, wie diese konkret eingesetzt werden können: Hier bietet der Lehrer in jeder Stunde das feste Format an, die ersten 15 Minuten zur “offenen und faktenbasierten Beschäftigung mit dem aktuellen Geschehen” zu nutzen. Das bietet Gelegenheit zur Sensibilisierung für spezifische Themen, ihre Hintergründe und allen möglichen Verbindungen zu ihnen. Das Schaffen solcher Querverweise durch eigenes Denken und Arbeiten mit aktuellen Nachrichten sei von sehr großem Mehrwert für Schüler:innen. So erlernen sie langsam ein Gefühl für Komplexität und dem differenzierten Umgang damit.
Weitaus nicht alle Schulen räumen dem Thema jedoch solchen Raum ein. Die Gründe gehen auseinander: Der strikte Zeitplan, der in den Lehrplänen vorgesehen ist, ist dabei wohl einer der häufigsten. Akuter Lehrermangel macht es noch notwendiger, die Stunden, die man für sein Fach hat, auch für Stoffvermittlung und Prüfungsvorbereitung zu nutzen. Das Problem stellt auch der Vorsitzende der GEW Hessen, Thilo Hartmann, fest: “In der schulischen Praxis ist es häufig schwierig, die notwendige Zeit für pädagogische Arbeit aufzubringen, um die verstörenden Nachrichten und Bilder im Kontext einer demokratischen Bildung angemessen aufarbeiten zu können”. Teilweise fühlen sich Lehrkräfte auch der Thematik nicht gewachsen genug und würden das Besprechen deshalb lieber den Kolleg:innen überlassen, die sich fachlich ohnehin besser auskennen. Uwe Herrmann, der Lehrer des zuvor erwähnten Politik-Leistungskurses, steht dem solidarisch gegenüber: “Ich finde es ist eine Stärke, zu sagen: ‘Mach du das in deinem Unterricht, ich fühle mich [in der Thematik] nicht so sicher’. So helfen wir uns im Lehrerzimmer.”
Daneben ist eine der größten Herausforderungen des Bildungssystems momentan die fachübergreifende Vermittlung des Erkennens von und der richtige Umgang mit Fake-News. Auch wenn Schüler:innen der Begriff im digitalen Zeitalter wohl kaum als etwas Neues erscheint, so braucht es doch eine geeignete leitende Hand, die sie durch die Medienflut leitet, ohne zu filtern oder Meinungen vorzuformen. Bei der ganzen Fülle an Informationen und so viel neuem Werkzeug kann es aus Schüler:innensicht schwer sein, auch noch Nuancen zu erkennen. Auch hierbei können die aufbereiteten Unterrichtsmaterialien vom Kultusministerium eine Hilfe dabei darstellen, große Thematiken umfassend zu erläutern und Fehlinformationen gegenzusteuern.
Auch bei der Verwendung dieser klassenstufenspezifischen Hilfsmaterialien gebe es aber wiederum die Gefahr, dass Schüler aus höheren Jahrgangsstufen beispielsweise Bilder mit verstörendem Inhalt an Schüler der Unterstufe weiterleiten und diese damit erschrecken. Es bleibt also die allgemeine Dringlichkeit nach möglichst offen gelebter Aufklärung und einem verantwortungsvollen Umgang mit Nachrichten und Medien.
Eine Zusammenstellung mit hilfreichen Materialien zur Behandlung des Nahostkonflikts im Unterricht findet ihr auch hier bei uns.
Eine BU-Versicherung für Schüler (Schüler BU) schützt finanziell bei Berufs- oder Schulunfähigkeit aufgrund von Krankheit oder Unfall. Kann das Kind nicht weiter zur Schule gehen oder den Beruf zu mindestens 50% ausüben, zahlt die Versicherung eine vereinbarte Rente.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Schüler ist sinnvoll, da sie frühzeitig Schutz vor finanziellen Folgen von Krankheiten oder Unfällen bietet, die die Schul- oder spätere Berufstätigkeit beeinträchtigen können. Laut Morgen & Morgen ist die Arbeitskraft in Deutschland außerdem durschnittlich 2 bis 3 Millionen Euro wert. Psychische Beschwerden wie AD(H)S oder Lese-Rechtschreibschwäche, die häufig bei Schülern diagnostiziert werden, können später den Abschluss einer BU erschweren oder verteuern. Bei schwerer Erkrankung oder Unfall bietet eine Schüler-BU finanzielle Unterstützung, was besonders wichtig ist, wenn das Kind möglicherweise nie arbeitsfähig wird.
Nachfolgend eine Übersicht guter BU-Anbieter für Schüler:
1. Allianz: Bietet Versicherung ab 10 Jahren mit optionaler Dienstunfähigkeitsklausel. Besonders interessant für Beamtenanwärter. Die maximale BU-Rente für Schüler beträgt 1.500 €. Ein Nachteil ist die Risikoprüfung bei Berufsaktualisierung.
2. Alte Leipziger: Bekannt für klare Definitionen und flexible Erhöhungsoptionen. Versicherbar ab 10 Jahren, mit einer maximalen BU-Rente von 1.500 € für Kinder. Fehlende Dienstunfähigkeitsklausel könnte ein Nachteil sein.
3. Baloise / Basler: Bietet seit 2021 verbesserte Bedingungen, Versicherung ab 10 Jahren, und eine Erhöhungsoption bis zu 4.000 €. Maximale BU-Rente für Kinder liegt bei 1.500 €. Nachteile sind Fragen zu Lern- und Sprachstörungen und das Fehlen einer Dienstunfähigkeitsklausel.
4. Condor: Attraktiv durch Dienstunfähigkeitsklausel und ausgezeichnete Schülerklausel. Bietet Versicherung ab 10 Jahren mit einer maximalen BU-Rente von 1.500 € in der Oberstufe. Limitiert die BU-Rente auf maximal das Doppelte des Startwerts.
5. Die Bayerische: Bietet seit 2020 verbesserte Bedingungen, inklusive Versicherung bestimmter psychischer Erkrankungen. Standardmäßige Dienstunfähigkeitsklausel enthalten. Maximale BU-Rente für Kinder ist 1.000 €.
6. LV 1871: Bietet eine präzise Definition für Schüler und minimale Gesundheitsfragen. Karrieregarantie ermöglicht Erhöhung der BU-Rente in bestimmten Berufen auf bis zu 7.800 €. Maximale BU-Rente für Gymnasiasten liegt bei 1.500 €.
7. Nürnberger: Bietet Versicherung ab 10 Jahren mit einer Nachversicherungsmöglichkeit von bis zu 6.000 € BU-Rente. Maximale BU-Rente beträgt 1.500 €. DU-Schutz ist verfügbar, aber nicht standardmäßig enthalten.
Tiefergehende Vergleiche finden sich in folgenden Artikeln:
● Vergleich der besten Berufsunfähigkeitsversicherungen für junge Schüler / Kinder
● Vergleich der besten Berufsunfähigkeitsversicherungen für jugendliche Schüler
Bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung sind alle Arten von Erkrankungen oder Unfällen abgedeckt — es geht nur darum, ob das Kind höchstens noch 50 % schulfähig ist. Normalerweise bezieht sich das bei guten Versicherungen auf die Schulform, die vor der Erkrankung besucht wurde.
Bei Auswahl einer Berufsunfähigkeitsversicherung für Kinder sollten Eltern besonders auf Flexibilität achten, da die berufliche Zukunft des Kindes ungewiss ist. Wichtig sind Optionen ohne Nachmeldungspflicht, um höhere Beiträge zu vermeiden, sowie die Möglichkeit, die Versicherung bei einem günstigeren Beruf anzupassen, idealerweise ohne Gesundheitsfragen und Fragen nach Beruf, Hobby oder Rauchen.
Weitere wichtige Kriterien zur Auswahl einer BU für Schüler sind folgende:
● Risikoprüfung: Ein erfahrener Makler kann hier unterstützen.
● Beitragsüberprüfungsoption: Möglichkeit zur Anpassung des Beitrags bei Berufsbeginn.
● Lange Versicherungs- und Leistungsdauer, idealerweise bis mindestens 67 Jahre oder lebenslang.
● Option auf Zahlpausen.
● Karrieregarantie für Erhöhung der Rente bei hohem Gehalt.
● Günstigerprüfung bei Schulwechsel.
● Flexibilität bei Berufswechsel.
● Anpassungs- und Ausbaumöglichkeiten, Nachversicherungsgarantien.
● Beitragsdynamik, um mit der Inflation Schritt zu halten.
● Leistungsdynamik, damit die Rente im Falle der Berufsunfähigkeit jährlich steigt.
Für eine unabhängige Beratung kann ein kostenfreier Termin bei Fachberatern wie dem finanzteam26 vereinbart werden, die auf Schüler-BUs spezialisiert sind.
Schülern, die eine Karriere in Sport, Handwerk oder Kunst anstreben, sollten ihre BU-Versicherung bereits während der Schulzeit abschließen, um über die gesamte Laufzeit von günstigeren Beiträgen zu profitieren, da diese Berufsgruppen höhere Versicherungskosten haben.
Wenn das Kind zu 50 % den Schulunterricht in der Schulform, die es vorher besucht hat, nicht mehr folgen kann. Oder es nicht mehr fähig ist, den Schulweg zu managen.
Seit 2023 gibt es eine BU-Versicherung, die Schüler schon ab 6 Jahren versichert — viele gute Versicherungen für Schüler gibt es ab 10 Jahren.
Eine BU-Versicherung sollte idealerweise lebenslang oder mindestens bis zum Alter von 67 Jahren laufen. Die Laufzeit kann bei vielen Versicherungen verlängert werden, falls die Regelaltersgrenze angehoben wird.
● 6-jähriger Schüler: 1000 € BU-Rente bis 67 Jahre, Ca. 45 € monatlicher Versicherungsbeitrag
● 10-jähriger Schüler: 1000 € BU-Rente bis 67 Jahre, 42 bis 90 € monatlicher Beitrag (abhängig von der Versicherung)
● Oberstufenschüler am Gymnasium: 1000 € BU-Rente bis 67 Jahre, 34 bis 60 € monatlicher Beitrag (ohne Zusatzbausteine)
● Höhe der Rente
● Laufzeit
● Schulform
● eventuelle Zuschläge wegen Krankheiten oder Hobbys
● manchmal auch Größe und Gewicht
● Zusatzbausteine: Leistungsdynamik, Krankschreibungsoption, Pflegeoption, Schwere Krankheiten
Üblich sind 1000 € BU-Rente — inzwischen ist es bei einigen Versicherungen sogar möglich, 1500 € BU-Rente für Schüler abzusichern (meist jedoch erst in der Oberstufe).
Berlin. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz beklagt eine „Überforderung“ des Schulsystems durch Kinder mit begrenzten Deutschkenntnissen und fordert zur Lösung des Problems eine Begrenzung der Asylzuwanderung. Bildungsinfluencer und Autor Bob Blume hat auf den Vorstoß reagiert. Er wirft Merz Populismus vor und erklärt, warum diese Aussage einer gefährlichen Logik folge.
In einem Interview im Konrad-Adenauer-Haus erklärte Merz, dass die Zahl der Asylbewerber:innen in Deutschland abnehmen müsse. „Die Asylkrise ist auch eine Frage der Bildungspolitik", so Merz. Er beklagt, dass die Schulen durch Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen überlastet seien. „Zu viele Schulen haben viel zu viele Kinder, die die deutsche Sprache nicht richtig beherrschen“, so Merz. Um dem Problem entgegenzuwirken, fordert er eine Begrenzung der Zuwanderung.
„Übervolle Klassen gehen dann zulasten aller Kinder in diesen Schulen, sie starten mit unzureichender Bildung ins Leben“, äußerte der CDU-Chef. Im Erwachsenenalter lasse sich dieses Defizit oft nicht mehr ausgleichen. „Auch deshalb müssen wir die irreguläre Zuwanderung in den Griff bekommen“, so Merz.
Der Lehrer, Autor und Bildungsinfluencer Bob Blume sieht die Aussagen des CDU-Politikers kritisch. Merz verstärke mit seiner Strategie der Asylzuwanderungsbegrenzung bloß die Aussage des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer, der die Migrationsfrage als „Mutter aller politischen Probleme“ bezeichnet hat. Diese Schuldzuweisung nennt Blume „Sündenbock-Populismus“. Anhand der Aussagen von Merz erklärt er, wie populistisches Framing funktioniert und wie dieses durch die Verwendung von rhetorischen Mitteln ausgeübt werde. Beispiele hierfür seien etwa das Ausdenken „einfacher, prägnanter Botschaften” und das Vermeiden von „Fakten und Daten”, so Blume in seinem Beitrag.
Blume kritisiert die Problemverschiebung und Schuldzuweisung des CDU-Chefs und stellt die Auseinandersetzung mit den „tatsächlichen Problemen“ und Lösungsstrategien in Frage. Die Forderungen des CDU-Chefs würden weniger der eigenen Partei und mehr der zu Teilen rechtsradikalen AfD helfen. „Bildung ist einmal mehr nur eine Schachfigur in einem billigen populistischen Spiel”, so Blume. Die Kritik von Bob Blume findet ihr in diesem Artikel von ihm, der auf den Seiten des deutschen Schulportals veröffentlicht wurde.
Auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz ist der Fraktionschef bezüglich der irregulären Migration wieder im Dialog. Zuvor hatte er Scholz aufgefordert, der Union konkrete Angebote zur Mitarbeit an einem Migrationspakt zu machen, laufende Gespräche um die Thematik beendete Merz allerdings. Dennoch haben sich beim neuesten Treffen mit den 16 Ministerpräsidenten zum Thema Migration im Zuge des innerparteilichen und gesellschaftlichen Friedens gemeinsam viele konkrete Ergebnisse finden lassen. Scholz gab an, dass das klare Ziel der beschlossenen Maßnahmen die Begrenzung der irregulären Migration nach Deutschland sei und man dafür sorgen müsse, dass mehr Menschen ohne Bleiberecht Deutschland wieder verlassen.
Egal ob Schulnetzwerk oder Privatrechner: Mit der zunehmenden Nutzung von digitalen Endgeräten und den darin enthaltenen Informationen steigt die Gefahr möglicher digitaler Angriffe. Schadsoftware hat man sich schnell eingefangen, wird sie mitunter aber nur schwer wieder los. Deswegen ist es wichtig, Systeme, Netzwerke und Programme auf dem eigenen Computer zu schützen und die eigene Cybersicherheit im Blick zu behalten. Zum Schutz vor digitalen Angriffen gibt es heutzutage unterschiedliche Programme und Softwares, die diese Aufgaben für euch erledigen können. Damit ihr euch aber nicht mit einer weiteren Recherche beschäftigen müsst, stellen wir euch heute verschiedene Antivirenprogramme und weitere Zusätze vor, damit euer Computer sicher vor Netzangriffen ist.
Bei Microsoft Defender handelt es sich um einen Windows-eigenen Virenschutz, der auf den Versionen Windows 10 und Windows 11 vorinstalliert ist. Microsoft Defender bietet Windows-User:innen eine gute Basis und ist damit für eine heimische Nutzung von Computern absolut ausreichend. Außerdem bietet sich bei dieser Software der enorme Vorteil, dass sie für alle Windows-User:innen und im Microsoft 365 Business Premium Paket kostenlos enthalten ist. Wenn euer verwendetes Gerät über Windows 8, 10 oder 11 verfügt, ist der Virenscanner in der Regel auch ab der ersten Benutzung aktiviert. Um das zu prüfen, könnt ihr aber auch über “Start”, dann “Einstellungen” und “Update und Sicherheit” in die Sicherheitseinstellungen eures Gerätes gehen. Dort könnt ihr sehen, ob der Windows Defender aktiviert ist und auch mögliche Einstellungen nach Belieben ändern. Um aber genau zu verstehen, wie ihr den Defender für eure Bedürfnisse optimal einstellen könnt, haben wir hier eine Schritt für Schritt-Anleitung für euch rausgesucht.
Ihr besitzt einen Rechner mit einem anderen Betriebssystem als Windows, aber wollt den Defender trotzdem nutzen? Kein Problem. Da der Windows Defender Teil des Microsoft 365 Abonnements ist, verfügt ihr automatisch über einen Zugriff. Jedoch kostet das Abonnement bei einer Einzelperson 7 Euro im Monat. Dafür könnt ihr bis zu fünf Geräte schützen. Möchtet ihr Microsoft Defender für eure ganze Familie nutzen, kostet das im Monat 10 Euro für bis zu sechs Personen. Da die Standardprogramme von Microsoft wie beispielsweise Powerpoint, Word oder Excel in Microsoft 365 enthalten sind, kann sich bei einer Nutzung von Microsoft Applikationen die Anschaffung lohnen.
Wenn es um Software geht, die euren Rechner zusätzlich zu einem Antivirenprogramm schützt, seid ihr mit dem Programm Malewarebytes gut beraten. Denn im Gegensatz zu klassischen Antivirenprogrammen prüft Malewarebytes auch Archivdateien auf Schadsoftware. Die kostenlose Version von Malewarebytes schützt euren Computer vor Schadprogrammen, sogenannter Malware. Dazu gehören beispielsweise Trojaner, Bots oder Adware. Ihr könnt nach der Installation euer Endgerät kostenlos auf Malware scannen. Nachdem das Programm eine Bedrohung entdeckt hat, wird diese vom Computer abgeschirmt und anschließend vom Rechner entfernt. Den “Echtzeitschutz”, der das Programm im Hintergrund laufen lässt und der nach einer 30-tägigen Testphase nur noch in der Pro-Version enthalten ist, könnt ihr getrost vergessen und direkt in den Einstellungen deaktivieren. Es reicht völlig, Malwarebytes als Standalone-Anwendung regelmäßig euer System scannen zu lassen. Mehr Infos, als auch den Download aufs eigene Gerät, könnt ihr hier finden.
Unabhängig von Virenprogrammen gilt ein Adblocker mittlerweile als ein unverzichtbarer Schutz vor nerviger Werbung und Tracking. Besonders wichtig ist bei Adblockern der Schutz vor sogenanntem Malvertising. Dabei handelt es sich um Online-Werbeanzeigen, die mit Malware versehen sind. Da diese Werbung auch auf seriösen Webseiten vorkommen kann, ist sie für Angegriffene oft nicht sichtbar oder extrem schwer zu identifizieren. Es ist auch schwer, Malvertising vorzubeugen, da der Computer auch ohne Klicken auf eine Werbeanzeige angegriffen werden kann. Um das zu vermeiden und den Computer trotzdem vor ungewollten Angriffen zu schützen, lohnt es sich, zusätzlich zu einem Virenscan-Programm einen Werbeblocker herunterzuladen. Denn selbst der oder die vorsichtigste User:in kann Malvertising oft nicht erkennen.
Eine Empfehlung für einen guten, kostenlosen und quelloffenen Adblocker, der zudem sparsam mit Systemressourcen umgeht, ist uBlock Origin. Das Addon ist für alle gängigen Browser wie Chrome, Firefox und Opera erhältlich. Neben unnötiger Werbung auf Webseiten schützt euch dieser Blocker auch vor unterschiedlichen Webtrackings oder bestimmten Schadsoftwares auf Websites. Damit bewahrt euch das Plug-in vor ungewollten externen Zugriffen auf eure Privatsphäre. Ein weiterer Vorteil ist, dass uBlock Origin nach Installation nicht global aktiv ist, sondern sich mittels eines An- und Ausschalters einfach bedienen lässt und sich damit nur auf die gerade aktive Website auswirkt. Nach dem Download arbeitet das Add-on grundsätzlich in den Standardeinstellungen. Wer diese aber spezifizieren und erweitern möchte, muss bestimmte Filterlisten (de)aktivieren. Eine genaue Beschreibung zur effektiven und personalisierten Nutzung von uBlock Origin findet ihr hier.
Neben der Verwendung dieser ganzen Programme könnt ihr selbst aber auch genug tun, um sowohl die Sicherheit eurer Daten zu wahren, als auch euren Computer vor möglichen Cyberangriffen zu schützen. Nachdenken vor dem Anklicken von Links, kritische Prüfung von Downloadquellen und Spammails, sind wirksamer als jeder Virenscanner es je sein könnte. IT-Nerds sprechen da von “Brain.exe”, die jeder brauche — also, den eigenen Verstand bei der PC-Nutzung zu gebrauchen. So solltet ihr grundsätzlich nie E-Mails vertrauen und öffnen, die in irgendeiner Form unseriös aussehen oder Absender haben, die euch unbekannt sind. Und für den Fall, dass ihr eine Sendungsverfolgung oder Ähnliches mit einem Link bekommt, geht zuerst sicher, ob die Email Adresse im Absender seriös klingt und der Inhalt der Mail auch mit einer Bestellung oder euren persönlichen Daten übereinstimmt. Um zu checken, ob eure E-Mailadresse und das dazugehörige Passwort in einem Datenleck gefunden wird, könnt ihr sie bei haveibeenpwned.com eingeben. Sollte sie dort angezeigt werden, ist es wichtig, sofort das Passwort eures E-Mail Accounts und weiterer Accounts, die dieses verwenden, zu ändern.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind eure verwendeten Passwörter. Jedes Passwort solltet ihr in der Regel nur einmal benutzen. Zusätzlich dazu ist es sinnvoll, ein starkes Passwort zu generieren. Wenn ihr dazu keine Lust habt, könnt ihr euch mithilfe von Passwortmanagern sichere und zufällige Passwörter erstellen lassen. Und um euch beim Einloggen zusätzliche Sicherheit zu gewährleisten, lohnt es sich immer eine 2-Faktor-Authentifizierung zu nutzen, sofern das möglich ist. So seid ihr auch im Falle eines Angriffs geschützt, da der Login auf einem weiteren Gerät bestätigt werden muss.
Zusätzlich dazu könnt ihr bei jedem Betriebssystem automatische Updates aktivieren (was ihr hoffentlich ohnehin schon eingestellt habt). Schließlich ist jeder zusätzliche Download eine mögliche Fläche für Angriffe. Wenn andere Personen euren PC verwenden, erstellt diesen einen zusätzlichen Account mit eingeschränkter Nutzung, damit unbeaufsichtigt keine Downloads oder ein Zugriff auf besonders unseriöse Webseiten möglich ist. Und zuletzt: Sichert eure wichtigen Daten extern und auch in analogem Format. So könnt ihr sicher sein, dass diese vor Cyberangriffen geschützt sind.
Für weitere Tipps und Tricks empfehlen wir euch diese Grundlagen, um euren Mac vor Viren zu schützen. Wenn ihr einen Computer mit Windows Betriebssystem habt, könnt ihr in diesem Artikel noch mehr Tipps zum Schutz vor Viren finden.
Je mehr man sich mit dem Thema auseinandersetzt, desto mehr Möglichkeiten und Anweisungen gibt es, das eigene Gerät zu schützen. Für die ersten Maßnahmen sollten euch die Tipps in diesem Artikel jedoch ausreichen. Verwendet ihr bereits eine der genannten Softwares? Und was für Tipps und Tricks habt ihr noch, um euren Computer und die Dateien darauf zu sichern? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Tangerhütte. Die Diskussionen zu einer möglichen Umbenennung der Kita “Anne Frank” haben einen Abschluss gefunden. Nachdem sich der Stadtrat bereits in der vergangenen Woche gegen die Namensänderung in “Weltentdecker” ausgesprochen hatte, schloss sich nun auch das Kuratorium der Kita der Entscheidung an. Weltweit hatten die Pläne für Empörung gesorgt, im Zuge der Debatte wurden jetzt Forderungen nach einem Rücktritt des Bürgermeisters der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte laut.
Seit längerem sei bereits ein neues Konzept für die Kita in Sachsen-Anhalt in der Entwicklung gewesen, wie Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos) erklärte. In den letzten 14 Monaten sei daraufhin die Idee entstanden, die grundlegende Neugestaltung mit einer Namensänderung zu unterstreichen. Ursprünglich waren die Pläne aufgrund der Einschätzung gefasst worden, dass die Geschichte der Anne Frank für kleine Kinder “ungeeignet” und “schwer vermittelbar” sei. Nach Angaben der Mageburger “Volksstimme” sollte die neue Namenswahl “ohne politische Hintergründe” erfolgen.
In Deutschland, aber auch international, stießen die Pläne zur Namensänderung der Kita auf heftige Kritik. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) äußerte sein Unverständnis, während sowohl das Internationale Auschwitz-Komitee als auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem das Vorhaben kritisierten. Die Pläne sendeten ein "alarmierendes Signal an die Bürger in Ihrer Region". In den sozialen Medien kursierte zudem das Gerücht, dass die Umbenennung auf Druck von Eltern mit Migrationsgeschichte erfolgte.
Nachdem die Fraktionen des Stadtrats diese Überlegungen in einer gemeinsamen Erklärung letzte Woche abgelehnt hatten, bestätigte nun Bürgermeister Brohm, dass das Kuratorium der Kita die Diskussion beigelegt habe.
Laut Stadtratsvorsitzenden Werner Jacob (CDU) müsse das Thema jedoch weiter besprochen werden. Mehrere Stadträte forderten bereits seit vergangener Woche den Rücktritt des Bürgermeisters. "Moralisch hat er da komplett versagt und das wird Konsequenzen haben", sagte Jacob. Er betonte nicht nur die öffentliche Wahrnehmung der Umbenennung, sondern stellte auch die Frage nach dem Vermächtnis im Zusammenhang mit dem Namen. "Gerade diese Geschichtsvergessenheit ist der Nährboden für Verschwörungstheorien und Demokratiefeindlichkeit bis hin zum Antisemitismus", betonte er.
Bereits vor zwei Jahren ereignete sich ein ähnlicher Vorfall im thüringischen Elxleben: Aufgrund öffentlicher Empörung, auch vonseiten der Jüdischen Gemeinde, wurde die Kita “Anne Frank” nicht umbenannt.
Die deutsche Jüdin Anne Frank floh 1934 mit ihrer Familie in die Niederlande, wo sie ihr berühmtes Tagebuch im Versteck vor den Nationalsozialisten verfasste. Sie starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Die Volksrepublik China schnitt in der jüngsten PISA-Studie (2018) in allen drei Kategorien am besten ab. Die getesteten Schüler:innen aus den Provinzen Zhejiang und Jiangsu sowie den Städten Shanghai und Peking belegten den ersten Platz in den Disziplinen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften. Am stärksten dominierte das viertgrößte Land der Welt im Fach Mathematik, wo es mit 591 Punkten fast 70 Punkte vor dem zweitstärksten Land Estland lag. Zum Vergleich haben deutsche Schüler:innen 500 Punkte erreicht, am schwächsten schnitt Kolumbien mit 391 Punkten ab. Doch was macht das chinesische Bildungssystem im internationalen Vergleich so erfolgreich?
In diesem Artikel stellen wir euch das Bildungssystem der Volksrepublik China vor und zeigen euch, wie es diese glänzenden PISA-Ergebnisse ermöglicht. Dabei fragen wir uns aber auch, welche Schwächen das System aufweist und ob die Erfolge im internationalen Vergleich diese rechtfertigen können. Wenn ihr euch weiter für Bildungssysteme der Welt interessiert, schaut doch bei unseren Artikeln zu den Systemen Vietnams, Polens und der USA vorbei.
Die ältesten Informationen zur Bildung in China stammen aus der Zhou-Dynastie (1046-256 v. Chr.), wo die Zhou-Herrscher junge männliche Adlige dazu ausbildeten, ihnen zu dienen. In der Han-Dynastie (206 v. Chr. - 220 n. Chr.) konnten dann auch nicht-adelige Männer eine Bildung im Rahmen privater Familienschulen in Anspruch nehmen, wo sie konfuzianisch geprägte Inhalte erlernten. Im Jahr 606, während der Sui-Dynastie (581-618), wurden Bildungsinhalte mit der Einführung einer Beamtenprüfung (keju) erstmals von einer Staatsmacht festgelegt und das Bildungssystem institutionalisiert. Die Beamtenprüfung umfasste die fünf Klassiker des konfuzianischen Kanon, die Absolventen wörtlich zitieren mussten, um die Prüfung zu bestehen.
Nach der Niederlage im ersten Opiumkrieg (1839-1842) wurde China von der britischen Besatzungsmacht gezwungen, die Einfuhr von ausländischer Ware und Personen und die christliche Missionierung zu dulden. So kamen westliche Missionar:innen nach China, die vor allem auf die Bildung von Frauen und Mädchen erheblichen Einfluss nahmen. Die britische Missionarin Mary Ann Aldersey gründete 1844 im östlichen Ningbo die erste chinesiche Mädchenschule, woraufhin in ganz China Mädchenschulen eröffnet wurden. Mädchen durften erst ab 1907 an den gleichen Schulen wie Jungen unterrichtet werden – allerdings in gesonderten Klassen.
Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besuchten viele Chines:innen erfolgreiche Bildungseinrichtungen in Japan, sodass das japanische Bildungssystems als Vorbild für zahlreiche Bildungsreformen in China diente. Beispielsweise wurden 1904 nach japanischem Vorbild neben den konfuzianischen Klassikern auch Mathematik, Sport und Naturwissenschaften in die chinesische Bildung integriert und ein dreistufiges System, bestehend aus Primarstufe, Sekundarstufe und Hochschule, eingeführt. Weitere internationale Einflüsse – diesmal aus den USA – erhielt das chinesische System in der 1912 ausgerufenen Republik China. Die Regierung führte erstmals eine Schulpflicht ein und erlaubte das gemeinsame Unterrichten von Jungen und Mädchen. Zusätzlich wurde der konfuzianische Kanon im Curriculum durch naturwissenschaftliche Fächer komplett abgelöst. Als 1949 die Volksrepublik China gegründet wurde, ließ sich die neue Regierung auch in Bildungsangelegenheiten von der Sowjetunion inspirieren. Sowjetische Unterrichtsmaterialien wurden übersetzt und übernommen und das Fächerangebot an chinesischen Schulen an das sowjetische Vorbild angepasst.
Am 8. August 1966 wurde auf der 11. Vollversammlung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) das Ziel gefestigt, das Bildungssystem im Sinne der Ideologie von Präsident Mao Zedong zu reformieren. Im Zuge der sogenannten Kulturrevolution in den Folgejahren wurde der Lehrplan auf nur ein paar Fächer reduziert und Mao’s Buch “Worte des Vorsitzenden Tsetung” als Lektüre vorgeschrieben. Diese Einschränkung des Bildungsangebots und damit einhergehend der Bildungschancen endete erst 1976 mit dem Tod Maos.
Das heutige Bildungssystem in der Volksrepublik China fand seinen Ursprung in den 1980er Jahren, wo die Regierung unter Deng Xiaoping vermehrt Geld in das Bildungssystem investierte und 1985 der “Beschluss über die Reform des Bildungswesens” veröffentlicht wurde. Das System hat seitdem zahlreiche weitere Reformen durchlaufen. Beispielsweise wurden in den 1990er Jahren die Befugnisse des Ministeriums für Bildung reduziert, um die Autonomierechte der Provinzen zu wahren. Heute werden die Rahmenbedingungen für das chinesische Bildungssystem vom Bildungsministerium in Peking gesetzt, allerdings können die Provinzen eigenständige Entscheidungen bezüglich Finanzen, Personal und Inhalt der Bildung treffen.
Im Juli 2021 wies das Ministerium für Bildung an, dass die Ideologie von Xi Jinping in die Lehrpläne aufgenommen werden soll. Das Lernen, die Verbreitung und das Erforschen der Ideologie des Präsidenten sollten nunmehr in allen Bildungsstufen an erster Stelle stehen. Internationale Quellen haben die Neuerungen als Ideologisierung des Bildungswesens und einen Einschnitt in die akademische Freiheit bezeichnet. Kommunistische Ideen werden chinesischen Kindern aber auch schon vor Eintritt in das Schulsystem vermittelt. Im kostenpflichtigen Kindergarten, den Kinder zwischen drei und sechs Jahren besuchen können, lernen sie neben Zahlen, Sprache und Disziplin auch ihre Rolle in der kommunistischen Gesellschaft Chinas. Es werden die “Fünf Lieben” vermittelt: Liebe zum Vaterland, zur Partei, zur Arbeit, zu öffentlichem Eigentum und zum Lernen.
Mit sechs Jahren kommen Kinder in die Grundschule (xiaoxue), die kostenlos ist, da sie der Schulpflicht unterliegt. Hier werden sie sechs Jahre lang in Chinesisch, Mathematik, Naturwissenschaften, einer Fremdsprache, Moralerziehung, Musik und Sport unterrichtet. Im ersten Jahr tritt die gesamte Klasse der kommunistischen Kinderorganisation “Junge Pioniere” bei; so wird kommunistisches Gedankengut auch in der Freizeit der Kinder gefestigt.
Mit zwölf beginnen Schüler:innen ohne Übertrittsprüfung mit der Mittelschule. Diese ist unterteilt in die Untere Mittelschule (chuzhong) und die Obere Mittelschule (gaozhong), die jeweils drei Jahre lang sind. Es kommt das Hauptfach Computertechnik hinzu. Die Untere Mittelschule endet mit einer Prüfung, die die Eignung für die Obere Mittelschule feststellt. Hier haben Schüler:innen die Wahl zwischen dem berufsbildenden, dem allgemeinbildenden und dem hochschulvorbereitenden Zweig – allerdings sind ihre Möglichkeiten durch ihre Abschlussnote bedingt. Wer die Prüfung nicht besteht, wechselt an eine Berufsschule.
Mit Beendigung der Unteren Mittelschule endet auch die neunjährige Schulpflicht und die Oberstufe, die mit 15 Jahren beginnt, ist somit kostenpflichtig. Die naturwissenschaftliche Bildung wird hier in die eigenständigen Fächer Physik, Chemie und Biologie aufgeteilt. Schüler:innen schließen diesen Schulabschnitt mit dem Gaokao ab, das mit dem Abitur vergleichbar ist. Es werden die Fächer Chinesisch, Mathematik, Geistes- oder Naturwissenschaften und Fremdsprachen abgefragt. Schüler:innen, die bestehen, können sich anschließend zum Studium an Hochschulen und Universitäten bewerben – je höher der erreichte Punktestand, desto renommierter die Auswahl an Universitäten.
Doch ein Blick hinter die herausragenden PISA-Ergebnisse, die aus diesem System hervorgehen, enthüllt eine düstere Schattenseite des chinesischen Bildungssystems. Bildung wird als Antreiber der chinesischen Wirtschaft gesehen; durch qualitativ hochwertige Bildung und eine fast perfekte Schulzugangsquote soll das Bildungssystem aus Schüler:innen motivierte und qualifizierte Arbeits- und Führungskräfte machen, die die chinesische Wirtschaft ankurbeln. Diese Sichtweise zusammen mit den massiven Konkurrenzkämpfen um die wenigen begehrten Plätzen an guten weiterführenden Bildungseinrichtungen, führt zu einem erheblichen Leistungsdruck auf den Schultern chinesischer Schüler:innen – und das schon ab einem jungen Alter. Schließlich brauchen sie gute Noten, um den hochschulvorbereitenden Zweig der Oberstufe absolvieren zu können, der wiederum für den Zutritt zu einer guten Universität oder Hochschule mit Erfolg abgeschnitten werden muss – so werden schon in den letzten Jahren der Unterstufe überragende Leistungen gefordert, damit Schüler:innen auf eine gute Hochschule gehen können.
Um diesem Leistungsdruck gerecht zu werden, halten sich Schüler:innen jeden Wochentag mindestens eine Stunde vor und ein bis zwei Stunden nach dem regulären neunstündigen Unterricht auf dem Schulgelände auf, um selbstständig zu lernen. In der Mittagspause erhalten die besten zehn Prozent der Schülerschaft zusätzlich vertiefenden Unterricht und nach Ende des Schultages um 16:30 folgen neben der Erledigung von Hausaufgaben oft Förder- und Nachhilfeunterricht. Viele Kinder besuchen diesen auch am Wochenende.
Das Ministerium für Bildung hat zwar in letzten Jahren versucht, den Leistungsdruck im chinesischen Schulsystem abzubauen, beispielsweise durch die Abschaffung von Hausaufgaben und Prüfungen in den ersten Jahren der Grundschule, doch diese Reformen stoßen oft auf empörte Eltern, die dadurch eine Senkung des Leistungsniveaus ihrer Kinder befürchten.
Obwohl wir es in diesem Artikel bisher gemacht haben, ist es eigentlich unmöglich, pauschale Aussagen über das Bildungssystem Chinas zu machen, denn die Qualität, der Aufbau und der Inhalt der Bildung hängt sehr stark von der finanziellen Lage, dem ethnischen Hintergrund und dem Wohnort eines Schülers oder einer Schülerin ab. Aus diesem Grund werden auch die PISA-Ergebnisse, die nur in vier wirtschaftlich sehr entwickelten Regionen erhoben werden, oft kritisch gesehen.
Kinder aus ärmeren Familien gehen zum Beispiel meist nicht in den Kindergarten und wer genug Geld hat, kann mit dem Besuch einer privaten Mittelschule oder Hochschule sogar ohne Absolvieren der Gaokao einen guten Hochschulabschluss erlangen. Der Erfolg eines Kindes bei Prüfungen und Abschlüssen hängt aufgrund der zahlreichen teuren Privatstunden, die die meisten Kinder besuchen, stark von der finanziellen Situation der Eltern ab. Auch Mitglieder der 55 registrierten ethnischen Minderheiten, die in China leben und dort 10% der Gesamtbevölkerung ausmachen, werden vom chinesischen Bildungssystem teilweise benachteiligt. Trotz Maßnahmen, wie der Einführung von Mehrsprachenunterricht und niedrigeren Punkteschwellen für die Zulassung zu weiterführenden Schulen, sind Schüler:innen, die einer ethnischen Minderheit angehören, immer noch sehr unterproportional an Hochschulen vertreten.
Die größten Ungleichheiten des chinesischen Bildungssystems liegen allerdings im Stadt-Land-Gefälle. So beschränkt sich der Unterricht an vielen ländlichen Grundschulen auf Mathematik und Chinesisch, während in der Stadt sieben verschiedene Fachrichtungen gelehrt werden. Ländliche Schulen sind auch meist schlechter mit Material und Personal ausgestattet: Es fehlen Computer, Sportplätze und Bücher, Lehrer:innen haben oft nur eine Ausbildung zur Aushilfslehrkraft absolviert. Besonders vom Bildungssystem zurückgelassen werden die ca. 14 Millionen schulpflichtigen Kinder von Wanderarbeiter:innen. Wenn sie mit ihren Eltern vom Land in die Städte ziehen, wird ihnen oft der Zugang zur qualitativ hochwertigeren städtischen Bildung verweigert, da sie keinen Wohnsitz in der Region nachweisen können.
Allerdings gibt es Hoffnung bezüglich dieser Ungleichheiten. Haben im Jahr 2001 nur gut eine Millionen Menschen einen Hochschulabschluss erhalten, lag diese Zahl 2010 bereits bei 5,7 Millionen und im Herbst dieses Jahres haben 11,5 Millionen Absolventen einen Hochschulabschluss erhalten. Auch in Relation zum Bevölkerungswachstum ist die Anzahl der Hochschulabsolventen überproportional gestiegen; die Gesamtbevölkerung Chinas ist nach neuesten Statistiken von 2022 seit 2001 um 11 Prozent gewachsen, während die Anzahl der Hochschulabsolventen sich im selben Zeitraum mehr als verzehnfachte. Die überproportionale Zunahme in den letzten zwanzig Jahren lässt auf eine breitere Verteilung der Hochschulabschlüsse in verschiedensten Gesellschaftsgruppen und Regionen schließen.
Abschließend kann man sagen, dass die guten Noten, mit denen China in der PISA-Studie punktet, einen hohen Preis haben. Schüler:innen unterliegen starkem Leistungsdruck und harten Konkurrenzkämpfen, die nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch außerhalb der Schule nicht selten große Teile der Freizeit in Anspruch nehmen. Lange Zeit wurden auch Schüler:innen, die aus ärmeren Familien kommen, einer ethnischen Minderheit angehören oder auf dem Land leben, vom chinesischen Bildungssystem vernachlässigt. Doch hier scheint sich in den letzten Jahren viel Positives getan zu haben, damit das System dem konfuzianischen Ideal des fairen und gleichen Zugangs zu Bildung, auf dem es aufgebaut wurde, wieder gerecht wird. Dennoch bleibt die Frage: Können sich andere Länder vom chinesischen Bildungssystem – mit all seinen Erfolgen und Schwächen – wirklich was abschauen, um im internationalen Vergleich besser abzuschneiden?
Was meint ihr? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.
Offenburg. Nach den tödlichen Schüssen an einer Schule im badischen Offenburg, findet dort nun die Verarbeitung der schrecklichen Ereignisse statt. Die Schule hat am Montag wieder geöffnet, normaler Unterricht soll aber vorerst nicht stattfinden. Das hat eine Sprecherin des Regierungspräsidiums Freiburg mitgeteilt. Die Schüler:innen haben am Montag Unterstützung durch vier Schulpsycholog:innen erhalten. Wie es an der Schule in den folgenden Tagen weitergehen soll, ist noch unklar. Darüber wolle man im Laufe des Montags entscheiden, so die Sprecherin. Über die Hilfe vor Ort hinaus hätten die Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern auch die Möglichkeit, ein telefonisches Beratungsangebot wahrzunehmen.
Am Donnerstag soll ein 15-Jähriger Neuntklässler einen gleichaltrigen Mitschüler erschossen haben. Der tatverdächtige Deutsche sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Weitere Details zu dem Fall sind noch nicht bekannt. Medienberichten zufolge soll der Schütze die Waffe aus seinem familiären Umfeld bekommen haben. Ob der Besitzer der Waffe diese rechtmäßig besessen hat, ist noch nicht geklärt. Als Motiv für die Tat haben die Ermittler:innen bisher Eifersucht angegeben.
Die Waldbachschule, an der sich der Vorfall ereignet hat, ist ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen. Kinder und Jugendliche, die eine solche Schule besuchen, haben in der Regel langandauernde, umfängliche und schwerwiegende Lern- und Leistungsabweichungen.
Durch die Bluttat in Offenburg wird bundesweit wieder eine Debatte über die Sicherheit an Schulen geführt. “Wir können solche brutalen Fälle wie in Offenburg nicht verhindern”, sagte der Landes- und Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand. Er und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lobten Schritte wie die Notfallpläne, die nach dem Amoklauf in Winnenden 2009 von Schulen aufgestellt wurden.
Immer wieder versuchen Regierungen ihre Ideologien in der Gesellschaft zu verankern, indem sie ihre Theorien und Meinungen im Bildungssystem platzieren. In Autokratien ist diese Praxis erwartbar und weithin bekannt. Exemplarisch lässt sich hier Nordkorea nennen. Hier ist der Unterricht in großen Teilen darauf ausgelegt, dass die Schüler:innen die Staats-Propaganda verinnerlichen. Aber auch in westlichen Ländern mit demokratischen Verfassungen gibt es immer wieder Fälle, in denen Regierungen massiv in den Lehrplan eingreifen, um ihre Meinungen in der Gesellschaft zu manifestieren. Bei aktuellen Beispielen geht es häufig um Eingriffe in den Sexualkundeunterricht. Wie sehen die aktuellen globalen Entwicklungen aus und ist es denkbar, dass auch in Deutschland extreme Meinungen in den Unterricht einfließen könnten? Das klären wir in diesem Artikel.
Das derzeit meist diskutierte Beispiel für den ideologischen Eingriff ins Bildungssystem in westlichen Ländern kommt aus den USA. Die Regierung des Bundesstaats Florida hat dort vergangenes Jahr das “Don´t say gay”-Gesetz auf den Weg gebracht und das hat jetzt Auswirkungen auf den Unterricht im Staat. Das Gesetz bedeutet im Kern, dass sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten bis zur zwölften Klassenstufe nicht mehr im Unterricht thematisiert werden dürfen. Das führt zu absurd anmutenden Folgen für Schulen in Florida. Etwa im Schulbezirk Hillsborough County dürfen Schüler:innen nur noch Teile des Werks von William Shakespeare lesen. Die Verantwortlichen begründen diese Entscheidung unter anderem damit, dass in mehreren Shakespeare-Stücken anzügliche Wortspiele verwendet werden würden und es Anspielungen gebe, die darauf hindeuten würden, dass die Protagonist:innen Romeo und Julia vorehelichen Sex hätten. Laut einer Liste des Bildungsministeriums des Bundesstaates, haben die Schulbezirke Floridas im vergangenen Schuljahr etwa 300 Bücher aus den Regalen der Bibliotheken entfernt. Grund dafür waren etwa 1200 Einwände durch Eltern der Schüler:innen oder anderer Einwohner:innen Floridas. Die entfernten Bücher hätten in verschiedener Weise queere Inhalte vermittelt, so die Begründungen zu den Einwänden. Auch in anderen Staaten der USA hat die Politik Einfluss auf den Unterricht. Laut einer 2022 erstellten repräsentativen Umfrage spüren 48% der Schulleiter:innen und 40% der Lehrkräfte einen politischen Druck in ihrer Arbeit.
Aber nicht nur in den USA fließen ideologische Ansätze in den Unterricht ein. In unserem Nachbarland Polen hat die PiS-Regierung über Jahre hinweg ebenfalls die Lehrinhalte so geändert, dass die Lehrkräfte ihren Schüler:innen etwa patriotische Grundgedanken näher bringen mussten. Und auch in Polen war die Sexualbildung stark eingeschränkt. Aufklärungs-Organisationen konnten ihre Arbeit an den Schulen nicht frei weiterführen. Die patriotischen Prinzipien, die im Unterricht unter der PiS-Partei in den vergangenen Jahren verstärkt vermittelt werden sollten, zeigten sich auch im Umgang mit einem Partner-Projekt zwischen Deutschland und Polen. Ein gemeinsames Geschichtsbuch sollte die Perspektiven beider Länder auf den zweiten Weltkrieg für die Schüler:innen in beiden Ländern mehrperspektivisch erlebbar machen. Doch Polen hat der vierten Auflage des Buches nie zugestimmt und das Projekt steht damit vor dem Aus. In Deutschland war die vierte Auflage in allen Bundesländern, bis auf Bayern zugelassen. Durch einen möglichen bevorstehenden Regierungswechsel könnte sich der Unterricht in Polen wieder ändern. Die mögliche neue Regierung will eine Abkehr von der Bildungslinie ihres Vorgängers .
Im EU-Land Ungarn baut die Regierung ihren Einfluss auf das Schulsystem noch umfassender aus. Dort hatten tausende Lehrkräfte letztlich ohne Erfolg gegen die geplanten Schulreformen von Präsident Viktor Orbán protestiert. Wenn 2024 dort das neue Bildungsgesetz in Kraft treten wird, werden Klassenzimmer überwacht werden dürfen. Die maximale Arbeitszeit von Lehrkräften pro Woche wird von 32 auf 48 Wochenstunden erhöht. Und Kündigungen und Versetzungen werden einfacher. All das erhöht den Druck auf Lehrkräfte, die patriotische und ideologische Linie der Regierung mitzugehen, weil sie sonst Konsequenzen fürchten müssen.
An den Beispielen zeigt sich recht eindrücklich, dass Staaten bis heute versuchen, durch Eingriffe ins Bildungssystem ihre Prinzipien und gewünschten Denkweisen im Volk zu manifestieren. Schüler:innen sind dabei das vielleicht schwächste Glied in der gesellschaftlichen Kette. Durch die Schulpflicht müssen sie dem Unterricht folgen und sei er noch so meinungs-gefärbt. Gleichzeitig gelten Kinder und Jugendliche in ihrer Weltanschauung noch als weniger gefestigt und sind in der Regel leichter beeinflussbar.
Schaut man sich die Verfassung der deutschen Bundesrepublik an, wird schnell klar, dass diese Frage nicht ganz einfach zu beantworten ist. Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt die Situation, wie folgt:
“Bildung gilt in Deutschland gemeinhin als ein öffentliches Gut, für das der Staat nach Artikel 7, Abs. 1 des Grundgesetzes die Gesamtverantwortung trägt. Das Schul- und Bildungswesen ist somit kein staatsfreier Raum, den man dem freien Spiel des Marktes überlassen könnte. Das Bildungswesen wird deshalb auch ganz überwiegend von den Steuerzahlern finanziert. Der Gemeinwohlbezug von Bildung verpflichtet den Staat zur Bereitstellung eines leistungsfähigen Bildungssystems.
Daraus ergeben sich Konflikte. Der Staat darf und soll ins Bildungswesen eingreifen, allerdings steht der Gemeinwohlbezug und die Pflicht zur Bereitstellung eines leistungsfähigen Bildungssystems an erster Stelle. Diese Vorgabe gibt dem Staat Spielraum in der Ausgestaltung des Bildungssystems - allerdings nur in begrenztem Maße. Bildungspolitik entsteht deshalb in einem ständigen Aushandlungsprozess und ist dadurch auch ein sehr wichtiges Thema auf bundespolitischer Ebene. Wichtigster Akteur im deutschen Bildungswesen ist der Staat selbst: Er bietet und trägt Schulen. Und er ist zuständig für die politische Gesamtsteuerung und die Ausarbeitung eines Rahmens für das deutsche Bildungswesen. Der “wichtigste Akteur” des Systems ist aber gleichzeitig häufig zwangsläufig nur Zuschauer bei der Gestaltung des Bildungswesens in den Bundesländern.
Verfassungsgemäß ist nämlich der Bildungsföderalismus in Deutschland fest verankert. Der sorgt dafür, dass die Bundesländer ihr Schulwesen im Rahmen der Vorgaben durch den Bund eigenverantwortlich gestalten können. Der Bildungsförderalismus soll in seiner Grundidee dafür sorgen, dass ein sich gegenseitiger befruchtender Wettbewerb zwischen den Ländern stattfindet, in der Realität steht das System allerdings häufig in der Kritik, weil es unter anderem für Chancenungleichheiten sorgen soll. Bei der Ausgestaltung der länderspezifischen Bildungslandschaft wirken mehrere Faktoren zusammen. Die bpb schreibt hierzu: “Eine wichtige Rolle spielen kulturelle Traditionen, die Ländergröße, die Wirtschafts- und Finanzkraft eines Landes sowie das parteipolitische Farbmuster der jeweils amtierenden Landesregierung.” Hier zeigt sich, dass die Ausrichtung einer Landesregierung durchaus Einfluss auf die Bildungsgestaltung im Land haben kann. Demnach wären auch deutsche Schüler:innen nicht davor geschützt, dass ideologische Elemente in den Unterricht Eingang finden, wenn dies eine Landesregierung durchsetzt. Die Einführung umstrittener, weil ideologisch gefärbter, Inhalte in den Unterricht, wäre für Landesregierungen allerdings nicht ganz einfach umzusetzen. Dies liegt an der Gewaltenteilung, die das Zusammenspiel zwischen Legislative und Judikative zu wichtigen, demokratie-wahrenden Teilen im Staat macht. Sollen umstrittene Inhalte in einem Bundesland eingeführt werden, würde dies durch mehrere Instanzen rechtlich geprüft werden können. Sollten dabei etwa Grundrechte verletzt werden, wäre dies ein schlagendes Argument gegen die Einführung des Inhalts. Im Falle einer Prüfung lege es an der Auslegung der Gesetzeslage, wie stark eine Landesregierung ideologischen Einfluss nehmen könnte ins Bildungswesen.
Zu der Frage, ob eine meinungsgesteuerte Einflussnahme durch die Politik ins deutsche Bildungswesen denkbar wäre, ist die Antwort nicht eindeutig. Zum einen ist sie grundsätzlich möglich, weil etwa die Landesregierungen große Freiräume bei der Gestaltung der Unterrichtsinhalte haben. Andererseits kann der Staat zum Beispiel nur sehr begrenzt Einfluss nehmen, auf die Inhalte in den Bundesländern, was die einzelnen Bildungswesen vor umfassenden Eingriffen schützt. Dazu sind die Regierungen gebunden an Gesetze, deren Durchsetzung von Gerichten sichergestellt wird.
Berlin. In einem Leitantrag für den anstehenden Parteitag fordert die SPD unter anderem mehr Geld für Bildung. Der darin enthaltene “Deutschlandpakt Bildung” sieht vor, die Modernisierung des Bildungssystems mittels eines steuerlichen Umverteilungskonzepts stemmen zu können.
Für den nächsten Parteitag im Dezember dieses Jahres hat die SPD-Spitze in ihrem Leitantrag ein Finanzierungskonzept erarbeitet, das sich vor allem auf steuerliche Reformen stützt. Im Mittelpunkt der Änderungsvorschläge steht die Anhebung der sogenannten Reichensteuer. Neben einer Erhöhung der Einkommensteuer für die einkommensstärksten fünf Prozent soll auch die Erbschafts- und Schenkungssteuer überarbeitet werden. Die so gewonnenen Erträge sollen zu großen Teilen in den vorgeschlagenen “Deutschlandpakt Bildung” investiert werden, um die Modernisierung der Bildungssysteme der einzelnen Länder sicherstellen zu können.
Der “Deutschlandpakt Bildung” ist dabei nur einer der im vorliegenden Leitantrag ausgearbeiteten Pfeiler. So wird beispielsweise auch der vielseits diskutierte Solidaritätszuschlag angesprochen, der nach der Forderung der SPD nicht abgeschafft, sondern zur “Zukunftsabgabe” transformiert werden soll. Weitere Themen sind die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Förderung erneuerbarer Energien, und Anpassungen für Arbeitnehmer:innen in Form von kürzeren Arbeitszeiten und eventuell erneut zu erhöhenden gesetzlichen Mindestlöhnen.
Die Forderung, sogenannte “superreiche” Privatpersonen mit steuerlichen Änderungen zur Sicherung des gesellschaftlichen Gemeinwohls heranzuziehen, stieß bereits auf außerparteiliche Kritik. Insgesamt hätten die Forderungen des Leitantrags das Ziel gemein, Deutschland multidimensional zu stärken und ein “Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen” einzuleiten. Ob parteiintern Konsens über die Forderungen besteht und diesem in Zukunft auch nachgegangen wird, soll letztlich der ausstehende Parteitag Ende des Jahres in Berlin klären.
Wenn das Thema Präsentationen aufkommt, werden oftmals direkt Verbindungen zum bekannten Microsoft Office-Programm PowerPoint geknüpft. Viele von euch verwenden dieses wahrscheinlich schon, vielleicht sogar regelmäßig, aber kennt ihr auch alle Funktionen, die euch zur Verfügung stehen? Häufig kommt es vor, dass man sich einen grundlegenden Überblick verschafft und mit den einfach zugänglichen Tools arbeitet, dabei aber jede Menge nützliche Features übersieht, die einen großen Unterschied machen können. Wir wollen euch in diesem Artikel jede Menge Input geben, um eure Präsentationen anschaulicher, spannender und professioneller zu machen.
Wer seine Präsentation zu einem Vortrag klug gestaltet und anschaulich visualisiert, der kann im Klassenzimmer zusätzlich punkten. Sowohl Lehrkräfte als auch Schüler:innen profitieren davon, dass die PowerPoint mit simplen Mitteln aufgewertet und professionell verwendet werden kann. Die meisten Features sind bei der Desktop-Version von Microsoft verfügbar, daher empfehlen wir die Verwendung eines Computers für die Erstellung eurer PowerPoint-Präsentation. Alternativ können auch Tablets oder andere Endgeräte verwendet werden. Diese bieten zwar weniger Funktionen, lassen sich allerdings auch leicht mit dem Finger oder einem digitalen Stift bedienen
Bevor ihr damit beginnt, eine Präsentation zu erstellen, informiert euch über das Thema, welches ihr vorstellen wollt. Unabhängig davon, ob ihr nur ein einzelnes Thema präsentiert oder eine ganze Unterrichtseinheit damit halten wollt, solltet ihr euch zunächst Gedanken machen, was bei euren Schülern hängen bleiben soll. Sammelt ausreichend Informationen und erstellt eine Gliederung, um die Planung einfacher zu gestalten. Vielleicht habt ihr schon Unterrichtsmaterialien aus dem Internet oder Kollegenkreis, bei denen ihr euch grob am Ablauf orientieren könnt. Falls ihr nach Inspiration im Internet sucht, haben wir bereits Arbeitsmaterialien für den Unterricht in Mathematik, Physik und Deutsch zusammengetragen. Zudem haben wir zahlreiche Artikel zu Lernvideos in unterschiedlichen Fächern. Sollte das euer Interesse wecken, könnt ihr hier gerne durchstöbern.
Wofür auch immer ihr euch entscheidet, denkt an die räumlichen und thematischen Rahmenbedingungen eurer Präsentation:
Zudem solltet ihr, wie bei jeder guten Präsentation bzw. Unterrichtsstunde, darauf achten, eine Spannungskurve aufzubauen und den inhaltlichen roten Faden beizubehalten, damit eure Schüler:innen bestmöglich zuhören und Informationen mitnehmen können.
Zum Erstellen der PowerPoint könnt ihr neben einer leeren Präsentation auch zwischen verschiedenen Vorlagen auswählen, die sich im Aufbau und Design unterscheiden. Hier könnt ihr in einer breiten Auswahl stöbern oder nach speziellen Vorlagen suchen. Microsoft selbst bietet zahlreiche kostenlose Office-Vorlagen zum Download, sowie auch viele andere Seiten im Internet. Auch kostenpflichtig sind jede Menge Präsentationsvorlagen erwerbbar, die dann, meist in Form einer pdf- oder pptx-Datei, zur Verfügung gestellt werden. Je nach Präsentationsthema kann ein vorgefertigtes Design aber auch zu viel des Guten sein.
Für die Folien solltet ihr euch an den Grundsatz “Weniger ist mehr” halten und euch auf die wesentlichen Inhalte konzentrieren. Kürze, Schlichtheit, Lesbarkeit und eine Kernaussage machen laut Guy Kawasaki eine gute Präsentation aus. Er definierte auch die Faustformel 10 - 20 - 30 (maximal 10 Folien, maximal 20 Minuten Vortragsdauer, mindestens Schriftgröße 30) als Richtwert für das Foliendesign.
Während der Erstellung solltet ihr immer darauf achten, dass die Folien nicht zu voll beschriftet sind. Nutzt hierbei den Leerraum auf den Folien, um die Texte und Bilder besser wirken zu lassen. Dabei erzeugt ihr eine Situation, in der wenig Ablenkung existiert und der Inhalt besser und effektiver aufgenommen werden kann. Unnötige Elemente sollten daher so weit wie möglich vermieden werden, genauso wie lange ermüdende Aufzählungen.
Da wir Menschen, gegen die Vorstellung des Multitaskings, nicht mehrere Dinge gleichzeitig können, haben Folien während der Präsentation die unterstützende Funktion, Interesse und Aufmerksamkeit zu lenken und Emotionen bewusst zu erzeugen, ohne dass sich die Zuhörer vom Text überfordert fühlen und nicht mehr folgen können. Auch Überraschungen oder unerwartete Wendungen können die Aufmerksamkeit und das Interesse neu wecken, Sprichwörter und Redensarten stellen komplexere Inhalte verständlicher und greifbarer dar.
Die Visualisierung des Inhalts durch Bilder hat einen entscheidenden Faktor: die Emotionalität. Fakten, die mündlich weitergegeben werden oder auf einer Folie stehen, können sehr individuell interpretiert werden. So kann eine Behauptung mehrere unterschwellige Informationen vermitteln, die nicht unbedingt dem Kontext entsprechen müssen. Ein Beispiel, inwiefern eine Aussage durch verschiedene Bilder andere Bedeutungen erhalten kann, findet ihr auf dieser Seite des Bayerischen Realschulnetzes.
Visuelle Elemente wie Diagramme, Statistiken, Bilder oder Videos bieten oft einen spannenden Einstieg in ein neues Thema, können aber auch dafür genutzt werden, die Aufmerksamkeit zu gewährleisten. Auch SmartArt-Grafiken sind Features, die individuell genutzt werden können, um beispielsweise eine Beziehung oder einen Zyklus zwischen verschiedenen Dingen herzustellen. Ihr solltet immer darauf achten, euch auf die entscheidenden Informationen zu begrenzen und eure Zuhörer:innen nicht mit zu vielen unterschiedlichen Medien zu überfordern. Zudem ist für ein professionelles Erscheinungsbild wichtig, dass ein einheitliches Aussehen gegeben ist. Dies erreicht man durch ein einheitliches Ausrichten und Gruppieren aller Elemente.
Wenn ihr Hilfe benötigen solltet, um visuelle Elemente in eure PowerPoint einzubinden, findet ihr hier eine gute Anleitung. Auf der Seite von Cleverslide erfahrt ihr auch, wie ihr Audio oder Video in eure Präsentation einbinden und Animationen nutzen könnt, um Übergänge gestalterisch hervorzuheben. Damit solltet ihr es jedoch nicht übertreiben. Wenn ihr euch dafür entscheidet, Bilder für den Hintergrund zu benutzen, achtet darauf, dass sich der Text z.B. auf einem hellen Feld befindet und gut lesbar ist, oder das Bild in starkem Kontrast zur Textfarbe steht.
- Die Tasten “B” und “W” sind dafür da, dass gezielt Pausen gesetzt werden können. Drückt man also während der Präsentation auf “B”, schaltet sich die Projektion auf schwarz (black), drückt man auf “W”, fällt nur noch weißes Licht auf die Leinwand. Dadurch können z.B. Fragen beantwortet, Anekdoten erzählt oder ein Arbeitsauftrag bearbeitet werden.
- Eine gezielte Farbgebung kann die Stimmung beeinflussen. So können Komplementärfarben Kontraste verstärken, während benachbarte Farben im Farbkreis als einheitlicher wahrgenommen werden können. Achtet aber darauf, den Text nicht in verschiedenen Farben darzustellen, sondern gegebenenfalls farbliche Kontraste zu setzen, um professioneller zu wirken. Zudem können sonst verschiedene Farben mit dem Hintergrund verlaufen, sodass der Text weniger sichtbar ist.
- Verwendet nur eine, maximal zwei verschiedene Schriftarten und Schriftgrößen ab 30 Punkt. Dadurch wirkt eure Präsentation stimmiger und es gibt weniger Unterschiede, die als störend angesehen werden.
- Die Verwendung von zahlreichen Tastenkombinationen kann das Arbeiten erleichtern und die Vorbereitung beschleunigen. Hier bekommt ihr einen Überblick:
- Es gibt auch die Möglichkeit, Arbeitsblätter, Spiele oder Erklärvideos mit PowerPoint zu erstellen. Hierfür hat Malter365 auf Youtube eine ganze Power-Point-Serie verfasst, in der er die einzelnen Schritte anschaulich erklärt und darstellt.
Wir ihr seht, gibt es jede Menge Funktionen, die eure Präsentationen anschaulicher, spannender und professioneller wirken lassen. Falls ihr noch mehr Lust habt, euch über Office Programme zu informieren, findet ihr hier einen Artikel mit Tipps zur Nutzung von Excel im Unterricht. Welche Features von PowerPoint kennt ihr bereits? Welche haben euch überrascht? Nutzt ihr PowerPoint noch auf andere Weise für euren Unterricht? Wir freuen uns auf eure Erfahrungen!
Offenburg/Hamburg. Im badischen Offenburg (Ortenaukreis) hat ein Neuntklässler einen Mitschüler mit einer Schusswaffe tödlich verwundet. Nach Angaben der Polizei konnte der tatverdächtige 15-Jährige unmittelbar nach der Tat durch einen anwesenden Mann bis zum Eintreffen der Sicherheitskräfte festgehalten werden. Er soll laut Polizeibericht mindestens einmal gezielt auf einen gleichaltrigen sitzenden Mitschüler in einem Klassenzimmer geschossen haben. Das Opfer verstarb wenig später in der Klinik.
Laut dpa-Angaben habe der mutmaßliche Täter noch mehr Munition dabei gehabt. Wie Baden-Württembergs Innenminister Tobias Strobl (CDU) erklärte, würden die Hintergründe “mit Hochdruck” ermittelt. Noch am Donnerstag kam der 15-jährige deutschstämmige Jugendliche wegen mutmaßlichen Totschlags in Untersuchungshaft. Laut bisherigem Erkenntnisstand wird von einem Einzeltäter ausgegangen, Hinweise auf einen politischen Hintergrund gebe es derzeit nicht.
Die Schule wurde in Folge der Tat weiträumig abgesperrt, bei dem Großeinsatz waren mehr als 300 Polizisten involviert. Helikopter brachten Spezialkräfte des Sondereinsatzkommandos (SEK) an den Einsatzort. Rund 180 Schüler mussten zunächst in den Klassenräumen bleiben, bis die Lage geklärt war. Bei der betroffenen Waldbachschule in Offenburg handelt es sich um ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Am Freitag soll die Einrichtung geschlossen bleiben.
Erst am Mittwoch kam es an zwei Hamburger Schulen zu einem polizeilichen Großeinsatz, nachdem Lehrkräfte mit einer vermeintlichen Waffe bedroht worden waren.
Vier Jugendliche der Schule in der Mendelssohnstraße im Stadtteil Bahrenfeld wurden daraufhin vorläufig von Zivilfahnder:innen festgenommen, darunter ein 11-Jähriger (fälschlicherweise zuvor als 13-Jähriger bezeichnet), zwei 12-Jährige und ein 14-Jähriger. Am Ende konnten zwei Spielzeugwaffen sichergestellt werden. Am Vormittag hatten zuvor zwei Schüler im Unterricht einer achten Klasse an einer Stadtteilschule in Blankenese eine Lehrerin mit einer Schusswaffe bedroht. Die Schüler flohen daraufhin. Dieses Ereignis löste einen Großeinsatz mit etwa 400 Beamt:innen und einem Polizeihubschrauber aus.
Die Schulen wurden evakuiert und von bewaffneten Einsatzkräften durchsucht. Lehrkräfte und Schüler:innen waren angehalten, währenddessen mit geschlossenen Türen in den Klassenräumen zu bleiben. Erst nach mehr als vier Stunden konnte Entwarnung gegeben werden.
Die Hintergründe auch für diese Taten sind noch unklar. Am Donnerstag konnte ein weiterer Schüler im Alter von 13 Jahren festgenommen werden. Mittlerweile wurden die fünf Schüler wieder in die Obhut ihrer Erziehungsberechtigten gegeben.
Der Schulsenator Ties Rabe (SPD) sprach dem Kollegium, der Schulleitung und der Polizei seinen Dank und seine Bewunderung für das Krisenmanagement aus. “Ich bin tief beeindruckt, wie umsichtig die Pädagoginnen und Pädagogen der Stadtteilschule Blankenese in einer sehr schwierigen Situation Verantwortung für ihre Schülerinnen und Schüler übernommen haben und das zermürbende Warten in den abgeschlossenen Klassenräumen so gestaltet haben, dass die Kinder und Jugendlichen sich so gut wie möglich geborgen gefühlt haben.”
Lehrkräfte müssen oft in Amok- und Krisensituationen eine zentrale Rolle als erste Ansprechpartner bei Bedrohungen an Schulen übernehmen, wobei die Situation in der Regel neu und psychisch belastend für sie ist, eine Ausbildung gibt es hierfür im regulären Lehramtsstudium nicht.
Die präventive Initiative Networks Against School Shootings (NETWASS), die vom Bundesforschungsministerium gefördert wurde, zielt darauf ab, die Sicherheit an Schulen zu verbessern und Schüler:innen sowie Schulpersonal vor schweren zielgerichteten Gewalttaten zu schützen, einschließlich potenzieller Amokläufe an Schulen. Das Programm bietet kostenlose Fortbildungsangebote für Lehrkräfte und pädagogisches Personal an Schulen in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Baden-Württemberg an. Dabei konzentriert es sich auf die Früherkennung von Risikofaktoren und Hinweisen auf potenzielle Gewalttäter:innen sowie die Einrichtung von Krisenpräventionsteams, um Lehrkräfte im Ernstfall zu unterstützen.
Es ist kein Geheimnis, dass Matheaufgaben für viele Schüler:innen eine Qual sind. Sie fragen sich, was sie mit binomischen Formeln und Ableitungen jemals außerhalb des Klassenzimmers anfangen sollen, verspüren Frust und Versagensängste bei anspruchsvollen Übungen und fürchten sich vor jeder anstehenden Klassenarbeit. Kein Wunder also, dass außerschulische Angebote im Netz besonders im Fach Mathematik so beliebt sind. Doch was tun, wenn YouTube-Videos und interaktive Zusammenfassungen auch nichts mehr nützen, wenn man das Thema schon tausendmal durchgekaut und eigentlich verstanden hat, aber die Übungsaufgaben trotzdem nicht hinhauen?
Die App ModusOperandi, setzt genau dort an, wo andere digitale Angebote an ihre Grenzen stoßen, nämlich bei der individuellen Hilfestellung und Betreuung von Mathematik-Lernenden. Nutzer:innen von ModusOperandi können in der App handschriftlich bearbeitete Aufgaben abfotografieren und erhalten in nur 20 Sekunden Feedback, mit dem sie ihren Lösungsversuch korrigieren und richtigstellen können. Wir haben die App für euch getestet und erklären, wie ihr euch und euren Schüler:innen damit den Matheunterricht erleichtert.
ModusOperandi kann bei einem vielfältigen Umfang an mathematischen Aufgaben helfen, darunter das Lösen von Rechnungen, die Vereinfachung von Termen und Funktionen, das Auflösen von Gleichungen, die Bestimmung von Ableitungen und Integralen und die Anwendung der PQ- und Mitternachtsformeln. Um schnellstmöglich mit ModusOperandi eine Matheaufgabe zu korrigieren, fotografieren Nutzer:innen mit dem Handy direkt über die App den handschriftlichen Lösungsvorschlag ab. Alternativ können sie ein Bild aus ihrer Galerie hochladen, oder den Lösungsweg mit dem integrierten Math Keyboard eintippen. Letzteres kann bei komplizierten Aufgaben zwar sehr zeitaufwendig sein, so können aber immer und überall Lösungsansätze überprüft werden, auch wenn Stift und Papier gerade nicht zur Hand sind.
Nachdem User:innen ihren Lösungsweg abfotografiert haben, werden sie gebeten, das Bild so zuzuschneiden, dass nur noch die relevante Aufgabe sichtbar ist und eingescannt werden kann. So kann ModusOperandi auch bei dicht beschriebenen Schulheften angewendet werden. Allerdings sollte man für eine reibungslose Funktion der App darauf achten, dass außer den wesentlichen Zahlen und Rechenzeichen keine weiteren Symbole auf dem Bild zu sehen sind. Beispielsweise darf die Notation der angewandten Operationen rechts neben einer Gleichung nicht miteingescannt werden. Unsaubere Handschrift scheint die App nicht zu stören, genauso wie durchgestrichene Elemente.
Die Korrektur des Lösungsversuchs erfolgt fast zeitgleich innerhalb von 20 Sekunden. ModusOperandi zeigt nicht nur Zeile für Zeile, ob die einzelnen Lösungsschritte richtig oder falsch sind, sondern gibt auch an, welche an sich richtig hergeleitet wurden, aber einen Folgefehler enthalten. Durch die Verknüpfung mit ChatGPT kann das Feedback weiter konkretisiert werden. So erfahren Nutzer:innen genau, welche Fehler sie gemacht haben, beispielsweise die Nichtbeachtung der Punkt-vor-Strich-Regel, und werden an relevante Formeln und Vorgehensweisen erinnert. Anschließend können sich User:innen selbstständig erschließen, wie sie ihren Lösungsversuch verbessern können.
Zusätzlich sind passende Erklärvideos verlinkt, um den Lernenden das zur Lösung fehlende Wissen zu vermitteln. Um sicherzugehen, dass dieses auch gefestigt wird, generiert ChatGPT weitere Übungsaufgaben, die ähnlich wie die Ausgangsaufgabe aufgebaut sind und nach dem gleichen Muster gelöst werden müssen. So bekommen Lernende mit einem Klick Übungen, die auf ihre persönlichen Schwächen abgestimmt sind – und das inklusive Lösung, denn ihr Ergebnis können sie gleich im Anschluss wieder mit ModusOperandi kontrollieren. Allerdings sind Lernvideos und Übungsaufgaben nicht immer verfügbar; manchmal sind User:innen auf Feedback alleine angewiesen.
ModusOperandi kann an jedem mobilen Endgerät mit einer aktiven Internetverbindung genutzt werden. Ihr müsst also entweder an eurer Schule Zugriff auf Tablets haben, oder Handys im Matheunterricht erlauben. ModusOperandi setzt sich von anderen Mathe-Apps wie Photomath ab, da sie nicht zum Schummeln genutzt werden kann. Schüler:innen bekommen niemals eine fertige Lösung und müssen erst einen eigenen Rechenversuch angeben, bevor ihnen die App hilft. So könnt ihr euren Schüler:innen das Tool im Unterricht getrost zur Verfügung stellen, ohne Verfälschungen ihrer Arbeit befürchten zu müssen.
Stillarbeit: Die selbstständige Korrektur von Übungsaufgaben mit ModusOperandi ermöglicht es euren Schüler:innen, Aufgaben in Stillarbeit jeweils in ihrem eigenen Tempo zu bearbeiten, ohne dass schnelle Schüler:innen gelangweilt auf eine gemeinsame Korrektur warten oder andere, die sich mit Mathe schwerer tun, mit halb-fertigen Aufgaben der Kontrolle folgen müssen. Zusätzlich spart ihr euch viel routine-mäßige Arbeit, denn ihr müsst nicht mehr die gleichen Fehler mehrmals unterschiedlichen Schüler:innen erklären – das macht jetzt die App –, sondern könnt euch auf wirklich schwerwiegende Probleme und Wissenslücken konzentrieren, die bei der Stillarbeit aufkommen. ModusOperandi ermöglicht so verstärkt eine gezielte persönliche Betreuung eurer Schüler:innen im Mathe-Unterricht und fördert das selbstständige Lernen.
Hausaufgaben: Mit ModusOperandi haben Schüler:innen ihren eigenen Privattutor immer und überall in der Hosentasche dabei – was auch bei der Bearbeitung von Hausaufgaben hilfreich sein kann. Wenn Schüler:innen mit der App die Fehler in ihren Hausaufgaben sofort erkennen, wird verhindert, dass sie sich zuhause eine falsche Vorgehensweise einprägen, die erst in der nächsten Unterrichtsstunde herausgefordert wird und dann vielleicht nur schwer abzugewöhnen ist. Euch bleibt bei der Hausaufgabenkorrektur auch mehr Zeit, um gravierende Fehler zu besprechen, anstatt jede Aufgabe einzeln mit eurer Klasse durchgehen zu müssen.
Für Hausaufgaben eignet sich auch das Feature Teacher Code. Als Lehrkraft bekommt ihr bei Erstellung eures Profils einen fünfstelligen Code zugeteilt, mit dem euch eure Schüler:innen Aufgaben zusenden können, bei denen sie nach Korrektur mit der App immer noch Probleme haben. Ihr könnt dann entweder direkt antworten, oder ihr besprecht sie gesammelt in der nächsten Unterrichtseinheit. Alternativ können eure Schüler:innen durch die App ihre Problem-Aufgaben in einem Google Classroom teilen und so mit euch als Lehrkraft, aber auch mit ihren Mitschülern darüber reden. Natürlich unterstützt ModusOperandi Schüler:innen auch beim selbstständigen Üben vor Klassenarbeiten.
Um ModusOperandi optimal im Unterricht einsetzen zu können, empfehlen wir die Nutzung mit einem kostenpflichtigen Abo, da Lernende in der kostenlosen Version nicht einsehen können, welche Fehler ihnen genau unterlaufen sind, sondern nur, ob die Lösungsschritte jeweils richtig, falsch oder ein Folgefehler sind. Für Einzelpersonen kostet das Expert-Abo monatlich 9,99 Euro, die Jahreslizenz liegt bei 39,99 Euro. Auf Anfrage an ramona@pelephant.com kann die Vollversion von ModusOperandi auch für alle Mitglieder einer Bildungseinrichtung erworben werden.
ModusOperandi korrigiert vielfältige Matheaufgaben in Sekundenschnelle und stellt so eine sehr nützliche Innovation für den Matheunterricht dar. Zwar muss man beim Fotografieren etwas auf Inhalt und Fokus achten, doch können eure Schüler:innen mit der App immer und überall ihre Matheübungen kontrollieren und lernen dabei – vor allem wenn Lernvideos und Zusatzaufgaben verfügbar sind – aus ihren eigenen Fehlern. ModusOperandi unterstützt euch und eure Klasse bei Stillarbeiten, Hausaufgaben und der Vorbereitung auf Klassenarbeiten, ohne dass ihr Schummeleien befürchten müsst. Für das jetzige Angebot finden wir den Preis von knapp 40 Euro im Jahr gerechtfertigt, aber die App verspricht, in den kommenden Jahren noch vielseitiger einsetzbar zu werden. ModusOperandi ist das erste Projekt der 2021 gegründeten Pelephant GmbH und wir schauen gespannt voraus auf die Zukunft der App, die ihr hier herunterladen könnt.
Berlin. Fehlinformationen und Verschwörungserzählungen sind nicht erst seit der Corona-Pandemie ein zunehmendes Problem, auch an Schulen. Um Desinformationen sicher und souverän im Unterricht behandeln zu können und Schüler:innen dafür zu sensibilisieren, startete Digitale Bildung trifft Schule (DigiBitS) im Schuljahr 2022/23 die Initiative “Schule gegen Fake News – Medienkompetenz statt Desinformation”, die Ende November einen Fachtag zum Thema in Berlin veranstalten wird.
DigiBitS ist ein kostenfreies Angebot des Vereins Deutschland sicher im Netz e.V. (DsiN). Ziel der Initiative ist es, Lehrkräfte zu befähigen, die digitalen Kompetenzen von Schüler:innen zu fördern. Hierzu werden didaktische Materialien, Workshops und persönliche Unterstützung für Schulen und Lehrkräfte angeboten. Ihre Arbeit zielt darauf ab, das Recht auf digitale Bildung für alle Schüler:innen zu gewährleisten, wozu sie mit Partner:innen aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten. Workshopthemen sind unter anderem “Verschwörungserzählungen im Unterricht behandeln”, “Muss man im Internet die Wahrheit sagen?” und “Informations- und Recherchekompetenzen von Grundschulkindern fördern”.
Am DigiBITS-Fachtag im November haben Lehrkräfte und Interessierte die Gelegenheit, sich mit Vertreter:innen aus den Bereichen Schule, Kinder- und Jugendmedienschutz, Politik und Wirtschaft auszutauschen.
Neben der Begrüßung durch den DsiN-Vorsitzenden Robert Reinermann stehen fachliche Impulse von Kai Unzicker (Senior Project Manager, Bertelsmann Stiftung) und Udo Lihs (Projektverantwortlicher, DigiBitS) auf dem Programm. Eine Fishbowl-Diskussion mit Expert:innen aus verschiedenen Bereichen, darunter Marlene Schönberger (Bündnis 90/Die Grünen) und Martin Drechsler (Geschäftsführer Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter), behandelt wirksame Strategien gegen Desinformation. Im Anschluss können die Teilnehmenden im World-Café die Thematik mit den Expert:innen vertiefen und Ideen zur Förderung digitaler Bildung diskutieren. Abschließend bietet eine Führung durch das Museum für Kommunikation den Teilnehmenden einen informativen Ausklang.
Am 28. November lädt die Initiative DigiBitS von 10:30 bis 15:30 Uhr zum Fachtag ins Museum für Kommunikation in Berlin ein. Interessierte können sich auf der Website von DigiBitS unverbindlich und kostenlos anmelden.
Der Deutsche Philologenverband (DPhV) setzt sich für eine grundlegende Reform der Kultusministerkonferenz (KMK) ein. Gemeinsam mit Fachverbänden (u.a. Bundesverband Musikunterricht, Deutscher Spanischlehrkräfteverband, Fachverband Philosophie, Gesellschaft Deutscher Chemiker – Fachgruppe Chemieunterricht) fordert der DPhV eine längere Amtszeit für die KMK-Präsidentschaft, aber eine kürzere für den Generalsekretär. Außerdem sei eine Reform der Gremienarbeit der KMK unerlässlich. Der DPhV fordert auch mehr echte Zusammenarbeit mit Verbänden und der Wissenschaft von der KMK: „Wir brauchen eine frühzeitige und tatsächliche Aufnahme der Impulse der Verbände zu Beginn der Erstellung schulisch bedeutsamer Standards und Curricula und keine Anhörung erst am Ende des Prozesses“, macht die DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing deutlich. „Wir brauchen mehr Engagement der KMK für ein höheres inhaltliches Niveau von Standards, Unterricht und Prüfungen.“
Die Arbeit der KMK sei im Föderalismus und qua Grundgesetz unverzichtbar, eine Professionalisierung ihrer Arbeit jedoch dringend erforderlich, um die Probleme im Bildungsbereich langfristig lösen zu können und eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung für diese Bildungsarbeit zu bekommen, erklärt der DPhV.
Lin-Klitzing: „Jährlich wechselnde Schwerpunktsetzungen der KMK-Präsidentschaft, bedingt durch nur einjährige Amtszeiten, erschweren das substanzielle Angehen länderübergreifender Probleme! Dazu gehören die strukturelle Bekämpfung des wiederkehrenden ,Schweinezyklus‘‘ von regelmäßig zu vielen und zu wenigen Lehrkräften, die gemeinsame Formulierung von Mindeststandards sowohl für quer- und seiteneinsteigende Lehrkräfte als auch für die angemessene Digitalisierung an Schulen. Die Präsidentschaft muss hier nachdrücklich längerfristige Perspektiven und strategische Ziele verfolgen, das kann nicht in einem Jahr Präsidentschaft gewährleistet werden – und sie muss dementsprechend mit eigenen Impulsen durchsetzungskräftiger gegenüber dem Generalsekretariat und der KMK-Verwaltung werden.“
Dies habe sich auch erneut beim Treffen der Fachverbände mit dem Deutschen Philologenverband gezeigt. Zahlreiche Vertreter beklagten, dass sie erst am Schluss in die Anhörung der Standards für die Unterrichtsfächer einbezogen würden. Viel besser sei es jedoch, gleich am Anfang entscheidende Impulse geben zu können. Sie bekämen keine Rückmeldung zu ihren eingegebenen Positionen und stellten häufig fest, dass sich von ihren Eingaben dementsprechend nichts oder nur wenig im endgültigen Dokument wiederfände. Der Deutsche Philologenverband wiederholt in diesem Zusammenhang seine Forderung und Grundüberzeugung: Wir brauchen wieder mehr verbindlich festgeschriebene Inhalte in den Standards für die Fächer, wenn sie denn überhaupt überprüfbar sein sollen!
Die DPhV-Vorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing befürchtet, dass sich ein ähnlicher Umgang mit verschiedenen Stakeholdern aus dem Bildungsbereich auch bei der aktuellen Evaluation durch Prognos zeige. „Wir wurden erst befragt, nachdem erste Ergebnisse bereits in der Oktober-KMK vorgestellt wurden – und der Abschlussbericht soll gleichwohl schon Anfang Dezember vorliegen? Wir erwarten beim Evaluationsprozess der KMK eine echte Beteiligung – und nicht eine Feigenblatt-Befragung zum Schluss, so wie wir dies bereits häufig bei der Erstellung von Standards und Curricula erleben mussten.“
Der Deutsche Philologenverband (DPhV) ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer. Die Mitglieder sind Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehrbeauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrerbildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL).
Berlin. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat am Dienstag seinen Aktionsplan Künstliche Intelligenz vorgestellt. Unter der Leitung von Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) zielt der Plan darauf ab, die bestehende Forschungsgrundlagen im Bereich der KI weiter zu stärken und den europaweiten Zusammenhalt zu fördern, indem “die deutschen KI-Aktivitäten, Stärken und Interessen gezielt und abgestimmt in den europäischen Kontext” eingebracht werden. Hierzu sollen in der laufenden Legislaturperiode über 1,6 Milliarden Euro in KI investiert werden.
Der KI-Aktionsplan soll den Grundstein für eine kooperative Weiterentwicklung der seit 2018 existierenden KI-Strategie der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit anderen Ministerien und Interessengruppen legen. Dabei muss die KI-Strategie an aktuelle und zukünftige Herausforderungen angepasst werden.
Um die technologische Entwicklung von KI in Deutschland voranzutreiben, fokussiert der Aktionsplan elf konkrete Handlungsfelder. In diesen sieht das BMBF einen dringenden Bedarf, gezielte Maßnahmen umzusetzen. Die Handlungsfelder umfassen die Stärkung der Forschungsbasis, die Festlegung einer neuen Forschungsagenda, den zielgerichteten Ausbau einer KI-Infrastruktur und die Förderung einer umfassenden KI-Kompetenzoffensive. Des Weiteren konzentriert sich der Plan auf die Anwendung und den Transfer von KI in wirtschaftliche Chancen, insbesondere im Gesundheitsbereich, sowie auf die Erschließung des gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Nutzens von KI. Zusätzlich soll die Rolle von Forschung und Gestaltung von KI-basierten Technologien im Bildungssystem vergrößert werden. Darüber hinaus betont der Plan die Bedeutung einer verstärkten europäischen und internationalen Zusammenarbeit, die Förderung des gesellschaftlichen Dialogs und den Beschluss einer anpassungsfähigen, agilen Regulierung für KI.
Die Umsetzung des Aktionsplans wird zeigen müssen, ob die Maßnahmen tatsächlich zu neuen Impulsen des KI-Ökosystems und dessen Schnittstelle mit Bildung, Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft führen – oder ob es weiterhin bei strategischen Richtlinien bleibt.
„Das ist doch nur Religionsersatz“, denken viele, wenn vom Ethikunterricht gesprochen wird. Das kann daran liegen, dass Ethik in vielen Bundesländern tatsächlich als Ersatzfach unterrichtet wird. In diesen Bundesländern muss der Ethikunterricht nur dann besucht werden, wenn am Religionsunterricht aus diversen Gründen nicht teilgenommen wird oder werden kann. In den Ländern Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben Schüler:innen die Wahl zwischen Ethik und Religion. Nur in Berlin gilt das Fach als ein Pflichtfach. Dabei hat das Fach Ethik so viel zu bieten. Es ist weitaus facettenreicher als man denkt und mit den Behandlungen diverser Themen, wie beispielsweise Identität und Rolle oder Mensch und Gemeinschaft, können Schüler:innen sich selbst besser kennenlernen und tiefgründig über den Mensch und das eigene Dasein nachdenken. Deshalb haben wir euch heute drei Instagram Kanäle rausgesucht, mit denen ihr euch Tipps für ein wenig Inspiration und Abwechslung für euren Ethikunterricht holen könnt!
Die erste Instagrammerin, die wir euch vorstellen wollen, führt den Account @mrs.pious. Als Grundschullehrerin in Bayern stellt sie neben Englisch und Musik auch Ethik als eines ihrer Fächer vor. In regelmäßigen Abständen kann man auf ihrem Account Posts zu unterschiedlichen neuen Lern- und Schulbüchern, darunter auch für das Fach Ethik, finden. Zudem hat sie in ihrem „Ethik“-Highlight eine Themenwoche für das Fach Ethik erstellt. Bei diesem könnt ihr euch durchklicken und für jeden Wochentag ein anderes Thema zur Unterrichtsgestaltung finden. Wenn ihr also, besonders für junge Schüler:innen, Material und Ideen für den Ethikunterricht sucht, seid ihr bei Mrs.pious genau richtig!
Ein weiterer Instagramaccount, auf dem ihr gute Materialien und generelle Tipps für euren Ethikunterricht finden könnt, ist @sirtobey_eduki. Mit seinen Posts regt er nicht nur zum Nachdenken an, sondern gibt auch hilfreiche Tipps und bereits vollständig gestaltete Stunden für die verschiedenen Themen im Ethikunterricht. Bei diesen Stunden gibt er auch die dazu passenden Klassen an, sodass ihr genau wisst, welches Arbeitsblatt ihr für eure Klasse verwenden könnt. Außerdem sind die Schaubilder und das Unterrichtsmaterial professionell von Sir Tobey selbst und dabei unter Einbezug von aktuellen Themen gestaltet. Neben Unterrichtsmaterial für euren Ethikunterricht gibt er auch Tipps für Lehrkräfte selbst. Wenn ihr euch also von bereits gut strukturierten Ethik-Stunden inspirieren lassen wollt, oder auch mal fachfremd unterrichten müsst, findet ihr auf diesem Account sicher etwas Passendes.
Wenn ihr euch ein bisschen mehr auf den philosophischen Aspekt der Ethik konzentrieren und euch dazu informieren möchtet, gibt es den Instagramkanal @dieethikberaterin. Bei Ada findet ihr philosophische Denkanstöße, die ihr im Alltag oder mit euren Schüler:innen im Unterricht besprechen könnt. Und auch, wenn es bei ihr kein Unterrichtsmaterial gibt, bereitet sie verschiedene Themen, wie beispielsweise Unterschiede zwischen Ethik und Religion, auf und teilt ihre Gedanken zu verschiedenen Philosophen. Ihre Posts eignen sich also wirklich für tiefgründige Denkanstöße. Wenn ihr euren Ethikunterricht noch philosophischer gestalten wollt, werft gerne einen Blick auf unseren Artikel zu den besten Instagram-Channeln für das Fach Philosophie.
Obwohl Ethik ein so facettenreiches und aufregendes Fach ist, wird es bis jetzt auf Instagram kaum repräsentiert. Trotzdem hoffen wir, euch mit diesen Accounts einen ersten Instagrameinblick in dieses spannende Fach geben zu können! Wenn ihr auf der Suche nach Instagramaccounts für andere Unterrichtsfächer seid, könnt ihr in unseren Artikeln zu Achtsamkeit und Soziales, Religionsunterricht oder zur Politik mehr dazu finden.
Wie gestaltet ihr euren Ethikunterricht? Und haben wir einen Account vergessen? Dann schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Die Vorbereitung des Unterrichts beansprucht bei Lehrkräften in der Regel große Kapazitäten. Die Erarbeitung eigener Inhalte und die individuelle Gestaltung von Arbeitsmaterialien ist löblich, aber nicht immer notwendig. Im Netz finden sich mittlerweile tausende Arbeitsblätter, die Lehrkräfte kostenfrei im Unterricht verwenden oder zumindest als Inspiration nutzen können. Die Schwierigkeit ist allerdings, im Wust der Anbieter den Überblick zu behalten. Welche Seiten sind übersichtlich und thematisch gut aufgestellt und welche bieten Arbeitsmaterial für genau eure Bedürfnisse? Wir präsentieren euch das Ergebnis unseres Anbietervergleichs!
Einige Plattformen versuchen alle Schulsysteme und Klassenstufen abzudecken und bieten hier eine riesige Fülle an Material an. Mit diesen ganzheitlichen Anbieterseiten für Unterrichtsmaterial wollen wir beginnen. Die meisten Lehrkräfte kennen ihn schon und trotzdem verdient er es, hier ganz zu Beginn nochmal genannt zu werden: der deutsche Bildungsserver. Er bietet euch einen Überblick über deutsche Seiten, die euch mit Lern- und Lehrmaterial versorgen. Er liefert dabei einen hilfreichen Mix von klassischen Seiten mit Arbeitsblättern zum Download bis hin zu interaktiven Apps, die ihr mit eurer Klasse im Matheunterricht nutzen könnt. Die Seite ist nicht ganz intuitiv zu bedienen, doch wenn ihr unserem oben gesetzten Link folgt, kommt ihr schnell zu den richtigen Stellen für euer Fach.
Schulportal.de wirbt selbst mit dem Slogan “größte Plattform für Unterrichtsmaterial”. Die Menge an Material ist tatsächlich beeindruckend, aber auch herausfordernd. Um hier den Durchblick zu behalten, muss man die Filter bei der Suche richtig einsetzen. Hier lässt sich unter anderem nach der Art des Materials, der Klassenstufe, der Schulart und dem Bundesland unterscheiden. Die Qualität des Arbeitsmaterials schwankt. Einige Arbeitsblätter sind liebevoll und mit großer Hingabe, andere eher rudimentär gestaltet. Wer Lust auf Stöbern hat, kann hier gut fündig werden.
Die Seite Serlo ist eine wachsende Plattform für Lern- und Lehrmaterialien aller Art, die aber besonders im Bereich Mathematik breit aufgestellt ist. Serlo lässt sich einfach mit Suchbegriffen durchstöbern. Pluspunkt der Seite ist, dass die Themen logisch miteinander verknüpft sind,, Minuspunkt die fehlende Übersichtlichkeit in einigen Bereichen. Herauszustellen ist, dass Serlo ehrenamtlich gepflegt wird, ausschließlich frei verfügbare Inhalte führt und keine störende Werbung schaltet.
Mathe-lexikon ist ebenfalls eine der Seiten, die im Bereich Mathematik versucht, alle Anforderungsstufen zu bedienen. Auf der Seite sind in vielen verschiedenen Bereichen Arbeitsblätter zu finden, anders als etwa bei Schulportal.de ist die Anzahl der Materialien aber kleiner. Die Arbeitsblätter selbst sind Schüler:innen-freundlich gestaltet. Allerdings ist die Seite nicht besonders hübsch aufgebaut, irritiert mit vielen Werbeanzeigen und wirkt dadurch weniger seriös, als es die Materialien tatsächlich sind.
Auch Matheaufgaben.net will alle Schulformen und Klassenstufen bedienen. Der Ansatz hier geht über eine konkrete Auswahl von Themen und Zahlenräumen. Es gibt eine kleine Auswahl von Arbeitsblättern pro Thema, die aber gut gestaltet sind. Die Website ist allerdings das hässliche Entlein unter den Allroundern. Hier wurde wenig Wert auf die Gestaltung der Seite gelegt, was die Nutzung weniger schön macht. Inhaltlich bietet sie aber gute Vorlagen und Impulse.
Gerade im Matheunterricht muss man die Schüler:innen überraschen, um ihre Stereotypen-Denkmuster zum verpönten Fach aufzurütteln. Ein Ansatz kann hier über neue digitale Wege gehen. Eines der spannendsten Projekte ist hier aktuell mathcitymap.eu. Die Plattform bietet eine Form der mathematischen Schnitzeljagd an und macht es möglich, dass Schüler:innen draußen im Freien Mathematik erleben und erforschen können. Mittlerweile gibt es weltweit sogenannte Trails. Die Schüler:innen laufen ausgestattet mit der dazugehörigen App einen solchen Trail ab und die Matheaufgaben beziehen sich dann auf die Orte, an denen sie sich tatsächlich befinden. In die App muss man sich ein bisschen reinfuchsen, aber sie bietet großes Potenzial, um euren Schüler:innen Abwechslung zu bieten.
Die kostenlose App Notyz lässt die Schüler:innen der Sekundarstufe I und II Matheinhalte mit ihrem Smartphone lernen, was die Möglichkeit bietet, die ungeliebten Arbeitsblätter außen vorzulassen. Die App bietet eine benutzer:innen-freundliche Oberfläche und lädt Lehrkräfte und Schüler:innen dazu ein, mit ihr zu experimentieren. Die Installation und Nutzung der Plattform ist nach eigenen Angaben DSGVO-konform. Die App kann allerdings nur als Lern-Ergänzung zum Unterricht betrachtet werden, für eine dauerhafte Implikation in den Unterricht ist die App noch nicht ausgereift genug.
Mit Mathekönig habt ihr die Möglichkeit, eigene Unterrichtsmaterialien zu erstellen und euch dabei gestalterische Unterstützung zu holen. Der Kreativität sind hier leider Grenzen gesetzt, die Seite kann nämlich nicht alle Wünsche umsetzen. Aber es lassen sich vergleichsweise schnell eigene Ideen realisieren. Voraussetzung ist eine Mitgliedschaft, diese ist aber kostenfrei.
Vidumath verfolgt den Ansatz, dass sich das Lernen von mathematischen Grundsätzen vereinfachen lässt, wenn man Videoproduktion einsetzt. Einerseits können Schüler:innen Videos zum eigenständigen Lernen nutzen, andererseits können sie selbst Videos für andere erstellen. Um das zu tun, müssen sie die Materie zunächst ausreichend durchdrungen haben. Um dieses Projekt in der Klasse durchzuführen, braucht es Engagement von Seiten der Lehrkraft, denn es scheint recht zeitintensiv zu sein.
Wenn ihr gezielt nach Arbeitsmaterial auf der Suche seid, das individuell zu euren Schüler:innen passt, dann geht der einfachste Weg über Webseiten, die sich auf Klassenstufen spezialisiert haben. Die Seiten Lernwolf und Grundschulkönig bieten euch eine gute Auswahl an Arbeitsblättern für die Klassenstufen 1 bis 4. Die Blätter sind ansprechend gestaltet und können von euch gut zur Inspiration oder Vorlage genutzt werden. Der Download der Arbeitsblätter ist kostenlos, Grundschulkönig versucht euch allerdings recht aufdringlich dazu zu bewegen, auch noch etwas aus ihrem Angebot zu kaufen - das ist aber kein Muss, um das Material der Seite zu nutzen.
Für weiterführende Schulen bieten sich auch noch einige spezielle Seiten im Netz an. Dazu gehört zum Beispiel studimup. Unterteilt sind die Mathe-Themen hier in die drei Oberthemen: Algebra, Stochastik, Analysis. Darunter finden sich dann spezifische Arbeitsblätter. Die Auswahl ist nicht sehr groß, die Arbeitsblätter dafür recht ansprechend gestaltet.
Etwas differenzierter ist die thematische Zusammenstellung auf Mathe.Zone. Hier lassen sich schnell und einfach Arbeitsblätter zu Themen finden. Auch hier ist die Anzahl der Arbeitsblätter nicht besonders groß, aber die Ausgestaltung besticht durch eine schöne und klare Struktur.
Auf Schlauistwow könnt ihr besonders schnell nach Themen suchen, die bestimmten Klassenstufen zugeordnet werden. Die Bereiche sind dann mit einem breiten Angebot aufgebaut. Meist gibt es zu einem Thema eine Vorlage für ein Arbeitsblatt, einen Arbeitsblattgenerator und ein Lernvideo. Dieses System ist hilfreich, das Design der Seite allerdings wenig nutzungsfreundlich und nicht ansprechend.
Falls ihr im Bereich des Förderunterrichts tätig seid und Schüler:innen mit speziellen Bedürfnissen im Fach Mathematik habt, dann könnten folgende Seiten für euch etwas bereithalten. Die Seiten Mathe-sicher-können, Förderschwerpunkt.de und gpaed haben zielgruppengerechtes Material zusammengestellt. Die Inhalte wirken gut aufbereitet und bieten euch gute Anlässe, um adäquat vorbereitet in den Unterricht zu gehen. Die Seiten sind ähnlich gestaltet und bieten ein ähnliches Angebot. Hier sticht keine der Seiten besonders heraus.
Wir haben für euch auch in anderen Fächern bereits Unterrichtsmaterial und Tipps aus dem Netz zusammengetragen. Zum Beispiel für die Fächer Physik, Geografie, Musik, aber auch für die Sexualbildung. Habt ihr noch weitere Tipps für eine einfachere, aber gute Unterrichtsvorbereitung im Fach Mathe? Dann schreibt es uns gerne in die Kommentare.
Vom 23. bis zum 25. November 2023 haben Schulträger und Schulleitungen die Möglichkeit, sich in zwei großen, miteinander verzahnten Bildungskongressen, dem DSTK und dem DSLK, in Vorträgen und Fachforen Impulse für die Weiterentwicklung unseres Bildungssystems zu holen. Der DSLK, der zum 12. Mal und der DSTK, der zum zweiten Mal stattfindet, sind in ihrer Form die größten Fachkongresse im deutschsprachigen Raum. Veranstaltet werden beide Kongresse von FLEET EDUCATION und dem Verband Bildung und Erziehung (VBE). Beim Deutschen Schulträgerkongress sind ebenfalls der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB), wie auch der Deutsche Städtetag (DST) als Mitveranstalter eingebunden. Erwartet werden an den drei Kongresstagen über 3.000 Teilnehmende.
Im Mittelpunkt der Kongresse stehen dieses Mal die Themen Führung und Persönlichkeit, Schul- und Unterrichtsentwicklung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Ganztag, Digitalisierung und der Einfluss von KI auf das Bildungswesen. Der DSLK steht erneut unter der Schirmherrschaft der KMK.
Erstmals wird am Nachmittag des 24. November 2023 der DSLK-Schulpreis „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, der von der SIGNAL IDUNA gestiftet wird, an fünf Schulen verliehen. Er ist dotiert mit jeweils 10.000 Euro. Dr. Eckhart von Hirschhausen, dessen Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“ die Schirmherrschaft für den DSLK-Schulpreis übernommen hat, wird die Preisverleihung moderieren und durch eine Keynote zusätzlich bereichern.
Auch der DSTK steht in diesem Jahr unter dem übergeordneten Thema „Nachhaltigkeit“. Dr. Jens Brandenburg, parlamentarischer Staatssekretär im BMBF und Vorsitzender der nationalen Plattform BNE, ist Schirmherr des DSTK und wird bei der Eröffnung am 23. November 2023 mit einem Grußwort vertreten sein.
Unsere nächsten Ausflugsziele für euren Klassenausflug stehen bereit und dafür geht es nach Sachsen-Anhalt. Das Bundesland hat weit mehr zu bieten als den Harz und den Geburtsort von Martin Luther. Mit der höchsten Dichte an UNESCO-Weltkulturerbe, ist Sachsen-Anhalt durch viele künstlerische Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten im Stil der Romanik und Gotik definitiv einen Klassenausflug wert. Auf der “Straße der Romanik” ziehen sich 88 Bauwerke in 73 Orten durch das Land, darunter prächtige Kirchen, Dome, Burgen und Schlösser. Für weniger mittelalterlich Kulturbegeisterte möchten wir euch drei Ausflugsziele vorstellen, bei denen ihr mit euren Schüler:innen nicht nur etwas lernt, sondern auch eine Menge Spaß haben werdet.
Das Luftfahrtmuseum Wernigerode kann nicht nur Freunde der Luftfahrt begeistern – mit Ausstellungen, Führungen, Flugsimulatoren und Experimenten könnt ihr hautnah die Technik der Luftfahrt und alles was dazu gehört kennenlernen. Das Museum entstand durch ein etwas ungewöhnliches Hobby. Clemens Aulich, Besitzer und Betreiber des Museums, sammelte Flugzeuge, Helikopter und Teile der Luftfahrtgeschichte, bis er 1992 in der Halle des ehemaligen Elmo-Geländes Platz für die Ausstellung seiner Exponate fand. Bis heute befinden sich dort 50 originale Ausstellungsstücke in vier Hangars auf 6.000 Quadratmetern. Das größte Exponat erhebt sich auf dem Dach des Museums: die Transall C-160.
Den Besuch im Museum könnt ihr am besten mit naturwissenschaftlichen und geschichtlichen Schulfächern kombinieren. Auch für ein Projekt der Schüler:innen zum Thema Luftfahrt eignet sich ein Besuch des Museums. In den Ausstellungen der vier Hangars findet ihr die Geschichte der Luftfahrt, Exponate aus Hollywood-Filmen, königliche Helikopter und Jets. Mit dem Simulatorflug, Luft-Experimenten zur Aerodynamik und einigen begehbaren Exemplaren steht einem spannenden und lehrreichen Ausflug nichts mehr im Wege. Der Flug in einem Simulator ist für Kinder ab acht Jahren geeignet, ist aber mit 30 Euro für 15 Minuten recht teuer. Der Eintritt beträgt für Schüler:innen sieben Euro pro Person. Die 60 minütige Führung ist für Gruppen ab acht Schüler:innen mit im Eintrittspreis enthalten. Das Museum stellt ein Kinderquiz zum Download bereit. Damit könnt ihr während der Führung oder im Anschluss daran das Wissen eurer Schüler:innen testen. Hier könnt ihr euch den Flyer des Museums herunterladen.
Die Haltestelle “Elmowerk”, hinter der sich das Museum befindet, erreicht ihr sowohl mit den Buslinien 201, 203 und 204 als auch mit der Bahn aus Richtung Halberstadt oder Goslar.
Als Ausstellungs- und Aussichtsturm wurde der Jahrtausendturm 1999 im Elbauenpark errichtet. Mit einer Vielfalt an Exponaten und Experimenten beschreibt er die Entwicklung der Wissenschaft. Der 60 Meter hohe Turm ist das weltweit höchste Holzbauwerk. Mathe, Chemie und Physik treffen auf altes Ägypten und Neuzeit. Auf den verschiedenen Ebenen des Turms werden 6000 Jahre Menschheitsgeschichte thematisiert. Exponate und Experimente können hier nicht nur bestaunt, sondern auch ausprobiert werden. Vereinbar ist der Besuch des Jahrtausendturms mit allen naturwissenschaftlichen Fächern, Geschichte und Politik.
Die verschiedenen Ausstellungen ziehen sich durch den ganzen Turm. Angefangen in der ersten Ebene mit dem Thema “Von der Frühgeschichte über die Antike bis 500 n. Chr.” findet ihr ein Focaultsches Pendel, eine archimedische Schraube mit Tretrad, ein historisches ägyptisches Nilschiff und noch vieles mehr. Die zweite Ebene behandelt das Mittelalter und zeigt euch beispielsweise ein oberschlächtiges Wasserrad und eine Kolbenwasserpumpe. In der frühen Neuzeit im Zeitalter der Renaissance 1500 –1650 n.Chr. könnt ihr auf der dritten Ebene viel über die mittelalterlichen Alchemisten und Leonardo da Vinci erfahren. 1650 bis 1850 n.Chr. brach eine neue Ära an. Auf Ebene vier findet ihr eine Ausstellung zu den Anfängen der Medizin und der Physik. Die Sammlung aller ausstellbaren chemischen Elemente des Periodensystems und Experimente zur Lichtbrechung sind nur einige der spannenden Exponate. Ebene fünf zeigt die Zeit von 1750 n. Chr. bis heute. In kleineren Unterteilungen behandelt die Ebene die Themen Elektrizität und Magnetismus, präsentiert eine Röntgenröhre und zeigt euch den Doppler-Effekt. Ganz oben angekommen, könnt ihr auf Ebene sechs die Aussicht genießen.
Der Jahrtausendturm bietet Führungen für Schulklassen an. Ab einer Anzahl von zehn Personen kostet der Eintritt vier Euro pro Person. Die Führung müsst ihr im Voraus buchen. Vom Magdeburger Hauptbahnhof könnt ihr mit der Straßenbahnlinie 6 Richtung Herrenkrug fahren. Die Haltestelle ist Messegelände/Elbauenpark.
Eine richtige Höhle zu begehen und anzuschauen ist eine ziemlich coole Erfahrung. In den Harzer Höhlen, besser gesagt in den Rübeländer Tropfsteinhöhlen, kann diese Möglichkeit für euch und eure Schüler:innen wahr werden. Die Baumannshöhle und die Hermannshöhle gehören zu den ältesten Schauhöhlen Deutschlands. Rund 300 Treppenstufen liegen zwischen Eingang und der abenteuerlichen Untertagewelt. Die Baumannshöhle wurde im 16. Jahrhundert durch Bergmann Friedrich Baumann entdeckt. In der Höhle findet ihr einzigartige Tropfsteinformationen und sogar Johann Wolfgang von Goethe besuchte die Höhle mehrfach. Die Hermannshöhle wurde hingegen bei Straßenbauarbeiten im 19. Jahrhundert entdeckt – und das, obwohl sie nur fünf Minuten von der Baumannshöhle entfernt ist. Die Hermannshöhle bietet euch ebenso viele einzigartige Tropfsteinformationen und beeindruckt auch durch ihre bis zu 50 Meter hohen Hohlräume und ihre Kristallkammer. Zudem befindet sich in der Hermannshöhle der Olmensee, in dem Grottenolme leben – einzigartig in Deutschland.
Ein Besuch in den Harzer Höhlen könnt ihr mit nahezu allen Fächern kombinieren. Eure Schüler:innen werden mit Sicherheit staunen und lernen einiges, was sie in der Schule nicht lernen. Bei den Führungen müsst ihr euch zwischen den beiden Höhlen entscheiden. Eine Führung extra für Grundschulklassen kostet 70 Euro für zehn Kinder. Die Kosten für jedes weitere Kind betragen sieben Euro. Erwachsene zahlen zehn Euro. Für diese Führung sollten die Schüler:innen einen Helm, eine Taschenlampe, warme Kleidung und feste Schuhe dabei haben. Die Preise für eine Führung für Gruppen ab 20 Personen belaufen sich für Erwachsene auf neun Euro, Kinder zwischen vier und 14 Jahren zahlen sechs Euro. Vom Zugbahnhof Wernigerode erreicht ihr die Höhlen mit dem Busverkehr. Die Buslinie 260 befährt die Haltestelle “Rübeland Tropfsteinhöhlen”. Beachtet, dass die Höhlen nur durch Stufen erreicht werden können, weshalb diese nicht barrierefrei sind. Hier könnt ihr euch einen Flyer für die Tropfsteinhöhlen herunterladen.
Das Bundesland hat, wie ihr seht, einiges zu bieten. Neben den prächtigen Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten, Schlössern, Parks und Zoos ist ein abwechslungsreicher Schulausflug im Luftfahrtmuseum, im Jahrtausendturm oder in den Rübeländer Tropfsteinhöhlen eine gute Möglichkeit für eure Schüler:innen und vielleicht auch für euch selbst, den Horizont zu erweitern. Schreibt uns gerne in die Kommentare, was ihr zu unserer Auswahl sagt und was noch fehlt!
Sachsen-Anhalt ist nicht euer nächstes Ausflugsziel? Wir haben bereits Exkursionsideen für Brandenburg, Bremen, Baden-Württemberg I und II, Berlin, Bayern, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen I und II und für das Saarland.
Ob im regulären Unterricht oder in der Vertretungsstunde – wenn es in der Schule um den Einsatz eines Quizzes geht, hat ein bestimmter Kandidat die Nase vorn: Kahoot!
Die kostenlose, spielbasierte Lernplattform will „das Lernen zu einem magischen Erlebnis für Lernende, Lehrkräfte, Held:innen des Büroalltags, Quizfans und alle, die für ihr Leben gerne lernen” machen. So vermarktet sich die App jedenfalls im Google Play Store. Seit der Gründung in 2012 hat sich die Plattform mit über neun Milliarden Nutzer:innen weltweit sowohl an Schulen als auch in Unternehmen und privaten Haushalten etabliert. Wie? Durch interaktives, spielerisches Lernen.
Das spielerische Lernen liegt uns Menschen besonders gut. So ist es kein Zufall, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch Spiele schneller lernen als auf anderen Wegen. Die Freude daran, richtige Antworten zu liefern und ein Spiel gewinnen zu können, hat auch das Potential, das Lernen und die Motivation der Schüler:innen im Unterricht zu fördern. Wir ihr Kahoot! in euren Unterricht integrieren und das Meiste aus der Lernplattform herausholen könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Als Lehrkraft könnt ihr euch entweder einen kostenlosen Account erstellen oder eine der verfügbaren kostenpflichtigen Optionen wählen, auf die wir später genauer eingehen werden. Zum Spielen könnt ihr zwischen einer breiten Auswahl an vorgefertigten Quizzes wählen oder nach euren Vorstellungen ein individuelles Quiz erstellen. Als Hilfestellung werden auch verschiedene Vorlagen angeboten, die euch Inspiration liefern können.
Am besten funktioniert das Spiel in der Klasse, wenn ihr euren Bildschirm teilt oder an die Wand projiziert, damit alle die Fragen lesen und die jeweiligen Rundengewinner sehen können. Zum Spielen wird, sobald ihr ein Spiel erstellt oder ausgewählt und gestartet habt, ein Spiel-PIN generiert, den eure Schüler:innen dann auf der Webseite oder in der App eingeben müssen, die auf mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Schultablets kostenlos aus dem Appstore heruntergeladen werden kann. Alternativ kann auch ein QR-Code abgescannt werden, der sie direkt ins Spiel weiterleitet. Hier können sie einen Benutzernamen eingeben, der, wenn ihr im Klassenverband spielt, idealerweise ihr richtiger Name sein sollte.
Sobald sich alle Schüler:innen eingeloggt haben, könnt ihr das Spiel starten. Es erscheint ein Countdown und die Schüler:innen erhalten einige Sekunden Zeit, um die Frage zu lesen, bevor die Antwortmöglichkeiten in typischerweise vier farbigen Feldern eingeblendet werden. Für die Beantwortung der Fragen kann eine individuelle Antwortzeit angegeben werden, sobald aber alle geantwortet haben, endet die Runde und die richtige Antwort wird enthüllt. Das Spiel basiert auf Geschwindigkeit, daher bekommen diejenigen, die die Frage am schnellsten richtig beantwortet haben, mehr Punkte als ihre Mitschüler:innen. Ihr als Spielorganisator:innen entscheidet, wann es durch einen Klick weiter geht oder ob eine Frage genauer besprochen werden muss, wenn sie beispielsweise von über der Hälfte der Klasse falsch beantwortet wurde. Zum Ende folgt eine kleine Siegerehrung, bei der die schnellsten Sieger:innen mit Bronze-, Silber- und Goldmedaille geehrt werden. Alles digital natürlich.
Eine umfangreiche Lehrkräfteanleitung für Kahoot! mit detaillierter Aufzählung der Features bekommt ihr hier.
Wenn ihr Kahoot! schon einmal im Unterricht ausprobiert habt, werdet ihr wissen, wie begeistert Schüler:innen davon sein können. Um genau das zu eurem Vorteil zu nutzen und die Lernplattform bestmöglich in euren Unterricht zu integrieren, haben wir hier einige Tipps für euch:
Ihr könnt mit Kahoot! auf spannende Weise in ein neues Thema oder Themengebiet einsteigen. Hierbei erzeugt ihr nicht bloß Interesse bei euren Schüler:innen, sondern erhaltet gleichzeitig Auskunft über ihren aktuellen Wissensstand. Dazu eignet sich die Erstellung eines eigenen Quizzes, um von grundlegenden Fragen zu komplexeren zu kommen, bei denen eure Schüler:innen mehr nachdenken müssen. Hier kann man beispielsweise zwischen einem klassischen Kahoot!, also einer kurzen Unterrichtseinheit, oder einem Kurs wählen, der gerade für längere Sitzungen mit Videos, Dokumenten und Evaluationen geeignet ist. Es gibt aber auch jede Menge bereits erstellte Quizze, die zahlreiche Themen umfassen und gut in euren Unterricht hineinpassen könnten.
Es ist auch möglich , Kahoot! in einer Lerneinheit anzuwenden, bei der neue Themengebiete aufbereitet werden sollen. Geht es darum, die Inhalte spezifischer Fachbereiche oder detaillierte Informationen einfach zu vermitteln, kann dies spielerisch mithilfe dieser Lernplattform geschehen. Hier könnt ihr auf bereits vorhandene Quizze zurückgreifen, eigene erstellen oder eure Schüler:innen aktiv werden lassen. Dafür gibt es einige Möglichkeiten:
Kahoot! lässt sich gut am Ende eines Themenkomplexes einsetzen, um den Wissensstand zu überprüfen und die Schüler:innen auf einen Test oder eine Klassenarbeit vorzubereiten. Dabei erhaltet ihr einen Überblick, welche Themen nochmal aufgegriffen und erklärt werden müssen und welche schon gut sitzen. Während dem Spiel lohnt es sich, sobald die richtige Antwort auf dem Bildschirm erschienen ist, diese von einer:m Schüler:in erklären zu lassen und Nachfragen zu ermöglichen. Zusätzlich kann nach dem Spiel eine Fragerunde durchgeführt werden, um weitere Unklarheiten aus dem Weg zu räumen.
Neben den Möglichkeiten, die Lehrkräfte und Schüler:innen mit Kahoot! haben, gibt es noch weitere Modelle, bei denen das spielerische Lernen genutzt werden kann. Auch für das private Umfeld, etwa mit Freunden und Familie, gibt es viele spannende Quizze, bei denen man sich gegenseitig herausfordern und sein Allgemeinwissen testen kann. Oder man nutzt die Möglichkeit, ein eigenes Quiz zu erstellen. Dieses könnte über die eigene Person an Geburtstagen oder Jahrestagen, die Heimatstadt, den Lieblingsverein, den Freundeskreis und vieles Weitere sein. Den Themen sind keine Grenzen gesetzt, der kostenlos zugänglichen Version hingegen schon.
Kahoot! bietet verschiedene kostenpflichtige Pakete an, die je nach Paket Zugriff auf alle kostenlosen Inhalte der Plattform sowie unterschiedlichste Features wie eine erweiterte Bildergalerie, einen KI-Fragengenerator oder Feedbackoptionen bieten. Einen direkten Vergleich der Pakete für Lehrkräfte findet ihr hier. Solltet ihr eine gewerbliche Lizenz benötigen, gibt es auch hierfür verschiedene Pakete. Neben interaktiven Präsentationen und Trainingseinheiten gibt es noch mehr nützliche Features, die ihr entweder im monatlich oder jährlich kostenpflichtigen Paket oder durch eine einmalige Nutzung erfahren könnt. Kahoot! bietet auf der Webseite jede Menge Infomaterialien für jede Art der Nutzung an, klickt euch dort am besten durch und entscheidet selbst, was für euch am besten passt.
Kahoot! bietet eine Vielzahl an nützlichen Features, auf die kostenlos oder kostenpflichtig zugegriffen werden kann, um eure Schüler:innen spielerisch lernen zu lassen. Die zahlreichen Möglichkeiten, das Quiz zu verändern und eine ganze Präsentation zu erstellen, zeigen viele Vorteile für Lehrer:innen, Betriebe und Einzelpersonen auf, sich auf spielerische und auch auf professionelle Weise weiterzuentwickeln. Nachdem ihr nun einen breiten Überblick erhalten habt, interessiert uns, ob und wie ihr die Lernplattform in euren Unterricht integriert. Schreibt uns gerne eure Erfahrungen mit Kahoot! in die Kommentare!
Ausgrenzung, Pausenhofstreitigkeiten und Beziehungsprobleme – aufgrund des Lehrkräftemangels an deutschen Schulen tun sich viele Lehrkräfte schwer, die Zeit zu finden, um solche Konflikte im Schulalltag zu klären. Hier kommt der Verein Seniorpartner in School (SiS) ins Spiel. Bei SiS engagieren sich ehrenamtliche Senior:innen als Mediator:innen an deutschen Schulen, wo sie im Zweierteam in einem eigenen Raum ein- bis zweimal pro Woche den Schüler:innen eine Anlaufstelle bei Konflikten und Streitigkeiten bieten. SiS wurde 2001 in Berlin gegründet und ist mittlerweile bundesweit an 342 Schulen tätig. Etwa drei Viertel davon sind Grundschulen und ein Viertel Sekundarschulen und Gymnasien. Dem SiS Bundesverband e.V. gehören 14 Landesverbände mit insgesamt etwa 1.300 Mitgliedern an, von denen die größten Berlin, Bayern und Niedersachsen sind.
Lehrer News hat mit der 1. Vorsitzenden des Berliner Verbandes, Birgit Johannssen, gesprochen. Sie ist seit 2003 als SiS-Mediatorin an der Lynar-Grundschule in Spandau tätig.
Lehrer News: Was für Menschen sind als Mediator:innen bei SiS tätig?
Johannssen: Das ist sehr unterschiedlich. Wir sprechen mit unserem Konzept Menschen an, die in Rente oder Pension sind und ein sinnvolles Ehrenamt mit Kindern und Jugendlichen suchen. In Berlin ist es so, dass viele Seniorpartner aus dem akademischen Bildungsbürgertum kommen. Das sind z.B. ehemalige Lehrer und Lehrerinnen, die sehr viel Freude in ihrem Beruf und einen guten Kontakt zu Kindern hatten. Auch Sozialpädagogen, Juristen, einige kaufmännische Berufe, Psychotherapeuten, Psychologen, Ärztinnen und Künstlerinnen sind dabei. Leider sind wenige Menschen mit Migrationshintergrund dabei. Ich würde es gut finden, wenn sich jemand aus der Türkei oder aus dem arabischen Raum bei uns melden würde, da wir in vielen Schulen mit Kindern aus diesem Kulturkreis arbeiten.
Lehrer News: Wie werden diese Senior:innen zu SiS-Mentor:innen?
Johannssen: Wir führen mit jedem Interessenten ein einstündiges Gespräch und fragen, warum sie sich ehrenamtlich engagieren möchten und warum gerade bei Seniorpartner in School als Schulmediator:in. Da erfahren wir einiges über ihre Motivation, ihren beruflichen Hintergrund und ihren Bezug zu Kindern. Bevor sie in die Schulen gehen, bekommen sie von uns eine Ausbildung. Diese geht über sechs bis acht Wochen; jeweils zwei Tage in der Woche werden sie von einer qualifizierten Trainerin auf ihre Aufgaben vorbereitet. Für den Schritt in die Schule organisieren wir, dass die Teilnehmer:innen einmal während der Ausbildung in die Schule gehen und bei erfahrenen Seniorpartnern hospitieren können. Eine Voraussetzung ist, dass die Seniorpartner nach der Ausbildung mindestens 18 Monate in die Schulen gehen und regelmäßig an der Supervision teilnehmen, um ihre Fälle und Erlebnisse zu reflektieren. Wir versuchen also, als Verein die Seniorpartner so gut es geht zu begleiten.
Lehrer News: Was können sich unsere Leser:innen unter der Arbeit von SiS-Mediator:innen vorstellen?
Johannssen: Die Mediation ist eine bestimmte Methode der Gesprächsführung, bei der es sehr wichtig ist – und das finden die Kinder auch immer wieder gut– dass es nicht darum geht, den Schuldigen zu finden, sondern die tieferen Hintergründe herauszufinden. Die Kinder kommen freiwillig, und wir sichern ihnen zu, dass diese Gespräche vertraulich sind. Es ist ganz wichtig, dass jeder seine Perspektive und seine Gefühle erzählt und dass die Kinder sich gegenseitig zuhören. Die nächste Stufe ist dann, nach den Bedürfnissen zu fragen. Da ist es oftmals so, dass die Kinder sich wünschen, dass die Freundschaft weiter besteht und sich etwas einfallen lassen, wie sie diese Freundschaft wieder pflegen können. Es ist wichtig, dass wir die Kinder nicht beraten, sondern unsere Meinung zurückhalten und die Kinder selber eine Lösung finden lassen. Über die Mediaitonsgespräche werden kurze Protokolle geführt, deren Ergebnisse später in die halbjährlichen Statistiken eingehen.
Lehrer News: Welche kreativen Techniken setzen die Seniorpartner:innen von SiS neben dem einfachen Gespräch ein?
Johannssen: Gut erwiesen hat sich eine Methode, die wir vor allem im Einzelgespräch anwenden, nämlich mit den Kindern Material-Aufstellungen zu machen. Wir haben verschiedene Materialien, zum Beispiel kleine Holzfiguren, Steine, Muscheln oder Bänder und man fordert die Kinder auf, die Situation und wie sie sich fühlen, aufzuzeigen. Da ist es manchmal erschütternd, wenn sich Kinder außerhalb eines Kreises stellen und sich ausgegrenzt fühlen, aber dann ist es möglich, dass man mit dem Kind darüber redet. Gemeinsames Malen kann man zum Beispiel gut mit Streithähnen machen. Zwei Kinder malen dann gemeinsam an einem Bild, stellen die Situation dar und reden darüber. Ich habe gelegentlich in einer Willkommensklasse mitgearbeitet und habe z.B. mit den Kindern Memory gespielt. Das hat den Kindern viel Spaß gemacht und sie lernen spielerisch die deutschen Begriffe und trainieren ihr Gedächtnis.
Lehrer News: Es sind mittlerweile immer mehr Sozialpädagog:innen und Sozialarbeiter:innen an Schulen tätig. Wie wird die Überschneidung ihrer Tätigkeitsfelder mit denen der SiS-Mediator:innen gehandhabt?
Johannssen: Das ist in jeder Schule anders. Wir empfehlen, mit den Sozialarbeitern Kontakt zu haben und über die jeweiligen Aufgabenbereiche zu sprechen, was an einigen Schulen recht gut funktioniert. Da sind die Sozialarbeiter:innen für die schwereren Fälle zuständig. Sie sind auch jeden Tag in der Schule und gehen, wenn es notwendig ist, in die Familien. Das machen die Seniorpartner nicht. Laut Statistik behandeln wir als SiS-Mentoren an erster Stelle Beleidigungen, Ausgrenzungen und Prügeleien – vor allem bei Jungs. An zweiter Stelle stehen Beziehungsprobleme zwischen Freundinnen. Die Grenzen der Mediation sind dann, wenn es z.B. um häusliche Gewalt und um sexuellen Missbrauch geht. Da sind wir angehalten, dieses entweder mit der Fachlehrerin oder der Vertrauenslehrerin zu besprechen.
Lehrer News: Wie kommen die Schüler:innen zu den SiS-Mediator:innen?
Johannssen: Oft werden sie zuerst von den Lehrern geschickt, wobei sie trotzdem freiwillig bereit sein müssen, über den Konflikt zu reden. Wenn sie dann mal bei uns waren, kommen viele gerne wieder, aber auch das ist sehr unterschiedlich. Wir haben Schulen, da stehen die Kinder vor dem “Raum der guten Lösungen” Schlange und dann haben wir Schulen, da kommen die Kinder nicht so häufig. Dann schlagen wir vor, dass man sich ein paar Mal in eine Klasse setzt und hospitiert. Hier sieht man die Kinder, die stören und ein auffälliges Verhalten haben. Dann spricht man mit der Lehrerin darüber und trifft zum Beispiel mit ein oder zwei Schülern eine Verabredung.
Lehrer News: Die Lehrer:innen vermitteln also die Kinder an die SiS-Mediator:innen. Gibt es auch Kommunikation in die andere Richtung, also bekommen die Lehrer:innen Feedback über stattgefundene Mediationen?
Johannssen: Dadurch, dass wir den Kindern Vertrauen zugesagt haben, ist es mitunter problematisch. Die Lehrer sind oftmals an Feedback interessiert und wenn wir dann allgemein angeben “das Gespräch lief gut und die Kinder kommen in vier Wochen wieder und berichten”, dann muss das dem Lehrer reichen. Einigen reicht es aber nicht und dann fragen wir die Kinder, ob sie damit einverstanden sind, dass wir den Lehrern berichten. Aber wenn sie nicht einverstanden sind, dann machen wir das nicht und das wird von den Lehrer:innen meistens akzeptiert. Von daher ist es wichtig, dass die Lehrkräfte wissen, was Mediation ist, denn ein ganz wichtiger Bestandteil der Mediation ist die Vertraulichkeit.
Lehrer News: Gab es in Ihrer mittlerweile 20-jährigen Tätigkeit bei SiS Veränderungen in den Problemen, mit denen Kinder zu Ihnen kommen, und wodurch sind diese Ihrer Meinung nach bedingt?
Johannssen: Eine Veränderung ist die Digitalisierung, die fast alle Lebensbereiche betrifft. Das Handy ist inzwischen für Kinder sehr wichtig, der Umgang damit in der Schule allerdings sehr unterschiedlich. Neu sind die Gruppenchats und die Möglichkeit von Ausgrenzung und Mobbing über Whatsapp oder Signal. Früher gab es natürlich auch Mobbing, nur hat man es nicht so schnell verbreiten können. In meiner Schule habe ich den Eindruck, dass die Gewalt nicht zugenommen hat. Vor 20 Jahren, als ich dort anfing, gab es viele Auseinandersetzungen zwischen Türken, Kurden und Libanesen. Das waren die drei Bevölkerungsgruppen, die am stärksten in der Schule vertreten waren. In den letzten Jahren sind viele andere Nationen dazu gekommen – mittlerweile etwa 40. Ich habe den Eindruck, dass diese größere Vielfalt gut ist, wobei die sprachlichen Probleme eine Herausforderung für die Schule und die Kinder sind.
Lehrer News: Wie werden Schulen zu SiS-Schulen?
Johannssen: Das ist in den Bundesländern sehr unterschiedlich. In Berlin melden sich die Schulen bei uns und dann wird ein Gespräch mit dem Schulleiter oder der Schulleiterin und den Sozialpädagogen vereinbart, um über unser Konzept zu reden und über die Mediation aufzuklären. Wenn die Schule weiter Interesse hat, Seniorpartner:innen zu bekommen, werden wir zur Gesamtkonferenz eingeladen, an dem auch alle Lehrer und Elternvertreter sind. Dann müssen mehr als die Hälfte der Lehrer damit einverstanden sein, dass wir als schulfremde Personen an die Schule kommen. Das ist jetzt kein Problem mehr, aber als ich vor 20 Jahren mit diesem Ehrenamt anfing, gab es viele Schulen, die nicht wollten, dass schulfremde Personen an die Schule kommen.
Lehrer News: Was ist die Zukunftsperspektive der SiS?
Johannssen: Der Landesverband Berlin wird seit 6 Jahren vom Senat für Bildung, Jugend und Familie und dem Senat für Integration, Arbeit und Soziales gefördert. Wir haben für 2024 wieder einen Förderantrag gestellt und hoffen sehr, dass wir im Haushaltsplan berücksichtigt werden. Die anderen Landesverbände erhalten ihre Förderung von Stiftungen und lokale Firmen, aber der Bundesverband versucht mit dem Bundesministerium ins Gespräch zu kommen, sodass SiS auch auf Bundesebene finanziert wird und eine längerfristige nachhaltige Perspektive hat. Eine monetäre Unterstützung ist notwendig, um den Bestand zu halten und als Organisation möglichst zu wachsen. SiS erfüllt mit diesem generationsübergreifenden Projekt wichtige gesellschaftliche Aufgaben und bildet eine Brücke zwischen Alt und Jung. Hier in Berlin kommen wir jährlich insgesamt auf ca. 32.000 ehrenamtlich geleistete Stunden. Das ist schon ein gewaltiges Engagement.
Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!
Der Landesverband Berlin sucht noch Teilnehmer:innen für die nächste Ausbildungsrunde. Sie beginnt am 05. Februar 2024 und findet online statt. Mehr Infos findet ihr auf www.seniorpartner-berlin.de.
Berlin. Die Entscheidung der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), eine für Dezember geplante Konferenz zur deutschen Erinnerungskultur zu verschieben, stößt auf scharfe Kritik der beteiligten Kurator:innen und Teilnehmer:innen, wie der Berliner Tagesspiegel berichtet. Die bpb hatte die Verschiebung damit begründet, dass die Verantwortlichen sich derzeit nicht in der Lage sähen, “diese Debatte konstruktiv zu führen und zu moderieren”. Die “fürchterlichen Ereignisse des 7. Oktobers 2023” würden derzeit alles überlagern. Es sei nun eine Zeit der Trauer und Solidarität mit Israel und den Opfern.
Kuratiert wurde die Veranstaltung von der südafrikanischen Künstlerin Candice Breitz und dem US-amerikanischen Literaturwissenschaftler Michael Rothberg. Die Konferenz sollte zunächst vom 8. bis 10. Dezember unter dem Titel “We still need to talk – Hin zur relationalen Erinnerung” stattfinden. Bei der Veranstaltung wollte die bpb “eine in den Wissenschaften geführte Debatte rund um das Thema Verflechtungsgeschichte, die international und in den letzten Jahren z.T. erbittert geführt wurde, aufgreifen und den Diskursraum für die politische Bildung und die Öffentlichkeit öffnen.” Im Kern geht es dabei um die Debatte, ob die Singularität des Holocausts in Frage gestellt werden darf. Rothberg plädiert für eine “multidirektionale Erinnerung” in einer globalisierten Welt. Hierbei müsse der Holocaust zu anderen Verbrechen in Relation gesetzt und diskutiert werden dürfen. Diese Diskussion hätte nach dem Angriff der Hamas auf Israel und den Ereignissen, die darauf folgten, sicherlich Aufregungs-Potenzial gehabt. Der Austausch zu diesem Thema verläuft aktuell zum Beispiel in sozialen Medien extrem aufgeheizt und emotional.
Die bpb umgehe mit ihrer Entscheidung die Bearbeitung dieser herausfordernden Situation, sagen die Kritiker:innen, die die Entscheidung bedauern. Auch Hanno Hauenstein, ehemaliger Ressortleiter der Berliner Zeitung, sollte an der Konferenz teilnehmen. Er kritisierte die Verschiebung ebenfalls in sozialen Netzwerken. Er sehe darin die Bestätigung, „dass in Deutschland die Kultur des Vermeidens wichtiger ist als der Diskurs.” Die Kuratorin Candice Breitz äußerte sich nach Anfeindungen in sozialen Netzwerken kritisch zum öffentlichen Diskurs rund um alle Themen bezüglich des Krieges im Nahen Osten. Es müsse möglich sein „den palästinensischen Kampf für Grundrechte und Menschenwürde zu unterstützen und gleichzeitig das schreckliche Blutbad vom 7. Oktober und den grausamen Würgegriff der Hamas gegen die Zivilbevölkerung im Gazastreifen unmissverständlich zu verurteilen“.
Die bpb hat die Veranstaltung explizit nicht abgesagt, sondern nur verschoben. Ein neues Datum für die Konferenz ist aktuell noch nicht bekannt.
Sobald die kalte Jahreszeit naht, beginnen die Nasen zu laufen, und davon bleiben auch die Klassenzimmer nicht verschont. Wenn Lehrkräfte von hartnäckigen Schnupfen- und Erkältungswellen heimgesucht werden, steht die nächste Vertretungsstunde schon in den Startlöchern. Da geht doch nichts über eine unerwartete Filmstunde, die sowohl von den Schüler:innen gefeiert, als auch von den tapferen Vertretungslehrkräften gerne willkommen geheißen wird. Wir haben uns in die frei zugänglichen Filmwelten gestürzt und stellen euch nun einige Filme in vier Kategorien vor, die die nächste Vertretungsstunde auflockern können und vielleicht auch neuen Gesprächsstoff liefern. Das besondere an unserer Liste: Alle Filme sind kostenlos und unter Open-Source-Lizenzen produziert.
Während es manchen langen Spielfilmen schwerfällt, authentische Emotionen durch realistische Dialogen und nachvollziehbare Handlungen beim Publikum hervorzurufen, gelingt vielen Kurzfilmen genau das in einem Bruchteil der Zeit und manchmal sogar ohne Dialoge. Mit ihrer kompakten Länge eignen sie sich hervorragend, um das zentrale Thema zu fokussieren und in einer Diskussionsrunde mit den Schüler:innen zu vertiefen.
Der animierte Kurzfilm NAPO von Gustavo Ribeiro behandelt in seiner knapp 16 Minuten dauernden Erzählung über einen Jungen und seinen dementen Großvater die Themen Erinnerungen, Verlust und Familienzusammengehörigkeit. Ohne auch nur ein einziges gesprochenes Wort spricht die Zuneigung in den Szenen Bände, die auch ein jüngeres Publikum intuitiv versteht.
In dem etwa 6-minütigen Kurzfilm THE BOX von Merve Cirisoglu Cotur klettert ein kleiner Junge zusammen mit seiner Katze in seinem Kinderzimmer in ein selbstgebasteltes Haus aus einem großen Karton. Plötzlich findet er sich in den von Krieg zerstörten und von Armut bedrohten Ruinen seiner Heimat wieder. Schweren Herzens muss er von dort fliehen und übrig bleiben nur sein Kartonhaus und seine Katze. Der Kurzfilm thematisiert auf einfühlsame Weise den Schmerz und Verlust, die auf Krieg und Flucht folgen. Er bietet eine ansprechende Möglichkeit, um die Auswirkungen von Fluchterfahrungen zu thematisieren und soziopolitische Themen mit den Schüler:innen zu diskutieren.
Durch die besondere Haptik von Stop-Motion-Filmen entsteht eine Lebendigkeit und Nahbarkeit der Figuren, die mit digitalen Animationstechniken oft nur schwer zu erreichen sind. In den folgenden drei Kurzfilmen gelingt es den Filmemacher:innen, komplexe Themen fesselnd zu präsentieren, indem sie die handgemachte Ästhetik von Stop-Motion geschickt nutzen. Die optisch, aber auch emotional ansprechenden Geschichten können die Schüler:innen dazu inspirieren, ihre eigenen kreativen Stop-Motion-Filme zu drehen. Für geeignete Hilfsmittel hat Lehrer-News eine Liste von vier Grafiktools und Videoprogrammen zusammengestellt, die beim Filmemachen unterstützen können. In der Konzeption einer Geschichte und deren visuelle Aufbereitung eignen sich die Kinder nützliches Wissen über Storytelling und erzählerische Kohärenz an, das sicherlich nicht nur im Deutschunterricht angewendet werden kann.
In dem achtminütigen Kurzfilm Migrants von einem Kollektiv aus Regisseur:innen geht es auf den ersten Blick um die Themen Klimawandel und seine Auswirkungen auf eine Eisbärmutter und ihr Junges, die aufgrund der Polarschmelze gezwungen sind, ein neues Zuhause zu suchen. Auf den zweiten Blick offenbart der Film die Herausforderungen von Diskriminierung und Ausgrenzung, mit denen die beiden Flüchtigen in ihrer neuen Umgebung konfrontiert werden. Auch in diesem Kurzfilm vermitteln die Bilder ohne den Einsatz von Sprache deutlich den Schmerz und den Zusammenhalt zwischen Mutter und Jungen. Dieser eindringliche Kurzfilm lädt dazu ein, in einer Gesprächsrunde die Themen Menschlichkeit, Klimawandel, Diskriminierung und Migration zu reflektieren.
Der Kurzfilm Negative Space von Max Porter und Ru Kuwahata erzählt in nur fünf Minuten die Geschichte eines Sohnes und seines Vaters, deren Beziehung durch das Kofferpacken geprägt wird. Mit einer einfallsreichen, melancholischen Bildsprache veranschaulicht der Film die unausgesprochene Vulnerabilität, die sich oft in komplexen Familiensituationen einstellt, während er gleichzeitig die Nähe und Distanz der Vater-Sohn-Beziehung einfühlsam wiedergibt. Dieser Film kann eine offene Gesprächsrunde mit der Lehrkraft initiieren, in der Familienbeziehungen und die Bedeutung von emotionaler Verbundenheit thematisiert werden, von der die Schüler:innen in ihren persönlichen Lebenswelten profitieren können. Der Film eignet sich für ältere Schüler:innen, die ein fortgeschrittenes Englisch und die tieferliegende Bedeutung verstehen können.
In dem siebenminütigen Kurzfilm Lost & Found von Andrew Goldsmith und Bradley Slabe wird das Thema Freundschaft und Hilfsbereitschaft intensiv thematisiert. Die Freundschaft zwischen einem gehäkelten Fuchs und einem gehäkelten Dino scheint eine ganz besondere zu sein. Denn sobald der Dino bemerkt, dass sein Freund der Fuchs in Gefahr schwebt, setzt er alles daran, ihn zu retten – auch über seine eigenen Grenzen hinaus. Dieser Kurzfilm baut Spannung auf und lässt gleichzeitig den Wert von tiefer Freundschaft durchblicken. Jedoch regt er auch an, über die gegenseitige Unterstützung und die Gefahr der Selbstaufgabe in der freundschaftlichen Dynamik von Geben und Nehmen nachzudenken. Ansprechend gestaltet und ohne Worte verstehen diesen Film schon die Kleinsten.
Und wer gleich eine Doppelstunde Religion zu füllen hat und die Kinder zum Nachdenken über das Thema persönliche Entscheidungen und moralische Dilemmata in Bezug auf christliche Werte anregen möchte, der:die kann zu dem auf der Website Netzkino frei zugänglichen und kostenlosen Abenteuerfilm Die Pilgerreise greifen. Die Geschichte handelt von Christian, der in der “Stadt der Verdammnis” lebt und zufällig ein Buch entdeckt, das ihm ein völlig neues Leben verspricht. Seine beherzte Entscheidung, seine Heimat zu verlassen, um die “Himmlische Stadt” zu finden, eröffnet vielschichtige Themen wie Selbstfindung, spirituelle Reife und den Weg zur Erlösung, die sich für eine anregende Diskussion im Unterricht eignen.
Ohne den Aufwand, Schullizenzen beantragen oder zusätzliche Kosten decken zu müssen, stehen diese sechs Filme kostenlos im Netz zur Verfügung und zählen somit zu den freien Gütern. Auch Youtube-Videos dürfen im Rahmen des Unterrichts gezeigt werden, da es sich beim Klassenraum um eine nichtöffentliche Umgebung handelt, sofern keine Schulexternen teilhaben können. Wer vermeiden möchte, dass Werbung und automatische Videos in die Wiedergabeliste gespielt werden, kann die Videolinks mit ein paar Klicks einbetten. Damit Schüler:innen in ihrer Freizeit nicht in Kostenfallen im Internet tappen und sie außerdem neue Möglichkeiten durch zugängliche Creative Commons kennenlernen, könnten die Themen Urheberrecht, Allgemeingüter und Filmlizenzen ebenfalls im Unterricht angesprochen werden.
Ganz gleich, ob es um das Einfangen von Emotionen, das Erwecken von Kreativität durch Stop-Motion oder das Anregen von tiefgründigen Diskussionen geht, die Vielfalt der kostenlosen Filme bietet nicht nur eine willkommene Abwechslung in Vertretungsstunden, sondern eröffnet vielleicht auch neue Perspektiven und regt zur eigenen Kreation eines Kurzfilms an.
Habt ihr noch Ideen, welche Filme sich besonders gut für eine Vertretungsstunde eignen? Schreibt es in die Kommentare!
Hannover. Die ab Januar 2024 steigende Mehrwertsteuer in der Gastronomie wirft Fragen über die Verpflegung von Kindern und Jugendlichen in Kitas und Schulen auf. Durch die Corona-Pandemie wurde die Steuer bundesweit von 19 auf 7 Prozent gesenkt, aufgrund der Energiekrise wurde der reduzierte Satz bis Ende 2023 verlängert. Zahlreiche Betriebe und Verbände fordern nun auch für das Jahr 2024 die Beibehaltung des gesenkten Steuersatzes. Durch eine Erhöhung könnten immer weniger Familien dazu in der Lage sein, sich das Essen in der Schulkantine zu leisten. Auch die Zukunft der Caterer geriete in Gefahr.
Die reduzierte Mehrwertsteuer trägt aus Sicht des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) einen wichtigen Teil dazu bei, eine gesunde und bezahlbare Verpflegung in Kitas und Schulen zu gewährleisten. "Nur durch eine Beibehaltung des ermäßigten Steuersatzes kann bezahlbares Mittagessen für Kinder und Jugendliche in Schulen und Kindertagesstätten künftig noch gewährleistet werden", so der Verband. Zudem steigt die Sorge, dass viele Kita- und Schulverpfleger durch eine Erhöhung des Steuersatzes in ihrer Existenz gefährdet und auch die Eltern einer zunehmenden finanziellen Belastung ausgesetzt werden könnten.
Die Stadt Hannover teilt diese Befürchtungen indes nicht. Als Träger von zahlreichen Kitas und Schulen verwies sie darauf, dass der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent nur unter bestimmten Bedingungen für das Schulessen fällig wird. "Werden die Speisen von einem Caterer nur angeliefert und städtisches Personal oder Personal von einem Förderverein der Schule eingesetzt, liegt der Steuersatz bei 7 Prozent", erklärte eine Sprecherin der Stadt Hannover gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa). "Werden Speisen von einem Caterer angeliefert und das Personal vom Caterer gibt das Mittagessen aus, wird dieses ab 2024 mit 19 Prozent versteuert." Dass der höhere Steuersatz nur in Verbindung mit Dienstleistungen wie der Essensausgabe oder der Geschirrreinigung fällig wird, gab auch der Niedersächsische Städtetag bekannt.
Nach einem neuen Konzept, welches die Stadt Hannover vorgestellt hat, sollen alle Eltern für ein Schulessen ihres Kindes maximal vier Euro zahlen, den Rest übernimmt der Schulträger. Dadurch ergebe sich jedoch eine Mehrbelastung für den städtischen Haushalt: Sowohl die Stadt als auch der Niedersächsische Landkreistag verwiesen aufgrund der Befürchtungen der Elternschaft auf das Bildungs- und Teilhabepaket für bedürftige Familien. "Wir gehen daher davon aus, dass der eventuell entstehende Bedarf in den Familien über diesen Weg gedeckt werden kann", teilte eine Sprecherin mit. Demnach bekommen Kinder von Eltern mit bestehendem Anspruch das Mittagessen in Kitas und Schulen umsonst.
Das kommende Jahr wird zeigen, inwiefern Kitas und Schulen, die sich nicht auf die Dienstleistungen der Caterer verlassen, durch die bundesweite Mehrwertsteuererhöhung der Gastronomie betroffen sind. Klar ist, dass sich etwas an deutschen Kitas und Schulen, die eben solche Dienstleistungen beziehen, verändern muss, damit Kinder und Schüler:innen weiterhin ein gesundes, erschwingliches Mittagessen bekommen können.
Bei Lernvideos sollte grundsätzlich immer der richtige Ton getroffen werden. So auch bei Videos für den Musikunterricht. In anderen Artikeln haben wir euch schon Material für die Fächer Geografie, Mathe oder Deutsch vorgestellt. Im Musikunterricht stehen Schüler:innen manchmal vor ganz anderen Herausforderungen. Es kann oft schwer sein, das Gehörte zu bestimmten Noten zuzuordnen oder einen Überblick über die ganzen Epochen zu bewahren. Aus diesem Grund stellen wir euch heute Kanäle vor, deren Lernvideos für euren Musikunterricht interessant sein können und Schüler:innen die Wissensvermittlung einfacher machen können.
Um besonders Schüler:innen in den niedrigen Jahrgangsstufen das Basiswissen der Musik zu vermitteln, eignen sich Arbeitsmaterialien der Website minimusiker.de. Neben Kinderliedern und Musik für die Anwendung Tonie, bei der Kinder Audioinhalte auf einer eigenen Box hören können, bietet die Website auf ihrem Youtube-Kanal auch eigene Videos an. Beispielsweise können Kinder hier mit Hilfe von Videos Rhythmicals lernen und diese nach dem klassischen Muster Klatsch, Stampf, Schnipps zu viert vorführen. So bekommen Schüler:innen ein erstes Rhythmusgefühl.
Zu den Videos sind dann auf der Webseite einzelne Arbeitsblätter zum Weiterlernen kostenlos verfügbar. Möchte man weitere Materialpakete erwerben, kann man das für 13 Euro pro Paket. Außerdem findet ihr hier komplettes Unterrichtsmaterial für ein fachfremdes Unterrichtsjahr im Fach Musik. Also selbst, wenn euer Fachgebiet ein anderes ist, könnt ihr bei einem Rückgriff auf diese Website den Musikunterricht in der Grundschule meistern!
Welche Notenwerte und Notenlinien gibt es? Ist die gehörte Note nun ein g, ein fis oder ein f? All diese Fragen können im Musikunterricht beim ersten Lernen von Noten aufkommen. Der Youtube-Kanal von ivi-education bietet euch für genau diese Fragen die richtigen Antworten. Neben der Veranschaulichung von den verschiedenen Notenwerten findet ihr hier Videos zu verschiedenen Tempi, den einzelnen Akkorden und Weiteres. Dieser Kanal eignet sich also hervorragend, wenn es um eine Vertiefung der Musiktheorie geht. Und für den Fall, dass ihr in anderen Fächern Erklärvideos braucht, finden sich hier auch unter anderem Videos für Fächer wie Latein, Kunst, Mathematik oder Englisch. In Verbindung mit den Videos eignen sich auch die auf der Webseite von ivi-education bereitgestellten Arbeitsblätter, mit denen ihr euren Musikunterricht interaktiver gestalten könnt. Allerdings schwanken die Arbeitshefte zu den Videos preislich zwischen 9,99 Euro und 14,99 Euro.
Mittelalter, Barock oder doch Renaissance? Bei so vielen Epochen kann man leicht den Überblick verlieren. Damit es aber gar nicht erst dazu kommt, hat der Youtubekanal musikmitmatthias8226 ein Video mit einem kurzen aber prägnanten Speedrun über die Epochen gestaltet, mit dem Schüler:innen ganz einfach einen ersten Überblick über die Jahreszeiten, Epochen und bekanntesten Musiker in dieser Zeit bekommen können. Ein weiterer Vorteil ist, dass mit jeder Epoche der dazu passende Musikstil dieser Zeit gespielt wird, also die Schüler:innen neben dem visuellen Lernen auch auditiv die Inhalte miteinander verknüpfen können.
Ist dann das erste Wissen gefestigt, können Schüler:innen sich ganz spezifisch auf bestimmte Themen konzentrieren. Besonders gute Videos in diesem Bereich gibt es von dem Youtube-Kanal MusikDurchblick. Er wird von drei studierten Musiker*innen geführt und beschäftigt sich wirklich mit allen Themen rund um die Musik. Neben klassischen Lernvideos gibt es auch Takt-Beispiele anhand bestimmter Songs. In diesem Beispielvideo erklärt Sebastian, wieso der 7/4 Takt eine außergewöhnliche Taktart ist und macht das anhand des Musikklassikers All you need is love greifbar.
Auf diesem Kanal findet ihr also die Lern- und Erklärvideos zu ziemlich jedem Musikthema. Außerdem bieten die drei auf ihrer Webseite ein kostenloses Starterpaket an, mit dem ihr das Grundlagenwissen eurer Schüler:innen testen könnt!
Mit diesen vier Kanälen und ihren Lernvideos könnt ihr euren Schüler:innen alles von ersten Einblicken in ein Rhythmusgefühl bis hin zum Heraushören von jeder Note im Bassschlüssel beibringen. Außerdem verbinden viele dieser Videos ihre Erklärungen mit Hörbeispielen, was den Schüler:innen dabei hilft, das Gelernte auch anders verknüpfen zu können. Zudem könnt ihr das erworbene Wissen dann mithilfe von Arbeitsblättern oder Hörbeispielen direkt an euren Schüler:innen testen.
Wie gestaltet ihr euren Musikunterricht? Nutzt ihr bereits Lern- und Erklärvideos? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Erneut drängt Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) auf die Vermittlung von mehr finanzieller Bildung in Schulen. Im März dieses Jahres hatte sie mit dem Bundesfinanzminister und Parteikollegen Christian Lindner die Initiative Finanzielle Bildung vorgestellt. Um die Finanzkompetenz in Deutschland zu stärken, wurden Eckpunkte festgehalten, inwiefern das Bundesministerium für Finanzen und das Bundesministerium für Bildung und Forschung dieses Vorhaben unterstützen wollen. Die drei Hauptziele sind hier das Erarbeiten einer Finanzbildungsstrategie und eine Finanzbildungsplattform zu schaffen. Außerdem soll die Forschung zu finanzieller Bildung gestärkt werden.
Im August dieses Jahres haben dann die Verantwortlichen die Arbeit an einer nationalen Finanzbildungsstrategie aufgenommen. Aus diesem Grund wurde gemeinsam mit der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, einen Fragebogen entwickelt, um einen Überblick über die bereits bestehenden Finanzbildungsangebote in Deutschland zu erhalten. Dieser konnte anschließend bis zum 8. September 2023 von Akteur:innen im Bereich der finanziellen Bildung ausgefüllt werden. Doch seitdem ist es wieder eher still um das Thema geworden. Vermutlich hat sich Bettina Stark-Watzinger deshalb an diesem Montag im Hessischen Rundfunk geäußert und die nach wie vor unzureichende Behandlung dieses Themas im Unterricht kritisiert. Schließlich stelle die Initiative finanzielle Bildung Unterrichtsmaterialien und weitere Möglichkeiten, um das Thema zu unterrichten. Des Weiteren gelte laut Stark-Watzinger weiterhin das Angebot an die Länder, bei der Umsetzung von finanzieller Bildung stärker zusammenzuarbeiten.
Das ist auch dringend notwendig, denn nach wie vor ist die finanzielle Bildung in Deutschland verbesserungswürdig. Das bestätigt auch die neueste Umfrage der Allianz SE in sieben Ländern. In dieser wurden in Deutschland und sechs weiteren Ländern mehr als 1000 Teilnehmer:innen zu ihrem Finanzwissen befragt. Insgesamt haben nur 16 Prozent der befragten Teilnehmenden in Deutschland mindestens sieben von neun verhältnismäßig einfachen Fragen um die Themen Zinsen, Inflation und Risiko richtig beantworten können und weisen damit ein hohes Finanzwissen auf. 28 Prozent schafften nur höchstens zwei richtige Fragen und zeigten damit eine geringe Finanzkompetenz. Doch Unwissen ist nicht nur in Deutschland vorhanden. Auch in Nachbarländern wie Frankreich, Italien oder Spanien liegen die Werte bei 26 Prozent oder niedriger. Es gibt hier also viel Verbesserungspotential. Allerdings liegt Deutschland mit einem Anteil von 28 Prozent auf dem vorletzten Platz vor den USA. Doch der Mangel an finanzieller Bildung wirkt sich auch auf andere Bereiche aus. Schließlich haben Wissende so ein wichtiges Vertrauen in eigene Entscheidungen. Und da die Ergebnisse der Umfrage der Allianz Gruppe darauf hinweisen, dass dieses Thema keineswegs ein Selbstläufer ist, der sich mit den Jahren und wachsender Erfahrung von selbst löst, ist es wichtig, diese Bildung (weiter) zu fördern.
Neben der persönlichen Entwicklung ist finanzielle Bildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Schließlich ist es mit mangelndem Wissen über Risiken oder Renditen sowie dem schleichenden Vermögensverlust durch Inflation kaum möglich, die breite Masse für eine vernünftige Altersvorsorge zu mobilisieren. Es ist also wichtig, dass Schüler:innen nicht nur mit Mathe-Formeln wie dem Satz des Pythagoras oder der Mitternachtsformel aus der Schule entlassen werden, sondern ein allgemeines Verständnis und grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit Finanzen erlangen. Bei der konkreten Umsetzung lassen sich jedoch auch zwei Jahre nach dem Start der Ampelkoalition mit einem FDP-geführten Bildungsministerium wenig Fortschritte erkennen.
Die Lernplattform “Zukunft Digitale Schule” (ZDS), Teil der Initiative Zukunft Digitale Bildung, zu der auch Lehrer News gehört, wächst immer weiter. Deshalb möchten wir euch hier auf dem Laufenden halten, welche neuen digitalen Fortbildungen es für Lehrkräfte gibt und was euch die Plattform individuell bietet. Die Fortbildungen für engagierte Lehrkräfte finden asynchron statt, sodass ihr die Möglichkeit habt, die Kurse flexibel in euren Arbeitsalltag zu integrieren. Das Ziel von ZDS ist es, Bildung für Lehrkräfte zugänglicher zu gestalten. Dieser Ansatz zeigt sich auch in der Zusammenarbeit mit diversen Expert:innen aus den Bereichen Schule, Politik und Wissenschaft. Ihnen wird mit ZDS eine Plattform zur Verfügung gestellt, mit der sie ihr Bildungsangebot für Lehrkräfte digitalisiert anbieten können.
Zukunft Digitale Bildung bietet eigens erstellte Inhalte sowie Fortbildungen des hessischen Anbieters Heraeus Bildungsstiftung an. Mit weiteren Anbieter:innen laufen derzeit intensive Gespräche – das ZDS-Angebot soll kontinuierlich wachsen. Neue Kurse erscheinen in der Regel im Monatsrhythmus – als Mitglied wird man darüber per E-Mail benachrichtigt, eine Voranmeldung ist somit nicht nötig. Alle Fortbildungsangebote sind in Unterkapitel eingeteilt, um so jederzeit in individuellen Schritten (weiter)lernen zu können. Nach erfolgreichem Abschluss eines Kurses erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat. Ein Kurs dauert etwa ein bis zwei Stunden. Für die Anmeldung zu einem Kurs ist eine Mitgliedschaft bei einem der Bildungsanbieter erforderlich. Anschließend können die Kurse des jeweiligen Bildungsanbieters gebucht werden, indem der Wunschkurs einfach ausgewählt wird.
Auf der Plattform kommen mehrere qualifizierte Bildungsanbieter zusammen. Nachdem man sich für einen der Anbieter entschieden hat, kann man sich unkompliziert für eine Mitgliedschaft anmelden und diese bezahlen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass Fortbildungsinhalte bereits vorfinanziert werden. Dies können zum Beispiel die Schulen oder das Kultusministerium übernehmen, wie bei unserem Anbieter Heraeus für Lehrkräfte in Hessen. Die Referent:innen vermitteln mithilfe von Video, Bild, Text und Übungsaufgaben praxisnahe Inhalte und unterstützen die Teilnehmenden dabei, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse zu erweitern.
Das Angebot von Zukunft Digitale Schule richtet sich in erster Linie an Lehrkräfte, die bereit sind, Verantwortung für digitale Bildung zu übernehmen. Beliebte Kurse sind zum Beispiel “Videobearbeitung schnell und einfach mit DaVinci Resolve”, “Künstliche Intelligenz – neue Wege für den Unterricht!”, “Digitale Mündliche Prüfungen – so gelingt die Abnahme im Fremdsprachen-Unterricht”, “Nach der Arbeit immer heiser? Schone deine Stimme mit diesen IPad-Tools!” oder “Werde aktiv: Schau nicht weg bei Cybermobbing unter Schülerinnen und Schülern”.
Bei der Auswahl und Gestaltung der Kurse hält sich ZDS an drei zentrale Prinzipien.
Auf dem ZDS Blog kann man immer auf dem Laufenden bleiben, welche neuen Angebote es auf der Lernplattform gibt. Dazu findet ihr hier weitere hilfreiche Infos wie etwa über Fortbildungspflichten in eurem jeweiligen Bundesland oder einen Überblick über die Finanzierungsmöglichkeiten von Lehrkräftefortbildungen in Deutschland.
Wenn ihr euch eigenständig darüber hinaus auf dem Laufenden halten wollt, was aktuelle Themen von Bildungspolitik, Tipps und Tricks für Lehrkräfte und neue wissenschaftliche Erkenntnisse angeht, dann findet ihr auf unserem LehrerWiki die wichtigsten deutschen Bildungs-Influencer:innen. Über ihre verlinkten Kanäle könnt ihr euch genau die Influencer:innen heraussuchen, die über einen Bereich berichten, der für euch persönlich spannend ist.
Die Inhalte der ZDB können momentan über eine monatlich kündbare Flatrate für 19,90 EUR im Monat abonniert oder als ZDB Mitglied für 199,90 EUR im Jahr bezahlt werden.
Wir arbeiten allerdings daran, alle Inhalte für Lehrkräfte in Zukunft deutschlandweit kostenfrei zur Verfügung stellen zu können. Fortbildungen der Heraeus Bildungsstiftung sind dank der offiziellen Unterstützung des Kultusministeriums Hessen momentan für Lehrkräfte in Hessen kostenfrei. Der Zugang für Schulleitungen und Lehrkräfte außerhalb Hessens soll voraussichtlich noch dieses Jahr möglich gemacht werden. Derzeit arbeitet das Team von ZDS daran, dass künftig das gesamte asynchrone Fortbildungsangebot allen Lehrkräften kostenfrei zur Verfügung gestellt werden kann.
Am ersten Novemberwochenende ist es wieder so weit: das Dresdner Messegelände verwandelt sich in Dresden größtes und aufregendstes Kinderzimmer, denn die „spielraum“ ist das Spiel-, Informations- und Entdeckerparadies für kleine und große Spiele-Fans! Wer an beiden Tagen dabei ist, kann sich ganze 18 Stunden oder 1.080 Minuten oder 64.800 Sekunden in sein individuelles spielraum-Erlebnis vertiefen. Dabei sind die Angebote auch in diesem Jahr wieder vielseitig und auf die ganze Familie ausgerichtet. Hier ein paar Auszüge der ganz neuen, aber auch der beliebt-bewährten Erlebnismöglichkeiten:
Der FPV- und Drohnen-Parcours wird jetzt noch spektakulärer!
Das Live-Bild aus den RC-Autos kann störungsfrei und in gestochen scharfem Full-HD erlebt werden, übertragen mit modernster Digitaltechnik; durch Rundenzeiterfassung werden zudem Rennen und ein großes Finale ermöglicht. Auch die Drohnen-Simulatoren sind dabei und erlauben das FPV-Fliegen mit echten Fernsteuerungen. Die Summe der 2023er Upgrades erhebt die Attraktion ins „Next Level“, die in Dresden gar Weltpremiere feiern wird.
Erstmals ist MediaMarktSaturn mit an Bord.
Als sinnvolle Ergänzung zur digitalen Spielewelt stehen hier unter anderem Konsolen, Tablets und Kopfhörer für den Spiel- und Schulbedarf im Fokus. Persönliche Beratung und anschließendes Ausprobieren sind wichtig, um die Auswahl für die bestmögliche Handhabung im Alltag treffen zu können – beides wird vor Ort angeboten.
Die zentralen Themen Prävention, gesundes Aufwachsen und Bildung werden weiter ausgebaut.
Hier lautet der sich an Eltern und Kinder gleichermaßen richtende Leitgedanke unverändert „Vorsorgen ist besser als heilen“. Neben den Johannitern, der Brandschutzerziehung, den Dresdner Schülerlaboren und der Kinderlesewelt sind in diesem Jahr neu dabei: die Polizei Dresden, unter anderem mit Vorträgen zu Cybergrooming und sicherer Mediennutzung, Florian Buschmann mit seiner Initiative OFFLINE HELDEN, die sich dem Thema Prävention und Intervention bei Mediensucht widmet, und ein Ernährungsstudio, das das gesunde Heranwachsen von Kindern fokussiert.
Bewährte und beliebte Angebote werden bewusst fortgeführt.
Vielfalt ist und bleibt Trumpf: 300.000 Legosteine warten darauf, von kreativen Köpfen verbaut zu werden, das begehbare Puppenhaus von Zapf Creation und das große Playmobil Areal laden zum Staunen und Ausprobieren ein, in der Pfiffikus-Forscherarena wird die Neugier für Naturwissenschaft und Technik entfacht, und im Action- und Tobeparadies können Kinder aller Altersgruppen nach Herzenslust ihrem Bewegungsdrang nachgehen.
Zudem wird auch 2023 die erfolgreiche "Games for Families"-Reihe mit kinder- und familienfreund-lichen Computer-, Konsolen- und Gesellschaftsspielen nicht fehlen. Auf einer separaten Fläche stehen über 500 Gesellschaftsspiele unterschiedlichster Art zum Ausprobieren bereit.
„Der Online-Ticketvorverkauf läuft bereits – und das auch für die begehrten Familien- und Wochenendtickets. Alle Spiele-Fans sollten daher am besten noch heute den Messetermin 4. und 5. November im Kalender notieren, Familie und Freunde einladen, ihr Wunschticket buchen - und sich dann gemeinsam und unbeschwert auf die spielraum 2023 freuen“ rät Markus Kluge, Geschäftsführer der MESSE DRESDEN.
Weitere Informationen unter: www.spielraum-dresden.de
Polen hat Veränderung gewählt. Die jüngsten Parlamentswahlen vom 15. Oktober könnten auch für das polnische Bildungssystem einen erneuten Wandel bedeuten. In den letzten acht Jahren hatte die Regierung der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość – PiS) weitreichende Umgestaltungen im Bildungsbereich vorgenommen. Doch während Pierogi, Wodka und Polonaise den meisten vertraut sind, bleibt das Bildungssystem unseres Nachbarlandes eher im Dunkeln. Hier lohnt sich ein genauerer Blick im Rahmen unserer Reihe Bildungssysteme der Welt, in der wir bereits das Schulwesen von Vietnam, Kanada, Kuba und Frankreich vorgestellt haben. Wie ist das polnische Bildungssystem strukturiert? Welche Veränderungen wurden durch den politischen Einfluss herbeigeführt? Und inwiefern stehen erneute Reformen durch die Ergebnisse der diesjährigen Parlamentswahl bevor?
Das polnische Bildungswesen unterscheidet sich bereits in seinen Fundamenten von dem in Deutschland: Anders als bei uns ist die Bildung bei unseren polnischen Nachbarn zentralistisch ausgerichtet und obliegt der Verantwortung zweier Institutionen: dem Ministerium für Nationale Bildung (Ministerstwo Edukacji Narodowej) und dem Ministerium für Wissenschaft und Hochschulwesen (Ministerstwo Nauki i Szkolnictwa Wyższego). Die Struktur des Systems weist eine lange Geschichte auf, die bis ins westeuropäisch-katholisch geprägte Mittelalter zurückreicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg, während in der Volksrepublik Polen ein sozialistisches Regime herrschte, erfolgte die Zentralisierung. Damit einher ging die volle Kontrolle über das Bildungswesen durch die Regierung. Diese Form der zentralen Kontrolle setzte sich auch nach dem Ende des Kommunismus fort und prägte die Bildungslandschaft, was durch die Reformen der 1990er Jahren sogar noch weiter verstärkt wurde.
Mit der Schulreform von 1998 unter dem damaligen Bildungsminister Mirosław Handke hat sich die Struktur des Schulwesens in Polen noch einmal deutlich verändert, die Grundstrukturen sind bis heute dieselben: Unter anderem führte Handke eine Vorschulklasse ein, verkürzte die achtjährige Grundschulzeit auf sechs Jahre und fügte eine dreiklassige Mittelschule hinzu. Infolgedessen wurde auch die Schulpflicht bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres angehoben, wodurch Polen mit Deutschland gleichzog. Nach Abschluss der Mittelschule hatten Schüler:innen drei verschiedene weiterführende Schularten zur Auswahl, die entweder den Weg zur allgemeinen Hochschulreife, zu einer spezialisierten Hochschulreife wie in Mechatronik, Informatik oder Wirtschaft und den Abschluss einer Berufsausbildung in der Berufsgrundschule mit oder ohne Hochschulreife ermöglichten. Im Jahr 2009 wurde das Einschulungsalter von sieben auf sechs Jahre gesenkt, um internationalen Bildungsstandards näherzukommen und das Bildungssystem an die Entwicklungsbedürfnisse der Kinder anzupassen.
Mit dem Wahlsieg der Partei PiS im Jahr 2015 übernahm eine nationalkonservative Partei die Regierungsverantwortung, die das 1998 reformierte Bildungssystem als zu liberal und pluralistisch erachtete. Somit standen die Rückkehr zu traditionellen Lehrmethoden und eine Verbreitung von Patriotismus und Nationalgedanken auf der Agenda. Im Jahr 2017 folgten die ersten Schritte in der Umgestaltung der Bildungslandschaft, indem das ehemalige Schulsystem vor der Reform von 1998 wiederhergestellt wurde. Die Mittelschule wurde abgeschafft und die Grundschule erneut auf acht Jahre verlängert. Die Reform stieß auf heftige Kritik, nicht zuletzt weil die Leistungen der polnischen Schüler:innen in der PISA-Studie im europäischen Vergleich für diesen Zeitraum erfolgreich gewesen waren.
Der polnische Bildungsminister Przemysław Czarnek versuchte außerdem mithilfe des rechtlichen Rahmens, den Zugang von NGOs, deren Ziele nicht der PiS-Ideologie entsprechen, zu Schulen zu unterbinden. Das “Lex Czarnek” wurde trotz zweimaliger Blockierung durch das Veto des Präsidenten Andrzej Duda im August 2023 verabschiedet. Unter dem Motto “Kinder schützen, Eltern schützen" verbietet dieses Gesetz die Tätigkeit von “Vereinen oder anderen Organisationen, die Themen im Zusammenhang mit der ‚Sexualisierung‘ der Kinder fördern”, wobei “Sexualisierung” jedoch nicht präzise definiert ist, was einen Interpretationsspielraum für Schulleitungen lässt. Betroffen hiervon sind vor allem Organisationen, die zur Aufklärung über sexuelle Gesundheit und LGBTQIA+-Themen beitragen, wodurch Schüler:innen wichtiges Wissen vorenthalten wird.
Zudem strebte die PiS eine Neugestaltung der Lehrinhalte an, um einen stärkeren Fokus auf patriotische Werte und nationale Identität zu legen. Zum Schuljahr 2022/2023 wurde ein neues Unterrichtsfach eingeführt, das das bisherige Fach der Gesellschaftskunde (Wiedza o Społeczeństwie – WoS) ersetzen soll. Unter dem Titel Geschichte und Gegenwart (Historia i Teraźniejszość – HiT) wird das Fach seitdem mit einem Umfang von zwei Wochenstunden gelehrt. Diese Änderung ging auch mit der Einführung eines neuen Schulbuchs einher. Gesellschaftlich stieß dieses aufgrund seiner Voreingenommenheit auf heftige Kritik, so wird einerseits die liberale Demokratie stark kritisiert und andererseits historische Ereignisse, wie den Flugzeugunfall von Smolensk im Jahr 2010 als Anschlag, falsch dargestellt. Kritiker:innen bemängelten außerdem, dass die Politik der PiS übermäßig gelobt werde, während andere Parteien in ein schlechtes Licht gerückt würden. Durch die Vernachlässigung von Objektivität werde die Nachkriegszeit Polens aus einer nationalkonservativen Perspektive dargestellt.
Bezüglich der Haushaltsausgaben für Bildung ist Polen eines der wenigen EU-Länder mit einem sinkenden Trend. Während die Ausgaben für den Bildungsbereich in Relation zum BIP im Jahr 2005 6,1 Prozent betrug, waren es 2021 nur 4,9 Prozent. Zwar stellte die polnische Lehrergewerkschaft fest, dass Regierungssubventionen für die Bildung in absoluten Zahlen steigen würden, jedoch im Verhältnis zum BIP sänken. Diese Entwicklungen riefen Besorgnis in Bezug auf die Bildungsqualität in Polen hervor.
Allerdings liegen auch nach sechs Jahren noch immer keine Gesamtanalysen der Folgen der Reform vor, wie aus den Informationen des Pressebüros im Ministerium für Bildung und Wissenschaft hervorgeht.
Während die Bildungsreformen in Polen im Mittelpunkt der Diskussion stehen, ist auch die Einführung des neuen deutsch-polnischen Geschichtsbuches nach dem Vorbild des deutsch-französischen zur Nachkriegsgeschichte ein kontroverses Thema seit Regierungsantritt der PiS (Lehrer News berichtete).
Die Idee war in Polen zunächst skeptisch aufgenommen, aber nach einem Regierungswechsel 2007 unterstützt worden. Im Jahr 2016 feierten sowohl Deutschland als auch Polen die Veröffentlichung des ersten Bandes, gefolgt von drei weiteren Bänden. Doch obwohl das Buch in allen deutschen Bundesländern bis auf Bayern zugelassen wurde, stieß besonders der vierte Band in Polen auf Ablehnung. Kritikpunkte aus Polen betrafen unter anderem die Darstellung des Warschauer Aufstandes 1944. Die Ablehnung des Buches durch die PiS-Regierung führte zu einer Unterbrechung des Zulassungsverfahrens, was seitdem den Fortbestand des Projekts in Frage stellt.
Im Unterricht in Polen kann das deutsch-polnische Schulbuch zwar als Hilfsmittel verwendet werden, auch wenn es nicht auf der offiziellen Empfehlungsliste des Erziehungsministeriums steht. Viele Lehrkräfte ziehen es jedoch vor, die von der Regierung empfohlenen Titel zu verwenden, um potenzielle Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten zu vermeiden.
Im Oktober 2023 fanden zum zehnten Mal seit dem Systemwechsel 1989 Parlamentswahlen in Polen statt. Zwar stellt die PiS erneut die stärkste Kraft im Parlament, verfehlte aber die absolute Mehrheit, die nun von einer Koalition aus drei Oppositionsparteien (liberalkonservative Bürgerkoalition, christlich-konservativer Dritter Weg, Linksbündnis Lewica) erreicht werden kann. Die Verhandlungen zur Regierungsbildung werden sich wahrscheinlich noch bis Dezember hinziehen.
Voraussichtlich wird es die oberste Priorität der neuen Regierung sein, die PiS zu entmachten und Reformen in die Wege zu leiten, die das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung stärken sollen. So könnten der Wiederaufbau der Rechtsstaatlichkeit, Investitionen in das Bildungswesen und den öffentlichen Sektor sowie eine symbolträchtige Erhöhung der Gehälter von Lehrkräften die kommenden politischen Schritte darstellen. Laut den Einschätzungen des Leiters des Warschauer Büros des ECFR, Piotr Buras, sei das Bündnis zahlenmäßig stabil und sich in bestimmten Punkten wie dem Aufbau der Rechtsstaatlichkeit einig. Dennoch könnten auch potenzielle interne Spannungen hinsichtlich des Umfangs und der Umsetzung der Reformpläne auftreten.
Diese Entwicklungen in Polens Bildungssystem verdeutlichen den anhaltenden politischen Druck, unter dem der Bildungsbereich seit Jahrzehnten steht. Zu hoffen bleibt, dass die politische Neuordnung positive Impulse für die Bildung in Polen bringt und zu einer umfassenderen und nachhaltigen Stärkung des polnischen Bildungswesens führt.
Was meint ihr? Wird sich das polnische Bildungssystem bald schon wieder ändern? Schreibt eure Meinung gerne in die Kommentare. Falls ihr noch weitere Bildungssysteme kennenlernen wollt, folgt diesem Link.
Welche Flüsse fließen durch Deutschland? Was sind die 16. Bundesländer und deren Hauptstädte? Wie heißen die Kontinente und wo liegen sie? Geographie ist nicht nur “Wo-liegt-Was” Länderkunde und Erdaufbau. Zwischen Geologie, Landwirtschaft, globaler Erwärmung und demographischer Entwicklung gehört zwar die Länderkunde auch der Geographie an, allerdings umfasst das Gebiet mehr als nur klischeehaftes Auswendiglernen der Hauptstädte der Länder. Wir möchten euch aus diesem Grund heute die besten Lernvideos für abwechslungsreichen Geographieunterricht vorstellen – damit eure Schüler:innen mit Geographie nicht nur die Lage und die Hauptstädte der Länder verbinden.
Der 21. Juni gilt als der längste Tag des Jahres – dabei hat auch er nur 24 Stunden wie jeder andere Tag. Dadurch, dass die Sonne am 21. Juni sehr früh auf- und sehr spät untergeht, wird der Tag deshalb als längster Tag des Jahres bezeichnet. Im Gegensatz dazu zählt der 21. Dezember als kürzester Tag des Jahres, da die Sonne spät auf- und früh untergeht. Wir haben also vergleichsweise wenig Licht an diesem Tag und empfinden ihn deshalb als sehr kurz. Aber warum ist das eigentlich so? Warum haben wir verschiedene Jahreszeiten und warum gibt es Länder, in denen es immerzu warm oder eisig kalt, durchgehend hell oder permanent dunkel ist? In dem YouTube-Video “Warum gibt es Jahreszeiten - Klima und Wetter einfach erklärt” vom Channel Geographie - simpleclub findet ihr Antworten auf diese Fragen.
Sehr verständlich und mit ein wenig Witz wird die Neigung der Erde zur Sonne, die Erdrotation und der Wendekreis beschrieben. Das etwa achtminütige Video könnt ihr als Einstieg in das Thema einbauen. Geographie-simpleclub bietet euch eine ganze Palette an Lernvideos, welche ihr aufgrund der Länge der Videos gut in den Beginn eurer Stunde einbauen könnt. So wissen eure Schüler:innen direkt, worum es geht und kennen schon mal ein paar Fakten zu dem Thema. Und seien wir doch mal ehrlich, über ein Video zwischen den Arbeitsblättern und Büchern freut sich doch jede:r Schüler:in.
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind zwei der wichtigsten Themen der heutigen Zeit – vor allem für die Jugend. Aber wie nachhaltig ist Deutschland eigentlich? Und wie sieht es mit den Treibhausgasen in den anderen Ländern aus? Wie hoch ist der CO2-Ausstoß in den verschiedenen Ländern unseres Planeten? Mit der Sendung “Umwelt und Klima: Welche Länder sind am “grünsten”?” des geopolitischen Magazins “Mit offenen Karten” von ARTE könnt ihr mit euren Schüler:innen gemeinsam das Thema behandeln.
In der Sendung erfahrt ihr mehr über die CO2-Emissionen der Länder, den Energieverbrauch und den ökologischen Fußabdruck, den jeder einzelne Mensch hinterlässt. Außerdem stellt die Sendung euch zwei Länder vor, die als besonders beispielhaft für ihre Umweltpolitik gelten. Passend dazu könnt ihr mit euren Schüler:innen Ideen und Vorschläge entwerfen, wie die CO2-Emissionen in Deutschland gesenkt und das Land umweltfreundlicher gestaltet werden kann. In der ARTE Mediathek findet ihr außerdem weitere Sendungen, die viele Fragen und Themen rund um die geopolitischen Probleme und Konflikte der Weltpolitik behandeln. Ein Blick in diese kann sich definitiv lohnen – nicht nur zu den Themen Klima und Wetter.
In den brandneuen weißen Sneaker auf dem Weg zur Schule, um im Klassenraum festzustellen, dass die Sohle schon voller Dreck ist. Moment mal, ist das Dreck oder ist das Erde? Ist das nicht irgendwie das gleiche? “Die Erde, die unsere Welt rettet - Landwirtschaft neu denken” von Leschs Kosmos aus der ZDF Mediathek beschreibt die Wichtigkeit dessen, was wir meistens als Dreck empfinden: Erde – und damit alle Lebewesen und Pflanzen, die aus ihr und unter ihr wachsen und die vielleicht sogar das Potenzial besitzen, die Welt zu retten.
In der circa 30-minütigen Sendung können sich eure Schüler:innen die Bedeutsamkeit des – manchmal doch wenig geachteten – Bodens vor Augen führen. Warum der Regenwurm dabei eine verhältnismäßig große Rolle spielt, erfährt eure Klasse in der Sendung. Vielleicht genau das richtige für die nächste Vertretungsstunde?
Die Tatsache, dass bei uns in Deutschland keine wunderschönen, großen Palmen wachsen und wir Kakteen nur im Gartencenter finden, lässt manche Köpfe hängen. Wir haben Laub, Tannen und noch mehr Laub. Zugegeben, wenn die Blätter des Ahornbaumes im Herbst rot leuchten, sieht es sehr beeindruckend aus. Zumindest solange, bis das ganze vertrocknete Laub in den Gärten, auf den Balkonen und überall auf den Bürgersteigen liegt. Mit der Versuchung, im Baumarkt oder im Gartencenter einen wunderschönen Olivenbaum oder eine kleine Palme mitzunehmen, hat doch bestimmt jeder von uns schon mal gekämpft. Leider brauchen diese schönen Pflanzen mehr als Wasser, Licht und Zuneigung. Warum wachsen sie denn nur nicht bei uns?
Das YouTube Video “Vegetationszonen & Klimazonen einfach erklärt!” von dem Studyflix-Channel kann sowohl für euch als auch für eure Schüler:innen ein guter Einstieg in das Thema bieten. Kurz und verständlich werden die Themen Vegetations- und Klimazonen beschrieben und sehr bildlich dargestellt. Perfekt auch für die jüngeren Schüler:innen. Die anfangs gestellte Frage, warum keine Palmen oder Kakteen bei uns wachsen, könnt ihr ebenfalls an eure Schüler:innen stellen und ihr Wissen nach dem Video abfragen.
Mit diesen vier Lernvideos erfahren eure Schüler:innen etwas über die grundlegenden Dinge unseres Planeten und dabei werden möglicherweise zusätzlich ihre Interessen vertreten und geweckt: Klimawandel, Nachhaltigkeit und der Ausstoß an CO2-Emissionen. Die Videos könnt ihr leicht in euren Unterricht integrieren und das neu erlernte Wissen der Schüler:innen anschließend mit Arbeitsblättern oder einer Diskussionsrunde abfragen. Vielleicht befindet sich sogar der:die nächste Geograph:in in eurer Klasse?
Wie gestaltet ihr euren Geographieunterricht? Schreibt uns gerne weitere Vorschläge in die Kommentare!
Mainz. Die Klimabewegung Fridays for Future (FFF) steht in der Kritik. Den internationalen Kanälen der Bewegung wird vorgeworfen, in sozialen Netzwerken antisemitische Beiträge gepostet zu haben. Lehrkräfte und Schüler:innen fragen sich nun, was hinter den Vorwürfen gegen die Bewegung steckt, mit der sich in den letzten Jahren Tausende solidarisiert und für den Klimaschutz eingesetzt haben.
Entzündet hatte sich die Kritik an Postings zum Krieg im Nahen Osten. Ein internationaler Account von Fridays for Future hatte auf den Plattformen X und Instagram zu einer umstrittenen Pro-Palästina-Demo aufgerufen. Ein Post auf Instagram hatte zudem die Berichte westlicher Medien über Israel und Palästina als imperialistisch und als "Gehirnwäsche" bezeichnet sowie die getöteten Palästinenser als "Märtyrer" betitelt. Mittlerweile ist bekannt geworden, dass offenbar ein deutscher Aktivist maßgeblich für das Verfassen der betreffenden Tweets mitverantwortlich war. Der betreffende Aktivist ist laut t-online von Fridays for Future auf Bundesebene und aus der Mainzer Ortsgruppe ausgeschlossen worden, weil er unter anderem andere Aktivist:innen wüst beschimpft haben soll. Der Mann hatte aber offenbar immer noch Zugriff auf die Arbeit des Social Media Teams von FFF International. Nach großer Kritik wurden einige Posts von FFF International in sozialen Netzwerken gelöscht. Anderesind aber weiterhin öffentlich einsehbar und unter ihnen gibt es große Kritik, weil sie scheinbar ausschließlich eine Solidarisierung mit dem palästinensischen Volk zeigen.
Die deutsche Sektion von FFF hat sich von den internationalen Accounts ihrer Organisation distanziert. Das bekannteste Gesicht der deutschen FFF, Luisa Neubauer, sagte der deutschen Presseagentur: “Unsere volle Solidarität gilt den Jüdinnen und Juden weltweit, und wir verurteilen scharf den Terror der Hamas.” Weiter erklärte sie, dass die internationalen Netzwerke der Organisation lose wären und nur wenige Personen hinter einzelnen Posts stünden. Neubauer wolle sich dafür einsetzen, dass der deutsche Zweig zunächst alle globalen Prozesse aussetze, bis man sicher sein könne, dass eine einzelne Gruppe nicht länger globale FFF-Accounts für Desinformation und Hass nutzen könne.
Auch die berühmteste Klimaaktivistin der FFF Greta Thunberg steht in der Kritik. Sie hatte seit dem Angriff der Hamas auf Israel mehrfach auf das Leid der palästinensischen Bevölkerung aufmerksam gemacht. “Die Welt muss ihre Stimme erheben und einen sofortigen Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten fordern”, äußerte sie auf dem Kurznachrichtendienst X. Ihr wurde in diesem Zusammenhang vorgeworfen, die Lage der Menschen in Israel nicht genügend zu berücksichtigen. Mittlerweile hat sich auch die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke (Grünen) in die Debatte eingeschaltet. Sie halte die Aussagen der schwedischen Umweltaktivistin Thunberg und die Posts der internationalen Accounts von FFF für unsäglich. Es sei dringend notwendig gewesen, dass sich die deutsche Gruppe von den Äußerungen auf internationaler Ebene distanziere. Lemke sieht das Vertrauen der Menschen in die Bewegung gefährdet.
Am Freitag erklärte FFF Schweden in einem von Thunberg geteilten Statement auf X zur Causa, dass die Bewegung “in Solidarität mit Palästina und allen betroffenen Zivilisten auf allen Seiten” stehe. “Wir distanzieren uns von jeder Form von Antisemitismus und Islamophobie, unabhängig davon, wo und von wem sie geäußert wird.” Der Sprecher des israelischen Militärs in Deutschland, Arye Sharuz Shalicar, erklärte: “Wer sich in Zukunft in irgendeiner Weise mit Greta identifiziert, ist in meinen Augen ein Terrorunterstützer."
Zum Hintergrund:
Fridays for Future ist eine lose organisierte Bewegung, die von überwiegend jungen Menschen getragen wird. Demo-Teams, Ortsgruppen und Pressestellen der Bewegung bestehen aus semi-professionell geführten Arbeitsgruppen. Durch internationale Social Media Accounts entsteht zum Teil der Eindruck, dass die Bewegung geeint hinter dort verbreiteten Aussagen stehe. Dies ist nicht der Fall, wie etwa Aussagen des deutschen Zweigs zu den neuesten Vorwürfen zeigen. Gerade die Bemühungen einiger Gruppen, andere politische Themen in den Fokus zu rücken, als Klimaschutz, stoßen immer häufiger auf Kritik. Nur beim Thema Klimaschutz stehen die Aktivist:innen übergreifend zu gemeinsamen Thesen und Forderungen.
Das BMBF-geförderte Forschungs- und Entwicklungsprojekt Schultransform geht bis Herbst 2026 in die nächste Runde. Mit SchultransformNEXT werden die frei zugängliche Online-Plattform und unterstützenden Angebote weiterentwickelt für eine nachhaltige, chancengerechte, partizipative Schultransformation unter besonderer Berücksichtigung von MINT-Bildung.
NEXT bedeutet: Das nächste Level für die Schulentwicklung
Das mit Bildungswissenschaftler:innen entwickelte Modell von schultransform, welches in den ersten drei Projektjahren von 2020 bis 2023 erfolgreich eingesetzt wurde, wird nun weiterentwickelt.
„Wir müssen digitale Bildung in Deutschland voranbringen, um junge Menschen auf die Zukunft vorzubereiten. Doch vielen Schulen fehlt ein Vergleich, wo sie in der digitalen Transformation stehen und welche nächsten Schritte nötig sind. Die digitale Plattform schultransform unterstützt Schulen dabei, ihren Weg erfolgreich zu gestalten. Mit SchultransformNEXT können Schulen nun zudem die Weichen für die Themen Nachhaltigkeit, Chancengerechtigkeit und MINT stellen“, sagt der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Dr. Jens Brandenburg.„Schultransformation zu gestalten ist für alle Projektbeteiligten eine Herzensangelegenheit. In diesem Sinne fließt die Expertise von Praxispartnern und der wissenschaftlichen Begleitung in enger Zusammenarbeit weiterhin ein.“, sagt Christian Büttner, 1. Vorstandsvorsitzender des Bündnis für Bildung. Mit diesen neuen Schwerpunkten können alle Schulen in Deutschland ihre individuellen Veränderungsprozesse forcieren – unabhängig davon, an welchem Punkt sie gerade stehen.NEXT bedeutet: Fokus auf zeitgemäße ThemenEin zentrales Forschungsergebnis der ersten Projektlaufzeit ist, dass Schulen mit MINT-Schwerpunkt in der Schultransformation weit vorangeschritten sind. Künftig soll das Themenspektrum für den Selbstcheck erweitert werden: Mit den aktuell drängenden Themen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie Chancengerechtigkeit wird es eine inhaltliche Weiterentwicklung der schultransform-Plattform geben.NEXT bedeutet: Schülerbeteiligung strukturell verankernAls nächstes gilt es, innovative Mittel und Wege zu finden, um Schülerinnen und Schüler in die Entwicklung ihrer Schule aktiv und nachhaltig einzubeziehen. „Partizipative Formate wie Barcamps und Hackathons finden in Schulen zunehmend statt. schultransform setzt an diesen Erfahrungswerten an – und geht beherzt einen Schritt weiter. Mit SchultransformNEXT wird erstmalig ein wissenschaftliches Modell entwickelt, um aufzuzeigen, wie die gesamte
in die Transformation strukturell eingebunden werden kann.“, erläutert Thomas Schmidt, Geschäftsführer von Helliwood media & education.NEXT bedeutet: Digital, bedarfsorientiert, persönlichSchulen, die ihre Schulentwicklung mit schultransform jetzt in die Hand nehmen oder die nächsten Schritte gehen möchten, profitieren nun von der Basis der wissenschaftlichen Arbeit und technologischen Entwicklung, die in der ersten Projektphase entstanden ist: eine digitale und DSGVO-konforme Online-Plattform zur eigenständigen Nutzung mit Ergebnissen und Handlungsempfehlungen in Echtzeit auf dem Fundament umfangreicher Forschungsergebnisse. Darüber hinaus gibt es je nach Ausgangssituation und den aktuellen Bedarfen ganz konkrete persönliche Unterstützung – sei es online, vor Ort, hybrid oder agil. Das gilt gleichermaßen für die über 500 Schulen, die schultransform bereits nutzen.Schulleitungen, Schulentwicklungsteams,
sowie Schulberater:innen können die Plattform jederzeit nutzen und sich per E-Mail direkt an das schultransform-Projektteam wenden.Das ProjektDas Forschungs- und Entwicklungsprojekt zum Aufbau einer Plattform für eine nachhaltige, chancengerechte, partizipative Schultransformation „SchultransformNEXT“ wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und gemeinsam von Helliwood media & education und dem Bündnis für Bildung umgesetzt.Die VerbundpartnerHelliwood media & education ist ein Geschäftsbereich des Förderverein für Jugend und Sozialarbeit (fjs) e.V. Helliwood verbindet die spezifischen Kompetenzen einer NGO mit den Potenzialen einer Agentur für
und erzeugt so praxiserprobte und höchst innovative Bildungsangebote.Bündnis für Bildung e.V. hat sich als gemeinnütziger Verein zum Ziel gesetzt, den digitalen Wandel beim Lehren und Lernen zu unterstützen. Er will die Chancen digitaler Medien, Werkzeuge und Kommunikationsmittel für alle am Bildungsprozess Beteiligten besser erfahr- und nutzbar machen.Wissenschaftliche BegleitungDas Verbundvorhaben schultransform wird über die gesamte Projektlaufzeit begleitet und beraten von: Prof. Dr. Birgit Eickelmann, Lehrstuhl für Schulpädagogik, Universität Paderborn; Prof. Dr. Uta Hauck-Thum, Professur für Grundschulpädagogik und -didaktik, Ludwig-Maximilians-Universität, München und Dr. Markus Schäfer, Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in Dortmund.
Kontakt:
Projektbüro schultransform
c/o Helliwood media & education im fjs e.V.
Es ist wieder soweit: Vor jedem zweiten Haus wird man von einer glühenden Kürbis-Fratze angegrinst, in Ladenfenstern taumeln sich Plastik-Spinnen in Watte und im Supermarkt sind Unmengen an schaurigen Süßigkeiten ausgestellt. Halloween steht vor der Tür! Auch in der Schule wird sich verkleidet und auf dem Pausenhof geht es nur noch um ein Thema: Als was gehst du zu Halloween? Wenn ihr die Begeisterung eurer Schüler:innen am Halloween-Fest in euren Unterricht übertragen wollt, haben wir genau das Richtige für euch. Wir berichten über die Geschichte des Halloween-Festes und zeigen euch, wie ihr diese – und auch den Reformationstag – in eure Unterrichtsplanung übernehmen könnt.
Das Halloween-Fest, das heute oft als neumodischer Import aus den USA angesehen wird, setzt sich eigentlich aus den Bräuchen verschiedener alter Kulturen zusammen, die bis heute die Festlichkeiten beeinflussen. Als Ursprung von Halloween wird meist das keltische Erntefest Samhain aufgeführt. Ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. feierten die Kelten in Irland am 31. Oktober – oder besser, an dem Tag, den wir heute den 31. Oktober nennen – den Winterbeginn und den Start in ein neues Kalenderjahr und dankten dem Sonnengott Samhain mit großen Feuern für die vorangegangene Ernte.
Mit Ende des Sommers wurde Samhain am keltischen Neujahrstag auch von seiner Herrschaft des Himmels abgelöst und durch den Totengott Cromm Cruach ersetzt. Die Kelten gedachten zu Samhain folglich auch den Toten und glaubten, dass diese für eine Nacht als Geister auf die Erde zurückkehrten, um die Seelen der Lebenden an sich zu reißen und sich so ein Leben nach dem Tod zu sichern. Die Kelten tarnten sich also mit gruseligen Kostümen als Tote und gingen laut umher, um die Geister zu erschrecken und zu vertreiben.
Im 7. Jahrhundert führten Christen den Festtag Allerheiligen ein, an dem noch heute allen Toten gedacht wird, die ein konsequent christliches Leben geführt haben. Fand dieses ursprünglich im Mai statt, wurde es Mitte des 8. Jahrhunderts von Papst Gregor III. auf den 1. November verlegt, um das immer noch sehr beliebte Samhain im Sinne der Christianisierung abzulösen. Christen durften sich nur noch zur Ehrung der Heiligen verkleiden und der Tag bekam den englischen Namen “All Hallows’ Day”. Der Abend des 31. Oktober wurde somit zum “All Hallows’ Eve”, woraus sich im Laufe der Jahre die Bezeichnung “Halloween” entwickelte.
Während der Großen Hungersnot in Irland (1845-1852) wanderten mehrere Millionen katholische Iren in die USA aus – und nahmen den Halloween-Brauch mit. Erst hier entwickelte sich Halloween zu der weltlichen, ausgiebigen Feier, die wir heute kennen. Auch der kommerzielle Wert von Halloween stieg drastisch: Plastik-Spinnen, grelle Kostüme und Gummi-Schädel wurden zu einem wesentlichen Bestandteil jeder Halloween-Party. Seit den 1990er Jahren verbreitete sich das Fest aufgrund der Globalisierung immer mehr auch in Europa und kam so zu uns nach Deutschland, wo sich heute vor allem junge Leute zunehmend auf das jährliche Gruseln freuen.
Der Name kommt also von den Christen und die schaurigen Verkleidungen von irischen Kelten – doch was hat es mit anderen beliebten Halloween-Bräuchen auf sich?
Das Kürbis-Schnitzen haben wir auch den Iren und ihrer Legende des Jack O’Lantern zu verdanken. Demnach saß der Trunkenbold Jack am All Hallows’ Eve in einem Pub, wo ihn der Teufel aufsuchte, um ihn mit in die Hölle zu nehmen. Doch der listige Jack hatte andere Pläne: Er fragte den Teufel nach einem letzten Pint Bier, und als dieser sich in eine Münze verwandelte, um das Getränk zu spendieren, steckte ihn Jack in sein Portmonee. Da Jack dort auch ein Kreuz aufbewahrte, konnte der Teufel sich nicht zurückverwandeln. Um freizukommen, musste der Teufel Jack schließlich versprechen, ihn noch zehn Jahre weiter leben zu lassen.
Nach 10 Jahren versuchte der Teufel erneut sein Glück, aber Jack schaffte es wieder, der Hölle zu entkommen. Er forderte den Teufel auf, ihm einen Apfel zu seiner letzten Mahlzeit zu pflücken. Während der Teufel auf einen Baum kletterte, ritzte Jack ein Kreuz in den Stamm und der Teufel saß fest. Um freizukommen, musste er Jack versprechen, dass er seine Seele für immer in Ruhe lassen würde.
Als Jack einige Jahre später starb, wurde dem Bösewicht der Zutritt zum Himmel verweigert, doch auch in der Hölle war er aufgrund des Versprechens des Teufels nicht willkommen. So war Jack’s Seele dazu verdammt, für alle Ewigkeit in der einsamen Dunkelheit zwischen Himmel und Hölle herumzugeistern. Doch der Teufel hatte Mitleid und gab Jack eine glühende Kohle in einer ausgehöhlten Rübe. Die Laterne wärmte Jack und ihr Licht begleitete ihn auf seinem Weg durch die unendliche Dunkelheit.
Die Iren glaubten folglich, dass sie mit einer brennenden Kohle in einer Rübe böse Geister und den Teufel abschrecken könnten. Sie verwendeten früher zwar – der Geschichte getreu – ausgehöhlte Rüben als Halloween-Laternen, doch bemerkten sie bei Ankunft in den USA im 19. Jahrhundert, dass es dort viel mehr Kürbisse als Rüben gab, die durch ihre Größe auch leichter zu bearbeiten waren, und erschufen so den modernen Brauch des Halloween-Kürbisses.
Das Trick or Treating, bei dem in Deutschland meistens “Süßes oder Saures!” gerufen wird, geht wiederum auf die Christen zurück. Allerdings fand dieser Brauch ursprünglich am 2. November statt, dem Allerseelen-Tag, an dem für die Seelen im Fegefeuer gebetet wird. Im 9. Jahrhundert gingen Christen an diesem Tag von Tür zu Tür und baten für sogenannte Seelenkuchen, ein quadratisches Brot mit süßsauren Johannisbeeren. Je mehr Brote sie erhielten, desto mehr versprachen sie, für die Seelen ihrer Angehörigen zu beten.
Allerdings gibt es am 31. Oktober in Deutschland – vor allem für evangelische Christen – einen weiteren Anlass zu Festlichkeiten, der aber oft zwischen knalligen Kürbissen und schauriger Stimmung untergeht; es ist nämlich auch Reformationstag. Am 31. Oktober 1517 hat Martin Luther seine 95 Thesen zur Reform der katholischen Kirche veröffentlicht und damit die Gründung der protestantischen Kirche in Gang gesetzt. Er wählte bewusst den Tag vor Allerheiligen, um seine Argumente im Kontrast zu diesem wichtigen katholischen Gedenktag hervorzuheben. Ob er seine Thesen wirklich an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt hat, ist allerdings nicht historisch belegt.
Vor allem in jüngeren Klassenstufen bietet sich Halloween als Unterrichtskulisse an, um durch den Bezug zu den beliebten Festlichkeiten das Interesse eurer Schüler:innen zu steigern. Wir zeigen euch, wie ihr die hier erläuterte Geschichte des Festes fachspezifisch in eurem Unterricht behandeln könnt.
Es gibt natürlich noch eine Menge weiterer Materialien zur Geschichte von Halloween und des Reformationstags, doch wir hoffen, wir konnten euch mit diesem Überblick inspirieren und euch die Unterrichtsvorbereitung während der schaurigen Jahreszeit erleichtern.
Behandelt ihr Halloween in der Schule? Wie integriert ihr das Fest und seine Bräuche in euren Unterricht? Schreibt es gerne in die Kommentare!
Berlin. Ein Bericht des Spiegel-Magazins und des ARD-Politikmagazins "Kontraste" zeigt, dass für die Serie von Bombendrohungen gegen Schulen vergangene Woche offenbar Trittbrettfahrer:innen verantwortlich sind. Demnach wären die Verantwortlichen dem Milieu der Internetkriminalität zuzuschreiben. Laut den Recherchen führt die Spur nach den Verfassern der anonymen Drohschreiben gegen Schulen, Medienhäuser und öffentliche Einrichtungen zu einer Gruppe von Männern, die bereits in der Vergangenheit durch kriminelle Aktivitäten im Netz aufgefallen sind. Bei den Drohungen gaben sich die Urheber wahlweise als Hamas-Unterstützer oder als militante Israelis aus.
Die Männer sollen in der vergangenen Woche zum Beispiel falsche Notrufe abgesetzt haben, um Polizei- und Feuerwehreinsätze auszulösen. Das Provozieren solcher Einsätze wird auch als “Swatting” bezeichnet. Die Drohmails unter anderem gegen die Schulen wiesen laut den Recherchen gleich- und ähnlich lautende Textbausteine auf, die auf systematisch organisierte Autor:innen hindeuten würden.
Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums hatte am 27. Oktober mitgeteilt, dass man eine steigende Zahl entsprechender Drohungen beobachte. In Berlin wertet die Polizei die Drohungen aus der entsprechenden Woche ebenfalls als Aktion von Trittbrettfahrer:innen. Sie ermittelt nun wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten.
Sollten die Drohungen tatsächlich zum überwiegenden Teil von Internet-Trollen abgesetzt worden sein, könnte das zumindest die Einschätzung der Sicherheitslage durch die Behörden etwas beruhigen. Trotzdem gibt es an den Schulen in Deutschland weiterhin verschiedene Konflikte, die sich rund um den Krieg in Nahost entzünden. Die Jüdische Landesgemeinde in Thüringen sieht ein wachsendes Problem von Antisemitismus in den Schulen. Ihr Vorsitzender Reinhard Schramm sagte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst: „Unsere Schulen stehen den antisemitischen Parolen junger Muslime doch weitgehend hilflos gegenüber“. Lehrkräfte seien für solche Situationen und Diskussionen fachlich und pädagogisch kaum geschult. Dies sei in den vergangenen Jahrzehnten deutschlandweit vernachlässigt worden.
Neben Warnungen vor antisemitischer Stimmungsmache gibt es aber auch immer mehr Menschen, die auf einen erstarkenden Generalverdacht gegen Muslim:innen hinweisen. Demnach sollte die islamistische Hamas, die für den Angriff auf Israel am 7. Oktober verantwortlich war und von westlichen Ländern als Terrororganisation eingestuft wird, nicht mit der palästinensischen Bevölkerung gleichgesetzt werden. So erklärte Karim Saleh von der Fachstelle Extremismusdistanzierung gegenüber dem SWR, dass es zwar Studien gebe, die zeigten, dass die Zustimmung bei bestimmten antisemitischen Aussagen unter Menschen mit arabischem Hintergrund größer ausfalle, in seiner Arbeit merke er aber, dass sich solche Vorurteile schnell abbauen lassen würden. Sie müssten allerdings frühzeitig angesprochen werden.
Wenn wir heute an Schulsport denken, sehen wir Schüler:innen in einer Turnhalle, die gerade Turnen, Völkerball spielen oder Leichtathletik machen. Und zum Schulsport gehören auch Wettkämpfe wie beispielsweise die Bundesjugendspiele. Doch wo es bei diesen früher vermehrt um den Wettkampf und die individuelle Leistung ging, wird heute mehr Teamgeist und gemeinsame Leistungen gefordert. So sollen zumindest laut der Sportkommission des Kultusministeriums bei den Bundesjugendspielen nur noch die Leistungen einer Klasse oder Jahrgangsstufe gewertet werden. Maßstäbe für Einzelleistungen sollen abgeschafft werden. Damit soll die Normierung in den Hintergrund rücken. Die Urkunden nach Ehre, Sieger und Teilnahme soll es aber dennoch geben. Neben Befürwortern gibt es auch die, die für eine komplette Abschaffung der Bundesjugendspiele sind, da es eine Zwangsveranstaltung sei, die unnötigen Wettbewerbsdruck ausübt. Doch der Sportunterricht und die damit verbundenen Veranstaltungen waren nicht immer so nachsichtig und auf Teamleistungen bedacht. Wie sehr sich der Sportunterricht besonders unter den politischen Einflüssen gewandelt hat und vor welchen Herausforderungen man heute steht, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Wie wurde Sport eigentlich zu einem Unterrichtsfach in Deutschland? Bereits in der Antike wurde Sport allgemein im Dienst der Verteidigung des Vaterlandes zu religiös-kulturellen Zwecken betrieben. Dazu sollte dieser auch im Sinne einer ganzheitlichen Erziehung und Bildung des Menschen beitragen.
An deutschen Schulen gewannen Mitte des 18. Jahrhunderts sogenannte Leibesübungen für Schüler:innen an Bedeutung. 1793 verfasste Johann Christoph Friedrich GutsMuths erstmals eine pädagogische Arbeit über die Funktion und die Inhalte der Leibeserziehung und äußerte sich im gleichen Zug gegen entnervende Verzärtelung und luxuriöse Weichlichkeit der Jugend. Mädchen und Kinder durften zu dieser Zeit nicht an den Leibesübungen teilnehmen, da erstere aufgrund ihres Geschlechts in anderen Bereichen gefördert werden sollten. Kinder hatten bereits durch harte Landarbeit genügend Körperertüchtigung und blieben daher von den schulischen Leibesübungen verschont.
Ab 1804 sah der Lehrplan Gymnastik erstmals an bayerischen Volksschulen als ordentliches Unterrichtsfach vor. Mit Spaß hatte Schulsport zu dieser Zeit aber nichts zu tun, denn er diente immer ausschließlich der Wehrtüchtigung im Sinne der Vaterlandsverteidigung sowie der “Volkserziehung”.
1842 sorgte eine Kabinettsanordnung für eine Reform im ehemaligen Preußen, denn Turnunterricht sollte an allen öffentlichen Lehranstalten ein notwendiger und unerlässlicher Bestandteil der männlichen Erziehung werden.
1845 wurde dieser auch in Württemberg an höheren Schulen Bestandteil des Unterrichts. Damit war Sport erstmals im Winter und zweimal pro Woche mit je einer Stunde angeordnet. Den Mädchen blieb der Sport nach wie vor vorenthalten.
Das änderte sich jedoch 1860, als auch dem weiblichen Geschlecht Turnen ermöglicht wurde. Dennoch durften sie aufgrund eines erhöhten Verletzungsrisikos weder an Übungen wie Bockspringen, Voltigieren noch Barren- und Reckübungen teilnehmen.
Ab 1886 wurden Turnen und Schwimmen mit dem Durchbruch an Volksschulen endlich ordentliche Unterrichtsfächer, nachdem diese 1861 bereits an Gymnasien eingeführt worden waren. Ein großes Problem zu dieser Zeit waren die fehlende Ausstattung und ein Mangel an ausgebildeten Turnlehrern an vielen Unterrichtsstätten. Erst um 1900 wurde das Mädchenturnen in eingeschränkter Form an das des Jungenturnens angepasst.
In der Zeit der 1920er Jahre blühten Turnen und Sport auf und es kam zu einem beispiellosen Aufschwung zur Massenbewegung. Das erstarrte Schulturnen, primär bedingt durch Ordnungs-, Frei- und Haltungsübungen, wurde ersetzt durch ganzheitliche und natürliche Leibeserziehung, die einen Teil der Gesamterziehung darstellte . Zum Turnunterricht gehörten nun auch Spielnachmittage, Wandertage, Rudern und Skilauf, letztere zwei dienten zur Freilufterziehung. Aber auch Körperschule, Gymnastik und besonders beim Mädchenturnen Tanz durften nicht fehlen. Zusätzlich kam neben dem Turnunterricht auch ein Wettkampfwesen in verschiedenen Sportarten auf. All das hatte zur Folge, dass auf der Reichsschulkonferenz in den 1920er Jahren sogar die tägliche Turnstunde als Zielsetzung und damit verbunden die Reifeprüfung im künftigen Hauptfach Turnen verabschiedet wurde. Schulsport war in diesen Jahren also zum ersten Mal sehr facettenreich und Schulsport fing an, Spaß zu machen.
Dies änderte sich jedoch im Dritten Reich wieder. Die radikale Änderung der Politik hatte auch Auswirkungen auf den Schulsport. Die Diktatur des Dritten Reiches machte Leibeserziehung zum Staatsfach und definierte sie als grundlegenden, untrennbaren Bestandteil der nationalsozialistischen Gesamterziehung mit Beitrag zu den die Nationen tragenden Werten Volksgemeinschaft, Wehrhaftigkeit, Rassebewusstsein und Führertum. Zwischen 1933 und 1935 wurde der Sportunterricht von zwei auf fünf Wochenstunden erhöht und damit zum wichtigsten Unterrichtsfach. Die Richtlinien der Leibeserziehung wurden 1937 festgeschrieben und sahen für Jungs die Körperertüchtigung mit dem Schwerpunkt Kampfsport vor. So sollten die Schüler zu harten und wehrtüchtigen Soldaten gemacht werden. Anders sah es bei den Schülerinnen aus. Auf deren Schulplan stand der sogenannte Mädeltanz, der die Mädchen zu gebärfreudigen jungen Müttern erziehen sollte. Jedoch konnte diese Ideologie kaum durchgesetzt werden. Schließlich hatten die Verbannung von Spielnachmittagen und Wettkampfsport zur Folge, dass der schulische Sport immer weiter nachließ. Hinzu kam das 1937 errichtete Verbot zum Bau von weiteren Turnhallen und die Nutzung der bestehenden Hallen als Getreidespeicher und Lazaretten.
Nach dem Krieg etablierte sich der Sportunterricht aufgrund seiner hohen gesundheitlichen Bedeutung in Westdeutschland wieder. Dort wurde besonders intensiv Sportstättenbau betrieben, um Raumnot und Gerätemangel zu beheben. Die Lehrpläne orientierten sich am harmonischen und ganzheitlichen Menschenbild der Weimarer Republik. Infolgedessen betonten die Lehrpläne anschließend das Leistungsprinzip und entdeckten mit der Lernzielorientierung schließlich sogar den gesellschaftlichen Bezug des Schulsportes. Abschließend differenzierten die Lehrpläne Schüler:innen mit ihrer Begabung und Neigung. Er wird also wieder als Teil der Gesamterziehung gefestigt und entwickelt sich in eine bildungstheoretische Richtung. Es entsteht eine Vorform des Schulsports, den wir heute kennen.
In Ostdeutschland dauerte diese Entwicklung jedoch länger. Der Schulsport richtete sich hier ziemlich nach dem sowjetischen Vorbild: Leistung, Pflicht und Disziplin. In sogenannten Kinder- und Jugendsportschulen wurde der leistungssportliche Nachwuchs getrimmt. Das Turnen diente ab 1956 wieder primär der patriotischen Erziehung der Schüler:innen und war damit Teil der Persönlichkeitsbildung. Mit den 1970er Jahren erhielt der expandierende Sport in beiden Teilen Deutschlands auch für die Schule immer mehr Gewicht und das Fach Sport konnte sich trotz gelegentlicher Einschnitte wieder etablieren. Nach der Wiedervereinigung hatte sich der Sportunterricht weiter im Schulsystem behauptet und sein Spektrum an fachlichen Zielen, pädagogischen Aufgaben und auch Sportarten und Vermittlungsformen durchgehend erweitert.
Heute werden in der Regel zwei bis drei Stunden Sport pro Woche unterrichtet. Je nach Bundesland unterscheiden sich aber die Lehrpläne. Während es in der Grundschule vermehrt um Spiel und Spaß geht, üben Schüler:innen in der Sekundarstufe I verschiedene Sportarten aus. Die Kinder lernen, in Teams zu spielen und dennoch konkurrenzfähig zu sein. Es wird auch zum außerschulischen Sport in Vereinen ermutigt. In der Sekundarstufe II können sich die Schüler:innen dann für die letzten zwei Jahre für je ein halbes Jahr auf eine einzige Sportart konzentrieren. Jedoch muss es sich dabei um insgesamt zwei Mannschaftssportarten und zwei Einzelsportarten handeln. Damit ist der Sport heute sehr auf das Individuum angepasst und konzentriert sich vermehrt auch auf die eigenen Schwächen und Stärken.
Doch trotz der ständigen Entwicklungen und weiteren Anpassungen ist der Schulsport heute ausbaufähig. Grundsätzlich könnten die Rahmenbedingungen und Wirkungsmöglichkeiten sowohl im Sportunterricht als auch im außerschulischen Schulsport besser ausfallen. Obwohl sie, verglichen mit früheren Zeiten oder anderen Ländern, sicher vorteilhafter sind, lassen aktuelle Daten vermuten, dass Sportstätten und deren Ausstattung sanierungsbedürftig sind. Weitere Probleme ergeben sich zudem aus einem hohen Stundenausfall sowie fachfremd erteiltem Sportunterricht, insbesondere in Grundschulen. Hinzu kommen schulische Anforderungen, wie beispielsweise Reformen der Schullaufbahn (G8/G9).
Darüber hinaus wünschen sich Schüler:innen oft mehr Abwechslung in der Turnhalle. Obwohl der Schulsport sich bereits aus Sportarten wie Leichtathletik, Turnen oder Fußball zusammensetzt, steigt auch das Bestreben nach Trendsportarten wie Tanzen, Baseball, Klettern oder Kampfsport. Vielen sei der Sportunterricht auch nicht anspruchsvoll und herausfordernd genug. Das könnte unter anderem auch daran liegen, dass die Unterrichtsstunden für das Fach Sport öfter ausfallen. Sportwissenschaftler Claus Buhren wünscht sich generell mehr Anerkennung für das Fach und findet Ausfälle und zu geringe Bewegung besonders problematisch, da mittlerweile fünfzehn Prozent der Schüler:innen unter Mehrgewicht leiden. Schließlich verbringen Schüler:innen heutzutage einen großen Anteil ihrer Freizeit vor dem Computer und bewegen sich generell weniger. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, in der Schule jede freie Zeit für Bewegung und dem Spaß daran zu nutzen.
Ihr seht also, dass der Sportunterricht, wie wir ihn heute kennen, wenig mit dem originalen Nutzen zu tun hat. Wo früher vor allem Wettbewerbe und die Erziehung im Fokus lagen, wird heute primär auf Gleichberechtigung und Teamarbeit geachtet. Wie gestaltet ihr euren Sportunterricht und welche Herausforderungen gibt es, die hier vielleicht noch nicht erwähnt wurden? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Die Ära des summenden Overheadprojektors mag vorbei sein, aber die Bedeutung visueller Hilfsmittel im Klassenzimmer bleibt unbestreitbar. Von lebendigen Animationen über bunte Grafiken bis hin zu interaktiven Präsentationen – der moderne Unterricht setzt verstärkt auf visuelle Medien, um das Lernen für Schüler:innen ansprechender zu gestalten. Mit dem Ziel, Lehrkräften neue effektive Werkzeuge an die Hand zu geben, stellt Lehrer-News in diesem Artikel vier Tools vor, die den Unterrichtsstoff in neue, fesselnde Dimensionen heben.
Die App Comic Life ermöglicht es Lehrkräften, den Schulstoff in kürzester Zeit in bunte Grafiken zu verwandeln. Für einmalig 5,99 Euro im Apple Store und für 4,99 Euro bei Google Play kann die App sowohl für iOS als auch für Android heruntergeladen werden. Mit einer Vielzahl von Vorlagen, darunter Zertifikate, Urkunden, Plakate und eine Palette verschiedener Comic-Stile wie retro-inspirierte Designs, bietet die App eine ideale Plattform, um Lehrinhalte auf kreative und ansprechende Weise zu präsentieren. Lehrer:innen haben die Möglichkeit, Fotos und Bilder aus ihrer eigenen Fotobibliothek einzufügen, direkt mit der Kamera aufzunehmen oder aus dem Webarchiv zu importieren. Darüber hinaus können sie Elemente wie Sprechblasen und Infobalken einfügen, um die visuelle Darstellung lebendiger und informativer zu gestalten.
Comic Life lässt sich vielseitig im Unterricht einsetzen. (Quelle: Comic Life)
Die App ermöglicht es auch, die Bilder innerhalb der Anwendung weiter zu bearbeiten. Lehrkräfte können nicht nur die Farben der Bilder verändern und in negative Darstellungen umwandeln, sondern auch spezifische Farben hervorheben oder Filter anwenden, die verschiedene künstlerische Techniken nachahmen, darunter Wasserfarbenmalerei oder Schwarz-Weiß-Zeichnungen. Nach der Fertigstellung können die entworfenen Grafiken problemlos als PDF exportiert und direkt im Unterricht eingesetzt werden.
Comic Life bietet eine intuitive Benutzeroberfläche, in der die mehrheitlich beschrifteten Werkzeuge in klar verständlichen Menüs angezeigt werden. Sollte es mit der Anwendung dennoch hapern, findet sich auf YouTube eine Reihe an englischsprachigen, aber auch einzelne deutschsprachige Erklärvideos, die den Einstieg erleichtern.
Mit der App TrickFilmCreator können innerhalb kürzester Zeit kleine Stop-Motion-Filme gedreht werden. Und das kostenlos. Die Benutzeroberfläche ist sehr einfach zu bedienen, sodass bereits Grundschüler:innen erste Videos damit erstellen können. Neben einem Kameraauslöser und den verschiedenen Frames der bereits aufgenommenen Fotos gibt es ein schlichtes Menü, mit dem sich die Wiedergabegeschwindigkeit von einem Bild bis 30 Bilder pro Sekunde einstellen lässt. Mit einem einzigen Klick wird das Video dann in der Fotobibliothek gespeichert. Für diese Funktion benötigt die App lediglich Zugang zur Kamera. Die App eignet sich aufgrund ihrer schlichten Aufmachung besonders für Projekttage in der Grundschule, bei dem die Kinder selbstständig arbeiten können.
Mit übersichtlichen Optionen eignet sich die App vor allem für jüngere Altersgruppen.
Auf dem Tablet ist der Fotoausschnitt begrenzt, während er auf dem Handy den gesamten Bildschirm ausfüllt. (Quelle: TrickFilmCreator)
Easelly ist ein leistungsstarkes Web-Tool, mit dem sich überzeugende Infografiken gestalten lassen. Lehrkräfte erhalten so die Möglichkeit, komplexe Informationen auf eine klare und ansprechende Weise zu präsentieren. Mit Easelly können Lehrer:innen Infografiken auf einer leeren Leinwand entweder von Grund auf gestalten oder aus einer umfassenden Sammlung von über 1000 Vorlagen wählen, um den Prozess zu vereinfachen und Zeit zu sparen.
Zu sehen ist die Benutzeroberfläche von Easelly, mit der ihr anschauliche Infografiken erstellen könnt. (Quelle: Easelly)
Das Tool ermöglicht es den Lehrkräften, Texte, Bilder und Icons nach Belieben zu platzieren und anzupassen. Darunter lassen sich die Farben individuell einstellen und verschiedene Aspekte des Designs verändern, auch die der Vorlagen. Somit können zum Beispiel kleine Animationen oder bewegte Pfeile Aufschluss über Zusammenhänge im aufbereiteten Lernstoff geben. Darüber hinaus bietet Easelly Zugriff auf ein umfangreiches Icons-Archiv, das eine Vielzahl von Symbolen und Grafiken umfasst, und eine Auswahl an Grafen, sodass auch komplexe Beziehungen dargestellt werden können. Um eigene Bilder einzufügen, bedarf es jedoch des kostenpflichtigen Abonnements für vier Euro pro Monat.
Mit der vielseitigen App Stop Motion Studio können, ähnlich wie beim TrickFilmCreator, beeindruckende Stop-Motion-Filme auf dem Handy, dem Tablet oder dem Desktop erstellt werden. Allerdings bietet Stop Motion Studio eine breitere Palette an Funktionen und Anpassungsmöglichkeiten, um Bildern auf kreative Weise Leben einzuhauchen.
Die Einstellung eines Transparenzeffekts unterstützt bei der Erstellung eines nahtlosen Übergangs zwischen den Bildern, indem das letzte aufgenommene Bild zur Kontrolle des Frames transparent im Hintergrund angezeigt wird. Dabei kann sogar der Transparenzgrad eingestellt werden. Neben der manuellen Bedienung des Kameraauslösers können Lehrkräfte die automatische Aufnahmefunktion einstellen, sodass in einem festgelegten Zeitintervall automatisch Fotos geschossen werden. Falls dadurch mal eine unerwünschte Hand im Foto zu sehen ist, kann dieses einfach gelöscht werden, ohne das Gesamtwerk zu beeinträchtigen.
Mit vielen Möglichkeiten in der Bearbeitung und Gestaltung eignet sich Stop Motion Studios für Lehrkräfte und Schüler:innen gleichermaßen. (Quelle: Stop Motion Studios)
Das Besondere an Stop Motion Studios ist, dass selbst schlechte Lichtverhältnisse durch die Anpassung von Weißabgleich und ISO-Werten ausgeglichen und Fokuspunkte eingestellt werden können. Daneben ermöglicht es Stop Motion Studio den Nutzer:innen auch, die Abspielgeschwindigkeit zu verändern und ihre Kreationen durch Schönheitskorrekturen im Bearbeitungsmodus zu verfeinern. Dazu gehören das Zuschneiden einzelner Fotos, das Radieren, Malen und Verschmelzen von Bildern sowie die Möglichkeit, Tonaufnahmen in einer eigenen Tonspur hinzuzufügen. Die App bietet zusätzliche Features in der Bezahlversion, darunter die Integration von eigenen Bildern und Videos, während die kostenlose Variante die Erstellung von Titel und Abspann ermöglicht.
Mit Stop Motion Studio können Lehrkräfte und Schüler:innen unabhängig von ihren Fähigkeiten und ihrem Erfahrungsstand hochwertige Stop-Motion-Inhalte direkt auf ihrem Handy oder Tablet erstellen und bearbeiten.
Mit den ständig fortschreitenden Technologien haben Lehrkräfte heutzutage mehr Möglichkeiten als jemals zuvor, Lernstoff ansprechend zu verpacken und die Schüler:innen zum Mitwirken anzuregen, sodass der Overheadprojektor getrost in der Abstellkammer verstauben kann. Unsere hier vorgestellten Tools unterstützen Lehrkräfte dabei, ihren Unterricht auf spannende und interaktive Weise zu gestalten. Wenn ihr weitere Tools kennenlernen wollt, könnt ihr in unserem Artikel über die Grafiktools Inkscape und Draw mehr erfahren.
Welche Tools kanntet ihr bereits und welche möchtet ihr in eurem Unterricht ausprobieren? Schreibt es uns in die Kommentare!
Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten an Förderschulen und in Inklusions-Settings benötigen gerade beim freien Verfassen von Texten zielgenaue Unterstützung. Dies liegt zum Beispiel an einem geringeren Wortschatz oder weniger ausgebildeten Schreibfertigkeiten sowie mangelnden Lernstrategien. Um diese teils fehlenden Voraussetzungen auszugleichen, müssen die Kinder und Jugendlichen umso stärker eigene Schreiberfahrungen sammeln. Die Sonderpädagogin Georgia Koutsianikouli hat dafür ein Unterrichtsmaterial entwickelt, das sich an Sonderpädagog:innen richtet, die im Förderschwerpunkt Lernen im Fach Deutsch der 5. und 6. Klasse lehren.
Das Material ist auf den ersten Blick schlüssig aufgebaut. Eine theoretische Einführung und Verortung bietet die Grundlage, um in die Marterie einzusteigen. Die Autorin erklärt, dass die Aufgaben kleinschrittig aufeinander aufbauen, sich leichter Sprache bedienen und Szenen bearbeiten, zu denen die Schüler:innen einen Lebensbezug herstellen können. Positiv herauszustellen ist hier, dass die Aufgaben zeitgemäß erstellt wurden. So sind die Illustrationen zum Beispiel divers gestaltet. Bei der Erstellung der Impulse wurde laut der Autorin darauf geachtet, dass kein Fehlverhalten reproduziert wird und Reizüberflutung vermieden wird, ohne dass die Aufgaben dadurch langweilig werden würden.
Zur theoretischen Einordnung gibt es einen kompakten Überblick zu didaktischen Hinweisen. Dieser Einschub erklärt kurz die theoretischen Grundlagen und den Aufbau der Materialien. Das Heft bietet Kopiervorlagen mit sieben Schwierigkeitsstufen und je fünf Bild-Impulsen, die zum Schreibtraining genutzt werden können. Die Schwierigkeitsstufen unterscheiden sich etwa dadurch, dass immer weniger Hilfestellungen gegeben werden. Der Schwierigkeitsgrad ist für die Schüler:innen nicht plakativ ersichtlich, für die Lehrkräfte hingegen leicht zu identifizieren. Im Anhang des Materials ist eine Vorlage zur individuellen Beobachtung beigefügt, mit der die Lernfortschritte dokumentiert werden können. Ein mögliches Stundenkonzept bietet zudem einen ersten Ansatz, um die Lerneinheiten zu strukturieren.
Der Aufbau der verschiedenen Einheiten folgt immer einem ähnlichen Prinzip, welches nur leicht variiert. Der erste Impuls ist der Einstieg über eine Illustration.
Die Impuls-Bilder versuchen lebensnahe Situationen darzustellen, zu denen die Schüler:innen einen Bezug herstellen können. (Quelle: Verlag an der Ruhr)
Das hier beispielhaft gezeigte Material wird von der Autorin mit dem Schwierigkeitsgrad drei von sieben bewertet. Nach dem Betrachten der Bilder sollen die Schüler:innen hier Wörter notieren, die ihnen zu den Bildern einfallen. Diese erste Sammlung findet sich bei allen Aufgaben wieder und lässt erstmal ein spontanes Brainstorming bei den Schüler:innen zu. Die Sammlung wird dann zu ihrem “Wortspeicher”, aus dem sich die Schüler:innen im weiteren Verlauf der Aufgabe bedienen können.
Im nächsten Schritt wird die Geschichte geplant. Hierbei sollen die Schüler:innen die W-Fragen beantworten und dann die Situationen auf den Bildern für sich beschreiben. Dann sollen sich die Kinder und Jugendlichen einen Ausgang der Geschichte auswählen, hier werden zwei Möglichkeiten vorgegeben. Als finale Aufgabe kommt es dann zur tatsächlichen Umsetzung und die Schüler:innen sollen die Geschichte vollständig aufschreiben. Hierbei können sie immer wieder auf die unterstützenden Elemente zurückgreifen, die sie sich selbst erarbeitet haben.
Das Material ist 2023 im “Verlag an der Ruhr” erschienen und kostet als Buch sowie als pdf-Datei 21,99€. Daneben gibt es auch eine pdf-Premium-Lizenz. Diese kostet 89,99€ und berechtigt die Käufer:innen dazu, das Material auch an Kolleg:innen und Eltern der Schüler:innen weiterzugeben. Das Heft umfasst 88 Seiten mit 65 Illustrationen. Es eignet sich laut Beschreibung des Verlags für Schüler:innen mit Förderbedarf und Schüler:innen mit Deutsch als Zweitsprache.
In den Anhängen zum Heft befinden sich diverse Materialien, die eine Begleitung des Lernprozesses vereinfachen sollen. Dazu gehören unter anderem ein Lerntagebuch, Hilfen zum Einstieg bei neuen Sätzen und persönliche Checklisten.
Welches Lehr- und Lernmaterial findet ihr besonders hilfreich, um Kindern und Jugendlichen mit Förderbedarf das Schreib-Training adäquat zu ermöglichen? Schreibt es uns gerne als Tipps in die Kommentare.
Dresden. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sieht die Bildungsqualität an Schulen in Sachsen aufgrund von Kindern mit Migrationserfahrung beeinträchtigt. Laut Sächsische.de sagte er bei einer Diskussion am Bautzener Schiller-Gymnasium: "Wir können die Qualität der Bildung nicht mehr garantieren, weil wir Schüler beschulen müssen, die von außen kommen." Von Seiten der Koalitionspartner SPD und Grüne folgte scharfe Kritik. So kritisierte die Bildungspolitikerin der SPD Sabine Friedel, dass das eigentliche Problem in der mangelnden Bildungspolitik und dem Lehrkräftemangel liege. Um die Aussagen einordnen zu lassen, hat Lehrer-News mit Marcus Pietsch gesprochen, Professor für Bildungswissenschaften mit dem Forschungsschwerpunkt Bildungsmanagement und Qualitätsentwicklung an der Leuphana Universität Lüneburg.
Als Ausgangspunkt für die Analyse der Bildungsdynamiken an Schulen betont Pietsch zuallererst die Notwendigkeit einer präzisen Definition von Bildungsqualität. Mit Bildungsqualität seien die Prozesse und Ergebnisse in Bildungseinrichtungen gemeint, "die durch den jeweils spezifischen Kontext beeinflusst werden bzw. mit diesem interagieren", erklärt er. Pietsch unterstreicht, dass sich daher aufgrund der Zusammensetzung der Schülerschaft durchaus Auswirkungen auf die Bildungsqualität erwarten lassen.
Ob diese jedoch auch durch einen Migrationshintergrund beeinflusst werden, lasse sich anhand der Forschung nicht eindeutig sagen, da die Sachlage komplex ist und bisher kaum empirische Evidenz existiert. Hier könne allerdings ein vorsichtiger Blick in die IQB-Bildungstrends geworfen werden: Sachsen beschult demnach deutlich weniger Kinder mit Migrationserfahrung als z. B. Baden-Württemberg. "Gleichwohl ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik nicht erreichen, in etwa gleich", erklärt Pietsch. Im Fach Englisch, in dem die Effekte von Schule oftmals besonders deutlich zu erkennen seien, gebe es laut Pietsch in Baden-Württemberg sogar mehr Kinder, die die Mindeststandards erreichen. "Insofern kann man sich fragen, was Baden-Württemberg anders und gegebenenfalls sogar besser macht", so Pietsch.
Dennoch warnt er vor voreiligen Schlüssen, da es sich nur um Beschreibungen, aber nicht um tiefergehende Analysen zu den Unterschieden beider Länder handelt.
Seines Erachtens sei aber die Frage bereits falsch formuliert, ob eine Begrenzung des Zuzugs von Migrant:innen, wie es Kretschmer unter anderem fordert, das Schulsystem verbessern würde. Denn grundsätzlich, so Pietsch, haben Kinder "ein Menschenrecht auf Bildung und sogar eines auf gute Bildung." Dies gelte universell und unabhängig von der Herkunft der Kinder.
Darüber hinaus gehen die Herausforderungen für Schüler:innen mit Migrations- und Fluchterfahrung weit über sprachliche Barrieren hinaus, so Pietsch. Er hebt hervor, dass eine umfassende Unterstützung notwendig sei, um sicherzustellen, dass Schüler:innen erfolgreich in der Schule sein können. "Vor allem Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung müssen sich nicht nur an eine neue Sprache und eine andere Kultur anpassen, sondern häufig auch mit unterbrochenen Bildungswegen, dem Verlust von Freundes- und Familiennetzwerken, unsicheren Wohnverhältnissen aber auch negativen Stereotypen und Diskriminierung umgehen." Alle diese Faktoren haben einen erheblichen Einfluss auf den Lernerfolg der Kinder.
Das deutsche Schulsystem ist aktuell mit den Folgen multipler globaler Krisen konfrontiert. Bisher seien laut Pietsch nur unzureichend Vorkehrungen für Schulen und Unterricht getroffen worden, um sie „für die Zukunft resilient“ zu machen. Der anhaltende Lehrkräftemangel stelle zum Beispiel zweifellos eine enorme Herausforderung dar, die in vielen Ländern Europas, aber insbesondere in Deutschland zu spüren ist. Dabei spiele auch eine selbst verschuldete Problematik eine Rolle. Die mangelnde Anzahl an qualifizierten Lehrkräften beeinträchtige die Qualität der Unterrichtsversorgung erheblich. Eine zentrale Frage, die sich hierbei stelle, betrifft die Vorbereitung der Lehrpersonen auf die Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen im Schulalltag.
Als Lösungsmöglichkeit verweist Pietsch auf Forschungsergebnisse: "Internationale Studien zeigen, dass es hier hilft, Ressourcen aus anderen Quellen zu akquirieren, wenn diese in Schulen nicht ausreichend vorhanden sind. Netzwerke, Unterstützungssysteme usw. sind hier gefragt. Was auch hilft, sind Programme, die wissensbasiert die vorhandenen Herausforderungen adressieren und allen an Schule Beteiligten – und damit meine ich ausdrücklich nicht nur Lehrpersonen, sondern auch Schulleitungen, Schulaufsichten usw. – Lösungsansätze an die Hand geben, die in der Praxis umsetzbar sind und wirklich helfen."
Langfristig sei es wichtig, belastbare Lösungen zu entwickeln, die nicht nur aktuelle Probleme bewältigen, sondern auch zukünftige Krisen abfedern können. Eine Steigerung der Innovationskraft in Schulen und Ministerien sei dabei entscheidend, ebenso wie die verstärkte Unterstützung von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung durch qualifiziertes Personal und Netzwerke von Expert:innen. Eine Professionalisierung von Lehrkräften, begleitet durch praxisnahe Maßnahmen wie Peer-Coachings, seien ebenfalls vielversprechend. Hierzu sei laut Pietsch eine effektive Ressourcenverteilung unumgänglich: "Alles erfordert am Ende mehr und/oder zumindest eine Umverteilung von Ressourcen im System."
In Anbetracht der komplexen Herausforderungen im deutschen Bildungssystem betonen Wissenschaftler:innen wie Marcus Pietsch die Notwendigkeit einer ganzheitlichen und ressourcenorientierten Herangehensweise. Aufgrund dieser komplexen Sachlage greift es zu kurz, bestimmte Bevölkerungsgruppen für die Probleme im Bildungssystem verantwortlich zu machen und es kann daher keine nachhaltige Lösung sein, diese vom deutschen Bildungssystem auszuschließen. Stattdessen könnten langfristige Systemreformen zielführender sein, um sowohl aktuelle als auch zukünftige Herausforderungen im Bildungswesen zu bewältigen und eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen.
Die Bildung hängt in Deutschland von den Ländern ab, doch gilt im Grundgesetz das Gebot der gleichwertigen Lebensverhältnisse. De facto gibt es 16 verschiedene Bildungsrepubliken in Deutschland und alle handeln nach eigenem Ermessen und nach eigenen, teils sehr unterschiedlichen Standards – am Ende gibt es jedoch für die 16 verschiedene Bundesländer und 16 verschiedene Minister:innen nur eine Institution: Die Kultusministerkonferenz.
Zum Abschluss unserer Themenwoche KMK möchten wir auf die Reformperspektive des Bildungsföderalismus eingehen. Ist die Bildungspolitik überhaupt reformierbar – welche Ideen gibt es dazu? Was muss sich ändern, damit der Beruf der Lehrkraft wieder attraktiver wird, damit die Schüler:innen in ein paar Jahren nicht vor leeren Tafeln sitzen? Wie kann die KMK ihren Pflichten angesichts der schwierigen Umstände überhaupt gerecht werden? Dazu haben wir gestern bereits Jon Buchmüller von den Jungen Liberalen (JuLis) und heute auch Sonderpädagoge und Inklupreneur Friedo Scharf befragt.
In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Föderalismusreformen. Richtig zufrieden scheint dennoch keiner zu sein. Da kommt die Frage auf: Ist der deutsche Bildungsföderalismus überhaupt grundlegend reformierbar? Scharf beschreibt, dass er als ehemaliger Geschichtslehrer dem Föderalismus viel abgewinnen konnte und er ihn nicht grundsätzlich ablehnt. Das Bildungsministerium hat im Vergleich zu den anderen Ministerien der Landesregierungen einen hohen Stellenwert, nichtsdestotrotz wird die “Besetzung oft wie eine heiße Kartoffel herumgereicht”, so Scharf. Er wünscht sich, dass sich der Trend, in dem der Posten des:der (Vize-)Präsident:in von den Bildungssenator:innen der Länder besetzt wird, fortsetzen würde.
Die Länder entscheiden selbst, wie sie die Empfehlungen und Ausarbeitungen der Kultusministerkonferenz umsetzen. Eines ist dabei klar: dieUmsetzung dauert zu lang. Der Meinung sind sowohl Buchmüller als auch Scharf. “Die Ausarbeitungen der KMK zur Lehrplangestaltung und zur Bildung in der digitalen Welt sind oft richtungsweisend”, so Scharf. Dennoch bemängelt er, dass die Umsetzung für die Überarbeitung von Lehrplänen viel zu lange dauert – “das liegt aber nicht bei der KMK, sondern bei den Ländern”. Er fordert, dass die Entscheidungen der KMK ernst genommen und schnell umgesetzt werden. Buchmüller beschreibt in seinem Gastbeitrag die KMK als “ideenlose Bürokratie-Konferenz” – was nicht zuletzt auch an den langen Verhandlungen über das Startchancen-Programm liege . Letztendlich kam es zwar zu einer Einigung, diese kam laut Buchmüller allerdings viel zu spät.
Laut der jüngsten IQB-Studie über die Qualitätsentwicklung im Bildungswesen befinden sich die Lese- und Rechtschreibkompetenzen deutscher Schüler:innen auf einem Tiefpunkt. “Jede:r Schüler:in benötigt genug Zeit”, so Scharf und deutet auf das generelle Problem hin, dass die Lehrkräfte die “Schüler:innen nicht individuell genug begleiten. “Außerdem müssen wir genug Übungszeiten in der Schule einrechnen”, so Scharf . Auch die Rolle im Elternhaus würde eine Rolle spielen, dennoch betont er: “Wir kommen nicht darum herum, das Lesen und Schreiben besser zu fördern.”
Aber auch der Lehrkräftemangel spiele dabei eine Rolle – so könne das eine nicht ohne das andere stattfinden. Eine bessere individuelle Förderung und Begleitung von Schüler:innen, wenn nicht genügend Lehrkräfte vorhanden sind, ist eine Rechnung, die nicht aufgeht. Um gegen den IQB-Bildungstrend und den Lehrkräftemangel vorzugehen, gibt es keine neuen Lernmethoden, überarbeitete Lehrpläne oder veränderte Unterrichtsstrukturen. Dazu gibt es keine Reform des Lehramtsstudiums und des Referendariats, keine Partizipation an Bildungsentscheidungen und kaum finanzielle Unterstützung. Buchmüller fehlt hier ein klares Signal der KMK, was der politische Wille bei diesen Entscheidungen ist. Ebenso bemängelt er den fehlenden Mut der Minister:innen “neuen Lernmethoden, neuen Lernkulturen und Best-Practice-Beispielen im eigenen Land Aufmerksamkeit zu schenken”. Scharf beschreibt, dass wir um eine “Reduktion der Lernstandards auf das Wesentliche” nicht herum kommen und betont dabei, dass es ein guter Anfang wäre, wenn die Schule ein Ort sei, den sowohl die Lehrkräfte als auch die Schüler:innen gerne besuchen.
Mit dem Vorschlag der KMK zu Beginn des Jahres, das Arbeitspensum für die Lehrkräfte zu erhöhen, die Teilzeitchancen zu verringern und die Schulklassen zu vergrößern, machte sich die Institution keine Freunde. Scharf bezeichnet den Vorschlag - zurückgehalten - als kontraproduktiv: “Was bringt es unseren Kindern, wenn wir noch mehr Überlastung in die Schulen bringen?”, und bekräftigt dabei, wie wichtig es ist, den Fachkräften zu vertrauen, denn so “würden wir dieses Muster als Versuch interpretieren, in einem geliebten Job gesund zu bleiben”.
Laut der Umfrage, welche Lehrer-News anlässlich des Weltlehrertages durchgeführt hat, hapert es im deutschen Bildungswesen nicht nur an Personal, sondern auch an Wertschätzung. Viele Lehrkräfte haben uns geschrieben, dass sie sich übergangen und nicht ausreichend in bildungspolitische Entscheidungen einbezogen fühlten. Dieser Meinung ist auch Scharf : “Ich denke, Wertschätzung wird empfunden, wenn es Anerkennung für das Geleistete gibt. Wenn engagierten Lehrkräften gesagt wird, dass sie einfach mehr arbeiten sollen, obwohl sie schon viel arbeiten, ist das das Gegenteil von Wertschätzung. Dabei ist es nicht so schwer, mehr Wertschätzung zu vermitteln. Wenn Schulen mehr Autonomie bekommen, will heißen: "Wir vertrauen euch an eigene Lösungen für eure Probleme zu finden", und einen größeren Entscheidungsrahmen braucht es auch keinen persönlichen Händedruck von der:dem Kultusminister:in.”
Die Corona-Pandemie hat uns eines gezeigt: Die Digitalisierung an deutschen Schulen bewegt sich längst nicht auf dem Niveau, auf dem sie mittlerweile hätte sein sollen. Die Lockdown-Beschränkungen an den Schulen waren für jedes Bundesland unterschiedlich. In einigen Bundesländern sind Schulen bereits mit Breitband-Internet-Zugängen und digitalen Endgeräten ausgestattet, während in den Schulen anderer Bundesländern teilweise nicht einmal funktionierendes WLAN existiert. Was muss sich ändern? “Schlicht und ergreifend die agile Zusammenarbeit”, so Buchmüller. Er beschreibt die KMK als “Zusammenschluss aus 16 egoistischen Kämpferinnen und Kämpfern” und von reger, gewinnbringender Zusammenarbeit fehlt ihm jede Spur.
Es gibt viele Baustellen in der deutschen Bildungspolitik. Neben den bereits genannten Problemen kommt die große Frage auf: Ist das Schulsystem noch zeitgemäß und inwiefern kann die KMK ihrer Aufgabe überhaupt gerecht werden? Buchmüller bemängelt die “Bereitschaft, über den Tellerrand hinauszuschauen” – Die Bereitschaft der KMK, sich an den zahlreichen funktionierenden Schulsystemen, beispielsweise in Skandinavien, zu orientieren und neue Lernmethoden zu testen. Scharf schlägt vor, mehr an die Kompetenzentwicklung zu denken, um die Angebote der Schule darauf abzustimmen und effektiv zu vermitteln. Seine Forderung: “Bessere Ausstattung und bessere Arbeitsbedingungen. Ergo: mehr Geld ins Bildungssystem. Fangen wir doch einfach mal mit einem Sondervermögen Bildung von 100 Mio. an und steigern unsere jährlichen Ausgaben dann auf mindestens 2% des BIP. Die Probleme werden sich dann von selbst auflösen.”
Dringend notwendige Veränderungen im Schulsystem, neue Lernmethoden, die attraktivere Gestaltung des Lehrberufs, mehr Zeit und Möglichkeiten für eine individuelle Förderung und Begleitung von Schüler:innen und eine endlich erforderliche effektive Zusammenarbeit der Bildungsminister:innen. Das sind nur einige der Ideen und Vorschläge, wie eine Reform des Bildungsföderalismus aussehen könnte. An veralteten Unterrichtsstrukturen festzuhalten, obwohl die Kompetenzen der Schüler:innen immer weiter und immer früher sinken, kann nicht das Ziel der Bildungspolitik sein. Die KMK braucht den Mut und die Bereitschaft, an den grundlegenden systemischen Strukturen zu arbeiten und dabei ihren Blick auch auf funktionierende, zeitgemäße Schulsysteme zu werfen.
Zuletzt möchten wir noch etwas von euch wissen: Was waren eure Eindrücke von unserer Themenwoche? Was sind eure Ideen für eine Reform des Bildungsföderalismus? Wir freuen uns auf den Austausch in den Kommentaren!
Shorts, Reels und TikToks sind heutzutage im Trend und aus dem Alltag vieler Jugendlicher und junger Erwachsener nicht mehr wegzudenken. Häufig will man nur mal kurz abschalten und ein paar Videos schauen, doch nicht selten endet dies in stundenlangem Scrollen zwischen unzähligen Videoclips. Kommt euch das bekannt vor?
Wir beschäftigen uns in diesem Artikel mit der Frage, was genau hinter der erfolgreichen App steckt, die vermutlich ein Großteil eurer Schüler:innen nutzt, und wie ihr diese pädagogisch sinnvoll in euren Unterricht einbinden könnt.
Kaum eine App hat sich so schnell auf der Welt verbreitet wie diese: Die chinesische Kurzvideo-Plattform TikTok bietet seit 2019 jeder:m Nutzer:in die Möglichkeit, eigene Videos von bis zu drei Minuten aufzunehmen und diese mit der weltweit größten Playbackvideo-Community zu teilen. Mit knapp 21 Millionen aktiven Nutzer:innen in Deutschland und weltweit monatlich insgesamt 1,1 Milliarden User:innen gehört die App zu den Meistgenutzten der Welt. Ob Musikvideos, lustige Sketche oder Kochvideos; so grenzenlos wie die verschiedenen Genres ist auch die Ideenvielfalt der Nutzer, die zum Großteil der jüngeren Generationen angehören. Wenig verwunderlich ist es daher, dass regelmäßig neue Trends auftauchen, die einen Hype in der Community auslösen, welcher sich plattformübergreifend auf andere soziale Netzwerke wie Instagram oder Youtube ausweitet. Nutzer:innen werden inspiriert und erhalten die Chance, sich neu zu erfinden. Durch Schmink-Tutorials, Tänze zu brandaktuellen Songs oder Selbstverwirklichungs-Tipps erhalten insbesondere Jugendliche oft ohne großen Aufwand in kürzester Zeit Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Die App, die aus dem Vorgänger musical.ly entstanden ist, basiert vollständig auf künstlicher Intelligenz und kommt mit einigen nützlichen Features. Neben Möglichkeiten zur Interaktion mit anderen Nutzer:innen durch die Like- oder Kommentarfunktion spielt auch der Algorithmus eine entscheidende Rolle, da persönliche Informationen über das Anschauverhalten auf Basis von Metadaten gesammelt werden und damit versucht wird, den Nutzer:innen genau die Videos zu zeigen, die ihn/sie am meisten interessieren könnten.
Ob und in welchem Umfang ihr TikTok in eurem Unterricht behandeln wollt, liegt ganz an euch. Im Folgenden haben wir Tipps für euch zusammengestellt, wie ihr das Thema angehen könnt:
Wenn ihr euch dafür entscheidet, TikTok für euren Unterricht zu nutzen, solltet ihr euch bewusst sein, dass die App erst ab 12 Jahren freigegeben ist. Daher eignet sich die Nutzung erst für Schüler:innen höherer Klassenstufen, bei denen ihr gegebenenfalls auch die Eltern mit ins Boot holt. Die Zustimmung der Erziehungsberechtigten bezüglich der App-Nutzung sollte bestenfalls für alle Schüler:innen gegeben sein. Dann könnt ihr mit einem Plenum beginnen, um den aktuellen Stand in eurer Klasse zu identifizieren. Im Rahmen einer Präsentation, Arbeitsblättern oder mithilfe anderer Medien könnt ihr folgende Fragen stellen:
Ihr könnt die App online durchgehen und Beispielvideos vorzeigen oder eure Schüler:innen ihre Lieblingsvideos oder Lieblings-TikToker:innen präsentieren lassen. Gemeinsam kann dann besprochen werden, was für gut oder schlecht empfunden wird. An dieser Stelle solltet ihr die Klasse auch über Privatsphäre und mögliche Gefahrenquellen informieren, genauso auch über die Schattenseiten von Social Media (Mobbing, Grooming, etc.). Mit hilfreichen Tipps und Hinweisen sollten die Schüler ambitionierter über ihr Nutzungsverhalten nachdenken und nicht von der Nutzung der App abgeschreckt werden.
Bevor ihr mit dem Videodreh startet, gibt es einige Grundregeln festzulegen, die eure Schüler:innen schützen:
Für den eigentlichen Dreh könnt ihr die Klasse in Kleingruppen von 2-3 Leuten einteilen und Themen verteilen. Dann können sie auf den ausgewählten Medien kurze Videos mit einer Länge von 15-60 Sekunden drehen, wobei ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt sind. Sie können Musik integrieren (achtet hierbei auf das Urheberrecht), Texte einsprechen oder selbst Lieder komponieren, wenn sie das möchten. Auch Animationen sind möglich. Zudem können verschiedene Methoden zum Filmen angewendet werden, wie Stop Motion, Perspektivenwechsel und die Integration von Green-/Bluescreens. Abhängig davon, wie viel Zeit ihr eurer Klasse für das Projekt geben wollt, besteht die Möglichkeit, das Projekt mit der Nachbearbeitung der Videos zu ergänzen.
Im Anschluss an das Projekt könnt ihr gemeinsam die Projekte anschauen und die besten Videos auswählen. Man kann gemeinsam über den Dreh und die Nutzung der App reflektieren und Tipps zusammentragen, wie gute Videos zustandekommen und wie man beispielsweise als Influencer:in durchstarten kann. Dass die Schüler:innen ihr Nutzungsverhalten und ihre Selbstdarstellung in den sozialen Medien in den Blick nehmen und kritisch hinterfragen, könnte ein positiver Nebeneffekt des Projekts sein.
So wie bei jeder anderen Social-Media-Plattform gibt es auch bei TikTok Kritikpunkte, über die sich Nutzer:innen bewusst sein sollten. Das IKT-Sicherheitsportal hat die Plattform unter die Lupe genommen und eine Zusammenfassung der Risiken von TikTok veröffentlicht, bei der unter anderem Datenschutz eine große Rolle spielt. Durch das Sammeln etlicher Nutzerdaten, die standardmäßig eingestellt und nicht von funktioneller Relevanz sind, sind Fälle von (teilweise sogar durch TikTok bestätigten) Datenmissbrauch und Sicherheitsproblemen etwas, das heftig diskutiert wird. Was mit den Nutzerdaten geschieht und wer Zugriff auf diese hat, ist schwer nachzuverfolgen. Einige Länder wie Österreich haben bereits ein Verbot für die App angekündigt, weitere Staaten prüfen die Vertrauenswürdigkeit und Sicherheitsstandards der App.
Ein weiteres Problem, das gerade junge Nutzer:innen betreffen kann, ist Cybermobbing. Negative Kommentare können zu regelrechten Shitstorms führen, die weit über die Appnutzung hinausreichen und sich aufs persönliche Leben übertragen können. Der Wunsch nach Anerkennung und Akzeptanz trifft auf harsche Kritik, die das Selbstbewusstsein stark beeinflussen und die Selbstwahrnehmung verzerren können. Durch Schulkamerad:innen, die sich auch im realen Leben über gewisse Eigenschaften oder Verhaltensweisen lustig machen, besteht die Gefahr, die Probleme weiter zu verstärken.
Ebenfalls ein ernstzunehmendes Thema ist das Cybergrooming. Dabei handelt es sich um das gezielte Ansprechen von Kindern und Jugendlichen in Chaträumen und sozialen Netzwerken, um sexuellen Kontakt aufzubauen. Diese besondere Form von sexueller Belästigung kann in Extremfällen bis zu sexuellem Missbrauch führen, daher ist eine entsprechende Aufklärung über Vertrauen und Umgang mit Fremden im Internet von erheblicher Bedeutung.
Auch in anderen Bereichen kann eine Aufklärung sinnvoll sein, wenn es beispielsweise um die freie Meinungsäußerung geht. Jede:r hat die Möglichkeit, seine Gedanken zu veröffentlichen und Gesprächsräume zu schaffen, in denen über verschiedenste Themen debattiert werden kann. Doch Vorsicht: Einige nutzen diesen Raum gezielt aus, um Hassrede oder Diskriminierung zu verbreiten. Es ist wichtig herauszufiltern, welche Kommentare und Meinungen aktiv gegen etwas oder jemanden schießen und wo FakeNews verbreitet werden, um sich nicht direkt oder indirekt beeinflussen zu lassen. Wie bei anderen Apps auch, gibt es eine Menge Dinge, auf die man achten kann.
Wenn man sich der Problematiken bewusst ist und bedacht handelt, ist die Nutzung der App deutlich weniger bedenklich und kann sogar für die Förderung von bestimmten Kompetenzen verwendet werden. Die Professorin Claudia Wiepcke sieht neben den Risiken auch das pädagogische Potenzial der App und möchte die Verwendung dieser in der Lehramtsausbildung aufgreifen. Ihr Ziel: Jugendlichen ökonomische Alltagssituationen näherzubringen. In der Rolle von Konsument:innen und Verbraucher:innen besteht die Gefahr von kostenpflichtigen Fallen, in die man schnell reintappen kann, wie In-App-Käufe in vermeintlich kostenlosen Apps.
Nach Wiepcke gehört die Bildung in die sozialen Medien, ganz vorne angeführt von der meistgenutzten App TikTok. Das Medium im Unterricht aktiv nutzen zu dürfen, könnte die Motivation der Schüler:innen zu Lernen steigern und sie zu Produzent:innen werden zu lassen. Das Erstellen eigener Kurzvideos unterstützt die Klasse dabei, produktiv zu arbeiten und sich kreative Ansätze zu überlegen, um den Lernstoff verständlich an andere Schüler zu vermitteln. Dadurch entsteht das, was man Edutainment nennt. Der in der Mediendidaktik bereits etablierte Begriff setzt sich aus Education und Entertainment zusammen und beschreibt genau dieses Phänomen. Unterhaltsamkeit und Lernen zu verbinden, ist eine gute Möglichkeit, seine Schüler:innen eigenständig arbeiten zu sehen und besser zu verstehen, auf welche Arten sie am besten lernen.
Hohe Zugriffszahlen, Datenmissbrauchsvorfälle und Bildung - TikTok steht aus vielen Gründen im Rampenlicht der jüngeren Generationen und hat neben den bekannten Risiken auch viele Chancen, die gerade in der Bildung aufgegriffen werden können. Den Schüler:innen die Nutzung zu verbieten, ist sinnlos und ein Eingriff in die Privatsphäre, den viele nicht gutheißen. Besser ist eine richtige Aufklärung über die realen Bedrohungen und Gefahren, über die Einfluss ausgeübt werden kann. Eine Unterrichtseinheit mit Erklärvideos ist bloß eine Option von vielen verschiedenen, um das Thema bewusst anzugehen und die Schüler:innen an die Hand zu nehmen, damit sie in ihrer Kompetenz und ihrem Selbstbild gestärkt werden können.
Erfurt. Vergangenen Donnerstag hat Thüringens Minister für Bildung, Jugend und Sport, Helmut Holter (Linke), zusammen mit fünf Bildungsverbänden und -gewerkschaften eine Verzögerung der Altersabminderung für Thüringer Lehrkräfte beschlossen. Beteiligt an der Zielvereinbarung waren die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen, der Thüringer Lehrerverband (tlv), der Thüringer Philologenverband (TPhV), der Berufsschullehrerverband (BLV) Thüringen und der Beamtenbund und Tarifunion Thüringen (tbb).
Durch die Altersabminderung wird die Unterrichtsverpflichtung von Lehrkräften mit dem Alter verringert, um ältere Beschäftigte, die sich nicht mehr in der Lage fühlen, die Pflichtstundenzahl zu absolvieren, möglichst bis zum Beginn ihres Ruhestandes im Schulsystem zu behalten. Damit soll dem Lehrkräftemangel entgegengewirkt werden. Bisher galt die Abminderung für Lehrkräfte, die das 55. Lebensjahr vollendet haben. Jetzt allerdings sollen Lehrkräfte erst ab dem Schuljahr, in dem sie das 57. Lebensjahr vollenden, Anspruch auf eine Altersabminderung haben.
Außerdem wird die Abminderung neu gestaffelt: konnten Lehrkräfte in Vollzeit bislang zu Beginn der Altersabminderung zwei Unterrichtsstunden absetzen, ist jetzt anfangs nur noch eine Stunde möglich. Ab dem Jahr, in dem das 60. Lebensjahr vollendet wird, bekommen Lehrkräfte dann zwei Stunden und nach Beendigung des 63. Lebensjahres vier Stunden Abminderung. Gleich bleibt, dass sich die gesamte Arbeitszeit dadurch nicht verringert. Statt Unterrichtsstunden zu halten, übernehmen betroffene Lehrkräfte andere, weniger belastende schulische Aufgaben.
Die neuen Regelungen gelten für alle Lehrkräfte im Freistaat, die nach dem 31.12.1972 geboren wurden. Beschäftigte, die bis zum Stichtag geboren wurden und teilweise bereits eine Altersabminderung beanspruchen, erhalten weiterhin eine Kürzung von zwei Stunden ab dem 55. Lebensjahr. Auch die Einführung einer Bindungsprämie und die Verpflichtung zum jährlichen Mitarbeitenden-Vorgesetzten-Gespräch ab dem Schuljahr, in dem Lehrkräfte das 59. Lebensjahr vollenden, soll den Verbleib in der Schule für ältere Lehrkräfte attraktiver machen. In diesem Gespräch sollen Lehrkräfte ihre Wünsche und Bedürfnisse bezüglich ihrer letzten Dienstphase ansprechen können und der Übergang in den Ruhestand beraten und begleitet werden.
Die Linke steht den Neuregelungen positiv gegenüber. Bildungsminister Holter beschrieb sie als eine “behutsame Erschließung zusätzlicher Ressourcen in den kommenden Jahren”, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. Das Ministerium habe bei den Verhandlungen die Bedürfnisse der Lehrkräfte, darunter gute Arbeitsbedingungen und adäquate Unterstützung, nie aus den Augen verloren, denn das Schulsystem brauche “nicht nur eine gesunde Altersmischung”, sondern “vor allem gesunde Lehrerinnen und Lehrer”. Auch der bildungspolitische Sprecher der Linksfraktion im Thüringer Landtag, Torsten Wolf, unterstützte die Zielvereinbarung. Die bisher geltenden Regelungen seien in den 90er-Jahren zu einer Zeit des Lehrkräfteüberhangs entstanden und bedürften angesichts des akuten Lehrkräftemangels heute dringend einer Überarbeitung.
Allerdings werfen die neuesten Beschlüsse Fragen auf, über die Befugnis von Gewerkschaften, einer vermeintlichen Verschlechterung der Bedingungen für ihre Mitglieder zuzustimmen. Von den fünf unterzeichnenden Gewerkschaften und Verbänden hat sich bisher (Stand 25.10.23) nur die GEW Thüringen zu den Änderungen geäußert. In einer defensiven Stellungnahme vom Montag gab Kathrin Vitzthum, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft, an, die Gespräche mit dem Bildungsministerium aufgenommen zu haben als Reaktion auf die Ende Januar vorgestellten Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel. Diese sahen beispielsweise eine Einschränkung von Teilzeitmöglichkeiten und die Wiederbeschäftigung von pensionierten Lehrkräften vor. Laut GEW Thüringen konnte die Implementierung dieser Maßnahmen durch die neuesten Verhandlungen verhindert werden.
Des Weiteren habe die GEW Thüringen sich in ihrer Aufgabe als Bildungsgewerkschaft verpflichtet gesehen, “einen konstruktiven Beitrag zur Lösung” des Lehrkräftemangels zu leisten. Die Gewerkschaft stützte Holter in seiner Versicherung, während der Verhandlungen die Bedürfnisse von Lehrkräften nie aus dem Blick verloren zu haben. Die Verhandlungskommission habe sich auf grundsätzliche Richtlinien zugunsten der Lehrkräfte geeinigt und dafür gesorgt, dass diese zu keiner Zeit gebrochen wurden. Unter anderem wurde die Erhöhung der Pflichtstundenzahl und der Klassengrößen verboten.
Das Thema dieses Artikels unserer KMK-Themenwoche betrifft aktuelle Debatten rund um die Kultusministerkonferenz und die Kritik, die diesbezüglich geäußert wird. Im Rahmen dessen hat sich Jon Buchmüller dazu bereit erklärt, einen Gastbeitrag für uns zu schreiben.
Seit 1948 beeinflusst die Kultusministerkonferenz (KMK) die deutsche Bildungspolitik maßgeblich. 75 Jahre später sehen wir, wo wir stehen: keine Chancengerechtigkeit bei Bildungswegen, hoher Leistungsdruck und ein veraltetes Bild von Leistung, kein Verständnis von einer Lernkultur im 21. Jahrhundert, kein besonderes Augenmerk auf die Grundschulen, ein sich zunehmend verschlimmernder Lehrkräftemangel, nicht genügend Freiheiten für die einzelnen Schulen, marode Schulgebäude, fehlende ganzheitliche Digitalisierung und nicht zukunftsweisende Unterrichtsinhalte. Auch wenn das nur einige Problemfelder sind, spiegeln diese aktuell den durchschnittlichen Schulalltag in Deutschland gut wieder. Welche ganzheitlichen Lösungsvorschläge fallen der KMK hierzu ein? Keine!
Stattdessen kristallisiert sich die KMK als eine ideenlose Bürokratie-Konferenz heraus. Zuletzt gesehen haben wir es bei den ewig andauernden Verhandlungen über das Startchancenprogramm zur Förderung von Chancengerechtigkeit der Bundesregierung. Schlussendlich gab es zwar eine Einigung der Bundesländer mit der Bundesregierung, dennoch hat die KMK hier entscheidende Zeit verspielt. Zeit, die wir uns in einer drastischen Bildungskrise nicht mehr leisten können.
Schnell wird klar: Wenn es den 16 Kultusministerinnen und -Ministern der Bundesländer nicht gelingt, eine grundlegende Reform ihres eigenen Gremiums in die Wege zu leiten, ist die KMK zweifelsohne ein Auslaufmodell in der Bildungspolitik.
Auch bei der Vereinheitlichung der Bildungsabschlüsse und schulischen Standards, man meint, ein bundesländerübergreifendes Gremium sei hierfür prädestiniert, versagt das Gremium gnadenlos. Ein echter Wille, dass Schulabschlüsse schrittweise in allen Bundesländern die gleiche Wertigkeit erhalten, ist nicht zu spüren. Die Ministerinnen und Minister wissen eben nicht, was sie wirklich wollen.
Keine Frage, die Anpassung der 16 innerdeutschen Bildungssysteme ist eine Mammutaufgabe. Angleichung von Kontingentstundentafeln und Lehrplänen, die Lehrkräfteaus- und Weiterbildung oder auch die Frage: Grundschule bis zur vierten oder bis zur sechsten Klasse? Hier fehlt ein klares Signal der KMK, was der politische Wille ist.
Für klare Signale ist das Gremium ohnehin nicht bekannt. So fehlt den Ministerinnen und Ministern an entscheidenden Stellen der Mut, ein Aufbruch ins Neue zu wagen. Neuen Lernmethoden, neuen Lernkulturen und Best-Practice-Beispielen im eigenen Land Aufmerksamkeit zu schenken und diese Ideen zu skalieren.
Hier fehlen der KMK neben dem Mut zwei weitere essenzielle Eigenschaften. Zum einen das richtige Selbstverständnis über die eigene Rolle und zum anderen die Bereitschaft, über den Tellerrand hinauszuschauen. Im In- und Ausland gibt es schon jetzt zahlreiche Beispiele, wie Bildung und Lernen im 21. Jahrhundert anders funktionieren kann. Indes ganz ohne die Probleme, welche oben aufgelistet sind. Belegt wird uns das nicht nur durch eine Vielzahl an Studien, welche zumeist die skandinavischen Länder loben, sondern auch durch eine Zunahme an Leuchtturmschulen in ganz Deutschland. Eine Zunahme an Schulen, wo Lehrkräfte, Eltern, Schulleitungen und Verwaltungspersonal mit der Zielgruppe von guter Bildung, den Schülerinnen und Schülern, gemeinsam an individuellen Lösungen für ihre Schulen arbeiten.
Hier kommt die Rolle der KMK ins Spiel: Denn vielmehr sollte diese als bundesweites Netzwerk aus Problemlösern fungieren. In Klassenarbeiten gilt dieses Motto noch nicht, doch hier muss es bereits gelten: Abschauen erlaubt. Abschauen in anderen Ländern und Bundesländern. Sicherlich gibt es viele Schulen, die Lösungen gefunden haben, um beispielsweise mit den wachsenden bürokratischen Wänden im Schulsystem umzugehen oder eine gewinnbringende Kommunikation mit Eltern zu pflegen. Was das angeht, müssen Bildungseinrichtungen von- und miteinander Lernen. Vernetzt durch ein Netzwerk an Problemlösern kann effizient an Problemen gearbeitet werden. Wäre das nicht eine sinnstiftende Aufgabe für die KMK?
Denn nur dann wird der eigentliche Mehrwert des bundeslandübergreifenden Gremiums endlich gelebt: Das durch Lernen von und mit anderen Bundesländern resultierende gemeinsame Handeln. Schlicht und ergreifend die agile Zusammenarbeit. Bisher ähnelt die Bürokratie-Konferenz vielmehr einem Zusammenschluss aus 16 egoistischen Kämpferinnen und Kämpfern. Doch kämpfen tun sie nicht zum Wohle der Leidtragenden des aktuellen trägen Systems, das sind vor allem Schülerinnen und Schüler, sondern zum Wohle des eigenen Status. Agile Zusammenarbeit? Fehlanzeige!
Wenn das eigene Ego der 16 Ministerinnen und Minister sowie deren Parteibuch, aktuell ist dies der Fall, im Vordergrund steht, wirkt das wie Gift für die deutsche Bildungspolitik. Daher wird dringend ein interparteilicher Konsens der demokratischen Parteien zu Eckpunkten der Bildungspolitik benötigt. Nur dadurch kann eine gewinnbringende Arbeit der KMK auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten in stetig wechselnder parteilicher und personeller Besetzung garantiert werden.
Insgesamt muss die Kultusministerkonferenz also einen Paradigmenwechsel durchleben. Einen ganzheitlichen Paradigmenwechsel auf den hier angesprochenen zahlreichen Ebenen.
Zum Schluss möchte ich ein einziges Mal in diesem Gastbeitrag über mich sprechen: Vor knapp einem Jahr, im Oktober 2022, durfte ich eine für mich bis heute enorm prägende Erfahrung sammeln: Der Besuch des Learnlife Centers in Barcelona. Der Besuch hat mir gezeigt: Ganzheitlich funktionierendes Lernen im 21. Jahrhundert geht auch, aber irgendwie auch nur radikal anders. Mehr als je zuvor wurde mir das bewusst. Daher meine ganz persönliche Empfehlung an alle 16 egoistischen Kämpferinnen und Kämpfer: Ein Besuch im Learnlife Center in Barcelona. Eines kann ich Ihnen versprechen: Danach gibt es Sie, die 16 egoistischen Kämpferinnen und Kämpfer nicht mehr! Ab dann werden Sie gemeinsam kämpfen! Gemeinsam für alle Schülerinnen und Schüler!
Wir bedanken uns bei Jon für seinen Beitrag. Gastbeiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Zum Autor
Jon Buchmüller ist 17 Jahre alt und kommt aus Vaihingen an der Enz. Durch seine Teilnahme am Wettbewerb Jugend debattiert auf Landesebene in Baden-Württemberg wurde sein politisches Interesse nachhaltig geweckt. Daraufhin folgte ein zweijähriges Engagement als Schülersprecher am Stromberg-Gymnasium in Vaihingen an der Enz. Hier legte Buchmüller im Juni 2023 sein Abitur ab. Parteipolitisch ist er nicht nur bei den Liberalen Schülern in der Bundesarbeitskreisleitung und im Landesvorstand Baden-Württembergs, sondern auch auf verschiedenen Ebenen bei der FDP engagiert. Zudem war er bis zum Oktober 2023 Mitglied im beratenden Kuratorium des educon Bildungsgipfels der Rhein-Neckar-Region.
Magdeburg. Das Land Sachsen-Anhalt hat 25 Lehramtsstudierenden das “Weltenretter-Stipendium” übergeben. Das Stipendium richtet sich an künftige Lehrkräfte, die sich im Gegenzug dazu verpflichten, nach dem Studium in Regionen zu arbeiten, in denen der Bedarf an Lehrkräften besonders groß ist. Die geförderten Studierenden müssen nach ihrem Abschluss dort mindestens so lange arbeiten, wie sie durch das Programm gefördert wurden. Die Stipendiat:innen erhalten über die Dauer der Förderung (maximal Regelstudienzeit) 600 Euro im Monat
Sachsen-Anhalt will mit dem Weltenretter-Stipendium das Lehramtsstudium und den Lehrberuf langfristig aufwerten. Den vielsagenden Namen des Stipendiums trägt die Förderung nicht ohne Grund, das Land setzt große Hoffnung in die künftigen Lehrkräfte, sagt Sachen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner: “Die Stipendiatinnen und Stipendiaten werden zu Wegbereitern für eine bessere Bildung in unserem Land und wir freuen uns auf ihre wertvolle Arbeit.“
Unter den 25 neuen Stipendiat:innen befinden sich 13 Studierende, die später an Sekundarschulen arbeiten werden, neun spätere Grundschul-Lehrkräfte und drei, die an Förderschulen aktiv sein werden. Sie studieren nicht nur in Sachsen-Anhalt selbst, sondern auch in anderen Bundesländern. Allerdings werden auch diese “Auswärtigen” nach ihrem Studium in Regionen in Sachsen-Anhalt eingesetzt werden, die vom Lehrkräftemangel besonders geplagt sind. Die Stipendiat:innen haben bei der Auswahl ihrer künftigen Arbeitsregionen gewisse Freiheiten. Sie können sich bei der Bewerbung bereits für eine Bedarfsregion entscheiden und absolvieren in dieser dann zum Beispiel auch ihre Praktika.
Es ist bereits die zweite Stipendien-Vergabe des Weltenretter-Stipendiums. In den kommenden Jahren soll die Vergabe jeweils zum Wintersemester erfolgen. Im Sommer 2024 wird die Bewerbungsphase für die nächste Runde beginnen.
Im Rahmen unserer Themenwoche zur KMK ist bereits klar geworden, wie vielfältig sich die Herausforderungen der Kultusministerkonferenz ausgestalten. Ein Thema verdient dabei besondere Aufmerksamkeit. Für die Kultusminister:innen und Senator:innen der Länder scheint es eines der schwierigsten Themen überhaupt zu sein – die Digitalisierung an den Schulen. Auf praktisch jeder ihrer Konferenzen steht das Thema seit Jahren auf der Tagesordnung und doch reißt die Kritik nicht ab, dass die Kultusministerkonferenz (KMK) hier zu behäbig und falsch agiert. Dabei sind die Grundsätze der KMK und die ausgegebenen Ziele zum Thema Digitalisierung durchaus ambitioniert und an vielen Stellen wissenschaftlich fundiert. Woran hakt es also?
Um die grundlegenden Ziele der KMK zu verstehen, reicht ein Blick in ihr Strategiepapier “Bildung in der digitalen Welt”. Obwohl die Kultusminister:innen die Strategie bereits 2016 veröffentlicht haben, sind die Handlungsfelder und Ziele im Kern gleich geblieben. Als zentrale Handlungsfelder sieht die KMK sechs Hauptbereiche.
1. Bildungspläne und Unterrichtsentwicklung, curriculare Entwicklungen
2. Aus-, Fort- und Weiterbildung von Erziehenden und Lehrenden
3. Infrastruktur und Ausstattung
4. Bildungsmedien, Content
5. E-Government, Schulverwaltungsprogramme, Bildungs- und Campus- Managementsysteme
6. Rechtliche und funktionale Rahmenbedingungen
Die Bemühungen in den verschiedenen Handlungsfeldern zielen darauf ab, die Schüler:innen angemessen in sechs festgelegten Kompetenzbereichen zu unterstützen. Zu diesen gehören zum Beispiel “Kommunizieren und Kooperieren”, “Schützen und sicher agieren” sowie “Analysieren und Agieren”. Das Strategiepapier wurde 2021 erweitert durch die “ergänzende Empfehlung zur Strategie”. Hiermit wurde nochmal auf aktuelle technische und gesellschaftliche Entwicklungen reagiert.
In ihrem Strategiepapier macht die KMK an vielen Stellen deutlich, dass sie um die gesellschaftliche Notwendigkeit von adäquater Politik rund um das Thema Digitalisierung an Schulen weiß. Die Länder und der Bund waren sich bei der Erstellung der Strategie einig, dass es massive Investitionen in diversen Bereichen des Bildungswesens geben muss. Das Geld soll laut der Strategie dazu benutzt werden, die Schüler:innen und Schulen mit digitalen Geräten auszustatten, Software bereitzustellen, Lehrkräfte im Prozess der Digitalisierung zu unterstützen. Genauso sollen die finanziellen Mittel ermöglichen, die Infrastruktur für den digitalen Wandel bereitzustellen, die Schulverwaltung übergreifend zu digitalisieren und fortlaufendenden technischen Support für die Schulen zu gewährleisten. An diesen strategischen Zielen gibt es im Grunde keine Kritik, anders sieht es bei der tatsächlichen Umsetzung der Vision aus.
Das Bündnis "Bildungswende jetzt", bestehend aus Gewerkschaftsgruppen, Schulen, Initiativen von Eltern, Lehrkräften und Schüler:innen fordert von der KMK in diversen Bereichen mehr Engagement. Sie wollen unter anderem erreichen, dass die KMK ein Sondervermögen Bildung von 100 Milliarden Euro auflegt. Damit könne die umfassende Digitalisierung und die Begleitung dieses Prozesses sichergestellt werden, so das Bündnis. Finanzierung ist eines der Hauptprobleme der KMK. Die an sich ambitionierten Ziele scheitern häufig am Finanzierungs-Streit zwischen Bund und Ländern. Im Jahr 2024 läuft auch der DigitalPakt Schule aus und eine Anschlussfinanzierung ist (Stand 23.10.23) nicht geklärt.
Der Streit der Länder untereinander und mit dem Bund ist dafür verantwortlich, dass es in verschiedenen Bereichen der Digitalisierung im Schulsystem hakt. Im Strategiepapier heißt es etwa: “Die Kultusministerkonferenz wird darüber hinaus mit allen Partnern ländergemeinsame und bundeseinheitliche Regelungen, beispielsweise im Datenschutz und Urheberrecht, sowie länderübergreifende Synergieeffekte, beispielsweise bei Plattform- bzw. OER-Nutzungen, anstreben. Grundlegende technische Voraussetzungen müssen in allen Bildungseinrichtungen geschaffen werden. Dazu zählen vor allem der Breitbandausbau und die Ausstattung für digitale Anwendungen. Die Umsetzung der Maßnahmen erfordert Investitionen in erheblichem Umfang in allen Bildungsbereichen. Entsprechend der Zuständigkeiten bedarf dies eines Konsenses zwischen allen Beteiligten.” Dieser angesprochene Konsens fehlt aber immer wieder in Entwicklungsprozessen, was die KMK träge macht.
Ziel der Kultusminister:innen ist es, Schulen, Lehrkräfte und Schüler:innen angemessen mit technischem Equipment und digitalen Endgeräten auszustatten und schulnahen Support zu bieten. Insbesondere die Corona-Pandemie hat den Zielen der KMK hier einen Schub verpasst. Mittlerweile ist die technische Ausstattung deutlich umfassender als noch vor vier Jahren. Allerdings gibt es gerade beim IT-Support und der dauerhaften Pflege der digitalen Geräte offenbar noch Nachholbedarf.
Ein weiterer Kritikpunkt in der Arbeit der KMK ist die Entwicklung von Schulverwaltungs-Vorgängen - das E-Gouvernment. Hier gibt es offenbar zu wenig Unterstützung durch übergeordnete Stellen und die einzelnen Kreise und Schulen werden mit diesen Aufgaben allein gelassen. Hier bestünde zwar viel Potenzial zur Vereinheitlichung von Abläufen, doch Kompetenzgerangel zwischen den Ländern, Kreisen und Behörden verhindert hier schnelle Fortschritte.
Es gibt aber auch Kritik, was die theoretischen Ansätze der KMK-Strategie angeht. Medienpädagoge Horst Niesyto hält den Begriff “Medienbildung”, so wie er im Strategiepapier verwendet wird, für zu kurz gedacht. Er empfiehlt, Medienbildung weiter zu denken, als in einem rein schuldidaktischen Kontext. Er sieht das Bildungssystem hier mit einem Auftrag ausgestattet, dem die Strategie nicht gerecht wird. Er schreibt in einem Positionspapier: “Der medienbezogene Bildungsauftrag der Schule ist jedoch viel breiter. Er geht deutlich über technisch-informatische und didaktische Sichtweisen hinaus und umfasst auch persönlichkeitsbildende, soziale, kulturelle, politische, ökonomische, ethische und weitere Dimensionen.”
Bildungsinfluencer Bob Blume kritisiert zum Beispiel, dass der Medienbegriff an vielen Stellen überholt ist. Digitale Medien würden im Strategiepapier der KMK häufig als Werkzeuge genannt werden, mittlerweile wären sie aber weit mehr als das. Sie würden sämtliche Bereiche unseres Alltags durchdringen und selbst zum Gegenstand lebensnaher Bildung werden.
Trotz all der Kritik, die es seit Jahren an der Arbeit der KMK gibt, haben sich die Kultusminister:innen und Senator:innen erst zuletzt selbst für ihre Fortschritte gelobt. Im Jahresbericht 2022 der Kommission Digikom werden allerlei Punkte gesammelt, bei denen die Arbeit der KMK die Digitalisierung der Schulen in Deutschland vorangebracht hat.
Hier einige Beispiele aus dem Bericht:
An den Veröffentlichungen und dem Selbstlob der KMK gibt es wiederum große Kritik, weil sie für manche im Angesicht all der Herausforderungen der Schulen wie blanker Hohn klingt. Der Bericht der Kommission beinhaltet neben vielen positiven Punkten, allerdings auch einige Abschnitte, in denen Verbesserungspotenziale angeführt werden.
Auch dafür hier einige Beispiele:
Beim Thema Digitalisierung an den Schulen sieht man beispielhaft die Probleme und Herausforderungen der KMK. Kompetenzgerangel zwischen den Ländern, unklare Finanzierungsstrukturen und Pläne, denen zum Teil der Bezug zur Realität fehlt sind nur einige der Schwierigkeiten, mit denen die Kultusminister*innen und die Senator*innen umgehen müssen. Gerade im Bereich Digitalisierung muss Deutschland aber Schritt halten, um im internationalen Vergleich nicht noch weiter ins Hintertreffen zu kommen. Deshalb ist die Kritik an den Digitalisierungs-Fortschritten der KMK auch so groß. Ob die Verantwortlichen hier nachlegen können, hängt auch davon ab, ob sie ein Nachfolgemodell für den DigitalPakt auf den Weg bringen werden.
Weitere Infos rund um die Geschichte, die Tätigkeitsfelder und weitere Kritik an der Kultusministerkonferenz stellen wir euch innerhalb unserer Themenwoche vor. Wie steht ihr zur KMK, wenn es um das Thema Digitalisierung an Schulen geht? Schreibt uns eure Meinung gerne in die Kommentare.
Berlin. Die Schüler:innen in Deutschland sind genervt von einer Politik, unter der ihre Bildung leidet. Die Bundesschülerkonferenz fordert deshalb eine “radikale Bildungswende”. Ihre gebündelten Forderungen stellten Vertreter:innen der Bundesschülerkonferenz am 23.10.2023 nach einem gemeinsamen Bildungskongress vor. Die Schüler:innen sind in ihrem Anliegen sehr deutlich: “Wir sind die Generation, die die Rechnung bezahlt.” Es dürfe jetzt “keine Ausreden mehr geben”, sagte Generalsekretärin Wiebke Maibaum bei der Vorstellung des Forderungspapiers.
Die Schülerinnen fordern von den Politiker:innen, dass der Ausbau der digitalen Infrastruktur deutlich schneller gehen müsse. Dazu müsse aber auch die digitale Kompetenz von Lehrkräften, Lernenden und Eltern gefördert werden. Um das alles zu erreichen, müsse Bürokratie abgebaut werden. Hier sehen die Schüler:innen die Kultusministerkonferenz (KMK) in der Pflicht. Die Länder sollten nicht weiter um Personal konkurrieren, sondern gemeinsam nach Lösungen für den Lehrkräftemangel suchen. Der Beruf der Lehrkraft müsse dafür attraktiver und das Lehramtsstudium reformiert werden.
Aber auch bei den theoretischen Ansätzen gebe es großen Bedarf an Veränderungen. So fordern die Schüler:innen, dass Unterricht grundlegend neu gedacht werden sollte: weg vom Frontalunterricht und starren Unterrichtszeiten und hin zu einer lebens-vorbereitenden Schulen mit lebensnahen Inhalten. Zudem müsse noch deutlich mehr in den Bereichen Inklusion und Chancengerechtigkeit passieren. Noch immer seien die Chancen auf Erfolg im Bildungssystem zu stark abhängig vom soziokulturellen Hintergrund und anderen Voraussetzungen, die die Schüler:innen ungerechterweise einschränken. Außerdem sollte der Fokus stärker auf die mentale Gesundheit der Lernenden gelegt werden. Die Schulpsychologie müsse dafür weiter institutionalisiert und mit neuen Stellen ausgestattet werden.
Für Frust bei den Schüler:innen, die am Bildungskongress teilgenommen hatten, sorgten die Absagen eingeladener Politiker:innen. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Katharina Günther-Wünsch, hatte zwar an einer Podiumsdiskussion des Bildungskongresses teilgenommen, war aber bei der Übergabe der Forderungen nicht anwesend. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger sagte ihre Teilnahme an der Pressekonferenz kurzfristig wegen eines verspäteten Fluges ab.
Die Bundesschülerkonferenz ist seit 2004 die Ständige Konferenz der Landesschülervertretungen der Länder in Deutschland und behandelt Angelegenheiten der Bildungspolitik von überregionaler Bedeutung mit dem Ziel einer gemeinsamen Meinungs- und Willensbildung und der Vertretung gemeinsamer Anliegen. Das Forderungspapier wurde mit mehr als 300 Lernenden aus ganz Deutschland auf einem Bildungskongress organisiert.
Inmitten des Chaos der Nachkriegszeit, als das vom Krieg gezeichnete Deutschland noch in vier Besatzungszonen aufgeteilt war, wurde eine Institution ins Leben gerufen, die noch immer Bestand hat: die Kultusministerkonferenz (KMK). Die KMK ist damit sogar älter als die Bundesrepublik selbst und nimmt bis heute entscheidenden Einfluss auf das deutsche Bildungssystem. Doch wie hat sich diese Institution, die sich die Koordination der deutschen Bildungs- und Kulturpolitik auf die Fahnen geschrieben hat, im Wandel der Zeit entwickelt? Und welche Ziele und Veränderungen verfolgte die KMK im Laufe ihrer 75-jährigen Geschichte bis heute? Innerhalb unserer Themenwoche zur Kultusministerkonferenz möchten wir uns diesen Fragen widmen.
Schon in ihren Anfängen legte die sogenannte “Konferenz der deutschen Erziehungsminister” im Februar 1948 in Stuttgart-Hohenheim den Grundstein für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern. Trotz der politischen Spaltungen zwischen den Besatzungszonen wurde beschlossen, regelmäßig zusammenzukommen, um Bildungs- und Kulturangelegenheiten zu regeln.
Dadurch löste die KMK regionale, provisorische Vorläufereinrichtungen in den westlichen Besatzungszonen ab und konzentrierte sich auf die Koordination von Bildungs- und Kulturpolitik. Während der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 diskutierte die KMK praktische Aufgaben des Wiederaufbaus, darunter Themen wie eine Schulreform, die allgemeine Organisation und die Einrichtung von Fachausschüssen.
In den 1970er Jahren erlebte Deutschland eine regelrechte Bildungsexplosion. Der Höhepunkt der Anzahl der Schüler:innen wurde 1976 erreicht. Danach sorgten insbesondere die verkleinerten Geburtsjahrgänge Ende der 60er Jahre für eine Abnahme der Schülerzahlen. Interessanterweise stieg jedoch gleichzeitig der Anteil der Absolvent:innen, die weiterführende Bildungswege einschlugen, kontinuierlich an. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die KMK zu dem zentralen Organ für die Koordination und Vereinheitlichung des deutschen Bildungssystems. Besonders in den 1960er und 1970er Jahren setzte sie sich mit umfassenden bildungspolitischen Entwicklungen auseinander, die von strukturellen Reformen in Schulen und Hochschulen über die Modernisierung von Lehrplänen bis hin zur Stärkung zentraler Fächer in der gymnasialen Oberstufe reichten.
Die KMK trug darüber hinaus zur Förderung des öffentlichen Bibliothekswesens und der Betreuung deutscher Auslandsschulen bei, wobei sie einen starken Fokus auf die internationale Zusammenarbeit legte. Im Rahmen der KMK wurde beispielsweise das Deutsche Sprachdiplom (DSD) für Auslandsschulen entwickelt, um die Sprachkompetenz von Deutsch als Fremdsprache im Ausland zu fördern. Im Gegensatz zu vielen anderen Sprachzertifikaten müssen Schüler:innen keine Prüfungsgebühren zahlen und können die Prüfung für das Deutsche Sprachdiplom nach mehreren erfolgreich absolvierten Schuljahren ablegen. Derzeit wird das DSD in über 70 Staaten von mehr als 80.000 Prüflingen pro Jahr abgelegt.
In den 1980er und 1990er Jahren setzte die KMK ihre Bemühungen fort, um trotz des weiteren Rückgangs der Schülerzahlen und der begrenzten pädagogischen Ressourcen, wie eines kürzeren Haushaltsbudgets, Verbesserungen in den Schulen zu erreichen. Sie konzentrierte sich dabei verstärkt auf die Sicherung der Qualität der Hochschulreife und die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung. Dafür wurden die Hochschulzulassung reformiert, die deutsche Rechtschreibung neu geregelt sowie verstärkt Partnerschaften im Bereich der europäischen Bildungspolitik eingegangen. Mit dem Konstanzer Beschluss von 1997 definierte die KMK die Qualitätssicherung schulischer Bildung als einen Schwerpunkt ihrer Tätigkeiten. Dabei bildet unter anderem der Wettbewerb zwischen den Ländern eine wesentliche Grundlage für die Förderung der Qualitätsentwicklung.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Etablierung der Bundesländer in den Gebieten der ehemaligen DDR erweiterte sich die KMK im Dezember 1990 um die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Berlin wurde ebenfalls als gesamtstädtischer Vertreter in die Konferenz aufgenommen, nachdem die westlichen und östlichen Teile der Stadt wieder vereint worden waren. Die Integration beider Landesteile erforderte eine umfassende Koordination und Angleichung der Bildungsstrukturen, Lehrpläne und Qualitätsstandards. Dabei spielte die KMK eine zentrale Rolle, sodass die Bildungslandschaft in Ost- und Westdeutschland zunehmend vereinheitlicht und Bildungsungleichheiten möglichst abgebaut wurden.
Seit den 2000er Jahren verstärkt die KMK ihre Bemühungen, die Bildungsqualität angesichts neuer Technologien weiter zu verbessern. Ihren Fokus legt sie dabei auf eine Vielzahl von Bildungsthemen, darunter die Förderung digitaler Bildung und die Anpassung der Lehrpläne an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts. Außerdem engagiert sie sich in der Förderung interkultureller Kompetenzen und im Austausch von Praktiken und pädagogischen Ansätzen zwischen den Ländern.
Seit 2004 legt die KMK außerdem alle zwei Jahre einen umfassenden Bildungsbericht für Deutschland vor, der die aktuellen Entwicklungen, Herausforderungen, Leistungen und Aufgaben des Bildungswesens anhand eines oder mehrerer Schwerpunktthemen beleuchtet. Der neunte und derzeit aktuelle Bildungsbericht von 2022 mit dem Schwerpunktthema “Bildungspersonal: Struktur, Entwicklung, Qualität und Professionalisierung” kann online kostenlos eingesehen werden.
Mit dem Beginn der Corona-Pandemie rückte die KMK verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit. Angesichts der massiven Herausforderungen, vor die die Pandemie 2020 das Bildungssystem stellte, war die KMK an der Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen beteiligt, um den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten und die Bildungschancen für Schüler:innen zu sichern. Als die Schulen plötzlich schließen mussten und der traditionelle Klassenraum durch virtuelle Klassenzimmer und Fernunterricht ersetzt wurden, trat die KMK in den Vordergrund, um innovative Lösungen zu entwickeln und sicherzustellen, dass Bildung zugänglich für alle bleiben konnte. Sie förderte den Einsatz digitaler Lernplattformen, unterstützte die Schulen bei der Bereitstellung von Technologie und setzte sich für die Schulung von Lehrkräften in den neuesten Unterrichtsmethoden ein.
Neben der Schul- und Hochschulpolitik stehen die Belange der Kulturpolitik der Länder stärker im Zentrum der KMK. Durch die Gründung einer eigenen Kulturministerkonferenz (Kultur-MK) im Jahr 2019 werden Themen wie die Sicherung des Kulturerbes, die Förderung kultureller Bildung und die Abstimmung von Bewerbungsverfahren für Kulturerbestätten unter Einbezug aktueller Debatten behandelt. In ihrer Gründungssitzung bekräftigte sie zum Beispiel ihre Unterstützung für künstlerische Freiheit als Grundprinzip ihrer Zusammenarbeit und initiierte die Entwicklung erster Leitlinien für den Umgang mit dem kolonialen Erbe in Museen und Sammlungen.
Trotz der Stimmen, die seit Jahren eine Reform des Bildungsföderalismus fordern und der Bemühungen der KMK, den Bildungsföderalismus – als historisches Erbe Deutschlands – zu koordinieren, herrschen in Deutschland im Jahr 2023 noch erhebliche Differenzen und Herausforderungen zwischen den Bundesländern. Diese betreffen unter anderem Lehrpläne, Schulstrukturen, Schulreformen oder Prüfungsstandards. Kritiker:innen argumentieren, dass diese Vielfalt zu Ungleichheiten in Bildungs-Chancen und -qualität führt, zum Beispiel auch für Schüler:innen, die von Umzügen über die Ländergrenzen hinweg betroffen sind. Dennoch arbeitet die KMK aktiv an einer verstärkten länderübergreifenden Zusammenarbeit, um Bildungsstandards zu harmonisieren und Chancengleichheit zu fördern. Mit kontinuierlichen Bemühungen und wachsender Kooperation besteht die Aussicht, dass die KMK den Weg für die zukünftige Entwicklung eines einheitlicheren und gerechteren Bildungssystems in Deutschland ebnet.
Bleibt gespannt! In den kommenden Tagen werden wir im Rahmen unserer Themenwoche über die KMK und die Digitalisierung, aktuelle Debatten und Kritik und mögliche Reformperspektiven berichten.
Kaum ein Fach bleibt Schüler:innen wohl so in Erinnerung wie der Matheunterricht. Unabhängig von der eigenen Leistung ist es nicht nur das Fach, das in der Schulausbildung am meisten Zeit in Anspruch nimmt, sondern auch nach dem Abschluss im Alltag und weiteren Ausbildungen und Studiengängen eine wichtige Rolle spielt. Seit der Zeit der Rechenschieber hat sich der Mathematikunterricht jedoch sowohl inhaltlich als auch methodisch stark verändert. Wir werfen einen Blick zurück: Wie sah der Matheunterricht früher aus – und welche Technologien und Innovationen haben das Fach zu dem gemacht, was es heute ist?
Vor Einführung der allgemeinen Schulpflicht war das Privileg des Rechnens nur Kindern in Klosterschulen vorbehalten. Im Laufe des 18. Jahrhunderts führten die meisten Landesherren eine allgemeine Bildungspflicht ein, deren Rechenunterricht allerdings erst Schüler:innen der Oberstufe betraf. Diese Schulstufe begann erst mit zehn Jahren, ab zwölf waren Schüler:innen schon von der Schulpflicht befreit. Aufgrund mangelnder Ausbildung der Lehrkräfte beschränkte sich der Matheunterricht zu dieser Zeit meist auf simple Additionen.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich erstmals eine Vorform des heutigen dreigliedrigen Schulsystems. Die drei Ausrichtungen waren hier mathematische und naturwissenschaftliche, humanistische und mathematisch-technische Schulen. Einer der Gründe für den plötzlichen Aufschwung der mathematischen Bildung waren die Industrialisierung, wodurch Firmen Mitarbeiter:innen mit technischem Wissen benötigten, das vermehrte Vorkommen naturwissenschaftlicher Studiengänge und die Entwicklung von neuen Verkehrsmitteln.
Aus diesen Gründen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals Schulbücher für das Fach Mathe eingeführt und die Mathematik als eigenes Fach anerkannt. Die Lehrpläne verlangten vor allem die Berechnung von Flächen und Körpern, Trigonometrie, analytische Geometrie, das Lösen komplizierter Gleichungen und einfache Funktionen sowie Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeit. Die Grundthemen ähnelten also bereits dem heutigen Mathematikunterricht.
Bis in die 1960er Jahre war Mathe damit ein klassisches frontal unterrichtetes Schulfach. Es gab viel zu pauken und in den meisten Fällen lernten Schüler:innen die einzelnen Rechenschritte auswendig, ohne ein logisches Verständnis dafür zu haben. Mathe stand als Hauptfach fünf von sechs Tagen auf dem Stundenplan und Schüler:innen hatten Wert auf Ordnung und Sauberkeit zu legen. Taschenrechner waren damals für den Schulbetrieb noch Zukunftsmusik: Schüler:innen mussten mathematische Funktionen wie Logarithmen mit Werte-Tabellen und Rechenaufgaben mit Rechenschiebern lösen.
Da der Matheunterricht bis zu diesem Zeitpunkt rein frontal unterrichtet wurde, wurden in den 70er Jahren die Stimmen nach einem anschaulichen und lebensnahen Unterricht, der auch das Verständnis für Schüler:innen einfacher machen sollte, immer lauter. Deshalb wurden in dieser Zeit auch erste Unterrichtsmedien und Anschauungsmaterial eingeführt.
Die Reform des Matheunterrichts, auch als Neue Mathematik bezeichnet, bestand damals darin, dass Mathematik als Beschäftigung mit abstrakten Strukturen anstelle des traditionellen Rechenunterrichts gelehrt werden sollte. Schüler:innen sollten Mathematik logisch erklären können, anstatt nur die einzelnen Schritte auswendig zu lernen. Diese Forderung führte dazu, dass laut Befürworter:innen der Neuen Mathematik Kinder sich schon in der Grundschule mit Axiomen und Prinzipien auseinandersetzen sollten. Schließlich unterstützen diese komplexen Axiome die logische Untermauerung von Mathematik. Doch diese ganzen neuen Begriffe und Erklärungen verwirrten Schüler:innen nur mehr, da nun zwei Zahlen nicht einfach zusammengezählt werden konnten, sondern es sich dabei um zwei binäre Optionen handelte.
Eine weitere zentrale Neuerung zu diesem Zeitpunkt war vor allem in Grundschulen die Eröffnung des Matheunterrichts mit der Mengenlehre. Grundschüler:innen sollten nicht mehr nur zählen und rechnen lernen. Stattdessen sollten mittels logischer Blöcke und didaktisch reduzierter Mengendiagramme das logische und abstrakte Denken der Kinder gefördert werden. Dieser Lerninhalt war jedoch für Grundschüler:innen vorerst überflüssig, da dieser kaum etwas mit dem Lernen von Grundlagen der Mathematik zu tun hatte. Die Neuerungen der Neuen Mathematik stießen schließlich auf so heftige Kritik von Eltern und Lehrkräften, dass sie nach einigen Jahren wieder abgesetzt wurden. Denn auch wenn besonders im Grundschulsektor das Lernen von Mathe mit allen Sinnesorganen wichtig ist, sollte sich das logische Lernen an das Alter der Kinder und nicht umgekehrt anpassen, wie einige der Argumente damals lauteten. Die einzig gebliebene Errungenschaft aus der Mathematikreform der 1970er ist die Behandlung der Funktionslehre in der Mittelstufe.
In der Bundesrepublik wurde die Nutzung eines arithmetischen Taschenrechners anstelle des Rechenschiebers zwischen 1976 und 1978 ab Klassenstufe 7 erlaubt, in der DDR erfolgte die Einführung erst zwischen 1985 und 1986. Die damit verbundene Erwartung war unter anderem verstärkte experimentelle Schüleraktivitäten im Rahmen des entdeckenden Lernens oder wirklichkeitsnahe Behandeln von Anwendungsaufgaben. Mit Einführung der ersten Personal Computer Anfang der 1980er Jahre sind diese Erwartungen gestiegen. In den NCTM-Standards von 1989, die das Vorbild der KMK-Standards von 2003 bildeten, wurde festgehalten:
„Taschenrechner und Computer gestalten die mathematische Landschaft neu und die Schulmathematik sollte diese Veränderungen reflektieren. Schüler können mehr Mathematik eingehender mit der richtigen und passenden Technologie lernen. Sie können auf einem höheren Niveau der Verallgemeinerung und Abstraktion arbeiten. Dabei sollte jeder Schüler Zugang zu neuen Technologien haben, um sich damit das Lernen von Mathematik zu erleichtern.“
Mit dem Casio FX-7000G kam 1985 der erste grafikfähige Taschenrechner auf den Markt. Und mit dem Casio Algebra FX 2.0 erschien dann 1999 ein Taschenrechner, der erstmals ein Computeralgebrasystem integriert hatte. Diese neuen Rechner waren für den Matheunterricht ein essentieller Wandel, da sie Berechnungen ermöglichten, die zuvor nur auf den Personal Computern in Computerräumen der Schule und kaum von zuhause aus möglich waren. Damit stiegen aber auch die Erwartungen an den Matheunterricht. Es wurde intensiv diskutiert, inwiefern sich Inhalte, Methoden und Prüfungen im Matheunterricht mit der Integration der neuen Taschenrechner ändern müssen. Verbunden mit den neuen und steigenden Erwartungen an diese Technologien wurde in den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz 2009 eine “verbindliche Nutzung von Computerprogrammen (z. B. Tabellenkalkulation, Dynamische Geometrie, ComputerAlgebra) und Taschenrechnern (z. B. mit Graphikfunktion oder CAS) in allen MINT-Fächern” gefordert. Jedoch sahen sich Verbände wie GDM und MNU gezwungen zu erwähnen, dass auch hier ein nachhaltiger Umgang mit der Technologie im Unterricht beachtet werden muss.
Heute steht der Matheunterricht vor ganz anderen Problemen. Obwohl Schüler:innen sich eines Taschenrechners bedienen dürfen bzw. sollen, gibt es immer mehr Herausforderungen für Lehrkräfte, was die Vermittlung des Stoffs angeht. Zudem fehlt Kindern weiterhin oft das Verständnis bestimmter logischer Vorgänge und es entstehen verschiedene Lernbarrieren oder unterschiedliche Leistungslevel in einer Klasse. In unserem Artikel zum heutigen Stand des Matheunterrichts haben wir euch bereits Probleme im heutigen Matheunterricht und dessen Wissensvermittlung genau geschildert. Doch was können Lehrkräfte und Schüler:innen tun, um das Fach Mathe besser zu lehren und zu verstehen?
Zum einen haben sich für Schüler:innen dank der Digitalisierung in den letzten Jahren einige Möglichkeiten ergeben, die eine zusätzliche Unterstützung zur Wissensvermittlung bieten. Eine zentrale Hilfe sind hier vor allem Youtubevideos. In diesem Artikel findet ihr beispielsweise die besten Lernvideos für lineare Algebra. Mithilfe von Tutorials wie diesen zu bestimmten Themen können Schüler:innen viele mathematische Hintergründe besser und tiefgreifender verstehen und so neben dem Unterricht das Verständnis im eigenen Tempo fördern und sich auf Prüfungen vorbereiten.
Zum anderen bietet sich mit Programmen wie ChatGPT auch die Möglichkeit, außerhalb des Unterrichts Fragen zu stellen und Erklärungen gewisser mathematischer Konzepte zu erhalten. Da es sich bei ChatGPT allerdings nicht um eine Mathematik-Engine handelt, eignet sie sich nicht zur Berechnung von Aufgaben. Damit es aber gar nicht erst zu außerschulischer Nachhilfe kommen muss, folgen hier, zusätzlich zu den innovativen Ansätzen aus diesem Artikel, weitere Vorschläge für den Matheunterricht.
Was nach wie vor helfen kann, sind Veranschaulichungen. Anstatt reine Wissensvermittlung zu betreiben, können komplexe mathematische Konzepte mit Modellen greifbarer und anschaulicher gelehrt werden. Schließlich sind Anwendungen, wenn die Grundlagen einmal verstanden wurden, meistens einfach. Zusätzlich ist zu beachten, dass jede:r Schüler:in ein anderes Lerntempo und Verständnis hat. Natürlich ist es schwer, in einer Klasse auf jedes Individuum zu achten, jedoch können unterschiedliche Ansätze und Erklärungen Schüler:innen beim Verständnis nützlich sein.
Zudem kann es helfen, den Lernenden Mut zum Fragen stellen zu machen. Oft wird nur erklärt und dann provisorisch die Frage “Hat das jeder verstanden?” gestellt. Viele trauen sich in solchen Situationen nicht, das Tempo der Wissensvermittlung zu verlangsamen oder der Lehrkraft den angesetzten Stoff der Stunde zu vermasseln. Hier können offene Aufgaben helfen, bei denen keine Lösung von der Lehrkraft vorgegeben wird und Schüler:innen die Terme und Formeln verwenden können, bei deren Verwendung sie sich sicherer fühlen. So müssen Schüler:innen sich weniger davor fürchten, sich eventuell vor der Klasse zu blamieren.
Auch freie Texte in Prüfungen können Schüler:innen die nötige Kreativität geben, Zusammenhänge auf ihre Art und Weise zu verstehen und zu erklären. Zudem können Lehrkräfte immer wieder betonen, dass das Gewicht der Mathematiknote nicht so groß und definierend für Intelligenz ist, wie es meistens vermittelt wird. Und auch die Nutzung von Tutorials im Unterricht kann bei der Wissensvermittlung helfen.
Der Matheunterricht war und ist also ein sich ständig anpassendes Fach. Trotz vieler Reformen und neuer Unterrichtsansätze steht der Matheunterricht heute weiterhin vor vielen Herausforderungen und Problemen, die weiterer Lösungen bedürfen. Schließlich sollten Schüler:innen Mathe nicht daheim alleine, sondern im Optimalfall verständlich im Klassenraum lernen. Dennoch ist Mathe nach wie vor ein schwieriges Fach, bei dem viele Lehrkräfte auf sich allein gestellt sind. Auch der unterschiedliche Umgang in jedem Bundesland macht es schwierig, einheitliche Lösungen zu finden. Deshalb hoffen wir, euch mit diesem Artikel weitere Ansätze gegeben zu haben, die ihr eventuell in euren Unterricht mit einbinden könnt.
Wie gestaltet ihr euren Matheunterricht anschaulich und welche Herausforderungen stellen sich euch, die hier vielleicht noch nicht erwähnt wurden? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Die Bildung von heute ist die Welt von morgen. Und wenn wir die Welt verändern wollen, müssen wir auch die Art und Weise, wie wir unsere Kinder bilden, umdenken. Die Freie Bildungsbewegung ist eine Bewegung, die genau das fordert: ein grundlegendes Umdenken in der Bildung, sowohl in den Strukturen als auch in der Haltung.
Die Kinder als Antriebskraft für Veränderungen
Wenn wir über die Zukunft der Bildung nachdenken, steht eines im Mittelpunkt: unsere Kinder. Sie sind die treibende Kraft für Veränderungen, die Hoffnungsträger einer besseren Welt und die unermüdlichen Entdecker von Morgen. Dieser Gedanke bildet das Herzstück der Freien Bildungsbewegung, einer Bewegung, die sich für eine zeitgemäße, selbstbestimmte und demokratische Bildung einsetzt, um junge Menschen auf eine sich rasch wandelnde Welt vorzubereiten.
Die natürliche Neugier und Kreativität der Kinder
Wir glauben fest daran, dass in jedem Kind eine natürliche Neugier, Kreativität, Innovationskraft und Kooperationsbereitschaft schlummern. Kinder sind von Natur aus neugierig, unvoreingenommen und bereit, die Welt zu erkunden. Doch oft stoßen sie auf Bildungssysteme, die ihre Begeisterung zügeln, anstatt sie zu beflügeln.
Die Freie Bildungsbewegung als Wegbereiter für Veränderung
Die Freie Bildungsbewegung möchte das ändern. Wir sehen Kinder als Gestalter, Künstler und Schöpfer ihrer eigenen Bildung. Wir sind der Überzeugung, dass sie dazu ermutigt werden sollten, ihre Kreativität und Phantasie voll auszuleben. Anstatt in starren Strukturen gefangen zu sein, sollen sie spielerisch das Neue erschaffen und ihre Ideen in die Welt tragen.
Die Rolle der Künste
Ein Schlüsselaspekt dieses Umdenkens ist die Einbeziehung der Künste in die Bildung. Hierbei geht es nicht nur um kulturelle Bereicherung, sondern um eine Rückbesinnung auf geistige Wurzeln und Werte als essentieller Bestandteil von Bildung. Die Künste dienen als Medium, um sich mit dem Sinnenhaften und Wesentlichen zu verbinden und kreative Potenziale zu entfesseln.
Ethische Digitalisierung
Die Freie Bildungsbewegung trägt eine klare Botschaft in sich: Die geistig-human-schöpferische Intelligenz ist von Natur aus ethisch, vorausgesetzt sie erhält die Möglichkeit, sich frei zu entfalten. Technologien, die aus dieser Intelligenz heraus entstehen, sind stets im Einklang mit dem Menschsein, da sie die Grenzen dieses Menschseins erkennen. Dies führt zu einer Digitalisierung, die auf einer fundamentalen ethischen Grundlage ruht. Diese Intelligenz bildet den Schlüssel zu innovativen Technologien, die im Dienste des Wohlbefindens von Mensch und Natur stehen und auf ethischen Prinzipien basieren. Sie gründet auf den Prinzipien demokratischer Mitbestimmung und der geistig-human-schöpferischen Intelligenz des Menschen.
Ökonomie und Ökologie im Einklang mit dem Menschlichen und der Natur
Unser Ziel ist die Entwicklung digitaler, innovativer Technologien und Lösungen, die dem Menschen dienen und zugleich ökologisch nachhaltig sind. Wir setzen auf eine Digitalisierung, die ethischen Prinzipien unterliegt und eine Wirtschaft, die auf den Werten des Gemeinwohls und der Nachhaltigkeit basiert. So gestalten wir eine Ökonomie und Ökologie, die dem Menschen und der Natur gerecht werden.
"Too Cool For School" - Ein Paradigmenwechsel in der Bildung
Am 11. November 2023 laden wir Sie herzlich ein, unsere Vision von einer ganzheitlichen Bildung bei unserem Event "Too Cool For School" auf Schloss Guteneck zu erleben. Hier geht es nicht nur um Konzepte und Ideen, sondern um einen Paradigmenwechsel in der Bildung.
Gemeinsam für eine Bildung mit Herz und Ethik
"Too Cool For School" bringt Pädagoginnen und Pädagogen, Künstlerinnen und Künstler, Bildungsinnovatorinnen und -innovatoren, junge Menschen, Eltern und Unternehmerinnen und Unternehmer zusammen, um innovative Lösungen für die Anforderungen unserer Zeit zu entwickeln und Veränderungen in der Bildung aktiv mit zu gestalten.
Eine bessere Zukunft gestalten
Gemeinsam setzen wir uns für eine Bildung ein, die auf Vertrauen, Freiheit, Individualität, ein demokratisches Miteinander, die Künste und ethische Digitalisierung ausgerichtet ist. Wir glauben, dass Bildung mehr ist als das Vermitteln von Wissen - sie ist eine brennende Leidenschaft und Inspiration, die die Grundlage für eine prosperierende und nachhaltige Gesellschaft schafft.
Kommen Sie zu "Too Cool For School" und lassen Sie sich von der Begeisterung der Freien Bildungsbewegung anstecken. Gemeinsam können wir die Bildung der Zukunft gestalten und eine Welt schaffen, in der Bildung nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine mit Neugier und Begeisterung stattfindet. Es ist an der Zeit, die Strukturen und die Haltung in der Bildung zu ändern, um den Bedürfnissen unserer Kinder gerecht zu werden und eine bessere Zukunft zu gestalten.
Kontakt:
Gerlinde Maria Wagner
Bildungsinnovatorin
info@freie-bildungsbewegung.com
Die Erörterung ist eine der realitätsnahesten Aufsatzformen, die in der Schule durchgenommen werden. Hier lernen Schüler:innen, sich mit einem kontroversen Thema auseinanderzusetzen, Informationen und Argumente zu beurteilen und sich darauf basierend eine eigene Meinung zu bilden, die sie sachlich und überzeugend rüberbringen können.
Um im Unterricht die Aufmerksamkeit der Klasse zu steigern und sicherzugehen, dass alle Schüler:innen mitkommen, verwenden viele Lehrkräfte Lernvideos. Wir haben euch bereits gezeigt, wie man hochwertige Lernvideos im Internet erkennt und haben euch die besten Videos zur linearen Algebra vorgestellt. In diesem Artikel präsentieren wir euch nun fünf Lernvideos zur Erörterung, mit denen ihr euren Unterricht auflockern und euren Schüler:innen die Möglichkeit an die Hand geben könnt, in ihrem eigenen Tempo zu lernen.
Dialektisch, textgebunden und BBB-Schema – wollt ihr beim Einstieg zum Thema Erörterung eure Schüler:innen gegen den Ansturm neuer Fachbegriffe wappnen, empfehlen wir das Video “Erörterung schreiben” vom Lernportal Studyflix. Es stellt die Aufsatzform vor und differenziert die verschiedenen Untergattungen – frei vs. textgebunden und linear vs. dialektisch. Arbeitsschritte wie die Stoffsammlung und das Schreiben einer Gliederung werden angeschnitten, bevor der Aufbau einer Erörterung geschildert wird. So bereitet ihr in nur knapp viereinhalb Minuten eure Schüler:innen optimal auf die Vertiefung des Themas vor.
Das Video zeichnet sich durch das angehängte Skript aus, das nicht nur den Stoff aus dem Video, sondern auch zusätzliche Informationen zum Thema übersichtlich in schriftlicher Form aufführt. Hier findet ihr mit euren Schüler:innen unter anderem Formulierungshilfen, eine Checkliste zum Schreiben einer Erörterung und mögliche Aufsatzthemen für die Klausurvorbereitung. Stilvoll animiert und in einfacher Sprache verfasst, eignet sich dieses Video zum Einsatz in fast jeder Jahrgangsstufe. Aufgrund seiner Kürze kann es gut im Unterricht als Einstieg gezeigt und der Inhalt im Anschluss besprochen und vertieft werden.
Bevor eure Schüler:innen mit dem Schreiben einer eigenen Erörterung anfangen können, müssen sie ihr Vorhaben in einer Gliederung festhalten. Wie diese aufgebaut ist, lernen sie im Video “Erörterung schreiben: Die Gliederung” vom YouTube-Kanal Learnhard. Dort wird die Gliederung sowohl einer eingliedrigen (vgl. linearen) als auch einer zweigliedrigen (vgl. dialektischen) Erörterung beschrieben, die korrekte Verwendung des Nominalstils erklärt und ein explizites Gliederungsbeispiel für eine eingliedrige Erörterung durchgesprochen.
Das Video ist achteinhalb Minuten lang und verfolgt den Stil einer privaten Nachhilfestunde, in der ein problematisches Thema ausführlich erklärt wird. Daher eignet es sich gut als Hausaufgabe, bei der Schüler:innen die im Unterricht durchgenommene Gliederung im eigenen Tempo wiederholen können. Der Creator, der seit Anfang der Corona-Pandemie unter dem Pseudonym Learnhard Lernvideos auf YouTube hochlädt, ist Lehrer an einer bayerischen Realschule. Er empfiehlt seine Videoreihe zur Erörterung aber allen Schüler:innen ab der neunten Klasse – unabhängig von Schulart und Bundesland.
Bonus: Auf der Learnhard-Webseite ist auch ein Cheatsheet zur Erörterung verlinkt, in dem das Wichtigste zum Schreiben einer Erörterung auf einer Seite zusammengefasst ist.
Was hat die Erörterung mit Sanduhren und Ping-Pong zu tun? Genau das lernen eure Schüler:innen im Video “Dialektische Erörterung schreiben: Das musst du beachten” von Learnattack. Die Nutzung der Lernplattform von Duden ist zwar kostenpflichtig, allerdings wird eine Auswahl der dort verfügbaren Lernvideos auf dem gleichnamigen YouTube-Kanal hochgeladen. In nur knapp dreieinhalb Minuten wird eurer Klasse der grobe Aufbau der dialektischen Erörterung erklärt – einschließlich der verschiedenen Möglichkeiten zum Strukturieren des Hauptteils: das Sanduhrprinzip und das Ping-Pong-Prinzip.
Um eine hohe didaktische Qualität zu wahren, werden Learnattack-Inhalte von den Redakteur:innen in Zusammenarbeit mit erfahrenen Lehrkräften entwickelt. Durch seine Kürze und die Integration bunter Animationen ist dieses kurzweilige Video leicht zugänglich für Schüler:innen jeden Alters und eignet sich ideal zur kurzen Auflockerung einer schwierigen Unterrichtseinheit.
Wenn ihr in höheren Klassenstufen die textgebundene Erörterung behandelt, empfehlen wir euch das Video “Argumentation/Argumentationsstruktur eines Autors überprüfen und analysieren” von Die Merkhilfe. In fünf Minuten unterstützt das Video Schüler:innen beim ersten Teil einer textgebundenen Erörterung, also bei der Analyse der Argumentationsstruktur des Autors. Es erklärt, wie man den Aufbau eines argumentativen Textes analysiert, die Struktur einzelner Argumente bewertet – auf Basis des BBB-Schemas – und wie die Analyse durch eine Untersuchung der Textgestaltung gestützt wird.
Obwohl die Lernvideos auf dem YouTube-Kanal Die Merkhilfe zu finden sind, empfehlen wir auch die kostenlose App des Channels, die ihr hier herunterladen könnt. In der Nachhilfe-App, die sich für Chancengleichheit im Bildungssektor einsetzt, können Schüler:innen einfach nach einem Themengebiet oder Video-Titel suchen und bekommen neben dem Video auch Zugriff auf andere passende Lernmaterialien. Zum hier beschriebenen Video gibt es dort digitale Karteikarten zur selbstständigen Abfrage, eine PDF-Zusammenfassung des Stoffs zum Download und zum Abschluss einen Multiple-Choice-Test. Das Video eignet sich also ideal zum selbständigen Lernen. Eine gute Idee insbesondere für Schüler:innen, die noch Schwierigkeiten bei der Argumentationsanalyse haben!
Egal ob linear, dialektisch oder textgebunden, eines müssen eure Schüler:innen zum Erörtern beherrschen: überzeugende Argumente erkennen und schreiben. Dazu empfehlen wir das Video “Argumenttypen” auf der Lernplattform Ivi Education, die von Deutsch-, Biologie- und Psychologie-Lehrer Marcus von Amsberg gegründet wurde. In diesem Video erklärt er, was ein gutes Argument ausmacht und stellt fünf Argumenttypen vor. Alle wichtigen Informationen werden übersichtlich schriftlich dargestellt und zum Schluss nochmal knapp und präzise zusammengefasst. Dadurch eignet sich das sechseinhalb-minütige Video zum Beispiel zum Erstellen eines Hefteintrags.
Zusätzlich empfehlen wir das sogenannte LernSnack “Argumenttypen”, das dem Video beigefügt ist. Hier werden in einem simulierten Online-Chat die wichtigsten Punkte aus dem Video abgefragt. Es eignet sich beispielsweise als Hausaufgabe, um den Stoff zu wiederholen, der im Unterricht mithilfe des Videos durchgenommen wurde.
Ob als Hausaufgabe oder im Unterricht, im Stil einer privaten Nachhilfestunde oder bunt animiert – mit dieser breiten Auswahl an kurzweiligen Lernvideos macht ihr eure Schüler:innen mit einem Klick zu Erörterungsprofis! Schaut auch gerne auf den genannten Kanälen und Webseiten vorbei, dort findet ihr viele weitere nützliche Inhalte.
Kennt ihr andere gute Lernvideos zur Erörterung, die wir nicht genannt haben? Empfehlt sie gerne in den Kommentaren weiter!
Zu langsame Digitalisierung der Schulen, Klagen von Verbänden und Gewerkschaften über verkrustete Strukturen und die Debatten um den Lehrkräftemangel: Die Kultusministerkonferenz (KMK) steht immer häufiger im schlechten Licht und erntet wiederholt harsche Kritik. Grund genug, die KMK und das System des Bildungsföderalismus im Rahmen einer Themenwoche genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu deren Auftakt klären wir zunächst die Frage: Was ist die KMK überhaupt – und was sind ihre Aufgaben und Kompetenzen?
Die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, kurz Kultusministerkonferenz, ist ein Zusammenschluss der Minister:innen und Senator:innen der Länder, die für den Bildungsbereich zuständig sind. Die Zuständigkeiten zu Gesetzgebungs- und Verwaltungsangelegenheiten obliegen in Deutschland fast ausschließlich den Ländern. Um diese zu koordinieren, arbeiten die Minister:innen und Senator:innen zusammen, die für Bildung und Erziehung, Hochschulen und Forschung sowie kulturelle Angelegenheiten zuständig sind und treffen sich viermal im Jahr.
Die Arbeit der Kultusministerkonferenz besteht darin, die Mobilität, Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse und kulturellen Interessen der Länder zu fördern und die gemeinsamen Interessen der Länder zu vertreten. Die getroffenen Entscheidungen der KMK werden in Empfehlungen, Broschüren, Vereinbarungen oder Staatsabkommen festgehalten. Die Entscheidungen der Kultusministerkonferenz sind nicht zwingend bindend, sondern werden schlussendlich von den Ländern umgesetzt.
Wie arbeitet die KMK?
Die Kultusministerkonferenz setzt sich aus verschiedenen Organen zusammen: das Plenum, das Präsidium und der:die Präsident:in. Das Plenum, in dem die Landesvertreter:innen sitzen, wählt jährlich das Präsidium und den oder die Präsident:in. Die Gremien, “Amtschefkonferenz” und “Ausschüsse und Kommissionen”, bereiten die Beratung und die Entscheidungen des Plenums vor. Die Amtschefkonferenz besteht wiederum aus den Stellvertreter:innen der Mitglieder der Kultusministerkonferenz und bereitet die Angelegenheiten vor, die im Plenum keine Diskussion erfordern. Die Hauptausschüsse (Schulausschuss, Ausschuss für Berufliche Bildung, Hochschulausschuss, Kulturausschuss und Bund-Länder-Ausschuss für schulische Arbeit im Ausland) bestehen aus den Abteilungsleitern der Ministerien der Stadtstaaten. Sie sind zuständig für die Vorarbeiten für die Entscheidungen der Amtschefkonferenz und des Plenums.
Jedes der 16 Bundesländer verfügt in der Kultusministerkonferenz über eine Stimme. Verfahrensbeschlüsse werden mit einfacher Mehrheit gefasst, während finanzwirksame, notwendig einheitliche oder die KMK selbst betreffende Beschlüsse eine Einstimmigkeit erfordern.
In dieser Woche erwartet euch als nächstes ein spannender Beitrag zu der Geschichte der Kultusministerkonferenz. Wir fangen die Frage auf, warum es die Kultusministerkonferenz eigentlich gibt und was – historisch – seit Gründung der Bundesrepublik der Sinn und Zweck ihrer Arbeit ist.
Die Corona-Pandemie war für uns alle keine leichte Zeit, doch vor allem die Schüler:innen hat es besonders hart getroffen. Kaum angemessene digitale Ausstattung ließ den ad hoc Remoteunterricht zur Improvisationskunst werden. Drei Jahre (und mehrere Krisen) später lässt die Digitalisierung an vielen Schulen weiterhin zu wünschen übrig. Warum es bei uns so langsam läuft, wie die KMK die Digitalisierung organisiert und auf welche möglichen Probleme sie dabei trifft, stellen wir euch in unserem Artikel am Mittwoch vor.
Die massive Kritik an der Prognose über den Lehrkräftemangel in den kommenden Jahren, die neue Oberstufenvereinbarung, die ab dem Jahr 2030 eingeführt werden soll oder der Wechsel an der Spitze des Vorsitzes. Wenn ihr alles rund um die aktuellen Debatten und Kritiken erfahren möchtet, dann schaut am Donnerstag bei Lehrer-News vorbei.
Zwischen den Debatten und der Kritik rund um die KMK darf eines nicht untergehen: Den Schulen gehen die Lehrkräfte aus und von den Universitäten kommen zu wenig Absolvent:innen nach. Um zu verhindern, dass die Schüler:innen irgendwann von niemandem mehr unterrichtet werden können, braucht die Bildungspolitik eine Wende. Die Attraktivität des Berufs der Lehrkraft muss gesteigert und grundlegende systemische Strukturen müssen verändert werden. Wie genau das passieren soll, möchten wir zum Abschluss der Themenwoche betrachten. Wir werden auf die Reformperspektive des Bildungsföderalismus und die Frage eingehen, welche Ideen es für eine Reform gibt.
Habt ihr Wünsche und Anmerkungen zu den Themen, über die wir unbedingt berichten sollten? Wir freuen uns auf den Austausch in den Kommentaren!
Die Benotung von Klausuren, das Erstellen von Sitzplänen oder einfache Strichlisten können im Lehrberuf wahre Zeitfresser sein. Um euch wichtige Zeit bei Verwaltungsaufgaben zu sparen, kann ein Rückgriff auf bestimmte Programme und Vorlagen hilfreich sein. Für Angelegenheiten wie die oben genannten, eignet sich beispielsweise die Tabellenkalkulation Excel. Damit lassen sich allerdings nicht nur Tabellen anlegen, das Programm bietet auch zahlreiche weitere Funktionen, mit denen ihr komplexe Berechnungen und Auswertungen durchführen könnt. Deren Ergebnisse können dann wiederum sortiert, gruppiert oder grafisch dargestellt werden. Um Microsoft Excel im Unterrichtskontext besser nutzen zu können, stellen wir euch heute drei Möglichkeiten vor!
1. Digitales Klassenbuch
In unserem Artikel zum digitalen Klassenbuch haben wir euch bereits Softwares vorgestellt, mit denen ihr ein Klassenbuch digital gestalten könnt. Solltet ihr jedoch in vielen anderen Bereichen auf Excel zurückgreifen, kann es sich lohnen, auch ein Klassenbuch über Excel zu führen. Wer das besonders simpel halten möchte, kann in einem Excelblatt eine Liste mit den Vor- und Nachnamen der Schüler:innen erstellen und diese beispielsweise wöchentlich in einer neuen Datei abspeichern. Ein Beispiel hierfür könnte so aussehen:
Wem das aber zu wenig ist, der kann sich auch eine Vorlage herunterladen. Eine gute Vorlage inklusive weiterer Erklärungen und Funktionen findet ihr hier.
2. Benotung von Klausuren
Wo sich ein Rückgriff auf Excel sicher lohnen kann, ist bei der Berechnung von Klausurnoten. Hierfür könnt ihr euch einfach die Klassenliste in eine neue Excel-Datei kopieren und dort die erreichten Punkte pro Aufgabe jede:r Schüler:in eintippen. Hier ein Beispiel:
In der letzten Zeile tragt ihr die maximal erreichbaren möglichen Punkte jeder Aufgabe ein. Anschließend könnt ihr sowohl die maximal erreichbaren Punkte als auch die erreichten Punkte jede:r Schüler:in mithilfe der Summenfunktion =SUMME() zusammenrechnen. In einem Beispiel mit fiktiven Zahlen, sähe das Ganze dann so aus:
Es ist also in dieser fiktiven Klausur eine Gesamtpunktzahl von maximal 90 Punkten möglich. In der Spalte O stehen die Punkte, die von einzelnen Schüler:innen erzielt wurden. Vorteil an Excel ist, dass man die Funktion zur Berechnung einfach nach unten aufziehen kann und damit automatisch die Summe von jeder Person berechnet wird. Nun habt ihr die Möglichkeit, diese Punktzahlen mit euren festgelegten Notenspiegeln zu vergleichen. Wenn ihr aber eine Schritt für Schritt Anleitung zu dem Thema braucht oder weitere Fragen habt, schaut euch gerne dieses Video an. Dort ist alles noch einmal genauer erklärt.
3. Erstellen von Sitzplänen
Eine weitere Herausforderung im Lehrberuf kann das Erstellen von Sitzplänen sein. Um zu vermeiden, dass bestimmte Schüler:innen aus Unaufmerksamkeitsgründen nebeneinander sitzen, kann man als Lehrer:in schnell den Überblick über zu vermeidende Sitzkombinationen verlieren. Aber auch hier bietet sich Excel an. Auf dieser Website findet ihr erste Schritte, wir ihr mit Excel einen Sitzplan erstellen könnt. Da es aber aufgrund bestimmter Voraussetzungen ein wenig komplizierter werden kann, empfehlen wir euch auf jeden Fall die Verwendung einer Vorlage. Die Website Schulhelfer bietet euch für alle Fälle passende Vorlagen. Ihr findet dort alle möglichen Tabellen für euren Lehralltag und dazu passend immer Videotutorials, die die Tabellen nochmal genauer erklären. Um Excel also optimal zu nutzen, lohnt sich ein Blick auf diese Seite!
Ihr seid Neulinge im Umgang mit Microsoft Excel? Hier findet ihr ein erstes Video, in dem ihr euch mit den ersten Grundlagen der Software vertraut machen könnt.
Wir hoffen, euch mit diesem Artikel einen ersten Überblick und Hilfen im Umgang mit Microsofts Excel gegeben zu haben. Wenn ihr weitere Tipps und Tricks habt, schreibt sie uns gerne in die Kommentare!
Bornhöved. Der Landkreis Segeberg in Schleswig-Holstein macht es vor: Mit einem IT-Fachteam zur kostenlosen Unterstützung bei der Digitalisierung an Schulen. Für gleiche Voraussetzungen und einen einheitlichen Standard bei der Digitalisierung im Unterricht wird vom Kreis eine jährliche Förderungssumme von 200.000 Euro bereitgestellt. Denn Probleme bereitet nicht zuletzt die praktische Umsetzung des Themas Datenschutz.
Die Anzahl an Tablets, die an unzähligen Schulen im Rahmen der Digitalisierung besorgt wurden und jetzt quasi nutzlos herumliegen, ist immens. Allein in Schleswig-Holstein wurden in den vergangenen vier Jahren rund 33 Millionen Euro für knapp 70.000 digitale Endgeräte an Schulen ausgegeben. So auch für die Sventana Gemeinschaftsschule in Bornhöved. Nach zahlreichen gescheiterten Versuchen von Schulleiter Christian Kummetz und Mathe- und Sportlehrerin Sandra Marx, die Geräte richtig einzurichten, überkam die beiden die Ratlosigkeit. Das Problem: “Wir konnten den Datenschutz nicht gewährleisten”, so Kummetz. Auch die Vernetzung der Tablets untereinander sowie die Kopplung mit dem Gerät der Lehrkraft gelang nicht, dadurch “haben wir keinerlei Kontrolle darüber, was die Schülerinnen und Schüler an den Geräten machen", so Sandra Marx. Die Nutzung der Tablets im Unterricht erscheint sinnlos, wenn Schüler:innen die Geräte ohne Einschränkungen verwenden und sich wahllos auf verschiedenen Seiten herumtreiben können, statt aktiv am Unterricht teilzunehmen.
Die Schulträger sind sowohl für die Ausstattung der Schulen zuständig, als auch dafür, dass diese funktioniert. Das Geld für digitale Geräte und Infrastruktur allein reicht jedoch nicht aus, um Schulen digital fit zu machen, beklagt Astrid Henke von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Schleswig-Holstein. Deswegen hat der Kreis Segeberg ab Anfang Oktober ein dreiköpfiges IT-Fachteam für den Schulservice organisiert, das alle Schulen im Kreis kostenlos in den Bereichen Schul-IT und Geräteverwaltung unterstützen soll. Für das Ziel, allen Schulen die gleichen digitalen Voraussetzungen zu bieten, wird eine jährliche Förderungssumme von 200.000 Euro bereitgestellt.
Durch die Zusammenarbeit mit dem IT-Fachteam konnte die Sventana Schule zur Pilotschule werden. Heute werden in der damaligen fünften - heute sechsten - Klasse von Frau Marx die Tablets sowohl untereinander vernetzt, als auch datenschutzrechtlich sicher verwendet. Dadurch kann die Lehrerin von ihrem Gerät auf die Tablets der Schüler:innen zugreifen, Unterrichtsmaterialien auf das Smartboard oder auf die Geräte der Schüler:innen spiegeln und auch Apps sperren oder für die Unterrichtsnutzung freigeben. Lediglich das Thema Updates stellt noch ein Problem dar, da die Schüler:innen, sobald sie ein Update starten, nicht mehr im Unterricht mitarbeiten können. Das IT-Fachteam arbeitet bereits an einer Lösung, um zentrale, nächtliche Updates zu ermöglichen. "Wir merken, wir brauchen dauerhaften Support", so Marx. Dieser ist über eine Hotline oder eine E-Mail-Adresse schnell zu erreichen und wird weiterhin daran arbeiten, die Digitalisierung an Schulen voranzutreiben.
Der Landkreis Segeberg macht erfolgreich vor, was sich eine Menge Schulen im Land wünschen. Möglicherweise bietet das gelungene Pilotprojekt die notwendige Inspiration für dauerhaft erfolgreiche Unterstützungsmaßnahmen, die die Schulen schon lange im Umgang mit der Digitalisierung benötigt haben und auch weiter brauchen werden.
Stufenförmige Reisfelder, Garküchen auf dem Bürgersteig, majestätische Tempel und Pagoden, unzählige Mopeds und ein florierendes Bildungssystem – mit seinen jüngsten Errungenschaften im Bildungsbereich offenbart Vietnam eine weitere seiner vielfältigen Facetten. Das südostasiatische Land belegte laut Google Destination Insight dieses Jahr den siebten Platz der beliebtesten Reiseziele weltweit, was sicherlich nicht zuletzt auf seinen kulinarischen und kulturellen Reichtum zurückzuführen ist. Währenddessen übertreffen die herausragenden schulischen Leistungen vietnamesischer Schüler:innen Länder wie Malaysia und Thailand, aber auch die etwa sechsmal wohlhabenderen Länder Kanada und Großbritannien, wie die Wochenzeitung The Economist berichtet. Diese Tatsache macht das Land, das geografisch zwischen China, Laos und Kambodscha liegt, zu einem faszinierenden Beispiel für Bildungserfolg und wirft Fragen auf, die wir innerhalb unserer Reihe „Bildungssysteme der Welt“ näher beleuchten möchten. Wie funktioniert das vietnamesische Bildungssystem? Und welche Faktoren tragen zum pädagogischen Erfolg bei?
Ähnlich wie Kuba, zu dessen Bildungswesen wir bereits berichtet haben, ist auch Vietnam ein kommunistisch geprägtes Land, das sich jedoch Ende des 20. Jahrhunderts für die Welt öffnete. Während der Vietnamkrieg vielen als schreckliches Bild im Gedächtnis haftet, hat das Land historisch gesehen viel mehr zu bieten. Seine lange ereignisreiche Geschichte ist beispielsweise untrennbar mit der Wertschätzung von Bildung verknüpft.
„Lerne, als könntest du das Wissen nie erreichen und als fürchtest du es wieder zu verlieren”, soll Konfuzius gesagt haben. Er drückte damit aus, dass Bildung für ihn bereits ein Gut an sich und kein Mittel zum Zweck war. Nach der konfuzianischen Philosophie, die auch Vietnam prägt, stellt Bildung nicht nur reinen Wissenserwerb dar, sie führt gar erst zur Menschwerdung. Ein Meilenstein in dieser Tradition war die Gründung der ersten Nationalakademie vor knapp 1000 Jahren in der heutigen Hauptstadt Hanoi unter der Herrschaft der Lý-Dynastie. Der Văn Miếu Tempel, auch bekannt als Literaturtempel, diente nicht nur der Verehrung Konfuzius‘, sondern auch als Zentrum für die Ausbildung künftiger Eliten, die stark in den Verwaltungsapparat des Staates eingebunden waren. Jedoch war der Zugang zur Bildung damals nur Männern gestattet. Erfolgreiche Absolventen, die den begehrten Titel „Tiến Sĩ” erlangten – vietnamesisch für „herausragender Gelehrter”, wurden in ihren Heimatdörfern als Stolz der Gemeinschaft gefeiert.
Doch auch die Besetzung Vietnams durch die Kolonialmacht Frankreich im 19. Jahrhundert hinterließ Spuren im Bildungswesen. Um lokale Fachkräfte als untertänige, aber qualifizierte Kolonialverwaltungen einsetzen zu können, entwickelte Frankreich ein koloniales Bildungssystem, das die Strukturen der konfuzianischen Bildung zersetzen sollte. Später nutzten antikoloniale Bewegungen die französische Bildung, sozialistische und nationalistische Ideen erlebten regen Zulauf, was schließlich zur Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1945 und den Unabhängigkeitskriegen der Việt Minh gegen die französischen Kolonialherren führte. Auch der bekannteste Revolutionär der Unabhängigkeitsbewegung und Staatsgründer, Hồ Chí Minh, betonte die Wichtigkeit von Wissen: „Um den Nutzen für zehn Jahre zu sichern, müssen wir Bäume pflanzen – um hundert Jahre Nutzen zu erzielen, müssen wir die Menschen kultivieren“.
Allerdings war nach dem Ende des Krieges das Land und somit auch das Bildungswesen in zwei geteilt: Die Demokratische Republik Vietnam im Norden entwickelte ein sozialistisches Bildungssystem nach sowjetischem Vorbild, während die Republik Vietnam im Süden sich am französischen und US-amerikanischen Bildungsmodell orientierte. Trotz des Anspruchs, die gesamte vietnamesische Bevölkerung mit Bildung zu versorgen, blieb vor allem die ländliche Bevölkerung weitgehend ausgeschlossen. Nach der Wiedervereinigung des Landes wurde 1976 die Sozialistische Republik Vietnam gegründet. Im Zuge dessen konnte auch das öffentliche Bildungssystem vereinheitlicht und erweitert werden. Jedoch lag der Fokus direkt nach dem Krieg vor allem auf Umerziehung und Alphabetisierung. Eine umfassende Bildungsreform vereinte später private und staatliche Einrichtungen in einem Grundbildungssystem und führte zu einer drastischen Erhöhung der Einschulungsquote. Bald stieß das Bildungssystem allerdings an seine Grenzen, da es an Ressourcen und Infrastruktur mangelte. Als Antwort auf die anhaltende Wirtschaftskrise öffnete sich Vietnam schrittweise für den globalen Markt in den 1980er Jahren (vn. Đổi Mới ‚Erneuerung‘). Im Bereich der Bildung wurden erstmals nichtstaatliche Bildungsangebote eingeführt. Seit Beginn der Reformen hat Vietnam sowohl sein Bildungssystem als auch seinen Blickwinkel auf Bildung erheblich erweitert, um mit globalen Entwicklungen Schritt halten zu können.
Doch wie sieht das Bildungssystem in Vietnam heute aus und was macht es so erfolgreich mit Blick auf die schulischen Leistungen? Grundsätzlich gibt es ein dreistufiges Schulwesen, das im Aufbau dem deutschen Gymnasium ähnelt und zwölf Jahre umfasst. Die Primarstufe dauert bis zur fünften Klasse und ist seit 1991 für jede:n Vietnames:in verpflichtend, wodurch die Alphabetisierungsrate in den vergangenen Jahrzehnten auf beeindruckende 96 Prozent angehoben werden konnte. Auch müssen die Eltern für den Besuch der Grundschule keine Schulgebühren bezahlen. Daran angeschlossen wird die Sekundarstufe I, die von der sechsten bis zur neunten Klasse besucht wird. Nach erfolgreichem Abschluss der Sekundarstufe II (10.–12. Klasse) können Schüler:innen eine Ausbildung beginnen oder an den Aufnahmeprüfungen der Universitäten teilnehmen.
Gerade in den ersten Schuljahren übertreffen vietnamesische Kinder ihre indischen, peruanischen oder äthiopischen Altersgenossen und profitieren von engagierten Lehrkräften, wie eine Studie der European Economic Association von 2020 herausgefunden hat. Vietnamesische Lehrkräfte müssen sich regelmäßigen Trainings und Fortbildungen unterziehen und werden anhand der Leistungen ihrer Schüler:innen bewertet. Sind diese besonders fleißig, erhält die Lehrkraft einen Exzellenz-Titel und wird mit ähnlichem Stolz wie damals die Gelehrten für die Gemeinschaft gefeiert. Außerdem werden dem Lehrpersonal gewisse Freiheiten in der Unterrichtsgestaltung zugestanden, was für innovative und ansprechende Stunden sorgen kann, ohne durch einen strikten Lehrplan allzu sehr zu binden. Trotzdem werden die Lehrpläne und -standards regelmäßig aktualisiert und inhaltlich durch Bildungsrichtlinien vorgegeben. Anders als in der Vergangenheit haben Männer und Frauen im heutigen Vietnam gleichermaßen Zugang zu Bildung. Die Ergebnisse der Studie zeigen außerdem, dass Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern nicht in dem Ausmaß zum Tragen kommen wie in anderen Ländern. Um die Diskrepanz im Bildungsniveau zwischen den Städten und auf dem Land auszugleichen und den Lehrerberuf attraktiver zu machen, sorgt die Regierung für höhere Bezahlung in ländlichen Gebieten. Trotz der Erfolge gibt es im vietnamesischen Bildungssystem noch immer Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.
Dass Vietnam seit Jahren einen wirtschaftlichen Aufstieg erlebt, schuf zwar viele Erleichterungen und brachte neue Möglichkeiten, kommt andererseits aber einer Zerreißprobe für das Bildungssystem gleich. Die Nachfrage von Unternehmen nach Arbeitnehmer:innen mit ausgefeilten Fähigkeiten wie Teammanagement ist groß, daher besteht ein Bedarf, die Bildungsinhalte und Lehrmethoden anzupassen. Obwohl eine angeglichene Bezahlung für Lehrkräfte auf dem Land berücksichtigt wird, bleibt die Gesamtvergütung oft niedriger als bei Jobs im privaten Sektor, was dazu führt, dass immer mehr Lehrende den Bildungsbereich verlassen. Gleichzeitig sind die städtischen Schulen zunehmend überlastet, da immer mehr Menschen vom Land in die Städte ziehen. Bei der Regierung Vietnams handelt es sich zudem um eine kommunistische Einparteienregierung, die den Fokus stark auf Bildung legt. Abgesehen von Anreizen für gute Leistungen übt die kommunistische Partei durch mögliche Sanktionen auch einen starken Druck auf das Bildungssystem aus. Da viele Schulleiter:innen Parteimitglieder sind, besteht sogar die Möglichkeit, in Ungnade zu fallen. Auch bleibt der Einfluss der Kommunistischen Partei Vietnams auf die Inhalte und Richtlinien des Bildungssektors fragwürdig. Dennoch erzielt das System beachtliche Erfolge, die dem engagierten Einsatz von Lehrkräften und Familien sowie einer gelungenen Verbindung von Tradition und Modernität geschuldet sind. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und den steigenden Anforderungen an die Bildung steht das Land jedoch vor der Herausforderung, ein ausgewogenes Gleichgewicht zu finden, das sowohl den wirtschaftlichen und politischen Ansprüchen gerecht wird als auch eine offene, vielfältige und kritische Bildung fördert.
„Có học có khôn” – Das vietnamesische Sprichwort reflektiert das allgemeine gesellschaftliche Verständnis von Bildung: Bildest du dich, wirst du weise – eine Tugend. Bis heute spiegelt sich das humanistische Bildungsideal des klassischen Konfuzianismus und der Einfluss der bewegten vietnamesischen Geschichte im Bildungswesen wider. Als „Kultur mit konfuzianischem Erbe“ verkörpert Vietnam nicht nur kulturelle Pracht, sondern auch ein tief verwurzeltes Streben nach Wissen und Bildung, das zukünftige Entwicklungen weiter beeinflussen wird.
Berlin. Die jüngste Entscheidung der Berliner Senatsverwaltung sorgt für Kontroversen. Seit letztem Freitag dürfen Berliner Schulen das Tragen palästinensischer Symbole verbieten, wie in einem Schreiben an alle Schulleitungen mitgeteilt wurde. Darunter fallen zum Beispiel die Kufiya, auch als Palästinensertuch bekannt, oder „Free Palestine“-Anstecker. Teile der Berliner SPD, der Landeselternausschuss, aber auch Eltern aus Neukölln äußerten in einem offenen Brief Kritik an der Maßnahme.
Gemäß des Schreibens, das von der Bildungssenatorin Katharina Günther-Wüsch (CDU) unterzeichnet wurde, traf die Bildungsverwaltung diese Entscheidung, um “Störungen des Schulfriedens” zu vermeiden und “jede demonstrative Handlungsweise oder Meinungsäußerung, die als Befürwortung oder Billigung der Angriffe gegen Israel oder Unterstützung der diese durchführenden Terrororganisationen wie Hamas oder Hisbollah verstanden werden kann”, zu untersagen – und um Schulleitungen in Bezug auf den Nahost-Konflikt mehr Sicherheit zu vermitteln.
Aus Sicht der bildungspolitischen Sprecher:innen der SPD-Fraktion, Maja Lasić und Marcel Hopp, ist das Verbot der falsche Weg. Symbole der Hamas und antisemitische Äußerungen müssten „konsequent geahndet werden“, jedoch kritisierten sie „ein pauschales Verbot von Symbolen, Gesten und Meinungsäußerungen, die eine grundsätzliche Identifikation mit Palästina ausdrücken.“ Dies setze die Terrororganisation Hamas “mit moderaten, legitimen und grundgesetzlich geschützten Positionierungen aus palästinensischer Perspektive” gleich. Die Politiker:innen sind der Ansicht, dass derartige “undifferenzierte Verbote” verfassungsrechtlich zweifelhaft und ungeeignet seien, den Schulfrieden zu wahren. Stattdessen sei es zielführender, Projekte für die Demokratiebildung und gegen Antisemitismus und Antidiskriminierung zu unterstützen.
Auch der Vorsitzende des Landeselternausschusses, Norman Heise, weist darauf hin, dass es der erste Schritt sei, „das Gespräch zu suchen, Positionen auch auszuhalten und zu hinterfragen, woher manche Äußerungen kommen.“ Er wünschte sich Vertrauen in das pädagogische Handeln an den Schulen.
In einem offenen Brief als Antwort, der von der Gruppe Berlin Muslim Feminists mitinitiiert wurde, forderten Eltern aus Neukölln den Verwaltungssenat auf, die Anweisungen zum Umgang mit den palästinensischen Symbolen zurückzuziehen. Am Montag hatten den Brief sowohl etwa 150 Einzelpersonen als auch Initiativen wie Jeladot.im, eine Empowerment-Initiative für jüdische Menschen in Neukölln, die Kampagne für Opfer Rassistischer Polizeigewalt (KOP), International Women* Space und die Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost unterzeichnet.
Inwiefern das Schreiben der Berliner Senatsverwaltung tatsächlich zu mehr Sicherheit in Nahost-Fragen bei Lehrkräften und Schulleitungen führen wird, scheint mehr als fraglich. In jedem Fall dürfte die Entscheidung die Debatte über politische Meinungsäußerungen im Schulkontext weiter befeuern. Eine Reaktion der Bildungssenatorin auf die Kritik steht noch aus.
Berlin. Im Mai 2024 läuft der “Digitalpakt Schule” aus – und die Fortsetzung, ein “Digitalpakt 2.0", steckt noch immer in Verhandlungen fest. Jetzt warnt ein Bündnis aus Lehrerschaft, Eltern, Schulträgern, Digitalwirtschaft und Zivilgesellschaft ausdrücklich vor dem Auslaufen der Vereinbarung und fordert die Umsetzung der im Koalitionsvertrag zugesicherten nahtlosen Anschlussfinanzierung.
Im Rahmen des bisherigen Digitalpakts sind seit 2019 mehr als fünf Milliarden Euro für die technische Modernisierung und Digitalisierung an Schulen bereitgestellt worden. Trotz der bisherigen finanziellen Unterstützung fehlt es an vielen deutschen Schulen noch immer an digitalen Endgeräten und Breitbandinfrastruktur. Ohne die notwendigen dauerhaften finanziellen Mittel ist laut dem Verband Erziehung und Bildung (VBE) die Gefahr groß, dass Schulen zu einem Zeitpunkt, in dem die Digitalisierung gerade erst im Aufschwung ist, einen digitalen Rückschritt erleiden.
Um die Digitalisierung aller Bildungseinrichtungen sicherzustellen, muss das von der Regierung angekündigte Nachfolgeprogramm kommen, so die Forderung des Bündnisses. In einem Forderungskatalog festgehalten, betonen sie die Bedeutsamkeit, die offiziellen Verhandlungen für ein Nachfolgemodells aufzunehmen. So ließe sich eine zeitnahe Anschlussfinanzierung sicherstellen. Die Ausarbeitung eines langfristigen Finanzierungsmodells und die Relevanz der Einbeziehung von Schüler:innen, Lehrkräften, Schulträgern, Eltern und Bildungsexpert:innen in die Beratungen sind ebenfalls Vorschläge des Katalogs.
Wie Christiane Gotte, Vorsitzende des Bundeselternrates erklärt, sei die Fortführung des Digitalpakt essentiell, damit Schüler:innen in einer digital geprägten Gesellschaft erfolgreich sein und Bildungseinrichtungen ihre digitalen Kapazitäten dauerhaft ausbauen können. Dass der Digitalpakt noch nicht alle Ziele erreicht hat, bekräftigt auch Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes. “Häufig steht die nachhaltige Beschaffung von digitalen Endgeräten für Lehrkräfte und ihre Schülerinnen und Schüler noch aus, ebenso wie die professionelle IT-Unterstützung der Schulen”, so Lin-Klitzing. Der stellvertretende Bundesvorsitzende des Verband Bildung und Erziehung Tomi Neckov spricht davon, dass der Digitalpakt für einen deutlichen “Ausstattungsschub” an den Schulen gesorgt hat, der “Digitalisierungsschub” aber immer noch ausbleibe. Es mangele weiterhin an Zugang zu Breitband-Internet und ausreichend digitalen Endgeräten sowohl für die Schüler:innen als auch für die Lehrkräfte.
Im Mai fand in Potsdam ein außerplanmäßiger Wechsel im Kultusministerium statt (Lehrer News berichtete). Im Gespräch mit Lehrer-News nimmt Brandenburgs neuer Bildungsminister Steffen Freiberg Stellung zum akuten Lehrermangel, rechten Tendenzen an Schulen, den Herausforderungen der Digitalisierung – und wie KI die Bildung der Zukunft verändern wird.
Lehrer News: Lassen Sie uns zunächst über ein Thema sprechen, das Lehrkräften wohl nicht nur in Brandenburg am meisten unter den Nägeln brennt: Der Lehrermangel. Rund 30.000 Menschen waren am Wochenende bundesweit auf der Straße, um für bessere Arbeitsbedingungen und eine grundlegende Reform des Schulsystems zu demonstrieren. Wie sieht die Lage momentan in Ihrem Bundesland aus?
Freiberg: Wir haben in Brandenburg einen vergleichsweise ruhigen Schuljahresbeginn hinter uns: Und das in einer Situation, wo wir nicht alle Stellen besetzen konnten. Nichtsdestotrotz ist die Stundentafel an allen öffentlichen Schulen abgesichert gewesen. Natürlich kommt es dann an der einen oder anderen Stelle entweder zu fachlichen Engpässen oder es müssen in ergänzende oder begleitende Angebote eingegriffen werden. Aber wir beobachten, dass die Zahl der Ausschreibungen kontinuierlich weiter sinkt. Anfang vergangener Woche waren wir bei 340, während es zum Schuljahresbeginn noch fast 500 waren. Das Land Brandenburg, wie fast alle anderen auch, stellt kontinuierlich ein und versucht die Bedarfe zu decken. Zur Wahrheit gehört aber auch: Ohne Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger geht es nicht – und wird es auch in den kommenden Jahren nicht gehen.
Ich habe am ersten Tag meines Amtes im Landtag gesagt, dass Schule aus mindestens zwei Gründen nie wieder so sein wird wie vor der Pandemie: Der eine Grund ist KI und der andere ist die personelle Situation, in der sich das Schulsystem insgesamt befindet.
Lehrer News: Welche Konzepte haben Sie in der Tasche um dem Phänomen Lehrermangel in Brandenburg zu begegnen?
Freiberg: Wir sind momentan in einer Situation, in der es in fast allen Branchen Arbeitskräftemangel gibt, der sich voraussichtlich weiter verschärfen wird. Der Wettbewerb um die Köpfe findet längst nicht mehr nur innerhalb eines Bundeslandes statt. Im Lehrerbereich suchen gerade alle Bundesländer massiv nach neuen Lehrkräften, selbst Länder wie Bayern müssen da mittlerweile mit Prämien arbeiten, um neue Lehrkräfte an Bord zu bekommen.
Wir arbeiten mit den Konzepten, die wir jetzt in der aktuellen Situation nutzen können. Wir versuchen beispielsweise über ein Stipendium Lehrerinnen und Lehrer an den ländlichen Raum zu binden. Wir sind außerdem dabei, in die konkreten Beschäftigungssituationen zu schauen, beispielsweise, indem wir ab diesem Schuljahr das Angebot für grundständig ausgebildete Lehrkräfte, als Vertretungslehrkraft zu arbeiten, deutlich verbessern wollen. Das sind alles kleine Bausteine.
Mit Blick auf die mittelfristige Perspektive sind wir derzeit in Verhandlungen mit den Gewerkschaften in allen Branchen des öffentlichen Dienstes, und schauen, an welchen Stellen wir beispielsweise über Zulagen die Attraktivität des Beschäftigungssystems weiter verbessern können. Was für mich momentan kein Thema ist, ist eine verpflichtende Mehrarbeitsstunde. Das ist etwas, was zwar auch in Brandenburg diskutiert wurde, aber nicht von mir oder von der SPD, sondern von anderen Parteien. Ich halte das in der Situation, in der Lehrerinnen und Lehrer nach der Pandemie sind – sowie im Kontext einer angespannten gesellschaftlichen Situation – für die falsche Richtung. Wir setzen eher darauf, denjenigen, die dazu bereit sind in bestimmten Lebensphasen – planmäßig, nicht verpflichtend – eine Stunde mehr zu arbeiten, diese Möglichkeit zu gewähren.
Die größte Ressource ist in Brandenburg ohnehin nicht die Teilzeit-Debatte. Brandenburg ist hier auf Platz drei in der Vergleichsrechnung der Länder. Das ist nicht unser Thema. Das sind in aller Regel diejenigen, die Kinder haben oder Pflege betreiben zu Hause. Da würde ich, selbst wenn ich könnte, nicht ran wollen. Es ist eher die Frage, ob wir es schaffen – und wenn ja, wie – Kolleginnen und Kollegen länger im Dienst zu halten. Also diejenigen, die mit 63 regulär den Dienst verlassen können, dazu zu ermutigen, noch ein oder zwei Jahre dran zu hängen. Auch das ist ein Thema, das wir im Moment mit den Gewerkschaften beraten.
Lehrer News: Zuletzt hat unsere Leser der Fall einer Lehrerin in Sachsen-Anhalt mit mehr als 40 Dienstjahren umgetrieben, die sich weigerte, Mehrarbeitszeit zu leisten und deswegen fristlos gekündigt wurde…
Freiberg: Die Kollegin soll sich bei uns melden. Wir stellen sie gerne ein.
Lehrer News: …Sie verfolgen ja gerade einen anderen Ansatz in Brandenburg. Wie sieht der aus und wie wird der bislang in der Praxis angenommen?
Freiberg: Im Mai habe ich alle bisherigen Diskussionsvorschläge zu dem Thema zurückgenommen und einen neuen Diskussionsvorschlag in die Runde geworfen. Hierbei sollen die Erfahrungen und die Lebensarbeitszeit der Lehrkräfte berücksichtigt werden. Wir hatten vorgeschlagen ein Modell mit einem fortschreitenden Anrechnungsstundensystem einzuführen, das die Kolleginnen und Kollegen entweder zu Unterricht verpflichtet oder mit den Anrechnungsstunden durch Kapitalisierung in der Schule dann anderes Personal beschäftigt werden kann. Das haben wir über die Sommerferien beraten. Zugegebenermaßen hätte das mit den noch relativ wenig konkreten Informationen nicht gereicht, am Anfang des Schuljahres einen erheblichen Effekt in der Unterrichtsversorgung zu erzielen. Deswegen haben wir in Abstimmung mit dem Landesschulbeirat, entschieden, nichts übers Knie zu brechen, sondern in Ruhe weitere Eckpunkte zu entwickeln und im kommenden Jahr umzusetzen. Das Ziel bleibt ältere, erfahrene Lehrkräften zu motivieren, länger im Schuldienst zu bleiben. Mir geht es nicht um meinen Vorschlag, sondern um eine Lösung. Es geht um mehr Unterricht.
Lehrer News: Kommen wir zum Thema Digitalisierung. Der Digitalpaket läuft kommenden Mai aus, ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Währenddessen fehlt es nicht nur an Geräten, vor allem das nötige Personal, um Lehrkräfte zu entlasten, scheint in weiter Ferne. Wie kann die Ausstattung von Schulen mit IT-Fachkräften Ihrer Meinung nach gelingen?
Freiberg: Das ist ganz offen gestanden kein Konzept, das ich für wirklich gelungen halte. Digitalisierung von Schule ist etwas, was ja jederzeit abrufbar von allen Orten, von allen möglichen Geräten, also dezentral laufen soll. Damit das gut funktioniert, muss aber die Recheninfrastruktur genauso wie die Service-Infrastruktur zentralisiert werden. Ansonsten kann das nämlich erstens keiner bezahlen und zweitens müssen sonst alle 240 Schulträger in Brandenburg dieselben Fragen von Datenschutz und IT-Sicherheit alle nebeneinander selbst lösen. Das wäre Unsinn. Hier muss es eine Kooperation auf horizontaler Ebene geben, und ich bin sehr froh, dass es in Brandenburg eine Entwicklung in dem Bereich gibt. Es gibt mit DIKOM einen zentralen IT-Dienstleister aus der kommunalen Familie, der sich in den vergangenen zwei Jahren mit dem Thema Schule sehr viel stärker befasst hat, als das vorher der Fall war. Das ist eine Aufgabe, die im Bereich der kommunalen Schulverwaltung lange Zeit mit unterschiedlicher Priorität behandelt wurde. Das hat sich aber geändert. Immer mehr kommunale Gebietskörperschaften in Brandenburg gehen auf die DIKOM zu und schließen sich dort zusammen. Das ist der richtige Weg, der First Level Support für Lehrerinnen und Lehrer muss über eine solche Struktur abgedeckt werden.
Lehrer News: Arbeiten Sie beim Thema Digitalisierung auch schon mit EdTech-Unternehmen zusammen – und was sind in dem Bereich für Projekte geplant?
Freiberg: Wir haben im kleinen Maßstab erst mal die bestehenden Angebote von EdTech-Unternehmen über Landeslizenzen eingebunden. Ehrlicherweise ist es aber nicht ganz leicht bei großen Ausschreibungen Angebote von kleineren Firmen oder Start-Ups zu bekommen, die in der Lage sind, diese Ausschreibungen abzubilden, wenn es um ganze Schulsysteme geht. Der Charakter eines Start-Ups und die Größe und Reichweite der Aufgabe sind da manchmal noch nicht ganz übereinander zu bringen. Es gibt aber auch Beispiele, dass das funktionieren kann.
Lehrer News: Wenn wir im Jahr 2023 über Digitalisierung sprechen, kommen wir nicht am Thema Künstliche Intelligenz vorbei. ChatGPT und Co werden sich in Zukunft nicht in Luft auflösen. Die Frage bleibt, wie Lehrkräfte und Schüler damit umgehen sollen. Was ist Ihr Ansatz bei diesem Thema – und welche Rolle spielt KI momentan in Lehrplänen und Digitalisierungsstrategie von Brandenburg?
Freiberg: Sie sagen es: KI wird nicht wieder weggehen. Ich hatte im Frühjahr noch die Gelegenheit mit Open AI (der Firma hinter ChatGPT, Anm. d. Red.) gemeinsam mit anderen Institutionen auf Einladung der Robert Bosch Stiftung zu sprechen. Da ist klar erkennbar gewesen: Das, was ChatGPT jetzt kann, ist erst der Anfang der Entwicklung und nicht das Ende. Darauf muss man sich einstellen. Wir als Land Brandenburg haben zunächst die Realität an den Schulen begleitet, indem wir jetzt einen Leitfaden rausgegeben haben für den Umgang mit ChatGPT und Künstlicher Intelligenz. Die größte unmittelbare Herausforderung ist das Bewertungsprinzip von außerschulischen Aufgaben. Das ist etwas, was sich stark ändern wird. Die Frage: „Schreib mal einen Text und den reichst du dann zur Bewertung ein“, wird sich so nicht mehr abbilden lassen. Wir diskutieren derzeit die Frage, welchen Einfluss das auf die Prüfungskultur in Deutschland insgesamt haben wird. Klar ist schon jetzt, dass sich das Bewertungsformat insbesondere von größeren textlichen Arbeiten wird ändern müssen.
Lehrer News: Apropos ändern müssen. Zuletzt machten mehrere rechtsextreme Vorfälle an Brandenburger Schulen Schlagzeilen, Ihr Vorgehen wurde dabei als zögerlich kritisiert. In Umfragen wäre die AfD momentan stärkste Kraft in Ihrem Bundesland und jeder vierte Schüler vertritt laut der Studie “Jugend in Brandenburg 2022” die Ansicht, dass der Nationalsozialismus auch seine guten Seiten hatte. Inwiefern erreichen Sie aus dem Kultusministerium heraus überhaupt noch die Basis?
Freiberg: Aus besagter Studie kann man ebenfalls herauslesen, dass sich diese sehr schwierigen Einstellungen zur Demokratie in Brandenburg mehr oder weniger horizontal entwickeln. Es gab in den letzten Jahren trotz Pandemie keine Beschleunigung, sondern das hat sich auf einem Niveau, das ohne Frage beklagenswert hoch und herausfordernd ist, stabilisiert. Zu den demoskopischen Erhebungen: Wenn Sie sich die Umfrage in Brandenburg genau anschauen spielt Bildung bei den wichtigsten Themen der Wähler mit fünf Prozent nahezu keine Rolle. Es sind im Moment ganz überwiegend bundes- und außenpolitische Themen, die die Menschen in Brandenburg bewegen. Die Angst, die von solchen Parteien in diesen Themenfeldern geschürt wird, schlägt sich dann natürlich entsprechend in den Umfragen nieder.
Wir haben ein Pilotprojekt mit dem Titel „Starke Lehrer – starke Schüler“, aus der Bundesförderung in eine Landesförderung überführt und damit institutionalisiert. Starke Lehrer – starke Schüler hat an ausgewählten Schulen untersucht, wie sich mit Coaching, Mikrointerventionen und Fortbildungen für Lehrer und Schüler die Resilienz für den demokratischen Rechtsstaat unterstützen und stärken lässt. Wir haben uns unabhängig von den Vorfällen in Burg dazu entschieden, dieses Programm aus eigenen Mitteln in ein dauerhaftes Programm umzuwandeln. Und ich hoffe sehr, dass das von den Schulen auch entsprechend angenommen wird. Oft werden solche Angebote von denjenigen Schulen angenommen, bei denen die Awareness und die Resilienz ohnehin hoch sind, während diejenigen, bei denen ein solches Programm mehr Wirkung entfalten würde, oftmals nicht so geneigt sind, das von sich aus anzugehen. Da muss man genau überlegen, wie man das macht, ohne am Ende gegen den Zweck zu arbeiten. Das ist manchmal nicht ganz leicht.
Wir haben darüber hinaus mit dem 5-Punkte-Plan zur Stärkung der politischen Bildung in den Unterrichtsinhalten Schwerpunkte gesetzt. Gerade erst haben wir eine Handlungsbroschüre veröffentlicht, die anhand relativ konkreter Fallgestaltungen beschreibt, wie man ad hoc agieren kann, wenn es zu schwierigen Situationen kommt. Trotzdem werden wir die Vorschriften, die die Grundlage dafür bildet, wie die Schulen zu reagieren haben, noch ein wenig praxisnäher ausgestalten. Klar ist auch: Es gibt keine Toleranz im Schuldienst Brandenburgs für Verfassungsfeinde. Das will ich hier noch mal ganz klar sagen.
Lehrer News: Werfen wir zum Schluss noch einen Blick in die Zukunft. Wie sehen Sie die Zukunft des Schulsystems mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte? Was muss sich ändern – und wie soll die Schule der Zukunft aussehen?
Freiberg: Fangen wir mal damit an, was sich nicht ändern muss. Nicht ändern darf sich die zentrale Stellung einer Lehrkraft als der entscheidende Faktor für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern. Das ist die zentrale Schlüsselstelle, um die es geht und auf die wir einen großen Fokus legen müssen. Was sich vielleicht ein Stück weit ändern muss ist, ist die Frage der Bewertungskultur. In Deutschland und in Mitteleuropa ist das Bewertungssystem am Ende darauf ausgelegt, Prüfungen in einer bestimmten Art und Weise abzunehmen, bei der man noch mal ganz genau hinschauen muss, ob das im 21. Jahrhundert wirklich das ist, was wir wirklich prüfen wollen. Prüfen kann man vieles – aber ob das immer das ist, was wir wirklich prüfen wollen in jeder Hinsicht, muss man sich noch mal ganz genau anschauen.
Und ich glaube, dass wir im Zuge der Digitalisierung und gerade bei der Nutzung von KI ein Stück weit überlegen müssen wie wir – mit guten Konzepten und mit guten Ideen – schülerzentrierte Lernsysteme schaffen. Die erlauben es, auch für die jenigen, die mehr Förderung brauchen und die vielleicht sich im Unterricht nicht immer zuerst melden, eine Umgebung zu schaffen, in der sie oder er ihren jeweils individuellen besten Schulabschluss tatsächlich auch schaffen können. Wir brauchen dafür mehr schülerzentrierte Lernplattformen im digitalen Bereich, auch außerhalb der Schule.
Lehrer News: Vielen Dank für das Gespräch!
Durch WhatsApp, Instagram und Co. gehören Bilder, Zeichenlimits und Emojis mittlerweile für viele Jugendliche zu den Grundlagen der Kommunikation. Kein Wunder also, dass traditionelle Lernformen wie lange Lesetexte und Frontalunterricht oft auf taube Ohren stoßen. Wollt ihr den zeitgemäßen Wünschen eurer Klasse entgegenkommen, müssen dementsprechend neue Materialien und Tools her. Ein Beispiel: Chat-basiertes Lernen, bei dem Schüler:innen in simulierten Online-Chats Wissensfragen zugesendet bekommen, auf die sie wie in sozialen Medien antworten können.
Wir haben die KI-gestützte Lernplattform Eggheads getestet und zeigen euch, wie ihr damit Chat-basierte Quizze erstellt. Mit Eggheads-Quizzen könnt ihr nicht nur Wissen abfragen und festigen, sondern auch den Kenntnisstand eurer Klasse ermitteln und Wissenslücken identifizieren. Wie gut sich die App in der Praxis wirklich für den Unterricht eignet, klären wir in diesem Artikel.
Ihr könnt Eggheads in einer kostenlosen Version verwenden, indem ihr euch auf der Startseite mit eurer Email-Adresse registriert. Um ein Quiz zu erstellen, generiert ihr pro Frage einen sogenannten Dialog, der aus Frage und Antwort besteht. Ihr könnt sowohl geschlossene Fragen erstellen, bei denen die richtige Antwort ausgewählt und angeklickt werden muss, oder offene Fragen, wo Schüler:innen die korrekte Antwort in den Chat eintippen sollen. Zur Wissensvermittlung eignen sich auch Dialoge, die einen Erklärtext enthalten und Gesprächs-ähnliche Antwortmöglichkeiten bieten wie “Alles klar” oder “Das habe ich noch nicht ganz verstanden”. Um euch Zeit zu sparen, kann die Eggheads-KI euch einen sehr guten ersten Entwurf für ein Quiz liefern, den ihr dann bearbeiten und ergänzen könnt. Dazu speist ihr eine sogenannte Wahrheit (bis zu 1500 Wörter) ein.
Je stärker das Quiz der alltäglichen Chat-Kommunikation auf sozialen Medien ähnelt, desto ansprechender ist es. Deshalb erlaubt Eggheads das Einfügen von Emojis sowohl in Fragen als auch in Antworten. Zudem können GIFs eingefügt werden - allerdings nur in Fragen und nicht in Antwortmöglichkeiten. Dasselbe gilt für Bilder und Videos. Diese können aus dem Internet eingefügt oder von eurem Endgerät hochgeladen werden. Leider ist letzteres bei Videos kaum zu gebrauchen, da der Upload auf 10 MB begrenzt ist. Dennoch könnt ihr zum Beispiel Lernvideos von YouTube per Link einfügen, zu denen ihr im Anschluss Fragen stellt. Für Inspiration empfehlen wir unseren Artikel über die besten Videos zur linearen Algebra.
Leider ist es nicht möglich, bei geschlossenen Fragen mehr als eine Antwort als richtig einzustellen. Des Weiteren ist die Internetseite, auf der Chats erstellt werden, nur auf Englisch verfügbar; eine Übersetzung durch den Browser ist fehlerhaft, aber verständlich.
Der Chatbot gibt immer automatisch das Feedback “Richtig” und “Leider falsch. Die Antwort ist …”. Da dies nicht deaktiviert werden kann, ist es leider nicht möglich, bei falscher Antwort eine Hilfestellung zu geben und Schüler:innen die Gelegenheit zu bieten, die Frage nochmal zu versuchen.
Um das Feedback auszuweiten oder zu spezifizieren, könnt ihr sogenannte Sprünge in euer Quiz einbauen. Diese führen Schüler:innen bei der Wahl einer bestimmten Antwort zu einem entsprechenden Dialog. Damit können Lernende mit unterschiedlichen Kenntnisständen selbstständig entscheiden, ob sie vor Beantwortung einer Frage einen Dialog mit einer Definition oder Erklärung einsehen möchten. Sprünge ermöglichen auch Feedback, das von der ausgewählten Antwortmöglichkeit abhängt. So könnt ihr beispielsweise erklären, wieso jede Antwortmöglichkeit richtig bzw. falsch ist.
Alternativ könnt ihr von der KI persönliches Feedback aus einer Wahrheit (bis zu 1500 Wörter) generieren lassen. Dieses eignet sich vor allem für offene Fragen. Hier kann Feedback nämlich nicht durch Sprünge auf die gewählte Antwortmöglichkeit abgestimmt werden, da es unendlich viele falsche Antworten gibt. Allerdings muss sehr viel Text eingegeben werden, um sicherzustellen, dass der Chatbot sinnvolles Feedback gibt.
Obwohl man Einladungen per E-Mail verschicken kann, empfehlen wir das Teilen durch einen QR-Code, um euch das Abtippen von E-Mail Adressen zu sparen. Dazu wandelt ihr in einem QR-Code-Generator den Zugangslink, den ihr beim Erstellen eines Quiz erhaltet, in einen QR-Code um. Es braucht also keine teure Ausstattung oder spezielle Apps: zur Bearbeitung von Eggheads-Quizzen genügt eine Internetverbindung und ein Smartphone mit Kamera.
Unter dem Analytik-Tab könnt ihr nach der Durchführung eines Quiz den Kenntnisstand eurer Klasse einsehen. Ihr seht dort, wie viele Schüler:innen das Quiz angefangen bzw. beendet haben. Allerdings sind nur gesammelte Daten verfügbar; heißt, ihr könnt dort nur ablesen, ob alle Schüler:innen teilgenommen haben, und nicht wer noch fehlt. Balkendiagramme zeigen, wie oft einzelne Dialoge angesehen wurden. Anhand der Besucherzahl von optionalen Erklärungs-Dialogen könnt ihr erkennen, wo Schüler:innen Nachholbedarf sehen. Die von Schüler:innen gegebenen Antworten werden für geschlossene Fragen in Kreisdiagrammen und für offene Fragen gebündelt und gezählt in Listen dargestellt. So könnt ihr auf einen Blick sehen, wie sicher eure Klasse ist und welche Irrtümer noch bestehen.
Falls wir euer Interesse geweckt haben: die Eggheads Website bietet ausführliche Hilfe-Artikel mit schrittweisen Anleitungen. Zusätzlich empfehlen wir die Aneignung des Tools durch Ausprobieren. Dazu könnt ihr nach Veröffentlichung eines Quizzes eine Vorschau öffnen, wo ihr das Quiz testen könnt, ohne die Analytik-Daten zu verfälschen. So können Funktionen risikofrei ausprobiert und sämtliche Fehler entdeckt und rechtzeitig behoben werden.
Um euch die Vorbereitung zu erleichtern, haben wir uns einige Ideen für den nächsten Chat-basierten Unterricht überlegt:
Abschließend finden wir, dass Eggheads eine vielversprechende Lerninnovation bietet, die Schüler:innen im digitalen Zeitalter entgegenkommt und somit ihr Interesse an schulischen Inhalten steigert – auch weil Schüler:innen aktiv in die Wissensvermittlung miteinbezogen werden. Trotz einiger Einschränkungen, erlauben die kreativen Möglichkeiten beim Entwurf der Fragen und des Feedbacks und bei der Verknüpfung der Dialoge, dass Quizze an die Bedürfnisse der Schüler:innen angepasst werden. Auch das Teilen von Quizzen mit der Klasse und die Auswertung von Feedback sind bei Eggheads sehr nutzer:innenfreundlich gestaltet und eignen sich gut für den Unterricht.
Als größtes Problem sehen wir den Aufwand – sowohl an Arbeit und an Zeit -, der benötigt wird, um ein komplexes Quiz zu gestalten, das mit Antwort-spezifischem Feedback keine:n Schüler:in zurücklässt. Mit der Nutzung der KI zur Erstellung eines Quiz-Entwurfs könnt ihr euch zwar die anfängliche Arbeit sparen, müsst aber trotzdem das ausführliche Feedback selber einstellen oder die KI mit einer Menge Information füttern, um ein sinnvolles KI-Feedback zu erhalten.
Aber: Übung macht ja bekanntlich den Meister. Deshalb können wir Eggheads all denjenigen empfehlen, die bereit sind, das Tool häufig im Unterricht einzusetzen, sodass sich der benötigte Aufwand für die Einarbeitung lohnt. Vor allem ist es sinnvoll, Quizze zu erstellen, die ihr öfter wiederverwenden könnt – entweder in der gleichen Klasse zur regelmäßigen Wiederholung von Grundwissen oder in anderen Klassen. Um mit einem Quiz nur einmalig den Unterricht etwas spielerischer zu gestalten, ist es fraglich, ob der benötigte Zeit- und Arbeitsaufwand durch den schulischen Mehrwert gerechtfertigt wird.
Habt ihr bereits Erfahrungen mit Chat-basiertem Lernen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!
Unterricht an einer brennenden Schule? Niemand außer Personen in feuerfesten Anzügen, mit Helm und Atemschutzmaske sollten in einem brennenden Gebäude sein. Dennoch stoßen wir im Alltag häufig auf den Begriff “Brennpunkt” und das nicht im Kontext von dem Schnittpunkt einer optischen Achse oder ab wann eine Flüssigkeit zu brennen beginnt. Gemeint sind Städte, Bezirke und Schulen – sogenannte “soziale Brennpunkte” und “Brennpunktschulen”. Was bedeutet es für Schüler:innen und Lehrkräfte an “Brennpunktschulen” zu lernen und zu unterrichten? Was sind überhaupt “Brennpunktschulen”? Wo die Schwierigkeiten und Möglichkeiten liegen und was unternommen werden muss, damit die Chance auf Bildungsgerechtigkeit erhöht wird, stellen wir euch in diesem Artikel vor.
“Brennpunktschulen” oder “Problemschulen” – Begriffe, die schon im Vorhinein ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit vermitteln. Der Begriff “Brennpunktschule” hat zwar keine einheitliche Definition, lässt sich aber von dem Begriff “sozialer Brennpunkt” ableiten: ein Gebiet oder ein Viertel, in dem besonders viele sozial benachteiligte Menschen leben. Es geht also auf der einen Seite darum, dass sich die Schule in einem sozial schwachen Bezirk befindet und zum anderen, dass die Schüler:innen, die diese Schule besuchen, auch häufig aus sozial benachteiligten Familien stammen.
Das Problem dabei: Das Attribut “Brennpunktschule” wird zum Stigma. Viele Menschen schrecken allein schon vor dem Begriff zurück, der mit vielen Stereotypen assoziiert ist: Lehrkräfte treffen auf Herausforderungen wie Gewalt, Armut und Migration. Sie unterrichten Schüler:innen, die vielleicht gerade erst in Deutschland angekommen sind und die Sprache noch nicht sprechen. Was also muss passieren, damit nicht nur Aufmerksamkeit auf die Probleme gerichtet wird, sondern auch Lösungen angeboten werden? Damit die Schulen ausreichend Förderung, Aufmerksamkeit und Ressourcen erhalten, müssen sie nicht zwangsweise nach etwas benannt werden, wo es allen Anschein nach brennt. Umschreibungen wie “strukturell benachteiligte Schule", "Schulen in schwieriger Lage” oder “Schulen mit erhöhtem Förderbedarf” verbessern das Stigma nur bedingt. Einige Bundesländer setzen bereits auf Begriffe, ohne einen abwertenden Stempel. Von Index-Schulen oder Bonus-Programmschulen wird mittlerweile in Hamburg und Berlin gesprochen – eine gute Lösung um die Relevanz und die Aufmerksamkeit der Schule zu erhöhen, ohne die Schule oder – schlimmer – die Schüler:innen zu stigmatisieren.
Die Chance auf Bildungsgerechtigkeit ist an “Brennpunktschulen” nicht immer gegeben – und das hat viele Gründe: der Lehrkräftemangel, zu wenig qualifiziertes Fachpersonal wie Schulsozialarbeiter:innen und Pädagog:innen, zu wenig finanzielle Förderung durch den Bund und die Länder und zu wenig Zeit, um den Schüler:innen die Aufmerksamkeit und Förderung zu geben, die sie benötigen.
In einem Interview mit der Bundeszentrale für politische Bildung erzählt Bahar Aslan, Lehrerin an einer “Brennpunktschule”, dass sich Lehramtsanwärter:innen häufig für andere Schulen entscheiden würden und dass bestimmte Schulen für Lehrkräfte deutlich attraktiver wären als eben die “Brennpunktschulen”. Auf die Frage, warum das so wäre, beschreibt Bahar Aslan, dass es eine große Herausforderung sei, "eine Struktur reinzubringen und eine Lernatmosphäre zu schaffen” und dass sich manche Lehramtsanwärter:innen nicht vorstellen könnten, an dieser Schule zu unterrichten. Dabei sei die Förderung durch geschultes Personal gerade an den “Brennpunktschulen” extrem wichtig. Für Bahar Aslan gibt es einen konkreten Lösungsvorschlag: Eine angemessene soziale Bildungspolitik, welche auch Familien unterstützt und dafür sorgt, dass Schulen entsprechend besser ausgestattet werden, damit auch die Attraktivität für die Lehrkräfte wieder steigt.
In einem Beitrag des ZDF erzählt der Schulleiter der Grundschule Kurt-Schumacher-Straße, Thorsten Seiß, dass der Lehrkräftemangel und die fehlende Bereitschaft an den Schulen zu unterrichten ein Problem sei, er aber alle Lehrkräfte und Anwärter:innen auffordern möchte diesen Job anzunehmen. Es sei eine tolle Arbeit, vor allem weil man Erfolge sehe und das Gefühl habe, etwas zu bewegen.
Bund und Länder möchten den Bildungserfolg der Schüler:innen nicht mehr von der sozialen Herkunft abhängig machen, sondern die Chance auf Bildungsgerechtigkeit ermöglichen. Mit dem Startchancen-Programm des BMBF werden ab kommenden Schuljahr 900 Schulen in Nordrhein-Westfalen finanziell unterstützt. Insgesamt sollen mit dem Programm circa 4000 Schulen deutschlandweit zu “Startchancen-Schulen” werden, um so mehr Platz und Möglichkeiten für Bildungsgerechtigkeit zu schaffen.
Die Schule sollte ein positiver Ort mit einer angenehmen Lernatmosphäre sein – der Meinung ist auch Bahar Aslan. Kinder, die von Anfang an damit konfrontiert werden, auf eine sogenannte “Brennpunktschule” zu gehen, verlieren häufig schon die Hoffnung, noch bevor sie sich überhaupt voll entfaltet, denn wer möchte schon auf eine Schule gehen, an der es brennt? Mit einer offenen Einstellung und Worten wie "Hier seid ihr willkommen, wir nehmen euch hier an, egal woher ihr kommt, egal wie ihr seid", möchte Bahar Aslan den Schüler:innen einen positiven Bezug zu der Schule vermitteln. Die Schüler:innen benötigen angemessene Unterstützung beim Lernen und sie benötigen Zeit, um Beziehungen zu der Institution und zu den Lehrkräften aufzubauen.
Aber auch Lehrkräfte können nicht allein das Feuer an einer brennenden Schule löschen. Dass der Bildungserfolg der Schüler:innen nur von der Arbeit der Lehrkräfte abhängen soll, ist eine Mammutaufgabe, die praktisch alleine nicht zu bewerkstelligen ist. Die Schulleitung, zusätzliches Fachpersonal aus dem sozialen und pädagogischen Bereich und eine hinreichende Unterstützung durch die Bildungspolitik können die Lehrkräfte unterstützen und entlasten. Sich nur auf die Förderung der Schule und der Schüler:innen zu konzentrieren und die Gesundheit der Lehrkräfte außer Acht zu lassen, wäre genauso als würde man tonnenweise Lebensmittel für den Supermarkt bestellen, aber am Ende ist niemand da, der die Waren verräumt, die Kasse bedient und für Ordnung sorgt.
Was ist eure Meinung zu den sogenannten “Brennpunktschulen”? Wie kann das Feuer gelöscht werden und welche weiteren Maßnahmen sind erforderlich, damit am Ende das Feuer nicht wieder ausbricht? Wir lesen gerne eure Antworten dazu!
Textgenerierende Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert bereits das Lehren, Lernen und den Schulalltag. Neben vielen Potenzialen stehen Lehrkräfte aber auch vor einer Menge neuer Fragen und Herausforderungen. Die Kultusministerien der Länder haben mittlerweile auf die Neuerungen, die ChatGPT und Co. mitbringen, reagiert. Ihre Reaktionen fallen aber teils unterschiedlich aus. Berlin und Hamburg geben beispielsweise sehr detaillierte Hinweise zu Möglichkeiten und Gefahren, andere Bundesländer wie etwa Bremen und Baden-Württemberg bleiben in ihren Ausführungen noch sehr vage. Wir wollen euch heute einen Überblick geben, was die Einrichtungen der verschiedenen Bundesländer raten und besonders auf die vorgegebenen Regeln zum Umgang mit textgenerierender KI eingehen.
Mehrere Bundesländer haben Leitfäden herausgegeben, die eine gute Orientierung im Umgang mit den Text-KIs bieten. Hier werden auch die rechtlichen Grenzen der Systeme aufgezeigt, die für Lehrkräfte wichtig zu wissen sind. Einerseits gibt es hier den prüfungsrelevanten Aspekt und andererseits ist der Punkt Datenschutz immens wichtig. Die Handlungsleitfäden sind länderspezifisch unterschiedlich ausformuliert. Die rechtlichen Aspekte, die Tipps und Infos zu Potenzialen lassen sich aber in allen Bundesländern anwenden. Hier gibt es derzeit kein Bundesland, welches zum Beispiel eine besonders strenge Linie gegen den grundsätzlichen Einsatz textgenerierender KI fährt. Wenn ihr euch ein genaueres Bild über die Funktionen von solchen KI-Systemen machen wollt, dann schaut in den Handlungsleitfaden des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport Brandenburg. Darin sind die wichtigsten Informationen zu ChatGPT und Co. verständlich zusammengefasst.
Die Datenschutzgrundverordnung regelt den Umgang mit personenbezogenen Daten und hat den Persönlichkeitsschutz zum Ziel. Für Lehrkräfte ist dies aber manchmal eine zusätzliche Herausforderung, weil besondere Vorsicht geboten ist, um nicht gegen die DSGVO zu verstoßen. Auch im Fall von ChatGPT gibt es hier einiges zu beachten. Das Bayerische Kultusministerium stellt beispielsweise fest, dass Schüler:innen speziell ChatGPT (als kostenlose Anmelde-Version) im Unterricht nur nutzen dürfen, wenn sie älter als 18 Jahre bzw. 13 Jahre sind und die Zustimmung der Eltern vorliegt. Alternativ lassen sich im Klassenverband Fragen und Texte erarbeiten, mit denen die Lehrkraft mit der KI interagieren kann. Dies wäre rechtlich ohne Weiteres zulässig und die Schüler:innen könnten trotzdem erleben, wie das System funktioniert.
Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport in Thüringen hat einen sehr umfassenden und strukturierten Handlungsleitfaden entwickelt. Das Ministerium rät darin davon ab, dass Schüler:innen ChatGPT im Unterricht auf ihren eigenen Geräten nutzen. Hierbei führen die Autor:innen in erster Linie Datenschutz-Gründe an. In dem Handlungsleitfaden wird empfohlen, dass bei jeglicher Nutzung von ChatGPT die Eltern der Schüler:innen darüber in Kenntnis gesetzt werden sollten.
Besonders wenn es um personenbezogene und sensible Daten der Schüler:innen geht, muss man mit ChatGPT sehr vorsichtig sein. Auch im Umgang mit diesem System gilt die Datenschutzgrundverordnung. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in Berlin hat dafür eine Handreichung erstellt, die auch diesen Bereich genauer betrachtet. Demnach ist es aus juristischer Sicht sinnvoll, dass die Schüler:innen ChatGPT über ein gemeinsames kostenpflichtiges Schulkonto nutzen. Damit besteht die Möglichkeit, ChatGPT über eine Schnittstelle so zu nutzen, dass keine personenbeziehbare Zuordnung von Nutzungsdaten zu einzelnen Schüler:innen entsteht.
Die Bewertung von Prüfungsleistungen von Schüler:innen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz ist nach der Rechtsprechung in Schleswig-Holstein unzulässig. Das stellt das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in ihrer ausführlichen Handreichung fest.
Das Ministerium für Schule und Bildung Nordrhein-Westfalen hat einen übersichtlichen Handlungsleitaden zum Thema erstellt. Hier wird auch umfassender das Thema Prüfungen und Bewertungen in den Blick genommen. Immer mehr Schüler:innen nutzen zum Beispiel ChatGPT, um Texte zu erstellen, die sie im Unterricht als Eigenkreationen vorstellen. Das Ministerium aus Nordrhein-Westfalen ordnet dies wie folgt ein: “Auch wenn es sich nicht um Plagiate im eigentlichen Sinne handelt, handelt es sich bei Nichtangabe, dass der Text oder Teile aus diesem mithilfe einer KI erzeugt wurden, um eine Täuschung über die Autorenschaft. Sofern die Verwendung von KI bei der Aufgabenstellung explizit ausgeschlossen wurde, handelt es sich zudem um die Verwendung eines unzulässigen Hilfsmittels und einen Täuschungsversuch.”
Wie in Zukunft mit der Frage um das Urheberrecht und texterzeugenden KIs umgegangen wird, ist noch nicht geklärt. Das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg empfiehlt, die Entwicklung weiter intensiv zu beobachten und schlägt folgende Zitierweise in der Arbeit mit ChatGPT vor: <URL der KI> prompted by <Vorname Nachname>, <Datum>.
Das Ministerium für Bildung in Rheinland-Pfalz hat verschiedene Materialien und Handlungsempfehlungen anderer Institutionen zusammengetragen. Darunter befindet sich ein Thema, das bei anderen Einrichtungen wenig bis gar nicht thematisiert wird. Es geht dabei um eine ethische Leitlinie für Lehrkräfte bei der Nutzung von KI im Klassenzimmer. Entwickelt hat die Leitlinie die Europäische Kommission.
Die Länder-Einrichtungen aus Thüringen, Bayern, NRW, Hamburg und Berlin haben auf ihren Seiten vielfältige Ideen zusammengetragen, wie sich textgenerierende KI-Systeme sinnvoll ins Lehren und Lernen integrieren lassen. Neben den Tipps der Landeseinrichtungen findet ihr auch in anderen Artikeln von lehrer-news weitere Tipps zur Nutzung von Text-KIs im Unterricht.
Das Landesamt für Schule und Bildung in Sachsen gibt einen Überblick über alles Grundlegende rund um die Technik, mit der textgenerierende KIs arbeiten. Dies ist ein erster Ansatz, um die Systeme im Unterricht zu thematisieren. Bevor die Klasse in großer Gruppe ein Tool wie ChatGPT nutzt, lassen sich die technischen Vorgänge oder grundlegende Begrifflichkeiten besprechen, wie etwa das “prompten”. So wird es genannt, wenn ein User eine Anfrage an einen KI-Bot schickt.
Das Hessische Kultusministerium verweist in ihrer umfassenden Handreichung darauf, dass Lehrkräfte Programme wie ChatGPT durchaus auch zur Vorbereitung des Unterrichts nutzen dürfen, solange sie die allgemeinen Rechtsvorschriften beachten.
In der Handreichung des Landesinstituts für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt wird ein Fokus auf das Potenzial für digitales Experimentieren gelegt. So sollen Schüler:innen auf kreative Weise die Möglichkeiten von textgenerierenden KIs entdecken. Sie können sie außerdem dazu nutzen, um eigene Lernstrategien zu entwickeln und zu verbessern. Die Texte der Programme können als Ansatz für den eigenen Text herangezogen und als kreativer Ausgangspunkt genutzt werden. Im Material gibt es noch weitere hilfreiche Beispiele, die Lehrkräfte direkt in den Unterricht mit einfließen lassen können.
Einige Einrichtungen der Bundesländer bieten eher wenige einfach zu findende Online-Informationen zum Umgang mit ChatGPT und weiteren Systemen im Unterricht. Häufig verweisen sie aber auf Fortbildungsangebote. Dazu gehören etwa Baden-Württemberg, Bremen, Niedersachsen, Saarland. Das Land Mecklenburg-Vorpommern bietet seinen Lehrkräften zusätzlich die Nutzung einer KI-Plattform an.
Auf lehrer-news haben wir noch weitere hilfreiche Texte zum Thema veröffentlicht. Zum Beispiel, wie ihr passende Prompts findet, inwiefern ihr KI im MINT-Unterricht einsetzen könnt oder auf welche Weise euch ChatGPT bei der Unterrichtsvorbereitung genau helfen kann.
Habt ihr hilfreiche Infos rund um das Thema ChatGPT und Co. im Unterricht? Dann schreibt sie uns gerne in die Kommentare.
Berlin. Neuntklässler:innen besitzen in Deutschland offenbar immer weniger Kompetenzen im Fach Deutsch. Das zeigen die aktuellsten Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022. Im vergangenen Jahr verfehlte bundesweit etwa ein Drittel der Schüler:innen am Ende der Sekundarstufe I die Mindeststandards für den Mittleren Schulabschluss (MSA) im Bereich Lese- und Hörverständnis. Mehr als jede:r Fünfte erreichte diese nicht im Bereich Rechtschreibung. Die Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) wurde zum dritten Mal im Auftrag der KMK von April bis Juli 2022 erhoben und spiegelt somit die Leistungen der Schüler:innen wider, die möglicherweise von den Auswirkungen der Coronapandemie, Schulschließungen und Distanzunterricht, beeinflusst wurden.
Im Vergleich zur Vorgängeruntersuchung im Jahr 2015 ist ein deutlicher Anstieg von Schüler:innen mit Schwierigkeiten im Bereich Lesen und Orthographie um jeweils neun Prozentpunkte zu verzeichnen. Im Bereich Zuhören/Hörverständnis beträgt die Differenz zu den Ergebnissen von 2015 sogar 16 Prozentpunkte. Zudem zeigen sich erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern, wobei Bayern und Sachsen im Vergleich zu Berlin, Bremen und Nordrhein-Westfalen besser abschneiden.
Gemäß dem IQB-Bildungstrend könnten die Schwierigkeiten in Deutsch auf den gestiegenen Anteil zugewanderter Jugendlicher der „ersten Generation” in Verbindung mit den Pandemieauswirkungen zurückzuführen sein. Der Rückgang des Kompetenzniveaus der Schüler:innen verdeutlicht daher die Herausforderungen der Inklusion und die strukturellen Schwierigkeiten im Bildungssystem.
Der Deutsche Philologenverband (DPhV) zeigte sich besorgt über die Ergebnisse. Die Bundesvorsitzende des DPhV, Susanne Lin-Klitzing, betonte, dass strukturelle Probleme wie ein Mangel an Lehrkräften, fachfremd unterrichtende Lehrkräfte und unzureichende Ressourcen für Integration die bildungspolitische Situation verschärfen und dringend politische Lösungen erfordern. Gute Fähigkeiten im Fach Deutsch, im Lesen, Schreiben und Zuhören seien gerade die Basis für Leistungsfähigkeit, für Zusammenhalt und für Demokratie, so Lin-Klitzing. Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), wies darauf hin, dass die Ergebnisse ein Alarmsignal für die aktuellen strukturellen Defizite im Bildungssystem seien und appellierte an die Politik, materielle und personelle Ressourcen für das Bildungssystem bereitzustellen.
Allerdings zeigt die Studie auch einen positiven Trend: Die Englischkenntnisse der neunten Klassen im Jahr 2022 verbesserten sich gegenüber den Vorjahren. Der Anteil derjenigen, die die Mindeststandards im Lese- und Hörverstehen nicht erreichten, sank um jeweils drei Prozentpunkte auf 24 Prozent und 14 Prozent. Ein Grund dafür könnte die verstärkte Nutzung von digitalen Medien und Inhalten auf Englisch während der Pandemie sein, wie die Autor:innen vermuten.
Weitere Artikel auf Lehrer-News zu den Bilanzen der IQB-Bildungstrends finden sich hier.
Bildung ist Ländersache – das besagt das Kooperationsverbot im Grundgesetz. Dazu gehört auch die Bezahlung der Lehrer:innen in Schulen und Hochschulen. Lohn und Karrierechancen werden davon bestimmt, wo und wen Lehrkräfte unterrichten. Die Höhe der Besoldung ist in der Regel durch die Gruppen A12 und A13 und die vorangegangene Berufserfahrung festgelegt und kann sich an Grund-, Haupt- und Realschulen sowie an Gymnasien und Hochschulen unterscheiden. Doch nicht bloß die Schulform ist relevant, auch der Ort ist ausschlaggebend für die Höhe des Bruttogehalts.
Früher sah es in den meisten Ländern ähnlich aus: Mit der niedrigeren Besoldungsgruppe A12 für verbeamtete Lehrkräfte und der Entgeltgruppe E11 für Angestellte standen insbesondere Grundschullehrer:innen hinten an. Durch den zunehmenden Lehrkräftemangel stieg neben dem Bedarf auch die Bezahlung für viele Unterrichtende. Heutzutage hat sich die Lage ein gutes Stück verbessert, da sie in immer mehr Ländern den Gymnasial- und Berufsschullehrer:innen in der Gruppe A13 (bzw. E13 für Angestellte) gleichgestellt werden. Dennoch gibt es klare Unterschiede in der Bezahlung. Mit teils eklatanten Unterschieden!
Im Folgenden haben wir für euch einen Vergleich der Bundesländer beim Einstiegsgehalt von verbeamteten Lehrkräften mit aktuellen Daten des öffentlichen Dienstes aufbereitet: In Grün markiert sind die höchsten Einstiegsgehälter, in Rot markiert die niedrigsten.
Mit 551,70 Euro brutto sind A13 Lehrkräfte in Bayern für dieselbe Anstellung zu Beschäftigungsbeginn um einiges besser bezahlt als Lehrer:innen in Rheinland-Pfalz. Dieser Betrag ist allerdings nicht in Stein gemeißelt, sondern ein grober Richtwert. Es muss der Vollständigkeit halber erwähnt werden, dass sich die verschiedenen Bundesländer hinsichtlich ihrer Pflichtstundenzahl, den Arbeitszeitmodellen und den schulischen Aufgabenbereichen stark unterscheiden, wodurch ein detaillierter Vergleich schwer möglich ist. Zudem sind weitere Faktoren für die genaue Bestimmung der Besoldungshöhe wichtig.
Auch der Familienstand der Lehrkräfte ist hier zu betrachten. So bekommen verheiratete oder sich in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft befindende Lehrer:innen einen ehegattenbezogenen Anteil im Familienzuschlag. Dazu gehören auch verwitwete oder geschiedene, zur Unterhaltszahlung verpflichtete Lehrkräfte. Ledige Besoldungsberechtigte erhalten in der Regel keinen Familienzuschlag. Ob die Berechtigung auf euch zutrifft und wie viel Zuschlag ihr erhalten könnt, variiert von Bundesland zu Bundesland. Genauere Informationen und Regelungen hierzu findet ihr auf der jeweiligen Webseite eures Landesamtes für Besoldung und Versorgung.
Insbesondere für eure Kinder könnt ihr, insofern ihr verbeamtet seid, weitere Zuschläge im Rahmen des kinderbezogenen Teils des Familienzuschlags erhalten, die ab dem dritten Kind sogar ziemlich großzügig ausfallen können. Der dbb hat eine Zusammenstellung von Besoldungstabellen der jeweiligen Bundesländer hochgeladen, in denen die genauen Zahlen der Familienzuschläge in den letzten vier bis fünf Jahren enthalten sind. In der Regel müssen für die Gewährung dieser Zuschläge entsprechende Unterlagen eingereicht werden, bevor die Auszahlung der Zuschläge erfolgen kann. Die Anträge hierzu findet ihr ebenfalls auf den zuständigen Webseiten der Landesämter.
Auch die vorangegangene Berufserfahrung kann Einfluss auf die Höhe eurer Besoldung haben. Die oben abgebildete Tabelle bietet euch lediglich einen Überblick über das Einstiegsgehalt in den Bundesländern, doch sofern ihr im Laufe eurer Karriere schon Berufserfahrung im Lehrerdasein gesammelt habt, wird diese auch bei der Auszahlung eures Gehalts mit einbezogen. Allgemein gilt, dass zu Beginn die Bezahlung im Zyklus von drei Jahren automatisch steigt. Nach drei Erhöhungen folgen die nächsten im Zyklus von vier Jahren, bis im Regelfall nach 28 Jahren die höchste Erfahrungsstufe innerhalb einer Besoldungsgruppe erreicht wird. Das Stufensystem gibt es sowohl bei verbeamteten als auch angestellten Lehrkräften und kann je nach Bundesland variieren.
Ob man verbeamtet oder tariflich angestellt ist, macht vermutlich den größten Unterschied beim Nettogehalt aus. Anders als bei den Beamten werden angestellte Lehrkräfte gemäß dem Tarifvertrag der jeweiligen Länder (TV-L) vergütet. Zudem erfolgen Abzüge im Rahmen der Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung, die den Beamt:innen erspart bleiben. Die Anstellung erfolgt in Deutschland einheitlich, mit Ausnahme von Hessen, das einheitliche Regelungen für die Lehrkräftevergütung hat, gemäß einzelner Erfahrungsstufen, die die Höhe des Gehalts festlegen. In Berlin und Sachsen, wo ausschließlich angestellte Lehrer:innen unterrichten, gibt es beispielsweise die Unterschiede zwischen den Erfahrungsstufen 5 in Berlin und 2 in Sachsen fürs Einstiegsgehalt. Kindergeldzulagen gibt es für Tarifangestellte nicht. Dies verdeutlicht unter anderem die finanziellen Unterschiede für Lehrkräfte der beiden Bundesländer, zeigt aber auch die problematische Situation auf, die politisch angegangen werden muss, um eine gerechte Bezahlung für alle Lehrkräfte zu gewährleisten.
Obwohl es einheitliche Richtlinien für die Bezahlung von Lehrkräften gibt, kann das Gehalt abhängig von Bundesland, Familienstand, Berufserfahrung und Beschäftigungsverhältnis um einiges von dem der Kolleg:innen abweichen. Eine weitere Übersicht zu diesem Thema bietet euch der aktuelle Besoldungsreport der DGB, der die Unterschiede der Besoldungsgruppen A7, A9 und A13 eines:r ledigen und kinderlosen Beamt:in darstellt. Vor den Folgen der Besoldungsunterschiede, die ebenfalls bei Richter:innen und Staatsanwält:innen von Bedeutung sind, warnt auch der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Andreas Voßkuhle: „Sie werden mittelfristig zu einem unterschiedlichen Leistungsniveau innerhalb der Verwaltung und der Justiz führen. Die guten Leute gehen dahin, wo am meisten bezahlt wird.“
Was denkt ihr über das Thema? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.
“Hauptsach gudd gess!” - sagt der Saarländer. Aber neben gutem Essen hat das Saarland noch viel mehr zu bieten. Deshalb steht heute ein Ausflug in das Bundesland mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte Deutschlands an. Wer aber denkt, dass das Saarland aufgrund seiner Größe nicht viel zu bieten hat, der täuscht sich. Wir zeigen euch drei außergewöhnliche Orte im Saarland, die ihr bei eurer nächsten Klassenfahrt besuchen könnt! Diese eignen sich besonders für die Fächer Biologie, Chemie und Kunst, sind aber auch so auf jeden Fall einen Besuch wert!
1. Auf den Spuren des Bergbaus: Berghalde Ensdorf
Das Saarland hat unglaublich viel landschaftliche Variation zu bieten. Unter anderem wurde in diesem Bundesland jahrhundertelang Steinkohle gefördert. Möchte man einen kleinen Exkurs in die Bergbaugeschichte des Saarlands machen, lohnt es sich, die Bergehalde Ensdorf zu besuchen. Die Halde zählt schließlich mit einer Höhe von
150 Metern und ca. 50 Hektar Fläche zu den Größten ihrer Art. Außerdem führen zahlreiche Wanderwege hoch zum Plateau der Halde und sind für alle Altersgruppen machbar. Hat man den Weg dann bestritten, kann man eine wunderschöne Aussicht über das Saartal genießen. Außerdem steht dort das sogenannte Saarpolygon, das sozusagen die Krönung der Halde bildet. Dabei handelt es sich um eine 2016 errichtete stählerne Skulptur, die als Denkmal für den Steinkohlenbergbau im Saarrevier des Saarlands erinnern soll. Dieser wurde nämlich 2012 eingestellt. Wer keine Höhenangst hat, kann das 30 Meter hohe Denkmal erklimmen und von dort eine beeindruckende Aussicht genießen. Dieses Ausflugsziel eignet sich also für Jung und Alt und erinnert noch einmal an den jahrzehntelangen Bergbau im Saarland! Zudem ist der Besuch des Saarpolygons kostenfrei und ab kommendem Winter können dank der langen Öffnungszeiten auch Sonnenuntergänge bis 21 Uhr genossen werden.
2. Deutschlands schönste Flussschleife
Das Saarland hat noch weitere landschaftliche Schönheiten zu bieten. Dazu gehört auch Deutschlands schönste Flussschleife. Um die Saarschleife in all ihrer Pracht zu betrachten, gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten. Wenn man die Saarschleife aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten möchte, kann man einen der vielen Rundwege nutzen. Wer es eher ein bisschen ruhiger angehen lassen möchte, kann das sogenannte „Traumschleifchen“ entlang spazieren. Dabei handelt es sich um einen Spazier-Wanderweg, der in unterschiedlichen Längenabschnitten gelaufen werden kann. Wer seine Kondition auf die Probe stellen möchte, kann den „Fernwanderweg“ besuchen. Dieser kann etappenweise mit einer Gesamtlänge von 377,1 km gewandert werden. Aber auch darüber hinaus gibt es viele Rundwanderwege, die die Saarschleife in ihrem besten Licht präsentieren. Den atemberaubendsten Ausblick hat man wohl vom Baumwipfelpfad der Saarschleife. Legt man die ganzen 42 Höhenmeter zurück, kann man das Wahrzeichen Saarlands mit einem traumhaften Weitblick wahrnehmen. Auch die maximale Steigung von gerade einmal 6 Prozent ermöglicht es älteren Leuten oder auch Rollstuhlfahrer:innen, den Baumwipfelpfad bis an die Spitze zu erklimmen. Entlang des Pfades gibt es immer wieder Lernstationen, an denen die Schüler:innen spielerisch und mit allen Sinnen etwas über den Wald und die Tiere im Naturpark Saar-Hunsrück um die Saarschleife herum, als auch etwas über die Saarschleife selbst erfahren können. Und um das erworbene Wissen zu festigen und ein spannendes Erlebnis für jüngere Schüler:innen zu gestalten, eignet sich die Comic-Ralley. Die Schüler:innen bekommen ein Comic-Heft und müssen die Fragen im Heft unter Zuhilfenahme der Comictafeln entlang des Pfades lösen. Anschließend bekommen diejenigen einen kleinen Preis, die alle Aufgaben erfüllt haben. Dieser Pfad eignet sich also hervorragend für eine Wissenserweiterung in den Fächern Biologie und Geografie. Wem die Besteigung des Baumwipfelpfades zu hoch ist, der kann natürlich auch ohne die zusätzlichen 42 Meter den Blick vom Aussichtspunkt „Cloef“ genießen.
Der Eintrittspreis zum Baumwipfelpfad beläuft sich bei Gruppen ab 15 Personen auf 9 Euro pro Person. Alle anderen Aussichtsplattformen und Wege sind kostenlos. Auch abseits des Pfades gibt es in unmittelbarer Nähe zum Pfad einen Abenteuerspielplatz mit mehr als 25 Lern- und Mitmachstationen, an dem sich die Schüler:innen austoben können! Da aber ein Ausflug in solche Höhen hungrig machen kann, muss auch auf die richtige Verpflegung geachtet werden. Die Aussichtsplattformen laden zum Verweilen mit einer mitgebrachten Brotzeit ein, alternativ gibt es auch am Eingang zum Pfad das Bistro Mirabell. Dort kann man vor allem in kälteren Jahreszeiten ein Heißgetränk genießen.
3. UNESCO Weltkulturerbe: Völklinger Hütte
Auch kulturell hat das Saarland einiges zu bieten. Damit dieser Aspekt bei einer Exkursion nicht zu kurz kommt, lohnt sich ein Besuch eines der ungewöhnlichsten Weltkulturerbestätten der UNESCO: Die Völklinger Hütte. Mit imposanten 7,46 Hektar Grundfläche ist diese weltweit das einzige vollständig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung. Mittlerweile dient sie aber nicht mehr nur als Industriedenkmal, sondern hat als Kulturort eine Menge Abwechslung zu bieten. Um alle Merkmale der Völklinger Hütte so gut es geht zu erleben, eignet sich ein Rundgang durch die gesamte Anlage. Dieser ist weitgehend barrierefrei durch den Einsatz von Rampen und Aufzügen.
Hierfür startet man bei den Wasserhochbehältern mit Pumpenhaus. Dieser zählt übrigens zu den größten jemals gebauten Wassertürmen. Im Anschluss daran führt der Rundgang weiter in die Gebläsehalle. In dieser können die bis zu 26 Meter langen Gebläsemaschinen bestaunt werden, die 85 Jahre lang Druckluft zu den Winderhitzern und Hochöfen gepumpt haben.
Setzt man den Rundgang fort, landet man in der Sinteranlage. Ursprünglich genutzt, um Erzstaub durch starkes Erhitzen wieder zusammenzubacken und wiederverwendbar zu machen, dient die Sinteranlage heute als Besucherzentrum. Dort finden Besucher:innen alle wichtigen Infos zur gesamten Anlage, sowohl einen Überblick über die Historie von der Erbauung bis heute als auch immer wechselnde Ausstellungen.
Ein paar Schritte weiter findet man sich in der Erzhalle wieder. Diese blickt heute mit ihren FUTURE LAB’s künstlerisch experimentell in die Zukunft und befasst sich hauptsächlich mit der Frage, inwiefern wir mit den Veränderungen leben werden, die durch die Industrialisierung entstanden sind. Außerdem finden hier je nach Wetterbedingungen entweder in der Halle oder auf dem Erzplatz Theaterfestivals und Konzerte statt.
Nach dem Durchqueren dieser Halle gelangt man dann durch die sogenannte Möllerhalle, das ehemalige Rohstofflager der Hütte und endet so bei den Hochöfen. Dort kann ein 27 Meter hoher Treppenaufstieg auf die Gichtebene und Aussichtsplattform gewagt werden. In insgesamt 45 Metern Höhe kann man dann einen atemberaubenden Ausblick über die Anlage und Völklingen genießen.
Der Weg führt weiter durch die Kokserei ins Paradies. Dort, wo einst Staub und Feuer regierten, wachsen heute in einem Landschaftsgarten mit 33.000 Quadratmetern Fläche etliche Pflanzen. Die Industrie trifft im Paradies also auf Fauna.
Um den Ausflug in die Völklinger Hütte aber auch interaktiver und noch lehrreicher zu gestalten, können Schüler:innen nach dem Rundgang in das Science-Center Ferrodrom gehen. Im unteren Bereich der Möllerhalle gibt es 100 verschiedene Experimentier- und Mitmachstationen, bei denen das Zusammenspiel aller Elemente und deren chemische Prozesse genau erklärt werden. Außerdem gibt es regelmäßig Führungen, abgestimmt auf unterschiedliche Zielgruppen. Alle Veranstaltungen und Führungen findet ihr hier. Wer die Klassenfahrt ins Saarland mit der Kunst verbinden will, für den eignet sich die Urbanart Biennale. Diese findet alle zwei Jahre in der Völklinger Hütte statt und präsentiert damit neue Entwicklungen und Positionen der Urban Art im internationalen Raum.
Ihr seht also, das Saarland hat trotz seiner kleinen Fläche eine Menge Abwechslung zu bieten! Und auch wer Höhenangst hat, kann hier trotzdem schöne Aus- und Einblicke bekommen. Seid ihr auf der Suche nach Ausflugsorten in anderen Bundesländern? Wir haben euch bereits Exkursionsideen für Bayern, Baden-Wüttemberg, Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen gegeben. Wir hoffen, dass wir euch mit diesen Ausflugszielen das Saarland als Exkursionsort ein wenig näherbringen konnten. Wenn ihr der Meinung seid, dass etwas fehlt, dann schreibt es uns gerne in die Kommentare!
In fast jeder Klasse gibt es mittlerweile Schüler:innen, die unter Essstörungen leiden. Diese alarmierende Tatsache wirft nicht nur ein Schlaglicht auf die steigende Prävalenz dieser ernsten Erkrankung, sondern auch auf die Notwendigkeit verstärkter Aufklärung und Unterstützung in Schulen und Familien. Der Umgang mit Essstörungen kann für betroffene Jugendliche und ihre Familien äußerst herausfordernd sein. Hier setzt das Programm „aidable“ an, das eine Brücke der Hilfe und Unterstützung für Schüler:innen und ihre Familien bildet.
„aidable“ ist ein Online-Kurs, der speziell für Eltern von Jugendlichen mit Essstörungen entwickelt wurde. In enger Zusammenarbeit mit erfahrenen Therapeut:innen und unter der Leitung von Anne Reisig, einer Gründerin, die aus eigener Erfahrung als ehemalige Betroffene spricht, bietet das Programm einen umfassenden Ansatz, um Familien in diesem herausfordernden Prozess zu unterstützen. Der Kurs vermittelt Eltern nicht nur das nötige Wissen über Essstörungen, sondern gibt auch praktische Tipps und Werkzeuge an die Hand, damit Eltern lernen können, wie sie ihre Kinder bestmöglich unterstützen können. Das enthaltene Schulungsmaterial zur Selbstfürsorge schützt auch die stark gefährdete psychische Gesundheit der Eltern.
Die wichtige Rolle der Familie auf dem Genesungsweg Wenn wir von Essstörungen hören, denken wir zuerst an die betroffene Person, ihre Gesundheit und Unterstützungsmöglichkeiten. Was die wenigsten auf dem Schirm haben, ist, dass die Angehörigen ebenfalls gesundheitlich stark gefährdet sind – und was für einen großen Einfluss sie auf die Genesung der Betroffenen haben. aidable unterstützt aus genau diesem Grund gezielt die Eltern – und damit (indirekt) die betroffenen Kinder. Gut informierte und angeleitete Eltern können einen maßgeblichen positiven Einfluss auf den Genesungsprozess der Essstörung ihrer Kinder ausüben. Die Aufklärung, Schulung und Anleitung durch „aidable“ befähigt Eltern ihre Kinder bestmöglich zu unterstützen. Sie lernen, mit der Krankheit umzugehen und ein hilfreiches Umfeld zu bieten. Durch die mentale Unterstützung der Eltern entsteht zudem eine Win-Win-Situation. Zum einen kann so die gefährdete psychische Gesundheit der Eltern geschützt werden, zum anderen begünstigt ein stabiles soziales Umfeld die Genesung der Betroffenen. Anne Reisig betont: „Wir sind davon überzeugt, dass die Eltern für eine langfristige Gesundung in den Genesungsprozess eingebunden und unterstützt werden müssen, denn eine Essstörung betrifft die gesamte Familie.“ Diese Überzeugung spiegelt sich in „aidable“ wider, einem Kurs, der darauf abzielt, Familienmitglieder in den Prozess der Genesung einzubeziehen und sie zu befähigen, als unterstützende und verständnisvolle Begleiter für ihre Kinder da zu sein.Wie „aidable“ funktioniert
Der Online-Kurs von „aidable“ ist strukturiert und praxisorientiert. Er bietet nicht nur informative Videos, sondern auch Reflexionsübungen und praktische Anleitungen, um das Gelernte in den Alltag zu integrieren. Ein Workbook begleitet die Teilnehmer:innen durch den Kurs und unterstützt sie dabei, das Erlernte zu vertiefen und individuell anzuwenden. Am Ende des 10-wöchigen Programms haben die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, in einem persönlichen Gespräch mit Anne Reisig individuelle Fragen zu klären und Unsicherheiten auszuräumen.
„aidable“ möchte nicht nur den betroffenen Familien helfen, sondern auch Schulen und Lehrkräfte dabei unterstützen, ein Bewusstsein für Essstörungen zu schaffen. Durch diese Initiative kann die Aufklärung über Essstörungen in Schulen intensiviert werden, damit sowohl Schüler:innen als auch Lehrkräfte die notwendige Unterstützung und Ressourcen erhalten, um mit dieser Herausforderung umzugehen. Interessierte Lehrkräfte und Schulen können sich bei „aidable“ unter der Email-Adresse „hello@aidable.family“ melden, um zusätzliches Informationsmaterial und Flyer zum Auslegen zu erhalten. Weitere Informationen finden Sie auf https://aidable.family
Berlin. Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes fordern in der Länder-Tarifrunde 10,5 Prozent, mindestens 500 Euro mehr Gehalt monatlich für die Beschäftigten. Der Tarifabschluss soll eine Laufzeit von einem Jahr haben. Das teilte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit. „Wir brauchen deutliche Gehaltserhöhungen. Die Inflation hat den Beschäftigten in den vergangenen zwei Jahren seit dem bisher letzten Tarifabschluss einen Rucksack gepackt, für den die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jetzt Entlastung brauchen. Die Preise steigen aktuell zwar etwas langsamer, aber die Inflation macht keine Pause. Die Lebenshaltungskosten nagen kräftig am Einkommen: Essen, Trinken, Miete. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst spüren die wachsenden Kosten in ihrem Geldbeutel“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Mittwoch in Berlin während der Pressekonferenz der Gewerkschaften zur kommenden Tarifrunde. „Der Abschluss für die Beschäftigten bei Bund und Kommunen vom Frühling hat einen Maßstab gesetzt, an dem sich die Länderarbeitgeber orientieren müssen. Auch auf die Verbesserungen für die Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst (SuE), die die Gewerkschaften im vergangenen Jahr erkämpft haben, warten die Erzieherinnen und Sozialpädagogen auf Länderebene.“ Finnern betonte, dass die Länderbeschäftigten hoch motiviert und engagiert seien. Sie hätten in den jüngsten Krisen gezeigt, welche gesellschaftliche Bedeutung ihre Arbeit in Schulen, Kitas und Hochschulen hat. Gerade der dramatische Lehr- und Fachkräftemangel an den Schulen bringe viele Pädagoginnen und Pädagogen ans Limit. „Da muss dann zumindest das Gehalt stimmen – auch und gerade um viel mehr junge Menschen für den Lehrberuf zu gewinnen“, betonte die GEW-Vorsitzende. Sie machte sich zudem für die studentischen Beschäftigten stark: „Abgesehen von Berlin gibt es für diese jungen Leute keinen Tarifvertrag. Das muss sich ändern. Wir wollen einen TV Stud!“
Finnern appellierte an die Verantwortung der öffentlichen Arbeitgeber: „Die weiterhin historisch hohe Inflation frisst die Gehälter auf – deshalb müssen die Löhne kräftig rauf! Gleichzeitig können sich die Länder über steigende Steuereinnahmen freuen und haben in den vergangenen Monaten sogar Schulden abgebaut. Sie haben die Möglichkeit und die Pflicht, einen Beitrag zu leisten, die Wirtschaft durch Gehaltssteigerungen und Investitionen wieder anzuschieben.“
Info: Für die Tarifrunde im öffentlichen Dienst Länder sind drei Verhandlungsrunden geplant. Hier die Termine: 26. Oktober 2023 in Berlin, 2./3. November 2023 und 7./8. Dezember 2023 jeweils in Potsdam.
Die Gewerkschaften verhandeln für rund 2,5 Millionen Beschäftigte. Im Organisationsbereich der GEW wird beispielsweise für Beschäftigte an Schulen wie Lehrkräfte, im Sozial- und Erziehungsdienst der Länder wie Erzieherinnen sowie für Hochschullehrende und studentische Beschäftigte verhandelt.
Ver.di hat die Verhandlungsführerschaft für die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).
Lehrkräfte sehen sich aktuell mit der Herausforderung konfrontiert, dass ihre Schüler:innen über die Vorgänge im Nahen Osten sprechen wollen. Verschiedene Bildungspolitiker:innen fordern dies sogar explizit von Lehrkräften und gehen leichtfertig davon aus, dass sich jede Lehrkraft mit der Historie des Konflikts, dem aktuellen Geschehen, den verschiedenen Positionen und dem Umgang von extremen Meinungen zum Konflikt im Detail auskennt. Der Lehrerverband verstärkt dieses Bild und sagt, dass Lehrkräfte gut auf diese Situation vorbereitet seien. Bestimmt ist das auch der Fall, trotzdem können Lehrkräfte, gerade wenn sich in fachfremden Fächern unterrichten, sich durch diese neue Situation auch überfordert fühlen. Gerade weil viele Schüler:innen dabei starke und zum Teil sehr einseitige Meinungen mitbringen. Wie auch bei vielen Erwachsenen gibt es teils wenig Offenheit für Gegenpositionen. Das lässt Gespräche und Aufeinandertreffen verschiedener Meinungen über explizit dieses Thema schnell eskalieren. Bei einem Vorfall an einer Schule in Berlin ist es dabei sogar zu körperlicher Gewalt gekommen.
Die Bearbeitung solch aktueller und emotionaler Themen ist extrem schwierig und bringt viele Fallstricke mit sich. Es bedarf einer Menge Fingerspitzengefühl und Mut, den Konflikt in der Klasse zu thematisieren und ein Gespräch darüber zu moderieren. Wir wollen euch Material vorstellen, mit dem ihr euch besser wappnen könnt, um Gesprächsräume rund um den Nahostkonflikt zu eröffnen.
Wir haben einige Seiten für euch zusammengestellt, auf denen ihr allgemeine Informationen zum Konflikt und zum Teil auch direkt Lehrmaterial für euren Unterricht finden könnt.
Die Bundeszentrale für politische Bildung hat verschiedene Infos rund um die Thematisierung des Nahostkonflikt in Schulen zusammengetragen. Das Material ist anschaulich aufbereitet und bietet grundlegende Infos zu Konflikten generell und dem Nahostkonflikt im Speziellen.
Die Seite Planet Schule hat vorgefertigte Unterrichtsvorschläge zu dem Themenkomplex online gestellt. Ein Vorschlag nimmt eher die allgemeine Situation im Nahen Osten in den Blick, der andere fokussiert sich speziell auf den Konflikt zwischen Israel und Palästina.
Bei der Berichterstattung über den Nahostkonflikt fällt immer wieder das Wort Gazastreifen. Die Kindernachrichtensendung logo hat zusammengefasst, um welches Gebiet es dabei geht. In einem Dossier des Bildungsservers findet sich mehr zur Geschichte und des Konflikts in dem Gebiet.
Die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus bietet Unterrichtsmaterial zur frei verfügbaren 50-minütigen Dokumentation “1948: Jüdischer Traum, arabisches Trauma” (YouTube), in der die Entstehung des Staates Israel und die Perspektiven von jüdischen und arabischen Bevölkerungsgruppen zur Gründungszeit Israels aufgezeigt werden.
Im Gespräch mit Kindern und Jugendlichen können antisemitische und rassistische Stereotypen-Aussagen aufkommen. Auf der Seite nichts-gegen-juden gibt es eine Auswahl häufiger Vorurteile und Aussprüche, die eingeordnet und mit Vorschlägen zur Entkräftung versehen sind.
Erziehungswissenschaftlerin Dr. Rosa Fava hat auf der Seite anders-denken einen Beitrag dazu verfasst, worauf es zu achten gilt, wenn man Lehr- und Lernmaterial zum Nahostkonflikt sucht. Auf der gleichen Seite gibt es auch eine umfassende Sammlung von Unterrichtsmaterialien zur Thematisierung von Antisemitismus.
Die Antonio Amadeu Stiftung hat sich einem darauf aufbauenden Thema gewidmet und zwar dem Drahtseilakt zwischen legitimer Kritik, israelbezogenen Antisemitismus und pädagogischen Interventionen.
Einige Einrichtungen der Bundesländer geben ihren Lehrkräften zusätzliche Unterstützungsangebote mit an die Hand. Hier zum Beispiel das Land Bayern oder Berlin-Brandenburg.
Bei einem so komplexen Thema wie dem Nahostkonflikt kann es sinnvoll sein, sich Unterstützung aus Fachkreisen zu holen. Es gibt Angebote verschiedener Träger, die Fachpersonal an Schulen entsenden, um dort ganze Schuleinheiten zu leiten oder zumindest dabei beratend tätig zu sein. Beispiele dafür sind das Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment und das Projekt ju:an der Antonio Amadeu Stiftung.
Bei Konflikten mit rassistischem Bezug oder religiös-diskriminierenden Beweggründen lässt sich unter anderem die Antidiskriminierungsstelle des Bundes kontaktieren.
Die Schüler:innen haben viele Fragen rund um den Konflikt, die sie zum Teil zu Hause nicht offen besprechen können. In der Klasse besteht die Chance, einen Rahmen zu schaffen, in dem sie ihre Fragen loswerden können. Viele kreative Gesprächsmethoden, die sich bei Diskussionen in Klassen anwenden lassen, kommen hier an ihre Grenzen. Einige sind zu spielerisch, andere berücksichtigen nicht die emotionale Härte des Themas.
Eine Möglichkeit wäre es, Fragen der Schüler:innen erstmal zu sammeln und daraus für eine weitere Einheit Themenkomplexe zu bilden, denen man sich im Einzelnen widmet. Hierbei besteht der Vorteil, dass man sich in die Themen spezifischer einarbeiten und dadurch die Einheiten gezielter vorbereiten kann.
Auch der Einstieg über Lehrmaterial der zahlreichen Plattformen in diesem Bereich ist möglich. Hierbei lässt sich ebenfalls bereits eine thematische Linie erahnen und die Vorbereitung kann genauer darauf ausgerichtet sein.
Die vielleicht anspruchsvollste Form ist ein Gesprächsformat, welches einfach alle Fragen zulässt, die die Schüler:innen beschäftigen und über die man mit der Klasse direkt ins Gespräch kommt. Dies ist sehr herausfordernd, weil ein Spagat gelingen muss zwischen der Möglichkeit, Meinungen zu äußern und der Notwendigkeit, antisemitischen Äußerungen oder islamfeindlichen Aussagen entschieden entgegenzutreten. Dazu muss man sich auch firm in der Informationslage zum Thema fühlen, da Fake News schnell als solche entlarvt werden sollten.
Schüler:innen und Lehrkräfte suchen in einer so dynamischen Situation wie derzeit im Nahen Osten nach aktuellen Informationen. Es gibt dabei viele gute Nachrichtenseiten, aber auch unseriöse Seiten, die tendenziös oder sogar gezielt falsch informieren.
Für eine verlässliche Perspektive steht die Seite der Tagesschau. Die Redaktion arbeitet mit hohen journalistischen Standards und die meisten Schüler:innen kennen die Nachrichtenseite bereits. Bei aktuellen Entwicklungen hält sie mit einem Live-Ticker auf dem Laufenden. Noch ausführlicher und aktueller informiert die britische BBC, die bereits seit vielen Jahrzehnten von ihren Lesern für ihre unparteiische Berichterstattung (nicht nur) über den Nahostkonflikt geschätzt wird.
Um einen guten Überblick über die internationale Berichterstattung zu haben, ist eurotopics zu empfehlen. Die Seite funktioniert im Stile einer internationalen Presseschau.
Um in der Informations-Flut kompetent mit Meldungen umzugehen, empfiehlt es sich auch, das Thema Fake News genauer in den Blick zu nehmen. Auf der Seite von klicksafe gibt es hierzu diverse Unterrichtsmaterialien. Und das Medienmagazin zapp hat dazu ein aktuelles Video produziert, das sich explizit mit dem Konflikt im Nahen Osten beschäftigt. Neben expliziten Fake News ist es auch wichtig, auf eine ausgewogene Berichterstattung zu achten. Einige Medienkanäle informieren nämlich faktisch richtig, aber zum Teil sehr einseitig.
Bei all den Herausforderungen, die die Bearbeitung des Nahostkonflikts mit euren Schüler:innen für euch mit sich bringt, ist es wichtig, auf eure psychische Gesundheit und die eurer Schüler:innen zu achten. Sowohl für euch als auch für sie kann es sehr aufwühlend und teilweise auch überfordernd sein, sich mit den Vorgängen auseinanderzusetzen. Ihr könnt euch per Telefon, Mail, WhatsApp-Nachricht und auf vielen weiteren Wegen Hilfe holen und diese Adressen auch euren Schüler:innen zur Verfügung stellen..
Habt ihr weitere hilfreiche Seiten im Netz oder Materialien zur Unterrichtsvorbereitung für eure Kolleg:innen? Dann schreibt es gerne in die Kommentare!
Wenn es um den Kochunterricht in der Schule geht, sind alle Schüler:innen sofort dabei. Gute Mahlzeiten zuzubereiten bedeutet nämlich auch, gutes Essen schnabulieren zu dürfen. Und wer isst nicht gerne leckere, selbstgemachte Gerichte? Passend zum Welternährungstag, der gleichzeitig auch der internationale Tag des Brotes ist, haben wir einige leckere Gerichte herausgesucht, die ihr gemeinsam mit euren Schüler:innen in der nächsten Kochstunde ausprobieren könnt! Zunächst stellen wir uns aber noch eine der wichtigsten Fragen:
Was Leckeres, na klar. Doch die Erkenntnisse um die Produkte der Zuckerindustrie haben uns schon lange gelehrt, dass nicht alles, was wir lecker finden, auch gut für uns ist. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung spielt nach wie vor eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und die Entwicklung einer jeden Person, insbesondere bei heranwachsenden Jugendlichen. Wie also gehen wir vor, um ihnen gesunde Ernährung näherzubringen?
Wodurch zeichnet sich gesunde Ernährung aus? Was sind Nährstoffe, Ballaststoffe und Vitamine und wofür benötigen wir sie? Welche Auswirkungen hat ein bestimmter Mangel für unseren Körper? Was für Grundnahrungsmittel gibt es und wie können sie schnell, einfach und lecker mit anderen Lebensmitteln kombiniert werden? Wie kann Lebensmittelverschwendung vorgebeugt werden? Was für Unverträglichkeiten gibt es? Dieser Teil wird euren Schüler:innen vermutlich nicht allzu viel Freude bereiten, er kann aber durchaus hilfreich für ihre persönliche Weiterentwicklung sein. Sich mit dem Thema gesunde Ernährung auseinanderzusetzen ist wichtig, gerade weil es so einfach ist, sich ungesund zu ernähren. Wir sprechen hier nicht von einem Schokoriegel zwischendurch oder einem Döner zum Mittagessen, sondern der Gefahr verarbeiteter Lebensmittel und unzureichender Nährstoffe zu so gut wie jeder Mahlzeit. Euren Schüler:innen die Relevanz von ausgewogener Ernährung nahezubringen, sollte hier das Ziel sein. Helft ihnen, die Gefahren für ihr körperliches und mentales Wohlbefinden aufzuzeigen und diese zu verstehen, damit sie bewusste Entscheidungen für ihre Gesundheit treffen können. Dadurch können sie ein Bewusstsein dafür schaffen, private Lebensmittelverschwendung einzudämmen.
Ihr solltet in eurem Kochunterricht prinzipiell nach dem Motto „Learning by doing“ vorgehen. Es ist dennoch sinnvoll, alle Schüler:innen an kleinen Grundrezepten zum Beispiel das Schneiden oder Würzen üben zu lassen. Wie schmecken Salz, Pfeffer, Knoblauch, Senf und diverse andere Gewürze und wie viel von jedem ergibt eine Mischung, die gut schmeckt? Üben könnt ihr das beispielsweise an einem Salat, der gemeinsam zubereitet wird. Dabei kann jeder eine kleine Portion Salatsauce für sich selbst zusammenstellen, die ihm/ihr gut schmeckt.
Für größere Kochaktionen empfiehlt sich die Aufteilung in Arbeitsgruppen. Dabei kann sich jeweils eine Gruppe um die Vorspeise, das Hauptgericht und die Nachspeise kümmern, um am Ende gemeinsam ein Drei-Gänge-Menü zu erhalten. In diesen Gruppen kann die Rollenverteilung nach individueller Absprache in der Gruppe geschehen und jede:r Schüler:in kann sich gemäß ihrer Stärken engagieren. Diese Aktion kann wöchentlich rotieren, sodass jede Gruppe mindestens einmal jeden Gang zubereiten kann. Wichtig ist hierbei ein gutes Zeitmanagement, da einige Gerichte wie Kuchen oder Aufläufe oft länger im Ofen brauchen, als ursprünglich vermutet.
Oftmals ist es am besten, den Schüler:innen einen angemessenen Freiraum zu lassen und für Fragen, die in den meisten Fällen kommen werden, zur Verfügung zu stehen. Gestaltet ein schulisches Umfeld, in dem Spaß zu haben, sich auszuprobieren und gemeinsam auf einen Moment hinzuarbeiten zu einer gewünschten Sache wird. Die kreative Freiheit werden sie brauchen, um sich entsprechend zu organisieren und die Rollen zu verteilen. Erwartet keine Meisterleistungen von euren Schüler:innen, für viele kann es das erste Mal sein, dass sie aktiv eine Mahlzeit zubereiten. Lobt sie für ihr Engagement und den Versuch, auch wenn es etwas salzig oder fade schmecken mag. Der Lernerfolg, den sie aus der Erfahrung ziehen werden, kann ihre Motivation zu kochen und ihr Interesse an gesunder Ernährung steigern.
Vorspeisen sind kleine, appetitanregende Gerichte, die eine mehrgängige Mahlzeit einleiten. Hier sind einige leckere Vorschläge:
Der Hauptgang ist vermutlich das aufwändigste Gericht, das eure Schüler:innen zubereiten werden. Oder zumindest könnten sie das denken. Es gibt aber auch viele schnelle und einfache Gerichte, bei denen euch das Wasser im Mund zusammenlaufen wird. Hier sind einige davon:
Der Nachtisch ist oft der süße Abschluss einer mehrgängigen Mahlzeit. Doch nur weil etwas süß schmeckt, heißt es nicht, dass es ungesund sein muss. Im Gegenteil, es gibt viele Möglichkeiten, etwas Süßes zu genießen und sich trotzdem nicht schlecht fühlen zu müssen. Gemüse, Haferflocken oder Proteinpulver in seinen Nachtisch hineinzuschmuggeln oder zu dunkler statt zu Vollmilchschokolade zu greifen, sind nur einige der Möglichkeiten, eure Mahlzeit gesünder zu gestalten. Es ist im Übrigen auch absolut in Ordnung, wenn ihr das nicht tun und lieber mit Genuss eine Tafel Schokolade verspeisen wollt, solange es nicht zum alltäglichen Konsum wird. Leckere Möglichkeiten für den Abschluss eures Drei-Gänge-Menüs könnten folgende sein:
Es gibt natürlich noch jede Menge weitere Gerichte, die ihr in euren Kochunterricht integrieren könnt. Fragt gerne auch bei euren Schüler:innen nach oder gebt ihnen die Aufgabe, kreative Rezeptideen mitzubringen. Achtet bitte auf Unverträglichkeiten und darauf, die Rezepte so zu gestalten, dass man sie auch in vegetarisch-veganer Form zubereiten kann. Diversität beim Essen ist von hoher Bedeutung und eröffnet euren Schüler:innen die Tür zur kulinarischen Vielfalt!
Welche Rezepte habt ihr schon im Kochunterricht ausprobiert? Schreibt es uns gerne in die Kommentare! Viel Spaß beim Kochen!
Der Kopf raucht, die Frustration steigt, auf dem Blatt Papier nur ein undurchschaubarer Buchstaben- und Zahlensalat. So sieht der Schulalltag vieler Schüler:innen in einem ganz bestimmten Fach aus: Mathe. In der TIMMS-Studie von 2019 lässt sich sogar ein Abwärtstrend erkennen: Immer mehr Grundschüler:innen haben Probleme mit dem Basiswissen. Und obwohl Mathe zu den beliebtesten MINT-Fächern zählt, wozu wir bereits in unserer Materialsammlung zur Verbesserung des Matheunterrichts berichtet haben, werden 15 Prozent der Schüler:innen von der Angst vor dem Matheunterricht geplagt und sogar jede:r Dritte hat Angst vor den Prüfungen. Doch woher kommt diese Angst? Was ist zu tun, um Schüler:innen das Mathe-Grauen zu nehmen und Begeisterung für die Welt der Zahlen zu säen?
Wer hätte gedacht, dass in der Antike diejenigen als „Kulturbanausen“ galten, die sich für eine mathematische Karriere entschieden? Denn eine Ausbildung in den Künsten Literatur und Musik genoss damals ein weitaus höheres Ansehen. Heute hat sich die Wahrnehmung gewandelt – wenn jemand das Studienfach oder den Leistungskurs Mathematik verkündet, wird anerkennend gepfiffen und es fallen Sätze wie „Also ich könnte das ja nicht“ oder „Mathe war immer mein Hassfach – Respekt“. Dennoch scheint ein Gefühl der Entfremdung und Frustration in dieser Anerkennung allgegenwärtig zu sein. Woran liegt das?
Überfliegt man den Lehrplan in Mathe und stolpert dabei über Polynomdivisionen und Integralrechnung, kommt einem das Fach schon ganz schön abstrakt und sperrig vor. Viele Schüler:innen haben genau dieses Problem. Während die Mengen in der Grundschule noch überschaubar sind und einen erkennbaren Bezug zur Realität haben, was den meisten Kindern Spaß im Umgang mit Zahlen bereitet, geht die Freude nach und nach verloren, sobald der Unterricht komplexer und die Konzepte und Formeln abstrakter werden. Denn in keinem Fach bauen die einzelnen Disziplinen so sehr aufeinander auf wie in Mathe. Und wenn das Fundament fehlt, dann lässt sich auch kein stabiles mathematisches Grundgerüst bauen.
Auch existiert ein „erblicher“ Teufelskreis: Eltern, die Probleme in Mathe hatten, geben ihre negativen Einstellungen und Ängste, gewollt oder ungewollt, an ihre Kinder weiter. „Ach, Mathe, das konnte ich auch nicht und habe ich selber nach der Schule nie mehr gebraucht“, lassen manche frustrierten Eltern verlauten. So erfüllt sich die Prophezeiung: Das Kind verfestigt die Überzeugung, sich „umsonst“ zu quälen.
Nicht zuletzt führt der hohe Leistungsanspruch in dem Fach zu erhöhtem Stress. Ein großes Problem ist dabei, dass die meisten Menschen noch immer der Überzeugung sind, entweder wird man mit einer gewissen Mathebegabung geboren oder eben nicht. Wer Mathe versteht, gilt als talentiert und schlau.
Diese Überzeugung führt jedoch in beiden Richtungen zu Angst: Die, die kein Mathe können, verlieren die Motivation, weil sie glauben, „keine Begabung“ zu haben, und die, die Mathe können, werden konstant mit der Angst konfrontiert, dass ihnen das Gegenteil jederzeit bewiesen werden könnte. Dabei liegen mangelnde mathematische Fähigkeiten weniger an einem Mangel an Intelligenz, sondern vielmehr an einem mangelnden Mengenverständnis. Etwas, das eigentlich bereits in der Grundschule vermittelt werden sollte.
Alle Kinder werden schon mit großen individuellen Unterschieden im Mengenverständnis eingeschult. Während einige das Arbeitsblatt in Lichtgeschwindigkeit ausfüllen, sitzen die Anderen mit gerunzelter Stirn und ausgestreckten Fingern vor ihren Rechenaufgaben. Die Schwierigkeit für die Lehrkräfte besteht daher, die Kinder mit Rechenproblemen rechtzeitig zu erkennen. Denn Zählen können Kinder ohne Mengenverständnis trotzdem. Die Lehrkräfte bleiben hier leider oftmals auf sich alleine gestellt. Viele Übungen in den klassischen Unterrichtsmaterialien fördern dieses Zählen statt Rechnen geradezu.
So werden die Kinder zwar schnell zu kleinen Zählmeistern, beispielsweise durch das Einkreisen von Mengen, das Dazumalen und Wegstreichen oder durch Schüttelboxen mit roten und blauen Plättchen. Die Rechenfertigkeit, die in den höheren Klassenstufen erfordert wird, kann aber nur mit einem ausgebildeten Mengenverständnis erlangt werden.
Für Kinder, die eine limitierte Sprachfertigkeit aufweisen, kommen außerdem weitere Hürden hinzu. Auf diese Weise wird ein großer Teil der Kinder früh in Mathe abgehängt, was sich meist nicht mehr aufholen lässt.
Laut dem Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar spielt zudem insgesamt die anhaltende föderale Bildungsungleichheit in Deutschland eine negative Rolle. Die bestehenden Unterschiede in den Lehrplänen der verschiedenen Bundesländer tragen zu den Herausforderungen im Mathematikunterricht bei. Lehrkräfte sehen sich oft mit der Schwierigkeit konfrontiert, Lehrinhalte an verschiedene Vorgaben anpassen zu müssen, was die Effektivität des Unterrichts beeinträchtigen kann. Yogeshwar betont daher die Notwendigkeit einer einheitlicheren Herangehensweise an das Mathematikunterrichtsniveau zwischen den Bundesländern. Darüber hinaus könnte eine gewisse Flexibilität in der Gestaltung des Lehrplans die Lehrkräfte bei der individuellen Förderung ihrer Schüler:innen unterstützen.
Der Matheunterricht hat aber noch ein weiteres großes Problem: Der Fokus liegt nicht selten auf dem reinen Reproduzieren. Lernt man die einzelnen Schritte auswendig, die notwendig sind, um eine Rechnung zu aufzustellen, kommt man erstaunlich weit. Das nötige Verständnis um die Gründe und Hintergründe ist dabei jedoch nicht unbedingt gegeben.
Auf diese Weise geht auch der kreative Aspekt der Mathematik verloren. Yogeshwar bezeichnet sie gar als Kunstform. Rechenprobleme werden im Unterricht allerdings nicht durch das kreative Ausprobieren, Scheitern, das erneute Ausprobieren und schließlichem Erfolg gelöst, sondern häufig durch die schlichte Nachahmung eines vorgegebenen Rechenwegs.
Laut der Talis-Studie von 2020 ist der Matheunterricht aber gerade dann erfolgreich, wenn er auf schlussfolgerndes Denken und Verstehen ausgerichtet ist, inhaltliche Herausforderungen stellt und an die Lebenswelt und das Vorwissen der Schüler:innen anknüpft. Der klassische Unterricht in Mathe fördert also die Frustration, die sich oft zu einer Angst verfestigt. Die Schulzeit hinterlasse dadurch bei vielen eine Art Trauma, so Yogeshwar.
Dass der Matheunterricht nicht nur ein Image-Problem, sondern ganz reale Mängel aufweist, ist kein Geheimnis. In den letzten Jahren haben sich zahlreiche Projekte und verschiedene Ansätze entwickelt, die sich das Ziel gesetzt haben, den Matheunterricht erlebbar zu machen, Aktivität und Aufmerksamkeit zu fördern und einen Bezug zur Welt herzustellen.
Aufbauend auf der gezielten Förderung des Mengenverständnisses können Lehrkräfte beispielsweise das mathematische Verständnis durch Forschendes Lernen fördern. Im Matheunterricht wird dadurch eine aktive, ausprobierende Herangehensweise begünstigt, um tiefergehendes Verständnis durch Aufgabenvariationen und Untersuchungen von Zahlbeziehungen zu fördern. Somit wird das Lernen anschaulicher und praxisnah.
Aber auch das Dialogische Lernen kann zu mehr Verständnis durch den direkten Einbezug der Schüler:innen mithilfe von Fragen wie „Was denkst du darüber?“ beitragen. Dieser Ansatz verspricht, die Kinder zum selbstständigen Schätzen, Abwägen und Argumentieren zu animieren und mithilfe der Eigeninitiative die Frustrationstoleranz zu verbessern.
Ein Beispiel für ein Projekt zur Förderung des Verständnisses ist die fantasievolle Abenteuerreise Mathalaxie, durch die Kinder spielerisch mathematische Fähigkeiten erlangen. Während sie sich darauf vorbereiten, ein Alien im Weltraum zu besuchen, werden nicht nur mathematische Fertigkeiten erworben, sondern auch soziale Kompetenzen, Selbstvertrauen und eine gewisse Emotionalität vermittelt.
Das auf zehn Jahre ausgelegte Projekt QuaMath, das von der KMK gefördert wird, soll die mathematische Bildung in Deutschland durch gezielte Fortbildungen und Ressourcen für Lehrer:innen verbessern, indem die Lebenswelten der Schüler:innen einbezogen werden. Mit dem diesjährigen Projektstart können sich Schulen teilweise noch bis zum 15. Dezember bewerben und Lehrkraftteams zu Multiplikator:innen des Projekts ausbilden lassen.
Viele dieser Projekte versprechen eine Revolution im Klassenzimmer. Ob und wie weit sie ihre Versprechen halten, wird sich in den kommenden Jahren erst zeigen. Zu hoffen bleibt, dass der Matheunterricht bald für alle zugänglich gemacht wird – auch für diejenigen, die bisher noch auf ihre Finger angewiesen sind, um den Durchblick zu behalten!
Wie gestaltet ihr euren Matheunterricht und was muss sich eurer Meinung nach am Lehrplan ändern? Schreibt eure Ideen gerne in die Kommentare.
Düsseldorf. 900 Brennpunktschulen nehmen in Nordrhein-Westfalen am Startchancen-Programm des Bundesbildungsministeriums (BMBF) für bedarfsgerechte Schulen teil. Das betrifft circa 250.000 Schüler:innen im Land, gab Urban Mauer, Staatssekretär im Ministerium für Schule und Bildung in dem Bundesland bekannt. Das Startchancen-Programm des Bundes soll für mehr Chancengleichheit sorgen und den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft lösen. Das Programm soll dabei nicht nur finanzielle Unterstützung anbieten, sondern grundlegende systemische Veränderungen vornehmen.
230 Millionen Euro jährlich stellt der Bund ab 2024 für das Startchancen-Programm in Nordrhein-Westfalen bereit. Die teilnehmenden Schulen wurden durch das Schulministerium ausgewählt, so Mauer. Bei rund 5400 Schulen im Bundesland ist das keine einfache Wahl. Das Bundesland beginne allerdings “nicht bei Null”, so Mauer. Nordrhein-Westfalen verfüge bereits über 64 Talentschulen, welche auch Vorbild für das Startchancen-Programm gewesen seien. Ausschlaggebend für die Auswahl der Schulen sei demnach der Sozialindex. Je höher die Anzahl der Schüler:innen, die von Armut betroffen sind und die einen Migrationshintergrund haben, desto eher hat die Einrichtung Chancen auf eine finanzielle Unterstützung..
Profitieren werden vor allem Grund- und Förderschulen, um möglichst früh die Weichen für einen gerechten Bildungsweg zu stellen. Einen erheblichen Bedarf sieht Mauer auch an weiterführenden Schulen und ausdrücklich auch Berufskollegs.
Ab dem kommenden Jahr können rund 4000 Schulen deutschlandweit mit einer jährlichen Unterstützung von bis zu einer Milliarde Euro durch das Programm rechnen. Die Länder sollen sich nach Möglichkeit in gleicher Höhe an der Förderung beteiligen. Die staatliche Förderung soll über zehn Jahre laufen und nicht nur eine moderne Lernumgebung für die Schüler:innen, sondern auch ein attraktiveres Arbeitsumfeld für die Lehrkräfte schaffen. Zudem sollen die Schulen Gelder zur freien Verfügung gestellt bekommen, ein sogenanntes “Chancenbudget”. Plätze für Schulsozialarbeit sollen durch die Förderung ebenfalls geschaffen werden. Es bleibt zu hoffen, dass das Startchancen-Programm, das bereits 2020 Teil des Koalitionsvertrages ist, zum nächsten Schuljahr auch tatsächlich kommt und die Schulen nicht wie beim DigitalPakt 2.0 auf ein eindeutiges Bekenntnis zum Programm warten müssen.
Der Duft eines frisch geöffneten Klassenbuchs, die feinsäuberlichen Linien und Kästen auf den makellos gedruckten Seiten und dazu ein brandneuer Kugelschreiber: Der Traum einer jeden Lehrkraft – Allerdings im Jahre 2002. In Zeiten der digitalen Bildung und dem multimedialen Lernen an Schulen ist es auch für die Lehrkräfte Zeit, frischen Wind in die Klassen zu bringen. Angefangen bei dem wohl typischsten Merkmal für den Beginn einer Unterrichtsstunde: dem Klassenbuch.
Wir zeigen euch, welche Anbieter es für das digitale Klassenbuch gibt und welche Vor- und Nachteile ihr aus den verschiedenen Angeboten ziehen könnt. Eine Reise in die Vergangenheit, zusammen mit einem Sprung in die Zukunft des Klassenbuchs, könnt ihr hier nachlesen. In unserem ersten Artikel haben wir euch bereits zwei Anbieter vorgestellt. Klickt doch schnell noch ein Mal rüber, um den bestmöglichen Vergleich zu haben. Für den heutigen Artikel haben wir uns drei unterschiedliche Anbieter genauer für euch angeschaut und möchten unsere Erfahrungen mit euch teilen.
DieSchulApp vereinbart nahezu alle Elemente aus dem Schulalltag. Ihr könnt unter den Modulen verschiedene Bereiche auswählen, die ihr nach Belieben miteinander kombinieren könnt. Darunter das digitale Klassenbuch, Vertretungsplanung, Hausaufgaben, Elternsprechtage und noch vieles mehr. Die App erweitert das analoge Klassenbuch um neue Features. Hier könnt ihr euch einen Überblick über die verschiedenen Module verschaffen.
Die Funktionen und Nutzung von DieSchulApp wird in diesem Video erklärt.
Zum Thema digitales Klassenbuch könnt ihr all das, was ihr sonst in das analoge Klassenbuch eingetragen habt, direkt digital übertragen. In DieSchulApp sind die Module digitales Klassenbuch und Absenzenverwaltung miteinander verknüpft. Wenn im Sekretariat also bereits eine Krankmeldung eingegangen ist, könnt ihr das direkt in eurem Klassenbuch sehen – andersrum natürlich genauso. Ihr könnt euch Hausaufgaben und Unterrichtsinhalte notieren, Mitteilungen und Hinweise für den Elternsprechtag vorbereiten und ihr habt euer Klassenbuch immer dabei. Das klingt doch schonmal vielversprechend.
Was uns gut an DieSchulApp gefällt: Die detaillierte und genaue Beschreibung der einzelnen Module und Kategorien gibt einen guten Überblick über das Angebot der App. Die Möglichkeit zur Wunschkombination aus den Modulen ist für uns ein weiterer Pluspunkt. Die App ist DSGVO-konform, nutzt deutsche Server und legt großen Wert auf den Datenschutz. Dass die Preise der einzelnen Module erst auf Anfrage zu sehen sind, sehen wir hingegen als Kritikpunkt an.
DieSchulApp könnt ihr euch auf euer Smartphone und auf das Tablet downloaden, aber auch über die Weboberfläche nutzen. DieSchulApp verfügt mittlerweile über 2.600 Bewertungen allein im Apple Store. Vielen Nutzer:innen gefällt die Übersichtlichkeit und die einfache Handhabung. Was aber häufig negativ auffällt: Abstürzen und Aufhängen der App und die mangelnde Erreichbarkeit der Servers.
DieSchulApp bietet euch einen dreimonatigen Testzugang an. Danach variieren die Preise je nachdem, welche Module ihr bucht. Jedes Modul hat einen jährlichen Preis zwischen 49€ und 249€, weitere Preise werden nicht genannt. Über das Formular könnt ihr einen Testzugang und weitere Informationen anfordern.
EduPage ist eine Schulsoftware aus dem Raabe Verlag. Mit verschiedenen Funktionen wie digitalen Stunden- und Vertretungspläne, Nachrichtenfunktion, Terminverwaltung und E-Learning möchte die Software euren Schulalltag erleichtern. Für den heutigen Artikel werfen wir wieder einen gezielten Blick auf die Funktion des digitalen Klassenbuchs. Auch bei EduPage könnt ihr alle Notizen, Hinweise und Abwesenheiten, welche vorher analog eingetragen wurden, ganz einfach in das digitale Klassenbuch übertragen. Euren Lehrstoff könnt ihr problemlos über den Stoffverteilungsplan festlegen und bei Bedarf nachtragen. Der Vertretungsplan und das Klassenbuch sind miteinander verknüpft, das heißt, dass die Daten des Vertretungsplans automatisch in euer Klassenbuch übertragen werden. Für den Fall, dass ihr selbst krank oder verhindert seid, könnt ihr Notizen für den Unterricht für eure Vertretung eintragen. Die Anwesenheit der Schüler:innen könnt ihr natürlich auch überprüfen.
Das Video erklärt euch die Software und die Funktionen wie das digitale Klassenbuch noch einmal genauer.
Was uns gut an EduPage gefällt: Die Website ist informativ und hilfreich aufgemacht. Zu fast allen Themen gibt es Videos und Hilfestellungen, in denen die verschiedenen Funktionen erklärt werden. Die Preise werden transparent auf der Website veröffentlicht und nach unterschiedlichen Kriterien berechnet. Ihr könnt somit direkt nachschauen, welche Funktionen ihr für euer Geld bekommt – ein großer Pluspunkt! Die Software ist DSGVO-konform und eure Daten sind durch SSL-Verschlüsselung geschützt, zudem nutzt EduPage deutsche Server. Was uns negativ aufgefallen ist: Die dazugehörige App hat im Vergleich zu der Website eine weniger ansprechende Aufmachung und wird auch im Apple Store und bei Google Play eher schlecht bewertet. Die App ist also definitiv überarbeitungswürdig.
Je nach Größe eurer Schüler:innenanzahl und der Schulart variieren die Preise. Ebenfalls könnt ihr noch zusätzliche Funktionen und Pakete buchen. Für jedes Modul könnt ihr einen kostenlosen Testzeitraum anfordern. Bei einem Abrechnungszeitraum über drei Jahre erhaltet ihr fünf Prozent Rabatt auf den jährlichen Preis und bei fünf Jahren erhaltet ihr zehn Prozent Rabatt. Ein möglicher Jahrespreis könnte also so aussehen: Bei einer Anzahl von 501–800 Schüler:innen an einem Gymnasium, zahlt ihr für die Premium Version ohne zusätzliche Module, über einen Abrechnungszeitraum von fünf Jahren 1.258,20 € jährlich.
Last but not least: SWOP. Die Software aus Potsdam soll die Kommunikation und die Verwaltung an Schulen vereinfachen und modernisieren. SWOP vereint die Module Klassenbuch, Info, Noten, Homework, Kalender und Post. Alles, was ihr also vorher im Aushang und der Ablage des Lehrerzimmers vorfinden konntet, die Noten der Schüler:innen, Vergabe der Hausaufgaben und alle für dich wichtigen Termine und Nachrichten, wird in der Software vereint und zusammengefasst.
In dem Video könnt ihr mehr über SWOP erfahren.
Per Klick die An- und Abwesenheiten der Schüler:innen eintragen, Bemerkungen oder Dokumentationen festhalten und die Hausarbeiten überprüfen – das ist auch bei dem digitalen Klassenbuch von SWOP möglich. Durch die Fehlzeitenmatrix habt ihr einen guten Überblick über die Abwesenheiten eurer Schüler:innen und den Sitzplan eurer Klasse könnt ihr ebenfalls digital festhalten. Im Stundenplan könnt ihr aktuelle Informationen und wichtige Hinweise für eure Kolleg:innen oder Schüler:innen hinterlassen. Alles in einem umfasst das digitale Klassenbuch von SWOP alle wichtigen Elemente, die ihr im Schulalltag benötigt.
Auch bei SWOP gefällt uns die Aufmachung der Website sehr gut. Alle notwendigen Informationen sind in wenigen Klicks griffbereit. Die Geschichte um die Entstehung von SWOP und die Auflistung der Partnerschulen machen einen guten Eindruck. Die Module sind frei kombinierbar. So könnt ihr das buchen, was ihr wirklich benötigt. Mit verschlüsselten Verbindungen, einem ISO-zertifizierten Hosting und deutschen Servern und der DSGVO-Konformität setzt SWOP auf hohe Sicherheitsstandards und Datenschutz. Bemängeln müssen wir aber auch hier, dass die Preise erst auf Anfrage verfügbar sind. SWOP kommentiert die Situation damit, dass es “kein Produkt von der Stange” sei, sondern immer individuell konfiguriert wird. Dennoch finden wir, dass die Preise zu den verschiedenen Modulen direkt auf der Website den Vergleich zwischen den verschiedenen Anbietern transparenter machen. Zumal Lehrkräfte oder Schulträger auch nicht immer direkt ein Angebot anfordern möchten, sondern sich zunächst lediglich über die verschiedenen Preise informieren wollen.
Bei DerSchulApp gefällt uns besonders die freie Kombination der Module und umfangreichen Möglichkeiten des digitalen Klassenbuchs. Die häufig bemängelten Probleme mit der App und mit den Servern plus die Tatsache, dass auf der Website keine Preise einzusehen sind, empfinden wir als Kritikpunkt. EduPage überzeugt uns durch die Transparenz der Preise und durch die hilfreiche Gestaltung der Website. Allerdings fällt die App auch hier qualitativ ab und macht uns einen Strich durch die Rechnung. Die Verbindung aus der freien Kombination der Module bei SWOP und die einladende Website mit der Geschichte der Software, zusammen mit den nicht vorhandenen Preisen, kombiniert die Vor- und Nachteile der beiden zuvor genannten Anbieter.
Das digitale Klassenbuch hat bei allen Anbietern hilfreiche Funktionen. In dieser Hinsicht könnt ihr praktisch nichts falsch machen. Dennoch muss auch das ganze Drumherum betrachtet werden. Einen klaren Testsieger gibt es bei unserem Vergleich nicht wirklich. Letztendlich liegt es an euch und eurer Schule, ob und mit welchem der zahlreichen Angebote ihr einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung machen wollt.
Nutzt ihr an eurer Schule bereits das digitale Klassenbuch? Erzählt uns gerne von euren Erfahrungen!
Es steht schon wieder eine Vertretungsstunde an und ihr sucht neue Lernspiele für die Gestaltung? Keine Sorge, wir haben hier ein paar Ideen für euch, mit denen ihr auch kurzfristig Vertretungsstunden spielerisch gestalten könnt. Und sollten diese Ideen nicht ausreichen, haben wir hier auch noch weitere zur Verfügung gestellt.
Eine erste Möglichkeit, um Schüler:innen Lerninhalte spielend näher zu bringen, können DIY-Spiele sein.
Hierfür kann beispielsweise Memory von den Schüler:innen selbst gestaltet werden. Im Gegensatz zur klassischen Bilderpaarvariante, lassen sich bei dieser Variation Verknüpfungen erstellen. Es können Paare bestehend aus Jahreszahlen und ihren geschichtlichen Ereignissen, zueinander passenden Mathematikformeln oder Wörtern und ihrer Definition gebildet werden. Auf diese Art und Weise kann jedes Memory fachspezifisch gestaltet werden und festigt gleichzeitig das Wissen der Schüler:innen.
Besonders bei Sprachen eignet sich das Spiel Fliegenklatsche. Bei diesem Spiel wird die Klasse in zwei Mannschaften aufgeteilt. An der Tafel hängen unterschiedliche Bildkarten. Alternativ kann man auch verschiedene Bedeutungen an die Tafel schreiben. Nun stellen sich je ein:e Mitspieler:in im gleichen Abstand vor die Tafel und haben jeweils eine Fliegenklatsche in der Hand. Die Lehrkraft liest eine Vokabel vor. Die Person, die schneller die entsprechende Definition an der Tafel "abklatscht", hat gewonnen und holt einen Punkt für die eigene Mannschaft.
Eine weitere Idee ist das Kreuzverhör. Bei diesem werden Schüler:innen in zwei Teams aufgeteilt und stellen sich gegenseitig Fragen zum Unterrichtsthema. Wichtig hierbei ist, dass die jeweils fragende Gruppe die Antworten zu den selbst gestellten Fragen weiß. Anschließend fragen sich die Schüler:innen gegenseitig in einem Kreuzverhör ab.
Um ein bisschen Bewegung in die Vertretungsstunde zu bringen, eignen sich interaktive und gruppendynamische Lernspiele. Es können Spiele wie Domino oder 4-Ecken-Raten verwendet werden.
Bei einer Abwandlung des Spiels Domino werden den Kindern Karten ausgeteilt. Jede Karte enthält unterschiedliche Bausteine zum eigentlichen Thema. Es kann sich dabei um Teile von Formeln oder beispielsweise biologische oder geschichtliche Abläufe handeln, die in die richtige Reihenfolge gebracht werden müssen. Der oder die Startspieler:in stellt sich also an den Anfang. Wer denkt, dass die eigene Karte an die vorherige anschließt, stellt sich hinter die Startperson. Und so geht es weiter, bis alle Schüler:innen und Karten ihren Platz in der Schlange haben.
Eine weitere Idee wäre das Spiel 4-Ecken-Raten. Bei diesem Spiel stellen sich alle Schüler:innen in jeweils eine Ecke des Klassenzimmers. Jede Ecke stellt eine Station dar. Um nun ein Lernspiel daraus zu machen, kann jede Ecke des Klassenzimmers in verschiedene Themenbereiche eines Fachs unterteilt werden. Steht also eine Vertretungsstunde im Fach Englisch an, kann in der ersten Ecke eine Vokabel abgefragt und in der zweiten Ecke eine Grammatikfrage beantwortet werden. In den letzten beiden Ecken können beispielsweise konjugiert oder ein Satz gebildet oder übersetzt werden. Dieses Spiel eignet sich auch für andere Fächer. So können den Schüler:innen bei einer Mathematikvertretungsstunde in den Ecken verschiedene Rechenaufgaben gestellt werden. Es lässt sich also fachspezifisch anpassen. Es gibt also viele Möglichkeiten, um auch spielerisch interaktiv zu lernen und den Schüler:innen gleichzeitig ein bisschen Bewegung zu verschaffen.
Möchte man aber die Vertretungsstunde ein bisschen digitaler gestalten, eignen sich auch hier viele Webseiten. Schließlich dürfen auch digitale Spiele im Klassenzimmer nicht fehlen. In unseren anderen Artikeln zu Spielen in Vertretungsstunden haben wir bereits digitale Quizspiele wie Kahoot, Mentimeter oder Quizlet vorgestellt. Diese eignen sich gut, um das Wissen der Schüler:innen spielerisch in einem leichten Wettbewerbssetting zu prüfen.
Um Schüler:innen weitere Inhalte nahe zu bringen, eignet sich die Website Khan Academy. Bei Khan Academy handelt es sich um eine nicht-kommerzielle Website mit Lernmaterial. Sie bietet sowohl Erklärvideos als auch Aufgaben vom Grundschulniveau bis hin zu Universitätsaufgaben an. Es findet sich also genügend Lernmaterial für alle Klassenstufen, das zusammen mit den Schüler:innen erarbeitet werden kann.
Um aber am Ende auch mal eine Pause einzulegen oder eine Vertretungsstunde einfach mit einem Spiel ausklingen zu lassen, können Gartic Phone oder skribbl.io verwendet werden. Bei beiden Spielen handelt es sich um Zeichenspiele auf dem eigenen Endgerät. Es werden Phrasen oder Wörter zum Zeichnen gegeben und anschließend auch die Zeichnungen anderer erraten. Mit diesen Spielen können die Schüler:innen gegen Ende der Stunde ein wenig entspannen.
Vertretungsstunden können manchmal eine Herausforderung für Lehrkräfte sein. Jedoch können sie mit Lernspielen wie diesen auch mit kurzer Vorbereitungszeit ein voller Erfolg werden und den Schüler:innen gleichzeitig spielend sowohl Lerninhalte näher bringen, als auch euch ein wenig entlasten. Und dank ihrer Flexibilität eignen sich die Lernspiele auch für alle Alters- und Klassenstufen. Die nächste Vertretungsstunde kann kommen!
Welche Lernspiele kennt ihr schon und welche würdet ihr am ehesten in eurer nächsten Vertretungsstunde anwenden? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Nur jeder zehnte deutsche Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren kann programmieren. Das geht aus einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem Jahr 2018 hervor. Ob sich die digitale Kompetenz an deutschen Schulen in den letzten fünf Jahren verbessert hat, ist fraglich. Wie Lehrer News bereits im Frühjahr berichtete, gilt Informatik in gerade einmal fünf Bundesländern als Pflichtfach, in den meisten gibt es nur freiwillige Angebote.
Trotz mangelnder staatlicher Maßnahmen, könnt ihr als Lehrkräfte eine technische Ausbildung in den Unterricht integrieren, um eure Schüler:innen bestmöglich auf ihre digitale Zukunft vorzubereiten. Eine solche Möglichkeit bieten Arduino und Raspberry Pi: kreditkartengroße Minicontroller bzw. Minicomputer, die vielfältige Möglichkeiten bieten, die Arbeit mit Computern praktisch zu erlernen. Um euch die Unterrichtsvorbereitung zu erleichtern, stellen wir im Folgenden einige Projekte vor, die kostenlos online abrufbar sind und mit denen ihr Spaß am Programmieren wecken könnt!
Obwohl Arduino und Raspberry Pi häufig als Konkurrenzprodukte betrachtet werden, ist der Raspberry Pi ein eigenständiger Minicomputer, an den, wie bei herkömmlichen Geräten, zur Bedienung lediglich eine Maus, ein Monitor und eine Tastatur angeschlossen werden müssen. Anders beim Arduino: dieser Minicontroller führt den von einem angeschlossenen PC überspielten Code aus. Der Arduino durchläuft also wiederholt ein Programm, während der Raspberry Pi mehrere Programme nacheinander oder gleichzeitig abspielen kann. Da die eingeschränkten Funktionen des Arduino die Handhabung erleichtern, geschieht die Wahl zwischen den zwei Produktreihen am Besten anhand des Kenntnisstandes der Schüler:innen und dem angestrebten Niveau des Projekts.
Dieses Projekt des Schülerforschungszentrums Südwürttemberg entstand im Laufe von zehn aufeinanderfolgenden Workshops mit Schüler:innen der 4. bis 6. Klasse. Zu Beginn werden die Grundlagen der Elektrizität abgefragt, um Teilnehmer:innen die Arduino-Hardware näherzubringen, bevor die Entwicklungsumgebung Arduino IDE und erste C++-Codes vorgestellt werden, die im Laufe des Projekts immer anspruchsvoller werden. Auch kommen neue Bauteile wie ein Multimeter und ein Analog-Digital-Wandler dazu. Diese schrittweise steigenden Ansprüche verringern die Gefahr, weniger-technikaffine Schüler:innen zurückzulassen.
Der Fokus des Projekts liegt auf alltäglichen Anwendungen des Arduinos. Teilnehmer:innen bauen beispielsweise einen Bewegungsmelder oder verschiedene Motoren und bekommen so ein Verständnis dafür, wie viele selbstverständliche Vorgänge heute auf Computer und Codes angewiesen sind. Das Projekt endet mit dem Bau eines eigenen Roboters, um auch die spielerische und kreative Seite der Arbeit mit Computern aufzuzeigen.
Das Material kann entweder als Lehrerleitfaden verwendet oder den Schüler:innen zur selbstständigen Erarbeitung zur Verfügung gestellt werden. Es enthält neben erklärenden Lesetexten, Abbildungen und Grafiken auch elf Arbeitsblätter, inklusive ausführlich erklärten Lösungen. Die Materialliste am Kopf jedes Arbeitsblattes erleichtert die Unterrichtsvorbereitung. Besonders für technische Laien ist das beigefügte Arduino-Glossar hilfreich, in dem wichtige IT-Begriffe, die Grundlagen der C++-Programmierung und die Behebung häufiger Syntaxfehler im Code erklärt werden.
Das Projekt-Dokument bietet in vielen Fällen schon den fertigen Code für die gegebenen Problemstellungen. Dieser wird den Schüler:innen ausführlich erklärt, bevor er in Arduino IDE übertragen werden soll. Mag diese Präsentation von Wissen zum Lernstil einiger passen, wird der Learning-by-Doing-Aspekt, der anderen Lerner:innen hilft, deutlich verringert.
Diese Unterrichtsreihe wurde bei der Arbeit mit Schüler:innen der 6. Klasse entwickelt. Sie ist auf 30 Stunden ausgelegt und begleitet Teilnehmer:innen in stetigen Schritten von der Einführung der Hardware, über die Aneignung der Programmiersprachen Scratch und Python, bis hin zum Programmieren eigener Spiele.
Neben exakten Stundenabläufen, die euch die Unterrichtsvorbereitung erleichtern, bietet das Heft Verweise auf unterschiedlichste Hilfsmittel, z.B. kostenloses Unterrichtsmaterial zur spielerischen Aneignung der benötigten Programmiersprachen. Der ausführliche Lehrerleitfaden wird von 46 Arbeitsblättern begleitet. Diese ermöglichen Schüler:innen mithilfe von bunten Abbildungen und Grafiken die selbständige Arbeit im eigenen Tempo. Alle Lösungen werden ausführlich erklärt.
Inhaltlich punktet das Heft mit seinem Fokus auf Computerspielen und kreativen Eigenprojekten. Sechs Stunden sind alleine dem Programmieren mit Minecraft gewidmet. Das beliebte Spiel ist in einer Raspberry Pi Version verfügbar, mit der man durch Python-Befehle unmittelbar in die Spielwelt eingreifen kann. Das Projekt endet zudem mit zehn Stationen, die selbständig je nach Interesse bearbeitet werden können. Hier lernen Schüler:innen unter anderem, Pixel-Art zu erstellen, eine Spielsteuerung aus Papier zu basteln oder einen Joystick anzustecken.
Den Projektstart bildet ein dreistündiger Theorieblock zur Geschichte und zum Aufbau des herkömmlichen Computers. Obwohl entsprechende YouTube-Videos verlinkt wurden, können diese Einheiten etwas trocken ausfallen, wenn ihr keinen Zugang zu historischen Computern habt. Allerdings verschafft dieser Teil den Schüler:innen ein Verständnis für den Zusammenhang zwischen ihrem eigenen PC oder Tablet und dem Raspberry Pi.
Egal ob Computerfreaks oder technische Anfänger, mit der vielfältigen Auswahl an frei zugänglichen Arduino- und Raspberry Pi-Projekten, die online zu finden sind, wird auch eure Klasse im Nu zu Programmierprofis. Kennt ihr noch weitere Projekte, die wir nicht genannt haben? Schreibt sie uns gerne in die Kommentare! Wir wünschen viel Spaß beim Ausprobieren!
In unserer schnelllebigen Bildungswelt ist das ständige Streben nach guten Noten ein zunehmender Stressfaktor. Immer mehr Schüler*innen leiden unter psychischen Belastungen. Doch die Hilfsangebote für sie sind rar. Immer noch sind Schulpsycholog*innen Mangelware. Auch in der Lehrkräfteausbildung sind Begriffe wie Resilienz oder Achtsamkeit noch größtenteils Fremdworte. Hier kommt die junge MindForest Learning Company ins Spiel. Die innovative Onlineplattform aus Baden-Württemberg agiert seit einigen Monaten als Pionier im Bereich mentaler Unterstützung für die Schule. Durch die Verbindung moderner Nachhilfemethoden mit Achtsamkeitspraktiken bietet MindForest eine vielfältige Mischung von Lernmöglichkeiten für Schüler, Eltern und Lehrer gleichermaßen.
Beginnen wir mit der bekannten Seite des Angebots: Der Nachhilfe. Im Gegensatz zu vielen traditionellen Nachhilfeinstituten sind die Angebote von MindForest sorgfältig darauf ausgerichtet, den spezifischen Bedürfnissen individueller Jugendlicher gerecht zu werden. Statt Gruppenkursen setzt man hier für die Nachhilfe auf Einzelunterricht. Dieser wird von pädagogischen Fachkräften persönlich ausgeführt. Dabei geben sich die Schüler*innen jede Woche konkrete Ziele, die sie dann in der gemeinsamen Arbeit erreichen können. Mit einem Fokus auf Methodik statt Bulimielernen und einer Betonung des Faktors der Motivation, geht es MindForest dabei darum, Interesse und Kompetenz gleichermaßen zu fördern. Immersion spielt hier eine zentrale Rolle. Fachliches muss mit der eigenen Begeisterung einhergehen. Im Fach Englisch etwa werden Schüler*innen gezielt angehalten, die Sprache in ihre liebsten Hobbies miteinzubeziehen. Wer immersiv lernt, lernt besser. Und in sechs Tagen Beschäftigung mit englischsprachigen Büchern, Filmen oder YouTube-Videos geschieht mindestens so viel Lernfortschritt, wie in einer einstündigen Nachhilfestunde. Zusammen mit zielorientierten Stunden sorgt das bei der Nachhilfe von MindForest für nachhaltig bessere Leistungen. Doch bessere Leistungen allein sind noch kein echter Fortschritt. Schule soll sich auch endlich gut anfühlen!
Das seelische Wohlbefinden wird in unserem Schulsystem noch immer recht stiefmütterlich behandelt. Das gilt nicht nur für die Schulen selbst, sondern auch für die meisten Lerninstitute oder Lernapps. MindForest will hier eine Veränderung anstoßen. Darum bietet die Plattform neben ganzheitlicher Nachhilfe auch Einführungskurse in Achtsamkeit und Meditation an. Diese werden in separaten Einheiten jeweils für Schüler*innen, Eltern und Lehrkräfte abgehalten. Da die Kurse bei MindForest online stattfinden, eignen sie sich besonders gut für ängstliche oder schüchterne Schüler*innen. Gerade diese profitieren besonders von einer verbesserten Achtsamkeit. Auch viel beschäftige Lehrkräfte können dank flexibler Onlinekurse ihre Fähigkeiten ergänzen, ohne dafür zu langen Fortbildungen fahren zu müssen. Erst durch sie kommt Achtsamkeit dann auch wirklich im Klassenzimmer an. Ergänzt wird das alles noch durch das Elternangebot, das bewusst auf pädagogisch-erzieherische Aspekte eingeht. MindForest erreicht also viele Ebenen der Schulerfahrung zur gleichen Zeit. So wird sichergestellt, dass Achtsamkeit nachhaltig und dauerhaft Eingang in jeden Teil unseres Bildungssystems finden kann. Die von MindForest gelehrte Praxis schafft so einen Zufluchtsort für innere Ruhe und Gelassenheit im stressigen Schulalltag.
MindForests Ansatz basiert auf wissenschaftlichen Prinzipien. Unter Berücksichtigung aktueller psychologischer Erkenntnisse verknüpft die Plattform wissenschaftliche Theorie mit real umsetzbaren Praktiken. Das erklärt etwa den Fokus auf Motivation und Immersion, zeigt sich aber auch in den Meditationskursen: Schüler*innen werden nicht etwa direkt in komplexe Situation geworfen, sondern schrittweise und langsam an Achtsamkeit herangeführt, so wie es für ihre geistige Entwicklung angemessen ist. Die Kurse für Erwachsene dagegen sind komplexer und konzentrieren sich auf das Begleiten und Lehren ihrer Kinder. Auch die Nachhilfestunden enthalten stets kleine Achtsamkeitsübungen und Momente der Ruhe, um die Konzentration und das geistige Wohlbefinden gleichermaßen hochzuhalten. Diese sorgfältige Komposition schafft eine einzigartige Lernumgebung, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch persönliches Wachstum und Selbsterkenntnis fördert. Durch das Verständnis der Zusammenhänge von Geist und Körper verkörpert MindForest einen zukunftsweisenden Ansatz für Bildung in Deutschland.
Im Kern zielt MindForest also darauf ab, Individuen zu ermächtigen, ihr volles Potenzial zu entfalten. Durch die Kombination von Bildung und Achtsamkeit arbeitet die Plattform aktiv an einer hoffnungsvolleren Bildungszukunft, in der gestärkte Individuen gemeinsam zu einer mitfühlenderen und verständnisvolleren Gesellschaft beitragen.
Um mehr zu erfahren oder einen Probetermin zu buchen, besuchen Sie www.MindForest.academy oder kontaktieren Sie uns direkt per E-Mail unter mindforest@web.de.
Entdecken Sie eine neue Art des Lernens, entdecken Sie die Kraft der Achtsamkeit - werden Sie noch heute Teil von MindForest!
Berlin. Wenn die Gewalt im Nahen Osten aufflammt, hat dies auch Auswirkungen für die deutsche Gesellschaft. Nach den Raketenangriffen der radikalislamistischen Hamas auf Israel am Samstag schlägt der Konflikt mittlerweile auch an deutschen Schulen Wellen. Wir blicken auf die hiesigen Ereignisse und liefern euch einige Hilfestellungen zum Umgang mit diesem schwierigen Thema mit euren Schülern.
In einer Neuköllner Schule am Montagmorgen kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen einem Schüler und einem Lehrer. Auslöser war ein 14-jähriger Schüler, der mit einer Palästina-Flagge als Umhang getragen und einem Palästinensertuch um den Kopf zur Schule gekommen war. Mit dem Hintergrund, ihm das Hochhalten der Flagge verbieten zu wollen, kam es zu verbalen Auseinandersetzungen mit dem Schüler. Im Zuge dessen soll sich ein 15-jähriger Mitschüler eingemischt und dem Lehrer einen Kopfstoß zugefügt haben. Laut Polizeiangaben soll der 61-jährige Lehrer ihn daraufhin geschlagen und anschließend selber einen Bauchtritt bekommen haben. Gegen beide Beteiligten wurde eine Anzeige wegen Körperverletzung aufgenommen. Schülerberichten zufolge soll es allerdings keinen Kopfstoß gegeben haben, zu beweisen ist das auch auf dem vorhandenen Videomaterial des Zwischenfalls nicht.
Es ist nicht der erste Vorfall in Zusammenhang mit dem Lehrer, zwei Wochen zuvor soll er eine Schülerin weinend aus der Klasse rausgeworfen haben, weil diese eine Halskette mit der Palästina-Flagge trug. Ein Sprecher der Bildungsverwaltung gab an, dass die Schule nach dem Vorfall ein Krisenteam eingesetzt hat. Weiter heißt es: „Oberste Priorität für uns hat die Sicherstellung des Schulfriedens. Ein Gutheißen der terroristischen Attacken auf Israel werden wir auf unseren Schulhöfen nicht tolerieren.“ Wie der Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) dem rbb bestätigte, werde die Schule derweil seit Dienstag von Security-Mitarbeitern bewacht, um den Zutritt von Schulfremden zu verhindern.
Ebenfalls am Montag forderte die Bildungssenatorin und amtierende Präsidentin der Kultusministerkonferenz Katharina Günther-Wunsch in einer Mail an die Schulleitungen Berlins dazu auf, sich mit den Ereignissen in Israel auseinanderzusetzen und diese im Unterricht zu thematisieren. „Dabei ist zu befürchten, dass manifest oder latent israelbezogener Antisemitismus bei einigen Schülerinnen und Schülern eine Rolle spielt“, so die CDU-Politikerin. „Es ist empfehlenswert, mit den Schülerinnen und Schülern das Gespräch über die Ereignisse zu suchen und ihnen bei der Einordnung zu helfen.“ Dabei soll das Ziel sein, den Schüler:innen zu vermitteln, dass Gewalt keine Konflikte löst, sondern sie weiter verschlimmert. Auch Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, Schülerinnen und Schüler für das Thema Krieg zu sensibilisieren. Kriegerische Auseinandersetzungen, bei denen Menschen umgebracht werden, müssten in der Schule mehr angesprochen und diskutiert werden. “Das ist das, was wir mit den Schülern thematisieren sollten”, so Freiberg.
Einfach zu erklären ist die Lage in Israel und Gaza für Lehrer:innen allerdings nicht. Insbesondere mit dem Problem des Antisemitismus unter jungen Muslimen fühlen sich Lehrkräfte oft von der Politik alleingelassen. Dass Schüler:innen beim Thema Nahost-Konflikt teils extremistische Haltungen einnehmen und gegen Juden hetzen, gehört zur Realität an Berliner Schulen, berichtet eine Lehrerin auf einer Solidaritätsdemonstration am Samstag. Nicht wenige sind auch persönlich betroffen und haben Familienangehörige in der Konfliktregion. Wie soll das Thema also angegangen werden?
Informieren! Zumal ist die Suche nach Gesprächen mit den Schüler:innen notwendig. Man kann nicht erwarten, dass sie durch ihr privates Umfeld und ihre Peer-Gruppen das notwendige geschichtliche Hintergrundwissen erhalten, dadurch ist dessen Vermittlung in der Schule von großer Bedeutung. Der Geschichtsunterricht in den Schulen ist in der Regel auf Schüler:innen ohne Migrationshintergrund angelegt und erreicht insbesondere muslimische Jugendliche nicht im notwendigen Ausmaß. Sie bearbeiten den Nationalsozialismus, Antisemitismus und Holocaust zwar, jedoch fehlt ihnen der persönliche Bezug und das Interesse zum Thema. Benötigt werden unterschiedliche Ansätze, um die Problematik anzugehen und die Schüler:innen für die Thematik zu sensibilisieren. Damit ihr euch entsprechend vorbereiten und eurer Klasse nachweislich korrekte Informationen liefern könnt, haben wir hier einige Materialien und Informationsquellen zusammengetragen: